Escaflowne-Rise of the Goddess von abgemeldet (~Fate of Gaia~) ================================================================================ Prolog: ~~Interlude~~ --------------------- Hallo Leute! So,dass hier ist es dann wohl^^Îch konnte es mir nicht verkneifen,ich musste diese FF einfach schreiben.Ich hoffe dass ihr mir ein paar Kommis schreibt! Da in der FF auch mal hier und da Songtexte und ähnliches vorkommen (macht ne schöne Stimmung, wie ich finde), hier schonmal die Info: Die meisten sind net von mir, sondern geklaut*g* Manche habsch au selber geschrieben^^ Ach ja,die FF orientiert sich leicht am Movie!*g* VIEL SPASS!!! Eure XshaktiX *Rise of the Goddess*~ *Escaflowne* ~~**~~ i'm so tired of being here suppressed by all my childish fears and if you have to leave i wish that you would just leave your presence still lingers here and it won't leave me alone these wounds won't seem to heal this pain is just too real there's just too much that time cannot erase when you cried i'd wipe away all of your tears when you'd scream i'd fight away all of your fears and i've held your hand through all of these years but you still have all of me you used to captivate me by your resonating light but now i'm bound by the life you left behind your face it haunts my once pleasant dreams your voice it chased away all the sanity in me these wounds won't seem to heal this pain is just too real there's just too much that time cannot erase when you cried i'd wipe away all of your tears when you'd scream i'd fight away all of your fears and i've held your hand through all of these years but you still have all of me i've tried so hard to tell myself that you're gone and though you're still with me i've been alone all along... ~~**~~ ********************************************************************** Dunkelheit umschloss das kleine Lager. Beschützt durch die Bäume des Waldes, war es nicht einmal aus der Luft richtig zu erkennen. Die Zelte waren in kleinen Abständen zueinander aufgestellt. Ein Lagerfeuer brannte in der Mitte des Platzes und seine Flammen wehten leicht im aufbrausenden Wind umher. Mit müden Augen sah der Mann, der auf einem Baumstamm am Feuer saß in die roten Flammen. Er unterdrückte ein Gähnen, man konnte leicht erkennen dass er Mühe hatte sich wach zu halten. Den Bogen fest in der Hand und die Pfeile im Köcher neben ihm saß er da und spähte umher. "Das Leben ist hart.." seufzte er vor sich hin. Doch kaum hatte er diese Worte gesprochen hörte er wenige Meter von sich einen Ast knacken. Hektisch sah er sich um und hoffte, dass es nur ein Tier oder seine Einbildung war. Sein Griff umklammerte den Bogen immer fester und seine linke Hand wanderte langsam zu einem Pfeil. Im Schatten der Bäume konnte er die Umrisse einer Person ausmachen, die langsam auf ihn zukam. Blitzschnell legte er an und zielte. "Keinen Schritt weiter oder der Pfeil durchbohrt deinen Schädel!" rief er in die Nacht. Doch der vermeintliche Angreifer ließ sich durch diese Worte nicht beeindrucken und ging weiter. "Was...ist denn jetzt..?" dachte er sich und hielt den Bogen fester, bis seine Hände zu zittern begannen. Immer näher kam der Schatten, bis der Schein des Feuers endlich das Gesicht des Mannes freigab. Mit einem lauten Seufzer ließ der Mann den Bogen sinken und schüttelte den Kopf. "Ich hätte dich töten können!" sagte er ernst, doch er konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Der junge Mann kam auf ihn zu und blieb dann neben ihm stehen. "Nein, hättest du nicht.." antwortete er dann und blickte gedankenverloren in das Feuer, das unbekümmert umherflackerte. "Was schleichst du auch Nachts noch hier umher? Kein Wunder das man dich seltsam nennt.." Er verpasste dem Jüngeren einen Klaps auf den Rücken und lachte leise. "Falls du auf der Suche nach.. nächtlicher Gesellschaft bist muss ich dich enttäuschen .Die ganzen Hurenweiber sind in der Stadt, du müsstest also einige Meilen laufen." sagte er belustigt. "Ich danke dir Gardess aber im Moment habe ich wichtigere Dinge zu tun..." "Ach das sagst du immer. Du solltest dich eher freuen, du bist sehr beliebt beim Frauenvolk.. Ich dagegen habe da so meine Probleme." schmunzelte er. Der junge Mann schüttelte nur den Kopf und musste etwas lächeln. Eine Seltenheit, die seinem Gesprächspartner sofort auffiel. "Ich, im Gegensatz zu dir, denke nicht nur an die Frauen und ihre....Vorzüge. Es gibt noch andere Orte außer dem Bett, Gardess." Gespielt erschrocken sah Gardess ihn an. "Nein, und das aus deinem Mund! Van, ich glaube du wirst krank!" Kurz lachten die beiden Männer über ihre Worte, doch dann wurden sie wieder still. Van setzte sich und nahm das Schwert, das an seiner Hüfte baumelte in die Hände. Im Schein des Feuers schien sein ohnehin schon dunkler Hautton noch dunkler zu wirken, und seine schwarzen Haare hingen ihm wild ins Gesicht. "Bald wird wohl eine neue Angriffswelle kommen.." meinte Gardess und blickte wieder ins Feuer. Van nickte nur und schwieg. "Ich schwöre, sie werden dafür bezahlen..." Van schloss die Augen und versuchte, die Erinnerungen zu verdrängen die in ihm hochkamen. Ein Bild voller Trümmer und toten Körpern baute sich vor seinem Inneren Auge auf und er musste sich wahrlich anstrengen, um nicht nach Luft zu ringen.. Nach einiger Zeit stand Van auf und legte Gardess kurz die Hand auf die Schulter. "Pass auf dich auf, hier draußen ist es gefährlich. Wir können nicht noch einen Mann verlieren." Gardess grinste bestimmt und nickte zuversichtlich. "Ich bin unverwüstlich, wie du weißt...Allen wird morgen aus Pallas zurückkehren. Ich bin gespannt wie die Lage dort ist..." Der junge Mann mit den rabenschwarzen Haaren antwortete nicht und ging mit leisen Schritten davon, in Richtung der Zelte die ihnen nun schon seit Monaten als Zuhause dienten. "Gute Nacht Gardess.." rief er ihm zu bevor er in der Dunkelheit verschwand und seine Gedanken wieder abdrifteten.. Lächelnd drehte sich Gardess, der heute Nachtwache hatte, zu der Stimme um und flüsterte leise Worte in die Dunkelheit zurück.. "Gute Nacht Van, König von Fanelia.." Und hier ruhten und wachten sie Tag für Tag. Die Abaharaki. Krieger für die Freiheit Gaias. Gegner des Zaibacher Reiches. Verhasst und gejagt von vielen...Doch immer scheinen sie dem Feind einen Schritt voraus zu sein. Sie fürchten weder Tod noch Verderben. Denn selbst hat man ihnen alles genommen. Und sie verlangen Vergeltung. "Die nicht, die ist zu dick. Die hier ist in Ordnung!" Eine raue Männerstimme ertönte und die vielen jungen Frauen, viele unter ihnen noch Mädchen, zuckten vor Schreck zusammen. Sie alle waren in dreckige Lumpen gekleidet, es roch nach Schweiß und noch ganz anderen Dingen die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Zusammengekauert saßen sie in dem kleinen Flur des aus Lehm gebauten Hauses und warteten. Warteten auf ihr Schicksal, das sie so sehr fürchteten. Viele weinten und umarmten sich schluchzend, andere saßen apathisch da und starrten ins Leere. Doch in der hintersten Ecke saß eine junge Frau, die die Augen geschlossen hatte und ganz woanders zu sein schien. Auf ihrem Gesicht waren die Spuren der Tränen zu erkennen, die sich langsam den Weg hinab auf die Erde bahnten. Mit einem lauten Knall wurde die Tür aufgestoßen und ein schon etwas älterer Mann mit dreckigem Bart und eingefallenem Gesicht spähte in den Flur. "Die nächsten, aber schnell!" Einige der Mädchen und Frauen wurden in den angrenzenden Raum gebracht und die Tür wieder geschlossen. Die junge Frau, die in der Ecke saß gehörte auch zu ihnen. In dem Nebenraum angekommen, sahen sie sich ängstlich um. Der Mann mit dem hässlichen Bart sah sie teilnahmslos an und winkte eine ältere Frau, etwa um die vierzig Jahre, zu sich. "Sieh sie dir an, aber mach hin. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" Mit diesen Worten verließ er den Raum durch eine Hintertür. Zurück blieben die Frau und die sieben Mädchen und Frauen, die in ihren dreckigen Kleidern vor ihr standen. Nach und nach ging sie jede einzeln durch. "Nein, du bist zu jung. Geh wieder nach Hause." "Du hast nicht genügend auf den Rippen...Hinfort mit dir."' "Hm, deine Figur...nein.." Immer weiter, bis irgendwann nur noch die junge Frau mit dem tränenüberströmten Gesicht übrig blieb. Interessiert musterte die Frau sie und strich sich dabei immer wieder mit ihren Fingern über die Lippen. Einige Fliegen flogen in dem Raum umher und die Luft erschien stickig und dreckig.. Doch die junge Frau versuchte Haltung zu bewahren und unterdrückte ihre Tränen.. "Sieh mich an." ordnete die Frau, die von den Menschen hier nur Quilla- was soviel wie "Suchende" bedeutete- genannt wurde, an. Als sie ihren Kopf hob und Quilla in die Augen sah, erschrak diese vor Glück. "Deine Augen.. Sie sind wunderschön.. Das wird uns eine Menge Geld einbringen." flüsterte sie entzückt. Sie trat einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten. "Zieh dein Kleid aus." Verwirrt sah sie Quilla an. Schließlich begann sie mit zittriger Stimme zu sprechen. "Warum...warum sollte ich das tun?" Quillas Miene wurde böse und sie blickte die junge Frau herrisch an. "Ich sage es so, also tust du es!" Beschämt senkte sie den Kopf und begann, die wenigen Knöpfe ihres knielangen Kleides zu öffnen. Nach wenigen Handgriffen löste sich das Kleid und fiel sachte von ihren Schultern, hinab auf den Boden. "Die Unterwäsche auch." ordnete Quilla an... Sie tat, wie man ihr befohlen hatte. Sie hatte schon von Mädchen gehört die sich geweigert hatten, und als Strafe wurden sie angeblich fast zu Tode geprügelt. Also zog sie sich aus und stand nach wenigen Augenblicken vollkommen nackt vor Quilla. Die begutachtete sie und lächelte zufrieden. "Hm schon mal nicht schlecht. Deine Hüften sind breit, die Beine lang und deine Brüste scheinen auch ziemlich fest zu sein. Na ja, bist ja auch noch ein junges Ding. Umdrehen!" Wieder tat sie das, was man ihr befohlen hatte. Ihre honigblonden Haare fielen lose über ihre Schultern und Quilla betrachtete zufrieden ihren Rücken und ihren Hintern. "Gut, alles perfekt. Du wirst uns eine Menge Geld einbringen, Kleines. Die Männer werden sich die Finger nach dir lecken und deshalb jeden Preis für dich bezahlen." Ihr Lachen klang schreckliche in ihren Ohren und sie kniff die Augen zusammen, als sie sich schnell wieder anzog. Quilla ging mit einem Grinsen im Gesicht auf den hölzernen Tisch zu und schnappte sich eine Feder, die sie in schwarze Tinte tunkte. "Wie heißt du, Kleine? Oder muss ich dir erst einen Namen geben." Die junge Frau schüttelte den Kopf und sprach mit solch einer leisen Stimme, dass Quilla Probleme hatte sie zu verstehen.. "Hitomi...Madame. Mein Name ist Hitomi..." "Gut, den können wir lassen.. Hitomi.." Sie kritzelte einige Worte auf das schäbige Blatt Papier und deutete Hitomi an, ihr zu folgen. Quilla öffnete die Tür, die zu dem angrenzenden Raum führte und ließ sie eintreten. Dort wartete ein junger Mann, vielleicht etwas älter als sie selbst und saß ohne Hemd auf einem Bett.. Quilla sah ihn an und sagte dann die Worte, die Hitomi erschaudern ließen. "Vergewissere dich, ob sie noch nie berührt worden ist. Aber pass auf! Ich habe schon mal wegen deiner Unvorsichtigkeit eine potenzielle Geldquelle verloren!" Der junge Mann nickte nur und stand auf. Bevor Quilla die Tür schloss und Hitomi panisch um sich sah, sagte sie eher mehr zu sich selbst als zu Hitomi: "Aus dir werden wir eine der edelsten Huren machen die Gaia jemals gesehen hat.." Lachend schloss sie die Tür und ließ Hitomi alleine mit dem Mann ohne Hemd zurück. Der leise Aufschrei und das darauf folgende Schluchzen und Weinen ließen Quilla völlig kalt. Nach all den Jahren war sie die Schreie der Mädchen gewöhnt....Nach kurzer Zeit ging die Tür auf und der junge Mann trat mit emotionsloser Miene ein. "Alles in Ordnung. Sie ist die reine Unschuld selbst.." mit einem Grinsen im Gesicht sah er Quilla an. "Gut.. Sehr gut.." Ihr Schicksal war von diesem Moment an besiegelt. Einige Tage waren seit ihrem Einzug in das sogenannte Freudenhaus vergangen. Kurz nachdem Quilla sie in ihrem Sortiment, wie sie es nannte, aufgenommen hatte brachte man sie und noch ein paar andere in das schon leicht heruntergekommene Haus am Stadtrand von Pallas. Das unscheinbare Haus aus feinem Stein und Holz schien eher friedlich und ruhig, doch nachts verwandelte es sich in die Hölle. Jedenfalls für Hitomi. Sie erinnerte sich gut an den Tag an dem sie ihre eigenes Gefängnis zum ersten Mal betreten hatten... "Los los rein mit euch!" rief Quilla und fuchtelte wild mit den Armen umher. Die Mädchen, es waren 15 an der Zahl, stiegen schnell von der Karre hinab und wurden wie Vieh ins Haus getrieben. Hitomi sah sich um, bevor sie die Tür zum Haus überschritt. Die Sonne strahlte hell am Horizont und der Himmel war blauer denn je. Es passte irgendwie alles gar nicht zusammen.. "Pallas.. Dort drüben liegt Pallas.." dachte sie, doch durch einen Schlag auf ihren Rücken wurde sie in die Realität zurückgeholt. "Beweg dich, Kind man bezahlt dich nicht fürs rumstehen!" Hitomi sah Quilla verstört an und ließ sich am Arm zu den anderen zerren. "Wer weiß, vielleicht will ja einer von ihnen dass sie dabei steht!" Ihr Kopf neigte sich gen Himmel und im oberen Stockwerk sah sie eine Frau, nicht älter als sie selbst, die sich genüsslich aus dem Fenster lehnte und auf sie herabsah. Sie schien hämisch zu lächeln, aber Hitomi fragte sich was wohl der Grund für ihre überspielte Bitterkeit sein mochte. "Narna, halte deine zynische Zunge im Zaum und kümmere dich lieber um deine Arbeit!" Die Stimme, die dies gesagt hatte, war Hitomi neu. Sie hatte gar nicht bemerkt dass sie nun in der kleinen Eingangshalle des Hauses stand. Die hölzerne Treppe, die in die oberen Stockwerke führte, knarrte plötzlich und alle sahen auf die Person die sie hinab schritt. Hitomi hatte noch nie ein Frau gesehen, die in solch Bunten Gewändern gekleidet war. Ihr Kleid und die vielen Tücher, die sie am Körper trug schimmerten in so vielen Farben dass man kaum wusste wo man zuerst hinsehen sollte. Ihr Gesicht war bleich geschminkt und die Augen mit schwarzem Kohlkajal umrandet. Sie schien hier wohl die Autoritätsperson zu sein, den selbst Quilla schien einen gewissen Respekt gegenüber der Frau mit dem bunten Gewand zu haben. Um ihren Hals trug sie mehrere Ketten, die meisten waren aus Perlen. Ihr schwarzes, langes Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und in diesem Moment wusste Hitomi, dass dies die Frau war die in Zukunft über ihr Leben bestimmen würde.. "Nun, willkommen in eurem neuen Zuhause..." Viele der Mädchen schluchzen bei diesen Worten auf, und Hitomi spürte wie auch ihre Augen langsam feucht wurden. Ihr wurde erst jetzt klar was wirklich geschehen war.. Wie sie hierher gekommen war.. und wer sie an dieses Haus verkauft hatte.... "Vater, was...was wollen diese Leute hier?" fragte sie verschlafen, als sie in die Küche trat aus der die Stimmen kamen die sie weckten. Sie erblickte vier Männer am Tisch sitzen, doch nur einer war ihr bekannt und das war ihr Vater .Dieser blickte sie nicht an, er richtete seinen Blick starr auf den Tisch. Konfus sah Hitomi auf die Männer und richtete sich erneut an ihren Vater. "Vater, sind das Freunde von dir ?Es ist mitten in der Nacht wieso.." Sie sprach nicht weiter als einer der Männer unter seinem schwarzen Mantel einen kleinen Beutel hervorholte und ihn auf den Tisch warf. "600 Goldstücke, wie vereinbart..."sagte er mit emotionsloser Stimme und schloss die Augen. Hitomi verstand nicht, was wollten diese Männer hier? Die anderen beiden Männer standen auf, als der in schwarz Gekleidete ihnen ein Zeichen mit der Hand gab. Panik ergriff Hitomi, als die beiden langsam auf sie zukamen. Sie wich einen Schritt zurück.. "Vater was...was hat das zu bedeuten?" fragte sie ängstlich, doch sie sollte keine Antwort erlangen. Immer näher kamen sie ,bis sie dann vor ihr standen und sie teilnahmslos anstarrten. Sie sah, wie einer der beiden ein Tuch aus seiner Tasche hervorholte und ehe sie sich versah entglitt ihr ein lauter Schrei ,als sie fest an den Armen gepackt und schnell zu Boden gedrückt wurde. Hitomi spürte, wie ihr das Tuch auf Mund und Nase gepresst wurde und der beißende Geruch stieg ihr sofort in den Kopf. Sie wollte schreien, doch sie konnte nicht. Sie schlug wild um sich, doch sie war zu schwach um gegen die beiden Männer anzukommen. Hitomi hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde und ihre Mutter und ihre Bruder in die Küche gestürzt kamen. "Hitomi!" schrie die Frau, doch sie wurde von ihrem Mann zurückgehalten der plötzlich neben ihr stand und sie mit gesenktem Blick festhielt. "Lass es geschehen.....Wir haben es doch entschieden..." "Nein! Ich kann nicht! Ich kann mein kleines Mädchen nicht einfach weggeben!" schrie sie und wandte sich in seinen Armen, doch er hielt sie fest. Ihr Bruder stand regungslos an seinem Platz, er war noch zu klein um zu verstehen was gerade geschah.. "Mama was...was machen sie mit Hitomi?" fragte er leise uns sah auf seine Schwester ,die sich verzweifelt versuchte gegen ihre Widersacher zu wehren. Der Mann mit dem schwarzen Gewand stand auf und ging auf den Jungen zu. Er kniete sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr.. "Geh nach oben, mein Junge und schlaf. Morgen wirst du alles verstehen.." Wie in Trance drehte sich der Junge um und lief die Treppen hinauf... Das Betäubungsöl bahnte sich seinen Weg in ihren Körper und Hitomi wusste ,dass sie bald das Bewusstsein verlieren würde .Sie sah auf ihre Mutter, die verzweifelt in den Armen ihres Mannes weinte und schrie, doch Hitomi konnte ihre Worte nicht verstehen. Sie klang so weit entfernt. Die Welt um sie herum verschwamm und sie fühlt sich als ob sie sich gleich übergeben müsste. Die Männer ließen von ihr ab und warteten .Sie sah ihre Mutter weinen und ihren Vater starr zu Boden blicken. Sie sah den Beutel auf dem Küchentisch. Doch bevor sie das Bewusstsein verlor, hörte sie noch die Worte, die sie ihr Leben lang nicht vergessen würde... "Bitte....behandelt sie gut....Versprecht es...Versprecht es, Fanel!" Der Mann in Schwarz nickte nur und das letzte das Hitomi sah waren die Augen eines Mannes, die voller Traurigkeit waren und unter denen einen Träne prangte....Mit letzter Kraft klammerte sie sich an den einzigsten Gegenstand, den sie besaß...Eine Kette mit einem rosa Stein... Kapitel 1: ~~Dragon's Lair~~ ---------------------------- Hallo Leute! Wow,da hab ich doch tatsächlich Kommentare bekommen!*alleknuddl* Und dann auch noch so positive,hey das muss ich jetzt erst mal verarbeiten *lol* Dankeschön!!!! Oh,eins muss ich noch sagen: Das ist jetzt der Beginn des ersten Kapitels,aber keine Panik es hat viel mehr Seiten als die,die ich jetzt gepostet hab^^Ich werde die neuen Teile immer in dieses Kapitel reinkopieren,bis das zweite eben anfängt *logisch?* Okay,jetzt aber los! *nochmalalleLeserdrückt* *Isa/Killingangel-ich seh euch!* *lol* ******** Ho Ho,der zweite Teil des ersten Kapitels ist on *freu* Ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich so lange gebraucht hab^^ Ein fettes DANKE an euch,die ihr mir alle so liebe Kommentare geschrieben habt!*euchknuddlt* ******* 24.02.04 Soo und endlich meld ich mich mal wieder..*sorrysagt*Bitte net böse sein! Ich muss mich erst einmal erholen von den ganzen super netten Kommis *euchalleknuddlt* Mich hat das echt umgehauen.DANKE LEUTE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *hel* Hoffentlich enttäusche ich euch nicht und ihr bleibt weiterhin treue Leser *freu* Viel Spass! eure shakti 19.08.2005 Bitte net wundern, ich lad in den nächsten Tagen die überarbeiteten Teile hoch, mir waren einfach zuviel Rechtschreibfehler etc. drinnen^^ ********************** ~*~ I still remember the world From the eyes of a child Slowly those feelings Were clouded by what I know now Where has my heart gone An uneven trade for the real world I want to go back to Believing in everything and knowing nothing at all I still remember the sun Always warm on my back Somehow it seems colder now Where has my heart gone Trapped in the eyes of a stranger I want to go back to Believing in everything Where has my heart gone An uneven trade for the real world I want to go back to Believing in everything Away Where has my heart gone Trapped in the eyes of a stranger I want to go back to Believing in everything... ~*~ Aufgewacht war sie dann in dieser schäbigen Hütte. Wo genau sie sich befand wusste sie nicht mehr, es war irgendwo in Asturia. Und jetzt befand sie sich hier und wartete darauf, vollkommen in das Leben jener Menschen einzutreten die sie doch so sehr hasste. Sie wollte das nicht. Keine hier von ihnen wollte das. "Verkauft...sie haben mich verkauft..."dachte sie immer wieder, doch irgendwann konnte sie keine Tränen mehr vergießen. Das einzige was sie spürte war diese Leere, diese gähnende Leere die ihr sagte, dass nun alles egal war.. Schweißgebadet wachte er auf. Noch etwas geschafft von seinem lebhaften Traum setzte er sich auf, fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. Van fragte sich, weshalb ihn dieser Mistkerl auch noch in seinen Träumen heimsuchen musste. Er hasste ihn schon im wahren Leben genug, da könnte er ihm doch wenigstens seinen Schlaf lassen. Er versuchte, sich an seinen Traum zu erinnern. Da war ein dunkler Raum, eine Art...Wohnraum. Das einzige an das er sich erinnern konnte war er. Er und.. ein Mädchen...nein, eine Frau, korrigierte er sich. Van hatte keine Ahnung in welchem Zusammenhang er und die unbekannte Frau standen, aber im Moment war es ihm auch ziemlich egal. Plötzlich kam es ihm vor, als ob das ohnehin kleine Zelt, dass er sein Zuhause nannte ihn immer mehr einengen würde. Kurz sah er sich um und entschied sich, einen kleinen Spaziergang zu machen.. Van schlug die Decke beiseite und streifte sich sein Hemd über, ehe er das Zelt so leise wie möglich verließ und ihm die klare, aber doch etwas kalte Nachtluft entgegenschlug. Er versuchte, bestenfalls niemandem zu begegnen. Er war froh, festzustellen dass niemand im ganzen Lager mehr wach war. Selbst die Nachtwachen waren auf ihren Sitzen eingeschlafen. "Wie zuverlässig.." dachte er sich und ging weiter in Richtung Wald. Van bemerkte nicht, dass ihm jemand mit leisen Schritten folgte.. "Was macht er denn jetzt schon wieder?" Aufgeregt peitschte ihr Schwanz in der Luft als sie sah, wie ihr König mitten in der Nacht aus seinem Zelt schlich. "Er unterschätzt wohl mein ausgezeichnetes Gehör..."dachte sie etwas beleidigt und huschte schnell hinter einen Busch. Merle hatte selbst nicht besonders gut geschlafen und war durch das Geräusch von Schritten aufgewacht. Als sie von ihrem Platz auf dem Boden, der mit Heu ausgelegt war auf das Bett sah wusste sie, dass er weg war. Also beschloss sie, ihm zu folgen.. Van war an der Stelle angekommen, die er schon des öfteren aufgesucht hatte. Es war eine kleine Lichtung im Inneren des Waldes, geschützt durch die vielen Bäume doch eine kleine Fläche in der Mitte war frei von ihnen. Er schaute in den Himmel, die Sterne schienen fahl auf Gaia herab. Seine Hand ging an den Griff seines Schwertes, und er zog das Katana aus der Scheide. Mit feinen Bewegungen hob er das Schwert und hielt es konzentriert im Anschlag.. Sekunden später öffneten sich seine vorher noch ruhig geschlossenen Augen und mit einem Zischen hob das Schwert direkt in Richtung Boden. Doch wenige Millimeter vor dem harten Waldboden kam es zum Stillstand, und Van konnte sich ein befriedigendes Grinsen nicht verkneifen. Schon seit Jahren trainierte er, doch jedes Mal erschien es ihm als ob er immer noch nicht gut genug wäre um ihm gegenüber zu treten. Sein ganzes Leben widmete er der Jagd auf diesen einen Mann. Er hatte ihm alles genommen, und dafür würde er früher oder später bezahlen. Van hoffte, dass dieser Moment besser früher als später kommen würde denn langsam aber sicher verlor er die Geduld. Der nächste Schlag traf einen Baum, und Van übertrug all seine Empfindungen, die von Hass bis Trauer gingen, in diesen einen Schlag... Aus den Augenwinkeln heraus erkannte er, wie sich etwas im Busch neben ihm bewegte. Doch bevor er auch nur ansatzweise in Angriffsstellung gehen konnte hüpfte ein katzenartiges Wesen aus dem Dickicht und lief auf ihn zu... "Merle.." sagte er leise und schloss erleichtert die Augen. "Van, wieso bist du denn noch mitten in der Nacht hier draußen?" fragte sie und setzte sich auf den Boden. Lange antwortete er nicht, doch Merle kannte ihn nun schon beinahe ihr ganzes Leben und sie wusste, dass er nicht gerade der gesprächigste Mensch auf Gaia war. Darum wartete sie und verzichtete darauf, nachzubohren... "Ich konnte nur nicht schlafen..."antwortete er schließlich, doch ein lautes Schnauben der jungen Katzendame ließ verlauten, dass sie mit seiner Antwort ganz und gar nicht zufrieden war. "Das sagtest du gestern auch schon, und die Tage davor auch.....Was ist es wirklich?" "Es ist nichts, wirklich..." Merle war zwar ganz und gar nicht zufrieden, doch sie beschloss es erst einmal dabei zu belassen und sich stattdessen glücklich zu schätzen, dass Van überhaupt mit ihr sprach. Es gab viele die er nicht einmal eines Blickes würdigte und Merle war froh, dass sie sich trotz aller Umstände zu seiner Gefährtin zählen durfte. Wenn sie länger überlegte wurde ihr klar, dass sie seine einzige Gefährtin war. Doch dieser Gedanke machte sie irgendwie glücklich. Es gab nie jemanden der sich zwischen sie stellte. Van war im besten heiratsfähigen Alter, das wusste sie. Immerhin war er erst 20 Winter alt. Doch noch nie hatte Merle eine andere Frau an seiner Seite befürchten müssen. Und solche, die sich für gewisse Dienste bezahlen ließen konnte man ja nun wirklich nicht dazu zählen. So verspürte sie auch keine Eifersucht, wenn sie manchmal nachts bei Gardess übernachtete da Van "Besuch" hatte, wie Gardess es grinsend ausdrückte. Merle wusste, dass ihm keine dieser Frauen, oder besser gesagt Huren, etwas bedeuteten und damit konnte sie leben. Erleichtert über ihre eigene Erkenntnis stand sie auf und sah Van fragend an. "Wie lange willst du denn noch hier draußen in der Kälte stehen? Brr, also mir wird es zu kalt..." "Geh ruhig Merle, ich bleibe noch etwas hier.." Sie sah ihn wieder an, doch dieses mal mit Skepsis. Schließlich schüttelte sie denn Kopf und meinte: "Wenn du hier draußen bleibst dann tu ich es eben auch.." "Nein Merle, ich...ich möchte etwas alleine sein. Bitte..." Enttäuscht sah sie ihn an, und nach mehreren Überredungsversuchen sah sie es schließlich ein und nickte. Ohne weitere Worte verschwand sie im Dickicht und machte sich auf den kurzen Weg zurück in das Lager... Van legte derweil sein Schwert beiseite und ließ sich in das weiche Gras fallen. Er blickte zum Himmel und tat das, was er wohl am besten konnte. Schweigen und Nachdenken. Die alten Zeiten waren zu schmerzvoll um darüber nachzudenken und zu philosophieren, deshalb beschloss er seine Gedanken zurück zu seinem Traum zu leiten.. Schon seit mehreren Nächten träumte er diese seltsamen Dinge, und jedes Mal war er dabei. Doch heute Nacht war es das erste Mal, dass er ein anderes Gesicht ausmachen konnte. "Wer bist du? "fragte er sich, doch an das Gesicht konnte er sich nur noch vage erinnern. Eine goldene Kette mit einem Anhänger, das war es was er noch genau sehen konnte. Irgendwo hatte er diesen Stein schon einmal gesehen.... "Es ist alles nur deine Schuld.. alles nur deine Schuld.." dachte er verbittert und ballte die Fäuste, als seine Gedanken an ihn wieder hochkamen. Wenn ihn jemand fragen würde wen er am meisten hasste, die Antwort wäre so schnell parat dass man es gar nicht glauben konnte. "General?" Einer der Soldaten kam mit einem Pergament in der Hand in die Dunkle Halle und verneigte sich vor dem Mann in Schwarz. "Eine Botschaft für euch..." Wortlos nahm er das Pergament aus der Hand des Soldaten und deutete ihm an, zu gehen. Sekunden später war er auch schon verschwunden. Er öffnete das Siegel und las die mit hektischer Schrift geschriebenen Worte. Als er fertig war, hielt er die Nachricht an die Flamme einer Fackel, die an der Wand hing. Sofort ging das Papier in Flammen auf und wenige Momente später war es nur noch Asche.. Er drehte sich um und ging auf die riesige, gläserne Wand zu die den Blick auf Gaia, das viele Meilen unter ihm lag, frei gab. "Komm raus Dilandau, ich weiß dass du hier bist.." sagte er mit emotionsloser Stimme und kurz darauf war ein hämisches Lachen zu hören. "Ach Folken du bist wirklich ein Langweiler...." "Was willst du......" Mit lauten Schritten kam der Mann mit den silbrigen Haaren auf ihn zu und baute sich herrisch vor ihm auf. Seine rote Uniform stach zwar heraus, doch das schrecklichste an ihm waren seine blutroten Augen. Augen, die bewiesen dass es Menschen gab, die aus Spaß töteten. "Es ist ziemlich öde hier, findest du nicht? Keine Angriffe, keine Kriege, keine Abaharakis...und keine Königreiche mehr, die man niederbrennen kann.." Bei seinen letzten Worten musste er grinsen und wartete gespannt Folkens Reaktion ab. Doch dieser ließ sich nicht eine einzige Emotion anmerken, und wenn er gerade etwas fühlte dann konnte er es wirklich gut verstecken. "Deine Anspielungen sind mehr als einfallslos, Dilandau..." "Oh bitte verdirb mir doch nicht den einzigen Spaß den ich habe.." erwiderte Dilandau gespielt entsetzt. Dann erweckte das kleine Häufchen Asche seine Aufmerksamkeit. Kurz betrachtete er es, doch dann fiel sein Blick wieder auf Folken, der ungerührt an der gläsernen Wand stand und auf die Stadt unter sich starrte.. "Was stand in dem Brief?" "Ich wüsste nicht was dich das angeht, Kommandant.." betonte er scharf... Dilandau verzog das Gesicht und wurde wütend. Wenn er eines nicht leiden konnte dann war es wenn man ihm Informationen vorenthielt. "Nun gut. Wie du willst. Aber eines sage ich dir: Ich warte nicht mehr lange. Der nächste Angriff steht unter meiner Leitung, mach dich auf etwas gefasst .Und dieses mal bin ich nicht so zuckersüß zu deinem heiß geliebten Bruder!" Wütend stapfte Dilandau davon und ließ Folken alleine zurück.. Doch der hatte den wütenden Kommandanten schon längst vergessen.. Seine Gedanken kreisten um diese eine Nacht. Die eine Nacht, in der er sie das erste Mal sah. So viele, ja beinahe die ganze Gemeinschaft, hatten ihn vor ihr gewarnt.. "Sie ist gefährlich!" predigten sie. Und er war vorbereitet. Auf jede Bewegung, die sie machte hatte er geachtet doch als er sie dann zum ersten Mal sah erkannte er nichts von dieser angeblichen Gefahr. Er schloss die Augen. Ihre verzweifelten Blicke ließen ihn nicht mehr los, doch er was gezwungen es zu tun. Folken wusste, was man von ihm verlangte und er tat es ohne Fragen zu stellen. Trotz allem hatte sie ihn auf irgendeine Weise berührt. Er schüttelte den Kopf. Es war einfach zu absurd. Wie konnte er auch nur daran denken, dass gerade er solche Gefühle wie Mitleid empfinden konnte? Folken konnte nicht glauben, was die Menschen alles für etwas Geld taten. "Wir bieten ihnen 600 Goldstücke, sie werden nicht widerstehen können..." Die Worte seines Herrn hallten in seinen Gedanken wieder. Folken fragte sich, weshalb ein gesamtes Reich vor einer noch so jungen Frau Angst hatte dass es solche Summen für sie zahlt. Immerhin redeten sie hier von 600 Goldstücken, das war mehr als ein Vermögen.. "Sie spielen mit der Armut der Menschen.." dachte er. Doch es brachte nichts ,sich darüber Gedanken zu machen. Er selbst hatte sich für diesen Weg entschieden, deshalb gab es kein zurück. Er hatte sich längst damit abgefunden. Das einzigste was er nun noch tun konnte war zu hoffen, dass sie niemals von ihm gefunden wird.. Der Ort, der von nun an ihr Zuhause ist wird ihren Geist brechen, das hatte er den Hexern versichert. "Sie wird unrein sein und unreine Geschöpfe haben keine Macht...geschweige den göttliche Gaben...." Aber Folken wusste, dass man Gaben die einem Menschen gegeben wurden nicht einfach auslöschen konnte... "Ihr werdet die Männer bedienen, ihnen Wein und Sake einschenken und sie so unterhalten wie sie es wollen, habt ihr das verstanden?" "Quilla, sei nicht so grob du verschreckst die armen Dinger doch bloß.." Die Frau mit dem bunten Gewand beschwichtigte Quilla und forderte sie mit einer losen Handbewegung auf, still zu sein. "Folgt mir..." sagte die Frau nun und die Mädchen sahen sich fragend an. Hitomi war die erste, die die Treppen hinter der Frau mit den Perlen hinaufstieg. Sie folgten ihr in den Flur. Im oberen Stockwerk befanden sich mehr als 20 Zimmer. Das Haus schien trotz der stickigen Luft nicht ganz so schäbig wie sie es eigentlich erwartet hatte.. Die Frau erhielt von Quilla einen Zettel, auf dem alle Namen der Mädchen verzeichnet waren. Sie las jeden Namen einzeln vor und führte die Mädchen in ihre Zimmer...Hitomi glaubte immer noch dass dies alles nur ein schlechter Traum sein musste.. Doch als sie hörte, wie man ihren Namen aufrief wurde sie wieder hart in die Realität zurückgeholt. "Hitomi? Kleines, was ist mit dir?" Sie erschrak etwas, als sie plötzlich die Stimme der Frau so nah an ihrem Ohr hörte. Als sie sich umsah bemerkte sie, dass sie die letzte war die noch im Flur stand... "Hitomi, das ist doch dein Name oder?" Sie nickte und wartete, unschlüssig was nun zu tun sei. Die Frau mit dem buntem Gewand sah sie seltsam lächelnd an und deutete auf eine Tür am Ende des Flurs. "Dort hinten ist dein Zimmer. Du wirst es dir mit einem anderen Mädchen teilen. Du bist für sie verantwortlich, denn sie ist jünger als du. Hast du das verstanden?" Wieder nickte sie und folgte der Frau den Gang entlang. Die Tatsache, dass man ihr jetzt auch noch ein anderes Mädchen aufdrückte tat ihrem ohnehin schon angeschlagenen Gemüt nichts Gutes. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, kam ihr bereits der Geruch von starkem Parfüm entgegen. Und dann wurde es ihr schlagartig klar: Sie war alleine. Alleine in einer Welt, in der sie so niemals überleben konnte. Niemand war mehr hier, um ihr zu sagen dass es in Ordnung war. Das sie nicht alleine war. Wie sollte sie ohne diese Worte überleben? Hitomi sah das junge Mädchen an, das scheu am Fenster stand und hinab auf den Hof blickte.. "Ich kann das nicht.. ich komme selber damit nicht klar.. Wie soll ich dann ihr helfen?" dachte sie bitter. Die Frau in den bunten Gewändern sagt noch irgendetwas zu ihr, aber Hitomi konnte es nicht mehr verstehen. Sie spürte nur, wie langsam aber sicher Tränen in ihre Augen schossen. "Ich will nicht alleine sein...Ich will nicht...Was hab ich denn nur getan..."dachte sie verzweifelt. Ihr gesamtes Leben war dahin, und sie wusste es. All ihre Träume, all ihre Hoffnungen lösten sich vor ihr auf wie Staub...Und ehe sie sich versah sank sie zu Boden und weinte.. Nach all der Zurückhaltung flossen die Tränen, und Hitomi hasste sie. Das junge Mädchen am Fenster drehte sich zu ihr um und sah sie mitfühlend an. Sie war gerade mal 15 Winter alt und hatte noch gar nicht wirklich verstanden, wo sie wirklich war.. Ihre blonden, schulterlangen Haare vielen ihr strähnig ins Gesicht, doch im Grunde hatte sie ein hübsches Gesicht. Ihre Kleidung war genauso ärmlich wie die von Hitomi, aber ihre blauen Augen hatten so einen starken Ausdruck das Hitomi kurz stockte. Das Mädchen ging auf sie zu und kniete sich zu ihr. "Weine nicht.. bitte...Das macht auch mich traurig..." Hitomi sah auf. Da saß sie nun, auf dem kalten Fußboden und ließ sich so gehen, während ein so junges Mädchen versuchte sie zu trösten. Aus Scham wischte sie sich die Tränen weg und sah das Mädchen entschuldigend an. "Entschuldige......Ich bin Hitomi. Wie.. wie ist dein Name?" fragte sie, und versuchte vergeblich den Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken. "Hitomi...ein sehr ungewöhnlicher Name...." Sie lächelte Hitomi an. "Ich bin Aina..." "Hier, zieh das hier an. Deine Kleidung ist ja wahrlich eine Beleidigung für jeden Mann...."Narna schmiss ihr unsanft das schlichte, weiße Kleid hin und spielte gelangweilt mit ihren schwarzen Locken. "Beeil dich, die Lady Thaleia wartet unten auf dich...Ich weiß wirklich nicht was sie an dir findet, du siehst aus wie die Unschuld vom Lande. Hm, nun das wirst du mit Sicherheit nicht mehr lange sein.." fügte sie schnippisch hinzu und zog mit wippenden Hüften und einem hämischen Lächeln an Hitomi vorbei. Diese hielt das Kleid in ihren Händen und schien Narnas Worte nicht wahrgenommen zu haben. Sie konnte noch so viel Gift versprühen, für Hitomi würde sie immer das verbitterte Mädchen bleiben, dass durch ihr Verhalten ihre Angst und Unsicherheit überspielen wollte. Sie wusste nicht wieso, doch Hitomi war sich sicher dass selbst Narna tief in ihrem Inneren genauso verlassen und alleine war wie sie.... "Ich hoffe das dies eine gute Idee von dir war....Solltest du versagt haben wird das nicht gerade gut für dich sein..." Respektvoll kniete er vor seinem Herrn und hielt den Blick gesenkt.. Die Drohung seines Herrn war jedoch nicht so kraftvoll, wie dieser es sich gewünscht hatte. Folken fürchtete ihn nicht, und das wusste er. "Keine Sorgen, der Drache wird sie nicht finden...niemals. Dafür habe ich gesorgt..." "Das hoffe ich für dich.....Dilandau ist auf dem Weg nach Asturia, du solltest ihn begleiten, Folken. Er hat den Auftrag das Lager der Abaharakis zu finden, doch ich glaube er wird eher wieder ein Massaker anrichten." Folken nickte nur und erhob sich. "Dilandau wird schon wissen, was er tut..." "Wir haben ihnen einen Gefallen getan. Sie wollten sie sowieso loshaben, den sie ist ein verfluchter Dämon. Alle in ihrem Dorf haben es gewusst, glaub mir niemandem wird ihr verschwinden verdächtig erscheinen. Sie werden uns danken. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen zu haben.." Folken wandte sich zum Gehen.. "Das habe ich nicht.. wieso sollte ich? Ich habe schon so viele Leben zerstört, wieso sollte ich um dieses eine trauern?" Die Mundwinkel seines Herrn verzogen sich zu einem leichten Grinsen, ehe er antwortete. "Weil du in ihre Augen gesehen hast...Du hast gelitten, weil du genau wusstest wie sehr sie leiden wird. Doch glaube mir, es ist so vorherbestimmt. In deinen Augen mag sie nur ein unschuldiges kleines Ding sein, doch sie bringt den Tod. Sobald die Macht in ihr erwacht ist, wird sie Gaia zerstören. Und somit uns. Willst du das?" "Ich will gar nichts...Nur Frieden...Für immer." "Dein Bruder wird sterben. Das weißt du, Folken. Also versuch es nicht zu verhindern." "Das werde ich nicht....." Mit diesen Worten öffnete sich die schwere Stahltür und Folken trat aus dem dunklen Raum heraus in die Gänge der eisernen Festung...Einige Soldaten kamen ihm entgegen, und ohne sie anzusehen fragte er: "Wo ist Dilandau?" "Kommandant Dilandau ist im Guymilef-Hangar....General Folken." antwortete einer von ihnen und hoffte, schnell von dem General wegzukommen. Sie alle fürchteten ihn.. "Danke.." Festen Schrittes ging er weiter und machte sich auf den Weg in Richtung Hangar... "Hübsch. Du bist wirklich ein hübsches Ding..." Hitomi senkte beschämt den Kopf und schwieg. Lady Thaleia, so hieß also die Frau die hier das Oberhaupt war. Sie sah aus wie eine der Geishas die Hitomi aus den alten Sagen kannte. Ihr Gesicht war immer noch blass geschminkt und ihre Lippen rot wie Blut. "Ich will dir nichts böses, Kind. Aber du solltest wissen dass du ab heute nach meinen Regeln und Prinzipen lebst. Missachtest du diese, wirst du schon bald auf der Strasse verhungern." Harte Worte, die Wirkung hatten. Hitomi schwieg und blickte zu Boden. Lady Thaleia sah von ihren Schriften auf, die sie im Moment bearbeitete. "Du musst Quilla vergeben, sie ist eine sehr grobe Frau und nimmt ihre Aufgabe wohl etwas zu ernst. Aber wir brauchen sie, denn sie hat eine Auge für Schönheiten.." Sie sah sie durchringend an und Hitomi glaubte, sie für eine Sekunde lächeln zu sehen. "Du wirst es weit bringen, selbst die edelsten Männer werden dich haben wollen.." "Ich will nach Hause.." brachte sie zittrig hervor. Lady Thaleia sah sie verständnislos an. "Du willst wirklich wieder zurück zu den Menschen, die dich für ein paar Goldmünzen verkauft haben?" Es tat weh, aber Hitomi wusste das sie recht hatte. "Das hier ist nun dein Zuhause, dir wird es an nichts fehlen. Dafür werde ich persönlich sorgen. Halte dich an die Regeln, und dir wird nichts geschehen." "Regeln?" fragte Hitomi verwirrt, doch Lady Thaleia tunkte seelenruhig die Feder in das Tintenfass und begann, seltsame Schriftzeichen auf ein Stück Papier zu zeichnen. "Sieh einem Mann niemals ins Gesicht wenn er bei dir ist. Sie wollen nicht dein Gesicht sehen, denn es interessiert sie nicht. Du brauchst keine Angst vor ihnen haben, sollten sie dir etwas antun dann werden wir dafür sorgen dass sie es bereuen. Morgens helft ihr in der Küche und im Garten, abends werdet ihr in der Schenke arbeiten und wenn euch jemand will, dann geht ihr hinauf in den ersten Stock. Narna wird dir zeigen wo die Zimmer sind. Hast du noch Fragen?" "Was schreibt ihr da?" Lady Thaleia war überrascht. Mit dieser Frage hätte sie nicht gerechnet, doch sie antwortete trotzdem. "Das sind heilige Schriftzeichen.. Sie sollen unser Haus vor den bösen Geistern schützen.. Kannst du etwa nicht schreiben?" Hitomi schüttelte den Kopf. "Nein, in meinem Dorf gab es kaum ein Mädchen das schreiben konnte.. Man sagte mir es wäre für eine Frau nicht nötig, schreiben zu können..." "Welch ein Unsinn. Nun ja, vielleicht werde ich es dir ja beibringen....Doch jetzt geh, ich bin sicher Quilla hat Arbeit für dich." Hitomi verneigte sich, so wie man es sie gelehrt hatte, und verließ das Zimmer der Lady. "Hitomi.....welche schöner Name...Ich frage mich, weshalb du hier bist....."dachte Lady Thaleia verwundert und wandte sich wieder ihren Schriften zu... Als sie in den Garten trat, der hinter dem großen Haus angelegt war, staunte sie. Er war voller Blumen, Beete und Bäumen und das Gras war so grün wie auf den Weiden in den Wäldern Fanelias. Hitomi war nur einmal dort gewesen, vor etwa zehn Jahren. Sie hatte ihre Großmutter besucht, die dort schon seit mehreren Jahren lebte. Hitomi erinnerte sich, wie sie sehnsüchtig auf das prächtige Schloss auf dem Hügel gestarrt hatte. Sie glaubte, sich wie eine Prinzessin zu fühlen sobald sie auch nur einen Schritt in die sogenannten "Tallas Galathon", die Hallen des Drachen, setzen würde. Ihre Großmutter hatte ihr von diesem Ort erzählt. Man sagt die Hallen seien aus purem Silber aus der alten Zeit, und das auch hier der legendäre Guymielf der Ispanos ruhen würde...Hitomi hatte seinen Namen jedoch vergessen. "Der König hat zwei Söhne...vielleicht wird dich ja einer davon heiraten." hatte ihre Großmutter lächelnd gesagt. Doch die Worte ihres Vaters hallten in ihrem Gedächtnis wieder... "Ein Prinz würde sie nicht einmal ansehen. Hitomi kann froh sein wenn sie überhaupt einer heiraten will..." Dies geschah alles in dieser Nacht. In der Nacht, in der Hitomi sechs Jahre alt wurde. Sie wusste nicht einmal, dass sie Geburtstag hatte denn niemand wusste mehr an welchem Tag sie geboren wurde. Es war der Tag, an dem es zum ersten Mal geschehen war. Hitomi sah sich selbst die Treppen zu dem Zimmer ihrer Großmutter hinabrennen...... "Mutter! Vater! Ich habe etwas schreckliches geträumt!" schrie sie ängstlich und klopfte energisch gegen die Tür. "Was ist denn los, es ist mitten in der Nacht!!" rief ihr Vater verärgert. "Es war schrecklich! Ich habe solche Angst!" "Geh wieder hoch in dein Bett! Sofort!" "Aber....alles war verbrannt. So viele waren tot....Und der Himmel war blutrot...Das Schloss...es brannte...Ich habe sie schreien gehört.." sagte sie schluchzend, doch keiner ihrer Eltern schenkten ihr Beachtung. "Ich sagte doch, geh wieder schlafen! Bei allen Göttern Hitomi du bist kein kleines Kind mehr! "rief ihre Mutter und schlug sich die Decke über den Kopf. "Du hast gehört was deine Mutter gesagt hat..." Hitomi nickte nur und verließ den Raum. Als sie die Tür schloss stand ihre Großmutter mit geweiteten Augen vor ihr und flüsterte leise Worte vor sich hin.. "Bitte ihr Göttern ,nein...Lasst es nicht geschehen. .Sie ist doch noch ein Kind...Gebt ihr nicht diese Bürde...diesen Fluch...Ich flehe euch an.." "Großmutter was..." flüsterte sie, doch sie kam nicht weit den ihre Großmutter nahm sie in ihre Arme und drückte sie fest. .Dabei flüsterte sie ihr leise Worte ins Ohr, die Hitomi niemals vergessen würde... "Jetzt hat es begonnen, doch du darfst nicht weinen. Er, Fanel, wird dich suchen und du musst ihn finden...Die Dunkelheit ist gekommen.." Das war das letzte Mal, das sie ihre Großmutter lebend sah. Denn in dieser Nacht ,in der Hitomi ihre erste Vision hatte, starb die alte Frau.. Wenige Wochen später wurde Fanelia attackiert und fast alles Leben in der Stadt des Drachen ausgelöscht. Und aus Hitomi war die verfluchte Seherin geworden.... "Hey du...wie war noch mal dein Name...Hitomi!Hier her!" Eine leise Stimme riss sie aus ihren Erinnerungen und Aina winkte ihr zu.Hitomi sah sie an und begab sich auf den Weg zu dem jungen Mädchen. "Es ist seltsam ruhig geworden....Seit langem haben sie sich nicht mehr blicken lassen..." Der Mann mit den blonden Haaren schloss zweifelnd die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Er und einige seiner Männer saßen hier in dem großen Zelt und machten sich zwar lachend, aber auch bedrückt über das Essen her. "Vielleicht sind sie ja gen Westen gezogen und ziehen ihre Truppen zurück?" "Red keinen Unsinn Reeden, wir alle wissen das der Black Dragon Clan niemals kampflos aufgibt." meinte Gardess und goss sich noch etwas Sake ein. "Wir haben Escaflowne immer noch nicht gefunden..." "Allen, was gedenkst du zu tun?" Alle wurden schlagartig still als die Frage an das Oberhaupt der Abaharakis gerichtet wurde. Der Mann mit den blonden Haaren öffnete die Augen und sah mit emotionsloser Miene in die Runde. Sein Schweigen verunsicherte die Männer noch mehr, wenn er nicht wusste was zu tun war, wer dann? "Warten wir ab, sie werden sich schon bald zeigen..." "Warten wird noch eines Tages unser Tod sein...." Eine tiefe Stimme war zu hören, und die Männer drehten sich zum Eingang des Zeltes um. Der Vorhang wurde geöffnet und für einen kurzen Moment zog eine frische Brise in das Zelt. Die Nacht war klar und kalt... "Du solltest nicht alles so negativ sehen....Van.." Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, und manche wären froh gewesen seinen Blick nicht auf ihrem Gesicht brennen zu fühlen.. Seit Jahren schon kämpften und lebten sie hier zusammen, doch noch immer konnten sich viele nicht an den jungen König gewöhnen. Sie respektierten ihn, aber ihr Respekt war auch mit Furcht verbunden. Die Männer wussten genau, dass Van jeden töten würde der sich ihm in den Weg stellt. Ob Freund oder Feind..... Schweigend setzte sich Van auf eine der spärlichen Matten aus Bambus, sein Schwert ruhte stets in Reichweite. Allen sah ihn durchdringend an, und als sich nach wenigen Momenten die Männer wieder ihren Gesprächen zuwandten, ging er zu ihm. "Du solltest nicht noch trübere Stimmung verbreiten...Sie befindet sich sowieso schon auf dem Tiefpunkt..." "Gib mir keine Befehle.. Du würdest es bereuen." antwortete Van ohne aufzusehen. "Wovor fürchtest du dich?" Wütend blickte Van Allen in die Augen und ballte die Hand zur Faust. "Ich fürchte gar nichts!" Allen schüttelte nur den Kopf und wechselte das Thema.. "Der Drache ist immer noch nicht aufgetaucht. Wenn das so weitergeht werden wir Escaflowne niemals finden. Wir haben nicht mehr viel Zeit..." Van's Wut war so schnell nicht verflogen, doch er bemühte sich Allen normal zu antworten. "Ich weiß, dass er irgendwo in der Nähe ist...Ich kann es spüren..." Eine Weile herrschte Stille, und die beiden Männer tranken ihren Wein. Allen wusste es war gefährlich, doch trotz allem beschloss er es zu riskieren. "Du kannst noch nicht mit ihm umgehen.. Escaflowne ist eine zu große Gefahr für dich...Jetzt...." "Ich werde ihn beherrschen wenn ich ihn beherrschen muss." Vans Antwort ließ Allen erstaunt aufsehen, er hätte mit einem weiteren Ausraster gerechnet. "Vargas hat dir wirklich viel beigebracht...."flüsterte er in respektvoller Erinnerung an den alten Schwertmeister. "Ich werde morgen nach Tavion aufbrechen...und mich dort etwas umsehen..." Allen nickte.. "Wir werden zusammen dorthin gehen.. Asturia ist zu gefährlich für einen alleine.. Überall sind die Truppen des Black Dragon Clans...Ich habe es selbst gesehen. Vor wenigen Tagen, als ich in Pallas war um unseren...Informanten zu besuchen wäre ich beinahe erwischt worden. Es ist gefährlicher als ich angenommen hatte.. " Widerwillig nickte Van, er brauchte kein Anhängsel doch er wusste dass Allen das Sagen hatte und bestimmte, was zu tun sei.. Van aß seinen Reis auf und erhob sich. Er ging in Richtung Ausgang und wollte gerade den Stoff beiseite schieben als ihm fröhlich lächelnd eine Frau entgegenkam. "Da war ich wohl schneller wie du.." entgegnete sie, doch Van sah sie nur an und ging dann an ihr vorbei, hinaus in die Nacht. Seine Gedanken kreisten ein weiteres Mal um die Frau, die er neulich in seinem Traum gesehen hatte.. Van wusste nicht wieso, doch irgendetwas tief in ihm schien ihm zu sagen er müsse sie suchen....und sie beschützen. Es war seltsam, denn diese Gefühle hatte er noch nie.. Nicht einmal bei Merle...... Etwas verwirrt sah Milerna ihm hinterher und strich sich einige ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht. Mit leichten Schritten ging sie auf Allen zu und setzte sich dann neben ihn.. "Hm, unser kleiner König scheint ja heute wieder einmal besonders schlechte Laune zu haben." Allen konnte nur leicht lächeln und hielt ihr dann eine Schale Reis hin, die sie dankend annahm. "Du kennst ihn nun schon so lange. Und da wundert dich das noch?" "Ich sage dir Allen, er braucht dringend eine Frau. Und zwar nicht so eine die ihn umgerechnet drei Silbermünzen kostet.." Ihre Stimme klang zwar amüsiert, doch Allen bemerkte dass sie auch einen Funken Ernst enthielten. "Morgen wird ein harter Tag. Du wirst hier bleiben und zusammen mit den anderen Frauen auf das Lager achten." "Allen, wieso kann ich nicht mit? Ich kann kämpfen, und das weißt du." "Ich möchte nicht.....dass dir etwas passiert..." Allens Stimme wurde plötzlich sanft, und Milerna stieg die Hitze ins Gesicht.. Um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken stellte sie ihm eine Frage.. "Was ist mit Escaflowne? Was sagt die Seherin?" "Sie ist alt und ihr Blick ist getrübt....Sie weiß nicht wo sich der Drache befindet..." Das Grölen und Lachen der Männer wurde lauter, und Milerna hatte Mühe seine Worte zu verstehen.. Skeptisch sah sie ihn an und kniff die Augen zusammen. "Was hat sie wirklich gesagt?" Allen war durchschaut. Er fragte sich immer wieder wie es diese Frau schaffte seinen kleinen Lügen auf die Schliche zu kommen...Er sah sich kurz um und beugte sich dann zu ihr.. "Nun, wie mir scheint kann ich nichts vor dir verbergen. Doch ich muss sagen, ich werde aus den Worten der alten Seherin nicht schlau..." Gespannt wartete Milerna auf die nächsten Worte ihres Kommandanten.. "Sie sagte seltsame Worte, deren Zusammenhang ich nicht verstehe..." "Allen nun sag mir schon..." Doch sie wurde durch Allens scharfe Worte unterbrochen.. "Sie wird schon bald kommen, und wenn sie niemand aufhält und auf den richtigen Weg bringt wird sie alles Leben vernichten. Sag ihm, dass er sie lieben soll....Denn er wird es versuchen zu leugnen...Das ist der Fluch der alten Zeit...." Mit geweiteten Augen sah Milerna Allen an.. Auch sie konnte diese Worte nicht einordnen, ihre Bedeutung schien im dichten Nebel zu verschwinden... "Das ist wahrlich.....sehr seltsam..." Allen beugte sich zurück und antwortete nicht. Die alte Seherin war eine weise Frau, ergraut aber weise. Schon seit Jahrzehnten beschützte und half sie den Abaharakis. Ihr kleines Zelt befand sich am Rand des Lagers, und keiner durfte es ohne Erlaubnis betreten. Keiner weiß woher sie stammt, noch weshalb sie hier ist. Doch in den letzten Jahren hatte ihre Macht an Kraft verloren, und ihr Blick in die Zukunft wurde immer verschleierter. Doch nicht ihre schwindende Kraft machte Allen Sorgen, sondern die seltsamen und verworrenen Vorraussagen die sie machte... "Sie redet ständig von einer Prophezeiung...Und ihre Worte sind dunkel......Niemand weiß davon, und ich möchte auch nicht dass es hier die Runde macht. Unsere Männer sind schon beunruhigt genug..." Milerna strich sich nachdenklich durchs Haar... "Ich sehe aus wie eine Hure...." Emotionslos blickte Hitomi in den Spiegel. Sie konnte nicht glauben dass das, was sie da anstarrte wirklich sie sein sollte. Ihre langen, honigblonden Haare fielen in leichten Locken hinab, während die meisten Haarpartien mit festen Klammern an ihrem Kopf befestigt wurden. Es zog schrecklich, doch sie ließ sich nichts anmerken. Ihre Lippen waren in einem dezenten, jedoch feurigen Rot geschminkt. Doch was sie am meisten irritierte, war ihr Kleid. Der Ausschnitt kam ihr viel zu groß vor, und unter dem Korsette wurde ihr alles zusammengeschnürt. Verzweifelt versuchte Hitomi, ihren Ausschnitt zu verkleinern.. "Hör doch auf Liebes, die Männer wollen doch sehen was du zu bieten hast!" entgegnete die Frau, die ständig an Hitomis Haaren rumfuchtelte, und sah sie lächelnd an. "Aber wenn ich mich nach vorne beuge fallen sie mir ja heraus...." murmelte sie geistesabwesend und sah sich weiter im Spiegel an. "Keine Angst das wird bestimmt nicht passieren.." lachte die Frau und begab sich zur Tür. "Ich lasse dich ein wenig alleine, du hast noch etwas Zeit bevor die Schenke öffnet..." Die Tür schloss sich, aber Hitomi sah nicht auf. Alles erschien ihr so.. unreal. Wie in einem schlechten Traum.. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie zwar nicht hier sein wollte aber auch nicht wieder zurück nach Hause wollte. Wenn ihr jemand klar gemacht hatte dass sie nicht zu ihnen gehörte dann war es ihre Familie. Sie konnte nichts dafür dass sie diese Dinge sah...oder ahnte. "Ich hätte niemals jemandem etwas davon erzählen sollen....." Hitomi wollte keine Tränen vergießen, doch sie kamen so schnell dass sie gar nicht bemerkte wie sie in salzigen Bächen ihre Wangen hinabflossen. Die Welt um sie herum schein zu beben, und das Bild vor ihren Augen verschwamm... Worum sie noch weinen sollte, wusste sie nicht. Zu oft, zulange schon hatte sie es heimlich getan. Nachts, wenn es niemand hörte und es auch niemanden kümmerte. Hitomi erinnerte sich gut an die Nächte, in denen sie wach lag und sich nach jemandem sehnte der ihr sagen würde, dass alles in Ordnung war. Egal wer, einfach nur ein Wort oder eine Berührung die ihr sagte dass sie noch am Leben war. Liebe kannte sie nicht, und sie wollte sie auch nicht kennen. Hitomi fürchtete sich zu sehr vor diesem Gefühl. Es war gut so wie es ist, redete sie sich immer wieder ein. Sich damit abzufinden war leicht, es jedoch zu vergessen war schwer. Sie hatte diese Gabe...Diese Gabe, die sie von den anderen isolierte. Ihre Mutter versteckte sie in ihrem kleinen Haus vor der Welt und bat die Götter jeden Abend um Erlösung... Hitomi sollte sterben damit die Ehre der Familie nicht beschmutzt wurde. Ob arm oder reich, eine verfluchte Seherin wollte niemand in seiner Nähe haben.... "Ich frage mich, wie es ist....wie es sein könnte....Kann man mir erklären, wie sich etwas anfühlt dass ich selbst niemals erfahren werde?" "Erwecken....Zerstören.....Hass ,der sich tief in deine Seele frisst.... Vergeltung... Rache....alles was du dir wünschst..." Schlagartig öffnete sie die Augen. "Ist da jemand?" fragte sie leise, doch eine Antwort sollte sie nicht bekommen. "Es war wohl nur Einbildung..." dachte sie. Als Hitomi zurück in den Spiegel blickte waren ihre Augen schwarz umrandet und ihre Wangen zierten ebenfalls schwarze Striche. Der Kohlkajal war verlaufen.. Schnell nahm sie das Handtuch vom Tisch und wischte sich ihr dreckiges Gesicht sauber.. "Es ist eine Schande, Hitomi! Hör auf damit! Hör auf zu weinen !Dämonen weinen nicht.. sie bringen nur Böses. Genauso wie du......." Die Worte ihres Vaters hallten in ihrem Kopf wieder und sie ließ das Tuch sinken. Sie erschrak fast zu Tode als sich plötzlich zwei Arme um sie schlangen und sie jemand von hinten umarmte. "Wieso weinst du....Ich werde traurig, wenn du das tust..." Als Hitomi erkannte, wer zu ihr sprach schloss sie erleichtert die Augen. "Vergib mir, Aina.....Es ist nichts....." "Du lügst.. Ich kann es sehen...In deinen Augen. Ich will wissen, weshalb du so leidest. Ich weiß, du kennst mich kaum und ich dich ebenso aber...ich glaube nicht dass das Schicksal für dich diesen Ort hier zum Sterben auserkoren hat..." "Ich sehnte mich lange nach dem Tod..." flüsterte Hitomi gepresst. Sie fragte sich kurz, wie es Aina geschafft hatte unbemerkt in das Zimmer einzutreten, doch dann schob sie diesen Gedanken beiseite. Plötzlich spürte sie wie eine Hand an ihre Kette wanderte, die sie verborgen unter dem Kleid trug. "Wer hat dir dieses Schmuckstück geschenkt?" fragte Aina, immer noch hinter Hitomi stehend mit ihren Armen um den Oberkörper der Frau. "Meine Großmutter.....Sie war der einzige Mensch der mich wirklich geliebt hat....." Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern, und die Stimmen des Abends wurden stärker. Im unteren Stockwerk wurden Stimmen laut, die Schenke wurde geöffnet. Und noch bevor Aina antworten konnte wurde die Tür aufgestoßen und Narna trat energisch ein. "Beeilt euch ihr Waschweiber, die Kundschaft kommt!" Sie wollte sich schon umdrehen, doch als sie sich umdrehte Hitomis tränenüberströmtes Gesicht erblickte entschwand ihr ein leichtes Grinsen. "Und wisch dir dieses lächerliche Wasser aus dem Gesicht, du siehst ja schrecklich aus!" Das Bordell Tavions öffnete seine Türen, und schon bald sollten sich hier zwei Welten, Schmerz und Wut, begegnen... Es roch widerlich. Rauch, Schweiß und Alkohol, all diese Gerüche mischten sich in der kleinen Schenke zusammen. Hitomi drehte es beinahe den Magen um, als sie auf zittrigen Knien die Treppen zusammen mit Aina hinabschritt.. Einige Köpfe schnellten zu ihnen und sahen sie grinsend an. Aina klammerte sich verzweifelt an Hitomis Arm, doch die versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. Die Stimmen in dem Raum schienen schrecklich verzerrt, und man musste sich anstrengen um sein eigenes Wort zu verstehen.. Die Schenke bestand aus mehreren Sitzbänken, Stühlen und Tischen die alle ordentlich angereiht aufgestellt waren.. Kein Platz war mehr frei, und viele der Anwesenden standen entweder am Ausschank oder in einer Ecke und tranken Sake und Wein... Sie waren die Treppe hinab gestiegen und versuchten sich nun den Weg durch die Massen zu drängen....Nach langem Drücken und Drängeln schafften sie es schließlich vor an die Theke, an der Quilla schon auf die beiden wartete.. "Da seid ihr ja endlich. Das hat ja ewig gedauert.." rief sie, doch Hitomi konnte sie kaum verstehen. Lange blickte Quilla die beiden an, dann deutete sie Aina an hinter die Theke zu kommen. "Du wirst heute Ausschenken. Ich werde dir erklären, wie man die Fässer mit dem Sake richtig öffnet und sie in die Schalen füllt. Normalerweise ist das Narnas Aufgabe, aber wie ihr seht ist sie gerade beschäftigt..." Quilla drehte den Kopf in Richtung Sitzecke, und dort saß Narna, auf dem Schoss eines Mannes und kreischte vor Lachen. Angewidert drehte Hitomi den Kopf weg und sah zu Boden... "Du brauchst gar nicht so tun, bald wird es dir genauso ergehen...Und auch du wirst gefallen daran finden.." meinte Quilla kalt und sah Hitomi scharf an. "Eher sterbe ich.." antwortete sie gepresst. "Das würde ich mir noch mal überlegen.. Auf der Strasse wärst du schon längst tot...Und jetzt komm, wir haben zu arbeiten." Aina sah Hitomi hilfesuchend an als sie hinter die Theke schritt und Quilla folgte. Sie nickte ihr zuversichtlich zu und ehe sie sich umdrehen konnte stand eine ihr unbekannte Frau neben ihr. "Du bist sicher Hitomi. Man sagt du seihst unser neuer, funkelnder Diamant.." Beschämt blickte Hitomi weg und überlegte sich eine passende Antwort. Doch die Frau fing leise an zu kichern. "Du brauchst dich nicht vor mir zu schämen.. Wir sind beide vom gleichen Schlag. Ich habe gehört du kommst aus Asturia?" Hitomi nickte. "Ich...ich habe in einem kleinen Dorf am Stadtrand von Pallas gewohnt....Bis..." "Du brauchst nicht weitersprechen, ich kann mir denken was dann passiert ist.." In ihrer Stimme klang seltsam viel Mitgefühl. Lange herrschte Stille zwischen den beiden, und erst der Aufprall eines Glases auf dem Boden holte sie in die Realität zurück.. "Komm, ich zeige dir wie du die Männer bedienst, es ist wirklich nicht schwer.....!" Sie zog Hitomi an der Hand in Richtung Treppe, doch lieb kurz vorher stehen und deutete auf den Tisch der dort in der Nische stand. "Dort stellen wir die Speisen und die Getränke hin, und du bringst sie dann an die Tische.." Sie zeigte Hitomi in wenigen Schritten, was genau sie zu tun hatte und als sie fragte ob alles verstanden wäre nickte Hitomi wieder.. "So, dann mach dich mal an die Arbeit.." sagte sie mit einem Lächeln. "Wie...wie ist dein Name? Verwundert sah die Frau auf. "Habe ich dir das nicht gesagt? Oh ich Dummerchen, da vergesse ich doch glatt mich vorzustellen!" Ihre blauen Augen strahlten, während sie lachte und Hitomi fragte sich wie so eine fröhliche Frau in solch einer Hölle gelandet war. "Ich bin Ethiél....aber nenn mich ruhig Eth....das tun die meisten hier." Sie strich sich einige ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und lächelte Hitomi zuversichtlich an. "So, hier hast du dein Tablett...Lass bloß nichts herunterfallen sonst fängt Quilla an auszurasten...." meinte sie schmunzelnd und drückte Hitomi ein Holztablett in die Hand. "Falls du etwas auf dem Herzen hast, komm zu mir..." Plötzlich glitt ihr Blick in Richtung Tür, und als sich diese öffnete schienen ihre Gedanken nicht länger bei Hitomi zu sein... Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang trat in die Schenke ein und keine Sekunde später machte sich Ethiél auf dem Weg zu dem Fremden. Hitomi wusste nicht wieso aber sie überkam plötzlich ein seltsames Gefühl. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, wie nach einem schnellen Sprint....Ihre Hände zitterten leicht, und als die Tür hinter dem Fremden zufiel und er sich in der Schenken umsah sah sie schnell weg... "Los Mädchen beeil dich die Männer sind durstig!" Sie erschrak aus ihrer plötzlichen Trance und blickte einer wütenden Quilla ins Gesicht. "Jawohl..." antwortete sie und schritt mit dem Tablett voller Sake auf die Tische zu.. Ethiél ging auf den Fremden zu und winkte ihn zu sich. Er kam langsam auf sie zu und sah sich forschend um...Seine Kapuze verdeckte beinahe sein ganzes Gesicht.... "Wieso bist du schon wieder hier ?Es ist gefährlich!" zischte sie leise. "Ich komme wann ich will..." Sie verdrehte die Augen und zog ihn an einen Tisch.. "Gibt es etwas neues?" "Was soll in drei Tagen denn bitte passiert sein....." "Antworte mir..." "Du brauchst nicht aggressiv zu werden!" sagte sie mit Nachdruck. Obligatorisch nahm er ihre Hand und kam mit seinem Gesicht nahe an das ihre.. "Wir sind besorgt.. schon lange ist nichts mehr geschehen.. Es braut sich etwas zusammen.." Ethiél seufzte als er sie berührte und schloss die Augen... "Du solltest nicht hier sein...." "Wir sehen uns in der Stadt um.. und außerdem...suche ich etwas....." sagte er leise. "Und was?" Er antwortete nicht und sie fragte auch nicht mehr nach. Suchend blickte er sich in der Schenke um. Er hatte so ein Gefühl...etwas war hier....Irgendetwas... Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Ethiél ihm eine Hand auf die Brust legte und ihn verführerisch ansah... "Du denkst zuviel nach....Sonst bist du auch nicht so....zurückhaltend, Van..." Es war seltsam, doch zum ersten Mal machte sich Van nichts aus ihrer Gesellschaft und ließ seinen Blick durch die Schenke gleiten... Der Mond der Illusionen hing hoch am Horizont, doch für Van war es eine weitere Nacht in der er keine Ruhe fand. Merle hatte missmutig beobachtet wie er sich im Schlaf hin und her wältzte.. Sie machte sich langsam aber sicher Sorgen... Als er schließlich erwachte war seine Stimmung wieder auf dem Tiefpunkt, und als Antwort auf ihr fröhliches "Wie fühlst du dich?" bekam sie nur ein mürrisches Brummen.. Merle seufzte. Sie kannte Van nun schon seit sie klein war und konnte mit seinen Launen umgehen, aber in gewisser Weise verletzte sie es auch... Manchmal kam sie sich nur wie eine Last für Van vor. Er war auf einer Art Rachefeldzug, und sie fühlte sich nicht als Teil seines Plans... "Er geht den Weg des Kriegers...Lass ihn ziehen..." Das waren die Worte des großen Schwertmeisters Vargas ,und Merle trug sie stets in ihrem Herzen. Doch sie fragte sich immer wieder was der wahre Weg eines Kriegers wirklich bedeutete. Mit diesen Gedanken schlief sie ein, und wunderte sich am nächsten Morgen nicht wirklich dass Van bereits verschwunden war. Sie stand auf und streckte sich ausgiebig. Dann entdeckte sie den Zettel, der auf dem Bett lag. Sie hob ihn auf und las ihn leise murmelnd.... Als sie die letzte Zeile fertig gelesen hatte kroch für einen kurzen Moment die Wut in ihr hoch. "Das ist wieder mal typisch, immer muss er sich alleine auf den Weg machen!" Wütend stapfte sie aus dem Zelt und suchte Allen auf....Nach einer Weile fand sie ihn auch, er war zusammen mit Gardess an einem der selbst erbauten Wachtürme und unterhielt sich mit den Männern.. "Allen!" Der Mann mit den blonden Haaren drehte sich erstaunt um, und als er Merle erblickte entschwand seinem sonst so ernsten Gesicht ein Lächeln. "Merle, du bist schon so früh wach?" Erst jetzt wurde ihr klar, dass das Gras noch von Tau bedeckt war und es noch nach frischer Luft des Waldes roch.. Der Tag hatte erst vor wenigen Stunden begonnen.. Sie kam ihm entgegen und hielt ihm das kleine Stück Papier unter die Nase... "Van ist bereits weg...." Allen kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Wieso musste sich dieser junge Kerl immer seinen Anweisungen widersetzen? "Er sagt, wir sollen heute Mittag nachkommen.. Manchmal frage ich mich wer hier der Kommandant ist..." flüsterte Allen, doch Merle konnte es gut verstehen. "Vergesst nicht, Ritter, Van ist immerhin noch ein König. Er steht hoch über dir..." Allen nickte nur und wandte sich dann an Gardess.. "Mach die Pferde bereit, wir werden schon bald nach Tavion aufbrechen....Lassen wir seine Hoheit nicht zu lange warten.." Es war wie auf dem Markt. Der potenzielle Käufer begutachtete das Vieh und beurteilte es dann.. Hitomi fühlte sich wie ein Stück Fleisch, das zum Verkauf angeboten wurde... Sie spürte die stechenden Blicke auf sich, wenn sie die Reihen und Gänge entlang ging. Sie balancierte das Tablett in den Händen und schritt auf einen Tisch, an dem vier Männer saßen, zu. Sie hatten seltsame Uniformen an, die Hitomi noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Als sie wortlos die Schalen mit Sake abstellte, packte sie einer der Männer am Arm und sah sie grinsend an. "Was haben wir denn da?" fragte er und seine Kumpanen fingen hämisch an zu lachen. Panik ergriff sie und sie versuchte sich aus dem Griff zu befreien.. "Lasst...mich bitte los..." "Setz dich zu uns und hab doch ein bisschen Spaß..." säuselte ein anderer...Hitomi konnte den Alkohol in seinem Atem riechen, und der Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich nur noch. Als dann plötzlich eine Hand auf ihrem Hintern landete entglitt ihr ein leiser Schrei. "Lasst mich los!" sagte sie nun lauter, aber der Mann wollte einfach nicht von ihr ablassen. Hilfesuchend sah sie sich um, doch es war niemand in der Nähe der ihr hätte helfen können. So viele Menschen waren in diesem Raum, doch Hitomi fühlte sich so alleine und hilflos wie noch nie... "Du bist mir aber ein knackiges Stück Fleisch, das muss ich schon sagen.." grölte der Soldat, der ihr Handgelenk festhielt. "Wie viel kostet mich denn der Spaß mit dir?" Hitomi sah keinen anderen Ausweg mehr.. Sie packte das hölzerne Tablett und schleuderte es ihrem Angreifer an den Kopf. Sein Griff lockerte sich, und mit einem letzten Ruck befreite sie sich und viel zu Boden. Mehrere Gäste sahen auf... Schmerzvoll hielt sich der Soldat den Kopf, seine Kameraden lachten ihn nur aus... "Du Idiot, lässt dich von einer billigen Hure niederstrecken!" Wütend stand der Gepeinigte auf und beugte sich über Hitomi... "Ich werde dir beibringen wie man einem Mann Respekt zeigt!" Durch einen leisen Aufschrei hielt er in seinem Tun inne. Es war ,als ob er überhaupt nichts gehört hatte und doch....schien es ihm als ob jemand nach ihm rufen würde... Ethiél bemerkte seinen plötzlichen Stimmungsumbruch und stoppte, ihn zu küssen. "Van, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so...seltsam.." Doch er hörte sie kaum, er starrte geradeaus in die Menge. Er erblickte etwas, was sein Blut zum Kochen brachte... "Helft mir doch....wieso tut den niemand was...Ich habe nichts getan......Bitte lasst mich in Frieden......" Immer wieder hörte er diese Worte in seinem Kopf. Als Van sah, wie die junge Frau dem Mann voller Angst das Tablett über den Kopf zog erkannte er in ihr die Kellnerin, die ihm vor wenigen Minuten eine frische Schale Sake gebracht hatte...Van hatte sie kaum beachtet, er war zu beschäftigt mit der Frau neben sich gewesen. Aber jetzt, wo er sich erinnerte, fragte er sich wieso er nicht schon vorher in diese Augen gesehen hatte.. Sie waren so....traurig. Und er wusste nicht, warum... "Du bist verflucht ,hinfort mit dir !Bleib in deinem dreckigen Haus und verschone uns mit deinen Flüchen!" Van fasste sich an die Stirn.. "Wo kommen diese verdammten Stimmen her? Was soll das?" fragte er sich. Sie fiel zu Boden, und Van zuckte leicht zusammen. Er erkannte, wie sich immer mehr zum Ort des Geschehens umdrehten und die Szene beobachteten.. Der Mann, nein der Soldat, beugte sich über die junge Frau und holte zum Schlag aus. Van erkannte diese Rüstung sofort... "Folken....deine Soldaten...." flüsterte er hasserfüllt.. Ehe er seinen Gedanken zuende bringen konnte, ging ein dumpfes Geräusch durch die Schenke, dass aber von den meisten ignoriert wurde. Solche Szenen war man hier gewöhnt. Aus unerklärlichen Gründen wollte Van aufspringen und dem Soldaten auf der Stelle den Kopf abreißen, doch Ethiél hielt ihn zurück. Als die Hand ihre Wange berührte, wurde Hitomi von der Wucht des Aufpralls auf den Rücken geworfen. Es tat weh, doch sie schloss die Augen und hoffte insgeheim, dieser brutale Kerl würde sie auf der Stelle töten.... "Tu es....dann ist es vorbei...Tu es....." Doch ihr Flehen wurde nicht erhört, den sie spürte wie sie plötzlich jemand an den Schultern packte und wieder auf die Beine zog. Langsam öffnete sie die Augen und sah in das von Wut verzerrte Gesicht von Quilla, die sie nun anschrie. "Du unnutzes Weibstück! Sieh was du anrichtest!! Willst du etwa Schande über dieses Haus bringen, genauso wie du Schande über das Haus deiner Eltern gebracht hast?" Nach einer Weile hörte Hitomi nicht mehr zu.. Alles schein verschwommen, und sie nahm ihre Umgebung nur noch schattenhaft war....Sie konnte Aina ausmachen, die geschockt am Tresen stand und sich nicht bewegte...Sie wusste nicht wer es war, doch irgendjemand schien den Soldaten etwas besänftigt zu haben und er setzte sich zurück auf seinen Stuhl. "Dreckiges Hurenweib..." flüsterte er und sah Hitomi hasserfüllt an. Quillas Geschrei und Gezeter holte Hitomi langsam aber sicher wieder in die Realität zurück.. Die Worte die sie sprach prallten an ihr ab, sie hatte sie schon sooft gehört.... "Du bist zu nichts nütze! Wie kannst du unserem Haus nur so etwas antun! Hinauf mit dir, verfluchtes Mädchen! Mach dich auf eine Strafe gefasst die sich gewaschen hat!" schrie sie und schubste Hitomi in Richtung Treppe, hindurch durch die vielen Menschen.. "Soll der Tod dich holen dann bin ich deine Dummheit los! Ich hätte dich niemals mitnehmen sollen, du bringst uns nur Unglück!" "Ich weiß.....ich weiß...." Ohne das sie es wollte liefen ihr die Tränen hinab, und als sie die Treppen zu ihrem Zimmer im oberen Stock hinaufschritt blickte sie hinunter auf die Menge von Menschen, atmete den Rauch ein und versuchte, nicht umzukippen.. Sie sah einen jungen Mann bei Ethiél sitzen, er hatte seine Arme fest um sie gelegt und schien sie um nichts in der Welt loszulassen... Die gähnende Leere war wieder da, und mit gesenktem Kopf verließ sie die Schenke.... "Ich wünsche mir doch gar nichts.....außer vielleicht...Aber nur vielleicht....." Und dann schüttelte sie den Kopf und schloss für einen kurzen Moment die Augen.. "Es ist lächerlich...Hör auf damit...Hör auf zu träumen......zu wünschen...." Nach all den Jahren dachte Hitomi sie habe es unter Kontrolle. Doch sie konnte nicht leugnen, was sich ihr Herz am meisten wünschte..... "Eines Tages........wird auch dich jemand beschützen....." "Dieser Tag kommt zu spät, Großmutter...Er kommt Jahre zu spät........Ich glaube nicht mehr daran..." Van sah, wie sie vom Boden gezerrt wurde und dann Richtung Treppe zum oberen Geschoss gebracht wurde. Die ältere Frau schrie sie schrecklich laut an, man konnte es wohl bis Pallas hören.. "Oh nein, Hitomi...." flüsterte Ethiél... Van wusste, dass er diese junge Frau schon irgendwo einmal gesehen hatte...Nur konnte er es nicht einordnen. Sie schien neu hier zu sein, dass war ihm auf den ersten Blick klar. Doch er war fasziniert von ihr.. Weshalb, wusste er nicht...Er kannte sie ja nicht einmal, und trotzdem spürte er ein seltsames Verlangen nach ihr. Er schüttelte diesen Gedanken sofort ab und belehrte sich eines besseren: Er hatte keine Zeit für kurze Nächte, und schon gar nicht mit Frauen die anscheinend nur Probleme machten. Auch wenn sie noch so hübsch waren... "Wahrscheinlich ist sie nur wählerisch was ihre Freier angeht.." dachte er und wollte sie wieder Ethiél zuwenden...Doch diese grünen Augen sollten ihn noch in seinen Träumen verfolgen, denn Van machte den entschiedensten Fehler seines Lebens.. Er blickte ein letztes Mal in das plötzlich mit Tränen überströmte Gesicht der Unbekannten....und sie war somit ab diesem Moment in seinem Gedächtnis festgebrannt... Doch schon einen Augenblick später war sie verschwunden..... "Ich glaube nicht mehr daran......." Van konnte sie hören....... Lautes Gelächter und Gegröle erfüllte die Schenke, und die Nacht neigte sich ihrem Mittelpunkt zu. Der Soldat, der die Frau geschlagen hatte, saß sturzbetrunken auf seinem Stuhl und erzählte einer Kellnerin irgendeine langweilige Geschichte einer vergangenen Schlacht. Er erwachte aus seiner Trance, als Ethiél an den Fäden seines Hemdes spielte.. "Willst du.. nach oben gehen?" fragte sie lächelnd und wartete auf das Nicken. Doch es kam nicht. "Nein.." antwortete er knapp. Sie war überrascht, es war das erste Mal dass er ihre Dienste ablehnte. Doch nach kurzer Überlegung und einem Blick in sein Gesicht wusste sie, woran es liegen musste. Etwas eifersüchtig lehnte sie sich zurück und sah ihn vorwurfsvoll an. "Wieso machst du dir Gedanken über jemanden, den du gar nicht kennst?" Genervt schloss Van die Augen und griff nach der Schale Sake. Er schluckte den Reiswein in einem Zug hinunter und schwieg. Ethiél hegte keinen Hass gegen Hitomi, im Gegenteil. Aber es gefiel ihr ganz und gar nicht dass Van solch...seltsames Interesse an ihr zeigte. "Dieser Soldat...ich kenne ihn...Es ist einer von.." flüsterte er leise und sie sah ihn verwundert an. Er beendete seinen Satz nicht und Ethiél fragte auch nicht weiter nach. "Ich sollte aufbrechen.. Ich bin schon viel zu lange hier.." Mit diesen Worten stand er auf und legte eine Silbermünze neben die Schale. "Wo ist er?" fragte er leise. Sie beugte sich zu ihm nach vorne, und Van sah für einen kurzen Moment auf ihre Brüste, die unter der engen Bluse hervorquellten. "Im Gasthaus am Ende der Strasse...Das alte Gebäude mit der blauen Tür..." sagte sie etwas enttäuscht über sein rasches Verschwinden.. Doch bevor er gehen konnte, hielt sie ihn am Arm fest und flüsterte ihm etwas ins Ohr.. "Willst du ihren Namen wissen?" Van widerstand nur knapp der Versuchung zu nicken, doch dann schüttelte er resigniert den Kopf. "Nein....." Er schritt davon, und Ethiél sah ihm verwundert hinterher... Van trat in die kalte Nachtluft hinaus und fluchte leise, als er bemerkte dass er seinen Mantel in der Schenke vergessen hatte. Aber zurückgehen wollte er nicht mehr, es wäre zu auffällig. Also machte er sich so auf den Weg zu seinem Ziel ,immer die Strasse entlang. Mehrere Mädchen und Frauen lehnten an den Hauswänden und sahen ihn verführerisch an, doch er würdigte sie keines Blickes. Die Gassen waren voll von Bettlern, Armen und Huren.. Er fragte sich, wie man hier sein Dasein fristen konnte. Lieber würde er im Kampf sterben als hier zu enden...Schließlich erreichte er das Gasthaus mit der blauen Tür und klopfte an. Nach wenigen Sekunden öffnete ein großgewachsener, bulliger Kerl die Tür und sah ihn mürrisch an. "Ich will zu deinem Herrn. Lass mich hinein.." sagte er emotionslos. "Wessen Namen soll ich ihm nennen?" fragte der Mann und sah Van gefährlich an. Der antwortete nicht und seine Augen blitzen amüsiert auf. "Antworte oder ich schlag dich in der Mitte durch, du.." Doch weiter kam er nicht, denn ein etwas kleinerer Mann mit Brille und Pferdeschwanz erschien plötzlich an der Tür.. "Gorak, mach hier nicht so ein Theater...." Seine Stimme schien ruhig, dennoch herrisch.. Er sah Van mit einem Lächeln im Gesicht an und winkte ihn zu sich. Gorak sah verwundert auf seinen Herrn und schwieg. "Willkommen zurück in meinem Haus.....Drache..." Van entschwand ein leises Lachen als er diesen Ausdruck hörte und ging an Gorak vorbei. Zusammen schritten die beiden Männern durch das Gasthaus. Es war nicht weniger voll wie die Schenke in der er bis eben noch gewesen war, nur mit dem Unterschied dass sich hier keine Huren tummelten. Mehrere Männer, vorwiegend Kaufleute und Handelsmänner, saßen an den Tischen und speisten, tranken und unterhielten sich angeregt. Der Holzboden knarrte unter ihren Füssen und während sie die Treppen hinauf stiegen und den Lärm hinter sich ließen, bemerkte Van wie er sich nach und nach entspannte. Es war anstrengend, ständig auf der Hut zu sein.. Der Mann mit der Brille führte ihn in ein kleines Zimmer am Ende des Ganges, in das sie auch rasch eintraten. Kurz vergewisserten sie sich, ob sie auch alleine waren. Dann zündete der Mann eine Lampe an und setzte sich in einen der Sessel. Der Raum war zwar klein, doch seine Einrichtung schien nicht gerade Armut auszustrahlen. Van wusste, dass der Mann mit dem er hier des öfteren saß, ein wohlhabender Mann war.. "Setz dich....Allen war bereits vor einigen Tagen hier, doch ich habe ihm nicht alles erzählt..." Er nahm ebenfalls platz und beobachtete, wie sich sein Gegenüber ein Glas Wein einschenkte. Mit einem fragenden Blick sah er Van an, doch der schüttelte den Kopf. Nachdem er nur mit den Schultern zuckte und einen kräftigen Schluck nahm, setzte er das Glas ab und sah Van ernst an. "Ich habe schlechte Nachrichten...." Interessiert hörte Van sich seine Worte an.. "Man munkelt, die Festung zieht gen Süden.. direkt auf euer Lager zu. Ich bin mir nicht sicher ob die Informationen genau der Wahrheit entsprechen aber so wie es aussieht, formieren sie sich neu.. Und ihr neues Ziel scheint wohl Pallas zu sein.." Aufgebracht sprang Van von seinem Stuhl auf und sah ihn wütend an. "Und das sagst du mir erst jetzt?" "Du brauchst nicht wütend zu werden, wie ich bereits sagte ich bin mir nicht sicher, denn meine Quellen sind es auch nicht..." antwortete er ruhig. Van setzte sich wieder, war aber immer noch etwas wütend über die neue Information. "Ich habe mir sagen lassen, dass sie auch auf der Suche nach ihr waren.." "Nach ihr? Dryden, ich weiß nicht was du meinst..." Dryden rückte seine Brille zurrecht und lachte leise. "Es überrascht mich dass gerade du das nicht weißt...." Vans typischer Blick versetze ihn in einen weiteren leisen Lachanfall, doch nach wenigen Sekunden sah er ihn ernst an. "Hör mir gut zu.. Seit Jahren schon sind sie auf der Suche nach ihr. Doch eines verstehe ich nicht. Man hat mir berichtet sie hätten sie gefunden...und dann sofort an einen geheimen Ort gebracht und sie dort sozusagen...verstaut.....Es ist eine Schande..." "Wovon redest du..." fragte Van leise. "Das weißt du ganz genau, versuch nicht mich für dumm zu verkaufen. Erzähl mir nicht deine Mutter hätte dir nichts von ihr erzählt.." Als Dryden seine Mutter erwähnte verfinsterte sich Vans Miene und er schwieg. Nach wenigen Augenblicken nickte er und sah Dryden abwartend an. "Auch nach so vielen Jahren vertraust du mir immer noch nicht. Nun gut, wie du willst, ich kann dich ja nicht zwingen. Aber du weißt, was das bedeutet.. Es ist mehr als seltsam. Sie hatten sie ,und doch haben sie sie versteckt...Wieso?" Lange herrschte Stille, und die beiden Männer schienen in Gedanken versunken zu sein.. "Wenn der Black Dragon Clan sie bereits ausfindig gemacht hat, dann muss ich wissen wer sie ist. Ich brauche sie. Sie gehört mir." sagte Van gepresst und ballte die Hand zur Faust. "Du kannst kein Lebewesen besitzen, Van..." "Für mich ist sie kein Lebewesen, sie ist nur ein Ding...ein Schlüssel, den ich brauche..." "Du hast ihn noch nicht einmal gefunden.." "Aber du wirst mir sicher sagen, wo er ist.." konterte Van geschickt. Dryden lächelte abermals und nickte. "Ich kann dir zwar sagen wo er sich wahrscheinlich aufhält, aber bekommen wirst du ihn nicht so leicht...." "Das lass ruhig meine Sorge sein..." Van lehnte sich zurück und wartete auf Drydens Auskunft. "Ich lasse dir einen Brief zukommen, indem steht alles was ich bisher herausgefunden habe...Gedulde dich noch einige Tage. Wenn sie das Gesicht der Cerridwen gesehen haben, werde ich wissen wie sie aussieht....Und du kannst sie haben.." Van erhob sich und wollte Dryden bereits den Rücken zudrehen, als dieser weitersprach.. "Aber nur unter einer Bedingung..." Van wartete auf das Ende des Satzes, aber Dryden ließ sich Zeit.. "Behandle sie nicht wie eine deiner Untergebenen...oder noch schlimmer...wie eine deiner Huren.. Sonst muss ich mir überlegen ob ich dir wirklich sage, wer sie ist..." "Keine Angst...Ich weiß, wie man mit einer sogenannten Göttin umgeht.. Trotzdem gehört sie mir.. Sie steht mir zu..." Dryden seufzte auf und winkte Van zum Abschied zu.. "Viel Glück und bis bald...Drache.." Nachdenklich ging er die Treppen hinab und verließ, unter den strengen Blicken von Gorak, das Gasthaus. Die Strassen waren noch genauso dunkel wie vorher, und die Huren standen immer noch an ihren Plätzen. Nachdem er einige Schritte gelaufen war, überkam ihm plötzlich ein seltsames Gefühl.. Jemand beobachtete oder folgte ihm, das wusste er sicher. Seine Hand glitt langsam an den Griff des Schwertes und er sah sich aufmerksam um. Immer weiter ging er die Gasse entlang, bis er in eine kleine Seitenstrasse einbog. Niemand war weit und breit zu sehen, es herrschte nur die Stille. Und doch....etwas war hier, Van konnte es spüren.. Er kam langsam an ein kleines Stück Wald, das das kleine Dorf von der Strasse abgrenzte. Dort hatte er sein Pferd angebunden und nun wollte er in die Hütte, die den Abaharakis im Wald von Tavion als Versteck diente. Van beschloss, den Weg zu Fuß zu gehen und sein Pferd etwas zu schonen. Er nahm die Zügel, die um einen Ast gebunden waren und führte sein Pferd neben sich in den Wald. Nach einigen Minuten konnte er in der Ferne schon leicht die Umrisse der alten Hütte ausmachen, und zielstrebig ging er auf das kleine Gebäude zu. Bis er es wieder hörte. Es war ein leises Rascheln, gerade so laut dass man es leicht hören konnte. Sein Pferd spitze die Ohren und schritt unruhig weiter.. Van ließ sich nichts anmerken und band sein Pferd schließlich seelenruhig an einem Baum an und ließ ihm gerade soviel Freiraum, dass es sich zwar frei bewegen aber nicht weglaufen konnte. Da war es wieder, dieses leise Rascheln und das Knacken der Äste. "Komm nur her, ich warte..."dachte Van. Und ehe er sich versah rannte er auf einen der Büsche zu, griff hinein, zog sein Schwert und riss grob am Arm einer Person.. Als er den Arm der Gestalt berührte, wurde er etwas stutzig. Es war keinerlei Rüstung, noch Hemd vorhanden. Nur ein kaltes Stück Fleisch, dass sich nicht wirklich kräftig anfühlte.. Keine Muskeln, keine rauen Haare... Nichtsdestotrotz hielt er den Eindringling fest, schleuderte ihn unsanft auf den harten Waldboden und hielt ihm die Klinge seines Schwertes an das Kinn.. "Wer bist du und was willst du hier?" sagte er mit lauter Stimme und beobachtete, wie sein vermeintlicher Angreifer leicht zusammenzuckte. Etwas verwirrt war er, er hätte mindestens mit einem Konterangriff gerechnet.. Der Mond schien hell am Himmel, doch er wurde von einer dicken Wolkenwand verdeckt. Van konnte weder das Gesicht, noch die Statur seines Angreifers ausmachen. Erst als die Gestalt auf dem Boden vor ihm leise zu Schluchzen begann, war er vollkommen verdutzt.. "Ich habe noch nie einen Mann vor mir weinen sehen.." dachte er und drehte die Klinge seines Schwertes.. "Antworte mir gefälligst bevor ich dich töte!" rief er erneut, aber die Gestalt kauerte immer noch regungslos auf dem Boden... Langsam aber sicher wurde Van ungeduldig. Als er auch nach weitern Minuten immer noch keine Antwort erhielt verließ ihn vollkommen die Geduld und er packte die Person unsanft am Hals und zog sie somit auf die Beine.. Wütend sah er der Person ins Gesicht, und er wollte schon anfangen ihn so lange zu würgen bis er seine Identität preisgab, doch dann verschwand die Wolkenwand und der nicht sehr dichte Wald wurde durch das Licht des Mondes erhellt. Geschockt sah er in zwei strahlend grüne Augen, die so voller Angst waren dass er selbst nicht mehr wusste ob er träumte oder wach war. Van erkannte, dass sein "Feind" eine junge Frau war, die zitternd ihre Hand um seinen starken Griff gelegt hatte und ihn flehend ansah. "Bitte.........tut mir nichts........" brachte sie angestrengt hervor. Van konnte nicht aufhören in ihre Augen zu sehen. Wieso, war ihm ein Rätsel. Dann erkannte er sie wieder....Sie war die Frau aus der Schenke, diejenige die einem Soldaten ein Holztablett auf den Kopf geworfen hatte. Ihr flossen Tränen die Wangen hinab, und Van lockerte seinen Griff um ihren Hals. Sie drohte zu Boden zu fallen während sie nach Luft schnappte, aber Van griff nach vorne und hielt sie fest. Sie hustete einige Male und atmete tief durch. Er konnte spüren, wie sehr sie zitterte.. Und als er ein weiteres Mal ihre Stimme hörte war er sich sicher, dass sie nicht aus Zufall hier war... "Bitte....verratet mich nicht.. Ich will...nur weg von hier.....Ich flehe euch an....." Weiter kam sie nicht, denn sie verlor das Bewusstsein und kippte nach vorne, genau in seine Arme.. Van wusste nicht, was er davon halten sollte.. Einerseits war er geschockt, solch ein junges Ding um diese Zeit alleine im Wald vorzufinden...andererseits war er sich nicht sicher, ob er sie wirklich jetzt gebrauchen konnte. Sie würde ihm nur eine Last sein, das wusste er. Van sah in ihr Gesicht und erkannte eine kleine, rote Stelle an ihrem Mundwinkel. Er berührte sie kurz mit einem Finger.. "Blut.." sagte er leise... Er hob sie in seine Arme und ging mit dem fremden Mädchen auf die Hütte zu...Grob stieß er die Tür auf und trat in das alte Gemäuer ein. In ihm befand sich ein großer Raum mit einem Bett, einer Sitzecke und einer kleinen Küche .Nebenan war ein kleiner Waschraum, den man gerade noch als Bad bezeichnen konnte. Behutsam legte Van das Mädchen auf dem Bett ab und sah sie lange an.... Hätte er gewusst, was ihn in naher Zukunft erwartet hätte er sie niemals mit in diese Hütte genommen. Hätte Van gewusst, was ihm dieses Mädchen eines Tages noch bedeuten würde hätte er sie wohl auf der Stelle getötet......Doch das hatte er nicht, und somit nahm das Schicksal seinen Lauf........ "Ich träumte, die gesamte Welt würde untergehen.....Und es war meine Entscheidung..." Es war nichts übrig geblieben ,nur Ruinen. Kein Leben, keine Stimmen...Nur Tod...und Stille. Als sie ohne Ziel durch die zerstörte Stadt wanderte und ihr Blick emotionslos umher glitt, konnte man fern ein leises Klagelied vernehmen. Es sprach vom Ende Gaias, das nun gekommen war... Ein stählerner Riese, so hoch wie die Bäume, erhob sich....Schwarz und doch...lebendig. Weiße Flügel, die mit Blut getränkt waren.. Die Dunkelheit würde ab jetzt ewig bestehen. "Sie sind alle tot....Alle...." Gaia war erlöst. Nie mehr würden Kriege und Schlachten die Heilige Erde peinigen.. Alles war ausgelöscht. .Feuer brannte, und doch war es kalt... So viele Tote.. Und unter ihnen einer, der es vielleicht wert war für ihn zu leben.. Hitomi sah mit stillen Tränen wie sich die Flügel auflösten... Erst jetzt wurde ihr klar, was geschehen war......Und dann schrie sie.. Doch wer sollte sie hören? Die Toten können es nicht....... Skeptisch betrachtete er das Mädchen, wie es in dem Bett schlief und leise ein und ausatmete. Zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, sie genauer zu betrachten.. Sie war schön, dass musste er zugeben.. Ihr schulterlanges, blondes Haar war hinter ihrem Kopf ausgebreitet, und obwohl ihr Zopf ziemlich zerzaust war fand Van dass sie dieses kleine Detail nur noch mehr anziehend machte. Die dünne Leinendecke, die er über ihren Körper gelegt hatte ließ jedoch ihre frauliche Form nicht versteckt...Sein Blick blieb an ihren langen Beinen kleben, die sich unter der Decke abzeichneten.. Van schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Feuer, dass vor ihm in dem kleinen Kamin prasselte. Es war kalt geworden und er hoffte, er würde die Nacht ohne Erfrierungen überstehen... Doch mit der Zeit wurde die kleine Hütte erfüllt von der Wärme des Feuers, und Van ließ sich erschöpft in den kleinen Sessel zurückfallen.. Er fragte sich, wieso sie weggelaufen war...Andererseits, wieso sollte er sich um die Probleme eines Fremden kümmern? Es war nicht seine Aufgabe und Van beschloss sie, sobald sie aufwachte, vor die Tür zu setzen und fortzuschicken. Morgen früh wollte er zurück im Lager sein, da konnte er wohl kaum eine Fußfessel gebrauchen. Nach und nach spürte Van, wie auch ihn die Müdigkeit überkam und nach kurzer Zeit fiel auch er in einen tiefen Schlaf. Er sollte jedoch nicht so unruhig sein wie der seiner unfreiwilligen Gefährtin... Es war mitten in der Nacht, als er von einem leisen Wimmern geweckt wurde. Kurz verfluchte er sein gutes Gehör, bei jedem noch so leisen Geräusch wachte er auf....Verschlafen blickte er sich um, das Feuer war immer noch heftigst am Prasseln. Dann fiel sein Blick auf das Mädchen auf dem Bett und Van erkannte, dass sie der Grund für die Störung war. Sie wälzte sich unruhig umher und schien leise Worte vor sich hinzumurmeln. Genervt stand Van auf und beschloss, dem ein Ende zu machen...Er würde bestimmt nicht auf seinen Schlaf verzichten.. Mit festen Schritten ging er auf das Bett zu und beugte sich über sie. Dann hielt er inne.. Ihr Gesicht kam wieder so seltsam bekannt vor und er sah genauer hin. An ihrem Mundwinkel klebte noch etwas Blut und Van fragte sich, ob sie entweder geschlagen wurde oder gestürzt ist. Seine Aufmerksamkeit zog sich auf ein kleines, goldenes Etwas dass ihr um den Hals hing. Es sah aus wie eine Kette, doch er konnte weder einen Anhänger noch sonst etwas ausmachen da die Kette unter ihrer Bluse versteckt war... Van schluckte, als seine Augen an ihrem Hals hinab Richtung Brust wanderten und dort schließlich verweilten. Nun konnte er sicher sein dass dieses junge Ding vor ihm bestimmt kein kleines Mädchen mehr war... Ihr Brustkorb hob und senkte sich, und durch die offenherzige Bluse hatte er mehr Blick als er eigentlich ertragen konnte.. "Das ist wohl mehr als ein schlechter Zeitpunkt.." ermahnte er sich und riss sich aus seiner Gedankenwelt. Kurz überlegte er, doch er musste es riskieren.. Langsam hob er die Hand und bewegte sie in Richtung Hals... Er wollte die Kette etwas anheben und sie unter der Bluse hervorholen, vielleicht konnte er sie ja teuer auf dem Markt verkaufen und sich von dem Geld einen neuen Mantel kaufen.. Doch als seine Finger ihre Haut berührten, ließ sie einen leisen Schrei von sich und öffnete abrupt die Augen. Wieder starrte Van in zwei grüne Augen, die verwirrt hin und her wanderten und als sie erkannte, in welcher Situation sie sich befand wollte sie am liebsten laut aufschreien. Doch ehe sie sich versah spürte sie eine Hand auf ihrem Mund und verstummte vor Schock. Hitomi hatte wohl noch nie solche Angst gehabt, denn sie fürchtete zum ersten Mal wirklich um ihr Leben. Der Mann, der so nah neben ihr saß und dessen Gesicht nur Zentimeter von dem ihren entfernt war sah sie ausdrucksvoll an. Sein Blick versetzte sie in einen seltsamen Zustand und Hitomi konnte erahnen, dass dieser Mann seine Worte todernst meinte.. "Wenn du schreist, bist du tot....." Sie hielt die Luft an und starrte geradeaus. Hitomi wusste weder wo sie war noch wer ihr vermeintlicher Entführer eigentlich war. Lange Zeit saßen sie in dieser Position, und Hitomi sah voller Furcht in das Gesicht des Mannes. Seine braunen Augen strahlten Kälte aus und Hitomi wusste, dass er sie mit nur einer Handbewegung töten könnte. Seine schwarzen Haare hingen ihm wild ins Gesicht und verdeckten beinahe seine Augen, aber Hitomi konnte sie trotz des fahlen Scheins des Feuers gut erkennen. Sie zuckte etwas zusammen, als der Mann plötzlich zu sprechen begann.. "Ich werde dich jetzt loslassen und du wirst nicht schreien, sonst gnaden dir die Götter. Verstanden?" fragte er emotionslos. Sie konnte nur nicken. Langsam verließ die Hand, die sich hart auf ihren Mund gepresst hatte diese Stelle und der Fremde lehnte sich langsam zurück. Hitomi wusste nicht wohin mit ihren Gedanken. Was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor in der sie so dasaßen und sich gegenseitig anstarrten.. Ein Augenpaar voller Furcht begegnete einem anderen voller Härte... Nur das Prasseln des Feuers war zu vernehmen. Hitomi erinnerte sich an den seltsamen Traum, den sie gerade eben gehabt hatte... "Was willst du hier?" Seine tiefe Stimme holte sie in die Realität zurück und ließ sie ein weiteres Mal zusammenzucken. Verwirrt sah sie ihn an, sie wusste keine Antwort auf seine Frage.. "Ich....ich..." "Antworte gefälligst wenn ich mit dir rede!" Sein harter Ton fuhr ihr durch den gesamten Körper und sie versuchte angestrengt, einen zusammenhängenden Satz zustande zu bringen. Doch stattdessen kam gar nichts aus ihrem Mund... Plötzlich spürte sie, wie der Träger ihrer Bluse ihre Schulter hinabglitt. Der Fremde begutachtete diese leichte Veränderung mit hochgezogenen Augenbrauen, und Hitomi kam ein vielleicht rettender Gedanke. Sie beobachtete wie der Mann leicht schluckte und dann wusste sie, wie sie hier wieder lebend herauskommen würde. "Bleib ruhig, du kannst es..."sprach sie sich zu, und ihre Hand wanderte langsam zu dem anderen Träger. Mit einer leichten Handbewegung schob sie sich das Stück Stoff entgültig von den Schultern und verursachte somit den Fall der Bluse von ihrem Oberkörper. Ihre Lippen zitterten und abwartend legte sie die Hände in den Schoss, während sie mit nacktem Oberkörper vor ihrem Entführer saß und die Augen schloss.. Geschockt sah Van sie an. Das war das Letzte mit dem er gerechnet hatte. Als ihre Hand zu dem Träger glitt und die Bluse leicht wie Seide sich von ihrem Oberkörper löste, schluckte er und musste sich schwer beherrschen. Was hatte dieses Weib nur für Nerven, sich hier einfach vor ihm auszuziehen? Er blickte sie an und konnte nur schwer dem widerstehen, wonach sein Körper plötzlich verlangte. Van sah, wie ihre Lippen zitterten und sie die Augen schloss. Da wurde es ihm klar.. Sie hatte furchtbare Angst. Deshalb tat sie das...Sie glaubte, durch diese Tat würde sie mit dem Leben davonkommen. Er riss sich zusammen und griff nach vorne. Van nahm die Decke in seine Hand und zog sie der Fremden um die Brust. Sie schlug die Augen auf und sah ihn verwirrt an.. "Lass das....du brauchst das nicht zu tun..." Beinahe wie in Trance hielt sie die Decke fest und konnte gar nicht glauen, was gerade eben passiert war. Hatte sie sich wirklich diesem Mann angeboten? Und hatte er wirklich abgelehnt? Hitomi wusste nicht wie lange sie über dies Fragen nachdachte, doch nach geraumer Zeit überkam sie ein seltsames Gefühl. Sie fühlte sich warm, beinahe heiß... Ihr Atem begann, schneller zu werden und ihr Blick wurde immer mehr getrübt. Für einen Moment schloss sie die Augen und hoffte, dies alles sei nur ein böser Traum und sie würde bald in ihrem Bett, in ihrem Zuhause, aufwachen.. Doch sie erwachte nicht, und Hitomi wurde bewusst dass dies kein Traum war sondern die Realität.. Van sah argwöhnisch, wie die junge Frau vor ihm begann zu schwitzen. "Seltsam, es ist doch überhaupt nicht..." dachte er, doch er konnte seine Gedanken nicht zuende bringen denn sie kippte leicht nach vorne und er konnte sie nur mit Mühe abfangen. Van hob seine Hand und legte sie ihr kurz auf die Stirn. Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment und innerlich begann er erneut zu fluchen.. "Verdammt....Sie hat Fieber..." Er fragte heimlich die Götter, weshalb sie ihm das antaten.. "Mir ist warm...." hörte er sie flüstern. Sein Blick fiel auf ihre nackten Schultern, und dort erkannte er einen leichten Kratzer. Ohne weiter auf sie zu achten sah er sich die verwundete Stelle genauer an und konnte ein kleines Korn darin erkennen. Vorsichtig löste er es aus der kleinen Wunde und roch für einen kurzen Moment daran... "Larispflanze...Ich habe es geahnt..." dachte er verärgert und legte sie vorsichtig wieder hin. Es war seltsam, sie von einem Moment auf den nächsten so schwach zu sehen. Van wusste, dass sie müde war doch er musste sie um jeden Preis wach halten... Als er sah, dass sie ihre Augen schließen wollte begann er, kräftig an ihr zu schütteln.. "Sag mir, wie heißt du..." fragte er monoton. Sie sah ihn schläfrig an und ihre Wangen waren von einem leichten Rot gekennzeichnet.. "Hi....Hitomi...." sagte sie leise.. Van wusste selbst nicht was ihn dazu trieb sich plötzlich um sie zu kümmern, es hätte ihm ja egal sein können ob sie hier draußen an Fieber starb oder nicht.. "Hitomi....woher kommst du?" Sie seufzte leise, wollte aber auf seine Frage antworten... "Asturia...." "Asturia ist groß... Genauer.." ordnete er an, und während er das tat kramte er in dem Beutel der an seiner Hüfte hing und holte nach wenigen Sekunden einige Blätter heraus. "Ein...kleines Dorf...an der....Stadtgrenze zu...Pallas..." Ihre Stimme wurde immer leiser und er fürchtete, sie würde ihm entschwinden.. Er zeriss die Blätter in seinen Händen und presste sie zu einem kleinen Ball zusammen. Dann hob er ihren Kopf an und deutete ihr an, den Mund zu öffnen. Sie tat es schließlich, doch ihre Sinne schwanden...Der Raum begann, sich zu drehen und das Gesicht des Mannes war nun verschwommen. Sie blickte in die Ferne und dort.....war etwas. Etwas, dass ihr zuwinkte und sie wach hielt. Alles um sie herum war dunkel, nur die Ferne Gestalt und ihre leise Stimme drang an ihr Ohr.. Die Worte, die gesprochen wurden verstand Hitomi nicht. Zu alt waren sie, vergessen ihre Sprache. Doch sie schienen sie wach zu halten.. Sie spürte es kaum, als ihr der Mann den Ball aus Blättern in den Mund schob und sie langsam begann, ihn zu kauen. Der Saft der Blätter schmeckte bitter.. "Kau es..." ordnete er an. Jede Bewegung schmerzte sie, doch sie zwang sich weiterzukauen. Der Saft glitt ihr die Kehle hinab und sie musste einige Mal husten. Langsam konnte sie das Gesicht des Mannes wieder erkennen. Ihre Augen schienen glasig, und sie betrachtete sein Gesicht. Die dunklere Haut, die braunen Augen...und die Haarsträhnen, die seinen Blick von der Welt abschirmten.. "Du hast dich an einer Larispflanze verletzt...Ihr Gift kann dich töten, doch ich habe dir ein Mittel dagegen gegeben. Bald sollte dir es besser gehen..." brachte er so ruhig wie möglich hervor und versuchte, seine Wut zu verstecken. Ihre roten Wangen waren heiß, das konnte er sehen ohne sie zu berühren. Sie sah ihn müde an und schluckte die restlichen Blätter. Hitomi war es egal, ob das in ihrem Mund nun ein Gegenmittel oder ein weiteres Gift war.. Doch dann überkam es sie. Eine eiskalte Hand schien nach ihrem Herzen zu greifen und sie packte die blanke Angst. Ihre Augen weiteten sich und Van sah sie verwundert an. "Was...." Doch weiter kam sie nicht, denn sie packte ihn am Arm und blickte ihm mit Augen voller Furcht an.. "Sie kommen!!! !Schnell, flieh! Sie kommen!" Hitomi konnte hören, wie die Erde unter ihren Füssen bebte. Und sie waren auf dem Weg hierher...Van wusste nicht, wie ihm geschah und ehe er sich versah wurde die Tür zur Hütte unsanft aufgestoßen und mehrere Gestalten in schwarzen Rüstungen standen urplötzlich in dem kleinen Raum... Hitomi schrie auf, und Van sah die Eindringlinge voller Hass an... "Ihr kommt zu einem wirklich schlechten Zeitpunkt.." zischte er und seine Hand glitt an den Griff seines Schwertes. "Wenn ihr euch mir in den Weg stellen wollt dann seid bereit zu sterben........" Hitomi wusste, dass er seine Worte mehr als todernst meinte.... Die Soldaten in den schwarzen Rüstungen schwiegen und sahen das seltsame Paar auf dem Bett gefährlich an. Es waren fünf an der Zahl und jeder schien gleichzeitig sein Schwert zu ziehen. Van wusste von diesem Moment an dass entweder er oder diese Männer heute Nacht sterben würden... Und er war sich sicher dass nicht er derjenige war der dann am Boden lag... "Verschwindet und ich werde euch verschonen..." sagte er.. Dann fiel sein Blick auf Hitomi, die starr vor Schreck neben ihm saß und die Soldaten voller Angst ansah. "Sie sehen aus....wie Dämonen...." flüsterte sie. Van überhörte ihre Worte und konzentrierte sich auf die Eindringlinge. "Wir haben nur einen Auftrag und der lautet vernichtet den Schlüssel.. Also sag uns wo er ist, räudiger Hund!" Hitomi zuckte zusammen, als Van vor Wut aufsprang und ebenfalls sein Katana zog.. "Wagt es nicht mich als Hund zu bezeichnen. Ich habe keine Ahnung von einem Schlüssel.." Seine Augen blitzen gefährlich auf und er deutete Hitomi an, sich in Sicherheit zu bringen. Doch sie fühlte sich zu schwach um aufzustehen geschweige denn wegzulaufen. Aber bevor sie auch nur reagieren konnte ließ einer der Soldaten einen schrecklichen Schrei los und stürzte sich auf Van. Der jedoch konterte seinen Angriff und rammte ihm mit einer Handbewegung sein Schwert in den ungeschützten Hals. Das Blut floss in Strömen... Hitomi sah entsetzt wie er zu Boden ging, und als die anderen Soldaten erkannten dass einer ihrer Kameraden tot war stürzten sie sich auf Van. Hitomi versuchte verzweifelt aus dem Bett zu steigen und als sie es schließlich geschafft hatte, rannte sie auf wackeligen Beinen in den angrenzenden Waschraum. Sie schlug die Tür zu und verkroch sich in die hinterste Ecke des dunklen Raumes. Als sie das Kampfgebrüll der Männer und das Klirren der Schwerter hörte presste sie ihre Hände auf die Ohren und versuchte krampfhaft diesen Lauten zu entgehen.. "Was, wenn sie ihn töten? Was soll ich dann nur tun? Dann werden sie auch mich töten..." dachte sie immer wieder. Hitomi verstand von all dem, was in den letzten Tagen passiert ist nicht viel aber sie wusste, dass etwas kommen sollte.. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor die sie hier auf dem kalten Holzboden des kleinen Waschraums verbrachte, doch irgendwann verstummten die Schreie und das einzigste was man hörte waren die Schritte einer einzelnen Person.. Sie wartete und starrte auf die Tür, die sich bald öffnen sollte. Sie hoffte nur dass es der Mann war der den Raum betreten würde und nicht einer der Soldaten. Mit lautem Knarren ging die Tür auf und Hitomi wagte es nicht, hinzusehen. Wenn sie in dieser Nacht sterben sollte dann wollte sie das Gesicht ihres Mörders nicht sehen. Eine Hand packte sie an der Schulter und zwang sie somit, aufzustehen. Als sie die mittlerweile bekannte, raue Stimme hörte seufzte sie innerlich erleichtert auf... "Beeil dich wir müssen hier weg!" befahl Van und zog sie unsanft aus dem Waschraum. Er kümmerte sich nicht weiter um die Leichen auf dem Boden und schritt in Richtung Ausgang. Hitomi blieb geschockt stehen.. Auf dem gesamten Holzboden war Blut, und die aufgerissenen Augen der getöteten Soldaten sollten sie noch lange verfolgen. Es war ein schreckliches Bild, doch die Tatsache dass es Van anscheinend nicht besonders interessierte was hier eben geschehen war schockte sie noch mehr... "Wieso bist du so.....kalt..." dachte sie und konnte sich die Tränen nicht verkneifen. Sie war immer noch schwach und das Gegenmittel hatte noch nicht alles Gift aus ihrem Körper vertrieben. Sie wagte es nicht einen Schritt weiterzugehen und erst als Van sich umdrehte und sie ohne Emotionen ansah erwachte sie aus ihrem Zustand. "Komm endlich!" zischte er und achtete nicht weiter auf ihren verängstigten Gesichtsausdruck. Hitomi bemerkte die Blutflecken auf seinem Hemd und auf den Oberarmen. Sein Schwert, das er immer noch in Händen hielt, war ebenfalls mit Blut getränkt. Sie zwang sich, die Schritte bis zur Tür zu gehen und blickte starr geradeaus. Van wartete bereits bei seinem Pferd und band es eilig los. Sie stützte sich an einem Baum ab und atmete schwer ein und aus. "Es waren nicht viele aber ich bin mir sicher dass sie hier mehrere Posten verteilt haben. Wir müssen weg und wenn du nicht sterben willst kommst du mit und gibst keinen Ton von dir." Hitomi konnte nur nicken, ihr war alles egal sie wollte nur weg von hier. Sie wankte zu dem großen, schwarzen Ross und spürte es kaum als Van sie hochhob und auf dem Sattel niederließ. Er bemerkte die Röte auf ihren Wangen und musste zugeben dass er nun doch etwas besorgt war was ihren Zustand anging... "Vernichtet den Schlüssel...Was bedeutet das?" fragte er sich immer wieder, konnte aber keine plausible Antwort finden. Ohne weiter darüber nachzudenken schwang er sich auf das Pferd und griff nach den Zügeln. Hitomi saß vor ihm und konnte nur noch schwer die Augen aufhalten. Ehe sie sich versah preschten sie durch die Nacht und ließen die Hütte, in der die Toten lagen, hinter sich.. Wie lange sie in der Dunkelheit des Waldes umherritten wusste sie nicht mehr. Die Bäume und Sträucher zogen wie verschwommene Bilder an ihr vorüber, und ihre Augen drohten jeden Moment zuzufallen.. Van schien im Gegensatz zu ihr hellwach, er trieb seinen Hengst nur so voran....Die Dämmerung brach bereits herein und er wollte so schnell wie möglich zurück im Lager sein. Mit oder ohne seinem Anhängsel.. Die Soldaten waren zwar tot, doch es würde nicht lange dauern und man würde sie finden. Er hatte alle Spuren beseitigt und hoffte, man würde sie nicht unnötig auf ihrem Weg aufhalten. Als der Wald langsam wieder an Dichte verlor, lenkte er seinen Hengst auf die wenig benutzte Strasse und sah sich forschend um.. "Niemand zu sehen.." murmelte er. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Gestalt vor ihm anfing leise Worte vor sich hinzumurmeln. Van ahnte nicht, das alte, schmerzvolle Erinnerungen sie quälten.. Sie war in einen schlafähnlichen Zustand gefallen, hatte jedoch ihre Augen noch leicht geöffnet. Die Sonne ging auf und erhellte Gaia... "Fanel.......Nein...." Van erschrak. Zuerst glaubte er sich verhört zu haben, doch diese Illusion wurde ihm genommen als sie diese Worte immer wieder wiederholte.. Woher sie diesen Namen kannte, war ihm ein Rätsel. Er dachte so lange voller Schock darüber nach, dass er kaum bemerkte wie er plötzlich an der Lichtung des Lagers ankam. Sein Hengst schien den Weg von alleine gefunden zu haben.. "Kommandant wartet!" Gardess rannte aufgeregt zu seinem Kommandanten, der sich gerade bereit machte auf sein Pferd zu steigen und Richtung Westen mit ein paar anderen Männern zu reiten. Verwundert sah er Gardess an, der schwer atmend inne hielt und aufgeregt mit den Händen herumfuchtelte. "Was ist los? Wir wollten gerade aufbrechen, es wird Zeit..." "Ja ich weiß Kommandant aber....da kommt jemand auf uns zu...und ich glaube es ist unser...kleiner König.." fügte er schmunzelnd hinzu. Die Bezeichnung "kleiner König" hatte im Lager der Abaharakis schon längst die Runde gemacht, und würde Van davon erfahren würde er wohl allen die Köpfe abschlagen.. "Was sagst du? Bist du dir sicher?" Gardess nickte nur und Allen deutete den anderen Männern an, hier auf ihn zu warten.. "Na dann lasst ihn nur herein..." Der Hengst preschte auf dem Walboden entlang, und als die Bäume nicht mehr so dicht aneinander gereiht waren konnte er schon die ersten Zelte ausfindig machen. Doch seine Wut war an einem Punkt angelangt, den selbst Allen nicht erleben wollte. Van war sich sicher, wen er da vor sich sitzen hatte. Er hatte es schon viel früher bemerken sollen.. Er kam dem "Eingang" des Lagers immer näher, und als er kurz davor seinen Hengst zum Gehen brachte konnte er schon die Wache erkennen. "Kio aus dem Weg!" rief er. "Na na, nicht in diesem Ton..." grinste der Mann mit dem roten Tuch um den Kopf und versperrte obligatorisch den kleinen Eingang, der eigentlich nur aus zwei Bäumen bestand, ab. Er hatte eine Lanze, die an ihrem oberen Ende mit einem spitzen Metal versehen war. Neugierig starrte Kio auf die Frau, die vor Van auf dem Hengst saß. Sie schien nicht besonders gesund auszusehen. "Wenn hast du denn da mitgebracht? Gibt's da etwa Sonderrabatt für uns?" grinste er. Van sah ihn wütend an, und Kio ließ lachend die Lanze zurück in ihre alte Position fallen. "Ach Junge, stell dich doch nicht so an, ich hab doch nur Spaß gemacht. Die Zeiten sind düster genug.." "Verschone mich mit deinem Gefasel.." Mit diesen Worten ritt Van an Kio vorbei und trat in das Lager ein. Er erkannte Allen, der nahe des ersten Zeltes auf ihn wartete und leicht wütend ansah. "Wo warst du!" rief er ihm zu, doch Van dachte nicht daran ihm eine Antwort zu geben. Stattdessen wandte er sich Hitomi zu, deren Augen sich langsam wieder öffneten. Sie sah sich panisch um. Es waren so viele Leute anwesend, Menschen die sie noch nie vorher gesehen hatte. "Was.....wo bin ich?" fragte sie leise, doch dann wurde sie unsanft von hinten gepackt und ehe sie sich versah prallte sie auf dem harten Waldboden auf.. Die Anwesenden, unter ihnen auch Allen, Merle und Milerna, sahen geschockt auf Van. Der ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und sprang schnell von seinem Hengst. Milerna war die erste, die ihre Fassung wiederfand. "Was soll das, Van hör sofort auf damit!" Hitomi krümmte sich mit schmerverzogenem Gesicht auf dem Boden und versuchte verzweifelt sich aufzusetzen. Es fühlte sich an, als ob jeder einzelne ihrer Knochen gebrochen war. Ihr Kopf schmerzte und sie glaubte jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Sie hörte, wie jemand an sie herantrat doch sie wagte nicht aufzusehen. Die Klinge eines Schwertes schnellte aus der Scheide und Hitomi wusste ohne aufzusehen, dass sie auf sie gerichtet war. Van baute sich vor ihr auf und hielt sein Katana in beiden Händen, bereit zum Schlag. Seine laute Stimme holte sie in die Realität zurück... "Du dachtest wohl du könntest mich zum Narren halten! Aber da hast du dich getäuscht!" Milerna wollte schon auf ihn zurennen, doch Allen hielt sie bestimmt zurück. Van war gefährlich, und jetzt war er das besonders. Merle sah ihn mit großen Augen an und dachte panisch nach. Noch nie hatte sie ihn so wütend erlebt.. Nicht seit dem was damals in Fanelia geschehen war.. "Sag mir, wie lautet dein Auftrag!" rief er. Hitomi hob den Kopf und sah ihn voller Furcht an. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Stimme war nur ein leises Flüstern in der morgendlichen Dämmerung.. "Ich weiß nicht.....von was.... Ihr redet......."antwortete sie und schluckte. Ihre Antwort machte Van nur noch wütender und erführte sein Katana gefährlich nahe an ihren Hals. "Wage es nicht mich anzulügen, dreckiges Hurenweib! Wie lange schnüffelst du mir schon hinterher!" Endlich hatte Hitomi es geschafft sich auf ihre Knie zu setzen. Ihr Kleid war zerrissen und dreckig, doch das störte sie kaum. Sie verstand nicht, was der Mann mit den schwarzen Haaren von ihr wollte. Ihre Beine taten weh und ihr Rücken fühlte sich an als ob sie tausend Nadelstiche erdulden musste. "Sie hätten dich töten sollen! Ich hätte es mir denken können dass du sie zu mir geführt hast. Aber so schnell lasse ich mich nicht töten.." Dann hob er den Kopf, als ob er in den Himmel schreien würde... "Hast du gehört, Folken! So schnell lasse ich mich nicht von deinen widerwärtigen Spionen zur Strecke bringen!" Allen sah ungläubig auf die junge Frau, die auf dem Boden kauerte und die Augen schloss. "Was? Ein Spion des Black Dragon Clans? Eine Verbündete Zaibachs?" dachte er verwirrt. "Das kann nicht sein..."flüsterte Milerna. Hitomi sah Van verwirrt an. Sie verstand kein Wort von dem, was er sagte.. "Spion? Black Dragon Clan? Ich....ich verstehe nicht...." stammelte sie, doch Van dachte nicht daran sich von seinem Standpunkt abzubringen. Für ihn war sie eine Spionin, eine Verbündete seines ärgsten Feindes. Und dass er alle seine Feinde ohne mit der Wimper zu zucken eliminierte war allgemein bekannt. Er kannte keine Gnade, egal wer sein Feind auch sein mochte. "Bevor du stirbst, beantworte mir eine Frage..." sagte er nun etwas ruhiger, doch der Hass und die Wut waren immer noch präsent. "Wo habt ihr ihn versteckt.. Wo!" Hitomi wusste nicht mehr, wie ihr geschah. Sie war viel zu verängstigt um eine Antwort zu geben. Was sollte sie auch sagen, sie hatte doch keine Ahnung von was der Mann mit dem Schwert sprach. Also schwieg sie und wartete auf ihr Todesurteil. "Antworte!" schrie Van. Hitomi hielt sich die aufgeschürften Hände an die Ohren und schüttelte den Kopf.. Van musste sich damit abfinden, dass sie auf seine Frage wohl niemals antworten würde. Also beschloss er, es schnell zuende zu bringen. "Nun gut...Dann stirb, Miststück!" Er holte zum Schlag aus.. Hitomi klammerte sich an das einzige das sie besaß. Sie erkannte nicht dass der kleine rosa Stein leicht zu leuchten begann. Töte sie....bitte töte sie....denn sie will sterben...Es ist kein Leben mehr in ihr...alles ist schon längst tot...alles....Befreie sie von dieser Last..." Van wich erschrocken zurück und ehe er sich fragen konnte wer ihm diese seltsamen Worte zugeflüstert hatte spürte er, wie sich zwei kleine Arme um seinen geschlungen hatten.. "Nein!" Die Anwesenden sahen geschockt auf das Szenario, das sich vor ihnen abspielte. Das kleine Katzenmädchen hielt den Arm ihres Königs verkrampft fest und musste gegen die Tränen ankämpfen. Van verharrte in seiner Position und sah Merle verwundert an.. "Merle...was..." "Bitte tu ihr nichts....Bitte.. Ich weiß es klingt verrückt aber...sie ist bestimmt keiner von Folkens Untergebenen......." flüsterte sie und nur wenige konnten es verstehen. Van antwortete nicht. Er blickte auf die junge Frau die vor ihm auf dem Boden kniete und den Kopf gesenkt hatte. Er fragte sich, wieso sie nicht wie alle anderen im Angesicht ihres Todes weinte... "Bitte.. verschone sie...." Van ließ langsam seine Hände sinken und Merle ließ von ihm ab. Schließlich trat Allen zu ihm und sah ihn ohne Emotionen an. "Du hast es wieder einmal zu weit getrieben....." Allen schritt zu der jungen Frau und stupste sie leicht an der Schulter.. "Junges Fräulein....aufwachen.." Sie öffnete ihre Augen und sah einem Mann mit langen, blonden Haaren und klaren blauen Augen ins Gesicht. Hinter ihm stand der junge Mann und neben ihm ein Katzenmädchen. Anscheinend hatte sie ihn davon abgebracht, seinem Streben nachzukommen. Hitomi wusste nicht ob sie ihr dafür danken oder sie hassen sollte.. "Steh auf, du bist ja völlig verdreckt.." meinte nun der blondhaarige. Als sie versuchte sich aufzuraffen durchfuhr sie ein höllischer Schmerz in ihrem linken Bein. Sie versuchte, einen leisen Schmerzesschrei zu unterdrücken doch dem Mann der ihr hoch half schien es aufzufallen. "Was hast du?" fragte er etwas genervt. Allen mochte es nicht besonders wenn Fremde in sein Lager eindrangen, egal unter welchen Umständen.. Hitomi schüttelte nur den Kopf und versuchte so normal wie möglich zu Gehen. Doch es sollte ihr nicht gelingen, ihr Knöchel wollte nicht so wie sie.. "Allen du Grobian, lass sie doch in Ruhe!" Milerna rannte auf die beiden zu und sah Allen wütend an. "Siehst du nicht dass ihr Knöchel wahrscheinlich verstaucht ist?" Sie schubste ihn leicht von Hitomi weg und half ihr so gut es ging zu stehen. Dann wandte sie sich an Van. "Und du...für dich fällt mir im Moment wirklich nichts ein!" sagte sie. "Wer ist das?" fragte plötzlich Reeden, einer der Krieger, an Gardess gewandt. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung.. Aber ich glaube wir werden es bald herausfinden. Und ihr, zurück auf eure Posten!" Die Anwesenden Wachen und Krieger machten sich schnellstens auf den Weg, doch insgeheim wussten alles dass nun eine große Veränderung im Lager der Abaharakis folgen würde. Van stand mit Merle immer noch an derselben Stelle. Schließlich sah sie zu ihm auf und sprach leise mit ihm.. "Wer....wer ist sie?" Gedankenverloren steckte er sein Schwert zurück und sah in Richtung Wald. "Ich weiß es nicht...." "Wieso wolltest du....sie..." "Weil sie eine Spionin meines...Feindes ist..." antwortete er gepresst. "Woher willst du das wissen..." "Weil...weil sie meinen Namen kennt.." In diesem Moment wurde ihm klar, wie unüberlegt und dumm seine Handlung war. Trotzdem hielt er sie immer noch für eine Gefahr, und von diesem Gedanken konnte ihn selbst Merle nicht abbringen. Wortlos schritt er davon und Merle sah ihm resigniert hinterher. Nachdem er einige Schritte gegangen war ging sie ihm hinterer....Die Sonne war nun vollkommen aufgegangen und ein neuer Tag brach heran. "Sie sind tot, Lord Folken.. Wir haben sie wie die Tiere abgeschlachtet in einer kleinen Hütte im Wald nahe Tavion gefunden." Chesta verneigte sich vor seinem General und hoffte er würde nicht das Opfer seines Zornes sein. Doch er hatte Folken falsch eingeschätzt.. "Wie wurden sie getötet..." "Alle wurden durch einen gekonnten Stich in den Hals getötet. Sie sind qualvoll verblutet.." antwortete Chesta etwas verwundert. Folken nickte nur und wies ihn mit einer leichten Handbewegung an, den Raum zu verlassen. "Das war ohne Zweifel dein Werk, Van...Du hast nicht vergessen was ich dir damals beigebracht habe.." Er schritt auf die gläserne Wand zu und betätigte einen kleinen, kaum sichtbaren Hebel .Es öffnete sich eine Art Schublade, die man in der gläsernen Wand dort niemals vermutet hätte. Folken griff hinein und holte sachte einen kleinen Gegenstand heraus.. Hätte ihn hier einer seiner Soldaten gesehen wären sie wohl vor Staunen umgefallen. Der sonst so harte General Folken Lacour de Fanel begutachtete mit sanften Augen ein Stück Stoff, dass er wie einen Schatz in seinen Händen hielt...Es war ein altes, zerfetztes rotes Stück Stoff doch für Folken hingen so viele Erinnerungen daran.. Schmerzhafte Erinnerungen, die er über die Jahre vergessen hatte. Er wusste er hatte schon viele schreckliche Dinge in seinem Leben getan und er hoffte, die Götter würden es ihm verzeihen. Viele wünschten ihm den Tod, und die höheren Mächte mögen wissen dass er es verdient hatte zu sterben. Doch Folken wusste dass er nicht sterben konnte. Nicht ehe er ihm seine Taten verziehen hatte.. Milerna führte sie durch die Reihen der Lagerbewohner und kam schließlich an einem großen Zelt an. Sie hielt Hitomi so gut es ging fest doch man sah es ihr an dass sie jeder Schritt schmerzte. Innerlich ließ sich Milerna die schlimmsten Flüche für Van einfallen, doch sie konnte ihm nicht wirklich böse sein. Er war schon immer so gewesen, sie würde ihn auch nicht ändern können... "Dieser unsensible Bock von einem Mann..." flüsterte sie. Hitomi schwieg, als sie in das Zelt eintraten und Milerna eine der Lampen anzündete. Sie sah sich um. Es war ein typisches, von einem Mann bewohntes Zelt. Überall lagen Pläne und Papierfetzen herum, aber im Großen und Ganzen war es ein gemütlicher Fleck zum wohnen. Zusammen mit Milerna humpelte sie zu dem Bett und ließ sich erschöpft fallen. Sie setzte sich auf die ungewöhnlich weiche Matratze und sah zu Boden... Milerna ging unruhig einige Schritte auf und ab, sie wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte. Schließlich beugte sie sich zu ihr und nahm sachte ihren linken Fuß in ihre Hände. Sie spürte, wie die junge Frau unter der leichten Berührung zusammenzuckte.. "Tut es sehr weh?" Hitomi schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe...Milerna erkannte es und schüttelte den Kopf.. "Du kannst ruhig mit mir sprechen, ich werde dir nichts tun. Keiner hier wird dir etwas tun. Denn ich glaube nicht, dass du ein Spitzel des Feindes bist...Dafür hast du viel zu viel Angst..." Hitomi versuchte so gut es ging Milernas Blicken auszuweichen, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie begutachtete immer wieder ihren Knöchel und es schien, als ob er immer mehr anschwellen würde. Als Milerna auf eine Stelle drückte, ließ Hitomi einen leisen Schrei von sich.. "Du hast also doch eine Stimme.. Tut dir das weh?" sagte sie lächelnd. Hitomi nickte und wartete ab, was die Frau vor ihr als nächstes tun würde. Sie stand auf und kramte in einem kleinen Lederbeutel. Hitomi erinnerte sich, dass auch der junge Mann mit den schwarzen Haaren solch einen Beutel bei sich hatte.. "Oh gut, ich habe noch etwas übrig.." murmelte Milerna und strich sich eine cremige Substanz auf die Finger. Dann schritt sie zurück zu Hitomi und bestrich sanft ihren geschwollenen Knöchel.. "Damit sollte die Schwellung schnell abklingen...." Eine ganze Weile herrschte Stille zwischen den beiden Frauen, bis es Milerna nicht mehr aushielt. Sie musste einfach wissen, wer da vor ihr saß... "Sie macht einen so traurigen Eindruck...Ich möchte ihr zu gerne helfen..." Als sie Hitomis Knöchel fertig verarztet hatte legte sie noch ein paar Leinentücher um ihn und lächelte sie zufrieden an. "So, das war's..." Ein leises Danke kam über ihre Lippen, und Milerna sah sie entschuldigend an.. "Du musst es ihm verzeihen.. Er kann ein ganz schöner Grobklotz sein...Ich bin mir sicher, er wollte dir nicht wehtun..." Hitomi schloss resigniert die Augen und dachte an alte Zeiten zurück. Jedes Mal, wenn ihr Vater sie wegen Belanglosigkeiten schlug sagte man ihr, es wäre nicht so gemeint. Es wäre nur zu ihrem Besten, nur so würde sie lernen die Männer zu respektieren.. "Sie sagen alle, sie wollen dir nicht wehtun.. Aber das ist eine Lüge..." murmelte sie, doch Milerna konnte nur einige Worte verstehen...Schließlich setzte sie sich neben die junge Frau und sah sie fragend an.. "Woher kommst du?" Hitomi wusste nicht, was sie darauf antworten sollte...Sie konnte dieser Frau doch nicht erklären dass ihr eigener Vater sie an ein Bordell verkauft hatte und sie dann von dort ausgerissen war. Nein, das war absolut unmöglich. Doch Milerna unterbrach sie in ihrem Gedankenfluss... "Van nannte dich Hure.....Sag, bist du eine?" Milerna erkannte es an ihrer sehr offenherzigen Kleidung...Es war selten, dass eine normale bürgerliche Frau solche Kleider trug. Es schockte sie, denn diese Frau, die eigentlich noch ein Mädchen war, war gerade mal höchstens 18 Sommer alt.... "Ja....Nein....Ich...ich weiß es nicht...." antwortete Hitomi verwirrt. "Du musst doch wissen, was du bist?" Sie schüttelte den Kopf und sah wieder zu Boden. Das Leinentuch war fest um ihren linken Knöchel gebunden. Hitomi hoffte, es würde bald heilen... "Ich...ich denke nicht, dass ich eine bin. Aber...sie wollten mich zu einer machen.." Sie sprach so leise dass Milerna sie kaum verstehen konnte. Sie erkannte, wie sie begann zu zittern und da suchte sie ein der vielen Decken aus dem Schrank und warf sie ihr über.. "Hier...du zitterst ja...Ist dir kalt?" Hitomi nickte und nahm die Decke dankend an.. "Wie ist dein Name, hübsches Ding...?" Sie beschloss, der Frau mit den gütigen braunen Augen einfach zu vertrauen.. "Hitomi....." "Hitomi.....ein schöner Name. Ich höre ihn zum ersten Mal....Ich bin Milerna.." Sie hielt ihr die Hand hin und Hitomi nahm sie zitternd an. Als sie sich für einen kurzen Moment die Hände schüttelten, erkannte Milerna einen leichten roten Streifen um Hitomis Handgelenk. Ohne weiter auf Hitomi zu achten schob sie den Ärmel ihrer Bluse hoch und sah sich die gerötete Stelle an... Hitomi versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien aber es war vergebens. Milerna schien stärker zu sein als es den Anschein hatte... "Was ist das?" fragte sie etwas drängelnd und ihr Blick wanderte hoch zu ihren Oberarmen. Was sie sah, versetzte Milerna in einen leichten Schock.. Überall zierten blaue Flecken und Narben die zierlichen Oberarme der jungen Frau. Milerna beobachtete, wie sie beschämt wegsah und keinen Ton von sich gab... "Woher hast du diese Narben?" fragte Milerna nochmals, doch Hitomi antwortete ihr nicht. Sie konnte nicht glauben, dass man sie nach so vielen Jahren noch erkennen konnte. Milerna beschloss, dieses Thema für den jetzigen Moment ruhen zu lassen...Sie ließ den Ärmel wieder hinab sinken und stand seufzend auf.. "Weißt du überhaupt, wo du hier bist?" Hitomi sah Milerna zweifelnd in die Augen und schüttelte den Kopf. "Hab ich mir doch gedacht...Nun, du bist im Lager der Abaharakis..." "Abaharakis? Die.....die Rebellen?" Viel Angst schwang in ihrer Stimme und Milerna fragte sich, was für Geschichten man sich wohl in den Dörfern über die Rebellen erzählte.. "Du brauchst keine Angst haben, wir sind nicht die blutrünstigen Monster so wie in den ganzen Geschichten die man über uns hört..." antwortete Milerna amüsiert. Doch in ihrem Inneren fragte sie sich, was dem jungen Ding vor ihr wohl widerfahren sein muss.. "Sie sieht so....traurig aus.. Alleine...und doch.. Irgendetwas starkes ist an ihr.. Ich kann es fühlen.." dachte sie. Sie füllte eines der Gläser, das auf dem kleinen Tisch in der Ecke stand mit Wasser und reichte es Hitomi. Dankend nahm sie es an und trank es aus. Ihre Kehle fühlte sich schrecklich ausgetrocknet an.. "Sag mir....wie bist du auf Van gestoßen?" Hitomi verschluckte sich beinahe an dem Wasser als sie an den jungen Mann erinnert wurde. Sie hustete etwas und stellte das Glas schnell wieder ab... "Ich......ich war im Wald.......und dann...war er da und...die Soldaten kamen und ich.. ich weiß nicht mehr wer sie waren aber...sie waren alle tot...." Hitomi hielt sich die Hände vor ihr Gesicht und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihr aufsteigen wollten. Sie wusste nicht, wo sie hier war. Sie kannte niemanden und wurde vor wenigen Moment beinahe getötet... "Ich habe doch gar nichts getan.. Ich habe ihm gar nichts getan aber er....Und Aina...ich habe sie alleine gelassen....." Milerna beugte sich zu ihr und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schulter.. "Beruhige dich....Ganz ruhig.. Dir wird nichts passieren, das verspreche ich.." Ein leises Geräusch ließ sie aufschrecken, und sie sah Allen etwas böse an als er mit geknickter Miene das Zelt betrat. Als sie hinter ihn blickte, erkannte sie eine weitere Person. Ohne näher hinzusehen wusste sie, dass es Van war... "Allen..." sagte sie leise und der junge Mann schritt auf sie zu. Er sah auf die Frau in Milernas Armen und für einen kurzen Moment glaubte er, einen leichten Stich in seiner Brust zu fühlen. Milerna wandte sich wieder Hitomi zu und sah sie aufmunternd an. "Leg dich etwas hin und schlaf, morgen sieht die Welt schon besser aus...." Etwas verwirrt sah Hitomi sie an, doch als Milerna sie leicht auf die Matratze drückte und sie zum ersten Mal seit langem wieder einen weichen Untergrund spürte, war die Versuchung doch zu groß. Sie schloss die Augen und versuchte, in einen traumlosen Schlaf zu fallen.. Allen fiel die Kette auf, die sie um den Hals trug.. Van beobachtete, wie die junge Frau in Milernas Armen geweint hatte. Normalerweise würde ihn das nicht sonderlich interessieren, aber dieses mal war es anders.. Er konnte es kaum glauben aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich....schuldig... Sofort schüttelte er diesen Gedanken wieder ab und sah Allen ausdruckslos an, der sich zu ihm umgedreht hatte.. "Du wirst weich, Fanel..." sagte er sich und ohrfeigte sich innerlich für seinen plötzlichen Gefühlsausbruch. Sie lehnte sich auf das Bett und nach wenigen Minuten war ihre Atmung abgeflacht und Van konnte an den regelmäßigen Atemzügen ihrer Brust erkennen, dass sie eingeschlafen war. Milerna stand leise auf und kam auf die beiden Männer zu... Sie deutete Allen an, aus dem Zelt zu kommen und als sie zu dritt davor standen zischte sie Van wütend an.. "Nun, ich hoffe du siehst was du angerichtet hast! Das arme Ding ist vollkommen verstört! Du solltest dich schämen Van!" Allen schwieg und wartete Vans Reaktion ab, doch seine sonstige Schlagfertigkeit ließ plötzlich auf sich warten.. "Lass mich in Ruhe, Milerna. Es ist meine Sache wie ich mit meinen Gefangenen umgehe.." "Sie ist nicht deine Gefangene!" rief Milerna empört, verfiel aber dann wieder in normale Lautstärke.. "Du hast ihr ernsthaft wehgetan, falls du es noch nicht bemerkt hast! Ich könnte dich..." Sie sah ihn gefährlich an, doch Van ließ sich durch ihre provozierenden Blicke nicht einlullen. "Sie hat die Feinde auf meine Spur gebracht, sie kann froh sein dass ich sie nicht auf der Stelle getötet habe!" zischte er zurück. Milerna sah ihn schmerzvoll an. "Du hast nicht gesehen, wie viel Angst sie hat...Du hast nicht gesehen, was für Qualen sie schon erleiden musste...Irgendjemand hat ihr schreckliches angetan, und du weißt genauso gut wie ich dass sie kein Spitzel ist.. Also mach es nicht noch schlimmer indem du sie auch noch quälst..." "Morgen werden wir über alles weitere entscheiden. Ein neuer Tag bricht heran, wir sollten mit unserer Arbeit beginnen..."meinte Allen. Er hatte Milernas Worten interessiert zugehört... Van sah die beiden gleichgültig an und wandte sich zum Gehen.. "Macht doch was ihr wollt..."murmelte er.. "Komm ihr nicht zu nahe, ich warne dich..." Allen war über Milernas plötzliche Härte und Abneigung gegen Van erstaunt. Er erklärte es sich so, dass Milerna wohl plötzlich ihren Mutterinstinkt entdeckt hatte.. "Willst du mir etwa drohen, Prinzessin.." betonte er zynisch. "Sprich mich nie wieder so an....Und ja, ich drohe dir zum ersten Mal. Sie ist nicht eine deiner billigen Huren die du behandeln kannst wie Dreck..." "Ich würde sie nicht einmal anfassen wenn sie das letzte Wesen Gaias wäre..."entgegnete er gelangweilt und ging ohne weiteres davon.. "Manchmal hasse ich ihn......"flüsterte Milerna verzweifelt... Allen schwieg und sah zum Zelt. Er wusste, dass er sich mit dieser jungen Frau viel Ärger eingehandelt hatte. Er hatte keine Ahnung wer sie war, aber er war sich sicher dass sie nicht einfach nur eine dahergelaufene Hure war, die von Van zufällig des Verrats beschuldigt wurde.. Nein, Allen konnte fühlen dass es etwas ganz anderes war, dass dieses Mädchen hier her geführt hatte...Und das sie nicht aus Zufall Van Fanel getroffen hatte.... Merle beobachtete kritisch wie er sich abwesend auf seinem Bett niederließ und ins Leere starrte.. Der Tag ging so schnell vorbei, es kam ihr beinahe seltsam vor.. Allen und seine Männer sind ein weiteres mal nach Tavion geritten, anscheinend um ihren Informanten zu treffen doch Merle war sich sicher dass Allen in Wahrheit Nachforschungen über etwas ganz anderes machte.. Milerna hatte sie den ganzen Tag kaum gesehen, sie war viel zu beschäftigt mit ihrem neuen Schützling, wie alle sie nannten.. Es breitete sich schneller aus als ein Feuer und Merle befürchtete, bald würde nicht nur das Lager über die seltsame Frau bescheid wissen. "Van verhält sich den ganzen Tag schon so komisch.. ich frage mich was mit ihm los ist?" dachte sie und streckte sich müde auf ihrer Matratze aus.. Die Nacht war schon lange hereingebrochen und man konnte immer noch das Grölen der Männer hören.. "Kein Wunder dass die Soldaten aus Zaibach uns immer finden.. bei diesem Geschrei.." Sie schreckte etwas hoch als sie das klirrende Geräusch eines zersprungenen Glases hörte. Sie sah zu Van, doch der saß immer noch in alter Position und rührte sich nicht.. Das Glas zu seinen Füßen war in hundert Teile zersprungen... "Majestät.....was hast du?" Sie stand auf und ging vorsichtig auf ihn zu.. "Wo ist er...wo haben sie ihn versteckt..."murmelte er gerade so laut dass Merle es verstehen konnte... Sie schüttelte den Kopf und blickte traurig zu Boden... "Seit Jahren bist du auf der Suche nach ihm...vielleicht existiert er ja gar nicht.. und der Energist.. ist einfach nur eine Fälschung.." Etwas wütend fuhr Van herum. "Natürlich existiert er!" sagte er mit Nachdruck, beruhigte sich jedoch sofort wieder.. "Entschuldige Merle....." Das Katzenmädchen ging die letzten Schritte auf ihn zu und hängte sich an seinen rechten Arm.. "Mach dir doch nicht so viele Sorgen...Ich bin mir sicher, dass dieses ganze Elend schon bald vorbei ist." Van antwortete nicht, er wollte Merles naive Illusion vom Frieden nicht zerstören...Er dachte nach.. Über die seltsame Frau, die ihm im Wald begegnet war...Er hätte sie beinahe getötet.. und er wusste nicht, wieso... "Sie kennt meinen Namen...aber woher?" dachte er immer und immer wieder doch er fand keine plausible Erklärung dafür.. Das einzige was ihm einfiel war, dass sie Folkens Untergebene war.. Aber diese Möglichkeit war genauso absurd wie alle anderen.. Er wusste, woher sie kam.. Er hatte sie im Haus von Lady Thaleia gesehen.. Er war schon oft dort gewesen, aber sie sah er dort zum ersten Mal. Van war sich von Anfang an sicher dass sie nicht in dieses Haus gehörte.. Sie schien einfach nicht in dieses Bild zu passen... Er schüttelte verwundert den Kopf. Seit wann machte er sich Gedanken um andere Menschen? Van beschloss, noch einmal hinaus in die Nacht zu gehen und sich von den ganzen nervenden Gedanken zu lösen. Merle ließ ihn nur ungern los, aber sie wusste dass sie ihn nicht zum Bleiben zwingen konnte.. Er stand auf und verließ mit festen Schritten das Zelt. Doch ehe er in der Dunkelheit verschwand, drehte er sich kurz zu Merle um. "Versuch, etwas zu schlafen...." "Van......" sagte sie leise, doch er war schon verschwunden.. Die alte Seherin beugte sich unruhig über ihre Steine. Mit getrübtem, dennoch scharfen Blick sah sie auf die alten Zeugen der Zeit und flüsterte leise Worte vor sich hin... "Nein, es ist noch nicht soweit.....noch nicht...Die Zeit vergeht zu schnell und der Hass ist zu groß...." Mit hektischen Bewegungen sammelte sie die Steine wieder ein und schloss die Augen.. Mit leisem Klackern fielen sie wieder zu Boden und als sie die Augen öffnete, breitete sich die blanke Angst auf ihrem Gesicht aus.. "Nein.. nein, das ist nicht wahr.. Gibt es denn keine Hoffnung mehr? Ist unser aller Schicksal schon entschieden? Das Herz ist ein Ozean voller Geheimnisse...doch wie weit müssen wir gehen, um zu verstehen? Van Fanel, tritt ein!" Er war keineswegs verwundert, entdeckt worden zu sein...Geduldig hatte er vor dem Zelt der alten Frau, das weit abseits des eigentlichen Lagerplatzes stand, gewartet.. Er brauchte Antworten und er wollte sie jetzt... Van trat in das mit rotem und gelben Stoff verzierte Zelt ein und entdeckte, wie immer, jede Menge Kuriositäten...Seltsame Ornamente hingen an den Wänden, überall roch es nach Räucherstäbchen und viele alte Bücher lagen verstreut auf dem Boden...Die Luft erschien ihm stickig und das Atmen fiel ihm seltsam schwer. Die alte Frau saß auf den Knien in der Mitte des Zeltes, auf einem bunten Teppich der an ein altes Mosaik erinnerte.. Ihre grauen Haare waren zu einem strengen Dutt gebunden und die vom Alter gezeichnete Haut hatte im Schein der Kerzen einen seltsamen Schimmer.. Van schritt auf sie zu und setzte sich ebenfalls auf den Teppich...Doch ehe er seine Fragen stellen konnte deutete sie ihm mit einer Handbewegung an, zu schweigen... "Sag mir, wieso begehrst du sie?" Verdutzt sah Van die alte Frau an.. Von was redete sie bitte? "Was soll diese Frage?" entgegnete er etwas gereizt. Sie sah ihn mit wissenden Augen an. "Deine Wut und dein Zorn bringen dich ab jetzt nicht mehr weiter...Lege sie ab, und du wirst mehr Erfolg haben. Es bringt nichts, in der Vergangenheit zu leben egal wie schmerzvoll sie ist.. Das muss auch sie verstehen..." "Sprich nicht in Rätseln, ich hasse das...." "Es gibt viele Dinge, die du hasst. Wenn nicht alles, was in dieser Welt existiert..." Ohne auf ihre Worte weiter einzugehen fuhr Van fort. "Ich bin hier, weil ich wissen muss wo er ist..." Sein Ton klang eher herrisch als bittend... "Wie oft hast du mir diese Frage schon gestellt....Ich glaube ich weiß, wen du noch danach gefragt hast..." "Beantworte meine Frage, Seherin.. Dafür bis du doch da, oder? Du weißt genau dass Seherinnen, Hexen wie du, in den Städten schon längst hingerichtet worden wären also tu lieber, was man dir befiehlt..." "Was hat sie geantwortet? Was hast du gesehen, als du in ihre grünen Augen gesehen hast? War es Schmerz? War es Leid? Oder war es sogar Hass, getarnt als Wut?" Van wurde mit jedem Wort, dass die Seherin von sich gab verwirrter. Ihre Sätze und Antworten gaben selten Sinn, doch mit der Zeit lernte man sie zu verstehen.. "Ich verliere langsam die Geduld, jetzt sag mir endlich wo er ist! Ich bitte dich nicht umsonst seit Jahren darum!" "Du bittest nicht, du befiehlst....Sag mir, wie weit würdest du gehen um deine Ehre zu verteidigen?" "Was redest du da für einen Unsinn..." Wütend stand Van auf, schon so oft hatte er versucht aus der alten Frau den momentanen Aufenthaltsort seines Zielobjektes ausfindig zu machen aber jedes Mal entgegnete sie ihm mit neuen Rätseln.. "Wie weit würdest du gehen, um deine Pflicht zu erfüllen?" Allmählich reichte es Van. Er wollte nur eine einfache Antwort und alles was er bekam waren lästige Gegenfragen.. "Du redest wirres Zeug..."murmelte er. "Wie weit würdest du gehen, um sie zu beschützen? Würdest du auch für sie sterben? Für die Frau die dich hier gefangen hält?" Sie legte die Hand auf ihre Brust und sah ihn forschend an.. "Es hat keinen Sinn mit dir zu sprechen, Seherin...Verschone mich mit deinem Gerede!" zischte er und verließ das Zelt...Die Steine lagen ausgebreitet auf dem Brett vor der alten Frau und sie beäugte sie mit sanften Augen.. "Oh ja, du hast schon längst damit begonnen...Du weißt es nur noch nicht...Ich bete, dass unser Untergang abgewendet wird...Ayil irié yamar..." "Die Zukunft liegt in deinen Händen..." "Hitomi....wo bist du nur hin? Was ist nur mit dir geschehen..." Aina beugte sie mit Tränen in den Augen über das Fensterbrett und blickte in die Nacht. Die Lichter der kleinen Stadt Tavion flackerten und nur noch wenige Menschen waren auf den Strassen....Lady Thaleia war wütend gewesen als sie von Hitomis Verschwinden erfahren hatte. .Und Quilla hatte so sehr getobt dass man glaubte sie würde sich nie wieder beruhigen. Sie suchten das gesamte Haus ab, sogar die Gärten durchkämmten sie mehrere Male. Doch Aina wusste, dass Hitomi längst über alle Berge war. Wie sie es geschafft hatte, aus dem Zimmer im zweiten Stock heil hinaus zu kommen war Aina ein Rätsel. Sie erschrak, als die Zimmertür aufgestoßen wurde... "Wieso sitzt du hier rum? Los, beweg dich und hilf den anderen das Lokal sauber zu bekommen!" Narna sah sie wütend an und deutete ihr an, sich zu beeilen. Aina raffte sich auf und stürmte so schnell es ging an ihr vorbei. Doch Narna packte sie am Arm und sah sie forschend an. "Komm bloß nicht auch noch auf die Idee, abzuhauen. Dir ist doch klar das man dieses billige Miststück töten wird sobald sie hier wieder auftaucht. Sie verstößt gegen den Codex und hat Schande über unser Haus gebracht...Also lass deine Gedanken in deinem Kopf und denke nicht einmal daran, es ihr gleich zu tun.." Aina, trotz ihres jungen Alters, sah Narna plötzlich mit Augen voller Wut an.. "Hitomi hatte recht...du bist ein verbittertes, kleines Mädchen...Du wirst hier drinnen sterben und solange eine Hure bleiben bis du alt und grau bist. Aber glaube mir, ich werde nicht dasselbe Schicksal teilen wie du..." Narna sah sie geschockt an und Aina riss sich von ihr los.. "Wie kannst du es wagen..."flüsterte sie, doch Ainas Stimme unterbrach sie. "Nein.. wie kannst du es wagen so über Hitomi zu sprechen. Du bist nur neidisch auf sie, weil sie es geschafft hat hier raus zu kommen.." Mit festen Schritten ging sie die Treppe hinab und ließ Narna verblüfft stehen.. Aina wusste, dass auch sie eines Tages von hier weg kommen würde. Und sie würde dafür kämpfen...Irgendwann würde sie dann auch vielleicht Hitomi wiedersehen. Sie hatte ihr soviel zu verdanken... "Hitomi.. du hast mir gezeigt, dass man nicht aufgeben soll...Ich bete dass die Götter dich zu jemandem führen, der dich beschützt...." "Mutter....wo ist Hitomi? Sie ist schon so lange weg..." Der Junge blickte seine Mutter mit großen Augen an, doch die Antwort die er bekam war immer dieselbe. Die Frau stellte den schweren Topf ab und wusch sich den Schweiß von der Stirn. "Sie hat uns verlassen, Liebes.. Es ist besser so...." "Wieso?" fragte er. Faron war ein schmächtiger, kleiner Junge von gerade einmal sieben Jahren doch das Verschwinden seiner einziger Schwester und die Geschehnisse in der Nacht vor wenigen Woche ließen ihn nicht mehr los.. Laria, die Frau Belors, war eine zurückhaltende Frau die gerne im Schatten ihres Mannes stand. Ihr war das aufmüpfige und ihrer Meinung nach respektlose Verhalten ihrer Tochter schon immer ein Dorn im Auge. Der Ruf der Familie war schon immer angeknackst, und vor allem seit die "dämonischen" Fähigkeiten ihrer Tochter bekannt wurden waren die Menschen in Pallas nicht mehr gut auf die Handwerkerfamilie zu sprechen.. Das Gerücht, die Tochter Belors würde Dinge aus der Zukunft sehen können, breitete sich wie ein Lauffeuer aus und als es dann zu dem Zwischenfall während der Zeremonie zur 300 Jährigen Herrschaft der Aston Familie kam, war eines sicher. Hitomi Kanzaki war ein verfluchtes Kind, ein Dämon und ein Machtwerk der Götter der Unterwelt die durch sie zu den Menschen auf Gaia sprachen.. Sie prophezeite im zarten Alter von vier Jahren den Tod des Königs von Fanelia.. und somit den Anfang vom Ende... Als wenige Tage nach dieser anfangs naiven Behauptung, die durch einen Alptraum zustande kam, eintraf wussten alle dass Hitomi Kräfte besaß, die entweder göttlich oder böse waren... Immer mehr schreckliche Dinge geschahen, und man machte sie für alles verantwortlich. Der Aufstieg des Zaibacher Imperiums vergrößerte die Angst nur noch, man habe einen Dämon unter sich. Grava Efud Aston überbrachte dem erschütternden Volk von Asturia die Nachricht, dass das Königreich Fanelia von den Streitkräften einer unbekannten Armee angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht wurde.. Die gesamte königliche Familie wurde ausgelöscht und es gab mehr Tote als Überlebende... Der Junge zerrte am Rock seiner Mutter.. "Wer war der man mit dem schwarzen Umhang?" Schnell legte Laria ihrem kleinen Sohn die Hand über den Mund... "Schscht, schweig und spreche nie wieder über ihn..." "Aber er sah sehr traurig aus.." nuschelte er hinter der Hand seiner Mutter. "Vergiss, dass er jemals hier war hörst du Faron? Vergiss deine Schwester! Sie hat niemals existier! Hörst du?" Er konnte nur nicken und sah seine Mutter traurig an.. "Hitomi wird also niemals wieder kommen?" Sie schüttelte energisch mit dem Kopf... "Deine Schwester ist tot, finde dich damit ab Junge.." Belor Kanzaki trat mit schweren Schritten in die Küche ein und sah seinen Sohn kalt an. "Ich will ihren Namen nie wieder in meinem Haus hören!" rief er.. Schnell rannte Faron aus der Küche, hinaus in den Garten.. Vorbei an den buntesten Blumen und Gewürzen, durch das Beet in dem bald wieder das Gemüse wachsen sollte... Ein riesiger Baum stand in dem kleinen Garten und der Junge kletterte geschickt auf einen der hohen Äste. Die Sonne schien hell über Pallas, der Sommer rückte immer näher... Faron blickte zum Himmel.. Man hatte ihm gesagt, seine Schwester sei tot. Doch das konnte er irgendwie nicht glauben.. Er spürte, dass sie noch am Leben war.. Irgendwo da draußen war sie.. "Ich schwöre dir wenn ich erst einmal ein Mann bin dann werde ich dich suchen und zurückbringen, Schwester! Und niemand wird mehr gemein zu dir sein und dich zum weinen bringen...." "Schwester wieso weinst du?" "Ich weine nicht....Schlaf weiter ,Faron..." "Nein du weinst ,ich weiß es doch.. "antwortete er trotzig. "Ich habe nur geträumt ,nichts weiter...." "Von was? Von wem?" "Ich kann mich nicht mehr erinnern..." "Doch sonst würdest du nicht weinen....Hör doch nicht auf das was alle sagen .Du bist meine große Hitomi, und kein Dämon.. Sonst hätte ich doch Angst vor dir ,oder?" Er krabbelte aus seinem Bett zu seiner Schwester hinüber und schmiegte sich in ihre Arme. "Hast du ihn wieder gesehen?" "Wen?" fragte sie mit leiser Stimme. "Den Jungen mit den dunklen Augen..." Hitomi schüttelte den Kopf und strich ihrem kleinen Bruder über das dichte, braune Haar. "Nein.....ich frage mich, wer er wohl ist..." "Ich will ihn kennen lernen, vielleicht spielt er ja mit mir!" "Da bin ich mir sicher..." Hitomi hörte die lauten Schreie, die unten aus dem Wohnraum ertönten.. Sie hielt ihre Hände über die Ohren ihres Bruders und hoffte ,dass sie bald verstummen würden... "Hier, ich habe dir ein paar von meinen Sachen zum Anziehen hingelegt. Ich hoffe sie passen dir..." Milerna sah Hitomi mit einem Lächeln an und wartete geduldig, bis diese vollkommen wach war. Hitomi sah sich im ersten Moment panisch um, sie konnte sich kurz nicht erinnern wo sie eigentlich war. Doch als sie Milerna und die Kleider in ihrer Hand erkannte wusste sie, dass sie hier vorerst in Sicherheit war. Doch wie es nach dem Verlassen des Zeltes aussehen würde wusste sie nicht...Noch etwas geschwächt vom letzten Tag schlug sie die Decke beiseite und schwang sich auf die Beine. Der Schmerz in ihrem Fuß meldete sich wieder, doch es war nicht so schlimm wie gestern und somit zwang sie sich einige Schritte zu gehen. Milerna sah sie forschend an.. "Bist du dir sicher, dass du schon gehen kannst?" Hitomi nickte und versuchte, ihr störrisches Haar ein wenig zurecht zu machen. Milerna nahm einen Kamm aus der Kommode und deutete Hitomi an, sich wieder auf das Bett zu setzen. Sie tat, wie man es ihr sagte und Sekunden später begann Milerna Hitomis Haare wieder glatt zu bürsten.. Milernas Miene wurde plötzlich sehr ernst, doch Hitomi konnte es nicht sehen.. "Du hast sehr lange geschlafen.. beinahe einen ganzen Tag lang. Ich hab mir schon Sorgen gemacht du würdest nie wieder aufwachen." "Tut mir leid dass ich euch solche Unannehmlichkeiten bereite..." "Hör auf dich zu entschuldigen...Ich bin es die sich bei dir für das Verhalten unserer.. Männer entschuldigen muss.." Milerna bürstete ihr Haar immer weiter und schließlich band sie es zu einem einfachen Zopf zusammen. "Ich weiß du willst mir nicht erzählen was genau mit dir geschehen ist und ich respektiere das...Aber du solltest wissen dass Allen nicht ganz so denkt wie ich...Sie wollen dich später zu einer Art Sitzung rufen lassen..." Hitomi fuhr erschrocken zurück und sah Milerna ängstlich an. "Keine Angst, es wird nichts schlimmes geschehen. Sie wollen nur wissen woher du kommst, was du tust und so weiter. Sie sind alle sehr misstrauisch.. schon immer. Du verstehst doch das wir das sein müssen, immerhin zahlen die Zaibacher viel Geld für unsere Köpfe..." Hitomi nickte und nahm eines der Kleider, das auf dem Bett lag in die Hände...Es war ein weicher, hellblauer Stoff mit einem einfachen Schnitt. "Du solltest es anziehen. Wenn du so aus dem Zelt hinaus spazierst werden dich die Männer mit Haut und Haaren auffressen." fügte sie lächelnd hinzu. Hitomi sah etwas beschämt weg und konzentrierte sich auf das Stück Stoff, das sie in ihren Händen hielt. Milerna begab sich zu einer kleinen Kommode, die im hinteren Eck des Zeltes stand und kramte etwas darin. Währendessen zog sich Hitomi um. Sie war gottfroh, aus diesen Kleidern zu kommen. Doch an den engen Verschlüssen ihres Korsette scheiterte sie. Verlegen drehte sie sich zu Milerna um.. "Könntest du mir...vielleicht hiermit helfen?" fragte sie. Milerna nickte und kam auf sie zu. Sie drehte sie um und öffnete mit geschickten Fingern die Schnüre.. Kopfschüttelnd löste sie den letzten Knoten.. "Meine Güte wer hat dich denn in dieses Foltergerät gesteckt?" Hitomi atmete tief und erleichtert ein. Eine unendliche Last schien von ihrem Körper genommen zu sein und schnell zog sie sich Milernas Kleid über.. Immer noch verdutzt schmiss Milerna das Korsette in die Ecke.. "So, das brauchen wir nicht mehr.." murmelte sie. Als sie wieder aufsah, stand Hitomi fertig gekleidet vor ihr. Milerna musste zugeben, dass sie wahrlich eine Schönheit war und ihr fraulicher Stolz wurde etwas von Neid angekratzt. Doch so schnell er gekommen war verflog er auch wieder. "Wunderschön, jetzt bist du bereit für die Welt da draußen.." Sie nahm Hitomi an der Hand und beobachtete mit Vorsicht, dass sie sich bloß nicht noch mehr am Fuß verletzte. Zusammen schritten die beiden aus dem Zelt und die Mittagssonne prallte ihnen förmlich entgegen.. Hitomi blickte sich noch etwas ängstlich umher, doch je mehr Sekunden vergangen waren desto neugieriger wurde sie. Es waren so viele Menschen hier, und alle schienen ihrer eigenen Arbeit nachzugehen. Es kam ihr fast vor wie in einem kleinen Dorf... Einige Frauen standen um einen riesigen Bottich aus Holz und wuschen darin Wäsche...Die Männer arbeiteten an den Waffen, stellten Schwerter her oder schleppten riesige Säcke voller Reis an.. Sie erkannte zwei Wachen, die in unmittelbarer Nähe standen und die Umgebung kontrollierten. Milerna zupfte sie leicht am Ärmel.. "Es überrascht mich, dass du absolut keinen Hunger zu haben scheinst..." "Oh doch...Also ich meine, ich habe schon etwas Hunger aber..." "Ja das habe ich auch, sag ruhig wenn du etwas brauchst. Wir wollen ja nicht dass du uns hier verhungerst!" Milerna grinste etwas und zog Hitomi weiter durch die Reihen.. Viele sahen sie verwundert, neugierig und manche sogar fast schon...kalt und verängstigt an.. "Van wird sicher bald zurück sein, er müsste eigentlich etwas gefangen haben.." sagte Milerna. "Er mag ein unsensibler Bulle sein aber eines muss man ihm lasse: Jagen kann er.." meinte sie eher zu sich selbst als zu Hitomi, die immer noch etwas hinkend neben ihr her ging. Er legte an und zielte. Nicht einmal sein Atmen konnte man hören, es schien als ob er gar nicht da war. Der Hirsch war so gut wie tot...Er spannte den Bogen und zielte erneut auf den Hals des Tieres, das seelenruhig auf der Waldlichtung graste und nicht bemerkte, dass sein Mörder in einem Busch nur wenige Meter von ihm versteckt war... Als der Pfeil von der Sehne schnellte war es, als ob ein leiser Donner losgehen würde der mit dem Aufprall im Fleisch des Hirsches endete. Der Hirsch viel getroffen zu Boden und bewegte sich nur noch wenige Male, ehe das Leben vollkommen aus ihm wich... Van lächelte zufrieden. Er stieg aus dem Busch und ging auf sein Opfer zu. Es war ein großes Tier und das Lager würde bestimmt zwei oder drei Abende von dem Fleisch satt werden.. Van band dem toten Tier die Beine zusammen und zog den Pfeil heraus. Die blutige Spitze brach er ab und schmiss sie in die Büsche. Dann nahm er das Seil in die Hände und begann, den toten Hirsch in Richtung Lager zu ziehen.. Jeder normale Mann hätte es niemals alleine geschafft solch ein Tier alleine zu ziehen, doch Van schaffte es trotz vieler Anstrengung. Wieso er die Kraft dazu hatte, wusste keiner genau. Nicht einmal er selbst.. Nach einem kurzen, anstrengenden Fußmarsch kam er im Lager an und wartete darauf, dass man ihm den Hirsch abnehmen würde.. Als die Männer ihn erblickten, rannten sie zu ihm und gratulierten ihm zu seiner Beute während sie gemeinsam das riesige Tier in Richtung Feuerstelle brachten.. "Wie hast du denn den erlegt? Das ist ja ein Riesenvieh!" meinte Reeden und Gardess sah Van grinsend an. "Du hast mehr drauf als ich dachte, Kleiner...Wobei ich von deinen Beweggründen gestern ja nicht so begeistert war.." Die Männer verstummten und sahen Gardess verdutzt an. Es kam selten vor dass man Van kritisierte, und wenn es dann doch jemand wagte sich gegen seine Methoden auszusprechen dann bereuten es diese in verschiedenster Weise. Schnell legten sie den Hirsch neben der Feuerstelle ab und riefen einigen Frauen zu, sie sollen sich darum kümmern.. Van ging wortlos davon....... Kaum eine Stunde später traf sich das gesamte Lager der Abaharakis an der Feuerstelle, um gemeinsam zu essen. Die wenigen Frauen im Lager gaben den Hungrigen die gutriechenden Mahlzeiten bestehend aus Fleisch und Reis aus. Auch Milerna und Hitomi erhielten ihre Portion und setzen sich gemeinsam auf einen der vielen Baumstämme. Milerna bemerkte, dass sich Hitomi sichtlich unwohl vorkam. Scheu blickte sie umher und kaute nervös auf dem Fleisch herum. "Köstlich..."entgegnete Milerna und versuchte so, Hitomi zum Reden zu bringen. Doch diese schwieg und sah sich weiter um. Bis sie ihn erblickte. Sie glaubte in diesem Moment vor Panik zu zergehen, doch sie zwang sich selbst sich zu beherrschen.. Hitomi wusste nicht wieso aber sie fürchtete diesen Mann. Nicht nur, weil er sie verletzt hatte. Irgendetwas anderes an ihm jagte ihr eine seltsame Angst ein. Umso erstaunter war sie, als sie ein junges Katzenmädchen neben ihn setzte und munter auf ihn einredete. Er antwortete kaum, meistens nickte er nur oder brachte ein zwei Wörter über die Lippen... "Das ist Merle...Sie kennen sich seit sie kleine Kinder waren......" klärte Milerna die Situation auf. Hitomi fühlte sich ertappt, woher wusste Milerna dass sie sich Gedanken über das Katzenmädchen machte? "Ich habe ihm immer noch nicht verziehen wie er dich behandelt hat.." meinte Milerna mit hochgehobenen Kopf. Hitomi antwortete nicht und wandte ihren Blick wieder dem jungen Mann und dem Katzenmädchen zu. Und dann geschah es.. Er sah auf und ihre Blicke trafen sich. Hitomi glaubte, sie würde ersticken.. Er sah sie, trotz der weiten Entfernung, so intensiv an dass es ihr alles zuschnürte. Van bemerkte, dass er von irgendjemandem beobachtet wurde. Doch als er aufsah hätte er nicht damit gerechnet, sie zu sehen. Und als er ihren Blick sah wusste er eines sicher: Sie fürchtete sich vor ihm. Und das war auch gut so. Je mehr Angst sie vor ihm hatte, desto weniger Probleme würde sie ihm machen. Doch Van konnte sich nicht helfen, schon als er diese Augen das erste Mal gesehen hatte war er fasziniert von ihnen gewesen. Er konnte sich nur nicht erklären warum. Das knielange, blaue Kleid war das genaue Gegenteil von dem was sie getragen hatte als er sie im Wald aufgefunden hatte. Er ertappt sich bei einem Gedanken, dessen Ausmaße er lieber nicht weiter ergründen wollte. "Wärst du bloß von deinen eigenen Soldaten getötet worden.." dachte er hasserfüllt, als er wieder an die Nacht in der Waldhütte dachte... "Wir haben nur einen Auftrag und der lautet vernichtet den Schlüssel. .Also sag uns wo er ist, räudiger Hund!" Die Worte des Soldaten ergaben für Van absolut keinen Sinn. Er könnte sich verfluchen dass er diese Frau mit hierher gebracht hatte.. Nun, bald würde er wissen wer sie genau war und was ihr Auftrag war. Das Verhör sollte abends, nach der Dämmerung stattfinden und Van freute sich darauf ihre wahre Identität zu erfahren.. Vielleicht war er ja dann seinem Ziel, die Armee der Zaibacher zu zerschlagen ein kleines Stückchen näher gekommen.. Er warf ihr einen letzten, kalten Blick zu und wandte sich dann wieder an Merle. Van ahnte nicht, wie sehr ihn die heutige Nacht noch verfolgen würde... Hitomi wusste nicht einmal mehr seinen Namen, doch nun war sie sich einer Sache sicher: Er hasste sie. Er hasste sie abgrundtief. Die Art wie er sie ansah hatte es verraten. So kalt....so....abwertend.. Die Worte ihres Vaters waren also doch war.. Sie war ein unnutzes, störendes Wesen das einfach nicht akzeptiert werden konnte.. "Du bist eine verfluchte Seherin und wirst auch wie eine sterben!" In diesem Moment fragte sie sich, warum Milerna so freundlich zu ihr war. Doch sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als einige der Männer begannen, in die Hände zu klatschen als plötzlich Sake serviert wurde.. Hitomi sah ein letztes Mal zu dem jungen Mann, doch er hatte den Blick abgewendet und schien sich wieder voll und ganz auf sein Essen zu konzentrieren während das Katzenmädchen weiter mit ihm sprach.. "Schmeckt dir dein Essen nicht mehr?" fragte schließlich Milerna. Hitomi schüttelte den Kopf und begann langsam, weiterzuessen... "Du bist sehr dünn, du solltest etwas mehr essen..." entgegnete sie besorgt. "Ich komme aus der untersten Schicht, da ist es normal das man nicht besonders viel zu Essen hat..." entgegnete sie leise. Milerna konnte es kaum verstehen, verzichtete aber darauf Fragen zu stellen. Sie wusste, das Verhör rückte immer näher und dort würde Hitomi einiges ertragen müssen.. Zusammen schritten die beiden Männer durch das Lager. Das Feuer war schon längst aus, nur noch die Glut flackerte rötlich vor sich hin.. "Du handelst unüberlegt.. Ich will dir nichts Böses, das weißt du. Aber du solltest in Zukunft besser über dein Handeln nachdenken.." "Hör auf so zu reden, du bist nicht mein Vater.." antwortete Van sichtlich gereizt. Gardess sah ihn traurig an. "Ja das bin ich nicht. Doch hätte er gesehen, was du mit dieser Frau gestern gemacht hast dann wäre er sicher sehr wütend gewesen.." "Hör gefälligst auf und lass die Toten ruhen..." presste er hervor. Gardess schwieg eine Weile und sah Van abwesend an. "Auch ich habe nicht vergessen was damals passiert ist.. Aber das ist schon Jahre her..." "Nicht für mich.." "Hör auf deinen Hass an anderen auszulassen, du verletzt so nur..." "Was verlangst du von mir, soll ich dieses Weib jetzt etwa als Entschuldigung heiraten?" rief er wütend. Gardess blickte ihn beschwichtigen an.. "Ich verlange doch gar nicht viel, nur dass du dich entschuldigst..." "Wieso sollte ich.." Ohne weiteres ging er an Gardess vorbei und lief in Richtung des größten Zeltes, dass es im Lager gab. Resigniert ging Gardess ihm hinterher. Allen wartete bereits auf sie... "Ich bin gespannt, was uns erwartet..." Allen lehnte sich gelassen an einem der Holzpfeiler ab und blickte in die Runde. Nur die Ranghöchsten und Ältesten waren in dem Zelt versammelt. Zusammen waren es gerade mal sieben Männer, die alle verteilt um einen Tisch saßen und sich umblickten. "Allen, wie lange..." Reeden wurde in seinen Worte unterbrochen, als der Vorhang des Zeltes aufging und Van und Gardess gemeinsam eintraten. "Seine Majestät beehrt uns mit seiner Anwesenheit.." meinte Lanos, einer der Krieger schmunzelnd. Er war ein gut gebauter, junger Mann in Vans Alter und hatte schon sein ganzes Leben lang für die Abaharakis gekämpft. Sein Vater, Phytos, saß neben ihm und sah Allen abwartend an. Er sprach kaum, besonders seit dem Tod seiner über alles geliebten Frau. Viele wurden bei dem Überfall auf das Lager vor wenigen Jahren getötet, und unter ihnen war auch Phytos Frau.. Er schwor ihren Mördern Rache. Die letzten im Bunde waren Osan und Argoun, beides ehemalige Soldaten in der Armee des Königs von Asturia. Sie hatten sich von ihrem König abgewandt als sie von der Verbindung zwischen Asturia und Zaibach erfuhren. Für sie war es eine Art Verletzung ihrer eigenen Ehre, sie wollten niemandem dienen der sich mit seinen ärgsten Feinden verbündete...Beide waren sie schon etwas ältere, dennoch sehr starke Kämpfer denen kaum jemand gewachsen war. Sie zählten zu den besten Schwertkämpfern Gaias.. "Da seid ihr ja..." Allen deutete den beiden an, sich zu setzen doch während Gardess sich auf einem Stuhl niederließ blieb Van demonstrativ stehen und lehnte sich ebenfalls an einen der Holzpfosten. "Ich habe Milerna gesagt, sie solle sie herbringen. Es dürfte nicht mehr lange dauern.. Wenige Minuten später ging der Vorhang erneut auf und Milerna trat ein. Allen war verwundert, sie alleine vorzufinden. "Wo ist sie?" fragte er etwas wütend doch Milerna hob beschwichtigend die Hand. "Keine Sorge, sie steht draußen. Ich bin nur alleine gekommen um euch alle um etwas zu bitten.." Durchdringend blickte sie in die Runde und sah jeden prüfend an. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und begann zu sprechen. "Ihr werdet sie gefälligst nicht wie einen Zaibacher Soldaten behandeln und werdet nicht grob mit ihr umspringen, verstanden?" Etwas erstaunt über Milernas herrisches Auftreten ging ein leises Murmeln durch die Reihen. "Sie hat furchtbare Angst, also macht es nicht noch schlimmer. Es hat mich viel Zeit gekostet sie davon zu überzeugen dass wir ihr nichts Böses wollen also macht meine Anstrengungen nicht zunichte. Das ist alles worum ich euch bitte.." Bei diesen Worten schweifte ihr Blick zu Van, doch er dachte nicht daran ihr zu verstehen zu geben dass er ihre Worte ernst nahm. Allen nickte und deutete zum Vorhang. Seufzend begab sie sich dorthin und öffnete ihn.. "Hitomi, komm...Es ist alles in Ordnung. Sie werden dir nichts tun, das verspreche ich dir..." Hitomi sah sie zweifelnd an und bewegte sich keinen Schritt vorwärts. Sie fürchtete sich zu sehr vor dem, was geschehen konnte. Doch schließlich nahm Milerna sie an der Hand und zog sie unter leisem Protest in das Innere des Zeltes. Sie spürte, wie alle Blicke auf sie gerichtet wurden. Sie konnte gar nichts anderes tun als sich jedes Gesicht genau einzuprägen. Durch das schwummrige Licht erschien ihr die Atmosphäre beinahe düster und beängstigend. Hitomi erkannte den Mann mit den blonden Haaren, Milerna hatte ihn neulich mit Allen angesprochen. Aber alle anderen Gesichter waren ihr unbekannt...Bis auf eines.. Als sie spürte, wie er sie ansah senkte sie sofort den Blick und griff hilfesuchend nach Milernas Hand. Diese führte sie an das Kopfende des hölzernen Tisches und deutete ihr an sich zu setzen. Hitomi fragte sich, weshalb gerade der Mann mit den schwarzen Haaren ihr gegenüberstehen musste. Er schien ziemlich desinteressiert zu sein.. Hitomi erschrak, als Allen plötzlich auf sie zutrat und sich Milerna neben sie setzte.. "Zuallererst möchte ich mich vorstellen. Meine Name ist Allen Shezar, Kommandant des Abaharaki-Clans...Das hier sind Argoun, Lanos, Phytos, Osan, Reeden, Gardess und...ich nehme an Van kennst du wohl bereits...Wir wollen nichts Böses von dir, wir wollen nur wissen mit wem wir es hier zu tun haben. Ich denke du verstehst das..." Sie nickte nur und starrte auf die Tischplatte. "Weshalb du hier bist, weißt du sicher...Man munkelt, du bist ein Spion des Black Dragon Clans.." "Das ist nicht wahr!" rief Hitomi plötzlich, verstummte aber sofort wieder. Allen sah sie verwundert an. "Das habe ich mir gedacht. Doch Van meint, du wärst einer. Als Grund nannte er mir, du wüsstest seinen Namen. Wie erklärst du mir das?" Hitomi dachte angestrengt nach. Wie sollte sie diesen Männern erklären, dass sie keine Ahnung hatte von was sie da redeten. Sie sah abwechselnd in die Gesichter der Männer und sie alle warteten auf eine Antwort. "Ich....ich weiß wirklich nicht, was ihr meint....Wirklich..." "Du musst doch einsehen, dass dir das hier keiner glauben kann, Hitomi...." Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich schwöre es bei allem was mir heilig ist! Ich weiß nichts von irgendeinem Namen geschweige denn von einem....Clan!" rief sie den Tränen nahe. Milerna sah sie beruhigend an, doch es half nicht viel.. "Woher kommst du?" fragte nun Osan. Etwas erstaunt über den plötzlichen Themenwechsel wandte sie sich ihm zu.. "Aus einem Dorf.....nahe Pallas...ziemlich im Süden..." "Chatal?" Hitomi nickte wieder. "Wie alt bist du und wie viele Jahre hast du dort gelebt?" "Ungefähr 19 Sommer...schon mein ganzes Leben war ich in Chatal....nie woanders..." Van erkannte die plötzlich Trauer in ihrer Stimme. Er fragte sich ein weiteres Mal, was dort vor wenigen Wochen wohl passiert war. Von Chatal bis nach Tavion war es ein guter Tagesritt, er konnte sich nicht erklären wie ein junges Ding solch eine Reise alleine unternehmen konnte und vor allem... Aus welchem Grund? Tavion war berühmt für sein ausgeprägtest Nachtleben.. "Was hat dich hierher geführt?" fragte Lanos mit ruhiger Stimme und sah sie forschend an. Milerna biss die Zähne zusammen. An seinen Blicken konnte sie erkennen, was für Gedanken in Lanos Kopf noch herumschwirrten. Sie schien ihm zu gefallen, und genau das machte Milerna Angst. Hitomi verkrampfte sich etwas, und Milerna spürte dass mit ihren nächsten Worten schwer zu kämpfen hatte.. Sie musste die Wahrheit sagen, würde sie hier lügen wäre das ihr Todesurteil. "Man hat mich....an eines der Bordelle in Tavion verkauft..." presste sie hervor und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück. Ein kurzes Raunen ging durch die Runde, und als Allen seine nächste Frage stellte wurde Milerna wütend. "Wer hat dich verkauft?" fragte er emotionslos. "Allen es reicht! Musst du das denn unbedingt wissen?!" entgegnete Milerna giftig. "Es war mein Vater...." brachte Hitomi leise hervor. "Und wo willst du jetzt hin? Du hast kein Zuhause, nicht wahr? Irgendeinen Ort, an den du gehen kannst?" "Nein...Meine Großmutter ist vor vielen Jahren gestorben, sie war die einzige die von meinen....Vorahnungen wusste..." Schnell hielt sie inne und hob sich die Hand vor den Mund. Van wurde bei dem Wort Vorahnungen hellhörig. Er erinnerte sich an die Nacht in der Hütte, in der sie ihn plötzlich mit glasigen Augen angesehen hatte..... "Vorahnungen? Was meinst du damit?" Osan sah sie interessiert an. Hitomi schüttelte den Kopf. "Nichts, ich....das war nur...nichts weiter..." Milerna kniff die Augen zusammen. Sie log, das konnte jeder sehen. Allen beschloss, diesen Punkt zu überspringen. Im Moment interessierte ihn nur die Herkunft und das Vorhaben der jungen Frau. Kurz herrschte Stille, doch Van ließ sich von der tragischen Geschichte der Frau vor ihm nicht beirren. "Was hast du nachts im Wald gemacht und weshalb hast du mir nachspioniert?" Seine Stimme klang ruhig. Gefährlich ruhig. Milerna kannte diesen Ton. Hitomi sah verwirrt auf, mied es jedoch ihm in die Augen zu blicken. "Ich...ich bin...weggelaufen.." "Wovor? Vor den Soldaten in der Stadt? Vor den Soldaten, die dich geschickt haben?" "Nein das...das ist nicht wahr ich...ich wollte dort nicht mehr bleiben.. Nicht einen Tag länger wollte ich eine von ihnen sein..." Van stieß verächtlich die Luft aus und sah sie gefährlich an. "Ich hasse es, belogen zu werden.." Die anderen sahen stumm zu, als er sich auf die junge Frau zu bewegte und vor ihr stehen blieb. "Du weißt ganz genau, was du tun wolltest, Hurenweib. Du hast versucht mich mit deinen billigen Tricks zu ködern um mich abzulenken!" rief er. Seine Faust knallte laut auf den Tisch und Hitomi glaubte, er würde unter der Kraft des Aufpralls zusammenbrechen... "Nein ich...ich wollte das nicht! Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte und dann...." Doch weiter kam sie nicht den Vans laute Stimme unterbrach sie. "Du wagst es, mich so schamlos anzulügen? Ich bin ein Mann und du schuldest mir wenigsten so viel Respekt, die Wahrheit zu sagen!" In Hitomi kroch seit langem wieder die Wut hoch. Schon so oft hatte sie diese Worte gehört, immer wieder wurde ihr klar gemacht dass sie ganz weit unter den Männern stand. Als Frau hatte man Demütigungen und Wut zu ertragen, man nahm sie hin und fragte sich nicht nach dem warum. So brachte ihr es ihre Mutter bei, so wurde sie es gelehrt. Doch Hitomi hatte schon längst den Glauben an die alten Grundsätze verloren. Jahrelang musste sie sich von ihrem Vater anhören, sie sei nur soviel wert wie man es ihr gerade sagen würde. Und jetzt, obwohl sie Meilen von ihrem ehemaligen Zuhause weg war, sollte es gerade so weitergehen? Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Sie war kein Wesen, das man einfach so benutzen konnte wann man es wollte.. Ohne weiteres stand sie auf. Sie spürte Milernas Hand auf ihrem Arm, sie wollte sie zurückhalten. Doch eine ihr unbekannte Kraft zwang sie, weiterzumachen. Van selbst war wenig erstaunt über ihre Handlung. Er hatte sie wütend gemacht und genau das wollte er erreichen. So bekam er vielleicht mehr aus ihr heraus und konnte besser Informationen sammeln. Doch mit ihrer nächsten Handlung hatte er nicht gerechnet... "Ich schulde dir Respekt? Und was ist mit mir? Wäre ich nicht gewesen wärst du jetzt tot! Erzähl mir nichts von Würde! Du bist nichts weiter als einer von ihnen!!!!!!" Mit diesen Worten hob sie ihre Hand und traf Vans Wange mit solch einer Wucht, dass sich sein Kopf leicht zur Seite neigte. Milerna hob erschrocken die Hände vor den Mund und die anderen Männer, allesamt Allen, sahen sich sprachlos an. Hitomi konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte.. Ihre Lippen zitterten und sie sah mit geweiteten Augen auf ihre Hand, die durch den Schlag etwas weh tat. Ihr erster Gedanke war zu rennen. Doch wohin? Es gab keinen Ausweg, und das wusste Hitomi. Sie schlug härter zu als er angenommen hatte. Van musste zugeben, dass es ihm sogar etwas weh tat. Als er nach wenigen Momenten wieder alle Sinne beisammen hatte, sah er sie an. Sie zitterte am ganzen Leib, es schien als ob sie ihre Tat mehr als bereute. "Du kannst den Göttern danken dass du eine Frau bist, sonst wärst du jetzt tot..." Van lehnte sich zu ihr und sah ihr hasserfüllt in die Augen. "Tu das nie wieder....oder ich vergesse meine Ehre...." Milerna sah ihn geschockt an, sie wusste nicht wie sie darauf reagieren sollte. Bisher hatte es niemand gewagt Van zu schlagen. Hitomi schien mehr als verängstigt, doch Milerna fragte sich woher sie den Mut dazu nahm solch eine Tat zu vollbringen. Nicht einmal einer verheirateten Frau war es gestattet, ihren Ehemann zu schlagen.. Dieser Akt viel unter den höchsten der Respektlosigkeit und wurde von keinem Mann auf Gaia geduldet.. "Was für eine Respektlosigkeit...Diesem Weib sollte mal jemand Manieren beibringen.." flüsterte Argoun mit dunkler Miene. Allen deutete Van an, sich von der Frau zu entfernen. Dieser ging nach einem kurzen Blick zu Milerna in Richtung Ausgang und wollte hinaus... "Wo gehst du hin?" rief Allen. "Ich habe genug gehört...Von mir aus macht was ihr wollte aber lasst mich mit diesem Weib in Frieden..."war seine Antwort. "Hör auf so zu reden, du bist selber schuld!" meinte Milerna. "Milerna bitte, jetzt fang auch nicht du noch an..." Wütend fuhr sie herum und sah Allen mit blitzenden Augen auf. "Nein, er hat es verdient! Wieso gehst du mit jedem Menschen um als ob er dir Untertan ist?" rief sie Van zu. Doch der drehte sich nur um und schwieg.. "Es reicht. Das führt doch zu nichts!" warf Allen ein. "Wir wissen nun woher sie kommt, was sie getan hat und wer sie ist...Was gedenkst du nun zu tun, Allen?" fragte Phytos. Bevor er antwortete, sah er ein weiteres Mal auf Hitomi, die mit gesenktem Kopf auf dem Stuhl saß und Milernas Hand dankend hielt. Dann glitt sein Blick hinüber zu Van, der sichtlich genervt am Ausgang des Zeltes stand und darauf wartete, endlich gehen zu können. "Ich stelle sie unter deinen Schutz. Du wirst sie beschützen, verstanden?" Alle Anwesenden sahen Allen ungläubig an.. Milerna konnte nicht fassen, was er gerade eben gesagt hatte. Van war geschockt, das war das Letzte das er erwartet hatte. Er ballte die Hände zur Faust und sah Allen wütend an. "Was? Bist du noch ganz bei Trost?" rief er doch Allen ließ sich nicht beirren. "Du hast gerade eben perfekt bewiesen dass du dich anscheinend doch kontrollieren kannst. Außerdem hast du sie mit hierher gebracht, also mache ich dich für all ihre Taten verantwortlich. Du wirst sie beschützen und ihr helfen, wieder nach Hause zu kommen...Das ist mein letztes Wort.." Damit wandte sich Allen ab und ging auf Milerna zu.. "Das ist nicht dein Ernst!" meinte sie kopfschüttelnd. "Willst du, dass er sie umbringt? Keine Sekunde werde ich sie alleine mit ihm lassen!" "Meine Entscheidung ist gefallen..."antwortete Allen. "Deine Entscheidung? Allen ich bitte dich! Entweder er tötet sie oder sie wird schwanger!!! Beide Möglichkeiten sind schrecklich!" Während Milerna Allen anschrie, bemerkte sie dass Hitomi langsam begann zu schluchzen. Sie hielt inne und wandte sich der jungen Frau zu.. "Hitomi.. Sei unbesorgt, ich werde das verhindern. Ich lasse nicht zu dass er so mit dir umspringt.."" "Es tut mir leid, dass ich euch nur Probleme mache...." presste sie leise und unter Tränen hervor. Van sah sie ein weiteres Mal weinen, und obwohl er es nicht zugeben wollte gefiel es ihm gar nicht sie so zu sehen. Seine Wut schien plötzlich etwas verflogen zu sein und er wandte sich so ruhig wie möglich an Allen. "Ich bin keine Amme, die auf kleine Kinder aufpasst. Du solltest deinen Entschluss lieber noch einmal überdenken, Kommandant." "Das glaube ich auch..."mischte sich Lanos ein. Er stand auf und sah Van seltsam kalt an. "Ich finde, du solltest solch ein hübsches Geschöpf nicht in die Obhut eines wilden Drachen geben." "Du mieser..." brachte Van hervor und musste sich schwer beherrschen. "Kontrolliere dein Temperament, Fanel. Langsam bin ich deine Wutausbrüche wirklich leid." Hitomi sah die beiden Männer verwundert an. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und blickte immer wieder zwischen Lanos und Van hin und her. Ein unerklärlicher Konkurrenzkampf lag in der Luft und Allen trat zwischen die beiden. "Beruhigt euch. .Lanos ich weiß dass du meine Entscheidung nicht gerne akzeptierst aber du wirst dich damit abfinden müssen.." "Wieso sollte ich? Ihr alle wisst so gut wie ich was er mit ihr anstellen wird! Milerna hat vollkommen recht!" Phytos stand ebenfalls auf und sah seinen Sohn beruhigend an. Doch der dachte nicht daran sich geschlagen zu geben. "Und das von einem Mann, der es nicht einmal fertig bringt seine eigene Familie zu beschützen.." sagte Van mit hoch erhobenem Kopf. "Schweig oder du wirst es bereuen.." zischte Lanos mit dunkler Miene. "Ich zittere vor Angst.. Aber wenn du sie gerne haben willst sollst du sie dir ruhig nehmen, ich werde dich nicht daran hindern..." Er ging erneut auf den Ausgang zu, doch Milerna hielt ihn zurück. "Hast du denn überhaupt kein Herz?" "Dieser Hund hat nur eines im Kopf.. Diesen verdammten Drachen zu finden! Wie viele Jahre hast du schon verschwendet, Fanel? Sieben, Acht? Finde dich damit ab du wirst Escaflowne niemals finden. Genauso wenig wie die Cerridwen.. Dir wird es niemals gelingen, sie ausfindig zu machen.." sagte Lanos mit einem hämischen Lächeln. "Escaflowne? Cerridwen?" flüsterte Hitomi. Sie hatte keine Ahnung, über was hier gesprochen wurde.. "Schweigt!" rief Allen und alle verstummten. "Seit wann bekämpfen wir uns untereinander? Wir sind eine Einheit, hier ist kein Platz für sinnlose Streitereien! Lanos, du findest dich damit ab und hörst auf zu keifen, Milerna du hast gehört was ich gesagt habe also zweifle nicht an meinen Worten! Und du Van...du wirst genau das tun was ich dir aufgetragen habe. Ich bin der Kommandant und meinen Worten wird Folge geleistet! Haben wir uns alle verstanden?" Sie nickten widerwillig... "Gut..." Allen wandte sich erneut an Milerna. "Zeig Hitomi, wo Vans Zelt ist und bring ihre Sachen dorthin. Ich werde das Gefühl nicht los das irgendjemand hinter ihr her ist, deshalb halte ich es für das beste wenn sie bei Van bleibt. Er wird wissen was zu tun ist falls uns jemand angreifen sollte. Hitomi wusste nicht wohin mit ihren Gedanken. Sie konnte sich schlecht gegen das Urteil des Kommandanten auflehnen, aber sie wollte unter gar keinen Umständen bei diesem Mann bleiben.. Milerna stand auf und zog sie mit sich.. "Wie du befiehlst...Kommandant.." Mit diesen Worten zog sie mit Hitomi an Van vorbei und führte sie hinaus. Allen schritt auf Van zu und sah ihn durchdringend an. "Du rührst sie nicht an, verstanden? Wir haben hier keinen Platz für eine Horde deiner Abkömmlinge, wenn du verstehst..." Van verdrehte die Augen und sah Allen gleichgültig an. "Ist ja schon gut.. Als ob sie mich interessieren würde." murmelte er und verließ daraufhin das Zelt. Die Männer sahen sich eine ganze Weile unschlüssig an. Sie konnten Allens Entscheidung nicht ganz verstehen.. Dennoch respektierten sie sie, die Zukunft würde schon zeigen was geschehen wird.... "Keine Angst, er wird dir nichts tun .Er mag vielleicht wie ein Mörder aussehen, aber seine Ehre verbietet ihm dir etwas zu tun.." Milerna versuchte vergeblich, Hitomi etwas aufzuheitern. Sie saß mit gesenktem Kopf und verweinten Augen auf dem Bett und spielte nervös mit ihren Händen. "Außerdem ist ja auch noch Merle da, das kleine Katzenmädchen. Du wirst dich sicher mit ihr verstehen.." Milerna wusste, dass das eine Lüge war. Merle hasste jegliches weibliche Wesen, dass ihrem Van zu nahe kam. Sie hoffte nur das würde nicht in einem Desaster enden.. "Er.. nannte dich vorhin Prinzessin.. Wieso?" Milerna sah verwundert auf und legte ein paar Tücher in die kleine Stofftasche, die sie für Hitomi zusammenpackte. "Nun...ich war vor langer Zeit eine..." "Wirklich?" Milernas Gesichtsausdruck wurde traurig und Hitomi fragte sich, was wohl vorgefallen war. "Mein Vater.. ist der König von Asturia.." Hitomi sah erschrocken auf. Natürlich, wieso hatte sie nicht früher daran gedacht. Sie wusste, dass sie den Namen Milerna schon einmal irgendwo gehört hatte. "Dann bist du...die verstoßene Prinzessin?" Traurig nickte sie. Hitomi stand auf und ging auf sie zu. "Das tut mir leid....wirklich...Ich wollte dich nicht traurig machen..." "Nein ist schon in Ordnung. Es ist Jahre her und ich bin längst darüber hinweg..." Hitomi wusste, dass sie log doch sie beschloss zu schweigen. Es war seltsam, Milerna erschien ihr immer so stark. In der kurzen Zeit die sie sich nun kannten hatte sie vieles von ihr gelernt. Sie war eine starke Frau. Hitomi wünschte sich, wenigstens ein bisschen so wie sie zu sein. Milerna verschloss die Stofftasche und gab sie Hitomi. "Hier, ich hab dir ein paar Sachen zusammen gepackt.. Ich denke das ist das nötigste was du brauchen kannst.." Dankend nahm Hitomi die Tasche an. Sie war es nicht gewohnt, dass sich jemand so um sie sorgte. Es war ein seltsames Gefühl. "Ich danke dir.." "Nichts zu danken. Weißt du, es tut gut endlich mal auch eine Frau unter all den Männern zu kennen. Wir sind nicht besonders viele, und die meisten haben selber ihre Familien. Manchmal kommt man sich richtig einsam vor.." Hitomi sah sie wissend an und nickte. "Ich weiß, wie man sich dabei fühlt..."flüsterte sie. "Was ist das für eine Kette? Sie ist sehr schön..." Milerna deutete auf den rosa Stein um ihren Hals. "Die habe ich von meiner Großmutter bekommen....Ich glaube es ist das einzig wertvolle, das ich besitze.." "Es ist wunderschön.. Sie wäre sicher stolz auf dich.." Milerna beschloss, nicht nach den "Vorahnungen" zu fragen die Hitomi vorhin versehentlich erwähnt hatte. Obwohl sie es brennend interessierte.. Zusammen gingen sie hinaus. Hitomi wusste nicht, was sie erwartete. Die Furcht kroch wieder in ihr hoch aber sie beruhigte sich mit dem Gedanken dass sie nicht ganz alleine mit Van sein musste. Sie fragte sich, wie diese Merle wohl war... Nach einem kurzen Fußmarsch waren sie an dem Zelt angekommen. Milerna schlug sichtlich genervt den Vorhang auf. "Van komm raus, und sei bloß guter Laune!" Hitomi stand einige Meter abseits und wartete darauf, dass der Mann mit den schwarzen Haaren aus dem Zelt trat. Doch es kam jemand anders heraus. "Milerna was machst du hier für ein Gebrüll...." Merle steckte ihren Kopf aus dem Zelt und sah Milerna verschlafen an. Sie blickte zu Hitomi und dann wieder zu Milerna. Dann sah sie den Beutel in Hitomis Hand. "Was geht denn hier bitte vor?" fragte sie verwirrt. Milerna sah sie bittend an. "Merle, das ist Hitomi...." Sie winkte Hitomi her und wartete Merles Reaktion ab. Das junge Katzenmädchen sah Hitomi kritisch an. Sie hatte Van zwar neulich davon abgehalten ihr etwas anzutun, aber trotzdem.. Irgendetwas an ihr gefiel ihr nicht. "Und?" antwortete sie. Milerna atmete tief ein und überlegte sich ihre nächsten Worte sehr gut. "Sie steht ab heute unter Vans Schutz..." "Was!" rief Merle empört. Sie sah Milerna ungläubig an. "Du machst Witze!" Doch Milerna schüttelte nur den Kopf und machte ihr somit deutlich, dass sie es todernst meinte. Merles Schwanz peitschte hin und her. Sie konnte nicht verstehen wieso Van sich dazu bereit erklärte, den Beschützer dieser Frau zu spielen... "Allen hat es so beschlossen und wir können nichts daran ändern.." sagte Milerna und schob Merle beiseite. Sie zog Hitomi an der Hand in das Zelt. Merle giftete etwas vor sich hin, versuchte jedoch sich zu beruhigen. "Van ist nicht hier.." Milerna atmete genervt aus. "Wo ist er denn jetzt schon wieder?" Merle stapfte zu ihrer Matratze und ließ sich nieder. "Vor wenigen Momenten kam Reeden vorbei und meinte, er hätte einen Brief für Van.. Keine Ahnung von wem, jedenfalls ist er dann sofort weg..." Hitomi seufzte. Sie war müde, langsam wurde ihr alles zuviel. Sie ließ die Stofftasche sinken und sah sich in dem kleinen Zelt um. Es war ziemlich spärlich eingerichtet, nur das nötigste lag auf der einzelnen Kommode. Ein kleiner Tisch befand sich in der hinteren Ecke, darauf waren einige Papiere und Pergamente verteilt. Dann fiel ihr Blick auf das Bett. Und in dem Moment fragte sie sich, wo sie eigentlich schlafen sollte. Es war kein Platz für eine weitere Matratze, geschweige denn für ein Bett. Plötzliche Panik ergriff sie und sie sah Milerna erschrocken an. "Milerna wo...wo soll ich..." "Keine Angst, dafür haben wir uns schon etwas überlegt, nicht wahr Merle?" Sie warf ihr einen wissenden Blick zu. Merle wusste sofort was sie meinte und sah wütend auf. "Was? Niemals! Du kannst mich doch nicht aus meinem eigenen Zelt werfen!" rief sie. "Ich tue das nicht, aber Allen. Du hast seine Entscheidung gehört, also nimm es an.. Du wirst dich bei mir sicher wohlfühlen." Hitomi sah entsetzt auf. "Milerna nein! Du kannst mich doch nicht alleine....alleine mit ihm..." Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah sie zuversichtlich an. "Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass dir nichts passieren wird. Dafür werde ich sorgen. Van wird dir nichts tun, das verspreche ich dir." "Aber..." "Kein aber. Ich halte meine Versprechen.. Immer..." Hitomi nickte und senkte den Kopf .Merle sah die beiden Frauen immer noch wütend an. Was bildete sich Milerna ein, sie einfach hier heraus zu schmeißen? Und dann sollte sie auch noch Platz für eine andere Frau machen? Merle fühlte sich schlicht in ihrem Stolz verletzt. Genervt stampfte sie zu ihrer Matratze und packte ihre Habseligkeiten zusammen. Mit peitschendem Schwanz und zurückgelegten Ohren ging sie an Milerna vorbei und würdigte Hitomi keines Blickes. "Sie scheint wütend zu sein....Sehr sogar..." meinte Hitomi betrübt. Aber Milerna winkte ab. "Nimm dir das nicht so zu Herzen, sie ist ständig so. Merle giftet jeden an der ihrem Van zu nahe kommt.." Hitomi sah sich suchend um. "Was suchst du?" fragte Milerna, die ihre Blicke richtig gedeutet hatte. "Ich bräuchte einen...Bottich...Ich sollte mich sauber machen und mir dir Haare waschen.." "Aber natürlich, wieso habe ich nicht daran gedacht!" Milerna schlug sich leicht die Hand auf die Stirn und verschwand.. Hitomi wusste nicht, ob sie hinterher gehen oder warten sollte. Doch letzten Endes beschloss sie, sich ihre neue Behausung näher anzusehen...Doch ehe sie sich versah trat Milerna erneut ein. Sie hatte einen kleinen Bottich gefüllt mit Wasser in den Händen und in ihrer Tasche hatte sie ein Stück Seife. Schnell stellte sie den sichtlich schweren Bottich ab und warf Hitomi das Stück Seife zu. "Hier, die hab ich noch bei mir gefunden. Du kannst dich in aller Ruhe waschen, ich werde dann schlafen gehen. Immerhin ist es mitten in der Nacht." fügte sie lächelnd hinzu. "Ich kann dich doch alleine lassen, oder?" Hitomi nickte und sah Milerna dankend an. "Ich bin...dir wirklich sehr dankbar für deine Hilfe.." "Das tue ich doch gerne. So aber jetzt muss ich los, falls irgendetwas ist oder du es nicht mehr mit unserem König aushältst ruf nach mir. Ich werde inzwischen versuchen Merle zu beruhigen." Mit einem letzten Lächeln verschwand Milerna nun vollkommen aus dem Zelt und ließ Hitomi alleine zurück. Kurz überlegte sie, was Milerna wohl mit König meinte... Sie sah auf den Bottich, der randvoll war mit Wasser. Hitomi kniete sich davor und seufzte. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig als ihre momentane Situation zu akzeptieren, auch wenn sie ihr nicht gefiel. Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete sie die Knöpfe des Kleides und zog es aus. Behutsam legte sie es beiseite und tauchte dann ihre Hände in das angenehm kalte Wasser. Hitomi griff nach der Seife und begann, sich zu waschen.......... "Hier.. Man sagte mir, der Brief wäre nur für dich bestimmt deshalb hab ich ihn nicht aus der Hand gegeben.." Van nickte dem Boten dankend zu und nahm den versiegelten Brief an sich. Als er das Siegel mit dem einzelnen Auge darauf erkannte, wusste er dass Dryden sein Wort gehalten hatte. Der Bote preschte davon und Van ließ den Brief durch seine Hände gleiten. Kurz überlegte er, ob er ihn sofort hier öffnen sollte doch er beschloss diese Möglichkeit nicht zu nutzen. In seinem Zelt wartete Merle, sie würde keine Ruhe geben bis er sie wissen ließ was in dem Brief stand. Doch dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Er ging in Richtung Wald und ließ sich dort an einem der Baumstämme nieder. Sein Schwert ruhte immer in Reichweite. Kurz sah er sich um und vergewisserte sich, dass auch wirklich niemand in seiner Nähe war. Van riss das Siegel auf und faltete das Stück Papier auseinander. Obwohl Drydens Handschrift nicht gerade die sauberste war konnte er die niedergeschriebenen Worte gut lesen... An Van Fanel, Mein junger Freund du wirst dich wundern doch nach deiner Abreise ist hier etwas seltsames geschehen. Man munkelt ,eine der Huren von Lady Thaleia ist ausgebrochen.. Es würde mich nicht überraschen wenn du etwas damit zu tun hast. .Aber nun, das ist ja nicht von Belang. Was ich dir sagen will ist folgendes: Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass sich Escaflowne im Besitz der Zaibacher befindet. Doch er ist nicht, wie wir alle vermutet hatten ,in ihrer Festung .Nein ,er befindet sich in einem ihrer Luftschiffe, und zwar in genau dem dass sich im Moment in Freid aufhält. Man hat mir gesagt sie würden den Energisten suchen, mit dem man Escaflowne erweckt und sie glauben dass er sich in Freid finden lässt. Welch törichte Idioten. Da zweifelt man doch wirklich an General Adelphos' Intelligenz...Ich hoffe ,du hast ihn gut verwahrt... Sie wussten, dass sie Escaflowne nicht ohne die Cerridwen erwecken können, aber ich verstehe nicht wieso sie sie dann angeblich versteckt haben. Anscheinend haben sie einen anderen Weg gefunden, den Drachen zum Leben zu bringen. Was aber eigentlich unmöglich ist .Leider weiß ich nicht, wer die Cerridwen ist noch wo sie sich aufhält. Diese Information ist so gut wie nicht zu bekommen, aber ich versuche mein Bestes.... Eines ist sicher: Sie haben ihn, und um ihn zu bekommen haben sie schon viele Menschen getötet. Also sei vorsichtig! Laut meinen Informanten wird sich das Luftschiff bald in Richtung Asturia begeben, sie scheinen sich dort zu sammeln. Es ist seltsam, irgendetwas planen sie...Immer mehr Soldaten des Black Dragon Clans marschieren hier herum, es ist wie ein Nest .Nun, ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen, junger Freund. Handle nicht unüberlegt, sonst verlieren wir dich noch... Auf bald, Dryden Fassa Van biss die Zähne zusammen. Also wusste er jetzt, wo sich der Drache aufhielt. Und er würde ihn sich holen. Er faltete den Brief zusammen und stand auf.. Im Lager war es inzwischen ruhig geworden, nur noch wenige waren wach. Lediglich die Wachen waren auf ihren Posten und hielten Ausschau. Er dachte über Allens Entschluss nach. Es gefiel ihm gar nicht, doch es brachte nichts sich gegen Allen aufzulehnen. Schon oft hatte er es versucht und nie hatte er etwas erreicht. Van wusste das Allen ihn respektierte doch trotzdem traute er ihm zu das alles nur aus reinem Trotz veranstaltet zu haben.. Jetzt hatte er ein verängstigtes junges Ding am Hals, das im besten Fall auch noch ein Spitzel der Feinde war. Mit festen Schritten ging er in Richtung Zelt...Als er den Vorhang beiseite zog und eintrat, glaubte er nicht richtig zu sehen. Dort vor ihm kniete eine junge Frau auf dem Boden und hatte den Rücken zu ihm gewand. Die Tatsache dass sie bis auf den kurzen Unterrock nackt war machte ihm mehr zu schaffen als die Frage, was sie hier eigentlich tat. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben, denn sie fuhr ohne Unterbrechung fort sich mit einem Tuch zu waschen.. Van sah, wie sie sich nach vorne beugte und ihre Haare in den Wasserbottich tunkte... "Bei allen Göttern was...."dachte er verwirrt. Hitomi wusch ihre Haare und ahnte nicht, dass bereits jemand hinter ihr stand.. Doch als sie schließlich ein lautes Räuspern hörte, riss sie erschrocken die Augen auf und fuhr panisch um... Das Wasser spritze für einen kurzen Moment umher und sie sah Van geschockt an. Der stand ebenfalls stocksteif da und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Hitomi bemerkte nach einiger Zeit des Ansehens, dass sie kaum etwas anhatte. Ihr schoss die Röte ins Gesicht und schnell suchte sie nach ihrem Kleid, dass sich aber zu ihrem Leidwesen auf dem Bett befand. Also griff sie nach dem nächstbesten das sie zur Hand hatte: Einem handtuchähnlichen Laken, dass eigentlich für ihre Haare gedacht war. Während sie das Stück Stoff schnell um ihren Körper wickelte entschuldigte sie sich murmelnd bei dem jungen Mann, der sie immer noch ungläubig anstarrte. "Oh Gott, es tut mir leid....bitte ich....ich habe nicht gedacht dass Ihr....Bitte verzeiht..." Van erwachte aus seiner Trance und sah sie plötzlich wütend an. Das war schon das zweite Mal dass sie seine Begierde erweckte und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn er nicht aufpasste würde er noch nachgeben, und das wäre nicht nur für sie ein Desaster. Er versuchte, seine Gedanken zu kontrollieren aber die Erinnerung an ihren Porzellan ähnlichen Rücken ließ sich nicht vertreiben.. Er fragte sich, woher sie die wenigen Narben hatte die sich leicht auf ihm abzeichneten...Ihre Haare klebten an ihren Schultern und Van versuchte verzweifelt nicht auf die Stellen zu sehen, die sich so wohlgeformt unter dem Handtuch abzeichneten...Als er sich schließlich gesammelt hatte schritt er wortlos an ihr vorbei und begab sich zu dem Tisch, der in der hinteren Ecke stand.. "Was machst du hier?" Hitomi zuckte leicht zusammen, als sie ein weiteres Mal seine tiefe Stimme vernahm. Sie drehte sich nicht um, als sie antwortete.. "Milerna....hat mich her gebracht..." "Wo ist Merle...."fragte er. "Sie...ist bei ihr...." Van antwortete nicht, er konnte sich denken was das zu bedeuten hatte. Jetzt hatte er noch ein Problem, um das er sich kümmern musste. Er war verpflichtet, diese Frau zu beschützen und würde er Allens Anweisung nicht nachkommen wäre das sein Untergang. "Verdammt!" dachte er und warf den Brief auf den Tisch. Hitomi beobachtete, wie er ein kleines Stück Papier von sich warf. Sie begann zu frieren, und die Tatsache dass ihre Haare nass waren machten die Situation nicht gerade besser. Sie stand auf und begab sich zum Bett. Dann griff sie nach ihrem Kleid und sah sich nach einer Abschirmung oder etwas ähnlichem um. Doch sie fand nichts. "Keine Angst, ich werde schon nicht hinsehen.." Vans Stimme klang genervt, doch in Wahrheit musste er sich sehr beherrschen sie nicht ständig anzustarren. Er wusste nicht wieso aber diese Frau löste etwas in ihm aus, das er nicht definieren konnte. Er hatte schon viele von ihnen bei sich gehabt, doch keine hatte ihn auf diese erschreckende Weise fasziniert. Hitomi drehte sich etwas erleichtert um und beeilte sich, eines der Nachthemde anzuziehen dass Milerna ihr gegeben hatte. Dann wickelte sie ihre Haare in das Leinentuch und band sich eine Art Turban... Van saß mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl und überlegte sich, was ihm gerade mehr Kopfschmerzen machte. Das Wissen dass sich der weiße Drache in Freid, von seinen Feinden bewacht, befand oder die Tatsache dass eine halbnackte Frau ab heute in seinem Zelt wohnen würde, für die er auch noch so etwas wie Begierde empfand. Als sie sich vergewissert hatte, dass sie ihr Nachthemd so gut es ging zugeknöpft hatte bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Hitomi drehte sich um, doch er saß mit Blick auf ein Stück Papier auf dem Stuhl und bewegte sich kaum. Sie fragte sich, worüber er wohl gerade nachdachte.. Sie hatte seinen Namen vergessen.. Es ging alles zu schnell und das Geschehene spielte sich wie ein zu schnelles Lied vor ihrem Inneren Auge ab. Milerna sagte, es würde ihr hier nichts geschehen. Doch sie wusste nicht, ob sie darauf vertrauen konnte.. Niedergeschlagen ließ sie sich auf der schon etwas durchgelegenen Matratze nieder. Hitomi konnte nichts anderes tun als zu warten. Sie hatte keine andere Wahl.. Die Nacht war schon längst hereingebrochen und jetzt überkam auch sie die Müdigkeit. Kurz blickte sie zu dem jungen Mann hinüber. Er schien nicht im Traum daran zu denken sich schlafen zu legen... "Ich...ich habe Euren Namen vergessen..." sagte sie leise und hoffte auf eine ruhige Antwort. "Wieso interessiert dich das?" fragte er sichtlich genervt. Hitomi seufzte...Sie wollte sich für ihr Veralten während des "Verhörs" entschuldigen, aber er schien es ihr schwerer zu machen als sie es sich erhofft hatte. "Ich...wollte mich bei Euch entschuldigen...wegen...der Ohrfeige.." Van setzte sich aufrecht auf seinen Stuhl und nahm das Schwert von seiner Hüfte. Hitomi befürchtete, er würde jeden Moment damit auf sie losgehen doch er hatte etwas ganz anderes vor.. Nachdem er sich ein Tuch aus einer der Schubladen geholt hatte begann er, die silberne Klinge zu polieren wie es nur ein Krieger, dem sein Schwert alles bedeutete, tun konnte. Lange Zeit herrschte Stille.. "Glaubst du etwa dieser schwächliche Schlag hätte mir in irgendeiner Weise weh getan? Du bist mehr als naiv...." Hitomi war sichtlich verletzt über diese Worte, doch sie ließ es sich nicht anmerken.. "Ich könnte mich besser entschuldigen wenn ich Euren Namen kennen würde...." Van ließ das Schwert auf den Tisch sinken und nahm sich nun den Griff vor... "Hör zu, deine Entschuldigung interessiert mich nicht im geringsten. Sei still und geh mir mit deinem Gerede nicht auf die Nerven, wenn es nach mir gehen würde wärst du schon lange im Wald ausgesetzt worden..." Hitomi senkte den Kopf und schloss die Augen. Noch ein Ort, an dem man sie nicht haben wollte. Vans Worte waren mehr als deutlich, er wollte sie unter keinen Umständen bei sich haben... "So langsam sollte ich mich daran gewöhnt haben...Was ist schon dabei....Es kann nicht jeder einen festen Platz in der Welt haben..." dachte sie als sie die Decke zurückschlug und auf ihr neues Bett starrte. Hitomi vermisste ihren Bruder. Er war, mit ihrer Großmutter, der Einzige, der sie als normalen Menschen gesehen hatte.. Keine Verfluchte, kein Dämon.. Die Menschen in ihrem Dorf hassten sie für das, was sie war.. Doch Hitomi wollte dieses Etwas gar nicht sein. "Es.. tut mir leid..." flüsterte sie und legte sich auf die Matratze. Für was sich noch entschuldigen? Es gab so viele Dinge die sie nicht wollte, aber sie waren nun einmal so geschehen. Das Leben erscheint einem plötzlich sehr monoton und still....Hitomi fürchtete sich längst nicht mehr vor dem allein sein. Sie fürchtete sich, zu vergessen. Freude, Glück...Liebe. Konnte ein Mensch überhaupt ohne diese Dinge leben? Anscheinend ja... Van war sich sicher, dass seine groben Worte sie schwer trafen. Doch es sollte ihn nicht kümmern, was interessierten ihn schon die Gefühle einer Frau? Das er log, war ihm in diesem Moment bewusst. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie sie den Kopf senkte und sich auf das Bett legte.. Ihm fiel auf, dass sie das oft tat.. Dieses beschämte zu Boden sehen. Als ob sie für all das Leid und all das Schlimme in dieser Welt verantwortlich wäre.. Er hörte sie eine leise Entschuldigung flüstern, achtete aber nicht weiter darauf und konzentrierte sich nun voll auf sein Schwert. Van betrachtete das Wappen, das darauf prangte.. Der Hass auf ihn drohte wieder in ihm aufzusteigen, doch Van versuchte sich zu beherrschen. Er sah ein weiteres Mal kurz zu ihr und erkannte, dass sie sich bereits hingelegt hatte. Er konnte sich kaum vorstellen, dass sie alte Matratze besonders bequem war.. Selbst Merle klagt manchmal über sie... Er schüttelte den Kopf....Immerhin war es nicht seine Aufgabe, sich um ihr Wohlbefinden zu kümmern...Und doch.. Van hatte gesehen, was für Blicke Lanos ihr zugeworfen hatte. Er sah sie seltsam lächelnd an. Und seine Reaktion auf Allens Entschluss war auch merkwürdig. Gereizt dachte er an Milerna. "Nicht ich bin eine "Gefahr" für sie sondern Lanos! Dieser miese Hund will sie in seinem Bett haben, dass sieht doch ein Blinder..." rief er ihr mental ins Gesicht. Nach einigen Minuten war sein Schwert poliert und er steckte es zurück in die Scheide. Verwundert stellte Van fest, dass sie anscheinend bereits eingeschlafen war. Er stand auf und trat mit leisen Schritten an sein Bett. Daneben, auf der Matratze auf dem Boden, lag sie und atmete gleichmäßig ein und aus. "Gut, wenigstens ist sie still.." dachte er und zog sich sein Hemd über den Kopf und legte seine Schützer, die seine Hände umrandeten, ab....Die Lampe, die das Zelt in ein fahles Licht tauchte, thronte über dem Bett und Van wollte sie bereits ausmachen als er einen letzten Blick auf Hitomi warf.. Etwas ungläubig beugte er sich über die Kante seines Bettes und sah ihr verwundert ins Gesicht. Sie hatte ein unglaublich sanftes Gesicht, doch eine Tatsache störte ihn plötzlich... Ein paar einzelne Tränen bahnten sich den Weg nach außen. Niemand sollte sie sehen, doch Van war wohl der Erste der sie zu Gesicht bekam. Für einen kurzen Moment dachte er über den Grund ihrer Tränen nach...Doch sein rationaler Verstand siegte und Van beschloss, nicht mehr darüber nachzudenken.. Es war nicht seine Sache und es kümmerte ihn auch nicht weiter.. Er löschte das Licht, ließ sich in sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf... Hitomi weinte stille Tränen, weshalb wusste sie nicht einmal mehr. Es passierte einfach, meistens Nachts. Van bemerkte nicht dass sie genauso lange wach lag wie er. Kein Laut drang aus ihrem Mund nach außen und als sie sogar zu müde zum Weinen war fiel sie in einen unruhigen Schlaf.... Sie hörte nicht mehr dass Van sich nach etlichen langen Minuten erneut aufrichtete und die Augen schloss, ehe er leise Worte in ihre Richtung flüsterte.... "Mein Name.....ist Van......" Verwirrt starrte Allen auf das Blatt Papier, dass er in seiner Hand hielt. Er sah Phytos fragend an. "Und du bist dir ganz sicher?" Phytos nickte und kratzte sich an seinem Bart.. "Wieso sollten unsere Außenposten Scherze machen?" Allen wusste, dass er recht hatte doch es gefiel ihm gar nicht. "Also doch...Pallas ist ihr nächstes Angriffsziel. Wir müssen sie warnen.." "Und wie? Willst du einfach in den Palast spazieren und uns ankündigen?" Lanos musste grinsen und für sich durch sein schulterlanges, braunes Haar.. "Es ist schön zu hören, dass wenigstens einer von uns noch den Nerv hat Witze zu reißen." bemerkte Allen spitz. Die Männer saßen zusammen unter einem kleinen Unterstand in der Nähe der Feuerstelle. Der Baldachin schützte sie vor der heißen Mittagssonne, die hell vom Himmel schien und den Frauen das Arbeiten sichtlich erschwerte.. Vor wenigen Minuten kam ein Schreiben von einem der Außenposten in Pallas und überbrachte Allen die niederschmetternde Nachricht. Es war sicher, die Zaibacher würden noch in den nächsten Tagen Pallas angreifen.. "Wieso tun sie das? Asturia zählte zu ihren Verbündeten.." dachte Lanos laut. "Welch törichte Frage. Ein Zaibacher kennt nicht die Bedeutung von Ehre und Tugend, also frage nicht solch dummes Zeugs.." entgegnete Phytos gelassen. Allen sah die Männer abwechselnd an. "Und, was gedenkst du zu tun?" fragte Lanos. "Ich denke, du weißt das. Unser Standort hier ist nicht länger sicher. Sobald sie Pallas eingenommen haben werden sie auch uns finden. Wir müssen hier weg oder es geschieht ein Unglück..." Insgeheim musste Allen an Milerna denken, doch so schnell es ging schob er diesen Gedanken beiseite. Er stand auf und blickte sich kurz in seinem Lager um.. Als er die vielen Menschen betrachtete musste er leicht seufzen. Es war eine Schande, sie ein weiteres Mal solch einer Gefahr auszusetzen. Doch Allen hatte keine andere Wahl. Sie mussten hier weg, so schnell es nur ging... "Sagt den anderen so schnell wie möglich bescheid. Noch heute Nacht werden wir aufbrechen.. Mögen die Götter uns beschützen..." "Es gibt keine Götter....." flüsterte Lanos bitter. Allen wandte sich schon zum gehen, als Phytos ihn zurückhielt. "Und wo sollen wir hin? Wir sind nicht gerade eine Kleinfamilie, wie du weißt.." "Das lass meine Sorge sein...." Mit dieser Antwort ließ Allen die Männer stehen und begab sich auf den Weg zu Milerna... Lanos nickte Phtyos ebenfalls kurz zu und verließ daraufhin den Baldachin. Die Sonne blendete ihn und er kniff die Augen zusammen. Doch als ihm jemand entgegen kam versuchte er angestrengt zu erkennen, wer es war.... Als Lanos sicher war, wer sich ihm näherte verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen. "Es tut mir leid, dass du immer wieder alle wichtigen Besprechungen verpasst, Fanel.." "Ich bin nur da, wo ich sein will..."antwortete Van gelassen und schritt ohne weitere Worte an Lanos vorbei. Der dachte aber nicht daran sich mit diesen Worten zufrieden zu geben und rief ihm hinterher.. "Und? Wie war die Nacht mit unserem kleinen Neuzugang?"´ In seiner Stimme war viel Sarkasmus zu hören. Lanos wusste genau, wie man Van reizen konnte. Er blieb stehen und drehte sich zu Lanos um. "Sieh es ein Lanos, du wirst immer unter Allen stehen..." Er verengte seinen Blick und sah Van wütend an. "Wie mir scheint hat sie sich nicht von dir besteigen lassen, kein Wunder dass du solches Gift versprühst. Sieh deine Niederlage ein, Fanel.." Wütend blickte Van ihn an und ballte die Hände zur Faust. Doch er beschloss, zu schweigen.. Lanos triumphierte innerlich und schritt auf Van zu. "Wir werden das Lager heute Nacht verlassen, denn Pallas wird angegriffen. Also pack deinen Mist zusammen und nimm das hübsche Ding unversehrt mit. Allen hat den Befehl gegeben, also widersetze dich nicht schon wieder es sei denn du willst Ärger." meinte Lanos ernster. Van jedoch hatte nur ein herablassendes Lächeln für ihn übrig. "Du solltest lernen wie man seinen Trieb versteckt.." "Es spricht der Meister.." antwortete Lanos. Van wurde langsam aber sicher wütend. Er hasste Lanos, aber er wollte sich nicht mit ihm anlegen.. Er hatte schon genug Ärger am Hals. Und einer davon befand sich gerade eben in seinem Zelt und schlief wahrscheinlich noch. Und da wurde ihm bewusst, über was sie sich eigentlich gerade zankten: Über die junge Frau... Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte wurde er von Lanos in die Realität zurückgeholt. "Ich warne dich, fass sie ja nicht an Fanel.." Seine Stimme klang gefährlich ernst und Van fragte sich, weshalb sich Lanos so aufführte. "Wage es nicht ,mir zu drohen..." "Ich drohe dir nicht. Ich gebe dir lediglich einen Befehl." Ohne Worte schritt Van an ihm vorbei und beachtete ihn nicht mehr. "Das ist mein voller ernst. Ich habe nicht vor mir noch ein gebrochenes Herz deinetwegen anzusehen.." Lanos war wütend.. Er dachte an das Geschehnis von vor zwei Jahren zurück...Wäre er nicht gewesen dann... Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf sein Gegenüber. "Es war nicht meine Schuld, also halt deinen Mund..." antwortete Van resigniert und ging weiter. "Das ist mein voller Ernst. Ich schwöre es, bei meiner Ehre du wirst bezahlen wenn du ihr etwas antust..." Gelangweilt drehte sich Van um und verschränkte die Arme vor der Brust. "Keine Sorge, Lanos. Nimm sie, so oft du willst. Dieses dürre Ding gehört dir, und wenn du sie schwängerst, mir ist es gleich. Sie geht mir genauso auf die Nerven, wie du, vielleicht kannst du sie ja zum schweigen bringen. Aber verschone mich mit deinem Gerede." Mit diesen Worten drehte er sich erneut um und wollte seines Weges gehen. Kurz fragte er sich, weshalb Lanos so entsetzt zu ihm geblickt hatte. Doch er sollte es einen Moment später erfahren.... Vollbepackt mit weißen Laken und anderen Kleidungsstücken trat Hitomi aus dem Zelt und sah sich etwas scheu um.. Sie hoffte, jemand könne ihr sagen wo sie die dreckige Wäsche waschen konnte. Nachdem sie sich endlich zutraute, eine der arbeitenden Frauen nach einem Waschbottich zu fragen und diese ihr antwortete, sie solle sich zur Feuerstelle begeben, setzte sie sich in Bewegung. Sie konnte kaum richtig sehen denn der schmutzige Berg Wäsche verdeckte ihr die Sicht, doch irgendwie schaffte es Hitomi sich vor zubewegen.. Vor wenigen Momenten hatte sie beschlossen, die Laken zu waschen. In erster Linie, um sich von den ganzen Geschehnissen abzulenken. Sie hatte Milerna den ganzen Morgen nicht gesehen und wollte ihr auch nicht weiter zur Last fallen.. Das Treffen mit dem Katzenmädchen machte ihr jedoch schwer zu schaffen.. Sie versuchte, sich auf andere Gedanken zu bringen indem sie zum Himmel blickte. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war ein eigentlich schöner Tag. Doch etwas lag in der Luft, sie konnte es spüren... Als sie der Feuerstelle immer näher kam, hörte sie plötzlich Stimmen...Und eine kam ihr urplötzlich bekannt vor... Als Hitomi ihre Worte hörte, verkrampfte sich ihr Brustkorb und ihr war, als ob ihr Puls immer schneller werden würde... "Das ist mein voller Ernst. Ich schwöre es, bei meiner Ehre du wirst bezahlen wenn du ihr etwas antust..." "Keine Sorge ,Lanos. Nimm sie, so oft du willst .Dieses dürre Ding gehört dir ,und wenn du sie schwängerst ,mir ist es gleich. Sie geht mir genauso auf die Nerven wie du, vielleicht kannst du sie ja zum schweigen bringen. Aber verschone mich mit deinem Gerede." Sie wusste nicht wieso genau es ihr weh tat, sie kannte diese Männer doch kaum...Sie kam in die Realität zurück als sie bemerkte, wie der Stapel Wäsche beinahe in Zeitlupe auf den Boden fiel und sie plötzlich ein braunes Augenpaar, verdeckt von einigen schwarzen Strähnen, verwundert anblickte... Van beobachtete, wie sie die Arme sinken ließ und der Stapel auf den dreckigen Waldboden fiel. Er erkannte einige seiner Hemden unter dem Berg voll Wäsche... Dann wanderten seine Blicke wieder in ihr Gesicht, und er wusste schon längst was ihn da erwartete. Sie sah ihn ausdruckslos an... Es schien, als ob sie zur Salzsäule erstarrt sei. Keinerlei Regung war zu vernehmen, nicht einmal ein blinzeln. Van versuchte, ein so gleichgültig wie mögliches Gesicht zu machen.. "Was machst du da mit meinen Sachen?" fuhr er sie an und sie schien aus ihrer Trance zu erwachen. Hitomi sah zu Boden und bemerkte erst jetzt, dass sie die Wäsche hatte fallen lassen. Beschämt bückte sie sich und sammelte die nun mit Dreck und Staub bedeckten Sachen auf... Lanos sah dem Schauspiel stumm zu. Er wusste nicht was er sagen sollte, noch wie er ihr seine Reaktion erklären sollte. Also beschloss er, das Feld zu räumen...Er wusste, es war feige doch er sah keinen anderen Ausweg. Schnellen Schrittes ging er davon, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen.... Van hatte keine Ahnung, was im Moment in ihrem Kopf vorging. Sie sah aus, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz weit weg. Doch in Wahrheit wiederholten sich seine und Lanos Worte immer wieder in ihrem Kopf. Immer und immer wieder..... Schließlich ging er ein paar Schritte auf sie zu, den er erkannte dass ihre Schultern plötzlich begannen sich hektisch auf und ab zu bewegen... "Weine nicht Schwester..." "Ich kann nicht anders...Faron bitte verzeih mir...." Mit Mühe hielt sie die brennenden Tränen in ihren Augen zurück. Hitomi wollte nicht mehr, sie wollte die Worte nicht mehr hören. Ihr war von Anfang an klar, dass sie hier nicht willkommen war und das man sie nur als Ballast ansah, doch sie wollte das doch alles nicht. Es schien als ob, egal wohin sie auch gehen wollte, alles immer seinen gleichen Lauf nahm. "Ich bin kein Werkzeug das man einfach herumreicht...." dachte sie während sie die Wäsche mit zittrigen Händen erneut stapelte.. "Du machst dich selbst zu einem...." Hitomi hielt inne, als sie eine leise Stimme hörte. Schnell schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf, um ihrem Klang zu entgehen. Sie bemerkte, wie der junge Mann einige Schritte auf sie zuging. Mit Eile hievte sie die Wäsche in ihre Arme und atmete tief ein... Leise flüsterte sich ermutigende Worte zu, doch Hitomi wusste dass sie nicht an das glaubte was sie sich selbst versprach... "Bleib ruhig...Nimm dir das nicht so zu Herzen...Es ist doch auch egal...Was macht es schon für einen Unterschied...Verachtung bleibt Verachtung, egal wie man sie ausdrückt...." Sie versuchte, ihr Gesicht hinter dem Wäscheberg zu verbergen. Van trat auf sie zu und sah sie prüfend an. Er dachte nicht im Traum daran, sich zu entschuldigen aber ihr Gesicht kam ihm plötzlich unheimlich bekannt vor...Er wusste, er hatte genau diesen Ausdruck schon einmal irgendwo gesehen.. Diese Verzweiflung und stumme Trauer hatten ihn seit langem verfolgt... Doch sein rationeller Verstand hielt ihn ein weiteres Mal davon ab, sich in die Lage der jungen Frau zu versetzen. Er kalkulierte kalt die verschiedenen Antworten, die er ihr nun geben würde. Und genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich sagen wollte fand den Weg nach außen... "Fass nie wieder meine Sachen an, verstanden?" Hitomi schloss die Augen und nickte, als er seine Anweisung vortrug. Befehle zu erhalten und sie auszuführen war das, was man sie gelehrt hatte. Doch sie beschloss, obwohl sich ihre Stimme zittrig anhörte, eine Erklärung abzugeben.. "Ich....ich wollte sie nur sauber machen.....Sie sind schmutzig und....ich dachte...." "Deine Aufgabe ist es hier zu sitzen und gar nichts zu tun! Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen.." warf er gereizt ein. Wieder konnte sie nur stumm nicken. Es war dumm, es ihm erklären zu wollen... "Es tut mir leid...Verzeiht....."flüsterte sie und hoffte sich dadurch noch zu retten. Doch Van beachtete ihre leise Aussage nicht und schritt ohne weiteres an ihr vorbei.. "Hör auf mich zu nerven. Ich habe besseres zu tun als mich um ein herumschnüffelndes Weib zu kümmern..." Er verschwand... Noch lange blieb Hitomi an derselben Stelle stehen und wagte es nicht, sich zu bewegen. Sie fürchtete, wenn sie sich vom Fleck rührte würde sie ein weiteres Unheil ereilen. Sie ahnte nicht, dass Van im selben Moment verzweifelt versuchte sich einzureden, er hätte ihre hinnehmenden Blicke nicht bemerkt.... Festen Schrittes ging er durch das Lager. Er wusste noch nicht genau wohin, aber Van befürchtete würde er stehen bleiben wäre das ein weiterer Grund um sich noch mehr Gedanken über das eben Geschehene zu machen.. "Folken!!" Die wohltuende Stille des dunklen Saals wurde jäh unterbrochen, als sich eine laute Stimme über das Kommunikationssystem meldete. "Folken ich weiß dass du da bist also melde dich gefälligst!!" Ohne jegliche Regung saß Folken in seinem Sessel und schloss die Augen... "Was willst du...Dilandau..." "Aha, der Herr kann also doch sprechen. Lass mich gefälligst nicht warten, ich hasse das!" Folken seufzte auf und beschloss, nicht weiter auf Dilandaus Sticheleien einzugehen. "Was willst du..." wiederholte er. "Verfällst du wieder in deine Depression, Stratege?" Dilandau musste laut Lachen und ließ seiner Schadensfreude freien lauf... "Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und erstatte mir Bericht..." antwortete Folken ruhig. "Wie gesagt, du bist ein Langweiler..." Dilandau ließ sich sichtlich Zeit mit seiner Antwort. "Nun, hier in Pallas ist alles wie immer. Vollkommene Idioten laufen herum, Aston denkt er sei der Herr Gaias und weit und breit keine Spur von diesen verdammten Abaharakis!" "Das war zu erwarten..." murmelte Folken doch Dilandau warf sofort seine nächste Frage in die Runde. "Was ist mit meinen Guymilefs?" "Was soll damit sein...." Ein leises Zischen huschte durch den Lautsprecher. Dilandau konnte sich einige vulgäre Flüche nicht verkneifen. "Wie lange soll ich denn noch mit dieser Schrottmühle kämpfen? Das ist eine Zumutung! So kann ich doch nicht vor diesem Hurensohn Fanel auftreten, der lacht mich ja aus!" rief er wütend doch Folken bewahrte, wie immer, Ruhe... "Dein neuer Guymilef ist einsatzbereit.. Keine Sorge ich werde jemanden schicken der ihn dir bringt. Doch zuerst möchte ich, dass du zu General Adelphos gehst und dir Escaflowne aushändigen lässt..." "Escaflowne? Ich setze mich bestimmt nicht in dieses verfluchte Teil! Hältst du mich für wahnsinnig?" Seine Frage war dermaßen lächerlich dass Folken ein zufriedenes Lächeln über die Lippen huschte. "Du kannst ihn auch gar nicht steuern...Dazu fehlen dir einige Dinge..." flüsterte Folken gedankenverloren. Erst jetzt wurde Dilandau klar, was Folken mit seinem Befehl bezwecken wollte.. "Kann es sein, dass du mich extra aus Pallas zurückziehen willst weil du fürchtest ich könnte dein hilfloses, kleines Brüderchen in Stücke reißen?" "Das ist ein Befehl..." Die Verbindung brach ab und Folken hörte nicht mehr, wie Dilandau ein weiteres Mal rasend vor Wut tobte. Er dachte an den Brief zurück, den er vor längerer Zeit von General Adelphos erhalten hatte... "Wir haben Escaflowne gefunden...Er ist prächtiger als alles andere auf Gaia....Wir können ihn nicht öffnen...Der Energist fehlt..." Er konnte sich nur an Bruchstücke erinnern, doch Folken war sich sicher das die Apokalypse bald folgen sollte.. Er wusste genau, dass sein Bruder kommen würde um ihn sich zu holen. Und dann würde ihn niemand mehr aufhalten können...Folken hatte versucht, dieses Schicksal abzuwenden aber es war unabdingbar. Das Verschwinden der jungen Frau war ein Akt der Verzweiflung. Er konnte nur hoffen dass er sie niemals finden würde...Doch sein Gefühl verriet ihm, dass es wahrscheinlich schon längst geschehen war. Langsam stand er auf und schritt aus dem Raum, die dunklen Gänge entlang. Pallas wird schon bald zerstört sein..... Folken schloss die Augen und bat die höheren Mächte um Vergebung.. Um Vergebung für die Leben, die er mit seinem Befehl auslöschen würde. Sein Herr und Meister wartete geduldig im Dunkeln. Folken betrat den sogenannten Kriegssaal. Als sich die Tür hinter ihm schloss blickte er in die riesige Halle. Einige Männer in schweren Rüstungen drehten sich zu ihrem General um und verbeugten sich. "General Folken...Die Guymilefs sind einsatzbereit und positioniert.." Lange Zeit herrschte Stille und die Soldaten wurden immer unruhiger. Folken blickte auf das Podest, dass sie einige Meter über den Boden erhob. Und dort standen sie. Helio Eides, Zodia Quu und Gedin Gus. Oberbefehlshaber der drei Zaibacher Armeen, unter direktem Befehl ihres Kaisers. Sie waren bekannt für ihre brutale Vorgehensweise, deshalb wurden sie insgeheim auch die Todesfürsten genannt... General Helio trat hervor und blickte Folken mit kalten Augen an. "General Folken....wir erwarten Euren Befehl.." "Pallas wird vollständig zerstört....Die Asturianer ahnen nichts von unserem Verrat.." warf General Gedin ein. Folken nickte emotionslos und wartete...Sein Verstand befahl ihm, den Befehl zum Angriff zu geben aber sein Herz empfand nach all den Jahren zum ersten Mal wieder Schmerz.. Abwartend sahen sie ihn an und er hörte General Zodia leise flüstern... "Lyamar....riesta...hilith.." Als er diese Worte hörte, schloss Folken die Augen und atmete tief durch. Und ehe er sich versah verließen die Worte seinen Mund, die das Todesurteil für Tausende von Menschen bedeutet.. "Angriff....." "Allen, warte!" Milerna lief schwer atmend auf Allen zu und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als sich ihr Atem wieder regulierte sah sie ihn vorwurfsvoll an. "Wieso willst du dass wir schon wieder unser Lager wechseln?" Allen hörte ihren Vorwurf und wusste nicht, was er antworte sollte. Wie sollte er ihr erklären, dass ihre Heimatstadt schon bald angegriffen werden sollte? "Milerna ich habe meine Gründe...bitte vertrau mir.. nur dieses eine Mal.." Sie sah ihn leicht verletzt an.. "Wie kannst du mir unterstellen, ich würde dir nicht vertrauen.." "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bitte dich, tu was ich sage. Pack deine Sachen und nimm das Mädchen mit. Wir werden in einer Stunde aufbrechen.." Er legte behutsam eine Hand an ihre Wange, als ob er sich vor ihrer Reaktion fürchtete. Milerna war mehr geschockt als überrascht von seiner untypischen Geste. "Ich könnte es mir niemals verzeihen wenn dir etwas passiert........" Sie konnte nicht antworten. Milernas Herz setzte einen Schlag aus und sie glaubte, zu träumen. Doch ehe sie ein weiteres Mal blinzeln konnte drehte Allen ihr den Rücken zu und ging festen Schrittes davon. Milerna beschloss, seinem Wunsch nachzugehen.. Sie begab sich auf den Weg zu Vans Zelt. Sie hoffte, Hitomi dort anzutreffen. Es herrschte ein hektisches Durcheinander, alle liefen umher und taten alles so schnell sie nur konnten. Rasch ging sie an den vielen Menschen vorbei und als sie das Zelt endlich erreichte trat sie ein.. "Hitomi? Hitomi bist du..." Milerna erblickte sie wie sie gerade einige Hemden auf das Bett legte und zusammenfaltete. Sie drehte sich nicht um, sondern fuhr mit ihrer Arbeit fort.. "Hitomi wir....wir müssen von hier weg..." "Wieso?" fragte sie leise und Milerna trat an ihre Seite. Als sie in ihr Gesicht blickte bemerkte sie ihre geröteten Wangen. Milerna hielt ihre Hände fest und Hitomi stoppte.. "Warum hast du geweint?" "Ich habe nicht geweint..." "Du bist eine schlechte Lügnerin.." Doch ehe sie weiterfragen konnte ging der Vorhang des Zeltes auf und eine mürrische Merle stapfte herein. "Majestät bist du hier?" rief sie und sah sich hektisch um. Als sie Hitomi und Milerna erblickte, stieß sie enttäuscht die Luft aus. "Was macht ihr denn hier?" "Wir packen.. und das solltest du auch tun.." erklärte Milerna und holte eine Ledertasche unter dem Bett hervor. Sie schmiss ein paar Kleidungsstücke und andere Dinge hinein und übergab sie an Hitomi. "Hier, das dürfte reichen.." Dann wandte sie sich an Merle. "Wo ist Van?" Sie verdrehte die Augen. "Was glaubst du warum ich hier bin?" antwortete sie giftig. Doch die Frauen hatten keine Gelegenheit mehr sich weiterzustreiten, denn in genau diesem Moment ließ Hitomi das Glas, das sie soeben noch in der Hand hatte um etwas Wasser zu trinken, fallen... Verwundert sahen die beiden Frauen sie an und Merles Schwanz peitschte wild umher. "Was soll das denn?" Milerna erkannte ihren glasigen Blick und ging auf sie zu.. "Hitomi was...was ist mit dir?" "Wen interessiert schon was dieses Weib hat, sag mir endlich wo ich Van finden kann!" "Merle schweig!" rief Milerna und das Katzenmädchen wich darauf beleidigt einen Schritt zurück. Bevor Milerna reagieren konnte zuckte Hitomi kurz zusammen und blickte umher. Milerna drehte sie sanft zu sich und sah sie beruhigend an. "Was....ist eben passiert?" Hitomi schien aus ihrem Dämmerzustand zu erwachen, doch ihre Worte verließen nur flüsternd ihren Mund. "Er ist hier...." Das gesamte Lager der Abaharakis schien stillzustehen, als sie ein leises Poltern vernahmen. Es hörte sich an wie ein Riese, der mit schweren Schritten voran ging. Aber es erschien ihnen weit weg.. Doch trotz allem bebte die Erde. Die schreckliche Stille, die sich ausbreitete trieb den Menschen einen kalten Schauer über den Rücken.. Ein kleines Mädchen ließ die Hand seiner Mutter los und blickte in den Himmel gen Westen. Dort zeichnete sich eine dichte Rauchwolke, umrandet von Flammen, ab. Mit neugierigen Augen betrachtete das Mädchen den Himmel und ließ sich kaum von dem Anblick losreißen. Nach und nach wurden immer mehr der Lagerbewohner auf die lauten Schritte und auf den Rauch aufmerksam...Langsam aber sicher drohte Panik auszubrechen. "Mama...liegt in dieser Richtung nicht Pallas?" fragte das Mädchen unschuldig. Die Frau starrte entsetzt gen Westen und nickte, ehe sie die Hand ihrer Tochter nahm und sie weiter in Richtung Wald zerrte. "Mögen uns die Götter beistehen....."flüsterte sie. Allen konnte die Menge nur mit viel Mühe zusammenhalten. Die meisten waren schon am Rand des Lagers angekommen und warteten unruhig auf die Restlichen. Gardess half den älteren, das schwere Gepäck auf einen Karren zu hieven.. Hektisch sah er sich um, und als Allen Milerna nirgendwo entdecken konnte wurde er unruhig. Er winkte Lanos zu sich, der ebenfalls damit beschäftigt war die vielen Menschen ruhig zu halten. Seine Stimme wurde von den lauten Rufen beinahe übertönt.. "Lanos!" Er hob den Kopf und sah wie Allen mit den Armen fuchtelte. Schnellen Schrittes kam er auf ihn zu, drehte sich aber immer wieder um, um den Himmel zu betrachten.. "Es ist alles zu schnell! Wir hätten das ahnen müssen!" rief er Allen zu, doch der hatte schon längst bemerkt was geschehen würde.. "Wo sind Milerna und die anderen?" "Woher soll ich das wissen?" "Dann such sie! Sie sollte schon längst hier sein! Wir müssen sofort von hier verschwinden!" Lanos nickte und wollte sich schon auf den Weg machen, als ihn ein Arm packte und einige Schritte zur Seite schubste. "Du bleibst hier, ich werde sie holen.." Wütend sah Lanos ihn an... "Was bildest du dir eigentlich ein!" rief er. Allen schüttelte den Kopf und deutete Lanos an, sich um die alte Seherin zu kümmern die sichtlich erschöpft auf einem kleinen Felsen saß und schwer ein und aus atmete. Dann wandte er sich an Van... "Geh, aber beeil dich!" Wenige Momente später war Van verschwunden. Allen sah ihm stirnrunzelnd hinterher. Gardess stand nun neben ihm und sah ihn fragend an. "Was ist nur los mit ihm...." Allens Antwort viel anders aus als er es erwartet hatte, doch er sollte keine Gelegenheit mehr bekommen nachzuhacken. "Er will sie beschützen....." Es verging vielleicht nur ein Augenblinzeln, doch das Geräusch von brechenden Stämmen und brennenden Bäumen war so laut das sich viele die Ohren zuhalten mussten.. Wie Dämonen tauchten sie auf und bahnten sich unbarmherzig ihren Weg durch den einst so ruhigen Wald. Menschen schrieen verzweifelt auf und ehe Allen reagieren konnte standen vier wuchtige Riesen aus Stahl genau dort, wo sich einmal der Eingang des Lagers befand.. "Was in aller Welt..." dachte er, doch ein lauter Schrei ließ ihn erwachen.. "Angriff!! Vernichtet sie!" Van rannte so schnell er konnte. Er wusste es schon bevor sie überhaupt aufgetaucht waren.. Die schwarzen Guymilefs würden alles zerstören was ihnen in die Finger kam. Er fluchte leise dass er nicht ebenfalls in Besitz eines Guymilefs war. Ein lauter Knall ließ ihn aufschrecken. "Flüssigmetallwaffen...Ich hätte es mir denken können...." Um ihn herum hetzten die Menschen an ihm vorbei, er konnte ihre von Furcht und Schmerz verzerrten Gesichter erkennen. Qualvolle Erinnerungen drohten in ihm aufzusteigen. Van rannte, um ihnen zu entgehen. Die Guymilefs schritten schwerfällig voran, doch er setzte alles daran ihnen so gut wie möglich zu entkommen. Obwohl er ein Krieger, immer bereit zum Kampf, war wusste Van dass er gegen die Black Dragon Guymilefs nichts ausrichten konnte. Er riss den Vorhang des Zeltes ab und kam schwer atmend zum Stehen. Er erblickte Merle in einer Ecke kauern. Und Milerna, die sich verzweifelt über die junge Frau beugte und sie immer wieder anschrie... "Hitomi!! Hitomi, antworte! Was ist los mit dir? Hitomi!" Van ging auf sie zu und packte sie unsanft am Arm, doch Milerna schien ihn gar nicht zu bemerken. Erst als Merle erleichtert aufschrie wurde sie sich seiner Anwesenheit bewusst. "Majestät!! Da bist du ja! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!!" sie fiel ihm um den Hals, doch Van schob sie achtlos zurück... "Was ist hier los? Beweg dich Milerna, wir müssen hier weg!" "Glaubst du etwa ich habe die Guymilefs nicht gehört??!!!" schrie sie. Wieder wandte sie sich Hitomi zu und Van erkannte, weshalb sie sich so sorgte...Sie lag mit geweiteten Augen auf dem Bett und schien sich nicht mehr zu rühren. Eine weitere Erschütterung ließ sie zusammenzucken und Merle schrie leise auf. "Was ist mit ihr?" fragte er gereizt. Sie hatten keine Zeit um sich noch länger hier aufzuhalten. Merle hielt sich verzweifelt die Hände an die Ohren um den Schreien der Menschen zu entgehen. Sie spürte, wie es immer heißer wurde.. "Feuer....Feuer brennt..."flüstere sie. Milerna war am Rande der Verzweiflung, sie wusste nicht was sie tun sollte. Alles passierte so schnell dass sie es gar nicht realisieren konnte. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass soeben, in diesem Moment, viele ihrer Freunde dort draußen ihr Leben verloren.. Van beugte sich über Hitomi und sah mit entsetzen in ihre weit aufgerissenen Augen. Dieser Anblick sollte ihn noch lange verfolgen, aber in diesem Moment zählte nur eines: So schnell wie möglich zu verschwinden.. "Sie ist.. auf einmal umgefallen und dann...dann war sie so.. Ich weiß nicht was ich tun soll..." stammelte Milerna, doch Van versuchte Ruhe zu bewahren. Er sah Merle bestimmend an und deutete ihr an, sich aufzuraffen. Dann griff er so gut er es konnte in Hitomis Nacken und um ihre Beine. Merle beobachtete mit Entsetzen, wie er sie in seine Arme hob und aufstand. "Lasst uns verschwinden.." presste er wütend hervor. Nichts hätte er lieber getan als diese verdammten Zaibacher in die Hölle zu schicken, doch er war machtlos. Und genau diese Erkenntnis machte ihn rasend vor Wut...Milerna sah ihm verwundert hinterher, ehe sie sich ebenfalls aufraffte und ihm hinterher rannte. Als sie zusammen mit Merle das Zelt verließ, bot sich ihr ein grausames Bild. Das gesamte Lager stand in Flammen.. Tote Körper lagen auf dem Boden und die minimale Verteidigung war schon längst besiegt...Das Poltern wurde immer lauter und man konnte die Todesschreie der Menschen hören... "Schnell, hier lang!" rief Van, der sich bemühte nicht zu Boden zu stürzen während er Hitomi in seinen Armen trug. Doch als er plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme hörte, hielt er inne... "Da bist du ja, Freundchen!" Merle erschauderte. Sie kannte diese Stimme genau...Sie glaubte sie hätte ihren grausamen Klang vergessen, doch dem war nicht so. "Du kannst nicht weglaufen ich finde dich überall!!" rief die Stimme und ein psychotisches Lachen folgte.. Van sah den roten Guymilef hasserfüllt an... "Ich dachte ich hätte dich getötet...Dilandau..." "Na na, wer wird denn hier aufmüpfig?" Das Rauschen des Lautsprechers, über den die Stimme ertönte, wurde immer lauter. Der Guymilef holte zum Schlag aus, doch er traf nur eines der aus Holz gebauten größeren Hütten die klirrend in tausend Teile brach.. Milerna rannte immer weiter. Ihre Beine schmerzten, doch in einigen Metern Entfernung konnte sie Allen ausmachen, der verzweifelt versuchte die panischen Menschen in den Wald zu ordern.. Merle rannte auf allen vieren neben ihr her und rief immer wieder nach Van, der sich inzwischen auch wieder in Bewegung gesetzt hatte.. Dilandau genoss es. Mehr noch, er ließ sich das Vergnügen dieses Massakers wahrlich auf der Zunge zergehen. Die Schreie der Sterbenden spornten ihn nur noch mehr an und je mehr Leben er auslöschte desto besser fühlte er sich. Dennoch war das eigentlich Objekt seines Hasses wehrlos, und ohne einen richtigen Kampf wollte er ihn nun wirklich nicht zur Strecke bringen. Man konnte sagen was man wollte, doch Dilandau hatte trotz all seiner Grausamkeit noch ein gewisses Maß an Ehre. Deshalb beschloss er, seinem Vergnügen ein anderes Mal nachzugeben und sich stattdessen mit anderen Aktivitäten zu begnügen. "Zu schade dass du nur ein hilfloser kleiner Wurm bist, Fanel. Aber ich lasse mir bestimmt nicht nachsagen ich hätte dich in einem unfairen Kampf besiegt.. Ich werde mir einen wunderbaren Tod für dich ausdenken, aber bis dahin hoffe ich..." Er hielt inne und spähte angestrengt durch das Visier seines Guymilefs. "Was haben wir denn da...." Genüsslich leckte er sich über die Lippen als er die zierliche Gestalt in Vans Armen entdeckte und seinen Guymilef näher an ihn heransteuerte. "Merle, renn!" rief Van und machte sich ebenfalls auf den Weg in Richtung Wald. Immer mehr wurde zerstört, und langsam aber sicher verstummten die schrecklichen Todesschreie... Dilandau blickte Van interessiert hinterher. Er war so in Gedanken versunken dass er gar nicht bemerkte, wie sich ein anderer Guymilef neben ihm aufbäumte... "Was war denn das für ein Weibsstück? Sollte er am Ende etwa...Nein, unmöglich.. Und wenn doch?" Schließlich kombinierte er seine Gedanken und kam zu einem zufriedenen Ergebnis. Ein lautes Kichern ging um und Dilandau konnte sich nur schwer beherrschen.. "Und da haben wir ihn ja schon. Jetzt bist du dran Fanel.. Ich habe deinen Schwachpunkt entdeckt!" Während er weitere Rachepläne schmiedete, räusperte sich der Kämpfer im Guymilef neben ihm.. "Kommandant Dilandau....das Ziel wurde vollständig eliminiert .Das Lager ist zerstört, es sind kaum mehr Menschen am Leben. General Folken hat angeordnet sich zum Stützpunkt in Freid zu begeben..." Dilandau ließ einen Schrei los und schlug wild auf eines der noch stehenden Zelte ein.. "Folken, dieser Idiot!" Miguel wartete geduldig, bis sich der Wutausbruch seines Kommandanten gelegt hatte. Nach wenigen Momenten hielt Dilandau inne und raffte sich erneut auf... "Nun gut...wenn er mich in Freid haben will...Dann auf nach Freid!" Die anderen Guymilefs stampften ihm hinterher, auf den Trümmern des ehemaligen Lagers der Abaharakis... Kapitel 2: ~~Through the black silence~~ ---------------------------------------- Hallo Leute! So und hier hätten wir Kapitel 2.Ohne viel zu labern:Es war ein hartes Stück arbeit es so hinzubekommen wie ich es wollte^^ Ich hoffe ihr seid,wenn ihr es fertig gelesen habt,nicht allzu sauer/verwirrt/angewidert*g* Ich möchte euch allen für die super netten Kommis danken,ihr baut mich wirklich damit auf!*knudl* Ich hoffe ich komme nicht so schnell auf eure Abschussliste*lol* Okay aber jetzt weiter im Skript. Mordrohungen und Drohbriefe bitte in den Kommentar Thread *gg* *bussi* Eure XShaktiX ******************************** ~*~ Was ist always that cold? Was ist always that dark? Are you still afraid? Do you still care? Can you still feel sadness? Even though there's no one there? Hurt until you're free You will live in silence....forever Sleep endlessly In a dark , forgotten sea... ~*~ Wie er ihm entkommen war, wusste er nicht mehr. Aber für Van war es eher ein Wunder dass Dilandau keinerlei Anstalten gemacht hatte ihn sofort zu töten. Die Götter wussten vielleicht was ihn abgehalten hatte... Er wollte es nicht zugeben doch er war erschöpft. Seit Stunden lief er nun im tiefsten Wald umher und versuchte sich verzweifelt zu erinnern wo genau sich der Weg befand.. Van hatte Merle und die anderen verloren. Sie waren zu weit weg und er verurteilte sie nicht dafür, dass sie nicht auf ihn gewartet hatten. Doch wo er sich jetzt befand, wusste er nicht.. Allen hatte ihm nicht gesagt wohin sie fliehen wollten. Je länger er über seine Situation nachdachte desto aussichtsloser wurde sie. Eine leichte Bewegung ließ ihn in die Realität zurückkehren. Die junge Frau bewegte sich in seinen Armen und Van beobachtete, wie sich ihre seit geraumer Zeit geschlossenen Augen öffneten. Er war gottfroh sie endlich wach zu sehen, denn seine Arme fühlten sich mehr als taub an. Er verlangsamte seine Schritte und wartete ab... Hitomi fühlte sich als ob man ihre gesamten Innereien auseinandergezogen hätte. Ihr Kopf tat unglaublich weh und ihr Rücken schmerzte. doch trotz allem fühlte sie sich irgendwie....sicher. Erst jetzt, als sie ihre Augen öffnete wurde ihr klar, was sie die letzten Stunden, in denen sie in einer Art Koma verweilt hatte alles gesehen hatte.. Die Bilder kamen zu tausend zurück und ehe sie sich versah trafen sie sie mit solch einer Wucht dass es ihr die Luft abschnürte... Van spürte, wie sie zu zittern begann und unwissentlich umschlangen ihre Hände seinen Nacken.. Er musste sich setzen, auch er war mit seinen Kräften am Ende. Mehr als drei Stunden war er gelaufen, die ganze Zeit auf der Flucht vor herumlungernden Soldaten oder Guymilefs und auf der Suche nach Allen... Schließlich ließ er sich auf dem weichen Waldboden nieder und lehnte sich an einen der Bäume, Hitomi immer noch in seinen Armen haltend. Der Geruch von verbranntem Fleisch war hier nicht mehr so deutlich zu vernehmen und Van war froh darüber. Als er spürte, wie fest ihr Griff wurde wollte er schon aufschreien und sie von sich stoßen doch etwas hielt ihn zurück... Hitomi, er erinnerte sich zum ersten Mal an ihren Namen, zitterte wie wild in seinen Armen und suchte verzweifelt nach Halt. Er wusste dass sie sich in einer Art Schockzustand befand doch er glaubte ihn könnte nun nichts mehr überraschen.. Es kümmerte ihn nicht, wieso sie sich so verhielt.. Jedenfalls wiederholte er diese Gedanken angestrengt immer wieder.. Sein ganzes Leben lang zeigte er keinerlei Interesse an seinen Mitmenschen, außer an Merle....Und eigentlich hatte er auch vor das nicht zu ändern... Sie weinte. Sie weinte und still liefen ihr die Tränen über das Gesicht. Sie sprach kein Wort und um ehrlich zu sein war es genau das, was ihm Angst machte. Ihr ganzer Körper wurde von einer weiteren Welle durchströmt und sie klammerte sich plötzlich verzweifelt an ihn.. Es war Hitomi egal, dass sie eigentlich schreckliche Angst vor ihm hatte...Sie tat dies instinktiv, und in diesem Moment kümmerte sie sich nicht um ihre Ängste. Die Angst, die sie bei diesem Mann verspürte war nichts gegen das, was sie gesehen hatte.. Das einzige was sie fühlte war eine plötzliche Wärme....Sie wünschte sich so sehr, dieses Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit wäre real.. Hitomi schwor sich, niemandem etwas von den Dingen zu erzählen die ihr in diesem Moment in ihr Gedächtnis geschickt wurden.. "Du hast gesehen was passieren wird wenn du dich entschieden hast...." "Das ist nicht wahr....das ist einfach nicht wahr...."flüsterte sie.. Hitomi glaubte, er könne sie nicht verstehen doch die Tatsache dass ihr Kopf tief auf seiner muskulösen Schulter verborgen lag verschaffte ihm ein perfektes Gehör für die Worte, die sie sprach...Van fühlte sich seltsam. Diese ungewohnte Nähe machte ihm beinahe Angst.. Er hatte es noch nie erlebt, einer Frau so nahe zu sein ohne sie in seinem Bett zu haben... Sie weinte immer weiter, nichts schien ihren Tränenfluss stoppen zu können...Ihr Körper begann zu schwitzen und unter dem dünnen Kleid bemerkte Van, wie dünn sie in Wirklichkeit war. Sie erschien ihm zerbrechlich wie Porzellan...und doch sah er noch etwas anderes.. Etwas, das er sich niemals selbst eingestehen würde.. In diesem Moment erkannte er, dass sie, trotz dem Schmutz und dem Schweiß der auf ihr lastete, schön war........... Van redete sich ein, er sei wohl nicht ganz bei Sinnen. Und doch, er konnte es sich nicht erklären wieso er das nun tat.... Die Männer hätten über ihn gelacht, hätten sie ihn in diesem Moment gesehen. Er spürte ihr Zittern erneut, und instinktiv hob er seine rechte Hand und legte sie behutsam auf ihren Rücken. Sie zuckte etwas zusammen, doch nach wenigen Sekunden gewöhnte sie sich an seine Berührung.. Schneller als er denken konnte fand seine andere Hand den Weg an ihren Kopf, und er strich ihr mit sanften Bewegungen immer wieder über ihr goldblondes Haar....Langsam begannen ihre Tränen nicht mehr zu fließen und Van war seltsam erleichtert als er ihre regelmäßige Atmung vernahm. Er hatte so etwas noch nie getan.....Niemals.... "Was tue ich da eigentlich...Was mache ich überhaupt.......Wieso........" Immer wieder dachte Van darüber nach, doch er sollte zu dieser Zeit noch keine Antwort auf seine Frage bekommen... Während sie still dort saßen, in Gedanken versunken, lächelte weit weg von ihnen die alte Seherin... "Wir haben sie verloren..." "Oh nein!" Merle wimmerte schon seit geraumer Zeit und war kaum mehr zu beruhigen. Allen führte die Truppe der wenigen Überlebenden mit dunkler Miene an. Er hatte seit dem Angriff kein Wort gesprochen, nicht einmal auf Milerna schien er zu reagieren. Es waren ungefähr noch fünfzig Menschen hinter ihnen, alle die überlebt hatten. Viele der Frauen hatten ihre Männer verloren und sie weinten still vor sich hin...Keiner wagte, laut zu sprechen denn sie fürchteten sich vor weiteren Soldaten.. Milerna fragte sich immer wieder, wieso das alles geschehen war.. Es kam ihr fast wie ein Traum vor.. Und wo waren Hitomi und Van? "Meinst du.....sie sind noch am Leben?" fragte Merle leise und wischte sich mit der Hand über die Wange. Milerna sah sie zuversichtlich an. "Ich in mir sicher dass sie noch Leben.. Van wird nicht so einfach aufgeben...Hab Vertrauen.." Gardess, der still neben Milerna herging, sah besorgt auf Allen. Man konnte ihm ansehen wie sehr in die Zerstörung seines Lagers mitnahm... "Er gibt sich die Schuld dafür.." flüsterte Gardess und Milerna sah ihn nickend an.. "Ich weiß....Keiner von uns konnte das voraus ahnen.. Keiner.." "Ach wirklich?" Die kleine Menschenmenge zuckte zusammen als sie einen lauten Aufschrei hörten. Selbst Allen schien aus seiner Trance zu erwachen als er Merles aufgeregte Stimme vernahm. "Diese seltsame Frau hat es gewusst! Sie hat es gewusst doch sie hat uns nicht gewarnt!" "Merle was redest du da.." erwiderte Milerna verwirrt. "Tu nicht so Milerna! Du hast es genau gehört! Und jetzt ist Van verschwunden! Wegen ihr! Und ich schwöre, wenn ihm etwas passiert ist dann mache ich dieses Weibstück dafür verantwortlich!" "Merle es reicht!" Sie sah mit zorniger Miene auf Allen, doch dessen Gesicht schien so emotionslos und kalt dass sie es nicht wagte weiter zu sprechen. Milerna erkannte die Wut in seiner Stimme, doch insgeheim wusste sie dass er wütend auf sich selbst war.. Merle senkte den Blick und Tränen formten sich in ihren Augen.. Gardess warf Milerna fragende Blicke zu, doch sie schüttelte nur den Kopf und wandte sich an Merle. "Deine Worte sind geblendet.. Gib nicht Hitomi die Schuld denn sie hat genauso wenig von dem Angriff gewusst wie wir...Verstehst du?" Milerna hoffte, dass man ihre Lüge nicht bemerken würde. Sie wusste, dass Hitomi etwas geahnt hatte. Aber das alles kam ihr so verworren vor, sie wusste einfach nicht mehr weiter geschweige denn wie sie sich das erklären sollte.. "Das Wichtigste ist, dass wir unversehrt an unserem Ziel ankommen..." meinte Gardess. Allen nickte und blickte wieder nach vorne.. "So viele Menschen sind in dieser Nacht gestorben.. Beten wir für sie.." Lanos schloss die Augen und murmelte leise alte Gebetszeilen vor sich hin... "Ich hoffe nur unsere neue Unterkunft ist sicher..." dachte Milerna laut.. "Es gibt keine sicheren Orte mehr.. Die wurden alle schon längst zerstört..." Nachdem er diese Worte sprach ging Allen schneller und die anderen hatten Mühe, seinem raschen Tempo mitzuhalten. "Ich traue ihr nicht...."dachte Merle und wischte sich die nassen Wangen ab. Die Nacht sollte bald zu Ende sein und der Mond der Illusionen begann, sich hinter einer dicken Wolkenwand zu verstecken.. Van biss die Zähne zusammen. Seit ungefähr einer Stunde lief er nun durch die dichten Baumreihen, umringt von Büschen und Sträuchern. Immerhin konnte er sich an einige Stellen dunkel erinnern.. Das Rauschen eines Baches war zu hören und Van konzentrierte sich voll auf den Klang des Wassers und folgte ihm schließlich. Er hievte das Gewicht auf seinem Rücken etwas nach oben und als er spürte wie sich ihre Arme kraftlos um seinen Oberkörper schlangen beschleunigte er seine Schritte. Van war sich sicher, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde...Sie fror und seit Stunden hatten sie weder etwas zu essen noch Wasser gefunden. Doch der kleine Bach war wie ein Lichtstrahl für ihn und er ermutigte sich weiterzugehen. Nach einem langen Fußmarsch kam Van an einem kleinen Wasserfall, der in vielen Strömen sich seinen Weg durch die Erde bahnte, an. Das Wasser glitzerte im Licht der Sterne und es strahlte eine seltsame.. Magie aus. Wie aus einem Traum, aus längst vergessenen Tagen. Das Gras war am Ufer höher gewachsen, und einige Felsen umschlossen den leise rauschenden Bach. Van seufzte erleichtert auf, wenigstens konnten sie hier ihren Durst stillen. Er sah zum Himmel. "Es wird bald Morgen.." flüsterte er. Schließlich ließ er Hitomi vorsichtig von seinem Rücken auf das weiche Gras gleiten und sah sie für einen kurzen Moment an. Der Schweiß stand ihr immer noch auf der Stirn und Van griff nach einem Stück von seinem ohnehin schon zerfetzten Hemd. Dann begab er sich zu dem klaren Nass und tauchte das rote Stück Stoff ein. Das Wasser fühlte sich angenehm kühl an und Van trank die ersten Schlucke gierig. Als er vor lauter Trinken kaum mehr Luft bekam stoppte er und wusch sich kurz sein Gesicht. Die wohltuende Kühlung schien seine Lebensgeister erneut zu wecken und er wandte sich nur widerwillig vom Anblick des kühlen Wassers ab. Er schritt zu ihr und kniete sich neben sie. Ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig und Van begutachtete mit zusammengekniffenen Augen ihr schmutziges Nachthemd. Schließlich nahm er das feuchte Stück Stoff und wischte ihr die Stirn damit ab. Sie schien sich zu entspannen, ihre Glieder wirkten längst nicht mehr so angespannt. Er ertappte sich bei einem Gedanken, der ihm schon einmal durch den Kopf geschossen ist als er ihren Körper begutachtete. Doch dieses mal war es anders. Irgendetwas...war anders. Van wusste, dass er keinerlei Gefühle für diese Frau hegte und doch spürte er ein seltsames Verlangen in sich, dieses Wesen mit seinem Leben zu beschützen. "Das ist absurd..." dachte er kopfschüttelnd und warf das Stück Stoff meterweit von sich weg. Und dann geschah es. Ein leises Rascheln ließ ihn aufmerksam aufhören. Van blickte sich langsam um. Irgendetwas war hier. Er wartete, doch nach einigen Momenten war es wieder da. Nicht weit weg von ihm, in einem der Büsche, versteckte sich etwas. Zielsicher griff seine Hand an das Schwert an seiner Hüfte und umschloss es fest. "Wer ist da..." sagte er und seine Stimme klang gefährlich ruhig. Er erhielt keine Antwort. Nur das Rascheln blieb. Van wusste, sein Angreifer konnte alles mögliche sein. Doch er war auf alles gefasst. Er kniete immer noch neben Hitomi, aber er war bereit jeden Moment aufzuspringen. Erschrocken blickte er nach rechts, als ihn etwas an der Hand berührte mit der er sein Schwert hielt. Ihre Hand lag schwach auf seiner, und mit halb geschlossenen Augen blickte sie ihn an. "Es ist...nur ein Tier...Lass es leben..."flüsterte sie. Van, der immer noch verwundert war dass sie so plötzlich wach war, sah ihr länger als nötig in die Augen. In diesem Moment huschte ein aufgescheuchtes Kaninchen aus dem Gebüsch, direkt an ihnen vorbei. "Woher...hast du das..." Doch er beendete seinen Satz nicht als er sie schmerzvoll schlucken sah. Hitomis Kehle war ausgetrocknet und sie glaubte. dass der Himmel auf Erden wohl nur ein Krug Wasser sein konnte. Sie spürte zwei starke Arme um ihre Hüften und ehe sie sich versah wurde sie von Van hochgehoben und zu dem Bach hinab geführt. Sie stütze sich an seiner Schulter ab und ließ sich auf die Knie fallen. Ihre Angst war wie weggeblasen, sie fühlte sich wie in einem Dämmerzustand. Hitomi glaubte, sie würde weder Wachen noch Träumen... Als sie ihre Hände in das klare Wasser gleiten ließ und sie zu einem Gefäß formte, bemerkte sie zum ersten Mal dass es dunkle Nacht war. Sie konnte Vans Gesicht nicht klar erkennen, der Mond gab nicht besonders viel Licht. Sie erschrak etwas, als er plötzlich ihre Hände umfasste und ihr somit mehr Wasser in ihre Handflächen abgab.. Langsam führte Van ihre Hände zu ihrem Mund.. "Trink..."ordnete er an. Dryden ließ das Blatt Papier ungläubig auf den Tisch fallen. Er konnte kaum glauben was ihm gerade berichtet worden war.. Einer seiner Männer stand nervös neben ihm und trat von einem Bein auf das andere. "Sie haben sie angegriffen..." sagte Dryden leise zu sich selbst und der Mann neben ihm nickte betrübt. "Wie konnten sie sie nur finden.. Bei allen Göttern ich hoffe sie sind noch alle am leben.." Er warf das Blatt Papier in das prasselnde Feuer und beobachtete, wie es immer schwärzer wurde.. "Mein Herr....wir sollten uns auf den Weg machen. Hier sind wir nicht mehr sicher. Es sind zu viele Zaibacher Soldaten hier, in ganz Pallas wimmelt es nur so von ihnen. Wir müssen verschwinden.. Sonst werden sie auch uns töten.." Dryden nickte gedankenverloren und konnte sich nur ungern mit dem Gedanken anfreunden, sein altes Zuhause zu verlassen. "Sag den anderen, dass wir sofort aufbrechen werden. Ich habe keine andere Wahl.." Doch noch ehe er diesen Satz zuende sprechen konnte wurde die Tür unsanft aufgestoßen und ein weiterer von Drydens Männern kam hereingehetzt. Etwas erbost über die Störung fuhr Dryden herum, doch er kam nicht dazu seine Frage zu stellen.. "Lass mich sofort los, du elender Mistkerl! Hörst du, lass mich los!" In den Armen des Mannes wandte sich ein junges Mädchen und versuchte verzweifelt sich von seinem festen Griff zu befreien. Doch er hielt sie stramm fest und so schrie und zeterte sie immer weiter. "Verzeiht die Störung, Herr aber...verdammt jetzt halt doch still!" schrie er und Dryden schüttelte den Kopf. Er fragte sich, was seine Männer nun dieses mal mit angeschleppt hatten. Das Mädchen schrie weiter und er fürchtete, sie würde ganz Zaibach in sein Heim führen. Der Mann sprach mit erschöpfter Stimme weiter.. "Ich habe sie unten im Hof gefunden, sie hat sich hinter der Pferdetränke versteckt, weiß Jijia warum..." Bei der Erwähnung des alten asturianischen Gottes des Meeres verengten sich Drydens Augen und er sah fragend auf das Mädchen. Ihr blonden Haare fielen ihr strähnig ins Gesicht und sie schien nicht besonders darauf Wert zu legen, sich ihrem Alter angemessen zu kleiden. "Lass sie los.." ordnete Dryden an. Widerwillig ließ der Mann sie los und fing sich sogleich einen saftigen Schlag gegen das Schienbein ein. "Fass mich bloß nicht an.." flüsterte sie aufgebracht, doch Dryden erkannte ihre Furcht. Langsam ging er auf sie zu, doch sie wich immer wieder vor ihm zurück. "Beruhige dich, niemand wird dir etwas tun.. Sag mir, wo kommst du her und was hast du in meinem Haus verloren?" "Ihr habt kein Recht mich nach den Gründen zu fragen!" rief sie, doch Dryden ließ sich nicht beirren. Er wurde langsam ungeduldig, denn die Zeit drängte.. "Hör zu, ich habe keine Zeit für solche Spielchen. Wir müssen weg von hier, sonst wird das ein böses Ende nehmen und ich rate dir mir jetzt sofort meine Frage zu beantworten. Denn wie sagt man, den Drachen kümmert es nicht wie jung seine Opfer sind..." Das Mädchen schluckte und ballte die Hände zu Fäusten.. "Bitte....lasst mich mit Euch kommen.." Die Männer schauten sich erstaunt an. Auch Dryden hatte mit diesem plötzlichen Sinneswandel nicht gerechnet. Sie sah ihn bittend an.. "Wie ist dein Name?" fragte er nun. "Ich...ich fürchte wenn ich ihn Euch verrate lasst ihr mich töten.." "Weshalb sollte ich?" "Weil ich hier gar nicht hier sein darf.. Mein Platz ist viel weiter unten.. Aber ich musste weg.. Ich musste..." Dryden wusste nicht, was er antworten sollte. Stattdessen wartete er geduldig auf weitere Worte des Mädchens. "Ich habe die Soldaten gesehen. Ich weiß nicht was da vor sich geht, aber sie sind böse. Und ich fürchte sie.. Bitte, lasst mich nicht hier. Ich werde alles tun, was ihr von mir verlangt.." "Sag mir deinen Namen, bitte...." Sie sah auf und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Kurz vorher blickte sie noch einmal skeptisch zu dem Mann, dem sie vor wenigen Momenten einen Tritt verpasst hatte. "Mein Name ist Aina, zu Euren Diensten..." "Aina...Nun gut.. Du scheinst mir keine Gefahr zu sein. Ich kenne deine Beweggründe nicht doch du wirst sie mir berichten sobald wir in unserem neuen Quartier angekommen sind. Jetzt haben wir keine Zeit. Sagt den Männern sie sollen sich bereit machen, wir brechen in wenigen Stunden auf. Vernichtet alles, was auf wichtige Informationen hinweißt..." Die beiden Männer verbeugten sich leicht vor ihm und verschwanden. "Du solltest dich glücklich schätzen, normalerweise vertraue ich Fremden nicht so schnell.." Aina war sichtlich erstaunt, als er sie plötzlich anlächelte. Ihr wurde klar, dass sie vor diesem Mann keine Angst haben musste.. "Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen...aber...dieser Mann...ich hatte Angst vor ihm. Ich dachte, er wollte mir Böses..." Dryden lachte leise auf.. "Wir sind einfache Kaufleute, keine Krieger. Du brauchst keine Angst vor meinen Männern und mir haben. Wir können vielleicht gerade mal so gut kämpfen um ein kleines Kind zu überlisten.." fügte er lachend hinzu. Aina war erleichtert. Sie hätte weiß Gott wo landen können nachdem sie aus dem Bordell ausgebrochen war.. Man hatte ihr verschwinden kaum bemerkt, die Frauen und besonders Quilla waren viel zu sehr beschäftigt mit den vielen Soldaten, die plötzlich jede Nacht auftauchten. Sie sahen finster und böse aus und Aina musste sich bei dem Gedanken mit ihnen auf ein Zimmer verschwinden zu müssen beinahe übergeben. Dryden hielt ihr seine Hand hin.. "Mein Name ist Dryden Fassa.. ich hoffe ich habe dein Vertrauen. Doch jetzt entschuldige mich, ich muss mich um die Abreise kümmern...Im Schrank liegen einige alte Kleider einer....ehemaligen Bekannten...du kannst sie haben.." Aina beobachtete, wie er bei seinen letzten Worten den Blick senkte und seine Stimme traurig klang... Dankbar nickte sie und sah ihm nach, wie er das Zimmer verließ. "Warte hier auf mich, ich werde dich in kurzer Zeit holen. Sprich mit niemandem außer mit mir, man kann selbst in diesem Haus nicht jedem trauen..." Draußen auf dem Gang wartete der Mann, der Aina gefunden hatte und hielt Dryden an. "Herr, ich kenne dieses Mädchen.. Ich habe sie schon einmal gesehen.. Draußen, in der Gosse.." "Was meinst du damit?" fragte er hektisch. Er hatte so viele Dinge zu tun, und das ihn jeder aufhielt machte die Tatsache nicht besser.. "Ich meine, sie ist...sie ist eines der Mädchen von Lady Thaleia...Haus.. wenn Ihr versteht..." "Aber sie ist doch...." Dryden hielt inne, er war sich sicher dass es in dieser Welt alles geben konnte. Sogar junge Mädchen, die zu Huren gemacht wurden... "Meinst du sie ist das Mädchen das weggelaufen ist?" "Nein Herr, das war vor mehr als zwei Tagen.. Aber sie sagte sie wolle zu ihrer Freundin...Sie sagte sie habe es auch geschafft. Ich habe keine Ahnung was sie damit meint.." Nachdenklich kratzte sich Dryden an seinem stoppeligen Kinn.. "Interessant.. Also scheint sie in Verbindung mit der jungen Frau zu stehen die neulich schon verschwunden ist. Wie mir scheint gehen in diesem Haus Dinge vor, die nicht allzu rosig sind.." Elios nickte. "Ich habe gehört, sie hatten eine Neue.. Ein funkelnder Diamant, schöner als alle anderen. Seltsamerweise habe ich sie hier noch nie erblickt. Ich werde mich einmal umhören.." "Tu das...aber jetzt geh, wir müssen uns beeilen. Ich traue diesen Zaibachern nicht, sie haben schon das Lager angegriffen.. Wer weiß, wann Tavion und Pallas an der Reihe sind.." Nickend rannte Elios davon und ließ Dryden nachdenklich zurück.. "Irgendetwas ist da faul...ich weiß es...." Schnell machte er sich auf den Weg um letzte Vorkehrungen zu treffen... Er musste schnell handeln, oder die Zaibacher würden sein Haus schneller niederbrennen als es ihm lieb war.. Er hofft nur, er würde rechtzeitig in Freid eintreffen um an die Informationen zu kommen, die er so dringend brauchte... "Ich hoffe ich finde ihn...." Erschöpft schloss sie die Augen. Es fühlte sich unglaublich gut an wie das kühle Wasser ihre ausgedörrte Kehle hinabglitt. Ihre Hände legte sie in ihren Schoss, und instinktiv ließ sie ihren Körper nach hinten sacken. Sie erschrak etwas, als sie gegen seinen harten Oberkörper prallte. Doch Hitomi fühlte sich zu schwach. um aufzustehen und wegzurennen.. Ein leichter Windzug durchstrich das kleine Fleckchen Erde, auf dem sie sich gerade befanden. Sie begann erneut zu zittern. Hitomi schlang ihre Arme um ihren Körper und drohte erneut, vor Erschöpfung einzuschlafen. Van bemerkte es und als Resultat schüttelte er sie etwas.. "Bleib wach...selbst ich bin nur ein Mensch und habe nicht die Kraft dich Tagelang durch den Wald zu schleppen." Hitomi sah nach oben und öffnete ihre Augen.. Sie blickte in zwei braune Augen, verdeckt von wenigen schwarzen Strähnen. Sie konnte sich nicht mehr losreißen, und ohne es zu wollen begannen ihr diese Augen eine Geschichte zu erzählen... Van wusste nicht, was mit ihm geschah doch als sie ihn ansah kam es ihm vor als ob sie tief in sein Inneres sehen konnte. Hitomi presste die Lippen aufeinander und musste gegen die Tränen ankämpfen, die in ihr aufsteigen wollten...Sie wusste nicht einmal, wieso sie plötzlich diese Traurigkeit spürte doch es drohte, sie zu zerreißen.. Verschwommene Szenen taten sich vor ihrem Inneren auf, doch sie konnte keine genauen Details ausmachen. Es kam ihr eher wie eine kurze Erinnerung vor.. "Was ist los?" Seine tiefe Stimme ließ sie aus ihrem Zustand erwachen und sie sah ihn leicht verwirrt an. Die Tiefe in seinen Augen war verschwunden... Hitomi versuchte, aufzustehen aber ihre Beine fühlten sich taub an. Stattdessen wich sie etwas von ihm zurück und blieb am Ufer des Baches sitzen.. Scheu sah sie sich um.. "Wo...sind wir.." "Ich weiß es nicht." antwortete Van und stand auf. Sie bekam langsam aber sicher Angst, es schien nicht gerade ermutigend zu sein hier im tiefsten Wald zu verweilen. "Bevor es nicht morgen wird gehen wir nicht weiter.." "Wo...sind die anderen?" fragte sie. Van zuckte nur mit den Schultern und sammelte ein paar herumliegende Äste zusammen. Er setzte sich unter einen der riesigen Bäume und kramte in dem Beutel, den er um die Hüfte trug.. Hitomi erkannte, wie er versuchte ein Feuer zu entfachen. Nach mehreren Versuchen mit den Feuersteinen gelang es ihm schließlich und mit Hilfe einiger ausgetrockneter Gräser brannte das Feuer prasselnd vor sich hin. Van achtete darauf dass die Flamme nicht allzu groß wurde, denn er wollte nicht unnötig feindliche Soldaten auf ihre Fährte locken. Schließlich stand Hitomi auf, zwar immer noch etwas wackelig aber schließlich kam sie etwas schwankend bei ihm an und setzte sich an das Feuer. Die Wärme tat gut und sie fühlte, wie sich ihre steifen Glieder mehr und mehr entspannten. Van jedoch stand sofort wieder auf und fluchte leise vor sich hin.. "Verdammt...ohne Bogen wird es schwer werden.." Hitomi konnte ihn kaum verstehen. Sie sah ihn fragend an doch Van begann in Richtung Wald zu laufen. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Wollte er sie wirklich hier alleine lassen? "Wartet! Wo wollt ihr..." "Mein Name ist Van.. Also nenn mich auch so." Seine Antwort verwunderte sie. "Warte hier, ich werde uns etwas zu Essen besorgen...." befahl er. Sie konnte nur nicken und sich seinem Willen beugen. Wenige Momente später war er auch schon in der Dunkelheit verschwunden... Hitomi fragte sich, wer wohl für dieses Schicksal verantwortlich sein mochte. Jetzt saß sie hier, alleine und erinnerte sich dunkel an die Geschehnisse im Lager.. "Milerna...ich hoffe es geht dir gut.." dachte sie und hielt ihre Hände an die Flammen. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, was nach ihrem Wegtreten im Lager passiert war. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich an nichts erinnern. An nichts, außer an die schrecklichen Dinge die sie gesehen hatte. Sie wusste nicht was sie bedeuteten, doch in einem Punkt war sie sich erschreckend sicher: Sie hatte die Zukunft gesehen. Eine Zukunft, die dunkel und schrecklich war...Voller Leid und Schmerz.. Und nun? Nun befand sie sich hier, mit dem Menschen den sie am meisten fürchtete. Doch hatte sie wirklich noch so große Angst vor ihm wie zu Beginn? Hitomi war sich nicht sicher weshalb aber sie glaubte, dass es einen Grund für sein kaltes Verhalten gab.. Forschend sah sie sich um. Der Wasserfall fiel beinahe lautlos in den kleinen Bach und der Mond schien hell am Himmel.. "Der Mond der Illusionen.....was für ein seltsamer Name für einen Stern..." flüsterte Hitomi gedankenverloren. Ihre Hand griff an ihren Anhänger, der zart rosa im Licht der Sterne schimmerte .Er gab ihr das Gefühl, doch nicht so hilflos zu sein wie sie sich immer vorkam. Endlich ,nach einer halben Ewigkeit, kam er wieder. Noch nie war sie so erleichtert, ihn zu sehen. Als er auf sie zuschritt erkannte sie zwei kleine Gestalten in seinen Händen. Und ehe sie danach fragen konnte trat er zu ihr und warf die beiden Wesen vor dem Feuer auf den Boden. Van setzte sich und zog das blutige Messer hervor, mit dem er die beiden Hasen erlegt hatte.. Mit einer Mischung aus Schock und Faszination beobachtete Hitomi, wie er begann die beiden Tiere auszunehmen und die dicken Fleischbrocken vom Knochen zu trennen. Das Blut floss, und nach geraumer Zeit blickte Hitomi angewidert zur Seite.. Van musste unwillkürlich schmunzeln, er hatte solch eine Reaktion erwartet. Stumm fuhr er mit seiner Arbeit fort, und nach einer Weile spießte er die Fleischstücke auf einem Stock auf und hielt sie ins Feuer. Als sie nach geraumer Zeit durch waren reichte er den Stock Hitomi und forderte sie mit einer simplen Geste auf, zu essen.. Etwas scheu nahm sie den Stock entgegen und versuchte ein paar Bissen.. Es schmeckte wirklich gut, das musste sie zugeben.. Sie blickte etwas zur Seite, und aus den Augenwinkeln erkannte sie einen dunklen Fleck an Vans rechter Schulter. Ohne weiter darüber nachzudenken legte sie den Stock beiseite und rutschte zu ihm hinüber. Verwundert über diese Aktion hörte Van auf zu essen und sah sie skeptisch an. Hitomi streckte ihre Hand aus und begutachtete das blaue Zeichen auf seinem Oberarm. Sachte berührte sie die Stelle, an der es prangte. Doch nicht das mystische Zeichen hatte ihre volle Aufmerksamkeit, eher die dunkelrote Stelle auf seiner Schulter war es die ihre Blicke dorthin zog.. Van zuckte etwas zusammen, als sie diese Stelle berührte.. Ihm wurde plötzlich seltsam warm.. "Was machst du da?" fragte er, doch diesmal klang seine Stimme nicht so kühl und abweisend wie sonst. "Du bist verletzt.." antwortete sie leise und Van sah mit Erstaunen, wie sie sich wie er vor wenigen Augenblicken einen noch sauberen Fetzen von ihrem Kleid abriss. Dann faltete sie es zusammen und wollte es gerade auf die immer noch leicht blutende Stelle legen, als Van etwas zurückwich. "Lass das.." Kopfschüttelnd und mit mehr Mut als zuvor sah sie ihn an. "Wenn ich es nicht verbinde wird es nur schlimmer..." "Du bist nicht meine Mutter.." antwortete Van gereizt. Ihre Antwort kam wie ein Impuls, und Hitomi selbst wusste nicht wirklich wieso sie diese Worte sprach. "Nein.. sie hatte wunderschöne dunkle Augen...." Van erschrak innerlich als er ihre Worte hörte. Noch ehe er fragen konnte, woher sie das wusste durchfuhr ein leichter Schmerz seinen Körper. Hitomi zog das Stück Stoff fest und band es vorsichtig um seine Schulter. Er beobachtete, wie sie mit geschickten Händen einen Verband formte.. Sein Blick wanderte ihre schlanken Arme hinauf bis zu ihrem Hals. Ihre helle Haut erschien im Licht des Mondes wie feines Porzellan. Für einen kurzen Moment strich sie sich die störenden Haare aus dem Gesicht und fuhr unbeirrt mit ihrer Arbeit fort.. Van konnte nicht anders, er musste sie einfach ansehen. Ihre Brust hob und senkte sich in einem schnellen Tempo, und das weiße Nachthemd klebte an manchen Stellen eng an ihrem Körper. Er schluckte und versuchte sich nicht auf die Tatsache zu konzentrieren dass ihre Brust manchmal seinen Arm streifte. "Was ist...mit Ethiél?" Ihre Stimme wurde etwas leiser und es schien sie viel Überwindung zu kosten zu sprechen. Erstaunt sah er auf. "Wer?" "Ethiél.. ich habe sie nur kurz gekannt.. Aber sie...war immer nett zu mir. Für sie.. war ich kein hässlicher Dämon.." fügte sie leise hinzu, in der Hoffnung Van hätte es nicht gehört. "Dämon?" dachte er verwirrt. Hitomi zog ihre Hände zurück, sie war sich sicher dass sie von ihm keine Antwort auf ihre Frage bekam. "Sie wartet sicherlich schon auf dich.. Du solltet zu ihr gehen...Ich werde schon einen Weg finden...Irgendwo hin..." Sie senkte den Kopf und atmete tief ein. Hitomi wusste, dass sie sich in diesem Moment selbst belog. Sie hatte keinen Ort, an den sie gehen konnte. Wahrscheinlich würde sie alleine hier draußen schnell zugrunde gehen, doch was für eine Wahl hatte sie schon? Auf keinen Fall wollte sie ihm unnötig zur Last fallen.. Van griff nach ihrer Hand, und als er sie hoch hielt sah er sie ernst an. "Wer hat dir das angetan?" Hitomi starrte auf die roten Striemen um ihr Handgelenk und sah beschämt zu Boden. "Niemand....Das sind nur...Ich bin nur...gefallen und.." "Lüg mich nicht an! Ich will wissen, wer dir das angetan hat!" rief er und sie zuckte etwas zusammen. Hitomi schwieg.. Sie konnte ihm nicht sagen, woher sie diese Male hatte. Sie wusste es ja selber nicht einmal genau. Doch Van schien mit jeder Sekunde ihres Schweigens wütender zu werden. "Antworte!" "Ich weiß es nicht!!!" schrie sie und schluchzte laut auf. Van blickte sie erstaunt an. "Es war dunkel und...sie waren zu viert.. Ich weiß nicht, wer sie waren.. Aber sie nannten einen General...Ich kann mich nicht mehr erinnern.. Es war einfach nur schrecklich...Diese Dunkelheit...und diese Kälte...als sie.. mich wegbrachten..." Sie schlug die Hände vor das Gesicht und begann, zu weinen. Alte Erinnerungen krochen in ihr hoch. Sie wollte vergessen, doch sie konnte nicht. Umso mehr erschrak sie als sie plötzlich zwei Hände auf ihren spürte, die sie von ihrem Gesicht wegbewegten. Immer noch senkte sie den Blick doch sie spürte, wie er sie durchdringend ansah. Schließlich hob er ihr Kinn mit seinem Finger und zwang sie somit, ihn anzusehen. Er konnte sich nicht erklären warum, aber als er ihr tränenverschmiertes Gesicht sah wurde er wütend. Wütend auf die Menschen, die ihr das antaten.. In diesem Moment verstand er sich selbst nicht.. Hitomi atmete schnell ein und aus und versuchte, seinem suchenden Blicken zu entgehen. Mit einer Hand wischte er ihr sachte die Tränen aus dem Gesicht, nur um damit einen weiteren Tränenfluss auszulösen. Seine Hand fühlte sich rau an, doch noch nie in ihrem Leben hatte Hitomi solch ein Gefühl erlebt. Sie fürchtete, sich zu sehr daran zu gewöhnen.. "Hör auf damit...Du hast keinen Grund zum weinen.." sagte er. Kopfschüttelnd sah sie ihn an. "Ich habe Gründe um ein Leben lang zu weinen..."antwortete sie mit tränenerfüllter Stimme. "Nein...das ist nicht deine Bestimmung..." Die Götter wissen, was ihn dazu bewegt hatte diese Dinge zu tun. Doch keiner konnte ahnen, was sein nächster Schritt sein würde. Van beugte sich zu ihr und sah sie prüfend an. Jedes Detail ihres Gesichtes prägte er sich genau ein. Es schien, als ob er nicht mehr er selbst war.. Sekunden später berührte er ihre Lippen mit seinen. Zuerst schien sie erschrocken, doch nach kurzer Zeit gab sie nach und entspannte sich. Immer noch hielt er ihre Hand ,und er hatte auch nicht vor sie loszulassen. Es kam ihm vor, als ob man ihn verhext hätte. Das war nicht der sonst so kalte Van Fanel, der weder Freund noch Feind mit Respekt behandelte. Und doch war er es.. Seine freie Hand glitt auf ihre Schulter und Hitomi entschwand ein leiser Aufschrei, der aber in der Tiefe des Kusses erstickt wurde. Van gab sich Mühe, nicht sofort seinem Verlangen nachzugeben.. Doch etwas hatte sich geändert. Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre weichen Lippen, die sich ihm entgegenstreckten. Ihr Verstand schrie danach, sofort aufzuhören aber ihr Herz sagte etwas ganz anderes. Sie wusste nicht wieso sie das tat, sie wusste nur dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben geborgen und beschützt vorkam.. "Kann man Gefühle beschreiben die man eigentlich gar nicht kennt?" fragte sie sich in diesem Moment. Als der Drang nach Luft zu stark wurde lösten sie sich voneinander und Hitomi hielt die Augen geschlossen, als sie seine Hand an ihrer Wange spürte. "Du kannst kein Dämon sein....dazu bist du viel zu schön..." Sie glaubte, ihre Sinne würden schwinden. "Das muss ein Traum sein...ein Traum von etwas anderem als das, was ich mein Leben nenne..."dachte sie. Hitomi spürte ein seltsames Gefühl in ihrer Magengegend, dass sich immer weiter ausbreitete. Ihre Beine wurden zittrig und ihre Hüften schienen zu beben.. Van wusste, würde er nicht sofort stoppen wäre er verloren. Er konnte sich nicht dazu bringen, einen rationalen Gedanken zu fassen. Er sah ihr Gesicht vor sich, die von seinem Kuss geschwollenen Lippen, den schnell atmenden Brustkorb... Er legte seine Hände auf ihre Schultern und bemerkte nicht, wie sich die Träger lösten...Doch als er sah, dass das weiße Nachthemd beinahe durchsichtig war und sich ihre weichen Rundungen unter dem Stoff abzeichneten war es um ihn geschehen.. Nur noch sie selbst konnte ihn jetzt noch aufhalten.. Doch Hitomi tat genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich tun wollte. Anstatt ihn von sich zu stoßen führte sie seine Hand an den Träger des Kleides und ließ ihn von ihrer Schulter gleiten. Seine Muskeln spannten sich an und er fragte sich, ob es wirklich das Richtige war.. Doch als er ihre Hände auf seinen muskulösen Oberarmen spürte setzte sein Verstand vollkommen aus und das Gefühl übernahm die Macht.. Wieder beugte sie sich nach vorne und wartete darauf, das von ihm zu bekommen woran sie nun gefallen gefunden hatte. Doch Van schien einen inneren Konflikt mit sich selbst zu vollziehen. Sie bahnte sich ihren Weg zu seinem zerfetzten Hemd und wollte ihn gerade davon befreien, als er ihre Arme festhielt und sie ernst ansah.. Seine Stimme war zittrig und er musste schwer gegen sein eigenes Verlangen ankämpfen... "Bist du dir....darüber im klaren.. was..." Sie lächelte, und ihre nassen Wangen waren leicht gerötet. "Ich fühle.....nach all den Jahren....fühle ich etwas...nimm mir nicht diese letzte Erinnerung...bitte..." Van nickte wissend und zog sich sein Hemd über den Kopf. Als er wieder aufsah und ihren nackten Oberkörper betrachtete dachte er nicht daran, was ihm diese Nacht noch bedeuten würde. Hätte er gewusst, wie viel Schmerz er ihnen hätte ersparen können hätte er es nicht getan. Kurz meldete sich sein Verstand wieder, um seine verwirrten Gefühle abzustellen.. "Sie ist nur eine von vielen...Nicht wahr?" "Ja...so ist es...nur eine von vielen.." Dies war sein letzter Gedanke ,bevor sich Hitomi ihm vollkommen hingab. Der Bach plätscherte um sie herum, doch sie hörten es nicht .Der Mond schien mit fahlem Licht auf sie hinab und hüllte das Szenario in eine magische Atmosphäre. In dieser Nacht war sie sein, sie gehörte ihm und er nahm es mit Freuden an. Zuerst wandte sie sich schmerzvoll unter ihm, doch er erstickte ihre leisen Schreie in feurigen Küssen und nach einer Weile schien auch der Schmerz verschwunden zu sein. Van liebte sie so innig wie er es noch nie bei einer Frau zuvor getan hatte. Sie war etwas besonderes, das spürte er von Anfang an. Die Tatsache, dass sie vollkommen unberührt war ließ eine Welle von Stolz durch ihn fließen. Doch hier, in dieser Nacht, der ein schrecklicher Tag vorrausgegangen war, hatte sich eines in Vans Leben von Grund auf geändert. Heute besaß nicht er die Macht über sein Handeln. Etwas anderes zeigte ihm den Weg, und als Hitomi laut aufschrie und ihre Hände in seinen Rücken krallte wusste Van, dass etwas mit ihnen passiert war... Er sollte nur noch nicht erfahren dass es sein Herz war, das langsam begann wieder genau das zu tun was er Jahre lang abgestellt hatte... Van Fanel begann, langsam aber sicher wieder zu fühlen.. Anfangs spürte sie den stechenden Schmerz, doch nachdem sie sich an seine immer stärker werdenden Stöße gewöhnt hatte schien sie sich selbst nicht mehr kontrollieren zu können. Sie musste ihre Schreie unterdrücken, doch als sie es nicht mehr aushielt ließ sie all den neuen Gefühlen freien lauf. Hitomi rief seinen Namen, und immer mehr schien sie in eine völlig neue Welt einzutauchen.. Niemals hätte sie gedacht, dass sie ihre Unschuld hier in einem Waldstück, und noch dazu durch einen Mann verlieren würde den sie gerade erst einmal ein paar Tage kannte. Doch es spielte keine Rolle, denn Hitomi wusste, dass es richtig war.. All die schrecklichen Visionen waren vergessen, sie sah nur noch den Mann mit den schwarzen Haaren, der ihr Gesicht liebkoste und sie beinahe an den Rand des Wahnsinns trieb. Der Anhänger, der unachtsam auf die Wiese geworfen wurde, begann leicht zu leuchten... "Nun hat es begonnen...Vereint im Leben....Vereint im Tod...Ihr werdet bis auf alle Ewigkeit miteinander verbunden sein..." **** "General Folken...wir haben das Lager der Feinde erfolgreich eliminiert." Mit Stolz verkündigte der Soldat seinem General die Nachricht und wartete auf ein zufriedenes Nicken. Doch es sollte niemals kommen.. "Wie viele sind getötet worden?" fragte er emotionslos. "Wir haben nicht gezählt, doch es sind mehr wie 150 Mann.. Kommandant Dilandau hat ganze Arbeit geleistet." Folken blickte starr auf den Lageplan Freids, der ausgebreitet vor ihm lag. "Leider konnten einige dieser Hunde fliehen...Verzeiht, General.." Der Soldat entschuldigte sich für sein undiszipliniertes Verhalten und verbeugte sich leicht. "Kommandant Dilandau ist bereits auf dem Weg nach Freid. Der Herzog wird keinen Widerstand mehr leisten, seine Armee ist viel zu schwach.." "Mönche kämpfen nicht..."antwortete Folken. "General?" "Geh....Ich werde bald nachkommen. Doch vorher hab ich noch etwas anderes zu tun..." Mit fragendem Blick verließ der Soldat Folkens Gemach, das eigentlich nur aus einem riesigen Tisch, einem Schrank und einem Bett bestand. Überall lagen Zeichnungen und Pergamente ohne Ordnung herum. Doch es gab etwas dass ihm im Moment mehr Sorgen bereitete als ein unaufgeräumtes Arbeitszimmer.. Die Sätze hallten immer noch in seinem Kopf wieder... "Sie ist verschwunden...Keiner weiß, wo sie ist..." Folken hatte so etwas schon längst befürchtet. Er hatte gehofft, er könne sich gegen das Unausweichliche auflehnen. Aber so wie es scheint hatte er versagt. Er hatte sie ihrer Familie entrissen da er wusste, dass sie dort untergehen würde.. Folken wusste schon längst von ihrer verborgenen Gabe. Sein Herr hatte ihn alles über die Cerridwen, der heiligen Göttin des weißen Drachen, erzählt. "Sie weiß nicht, wie viel Macht sie besitzt. Und das sollte auch so bleiben.. Gaia wird untergehen, sollte sie jemals erwachen." "Sie ist nur ein verängstigtes, kleines Mädchen..." "Das dich mit einer einzelnen Handbewegung töten kann, wenn sie es wünscht.. Vergesst niemals, Folken, dass der Engel der Apokalypse bereits unter uns weilt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.." Folken stand auf und streifte sich seinen schwarzen Mantel über. Er hatte sich seine Wahrheiten bereits gut überlegt und wusste, wie man sie einem schwachen Geist am besten verkaufte. Mit ausdrucksloser Miene machte er sich auf den Weg und ignorierte den Regen, der sich urplötzlich ankündigte und über Pallas hereinbrach. König Aston war ein strenger Herrscher, und das Wohl seines Volkes schien ihm nur zweitrangig. Doch als man ihn über die immer größer werdende Anzahl der Soldaten des Black Dragon Clans aus Zaibach informierte, wurde er wütend. "Ich habe diesen Hunden gestattet in meinem Luftraum zu operieren, aber ich habe ihnen nicht gestattet mein Land mit ihren verdammten Soldaten zu bevölkern!" Seine Berater zuckten erschrocken zusammen und sahen sich fragend an. Der dunkle Raum im Palast des Königs von Asturia war nur vom Schein weniger Lampen erfüllt, und so mancher war froh nicht in das faltige Gesicht seines Königs zu blicken der vor Zorn bebte. "Majestät, Ihr solltet sofort mehr Soldaten herbeibeordern. Sonst werden noch schreckliche Dinge geschehen.." "Die Zaibacher zählen zu unseren Verbündeten, wir haben keinen Grund uns gegen sie zu stellen!" "Aber sie haben einige unserer Außenposten und noch eines der Dörfer angegriffen! Wir können ihnen nicht trauen!" Die Männer riefen durcheinander, und König Aston fasste sich hilflos an die Stirn. Wenige Momente später öffnete sich die Tür und eine zierliche Gestalt trat herein. Für einen kurzen Moment hellten sich Astons sonst so leblose Augen auf.. "Entschuldigt mein plötzliches Auftreten, meine Herren...Auch bei Euch möchte ich mich in aller Form entschuldigen.." Sie wandte sich an den König und sah ihn ernst an. "Hier ist jemand, der Euch sprechen will..." Erstaunt sahen sich die Männer an und auch der König runzelte die Stirn. "Lass ihn eintreten.." "Jawohl.. Vater..." Mit schnellen Schritten begab sich Eries zu der Tür und winkte den Besucher herein. Sie verbeugte sich nochmals vor ihrem Vater und verschwand dann.. Als die Männer das Gesicht des Gastes ausmachen konnten, atmeten einige erschrocken und gleichzeitig entrüstet ein. Aston sah den Mann kritisch an und machte keinerlei Anstalten, ihn in irgendeiner Weise zu begrüßen. Stattdessen erhob er sogleich das Wort.. "Was führt Euch hier her?" fragte er schroff. "Ich wusste nicht, dass Höflichkeit im Palast des Königs von Asturia seit neuestem nicht mehr groß geschrieben wird.." "Was fällt Euch ein so zu seiner Majestät zu sprechen?" rief einer der Berater doch dies schien den Mann nicht sonderlich zu interessieren. Er wandte sich erneut an den König. "Ich bin hier, um Euch eine Sache zu erklären. Der Grund, weshalb wir so viele Soldaten in Pallas stationieren ist simpel.." "Nur weiter..."sagte Aston ungeduldig. "Nun...wir haben die Information erhalten, dass sich hier einer unserer ärgsten Feinde aufhält. Ein Verräter..." "Verräter?" Der Mann nickte und fuhr fort.. "Ihr wisst von wem ich spreche.. Seit Jahren sind wir schon auf der Suche nach ihm und auch Euer Land ist durch ihn bedroht.." "Ihr habt bereits sein gesamtes Königreich zerstört, weshalb solltet Ihr ihn noch fürchten?" fragte er verwundert. "Solange dieser Verräter noch lebt, wird Euer Land niemals sicher sein." "Sicher? Ihr wart es doch der unsere Außenposten und Dörfer angegriffen habt!" "Angegriffen? Nein, wir haben sie beschützt. Beschützt vor diesen Verrätern, die allesamt nur ein Ziel kennen: Euch zu vernichten.." "Die Abaharakis haben uns noch nie angegriffen.. Lediglich haben sie unsere Handelsrouten überfallen oder unsere Guymilefs sabotiert, doch noch nie haben sie uns angegriffen. Weshalb sollten sie es jetzt tun?" warf einer der Berater ein. Der Mann sah ihn ungerührt an.. "Weil sie den richtigen Zeitpunkt abgewartet haben. Und der ist nun gekommen.. Deshalb ersuche ich Euch, König Aston, meinen Soldaten den Einmarsch nach Pallas und die Übernahme Eures Militärs zu gewährleisten, nur so können wir für Eure Sicherheit garantieren.." "Und was ist mit Eurem Verräter?" "Dazu ersuche ich Euch, mir vollkommene Handlungsfreiheit zu gewähren. Sollte er in Euren Landen gefangen werden, ist er Gefangener des Zaibacher Reiches. Überlasst uns die Drecksarbeit und ich versichere Euch, dieser Abschaum aus Fanelia wird Euch nie wieder belästigen..." Seine Worten klangen leer, doch hätten die Männer in sein Inneres sehen können hätten sie erblickt wie sehr er bei seinen Worte leiden musste.. "Woher wollt Ihr wissen, ob der König von Fanelia überhaupt noch am Leben ist?" fragte Aston. Folken lächelte wissend und wartete mit seiner Antwort lange ab.. "Er hat, zusammen mit diesem Ritter, einen Angriff auf Freid geplant. Meine Männer sind bereits auf dem Weg dorthin um den Herzog zu warnen." König Aston kniff die Augen zusammen und sprach leise weiter.. "Ihr leistet wirklich gute Arbeit, General Folken. Doch was mich interessiert ist folgende Frage: Wieso seid ihr so verbissen darauf, den König von Fanelia in Eure Finger zu bekommen?" Die Männer hielten den Atem an und warteten gespannt ab.. "Fanelia hat uns einst zuerst angegriffen.. Wir haben uns lediglich gewehrt.." "Ihr habt die gesamte königliche Familie ausgelöscht. Woher wollt ihr wissen ob er es überhaupt ist?" "Ich weiß es, Hoheit.. Glaubt mir." Lange herrschte Schweigen, und Folken machte sich für seinen finalen Schlag bereit der ihm, hoffentlich, die Gunst des Königs erbringen sollte. "Ihr habt bereits eine Tochter an diese Verräter verloren. Ich kann Euren Schmerz sehr wohl verstehen. Aber glaubt mir, sobald wir die Quelle beseitigt haben wird er Krieg zuende gehen.. Also erlasst den Befehl.." Aston schloss die Augen und fasste sich erneut an die Stirn, ehe er antwortete. "Tut was ihr für richtig haltet.. Aber eines versichere ich Euch. Meine Armee wird niemals unter Eurem Kommando stehen.. Vernichtet diese Verräterbande, und verfahrt mit ihnen wie Ihr wollt...Doch eines müsst ihr wissen.. Allen Shezar, solltet ihr ihn fassen, gehört mir.." "Wie Ihr wünscht. Ich versichere Euch, sobald Shezar und Fanel geschnappt sind werden sich alle unsere Probleme in Luft auflösen..." "Geht nun, General Folken.. Und haltet weiter Kontakt zu meinen Generälen.. Meine Herren, die Sitzung ist beendet...." Folken wunderte sich nicht über den Erfolg seiner Lügen. Schon viel zu lange konnte er den König von Asturia kontrollieren wie eine Marionette. Als er den Gang entlang schritt kam ihm Prinzessin Eries entgegen. Sie sah ihn mit kalten Augen an, und als sie an ihm vorbeilief konnte er ihre Abneigung förmlich spüren. Nur leise hörte er ihre geflüsterten Worte, die in dem riesigen Gang wiederhallten. "Ihr habt meinen Vater lange genug mit Euren Worten vergiftet...Verschwindet aus Pallas.." Als sie um die Ecke verschwand, lächelte Folken ihr traurig hinterher.. "Ihr wisst nicht, was auf Euch zukommt.. Eries Aston.." Langsam konnte sie die Geräusche um sich herum einordnen. Es waren viele Stimmen in der Luft, und als sie die Augen öffnete erwartete sie die grüne Wiese und den sanft rauschenden Bach zu erblicken.. Stattdessen sah sie nur eines vor sich... Feuer...Überall...Die dichten Rauchwolken zogen sich über das gesamte Land und verdunkelten den Himmel. Menschen schrieen und rannten durch das prächtige Gemäuer, das einst so stolz auf der Anhöhe des Berges stand... Sie hörte eine Frau immer wieder einen Namen rufen, doch sie konnte ihn nicht verstehen.. Ihre dunklen Haare waren angesengt und der Geruch von verbranntem Fleisch machte sich breit. Sie rannte durch die Gänge, als ob sie jemanden suchte.. Schließlich zerrte sie einen kleinen Jungen unter der riesigen Treppe hervor und nahm ihn schützend auf den Arm...Sie rannte weiter, doch plötzlich blieb sie stehen...Vor ihr stand ein Mann ,in der Hand hielt er ein Schwert dessen Klinge bereits mit Blut getränkt war. .Er schien ihr irgendwas zuzurufen und daraufhin schüttelte sie energisch den Kopf.. Der kleine Junge fing an zu weinen, und die Frau fuhr ihm beruhigend durch das dichte Haar. Der Mann schrie weiter, und schließlich setzte die Frau sich in Bewegung.. Kurz darauf konnte man laute Schritte hören, und ein paar Soldaten in schwarzer Rüstung stießen die Türen ein... Sie rannten auf den Mann mit dem Schwert zu und attackierten ihn... Die Frau schrie...Der Junge ebenfalls...Er wandte sich aus den Armen seiner Mutter und rannte auf den Mann zu.. Dieser schrie, er solle wegbleiben.. Mit entsetzen sah Hitomi, wie das Schwert des Soldaten den Bauch des Mannes durchfuhr und dieser blutend zusammenbrach. Der Junge blieb mit weit aufgerissenen Augen stehen und konnte seinen Blick nicht von seinem sterbenden Vater abwenden.. Die Frau schrie und weinte und versuchte, ihn zu erreichen doch ein anderer Soldat hielt sie fest.. "Renn, mein Sohn...renn...."hörte sie die Frau schluchzen...Doch der Junge war starr wie Stein. Hitomi hielt sich die Hände vor das Gesicht, doch das schütze sie nicht vor der Erkenntnis dass die Soldaten in der schwarzen Rüstung den Mann vor den Augen seines kleinen Sohnes kaltblütig enthaupteten............Sie hörte den dumpfen Schlag, wie der abgetrennte Kopf auf den Boden fiel...Der Junge hatte aufgehört zu weinen.... Mit einem Schrei fuhr sie hoch. Sie versuchte ihre schnelle Atmung zu regulieren und blickte starr geradeaus. Ihre Haare fielen ihr zersaust ins Gesicht und verzweifelt versuchte sie die schrecklichen Bilder ihres Traumes zu vergessen. Hitomi schloss die Augen und zog die Knie an, als sie bemerkte wie etwas von ihren Füssen rutschte. Sie öffnete die Augen und sah stirnrunzelnd auf das rote Hemd, das auf ihren Schenkeln ruhte. Und dann bemerkte sie, dass sie vollkommen nackt war. Geschockt über diesen Zustand sah sie auf. Die Sonne war erst vor wenigen Momenten aufgegangen, und die Tatsache dass sie sich alleine auf der kleinen Lichtung befand versetzte sie etwas in Angst. Die Luft war noch kühl und feucht, und der morgendliche Tau begann langsam von den Gräsern zu weichen. Hitomi spürte, wie ihr Rücken weh tat und als eine weitere Brise das Flecken Erde durchstreifte begann sie, leicht zu frieren. Sie hörte ein leises rascheln und ehe sie sich versah kam eine große Gestalt aus den Büschen und ging auf sie zu. Sein Oberkörper war frei, er hatte sich seine schon zerfetzte Hose angezogen und das Fell um die Hüften gebunden. Hitomi begriff, dass es sein Hemd war das auf ihren Beinen lag.. Die vielen Narben auf seiner Brust fielen ihr erneut auf und ehe sie reagieren konnte stand er vor ihr und schmiss eine gelbe Frucht vor ihre Füße... In diesem Moment wurde sie sich erneut bewusst, dass sie vollkommen entblößt war und schnell nahm sie das rote Hemd und hielt es vor ihre Brust... Van bemerkte ihre rasche Bewegung und schnitt den oberen Teil der Frucht mit seinem Messer ab.. "Ich habe sie bereits letzte Nacht gesehen, du brauchst sie nicht zu verstecken.." Ihr Gesicht wurde heiß und sie spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht schoss. Beschämt sah sie zu Boden und schwieg. "Iss..." er hielt ihr die Frucht hin und wartete geduldig, bis sie sie ihm aus der Hand nahm. Ihre Finger berührten für den Bruchteil einer Sekunde seine, und die Erinnerung an die vergangene Nacht kam zurück. Sie wusste nicht mehr wie oft er sie geliebt hatte, doch allein der Gedanke an all die Dinge, die sie da getan hatten ließ sie an ihrem Verstand zweifeln. Hitomi glaubte, immer noch seine Berührungen auf ihrem Körper spüren zu können... Sie brach ein Stück von der Frucht ab und probierte ein Stück. Es schmeckte sauer, doch sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Wer weiß, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde.. Schweigend aß sie die Frucht und beobachtete, wie Van sich erhob und in Richtung Bach ging. Sie fragte sich, was er in dem Moment wohl dachte... "Dummkopf...." nannte sie sich selbst. "Nun hält er dich wirklich für eine Hure.. Aber wer sagt, dass er mich nicht schon immer als solch eine gesehen hat.." dachte sie und ihre Hände wanderten zu dem Hemd, dass sie urplötzlich fest umschloss. Jede einzelne ihrer Bewegungen hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er konnte sie fühlen, und Van musste zugeben dass es wohl kein schöneres Gefühl gab als ihren Körper mit dem seinen vereint zu wissen...Er schüttelte den Kopf um seine Gedanken von der gestrigen Nacht abzuwenden. Er hatte sie gehabt, und das war es was er wollte. Nicht mehr und nicht weniger. "Eher mehr, denn es war nicht nur einmal..." rief er sich ins Gedächtnis zurück. Sie wirkte beinahe zerbrechlich und manchmal fürchtete er, er würde sie mit seinem schweren Körper zerdrücken. Doch selbst als sie kaum mehr atmen konnte hörte sie nicht auf.. Sie machten weiter, bis beide beinahe vor Erschöpfung zusammenbrachen. Als er aufwachte, erlebte er etwas für ihn ungewohntes. Van erinnerte sich, dass er sie fest in seinen Armen hielt und sie sich eng an seinen Körper gedrückt hatte. Ihr Gesicht ruhte an seiner Schulter und ihre Hände lagen auf seiner Brust. Er stand langsam auf und versuchte, sie nicht zu wecken doch sie schlief so tief dass eine Horde wilder Drachen sie wohl nicht aufwecken konnte. Eine ganze Weile hatte er sie angesehen, und als er beschloss sich anzuziehen bemerkte er, wie sie leicht zitterte. Kurzerhand nahm er sein Hemd und legte es auf sie. Es reichte ihr bis zu den Schenkeln, und ein weiteres Mal fiel ihm auf dass sie ziemlich dünn war. Van hatte es gespürte. als er an ihre Hüften fasste. Man konnte beinahe schon die Knochen erahnen.. Dann verschwand er hinter den Bäumen, um etwas zu essen zu suchen.. Er musste nicht lange suchen, schon bald hatte er einen Baum voll mit Saftquitten entdeckt. Ein kurzer Schrei hatte ihn in die Realität zurückgeholt und er machte sich sofort auf den Weg zurück zu dem Bach.. Van tauchte seine Hände in das kühle Wasser und wusch sich das Gesicht. Er hoffte nur, sie würde ihn nicht mit dämlichen Fragen nach dem Warum von gestern Nacht quälen. Er interessierte sich nicht besonders für ihre Ansichten, und für ihn würde es sowieso nur bei diesem einen Erlebnis bleiben. Es hätte jede andere Frau sein können, die da unter ihm lag und deren Hände sich an seine Schultern legten.. Das dies nicht ganz richtig war versuchte Van so gut es ging zu verdrängen. Kurz verglich er Ethiél mit Hitomi, und als er erkannte das erstere nahe dran war seinen mentalen Vergleich zu verlieren verwarf er diesen Gedanken sofort. Ein letztes Mal berührte das kühle Nass sein Gesicht ehe er aufstand und sich daran machte, seine Saftquitte zu essen.. Hitomi beobachtete ihn mit rotem Kopf, und als er sich hinab beugte zeichneten sich seine Rückenmuskeln auf der dunklen Haut ab. "Bei allen Göttern, was habe ich da nur getan...."dachte sie. Unabsichtlich wanderten ihre Gedanken in eine vollkommen andere Richtung.. Erschrocken legte sie eine Hand auf ihren Bauch. "Was wenn ich...oh nein, bitte nicht...."dachte sie panisch. Schnell verbannte sie diese Möglichkeit aus ihrem Gedächtnis und zog sich gedankenverloren das rote, leicht zerrissene Hemd über. Es bedeckte ihren gesamten Oberkörper bis zu den Schenkeln, und noch etwas benommen stand sie auf. Ihre Glieder schmerzten und Hitomi wollte gar nicht wissen wieso. Ihr Blick fiel auf die Kette, die einige Meter entfernt auf dem Boden lag. Der rosa Stein funkelte im Licht der Morgensonne und schnell hob Hitomi ihn auf und legte sich die Kette um ihren Hals. Sie schritt auf Van zu, und wie er da so vor dem Bach kniete fiel ihr plötzlich wieder der Junge aus ihrem Traum ein.. Sie konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, doch unbedingt wollte sie wissen wer er war.. Erneut erblickte sie das blaue Zeichen auf seiner Schulter und auf die leichte Verletzung, die er davon getragen hatte. Sie erkannte einige blutige Kratzer auf seinem Rücken und wusste sofort, dass sie es war... Van sah sie nicht an sondern setzte sich erfrischt zurück und schloss die Augen.. Hitomi setzte sich neben ihn und begann ebenfalls sich das Gesicht zu waschen. Nach einer langen Stille wandte sie sich an ihn.. "Was....bedeutete es?" Fragend sah Van sie an, und als sie mit ihrem Finger auf das blaue Zeichen auf seiner Schulter zeigte wurden seine Augen plötzlich hart.. "Nichts was dich zu interessieren hat.." antwortete er kalt und stand auf. Hitomi wollte es sich nicht eingestehen, doch seine plötzliche Kälte verletzte sie. Sie erwartete überhaupt nichts von ihm, auch nachdem was gestern nacht hier passiert war verlangte sie ja gar nichts, doch diese erneute Kälte machte sie auf irgendeine Weise traurig. "Zieh dich an, wir brechen auf..." Seine tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie tat, wie man ihr befohlen hatte. Hitomi ahnte nicht, dass Van bei ihrem Anblick heiß und kalt wurde. Die Tatsache, sie nur mit seinem Hemd bekleidet zu sehen gefiel ihm gar nicht und sein Verstand drohte ein weiteres Mal auszusetzen. "Was macht diese verdammte Frau mit mir?" fragte er sich immer wieder. Er nahm sein Schwert in die Hände und betrachtete das goldenen Wappen, das darauf prangte. Van erinnerte sich, dass er etwas zu tun hatte...Und da war kein Platz für irgendwelche nächtlichen Gedanken die er für eine Frau hegte, die er erst seit ein paar Tagen kannte.. Hitomi fand ihr Kleid etwas weiter weg von der Stelle liegen, an der sie heute aufgewacht war. Sie wollte sich gar nicht mehr daran erinnern wie es wohl dort hingekommen war. Als sie sich anzog und ihr Blick zu Van glitt, der auf einem Felsen saß und, wie es schien, ungeduldig auf sie wartete, wurde ihr erst jetzt eines klar.. Sie hatte mit diesem Mann geschlafen, und es schien ihn nicht im geringsten zu interessieren wie sie sich jetzt fühlte. "Was hast du erwartet, dass er dich heiratet?" hörte sie sich selbst sagen. Ehe sie sich versah stand Van neben ihr und sah sie auffordernd an. "Los..." All die Worte, die er ihr vergangene Nacht zugeflüstert hatte, waren vergessen. Für Van hatten sie keine Bedeutung, doch für Hitomi bedeuteten sie die Welt. Doch zu wissen, dass auch dies nur eine Lüge war lastete schwer auf ihrer Seele.. Man hatte ihr schon vieles angetan, doch noch nie hatte man sie glauben lassen sie sei....schön. Begehrenswert und nicht verflucht ,so wie man es immer sagte.. Es schien, als ob sie sich wohl auf diese Lügen stützen musste denn sie waren alles, was übrig blieb. Wenn sie schon niemals in Wahrheit all diese Gefühle empfinden durfte dann sollten sie doch wenigstens als Illusion existieren damit sie davon träumen konnte.. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie zum ersten Mal eines dieser "Dämonenwerke" vollbrachte....... "Sieh doch Mutter, sieh!" Ein kleines Mädchen ,vielleicht um die fünf Jahre, hielt vergnügt ihre Hände in die Luft. Mit entsetzen beobachtete ihre Mutter, die einen Säugling auf den Armen hielt, wie das kleine Mädchen mit Freude auf das alte Stofftier sah, dass ein paar Zentimeter über ihren Handflächen schwebte.. "Schau, der Hase kann fliegen!" sagte sie vergnügt .Doch als sie die starren Augen ihrer Mutter erblickte, die mit großer Furcht auf das schwebende Tier blickten, verschwand das Lächeln. "Mutter, was hast du?" fragte sie. Die Frau hielt den Säugling eng an ihre Brust und wich einige Schritte zurück. "Wer...wer hat dir das beigebracht...?" fragte sie zittrig. "Der Wind.. Der Wind hat mir gesagt, dass ich das kann. Er sagt er komme, weil Ryujin es ihm befohlen hat..." antwortete sie. "Bei allen Göttern...Taiyi, Gott über alles, beschütze uns...." "Mutter wieso.. wieso lachst du denn gar nicht?" Doch die Frau beachtete die verängstigten Blicke des Mädchens nicht. Der Stoffhase fiel zu Boden. Die Worte, die sie nun hörte sollten sie für ihr ganzes Leben verfolgen. Auch nachts, wenn sie schlief ,hörte sie sie...Immer wieder.. Ihr Leben war ab jetzt zu ende. "Du bist ein Dämon.. Ein verfluchter Dämon...!" "Wer ist Ryujin?" Van lief weiter, schon seit mehreren Stunden waren sie bereits unterwegs und hatten den Wald hinter sich gelassen. Sie befanden sich auf einer Art Strasse, doch es kam ihnen nie jemand entgegen. Es schien wie leergefegt. "Wieso willst du das wissen?" fragte er. Seit geraumer Zeit hatten sie kaum ein Wort gesprochen. Hitomi wusste, dass Van nicht gerade ein sehr redseliger Mensch war doch diese ewige Stille machte sie beinahe verrückt. "Ich weiß nicht........." Van seufzte, er hatte absolut keine Lust sich jetzt mit irgendwelchen Fragen herumzuschlagen. Vielmehr interessierte es ihn, wo sie sich jetzt befanden. Er hoffte vor Einbruch der Dunkelheit noch in einem Dorf anzukommen.. Hitomi beschloss, nicht weiter zu fragen. Doch ehe sie sich schon mit dem Gedanken anfreunden musste wohl nie mehr ein Wort mit ihm zu wechseln, antwortete er. "Ryujin ist der Drachengott...Das sollte wohl vorerst reichen..." Sie nickte nur und fragte sich, was das alles wohl zu bedeuten hatte. Hitomi blickte in die Ferne, sie wusste nicht ob sie sich täuschte doch es kam ihr so vor als ob sie am Horizont Rauchschwaden ausmachen konnte.. Auch Van schien es zu bemerkt haben, und er beschleunigte seine Schritte so das Hitomi Mühe hatte seinem Tempo mitzuhalten. Die Nacht kündigte sich bereits an, die Sonne schien rot am Himmel und als das Dorf immer näher kam fühlte sich Hitomi seit langem wieder einigermaßen wohl.. Plötzlich zog Van sie zur Seite und zog sein Hemd aus. Hitomi sah ihn panisch an, sie hatte keine Ahnung was er nun vorhatte. Stirnrunzelnd sah sie, wie er das Hemd zu einer Art Ball zusammenknüllte und es ihr hinhielt. "Stopf es unter dein Kleid.." ordnete er an. "Wieso?" fragte sie leise. "Tu es einfach!" sagte er mit Nachdruck und beobachtete, wie sie das Stück Stoff unter ihr Kleid stopfte. Hitomi sah an sich hinab, sie hatte keine Ahnung was er damit bezwecken wollte. "Ich werde sprechen, du gibst keinen Ton von dir, hast du verstanden?" Sie konnte nur nicken und zuckte etwas zusammen, als Van das Stück Stoff zurechtrückte bis es ihm anscheinend passend erschien. Dann tat er etwas, was sie mehr als verwunderte. Van griff nach ihrer Hand und hielt sie fest, und so schritten sie zusammen auf die riesige Palisadenmauer zu die wohl die "Stadtmauer" des Dorfes repräsentieren sollte. "Was..." stammelte sie, doch Van sah sie streng an und sie schwieg. Als sie an der Palisadenmauer ankamen stellten sich ihnen zwei bewaffnete Männer in den Weg. Sie trugen weder Rüstung noch Wappen, deshalb schließ Van darauf dass es einfach Bauern waren die nur ihr Dorf verteidigen wollten. Sie hielten Lanzen in den Händen, die nicht gerade scharf aussahen. Der Linke, ein groß gewachsener Mann mit Bart und zotteligen braunen Haaren sah die beiden prüfend an. "Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragte er unhöfflich. Vans Griff um Hitomis Hand wurde stärker und sie konnte erahnen, dass er über diese äußert unfreundliche Begrüßung nicht gerade erfreut war. Doch er versuchte seine Wut zu kontrollieren und schließlich sah er dem Mann so freundlich es ging ins Gesicht. "Seid gegrüßt, Fremde. Wir sind seit Tagen unterwegs und suchen einen Platz an dem wir übernachten können. Wie ihr seht erwartet meine Frau ein Kind, darum bitte ich euch uns Einlass zu gewähren da sie die Strapazen unserer Reise nicht mehr lange aushält." Hitomi war überrascht, wie gut er lügen konnte. Der Mann mit dem Bart sah seinen jüngeren Kumpanen fragend an, ehe er seinen Blick zu Hitomi gleiten ließ. Er sah ihren geschwollenen Bauch und nickte Van zu.. "In Ordnung .Man ist ja kein Unmensch und ihr seht mir nicht unbedingt wie elende Zaibacher aus. Kommt herein, ich führe euch zu einem Gasthaus.." "Wir danken Euch.." antwortete Van und durch ein Handzeichen des Jüngeren wurde das Tor geöffnet. Stumm schritten sie durch das Tor, während sich der Mann mit Bart vorstellte.. "Verzeiht meine Schroffheit, doch ich muss eben auch nur meine Arbeit tun. Es sind seltsame Gestalten unterwegs heutzutage. Mein Name ist Tarek und ich hoffe es gefällt euch beiden in Bardon..." "Bardon?" Hitomi vergaß Vans Anweisung und fragte neugierig nach. Tarek lachte. "Es wundert mich nicht dass ihr noch nichts von unserem kleinen Dorf gehört habt. Immerhin liegen wir nahe an Freid und Egzardia, das bringt uns wenigstens etwas Popularität." Er lachte und Hitomi musste mit einstimmen. Van lief schweigend neben ihr und hoffte so schnell wie möglich in ein Gasthaus zu kommen. "Ihr scheint mir noch ziemlich jung zu sein, da habt ihr euch aber was eingebrockt.." Grinsend deutete er auf Hitomis Bauch. "Wenn er die Wahrheit wüsste..." dachte sie sich nur und nickte, da ihr keine passende Antwort einfiel. "Na, wie lange habt ihr denn noch Galgenfrist?" Ehe sie antworten konnte übernahm Van für sie.. "Noch ungefähr zwei Monate, deshalb wollen wir so schnell wie möglich weiter.." Tarek sah ihn fragend an. "Wo wollt ihr denn hin?" "Ich denke das ist unsere Sache.." antwortete Van und blieb vor einem großen Gebäude stehen. "Ist ja schon gut ich wollte ja auch nicht zu neugierig sein. Also hier ist es, das beste Gasthaus das Bardon zu bieten hat. Sagt einfach Tarek hat euch geschickt, und ihr bekommt vielleicht Rabatt." Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ging zurück auf seinen Posten.. "Seltsamer Mann..." dachte Hitomi laut und wurde von Van in das Gasthaus gezogen. Als sie das Gasthaus betraten, zogen sich sofort alle Blicke auf sie. Hitomi spürte, wie sie neugierig angesehen wurde und es machte ihr Angst. Instinktiv ging sie nahe an Van gedrückt durch den Raum und umschlang seinen Arm. Er ließ sie gewähren, je echter es aussah desto besser. Einige der Männer begutachteten argwöhnisch das Schwert, das an seiner Hüfte baumelte. Hitomi bemerkte diese Blicke und flüsterte Van leise einige Worte zu... "Du hättest das lieber.. verstecken sollen..." "Sag mir nicht was ich zu tun habe!" zischte er zurück und Hitomi sah beschämt zu Boden. Mit ihren Händen hielt sie das Hemd unter ihrem Kleid fest da sie fürchtete es würde herausfallen. Ein beängstigender Gedanke kam und Hitomi musste sich energisch gegen diese Möglichkeit wehren.. Die raue Stimme einer schon etwas älteren Frau ließ sie aufsehen. "Na ihr zwei, was wollt ihr denn in meiner guten Stube?" Van wandte sich mit derselben aufgesetzten Freundlichkeit an die Frau wie er es bei Tarek getan hatte.. "Wir suchen eine Bleibe für die Nacht. Tarek schickt uns und.." Aber die Frau schielte über den Tresen und sah Hitomi grinsend an. "Oh ich sehe schon! Da ist wohl jemand guter Hoffnung! Komm mein Kind, ich bringe dich erst einmal auf ein Zimmer du siehst ja so was von erschöpft aus! Tarek, dieses Schlitzohr, da hat er euch doch tatsächlich zu mir geschickt. Nun ihr habt Glück, im Moment ist hier nicht besonders viel los, da haben wir fast alle Zimmer frei. Ihr habt also die freie Wahl." Sie trat hinter dem Tresen hervor und nahm Hitomi direkt am Arm. Dann wandte sie sich an Van. "Du kannst hier unten bleiben und dich mit den Männern bekannt machen während ich deinem Herzchen hier eure Bleibe zeige." Hitomi konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er alles andere als erfreut über diese Wendung war. Doch er konnte das Angebot schlecht ausschlagen, wollte er doch keinerlei schlechte Eindrücke verbreiten. Er nickte Hitomi zu, die sich leicht verzweifelt in den Armen der Frau befand. "Falls dich der Haufen langweilt, ruf einfach nach Oya, ich werde dich dann retten." Ihr Lachen hallte in den Gängen wieder als sie zusammen mit Hitomi in Richtung Gästezimmer schritt. "Hui, dein Liebster scheint mir eine harte Nuss zu sein. Ziemlich mürrisch, hab ich recht? Aber du musst ihn ja lieben, sonst wäre er ja nicht der Vater des kleinen Dinges da in deinem Bauch, nicht?" Sie ahnte nicht, wie sehr Hitomi diese Worte trafen doch sie bemühte sich es nicht zu zeigen. "Ja. .aber...so ist er...." antwortete sie. "Ach ich sage dir, wenn sie erst einmal gefallen am Kinder machen gefunden haben dann hören sie nie wieder auf." Wieder lachte sie, und Hitomis Wangen färbten sich leicht rot. "Sieh mich an, ich habe bereits drei Söhne und zwei Töchter, und wäre mein Mann nicht bei diesem Angriff gestorben dann wären es wahrscheinlich noch mal so viele.." Ihre plötzliche Fröhlichkeit war wie weggeblasen und Hitomi sah sie traurig an. "Das tut mir leid......" "Das muss es nicht. Es ist schon Jahre her. Es war meine Schuld, ich hätte ihn davon abhalten sollen nach Fanelia zu fahren. Aber nein, er musste ja diesen verdammten Guymilef sehen.." Hitomi wurde hellhörig, doch sie beschloss nicht weiter nachzufragen. "Ich gebe dir nur einen Rat, Liebes. Achte gut auf ihn oder er wird dir schneller genommen als du denkst." Sie griff in ihre Rocktasche und holte einen kleinen, schon etwas rostigen Schlüssel heraus. "So da wären wir. Fühlt euch ganz wie Zuhause. Und wenn ihr irgendetwas braucht dann lasst es mich wissen, ja?" "Ich danke Euch.." "Oh bitte, doch nicht so förmlich Kind. Nennt mich Oya, wie alle hier.." Sie hielt ihr die Hand hin und Hitomi nahm sie dankend an. "Ich bin Hitomi..." "Es freut mich, dich kennen zu lernen Hitomi...und wie heißt der junge Mann mit dem mürrischen Blick?" Sie musste unwillkürlich lächeln. Hitomi sah in Richtung Schenke, dort wo er sich wohl jetzt gerade befand. Obwohl sie trotz der vergangenen Nacht immer noch ein gewisses Maß an Furcht und Respekt ihm gegenüber verspürte, hoffte sie er würde bald zurückkommen... "Van...Sein Name ist Van...." Hitomi betrat das Zimmer, und als sie hörte wie Oya die Tür hinter sich schloss und eifrig an ihr vorbei rannte. "So, wie du siehst haben wir hier das Bett und ein paar Schränke, aber da ihr ja sowieso kein Gepäck dabei habt hat sich das ja erledigt.." Wieder lachte sie, und Hitomi sah sich neugierig um. Die Wände waren mit einer hellen. aber leider schon sehr alten Tapete bedeckt und hier und da hing ein Bild herab. Das Zimmer besaß nur ein Fenster, doch es war groß genug um das gesamte Licht der Sonne in den Raum zu lassen. Die Vorhänge wehten leicht in der abendlichen Brise und ihre Blicke wanderten zu dem großen Bett. Es gab weder ein Sofa noch eine andere Schlafmöglichkeit, und eines war sicher: Weder sie noch er würde auf dem harten Holzboden schlafen. Oya begab sich zu der angrenzenden Tür und öffnete sie. "Hier habt ihr einen kleinen Waschraum. Ich weiß, es ist alles nicht besonders luxuriös aber wir sind ja hier nicht im Palast von Asturia. Mein Mann und ich haben damals dieses Haus aufgebaut und den Gasthof gegründet, aber jetzt bleibt die ganze Arbeit an mir hängen. Nun ja, aber es macht mir immer wieder Freude solch jungen, verliebten Paaren zu begegnen. Da erinnert man sich an seine eigene Zeit. Aber was mach ich denn, ich rede wieder zuviel..." Ihr Blick fiel auf Hitomi, die mit langsamen Schritten auf das Bett zuging und sich setzte. Oya sah sie fragend an.. "Liebes, was hast du denn? Du siehst plötzlich so traurig aus. Soll ich...ach wie war noch mal sein Name..." "Nein! Ich meine....nein.. Ist schon in Ordnung, ich bin nur müde. Danke für alles." Sie nickte wissend. "Oh ja ich weiß, es drückt ziemlich auf den Rücken nicht? Glaube mir, ich habe das mehr als einmal mitgemacht aber sobald das Kleine erst einmal da ist wirst du dir noch hundert von ihnen wünschen. So, dann mach ich mich mal auf den Weg, die Arbeit ruft." Sie begab sich zur Tür und ließ nach wenigen Momenten Hitomi alleine zurück. Sobald die Tür zugefallen war griff sie unter ihr Kleid und holte das Hemd heraus und betrachtete es kurz. Dann, in einem kurzen Anfall von Wut, schleuderte sie es direkt in die Ecke. Wütend krallte sie ihre Finger in das frische Betttuch und kämpfte verbissen gegen die Tränen an, die in ihr aufsteigen wollten... "Was bildet er sich eigentlich ein...Ich bin doch nicht seine Puppe mit der er spielt und sie dann...einfach....wegwirft...sobald er sie nicht mehr braucht.." Hitomi fragte sich, wie sie eigentlich hier her gekommen war. Wie schnell ist das alles eigentlich geschehen? Sie würde lieber wieder Zuhause sein, dort wo man sie zwar hasste aber immerhin in Frieden ließ. "Alles was geschieht, hat einen Sinn..." sagte ihre Großmutter immer. Doch Hitomi fragte sich, wo hier der Sinn lag. Gefangen mit einem Mann, der sie bestenfalls mit einem herrischen Blick würdigte, das war also der Sinn dieser Reise? Hitomi hatte keine Ahnung wie sie ihm jemals wieder normal unter die Augen treten konnte ohne daran an diese eine Nacht im Wald denken zu müssen. "Du kannst kein Dämon sein....dazu bist du viel zu schön..." "Lügen.. Alles nur Lügen...." Seufzend stand sie auf und machte sich daran, die Laken zurück zu schlagen. Die Sonne war bereits schon hinter den Wäldern verschwunden und das abendliche Rot verschwand mit jeder Minute mehr und mehr. Sie begab sich in den Waschraum und zog das ohnehin schon verschmutze Kleid aus. Sie würde unbedingt ein neues Kleid brauchen.. Das Wasser, das anscheinend frisch in den Bottich geschüttet wurde war zwar kalt, doch nach diesem Marsch war es ihr egal. Das kühle Nass erfrischte sie und Hitomi rieb sich ihr Gesicht mit einem der weichen Handtücher trocken. Es kam ihr vor, als sein urplötzlich ein Luftzug durch das Zimmer gezogen... "Erwache....Erwache...." Erschrocken fuhr sie hoch und ließ das Handtuch fallen. Ihre Blicke wanderten hektisch durch den Wachraum, doch sie konnte niemanden sehen oder hören. Schnell rannte sie in den Schlafraum und blickte in jeden Winkel. Hitomi wusste, etwas war hier. Sie begab sich zum Fenster und schob mit zitternden Händen einen der schweren Vorhänge beiseite. Das gekippte Fenster ließ die Vorhänge leicht im Wind wehen und mit einem Ruck schloss sie es. Nichts...Erleichtert schloss sie die Augen und ging einen Schritt zurück. Hitomi schrie laut auf, als sie gegen etwas Hartes prallte. Sofort spürte sie eine Hand auf ihrem Mund während die andere an ihre Schulter glitt. "Du bist zu schreckhaft. Daran solltest du schleunigst was ändern...." Sichtlich unberührt über ihre zittrige Gestalt ließ Van sie los und begab sich zu dem Sessel, der in der hinteren Ecke des Zimmers stand. Ihre Atmung normalisierte sich und in einem weiteren Anfall von Wut fuhr sie herum und sah ihn zum ersten Mal seit sie ihn kannte mit funkelnden Augen an. "Wie kannst du mich nur so erschrecken! Lass das in Zukunft!" Van sah nicht einmal auf als sie ihn anfuhr, er löste den Gürtel der sein Schwert um seine Hüfte hielt und legte es auf die Kommode. Sie erkannte, dass neben dem Schwert Teller standen aus denen Dampf emporstieg. "Wie habe ich dieses Feuer vermisst. Pass auf oder du endest wieder unter mir....Komm lieber her und iss.." antwortete er sichtlich unbeeindruckt. Ihr Kopf begann zu glühen und sie wandte sich ab. "Ich...ich habe Stimmen gehört...deshalb habe ich mich so erschrocken.." Van antwortete nicht und Hitomi begriff, dass es ihn nicht interessierte was sie zu sagen hatte. Wieso sie sich überhaupt noch Mühe gab wusste sie nicht, ihr war doch schon immer eingebläut worden dass ihre Worte nicht besonders viel zählten. Langsam schritt sie in Richtung Essen. Der Geruch der Mahlzeit breitete sich unbarmherzig im Zimmer aus und ihr Bauch begann leise zu rumoren. Hitomi nahm den Löffel und begann gierig zu essen. "Was...was geht da draußen so vor sich?" fragte sie nach einer Weile um wenigstens ein wenig das ewige Schweigen das von ihm ausging zu brechen. Doch Van bückte sich und hob sein Hemd auf, ehe er genervt antwortete. "Kaum komme ich vom einen Tratscheck schickt man mich schon ins nächste..." "Entschuldige.." In diesem Moment fragte er sich, wieso sie sich für alles was sie getan hatte entschuldigte. Er konnte sie noch so anfahren und sie noch so anschweigen, sie gab jedes Mal sich selbst die Schuld. "Es wir bereits dunkel, leg dich schlafen. Wir brechen morgen früh auf.." "Wieso gibst du mir ständig Befehle?" fragte sie mit zusammengekniffenen Augen. Erstaunt über diese plötzliche vorlaute Ader sah er sie an. "Weil du meine Frau bist, deshalb. Ich werde mich noch etwas umsehen, du bleibst hier und gehst nicht hinaus und lässt auch niemanden hinein, verstanden?" Der Teller war bereits leer und seit langem fühlte sie sich wieder satt. Es war zwar nur wenig, aber für sie reichte es vollkommen. Schweigend ging sie zum Bett und schlug die Decke beiseite. Da sie kein sauberes Nachthemd hatte, musste sie wohl in ihrer Unterwäsche schlafen. Van begab sich zur Tür und nahm sein Schwert von der Kommode. "Befehle...Ihr könnt nur Befehle geben mehr nicht...Es interessiert euch nicht wie wir uns fühlen.. Noch nie..." flüsterte sie vor sich hin. Als er die Tür schloss beschloss Van so zu tun, als hätte er ihre letzten Worte nicht gehört. Ein einziger Gedanke geisterte in seinem Kopf herum, und der wurde durch die letzte Nacht nur noch intensiver. "Diese Frau ist ein einziges Geheimnis..." Er hatte ihr direkt in die Augen geblickt. Er hatte ihren Körper, der mit Narben und seltsamen roten Striemen übersäht war, gesehen.. Van fragte sich, welcher Tyrann einem solch hilflosen Wesen so schreckliche Wunden zugefügt hatte. Und er belog sich selbst als er sich einredete, er hätte ihre stummen Schreie nach Hilfe, die in ihren Augen mit jedem Blick funkelten, nicht gesehen......... Als die Tür mit einem leisen Klacken ins Schloss viel schloss Hitomi für einen kurzen Moment die Augen. Sie fühlte sich ausgelaugt, beinahe wie taub. Ihre Glieder schmerzten und mit Angst dachte sie an die Geschehnisse der letzen Tage zurück. "Ob Milerna noch am Leben ist?" fragte sie sich und hoffte, sie bald gesund wiederzusehen. Hitomi hatte den Angriff nicht real miterlebt, doch sie spürte die plötzliche Präsenz von Tod und Zerstörung die sich über das Lager warf. Etwas Böses war anwesend. Allein diese Stimme... "Zu schade .....kleiner Wurm bist...... nicht nachsagen ....unfairen Kampf besiegt.. wunderbaren Tod für dich ........dahin hoffe ich..." Sie hielt sich die Stirn als sie sich an das Echo der Stimme erinnerte. Es war wohl besser, nicht mehr darüber nachzudenken. Hitomi war machtlos, und das wusste sie. Und jetzt war sie hier, zusammen mit ihm. Vor wenigen Wochen noch war sie sich sicher, als Hure in Tavion zu enden. Doch ob das hier besser war, wusste sie nicht. "Für ihn bin ich eine Hure..." Die Müdigkeit übermannte sie, und Hitomi begab sich in Richtung Bett. Sie war sich sicher dass Van nicht vor Mitternacht zurück sein würde. Als sie sich auf die weiche Matratze entspannten sich ihre schmerzenden Glieder und als die Dunkelheit durch das Löschen der Lampe vollkommen herein brach wünschte sie sich, dass alles vielleicht nur ein Traum war. Doch wollte sie wirklich aufwachen und sich selbst wieder in der Hölle vorfinden? All diese Gedanken drifteten hinweg als sie die Augen schloss und die Decke um sich schlang. Ihr wurde warm, doch es war nicht dieselbe Wärme die sie vergangene Nacht gespürt hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich und wahrhaftig.. am Leben. Keine emotionslose, stumme Hülle die einfach nur da war und das tat was man ihr auftrug. Doch eines hielt sie zurück sich über dieses neue Gefühl zu freuen. Hitomi war sich der Tatsache bewusst, dass alles nicht real war. Es hatte keinerlei Bedeutung, es war nur ein einfacher Akt. Trotz allem war sie dankbar. Sie konnte sich daran erinnern, und diese Gedanken konnten ihr helfen am Leben zu bleiben. Sie lag auf der rechten Seite des Bettes, zusammengekauert wie ein kleines Kind. "Hört doch auf, das arme Ding bekommt ja noch Angst wenn ihr die ganze Zeit auf ihr herum reitet....." Sie wusste nicht mehr wer das gesagt hatte. Es war auch egal, doch diese Worte, die einem verängstigten kleinen Mädchen etwas Hoffnung gaben sollten auch jetzt, noch Jahre später, helfen. Vielleicht gab es ja doch noch etwas Gutes in dieser Welt für sie. Ein paar Tränen fanden den Weg auf das weiche Federkissen, doch Hitomi bemerkte es nicht mehr..... Oya betrachtete den jungen Mann fragend, als er mit festen Schritten aus dem hinteren Gang kam. Es war bereits Nacht, doch noch viele Gäste befanden sich in dem gemütlichen Gasthaus. Oya stand hinter der Theke und trocknete die Bierkrüge ab, die zuhauf auf der Spüle standen. Als Van an ihr vorbeischritt sah sie ihn mit einem Lächeln an. "Da scheint mir aber jemand noch gar nicht müde zu sein. Ihr seid den ganzen Tag unterwegs gewesen, hat man mir gesagt.." Widerwillig stoppte er und achtete darauf, nicht allzu unfreundlich zu klingeln. "Ich will mir nur etwas die Beine vertreten.." Wie sehr er es hasste so künstlich freundlich zu wirken... Oya lachte. "Ja, das könnt ihr hier unbesorgt tun. Unser Dorf wird gut beschützt, da kommen keine elenden Zaibacher herein. Aber lass die Kleine nicht so lange alleine, wie mir scheint hat sie irgendwie Angst." Van nickte nur und begab sich zum Ausgang. Das sie Angst hatte musste man ihm nicht sagen, das wusste er selbst. Die Frage war nur: Interessierte es ihn oder nicht? Er trat aus dem Gasthaus und sein Blick viel auf einen Karren vor ihm. Es war eine Art Marktstand, und darauf befanden sich mehrere Stoffe. Als er es näher betrachtete erkannte Van, dass es sich um Kleider handelte. Es war niemand weit und breit zu sehen und er fragte sich wieso ein Händler seine Ware nachts unbeaufsichtigt ließ. Kurzerhand griff er nach dem obersten Stück Stoff und ging unberührt weiter... Als er in der klaren Nachtluft wanderte erkannte er eine hohe Gestalt, die auf ihn zu kam. Alarmiert ging seine Hand an den Griff seines Katanas, doch als er die Person erkannte sah er erleichtert auf. "So spät noch unterwegs, Fremder?" Tarek reckte den Hals und stampfte seine Lanze in den weichen Boden. "Endlich fertig. Diese Schichten bringen mich noch irgendwann um. Wo habt Ihr den Eure Teuerste gelassen?" "Sie schläft..." antwortet er gedämpft. Tarek sah ihn lächelnd an. "Ja, das ist gut. Meine gute Erila hat auch den halben Tag verschlafen als sie damals schwanger war.." Van nickte nur und sah sich prüfend um. Es war seltsam, in dieser Zeit der Tyrannei und Rebellion gab es wohl doch noch Menschen die von all dem Bösen verschont blieben. "Habt ihr in letzter Zeit Soldaten des Black Dragon Clans hier gesehen?" fragte er schließlich. Tarek sah ihn verwundert an. "Black Dragon Clan? Nein. Die kommen hier nicht her, sie beachten uns eigentlich kaum. Außer vor einigen Tagen, da war so ein komischer Kerl hier. Hat irgendetwas von einem Angriff gefaselt, auch irgendein Dorf nahe Pallas.. Ich glaube Tavion war es, genau." Van erschrak...... "Man hat mich....an eines der Bordelle in Tavion verkauft..." Sein Griff um das Kleid, das er in Händen hielt wurde stärker.. "Er sagte das fast die gesamte Zaibacher Armee dort rumlaufen würde. Der Gute schien ziemlich getroffen..." "Wer war dieser Mann? Ist er noch hier?" fragte Van plötzlich energisch. "Immer ruhig, mein Freund." antwortete Tarek beschwichtigend. "Ja, er ist noch hier, denke ich. Aber wieso willst du das wissen?" "Wo ist er?" "Soweit ich es weiß wohnt er mit seinem Anhang im Gasthaus hinten am Hangar.." "Hangar? Ihr habt einen Hangar?" Stolz hielt Tarek seine Lanze fest. "Natürlich. Dort hinten, du kannst ihn vielleicht erkennen. Wir haben zwar nur drei Guymilefs, aber die haben's in sich.." Van ging an ihm vorbei und begab sich schnellen Schrittes in Richtung Norden, dort wo er den Schatten des großen Hangars schon leicht erkennen konnte. Tarek rief ihm noch etwas hinterher, doch Van achtete nicht darauf. Sein Gefühl sagte ihm das dieser Jemand, der anscheinend aus Tavion kam, wichtig für ihn sein könnte. Egal wer er war, er musste es wissen.... "Wo ist sie?" Hektisch begann Quilla auf und ab zu rennen als sie denn riesigen Mann vor sich stehen sah. Lady Thaleia schien im Gegensatz zu ihr vollkommen ruhig. Sie bat den Mann herein und bot ihm einen Platz an. Dankend nahm er ihn an und setzte sich nieder. Dann wandte er sich wieder an Lady Thaleia. "Wo ist sie?" "Wen meint Ihr, mein Herr?" "Ich würde gerne sehen, was ich Euch vor vielen Nächten gebracht habe.." Quilla schlug die Hände über dem Kopf zusammen und begann, vor sich hinzustottern. "Oh Himmel, mein Herr es...es tut mir so leid Euch dies sagen zu müssen...aber...sie..." Folken hob die Hand und Quilla verstummte. Lady Thaleia sah ihn ausdruckslos an. "Sie ist weg....Es tut mir leid Euch darüber so informieren zu müssen aber...sie ist weggelaufen." Folken zeigte keinerlei Regung, wusste er doch schon längst von diesem Vorfall. Er sah zur Schenke und erkannte eine junge Frau, die eifrig den Tresen abwischte. "Wer ist das?" fragte er und deutete auf sie. Quilla, erleichtert über diesen Themenwechsel, ergriff sofort das Wort. "Das ist Ethiél, eine unserer schönsten. Wenn ihr Interesse habt dann.." "Nein. Sagt, wie lange ist es her seit sie verschwunden ist?" "Ungefähr eine Woche jetzt. Es geschah an dem Abend an dem ein Soldat sie ziemlich grob angefasst hatte..." erzählte Lady Thaleia. Folken wurde hellhörig. "Und was passierte dann?" "Sie hat sich undiszipliniert verhalten, deshalb haben wir sie hinauf geschickt. Als wir am nächsten Morgen nach ihr sehen wollten war sie verschwunden.. Ich habe keine Ahnung wie sie das geschafft hat. Es ist einfach.. unglaublich. Niemand springt freiwillig aus solch einer Höhe." Er sah Quilla an und die ältere Frau wandte sich schmerzvoll unter seinem prüfenden Blick. "Ich habe Euch gesagt ihr sollt sie nicht anfassen, aber Ihr habt Euch meiner einzigen Anweisung widersetzt." Woher er davon wusste, sollte den Frauen ein Rätsel bleiben. Ethiél blickte von ihrer Arbeit auf und sah den Mann mit dem schwarzen Umhang fragend an. Er erhob seinen Blick und sah ihr direkt in die Augen. Sie erschrak, als sie ihn ansah.. Sie kannte diesen Blick.. Dieser kalte und dennoch so emotionsvolle Blick. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Nur bei jemand anderem...Für einen Moment glaubte sie, sie sei gefangen. Doch als er seine Augen abwand war sie erleichtert... "Dieses undankbare Weib hat wirklich keine Anstand.." sagte nun Quilla und schüttelte den Kopf. "Ihr habt absolut keine Ahnung wo sie sein könnte, nicht wahr?" fragte Folken. Lady Thaleia schüttelte mit dem Kopf. "Glaubt Ihr sie ist zurück nach Chatal?" Folken schüttelte den Kopf und stand auf. Es war sinnlos hier nach Hinweisen zu suchen, das war ihm jetzt klar geworden. Er musste wohl andere Geschütze ausfahren um an sie zu kommen. Ein weiteres Mal blickte er zu Ethiél, doch sie schien wieder in ihre Arbeit vertieft. Er begab sich zum Ausgang und nickte Lady Thaleia dankend zu. "Wenn ich Euch einen Rat geben darf, Lady.. Verlasst diese Stadt so schnell wie möglich.." Fragend blickte sie ihn an als sie ihn zur Tür begleitete. "Wieso?" Folken überlegte sich seine Antwort gut, doch er wollte nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben sehen.. "Tut einfach, was ich Euch sage.. Ich bitte Euch inständig darum..." Lady Thaleia konnte nur nicken und sah ihm hinterher, wie er in der Dunkelheit verschwand. "Was hat das zu bedeuten? Was erlaubt ihr euch! Was fällt euch ein einfach in unseren Palast einzudringen!" Eries verlor beinahe die Beherrschung als sich der Kommandant der Zaibacher Armee vor sie stellte und sie grinsend ansah. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand das er ihr vor die Füße warf. Eries sah ungläubig auf das mit schwarzer Tinte beschriebene Papier und erkannte das Siegel, das in rotem Wachs am unteren Rand eingebrannt war.. "Was..." Dilandau sah ihr vergnügt zu. "Das hier geben wir euch mit Freuden zurück. Ich denke wir haben dieses dämliche Getue lang genug ertragen." Eries konnte nicht glauben, was sie da hörte. Mit zittrigen Händen hob sie das Papier auf und starrte mit leeren Augen auf das Siegel. "Wieso.. tut ihr das..." "Sagt dem König dass wir uns Bereiterklären euch zu verschonen wenn ihr kapituliert und euch freiwillig ergebt."" "Wir sind Verbündete! Laut diesem Vertrag sind wir Verbündete, das ist ein Friedensabkommen!" schrie sie verzweifelt, doch Dilandau sah sie nur ungerührt an. Er hob seine Hand und berührte leicht ihre Wange ehe er sich gefährlich nahe an sie heran beugte. Eries wagte es nicht, sich zu bewegen. "Liebste Prinzessin. Erkennt eines endlich an...Ich bin hier um Euch zu sagen, das dieser Friedensvertrag....nun nicht mehr existiert..." Sie riss die Augen auf und schüttelte ungläubig den Kopf, ehe sie seine Hand wegschlug. "Ihr seid ein Verräter!!" rief sie und ihre Stimme hallte in der großen Thronhalle des Königs von Asturia wieder. "Das mag sein. Aber keine Sorge, ihr werdet euch nicht länger mit mir abgeben müssen. Ich werde jetzt da raus gehen und meinen Männern mit Freuden befehlen Euer verdammtes Volk niedermetzeln.." Er lachte laut auf, und die Soldaten die hinter ihm standen und das Banner Zaibachs voller Stolz präsentierten konnten sich beim Anblick der gebrochenen Prinzessin ein Grinsen nicht verkneifen. Eries konnte ihre Tränen nur mit Mühe zurückhalten.. Dilandau deutete seinen Männern an, den Palast zu sichern. Einige bahnten sich ihren Weg in die obersten Stockwerke und Eries sah ihnen machtlos hinterher.. "Ihr habt uns verraten. Als Freunde getarnt seid ihr in unser Reich eingedrungen.. und jetzt...wollt ihr uns besetzen..." Dilandau drehte sich gelangweilt um. Es gefiel ihm, wie sie sich an der Säule stütze und ungläubig zu Boden starrte. "Nun so sind wir eben." antwortete er ehe er sich an de Soldaten zu seiner Linken wandte. "Miguel, ist mein Guymilef einsatzbereit?" "Ja, Kommandant. General Folken hat den Befehl zum Angriff gegeben.." "Ausgezeichnet...Leider kann ich mich nicht persönlich beteiligen.. Dank an Adelphos, dieser Ignorant..." Dann wandte er sich erneut an Eries. "Ach ja, Prinzessin...Eure liebe Schwester kann wirklich schnell rennen. Ich frage mich ob Ihr genauso schnell seit wenn Ihr wissen würdet dass der Tod hinter Euch her ist..." Er ließ eine geschockte Eries zurück und zog mit seinen Männern ab. Sie hielt das Papier verkrampft in ihren Fingern und starrte dem Mann in der roten Rüstung ungläubig nach.. "Milerna..." flüsterte sie ehe sie zusammenbrach und ihren Tränen freien Lauf ließ. Kurze Zeit später hörte sie Schreie, die aus dem oberen Stockwerk hinab zu ihr drangen. Von diesem Moment an wusste Eries, dass sie verloren hatte... Was die Zukunft für sie brachte, wollte sie gar nicht wissen.. "Vater.. wieso nur.. Wieso nur hast du ihnen vertraut...Sie werden uns vernichten.." Eries ahnte nicht, dass ihr Vater in dem Moment als Zaibacher Soldaten sein persönliches Gemach stürmten wusste, dass er hintergangen wurde.. Sekunden später begannen die erster Häuser in Pallas zu brennen.... Van achtete nicht auf die Blicke, die man ihm zuwarf als er sich den Weg zu dem Hangar bahnte. Er kannte nur ein Ziel, und das war den Fremden aus Tavion ausfindig zu machen. Die Nacht war kühl, doch trotz seines luftigen Hemdes fror er nicht. Die Bewohner von Bardon, die noch auf den Strassen waren sahen ihn misstrauisch an. Er erinnerte sich an Hitomis Worte über sein Schwert. Er musste zugeben, dass sie recht hatte. Es war nicht gerade die feine Art ständig bis an die Zähne bewaffnet in einem solch friedlichen Dorf herumzulaufen. Doch der Gedanke sein Schwert abzulegen kam für Van gar nicht in Frage. Sein Schwert war sein Leben. Seine Schulter schmerzte noch leicht, er wusste es würde eine weitere Narbe zurückbleiben. Er erinnerte sich wie sie seine Wunde verbunden hatte. Sie hatte auch nach dem blauen Zeichen gefragt. Sie hatte das Mal bemerkt, es aber nicht mit der seltsamen Abneigung betrachtet wie alle anderen... Das überraschte ihn nicht, alle Frauen die er bis dahin kannte hatten ihn über die seltsame Tätowierung ausgefragt. Er gab ihnen niemals Antwort.. Er hatte es jemandem versprochen, niemals darüber zu sprechen....Doch ihr wollte er es, aus welchem Grund auch immer, erzählen. Aber sein Verstand hielt ihn zurück.. Schließlich kam er an dem Hangar an, der ihn aber eher an eine überdimensionale Scheune erinnerte. "Diese Leute sind wirklich keine Krieger..." dachte er als er an dem Hangar vorbeischritt und einen kurzen Blick hinein warf. Die Tür war ein wenig offen und er konnte einen Guymilef erkennen, der wohl schon zu viele Schlachten erlebt hatte. Er sah nicht das Luftschiff, dass man ebenfalls im Hangar versteckt hatte.. Kopfschüttelnd wandte Van sich ab und suchte nach einem Gasthaus. Es war nicht besonders schwer es ausfindig zu machen denn das riesige Schild das über der Tür prangte war nicht zu übersehen. Mehrere Männer standen außen und sahen ihn argwöhnisch an, doch Van ließ sich von ihren Blicken nicht provozieren. Das schon ältere Haus aus rotem Backstein sah schon ziemlich heruntergekommen aus, doch aus dem Kamin stieg ununterbrochen Rauch hervor und durch die geöffneten Fenster konnte man munteres Treiben im Inneren beobachten.. Ohne weiteres trat Van ein. Die lauten Stimmen der anwesenden Menschen, die sich an ihren Tischen ausgelassen unterhielten, dröhnten nur so in seinem Kopf. Die Luft war stickig vom Rauch der Pfeifen und er hoffte diesem Geruch bald zu entgehen. Es waren nur noch wenige Plätze frei, doch Van hatte nicht vor sich einen gemütlichen Abend in einem Gasthaus zu machen... Am Ende des Raumes befand sich eine Art Bühne, und eine Frau sang mit hauchender Stimme Lieder über die alte Zeit, bevor es noch keinen Krieg gab. Sie sang von der ewigen Liebe eines Kriegers zu einer Tempelpriesterin, eine der alten Sagen die Mütter ihren kleinen Töchtern erzählten um sie in eine verträumte Welt eintauchen zu lassen. Das Ende erzählten sie jedoch nie... Die Frau sang in der alten Sprache Gaias, die heute nur noch in wenigen Ländern gesprochen wurde. Van verstand jedes einzelne Wort... ~*~ How can I think I'm standing strong, Yet feel the air beneath my feet? ~*~ Kurz dachte er an Hitomi, sie würde bestimmt wütend sein dass er sie so lange alleine gelassen hat. Doch er hatte keine Verpflichtung ihr gegenüber, also wieso sich darüber Gedanken machen? Er ging zu dem Mann hinter der Theke. Der kam automatisch auf ihn zu und stellte ihm einen Krug Wein hin. "Hier mein Junge, du siehst aus als könntest du es gebrauchen.." Der alte Wirt lachte und sein dicker Bauch schien bei jeder Bewegung mit zu hüpfen. Van rührte den Krug nicht an. "Ich suche einen Reisenden aus Tavion. Ist einer hier?" Der Wirt sah ihn leicht konfus an. "Wieso willst du das wissen?" "Das ist meine Sache...Jetzt sag schon, ist er hier oder nicht!" antwortete Van ungeduldig. Ehe der sichtlich verwirrte Wirt antworten konnte ertönte eine belustigte Stimme hinter dem jungen Krieger. "Ich frage mich wann du dir endlich mal einen Kamm zulegst und diesen Busch kämmst..." Für einen kurzen Moment schloss Van die Augen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er drehte sich um und sah dem hochgewachsenen Mann mit dem Pferdeschwanz ins Gesicht. "Du lebst also doch noch...." "Wie man sieht erfreue ich mich bester Gesundheit..." antwortete er grinsend. "Als ich hörte ein Reisender aus Tavion wäre hier habe ich mir schon gedacht dass du es bist..." "Ich glaube wir haben denselben Weg, Drache..." Dryden klopfte seinem jungen Freund auf die Schulter und sah ihn plötzlich ernst an. "Wir müssen reden..." Der Wirt, immer noch sichtlich verwirrt, sah den beiden Männern nach wie sie sich in eine Ecke des Gasthauses verkrochen und nun zusammen an einem Tisch saßen... "Was führt dich hierher?" fragte Dryden verwundert. Van sah ihn ausdruckslos an. "Wieso du hier bist erscheint mir wichtiger....Was ist passiert?" Dryden senkte den Kopf und suchte eine Weile nach den richtigen Worten. Er achtete darauf nicht zu laut zu sprechen. "Sie werden uns angreifen.. Die gesamte Stadt wird dem Erdboden gleich gemacht. Als wir geflohen sind habe ich gesehen, wie sie begonnen haben die ersten Häuser in Brand zu stecken.." In Van kroch die Wut hinauf. Er hatte geahnt, dass dies geschehen würde.. "Unser Lager ..ist zerstört..." "Ich weiß....Es ist furchtbar.." "Diese Mistkerle werden bezahlen, das schwöre ich.." "Zügle deine Wut.. es bringt nichts.." Beinahe achtlos ging Drydens Blick über das Stück Stoff, doch dann sah er erneut hin. "Was ist das? Hast du vor, Frauenkleider auszuprobieren?" Van sah ihn stirnrunzelnd an, dann erinnerte er sich an das Kleid das er sich von dem Stand "geborgt" hatte. Immer noch hielt er es in seiner Hand. "Nein.. das ist nicht für mich..." antwortete er leise. "Ach nein, für wen denn dann?" "Das tut jetzt nichts zur Sache. Wie bist du hierher gekommen? Wir haben einen ganzen Tagesmarsch gebraucht um Bardon zu erreichen, wie konntest du vor uns hier sein?" "Wir?" Er hatte sich verraten. Jetzt gab es kein Zurück mehr, er musste Dryden von Hitomi erzählen. "Sag mir zuerst wie du..." "Luftschiff. Glaubst du etwa ich würde laufen? In meinem Alter?" lachte er. "Wo ist es?" "Im Hangar. Die Leute hier sind so freundlich dass es einen schon wundert. In dieser Zeit gibt es nicht viele die Fremden solche Gastfreundschaft erweisen.." Van nickte und schwieg. "Wer ist wir?" fragte Dryden nun. Widerwillig begann Van zu sprechen. "Ich bin nicht alleine hier...." "Das habe ich bemerkt. Nur weiter..." antwortete Dryden mit einem Lächeln. "Nun...eine Frau...ist bei mir.." Ungläubig blickte Dryden ihn an. "Das ist nicht dein ernst. Du, zusammen mit einer Frau, hier ?Mein lieber Junge, hast du etwa das Interesse am Heiraten gefunden?" neckte Dryden. "Red keinen Unsinn..." meinte Van spitz und verschränkte die Arme vor der Brust. Dryden lehnte sich zurück und sah ihm amüsiert zu." "Entschuldige es ist einfach nur unglaublich...Du, länger als eine Nacht zusammen mit einer Frau..." "Es ist nicht so wie du denkst..." versuchte er zu erklären aber Dryden winkte ab. "Ich mache nur Scherze. Es geht mich ja nichts an, was du mit dem Mädel so treibst. Aber trotzdem, kennen lernen würde ich sie gerne..." Um von diesem für ihn unangenehmem Thema abzulenken fragte Van erneut nach. "Wo willst du jetzt hin?" "Ich hatte eigentlich vor in den nächsten Tagen in Richtung Freid aufzubrechen." "Freid ist bestimmt voll mit Zaibacher Truppen. Wir können uns nicht nahe an sie heran trauen.." "Keine Sorge, dafür habe ich schon vorgesorgt. Meine kleine Truppe und ich sind startbereit, wir werden dann wohl bald aufbrechen .Es ist gefährlich, zu lange an einem Ort zu bleiben..." Eine Weile herrschte Stille, ehe Dryden es wagte ein heikles Thema anzusprechen. "Sind Allen...und Milerna noch am Leben..?" "Ich weiß es nicht. Wir wurden getrennt...Während des Angriffes..." Seine Stimme schwang vor Bitterkeit und Hass auf die Zaibacher. Dryden senkte betrübt den Kopf. "Wie ist ihr Name?" "Wessen Name..." "Der Name der Frau, der du sogar schon Geschenke kaufst..." Genervt schüttelte Van den Kopf und stützte diesen in seine Hände. ~*~ How can happiness feel so wrong? How can misery feel so sweet? ~*~ "Hitomi..." "Was?" "Hitomi...das ist ihr Name..." antwortete Van leise. Dryden nickte nachdenklich. Er schien für einen Moment eifrig nachzudenken. "Interessant....Nun gut, ich denke es ist an der Zeit zu Bett zu gehen. Wir haben noch eine lange Reise vor uns." Dryden stand auf und Van tat es ihm gleich. "Ich bin froh, dich am Leben zu sehen.." sagte er schließlich zu Van und klopfte ihm ein weiteres Mal auf die Schulter. "Wir treffen uns morgen...." Van nickte und zusammen gingen sie in Richtung Treppe, die in die oberen Schlafräume führte. "Glaube mir, du wirst deine Rache schon bald bekommen. Aber du solltest immer daran denken, dass es auch dann nicht vorbei sein wird.." Van wandte sich ohne Worte ab und ging. Dryden sah ihm verwundert hinterher.. ~*~ How can you let me watch you sleep, Then break my dreams the way you do? ~*~ "Hitomi. Ich bin gespannt ob sie der Grund ist weshalb du so....verwirrt bist..." Er schritt die Treppe hinauf um sich schlafen zu legen. Der Morgen nahte und Dryden hoffte, nicht das in Freid vorzufinden was er befürchtete. Doch zuerst wollte er wissen, ob er mit seiner Vermutung recht hatte. Nun, er würde bis zum nächsten Morgen warten müssen. Die Tür zu dem Zimmer ging mit einem leisen Knirschen auf. Der gesamte Raum wurde vom fahlen Licht des Mondes erhellt und sein Blick glitt in Richtung Bett. Und dort lag sie, zusammengekauert und ruhig atmend. Ihre Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen und als er langsam auf sie zuschritt, hob er das blaue Kleid hoch und legte es auf die Kommode neben dem Bett. Sie zuckte für einen kurzen Moment, und ehe er sich versah öffnete sie die Augen... Als sie ihn erkannte konnte sie nur leise flüstern.. "Was..." "Schlaf weiter..." sagte er und obwohl er sich bemühte so ernst wie möglich zu klingen kamen seine Worte sanfter aus seinem Mund als er es beabsichtigte. Hitomi sah mit halb geschlossenen Augen auf den Gegenstand den er auf die Kommode gelegt hatte. "Was ist das?" fragte sie mit müder Stimme und Van musste zugeben dass ihn ihre unter der Decke verborgene Form wieder auf Gedanken brachte, denen er schon einmal verfallen war. "Dein Kleid ist zerrissen.." Das blaue Stück Stoff schimmerte leicht im Licht des Mondes und Hitomi erinnerte sich, dass sie noch nie etwas so schönes von jemandem bekommen hatte. Außer ihrer Kette... "Danke..." Plötzlich fuhr sie sich mit ihrer Hand über ihre Wange, da sie dort einen brennenden Schmerz spürte. Sie erschrak etwas als sie die nassen Stellen berührte. Beschämt wischte sie ihre Wangen ab und sah ein weiteres Mal auf das Kleid. Es war seltsam, das musste sie zugeben. Sich so sehr über ein belangloses materielles Ding zu freuen. Hitomi ließ sich zurück in die Kissen sinken und schloss wieder die Augen. Sie war erschöpft und hoffte, wenigstens diese Nacht in Ruhe zu verbringen.. Van wusste nicht, dass er sie aus einem Traum gerissen hat als er in das Zimmer trat. Sie war ihm im Stillen dankbar, denn so wie es aussah wollten die wahrhaftig schrecklichen Bilder erst noch kommen.. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie schlang die Decke enger um sich und spürte die Wärme um sie herum. Van begab sich auf die andere Seite und zog sich sein Hemd aus. Als er sich der ganzen Schützer und Gürtel entledigt hatte betrachtete er das Bett und überlegte kurz ob es eine gute Idee war hier zu schlafen. Doch schließlich übermannte auch ihn die Müdigkeit und er schlug die Decke vorsichtig beiseite. Hitomi bewegte sich kurz, doch Momente später rührte sie sich nicht mehr. Van sah wie ihre Haare ausgebreitet auf dem Kopfkissen lagen und er verspürte den seltsamen Drang, sie zu berühren. Er schüttelte den Kopf, legte sich nieder und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er lauschte ihrer regelmäßigen Atmung und er schloss die Augen. Das rhythmische ein und ausatmen lullte ihn nach einer Weile in eine Art Dämmerzustand. Doch nach einer Weile wurde seine Ruhe gestört. Hitomi wälzte sich einige Male unruhig umher, ehe sie mit ihrem Gesicht zu seinem gewandt liegen blieb. Van schlug die Augen auf und sah direkt in ihr immer noch bleiches Gesicht. Lange sah er sie an und wusste nicht wohin mit seinen Gedanken. Er war zu verwirrt um klar nachzudenken, und die Nacht stand immer noch in voller Blüte. Ihre Hand ruhte ausgestreckt neben ihrem Kopf und Van betrachtete ihre langen Finger. Er erinnerte sich wie es sich anfühlte ihre Hände auf seiner Brust zu spüren... "Hör auf damit..." ermahnte er sich selbst und atmete tief ein. Dann, wie durch Instinkt ,hob er seine Hand und wollte sie auf ihre legen. Van wusste selbst nicht was ihn dazu trieb, doch im letzten Moment, bevor seine Hand ihre berührte, hielt er inne. Van besann sich und erinnerte sich, dass sie für ihn doch nur ein Mittel zum Zweck war. Er hatte andere Dinge zu tun als. Er wusste nicht einmal, wie man es nannte was er da tat. Seufzend nahm er seine Hand zurück und legte sie auf seinen Bauch. Lange noch lag er wach und versuchte, zu schlafen. Er atmete ihren Duft ein und hoffte, dass der Morgen bald kommen würde.... Als er endlich die Augen schloss war Van nicht bewusst, dass er eben nahe daran war einen seiner Grundsätze zu verletzen.. Ob er wollte oder nicht, er begann langsam, wenn auch unterbewusst, etwas für diese Frau zu empfinden.. Nur was es war, das sollte ihm erst später bewusst werden. Doch ob es dann schon zu spät sein wird, dass wissen nur die Götter.... ~*~ How can I have got in so deep? Why did I fall in love with you? ~*~ Es war dunkle Nacht, als er neben sich eine leichte Regung verspürte. Verschlafen öffnete er die Augen und fragte sich, was ihn in seinem Schlaf störte. Doch als sein Blick schärfer wurde und er sich langsam an das Licht des Mondes gewöhnte, das den Raum erfüllte, bemerkte er etwas neben sich. Etwas weiches.. warmes... Ein inzwischen ihm sehr bekannter Duft stieg in seine Nase und Van erkannte einen von honigblondem Haar bedeckten Kopf, der direkt an seiner Schulter ruhte. Er fragte sich, wie sie dorthin gekommen war. Sie waren beide schnell eingeschlafen, diese Positionsänderung muss sich also im Schlaf zugetragen haben. Sie hatte beide Hände schützend vor ihre Brust gelegt und Van beobachtete fasziniert, wie sie durch den leicht geöffneten Mund ein und ausatmete. Sein rechter Arm lag ausgestreckt neben ihrem Kopf und zum ersten Mal wurde ihm der Kontrast zwischen seiner und ihrer Hautfarbe bewusst. Ihre Haut war hell, beinahe wie Porzellan und sah im Gegensatz zu seiner dunklen Haut beinahe blass aus. Van erinnerte sich, wie er sie kurz vor dem Angriff auf das Lager in seinem Zelt vorgefunden hatte .Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als er spürte, wie sie sich leicht bewegte. Ihr Kopf presste sich regelrecht an seine Brust und mit einem tiefen Seufzer atmete sie ein und zog die Decke näher an sich. Die Tatsache dass sie ihm wieder näher war als er es ertragen konnte traf ihn mit einem Mal. Verzweifelt versuchte er sich nicht an die vergangene Nacht zu erinnern, doch jedes Geräusch das sie von sich gab und jeden Bewegung die sie tat waren in seinem Gedächtnis fest verankert. Van beschloss, dem ein Ende zu machen und drehte sich mit ruckartigen Bewegungen auf die andere Seite des Bettes. ~*~ This is the nearest thing to crazy I have ever known, I was never crazy on my own... ~*~ Hitomi wurde unsanft durch einen leichten Stoß geweckt. Die wohltuende Wärme, die sie die ganze Zeit über in ihrem Schlaf gespürt hatte war verschwunden. Durch das fahle Licht erkannte sie nur noch, wie sich der Mann neben ihr umdrehte und sich an die entgegengesetzte Seite des Bettes legte. Sie bemerkte, dass sie beinahe in der Mitte der Matratze lag, doch wie sie dort hingekommen war wusste sie nicht mehr genau. Irgendwann, inmitten der Nacht spürte sie etwas warmes neben sich und instinktiv drehte sie sich zu der Quelle der Wärme. Mit ausdruckslosen Blicken starrte sie auf seinen Hinterkopf, der von dichtem schwarzem Haar übersäht war. Sie wollte ihm nicht zu nahe treten und schämte sich für ihre Tat. Als sie sich sicher war er würde wieder fest schlafen richtete sie sich auf und sah sich suchend um. In der hinteren Ecke des Zimmer entdeckte Hitomi eine kleine Decke und mit leisen Bewegungen stand sie auf. Sie nahm die Decke hervor und setzte sich in den Sessel, der neben der Kommode stand. Die Decke fest um sich geschlungen schloss sie die Augen und schlief wenig später ein.... Van kniff die Augen zusammen und wandte somit seinen Blick von ihrer schlafenden Form ab. "Immerhin, jetzt gehört das Bett mir....Soll mir nur recht sein..." Er streckte sich und versuchte, erneut einzuschlafen.. Van konnte sich einreden was er wollte, doch er kam an einer Tatsache nicht vorbei: Das es ihm wesentlich besser gefallen hatte als sie noch hier bei ihm lag. Und das nicht nur weil er immer noch dieses Verlangen nach ihr hatte. Es war etwas anderes, doch er wusste nicht genau was es war. "Das ist absurd..." dachte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Nur weil sie nicht neben mir liegt, heißt das nicht dass ich sie nicht beschützen kann...." Bevor Van überhaupt wusste was er da dachte übermannte ihn erneut der Schlaf und mit Schrecken ließ er seine vorherigen Gedanken im Bruchteil einer Sekunde Revue passieren. "Moment..Beschützen?" ~*~ And now I know that there's a link between the two, Being close to craziness and being close to you.. ~*~ "Freid. Wie habe ich dieses sympathische Drecksloch vermisst.." Der rote Guymilef stapfte mit donnernden Schritten durch die Hochebenen von Freid, hinter ihm mehrere schwarze Guymilefs. Das Tor zur Stadt der Mönche wurde ohne weiteres geöffnet, da sich Freid seit geraumer Zeit schon unter der Kontrolle von Zaibach befand. Godashim, Freids Hauptstadt, war nicht länger das Herz des Herzogtums. Es hatte sich eher in ein Besatzungslager verwandelt... Endlich kamen die Guymilefs zum Stehen. In der Mitte des Marktplatzes hatten sie eine Art Hangar errichtet ,in dem mehrere Guymilefs und Luftschiffe angesiedelt waren. Als Dilandau aus seinem roten Guymilef stieg erkannte er schon die hochgewachsene Person, die sich ihm näherte. "Willkommen in Freid, Kommandant..."antwortete eine raue Männerstimme. Seltsam grinsend blickte Dilandau den Mann vor ihm an. "Welch Freude Euch wiederzusehen...General Adelphos..." "Ich hoffe Ihr habt gut Nachrichten, Dilandau..." Mit diesen Worten deutete Adelphos ihm an, mitzukommen. Missmutig gehorchte Dilandau. Zusammen schritten sie über den ehemaligen Marktplatz in Richtung Palast. "Wir haben ihr jämmerliches kleines Lager dem Erdboden gleich gemacht. Sie haben sich ziemlich gut versteckt doch ich finde sie überall.." lachend warf Dilandau den Kopf in den Nacken und ergötzte sich an seinen eigenen Taten. "Habt ihr auch ihn getötet?" fragte nun Adelphos und beobachtete fasziniert, wie Dilandaus Miene begann noch übel gelaunter zu werden. "Dieser miese Bastard ist mir entwischt..." presste er hervor. Adelphos wollte schon resigniert weitergehen als ihn ein leises Lachen zurückhielt. "Was ist so lustig, Kommandant.." betonte er mit Nachdruck. Dilandau sah ihn, immer noch grinsend, mit wissendem Gesichtsausdruck an. "Wie mir scheint habe ich einen Weg gefunden seinen Tod noch schöner zu gestalten.." "Sprecht.." "Sagt, General.. Wo befindet sich Escaflowne?" "Das dürfte nicht in Eurem Interesse liegen.." "Oh doch. Ich würde ihn mir zu gerne einmal ansehen bevor ich ihn zu Kleinholz verarbeite.." "Ihr hofft umsonst, Dilandau.. Er wird ihn niemals bekommen. Ihr werdet Euch wohl damit abfinden müssen niemals gegen ihn kämpfen zu können..." "Das glaubt Ihr doch selbst nicht..." Dilandau beugte sich zu Adelphos und sah ihn grinsend an. "Er wird ihn sich holen und dann werden wir sehen, wie lange er durchhält. Außerdem scheint mir gibt es da etwas das er ganz dringend beschützen muss.. und ich rede nicht von diesem Katzenvieh das immer um ihn herum tänzelt..." Interessiert horchte Adelphos auf, während sie nun das Tor zum Palastgarten durchquerten. "Was habt Ihr gesehen..?" "Ich war gerade so schön dabei das gesamte Lager auszuräuchern als ich diesen miesen kleinen Dreckshund sah, wie er mit einem Weib im Arm davongerannt ist wie eine Ratte vor der Katze..." "Eine Frau?" wiederholte Adelphos. Dilandau nickte und begann erneut zu lachen. "Der Gedanke, dass sich dieser Hund im Bett mit einer solchen Frau wälzt ist geradezu ekelhaft..." General Adelphos hörte nicht weiter auf Dilandaus abwertende Worte dem König von Fanelia gegenüber. Stattdessen dachte er über den tieferen Sinn des gerade erwähnten nach.. Er musste wissen, wer die Frau war die seit neustem an der Seite des Feindes verweilte. Er hatte überall seine Spione, und Adelphos war sich sicher er würde die Identität der Frau schon bald kennen .Jede Information war von Nutzen. "Was ist mit Shezar?" "Keine Ahnung, dieser Feigling hat als erster die Flucht ergriffen. Genauso wie seine Männer. Alle die wir getötet haben waren eigentlich nur...wie sagt man...kleine Fische..." Wieder grinste Dilandau und Adelphos beschloss, keine weiteren Fragen zu stellen. Er war zwar sein General, doch das was Dilandau an Erfahrung und Dienstgrad fehlte machte er mit seinem Wahnsinn wieder wett. "Sagt, wo ist denn das kleine Herzoglein? Im Kerker?" "Prinz Chid befindet sich in seinen Privatgemächern und wird rund um die Uhr bewacht. Es liegt mir fern einen kleinen Jungen ins Verlies zu werfen. Er hat keine Ahnung was passiert..." Gelangweilt nickte Dilandau und berichtete Adelphos weiterhin von den Geschehnissen der vergangenen Tage.. Die Flammen hatten beinahe schon alles zerstört...Die Todesschreie der Sterbenden waren längst verklungen.. Das Leben war ausgelöscht.. Es roch nach verbranntem Fleisch und der Schatten des Todes breitete sich im ganzen Land aus.. In den Trümmern des Palastes kauerte ein kleines Mädchen an einen Säule gelehnt und weinte. "Wieso habt ihr mich alleine gelassen? Wo sind alle? Wo bist du? Ich habe Angst..." Mit ihren katzenähnlichen Ohren hörte sie plötzlich ein leises Geräusch aus Richtung Norden. Sofort sprang sie auf und ging dem Geräusch nach. Immer weiter rannte sie ,und als sie an ihrem Ziel angekommen war erkannte sie dass es sich hierbei einmal um den Thronsaal des Schlosses gehandelt hatte...Ihre jungen Augen erblickten die Leichen...Die auf grausamste Weise getöteten Menschen, von denen einige ihre Freunde waren .Das Blut war überall und bedeckte beinahe den gesamten Boden.. Und dann, als sie immer weiter ging erkannte sie eine kleine Gestalt, die sich niederkniete und etwas aufhob. In ihren Augen formten sich Tränen als sie einige Strähnen von dunklem Haar ausgebreitet auf dem Boden liegen sah. Sie erkannte das Kleid...und die ausdruckslosen Augen, die sich ihr entgegenstreckten. "Mutter Varie..." Ihre Hände zitterten und nur mit Mühe konnte sie ihre Schreie unterdrücken. Die Gestalt vor ihr richtete sich auf und sie erkannte das Schwert in seinen jungen Händen. "Sie sind tot...sie sind alle tot...." flüsterte sie. Der kleine Junge drehte sich um und sah sie schweigend an. Sie erschrak als sie die unbeschreibliche Leere in seinen sonst so fröhlichen Augen sah.. Er hielt das Schwert fest in seiner Hand und bewegte sich mit langsamen Schritten von dem kopflosen Körper seines Vaters weg. Er kam auf sie zu und während er lief tropfte das Blut von der Klinge des Schwertes. Als er vor ihr stand und sie sich immer wieder die Tränen vom Gesicht wischte nahm er sie so gut es ging in die Arme. Doch sie spürte die Kälte die von ihm ausging. Mit zittriger Stimme sprach der kleine Junge und sie klammerte sich nur noch mehr an ihn. "Sie werden dafür bezahlen...Das schwöre ich..." Sie waren beide noch Kinder, doch Merle wusste das genau in diesem Moment etwas mit ihrem Freund geschehen war. Van Fanel war in dieser Nacht gestorben, aber nicht sein Körper war es der gestorben war. Es war sein Herz und Merle ahnte nicht was erst geschehen muss um es wieder zum Leben zu bringen.. "Sag mir, wie heißt du..." "Hitomi........" Als er ruckartig die Augen öffnete spürte Van einen leichten Druck an seinem Arm. Langsam erkannte er die Konturen der Person, die sich sichtbar besorgt über ihn beugte. "Ist alles...in Ordnung?" Kurz blickte er in ihre Augen ehe er sich aufrichtete und die Decke beiseite schlug. Wortlos stand er auf und ging an Hitomi vorbei. "Ist wirklich alles in Ordnung? Du...hast dich unruhig umhergewälzt und...etwas vor dich hingemurmelt...Es war wohl ein Albtraum...nicht?" Van schloss die Augen und stoppte auf seinem Weg in Richtung Waschraum. "Hör zu, verschon mich mit deinem Gerede. Es ist alles in Ordnung also frag nicht tausend Mal nach." Er schloss die Tür und Hitomi seufzte leise auf. So langsam war sie an seine abweisende Art gewöhnt. Die Sonne war bereits seit Stunden aufgegangen und gedankenverloren blickte sie auf das blaue Kleid, das auf der Kommode neben dem Bett ruhte. Sie nahm es in ihre Hände und beschloss kurzerhand, es anzuziehen. Aus dem Waschraum ertönten plätschernde Geräusche. Schnell zog sie das Kleid über und ging, während sie noch an den Knöpfen zu arbeiten hatte, zu dem Spiegel an der rechten Wand neben der Tür. Um die Hüfte herum war es etwas weit, doch mit einem kleinen Stück Stoff dass sie in einer der Schubladen fand band sie sich eine Art Gürtel damit es besser saß. Hitomi betrachtete sich und sie musste lächeln. Das Kleid gefiel ihr wirklich gut, es war ihr erstes Geschenk dass man ihr machte. Sie drehte sich einige Male um ihre eigene Achse und beobachtete fasziniert, wie der leichte Stoff sich jeder ihrer Bewegungen anpasste. Als das kalte Wasser sein Gesicht berührte fühlte er sich seit langem wieder wohl. Wenn Van genauer darüber nachdachte kam er zu dem Ergebnis dass er sich seit einer gewissen Nacht nicht mehr so gut gefühlt hatte. Er erinnerte sich an den Traum, den er hatte. Lange hatte er sich nicht mehr an die vergangenen Geschehnisse erinnert, doch mit Auftauchen dieser Frau war alles wieder da. Als er sich fertig gewaschen hatte und seine Kleidung übergestreift hatte ging er zurück in das angrenzende Schlafzimmer. Nachdem die Tür geöffnet wurde sah er sie, wie sie sich selbst im Spiegel betrachtete. Und Van erkannte etwas, dass er vorher noch nie wirklich bei ihr entdeckt hatte. Sie lächelte. Sie schien zum ersten Mal seit er sie kannte wirklich glücklich. Van fragte sich, wieso. Es konnte doch nicht sein dass sie sich über solch eine Belanglosigkeit wie ein Kleid so freute? Ehe er wusste was er tat trat er zu ihr und betrachtete ihren Rücken, an dem der blaue Stoff eng anlag. "Es steht dir....wirklich..." Etwas erschrocken fuhr sie herum und sah ihn fragend an. Van wusste nicht wieso aber er spürte regelrecht wie sein Verstand begann auf Alarm zu schalten. Hitomi drehte sich etwas zur Seite und griff auf die Kommode. In ihrer Hand hielt sie schließlich die Kette mit dem rosa Stein. Sie wollte den Verschluss öffnen, doch irgendwie fühlten sich ihre Hände zittrig an und sie scheiterte an dem kleinen Öffnungsloch. Van sah ihr zu und ohne weiteres nahm er ihr den Anhänger aus den Händen. Hitomi wollte schon protestieren doch ihre Stimme versagte als er sich näher zu ihr stellte und seine Hände um ihren Nacken glitten. Ihr Blick ging starr geradeaus als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. Van öffnete den Verschluss der Kette und legte sie ihr um. Er bemerkte wie sie schnell ein und aus atmete und auf eine gewisse Art amüsierte es ihn da er wusste, dass er der Auslöser für ihre plötzliche Nervosität war. "Steh auf, es wird Zeit." Als Aina ihren Augen öffnete und die bereits wohlbekannte Stimme des Mannes vernahm, der sie mit hierher genommen hatte musste sie unwillkürlich lächeln. Dryden war ein friedliebender Mann und hatte sie sofort ohne zu zögern unter seinen Schutz genommen. Sie bewunderte dieses schnelle Vertrauen, dass er ihr entgegenbrachte. Aina richtete sich immer noch schläfrig auf und sah sich in dem kleinen Zimmer, das sie vor wenigen Tagen alle zusammen bezogen hatten, um. Dryden gab seinen Männern den Befehl, sich aufzuteilen um weniger Aufsehen zu erregen. Sie waren nur zu fünft hier her nach Bardon gekommen. Dryden, Elios, zwei weitere Männer und sie wohnten seit geraumer Zeit in dem kleinen Zimmer. Unter dem Vorwand sie seien eine Gruppe Reisender die auf dem Weg nach Freid waren um dort Arbeit zu finden haben sie sich in Bardon niedergelassen. Nach wenigen Minuten war sie angezogen und begab sich mit Dryden hinaus auf den Flur der kleinen Pension. "Herr Dryden wo...wo gehen wir hin?" fragte sie und bemerkte nicht den traurigen Blick, den er ihr zuwarf als er das Kleid erkannte das sie trug.. "Ich hab dir doch gesagt du sollst mich nicht so förmlich anreden, Kleines.." fügte er, wieder mit fröhlicher Miene, hinzu. Aina senkte verlegen den Kopf und entschuldigte sich murmelnd. Dryden winkte ab und zusammen schritten sie die Treppe zum Gasthaus hinab, wo schon die anderen Männer warteten. Elios bezahlte den Wirt und dankte ihm für die Gastfreundschaft ehe sie dann hinaus ins Freie traten. "Nun, wir besuchen einen alten Freund, der zufällig auch hier ist..." "Freund?" fragte Aina und Elios musste lächeln als er Drydens Worte hörte. "Wie mir scheint versammeln sich alle Abaharakis hier.." Dryden sah ihn plötzlich scharf an. "Erwähne diesen Namen niemals in Gegenwart von Fremden. Willst du dass man uns tötet?" Erschrocken sah Aina auf und Elios schwieg beschämt. "Wer.. wer sind die...A...du weißt schon.." fragte sie Dryden leise. Doch der sah nur geradeaus und achtete darauf, dass man sie als normale Leute ansah.. "Ich werde es dir erzählen, aber nicht hier und nicht jetzt..." Sie nickte nur und lief still weiter. Ganz Bardon war schon auf den Beinen obwohl es erst früh am Morgen war, doch das schien die Händler nicht zu stören. Sie boten voller Stolz ihre Waren an und Aina sah dem bunten Treiben interessiert zu. Nach einer Weile kamen sie an einem kleinen Gasthaus an und Dryden winkte die Männer, die nun etwas verstreut gingen zu sich. Er wandte sich an Elios und sah ihn bestimmt an. "Ich gehe zusammen mit Aina hinein und hole sie, ihr wartet hier. Achtete auf alles was euch seltsam vorkommt.." Mit diesen Worten öffnete er die Tür zum Gasthaus und trat zusammen mit Aina ein. "Wenn man sie so von weitem betrachtet könnte man sie wirklich für Vater und Tochter halten.." murmelte Elios vor sich hin. Oya sah erstaunt auf als sie schon zu solche einer frühen Stunde neue Gäste ankommen sah. Sofort stellte sie ihren Besen beiseite und kam auf die beiden Personen zu. "Herzlich willkommen, wie kann ich Euch behilflich sein?" fragte sie in ihrem gewohnt fröhlichen Ton. Dryden musterte die dickliche Frau lächelnd und verneigte sich leicht vor ihr. "Einen schönen Guten Morgen wünsche ich Euch. Mein Name ist Dryden und das hier ist Aina, wir sind auf der Suche nach einem Gast von Ihnen." Oya schlug erstaunt die Augenbrauen hoch und begab sich hinter den Tresen. "Nach wem haltet Ihr den Ausschau und warum wenn ich fragen darf?" "Nun, ein junger Freund von mir ist gestern hier angekommen und wir wollten heute zusammen weiterreisen. Er dürfte in Begleitung hergekommen sein, liege ich da richtig?" Oya nickte wissen und bot den beiden einen Krug Wein an, den Aina dankend ablehnte. Nicht so Dryden, er ließ sich den köstlichen Saft schmecken. Als er ausgetrunken hatte sprach Oya weiter. "Ach ja ich weiß wen Ihr meint. Ja die beiden sind gestern Abend hier angekommen und haben sich hinten ein Zimmer genommen .Ein ziemlich großer Junge mit Haaren die wohl noch nie einen Kamm gesehen haben.." Sie lachte laut auf und Dryden stimmte mit ein. "Ja genau das ist er.." "Und das Mädchen dass er bei sich hatte, oh je die Gute schien mir ziemlich geschafft. Na ja kein Wunder bei dem Gewicht was sie tragen muss..." Wieder lächelte sie, doch diesmal fragte Dryden interessiert nach. "Gewicht?" Aina sah ebenfalls verwundert auf. "Na ja mir erging es nicht anders als ich damals in solch jungen Jahren schwanger war..." "Schwanger???" rief Dryden plötzlich und bereute seinen Ausbruch sofort. "Natürlich, das sieht man sogar als Blinder.." fügte Oya grinsend hinzu. "Oh Van was hast du da wieder angestellt..."dachte Dryden bitter und fragte sogleich nach dem Zimmer in dem sich sein "alter Freund" befand. "Das Zimmer ist gerade die Treppe hoch und dann das letzte rechts im Gang.. Ich habe die beiden heute noch nicht gesehen, ich nehme an sie schlafen noch tief und fest." Dankend erhob sich Dryden und deutet Aina an mitzukommen. Oya sah den beiden amüsiert hinterher und fuhr anschließend mit ihrer Arbeit fort. Es war so still dass Hitomi glaubte er könnte ihren rapiden Herzschlag hören. Sie schloss die Augen um ihre herumirrenden Gedanken irgendwie zum stillstand zu bringen, doch es gelang nicht. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer linken Schulter. Wie es schließlich geschah wusste keiner genau, doch irgendwie fanden ihre Hände seine Schulterblätter und immer noch zittrig legte sie diese dort ab. Van zuckte etwas unter dieser Berührung zusammen, doch sein Verstand schien in diesem Moment nicht mehr richtig zu funktionieren denn mit seiner freien Hand strich er an ihrer Wange entlang und zwang sie somit, ihn anzusehen. Er sah in ihre Augen und konnte das Warum, das sie ausstrahlten förmlich sehen. Doch in diesem Moment dachte er nicht an die Situation in der sie sich befanden. Hitomi biss sich leicht auf die Unterlippe und versuchte seinem intensiven Blick zu entgehen, doch die Wärme die sich in ihrem Körper ausbreitete ließ sie nicht los. Da Van mehr als einen Kopf größer war als sie hatte sie Mühe, ihm direkt in die Augen zu sehen doch sie wollte wissen, was er in genau diesem Moment dachte. Es war alles so seltsam, so verwirrend. Sie schloss die Augen als sie spürte wie sich seine Lippen auf die ihren legten.... Van küsste sie zum zweiten Mal ohne Vorwarnung und ohne die Erkenntnis, wieso er das überhaupt tat. Doch es spielte keine Rolle, es schien als ob tief in ihm etwas war das im befahl diese Dinge zu tun. Er hielt sie fest und spürte, wie sich ihre Hände auf seinen Schultern langsam in sein Hemd krallten. Als er den Kuss vertiefen wollte und bemerkte wie Hitomi sich ohne Scheu und Rationalität ihm ein weiteres Mal hingab, hörte er dieses störende Geräusch.. Ein lautes Klopfen, gefolgt von einer Stimme die ihn aufforderte die Tür zu öffnen. Van wusste nicht über was er sich mehr aufregen sollte: Über die Tatsache dass ihn jemand in genau diesem Moment störte oder über die Erkenntnis dass er wohl oder übel einer Frau verfallen war, an der er eigentlich überhaupt kein Interesse haben wollte.. Das dies eine Lüge war ließ er sofort unter den Tisch fallen. Ein weiteres Mal klopfte es und er hörte Drydens fragende Stimme.. "Van, mach auf ich weiß dass du hier bist..." Hitomi öffnete die Augen als sie spürte wie er von ihr ließ. Ihr Herz pochte immer noch wie wild und sie verurteilte sich selbst für die Gefühle, die dieser Mann in ihr auslöste. Sie senkte den Kopf und presste ihre Lippen zusammen, als ob sie damit den Kuss ungeschehen machen wollte. Das dies nicht ging, wusste sie.. Als sie bemerkte dass sich ihre Hände immer noch auf seinen Schultern befanden ließ sie ruckartig los und wagte es nicht, ihn anzusehen. Seine Hände ließen von ihrem Körper ab und wortlos ging er zur Tür. Mit einem Ruck riss er sie auf und sah Dryden mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung an. "Na endlich, du scheinst mir langsam zu werden.." erwiderte Dryden lächelnd und trat ohne weiteres in das Zimmer ein. Schließlich fiel sein Blick auf die junge Frau die mit gesenktem Kopf und sichtlich geröteten Wangen an der Kommode stand. "Ich hoffe ich habe nicht gestört.." murmelte er und Van brummte nur als Antwort leise auf. Aina stand immer noch zwischen Tür und Raum als sie die Frau näher betrachtete.. Van blickte an Dryden vorbei, Richtung Fenster und setzte schließlich an. "Als du sagtest wir würden aufbrechen bin ich nicht von so früh ausgegangen.." "Nun mein Freund, wie du weißt hasse ich es spät aufzustehen. Anders als meine Begleitung, nicht wahr Ai..." Doch er kam nicht weiter denn das Mädchen rannte an ihm vorbei und stieß ihn beinahe zur Seite. Geschockt starrte Dryden auf das Szenario, dass sich ihm bot. "Hitomi! Du bist es wirklich! Bei allen Göttern ich dachte schon du wärst tot!" Aina lief ihr mit Tränen in den Augen entgegen und Hitomi sah ihre junge Freundin mit aufgerissenen Augen an. Als sie sich in ihre Arme warf stieg auch in ihr die Erkenntnis auf, wer da wirklich bei ihr war und ihr schossen die Tränen in die Augen.. "Aina...!" Van beobachtete fasziniert wie die beiden sich in den Armen lagen und hemmungslos weinten. Das jüngere Mädchen schätze er auf vielleicht 15 Sommer, doch sicher war er sich nicht. "Ich frage mich woher sie sich kennen.." dachte er. "Das...das nenne ich Zufall..."stammelte Dryden vor sich hin und rückte seine Brille zurecht, ehe er zu Van trat und die beiden ansah. Hitomi glaubte, zu träumen. Es war einfach unglaublich, Aina hier wiederzusehen. Sie hatte niemals an die Möglichkeit geglaubt sie jemals wiederzusehen. Sie umarmte sie, und als sich der erste Schock gelegt hatte entfernte sie Aina etwas von sich um sie näher anzusehen. "Aina...wie.. wie bist du hierher gekommen? Wie hast du....es geschafft...ihnen zu entkommen.." Den letzten Teil flüsterte sie nur noch den ihre Stimme drohte zu versagen. Aina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sie lächelnd an. "Ich...habe es so getan wie du....Oh Hitomi, es war schrecklich...Narna sagte du wärst tot und Quilla...sie sagte mir du wärst..." "Es ist egal was sie sagten....."sagte Hitomi und legte Aina die Hand auf die Schulter. "Ich habe nur Angst, dass sie uns finden.." "Das werden sie nicht..." Van sah mit erstaunen wie sich ihre Miene plötzlich zu einem entschlossenen Ausdruck veränderte. Er erkannte die Kraft und den Willen, die beide in ihr ruhten. Man musste sie nur zum Vorschein bringen.. "Ich werde nicht zulassen dass sie uns etwas tun....Das verspreche ich.. Nie mehr.." Ihr Blick traf seinen und Van wusste in diesem Moment, dass er nahe daran war einen Kampf zu verlieren. Wenn er nicht darauf achtete würde diese Frau mehr Gefühle in ihm wecken als die, die er sonst für eine Frau übrig hatte. Und zum ersten Mal fürchtete er sich davor.... "Sag mir, wieso begehrst du sie?" "Wie weit würdest du gehen, um sie zu beschützen? Würdest du auch für sie sterben? Für die Frau die dich hier gefangen hält?" Ohne es zu wissen hatte er die Antwort auf diese Frage längst gefunden.. "Ja......" "Pack deine Sachen, wir gehen..." Dryden hatte mit aufgerissenen Augen beobachtet, wie sich die beiden in den Armen lagen. Und er wurde das dumpfe Gefühl nicht los dass es Van nicht besonders passte dass er gerade jetzt aufgetaucht war. Langsam schritt er auf Hitomi zu, die immer noch mit Aina zusammen dastand und sich ihre Tränen abwischte. Als er in ihre Augen blickte und ihn meergrün ähnliche Smaragde trafen schluckte er kurz. "Welche Kraft..." dachte er und streckte er die Hand hin. "Guten Morgen schöne Frau. Mein Name ist Dryden, ich bezweifle dass Van Euch etwas von mir erzählt hat." Hitomi nahm seine Hand und schüttelte sie zaghaft. Ein kurzer Blick zu Van, der mit dem Rücken zu ihr an der Kommode stand und sich sein Schwert um die Hüfte band und sie wandte sich wieder an Dryden. "Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Dryden. Mein Name ist Hitomi.. Nein, er hat mir nichts von Euch erzählt.. Aber..." "Bitte, nicht so förmlich. Nennt mich einfach Dryden. Das habe ich auch schon Eurer Freundin hier erzählt. Aber eine Frage habe ich..." Van wandte seinen Kopf zur Seite und hörte wachsam zu, während er sich seinen Armschützer anlegte. "Woher kennt ihr beide euch?" Hitomi wusste, dass er diese Frage stellen würde. Sie sah Aina an und als diese nickte wandte sie sich wieder an Dryden. "Wir waren beide nach Tavion gebracht worden. In Lady Thaleias Haus..." Er kratzte sich am Bart und nickte. "Ich verstehe.. Dann bist du also der entflohene Diamant..." "Was?" fragend sah sie ihn an. "Oh nichts weiter. Und wie, wenn ich fragen darf, bist du in die rettenden Arme von Van gelangt?" Aina beobachtet mit zusammengekniffenen Brauen wie sich ein leichtes Rot auf Hitomis Wangen abzeichnete. Hitomi schwieg, sie schien schwer zu überlegen wie sie das Dryden erklären sollte. Unruhig blickte sie auf ihre Hände und öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder da ihr einfach nicht die passenden Worte einfielen. "Wir sollten uns beeilen, sonst werden wir hier noch ewig herumsitzen." Van ging auf Dryden zu und sah ihn durchdringend an. Erleichtert atmete Hitomi auf. Aina sah immer wieder zwischen ihm und ihr hin und her. "Irgendetwas stimmt da nicht..."dachte sie. Sie fasste sich ein Herz und ging auf den Mann mit den schwarzen Haaren zu. Als sie vor ihm stand und ihn begutachtete bemerkte sie,wie riesig er im Gegensatz zu ihr war. Er strahlte eine seltsame Kälte aus doch sie war sich sicher dass es auch noch eine andere Seite an ihm gab.. "Ich bin Aina.." sagte sie mit fester Stimme und lächelte. Van war sichtlich verwirrt, es war selten dass jemand auf ihn zukam und ihn so freundlich ansprach. Sein Blick wanderte ungewollt zu Hitomi, die ihn bittend ansah und ihre Lippen zu einem leichten "Bitte" formte. Seufzend streckte er ihr die Hand entgegen und murmelte eine leise Antwort.. "Van..." Dryden war zum zweiten Mal an diesem Morgen verwundert. Er hatte das kleine Blickspiel zwischen seinem jungen Freund und der Frau mit den grünen Augen beobachtet. Aina schien sich über diese simple Geste zu freuen denn ihr Lächeln verschwand nicht. Doch dann sprach sie etwas aus von dem sie nicht wusste welche Folgen es haben könnte. "Ethiél hat mir von dir erzählt...Sie sagt sie vermisst dich..." Sein Gesichtsausdruck wurde hart und aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie Hitomi schnell aufstand und sich in Richtung Bett begab. Mit schnellen Handgriffen nahm sie eines der Laken und stopfte es sich unter ihr Kleid. Dryden sah ihr stirnrunzelnd zu und Van konnte nur ahnen, was in diesem Moment in ihr vorging. Und ehe er wusste, was er tat antworte er genau mit den Worten die Hitomi für einen kurzen Moment einen seltsamen Stich versetzten. "Ich vermisse sie auch....." Hitomi biss sich auf die Unterlippe und schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen. Sie fragte sich, wieso seine Worte ihr...weh taten. "Was habe ich mir überhaupt erhofft? Ich bin wirklich ein dummes Geschöpf. Mutter hatte recht.." sagte sie sich immer wieder während sie den Stoffball zurechtrückte. Aina sah ihr mit fragenden Augen zu, sie hatte keine Ahnung weshalb sie sich plötzlich so verhielt. "Du bist nur ein kleines bisschen einsam...ein kleines bisschen traurig...du fühlst dich so leer...Und hoffst auf Rettung...Doch sie kommt nicht..." Van sah mit emotionslosen Augen auf ihre zierliche Form, und während er ihren Rücken betrachtete fragte er sich wieso es das eben gesagt hatte. "Du wirst zum Lügner, Fanel.." sagte er sich. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob all die Worte die er sprach Lügen waren. Drydens Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. "Was tut sie da?" fragte er und dann erinnerte er sich an das was Oya vor wenigen Minuten sagte. "Na ja mir erging es nicht anders als ich damals in solch jungen Jahren schwanger war..." Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen und grinsend sah er Van an, der etwas abwesend zu sein schien. "Was habt ihr denn da vor?" "Nichts..."antwortete Van schließlich und ging zu Hitomi. Er stand nun vor ihr und streckte die Hände aus um das vermeintliche "Kind" erneut zurecht zu rücken doch Hitomi wich zurück. Er hielt inne und wusste nicht, was er nun tun sollte. Hitomi ging einen Schritt zurück und einige leise Worte, die nur er hören konnte huschten über ihre rosigen Lippen. "Fass mich nie wieder an..." Wieso sie plötzlich so wütend war konnte sie sich selber nicht erklären doch seine bloße Präsenz machte sie so unsagbar rasend wie noch nie zuvor. Van stand für einen kurzen Moment wie zu Stein erstarrt da, doch dann wurde sein Blick dunkler und mit wütender Miene ließ er die Hände sinken und ging an ihr vorbei, wieder zurück zu Dryden. "Schön, wie du willst...."murmelte er und ballte die Hände zur Faust ehe er durch die Tür hinaus stürmte. Aina, die nicht wusste wie ihr geschah, stand ratlos neben Dryden und wartete darauf dass Hitomi auf sie zukam und ihr das erklärte. Dryden war der erste der sprach. "Das ist wahrlich eine...sehr seltene Idee um keine Aufmerksamkeit zu erregen..." "Es war nicht meine Idee..."sagte sie gepresst und umschloss mit einer Hand schützend den rosa Anhänger, der an der goldenen Kette an ihrem Hals hinabhing. Ohne weitere Worte ging sie ebenfalls aus dem Zimmer in Richtung Gasthaus.. Aina und Dryden sahen sich verwirrt an. "Was...was war denn das?" fragte sie und Dryden rückte gedankenverloren seine Brille zurecht. "Ich weiß es nicht, aber mir scheint es gibt da etwas das uns schon bald sehr viel Sorgen machen wird..." "Wie meinst du das?" Er deutete an, das Zimmer zu verlassen und mit einem schnellen Handgriff schloss er die Tür hinter sich. "Ich kenne Hitomi nicht...aber ich kenne Van. Wie mir scheint, hat er seine eigene Göttin längst gefunden. Er weiß es nur noch nicht.." ~*~ Aus Licht wird Schatten, aus Leben wird Tod Und selbst die verfluchten Schwingen können dich nicht retten Liebe ist nur eine Illusion........ ~*~ Allen war sich nicht sicher, doch er hoffte sie würden noch an diesem Tag an seinem geheimen Versteck, wie er es gerne nannte, ankommen. Niemand wusste, wohin er sie führte und das war wohl auch besser so. Nur Milerna ahnte, wohin der Weg sie führte. Sie kannte diese alten, vergessenen Pfade und konnte nur hoffen dass sich ihre Vermutungen nicht bestätigen würden. "Allen, lass uns eine Rast machen. Die Frauen sind müde und die Kinder geben schon lange keine Ruhe mehr..." Wehmütig drehte er sich zu Milerna um und nickte. Als sie die Sorge und vor allem den Schmerz in seinen Augen sah verkrampfte sich ihr Herz und sie wusste wie sehr er um die Toten seines Clans trauerte. Mit einer Handbewegung deutete er der Menschenmenge an, dass sie sich nun für eine Weile ausruhen konnten. Ein erleichtertes Stöhnen ging durch die Menge und die Menschen setzten sich auf den weichen Waldboden und suchten ihre Vorräte zusammen... Merle hingegen war überhaupt nicht nach Essen zumute, aufgeregt tigerte sie auf und ab und murmelte immer wieder Dinge vor sich hin. Allen setzte sich etwas abseits auf einen kleinen Felsen und starrte ins Leere. Milerna beschloss zu ihm zu gehen und ihn irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. Als sie schließlich vor ihm stand sah sie ihn lächelnd an und hob ihm die Hand hin.. "Lass uns einen Spaziergang machen..." Die noch frischen Strahlen der morgendlichen Sonne erhellten den dichten Wald und tauchten ihn in eine Atmosphäre die man sonst nur aus den alten Sagen und Legenden kannte. Der Tau lag frisch auf den Gräsern und Sträuchern und die Stille legte sich über dieses Fleckchen Erde. Nur Milerna und Allen schritten andächtig durch das ruhige Geäst und sprachen lange kein Wort. In der Ferne konnte man noch leise die Stimmen der Männer und Frauen hören, die ihre Rast genossen. Doch mit jedem Schritt verblassten ihre Stimmen und Milerna konnte zum ersten Mal seit langem unbeschwert einatmen. "Es war nicht deine Schuld...." Allen sah nicht auf, er ging mit langsamen Schritten weiter und versuchte die Gedanken an die verhängnisvolle Nacht zu verdrängen...Doch das konnte er nicht.. Milerna sah ihn flehend an. "Ich bitte dich, gib dir nicht die Schuld an diesem Schicksalsschlag..." "Schicksalsschlag? Du nennst dies Schicksal? Oh nein Milerna das war kein Schicksal, das war...ein Massaker.. von Menschenhand geschaffen und getan.." Allens Stimme klang wütend doch Milerna wusste dass seine Worte nicht gegen sie gerichtet waren. "Dilandau ist ein Monster und ein Mörder.. er verdient den Tod..." sagte sie leise. "Nein...er liebt den Tod. Alles was er verbreitet. ist Tod. Führ ihn ist Tod Leben...Er wird bezahlen.. das schwöre ich.." "Van ist noch am Leben, ich weiß es.." Allen nickte und sein Blick wanderte zu einer kleinen Blume, die sich trotzig durch das Moos streckte. "Er ist unverwüstlich...und er wird sie beschützen, das ist gewiss." "Wieso glaubst du das...Für ihn ist sie nur eine Last..." "Nein...nein, es ist etwas anderes. In dieser Nacht, als...sie uns angegriffen haben, da habe ich etwas an ihm bemerkt. Es ist seltsam und doch.." Interessiert wandte sich Milerna an ihn und blieb stehen. "Ich hoffe nur er tut ihr nichts..." "Nein, das würde er niemals tun..." "Was macht dich so sicher?" Seufzend blieb nun auch er endlich stehen und drehte sich zu Milerna um, die bereits einige Meter hinter ihm stand. "Ich weiß, er ist kalt und distanziert...Aber auch er hat ein Herz..." Milerna war leicht schockiert von dieser Aussage und senkte den Blick. "Und was ist mit dir?" fragte sie leise. Allen hörte ihre Worte und sein Blick wurde sanft. Doch er wagte es nicht zu antworten... Milerna verstand sein Schweigen und setzte erneut an.. "Sag mir, Allen, willst du uns dorthin führen wo ich es vermute?" Er nickte nur und sein blonder Zopf wehte leicht im Wind, der sich nun auftat. "Wieso? Wieso willst du dorthin zurück..." "Weil es der einzige Ort ist an dem wir sicher sind. Van wird wissen dass er uns dort finden kann.." Also wanderten sie noch eine Weile in der morgendlichen Stille und begaben sich schließlich auf den Weg zurück.. "Ich werde noch wahnsinnig!" "Merle beruhige dich..." Gardess schloss die Augen und versuchte sich ein kleines Schläfchen zu gönnen aber Merle hatte ihn als ihr neues Wutattackenopfer auserkoren. "Wer weiß wie lange wir hier noch herumtrampeln, es ist doch nicht auszuhalten! Was denkt sich Allen eigentlich dabei, wir sollten uns eher auf die Suche nach Van machen!" "Van ist ein großer Junge, er wird sich schon zu helfen wissen..." "Aber nicht wenn dieses Weib bei ihm ist! Sie bringt Unglück, das haben wir ja alle gesehen!" Gardess setzte sich auf und sah sie ernst an. "Hör zu, Merle. Sie bringt weder Unglück noch war sie für den Angriff verantwortlich." "Aber sie hat es gewusst...Sie hat es gewusst..." "Das ist Irrsinn und das weißt du...Es gibt so etwas wie Voraussicht nicht." "Ich will doch nur meinen Van zurück..." "Er wird schon bald wieder hier sein, glaub mir. Wir müssen sie nur finden. Vertrau Allen, er weiß was er tut...." Traurig ließ sie sich neben ihm auf allen vieren nieder und sah zu Boden.. "Er ist doch mein einziger Freund. Ich will nicht auch noch ihn verlieren.." Gardess strich ihr beruhigend über den Kopf.. "Das wirst du nicht, glaube mir..." "Was, ihr wollt schon gehen?" Oya blickte Van verwundert an als dieser ein paar Münzen aus seinem Lederbeutel holte und diese ihr auf den Tresen legte. "Wir müssen weiter..."war seine knappe Antwort. Kurz zählte Oya die Münzen und legte sie in eine Schatulle. Ehe sie aufsehen konnte betrat Hitomi das Gasthaus und lief schweigend an Van vorbei. Dieser warf ihr einen undeutbaren Blick zu und Oya fragte sich, was wohl vorgefallen war. "Wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft.." sagte nun Hitomi und begab sich anschließend zu einem der Tische und setzte sich auf den Stuhl. Sie war wütend, aber eher auf sich selbst als auf den Mann der bei Oya am Tresen stand und ihr den Rücken zuwandte. "Hitomi...eines Tages...eines schicksalhaften Tages... wirst du jemandem begegnen der dir sehr viel bedeuten wird..." Die Worte ihre Großmutter waren längst vergessen, doch tief in ihrem Inneren erinnerte sie sich. Es war nur eine schleichende Erinnerung unter vielen, doch sie schien viel mehr zum Vorschein zu kommen als andere.. Wenige Momente später kamen Dryden und Aina in den Gasthaustrakt. Das junge Mädchen hatte den Kopf beschämt gesenkt, sie wusste zwar nicht was genau sie vor wenigen Minuten falsches gesagt hatte doch sie konnte die angespannte Atmosphäre die sich plötzlich aufgetan hatte, förmlich riechen. Sie nickte Oya ein letztes Mal zu und sah dann zu Van, der ohne weiteres zum Ausgang ging.. Dryden konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen und Aina fragte sich was er wohl wusste... "Lasst uns aufbrechen..." hörte sie Dryden rufen und setzte sich dann in Bewegung. Hitomi saß noch immer auf dem Stuhl und rührte sich nicht. Sie erkannte den Mann mit den braunen Haaren der sich nun zu ihr gesellte und ihr die Hand hinhielt. "Meine Liebe, es ist Zeit zu gehen..." "Ich werde nicht mitkommen...." "Wieso nicht?" fragte Dryden erstaunt und blickte zu Aina, die bereits an der Tür stand. "Ich folge ihm nicht...nirgendwohin.." Sie krallte ihre Hände in den Stoff ihres Kleides und blickte starr ins Leere. Dryden schüttelte den Kopf und nahm ihre Hand. Dann half er ihr auf und beugte sich zu ihr. "Es ist gefährlich hier...ich sehe es nicht gerne wenn sich eine schöne Frau in Gefahr begibt. Und das nur wegen einem Mann dem.." "Sein Stolz mehr bedeutet als das Leben eines Menschen." vervollständigte sie seinen Satz und zog ihre Hand zurück. Sie strich ihr Kleid zurecht und atmete tief durch. "Wir sollten Aina nicht warten lassen..." Dryden beobachtete fasziniert wie sie ebenfalls in Richtung Ausgang schritt .Er wusste sie war eine Bürgerliche doch die Art wie sie ging verriet ihm, dass es etwas an ihr gab das ganz und gar nicht bürgerlich war. Er konnte nur nicht erfassen, was es war. An diesem Morgen verließen sie Bardon, und sie sollten es nie wieder sehen. Die Zeit würde bald kommen, doch niemand von ihnen wusste welche Opfer sie bringen mussten. Im Moment zählte nur der Augenblick, und egal wie schrecklich und quälend er war, er war immer noch besser als die Zukunft. Hitomi wusste, dass diese Stille nicht mehr lange verweilen würde. Während sie müde einen Schritt nach dem anderen tat glaubte sie immer wieder, etwas Böses würde versuchen von ihr besitz zu ergreifen. "Was ist nur mit mir los..." dachte sie während sie auf die staubige Erde blickte. Seit sie das kleine Dorf verlassen hatte kam dieses Gefühl, diese seltsame Vorahnung dass schon bald etwas geschehen wird.. Seit Stunden waren sie nun schon unterwegs, doch die Worte die sie in dieser Zeit sprachen konnte man an zehn Fingern abzählen. Es schien als ob man sie zum Schweigen verdammt hatte. Dryden hatte lediglich mit gesenktem Kopf erzählt, wie die Soldaten des Black Dragon Clans sich langsam in Pallas und Umgebung formierten. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie den König stürzen. Sein Blick ist getrübt und sein Geist von den Worten der Zaibacher verhext..." Aina ging schweigend neben ihr her. So sehr sie sich auch freute ihre junge Freundin wiederzusehen übermannte sie das Gefühl der Machtlosigkeit und Schuld. Sie hatte Aina in etwas involviert für dass sie einfach noch zu jung und vielleicht sogar zu schwach war. Sie selbst fand sich ja nicht einmal damit zurecht, wie sollte sie also Aina zur Seite stehen? Hilfesuchend sah sie nach vorne, doch alles was sie erblickte war der Rücken eines Mannes, verdeckt von einem roten Stück Stoff. Seine stetigen Schritten waren kraftvoll und er schien genau zu wissen wohin es ging. "Ich vermisse sie auch....." "Ich hasse dich..." dachte Hitomi und ballte unwissend die Hände zur Faust. Zu wissen dass sie selbst so naiv war und geglaubt hatte sie würde irgendetwas in ihm erwecken machte sie so wütend dass es sie fast schon erschreckte. Wieso sie sich überhaupt auf solche Gedanken einließ war ihr ein Rätsel.. "Er hat niemals gesagt dass er dich davor bewahren wird. Er hat niemals gesagt dass er dich nicht alleine lässt...Denn du bedeutest ihm nichts...Das war von Anfang an so.." "Ich sehe aus wie eine Hure..." "Was habe ich mir eigentlich erhofft?" fragte sie sich selbst. "Du warst alleine und hast dich nach Wärme gesehnt. Und du hast sie bekommen, wenn auch nur für eine Nacht. Das sollte genügen. Finde dich damit ab, es war alles was du jemals bekommen wirst.." Die eigene Antwort ihres Verstandes traf sie, doch Hitomi wusste dass es die Wahrheit war. Sie war nur ein kleines Mädchen, das davon träumte zu vergessen. Alles vergessen, was sie erlebt hatte und was sie ertragen musste. "Du willst bemerkt werden ,nicht wahr? Aber immer wenn du es versuchst ,fällst du.. und es ist niemand da der dich auffängt..." "Ich brauche niemanden der mich auffängt.. Ich will niemanden, der mich auffängt. Ich will nur eines....ich will, dass es aufhört...einfach aufhört...alles..." Folkens Augen öffneten sich und mit erstauntem Blick sah er auf. Es regnete und der Donner grollte über den Himmel. Doch eines war im Moment viel wichtiger. "Es hat begonnen..."flüsterte er. "General Folken..." Eine sanfte Frauenstimme erfüllte den dunklen Raum.. "Sie fängt an, sich zu entscheiden.." Folken stand auf und betrachtete für einen kurzen Moment das Wappen, das an der Wand thronte. Der Black Dragon Clan war der oberste Elitetrupp der Zaibacher Armee und seine Stärke war auf ganz Gaia bekannt.. "Gaia wird brennen...Ihr wisst das....Und euer Bruder......wird sterben...aber.." "Schweig.....ich bitte dich..." Er schloss die Augen und ließ den Kopf sinken. "Verzeiht, General Folken..."antwortete die Stimme und mit leisen Schritten kam sie näher. Sie durchquerten Felder, Waldstücke und andere Landstriche doch im Moment befanden sie sich auf einer Art Lichtung. Das Gras war saftig grün und Sträucher mit gelben Blüten strahlten hervor. Der Himmel war klar und tief blau, es erschien einem wie im Traum. Doch das Bild wurde von einigen, nur schwer zu sehenden Rauchfäden die in der Luft hingen gestört.. "Was das wohl sein mag?" dachte Aina und sah sich um. Die Sonne brannte herab und es war so warm geworden dass sie im Moment nichts lieber hätte als ein kühles Bad. Sie erkannte, wie Hitomi immer wieder nach vorne blickte und den jungen Mann ansah der einige Meter vor ihnen lief... "Frauen schwächen das Herz, Van..." Dryden neigte sich wissend zu seinem jungen Freund, doch der zeigte keinerlei Regung auf seine Worte. "Was redest du da..." antwortete er so unwissend wie möglich. Dryden warf einen kurzen Blick nach hinten und beobachtete die junge Frau die gedankenverloren vor sich herging. "Hitomi.. ein wahrlich schöner Name...für eine schöne Frau." "Wenn du meinst....." presste er hervor und ging mit festen Schritten weiter. "Nun, wenn du sie nicht willst dann werde ich sie eben fragen ob sie wohl meine Frau werden möchte." meinte Dryden grinsend und fing sich sofort einen drohenden Blick von Van ein. "Lass die Finger von ihr." Beschwichtigend hob er die Arme und lachte leise auf. "Immer mit der Ruhe mein Freund, ich werde dir dein Liebchen schon nicht ausspannen." "Sie ist nicht mein Liebchen." Van fragte sich, wozu diese Unterhaltung eigentlich gut sein sollte. "Aha. Nun, wie mir scheint habt ihr momentan ein sehr angespanntes Verhältnis. Ich würde zu gerne wissen warum.." Van beschloss auf diese offensichtliche Frage nicht zu antworten. Er hatte keinerlei Antrieb jetzt mit Dryden zu diskutieren, alles was er wollte war Ruhe und Stille.. "Du bildest dir zuviel ein..." sagte er schließlich und Dryden pfiff leise durch die Zähne. "Wie kam es dass sie nun bei dir ist..." "Das ist meine Sache..." "Ist sie eine deiner...ich sage einfach mal Mätressen?" fragte Dryden direkt und Van blieb abrupt stehen. "Nein, verdammt!" Seine laute Stimme schreckte einige Vögel in den nahegelegenen Büschen auf und Aina und Hitomi kamen verwundert zum Stillstand.. Plötzlich veränderte sich Drydens Gesichtsausdruck von neckend zu ernst. "Van, sag mir wer sie ist und woher sie kommt." "Ich weiß es nicht." "Lüg mich nicht an. Wie bist du auf sie gestoßen?" Van schwieg und setzte sich wieder in Bewegung. "Es geht dich nichts an..." flüsterte er gerade noch so laut dass Dryden es hören konnte. "Oh doch, es geht mich etwas an.." dachte er etwas bitter und versuchte den ernsten und besorgten Unterton aus seiner Stimme zu verdrängen. "Wie mir scheint lernst du wohl nie dazu..." Nach einigen Minuten der Stille gingen die beiden Männer wieder nebeneinander her. Dryden versuchte, Vans scheinbar ungerührten Gesichtsausdruck zu deuten doch es misslang ihm. Er ahnte nicht, dass sich der gefallene König die ganze Zeit Gedanken über die Frau hinter ihm machte. "Lass mich zufrieden mit diesen Blicken..." wiederholte er immer wieder und versuchte verzweifelt nicht an das unendliche grün ihrer von einer stechenden Trauer durchzogenen Augen zu denken. Die Nacht, in der sie sein war ging ihm nicht mehr aus dem Kopf und Van wusste dass genau diese Gedanken ihn von seinem wahren Ziel abbrachten. "Wieso nur....wieso.....Du verfolgst mich...und dafür hasse ich dich." dachte er, doch in dem Moment als dieser Gedanke durch seinen Kopf schoss wusste Van genau dass es eine Lüge war.. Er hasste sie nicht....Doch was empfand er dann?? "Ich empfinde nichts....Sie war ein weiteres Abenteuer, mehr nicht...Sie war nur...anders.." "Fass mich nie wieder an..." Diese Worte trafen ihn, doch wusste Van nicht wieso.. "Zuerst ist es Verlangen....dann Leidenschaft....und dann...Liebe..." "Ich frage mich wieso wir nicht mit dem Luftschiff weitergereist sind..." dachte Aina laut. "Diese Frage ist leicht zu beantworten.." Aina erschrak leicht als sich Dryden zu ihr umdrehte und sie mit einem Lächeln im Gesicht ansah. "Es wäre doch mehr als auffällig wenn wir, ein Trupp normaler Reisender, mit einem riesigen Luftschiff in der Gegend herumfliegen würden, oder irre ich mich?" Er betonte die Worte so, dass es sich so anhörte als würde er versuchen einem kleinen Kind zu erklären dass man nicht von einem Dach springen konnte ohne zu fallen. "Aber wo wollen wir denn eigentlich.." Dryden legte wissend einen Finger an seinen Mund und sprach weiter. "Mach dir darüber keine Gedanken, ich habe nicht vor mein ganzes Leben zu laufen..." Bevor Aina noch weiter nachfragen konnte ertönte ein leises Surren. Es klang weit weg, doch mit jeder Sekunde schien es näher zu kommen. Van drehte sich mit zusammengekniffenen Augen um und blickte gen Westen, dort wo das Geräusch herkam. Und tatsächlich, am Himmel zeichnete sich nach geraumer Zeit ein kleiner, schwarzer Fleck ab. Hitomi, die das Geräusch erst später bemerkte, blieb plötzlich neben ihm stehen und sah ihn fragend an. Sie folgte seinem Blick und starrte ebenfalls auf den schwarzen Fleck, der nun immer näher kam. "Was...ist das?" Er ging nicht auf ihre Frage ein und warf Dryden einen missmutigen Blick zu. "Dryden?" Dieser nickte nur wissend und verschränkte die Arme vor der Brust. "Es kann nicht schaden, manchmal ein Ass im Ärmel zu haben.." Minuten später war das Geräusch der Motoren so laut, dass die beiden Frauen sich die Ohren zuhielten und mit verwunderten Blicken auf die Maschine sahen, die sich vor ihnen niederließ. Mit einem lauten Knall setzte das Luftschiff auf dem Boden aus und fuhr die weißen Flügel ein, die allesamt an hölzernen Masten befestigt waren. Hitomi sah solch ein Luftschiff zum ersten Mal aus nächster Nähe, doch sie wusste dass solche Schiffe normalerweise ein Wappen oder ähnliches an der Seite trugen. Doch dieses hatte keines.. Dryden hielt sich schützend die Hand vor das Gesicht um den herumwirbelnden Staub abzuwehren. "Du hast uns also gefunden, guter Junge..."murmelte er vor sich hin und wartete bis die Maschine vollkommen ruhig wurde. Mit schnellen Schritten trat Aina zu Hitomi und hielt sich an ihrem Arm fest. "Wer...wer ist das?" "Ich weiß es nicht.." Ein lautes Krachen ließ die beiden aufschrecken und eine neue Welle Staub erfasste sie als sich die Rampe des Luftschiffes öffnete. Als sich das tosende Geräusch wenige Momente später gelegt hatte und die kleine Gruppe, mit Ausnahme von Dryden, verwundert aufsah hörten sie eine Stimme über den Lautsprecher des Schiffes. "Hier sind wir, Boss! Hoffentlich haben wir euch nicht allzu lange warten lassen, aber ihr kennt ja diese versoffenen Freiheitskämpfer!" Ein lautes Lachen folgte und im Hintergrund konnte man amüsierte Stimmen vernehmen. Dryden musste grinsen und warf einen Seitenblick zu Van, der sichtlich wütend dastand und ihn mit funkelnden Augen ansah. "Was soll das?" Dryden klopfte sich den Staub von den Kleidern und wartete genüsslich mit seiner Antwort. "Du brauchst dich nicht aufzuregen, es war von Anfang an so geplant. Oder glaubst du im ernst ich würde bis nach Freid laufen?" "Und wann hattest du vor mir von dieser Aktion zu erzählen?" rief er. "Genau jetzt. Und hör doch auf dich hier wie ein wildgewordener Bulle zu benehmen, wir haben weibliche Gesellschaft..." Hitomi konnte den Sturm, den Dryden mit seinen im Spaß gemeinten Worten heraufbeschwor, schon fühlen doch zu ihrer Überraschung blieb Van ruhig und atmete lediglich einmal scharf ein, ehe er auf die Rampe zuging. "Kommt an Bord!" rief die Stimme erneut und zum ersten Mal wurde es Hitomi bewusst, dass es eine Frauenstimme war.. Zusammen gingen sie an Bord und als sich die riesige Rampe hinter ihnen schloss wurde es dunkel. "Hier entlang.." orderte Dryden an und nach einem kurzen Marsch gelangten sie an eine Treppe. "Dort oben sind die Mannschaftsunterkünfte, ihr könnt euch dort erst einmal ausruhen. Ich gehe inzwischen zur Brücke und sehe nach dem rechten..." Unwissentlich fasste Hitomi an ihre Kette und umschlang den rosa Anhänger mit ihrer rechten Hand. Die schwummrige Dunkelheit, nur von ein paar bedürftigen Lampen erhellt, kam ihr verschlingend vor. Sie erinnerte sich unfreiwillig an die Nächte, in denen sie im Keller ihres Hauses schlafen musste...Es war kalt, dunkel und auf irgendeine Weise auch einsam. Sie fürchtete sich jetzt genauso wie sie es damals getan hatte. "Nein! Nein bitte nicht...." "Schweig, das ist die Strafe dafür das du mit Magie um dich wirfst!" "Nein das wollte ich nicht...Ich kann nichts dafür....Bitte Vater, nicht!!!!!" Van drehte sich etwas nach hinten und als er in der beinahen Dunkelheit bemerkte, wie sie sich verkrampft an dem Anhänger festhielt und sich immer wieder stoßweise atmend umsah erkannte er eines sofort: Sie hatte Angst. Er zwang sich, nicht dem Drang nachzugeben zu ihr zu gehen und sie schützend in die Arme zu nehmen.. Aina, die ebenfalls auf Hitomi aufmerksam geworden ist wandte ihren Blick von dem riesigen Gang vor ihr, der anscheinend ins Nichts führte, ab und legte Hitomi behutsam ihre Hand auf den Arm. "Hitomi...ist alles in Ordnung?" Sie erwachte leicht erschrocken aus ihrem Dämmerzustand und sah Aina beruhigend an. "Ja...." "Es ist dieses Totenlicht, nicht wahr? Ja ich weiß ich werde mich bald darum kümmern, aber jetzt entschuldigt mich meine Damen..." Bevor er den Gang unter der Treppe entlang einschlug wandte er sich an Van. "Du solltest dich um sie kümmern, sie scheint mir vor irgendetwas riesige Angst zu haben. Ich weiß nicht wer sie ist und wieso sie hier ist doch ich verlasse mich darauf dass du dich ihrer annimmst." Ehe er antworten konnte war Dryden auch schon in dem dunklen Gang verschwunden... "Na da bin ich aber gespannt wohin uns unser Herr und Meister wohl dieses mal führt.." "Ich glaube kaum dass es sich um ein übliches Handelsgeschäft handelt, dafür war diese Aktion viel zu....diskret." "Ich hab keine Ahnung, mir soll's recht sein dann haben wir endlich mal wieder etwas Aufruhr hier. Langsam wurde es doch schon langweilig, überall diese verdammten Zaibacher.." Kaan streckte sich genüsslich auf der Bank und betrachtete die Messgeräte, die über ihm aufgebaut waren. Er war ein großer Kerl mit breitem Schulter und einer Narbe, die sich direkt über seine rechte Augenbraue zog. Er war diese Art Krieger die hart zuschlugen, jedoch in ihrem Inneren ein gutes Herz hatten. Elios erinnerte sich, wie er Dryden und die anderen aus Bardon gehen sah. Wenige Stunden später machte er sich mit den anderen auf den Weg, sie mit dem Luftschiff abzuholen. Wieso diese Umstände, hatte er sich gedacht doch er kannte Dryden nun lange genug um zu wissen dass seine Pläne immer irgendwo einen Sinn hatten. Der Mann am Steuer, Sekir genannt, blickte stumm auf die Wälder unter ihnen hinab und wartete anscheinend darauf, das etwas geschah. "Wie mir scheint haben wir mehrere neue Gäste an Bord. Du kannst dich freuen, meine Schöne." Kaan wandte sich an die Frau, die im hinteren Teil der Brücke damit beschäftigt war einige Landkarten zu ordnen. "Halt den Rand Kaan..."erwiderte sie gespielt genervt und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Sie ließen die Treppe hinter sich und vor ihnen taten sich die vielen Zimmer der Mannschaftsunterkünfte auf. Jede war mit einer hölzernen Tür versehen, ein Schloss deutete an das man sie auch von innen verschließen konnte. "Hier...." Van öffnete eine der Türen und deutete den beiden an, einzutreten. Es war eine spärliche Unterkunft mit zwei Betten, einem kleinen Schrank und einer kleinen Kommode sowie eine Art Sessel, der in der hinteren Ecke des Zimmers thronte. Aina ging sofort auf die Betten zu und setzte sich. "Weich...das hätte ich nicht gedacht, ich finde sie sehen aus wie Steinblöcke." Hitomi entschwand ein Lächeln und Van erwischte sich dabei wie er sie erneut anstarrte. Aina bemerkte seinen durchdringenden Blick und zeigte mit einem Finger auf ihn. "Wieso siehst du Hitomi so an?" Verwundert drehte sie den Kopf zur Seite und blickte für einen kurzen Moment in seine Augen. Abrupt wandte er sich ab und griff nach dem Türknauf. "Ruht euch aus." sagte er und jeder konnte merken dass es wie eine Art Befehl klang. Hitomi kannte seinen herrischen Ton bereits, doch Aina hatte keinerlei Lust sich herumkommandieren zu lassen. "Wo ist die Küche?" fragte sie und Van blieb, den Rücken zu ihr gewandt, stehen. "Was?" "Die Küche. Es würde mich nicht wundern wenn du noch nie eine von Innen gesehen hast.." sagte sie und Hitomi fragte sich, wie er wohl auf ihre neue, vorlaute Art reagieren würde. Van drehte sich um und sah Aina genervt an. "Was willst du in der Küche?" "Ich habe Hunger, ihr etwa nicht?" Hitomi nickte nur, Van blieb regungslos neben ihr stehen. Er wandte sich plötzlich an sie und ließ Aina aus seinem Blickfeld verschwinden. "Kannst du kochen?" Überrascht sah sie ihn an. "Ja.. Wieso?" "Weil ich deiner kleinen Freundin kein anständiges Essen zutraue, deshalb." "Ich bin nicht deine Köchin." "Nein, das ist wahr." Er neigte sich zu ihr und Hitomi wich etwas zurück. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von dem ihren entfernt und er sah sie eindringlich an. "Aber eine Hure möchtest du auch nicht sein, oder?" Mit zittriger Stimme antwortete sie ihm. Seine plötzliche Nähe verwirrte sie auf eine höchste seltsame Weise. Hitomi hoffte nur, dass Aina von den gesprochenen Worten nichts mitbekam. "Ich bin auch nicht deine Hure..." "Nein meine Hure bist du nicht. Aber was dann? Nenn es wie du willst..." Mit diesen Worten ließ er von ihr ab und ging zur Tür hinaus. Hitomi stand schwer atmend an der Wand und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Aina hatte dem ganzen interessiert zugesehen, doch sie konnte nicht verstehen was die beiden gesagt hatten. Sie beschloss, dem auf den Grund zu gehen...Sie stand auf und begab sich zu Hitomi. "Die Küche ist den Gang runter links...meleth." ertönte Vans tiefe Stimme und er verschwand in den Gängen. "Meleth? Was soll denn das heißen..."fragte sich Aina und sah Hitomi fragend an. "Ich.. weiß es nicht." Sie war noch sichtlich durcheinander von dem vorherigen Wortwechsel, doch in einer Sicht war sie wütend. Er tat so, als ob sie sein Eigentum wäre, sein...Ding das er jederzeit benutzen konnte, wie er es wollte. Doch wieso hatte er dann diesen seltsamen Schimmer in seinen Augen, als er sie ansah? Hitomi schüttelte den Kopf, sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. "Lass uns gehen..." "Und, wie sieht es aus?" "Herr! Da seid Ihr ja!" Elios stieß einen leichten Seufzer aus als Dryden die Brücke betrat und auch Kaans sonst so ernstes Gesicht zeigte einen Anflug von Freude. "Ich bin froh, euch wiederzusehen. Wer weiß, wer unser Verschwinden bemerkt hat..." "Niemand, keine Sorge.." Die Frau mit den Karten erhob sich und ging lächelnd auf Dryden zu. "Gut dass du so korrekt informiert bist, meine Liebe." Sie nickte und zeigte dann auf eine der Karten, die an der Wand hingen. "Wir können nicht mehr nach Freid..." Erstaunt sah Dryden sie an. "Wieso?" Die Köpfe der Anwesenden senkten sich etwas und die Frau hatte die Aufgabe, die neue Information zu überbringen. "Freid ist besetzt..." "Was!" rief Dryden. "Das kann nicht sein, man hat mir versichert dass sich der Black Dragon Clan bereits zurückzieht und..." "Nein, leider nicht. Diese Information stammt von einem der Mönche des Fortuna-Tempels, er konnte sich retten bevor sich ihre sogenannten Festungen dort eingenistet hatten..." "Das darf nicht wahr sein...Was ist mit dem Herzog?" "Ich bin mir nicht sicher doch man munkelt er wäre ein Bündnis mit ihnen eingegangen. Er überlässt ihnen sein Militär, dafür lassen sie ihn und sein Volk am Leben..." "Nicht wenn Dilandau, dieser Dreckshund, das Kommando hat.." warf Kaan ein. "Kaan, bitte..." "Ich kenne diesen Schweinehund genau, ich weiß dass er alle töten wird, egal ob Bündnis oder nicht. Du weißt, dass er auf der Suche nach ihm ist...Und jetzt hast du ihn hierher gebracht.." "Das war auch meine Absicht. Van ist nicht unser Feind, er kämpft mit uns." "Van?" Die Frau sah Dryden erwartungsvoll an. "Ist er etwa hier? "Natürlich, was denkst du denn.. Unser lieber Herr Dryden hat uns ein wildes Tier an Bord gebracht." "Van ist kein wildes Tier..." "Man kann ihn nicht kontrollieren, und das weißt du!!" rief Kaan plötzlich und alle verstummten, als mit einem Schwung die Tür aufgerissen wurde.... Die Küche des Luftschiffes sah aus als ob sie schon lange Zeit nicht mehr benutzt worden war. Doch Hitomi und Aina fanden sich in dem Durcheinander von Töpfen und Pfannen schnell zurecht, und die Vorratskammer war zu ihren Gunsten auch gut gefüllt. Es dauerte nicht lange und die beiden hatten ein vorzeigbares Mahl für sie und die Männer zubereitet. Während die Suppe noch in dem Top dampfte und Hitomi sie immer wieder rührte wusch Aina die dreckigen Töpfe und Gefäße. Sie sah, wie Hitomi gedankenverloren den Löffel in der Hand hielt und kaum bemerkte wie die Suppe langsam aber sicher überkochte. "Du solltest das Feuer etwas niedriger halten..."sagte sie und musste lächeln. Hitomi sah kurz verwirrt zu ihr, bemerkte dann den brodelnder Topf und stellte ihn vom Herd. "Tut mir leid, ich war in Gedanken.." "Ja, das habe ich bemerkt. Hitomi, ich weiß ich bin bloß ein kleines Mädchen aber was ist mit dir? Du bist so...abwesend und still seit wir aus Bardon weg sind. Und ich weiß, dass es etwas mit diesem...wie heißt er noch mal.. genau, Van zu tun hat." Hektisch legte Hitomi den Löffel beiseite und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. "Du irrst dich..." "Quilla hat mich dazu gezwungen..." "Was?" Hitomi sah verwundert auf und blickte Aina an, die starr auf die Kochplatten sah. "Zu was hat sie dich gezwungen?" Hitomi spürte, wie die Angst in ihr hervorkroch und sie versuchte verzweifelt einen schrecklichen Gedanken zu verwerfen. "Ich kann es nicht.. Ich kann es einfach nicht. Ich will nicht traurig sein, weil ich weiß dass es dich noch trauriger macht..." "Was redest du denn da..." Hitomi trat zu ihr und legte ihr einen Arm auf die Schulter. "Ich weiß, dass er dasselbe mit dir gemacht hat! Ich sehe es in deinen Augen, wie er dich ansieht....und wie du ihn ansiehst. Wieso hast du es mir nicht gesagt, dann wären wir zusammen fortgegangen.. Weit weg." "Aina, ich verstehe nicht..." Sie klammerte ihre Hände in das Holz der Anrichte und versuchte mit Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Aina wusste, dass ihre Fassade eines fröhlichen Mädchens gefallen ist... "Ich wusste, dass nachdem du weg warst, sie mir keine ruhige Nacht mehr lassen würde. Sie hat dich dafür gehasst dass du dich ihr widersetzt hast. Und Narna...Narna meinte dass ich nun an deine Stelle treten müsste und die Arbeit tun musste die eigentlich für dich bestimmt war..." Hitomis Augen weiteten sich, der Schock saß ihr in allen Gliedern. "Denk bitte nicht ich würde dich dafür verantwortlich machen, nein das würde ich niemals tun. Es tat nur unglaublich weh und...ich habe zu den Göttern gebetet dass es bald vorüber sein mag.." "Oh mein Gott...Nein..." Hitomi nahm Aina in ihre Arme und drückte sie liebevoll, wie eine Schwester, an sich. "Ich kann nicht glauben, dass sie dir das angetan haben..."flüsterte sie und Aina weinte leise weiter.. "Ich habe...gebettelt er solle aufhören aber...er hat einfach weitergemacht.." "Es ist vorbei, sie können dir nichts mehr tun..." "Es war so...widerlich...." Das, was sie gerade von Aina erfahren hatte tat ihr selbst im Herzen weh. Sie wusste, dass es anfangs schmerzvoll war doch wie es sich ganz von Gewalt beherrscht anfühlen musste wagte sie sich nicht einmal vorzustellen. "Ich habe die Augen geschlossen und nach einer Weile...da habe ich es gar nicht mehr gemerkt. Ich war taub...taub für alles.." Sie drückte sie fester an sich und atmete tief durch. "Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten. Niemand wird dir mehr was tun..." "Nein, du verstehst nicht..." Sie schob Hitomi etwas von sich weg und sah sie mit tränenverschmiertem Gesicht an. "Ich hatte gehofft, dir würde das erspart bleiben...aber jetzt, da ich es weiß...will ich ihn nur noch tot sehen.." Hitomi verstand, worauf sie hinaus wollte und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, es ist nicht so..." "Was....was meinst du damit? Ich sehe es doch! Er hat dir wehgetan, genauso wie man mir weh getan hat!" rief sie verzweifelt. Wieder schüttelte Hitomi den Kopf. Sie musste es Aina sagen. sonst würde sie nur noch auf dumme Gedanken kommen. Kein Zweifel, es war schrecklich was man ihr angetan hatte aber sie wusste nicht ob es Aina noch mehr erschüttern würde wenn sie ihr erzählte dass sie es freiwillig getan hatte.. "Ich habe...ich habe es entschieden. Ich wollte es...." Ungläubig starrte Aina sie an. "Du hast...ihn freiwillig....an dich gelassen?" Hitomi nickte und sah beschämt zu Boden.. "Es war ein Fehler. Es tut mir leid..." "Aber wie...wie kannst du....diese Dinge mit dir..." "Er hat mich nicht gezwungen. Es war...etwas ganz anderes..." "Wirklich? Aber wieso..." "Ich kann es nicht erklären...Es ist einfach....passiert.." Plötzlich sah sie Aina sanft lächeln. "Dann bin ich froh....Ich dachte schon du hättest dasselbe durchgemacht.." "Aina...es tut mir so leid..." "Das muss es nicht. Du kannst nichts dafür..." Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nahm mehrere Teller aus dem Regal. "Ich muss mich entschuldigen. Ich wollte dich nicht anschreien oder ihm...solche Dinge unterstellen. Er schaut dich nur immer so an und du scheinst mir so...verletzt...da dachte ich dass..." Hitomi legte einige Löffel neben die Teller und stellte dann alles auf ein Tablett. "Nein das.. musst du dir wohl eingebildet haben..." Sie log, doch Aina erkannte es nicht. "Bitte sag es niemandem, ja?" bat sie dann plötzlich. Hitomi nickte wissend. "Keine Sorge." "Ich schäme mich zu sehr.." "Es war nicht deine Schuld.." "Ich weiß. Trotzdem, es ist wie ein Fluch....Ich will es vergessen." "Eines Tages wirst du das..." versicherte Hitomi und nahm sie erneut in die Arme. Nach einer kurzen Umarmung sah Aina zu ihrer älteren Freundin auf. Dann hielt sie ihr den kleinen Finger hin und versuchte ein ehrliches Lächeln. "Schwestern?" Sie hob ihre Hand und nahm ebenfalls ihren kleinen Finger, um die freundschaftliche Geste zu erwidern. "Schwestern..." Glücklich sah Aina sie an. "Weißt du, du bist meine erste richtige Freundin. Ich bin froh, dass wir zusammen sind.." Als Hitomi in die Augen des jungen Mädchens blickte verkrampfte sich etwas in ihr. Sie wusste, Aina würde niemals über das hinwegkommen was man ihr angetan hatte, es würde sie ein Leben lang verfolgen. Sie war noch nicht einmal erwachsen und musste schon solche Dinge ertragen. Es brach ihr das Herz und Hitomi wusste, dass sie völlig machtlos gegen diesen Prozess war. Sie konnte nur versuchen für sie da zu sein und ihr in den dunklen Stunden beizustehen.. Genauso wie es Van damals bei ihr getan hatte...Auch wenn es nur kurz war. Hitomi erkannte etwas, und von diesem Moment an sah sie ihn in einem ganz anderen Blickwinkel. Er war der erste, der bei ihr war als sie sich nach jemandem sehnte der sie hielt. Er war der erste, der ihre Tränen gesehen hatte und nicht gelacht hatte... Er war der erste, der ihr das Gefühl gab, geliebt zu werden... "Vielleicht....habe ich mich geirrt. Vielleicht ist er doch nicht so kalt und ungerührt wie es den Anschein hat." Ausgestattet mit dieser neuen Hoffnung machte sie sich zusammen mit Aina auf den Weg zur Brücke, um den anderen das Essen zu bringen. Dass ihre Hoffnungen schon bald erbarmungslos niedergeschlagen werden, war ihr nicht bewusst. Und umso tragischer ist es, dass sie die wahren Gründe für den Bruch nicht erkannt hat.. Jedenfalls jetzt noch nicht.. "Großmutter, werde ich mich auch verlieben?" "Oh ja, das wirst du Kleines." "In wen?" "Das weiß ich nicht, Kleines." "Wirklich?" "Vielleicht...." "Sag es mir, bitte!" "Du wirst es schon selber merken, wenn es soweit ist..." Er durchquerte lange das Schiff und machte sich mit den vielen Gängen vertraut, ehe er auf die Brücke ging. Die Luke in der Decke, die auf das Deck des Schiffes führte kannte er noch von einem der älteren Schiffe und die Aussicht dort oben war atemberaubend. Manchmal verbrachte er ganze Nächte auf den Decks und sah in den Himmel, es schien ihn zu beruhigen...Doch jetzt machte sich Van auf den Weg zu Dryden um sich über die momentane Lage zu informieren. Schon als er sich der Brücke näherte konnte er laute Stimmen vernehmen... "Du brauchst nicht so zu toben Kaan, ich bin nicht taub." Van trat gemächlich auf die Brücke und warf Kaan einen vielsagenden Blick zu. Sekir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und versuchte somit, die Spannung etwas zu mildern. "Junge, du bist ganz schön groß geworden." Doch Van antwortete nicht, seine Aufmerksamkeit zog sich auf die Frau, die auf einer Bank am Fenster saß und ihn mit freudigen Augen ansah. "Du bist hier..." flüsterte sie und stand langsam auf. Van wusste nicht wieso, doch ihre Anwesenheit hatte urplötzlich nichts anregendes mehr. Früher hätte er das noch anders empfunden aber jetzt.. Dryden achtete nicht auf ihr freudiges Auftreten, stattdessen wandte er sich an Van und sah ihn ernst an. "Van, wir haben Probleme. Freid ist besetzt.." Er klärte ihn über die momentane Situation auf und Vans Gesicht bekam einen wütenden Ausdruck. "Dilandau....wer sonst..." Kaan nickte nur und wandte sich wieder den Messgeräten zu. "Was schlägst du vor?" fragte nun Dryden. Van schwieg, ihm fiel keine passende Antwort ein mit der man Dryden zufrieden stellen konnte. Einige Minuten standen sie einfach so da und hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis es die Frau nicht mehr aushielt und mit schnellen Schritten auf Van zuging. "Ich habe schon gedacht ich sehe dich nie wieder..." Und mit diesen Worten schlang sie ihre Arme um seinen Hals und warf sich an seine Brust. Van war zu überrascht von der Aktion als das er reagieren konnte, deshalb stand er nur da und rührte sich nicht. Wenige Momente später fanden jedoch seine Arme ihren Rücken und er legte sie gleichgültig um sie. Vielleicht war es Schicksal dass in genau diesem Moment die Tür erneut aufging und zwei Gestalten, eine mit einem dampfenden Topf in den Händen, eintraten... Hitomi hielt den Topf mit aller Macht fest da sie fürchtete, ihn fallen zu lassen. Sie fragte sich, weshalb ihr Herz plötzlich schneller schlug und mit jedem Schlag, den es tat, mehr und mehr schmerzte. Sie sah Van, wie er eine Frau umarmte und sie sich mit Freude an seine Brust schmiegte. Allein der Anblick war für sie wie eine Art Verrat, doch weshalb sie diese Gefühle empfand war ihr ein Rätsel. Aina sah, wie das vorherige Leuchten aus ihren Augen verschwand und sie zu Boden sah. Dann erkannte sie, warum. Aina sah die dunklen Locken, und plötzlich dämmerte es ihr... "Ethiél?" sagte sie erstaunt. Hitomi sah nun ebenfalls auf und erkannte die Gestalt, die in Vans Armen lag. Ihr Kopf hob sich und sah die beiden Frauen verwundert, dann glücklich an. "Aina? Hitomi? Bei allen Göttern, ihr seid es!" Sie befreite sich aus seiner Umarmung und ging auf die beiden zu. "Ich kann es nicht fassen. Ihr, hier bei uns! Sagt, wie ist es euch ergangen?" Hitomi hatte nicht die Kraft ihr eine Antwort zu geben, ihr Blick blieb an Van haften der sich inzwischen umgedreht hatte und versuchte ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen. "Gut....wir haben uns zufällig in...Bardon getroffen und jetzt...sind wir hier." antwortete Aina unsicher und sah immer wieder zu Hitomi hinüber. Ethiél schien sichtlich glücklich über die Begegnung, doch für Hitomi war es die Hölle. Hier war sie, die Frau die anscheinend zu ihm gehörte. Wunderschön, fröhlich und mit strahlenden Augen. "All das, was ich nicht bin..." "Ich vermisse sie auch....." Und da wurde es ihr klar: Ethiél war sein Stern, und sie war nur eines... "Ich war seine Hure...mehr nicht." Der Abend schien endlos. Zusammen saßen sie im Essensraum des Schiffes und verschlangen die Suppe und das Fleisch, das Hitomi und Aina zubereitet hatten. Ethiél saß neben Van und wenn man sie genau betrachtete konnte man meinen sie wären ein junges Ehepaar, das Geschichten aus den alten Zeiten erzählt. Van war den ganzen Abend über still, doch die Frau neben ihm redete und erzählte allerlei Dinge. Hitomi kam es vor, als ob sie diese Rolle nur spielte um von der harten Realität abzulenken. Draußen starben Menschen, und sie saßen hier fröhlich zusammen und plauderten. "Es ist alles so falsch...." dachte sie nur und stand auf, um die dreckigen Teller in die Küche zu bringen und sie abzuwaschen. Kaan sah, wie sie die Teller geschickt stapelte und mit ihnen verschwand. Aina bemerkte Sekirs fragenden Blick und winkte mit einem gespielten Lächeln ab. "Sie ist nur müde..." Die Männer nickten und tranken ihre Becher mit Sake aus.. Aina wollte ihr schon folgen, doch Ethiél verstrickte sie in ein weiteres Gespräch und somit war sie gezwungen, weiter hier zu bleiben. Mit harten Bewegungen schrubbte sie die Teller, beinahe ihre ganze Wut war in diesen Akt gelegt. Hitomi war sich nicht sicher was sie fühlte, doch eines war sie sich bewusst: Es schmerzte genau dort wo es am meisten weh tat. "Ich wünschte ich wäre nicht hier...." Das Wasser im Becken war von den dreckigen Tellern bereits braun verfärbt und sie war froh, ihr eigenes Spiegelbild nicht sehen zu müssen. Sie legte die Teller zurück in das Regal und schloss für einen kurzen Moment die Augen, in denen die Tränen brannten seit sie Ethiél in Vans Armen gesehen hatte... Ein leises Knirschen ließ sie aufschrecken und sie wandte sich erschrocken zur Tür. Ihre Hände umschlossen den Stoff ihres blauen Kleides fest und sie bemühte sich, ein standhaftes Gesicht zu wahren. Mit schnellen Schritten durchquerte sie die Küche und ging an ihm vorbei. Doch noch ehe sich Hitomi aus dem Raum bewegen konnte packte er sie am Arm und zwang sie somit zum Stehen. "Lass mich los..." flüsterte sie wütend, doch ihre Stimme war zittrig. Van antwortete nicht, er sah sie nur mit undeutbaren Augen an und hielt sie fest. Nach einigen Momenten konnte sie sich schließlich befreien und ging den Gang entlang. Als Hitomi plötzlich außer Atem war erkannte sie, dass sie gerannt war. Die Zimmer für die Personen an Bord des Schiffes lagen vor ihr und sie konnte sich aussuchen in welches sie gehen wollte. Hitomi entschied sich für das, das sie heute mit Aina besichtigt hatte. Doch als sie die Tür öffnete bemerkte sie einen Schatten an der Wand und schloss die Augen. "Was willst du..." sagte sie leise. "Nichts." antwortete er, und seine Antwort überrasche sie. Hitomi trat in das Zimmer und hörte seine Schritte hinter ihr. Plötzlich musste sie sich an Aina erinnern. Genauso musste es sich angehört haben als sie in das Zimmer geschickt wurde, der Soldat hinter ihr. Die Erkenntnis, was man ihrer jungen Freundin angetan hatte, krachte auf Hitomi nieder und sie musste nach Luft ringen. Leise schluchzte sie auf und legte sich die Hand auf den Mund, damit er es nicht hören konnte. Doch es war zu spät, er hatte es bereits vernommen.. "Was ist mit dir?" fragte er, selbst erstaunt über seine plötzliche Sorge. Hitomi ging weiter, und als sie vollkommen von ihren Gefühlen übermannt wurde setzte sie sich zitternd auf das Bett und schlug die Hände vor das Gesicht. Van war verwirrt, er konnte sich nicht erklären was sie so plötzlich aus der Fassung brachte. Er fragte sich, weshalb er ihr überhaupt gefolgt war. "Du bist ein Dummkopf, Fanel.." sagte er zu sich selbst und schritt auf die weinende Frau vor ihm zu. "Wieso nur...wieso..."murmelte sie immer wieder vor sich hin und presste die Hände auf ihr Gesicht. Van stand nun vor ihr und betrachtete ihre zitternde Gestalt. Die Hände vor dem Gesicht, das Kleid dass er ihr gegeben hatte...Der Anhänger der lose an ihrer Brust hing. Er spürte, wie etwas in ihm wieder erwachte und nur mit Mühe konnte er dagegen ankämpfen. "Wieso haben sie ihr das angetan...wieso...geschehen all diese schrecklichen Dinge...nur wegen mir.." wiederholte sie immer wieder. "Was ist geschehen?" fragte er und kniete sich vor sie, doch sie schien ihn gar nicht zu hören. Schließlich nahm er vorsichtig ihre Hände und führte sie von ihrem Gesicht weg. Zum Vorschein kam das Gesicht der Frau, die ihn in seinen Gedanken verfolgte. Ihre grünen Augen waren gefüllt mit Tränen und die Wangen leicht gerötet. "Ich habe dir schon einmal gesagt dass du nicht weinen sollst..."sagte er mit ruhiger Stimme und Hitomi sah ihn beschämt an. "Geh..." "Was ist passiert..." "Nichts...." "Du lügst.." mahnte er und sah sie ernst an. Hitomi wusste nicht wieso sie ihn überhaupt noch in ihrer Nähe duldete aber sie weigerte sich, ihn von sich zu stoßen. Sie hasste ihn für das, was er mit ihr machte, dass sie sich so hilflos fühlte immer wenn er bei ihr war. Und dass er ihr unmerklich weh tat, obwohl er ihr gegenüber keine Pflichten hatte. "Sie haben sie gezwungen...Aber.. sie ist doch noch ein Kind..." Hitomi wollte erneut ihr Gesicht hinter ihren Händen verbergen, doch Van hielt ihre Handgelenke fest und zwang sie somit ihn anzusehen. Sie wehrte sich gegen ihn, doch als ihre Kräfte nachließen sackte sie in sich zusammen und fiel nach vorne. Van fing sie auf und als sie zusammen auf dem harten Boden aufprallten begann sie erneut zu weinen. "Nein..."dachte er verzweifelt. Er war ein weiteres Mal in die Falle seiner eigenen Gedanken gefallen. "Geh weg...Geh...."sagte sie unter Tränen, doch mit jedem Wort das sie sprach drückte er sie nur noch stärker an sich und schlang seine Arme um ihre zierliche Gestalt. "Ich will doch niemandem weh tun...Aber es ist meine Schuld.. Alles meine Schuld..." Als er diese Worte hörte schloss er verkrampft die Augen und flehte seine Ahnen an, ihn von seinen Qualen zu befreien. Es brachte ihn beinahe um sie so zu sehen und alles was er tun konnte war ihr dabei zu helfen, zu vergessen.. Wie aus einem Impuls heraus fasste er mit seiner rechten Hand unter ihr Kinn und blickte in ihre glänzenden Augen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ihm fielen keine Worte mehr ein. Es war bereits nacht und der Mond der Illusionen schien hell über Gaia, doch nur wenige seiner Strahlen gelangten in das kleine Zimmer auf dem Luftschiff, dass ruhig und stetig seinen Bahnen zog... Das Gefühl, das ihn überkam als er sie küsste, wagte er nicht zu beschreiben. Van spürte, wie sie sich zuerst wehrte doch dann gab sie auf und ließ ihn gewähren. Ihre Hände, zuvor beinahe verkrampft auf seiner Brust liegend, entspannten sich und fanden ihren Weg zu seinen breiten Schultern. Dort verweilten sie, und als sich Van sicher war dass sie ihn nicht treten und schlagen würde umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie immer inniger. Nach einer Weile richtete er sich auf und ließ von ihr ab. Er sah ihre geschlossenen Augen und verdammte die ganzen Empfindungen, die er in diesem Moment verspürte. Es hatte keinen Sinn mehr dagegen anzukämpfen, die Linie war bereits seit langem überschritten. Seine Arme glitten um ihre Hüften und mit einem kurzen Ruck stand er zusammen mit ihr auf. Hitomis Beine hatten sich um seine Taille geschlungen und ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. Eine letzte Träne lief ihre Wangen hinab, als sie spürte wie er sich in Bewegung setzte und sie schließlich auf dem Bett niederließ. Ihre Brust hob und senkte sich anfangs noch schnell, doch mit jeder Sekunde die verging wurde sie ruhiger. Van beugte sich über sie und sah sie an.. Doch ehe er etwas sagen konnte griff sie nach seinem Hemd und öffnete den vorderen Knoten, der es zusammenhielt. Er zog es über seinen Kopf und seine nackte, muskulöse Brust schimmerte in dunklem Teint. Kurz zögerte er, doch als er kein Nein von ihr bekam glitten seine Hände an ihren Seiten hinab und er schob den Saum ihres Kleides nach oben. Mit geschickten Bewegungen richtete sie sich etwas auf und schlang ihre Hände um seinen Nacken.. Die Träger des Kleides rutschten von ihren Schultern und wenige Sekunden später lag das blaue Kleid verlassen neben dem Bett... Zögernd sah er auf ihren nun nackten Oberkörper, der sich warm an seinen eigenen schmiegte. "Wir sind verloren........nicht?" flüsterte sie und ihre Hand vergrub sich in seinem nachtschwarzen Haar, ehe er sich erneut zu ihr hinunterbeugte und sie küsste. In dieser Nacht war sie nicht seine Hure....sie war viel mehr. Und Van schwor sich, sie mit seinem Leben zu beschützen. Nichtwissend, dass sie es war die am Ende das Leben in sich trug...... Kapitel 3: ~~Waking up from the Gaian dream~~ --------------------------------------------- Hallo liebe Liebenden *lol* Ok spass beseite^^ Ich bin wirklichso unglaublich glücklich dass ihr mich hier so lieb unterstützt und mich immer ermutigt,weiterzuschreiben!!!Danke,wirklich ich meine das ernst das is echt Balsam für die Seele*g* Ich kann gar nicht glauben wieviele Kommis ich bekommen hab das is für mich wirklich sowas von krass...*umkipp* Ich hoffe ich kann euch weiterhin "unterhalten" und ihr rennt mir hoffentlich nicht weg*ggg* Ok jetzt genug gelabert,weiter im Text. Jay wir sind beim dritten Kapitel!!!!!!!!!*freu* Ach ja,das "Intro" Is der Text zu Broken von Seether ft. Amy Lee.Nur zu empfehlen^^ Viel Spass und ONE LOVE!! Eure shakti *bussl* ****************************************** ~*~ You hold the answers deep within your own mind. Consciously, you've forgotten it. That's the way the human mind works. Whenever something is too unpleasant, to shameful for us to entertain, we reject it. We erase it from our memories. But the imprint is always there. The pain that grips you The fear that binds you Releases life in me In our mutual shame we hide our eyes To blind them from the truth That finds a way from who we are Please don't be afraid When the darkness fades away The dawn will break the silence Screaming in our hearts My love for you still grows This I do for you Before I try to fight the truth my final time "We're supposed to try and be real. And I feel alone, and we're not together. And that is real." Can't wash it all away Can't wish it all away Can't cry it all away Can't scratch it all away Lying beside you Listening to you breathe The life that flows inside of you Burns inside of me Hold and speak to me Of love without a sound Tell me you will live through this And I will die for you Cast me not away Say you'll be with me For I know I cannot Bear it all alone "You're not alone, honey." "Never... Never." "But the imprint is always there. Nothing is ever really forgotten." "Because I'll die if you do." ~*~ Verzweifelt versuchte sie, den Schrei zu unterdrücken der sich in ihr formte. Sie wusste, es war lächerlich dagegen anzukämpfen aber Hitomi fürchtete, das gesamter Luftschiff könnte sie hören. Doch dann gab sie dem Gefühl nach, und bemerkte wie auch er seine starken Bewegungen drosselte. Mit einem finalen Stoß wurden sie beide von ihren Anstrengungen erlöst.... Sie spürte den leichten Aufprall, als sein Körper erschöpft auf ihren fiel. Sie schloss die Augen, um ihre rapide Atmung zu beruhigen und sie konnte hören, wie auch er hektisch ein und ausatmete. Er war nassgeschwitzt, genauso wie sie selbst doch nach wenigen Momenten regulierte sich ihre Atmung und sie lagen einfach nur da. Hitomis Herz schlug in einem schnelleren Rhythmus als sonst und als sie die Augen öffnete sah sie nur den dunkler Raum, erhellt von den wenigen Strahlen des Mondes. Kein klarer Gedanke erklang in ihrem Bewusstsein, alles war sie spürte war die Nähe seines warmen Körpers und die damit verbundene Geborgenheit. Vans Kopf ruhte an ihrer Schulter, ihre linke Hand hatte sich in seinem tiefschwarzen Haar vergraben. Ohne es zu bemerken schloss er seine Hand um ihre rechte, die Finger ineinander verschlossen. Beide waren mit ihren Kräften am Ende, es war bereits spät nach Mitternacht und sie sehnten sich nach Schlaf. Um sie nicht unter seinem Gewicht zu erdrücken rollte er sich schwerfällig auf die Seite und zog sie schließlich mit sich. Ihr Körper schmiegte sich an den seinen und Van fühlte ihre weichen Rundungen, die sich gegen seinen harten Oberkörper drückten. Es war, als ob er eine Puppe aus Porzellan in den Händen hielt und er fürchtete, sie mit jeder starken Bewegung zu verletzen. Van fragte sich, ob er jemals wieder eine andere Frau so begehren konnte wie Hitomi. Ihre Beine schlangen sich gekonnt um seine und seine Hand glitt ihren Rücken hinab. Sie zuckte für einen kurzen Moment zusammen, es kam ihm fast so vor als ob sie sich schämte. Immer mehr und mehr kroch sie in sich zusammen und vergrub den Kopf in den weichen Kissen. Van wusste genau was sie in diesem Augenblick dachte. Doch er fand nicht die Worte, die er sprechen wollte. Manchmal ist es besser, zu schweigen.. Erschöpft schloss er die Augen. "Siehst du sie?" Wie ein Schlag kam das Bild, und Van wusste weder woher es kam noch was es zu bedeuten hatte. Doch er hörte es. Und er sah... "Sieh hin...." Er sah hin. Und was er erblickte, würde ihn sein ganzes Leben nicht mehr loslassen. Er war hart ,distanziert. .Doch selbst Van konnte die Augen vor dem Schmerz und der Angst eines kleinen Mädchens nicht verschließen. Er sah, wie sie hilflos gegen eine schäbige Tür aus Holz hämmerte. Ihre kleinen Hände waren aufgeschürft von der Wucht des Aufpralls auf das Holz. Sie machte weiter, schrie und flehte. Doch niemand hörte sie....Wollte sie nicht hören. Der Regen fiel, und ihr leichtes Kleid das im Wind wehte war bereits nach wenigen Minuten vollkommen durchnässt. Langsam ließen ihre Kräfte nach und sie hörte auf.. Das Schweigen, das nun von ihr ausging war schlimmer als die verzweifelten Rufe, die noch vor wenigen Momenten ertönten. Sie setzte sich auf den Boden und schlang die Arme um sich als die kalte Luft an ihrem jungen Körper nagte. "Es gibt so vieles...So vieles, das nicht einmal die Zeit ungeschehen machen kann....." Van drehte sich von dem jungen Mädchen weg und sah plötzlich eine Frau neben sich stehen. Sie war zwar menschlich, doch irgendetwas an ihm erschien ihm.. anders. Ihr weißes Haar ließ sie älter aussehen als sie wohl war ,doch ihre Augen strahlten eine Weisheit aus die man sonst nur bei einer Art von Lebewesen sehen konnte. Mit erschrecken stellte Van fest, dass er denselben Ausdruck auch in Hitomis Augen gesehen hatte.. "Wieso schickst du mir diese Träume, Seherin.. "fragte er und musste seine aufsteigende Wut unterdrücken. Doch sie antwortete nicht sondern sah immer noch auf die kleine Gestalt im Regen. Ihr Kopf senkte sich und mit sanfter Stimme wandte sie sich an Van. "Du kannst sie nicht mehr retten. Es ist zu spät......." Noch ehe er sie ansehen konnte, war sie verschwunden. Nur ihre letzten Worte hallten im Wind wieder. Van verstand ihre Bedeutung nicht, doch er war sich in einem Punkt sicher: Es war die Wahrheit.. Hitomi bemerkte, wie er sich für einen kurzen Moment hektisch bewegte. Sie erwachte aus ihrem Dämmerzustand und spürte etwas warmes auf ihrem Rücken. Die Luft war kühl, doch obwohl sie nackt war fror sie nicht. "Wieso hast du das getan?" Folken sah sie mit emotionslosen Augen an, doch in seinem Inneren brodelten die verschiedensten Gefühle: Trauer...Hass....Angst....Liebe.. Doch keines von ihnen Drang nach außen, es war als ob sie für die Welt unsichtbar waren. "Ihr habt versagt, General Folken. Er hat sie gefunden..." Folken schloss die Augen und setzte sich in einen der von dunklem Stoff überzogenen Sessel. "Wie..." "Nicht er hat nach ihr gesucht. Sie hat ihn gefunden. All Eure Bemühungen waren umsonst." "Nein. Lediglich ist ein Punkt auf meiner Liste etwas abgewichen.. Sie ist zu ihm geschickt worden. Zu ihm...diesem Bastard." Folken versuchte es, doch Sora durchschaute seine Worte sofort. Sie wusste, dass er seinen Bruder nicht hasste. Nicht so, wie er es immer nach außen hin erscheinen ließ. "Er wird auch Escaflowne finden. Und dann....nimmt es seinen Lauf." "Welchen Weg wird sie einschlagen?" fragte Folken, und eine seltsame Ruhe lag in seiner Stimme. Sora, die letzte der Seherinnen des Drachenclans, senkte den Blick und schloss die Augen. "Es gibt Dinge, die selbst ich nicht weiß...." Das sie log, konnte Folken nicht bemerken. Sora wusste genau, wie die Zukunft aussah. Von Anfang an gab es nur die eine, bestimmte Zukunft und nur ein Wunder konnte Gaia noch retten. "Wieso hast du dich ihm gezeigt..." Das Licht einiger bläulich schimmernden Kerzen hüllte den Raum in eine düstere Atmosphäre, und Sora betrachtete sehnsüchtig das alte Gemälde eines Drachens an der Wand. "Es gibt keine Prophezeiung, die diesen Verlauf der Dinge voraussagt. Ihr habt Euer eigenes Land verraten, genau wie ich.. Und ihr wisst, was geschehen wird wenn ihr euch ein letztes Mal begegnet..." "Er wird mich töten.." antwortete Folken und sah auf. Der Himmel war dunkel und es schien, als ob der Regen die Tränen der Götter waren, die auf Gaia hinabblickten und den Tod sahen. Sora schwieg und betrachtete weiter das Drachenbild. "General Folken.. sagt.. was ist Euer sehnlichster Wunsch?" Verwundert über diese Frage stand er auf und warf sich den dunklen Mantel um die Schultern, der seinen gesamten Körper verdeckte. "Ich habe keine Wünsche...Für all die Untaten, die ich begangen habe, gibt es keine Erlösung. Wir haben Freid besetzt, es sind schon so viele Menschen gestorben. Doch es ist besser so. Besser für Gaia. All das wird bald ein Ende haben..." "Ihr könnt sie ihm nicht wegnehmen. So sehr Ihr es wollt, er wird sie mit seinem Leben beschützen.." "Van ist ein Krieger. Ich habe jeden seiner Schritte all die Jahre beobachtet. Er ist nicht die Art Mensch, die sich für andere aufopfert.." Mit leisen Schritten ging sie auf ihn zu, bis sie direkt hinter ihm stand. Ihre wissenden Augen sahen in seine und suchten nach einer Antwort. "Das Band, das sich zwischen ihnen bildet wird stärker. Das ist unser Untergang. Escaflowne wird wüten, so oder so. Aber dieses mal wird er gegen uns wüten." "Du vergisst, dass wir Dilandau haben.." Soras Gesicht verzog sich einen Moment schmerzvoll, ehe sie antwortete. "Dilandau ist ein Monster. Er mordet mit Freude, das ist das größte Verbrechen.." Folken wandte sich ab und schritt zur Tür.. Ein lauter Donner grollte über den Himmel, doch Sora blieb ungerührt stehen, als habe sie es nicht gehört. "Die Cerridwen wird erwachen, und sie wird alles vernichten, wenn sie will. Auch uns.. Ihr könnt es nicht verhindern." "Dann sterbe ich als General, der sein Land zum Sieg führen wollte..." entgegnete er monoton und öffnete die Tür. "Ich kenne Euren Wunsch..." sagte sie und faltete die Hände. Folken blieb stehen und wagte es nicht, sich umzudrehen.. "Wir begeben uns nach Freid...Es wird einige Tage dauern, bis wir dort sind..." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern und er musste die schleichende Angst in sich unterdrücken, um nicht laut aufzuschreien. Ehe er den Raum verlassen konnte, hörte er sie noch. Die Worte, die er am meisten fürchtete. Sein ganzes Leben versuchte er sich einzureden, es wäre alles vergangen. Doch es war nicht vorbei. Die Menschen, die ihm einst alles bedeuteten, waren tot. Und er war immer noch am Leben... Er, und der Einzige für den er noch etwas in seinem tauben Körper empfand... "Ihr wünscht Euch, dass er Euch verzeiht.. Das ist alles, was Ihr wollt...." Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging den dunklen Gang entlang zur Brücke der fliegenden Festung. "Wärst du doch nur damals gestorben, Van. Dann müsstest du nicht diese Schmerzen erleiden..." Unbemerkt schloss Aina die Tür und lehnte sich mit weit geöffneten Augen an die Wand. Aina war sich sicher, dass keiner von beiden sie bemerkt hatte. "Wie auch, sie scheinen viel zu beschäftigt miteinander gewesen zu sein..." dachte sie und versuchte zu rekonstruieren, wie es wohl erneut dazu gekommen war. Nachdem Ethiél endlich zu Bett gegangen war beschloss Aina, noch einmal nach Hitomi zu sehen. Sie machte einen mehr als betrübten Eindruck während des Abendessens, und als Van ihr dann auch noch gefolgt war, war sie sich sicher dass Hitomi ihren Beistand brauchte. Nach ungefähr einer halben Stunde begab sie sich zu dem kleinen Zimmer, dass sie zusammen mit Hitomi beziehen wollte und als sie bereits von außen leise Stimmen und Geräusche hörte beschloss sie erst einmal nachzusehen. Doch als sie die Tür bereits nur einen kleinen Spalt geöffnet hatte wich sie einen Schritt zurück. Aina sah, wie Hitomi und Van eng umschlungen auf dem Bett lagen. Die Tatsache, dass beide überhaupt keine Kleidung trugen machte die Situation eindeutig. Sie beobachtete mit erschrockenem Blick, wie der Mann mit den schwarzen Haaren Hitomi an sich zog und sie sich erschöpft an seinen Körper lehnte. Beide sprachen kein Wort, sie lagen nur da und hielten einander fest. Aina wusste, dass diese Idylle nicht real sein konnte. Nach einer Weile schien es, als ob die beiden eingeschlafen waren. "Bei allen Göttern was...." dachte sie, doch die Antwort kannte sie bereits. Aina raffte sich auf und begab sich in das Zimmer nebenan. Es war nicht abgeschlossen und so konnte sie hier den Rest der Nacht verbringen. "Ich habe...ich habe es entschieden. Ich wollte es...." Sie fragte sich, wieso Hitomi es erneut getan hatte. Es schien doch offensichtlich, dass er und Ethiél.. Sie unterbrach ihre Gedanken da sie diese nicht zuende bringen konnte. "Was waren sie überhaupt?" Ethiél schien so glücklich ihn wiederzusehen, doch Van...Es sah fast so aus als wäre es ihm gleichgültig. Dann dämmerte es Aina und sie kam auf ein Ergebnis, das ihr gar nicht gefiel. "Er benutzt sie. Er benutzt Hitomi, weil er genug von Ethiél hat...Und sie lässt es geschehen, weil sie...weil sie...." Aina wusste nun, weshalb sie es tat. Und die Erkenntnis ließ sie die Augen schließen. Sie betete zu den Göttern, an die sie nicht einmal glaubte, dass es bald aufhören würde. "Sie soll sich doch nicht selbst quälen. Er benutzt sie. Er tut ihr weh. Und das nur, weil sie niemals gelernt hat sich zu wehren...." Aina wusste, es war Hitomis Entscheidung. Doch sie würde nicht tatenlos zusehen wie sich ihre einzige Freundin in das sichere Unglück stürzt. Die Wolken zogen an ihnen vorüber, und obwohl die gesamte Besatzung des Luftschiffes schlief war er noch immer auf der Brücke und brütete über einer der vielen Landkarten. Dryden hörte es nicht einmal, als die Tür leise geöffnet wurde und jemand eintrat. "Du solltest schlafen, es bringt nichts sich en Kopf über Freid zu zerbrechen.." Kaan setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Dryden und sah ihn bestimmt an. "Du weißt, wir können ihnen nicht helfen. Wie sollen wir gegen eine ganze Horde von Zaibachern antreten?" Seufzend streckte sich Dryden und schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Du hast recht. Aber wir können sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Der Herzog ist schon längst gestürzt, das wissen wir. Doch wie soll es nun weitergehen..." "Ich weiß es nicht..." antwortete Kaan ehrlich und blickte sich auf der Brücke um. "Lohnt es sich überhaupt für unsere Überzeugung zu kämpfen?" fragte er sich laut. Drydens Kopf schnellte nach oben und er sah Kaan mit einem überzeugten Funkeln in seinen Augen an. "Natürlich lohnt es sich, wir sind zwar nicht gerade viele aber wir kämpfen für das, an was wir glauben. Wir können Gaia nicht dem Untergang überlassen. Eines Tages wird dieses Kämpfen aufhören. Und dafür lohnt es sich, zu kämpfen." "Ich sehe du bekommst deine alte Überzeugung wieder..." Kaan musste lächeln als er Drydens Gesichtsausdruck sah. Dieser nickte und packte die Karte weg. "Wir sollten uns schlafen legen..." Die beiden Männer standen auf und begaben sich zur Tür, doch ein leichtes Flackern am Himmel ließ Dryden stillstehen. Kaan sah verwundert, wie er sich umdrehte und zum Fenster schritt. "Dryden, was...." Doch der hielt nur die Hand hoch und deutete ihm an, zu verstummen. Jetzt sah er es auch. Immer wieder leuchteten kleine Feuer am Himmel auf, wie Glühwürmchen und doch stärker. "Was ist das?" fragte Kaan verwundert. Dryden versuchte zum Boden zu blicken, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen. Einzig und allein die Feuerschweife, die immer wieder am Himmel erschienen. Sie waren klein, doch Dryden wusste dass er solche schon einmal gesehen hatte. Doch sein Erinnerungsvermögen war getrübt, und er dachte angestrengt nach während Kaan sich neben ihn stellte. "Was..." Und dann fiel es ihm wieder ein. Er fasste sich an den Kopf und drehte sich hektisch zu Kaan um. "Wie konnte ich das nur vergessen!" rief er und hastete zum Ausgang. "Dryden, was hat das zu bedeuten?" fragte Kaan. "Sie sind es! Oh bei allen Göttern, wie konnte ich es nur nicht sofort erkennen, ich Dummkopf!" murmelte er vor sich hin während er einen Schalter an der Wand der Brücke betätige. "Was machst du da?" rief nun Kaan etwas wütend über die Tatsache, dass man ihn einfach nicht über die Situation aufklären wollte. "Ruf Sekir und die anderen, und hol Van! Er soll sofort hierher kommen! Beeil dich!" Verwundert verließ Kaan die Brücke, er konnte wohl nichts anderes tun als Drydens Anweisung auszuführen. Ein lautes Geräusch ging durch das Luftschiff, und mit einem Ruck war sie wach. Hitomi versuchte sich aufzurichten, doch ein Gewicht um ihre Hüfte hinderte sie daran. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten erkannte sie seine ruhig schlafende Form neben sich. Sie senkte den Kopf und schloss verkrampft die Augen. Schuldgefühle überkamen sie und für einen Augenblick wusste sie nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Die Decke, die über sie gelegt war rutschte bei ihren zweiten Versuch sich aufzurichten nach unten und die kalte Nachtluft ließ ihr einen Schauer über die Haut gleiten. Ihre Glieder schmerzten und müde lehnte sie sich zurück. Sie fragte sich, ob er wohl selbst durch das laute Pfeifen der Glocke, die für einen kurzen Moment ertönte, nicht aufwachte. Hitomi ahnte nicht, dass ihn sein vorheriger Traum immer noch plagte... Doch Van schlief so tief, dass er nicht einmal hörte wie die Tür mit einem Ruck aufgestoßen wurde. "Van bist du..........hier.....?" Kaan konnte den Satz beinahe nicht zu Ende sprechen. Er war zwar auf der Suche nach Van, doch ihn in solch einer Situation vorzufinden, darauf war er nicht gefasst. Hitomi entglitt ein leiser Schrei und sie hielt sich beschämt die Bettdecke vor den Oberkörper. Kaan starrte zuerst sie und dann Van an, ehe es ihm dämmerte.. Als die wärmende Decke weggezogen wurde, bewegte sich Van genervt und murmelte leise etwas vor sich hin.. "Verdammt.. was soll denn das..." Er öffnete die Augen und sah zu Hitomi hoch, die sich die Decke an die Brust presste und den Blick gesenkt hatte. Dann glitt sein Blick zur Tür, und er sah Kaan der sichtlich verwirrt zwischen Tür und Zimmer stand. Van versuchte, einen so normalen Eindruck wie möglich zu machen. Er sah Kaan teilnahmslos an und wartete darauf, dass er erklärte wieso er hier war. "Ich...also Dryden möchte, dass du sofort auf die Brücke kommst. Es ist etwas geschehen.." Sein Blick blieb an Hitomi kleben, und als Van bemerkte wie Kaan sie ansah spürte er ein seltsames Gefühl in sich aufsteigen. Wortlos nahm er die Decke und schlang sie noch mehr um ihren Körper, bis sie um ihre Schulter lag. Hitomi fühlte eine Wärme durch ihren Körper rasen als sie die Berührungen seiner Hand auf ihrer Schulter spürte. Er legte ihr die Decke um die Schultern, anscheinend um sie vor den geschockten Blicken Kaans zu schützen. Kaan riss sich von ihr los und nickte Van zu. "Komm, Dryden wartet.." Und mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer und ließ die beiden zurück. Während er sich auf den Weg zurück zur Brücke machte, kam er um einen Gedanken nicht herum. Kaan fragte sich, was zwischen Van und dieser Frau wohl passiert war. Es hatte seltsam angefangen und es ging genauso undurchsichtig weiter.. Er beschloss, niemanden von den Geschehnissen von eben zu erzählen. "Dryden wäre bestimmt nicht erfreut, wenn er wüsste was Van mit dieser Frau alles so treibt...Nun ja, seine Sache..." dachte er und begab sich auf die Brücke, wo Dryden aufgeregt auf einen müden Sekir einredete, wo er landen sollte... "Moment...Landen?" Mit erstaunten Blicken richteten sie ihre volle Aufmerksamkeit gen Himmel. Die kleinen Raketen, die eher Glühwürmchen ähnelten, schossen in den Himmel und sie alle hofften, man würde sie richtig deuten. Mit dem letzten Feuerholz dass er besaß zündete Allen die letzte Rakete an und schickte sie in das dunkle Firmament. Er wusste, Dryden würde verstehen... Milerna stand unruhig neben ihm, sie wusste zwar nicht genau was er da praktizierte doch sie vertraute seinen Handlungen, auch wenn sie in diesem Moment seltsam aussehen mochten. Als sie sich für einen kurzen Moment umsah und die wenigen Menschen erkannte, die noch übrig geblieben sind, seufzte sie leise. Viele hatten sie während des langen Marschs verlassen, und mit jedem Mal als sich ihre Wege trennten wusste sie dass Allens Herz immer schwerer wurde. Sie waren nicht mehr viele...Vielleicht sogar schon zu wenige. "Es war schon immer aussichtslos..."hörte sie Merle neben sich flüstern. Das junge Katzenmädchen ruhte auf dem Boden und starrte ins Leere. Milerna sah sie beschwichtigend an. "Du solltest nicht immer nur negativ denken.. Allen weiß, was er tut..." "Ja...Glühwürmchen in den Himmel schießen.." murmele sie. Milerna beschloß, nicht weiter auf sie einzugehen denn sie kannte ihre Launen. "Glaubst du im Ernst, dass sie uns sehen?" Lanos schritt an Allen vorbei und lehnte sich an einen der alten Bäume, die von Moos überwuchert waren und verschränkte die Arme vor der Brust. Ohne aufzusehen fuhr Allen fort, in der ledernen Tasche weiter nach den kleinen Feuerraketen zu suchen. Doch seine Suche war umsonst. "Kaum ist Van nicht da nimmst du sofort seinen Platz ein und meckerst überall herum.." sagte nun Milerna mit einem Lächeln, doch Lanos fand diesen Kommentar gar nicht witzig und belohnte sie mit einem gefährlichen Blick. Nachdem die Tür zugefallen war, ließ er sich zurück in das Laken fallen und schloss die Augen. Mit einem Hochgefühl dachte er an die vergangenen Stunden zurück. Sie hatte ein weiteres Mal ihm gehört. Seltsamerweise empfand er nicht dieses abstoßende Gefühl, das er bei bisher allen Frauen hatte die in seinem Bett übernachtet hatten. Außer vielleicht bei Ethiél, doch er wagte es nicht sie mit der jungen Frau neben sich zu vergleichen denn das Ergebnis würde ihn schocken. Die Begierde, die Hitomi in ihm auslöste, hatte Ethiél niemals bei ihm entfacht. Van erinnerte sich, dass er dieses mal nicht ganz so sanft mit ihr umgegangen war. Er verfluchte sich selbst dafür, dass er so unkontrolliert über sie hergefallen war und sie mit seinem Verlangen beinahe erdrückt hatte doch er konnte nichts dafür. Er verlor die Kontrolle, und sie reagierte in einer solchen Art und Weise auf seine Berührungen dass er gar nicht anders konnte. Doch sie flehte ihn an weiterzumachen, und erst wenn er ein sicheres Nein von ihr bekommen sollte, dann würde er aufhören...Das Nein kam nicht... In diesem Moment wurde ihm klar, dass er den Gedanken, ein anderer würde sie anfassen, einfach nicht ertragen konnte. Kaans Blicke ließen ihn innerlich beinahe explodieren. Als er die Augen wieder öffnete fiel sein Blick auf ihre Hände. Ihre rechte Hand umschloss die linke in einer schützenden Geste und Van erinnerte sich an die Nacht im Wald...Er richtete sich auf und bemerkte ihre geschlossenen Lider. Die Decke um ihre Schultern war etwas verrutscht und er hatte freien Blick auf ihre Brust. Doch dies war es nicht, was ihn in diesem Moment zu ihr zog. Hitomi erschrak sich leicht, als er plötzlich ihre Hand umfasste und den präzisen Schnitt an ihrem Handgelenk betrachtete. "Was ist das?" Er hatte diese Frage schon einmal gestellt, doch Hitomi fürchtete sich davor ihm die wahre Antwort zu geben. Sie biss sich auf die Unterlippe und sah in die andere Richtung, um seinen Blicken auszuweichen. Doch sie hatte nicht mit Vans Hartnäckigkeit gerechnet. Er fasste etwas grob mit beiden Händen an ihre Wangen und zwang sie somit, ihn direkt anzusehen. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien doch es misslang.. "Es...ist nichts...." antwortete sie schließlich so leise, dass er es kaum verstehen konnte. Mit einem Blick, der sie tief im Herzen traf, sah er sie an.. "Das ist eine verdammte Lüge...." Sie presste die Augen zusammen um die Tränen zu stoppen, die in ihr aufstiegen. Sie wollte das nicht. Sie wollte niemanden in ihr Leben hineinziehen. Sie wollte es niemandem sagen... Und doch...Bei ihm fühlte sie sich zum ersten Mal wie ein wahrer Mensch. Auch wenn es seltsam war, dieses Gefühl gab ihr etwas Hoffnung. Hitomi wusste sie hatte viel zu verbergen.. doch sie spürte, dass es bei Van genauso war. "Ich habe mich damals beim.. Abwasch verletzt....Das Glas ist zersprungen..." An ihrer zittrigen Stimme erkannte Van sofort, dass sie erneut log. Ein Blick genügte und Hitomi war klar, dass er ihre Lüge durchschaut hatte. Sie versuchte es mit Trotz... "Ich bin dir nichts schuldig..." Sein Gesicht kam ihrem immer näher und seine Stirn berührte leicht ihre.. "Oh doch...Ich habe dir das Leben gerettet..." Erneut biss sie sich auf die Unterlippe und Van begann, diese Geste zu mögen.. "Vielleicht wollte ich das ja gar nicht..." presste sie hervor. Seine warmen Hände, die sich an ihre Wangen legten, zogen sie langsam nach vorne. Ihre Hände krallten sich ineinander und unbemerkt rollten ein paar Tränen ihre Wangen hinab. ~*~ somehow i know that we cant wake again from this dream it's not real, but it's ours... ~*~ Van dachte zurück an den Traum, der ihm geschickt worden war. Er kannte diese Seherin nicht, doch er würde sie ausfindig machen, koste es was es wolle. Für einen kurzen Moment sah er wieder das kleine Mädchen, das hilflos gegen die Tür hämmerte. Jetzt, Jahre später, lief genau dieses Mädchen in seine Arme. "Wieso ich?" dachte er sich...Wieso musste sie gerade in dieser Nacht seinen Weg kreuzen. Und ihn auf diese seltsame Art verwirren.. Er wusste weder wo sie genau herkam, noch was sie zu ihm verschlug doch in einem war er sich sicher: Etwas würde geschehen.. Er fühlte es, immer wenn sie bei ihm war. "Ich würde sie nicht einmal anfassen wenn sie das letzte Wesen Gaias wäre..." Das war die größte Lüge seines Lebens. Es war nicht nur ihr Körper, der ihn magisch anzog. Es war noch etwas anderes...Vielleicht war es die Traurigkeit die er spürte, wenn er sie ansah. "Es gibt kein Glas..." sagte er schließlich und sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren. Ein Schauer glitt durch ihren Körper und sie schluckte, ehe sie nickte...Van verstand. Eine Welle von Wut erfasste ihn, Wut auf die Menschen die sie beinahe dazu gebracht hatten ihr Leben zu beenden. "Tu das nie wieder..." flüsterte er, doch er sollte keine Antwort bekommen. Seine Hand wanderte zu ihrem vernarbten Handgelenk und umschloss die Stelle fest. Ihm war, als ob er den Schnitt selbst spüren konnte.. Hitomi weinte. Sie hatte sich geschworen, es nie wieder zu tun doch sie konnte nicht. "Er weiß es...er weiß es.." dachte sie immer wieder. Es war schon mehrere Jahre her, doch es erschien ihr wie gestern. Sie war damals noch ein junges Mädchen, und sie hoffte es würde sich vielleicht doch noch etwas ändern. Doch nichts geschah, und einzig und allein der Gedanke an ihren Bruder zwang sie dazu aufzuhören bevor es zu spät war... "Wir hätten das nicht tun sollen...Es war ein Fehler.." presste sie hervor ehe sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Van antwortete nicht, stattdessen sah er sie mit einem Blick an den sie noch nie bei ihm entdeckt hatte. "Niemand wird dir mehr etwas tun.. Nicht solange ich lebe.." Ihm war nicht bewusst, ob er diese Worte nur gedacht oder ausgesprochen hatte doch Hitomi konnte ihn hören. Und ehe sie sich versah spürte sie seine Hand an ihren Wangen und die Lippen, die sich sanft auf ihre legten. In diesem Kuss brannten zum ersten Mal nicht nur die Leidenschaft und das Verlangen. Es war eine Art Versprechen, das er ihr gab. Der Kuss war frei von allen körperlichen Dingen, seine einzige Aussage war die des unüberwindbaren Schutzes.. "Ich beschütze dich..." Genau diese Worte waren es, die diesen Kuss beschreiben konnten. Van konnte nicht wissen, dass er ein Versprechen gab, dass er einfach nicht einhalten konnte.. Keiner konnte sie retten, das hatte die Seherin gesagt. Doch vor was? Vor wem? Während er sie küsste und sie festhielt, wusste er eines sicher: Er hätte dem kleinen Mädchen geholfen, die Tür zu öffnen.. und wenn es ihn sein Leben gekostet hätte... "Auch Illusionen können wahr werden..." Sie dachte an die Worte ihrer Großmutter, als sie seine Hände an ihrem Kopf spürte und sie behutsam streichelte. Das wohlig warme Gefühl, das sich in ihrem Körper ausbreitete vertrieb für einen kurzen Moment die Angst vor ihrem eigenen Dasein. Doch nur wenige Momente später spürte sie, wie sich etwas in ihr regte. Bilder begannen, sich in ihrem Kopf zu formen und ohne das sie es wollte baute sich ein Szenario vor ihr auf, das sie nach Luft ringen ließ... Es roch nach Asche...Feuer...Und Fleisch...Verbranntes Fleisch. Ein Schlachtfeld.....Der Himmel war schwarz. .Der Boden rot getränkt vom Blut der Gefallenen.. Hitomi fiel zu Boden, sie konnte ihre Augen nicht von dem schrecklichen Bild abwenden dass sich ihr bot... Eine Festung, am Himmel schwebend...doch sie war beinahe zerstört...Sie fühlte es.. Nichts war mehr am Leben. .Plötzlich erblickte sie eine in schwarzen Kleidern vermummte Gestalt vor sich...Geistesgegenwärtig wich sie einen Schritt zurück. .Diese Augen, sie hatte sie schon einmal gesehen. Die Gestalt streckte die Hand aus, als ob sie stolz auf das grausame Bild war dass sich ihnen bot... "Bestaune es...denn es ist alles dein Werk...." Hitomi konnte nicht einmal schreien als sie mit geweiteten Augen auf die riesige Maschine starrte ,die sich urplötzlich vor ihr aufbaute... Sie hatte solche Kampfmaschinen schon einmal gesehen....Doch die Guymilefs hatten nichts mit dem Monstrum vor ihr gemeinsam. .Er war riesig, und es schien als ob er vollkommen aus schwarzem Metall war...Auf seiner Brust schimmerte ein Energist.. Hitomi konnte seinen Herzschlag hören... "Ich erwarte deinen Befehl....Cerridwen.. Göttin der zwei Wege..." Sie hielt sich die Hände über die Ohren, um seiner monotonen Stimme zu entkommen. Doch das Geräusch war überall. Der Geruch von toten Körpern war in der Luft und sie fühlte sich am Rande des Bewusstseins. Der Mann in schwarz stand immer noch neben ihr... "Fühlst du, wie es wächst?" Erschrocken fuhr sie zur Seite, doch er war verschwunden. "Was.. was hat das alles zu bedeuten..." flüsterte sie verängstigt.. Das letzte was sie sah bevor sich ihre Welt verdunkelte waren schneeweiße Federn, in Blut getränkt..... "General Adelphos! Mit diesem Ding...es stimmt etwas nicht!! Ihr müsst es Euch selbst ansehen!" Mit hektischen Bewegungen erklärte der Soldat seinem General, was sich in diesen Minuten im Hangar des Zaibacher Stützpunkts in Freid abspielte. Adelphos erhob sich von seinem Sessel und legte die Papiere in seiner Hand beiseite. "Dieser Guymilef...er spielt total verrückt! Die Wachen befürchten schon die Ketten werden reißen! Wir wissen nicht mehr was wir tun sollen, es ist mehr als unheimlich...!" "Schweig!" erklärte Adelphos wütend. "Du bist ein Soldat der Zaibacher Armee und kein Waschweib. Schaff mir Dilandau her, aber schnell." Geschockt verbeugte sich der aufgewühlte Soldat und war mit einem kurzen, respektvollen Gruß verschwunden. General Adelphos ging schnellen Schrittes durch die Gänge des riesigen Schiffes, das eher an eine Festung erinnerte. Sie war nicht so groß wie der Hauptsitz der Armee, der ständig seine Position wechselte um möglichen Angriffen vorzubeugen doch die gesamte Anlage unterstand Adelphos' Kommando. Und er wusste, wie er seine Männer zu dirigieren hatte. Einzig und allein Dilandau bereitete ihm Kopfschmerzen...Er würde sich später mit ihm befassen. Als er bereits in Richtung Hangar ging konnte er das Klirren von Metall und die wütenden Schreie der Männer hören.. Die riesige Tür, die den Hangar ankündigte wurde von mehreren Wachen bewacht doch als sie ihren General sahen wichen sie sofort ehrfürchtig zurück und gewährten ihm ohne zu zögern Einlass. Nachdem die Tür mit einem lauten Krach hinter dem General zurück in das Schloss fiel, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. "Bei allen Göttern was....geht hier vor...." Escaflowne, der große Guymilef der Ispano, wandte sich in seinen Ketten. Der Energist auf seiner Brust begann zu leuchten, und hätte man ihn berührt hätte man sich mit Sicherheit die Hand verbrannt. Adelphos konnte sich nicht erklären, was dort geschah. Die Männer liefen hektisch umher und suchten nach der Ursache für das Problem. "Vielleicht ist es die Mechanik!" "Oder ein Kurzschluss!" "Wer weiß ob dieses Ding nicht doch verflucht ist..." "Ein Dämon...Das ist ein Dämon.." Die stählerne Faust des Guymilefs ballte sich, und mit einem Schlag zerschlug er die Schränke und Regale, die ihm Hangar nahe ihm standen. Die Ketten hielten ihn, doch es war ein grausiger Anblick. "Ein Guymlief ohne Pilot...aber wieso...bewegt er sich..." "Ich erwarte deinen Befehl....Cerridwen..Göttin der zwei Wege..." Ein lauer Windzug durchzog die Halle, und Adelphos horchte verwundert auf. Ihm war, als ob er etwas gehört hatte. Ein leises Flüstern, das der Wind zu ihm getragen hatte.. Der Guymilef bewegte sich weiter, doch mit jeder Sekunde die verstrich wurden seine Bewegungen träger und langsamer. Die Männer, die in de Panik ihren General kaum erkannten, rannten aus dem Hangar um Hilfe zu holen. Nur noch Adelphos befand sich alleine mit der Kampfmaschine im Hangar. Er sah den Guymilef mit zweifelnden Augen an. "Was...suchst du...?" fragte er leise. Ein letzter kräftiger Ruck, und Escaflowne fiel zurück in seine alte Position. Er saß auf dem riesigen, stählernen Thron und der Energist hörte auf, zu glühen.. Noch lange stand Adelphos vor dem Wunderwerk der Ispanos und da wurde ihm eines klar: Er fürchtete ihn. Er fürchtete diesen Guymilef. "Ich weiß, wonach du verlangst....Doch du wirst dich gedulden müssen..." antwortete er, als ob er mit dem Riesen aus Stahl sprechen würde........General Adelphos betrachtete den Gigant lange, er stand wieder still. Als ob er sich niemals bewegt hätte. Doch er wusste, er würde auf seine Zeit warten. "Ich weiß nicht was es war.. Doch wie mir scheint, hat irgendetwas dich aus deinem jahrhundertlangen Schlaf geweckt.." Es gibt die EINE...Die EINE, die das Schicksal ganz Gaias in ihren Händen hält...Doch erkennst du sie, wenn sie vor dir steht? Van spürte, wie ihn etwas grob an der Schulter stieß. Widerwillig öffnete er die Augen und er erkannte, dass sie es war die hart gegen ihn ankämpfte. Mit einem kräftigen Ruck, der ihn mehr als überraschte, stieß sie ihn von sich. Er hätte niemals gedacht, dass sie solche Kraft in sich versteckt hatte.. Fragend sah er sie an. In den letzten Augenblicken versteifte sich ihr Körper plötzlich und ehe er sich versah hatte sie ihn mit einem harten Stoß von sich gestoßen. Sie hielt den Kopf gesenkt und Van erkannte, wie ihre zierlichen Hände langsam begannen zu zittern. Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an. Hitomi spürte seinen Blick auf sich doch sie wagte es nicht aufzusehen. Sie wusste nicht, was sie gerade eben gesehen hatte doch es erschütterte sie in ihrem tiefsten Inneren. Ein lauter Donner durchzog den Himmel und Hitomi zuckte erschrocken zusammen. Er schien sie zurück in die Realität zu holen und sie rang verzweifelt nach Luft. Van sah, wie sehr sie sich plötzlich fürchtete und er fragte sich ob es von dem Gewitter kam, das gerade aufzog. Er streckte seine Hand aus um sie ihr beruhigend auf die Schulter zu legen doch sie wich sofort zurück. "Geh...bitte.." flüsterte sie leise. "Was ist mit dir?" fragte Van verwundert, es war alles so.. seltsam. "Geh..." wiederholte sie und schlang die Arme um ihren zitternden Körper, als ob sie sich vor etwas schützen wollte. Van verstand nicht, was plötzlich geschehen war. Im einem Moment, da küsste er sie voller...er wusste selbst nicht was er während des Kusses empfand. Es war seltsam, er glaubte es wäre nicht er selbst der die Worte von vorhin gesprochen hatte. Ihr zitternde, entblößte Form erschreckte ihn auf gewisse Weise. Van fragte sich, wieso sie plötzlich so verstört war.. Hitomi hielt sich verzweifelt die Hände an den Kopf und sie wünschte sich, die schrecklichen Stimmen in ihrem Kopf würden verschwinden. Sie flüsterten die ganze Zeit und drängten sich in ihr Bewusstsein, doch sie konnte nichts dagegen tun... "Du bist eine billige Hure..." "Blut....Rot, und doch so schön..." "Verrat...Angst...Ich fühle es genauso wie du..." "Wir triumphieren...." "Auf den Tod..." "Er wartet geduldig...in den Schatten..." "Hat es dir Freude bereitet, dich an ihn zu verkaufen?" "Du hast dich gewunden wie ein billiges Stück...." "Er kann dich hören. .er kann dich fühlen...." "Sein Herz schlägt nur für dich....Escaflowne....ist erwacht.." "Die Ispanos haben versagt..." "Du weißt es...er wird ihn töten...Er wird ihn nicht kontrollieren...Er kann ihn nicht kontrollieren.. er wird durch ihn sterben...." "Escaflowne......nein...." Als sie diese Worte sprach wurde Van aus seinen Gedanken gerissen. Erst glaubte er sich verhört zu haben, doch dann war er sich sicher. Seine Hand vergrub sich in dem dünnen Laken und seine Augen begannen, einen gefährlichen Ausdruck zu bekommen. "Was hast du gerade eben gesagt?" Doch Hitomi reagierte nicht auf ihn, sie starrte weiterhin ins Leere. Sie wollte ihn nicht hören, wollte ihn nicht sehen...Sie hatte Angst und sie wusste nicht wovor.. Jedes Mal, wenn er in ihrer Nähe war geschah es. Immer dann tauchten sie auf. Hitomi hatte sich in ihrem ganzen Leben nicht viel gewünscht, doch jetzt tat sie es. Sie wünschte sich, dass es aufhörte. Ein weiteres Mal donnerte der Himmel und wieder zuckte sie leicht zusammen. "Woher weißt du von ihm..." Sie hörte Vans Frage, die eine Antworte geradezu befahl. Er war inzwischen aufgestanden und hatte sich wieder angezogen. Er hoffte, Kaan nicht auf dem Gang zu treffen.. Schließlich sah Hitomi auf und blickte ihm in die Augen. Sie waren genauso kalt und emotionslos wie an dem Tag, an dem sie ihn das erste Mal gesehen hatte. All die Wärme war verschwunden und Hitomi war sich sicher.. Sie wurde ein weiteres Mal benutzt. Sie hatte geglaubt, er würde sie beschützen.. Doch das war ein Irrtum. Er kannte sie nicht einmal. Die Erkenntnis in ihr wuchs immer schneller, und sie war sich mit jeder Sekunde mehr sicher: Die Stimme hatte Recht. "Ich bin eine billige Hure..." Van wartete noch immer auf eine Antwort, doch Hitomi blieb stumm. Es machte ihn wütend und er konnte sich nur schwer kontrollieren. "Für wen hältst du dich eigentlich.." entwischte es ihm. Draußen begannen dicke Tropfen gegen die Wand des Schiffes zu prasseln. Ein Unwetter zog herauf. "Ich frage dich ein letztes Mal...woher weißt du von..." "Raus! Verschwinde!!" Hitomi musste all ihre Kraft aufbringen während sie diese Worte schrie und ohne das sie es wollte liefen ihr einige Tränen die Wangen hinab. Van stand still in dem kleinen Zimmer und betrachtete sie. Irgendetwas stimmte nicht, doch im Moment interessierte ihn nur eines: Woher diese Frau von der Existenz des Drachen wusste... "Was..." "Ich sagte du sollst gehen!!" schrie sie, lauter als zuvor. Van unterdrückte seine Wut und gleichzeitig den Drang zu ihr zu gehen und sie schützend in die Arme zu nehmen. Als ein Blitz für einen kurzen Moment das Zimmer erleuchtete, sah er ihre vor Angst schimmernden Augen und er wandte den Blick ab. "Wenn du gehst, lassen sie mich in Ruhe..."flüsterte sie. Van beschloss, es so zu belassen wie es war. Er war zu verwirrt um einen klaren Gedanken zu fassen und geistesgegenwärtig griff er nach seinem Schwert.. "Geh...Geh.." hörte er sie immer wieder sagen. Van wandte sich zur Tür, doch ehe er die Klinge herunterdrückte schloss er die Augen und sprach nochmals zu ihr.. "Draußen...donnert es. Und du bist allein..." Hitomi kniff die Augen zusammen und schlang die Decke enger um sich. "Ich war mein ganzes Leben allein...ein Donner...macht mir keine Angst...." Das sie log, wussten beide...Doch Hitomi ahnte nicht, dass Van, während er die Tür hinter sich schloss,bewusst wurde wieso sie sich so vor dem Donner fürchtete. Ein kleines Mädchen saß allein auf einer Veranda...während der Regen es durchnässte und immer wieder ein lautes Donnern ertönte... "Fühlst du wie es wächst?" Van drehte sich für einen kurzen Moment auf dem dunklen Gang um. Ihm war, als habe er jemanden gehört...Er schüttelte den Kopf.. "Jetzt bilde ich mir sogar schon Stimmen ein..." dachte er während er seinen Weg zu Dryden fortsetzte. "Taiyi...man sagte mir immer, du wärst der Gott über ganz Gaia, und all die anderen Götter würden sich dir unterwerfen. Du bist der Stärkste, der Mächtigste...Und deshalb bitte ich dich, mir zu helfen.. Du bist bestimmt sehr beschäftigt aber.. vielleicht kannst du doch etwas Zeit finden. Niemand will mir sagen, was passiert. Mutter sagt, sie sei tot.. Aber das glaube ich nicht. Ich weiß, dass sie lebt.. Sie hat mir versprochen mich niemals alleine zu lassen, und dieses Versprechen bricht sie nicht. Sie ist irgendwo da draußen. Bitte, kannst du vielleicht auf sie acht geben? Sie hat bestimmt große Angst...Es regnet und es ist laut. Schon immer hatte sie Angst wenn der Himmel so laut wurde. Wieso ist sie überhaupt fort? Ich verstehe das alles nicht. Vater sagt, es ist das Beste so. Er sagt, jetzt wäre der Fluch von uns genommen. Aber Hitomi würde niemals irgendjemandem etwas Böses antun.. Doch sie reden von ihr als ob sie ein Monster wäre.. Und dann weine ich, weil ich sie vermisse. Sie ist meine Schwester und ich vermisse sie. Es ist niemand da...und ich habe Angst, dass ich sie niemals wiedersehe. Letzte Nacht, da habe ich sie gesehen. In einem Traum. Es war alles dunkel, aber es war jemand bei ihr. Es war ein Mann, und aus seinem Rücken da wuchsen... Flügel. Wunderschöne, weiße Flügel. Er hat gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Er würde sie beschützen. Und soll ich dir etwas verraten? Ich glaube ihm.. Weißt du, sie ist etwas ganz besonderes, meine große Schwester. Ich weiß, sie wird eines Tages jemand sein den man auf ganz Gaia kennt. Ich hoffe, du erhörst mein Gebet.. Ich bitte dich, hilf dem Mann sie zu beschützen...Auch wenn ihr hier niemand mehr weh tun kann...Lass sie aufhören zu weinen...Wenn Hitomi glücklich ist, dann bin ich es auch...Taiyi, Gott Gaias...bitte bring mir meine Schwester zurück..." Laria Kanzaki lehnte mit einer seltsamen Last auf ihrer Brust am Türrahmen und betrachtete ihren Sohn, der mit gefalteten Händen auf dem Bett seiner Schwester kniete und zu dem Gott Gaias betete. Plötzlich überkamen sie Zweifel und sie fragte sich, ob es damals die richtige Entscheidung war sie einfach wegzugeben... "Nein, es war das Beste. Auch für Faron. Sie hätte ihn nur verhext...und ihn vom wahren Leben abgelenkt mit ihren Geschichten...Es war das Beste.." Mit schweren Herzen ging sie den Gang entlang, zurück in die Küche wo ihr Mann bereits dabei war das Abendessen zu verspeisen. Er sprach kaum noch mit ihr, doch Laria wusste dass er genauso dachte wie sie. Sie hatten keine Tochter mehr. Sie hoffte, ihre Mutter im Jenseits würde ihr verzeihen. Doch Laria war sich sicher, dass die alte Frau wusste was passiert war. Und dass sie in der Nacht, in der Hitomi verschwunden war, trauerte. "Er wird sie bald vergessen haben.." antwortete Belor auf die stummen Fragen seiner Frau. "Faron vergisst nicht...Er wird weiter nach ihr Ausschau halten. Er muss damit aufhören." "Sie hat ihn bereits mit ihren dämonischen Werken verhext. Selbst jetzt, da sie nicht mehr in diesem Haus ist weilt ihr Schatten immer noch über uns! Sie hätte niemals geboren werden sollen!" schrie Belor und alles was Laria tun konnte, war stumm zu nicken.. "Gut das du da bist.. Wieso hast du überhaupt so lange gebraucht?" Dryden sah Van, der die Brücke gerade betreten hatte, fragend an. Dieser warf Kaan einen warnenden Blick zu doch der wandte sich sofort ab. Es schien ihm wohl auf eine gewisse Weise peinlich zu sein, Van gegenüberzustehen. Dryden zeigte aus dem Fenster und als Van näher herantrat erkannte er unter ihm mehrere dunkle Punkte. "Was ist das?" fragte er leise während er beobachtete wie der Regen gegen die Scheibe prasselte. "Das da unten sind unsere Männer..." antwortete Dryden stolz. "Was?" fragten nun auch die anderen. Kaan schritt auf Dryden zu und sah ihn skeptisch an. "Sekir, Landung!" Der Mann hinter dem Steuer nickte nur und richtete die Instrumente so ein dass sie landen konnten. "Woher willst du wissen, dass es Allen und die anderen sind?" fragte Kaan plötzlich und fing sich einen wissenden Blick von Dryden ein. "Glaube mir, mein Freund. Ich weiß es..." Van schwieg, zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher. Allen, Milerna...Merle. Er würde sie alle wiedersehen. Er wusste nicht, ob es Freude war die er empfand doch etwas in ihm regte sich. Er spürte plötzlich etwas warmes an seinem Arm, und als er von dem traurigen Himmel absah blickte er direkt in die Augen einer Frau.. Eine kurze Welle der Enttäuschung durchzog ihn als er realisierte, dass es nicht sie war. "Ethiél..." flüsterte er, doch es war eher ein Seufzer. Sie verstand diese Geste falsch und schlang ihren Arm um seinen. Kaan, der einige Meter weiter stand, beäugte die Szene missmutig. Irgendwie gefiel es ihm nicht, was er sah. Er dachte an die junge Frau, die wohl immer noch in ihrem Zimmer lag.. Das Luftschiff bewegte sich immer mehr in Richtung Boden und die Gestalten dort wurde immer deutlicher.. Aina hielt es nicht mehr aus, das Zimmer schien sie beinahe zu erdrücken. Die Dunkelheit erinnerte sie an die Nacht in Tavion und an den Mann, der mit schweren Schritten hinter ihr die Tür schloss. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihr auf und droht, sie zu ersticken. Schnell richtete sie sich auf und kroch aus dem warmen Bett. "Er hat mich nicht einmal angesehen..." flüsterte sie, als sie an den Soldaten zurückdachte. Er kam, tat seine Arbeit und ging wieder. Wie bei einem brüchigen Schwert, dass man missmutig benutzte und nach vollbrachter Arbeit wegschmiss. Aina kam sich vor wie ein Stück Vieh. Sie wollte nicht, das es geschah. Doch sie hatte keine Macht gegen ihren Peiniger. Als sie das Zimmer verließ beschloss sie, noch einmal nach Hitomi zu sehen. Kurz zögerte sie. "Was, wenn er immer noch bei ihr ist? Er wird sicher böse sein wenn ich sie störe..." Doch als sie erkannte, dass die Tür einen Spalt offen war überkam sie die Neugier. Sie blickte durch den Türspalt, und keine Sekunde später riss sie die Tür auf und rannte auf das weinende Bündel Mensch auf dem Bett zu. Als er die Brücke verließ und den Gang entlang gehen wollte erkannte er eine Gestalt, die sich mit den Armen vor der Brust verschränkt an die Wand lehnte. Van achtete nicht weiter auf ihn und ging mit festen Schritten an ihm vorbei. "Wir landen, du solltest dich bereitmachen.." Kanns Stimme dröhnte in dem Gang und das Geräusch der Maschinen schien langsam abzuklingen. Van schenkte ihm nur einen kurzen Blick und nickte.. "Vielleicht solltest du sie holen und es ihr sagen, ich glaube sie wartet bereits.. Aber anscheinend hast du ja wichtigere Dinge zu tun..." Van horchte auf und leise begann der Zorn in ihm zu erwachen. Kaan sah ihn verständnislos an. "Du hast schon genügend Menschen weh getan. Ich denke es reicht." sagte Kaan mit Nachdruck. "Halt den Mund, Kaan." antwortete er gereizt. Ein leises Stöhnen drang aus Kaans Mund ehe er ihn erneut anblickte. "Ich fasse es nicht.. Du hast es nicht einmal bemerkt.. Ethiél vergöttert dich...und ich kann mich an eine Zeit erinnern, da warst du ihrer nicht so abgeneigt wie jetzt.." Van fuhr herum und stellte sich drohend vor Kaan. "Was soll das..." "Das weißt du ganz genau. Ethiél ist eine starke Frau, sie verkraftet viel. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das auch kann.." "Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen." "Van, hör zu, ich weiß nicht wo du sie her hast aber sie scheint mir...anders zu sein. Ich will dir nur eines sagen: Hör auf ihr Leben zu zerstören. Du magst vielleicht das bekommen haben was du wolltest, aber erinnere dich...Du hast schon einmal jemanden ins Unglück gestürzt. Lanos wird dir das niemals verzeihen." Kaan schloss für einen kurzen Moment die Augen, als vergangene Bilder in seinem Kopf auftauchten. "Sie musste sterben weil sie dein Leben schützen wollte!" "Ich hab sie nicht geliebt, das wissen alle..." presste Van hervor. "Nein.. aber liebst du Ethiél? Wenn du es wirklich tun würdest dann hättest du dich nicht mit dieser...was auch immer sie ist vergnügt.." "Hör auf, so über sie zu sprechen.. Sonst..." Kaan beobachtete fasziniert, wie Van mit jedem Wort dass er sprach wütender wurde. Anscheinend gefiel es ihm gar nicht wenn jemand abfällig über diese Frau sprach. "Sonst was? Glaube mir, ich habe mehr Jahre auf dem Buckel als du. Ich habe für unsere Freiheit gekämpft, da warst du gerade mal auf deinen Beinen." "Wie mir scheint hast du noch nicht viel erreicht.." warf Van ein und beruhigte sich langsam wieder. "Hör zu, ich will dir nichts böses. Aber ich sage dir ,du solltest die Finger von ihr lassen. Irgendetwas.. stimmt nicht." "Ich liebe sie nicht..." "Was?" Kaan war etwas verwirrt, auf solch einen Themenwechsel war er nicht vorbereitet. "Ich liebe Ethiél....nicht...Also lass mich tun, was ich will.." Kaan hatte mit solch einer Antwort gerechnet. Es war nur eine Frage der Zeit. "Bist du dir sicher?" Als Antwort sah Van ihn nur ausdruckslos an und machte kehrt, ehe er in dem dunklen Gang verschwand. Das Schiff begann leicht zu ruckeln, es schien als ob sie in wenigen Momenten wieder auf der Erde Gaias absetzen würden. Van wollte sich auf das Deck begeben, doch plötzlich hielt er inne. Er hörte schnelle Schritte näher kommen und reflexartig ging seine Hand an das Schwert an seiner Hüfte. Er nahm es weg, als er erkannte dass es Aina war die aufgebracht auf ihn zurannte. "Bitte! Warte!" Sie schrie und Van fragte sich, was sie wohl von ihm wollte. Dann stand sie vor ihm, das Haar von ihrem Sprint in das Gesicht gefallen und schwer atmend. "Du musst....ihr helfen. .Etwas stimmt nicht.." "Was willst du?" fragte er barsch. "Bitte, sie hört nicht auf! Sie kann mich nicht hören, es ist...als ob sie in Trance ist! Es ist schrecklich. Sie zittert.. ich weiß, sie hat furchtbare Angst." Van bemerkte, wie sich urplötzlich die Angst in ihm breit machte. Doch um was? Sollte er sich letztendlich etwas Sorgen um sie machen? Er wusste, er hatte sich selbst geschworen sie zu beschützen doch jetzt...wusste er nicht ob er diesem Schwur nachkommen konnte. Etwas hielt ihn zurück.. Also beschloss er, Aina die Antwort zu geben die sie am stärksten treffen würde.. "Geh und such dir jemand anderen den du nerven kannst. Ich habe besseres zu tun als mich um diese Hure zu kümmern..." Als er diese Worte sprach wurde Van bewusst, wie gut er lügen konnte.. Es erschreckte ihn beinahe. Aina stand geschockt vor ihm, die Hände vor der Brust verschränkt. Sie sah ihm in die Augen, doch keine Emotion drang nach außen. Sie war sich sicher dass er seine Worte todernst meinte. Sie dachte an Hitomi und ihr Herz begann sich zu verkrampfen. Leise bahnten sich mehrere Tränen in ihre Augen. "Wie kannst du nur so....grausam sein..." presste sie hervor. "Keiner kann sie retten..." Van dachte nach. Er wusste nicht wieso, doch er war sich bewusst dass er genau in diesem Moment irgendetwas ausgelöst hatte. Es drohten, Zweifel in ihm aufzusteigen. Zweifel an sich selbst. Erst als Aina erneut sprach, erwachte er aus seinen Gedanken. "Wieso tust du ihr das an....Sie hat doch niemanden....außer dir....Sie hat dir vertraut!!" "Red keinen Unsinn und..." "Nein!" Aina wischte sich energisch die Tränen aus dem Gesicht und sah ihn mit einer Mischung aus Trauer und Wut an. "Du hast keine Ahnung was mit uns passiert! Wie sehr man ihr weh getan hat! Aber ich habe es gesehen! Und jetzt...jetzt hört es nicht mehr auf! Ich bin vielleicht noch ein Kind, doch ich weiß was es heißt, zu leiden. Und glaube mir, lange wird sie das nicht mehr ertragen. Sie stirbt, es hat schon längst begonnen...Und du bist Schuld. Du und die anderen..." Van wusste das Ainas Worte nichts als die Wahrheit waren. Er hatte es selbst gespürt. Hitomis Wille war gebrochen. Doch er konnte nichts für sie tun. Er wollte nicht.. Er wollte sie nicht retten... "Das ist eine Lüge, und das weißt du..." Er hörte die Stimme einer alten Frau, die sich langsam an sein Gehör drängte. Mit aller Macht versuchte er sie zu verdrängen bis es ihm schließlich gelang. "Geh zurück zu ihr und lass mich in Frieden.." "Wieso schläfst du mit ihr?" Diese Frage ließ ihn erstaunt zurückweichen. Aina mochte vielleicht jung sein aber sie schien trotzdem nicht naiv zu sein. Ihm fiel auf, dass er keine Antwort auf diese Frage hatte. Aina stand wartend und mit verweinten Augen vor ihm. Er drehte sich um und setzte seinen Weg fort. Doch ehe er in den Gängen in die Dunkelheit eintauchte gab er ihr eine leise Antwort. "Ich weiß es nicht....Vielleicht, um sie zu schützen....." "Was?" entschwand es Aina. Für sie hatten seine Worte keinerlei Sinn, doch sie bekam keine Antwort mehr. Schließlich machte sie kehrt und rannte zurück zu Hitomi. Die Tür ging auf und Hitomi schreckte hoch. Ihr war als ob sie aus einem langen Schlaf erwacht war. Nur noch Bruchstücke der letzten Träume waren in ihrem Gedächtnis, sie erinnerte sich kaum. Nur an etwas schwarzes.. Ein riesiger, schwarzer Guymilef... Sie erkannte Aina, die erleichtert im Türrahmen stand und sie anlächelte." "Endlich bist du wieder wach. Ich habe mir solche Sorgen gemacht..." "Was.. ist geschehen?" fragte Hitomi müde. Aina wusste nicht genau, wie sie antworten sollte. "Du warst.. für kurze Zeit wie weggetreten, also habe ich Hilfe gesucht aber.." Sie hielt plötzlich inne und senkte den Kopf. Hitomi sah sie fragend an. "Wieso hast du geweint?" fragte sie als sie Ainas rote Wangen sah. "Ich..hatte Angst.." Hitomi erkannte sofort, dass sie log doch sie beließ es dabei. Sie erinnerte sich an Van, wie er gegangen war. Und was er gesagt hatte.. Vielleicht hatte nun alles eine Ende. Doch wollte sie es wirklich so? Sollte es wirklich ein Ende geben? "Sie haben uns gesehen!" schrie Merle aufgeregt und hüpfte von einem Bein auf das andere. "Wenn du noch lauter brüllst dann war alles umsonst.." zischte Gardess und wandte dann seinen Blick wieder gen Himmel. Er konnte es kaum fassen, der alte Trick mit den Glühraketen wirkte immer noch. Sie waren so konstruiert dass man meinte, es wären normale Glühwürmchen die umherschwirrten. Doch wusste man ihr Auftreten richtig zu deuten konnten sie ein nützliches Utensil sein. "Dryden scheint es nicht vergessen zu haben." Als Gardess Dryden erwähnte, zuckte Milerna unmerklich für einen kurzen Moment zusammen. "Er wird auch kommen.." dachte sie und wusste nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollte. Es war lange her seit sie sich gesehen haben. Und was beim letzen Mal geschah wollte sie vergessen.. Allen bemerkte ihre nachdenkliche Mimik und sah sie beruhigend an. "Wir werden bald wieder in Sicherheit sein.." sagte er mit ruhiger Stimme. Milerna nickte nur und ging ein paar Schritte zurück, da sich das Luftschiff zum Landen bereitmachte. Merle ging unruhig umher und ihr Schwanz peitschte wild durch die Luft. "Oh Van, endlich kommst du wieder.." dachte sie vergnügt. Sie hoffte nur dass diese seltsame Frau nicht immer noch bei ihm war. Die letzten Mitglieder der Abaharakis wichen alle zurück, als das Luftschiff mit einem letzen lauten Knall den Boden berührte. "Dilandau!" General Adelphos beobachtete mit zornigem Gemüt wie Dilandau seelenruhig durch das Tor schritt und mit hochgezogenen Augenbrauen auf den Guymilef blickte. "Aha da haben wir ihn ja. Nun, wie mir scheint haben wir ein Problem." flüsterte er vor sich hin. Adelphos wurde ungeduldig, ihn machte Dilandaus Gelassenheit rasend. "Albatou! Was hast du dazu zu sagen?" "Nun, mein verehrter General: Erstens kenne ich alle meine Namen nur zu gut und zweitens.. habt ihr, wie mir scheint, in eurer unglaublichen Verzweiflung nach mir rufen lassen. Ich schließe daraus, Ihr braucht meine Hilfe.." Sein Ton war mehr als zynisch, doch Adelphos versuchte seinen Ärger unter Kontrolle zu halten. Er wusste, wie man mit Dilandau umgehen musste. "Wie fühlt es sich an, den Guymilef seines Erzfeindes zu betrachten?" Dilandaus Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und seine Lider begannen zu zucken als er an Van dachte.. "Fanel.. ich werde es nicht zulassen dass diese Waffe in deine dreckigen Hände gerät.." "Sehr schön, wie mir scheint bist du ganz bei der Sache. Deine Männer sind weggerannt wie Mägde, wie mir scheint haben sie noch nicht die Reife um für unser Land zu kämpfen. Wie dem auch sei, der Guymilef hat sich irgendwie selbstständig gemacht und ich will wissen wieso.." erwiderte Adelphos. "Ach und was habe ich damit zu tun?" fragte Dilandau gelangweilt. "Du wirst herausfinden, wieso Escaflowne sich ohne Pilot bewegt." Er musste ein Grinsen unterdrücken als sich Dilandaus Miene zu einer wütenden Fratze verzerrte. "Was? Wofür gibt es denn diese idiotischen Hexer! Sollen die doch diesem schwarzen Zauber auf den Grund gehen! Ich bin Kommandant, kein Bücherfetischist!" "Das ist wahr, aber ich finde du solltest auch etwas mehr Engagement zeigen. Du bekommst deine Schlacht schon bald, doch bevor du deinem Feind begegnest solltest du etwas mehr über ihn wissen." Adelphos beobachtete wie Escaflownes Energist aufhörte zu glühen und er in seine steinartige Pose zurückfiel. "Und wie soll ich das anstellen? Einen Ispano herschaffen?" fragte er ironisch. Adelphos nickte nur und Dilandau glaubte, sich zu verhören. "Genau. Bring mir einen der Ispano, er soll mir erklären wieso sich dieses Teufelsding plötzlich selbstständig macht." Dilandau glaubte, zu platzen. "Wo in Gaias Namen soll ich einen Ispano herkriegen? Diese Viecher sind die letzten Vagabunden!!!" "Es ist mir egal, wie du es machst. Hauptsache du hast Erflog." General Adelphos wandte sich zum Gehen und nickte Dilandau ein letztes Mal zu. "Ich warne dich, Dilandau. Solltest du es wagen, deinen Freund Fanel ohne mein Wissen zu töten dann werde ich einiges in die Wege leiten. General Folken hat mich gewarnt, dir zuviel Freiraum zu gewähren doch ich denke, ich habe die richtige Wahl getroffen. Du bist ein fähiger Kommandant, doch du solltest lernen nach unseren Plänen zu arbeiten.." Zum erste Mal seit langem schwieg Dilandau. Er wusste nicht, wie er Adelphos kontern konnte. Deshalb sah er ihn ein letztes Mal wütend an und marschierte schnellen Schrittes hinaus. Doch ein letztes Mal fiel sein Blick auf den Guymilef.. "Escaflowne.. Du verfluchter Dreckshaufen...Ein Ispano, dass ich icht lache! Fanel, wage es niemals mehr meinen Weg zu kreuzen oder ich reiß dich in tausend Stücke! Und mit dir diese kleine Hure an deiner Seite.." Während er seinen Rachegedanken nachging, kam ihm plötzlich eine ganz andere Idee. Eine Idee, die ihn laut auflachen und seinen Ärger vergessen ließ. "Fanels Hure...wird schon bald mir gehören.." Dilandau erinnerte sich an ihre zierliche Gestalt und ihre Gesichtszüge, die er durch das Visier seines Guymilefs erkennen konnte. Er hatte ein neues Spielzeug entdeckt, und Dilandau würde nicht eher ruhen bis sie sich vor Schmerzen winden würde und verzweifelt nach diesem Hund Fanel schreien würde.. Dann, ja erst dann, würde er sie mit Genuss töten... Merle sah mit Freude, wie sich die Rampe des Luftschiffes auf dem Boden niederließ. "Sie sind wieder da!" rief sie und Milerna, die neben ihr stand, schüttelte lächelnd den Kopf. Ihr Blick blieb an Lanos haften, der sich mit finsterer Mienen an einen der vielen Bäume lehnte und auf das Luftschiff starrte. "Und da bist du wieder..." flüsterte er leise. Osan stand neben ihm und bemerkte seine angespannte Miene. "Du solltest deinen Hass endlich ablegen. Das bringt sie auch nicht wieder zurück.." "Jetzt fang nicht auch noch du an!" presste er hervor und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich werde ihm niemals verzeihen.." Als die Rampe vollkommen heruntergelassen wurde und sich langsam der Staub löste traten mehrere Gestalten aus dem Luftschiff heraus. Doch Merle brauchte nicht lange, um die ihr liebste Person auszumachen. Mit einem Satz war sie auf allen vieren und rannte los. "Van! Oh Van, da bist du ja!" Als er in die klare Luft, die vom Regen wie gesäubert erschien, hinaustrat konnte er nicht anders als für einen Moment die Augen zu schließen und tief einzuatmen. Van kannte diesen Geruch.. Und als er die Augen öffnete, da wusste er es.. Sie waren ganz nahe. Ganz nahe an dem Ort, den er als kleines Kind verlassen hatte. Mit dem Schwur, ihn niemals wieder zu betreten. Der Morgen brach an, und mit seichtem Licht wurde die kleine Lichtung erhellt. Hitomi wusste, es war einer der letzten Morgen die dieses Land so erleben würde... "Lasst mich raus!" Verzweifelt hämmerte der Junge gegen die Tür seines Gemachs, das bereits seit langen Tagen zu seinem eigenen Gefängnis wurde. "Jetzt halt den Rand, Drecksbalg!" Chid wich erschrocken zurück .Es kam nicht oft vor, dass man ihn auf diese Art beschimpfte und er musste zugeben: Es machte ihn wütend. Er war vielleicht noch ein Kind, doch er wusste was es hieß Respekt zu ernten. Und seit dem Tag an dem diese Soldaten in das Land seiner Väter eingedrungen war hatte er nichts als Respektlosigkeit und Zorn erlebt. Er erinnerte sich an die Frage, die man ihm bestimmt tausendmal gestellt hatte.. "Wo ist der Energist!Wo habt ihr ihn versteckt!" Chid hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Er wollte nur wieder frei sein und endlich erfahren, was hier vorging. Es war ihm nicht einmal gestattet Kontakt zu den Mönchen zu haben. Er fühlte sich isoliert und so beschloss er, diesem Zustand ein Ende zu setzen. "Ich bin der Herzog von Freid und ich befehle euch, lasst mich raus!" Der Wachposten an der Tür lachte hämisch und seine Antwort drang durch die Tür.. "Du hörst dich eher an wie ein kleiner Junge, also verhalte dich auch so!" Chid wusste, er hatte recht. Er gab auf und setzte sich auf das riesige Bett. "Was soll ich nur tun..." dachte er verweifelt. Es gab keinerlei Möglichkeit, aus seinem Gefängnis auszubrechen. Als er so in Gedanken versank bemerkte er erst nach geraumer Zeit, wie sich plötzlich die Tür die seit so vielen Tagen verschlossen blieb zum ersten Mal wieder öffnete. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck sah er, wie ein großgewachsener Mann durch die Tür schritt und ihn mit einem seltsamen Grinsen anstarrte. "Na wen haben wir denn da...Ich denke, bald ist die gesamte Familie wieder vereint.." Chids Augen weiteten sich, als er erkannte wen der Mann am Arm packte und hinter sich in das Zimmer zog. Dilandau sah amüsiert, wie sich die Angst in dem jungen Herzog breit machte. Mit einem kräftigen Ruck stieß er die Frau vor ihn und wartete ab. "Tante Eries!!" Sofort rannte er zu seiner gefallenen Tante und berührte sie mit zitternden Armen an ihren Schultern. "Tante Eries, was...was ist passiert? Wieso bist du hier?" fragte er und langsam bahnten sich Tränen in seine Augen. Seine Tante, die sonst voller Stolz und Würde die asturianische Königsfamilie repräsentierte, schien nun eine gebrochene Frau zu sein. Ihr helles Haar fiel wirr über ihre Schulter und das Kleid, dass sie trug war an manchen Stellen zerfetzt. Sie fuhr dem jungen Herzog beruhigend über den Kopf und sah ihn mit einem gespielten Lächeln an.. "Chid.. es wird alles wieder gut.." "Oh, wie niedlich. Ich kann es nicht fassen dass du wirklich ein kleines Kind anlügst. Du bist wirklich schamlos, Prinzessin." Chid wusste nicht, wie ihm geschah. Er war froh, seine Tante zu sehen doch die Umstände schienen alles andere als rosig zu sein. "Was habt ihr mit ihr gemacht..." fragte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dilandau sah ihm amüsiert dabei zu. "Du stellst zu viele Fragen, Kleiner. Ich denke du solltest die Zeit mit deiner hübschen Tante genießen. Zu schade, dass ich gehen muss. Aber ich werde bald wieder zurück sein und es wird mir eine Freude sein, Freid dem Erdboden gleich tu machen!" Eries schloss die Augen als Dilandaus Lachen den Raum erfüllte und er Sekunden später das Gemach verlies. Sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und sich der Schlüssel erneut umdrehte. Eries stand mit zittrigen Gliedern auf und nahm Chid an der Hand. "Tante Eries.. was ist passiert?" fragte er ängstlich. Sie ließ sich auf dem Bett nieder und atmete tief durch. All ihr Stolz war vergebens. Sie hatte es nicht geschafft, ihr Land zu beschützen. Nicht einmal ihren Vater konnte sie retten. "Wie soll ich ihm all diese schrecklichen Dinge erklären. Er ist doch noch ein Kind.. Oh ihr Götter Gaias, helft mir. Denn ich weiß nicht, was ich tun soll.." Sie schluchzte leise auf und vergaß zum ersten Mal im Leben den Stolz, den man ihr seit ihrer Geburt eingeprägt hatte. Eries weinte, und Chid schlang hilflos seine Arme um seine Tante. Er fürchtete sich mehr denn je, doch er wusste dass er stark sein musste. Was auch immer geschehen war, sein Volk vertraute auf ihn. Und nun war seine Tante hier. Seine sonst so kühle Tante, die plötzlich immer mehr zu einer ganz normalen, emotionalen Frau wurde. All dies erschien ihm zwar fremd, doch auf eine bestimmte weise war er glücklich zu sehen, dass auch sie Gefühle hatte. Für einen kurzen Moment schweiften seine Gedanken zu der Frau ab, von der niemand mehr sprach. Er selbst hatte sie damals nur einmal gesehen, und er konnte sich kaum an sie erinnern. Doch er wusste, sie war irgendwo da draußen und eines Tages würde er sie kennen lernen. Chid musste wissen, wieso sie gegangen war. Wieso man nicht mehr über sie sprach.. "Milerna...." entschwand es ihm und er spürte, wie sich Eries plötzlich versteifte. Sofort setzte er einen entschuldigenden Blick auf und sah Eries beschämt an. "Entschuldige..."stammelte er. Doch dann spürte er ihre Hand auf seiner Schulter und war beinahe erschrocken als er ihr lächelndes Gesicht sah. "Ich bin froh, dass du dich noch an sie erinnerst......" Allen war erleichtert, sie alle unversehrt wieder bei sich zu haben. Nachdem sie sich endlich wiedergetroffen hatten beschloss er, erst einmal in einem der vielen Verstecke zu rasten die sich über die Jahre des Bestehen der Abaharakis gebildet hatten. Nach einem kurzen Marsch kamen sie in der abgelegen Höhle, am Fuße des Arzas Gebirges an. Der Weg zum Unterschlupf war geprägt von gedämpften Freuden des Wiedersehens und Berichten des Geschehenen. Allen musste zugeben, es hatte länger gedauert als er vermutet hatte. Doch trotz allem war er froh, alle wiederzusehen. Nur bei einem war er sich da nicht ganz sicher. Seit langem hatte er Dryden wiedergesehen, und er wusste nicht ob er die alten Geschehnisse schon vergessen wollte. Milerna hingegen schien nicht besonders geschockt zu sein, ihn zu sehen. Er beschloss, es dabei zu belassen. Seine Persönlichen Streitereien hatten hier nun wirklich nichts verloren. Er hoffte nur, Van würde das auch so sehen. Die ganze Zeit gingen sie schweigend nebeneinander her. Aina fühlte sich fehl am Platz. Diese ganzen Leute, die fremden Menschen. Sie wusste nicht, ob sie hier her gehören wollte. Hitomi schien einige der Reisenden zu kennen, besonders die Frau mit den hellen, blonden Haaren schien ihr am Herzen zu liegen. Aina konnte sich nicht mehr richtig an ihren Namen erinnern, als genau diese Frau sie ansprach. "Und dein Name ist also Aina. Hitomi hat mir erzählt, ihr hättet euch...dort.. kennen gelernt." Aina nickte und sah die Frau für einen kurzen Moment prüfend an. Doch dann erinnerte sie sich daran dass Hitomi ihr vertraute, und wenn sie dies tat dann konnte sie es genauso. "Ja.. Aber erlaubt mir bitte einen kurze Frage. Wo gehen wir eigentlich hin?" Milernas Gesicht hatte plötzlich einen betrübten Eindruck. Aina fragte sich schon, ob sie etwas falsches gesagt hatte doch dann antwortete die Frau. "Du brauchst nicht so förmlich zu sein, nenn mich einfach Milerna..." Aina fiel sofort auf, dass sie nicht auf ihre Frage antworten wollte. Wieso, war ihr ein Rätsel. Ihr Blick glitt zu Hitomi, die einige Meter abseits ging und sichtlich in Gedanken versunken war. Das junge Mädchen konnte sich schon denken worüber sie nachdachte und sie musste sich beherrschen, nicht laut aufzuschreien. "Er hat keine Ahnung was er ihr alles antut..." dachte sie wütend, doch ihre Wut verflog als sie Hitomis traurigen, jedoch sanften Gesichtsausdruck sah. Aina war sich sicher, dass Hitomi wusste das dies alles nur eine Illusion war. Sie fragte sich ob Hitomi überhaupt realisierte dass einige Meter weiter Ethiél mit dem Mann ging, der sie vergangene Nacht noch in seinen Armen hielt und ihr direkt ins Gesicht log. Für Aina war es schrecklich, dies zu akzeptieren doch wie Hitomi all diese Gefühle aushalten konnte wollte sie sich erst gar nicht ausmalen. Sie erinnerte sich an Vans Worte und sie spürte Wut in sich aufsteigen. Aina wusste nicht, wo sie hingingen noch was sie erwartete doch in einem Punkt war sie sich sicher: Sie würde dafür sorgen dass dieser Mann Hitomi in Zukunft in Frieden ließ. Hitomi wusste nicht wieso, aber sie hatte ein seltsames Gefühl. Je mehr sie gingen desto stärker wurde es. Es schien als ob sie sich auf etwas zu bewegten. All diese Empfindungen lasteten auf ihr, und sie hatte keinerlei Ahnung von wo sie kamen. Es war, als ob sie sich in die Höhle des Löwen begab. Sie sah auf und erkannte Van mit Ethiél, wie sie zusammen gingen. "Es ist besser so...Ich will es so..." ermahnte sie sich selbst. Hitomi war sich bewusst, dass das was sie die vergangenen Tage durchlebt hatte von keinerlei Bedeutung war. "Ich war ein Zeitvertreib, nichts weiter." Ethiél war wieder hier und das hieß sie hatte ihre Pflicht getan. Seltsamerweise war das Gefühl der Trauer nicht mehr so intensiv wie am Anfang. Wieso sollte sie überhaupt traurig sein, gab es denn dafür einen Grund? "Hör auf, zu hoffen. Es hat keinen Sinn. Du bist, was du ist.. Du bist nicht dafür geschaffen, um zu lieben. Geschweige denn geliebt zu werden.." Ein leiser Wind kam auf, und mit ihm verschwand die Stimme die sich noch eben in ihren Kopf gedrängt hatte. "Liebe? Seit wann habe ich denn darauf gehofft..." wiederholte sie fast schon spöttisch immer wieder. Ihr Blick glitt zurück zu Van, der mit seltsam festen Schritten seinen Weg ging. Irgendetwas stimmte nicht. Allen, der voran ging, stoppte plötzlich und deutete mit einer Handbewegung an hier zu verweilen. Hitomi sah auf und erkannte einen großen Gebirgspass,, umringt von Wäldern. Als sie um sich sah erkannte sie eine kleine Weggabelung, eine Richtung Osten und die andere Richtung Westen. "Hier entlang!" ertönte Allens Stimme und zusammen gingen sie auf die Felswand zu. Ehe sie sich fragend konnte wieso sie vom Weg abgingen führte Allen sie durch das Gebüsch in eine Art Höhle.. "Komisch, von außen hat man nicht erkannt dass es hier einen Durchgang gibt..."dachte Aina laut und Dryden, der etwas vor ihr ging und sie gehört hatte lachte leise auf. "Das liegt daran, dass wir nicht auf Besuch aus sind...Nicht wahr, Van?" Doch er antwortete nicht, statt dessen sah er sich um und als sein Blick für einen kurzen Moment Hitomi streifte wusste er, dass sie es auch fühlte. Etwas war im Gange, und sie näherten sich einem Ort an dem sie nicht wussten ob es Wahrheit oder Legende war was man sagte.. "Die Drachen schlafen nie...Hier, in den alten Ruinen, warten ihre Ahnen...Auf das ihr Herr zurückkehrt...Denn dann ist der Untergang nicht mehr weit..." Staunend blickten sie sich um, als sie die Höhle betraten. Sie war ziemlich groß und auch hoch, es schien als ob sie direkt unter der Spitze des Berges erschaffen worden wäre. Allen schien schon einmal hier gewesen zu sein den er kannte jeden Winkel der Höhle und ging zielstrebig auf eine der Fackeln zu, die an der Wand hing. Es war dunkel, nur das fahle Licht der morgendlichen Sonne schien durch die kleinen Öffnungen, die die Felswand aufwies, hinein. Hitomi fühlte sich unbehaglich, der enge Raum kam ihr beklemmend vor. Doch als Allen die Fackel anzündete und sich die dunkle Höhle langsam erhellte wurde das Gefühl der Angst langsam schwächer. Aina sah sich erstaunt um, es erschien ihr mehr als faszinierend an diesem Ort zu sein. Es war nicht ein einfacher, kalter Unterschlupf. Es glich eher einem kleinen Lager, eingerichtet für Situationen wie diese. Im hinteren Teil standen Fässer und Kisten und sie vermutete darin Verpflegung sowie Waffen. Mehrere Paletten Stroh und Heu waren auf dem Boden verteilt und ebenso gab es Decken, die zum Schutz vor der nächtlichen Kälte dienten. Die kleine Gruppe ließ sich nach einigen Momenten des Inspizierens nieder. Mit einer einfachen Geste bat Allen um Ruhe und sprach mit beruhigender Stimme zu den etwas zweifelnden Reisenden. "Für die nächsten Tage werden wir hier verweilen, bis unsere Reise uns weiterführt. Im Moment ist es zu gefährlich einfach weiterzugehen, deshalb werden wir Boten aussenden die uns den Weg ebnen. Dann werden wir uns in Gruppen aufteilen und uns nacheinander an unseren Zielort begeben.." "Wohin gehen wir?" fragte einer der Männer und ohne dass Hitomi es wollte glitt ihr Blick zu Van, der an die Wand gelehnt im Schein der Fackel stand. Sie beobachtete, wie sich seine Gesichtszüge anspannten, doch es kam ihr vor als ob nur sie es sehen konnte. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie so etwas wie Trauer in seinem Blick zu deuten.. "Wohin wir gehen ist im Moment nicht wichtig. Man weiß nie, wo der Feind seine Ohren hat.." Mit diesen letzten Worte war Allens Rede beendet und er wandte sich an Milerna.. "Ich möchte, dass du hier bleibst während ich weg bin. Ich werde sehen, ob wir bereits nach.." "Du brauchst es nicht zu sagen, ich habe verstanden.." erwiderte sie leicht traurig über seine Anordnung. Allen nickte nur und beschloss nachzusehen wie viele Vorräte sie noch hatten.. Der Tag verging rasch, es wurde viel für die kommenden Tage und Nächte vorbereitet und man hatte alle Hände voll zu tun. Die Frauen begaben sich hinunter zu dem kleinen Bach, der am Rande es Gebirges entlang floss, und wuschen, immer auf der Hut vor feindlichen Soldaten, die Wäsche. Merle half ihnen, doch immer wieder verfolgte sie der Gedanke an die seltsame Frau, die nun wieder unter ihnen weilte. "Ich kann mir nicht helfen aber dieses Weib geht mir auf die Nerven.." dachte sie während die Dunkelheit hereinbrach und sie einen der Körbe zurück zu der Höhle trug. Als sie auf den versteckten Eingang blickte erkannte sie die junge Frau, die aus der Höhle kam und sich langsam von ihr entfernte. Wütend setzte Merle den Korb auf dem Boden ab und ging auf sie zu. "Was soll denn das? Erst bist du dir zu fein um zu helfen und jetzt haust du einfach ab!" Hitomi fuhr etwas erschrocken um und als sie das Katzenmädchen erblickte senkte sie den Kopf. Sie hatte nicht die Absicht, erneut Streit anzufangen. "Tut mir leid aber ich habe den ganzen Tag.." "Ja ja, gefaulenzt und geschlafen was den sonst. Du hältst dich wohl für die Königin die nichts tun muss, und das nur weil Van dich vielleicht einmal beachtet hat. Aber glaub mir, bilde dir ja nichts ein!" Hitomi konnte ihre Feindseeligkeit spüren und sie fragte sich, wieso das junge Katzenmädchen sie so sehr hasste. Als sie sie an Van erinnerte schüttelte sie nur den Kopf und ließ Merle einfach stehen.. "Du weißt gar nichts.." flüsterte sie, doch Merles gutes Gehör verschaffte ihr das Verständnis aller Worte. "Was soll denn das heißen! Und außerdem hat uns Allen verboten noch spät nachts alleine hinauszugehen! Glaub ja nicht dass wir dich suchen!" rief sie ihr noch hinterher, doch Hitomi war schon längst in der Dunkelheit des Waldes verschwunden.. Es stimmte, Allen hatte sie ausdrücklich davor gewarnt nach Einbruch der Dämmerung noch hinaus zu gehen doch sie konnte nicht anders. Sie wollte hinaus, nur für einen kleinen Moment alleine sein.. Sie bemerkte nicht die Schritte hinter sich, die ihr leise folgten. Nach einem kurze Marsch kam sie an einer Lichtung an, an deren Ende sie tief unter ihr das Tal der Grenze zu Asturia befand. Auf einem kleinen Felsen nahe des Klippenrandes lies sie sich nieder und atmete tief durch.. So vieles war in den vergangenen Tagen geschehen und Hitomi wusste nicht, wo sie dies alles einordnen sollte. Es war seltsam, sie war hier an einem Ort der ihr eigentlich so fremd erschien und doch kam es ihr vor, als ob sie.. hier hergehörte. Sie sah in die Ferne und schloss die Augen, als sie auf einen entfernten Fleck blickte. Dort, wo einst die Lichter der Stadt am Meer leuchteten, war jetzt nichts mehr. Nur noch ein vereinzeltes Flackern ließ dort auf Leben hoffen. "Pallas ist zerstört...und so hat alles einen Anfang.." Erschrocken drehte sich Hitomi um und blickte in die Augen einer alten Frau, deren ergrautes Haar zu einem strengen Zopf gebunden war. "Wer.. wer seid Ihr?" fragte sie und ihre Hand wollte unbemerkt zu ihrer goldenen Kette wandern. Doch vergebens suchte sie den rosa Anhänger.. Die Kette war verschwunden. Ehe sich Hitomi dessen bewusst wurde trat die alte Frau auf sie zu und sah ebenfalls hinab in das Tal. "Schon bald wird all das hier nicht mehr sein. Du weißt es, nicht wahr?" Beinahe unmerklich nickt Hitomi, und die alte Frau sank langsam zu Boden, ihre Hände auf ihrem Schoss gefaltet. "Eine dunkle Zeit bricht heran..." Hitomi verstand nicht. Doch schon als sie begann, ihre Frage zu stellen stoppte die alte Frau sie mit einer einfachen Handbewegung. "Du fragst dich sicher, wie alles so kommen konnte. Was du hier tust, was deine Aufgabe ist.. Ich weiß, du hast viel Leid erfahren doch du darfst nicht vom wahren Weg abkommen. Das wäre unser aller Ende." "Ich verstehe nicht, was Ihr meint..."antwortet Hitomi verwirrt. "Schon bald wirst du verstehen. Du hast eine Gabe, und sie kommt wann sie will. Doch bald wirst du sie zu kontrollieren wissen.." "Gabe? Aber ich habe niemals.." "Es ist nichts alltägliches, einfache Gegenstände zum schweben zu bringen. Feindliche Guymilefs angreifen zu sehen, bevor sie auftauchen.. Menschen auf den Schlachtfeldern sterben zu sehen, und das jede Nacht.." Hitomi erschrak innerlich. Diese unscheinbare alte Frau wusste es. Sie wusste von all den Dingen, die sie niemals mit einem anderen Menschen teilen wollte. "Woher wisst ihr..." "Es ist meine Bestimmung dir deinen Weg zu weisen.. Doch in welche Richtung du gehst, das ist allein deine Entscheidung." Die alte Frau streckte ihre Hand aus und zeigte hinab auf die vielen Lichter im Tal. "Dort unten tobt ein Krieg. Noch ist er verborgen, doch es hat bereits begonnen. Escaflowne erwacht aus seinem Schlaf.." "Escaflowne?" "Du hast ihn gesehen. Ein stählerner Riese, mit einem Energist wie es ihn nur ein einziges Mal gibt. Du fürchtest ihn, nicht?" Hitomi wich einen Schritt zurück und sah die Frau mit den weißen Haaren zweifelnd an. "Was wollt Ihr von mir? Ich habe niemandem etwas getan!" rief sie verzweifelt, doch sie erntete nur ein sanftes Lächeln der Seherin. "Ich weiß.. aber denke daran, du musst lernen zu verzeihen. Lass nicht Trauer, Hass und Wut herrschen.." Ihre Stimme klang plötzlich beinahe flehend und Hitomi fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. "Ich weiß, es gibt nicht nur die eine Zukunft. Jede Nacht bete ich zu den Göttern, dass sich die Cerridwen für den richtigen Weg entscheiden wird. Gaia ist sonst dem vollkommenen Untergang geweiht." "Untergang? Wieso? Was wird geschehen?" fragte Hitomi mit zittriger Stimme. Mitfühlend sah die alte Frau sie mit ihren wissenden Augen an. "Das, was du gesehen hast. Sie alle werden sterben. Allen, Milerna, Aina, Merle...und auch er wird sterben. Er wird kommen und dann wird er sich ihn holen. Es gibt keine Rettung...außer du befiehlst sie." sagte sie betrübt und starrte ins Leere. "Sie werden alle sterben?? Was...sagt Ihr da?" "Du hast das Schlachtfeld gesehen.. und du hast ihn gesehen. Ich weiß, er hat dir weh getan aber du musst ihm verzeihen..." Sie richtete sich auf, wandte ihren Blick vom Tal ab und richtete ihn auf Hitomi. "Ich spüre deine Trauer...deinen Schmerz. Es gibt keine Worte die das wieder gut machen können was man dir alles angetan hat. Doch bitte, kämpfe dagegen an. Wenn nicht für dich, dann für ihn.." "Was redet Ihr da! Ich verstehe kein Wort von dem was Ihr sagt, hört auf in Rätseln zu sprechen!" rief sie verwirrt und hielt sich die Hände an den Kopf. "Ich will doch nur dass es aufhört..." "Ich weiß, mein Kind...Ich weiß.. Doch so leid es mir tut, es hat gerade erst begonnen. Ich würde dir diese Bürde gerne abnehmen, doch ich kann es nicht. Meine Zeit als Seherin ist vorbei, ich spüre wie Gaia nach mir ruft.. Doch bevor dies geschieht, möchte ich dir etwas geben.." Mit ihren alten Fingern griff sie in die Tasche an der Seite ihres Kleides und zog einen kleinen Gegenstand heraus. Mit ausgestreckter Hand hielt sie es Hitomi hin und wartete, dass sie es nahm. Doch die junge Frau bewegte sich keinen Zentimeter von ihrer jetzigen Position. "Nimm es.. es gehört dir.." ~*~ but in this heart of darkness our hope lies lost and torn all fame like love is fleeting when there´s no hope anymore... ~*~ Als Hitomi die Hand wieder öffnete, starrte sie mit verwunderten Augen auf eine winzige, schneeweiße Feder. Noch ehe sie die Frau fragen konnte, was das alles zu bedeuten hatte legte diese ihren Finger auf den Mund und ließ Hitomi verstummen. "Du bist das Licht Gaias....wenn du es willst. Beschütze diese Welt...oder führe sie in den Untergang.." "Was bin ich?" In Hitomis Augen hatten sich leise Tränen geformt die ihr nun unbarmherzig die Wangen hinabglitten. Die alte Seherin sah sie mitfühlend an, doch auch Hoffnung war in ihrem Blick. "Du bist unsere letzte Hoffnung auf das Leben. Spürst du es denn nicht?" "Was...soll ich spüren?" fragte sie und ihre Hand umschloss fest die Feder. "Das Leben, das sich in dir formt. Ich kann es fühlen, wie es wächst und gedeiht. Du gibst das Leben, doch genauso kannst du den Tod bringen. Denn du bist die Cerridwen, die Göttin der zwei Wege." Die Seherin versank in einer tiefen Verbeugung und als sie erneut den Blick auf Hitomi richtete erkannte sie, dass diese sie mit geweiteten Augen ansah und den Kopf schüttelte. "Nein...ich...bin das nicht. Ich bin keine Göttin.. Ich bin...Hitomi....Einfach nur....Hitomi..." "Kind, du weißt dass es nicht so ist...Du kannst nicht länger die Augen vor dem verschließen was du bist. Deine Reise wird dich noch an viele Orte bringen doch behalte den einen immer in deinem Herzen.." "Ich kann das nicht...ich kann es einfach nicht..."flüsterte sie und kniff die Augen zusammen. Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrer Wange und erschrocken sah sie auf. "Ich habe dich im Stillen aufwachsen sehen, Liebes. Du warst so ein starkes Kind, und sie hätten es beinahe geschafft dich zu zerstören. Doch sie haben versagt, und das zeugt von unglaublicher Kraft.. Faron hat immer an dich geglaubt. Enttäusche ihn nicht." "Woher wisst Ihr von...meinem Bruder..."sagte sie leise. "Ich wusste einst viele Dinge, bevor sie geschahen. Doch jetzt ist meine Zeit zu ende. Du sollst wissen, dass es mir eine Ehre war dich kennen zu lernen." "Ich verstehe nicht...Was hat das alles zu bedeuten?" Der Boden unter ihren Füssen erschien ihr plötzlich so weich und die Lichter im Tal schienen immer mehr zu verschwimmen.. "Ich hätte niemals gedacht, dass es Van sein wird der dein Schicksal teilt..." "Was?" entschwand es ihr schneller, als sie es überhaupt kontrollieren konnte. "Du wirst schon bald verstehen, wieso er so ist wie er ist. Alles hat seinen Ursprung...Geh nach Fanelia und erfahre die Wahrheit. Ganz Gaia liegt in deiner Hand." "Ich will das nicht...ich will es nicht..." Die alte Frau schloss ihre Augen und nickte wissend. Es kam ein leichter Windzug auf und erneut nickte sie. "Es ist soweit.. Ryujin ruft mich..." "Ryujin ist der Drachengott...Das sollte wohl vorerst reichen..." "Warte! Ich verstehe das alles nicht, was hat das zu bedeuten!" Hitomi war verzweifelt und verwirrt, es kam ihr alles vor wie ein Traum. Doch sie wusste schon immer, dass irgendetwas mit ihr passierte. Es gab etwas in ihr, das ihr sagte sie sei anders.. Ein helles Licht umhüllte plötzlich die alte Seherin und Hitomi sah mit geweiteten Augen wie sie langsam begann, vor ihren Augen zu verschwinden. Doch sie hatte noch so viele Fragen. So viele Fragen, die nach einer Antwort verlangten... "Geht nicht...bitte...Ich weiß nicht, was ich tun soll..." "Du wirst es wissen.. Hab keine Angst, auch wenn es schmerzt..." "Aber ich fürchte mich....so sehr...Und niemand ist da....niemand..." Lächelnd schüttelte die Seherin den Kopf und legte ihre beinah durchsichtigen Hände an Hitomis Wangen. Ihre Stimme war nur noch ein leises Echo, doch Hitomi konnte sie deutlich hören. "Jeder Mensch hat ein Schicksal...Deines wurde bereits vor langer Zeit festgelegt.. Doch du besitzt die Macht, es zu ändern.. Rette uns.. Rette die, die du liebst...Rette Van..." "Wieso? Wieso er!? Er hasst mich, wieso sprichst du von ihm als ob ich ihm etwas bedeuten würde!" Hitomi schrie so laut dass sie glaubte der ganze Wald würde nur durch ihre Stimme erbeben. Das Licht wurde immer stärker, und noch ehe die Seherin ganz verschwand hörte Hitomi ihre letzten Worte, die nur der Wind noch zu ihr trug.. "Du wirst niemals erfahren wie sehr er dich liebt....Es sei denn, du hörst genau hin..." Das waren die letzten Worte der Seherin der Abaharakis bevor sie endgültig verschwand und ihren Platz bei den Ahnen aller Seher einnahm. Sie ließ Hitomi zurück, deren Wangen gerötet waren von den vielen Tränen. Sie hielt die Feder fest in ihrer Hand und für einen kurzen Moment schien es, als ob sie in einem fahlen Glanz glühen würde... Die ganze Zeit war er schon unruhig. Irgendetwas stimmte nicht, das wusste er. Merle, die in die Höhle eintrat und einen Korb mit Wäsche vor sich hertrug gesellte sich schließlich zu ihm. Sie war froh ihn endlich einmal alleine anzutreffen, ihr gefiel es nicht wie die Frau mit den dunklen Locken ständig um ihn herumschwirrte. Nach all diesen Geschehnissen war sie froh, ihn wiederzusehen. Merle ließ sich neben ihm nieder und machte es sich auf der Decke bequem. Die ganze Zeit blieb er still, er strich ihr nur einmal kurz über den Kopf und verharrte dann wieder in seiner alten Position, die Arme auf die Knie gestützt. Sein Schwert ruhte neben ihm und Merle fiel auf, dass er es das erste Mal unbeachtet neben sich liegen hatte. "Van...was ist los?" Ihre hohe Stimme holte ihn aus seinen Gedanken zurück und er sah sie beruhigend an. "Nichts Merle.." "Es ist, weil wir fast Zuhause sind, nicht?" fragte sie vorsichtig. Doch Van zeigte keinerlei Regung. Merle wusste nicht genau, wie sie das deuten sollte.. "Es ist nicht mehr mein Zuhause. Nur noch eine Ruine...mehr nicht..." Merle konnte an seiner Stimme erkennen, dass er log. Es fiel ihm schwer, wieder hier zu sein, so nahe an dem Ort vor dem er sich am meisten fürchtete. Es war seltsam, obwohl es das Land war in dem er geboren wurde fühlte er nichts als beklemmende Leere wenn er an die Zeit damals zurückdachte. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als ihm plötzlich jemand eine Schale hinhielt. "Du solltest nicht soviel grübeln, Junge...Hier, iss erst einmal etwas..." Gardess sah seinen jungen Freund lächelnd an und wartete geduldig, bis er ihm die Schale aus der Hand nahm und ein leises Danke murmelte. Merle sog den Duft der frischen Speise ein und bekam unwillkürlich auch Hunger. Kurzerhand sprang sie auf und begab sich zu der Frau, die im hinteren Teil der Höhle das Essen ausgab. Gardess setzte sich neben Van auf die Matte aus Heu und begann, zu essen. Nach kurzer Zeit bemerkte er, dass Van immer noch seine Schale in den Händen hielt und sie nicht anrührte.. "Ich weiß zwar nicht was es ist dass dich so bedrückt aber du solltest nicht vergessen dass selbst du essen musst..." Obwohl er keinerlei Hunger verspürte zwang er sich dazu wenigstens ein paar Bissen zu essen, doch kurze Zeit später stelle er seinen halbvollen Teller neben sich auf den Boden. Gardess sah ihn besorgt an. "Was ist los mit dir?" fragte er, doch Van schloss nur die Augen und schüttelte mit dem Kopf. "Wieso fragt ihr mich das ständig.." stieß er hervor. Seine Hand glitt in seinen Lederbeutel, und er umfasste den kleinen Gegenstand der sich darin befand. "Es ist wahrlich eine Schande.. Dilandau wird nicht lange auf sich warten lassen. Ich bin gespannt, was noch alles geschehen wird.." Als Gardess diesen Namen erwähnte fuhr Van hoch und blickte mit funkelnden Augen durch die Höhle. "Dieser Hund wagt es nicht, mir noch einmal gegenüber zu treten..." "Sei dir da nicht sicher.." Gardess sah sich suchend um. "Wo ist sie eigentlich?" Mit der Hand deutete Van in Richtung Merle, die immer noch mit der Frau zusammenstand.. "Du weißt, dass ich nicht Merle gemeint habe..."erwiderte Gardess leise. Van sah sich erneut in der Höhle um und dann viel es ihm zum ersten Mal auf. Sie war nicht hier .Mit einem Schlag überkam ihn ein seltsames Gefühl. Abrupt setzte er sich auf und ließ einen erstaunten Gardess zurück, ehe er zu Aina rannte die in einer anderen Ecke saß und aß. "Meine Güte...solltest du dir am Ende etwa noch Sorgen um sie machen?" dachte Gardess schmunzelnd und beendete sein abendliches Mal. "Wo ist sie?" Aina sah erstaunt auf, und als sie Vans Gesicht erkannte setzte sie eine gleichgültige Miene auf. "Ich wüsste nicht, wieso ich dir das sagen sollte.." sagte sie trotzig und beobachtete fasziniert, wie er immer wütender wurde. "Sie ist nicht hier, und draußen bricht die Nacht herein. Sag mir sofort ob sie alleine nach draußen gegangen ist!" Wieso er sich so aufregte wusste er selbst nicht genau, aber ihm war eines klar: Würde er sie nicht finden, würde etwas schreckliches passieren. Er könnte es fühlen. "Weshalb interessiert dich das überhaupt. Ich sage dir, lass deine Finger von ihr.. Du.. du hast schon genug angerichtet..." presste Aina hervor, ehe sie sich abwandte und aufstand. Milerna, die nur einige Meter entfernt stand, beobachtete die Szene interessiert...Ihr gefiel absolut nicht, was sie da eben von Aina hörte... Doch Van hielt Aina am Arm fest und sah sie durchdringend an. "Sag mir wo sie ist....bitte..." Aina glaubte, sich verhört zu haben. Es war das erste Mal dass sie das Wort Bitte im Zusammenhang mit Van vernahm. Sie war so verwirrt dass sie gar nicht realisierte wie sie mit ihrem Finger in Richtung Ausgang zeigte und leise Worte vor sich hermurmelte. "Sie wollte...etwas alleine sein...und sich....die Füße vertreten.." Kaum hatte er die Information die er wollte ließ er Aina los und rannte, vorbei an Allen, aus dem Unterschlupf. Kaum trat er hinaus in die kühle Nachtluft hörte er ein lautes Grollen. Ein Unwetter zog herauf... Van wusste, er musste Hitomi finden...Die Kette in seinem Lederbeutel fing leicht an zu glühen, doch Van sah es nicht. Alles was ihm in diesem Moment bewusst war war das Gefühl, dass er sich beeilen musste. Sie war in Gefahr, da war er sich sicher.. Als die ersten Regentropfen begannen, auf die Erde Gaias zu fallen rannte er los und hoffte, sein Gefühl würde ihn nicht täuschen... "In Freid wird es beginnen...Asturia ist bereits gefallen. Das letzte Königreich der Menschen steht kurz vor dem Fall, Folken..." Mit gesenktem Haupt hörte er der Stimme seines dunklen Herrn zu. Er wusste, es hatte schon lange begonnen. "Gebt mir, wonach ich verlange...Entweder sie gehört mir...oder niemandem..." Folken schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er wagte es nicht, seinen Herrn anzusehen. "Wir haben sie verloren.." Der Zorn, der von seinem Herrn ausging erschütterte ihn bis auf die Knochen doch er blieb standhaft. Die stumme Wut nagte an ihm, doch Folken wusste sich zu helfen. "Der Drache ist erwacht. Er wartet auf den Schlüssel.. Dann wird er vollständig einsatzbereit sein und Euch alleine dienen.." "Ihr wisst, dass der Drache nur einem dient. Es wird nicht leicht sein ihn zu kontrollieren. Und da ihr sie in Eurer stümperhaften Weise aus den Augen verloren habt, wird es umso schwerer." "Verzeiht mir, ich konnte es nicht ahnen.." Der schwarze Thron, auf dem die schattenartige Gestalt saß erstreckte sich hoch an die Decke der Festung. Folken war froh, das Antlitz seines Meisters noch nie gesehen zu haben. Er konnte sich nicht vorstellen das soviel Hass und Verachtung in nur einem Gesicht wohnten.. "Schicke die Aroth.. Sie werden sie finden.." Folken wich einen leichten Schritt zurück. Er hoffte, die sei nur ein schlechter Scherz. "Mein Gebieter, ich glaube nicht dass es nötig..." "Sie sind die einzigen, die es vollbringen können, also schweig!" "Sie sind bösartiger als alles andere das jemals auf ganz Gaia existiert hat. Sie werden sie töten!" antwortete Folken. "Nein...werden sie nicht.. Sie verlangen nach Fleisch, ja...Doch haben sie genügend andere, die sie in ewige Finsternis stürzen können." Folken begriff sofort, was sein Herr meinte.. "Es ist schon so viele Jahre her, und trotzdem trauert ihr noch um diesen Haufen Asche..."ertönte die tiefe Stimme seines Herrn. Folken schwieg.. "Begebt Euch nach Freid, man erwartet Euch bereits. Der Herzog ist schon lange tot, kümmert Euch nun um seinen Erben." "Die Prinzessin aus Asturia ist ebenfalls dort, die Männer haben sie als einzige am Leben gelassen. Aston ist tot, erstochen in seinem eigenen Bett...Pallas brennt..." "Genau wie einst Fanelia..." Folken konnte nur stumm nicken. "Im Morgengrauen entsende ich die Aroth. Wenn sie sie gefunden haben werden sie die Eine zu mir bringen. Und dann wird keine Macht Gaias mir Einhalt gebieten.." Als Folken den beklemmend dunklen Raum verließ wusste er, das er etwas unternehmen musste. Auch wenn es nicht seine Absicht war, er konnte nicht zulassen dass es derart zuende gehen sollte. Eines hatte er seinem Herrn verschwiegen. Folken wusste, dass sie sich längst in der Obhut seines Bruders befand.. Es erfüllte ihn in einer gewissen Weise mit Stolz zu wissen, dass es Van war der solch ein wichtiges Geschöpf an seiner Seite hatte. Doch andererseits wusste er genau, was dies bedeutete... Er ging die Gänge hinab zu den unteren Stockwerken der Festung und begab sich schließlich in die Verliese. Als er dort ankam und die schweren Schlösser geöffnete wurden trat er in eine der dunklen Zellen und starrte in die Dunkelheit. Zwei blitzende Augenpaare sahen ihm fragend, jedoch entschlossen entgegen.. "Phobos....Deimos....Ich erbitte euch um eure Hilfe...." Die beiden Augenpaare leuchteten in seltsamer Schadenfreude auf und ein krächzendes Geräusch ging durch die Zelle. "Wir haben lange auf diesen Moment gewartet.. General Folken.." "Das Schicksal dieser Welt wird schon bald entschieden sein. Doch wie sie endet, ist ganz alleine deine Entscheidung. Du weißt, wovon ich spreche. Jetzt hast du begriffen....Du weißt, was du bist...Du hast es gesehen.." Sora verspürte eine gewisse Art von Stolz, als sie zu der Einen sprach. Das sie erst vor wenigen Momenten die ersten Funken der Wahrheit erfahren hatte, ließ Sora plötzlich verstummen. Sie hatte ihr ganzes Leben hier, im Dienste des Black Dragon Clans, verbracht. Schon so viele Jahrzehnte diente sie ihnen, doch in ihrem Herzen hatte sie stets Verachtung für ihr Vorhaben. Erst seit dem Tag an dem General Folken aufgetaucht war hoffte sie auf die Wende. Doch Sora wusste, es gab kaum noch Hoffnung. "So vieles was einst noch war, ist nicht mehr. Die alte Zeit neigt sich dem Ende zu. Und mit ihr stirbt das Volk der Menschen. Wie lange willst du diesem Leid noch zusehen? Wie lange willst du noch leugnen, dass es zu spät ist...Wieso willst du eine Welt am Leben erhalten, in der du nichts außer Leid und Kummer erfahren hast.." Sora schloss die Augen, als sie aufhörte zu ihr zu sprechen. Zum ersten Mal hatte sie sie leibhaftig gesehen und sie wusste, was in diesem Moment in ihr vorging. Es war alles nur noch eine Frage der Zeit. "Schweig.......bitte.." Sie brannte. Die Feder brannte in ihrer Hand wie Feuer, doch Hitomi ließ sie nicht los. Mit ausdruckslosen Augen sank sie auf die Knie und starrte in die Dunkelheit. Tief in ihrem Inneren begann sie zu begreifen, dass das was die Seherin ihr sagte, die Wahrheit war. Ihre gesamte Welt schien vor ihren Augen zu zerbrechen. Doch geschah dies nicht schon vor langer Zeit? Hitomi wusste es nicht mehr, alles was sie spürte war diese beklemmende Last, die ihr die Brust zuschnürte und sie nach Luft ringen ließ. "...Denn du bist die Cerridwen ,die Göttin der zwei Wege." Wie konnte sie es verantworten, das Schicksal einer ganzen Welt auf ihren Schultern zu tragen? Sie konnte ja nicht einmal ihr eigenes tragen. Schon so vieles war zerstört worden. Reiche, Länder, Städte...Und das alles nur wegen ihr? "Das alles...ist geschehen weil ich es so wollte?" "Jede Träne ,die du vergossen hast bedeutete den Tod eines Menschen.." Alles, was geschehen war brach auf sie herab wie ein unbarmherziger Sturm und mit Tränen in den Augen stand sie auf. Nur noch wenige Lichter waren unten im Tal zu sehen. "Gaia stirbt..." Als sie dem Abgrund der Klippe immer näher kam hörte sie, wie sich unter ihr einige winzige Steine lösten und in den dunklen Schlund des Tals fielen. "Du weißt, was geschehen wird wenn es endet...Auch ich habe es gesehen.." Hitomi kämpfte nicht gegen die fremde Stimme an, die sich an ihr Ohr drängte. Die sanfte Frauenstimme konnte sie weder beruhigen noch verängstigen. Sie fühlte nichts... "Sie hinab auf diese Welt...Ist sie es wert, dass man sie rettet? Oder soll sie in Chaos versinken und somit für immer von ihren Qualen erlöst werden?" Hitomi begann unbewusst am ganzen Körper zu zittern. Ihre Hände krallten sich in den Stoff des blauen Kleides und mit stetigen Schritten kam sie dem Abgrund immer näher. "Was wirst du tun, wenn Escaflowne vollständig erwacht? Er verlangt nach dir, oh ja du kannst es fühlen. Er braucht dich, genauso wie er den letzten des alten Blutes braucht. Die Yalivar, das Volk des Drachengottes, existiert nicht mehr...bis auf einen..." Sora sah zu, wie die junge Frau immer mehr an den Abgrund trat, doch sie rührte sich keinen Zentimeter. Sie ließ sie gewähren.. "Die Finsternis wird über ganz Gaia herrschen. Entgehe diesem Schicksal.. Lass sie alle im Stich, den sie haben auch dich im Stich gelassen..." "Ich bin keine Göttin...Ich...weiß nicht...was ich bin..."flüsterte sie und schloss die Augen. Ein leichter Wind kam auf und zerrte an ihrem Kleid.. ~*~ Once...I cant remember I was long ago... Someone strange.. ~*~ Es kam Hitomi vor, als ob sie ihr ganzes Leben hinter einer Lüge versteckte. All diese Dinge, die geschahen...die Visionen, die sie hatte. Alles hatte sie in die hintersten Regionen ihres Bewusstseins verdrängt. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als nicht anders zu sein. "Ich will doch nur...in Frieden leben.." "Du weißt, dass das nicht möglich ist..." Die Stimme nahm plötzlich Gestalt an und neben ihr stand eine Frau, das Haar silbern und auf der Stirn trug sie ein seltsames Symbol.. Es sah beinahe aus wie ein Auge...Doch Hitomi achtete nicht weiter auf sie, alles was sie sah war die unendlich scheinende Tiefe des Abgrunds der sich unter ihr erstreckte. "Wie einfach wäre es, einfach alles zu beenden...Nicht wahr? Ist es das, was du denkst, Cerridwen?" "Hör auf!!" Sora war wenig überrascht als Hitomi aus ihrer Starre erwachte und sie mit tränenerstickter Stimme anschrie. "Hör auf, mir zu sagen was ich bin..." Sie fing an zu schluchzen und immer wieder durchfuhr sie eine Welle dieser schmerzvollen Gefühle. Gefühle, die sie doch so sehr verachtete... "Lasst mich zurück....Einfach wieder zurück...Noch einmal....einfach nur ein normales Kind..." Sora schüttelte betrübt den Kopf, doch schnell ermahnte sie sich keine Emotionen zu zeigen. Sonst wäre alles zunichte. "Du weißt, dass das nicht geht...Akzeptiere dein Schicksal.. Akzeptiere deine Bürde.." ~*~ I was innocent and wise and full of pain Now that I am a woman Everything is strange ~*~ "Ich kann nicht..." Fest umschloss sie die Feder, als ob es das letzte wäre das ihr Halt gab.. Sora erkannte diese Geste und schüttelte den Kopf. "Er wird nicht kommen um dich zu retten.. Du weißt, wieso. Für dich gibt es keinen Platz...es gab nie einen.." "Ich habe niemals nach Liebe verlangt...ich wollte nur...wissen, wie es ist wahrhaftig etwas zu fühlen...Doch dann...kam alles anders..." Hitomis Griff um die Feder wurde schwächer und das brennende Feuer in ihrer Hand ließ nach.. "Du hast dieses Gefühl erlebt...und konntest es nicht mehr vergessen...Du verlangst nach etwas, das nicht für dich vorgesehen ist.." Stille Tränen flossen ihre Wangen hinab, doch mit jedem Wort das Sora sprach verringerte sich der Schmerz der sich in ihr formte. Hitomi wusste, es war ein Kampf den sie einfach nicht gewinnen konnte. "Wenn man es akzeptiert, ist es nicht einmal mehr ganz so schlimm..."dachte sie und ein gequältes Lächeln kam über ihre Lippen. "Es ist das erste mal, dass du solch etwas fühlst, nicht? Es muss unbeschreiblich qualvoll sein.. solche Dinge zu empfinden, und sie doch umsonst zu wissen.. Du bist hilflos...du schreist, doch niemand hört dich.. Du willst lieben, doch niemand sieht dich an...." Schwer atmete sie ein und aus und jeder Atemzug schmerzte sie so sehr, dass sich Hitomi wünschte es würde alles verschwinden. "Gib die Suche auf...in dieser Welt gibt es nichts dergleichen, das für dich existieren wird. Weder Glück...noch Liebe..." Das fahle Licht der Sterne schien auf sie herab und es folgte Stille. Hitomi wusste nicht ob die geheimnisvolle Frau neben ihr ihren rapiden Herzschlag hören konnte, doch ihr erschien er so laut dass es wohl ganz Gaia hören musste... "Einmal...da habe ich geträumt.." Verwundert sah Sora auf. Sie hatte nicht gerechnet, sie noch einmal sprechen zu hören. "Ich habe geträumt, ich würde auf einer Stufe sitzen.. Eine Stufe vor einem Haus.. Es hat so unglaublich geregnet dass ich dachte ich wäre bis auf die Knochen nass...." ~*~ Once when I was searching Somewhere out of reach Far away... ~*~ Sora sah mit plötzlich traurigen Augen in das lächelnde Gesicht der jungen Frau. Es war beinahe erschreckend, die Mischung aus Trauer und Akzeptanz. Sora war sich in diesem Moment sicher, dass sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte... "Ich habe so gehofft, dass sich die Tür öffnen und man mich hinein lassen würde.. Doch die Tür blieb verschlossen...und ich fragte mich, wieso...bis heute..." Hitomi ging einen letzten Schritt weiter nach vorne, würde sie noch einen weiteren gehen würde sie fallen... "Mein ganzes Leben lang habe ich mich geirrt...Ich habe gehofft, gebetete, geweint...gefleht...doch niemals gab es jemanden, der mir half die Tür zu öffnen. Und dann traf ich Van.. und ich hoffte, er wäre derjenige der mir die Tür öffnen würde..." Ein leises Lachen ertönte plötzlich und mit einem letzten Blick sah Sora, wie die weiße Feder langsam zu Boden glitt.. "Er sah mich an und dann...ging er weg...Einfach weg...Als ich mich umdrehte sah ich, dass dort, wo vorher die Tür stand...nun eine Mauer war..." ~*~ In a place I could not find my heart obey Now that I´m a woman Now I know the way... ~*~ Als Hitomi die Augen öffnete und erkannte, dass Sora verschwunden war blickte sie zum ersten Mal nach unten. Die Dunkelheit der Tiefe machte ihr keine Angst mehr... "Hör nicht auf die dunklen Stimmen..." "Großmutter......"verwundert flüsterte Hitomi in die Nacht. Sie sah hinab in die dunkle Tiefe und ungewollt stellte sie sich vor, wie es wäre sich einfach fallen zu lassen und zu verschwinden... Van sah es nicht, doch die Kette in seinem Lederbeutel fing sachte an zu glühen. Er rannte durch das Gebüsch und zwischen den unzähligen Bäumen hindurch. Was ihn dazu treib wusste er selbst nicht genau. Er war sich nur sicher, dass er sie finden musste. Bevor noch irgendetwas geschah.. "Was ist nur los mit mir..."dachte er immer wieder als er gegen die Nacht ankämpfte, die ihm die Sicht nahm. Nur der Mond der Illusionen und sein Begleiter schienen fahl vom Himmel herab. Plötzlich, als er einen Schrei hörte, blieb er stehen und lauschte. Nach wenigen Sekunden hatte er die Richtung, aus der der Schrei kam, ausgemacht und rannte los.. "Du kannst sie nicht retten..." Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe als er sich an diese Worte erinnerte. Wenn Van etwas hasste dann waren es Dinge, die vorbestimmt waren.. Er beschleunigte seine Schritte und kam schließlich auf einer kleinen Lichtung an. Und noch ehe er die störenden Äste der Bäume, die ihm die Sicht nahmen, abbrach erkannte er am Ende des Berghanges eine Gestalt, die sich gefährlich nahe an der Grenze zwischen Stehen und Fallen befand...Neben ihr stand, nein schwebte jemand anders. Van wusste, er hatte diese Frau schon einmal gesehen.. Ehe er erneut hinsehen konnte war die Frau verschwunden.. Im Bruchteil einer Sekunde verstand Van, was geschehen würde wenn er nicht schnell genug war... "Nein...Lass sie in Frieden!" dachte er, und rannte... Hitomi glaubte, sie sei bereit doch sie fürchtete sich.. Sie fürchtete sich, endlos zu fallen und niemals den Frieden zu finden, den sie sich schon so lange wünschte.. Doch sie verdrängte diese Angst und schloss die Augen, aus denen immer noch vereinzelte Tränen flossen. "Es ist vorbei...Bald ist alles vorbei..." Der seidene Stoff des blauen Kleides wehte leicht im Wind und mit einem finalen Schritt beugte sie sich nach vorne... Hitomi wartete auf das seltsame Gefühl, in unendliche Tiefe zu fallen...Doch statt dessen spürte sie, wie sich zwei starke Arme grob um ihre Hüften stemmten und sie nach hinten rissen. Sie fiel zu Boden und rollte noch einige Meter weg von dem Abgrund und vor schreck riss sie die Augen auf. Im letzten Moment hechtete er nach vorne und packte sie unsanft, was eigentlich nicht seine Absicht war. Er riss sie weg von dem Abgrund und zusammen fielen sie zu Boden. Seine Finger krallten sich beinahe in ihr Fleisch, so sehr hielt er sie fest. Van fürchtete, würde er sie loslassen würde sie zurück in den Abgrund gezogen werden... Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und atmete tief durch. Dann begann er, zu realisieren was beinahe geschehen war.. Van wurde bewusst, dass er sie fast verloren hätte. Und genau dieser Gedanke war es, der ihn unsagbar schwer traf... Hitomi spürte den harten Körper hinter sich, und ein wohlbekannter Geruch stieg ihr in die Nase. Sie wusste, wer sie von ihrem Vorhaben abgehalten hatte.. Sie versuchte es zu verhindern, kniff die Augen zusammen und presste die Lippen zusammen.. Doch es half nichts, als sie ein unabdingbarer Weinkrampf ereilte. Kraftlos schlug sie gegen seine Arme, die sie immer noch festhielten. Doch er rührte sich keinen Millimeter.. Tief in ihrem Inneren hörte sie die tadelnde Stimme ihres Vaters... "Du hast schon wieder versagt!" Ihr Atem ging stoßweise ein und aus und verzweifelt rang sie nach Luft.. "Lass....mich...los..."presste Hitomi schließlich hervor und holte Van somit auch zurück in die Realität. Er war sich immer noch nicht sicher, ob dies nicht nur ein schlechter Traum war. Doch als er spürte, wie sie begann gegen ihn anzukämpfen riss er sich zusammen und öffnete die Augen.. "Du sollst...mich loslassen!" Ihre Stimme wurde langsam lauter, doch immer wieder entfuhr ihr ein leises Schluchzen bei dem es Van jedes mal auf irgendeine Weise schmerzte. Sie fragte sich, wieso gerade er hier war...wieso konnte er sie nicht in Frieden lassen...Damit sie gehen konnte.. Schließlich schlug sie mit ihrer freien Hand immer wieder rücklings gegen seine Brust, bis er seinen Griff lockerte und sie schließlich frei gab.. Mit einem Ruck stand Hitomi auf und taumelte mit wackligen Beinen einige Schritte nach vorne. Sie wagte es nicht, sich zu ihm umzudrehen. "Warum...habe ich nur solche Angst......?" "In dir mag vielleicht die Kraft einer Göttin wohnen...doch ein Teil von dir wird immer sterblich sein..." Van betrachtete ihre zitternde Gestalt, wie sie mit dem Rücken zu ihm stand und sich nicht rührte. Er war sich sicher dass sie wusste, dass er es war der nun hier war... Langsam stand er auf, er wollte sie auf keinen Fall erschrecken.. Van bemerkte, dass sie immer noch gefährlich nahe am Rand des Bergabschnittes standen.. Er streckte seine Hand aus und begann mit ruhiger Stimme auf sie einzureden.. "Komm, gib mir deine Hand.." Doch Hitomi blieb starr stehen. "Wieso...hast du das getan....Wieso bist du hier..."flüsterte sie und Van hörte den Vorwurf, den sie ihm machte.. Mit entsetzen sah er, wie sie einen leichten Schritt nach vorne machte.. Er wusste, dass er seine nächsten Handlungen gut überdenken musste. "Hitomi.. ich bitte dich...." Van wurde bewusst, dass er regelrecht darum flehte dass sie zu ihm und somit weg von dem Abgrund kommen würde... Eine lange Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, und Van wusste nicht wie lange er es noch aushalten würde einfach hilflos zuzusehen... Er wurde aus seinen rotierenden Gedanken gerissen als sie leise begann, zu sprechen.. "Du brauchst dein Gewissen nicht zu beruhigen....Geh....geh einfach.." Verzweifelt machte Van einen Schritt auf Hitomi zu, als sie sich plötzlich umdrehte und ihn direkt ansah. "Komm keinen Schritt näher!!! Bleib weg!" Van starrte in das unendliche grün ihrer Augen. Ihm war, als suche er irgendetwas das ihm signalisierte, dass es noch Hoffnung in ihr gab. Er suchte vergebens.. "Hör auf mich so anzusehen...Hörst du? Du sollst damit aufhören...bitte..." Er konnte nicht anders. Er sah sie an.. Sah sie einfach nur an.. Und dann tat er etwas, was er so in seinem ganzen Leben noch nie getan hatte.. Er hörte zum ersten Mal auf die Stimme in ihm... "Du bist das Schönste, was ich jemals auf ganz Gaia erblickt habe.." Geschockt weiteten sich ihre Augen, als Van den Blick von ihr abwandte und seine schwarzen Strähnen sein Gesicht beinahe vollkommen verdeckten... Hitomi wusste nicht ob das, was sie gerade gehört hatte nur eine Illusion war oder ob es tatsächlich passierte. Ihre Gedanken überschlugen sich, es erschien ihr alles so.. unlogisch. Hier stand er vor ihr, mit gesenktem Kopf, sein sonst so stolzes Auftreten war beinahe in den Hintergrund verdrängt worden.. "Wieso...sagst du das....." Ihre Stimme war so leise dass er sich anstrengen musste, ihre Worte überhaupt zu verstehen. Doch als er sie vernahm, fürchtete er sich zum ersten Mal in seinem Leben etwas zu erwidern. Van hatte keine Antwort auf diese Frage. Er wusste nicht wieso er es sagte, wieso er es überhaupt dachte. Aber die Gedanken schwirrten nur so in seinem Kopf herum und er konnte sich nicht erklären, wieso.. In ihren Augen sammelte sich erneut Tränen. Tränen, die über all die Jahre vergossen und doch von niemandem bemerkt wurden.. Sie hatte sich so sehr jemanden gewünscht, der sie bemerkte. Der ihr zeigen würde, dass das Leben nicht nur aus Trauer und Träumen besteht.. Doch jetzt, da Hitomi zum ersten Mal solch etwas hörte....konnte sie nicht glauben. Sie glaubte ihm nicht, denn es war alles viel zu sinnlos.. "Sie haben so vieles schon zerstört...Deine Worte können nichts mehr für sie tun..." Van hörte die Stimme der Frau mit den silbrigen Haaren, und er verfluchte sie für ihre Worte. Er hob den Kopf, um einen raschen Blick auf die Frau vor ihm zu werfen und er erkannte, dass sie regungslos an derselben Stelle stand. Minuten vergingen, doch Van kamen sie so lang wie ein gesamtes Menschenleben vor.. Die Frage, die sie ihm stellte verschwand in den Tiefen der Nacht und er konnte nur resigniert mit dem Kopf schütteln.. "Ich...." Van verstummte. Er erkannte, dass es keinen Sinn hatte alles zu erklären. Das Einzige was er in diesem Moment verspürte war das Verlangen, dieses Wesen vor ihm vor allem Bösen Gaias zu beschützen. Niemand sollte ihr mehr etwas antun, und wenn er mit seinem Leben bezahlen musste, er würde es tun.. Erneut lösten sich einige Steine unter ihren Füssen und ihr knackendes Geräusch holte Van in die Realität zurück. Hitomi sah ihn an, doch es schien als ob es einfach keine Lösung auf das ewige Rätsel, das ihn umgab, geben sollte. "Wieso willst du das tun....?" Seine tiefe, dennoch in gewisser Weise sanfte Stimme ließ sie tief einatmen. Seine Worte von vorhin dröhnten immer wieder in ihrem Kopf, wie ein Echo das niemals verschwindet... Mit letzter Kraft sah sie ihm direkt in die Augen, ehe sie antwortet. "Ich...verdiene den Tod...." Leichte Wut flackerte in ihm auf. Wenn es jemanden gab, der den Tod verdiente dann war es er. Schon so viele Menschen hatte er in seinem jungen Leben getötet, aus Rache, aus Trauer. In ihm herrschte ein unsagbarer Zorn, der mit jedem Tag, der verstrich ,nach neuer Absolution verlangte. All die Anhänger des Black Dragon Clans und deren Generäle verdienten den Tod, da sie willkürlich mordeten und mit allen Mitteln versuchten, sich ganz Gaia untertan zu machen. Er selbst mochte den Tod verdienen, weil er ohne Reue genau diese Anhänger und Soldaten tötete.. Und weil er das Versprechen, das er einst seiner Mutter gegeben hatte, gebrochen hatte.... Doch nicht sie. Nicht diese Frau, die in ihm die seltsamsten Gefühle auslösten die sogar stärker waren als der ewige Hass, der an seiner Seele nagte. "Nein...." Das war alles, was er sagen konnte. Was er sich zu sagen erzwingen konnte. Hitomi sah ihn zweifelnd an. Doch dann regte sich die Wut in ihr.. "Wer hat dir...überhaupt aufgetragen hier zu sein?...Ich habe dir gesagt du sollst gehen!" Ihre Stimme wurde lauter, doch immer noch hörte es sich für Van wie ein verzweifeltes Flüstern an. "Niemand....Niemand hat es mir aufgetragen.." erwiderte er, und mit geweiteten Augen blickte Hitomi in die Nacht. Ihr war, als habe sie in seinen Worten einen Anflug von...Verletzlichkeit erhascht. Doch ihr Verstand sagte ihr, dass dies einfach nicht möglich sein konnte.. Van konnte es wenden und drehen wie er wollte, doch in gewisser Weise traf es ihn dass sie glaubte, er wäre von jemandem geschickt worden. Fühlte er sich sogar....verletzt? Schnell verdrängte er diese Erkenntnis in die hinterste Ecke seines Bewusstseins und streckte erneut die Hand aus. Er wollte alles vergessen, was heute nacht hier geschehen war...Van wusste, er geriet immer tiefer und tiefer in eine Sache, für die er einfach nicht bereit war... Eine Sache, vor der er sich mehr fürchtete als vor der gesamten Zaibacher Armee... "Ich bitte dich..." ~*~ I´ve had time to write a book.. About the way you act and look.. ~*~ "Sie sagen mir, das ich etwas bin...Etwas...das Gaia beeinflusst. All diese Stimmen, sie hämmern in meinem Kopf.. und es tut weh..." Hitomi schloss die Augen und schlang ihre Arme schützend um ihre Brust. "Ich will, dass es aufhört....einfach aufhört..." Der Himmel verdunkelte sich und mit seichten Tropfen kündigte sich der nächtliche Regen an. Als die wenigen Tropfen ihr Haut berührten, schreckte Hitomi leicht hoch. Sie sah den jungen Mann, der immer noch an seinem alten Platz stand und sie ansah.. "Du darfst...es nicht tun.." brachte er hervor, ehe ein lauter Donner das Waldstück erreichte und Hitomi zusammenzucken ließ. "Nein, du verstehst nicht...Du verstehst es einfach nicht!" rief sie schließlich und Van beobachtet, wie der schwache Regen auf sie herabfiel... Plötzlich spürte er etwa warmes an seiner Seite und er erinnerte sich an die Kette, die er in den Lederbeutel gesteckt hatte. Sie hatte sie beim Marsch verloren, doch sie hatte es nicht bemerkt. Er hatte sie verwahrt, und als er den rosa Kristall berührte eilten für wenige Sekunden Bilder durch seinen Kopf. Bilder, an die er sich nicht mehr erinnern konnte... Van erinnerte sich an die Nacht in dem Gasthaus.. Sie lag tief schlafend neben ihm und wusste nicht, dass er sie die ganze Zeit beobachtet hatte.. Selbst als sie sich in den Sessel gesetzt hatte, ließ er nicht von ihr ab.. Er konnte einfach nicht anders... Als er sie geliebt hatte, verspürte er nicht nur die Lust, die ihn trieb.. Van wusste, er fühlte sich wahrhaftig...glücklich. Glücklich, sie in seiner Nahe zu haben. Glücklich, sie als einen Teil von ihm zu wissen... Es war seltsam...und doch erschien es ihm richtig... ~*~ But I haven´t got a paragraph.. Words are always getting in my way.. ~*~ "Sie sprechen von Escaflowne....von diesem...schrecklichen Ungetüm...Mutter hatte recht...Ich bin verflucht..." Als Van diese Worte hörte, lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken.. "Escaflowne....Woher weiß sie nur von..." Und dann fiel es ihm ein. Er erkannte, was schon so lange im Verborgenen lag.. "Hör mir gut zu.. Seit Jahren schon sind sie auf der Suche nach ihr. .Doch eines verstehe ich nicht...Man hat mir berichtet sie hätten sie gefunden...und dann sofort an einen geheimen Ort gebracht und sie dort sozusagen...verstaut.....Es ist eine Schande..." "Wenn der Black Dragon Clan sie bereits ausfindig gemacht hat dann muss ich wissen wer sie ist.. Ich brauche sie. Sie gehört mir." "Du kannst kein Lebewesen besitzen, Van..." "Für mich ist sie kein Lebewesen, sie ist nur ein Ding...ein Schlüssel ,den ich brauche..." Im ersten Moment fragte er sich, ob Dryden es bereits geahnt hatte.. Van war sich nicht sicher, doch es erschien ihm alles plötzlich so klar.. Wenn Hitomi wirklich diejenige war, die den Schlüssel zu Escaflownes wahrer Macht in der Hand hielt, dann... Er wagte es nicht, seine Gedanken zu beenden. "Sie sagte dir, dass du die Cerridwen bist...Nicht wahr?" Überrascht sah Hitomi auf. "Ich bin verflucht...." Das war alles, was sie aus sich herauspressen konnte. Die neue Erkenntnis, die ihn ereilt hatte konnte ihn seltsamerweise nicht wirklich schockieren. Van hatte schon geahnt, dass so etwas geschehen würde. Denn erst seit dem Moment in dem er sie mit in das Lager genommen hatte passiert all diese wunderlichen Dinge. Van erkannte die Verzweiflung, die sich in ihren Blicken wiederspiegelte. Und er wusste, sie würde springen...wenn er sie nicht überzeugen konnte, würde sie es tun.. Verflucht.....genau dieses Wort war es, dass ihm die rettende Idee brachte. Es war mit viel Schmerz und Überwindung verbunden, doch er war bereits alles für sie zu opfern.. Unbemerkt ballte er die Hand zur Faust und sah sie durchdringend an.. "Verflucht? Du weißt nicht, was es bedeutet wirklich verflucht zu sein..." Etwas in ihrem Inneren verkrampfte sich, als sie ihn diese Worte sprechen hörte. Er schien plötzlich so voller...Emotionen...Hitomi konnte die Qual, die diese Worte mit sich brachte, beinahe spüren. Sie atmete schwer, als er plötzlich begann langsam auf sie zuzugehen. "Bleib...weg...." Sie wollte es schreien, doch aus ihrem Mund kam nur leises Flüstern.. Van griff nach den Enden seines roten Hemdes und wenige Momente später fiel es zu Boden. Sein Blick war starr auf Hitomi gerichtet, die ihn verängstigt ansah.. Alles, was jetzt zählte war sie an ihrem Vorhaben zu hindern.. Alles andere war unwichtig. Selbst die Tatsache, dass sie es war nach der er schon sein halbes Leben gesucht hatte...Das sie es war, die er brauchte um den Drachen zu erwecken. Das alles erschien Van plötzlich...nebensächlich. "Was...was tust du da?" fragte sie schließlich, als sie aus ihre Starre erwacht war. Doch er antwortete nicht, statt dessen ging er immer weiter auf sie zu. "Wenn du springst....dann wirst du trotzdem nicht sterben..." ~*~ And I tried to write a symphony But I lost the melody Alas I only finished half.. ~*~ Kurz drehte sie sich um und sah in die Tiefe. Sie verstand nicht, was er meinte...Es war so unendlich Schwarz dort unten...Für sie bedeutete diese Schlucht nur eines- den sicheren Tod. Van bemerkte ihre verwirrte Geste, doch er ließ sich nicht beirren. Wenn sie springen sollte, war er bereit.. "Tu es...doch eines verspreche ich dir. Ich werde dir folgen...und du wirst leben, ob du willst oder nicht..." "Wieso...lässt du mich nicht....gehen..." Ihre Wangen brannten und ihr Blick war getrübt...Sie konnte ihn kaum mehr vor sich erkennen, obwohl er immer näher kam bis er schließlich direkt vor ihr stand.. Hitomi musste ihren Kopf heben, um in sein Gesicht sehen zu können...Seine muskulöse Form baute sich vor ihrem zierlichen Körper auf und nur schwer konnte sie seine Augen ausmachen...Die dichten, schwarzen Strähnen hingen ihm wild ins Gesicht. Es erschien ihr, als erfüllten sie diesen Zweck mit voller Absicht.. "Spring...Es wird umsonst sein.." Van beobachtete, wie sie ein weiteres Mal den Abgrund hinunterblickte und es schien, als ob sie zweifeln würde...Er hatte keine Erklärung für das, was er als nächstes tat. Er wusste nur eines: Es war das Richtige.. Ohne weiter darüber nachzudenken, schloss er seine Augen. Und nach wenigen Momenten war er da. Der Schmerz. Genau dieser Schmerz, den er doch so sehr verachtete. Den Schmerz, den er seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte...Nicht einmal Merle hatte es seit der Zeit damals mehr erlebt...Er biss sich unsanft auf die Lippe, um einen Schrei zu unterdrücken. Es erschien ihm, als ob sein gesamter Körper auseinandergerissen würde. Als die beiden Knochen das Fleisch seines Rückens durchbrachen konnte er nicht anders als vor Schmerz leise aufzustöhnen.. Binnen weniger Sekunden war es vorüber, doch Van kam es wie eine Ewigkeit vor. Der stechende Schmerz ließ nach und erschöpft neigte er sich leicht nach vorne...Sein Gesicht berührte beinahe das von Hitomi, als er ihr leise Worte zuflüsterte... "Jetzt erkennst du, was es heißt wirklich mit einem Fluch belegt zu sein...." seine Worte klangen kraftlos, doch sie hatten ihre Wirkung... Hitomi war wie gelähmt, sie konnte sich keinen Zentimeter bewegen...Mit geweiteten Augen starrte sie auf die schneeweißen Schwingen, die innerhalb weniger Augenblicke aus seinem Rücken schossen. Sie konnte nicht glauben, was sie da sah...Wie in Zeitlupe streckte sie eine Hand aus und berührte mit ihren Fingerspitzen die weichen Federn...Nachdem sie ihre Sanftheit für nur einen kurzen Moment gespürt hatte zog sie erschrocken die Hand zurück.. Im Bruchteil einer Sekunde ereilte ein einzelnes Bild ihr Auge... Ein kleiner Junge, der weinend neben der Leiche einer Frau saß. Auf seinem kleinen Arm konnte sie ein winziges ,blaues Zeichen ausmachen.. Unbemerkt fielen vereinzelte Tränen auf die Erde, als Hitomi ihre Hände an Vans Wangen legte und ihn mit einer gewissen Erleichterung ansah.. "Du warst es....du warst es die ganze Zeit...." Immer noch erschöpft blickte er in ihre verweinten, grünen Augen und konnte nur nicken... ~*~ And finish I suppose I never may Anyway, I love you... That´s all I have to tell you.. That´s all I´ve got to say.. ~*~ Hitomi fühlte sich wie in einen Traum versetzt, das alles kam ihr so unreal vor...Und doch, sie sah die weißen Flügel, und sie erkannte zum ersten Mal wirklich sein Gesicht. Doch ehe sie sich weiter erinnern konnte durchfuhr sie ein ziehender Schmerz im Unterleib.. Dieser Schmerz war so intensiv, dass sie nach vorne kippte und mit Van zusammen zu Boden fiel. Sie hielt sich die Hände an ihren Bauch, der innerlich zu Pochen schien und stöhnte leise auf.. Van fing sie mit letzter Kraft auf und als sie zu Boden gingen, hörte er sie schwer atmen.. Plötzlich durchfloss ihn die nackte Angst... "Hitomi! Was...was ist mit dir?" Ihre Hand krallte sich in seine nackte Brust, doch er spürte es kaum...Sie hörte seine verzweifelte Frage nicht mehr genau, denn wenige Momente später ereilte sie Dunkelheit und sie wurde von ihr vollkommen eingeschlossen... Kapitel 4: ~~The chosen path between Darkness and Light ~~ ---------------------------------------------------------- Heidiho!*wink* Jaaaaaaa ich weiß ich bin WOCHEN zu spät aber endlich hab ich es geschafft! 1. Mein PC läuft wieder richtig*jubel* 2.Ich hab zwar immer noch kein Word,aber man lernt damit zu leben^^ 3.Meine leichte Schreibblockade is WEG! Soll heißen ich bin wieder voll einsatzbereit.Also erstmal sorry für die lange Wartezeit,das soll natürlich nicht zur Routine werden^^ So,.was gibts noch zu sagen..Hm neues Kapitel,neues Glück*gg*Nein,im Ernst ich hätte niemals gedacht dass ich mit dieser Story soweit komme,besser gesagt dass mich diese Story selbst noch so...mitnimmt dass ich einfach nicht aufhören kann mich mehr und mehr in die ganzen Charas zu verlieben*lol*Ich hoffe immer wieder ich bringe die Stimmungen und die ganzen Gefühle wirklich gut rüber,es erscheint mir nämlich immer nie wirklich gut genug.. Jedenfalls sind wir beim vierten Kapitel,und das will schonmal was heissen^^ Ich hoffe ihr lest immer noch fleissig mit und gebt mir ganz viel Feedback damit ich auch weiß,dass meine "Arbeit" nicht ganz umsonst is*gg* *knuddl an alle* Danke an all die Leute die mir die ganzen lieben ENS schreiben und die imemr wieder Kommis schreiben,auch wenn sie noch so eigen sind *zwinker* DANKE AN EUCH ALLE!!! PS:Für einen bestimmten Chara in diesem Kapitel habe ich den englischen Namen verwendet^^ Ach ja und falls es irgendjemanden stört dass ich an manchen Stellen diverse Liedtext einbringe,sagt es mir...aber machen werd ichs trotzdem*lol* Is einfach mein Stil und ich finde manchmal unterstreicht das einfach die Situation noch besser^^ *********************************** ~*~ I just want to close my eyes Forget all of these present lies And if you go away I pray that you don't come back But deep inside I long for you and beg you to stay There's no one in the dark just the wounds in my heart And I can still feel what's left behind When you speak my heart feels real When you smile my soul can feel I see your eyes and pray that you care But you just don't see me... You always say that you don't need somone by your side I crushed down and all I could do was hide These looks they hurt,all the hope is gone Why don't you hate me and let me drown in my pain? When you speak my heart feels real When you smile my soul can feel I hope that don't turn away Though you can't see me... Broken and fallen I lie in the dark, But suddenly you're there and this god damn hope comes back... When you speak my heart feels real When you smile my soul can feel I'm in front of you and cry But you still don't see me.... ~*~ "Mutter...Vater...es tut mir leid. Aber ich muss sie suchen. Ich muss sie finden. Keinen kümmert es dass sie weg ist .Aber ich vermisse sie.. Ich will meine Schwester wieder...Und wenn ich sie gefunden habe, dann sind wir endlich eine richtige Familie..." Das erste was Belor auffiel, als er den auf zerknittertem Papier geschriebenen Brief seines Sohnes in den Händen hielt war die Tatsache, wie gut er trotz seines jungen Alters bereits schreiben konnte. Ungläubig starrte er auf die noch etwas schiefen Buchstaben und mit einem Ruck zeriss er das Blatt in mehrere Stücke. Laria stand hinter ihm und stützte sich an dem hölzernen Türrahmen als sie die kalten Worte ihres Mannes hörte. "Ich habe es dir gesagt....Ich habe dir gesagt dass sie eines Tages unser gesamtes Leben zerstören wird.." "Sie ist aber doch nur ein Kind...." antwortete sie flüsternd. Wütend fuhr Belor herum und die letzten Fetzen des Briefes fielen zu Boden. "Nein das ist sie nicht! Du weißt ganz genau was einst geschehen ist, in der Nacht als sie geboren wurde! Ganz Gaia versank in Dunkelheit, doch nicht in der normalen Dunkelheit einer Nacht! Pechschwarz...so schwarz dass man nicht einmal mehr die Sterne am Himmel sehen konnte! Hast du es vergessen? Hast du vergessen wer uns in dieser Nacht aufgesucht hatte!?" "Schweig, ich bitte dich..." "Du hättest sie ihnen geben sollen, als sie nach ihr verlangt haben..." Belors Wut war dahin, und das Einzige was übrig blieb war das Abbild eines gebrochenen Mannes.. Laria wollte auf ihn zugehen, doch sie konnte nicht. Die Jahre hatten sie meilenweit voneinander getrennt, und nicht einmal dieses Schicksal konnte sie wieder zusammenfügen.. So blieb sie stehen und umfasste den Türrahmen so fest sie konnte.. "Du fragst, ob ich es vergessen habe...Wie kannst du...mich das nur fragen..."sagte sie leise. "Nun hat sie uns auch noch unseren einzigen Sohn genommen..." Sie hatte keine Worte mehr, die sie sprechen konnte und somit ließ sie den einst so starken und lebensfrohen Mann, der jetzt nur noch eine leblose Hülle war, zurück.. Doch bevor sie die Treppen hinab in die Küche stieg erinnerte sie sich an das Geräusch der Tür, die von dem schmächtigen Wesen aufgestoßen wurde. Sie sah, wie es vor ihr stand und die Hand ausstreckte. Sein vermummtes Gesicht und der stechende Blick.. "Gib uns das Kind...." Laria setzte sich an den Tisch und faltete die Hände, doch Sekunden später ballte sie sie zu Fäusten. Schon zu oft hatte sie die Götter um Vergebung gebeten, doch niemals wurde ihr Flehen erhöht.. "Nein. .ich werde euch niemals meine Tochter geben!" Die Kerzen waren beinahe heruntergebrannt und nur noch schwach wurde das Zimmer erhellt. Ehe sie sich versah hörte sie über sich die Schritte ihres Mannes, wie er über den knarrenden Holzboden ging... "Gib uns das Kind...Es muss mit uns kommen..." Laria schloss die Augen, und zum ersten Mal seit vielen Jahren ließ sie all ihren verborgenen Gefühlen freien lauf.. "Großes Unheil wird über Gaia kommen...Gib uns das Kind...Und ihr werdet vielleicht verschont..." Die Tränen flossen unaufhaltsam ihre Wangen hinab. Bilder ihrer Tochter kamen und gingen, und immer wieder sah sie vor sich wie langsam aber sicher die Hoffnung und die Freude aus den Augen des jungen Mädchens verschwand... "Die Mächte in ihr sind verflucht....Gib uns das Kind...." Sie weinte um das verlorene Leben ihrer Tochter. Sie weinte um all die Jahre, die sie sie nicht lieben durfte...Um all die vielen Male, in denen sie sich gewünscht hatte sie einfach in den Arm zu nehmen. Doch Laria wusste, dass sie ihr niemals eine Mutter gewesen war....Eine Mutter hätte niemals mit angesehen, wie ihr eigenes Kind in Trauer und Angst versinkt... "Wir sind die Einzigen die Verwendung für sie haben...Wir werden das tun, was getan werden muss...Gib uns das Kind..." Sie stützte ihre Arme auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht darin.. "Hitomi...was habe ich nur getan....Bitte...vergib mir..." Doch sie wusste, es war umsonst. Sie würde ihre Tochter nie wiedersehen, und wenn sie eines Tages stirbt dann mit dem Gedanken, dass ihr eigens Fleisch und Blut sie hasst... "Ihr habt einen Dämon in eurem Haus...Eines Tages wird sie euch alle vernichten. Und ER wird erneut wüten, wie einst vor vielen Jahrhunderten.. Gib uns das Kind..." Heute erkannte die Frau, die schluchzend in der Küche saß, dass diese Worte nicht nur eine Warnung waren. Sie waren Tatsache.. Und in dieser Nacht wünschte sich Laria Kanzaki, sie hätte dem Ispano von damals Hitomi übergeben... Dann müsste sie jetzt nicht mit dieser Schuld leben. Doch es war zu spät.... Schon längst war alles entschieden...und die Wege des Schicksals gehen immer nur in eine Richtung... Ohne sich einen Zentimeter zu rühren saß er auf der Lichtung, die Arme fest um die fast leblos erscheinende Gestalt an seiner Brust umschlungen. Alles passierte so rasend schnell, doch je mehr Zeit verstrich desto klarer wurden seine wirren Gedanken. Sie war es. Sie war die Eine, nach der er sein Leben lang gesucht hatte. Und jetzt, da er sie gefunden hatte...fürchtete er sich. Hatte er sich nicht geschworen, dass sie nur ein Schlüssel für ihn war? Ein Werkzeug, das er brauchte um den stählernen Riesen zu erwecken? Van wusste nicht, wie es jetzt weitergehen sollte. Nach all dem, was passiert ist.. Was er getan hatte... Ihr Gesicht war aschfahl, es erschien ihm als ob sie kaum noch Blut in ihren Adern hatte. Die sonst so rosige Haut war durch eine weiße Maske ersetzt worden.. Als er sie so ansah, strich er ihr gedankenverloren einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Vielleicht war es vorerst besser, dass sie schlief.. "Was soll ich tun..."fragte er sich immer wieder, doch auch die Stille der Nacht hatte keine Antwort auf seine verzweifelte Frage. Van wusste, sie würden kommen und sie holen. Ganz Zaibach war wohl auf der Suche nach ihr. Doch solange er noch Leben in sich hatte würden sie sie nicht bekommen. "Diese dreckigen Hunde Zaibachs.. Der verdammte Black Dragon Clan.. Folken...Ich werde jeden einzelnen von euch töten, solltet ihr euch mir in den Weg stellen.." dachte er und sein Griff um die Frau in seinen Armen wurde stärker. Keine Sekunde später riss er die Augen auf und horchte.. Etwas hatte sich bewegt. Und nach wenigen Momenten wusste er auch, was es war.. Vorsichtig legte er Hitomi auf den Boden und stand schließlich auf. Langsam zog er das Messer, das an dem Gürtel um seine Hüfte hing und starrte in die Dunkelheit vor ihm. Wieder raschelte etwas im Gebüsch vor ihm und Van war bereit, anzugreifen. "Komm raus!" rief er gefährlich ruhig, und wie auf Kommando erhob sich etwas aus den Büschen. Vans Augen weiteten sich als er auf die zwei Meter hohe Gestalt, die sich wenige Meter vor ihm gefährlich aufbäumte, blickte. Er war sich nicht sicher ob es ein Bär oder ein Wolf war, doch als er näher hinsah erkannte er, um was es sich handelte. Ein leises Knurren ging von dem Wesen vor ihm aus und Van ließ das Messer in seiner Hand sinken... "Ethiél...warte..." Verwundert drehte sich die Frau mit den schwarzen Locken um, und als sie erkannte wer sie angesprochen hatte setzte sie ein warmes Lächeln auf. Sie ließ den Wassertopf sinken und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht .Aina beobachtete sie bewundernd und erkannte erneut, wie schön Ethiél eigentlich war.. "Liegt dir etwas auf dem Herzen? Du siehst so bedrückt aus...Ich weiß, wir kennen uns noch nicht sehr lange aber du kannst mir vertrauen." In ihrer Stimme klang soviel Verständnis und Wärme dass Aina nicht wusste wie ihr geschah. Sie war es nicht gewohnt, so behandelt zu werden.. "Da wo ich herkomme, hat mich noch niemals jemand so etwas gefragt..."sagte sie gedankenverloren, doch als sie Ethiéls fragenden Blick sah schüttelte sie nur den Kopf. "Entschuldige, ich habe nur laut gedacht..." Es war bereits tiefste Nacht, und alle in der Höhle schliefen. Es schien als ob nur sie beide noch wach waren.. Selbst Allen lag in einer Ecke und schlief. Ein seltenes Bild, so war der Anführer der Abaharakis eigentlich immer auf den Beinen.. Ethiél deutete Aina an, sich neben sie auf die kleine Strohmatte zu setzen. Im Flüsterton sprachen die beiden weiter.. "Nun sag, was ist mit dir?" Aina wusste nicht, ob sie dieses Thema ansprechen sollte aber sie konnte einfach nicht anders. Sie war aufgewacht, und als sie sich umsah bemerkte sie dass Hitomi nicht neben ihr lag. Ihr Platz war leer, und als sie sich weiterhin umsah bemerkte sie dass Van ebenfalls nicht an seinem Platz lag...In ihr kroch eine leise Vermutung hoch... "Ich würde gerne wissen.....also ich meine ich wollte nur.. ob du und..." Sie brachte keinen richtigen Satz zustande, Aina wusste nicht wie sie überhaupt darauf eingehen sollte. Doch Ethiél nahm es ihr ab, indem sie wissend mit dem Kopf nickte und für einen kurzen Moment die Augen schloss.. "Du sprichst von Van, nicht wahr...." Aina blickte in ihren Schoß und nickte.. "Es gibt viele, die mich das fragen....Ich weiß nicht einmal wieso..." Verwundert sah Aina sie an. "Wie meinst du das? Immerhin...ihr scheint euch....irgendwie nahe zu stehen..." Leise lachte Ethiél auf, darauf bedacht die anderen nicht zu wecken. "Ja, in gewisser Weise mag das so sein. Aber..." Sie hielt inne, es schien als ob sie nicht wusste wie sie ihre Gedanken ausdrücken sollte.. Geduldig wartete Aina. Sie war sich sicher dass dieses Gespräch noch ziemlich interessant werden würde.. "Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem wir ihn gefunden haben..." "Gefunden?" Ethiél nickte und in ihren Augen schimmerte das Licht der Erinnerung. Erinnerungen an längst vergangene Tage.. "Damals...waren wir alle noch Kinder. Unsere Väter führten die Abaharakis an, und wir zogen mit ihnen. Wir wurden bereits dazu erzogen, für unsere Hoffnungen zu kämpfen.." "Aber...du warst in dem...in Tavion...Wir waren doch zusammen dort?" unterbrach Aina sie verwirrt. "Ja.. aber das hatte einen anderen Grund. Ich wurde damals von einigen Zaibacher Soldaten entführt und verschleppt. Es war einige Jahre nachdem sie Fanelia zerstört hatten....Als man mich nach endlosen Jahren gefunden hatte, hatte ich mich bereits so an das Leben in Tavion gewöhnt dass ich beschlossen hatte, hier als eine Art Informant zu arbeiten. Soldaten sind sehr geschwätzig, wenn sie getrunken haben..." Ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser, es schien sie sehr viel Überwindung zu kosten darüber zu sprechen. Doch nach einer kurzen Minute des Schweigens fuhr sie fort.. "Doch bevor sie mich mitnahmen haben wir Van gefunden...In den Wäldern vor Fanelia. Bei den Göttern, er war nur ein kleiner Junge...." "Was ist mit ihm passiert?" fragte Aina angespannt, doch Ethiéls betrübter Blick verriet ihr die Antwort. "Wir wissen es nicht.. Damals sind wir auf der Suche nach einem neuen Lager gewesen. Es war in diesen Wäldern, damals vor vielen Jahren. Er hatte sich auf einem Baum versteckt und es hat ewig gedauert bis die Männern ihn hinunterbekommen haben. Ich glaube es war Allen, der ihn die ganze Zeit anschrie er solle endlich herunterkommen..." Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht und Aina musste ebenfalls schmunzeln. Doch schlagartig wurde ihr Gesicht wieder ernst, als die Frau neben ihr leise fortfuhr... "Wie auch immer...Als er schließlich vor uns stand wussten wir, dass etwas schreckliches passiert sein musste. Seine Gewänder, oder besser gesagt das was von ihnen übrig war, waren zerfetzt und blutverschmiert. Was mich damals am meisten erschreckt hatte, war sein Gesicht...Seine Züge waren hart und seine Augen eiskalt. Ich fragte mich, wie ein kleiner Junge soviel Wut und Hass in sich tragen konnte..." "Bis heute weiß also keiner, was passiert ist?" Aina war sich nicht sicher, aber irgendetwas verriet ihr dass es da ein Geheimnis gab das einfach nicht gelüftet werden wollte.. Erneut schüttelte Ethiél den Kopf. "Van wurde in unseren Clan aufgenommen, obwohl er von dieser Idee anfangs nicht wirklich angetan war.. Es dauerte Wochen, bis er das erste Mal überhaupt den Mund aufmachte. Das Einzige was er damals sagte war..." Kurz überlegte sie und ließ die gesagten Worte in ihrem Gedächtnis noch einmal Revue passieren... "Ich muss Merle holen.. Ja genau, dass war es..." "Merle?" "Ja...Wir fanden sie schließlich in einem alten Fuchsbau. Sie schien sich die ganze Zeit über dort versteckt zu haben. Alles was ich weiß ist dass sie Van schon von Geburt an kennt. Sie scheinen eine Menge zusammen durchgemacht zu haben.." Aina stieß zischend die Luft aus.. "Es erscheint mir nicht so, als ob dieser Mensch irgendeine Art von Empfindungen in sich trägt.." Wissend blickte Ethiél sie an. "Ich habe seit langem aufgehört mich zu fragen wieso er so ist, wie er ist. Doch in einer Sache bin ich mir sicher. Es gibt einen Grund..." "Liebst du ihn?" Diese Frage traf sie überraschend und Ethiél musste ein zweimal tief einatmen, bevor sie sie beantworten konnte.. "Deine Beobachtungen sind wirklich gut...Hm ja, ich denke schon dass ich so etwas wie Liebe für ihn empfinde. Aber...die andere Frage ist: Was empfindet er? Wie du vorhin gesagt hast..." Aina schüttelte schnell mit dem Kopf.. "Nein ich meinte damit nur.. Ich kann mir einfach nicht vorstellen.." "Genau. Wobei..." Eine weitere Pause ereilte sie, doch Aina ertrug sie geduldig. "Doch. Ich glaube, er hat sehr wohl Empfindungen..." "Also denkst du, dass er dich auch liebt?" Unwillkürlich fing ihr Herz an zu rasen. Doch sie musste es wissen. Sie musste wissen, was hinter all dem steckte. Ethiél seufzte und legte ihre Hände in ihren Schoß. "Ich habe es all die Jahre gehofft. Doch nun...Ich denke, er hat etwas anderes gefunden.. Etwas anderes, das er beschützen muss..." Mit einem Ruck stand die junge Frau auf und sah Aina zwar lächelnd, jedoch irgendwie ausdruckslos an.. "Es ist schon spät.. wir sollten schlafen.." Aina sah ihr hinterher. Sie hatte noch so viele Fragen, doch sie wusste dass alle davon nicht in dieser Nacht beantwortet werden konnten. Nur ein Gedanke ging ihr durch den Kopf. Ethiél war eine Frau, die verzweifelt versuchte eine Fassade aufrecht zu erhalten. Und dann erkannte sie, dass sie Hitomi gar nicht so unähnlich war.... Ehe sie in ihren Gedanken versinken konnte, drehte sich Ethiél noch einmal zu Aina um.. "Es tut mir leid, was man dir dort angetan hat. Ich wollte es verhindern, doch ich hatte nicht die Macht...." Alles was Aina tun konnte war nicken... "Es tut gut Euch nach all der Zeit einmal wieder in unseren Wäldern zu sehen, Majestät.." Van entschwand ein erleichternder Seufzer als er zurück zu Hitomi ging und sie sachte vom Waldboden in seine Arme hob. Mit schweren Schritten folgte ihm sein nächtlicher Besucher. "Wie ich sehe, seid Ihr nicht allein.. Wer ist sie?" Der Mond schien hell am Himmel, und als sich der Besitzer der tiefen Stimme, die wenige Momente zuvor ertönte, neben Van stellte sah er zum ersten Mal seit langem in sein Gesicht. Ein Gesicht, dass ihm noch aus Kindestagen vertraut war.. "Was führt dich hierher...Ruhm..." Das Oberhaupt des Stammes der Wölfe warf einen Blick auf die Frau, und als er erkannte dass sie wohl tief zu schlafen schien sah er Van warnend an. "Seit Tagen vernehme ich Schritte im Wald. Jedoch nicht von einem Tier oder von normalen Menschen. Es sind...es mag sich seltsam anhören.. böse Schritte. Als ob die Erde jedes Mal laut aufschreit, wenn sie von ihren Füssen getreten wird. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat doch unser Clan wird langsam unruhig. Etwas ist auf dem Weg hierher...und es ist böse.." Ruhm blickte erneut auf die Frau und mit seiner mächtigen, mit Krallen besetzten Hand befühlte er ihre Stirn. Er beobachtete, wie Van fast unbemerkt zurückwich. "Keine Angst, ich werde ihr schon nicht weh tun.." erwiderte er lächelnd doch sein Blick wurde sofort wieder ernst. "Sie scheint Fieber zu haben. Was ist überhaupt geschehen? Und wieso seid ihr zu dieser Zeit überhaupt hier?" Van hatte nicht vor, auf all diese Fragen zu antworten. Ruhm bemerkte, dass der junge Mann vor ihm nicht bereit war ihm Auskunft zu geben. Also beließ er es vorerst so.. Er machte kehrt und deutete Van an, ihm zu folgen.. Als sich dieser nicht vom Fleck rührte, drehte sich der Wolfsmann erneut um.. "Worauf wartet Ihr, Majestät? Eure Gefährtin sieht ziemlich mitgenommen auf. Wir sollten sie ins Warme bringen.. Folgt mir." Kurz überlegte er, ob er nicht lieber zurück zum Lager gehen sollte. Doch dann wusste er nicht, wie es dort weitergehen sollte. Ob er das Geschehene verschweigen, oder doch lieber preisgeben sollte. Van beschloss, erst einmal abzuwarten. Also folgte er Ruhm, doch bevor sie zusammen im Gebüsch verschwanden wandte er sich an den alten Freund seiner Familie... "Schick bitte Nachricht zum Lager.. Du weißt, wo wir sind.. Ich will nicht, dass sie wegen uns in Panik geraten.." Wissend nickte Ruhm. "Wir gehen zum alten Tempel...Dort werden wir uns um sie kümmern.." "Der alte Tempel? Ich dachte, er wäre längst zerstört..." flüsterte Van vor sich hin. "Es gibt vieles, was sich im Verborgenen aufhält. Wie mir scheint, habt auch Ihr eure Geheimnisse, Majestät.." Mit seinen dunklen Augen deutete er auf die Frau ,und zum ersten Mal spürte Van dass sich ihre Hände um seinen Arm geschlungen hatten und sie ihn festhielt. Schweigend gingen die beiden durch den dichten Wald, in dem sich jeder ohne Führer wohl schon längst verirrt hätte. Vans Brust schnürte sich mit jedem Schritt mehr zu, wusste er doch genau wo sie sich befanden... "Es ist nicht mehr weit. Die Grenzen sind nah..." sagte Ruhm mit bedrückter Stimme und Van konnte nur nicken. "Sie ist sehr schön.. Woher kennt Ihr sie?" "Das ist eine lange Geschichte.." antwortete Van und richtete den Blick starr geradeaus. "Wir haben Zeit..." "Nein. Ich habe keine Zeit mehr.." Ruhm blickte zum Himmel. Die Sterne schienen verdeckt von einem dunklen Schleier und selbst der Mond der Illusionen erstrahlte nicht mehr in seinem sonst so hellem Glanz. "Hitomi. Ihr Name ist Hitomi..." "Das sehende Auge.." murmelte er.. Ruhms Schritte verlangsamten sich, als plötzlich ein leiser Gesang erklang.. Aufgeschreckte blieb Van stehen. "Was ist das?" Beschwichtigend hob Ruhm die Hand.. "Ein Klagelied..." "Für wen?" fragte Van erstaunt. Ruhm senkte den Kopf als er seinen Weg fortsetzte. "Für Gaia....." Das Volk der Ispano ist bereits seit Jahrhunderten vergessen, kaum einer erinnert sich an sie. Sie leben im Verborgenen in den Wäldern von Arzas, einem verlassenen, dichtem Wald nahe den Grenzen Fanelias. Die wenigen die noch von ihrer Art übrig sind fristen dort die Tage, in dem Wissen längst nicht mehr zu dieser Welt zu gehören. All ihr Stolz ist verblasst, nichts mehr übrig von den großen Meistern der Baukunst. Einst vollbrachten sie ihr vollkommenstes Meisterwerk und gaben es an die König der alten Zeit weiter, gleichzeitig als Geschenk und doch auch als Warnung. Niemals sollten sie seine Macht missbrauchen oder sie zu bösen Taten einsetzen. Die Könige, jeder einzelne seiner Generation, schworen den Eid ihn niemals unbedacht zu verwenden und niemals den Respekt vor den Kräften der Götter zu verlieren. Die Ispanos glaubten den Königen.. und das war ihr schleichender Untergang. Die Herzen der Menschen sind niemals frei von Sünde und Habgier, und selbst die treuesten Männer verfielen der Verlockung.. Der Verlockung, unendliche Macht zu besitzen und über andere zu herrschen. "Sein Name ist Escaflowne, der Gott des Krieges...In ihm wohnt die Seele Ryujins, des Drachengottes. Die Schlacht ist sein Zuhause, die Schreie der Sterbenden seine Speise, das Blut der Toten sein Trank.. Sein Name ist Escaflowne, der Gott des Krieges. Er duldet nur einen an seiner Seite ,ein Nachkomme mit dem Blute des ersten Königs von Fanelia. Dort wo er erwacht ist, schlägt sein Herz Sein Name ist Escaflowne, der Gott des Krieges...Doch sein Wille ist geteilt. Denn es gibt die Eine, die ihn beherrschen kann.. Seit Beginn der Zeit wandert ihre Seele über Gaia, um dann wiedergeboren zu werden wenn die Zeit gekommen ist...Die Cerridwen ,Leben und Tod, Anfang und Ende, Erhaltung und Zerstörung...Sie wählt Gaias Schicksal.. Escaflowne wütet, wenn sie es will...Escaflowne ruht, wenn sie es will. Sie sind verbunden, auf ewig.. Kein Sterblicher soll es wagen, dieses Gleichgewicht zu stören. Wir sind die Ispanos, das Volk dass von den Göttern auserwählt wurde, eine Waffe von solcher Macht zu erschaffen, dass die Menschen die Götter ewig fürchten werden. .Doch selbst die Götter hatten vergessen, dass man nichts kontrollieren kann, was mächtiger ist als das Leben selbst... Sein Name ist Escaflowne, und erwacht die Finsternis, bringt er den Tod...auf ewig.." "Mir kommen die Tränen.." Gelangweilt warf Dilandau die in schneller Schrift abgeschriebene Kopie des alten Pergaments zu Boden. Er brauchte keine alten Prophezeiungen zu lesen, die ihn davon überzeugen sollten so etwas wie Erfurcht oder Respekt vor diesen Wesen zu empfinden. "Was soll dieser Schwachsinn. Und wo sind wir hier überhaupt?" Gatti trat einen Schritt an seinen Kommandanten heran, die Zügel des Pferdes fest in den Händen.. "Kommandant, wir befinden uns in Arzas.." "Und?" "Das Waldgebiet...um..." Gatti stockte, es schien als fürchtete er sich weiterzusprechen. Doch genau diese Geste weckte Dilandaus Neugier. Drohend hob er die Faust, und kurz bevor er zuschlagen konnte begann Gatti zu sprechen. "Fanelia..." "Was?" Für einen kurzen Moment war Dilandau von dieser Antwort so überrascht, dass er vollkommen vergaß den Arm zu senken. Er stand da, beinahe zur Statue erstarrt... "Fanelia?" wiederholte er und Gatti fragte sich, ob er nun vollkommen wahnsinnig geworden war.. Dilandaus Schultern begannen zu zucken, und ehe er sich versah verlor er sich in einem hysterischen Lachanfall. "Ich wusste es! Ich habe es gewusst! Fanelia, natürlich! Ich kann es riechen, es stinkt nach räudigen Drachen! Und es stinkt nach dir....Van.." Gatti hörte mit aufgerissenen Augen den Worten seines Kommandanten zu. Und in diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal bewusst, wie besessen Dilandau von dem jungen König war. Es versetzte ihn in gewisser Weise in Trauer, denn er wusste dass Dilandau nicht ruhen würde bis entweder er selbst oder dieser König tot war... Gatti erinnerte sich nur noch vage an die Zeit, in der alles begonnen hatte. Es gab nicht viele die wussten, wer Dilandau wirklich war. Wo er herkam, was seine genauen Absichten waren.. Doch sein unendlicher Hass auf die Abaharakis, und insbesondere auf Van Fanel, war jedem bekannt. Gatti wusste, weshalb Dilandau den jungen König hasste. Er wusste wieso er Tag für Tag davon träumte ihn auf grausamste Weise hinzurichten. Er war seinem Kommandanten immer loyal, doch als Dilandau ihm -dank zuviel Wein- verriet, was sein nächster Schritt sein würde...da zweifelte selbst er. Sie durchquerten viele Stunden den Wald von Arzas, ehe sie die ersten Anzeichen Leben entdeckten.. Gatti erschien der Wald beinahe wie tot. Die Bäume waren alt und ihre Äste hingen wie drohende Klauen wild hin und her. Ihm war unwohl, und es schien als ob der Wald dies spürte.. Dilandau ging festen Schrittes voran, nicht ein einziges Mal war in seinem Gesicht irgendein Anflug von Emotion zu erkennen. "Fürchtest du dich, Gatti?" Dilandaus seltsam gestellte Frage riss ihn aus seinen Gedanken und er umfasste die Zügel noch stärker. "Nein, Kommandant.." log er. "Sie beobachten uns. Diese lästigen Biester denken doch tatsächlich, ich würde es nicht bemerken. Wie dumm von ihnen.." Er lachte leise auf und Gatti durchfuhr ein weiteres Gefühl von Unbehagen.. "Kommandant...seht!" Er deutete auf einen von Moos bedeckten Felsen. Und als Dilandau genauer hinsah erkannte er, was Gatti meinte. Sein Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze und er hielt das Pferd an. "Da bist du ja, Dreckszwerg.." Noch nie hatte er solch ein Lebewesen gesehen. Es war nicht gerade groß, einem Menschen höchstens bis an die Hüfte reichend. Doch als es sich erhob und in voller Ansicht auf dem Felsen stand, spürte Gatti dass er auf etwas blickte dass so alt war wie Gaia selbst.. Seine stechenden Augen sahen zwischen ihm und Dilandau her, und als das Wesen schließlich seine Stimme erhob, senkte Gatti beschämt den Blick. Er wusste nicht wieso, doch er hatte das Gefühl gegen die Gebote der Götter zu verstoßen.. "Was wollt ihr in meinem Wald..." Die Stille währte nicht lange denn Dilandaus Lachen erfüllte den stummen Wald, und das Echo war schrecklich anzuhören.. "Dein Wald? Das ich nicht lache! Das ist nicht einmal mehr deine Welt, geschweige denn deine Zeit! Du und deinesgleichen, ihr seid schon längst tot." Er warf den Kopf nach hinten und lachte erneut aus vollem Halse. "Bitte verzeiht dass wir in euren Wald eindringen...aber wir brauchen eure Hilfe.." Dilandau verstummte, und ehe ein Augenschlag getan war spürte Gatti den heftigen Schlag der Faust seines Kommandanten im Gesicht. "Sprich niemals, wenn ich dir es nicht gestatte.." sagte Dilandau gefährlich ruhig als sich Gatti geschockt über seine schmerzende Wange strich.. Der Ispano hatte dem Schauspiel zugesehen, doch er rührte sich keinen Zentimeter. "Beweg dich hierher, Ispano. Oder muss ich dich erst wie räudiges Getier fangen?" "Was wollt ihr in meinem Wald..." Dilandau seufzte verächtlich. Er ging einige Schritte auf den Ispano zu und sah seinem Gegenüber streng ins Gesicht. "Wenn du leben willst rate ich dir, mitzukommen. Wir haben einen Auftrag für dich.." "Wir gehorchen keiner irdischen Macht." antwortete der Ispano und wandte sich, zu gehen.. "Eure kleine Kampfmaschine mag vielleicht für viele ein Wunderwerk sein, doch für mich ist es nur ein Haufen Schrott.." Der Ispano stand still. Dilandau grinste. "Lasst ihn ruhen.. Oder ihr werdet es bereuen.." Dilandau machte einen weiteren Schritt nach vorne... "Es ist ein Jammer.. wie er sich in seinen Ketten windet, und doch nicht frei kommt..." Das Wesen fuhr herum und sah ihn mit seinem großem Auge an. Gatti fiel auf, dass er keine Mimik erkennen konnte. Das lag daran, dass die Ispanos keine Mimik hatten, noch welche zeigen wollten.. "Lasst ihn ruhen. Ihr dürft ihn nicht erwecken.." "Das ist jetzt aber ein Problem, würde ich sagen.. Denn laut unseren geschätzten Hexern ist er längst wieder im Reich der Lebenden. Sag mir wonach er sucht." Der Ispano schwieg, es schien als ob er ganz in Gedanken versunken sei. "Wer ist überhaupt auf diesen dämlichen Namen gekommen.. Escaflowne...was für eich Schwachsinn..." "Beschwöre nicht den Zorn Ryujins herauf.. Dieser Name wird dein Tod sein, Dilandau..." Etwas konfus sah Dilandau auf das Wesen herab. "Woher..." "Ich kenne viele Dinge die auf dieser Erde wandeln. Und ich weiß, was du begehrst. Doch du solltest es aufgeben. Gegen die Götter kannst du nicht gewinnen.." "Escaflowne ist ein nutzloser Haufen Metall." "Ihr könnt ihn niemals beherrschen. Keiner vermag dies..." Dilandaus Zorn wurde mit jedem Wort, das der Ispano sprach, größer.. "Wenn ein Bastard von einem König diesen Dreckshaufen kontrollieren kann dann kann ich dies schon lange!" rief er und Gatti war verwundert, wie ruhig dieses Wesen doch bleiben konnte. Und dann, zum ersten Mal, erkannte er eine Regung in dem sonst so starren Gesicht. Gatti beobachtete, wie ein Anflug von einem Lächeln auf den Zügen des Ispanos erschien... "Glaubst du, ein Gott lässt sich steuern? Du hast keine Ahnung von den Mächten die in Escaflowne wohnen.. Nicht einmal ein Nachkomme des Hauses Fanel könnte ihn bezwingen.. Es gibt nur einen, dem er sich beugt.. Und sind ihre Gedanken erst einmal vereint, wird Gaia untergehen...oder neu geordnet werden.." Voller Zorn packte Dilandau sein Schwert, und ehe Gatti etwas tun konnte ließ Dilandau die scharfe Klinge auf das Haupt des Ispanos niedersausen... In diesem Moment erkannte Gatti, dass die Ispanos kein Blut in ihrem Körper trugen.. "Sie kamen aus dem Nichts.. und in das Nichts kehren sie zurück.." flüsterte er und senkte den Blick.. "Denn sie sind das Nichts.. Das Nichts, dass all den Hass und den Zorn der Menschen in einer Seele vereinte..." Dilandau sah auf den dunklen Mantel vor seinen Füssen. Der rote Stein, der ihn zusammenhielt lag im Schlamm. Er bückte sich und hob ihn auf, ehe er das Schwert zurück in die Scheide steckte.. "Der ist für dich, Folken.." grinste er in sich hinein und steckte den Stein in seine Tasche. Der Ispano war verschwunden, als ob er niemals existiert hätte.. Die Tempelruinen mochten von außen schäbig und verkommen aussehen, doch in ihrem Inneren verbarg sich das Zuhause des alten Wolfclans. Ruhm erzählte sie hatten oft versucht, sich an einem anderen Ort niederzulassen. Doch jedes Mal zog es sie zurück an die Grenzen, und schließlich beschlossen sie sich hier anzusiedeln...Die unterirdische Tempelanlage war kaum zerstört worden, es dauerte nicht lange alles wieder aufzubauen. Aus dem riesigen Komplex hatte sich ein einfach angeordnetes Muster gebildet, es gab Bereiche zum Wohnen und zum Arbeiten.. Es erschien fast wie ein kleines Dorf.. An den Wänden hingen in geregelten Abständen Fackeln, die die Gänge erleuchteten un die dunkle Erde fast golden schimmern ließ. Ruhm seufzte leise auf und sah mit abwartendem Blick auf den jungen Mann, der ihm schweigend gegenüber saß. Van hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte abwesend in das Feuer vor ihm. "Ihr solltet Euch nicht so viele Gedanken machen, Majestät.. Kadija weiß, was sie tut.." Van nickte nur und blickte weiter in die Flammen...Irgendwie schien es ihn zu beruhigen. Er versuchte verzweifelt zu verstehen, wieso er plötzlich diese Angst verspürt hatte. Er wollte es sich nicht eingestehen doch er fürchtete wahrhaftig um ihr Leben. "Wer ist sie, Majestät? Ich würde es wirklich gerne wissen..." fragte Ruhm. Er wandte den Kopf, als eine junge Wolfsfrau hereintrat und ihnen wortlos zwei Teller mit dampfendem Inhalt hinstellte. Ruhm nickte dankend und wenige Momente später war sie auch schon wieder verschwunden.. "Sie sind alle sehr scheu.. Vergebt es ihnen.." Wieder nickte er nur als er den Teller nahm und langsam begann zu essen. "Ich habe einen meiner Jüngsten geschickt damit er Allen.." "Sie ist die Cerridwen..." Ruhm ließ den Teller sinken und sah Van ungläubig in die Augen. Er wartete auf weitere Erklärungen doch es schien, als hätte Van entschieden er habe bereits genug gesagt. "Wisst Ihr...was Ihr da sagt? "stammelte Ruhm hervor und es verwunderte ihn selbst, dass ihn diese Nachricht so traf. Van schien aus seiner Starre erwacht, denn er schnellte hoch und sah Ruhm wütend an. "Natürlich weiß ich was ich sage! Oder sehe ich aus als mache ich Scherze?!" Keinen Augenblick später schloss er die Augen und schüttelte entschuldigend den Kopf.. Doch Ruhm hob verständnisvoll die Hand und lächelte. "Es ist in Ordnung. Ich verstehe, Majestät.. Aber ich muss zugeben, es ist ein Schock..." In knappen Sätzen erzählte Van Ruhm was in den letzten Wochen alles geschehen war.. Wobei er einige Stellen lieber ausließ. Er wollte selber nicht mehr daran denken, doch was geschehen war konnte man nicht mehr rückgängig machen. Als er mit seiner kurzen Geschichte fertig war blieb Ruhm still um die eben genannten Ereignisse erst einmal zu verinnerlichen.. Ehe er antworten konnte ging eine der schweren Holztüren auf und eine weitere Wolfsfrau trat in das Zimmer ein. Ihr Fell war an manchen Stellen schon etwas grau, doch sie hatte nichts von ihrer Anmut verloren. In all den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten wusste Van eines: Kadija würde immer die gütige Wolfsfrau bleiben, die sich um ihn gekümmert hatte wenn niemand für ihn da war. Wenn sein Vater, an dessen Gesicht er sich heute nicht einmal mehr richtig erinnern konnte, in seinem Arbeitszimmer saß und erst spät nach Einbruch der Dunkelheit zu Bett ging. Wenn seine Mutter, des Regierens müde, nicht mehr die Kraft aufbrachte ihrem jüngsten Sohn über einen Albtraum hinweg zu trösten.... Als der Blick der Wolfsfrau auf den Mann, der neben Ruhm stand, fiel wurde ihr Blick weich und ein Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht. "Deine Haare sind noch genauso wild wie damals, Junge..." Sie schritt auf ihn zu und sah auf ihn herab. Obwohl sie eine Frau der Wolfrasse war hatte sie eine beachtliche Größe und war somit etwas höher gewachsen als Van. "Es tut gut, dich am Leben zu wissen..." Das Wiedersehen der alten Freunde wurde von Vans ernstem Blick beschattet, den Kadija sofort bemerkte. Sie hielt ihre Freude über die Zusammenkunft zurück und setzte sich auf einen der Stämme...Ruhm und Van taten es ihr gleich. Kadija wollte anfangen zu sprechen, doch dann sah sie etwas in Ruhms Augen dass sie schon lange nicht mehr erblickt hatte.. Unbehagen. "Ruhm, was ist mit dir?" fragte sie und der Wolfsmann fühlte sich ertappt. "Nichts...es ist nichts.." Doch er wusste, er konnte jeden um sich täuschen außer seine Frau. Sie blickte ihn an und er wusste, dass sie ihm nicht glaubte. Doch sie beschloss, es erst einmal dabei zu belassen. Sie wandte sich an Van. "Woher kommt sie?" "Was?" "Junge, beantworte einfach meine Frage. So schwer ist es nicht.." sagte sie lächelnd. "Ich weiß nicht wo sie herkommt.." "Du solltest aufhören mich anzulügen. Die Zeiten, in denen ich dich mit einem einzigen strengen Blick zum weinen brachte, sind leider vorbei.." schmunzelte sie. "Wenigstens hattest du einen Blick für mich übrig." presste er bitter hervor. Kadija sah ihn gütig an.. "Deine Mutter hat dich sehr geliebt...das weißt du.." Er schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht hier um über alte Zeiten zu reden. Sag mir was mit Hitomi ist." "So ist also ihr Name...Er passt zu ihr.. Sie ist eine schöne Frau..." Das Feuer prasselte weiter vor ihnen und eine drückende Stille brach herein. Van wollte es sich nicht eingestehen doch diese unendliche Warterei machte ihn halb wahnsinnig. "Kadija, bitte.." Ruhm war erstaunt. Es war das erste Mal, dass er Van so sehr nach etwas bitten hörte.. "Es geht ihr gut, beruhige dich. Es war nur ein kleiner Schwächeanfall. Ich weiß nicht wieso, doch es ist nichts worüber man sich Sorgen machen muss." Erleichtert ließ er sich auf den Stamm zurücksinken und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Eine unglaubliche Last schien von ihm zu fallen. "Ich habe ihr einen Trank gegeben der sie noch etwas schlafen lassen sollte. Das solltest du übrigens auch tun Junge, du siehst schrecklich aus.." Noch ehe sie weitersprechen konnte erhob er sich und machte sich auf in Richtung Tür, aus der Kadija kam. "Van, was.." Doch Kadija legte Ruhm wissend eine Hand auf die Schulter, was ihn sofort verstummen ließ. "Lass ihn.. Der Wolfsmann sah seiner Frau ins Gesicht und nickte stumm. Er blickte Van nach, der in dem Zimmer nebenan verschwand.. "Was ist nur geschehen.. Die Cerridwen.......wieso?" sagte er leise zu sich selbst. Plötzlich spürte er wie sich Kadijas Krallenbesetzte Hand in seine Schulter bohrte. "Was hast du gesagt?" presste sie geschockt hervor. Ruhm fluchte leise, doch im Nachhinein hätte er es sowieso nicht lange geheim halten können. "Verlier am besten kein Wort darüber...Zu niemandem...Wenn irgendjemand weiß, dass sie hier ist dann sind wir verloren.. Ganz Zaibach wird hier einfallen.." Kadijas geweitete Augen blieben an der Tür haften. Nun verstand sie. Sie dachte an Van...und an die junge Frau die schlafend in dem kleinen Zimmer lag. "Bei allen Göttern..." flüsterte sie "Es scheint, als würde es bald beginnen...Ich hoffe wir haben eine Chance. Wenn wir dem Untergang geweiht sind möge er rasch und schnell kommen. Ich würde es nicht ertragen ein weiteres Mal Menschen und Wölfe so qualvoll sterben zu sehen.. Langsam und voller Schmerz. Einmal war genug.." Seine Stimme wurde leicht zittrig und er kämpfte gegen die schrecklichen Bilder an, die sich in seinem Gedächtnis formten. Kadija blieb die ganze Zeit stumm, und als Ruhm sich besorgt umdrehte und in ihr ausdruckloses Gesicht sah erstarrte er. "Kadija, was....was ist mit dir?" "Er wird Escaflowne suchen, nicht wahr? Dieses schreckliche Monster...Der Krieg wird alles zunichte machen.." Ruhm nickte fast unmerklich. "Sie wird ihn erwecken. Wenn sie wirklich die Eine ist, dann wird sie seinen Schlaf beenden. Und uns alle vernichten.." Ruhm nahm einen Stock in die Hand und stocherte in der Glut des Feuers. Er wusste nicht wohin mit seinen Worten.. "Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Vielleicht wird ja alles.." "Nein du verstehst nicht..." sagte Kadija mit ernster Stimme und stand auf. Der Wolfsmann sah sie besorgt an, es war neu für ihn seine gutmütige und liebevolle Frau so besorgt und.. beinahe bitter zu erleben.. "Kadija, sag mir was bedrückt dich so? Du hast selbst gesagt dass es ihr gut geht also wieso.." Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in seine dunklen, beinahe schwarzen Augen.. "Ruhm...Sie erwartet ein Kind..." Nachdem er ihre leise gesprochenen Worte hörte, die wie ein Flüstern im Wind zu ihm getragen wurden, ließ er ungläubig den Stock in seiner Hand fallen. Er fiel direkt in das heiße Feuer und verbrannte binnen weniger Momente. Übrig blieb nur ein Häufchen Asche... ~*~ It's not easy to hide All this damage inside I'll carry you with me 'Til I'm not alive.. ~*~ Es war banal zu glauben, es gäbe Menschen die vor nichts Furcht haben. Egal wie viel Heldenmut sie in sich trugen, es gab immer etwas dass ihnen Angst machte. Viele Männer sterben als Helden, gehen in die Geschichte ein als unbeugsame Seelen, die für ihren Glauben an das Gute bereit waren zu sterben. Sie kämpften gegen den Tod, und wenn sie gewannen wurden sie gepriesen. Starben sie jedoch wurden sie verehrt, nur um Jahre später vergessen zu werden. Die Schlachtfelder Gaias waren bedeckt vom Blut der Helden der alten Zeit, Männer die weder Dämonen noch Götter fürchteten. Doch sie alle hatten eines gemeinsam. Sie starben in Furcht.. Nicht etwa in Furcht, unwürdig zu sterben oder einen qualvollen Weg in die Unterwelt vor sich zu haben.. Sie alle starben mit der Angst, vergessen zu werden.. Helden mögen vielleicht einsam sterben...doch haben sie einmal geliebt wird es immer jemanden geben der sich an sie erinnert... Van Fanel wünschte sich in diesem Moment auf einem Schlachtfeld zu stehen anstatt die Tür zu diesem Gemach zu öffnen. Er wusste nicht wieso ihn die Angst plötzlich packte, doch sie griff mit eiskalter Hand nach ihm. Er fürchtete dass das, was ihn hinter dieser Tür erwartete mehr bewegen könnte als er es überhaupt zulassen wollte. Seit langem hatte er keine Schuld mehr verspürt, doch jetzt schien sie ihn beinahe zu erdrücken. Van kniff die Augen zusammen und befahl sich selbst, nicht in Schwäche zu verfallen. Seine Hand umschloss die Klinke und mit einem Ruck war die Tür auf.. Er würde sich seiner Furcht stellen. Van hätte sich niemals träumen lassen dass er sich vor so etwas normalem wie einem schlafenden Geschöpf fürchten würde.. "Die Götter sind gütig, sie gewähren dir einen ruhigen Schlaf, frei von Träumen und Visionen.." Sora saß auf der steinernen Bank und blickte in den Spiegel vor ihr. Lange sah sie ihr Spiegelbild an und schloss dann die Augen. "Vielleicht wäre es besser, du würdest gar nicht mehr aufwachen.." "Es genügt wenn sie dies denkt, du musst nicht auch noch ihren Tod herbeiwünschen..." Sora faltete die Hände in ihrem Schoß und sprach, ohne aufzusehen, weiter.. "Du bist die Letzte, die über den Tod sprechen sollte.." Binnen eines Moments erschien eine Frau neben ihr, das lange schwarzes Haar reichte ihr bis zur Hüfte und ihre klaren Augen blickten in den Spiegel. "Du solltest wissen dass selbst der Tod ein Anfang sein kann, Sora..." Ihre Finger krallten sich regelrecht in ihr Fleisch und Sora versuchte verzweifelt die Wut zu unterrücken, die in ihr aufsteigen wollte. "Ich werde nicht zulassen dass du die Absolution bekommst die du dir so sehr wünschst. General Folken hatte recht...Es musste so geschehen." "Du weißt, dass das nicht wahr ist...Wir alle hätten in Frieden leben können und.." Doch Sora unterbrach die Frau indem sie energisch aufstand und ihre Stimme lauter denn je erhob.. "Hör auf von Frieden zu reden! Frieden, ja für dich vielleicht! Du hast dich versteckt in deiner Welt, hast die Augen vor dem Leid Gaias verschlossen! Du hast gehofft alles würde gut werden, doch tief in deinem Inneren wusstest du das es eines Tages soweit kommen würde! Ich kämpfe für eine neue Welt, für ein besseres Gaia. Aber du siehst es nicht, du kettest dich an deine alten Erinnerungen und Hoffnungen, du glaubst dass das Leben wiedergeboren wird. Doch du liegst falsch.....du liegst endlos falsch...und du weißt es.." Die Frau beobachtete mit erstaunter Miene, wie sich vereinzelte Tränen in Soras Augen formten. "Nein...ich habe nur die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Du hast niemals gehofft, Sora. Niemals. Du bist schon beinahe wie.." "Wage es nicht seinen Namen auszusprechen! Nicht aus deinem Mund!" presste Sora hervor. Sie schritt an ihr vorbei und ihr seidiges Gewand wehte jeder Bewegung nach, die sie tat. "Er ist mein Sohn....und wird es immer bleiben, ganz gleich was für eine Schuld auf ihm lastet..." "Hör auf damit...Lass uns in Frieden. Lass Folken in Frieden.." "Er weiß nicht, dass ich hier bin. Du weißt nicht wie viel Schmerz es mir zufügt wenn ich daran denke, dass mein eigen Fleisch und Blut sich bekriegt. Es ist die Hölle.. Noch schlimmer als das ewige Wandeln..." "Wieso gehst du nicht.. Wieso verschwindest du nicht einfach...Wieso willst du nicht zurück in die Hallen deiner Väter..." "Ich bin eine Verräterin, oder hast du das etwa schon vergessen..." flüsterte die Frau. Sora senkte den Kopf. "Damals da...hatte ich gehofft du würdest sterben. Ich habe dich dafür gehasst dass du deine Rasse verraten hast. Doch als sie dann gekommen sind da....habe ich ihn gesehen. Er war doch nur ein kleiner Junge.. und er schrie und weinte. Er suchte seinen Bruder, doch er fand ihn nicht. Er wusste nicht dass er ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, dass er die ganze Zeit über ihn gewacht hatte. Doch selbst das konnte den Hass nicht aufhalten, der sich in ihm regte.." Mit ausdruckslosem Gesicht sah die Frau in den Spiegel und suchte ihr nicht vorhandenes Spiegelbild.. "Es ist der Wille der hohen Mächte. Van ist stark, er war es schon immer..." Sora entschwand ein abfälliges Lachen. "Wie mir scheint hast du den perfekten Mörder zur Welt gebracht, Varie.......Er und sie, sie sind Gaias Untergang..." Varie drehte sich um und blickte Sora direkt an. "Du siehst die eine Zukunft, ich sehe die andere. Welche letzten Endes wahr wird, wissen wir nicht. Doch ich bete, dass es keine von beiden ist." "Sagtest du nicht der Tod sei auch ein Anfang?" warf Sora zynisch ein. Doch Varie blieb regungslos und ohne jede Emotion, ehe sie antwortete. "Ja...der Anfang einer Welt ohne Hoffnung. Du solltest aufhören für diese Ideale zu kämpfen. Lass das junge Mädchen in Frieden, ihr Schicksal ist schon schwer genug. Bete lieber, dass Escaflowne in ewigem Schlaf versinkt. Das ist alles, worum ich dich bitten kann.." Sora ballte die Hand zur Faust und schloss erneut die Augen. "Du hast Angst Varie, ich spüre es. Doch sei unbesorgt...Bald hat alles ein Ende. Ob Wiedergeburt oder Tod...Alles hat ein Ende. Die Ruinen Fanelias werden nie wieder aufgebaut. Goau ist tot...und Van ist es auch, auch wenn es nicht sein Körper ist der leblos ist....." Varie schüttelte lächelnd den Kopf. Diese Geste brachte Sora etwas aus dem Konzept, solch eine Reaktion hätte sie nicht erwartet. "Der Unterschied zwischen uns ist, dass ich an etwas glaube...Du dagegen lässt alles geschehen so wie du es siehst.. Du siehst, was du sehen willst.." "Geh...sofort.. Auch wenn das gleiche Blut durch unsere Adern fließt.. Geh und sieh es endlich ein. Wir alle...werden untergehen." "Ich habe Folken bereits Jahre zuvor verloren...ich werde nicht zulassen das dasselbe mit meinem zweiten Sohn auch passiert..." "Nicht nur ich habe diese Visionen...Sie hat sie auch...Und was sie sieht, ist die Zukunft.. die einzig wahre, mögliche Zukunft..." Noch ehe Sora diese Worte zuende sprach, war Varie bereits verschwunden. Einzig und alleine eine schneeweiße Feder blieb zurück, und Sora hob sie auf und verbrannte sie.. Genauso, wie sie es jedes Mal tat wenn sie mit der Mutter der Brüder aus dem königlichen Hause Fanel sprach.. Nur die zwei Punkte auf ihrer Stirn verrieten, was sie war...Sie fragte sich ob Folken wusste, was in diesem Gemach wie schon in so vielen Nächten passiert war... Das seine Mutter, auch noch nach ihrem Tod, für die Hoffnung und den Frieden kämpfte. Das sie noch immer glaubte, Gaia sei eine Welt die auch ohne Krieg existieren könne... In Soras Augen formten sich Tränen, und ehe sie sich versah flossen sie ihre Wangen hinab.. "Varie....Verräterin...Ich weiß genau, wie sich die Hölle anfühlt...Ich sehe sie jede Nacht. Und nur der Gedanke dass nicht nur ich diese Dinge sehen muss, lässt mich stark sein..." Sora wusste, dass sie dasselbe wahrnahm wie Hitomi. Sie wusste nur nicht, dass die Visionen der jungen Frau nicht nur wie reale Träume wirkten, sondern sich auch fest in ihr Bewusstsein brannten. Sie roch die Asche, schmeckte das Blut...und fühlte den Schmerz.. Den Schmerz Gaias, der nur durch einen gelindert werden kann. Escaflowne... "Denn er bringt den Tod...und somit die Erlösung..." Die schwere Tür aus Holz fiel zu und als das Geräusch verstummte öffnete er die Augen. Erst nach einigen Momenten gewöhnte er sich an die Dunkelheit, die nur von einer einzelnen Kerze durchleuchtet wurde. Diese stand neben dem Bett auf dem Nachtisch und flackerte leicht hin und her. Mit schweren Schritten bewegte er sich auf sie zu. Die Decke, die über ihrem dünnen Körper ausgebreitet war, schien sie beinahe zu erdrücken. Alles schien in Zeitlupe zu verlaufen, der kurze Weg von der Tür bis zum Bett erschien Van endlos... Er konnte weder seine Empfindungen einordnen noch definieren, was er in diesen Augenblicken fühlte.. Er trat an das Bett und betrachtete ihr Gesicht, dass ihm Schein der Kerze zwar fahl aber irgendwie.. friedlich aussah. Van fragte sich, ob es lange her war seit sie einen ruhigen Schlaf hatte. Was ihn dazu trieb in dieses Zimmer zu kommen war ihm selbst nicht klar, doch er realisierte wie er nach einem Stuhl griff der in der Ecke stand und sich zu ihr ans Bett setzte. Ein bitteres Lachen kam für einen Moment über seine Lippen. "Das ist doch...Wahnsinn.. was tue ich hier eigentlich..." Mit müden Gliedern sank er auf den Stuhl, wagte es nicht, in ihr Gesicht zu sehen. Er fürchtete, sie würde aufwachen sobald er auch nur ein Auge von nahem auf sie werfen würde. Er stützte den Kopf in seine Hände und schloss die Augen. Ihr leises Atmen drang an sein Ohr und das war das einzige was ihn davon überzeugte, dass sie noch am Leben war... Alles, was geschehen war zog an ihm vorüber. Er wusste nicht, was zu tun war.. Wusste nicht wohin...wieso...Alles was er tun konnte war sie stumm zu bitten, bald aufzuwachen.. Sie sollte ihm die Antworten geben die er so verzweifelt suchte.. Jetzt, da sie so hilflos vor ihm lag, glaubte er er könne es einfach nicht länger ertragen. Er wollte dass dieses ewige Fragen ein ende nahm. Das Warum und Wieso waren seine ständigen Begleiter, und würde sie erst einmal wieder aufwachen könnte er sie mit kaltem Blick ansehen und ihr sagen, sie solle verschwinden.. Dann wäre er vielleicht befreit. Sie wäre weg und sein Leben könnte wieder seinen alten Gang nehmen. Van wusste, dass dies nun nicht mehr möglich war. All die kleinen Stücke begannen, sich zu einem Ganzen zusammen zu tun. Doch er wollte das fertige Bild nicht sehen.. Er fasste Mut und sah auf. Ihre geschlossenen Lider zuckten nicht im Schlaf wie er es schon öfters beobachtet hatte und unbewusst dankte er den Göttern dafür dass sie einmal Mitleid mit ihr hatten. Zögernd hob er seinen Arm.. Er erkannte die Narben an ihrer Hand und seine Augen verengten sich. "Ich habe geschworen dich zu beschützen.. doch ich glaube dieses Versprechen kommt Jahre zu spät.." Mit einer sanften Bewegung für er mit seinen Fingern über die vernarbte Haut.. Sie fühlte sich, trotz allem, immer noch weich an. Nicht so rau wie seine an das Schwert gewöhnten Hände.. Er sollte verdammt sein, sollte irgendjemand seine nächsten Worte hören. Doch Van sprach sie so leise aus dass nicht einmal ein Wolf sie hören konnte.. "Es tut mir leid...Es tut mir alles...so leid..." Tief einatmend umschloss er ihre Hand mit der seinen und stütze den Kopf erneut in seine freie Hand. Leicht schüttelte er den Kopf.. "Was ist nur passiert...Du bist nur der Schlüssel.. Nur der Schlüssel, nichts weiter.. Du bist nur ein...Ding...ein Ding, das ich brauche. Du bist.. nur...etwas das ich..." Van schüttelte erneut den Kopf, er wagte es nicht diesen Gedanken laut auszusprechen. Die ganze Nacht saß er stumm neben ihrem Bett und hielt ihre Hand. Er bemerkte es nicht als die ersten Sonnenstrahlen die Erde Gaias erwärmten, es drang kein Licht herein, seine Augen blieben geschlossen und das einzigste Geräusch dass er wahrnahm war ihre regelmäßige Atmung. Er verspürte keinerlei Müdigkeit, nur einfache Machtlosigkeit.. Als ob man ihm seine gesamte Kraft geraubt hatte und die Hülle zurückgelassen hätte. Sein Kopf war leer und die Gedanken drifteten immer weiter ab. An einen Ort, an eine andere Zeit...an den Bach im Wald.. an das Gasthaus in Bardon...an die Schlucht.. Und unbewusst setzte er mit diesen Dingen seine Gedanken fort, vor denen er solche Furcht verspürte dass er sie in die hintersten Ecken seines Bewusstseins verdrängte, hinab zu den anderen Gefühlen die ihm bisher nur Schmerz brachten.. ".....etwas......jemand.....den ich brauche........" Sie vernahm ein leises Flüstern und dann, als sie etwas Warmes an ihrer Hand spürte, schlug sie ihre Augen auf.. "Also sind sie in Sicherheit.." Milerna ließ sich erleichtert auf den Ballen Heu sinken und sah den Wolfsjungen vor sich dankend an. Jetzt, da Allen aufgebrochen war um den weiteren Weg zu überprüfen, war sie das indirekte Oberhaupt des Clans. Sie wollte auf keinen Fall, dass diese Position Lanos oder einem anderen der Männer in den Schoß fiel. Nicht dass sie ihnen nicht vertraute...Milerna wusste nur, dass sie übereilt handeln.. und somit alle in Gefahr bringen würden. Es waren schon zu viele gestorben und sie hatte nicht vor, das ein weiteres Mal zu riskieren. "Und Van ist bei ihr?" "Ja.. Doch es scheint mir, als ob er sich nicht wirklich wohl fühlt wieder hier zu sein.." "Das ist kein Wunder. Die Grenzen sind nah. Einst hatte er geschworen, dieses Land nie wieder zu betreten. Und jetzt verweilt er an seinen Grenzen.. Die Ruinen sind verflucht.. Er weiß das..." "Zaibach rückt immer näher...Der Black Dragon Clan wütet.. und schon bald wird er hier auch wüten. Sie brennen alles nieder.. alles.. Bis nichts mehr übrig ist. Ihr müsst fliehen.." "Was sagst du da?" flüsterte Milerna, ihr Gesicht vom Schock der Nachricht gezeichnet. "Erst gestern ereichte uns die Nachricht vom Fall Shezarios.. Sie kamen bei Nacht...ohne Warnung.. sie ließen niemanden am leben...niemanden. Weder Frau, noch Kind..." "Das ist nicht wahr..." Milerna krallte die Finger in den Saum ihres Kleides und starrte ins Leere. Shezario, ein mächtiges Land, ein mächtiger Verbündeter Asturias.. einfach so überrannt. Dann erinnerte sie sich. Pallas brannte.. Asturia war nicht mehr.. "Es hat nun wahrlich begonnen, nicht? Wir werden alle vernichtet..." Nimrun, jüngster Sohn Ruhms, senkte sein Haupt... "Die Hoffnung stirbt...Der König wird niemals wiederkehren.. Und Basram...ihr müsst nach Basram. Sonst wird etwas geschehen, dass es in der Gesichte Gaias noch nie gab. Ihr müsst versuchen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen." Nimrun horchte auf, als ein lauter Wolfschrei durch den Wald hallte. "Welches Vorhaben?" Milerna bemerkte seine plötzliche Hektik, und noch ehe sie nachfragen konnte war der Wolfsjunge im Dickicht des Waldes verschwunden. Sie wusste, was zu tun war.. "Sie ist nicht mehr hier..." Merle sah Aina fragend an. "Was redest du da? Wir sollten uns lieber beeilen und etwas zu essen suchen.." "Sie ist wirklich nicht mehr hier. Oder hast du sie gesehen?" "Wen?" fragte Merle genervt. "Die alte Frau.. Die Frau mit dem weißen, strengen Zopf. Sie sah aus wie eine Priesterin.." "Sie ist keine Priesterin. Sie ist eine Nu Kua..." "Eine Nu Kua?" "Es wundert mich nicht dass du noch nie etwas davon gehört hast." Aina beobachtete wie sich die Gesichtszüge des Katzenmädchens entspannten und ihr sonst so angespannter Blick plötzlich sanfter wurde. Merle ließ die Feile, die um ihren Hals hing in den Händen kreisen und blickte aus der Höhle hinaus. "Ein Gewitter zieht auf...Ich kann es riechen.." Eine Weile blickte Aina sie fragend an, auf ihre Antwort wartend. Doch Merle schien entschieden zu haben, sie etwas warten zu lassen.. "Da wo Van und ich herstammen da...da nannte man sie so. Nu Kua...Die Ordnung.." "Die Ordnung?" Merle nickte. "Seit Generationen gab es immer nur eine von ihnen.. Es schien, als lebten sie ewig. Deshalb fürchteten auch viele diese Frauen und ihr Urteil. Sie stellten die Ordnung zwischen dem Vergangenen, dem Bestehenden und dem Kommenden her.. Sie sahen alles. Alles, was war, was ist und was geschehen würde." "Also eine Seherin..." "Nicht nur das. Sie waren mehr. Manche sagten, sie wären mit den Göttern verbunden. Doch niemand weiß es..." "Wo werden sie so genannt, Merle...?"fragte Aina vorsichtig nach. Doch es schien als ob Merle ihr gar nicht zuhören würde. Immer mehr drifteten ihre Gedanken ab. "Ich habe nie an sie geglaubt.. bis mir die alte Frau sagte, ich müsse stark sein. Stark sein und es akzeptieren. Sie hatte recht .Noch bevor sie in unser Lager gekommen war, hatte sie es gesagt. Und sie hatte recht. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so schnell passiert.." Die vielen Menschen um sie herum in der Höhle begannen, sich um ein entfachtes Feuer zu sammeln und die wenigen Vorräte, die sie noch hatten, zuzubereiten und zu verspeisen. Aina jedoch verspürte keinen Hunger. Einige der Kinder hatten sich in eine Ecke zurückgezogen und spielten. Schweigend beobachtete Merle sie und seufzte leise auf... "Ich wünschte, es wäre damals nicht so geschehen. Ich wünschte, Fanelia wäre immer noch meine Heimat.." Aina sah teils geschockt, teils bestürzt auf. Sie war zwar damals nur ein kleines Kind, doch sie wusste was geschehen war. Sie sah in Merles Gesicht und erkannte, wie sich Tränen in ihren Augen formten. "Nicht..." flüsternd streckte Aina eine Hand auf und legte sie dem Katzenmädchen auf die Schulter. Leise bahnten sich ihre Tränen den Weg nach Außen. Merle verachtete ihre Schwäche, doch in diesem Moment konnte sie nicht anders. Immer wieder wiederholten sich die Worte der alten Seherin in ihrem Kopf. Worte, deren Bedeutung sie erst jetzt verstand... "Du musst stark sein...Verrate deine Gefühle nicht ,lass sie dich aber nicht vom richtigen Weg abbringen. Auch wenn es schmerzt. Gib ihn frei .Er liebt dich sehr, dies weißt du.. Doch es ist an der Zeit, dass er seinem Schicksal ins Auge sieht. Und wenn der Tag kommt, an dem er sie bringt.. wirst auch du es erkennen. Er wird sie lieben...so sehr, dass er es hassen wird. Der Weg wird hart und lange sein und das Ende ist ungewiss.. Doch wenn das Schicksal es verlangt....wird Van Fanel für sie sein Leben lassen.........." ~*~ Listen.......Listen Listen to each drop of rain... ~*~ Der Tag begann mit Regen. Leise prasselten die seichten Tropfen auf die Erde und hinterließen nur ein gedämpftes Geräusch von Ruhe. Keine Träume. Keine Visionen. Keine Toten.... Sie wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Das Bild der ewigen Ruhe, dass sie vor Augen hatte, wäre sonst dahin. Doch sie spürte, dass sie nicht alleine war. Jemand war bei ihr. Wieso sie das so überraschte wusste sie nicht, vielleicht lag es einfach nur daran dass sie bisher immer alleine aus dem Schlaf erwacht war. "Es war...ein Schlaf ohne Traum..." Ihr Kopf drehte sich in seine Richtung und als sie sich zwang die Augen zu öffnen bemerke sie, dass er schlief.. Hitomi hatte ihn noch nie schlafen sehen. Es war seltsam, ihn so voller Ruhe anzusehen. Sie glaubte fast er wäre nicht der, für den sie ihn hielt. Sie blickte zu ihrer Hand und erschrak. Die einfache Berührung verwirrte sie. Die Erinnerung an die vergangene Nacht kam zurück, doch Hitomi hatte nicht den Willen nach dem Warum zu fragen. Stattdessen sah sie sich in dem spärlich erhellten Raum um und fragte sich, wo sie eigentlich war.. Sie erinnerte sich an einen Duft...ein Geräusch...Es hörte sich an wie das Heulen eines Wolfes. Die Augen schließend versuchte sie sich zu erinnern. Doch nichts geschah. Die Bruchstücke des Wachseins dass sie in der Nacht erlebt hatte kehrten nicht zu ihr zurück. Erneut sah sie ihn an, wie er schlafend auf dem Stuhl saß und regelmäßig ein und aus atmete. "Er ist mein Sohn und sein Name ist Van Slanzar ...Fanelia hat nun einen Thronerben...So wie ich es sage, so soll es sein.." Ruckartig zog sie ihre Hand zurück und fasste sich an den Kopf. Er schmerzte plötzlich und sie fragte sich, was das eben zu bedeuten hatte.. ~*~ Whispering secrets in vain... Frantically searching for someone to hear.. ~*~ Der Regen fiel immer stärker und in der Ferne hörte man das Grollen des Himmels. Sie beschloss, aufzustehen. Es verwunderte sie, dass es hier keine Fenster gab. Sie erhob sich und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um dem angenehmen Prasseln des Regens zuzuhören. Und dann fiel es ihr auf. Es hörte sich anders an als sonst. Beinahe gedämpft, als ob der Regen nicht außen, sondern auf sie fiel. Die Decke beiseite schlagend stand sie auf und musste sich erst kurz am Bettpfosten abstützen, um nicht umzufallen. Alles um sie herum drehte sich, doch nach einigen Minuten war das Gefühl verschwunden. Ihr Blick fiel auf Van, der immer noch schlafend neben dem Bett saß. Langsam ging sie einige Schritte und betrachtete das Zimmer. Es war beinahe Dunkel, die Kerze schon fast erloschen. Hitomi blickte zur Decke und erkannte die Erde über ihr, die nur von einigen Steinplatten gehalten wurden. An einer Ecke ragte sogar eine Wurzel hervor. "Wo sind wir hier..." fragte sie sich. "Wir sind unter der Erde, in einem alten Tempel...." Erschrocken wandte sie ihren Blick in Richtung Bett und sah direkt in sein Gesicht, das vom Schein der Kerze noch verdeckter schien als sonst. Doch die Ernsthaftigkeit die in seinem Blick ruhte blieb ihr nicht verschlossen. "Es tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe..."sagte sie während sie ihren Blick von ihm abwandte. Er ging nicht auf ihre Entschuldigung ein, statt dessen streckte er seine müden Glieder und stand dann ebenfalls auf. "Du solltest noch nicht in der Gegend herumstolzieren, ruh dich lieber noch aus. Es war eine harte Nacht.." "Stolzieren? Ich bin keine Königin wieso sollte ich stolzieren?" wiederholte sie etwas gereizt. Noch ehe sie weitersprechen konnte fiel ihr etwas auf. Das, was er eben gesagt hatte.. Skeptisch richtete sie ihren Blick in eine andere Richtung. "Sei vorsichtig, man könnte denken du würdest dir Sorgen machen. Und das würde doch gar nicht zu deinem kalten Auftreten passen.." Van war über ihre plötzliche schnippische Ader verwundert, doch er musste eingestehen dass es ihm besser gefiel als ihre sonst so melancholische Art. Hitomi drehte sich um und wollte zurück zum Bett, doch während sie ansetzte wurde ihr für einen kurzen Moment schwarz vor Augen und sie fiel unsanft zu Boden. Als sie die Augen wieder öffnete war sie um so verwundert als sie sah, wie er neben ihr auf dem Boden kniete und sie an den Armen hochzog. Ihre Füße taten nicht das, was sie wollte und ehe sie sich versah kippte sie nach vorne. Ein leises Brummen ließ verlauten, dass er genauso unvorbereitet auf die plötzliche Nähe war wie sie. Van gestand sich schließlich ein, dass er wohl doch erleichtert war sie wieder unter den Wachenden zu wissen. ~*~ That story be more than it hides.. ~*~ Er wusste nun, wer sie war.. Doch Van war sich sicher dass sie immer die Frau bleiben würde, die sich damals in seinem Zelt die Haare wusch und ihn mit Wasser die Wangen hinunterlaufend ansah. Die Frau, die gleichzeitig alles war was er brauchte um sein Ziel zu erreichen und doch zu etwas ganz anderem geworden war.. "Ich habe dir schon einmal gesagt dass du nicht weinen sollst..." "Was...tust du da?" fragte Hitomi verwirrt als er sie an der Hüfte hochhob und sie in Richtung Bett trug. Ein Gedanke kam ihr doch es war zu absurd als dass es wahr sein konnte. "Ich bringe dich zurück ins Bett, wonach sieht es denn aus..." Keine Sekunde später als er diese Worte gesprochen hatte hob sie ihren Kopf und sah ihn wissend an. Ihre Stimme war nur ein Flüstern doch er konnte spüren wie warm sie plötzlich war.. "Du weißt genau, was letztes Mal passiert ist als du das getan hast..." Sie hatten niemals ein Wort darüber gewechselt. Zu keiner Zeit kam es zur Sprache, wenn sie überhaupt miteinander sprachen... "Du solltest dich noch etwas ausruhen. Es ist noch früh..." Gerade als er sie auf der weichen Matratze niederlassen wollte spürte er, wie sie ihre Hände in sein Hemd krallte und sich festhielt... "Warte..." Van hielt inne und wartete. Nach wenigen Momenten lockerte sich ihr Griff und er glaubte, sie lächeln zu sehen.. "Hörst du das?" "Was?" fragte er leicht verwirrt. "Der Regen...Ich kann ihn hören.. Ich kann hören, was er sagt..." ~*~ Please don't let go Can't we stay for a while? It's just to hard to say goodbye.. ~*~ Hitomi schloss die Augen und bemerkte, wie die ewige Angst vor dem Gewitter plötzlich von ihr fiel. Es war, als hätte sie niemals Angst gehabt. Als wäre sie niemals alleine draußen im Regen gestanden. In diesem einen Moment gab es keine Holztür, gegen die sie schlagen musste... "Du solltest..." Doch er verstummte, als sich ihre Hand auf das Zeichen auf seinem Oberarm legte. Er wusste er begab sich auf gefährliches Gebiet, doch er hatte nicht den Mut sie einfach fallen zu lassen und aus dem Zimmer zu gehen.. "Hör genau hin...Hör zu, was er sagt...Ich weiß du kannst es verstehen...Van..." Ein seltsames Gefühl überkam ihn als er hörte, wie sie seinen Namen aussprach. Und er tat, was sie verlangte.. Er hörte zu.. Das gleichmäßige Prasseln des Regens drängte sich an sein Ohr. Und mit ihm kam eine Erinnerung, die er schon längst vergessen hatte. Doch sie kam zurück, und ohne dass er es wollte fand sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen... ~*~ Listen to the rain I stand alone in the storm Suddenly sweet words they come.. ~*~ "Er erzählt von einer langen Reise...von einer langen Reise durch die Finsternis. Doch am Ende erreichte er sein Ziel.. und er war glücklich, endlich dort angekommen zu sein. So endet seine Reise. Und eine neue beginnt irgendwo anders...." Dies waren die Worte seiner Mutter, vor langer Zeit gesprochen. Es war ein Moment voller Ruhe, als sie gemeinsam dem Regen lauschten wie er auf Gaias Erde fiel.. Hitomis leise Stimme holten ihn aus seiner Erinnerung zurück.. "Ich weiß, was es bedeutet..." Van spürte den leichten Druck auf seinem Oberarm und alles was er tun konnte, war stumm zu nicken. "Escaflowne ruft nach mir.. in meinen Träumen ruft er nach mir. Aber ich gehe nicht zu ihm. Er macht mir Angst...So unglaubliche Angst, dass ich nicht wage die Augen von ihm zu richten.." Als sie den Drachen erwähnte zuckte er für einen kurzen Moment zusammen. Hitomi öffnete die Augen und umschloss fest das blaue Zeichen... "Du darfst mich ihm nicht überlassen...Ich bitte dich, tu es nicht.. Etwas Schreckliches wird sonst geschehen.." ~*~ "Hurry," they say "for you haven't much time Open your eyes to the love around you.." ~*~ "Diese Zaibacher sind dümmer als ich dachte.. Nicht einmal ein Luftschiff können sie durch ihre Späher ausfindig machen.." Milerna blickte Dryden fragend an, doch der lächelte still in sich hinein. "Ich meine, wir sind ihnen ja beinahe wie auf einem Silbertablett serviert, doch sie sind viel zu geblendet als dass sie uns bemerken." "Es klingt so, als würde dich das betrüben..."warf sie zynisch ein und begab sich zum Eingang der Höhle, wo Dryden stand. Sie betrachtete ihn und bemerkte, wie schon immer, kaum eine Veränderung. In all den Jahren in denen sie sich kannten schien er sich niemals zu verändern. "Wo bist du gewesen?" "Hm?" "Wo bist du gewesen?" wiederholte sie ungeduldig. "Ich hatte etwas zu erledigen." "Das sagst du jedes Mal!" Selbst Dryden war überrascht, als sie plötzlich ihre Stimme erhob. "Liebste Milerna, es gibt keinen Grund mich anzuschreien." Wütend erhob sie ihre Hand und zeigte drohend mit den Fingern in den dunklen Wald. "Oh doch den gibt es! Weißt du überhaupt, was da draußen passiert? Weißt du, was sie mit uns machen werden wenn sie uns erst einmal gefunden haben? Warst du blind, als sie Pallas in die Erde gestampft haben?" Milerna ballte die Hände zur Faust und wandte den Blick von ihm ab. "Zaibach wird uns alle vernichten....Sag mir...sag mir was ich tun soll.....Ich weiß nicht mehr weiter...Allen ist nicht hier, und niemand hat Ahnung was wir tun sollen.." Dryden blickte die Prinzessin vor sich an und musste lächeln. Milerna bemerkte dies und wurde sofort wieder wütend. "Machst du dich auch noch lustig über meine Not? Dann pack deinen Kram zusammen und flieg mit deinem Schiff davon, so wie du es immer tust!!" Als sie diesen Satz ausgesprochen hatte herrschte lange Zeit Stille zwischen ihnen, bis Dryden leise seine Stimme erhob. "Ich wollte damals nicht gehen...ich hatte keine andere Wahl.." "Oh doch die hattest du. Sag mir, was war es dass dich damals so abgestoßen hat? Sag es mir..." "Wieso sollten wir über die Vergangenheit sprechen, es bringt nichts..." Milerna schwieg. Wie oft hatte sie diese Frage schon gestellt, doch noch nie hatte sie eine Antwort erhalten. "Wo ist unsere kleine Königin?" "Königin? Falls du Hitomi meinen solltest...sie ist mit ihm weg.. Seit gestern Abend sind sie bei Ruhm und Kadija. Nimrun wollte mir nicht genau sagen, was passiert ist doch er betonte wir sollen nach Basram gehen.." Um den Informationsfluss zu überdenken blieb Dryden kurz still, setzte aber nach wenigen Momenten sofort wieder an. "Ich habe mir schon gedacht, dass so etwas passiert..." "Was meinst du?" Dryden schmunzelte und lehnte sich an der Wand der Höhle an. "Er scheint sich ziemliche Sorgen um sie zu machen, sonst würde er nicht solche, nennen wir es mal Strapazen auf sich nehmen. Ziemlich ungewöhnlich für unseren einsamen Krieger..." Noch ehe Milerna ihm antworten konnte fiel ihr jemand drittes ins Wort. "Fanel kümmert sich nur um sich selbst, er tut das alles nur zu seinem eigenen Vorteil.." Wissend blickte Dryden Lanos an. Er wusste um dessen Abneigung gegen Van, und genau diese Abneigung trübte seinen Blick.. "Lanos, du solltest nicht soviel reden. Er könnte deinen Kopf haben wollen..."sagte er schmunzelnd. "Eher stürze ich mich die Klippen hinab als dass ich mich von einem dahergelaufenen Wilden umbringen lasse. Ihr alle seid völlig verblendet und seht nicht den Plan, den er verfolgt!" Seufzend ging Dryden auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Es ist nun schon 2 Jahre her. Du solltest es endlich akzeptieren. Es war ein Unfall, und das weißt du.." Als Milerna die Wut und den Hass in Lanos Augen sah, zuckte sie innerlich für einen Moment zusammen.. "Meine Schwester ist wegen diesem Hund elendig gestorben! Sie ist bei lebendigem Leibe verbrannt, weil sie sein Leben retten wollte! Sie ist zurückgelaufen in die brennende Hütte und hat ihn da rausgeholt weil er das Feuer nicht bemerkt hatte! Er kam heraus, während sie in der einstürzenden Hütte starb! Und das alles nur weil sie ihn liebte!! Was hat ihr diese Liebe gebracht? Nichts, nur den Tod!" Er begann vor Rage zu zittern und ballte beide Hände zur Faust. "Niemals werde ich das vergeben...niemals..." "Du kannst ihm nicht ewig die Schuld geben. Glaubst du etwa dass Van wollte, dass sie stirbt?" Milerna war es leid immer wieder über die Vergangenheit nachzudenken. Damals, als sie eines Nachts überraschend von einer verstreuten Truppe des Black Dragon Clans angegriffen wurden, rechnete niemand damit dass sie hinterhältig ihre Quartiere anzünden würden. Bis das Feuer bemerkt wurden waren viele längst tot... "Dein Worte sind leer, Milerna. Für mich trägt er die volle Schuld, und eines Tages wird ihn seine gerechte Strafe ereilen!" "Die muss er bereits schon ertragen! Hör auf, so über Van zu sprechen...Hör damit auf!!" Erschrocken drehten sie sich um und erblickten Merle, die einige Meter entfernt stand und Lanos wütend ansah. "Halt dich da raus, Katze..." Ehe Lanos reagieren konnte spürte er einen stechenden Schmerz an seiner Wange. Dryden musste sein Grinsen schwer unterdrücken. "Wage es nicht sie noch einmal so zu nennen..." Milernas drohender Blick ereilte ihn, und ohne noch etwas hinzuzufügen drehte Lanos sich um und ging in Richtung Wald. "Sehr gut, meine Liebe. Du weißt ich lehne jegliche Art von Gewalt ab aber ich denke das war nötig.." Sie achtete nicht weiter auf ihn und ging zu dem jungen Katzenmädchen. "Merle...du brauchst nicht so wütend zu sein. Lanos weiß nicht, was er sagt.." "Er soll meinen Van einfach in Ruhe lassen. Niemals würde er einem anderen Menschen aus Freude Schaden zufügen. Niemals.." "Ich weiß..." "Ich will ihn wieder." "Hab Geduld, ich bin mir sicher sie sind bald wieder hier.." "Nein. Ich will den alten Van wieder. Bevor er so anders geworden ist. Bevor das alles passiert ist.. Bevor sie aufgetaucht ist..." Schweren Herzens sah Milerna Merle hinterher, die in Richtung Fluss den steinigen Weg hinabschritt. "Dryden?" "Ja?" Er rückte seine Brille zurecht und sah sie abwartend an. "Ich werde zu meinem Vater gehen.." "Tante Eries....wieso sind sie hier?" Chid hielt die Hand seiner Tante fest umklammert, als sie gemeinsam in den Speisesaal geführt wurden. Hinter ihnen gingen zwei Wachen, die Lanzen erhoben und jederzeit bereit, sie auch zu benutzen. "Schsch, nicht jetzt Chid.." flüsterte sie. "Aber Tante Eries, das alles ist nicht richtig! Ich will nicht mehr eingesperrt sein!" Kurz warf Eries einen Blick nach hinten, doch das Gesicht der Wachen war von eisernen Masken verdeckt. Sie bemerkte, wie der rechte der Männer sie aufmerksam beobachtete während der andere eher desinteressiert seinen Aufgaben nachging. Doch Eries hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken als sie spürte, wie Chid ungeduldig an ihrer Hand zerrte. "Ich will wissen, was hier vorgeht! Ich habe eine Recht darauf!" "Du hast gar nichts also halt dein dämliches Mundwerk!" rief der linke Wachmann und versetzte Chid einen Stoß mit der Lanze, so dass er nach vorne fiel und hart auf dem Boden aufschlug. Sofort eilte Eries zu ihm und half dem erschrockenen Jungen auf die Beine. "Chid, ist alles in Ordnung?" Sie beobachtete verwundert, wie Chid voller Stolz seine Krone zurechtrückte und aufstand. "Ja....Beim nächsten Mal solltest du vielleicht kräftiger zustoßen, Bastard.." "Chid!" rief Eries und hielt dem Jungen verzweifelt die Hand vor den Mund. "Schweig! Wie kannst du nur solche Worte verwenden, wer hat dir das eingetrichtert?" Chid schwieg und senkte den Blick. Der Weg war zuende und sie traten in den Speisesaal ein. Der Tisch war spärlich bedeckt mit einer lauen Suppe und Brot. Eries konnte nicht anders, obwohl sie seit Tagen genau das vorgesetzt bekamen musste sie jedes Mal angewidert das Gesicht verziehen. "Setzt euch und beeilt euch gefälligst!" Sie nahmen Platz und wieder bemerkte Eries, dass es nur der eine Wachmann war, der sprach. Doch Eries wollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen, deshalb begann sie langsam zu essen. "Das schmeckt widerlich." "Chid, wie oft soll ich dir noch sagen dass du still sein sollst!" zischte Eries und sah ihn wütend an. Sie hatte keinerlei Interesse sich vor den Wachen zum Narren zu machen indem sie einen kleinen Jungen anschrie doch sie befürchtete, Chids plötzliches Mundwerk wäre noch ihr Untergang. "Aber Tante, es ist doch wahr.." flüsterte er und ließ den Löffel fallen. Der anscheinend stumme Wachmann sah den beiden aufmerksam zu während sein Kumpane auf die beiden Monarchen zuging und Eries unsanft an den Haaren packte. "Sag diesem Balg, es soll die Klappe halten oder ich werde wirklich ungemütlich!" Mit starrem Gesicht nickte sie und wartete darauf, dass er sie los ließ. "Für eine gefallene Prinzessin bist du ziemlich kühl. Aber das können wir ändern.." Er grinste hämisch und sah Eries direkt in die Augen. Und plötzlich ertönte ein herrisches "Jetzt..." Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Chid die Hände vor die Augen schlug.. Der stumme Wachmann rannte auf sie zu.. Plötzlich spürte Eries etwas warmes an ihrer Wange, und als sie den Blick hob erkannte sie die aufgerissenen Augen und das Blut, dass aus dem Mund des Mannes tropfte... "Was..."stammelte sie als der Mann endlich ihre Haare losließ und zu Boden stürzte. Eries starrte den Wachmann mit dem blutverschmierten Schwert an und wusste nicht, welchen Gedanken sie fassen sollte. Nur sie drei waren in dem Speisesaal und sie fürchtete, er würde sie genauso umbringen wie er es mit dem anderen Mann getan hatte. Wortlos griff der Mann nach dem Toten und zerrte ihn unter den Tisch. Die bis zum Boden reichende Tischdecke verdeckte den Leichnam, nur das Blut auf dem Boden zeugte noch von der Tat. Dann ertönte die Stimme des vermeintlich Stummen. "Herzog, ihr könnt die Augen öffnen.." Als Eries das kindliche Lächeln auf Chids Gesicht sah wusste sie nicht, was nun zu tun war. Sie verstand nicht, und ehe sie Fragen stellen konnte streckte der Wachmann ihr eine Hand hin. Eries hätte schwören können dass sie ein leichtes Schmunzeln von ihm vernahm. "Was.. was hat das alles zu bedeuten? Wieso..." Lächelnd schüttelte er den Kopf und machte sich daran, seine Maske abzunehmen.. Die eiserne Kopfbedeckung mit dem Wappen Zaibachs auf der Stirn fiel zu Boden und ehe Eries etwas sagen konnte weiteten sich ihre Augen... "Bei der Mutter Gaias...das ist nicht wahr...." "Viel Zeit ist vergangen seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, Hoheit. Wenn ich mich recht entsinne sind es mehr als 7 Jahre.." Chid beobachtete das Schauspiel zwischen dem Mann und seiner Tante, doch er konnte nicht anders als ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Er wusste, sie hatten nicht viel Zeit... "Was...wie kommst du hier her?" flüsterte Eries und schüttelte ungläubig den Kopf. "Wir haben keine Zeit für Fragen! Kommt, folgt mir! Wir müssen hier raus, rasch!" Er nahm die immer noch geschockte Eries an der Hand und deutete Chid an, ihm zu folgen. Man könnte meinen es wäre eher der junge Herzog gewesen den man an die Hand nehmen sollte in solch einer Situation, doch Chid bewies eine noch nie da gewesene Stärke. Ganz im Gegensatz zu Eries, die alles noch für einen Traum hielt. Sie bemerkte weder, wie sie plötzlich in das Untergrundsystem der Gefängnistrakte gelangten noch wie sie durch einen engen Durchgang in die Gärten des Palastes kamen. Das sie niemand entdeckt hatte war Glück, denn sie rechneten jeden Moment mit Komplikationen.. "Diese Hunde scheinen zu beschäftigt mit sich selbst zu sein. Wie töricht sie sind, uns einfach so zu unterschätzen.." murmelte der Mann ehe er Eries auf half und sie und Chid schnell in die schützende Hülle der Bäume brachte. "Wir haben es geschafft, Tante! Ich wusste, dass es klappen würde!" rief Chid glücklich, doch er erntete sofort einen strengen Blick von dem jungen Mann. "Ich verstehe Eure Freude, Herzog Chid, doch Ihr solltest ruhig sein es sei denn Ihr wollt dass der gesamte Clan auf uns losgeht." Er hielt inne als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. Sein Blick richtete sich auf Eries und er war mehr als verwundert als er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte.. "Du hast uns gerettet.. du hast Chid und mich gerettet..." "Es war meine Pflicht...Auch wenn sie den Orden fast ausgelöscht haben...ich werde immer ein Ritter des Himmels bleiben und die Königsfamilie Asturias beschützen, bei meiner Ehre.." "Es gibt keine Königsfamilie mehr.." presste Eries hervor und schloss die Augen um einen weiteren Tränenfluss zu unterdrücken. Chid hörte den Worten seiner Tante geschockt zu, doch tief in seinem Inneren wusste er dass so etwas passiert war. Er erahnte es an ihrem gesamten Verhalten dass etwas schreckliches passiert sein musste. Chid war jung, doch eines wusste er: Ein Krieg hatte begonnen. "Wir verweilen hier, es dürfte nicht mehr lange dauern bis meine Männer kommen und uns abholen.." erklärte er und sah Chid mit gütigen Augen an. "Ich verspreche Euch es wird alles wieder in Ordnung kommen.." Er verstummt als er ihre Hand an seiner Wange spürte und drehte sich zu ihr. "Prinzessin, was..." "Niemals hätte ich gedacht dich wiederzusehen...Nicht nach allem, was geschehen ist.. Ardan.. Ardan Shezar.. Es ist mir eine Ehre...." "Fürchtest du ihn denn überhaupt nicht?" "Nein...Ich fürchte nichts." "Doch, das tust du..." Ein leises Aufatmen ließ verlauten, dass er mit dieser Antwort ganz und gar nicht einverstanden war. "Du solltest schlafen...wir brechen bald wieder auf.." "Wieso willst du so schnell von hier weg?" fragte sie und erhob sich von dem Kissen. Van stand mit dem Rücken zu ihr vor einer kleinen Kommode und stützte die Hände darauf ab. Diese vielen Fragen nagten an ihm, doch er hatte nicht vor das zu zeigen. "Du bist doch allwissend, also finde es selbst heraus." gab er monoton von sich. Hitomi schloss für einen Moment die Augen und ließ sich zurück fallen. "Das hier war deine Heimat, nicht? Fanelia...war deine Heimat.." Er schwieg und sie wusste, dass sie richtig lag... "Ich war damals noch ein kleines Kind, doch...ich erinnere mich genau daran. Es ist, als rieche ich immer noch das Feuer.. und ich..." "Höre die Schreie derer, die sterben..."beendete Van ihren Satz. "Ja...Ich war da....und auch wieder nicht. Ich weiß nicht wieso aber...ich wusste, was geschehen war.." Die Luft erschien ihr plötzlich schwer, alles um sie herum drehte sich. Es fühlte sich an wie eine endlose Fahrt in die Tiefe. Und dann wusste sie es: Hitomi wusste dass das, was sie in diesem Moment spürte, nicht ihre Gefühle waren.. Es waren seine.. Vans Blick richtete sich starr geradeaus während sie gesprochen hatte. Er umfasste den Rand der Kommode mit seinen Händen und das Holz begann, leise zu knacken. "Hör auf..." Verwundert erwachte er aus seinem Zustand und drehte sich zu ihr um. "Womit?" fragte er gepresst. Van sah verwundert, wie sie sich an die Brust fasste und die Augen schloss.. "Es tut weh...hör bitte auf.." Mit festen Schritten ging er auf sie zu, doch ehe er das Bett erreichen konnte spürte er etwas warmes in seiner Tasche. Verwundert griff er hinein und zog den glühenden Anhänger heraus. "Ich verstehe..." Noch ehe Hitomi die Augen erneut aufschlug hob er den Anhänger vor sich und sah sie durchdringend an. "Das gehört dir.." Ihre Augen weiteten sich und etwas zittrig streckte sie ihre Hand aus. Wie in Trance sah sie den rosa Anhänger an.. "Ich dachte, ich hätte ihn verloren...Danke.." Sie ließ die Kette nachdenklich durch ihre Finger kreisen, bevor sie sie sich schließlich umlegte. "Ich werde dich nach Hause bringen...Weg von hier, weg von Krieg und Zerstörung..." "Was?" verwundert sah sie ihn an. "Du hast mich gehört, ich werde dich wieder nach Hause bringen.. Das verspreche ich." Ihre unerwartete Antwort verwirrte ihn.. "Nein. Ich will nicht mehr zurück..." "Warum?" "Weil ich diesen Ort hasse...ich hasse sie alle..." In diesem Moment musste er sie genau ansehen um auch sicher zu sein dass es Hitomi war, die vor ihm auf dem Bett lag. Ihre Stimme war plötzlich vollkommen von Wut und Hass durchzogen dass er nicht glauben konnte, dieses von ihr zu vernehmen. Von draußen hörte er ein leises Grollen, doch weder Regen noch Donner war zu vernehmen. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien es Van, als würde die Erde beben. Sie erschien ihm so unsagbar wütend und er fragte sich, ob sie es war die dieses Gefühl der unendlichen Dunkelheit ausstrahlte. Ihr Gesicht war angespannt und die Augen blitzen nur so vor Hass. Van streckte eine Hand aus um sie aus ihrem Zustand aufzurütteln, doch sie schien nicht zu reagieren. Er versuchte es stärker, doch ehe er sich versah packte sie seine Hand und sah ihn an.. "Du bist der letzte deines Blutes, und du wirst genauso sterben wie alle anderen. Deine jämmerliche Suche wird schon bald ein Ende haben. Escaflowne gehört mir, er gehorcht meinem Willen. Folken hat dich einst verraten, doch dieser Verrat ist nichts im Gegensatz zu dem was geschehen wird. Zaibach ist überall.. ER ist überall. Dein Bruder gehorcht einem Monster, doch bist du ein noch größeres. Der Tag wird kommen an dem du erkennen wirst, was du alles getan hast. Du hast sie alle betrogen. Alle. Ich habe deinen Tod vorrausgesehen und es wird mir eine Freude sein, dich in die ewige Finsternis zu schicken. Denn ich bin die Cerridwen, die Göttin der zwei Wege. Und ich habe gewählt.. Das Schicksal ist mein." Ihr Griff um seine Hand schmerzte, er war von solcher Kraft dass er sich beherrschen musste nicht laut aufzuschreien. Doch was ihn noch mehr aus der Fassung brachte waren die Worte, die sie sprach.. "Das ist nicht Hitomi....das ist nicht sie.." dachte er immer wieder. "Die Dunkelheit wächst..." Van sah auf, er wusste dass er sich das leise Flüstern nicht eingebildet hatte.. "Verschwinde. Sofort." befahl er. Obwohl es nur ein blasses Abbild ihrer selbst war wusste Van, wem die flüsternde Stimme gehörte. "Hör meine Worte ,König. Er hat sie befreit. Er hat die Dämonenfürsten befreit. Vergib ihm, es war nicht sein Wille der es ihm auftrug. Ich komme nur ,um dich auf das vorzubereiten was geschehen wird. Sie wissen, dass du ihn hast. Sie spüren die Macht des Energisten, und sie wollen ihn zurück. Jahrhunderte lang haben die Ispanos den heiligen Energist vor ihnen versteckt, doch jetzt scheint es als haben sie versagt. Er befand sich lange im Besitz deiner Väter...zu lange." "Wieso sagst du mir all diese Dinge. Anscheinend kämpfst du auf der falschen Seite.." bemerkte er spitz. "Ich kämpfe auf keiner Seite, ich tue nur dass was ich tun soll. .Die Cerridwen ist erwacht ,Escaflowne ruft bereits nach ihr, bald wird sie imstande sein, ihn zu sich zu befehlen. Sie besitzt eine Macht, die selbst unsere Vorstellungen überschreitet. Du hast gesehen, welch zerstörerische Kraft in ihr ruht.." Er blickte auf Hitomi, die wie in Trance vor ihm auf dem Bett lag und sich nicht rührte. Er wurde wütend.. "Hör auf, ihr diese Dinge anzutun oder ich werde dafür sorgen dass du nie wieder irgendwo auftauchen wirst.." Plötzlich lächelte Sora... "Es ist seltsam.. Es war nicht vorgesehen, dass so etwas geschieht. Selbst die Mächte der Ewigkeit scheinen sich wohl zu irren...Niemals hätten sie erahnt, dass derjenige der sie beschützen soll gleichzeitig zu dem wird, der sie lieben soll.." "Was redest du da!" rief Van, wütend über ihre Worte. Er konnte nicht glauben, was er hörte. Liebe? So ein Unsinn. Doch seine Reaktion ließ Sora nun nicht mehr zweifeln. "Du weißt es...gestehe es ein. Doch vielleicht soll es einfach noch nicht so weit sein. Doch ich verspreche dir du wirst dir bald wünschen diese Liebe würde nicht existieren...Sie verzehrt dich...Es hat bereits begonnen..." Noch ehe er antworten konnte war Sora verschwunden, und das einzige was er vernahm war der erschrockene Laut Hitomis, der ertönte als sie aus ihrer Starre erwachte. Sie richtete den Blick auf und sah, wie er starr auf die Wand starrte. Hitomi wusste nicht dass dies der Ort war an dem bis vor wenigen Sekunden noch die Seherin stand. Seinem Blick folgend fragte sie sich, was ihn wohl so fesselte.. "Was.. was ist geschehen? Ich.. erinnere mich nicht.." "Nichts...es war nichts..." log er, noch immer auf die Wand starrend. Er flehte die Götter an, an die er nicht einmal glaubte, sie nicht das sehen zu lassen was er sah. Sie setzte sich auf und stütze die Hände in den Kopf. "Ich fühle mich schrecklich...Mein Kopf schmerzt und mein Bauch ebenfalls..." presste sie leise hervor. Sie schlang einen Arm um ihren schmerzenden Unterleib und amtete tief durch. Van stand auf und ging schnellen Schrittes zur Tür. "Wo...gehst du hin?" fragte sie etwas ängstlich. Van wusste genau es war falsch, sie jetzt zu verlassen doch er musste weg von ihr. Weg von den Dingen, die sie in ihm hervorrief. Weg von den Worten Soras.. "Ich bringe dir etwas zu essen.." brachte er hervor ehe er einen letzen Blick auf die dunkle Wand warf. Er war erleichtert zu sehen, dass die schwarzen Zeichen an der Wand verschwunden waren, die anscheinend Sora hinterlassen hatten.. Er verließ das Zimmer und spürte plötzlich die Schwere auf seinen Schultern.. "Sie kommen, und sie werden dich finden.. Dich und sie. Phobos und Deimos, Angst und Schrecken. Die Dämonenfürsten, geschickt um ihr Werk zu vollenden...." "Weißt du, was du da sagst...." Er wagte es kaum diese Worte zu sprechen, er fürchtete trotz seines leisen Tons würde man es bis Zaibach hören. Ruhm konnte nicht glauben, was seine Frau ihm eben offenbart hatte. "Natürlich weiß ich das, unterstelle mir nicht ich würde wirres Zeug reden..." Kopfschüttelnd stand der Wolfsmann auf und ging unruhig auf und ab. "Bist du dir...vollkommen sicher? Ich meine, vielleicht irrst du dich ja..." Bestimmend sah Kadija ihn an und ihr Blick wurde noch ernster. "Glaube mir...ich weiß, was ich spüre. Es gibt keine Zweifel. Ich konnte es fühlen, hören.. Es ist da. Es ist vielleicht nur einige Tage alt, aber...es ist da..." Ruhms Blick glitt zu der schweren Holztür und blieb an jener haften. "Und du glaubst, dass er..?" Kadija nickte und legte die Hände in den Schoß. "Ist es nicht offensichtlich? Bei allen Göttern.. was geschieht nur zwischen ihnen. Es ist ein einziges Rätsel..." "Glaubst du, sie wissen es?" Ein leiser Seufzer durchdrang die Stille und Kadija antwortete mit gepresster Stimme. Ruhm erkannte die Verzweiflung, die dahinter verborgen lag. "Sie haben keine Ahnung, dass sie ein neues Leben erschaffen haben. Sie weiß nicht, welche Bürde sie trägt.. Van ahnt nicht, dass er einen Erben hat...Einer der den Thron Fanelias wieder besteigen könnte, sollte sein Leben verwirkt sein.." "Schweig, Kadija.. Du solltest nicht von diesen Dingen reden. Du weißt, unsere Heimat.. ist nur noch eine Ruine.." "Ja, eine Ruine in der der Abschaum Gaias lebt..." Beide verstummten und hingen ihren eigenen Gedanken nach, ehe Ruhm seine Stimme erhob. "Es ist besser, wenn sie unwissend bleiben..." Ein wissendes Lächeln umspielte Kadijas Lippen und sie schloss ihre Augen. "Glaube mir...schon bald wird sie es fühlen. Immerhin ist sie die Cerridwen...sie wird wissen, dass etwas in ihr wächst.." "Genau deshalb mache ich mir Sorgen...Das ist alles.. einfach unglaublich.. Wir spielen auf einem Gebiet, von dem wir nichts verstehen.." "Wir sollten uns in Schweigen üben..." ordnete Kadija an und neigte ihren Kopf in Richtung Tür. Ehe Ruhm aufblicken konnte ging sie auf und Van trat mit sichtlich dunkler Miene heraus. Als die Nacht hereinbrach war es, als ob die Sterne darum kämpften das Firmament zu beherrschen. Noch nie schienen sie so hell ,so klar....Voller Hoffnung, und doch so als ob sie nur noch dieses eine Mal in ihrem Glanz erstrahlen wollten. Der Palast war getaucht in Gelächter und Fröhlichkeit, die Tage der großen Herrscher sollten nie zu Ende gehen. In einer Welt voll von Titeln, großen Namen und prunkvollen Palästen schien die Zeit still zu stehen. Fanelia war eine aufgehende Sonne, der Diamant des Westens. Umringt von Wäldern und dem Drachengebirge war es ein Ort der Magie für alle, die es besuchten. Der Palast im Herzen Adoms thronte auf dem höchsten Hügel und wachte über das Land. Selbst der Mond der Illusionen schien in dieser Nacht so hell wie noch nie. Es war, als ob er das grausame Schauspiel, das sich schon bald ereignen sollte, mit eigenen Augen sehen wollte... Doch bevor die Zeit gekommen war von den glücklichen Tagen Abschied zu nehmen und den unvermeidlichen Untergang einzuleiten, hatten die Mächte der Ewigkeit in ihrer Verzweiflung nur noch eines offen.. Es war grausam, und das wussten sie. Doch es war der einzige Weg um zu erkennen, ob bereits alles verloren war. Und so sollte es geschehen, dass sich die vollkommenen Gegensätze die sich doch so ähneln, in vollkommener Unwissenheit dass sie die jeweiligen Hälften eines Ganzen sind, in der letzten Nacht der Ruhe trafen. Die Vergangenheit prallte unbarmherzig mit der Zukunft aufeinander. Die Berührung zwischen zwei unschuldigen Seelen löste die Feder des Ursprungs aus, die Zukunft niederzuschreiben. Doch zwischen den Zeilen sollte sich eine ganz eigene Geschichte entwickeln... In der Ferne hörte man den Wind, wie er die Welt höhnisch fragte.. "Was bezweckst du damit? Wenn alles bereits vorgesehen ist, wieso führst du sie dann zusammen? Was macht dich so sicher, dass du etwas ändern kannst?" Und die Welt antwortete wissend.. "Weil sie wahre Liebe empfinden wird...zum ersten und zum einzigen Mal..." Der Wind schwieg... Als der kleine Junge das Mädchen vor ihm sah, kniff er die Augen zusammen um durch seine schwarzen Strähnen etwas zu erkennen.. Der Garten war still, nur das Plätschern der Brunnen war zu hören als sich ihre Blicke zum ersten Mal trafen. Die Musik aus dem Palast wurde nur leicht in den entlegenen Bereich der grünen Oase getragen, und der kleine Pavillon schien im Licht der Sterne weiß zu erstrahlen. Auf den seidenen Kissen saß das Mädchen, die Arme und Beine schmutzig vom langen Marsch durch den Dickicht. Ihr langes, blondes Haar war zu einem Zopf gebunden und hing bis zur Hüfte hinab. Der Junge sah sie an ohne etwas zu sagen. Er fragte nicht, wieso sie hier war. Wieso sie ungebeten in den königlichen Garten eingedrungen war und sich im Pavillon der Königin niederließ. Der Junge fragte sie nicht, weil er eines sicher wusste: Hier gehörte sie hin, dies war ihr Platz. Wortlos hob sie ihren zierlichen Arm und zeigte gen Himmel. Er blickte ebenfalls hinauf und sah das Schauspiel am Firmament...und dann lächelte er. Das Mädchen nickte und sah ihm direkt in die Augen. Und obwohl es bereits Nacht war, sah sie tief in das dunkle braun, dass sich ihr eröffnete .Augen voller Mut, voller Kraft....und doch zeugten sie von einer Verletzlichkeit, die tief im Inneren ihres Besitzers ruhte. "Ich bin Hitomi...." "Ich bin Van...." Es herrschte Stille, nachdem beide das hörten was sie eigentlich schon längst wussten. Sie stand auf, ihre nackten Füße traten beinahe lautlos auf das weiße Holz. Ihr Blick richtete sich wieder auf das Firmament, und auch sie lächelte. "Hitomi?" Der Junge machte einen Schritt nach vorne und strich sich ungeschickt die Haare aus dem Gesicht. "Ja?" "Ich werde dich beschützen ..." Es war eine alte Erinnerung, bereits so verblasst dass sie einfach nicht in ihre Gedanken zurückkehren wollte. Doch jedes Mal, wenn sie ihn ansah wusste sie dass es etwas gab, das sie verband. All die Jahre fühlte sie sich von der Welt, von ihrer Welt vergessen. Und in jeder Nacht, in der sie wach lag und sich fragte wieso gerade sie es war, die so fühlen musste fand sie keine Antwort auf all die Fragen die drohten sie bei lebendigem Leibe zu verzehren. "Wieso hört mich niemand schreien...wieso hört mich niemand....ist denn niemand hier? Einfach nur hier...." ~*~ But though you're still with me I've been alone all along...... ~*~ Es geschah, wie Ardan es gesagt hatte. Kaum Minuten später hörten sie das Schlagen der Hufe auf weichem Gras. Bisher blieben sie unentdeckt doch Eries zweifelte daran, dass dies so bleiben würde. Fest hielt sie Chids Hand in ihrer, und der Junge musste einige Male schmerzvoll aufstöhnen als eine Wache der Zaibacher Armee nicht weit weg von ihnen Patrouille ging. Doch das Gebiet war nun frei, niemand war zu sehen. Es schien als wäre der Garten des Herzogs nicht besonders gerne bewacht. "Sie sind unvorsichtig. Sie sehen sich selbst schon als die Herrscher von Gaia, genau das ist ihr jämmerlicher Fehler." flüsterte Ardan voller Abscheu. Die Hufe kamen näher, und dann erkannte Eries den Wagen der hinter dem Pferd gespannt war. Auf ihm befanden sich Töpfe, Holzschalen und andere nützliche Dinge. Nützliche Dinge für Küchenjungen, jedoch nicht für Soldaten. Neben dem Wagen ging ein Junge, vielleicht fünfzehn Sommer alt und in seinen Händen trug er einen Eimer. Vor ihrem Versteck blieb der Wagen stehen, und der Mann der auf dem Pferd saß deutete ihnen unauffällig an, hervorzukommen. Ardan erhob sich und zog Eries mit sich. Immer noch hielt sie Chids Hand fest, sie fürchtete er würde ihr entschwinden. "Gut dass ihr da seid..." sagte nun Ardan. Sie konnte es sich nicht erklären doch irgendwie war es ihr unangenehm, dass sich der Mann und sein jüngerer Kamerad nur mit einem Nicken zur Begrüßung herabließen. Doch sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken den Ardan packte sie am Arm und deutete ihr an, auf den Wagen zu steigen. Chid sah sich neugierig um und stupste den Jungen an. "Was ist denn das? Solche Stoffe habe ich noch nie gesehen!" "Das ist reinste Seide, aus dem Osten von Egzardia. Ihr sollt euch darunter verstecken." Eries fuhr herum und blickte Ardan wütend an. "Ist das dein ernst? Glaubst du etwa dass du uns auf diese Weise befreien kannst?" Sein verschmitztes Lächeln erinnerte sie plötzlich an die Jahre im Palast, als sie noch die Tochter des Königs war und er ein Ritter des Himmels.. Es war das gleiche Lächeln, das sie über all die Jahre so verzweifelt gesucht hatte.. "Ihr solltet mir vertrauen...so wie Ihr es früher getan habt.." Chid sah interessiert zwischen seiner Tante und dem Ritter hin und her als sich plötzlich der dunkel gekleidete Mann auf dem Pferd meldete. "Ardan wir müssen uns beeilen. Wir können nicht ewig hier herumsitzen und Schwätzchen halten wie die Waschweiber." Eries spürte die Wut in ihr auflodern, doch sie beherrschte sich und deutete Chid mit kühler Miene an, sich unter die Stoffe zu legen und sich nicht zu rühren. Dann legte sie sich ebenfalls dazu und beobachtete Ardan, wie er dem Mann zunickte und die vielen Lagen Stoff über ihr ausbreitete. Sie presste Chid an sich und schloss die Augen, als sich ihre Welt verdunkelte. Und als der Wagen sich in Bewegung setzte, senkte sie ihr Gesicht und sprach zu dem jungen Herzog in ihren Armen Worte der Besänftigung. Ob sie diese Worte für Chid sprach oder für sich selbst, wusste sie nicht.. Belor trat in das Haus ein und alles was er hörte, war das Geräusch einer Frau die weinte. Er schmiss das Holz in den Korb in der Küche und wartete. Wartete, dass das Weinen aufhörte. Doch es drängte sich mit jeder Sekunde tiefer an sein Ohr und als er glaubte, es nicht mehr auszuhalten rief er nach seiner Frau. "Laria! Hör auf damit!" Doch seine lauten Worte konnten nicht dafür sorgen, dass das klägliche Geräusch aufhörte und so beschloss er missmutig nach oben zu gehen. Nach all den Wochen hatte er geglaubt, seine Frau wäre bereits über das Schicksal ihrer Tochter hinweg. Das Holz knirschte unter seinen Füßen und als er den Gang entlang lief zum Zimmer seiner verschwundenen Tochter spürte er zum ersten Mal, dass etwas anders war. Er war sich sicher dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Die drückende Stimmung im Dorf, die bereits seit Wochen herrschte ging mit jedem Tag mehr und mehr auf die Menschen über. Sie waren nur noch dankbar, dass die Soldaten sie am Leben ließen. Belor wusste, dass Zaibach bereits Asturia kontrollierte. Das, was von dem einst so prächtigen Königreich übrig war, war heute nur noch ein Schattenbild, eine Militärbasis für das Zaibacher Reich und seine Lakaien. Die Unterdrückung und das Leid der Menschen traten mehr und mehr in den Hintergrund, und ohne Widerstand nahmen sie ihr Schicksal an. Resigniert öffnete Belor die Tür zum Zimmer, doch ehe er eintrat hörte er die plötzlich flehend klingenden Schluchzer seiner Frau und die Anwesenheit etwas anderem...etwas Bösem. Er stieß die Tür mit einem Ruck auf und was er erblickte, ließ ihn erschaudern. Er konnte sich nicht mehr rühren, zu gewaltig war die Angst, die er plötzlich verspürte. Laria kniete auf dem Boden und flehte. Sie flehte um ihr Leben und das ihres Mannes. "Wer...wer seid ihr...." brachte Belor hervor als er sah, wie eine schwarze Gestalt den Hals seiner Frau packte. Laria sah ihn mit Tränen in den Augen an. Es waren zwei. Zwei in pechschwarz Rüstungen gehüllte Wesen, deren Gesichter von Masken verdeckt waren. Das einzige was er erkennen konnte waren die Augenpaare, die ihn in tiefstem Rot anstarrten als wollten sie nur mit einem Blick sein Leben beenden. Mit Schrecken beobachtete Belor, wie Laria verzweifelt versuchte sich aus dem Griff des Wesens zu befreien. Der andere griff in die Kiste, die neben dem Bett stand. Es war die Spielzeugkiste, in der die wenigen Besitztümer des kleinen Mädchens ruhten. Mit seiner riesigen Hand zog er einen Stoffhasen hervor und führte ihn an sein Gesicht... Belor beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie der Dämon vor ihm an dem Hasen roch und den Duft einsog als sei es das Einzigste, was es noch auf dieser Welt gab. Seine Augen waren geschlossen, doch plötzlich öffneten sie sich und starrten ihn direkt an. Er machte einen Schritt zurück und prallte gegen die Holzwand, und als Belor seine Stimme hörte schloss er die Augen und verdeckte in Verzweiflung seine Ohren. Es klang wie das Grollen des Feuers aus den Tiefen der Unterwelt. Jede Silbe schmerzte ihn und er hoffte, es würde bald vorbei sein.. "Ich kann sie riechen....weit weg, und doch ist sie es...Ja..." Der Stoffhase wurde mit einer einzigen Handbewegung zerrissen. Die Fetzen fielen zu Boden. "Ihre Anwesenheit hat sich in das Holz gebrannt...Ihre Macht verweilt selbst noch hier.." zischte der Andere, Laria immer noch am Hals packend. "Was wollt ihr hier...." presste Belor hervor und sank auf die Knie. Laria schloss die Augen, als der Griff um ihre Kehle immer stärker wurde. Eines der Wesen trat auf Belor zu. Jetzt, da er auf dem Boden kniete und es nicht wagte zu ihm hinaufzusehen bemerkte er erst, was dort vor ihm stand. Die Hände in von Stacheln übersäten Handschuhen aus Eisen gestülpt, die schwarze Rüstung und der schwarze Mantel voll mit Dreck, an der Seite eine Axt an der Blut klebte, an der anderen ein Schwert dessen dunkle Klinge wie in Gift getränkt aussah. Wieder ertönte die schreckliche Stimme. "Wer wir sind, ist was wir wollen." Belor wusste nicht, dass ihr Geruch sie hergeführt hatte, dass ihre ruhende Macht sie an diesen Ort geschickt hatte. Phobos und Deimos folgten einer Spur. Unbarmherzig und ohne Reue zogen sie durch die Länder, bis sie sie gefunden haben. "Ich bitte....euch....verschont....uns..." Laria konnte kaum sprechen doch ihr Flehen war laut genug um an ihre Ohren zu dringen. Ein lautes Zischen war zu hören, ehe Phobos sprach, den Griff immer noch so fest wie zu Beginn. "Es ist sinnlos, Mensch. Ob heute oder bald. Ihr werdet sowieso alle sterben." Noch ehe die letzte Silbe seinen Mund verließ hörte Belor ein widerliches Geräusch. Er brauchte nicht aufzusehen um zu wissen, dass es das Knacken von Knochen war die gebrochen wurden. Er sah den leblosen Körper seiner Frau, der zu Boden fiel. Mit aufgerissenen Augen starrte der tote Körper ihn an. "Wohin?" "Nach Süden." ordnete Deimos an. Es war seltsam, doch das Einzige an das Belor denken konnte war dass die beiden nur zu unterscheiden waren wenn sie sprachen.. Sie gingen zur Tür, neben der Belor kniete und fassungslos vor sich hinstarrte. Die Dämonenfürsten sahen sich an, und ehe Deimos nickte stach Phobos seine scharfe Klinge in das Fleisch des Mannes. Das letzte, das Belor vernahm bevor ihn der Tod ereilen konnte waren Worte, die selbst einen Sterbenden noch trafen.. "Seid dankbar dass ihr jetzt sterben dürft. Alles was danach kommt, wird Gaias Ende sein.." Die Klinge wurde aus seinem Herzen gezogen und der hölzerne Boden färbte sich blutrot.. Wortlos ging er an den beiden vorbei, doch Kadija hatte nicht vor ihn so einfach gehen zu lassen. "Wo willst du hin?" Er drehte sich nicht um, als er antwortete. "Habt ihr etwas zu essen?" Kadija verstand. Sie nickte Ruhm zu und ging dann zu Van, der bereits schon fast aus dem kleinen Vorraum verschwunden war. "Warte. Ich werde etwas zubereiten." Van wusste, es war kein Angebot sondern eine Anweisung. Er sah ihr hinterher, wie sie in Richtung Küche verschwand. Seine Kräfte verließen ihn, er konnte es spüren. Er ging auf Ruhm zu und setzte sich gegenüber, das Feuer prasselte immer noch in der Mitte. Der Wolfsmann beobachtete mit sanften Augen, wie Van seinen Kopf in die Hände stützte und tief einatmete. "Du solltest dir das alles nicht so zu Herzen nehmen, Majestät. Sie wird bald wieder die Alte sein." Ruhm wusste, wie lächerlich seine Worte klangen doch er sprach sie trotzdem. Lange Zeit sprachen die beiden Männer kein Wort, ehe Ruhm aufstand und in Richtung des Schrankes ging, der an der Wand stand. Er öffnete ihn und holte eine aus dunklem Holz geschnitzte, kleine Kiste heraus die mit einem Schloss versehen war. Bedächtig strich er mit seiner Pranke über das alte Holz, das an manchen Stellen schon morsch und leicht verbrannt war. Als er wieder an der Feuerstelle ankam, hielt er Van das Kästchen entgegen. Skepsis spiegelte sich in seinem Gesicht doch Ruhm lächelte ihn nur an. Zögernd nahm er es an und betrachtete es lange. "Kennst du es noch?" fragte Ruhm, doch Van schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. "Es wundert mich nicht, immerhin ist es schon so lange her dass selbst ich manchmal nachdenken muss..." "Es ist verschlossen." bemerkte Van und seine Stimme klang wieder kontrolliert und kühl. "Es muss nicht verschlossen bleiben.." antwortete Ruhm und hielt ihm einen Schlüssel vor die Nase den Van, ebenfalls zögernd, annahm. Er war sich nicht sicher ob er wissen wollte, was sich in diesem alten Stück Holz befand. Doch schließlich siegte die Neugier und er ließ den rostigen Schlüssel einige Male durch seine Finger gleiten. "Was ist im Inneren?" dachte er laut. "Deine Zukunft..."antwortete Ruhm leise und blickte ins Feuer. Van sah den Wolfsmann mit zusammengekniffenen Augen an als er das Schloss des Kästchens öffnete. Er atmete tief durch ehe er den Deckel anhob. Was er dort erblickte schickte ihm einen Schauer durch seinen ganzen Körper. Er war zu überrascht als das er hätte geschockt sein können. "Ich sehe du erkennst es wieder, Majestät." Van wunderte es, dass seine Hände nicht zitterten als er in das Kästchen griff und den Spiegel herausholte. Bis auf eine kleine Schramme am Griff war er unversehrt und er betrachtete ihn ungläubig. "Er....er war zerbrochen...Ich habe ihn doch zerbrochen.." Mitfühlend sah Ruhm seinen jungen König an. "Ja das hast du, doch selbst wir Wölfe wissen wie man einen zerbrochenen Spiegel heilt." "Aber wie...wie habt ihr das gefunden?" "Wir kamen zurück, um zu sehen ob nicht doch noch vielleicht.. jemand am Leben war. Als ich durch die Ruinen des Palastes ging..." Er machte eine kleine Pause. Ruhm musste zugeben es war doch schwerer darüber zu sprechen als er es sich vorgestellt hatte. "Ich sah ihn auf dem Boden liegen...und ich brachte es nicht übers Herz, ihn mit ihr zu begraben..." Van schloss die Augen. Es war wie ein Schlag aus der Vergangenheit, ihn in Händen zu halten. Plötzlich erinnerte er sich genau an den Tag, an dem er den Spiegel seiner Mutter zerbrach. Sie war weder wütend noch traurig, während er weinte und furchtbare Angst vor einer Strafe hatte. Das Einzige was sie tat war ihm beruhigend über den Kopf zu streichen und zu sagen, dass es nichts schlimmes war. "Es ist doch nur ein Spiegel...." Van wusste, dass es ein altes Erbstück war dass von Königin zu Königin bereits seit Generationen weitergegeben wurde. Es gehörte einst der ersten Königin Fanelias, und jede Frau hütete ihn wie einen Schatz. "Ich wollte ihn benutzen...." "Um die Sonne darin einzufangen.. Ich erinnere mich genau was damals in deinem kleinen Kopf vorging.." Ihre Köpfe drehten sich Richtung Tür. Kadija trat erneut ein, mit einem Teller Suppe in der Hand. "Ihr scheint mir überrascht, doch selbst in diesem alten Fell steckt noch Wissen.." Sie trat auf die Männer zu und betrachtete den Spiegel. "Du hast so laut geweint, ich dachte du würdest niemals aufhören..." Van senkte den Kopf. "Ich hatte es vergessen. Alles vergessen." "Vielleicht war es auch besser so. Es waren schmerzvolle Jahre.." "Die dann vorbei sein werden wenn Gaia wieder frei ist und Fanelia eine Königin hat.." Während er diese Worte sprach sah Ruhm Van durchdringend an, doch der schüttelte den Kopf und blickte in den Spiegel. "Es gibt nicht einmal einen König." Lange herrschte Stille, und dann geschah etwas das wohl niemand der Anwesenden erwartet hätte. Kadija gab Van einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf. "Du redest solch einen Unsinn dass ich nicht glauben kann dass du Varies Sohn bist! Hör auf dich zu verstecken und nimm an, was du bist. Was sie ist. Vielleicht solltest du ihr einmal in die Augen schauen, wer weiß vielleicht verstehst du dann..." Ruhm war einerseits geschockt als er sah, wie seine Frau den jungen König mit einem Schlag auf den Hinterkopf zurechtwies wie einen Bauernjungen. Doch er konnte nicht anders, er musste einfach lächeln. Van dagegen sah Kadija wütend hinterher und rieb sich die schmerzende Stelle. Er murmelte etwas vor sich hin, doch damit brachte er Ruhm nur noch mehr zum Lachen. "Manchmal ist es, als wäre all das gar nicht geschehen.." sagte er und fühlte sich zum ersten Mal seit langem erleichtert. "Es ist schön zu sehen, dass nicht alle Herzen von Krieg und Hass zerfressen sind.." Auf diese Worte blickte Van auf, und alles was er tun konnte war zu nicken. Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Spiegel zu. Ruhm beobachtete, wie er wieder gedankenverloren in diesen hineinstarrte. "Was siehst du?" fragte er leise. Schweigend betrachtete er sein Spiegelbild. Es kam ihm merkwürdig vor. Die gebräunte Haut, die markanten Gesichtszüge, die dunklen Augen und die schwarzen Strähnen die ihm manchmal sogar die Sicht nahmen. Van war sich sicher dass er nicht wie ein König aussah. Krieger, Rebell, Samurai...wie auch immer man sagen wollte, er war alles nur nicht dass was er sein sollte. "Es wird Zeit, dass du zu dem wirst wofür du geboren wurdest...Majestät.." "Ich kann nicht. Ich will nicht." war die blanke Antwort. "Was siehst du dann wenn du hineinsiehst? Was siehst du dann, Majestät?" wiederholte Ruhm. "Ich sehe nichts....." Seufzend schüttelte Ruhm den Kopf. Er wusste es war zwecklos mit Van zu diskutieren wenn er nicht wollte. Und in diesem Moment schien er lieber einem Soldaten das Schwert an die Kehle zu halten als über sich selbst zu sprechen. Ruhm bemerkte nicht, dass er log. Van sah etwas, doch unter keinen Umständen sollte auch nur irgendjemand davon erfahren. Er wollte es ja selbst nicht einmal.. "Was ich sehe? Du willst wissen was ich sehe? Ich sehe das, was ich am meisten fürchte...das, was mich am meisten heimsucht....das, ohne das ich nicht mehr ich bin...Ich sehe sie.." Wären seine Gedanken Worte gewesen, Van hätte sie so laut in die Welt geschrieen dass selbst die Götter es hören mochten. Folken betrachtete missmutig den roten Stein, der Momente zuvor auf seinen Tisch geworfen wurde. Er wusste er sollte ruhig bleiben, doch die unsagbare Respektlosigkeit und Anmaßung die Dilandau ihm entgegenbrachte ließ sein Blut kochen. Doch er zeigte sich kühl, seine Fassade aufrecht erhaltend. "Wieso hast du das getan? Hat man dir nicht aufgetragen ihn lebend zu bringen?" Als Antwort bekam er nur ein unterdrücktes Lachen. "Dilandau! Antworte mir!" "Mein lieber General, wo bleibt Eure Freude? Ich habe doch nur ein hübsches Geschenk mitgebracht." "Du hast vielleicht einen der letzten Ispanos getötet die uns von großem Nutzen hätte sein können! Weißt du, was du angerichtet hast?" Folken schlug wütend mit den Händen auf den Tisch und sah Dilandau verächtlich an. Dieser verdrehte nur die Augen und grinste ihn an. "Wie mir scheint, bist du doch nicht so kalt wie du immer tust .Komm schon, gib es zu General, dir hat es nicht gefallen dass ich mich so nah an die Grenzen deines verdammten Ruinenhaufens getraut habe." Als er auf solche Weise von seiner Heimat sprach musste sich Folken schwer beherrschen Dilandau nicht an Ort und Stelle zu erstechen. Doch er belehrte sich eines besseren und stand von seinem Stuhl auf um auf den Kommandanten zuzugehen. "Das war das letzte Mal, dass du meine Pläne zunichte gemacht hast." "Deine Pläne sind ein reines Desaster. Man könnte meinen du hältst mich absichtlich von diesem miesen Bastard fern." Dilandaus Kampflust befand sich auf dem Höhepunkt und er war frustriert, seinen Gefühlen nicht freien lauf lassen zu können. "Weiß General Adelphos davon?" "Nein, ich hatte noch nicht die Gelegenheit zu unserem hochgeschätzten General zu gehen. Ich dachte ich gebe dir das, was du so dringend willst." antwortete Dilandau mit einem Grinsen im Gesicht. "Du kannst gehen, Kommandant." ordnete Folken kühl an und machte somit deutlich dass er Dilandaus Nähe nicht einen Moment länger duldete. Dieser war etwas überrascht, seine Kampfstimmung war noch nicht verflogen und er hatte gehofft wenigstens etwas davon an Folken auszulassen. Aber im Moment musste er sich wohl mit dem zufrieden geben was er bekam. Erschöpft schloss Folken die Augen und dachte angestrengt nach. "Er ist gefährlich...." "Ich weiß, doch was soll ich gegen ihn tun? Seine Worte sind leer und.." "Nein, nicht er. Der Stein." Soras Gestalt erschien lautlos in einer Ecke des Zimmers und das fahle Licht der Lampen tauchte ihre mysteriöse Form in einen glühenden Schatten. Verwundert sah Folken auf den roten Stein des toten Ispano. Er streckte die Hand aus um ihn zu berühren, doch Soras Worte hielten ihn zurück. "Tut das nicht. Es wäre nicht von Nutzen." "Was ist es?" fragte er monoton und suchte irgendetwas in ihrem Blick, dass ihm verriet was sie in diesem Moment spürte. Doch wie immer erkannte er nichts... "Es ist ein Spiegel, eine Reflektion. Er zeigt das, was man nicht sehen will.." "Aber Dilandau.." "Dilandau hat kein Gewissen, es gibt nichts was ihm Angst macht. Deshalb ist der Stein in seinen Händen machtlos." Folken stand auf und betrachtete den rot schimmernden Stein von weitem. Er sah aus wie ein einfacher Rubin, nicht mehr und nicht weniger kostbar. "Was werde ich sehen?" Sora schwieg lange, ehe sie antwortete "Das, was Ihr nicht sehen wollt." "Es gibt vieles, das ich vergessen will...." "Aber eines ist stärker als alle anderen..." Sein Herz pochte schmerzvoll, als er ihm eine wohlbekannte Melodie vernahm. Er hatte keinen Schimmer woher das Pfeifen plötzlich kam, doch es war da. Die längst vergessene Hymne drängte sich in sein Gehör und Folken stöhnte auf. "Lass das. Hör auf damit...." Sein Ton glich eher einem Flehen als einem Befehl, doch Sora blieb weiter emotionslos an ihrem Platz in der Ecke stehen. "Wie lange wollt Ihr noch leiden? Wie lange wollt Ihr noch der Vergangenheit nachtrauern? Das Pfeifen wurde leiser, doch er konnte es immer noch genauso deutlich hören wie zu Beginn. Doch als genauer hinhörte wurde ihm klar, dass es nun nicht mehr ein Pfeifen war sondern das einsame Klingen einer Spieluhr. Folken versuchte, die Bilder die sich in seinem Kopf formten verzweifelt zu verdrängen, doch er wusste er hatte gegen seine eigenen Dämonen keine Chance.. Die stetige Melodie der Spieluhr ertönte, und mit großen Augen beobachtete er wie seine Mutter behutsam das Bündel Mensch in die Wiege legte. Als sie ihren ältesten Sohn am anderen Ende des Zimmers stehen sah, lächelte sie ihn an und winkte ihn zu sich. "Komm zu mir, Folken. Dein Bruder freut sich bestimmt, dich zu sehen.." Ihre sanfte Stimme ermutigte ihn, zu ihr zu gehen. Als er an der Wiege ankam und hineinsah verspürte er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl von Liebe. Nicht die Liebe, die seine Eltern ihm entgegenbrachten oder umgekehrt. Nein, er verspürte eine beschützende Art von Liebe diesem kleinen Wesen gegenüber. Seit dem Tag seiner Geburt hatte Folken seinen kleinen Bruder nicht wirklich angesehen. Er fürchtete um seinen Platz in der Rangordnung. Doch jetzt, da er ihn zum ersten Mal genau ansah waren all seine Zweifel dahin. "Sag Guten Morgen zu deinem großen Bruder, Van..." sprach seine Mutter sanft und wie auf Kommando öffnete der Säugling seine Augen und streckte die Hände aus .Folken griff vorsichtig nach seinen kleinen, zerbrechlichen Händen und lächelte als sein kleiner Bruder mit seiner gesamten Hand seinen Zeigefinger umschloss. "Siehst du Folken....er hat keine Angst vor dir....Er vertraut dir..." Mit großen Augen sah ihn der kleine Mensch an und Folken kam es für einen Moment so vor ,als ob er in seinem wenige Tage altem Leben das erste Mal lächelte... "Was ist das ,Bruder?" "Wo hast du das her? Bring es lieber sofort zurück oder Vater wird sehr böse.." "Aber ich will wissen was es ist!" Folken lächelte und nahm dem kleinen Jungen das schwere Katana aus den Händen. "Das ist das königliche Schwert von Fanelia. Es gehört Vater ,und eines Tages werde ich es führen müssen..." "Wieso musst du es führen?" "Weil ich....der Erstgeborene bin. Würdest du es denn lieber führen?" Er beobachtete fasziniert wie der Kleine den Kopf schüttelte und die Arme ausstreckte. "Ich will kein König sein. Ich will nicht kämpfen und das tun, was Vater tun muss .Mutter ist immer traurig weil er nicht da ist. Ich will Gaia sehen und ganz viele Freunde finden." Er hüpfte auf den Sessel und zog ein Buch aus dem Regal heraus. Kurz blätterte er darin bevor er es Folken auf den Schoß warf. "Und das da, das will ich suchen .Es sieht schön aus!" Vergebens versuchte Folken, den Schock in seinen Augen zu verbergen als er auf die alte Aufzeichnung starrte. "Woher hast du das....Wer hat dir das gezeigt?" "Niemand ich habe es selbst entdeckt." entgegnete der Junge stolz und stemmte die Arme in die Hüften. Doch sein zufriedenes Grinsen verschwand, als er den besorgten Gesichtsausdruck seines Bruders sah. "Bruder, was hast du?" Folken stand auf und schob das Buch zurück ins Regal. Dann beugte er sich zu seinem kleinen Bruder hinab und sah ihn ernst an. "Van, versprich mir dass du dir dieses Buch nie wieder ansehen wirst. Du wirst niemals jemandem etwas davon erzählen, hast du verstanden?" "Aber wieso was ist denn..." "Versprich es!" Ängstlich nickte der Kleine und Folkens Stimme wurde sofort wieder ruhig. "Gut. Nun bring Vater sein Schwert zurück, ja?" Van nickte nur und verließ schnell das kleine Zimmer .Ehe Folken ihm folgte, warf er einen letzten Blick auf das Buch das nun wieder im Regal ruhte.. Mit einem seltsamen Gefühl ging er die Gänge entlang, die alte Inschrift wollte einfach nicht aus seinem Kopf. Er sah das Bild immer noch genau vor seinen Augen. Dieses schreckliche Bild, auf dem sie alle richtete. Gaia erstrahlte in dunklem Licht und ihre richtende Hand erhob sich über dem Schicksal. Ihr Gesicht zeugte von Schönheit, doch ihr Herz wünschte den Untergang herbei. Der Schwarze Drache ruhte zu ihren Füßen und wartete....... "Hier ruht die Cerridwen. Sie ist die Eine, die die Welt teilen wird. Licht und Schatten. Leben und Tod. Ihre Seele wandert durch die Gezeiten, und selbst die Götter fürchten sie .Doch ihre Reise hat ein Ende, und an ihrer Seite wird der Auserwählte sein...Der Auserwählte, der für sie sein Leben lassen wird, so wie sie es verlangt.....Gehet hin und kämpft...auf das Gaia untergeht.." Er hatte den Kampf gegen den Drachen verloren und war bereit zu sterben. Sein rechter Arm war nur noch ein Stumpf, den Rest hatte der Drache längst verschlungen .Doch noch bevor das Ungeheuer seine tödliche Klaue erheben konnte wurde es von einem grellen, weißem Licht umschlossen und wenige Momente später in Stücke gerissen. Geschockt sah er auf die Fleischstücke, die vor ihm lagen und der Schädel des Drachen blickte ihn mit aufgerissenen Augen an. Folken stand unter Schmerzen auf, und ehe er seine Augen vor dem schrecklichen Anblick schützen konnte spürte er eine Hand auf seiner Schulter .Erschrocken fuhr er herum, die Todesangst immer noch in den Knochen.. "Wer...bist du?" fragte er flüsternd und hob sich den blutigen Arm. Dies war das erste Mal, dass er in die traurigen Augen von Sora blickte. "Bitte....verzeiht mir........." Seit diesem Tag legte er sein Leben in die Hände des Herrschers auf dem schwarzen Thron. Er versprach ihm, seine Familie wiederzusehen. Seinen Bruder wieder in die Arme zu schließen. Blind vor Hoffnung glaubte Folken, was er hörte .Er achtete nicht auf die stummen Schreie, die Sora ihm zuwarf. Und er sah seine Familie wieder. Jedoch nicht so, wie er es sich erhofft hatte.... "Noch heute hört Ihr ihre Schreie, ihre Angst. Ich weiß, man hat Euch verraten. Doch Euer Leben wurde verschont und ihr musstet tun, was man Euch auftrug." Soras Worte klangen wie bittere Melodien und Folken blickte sie verächtlich an. "Ich wäre lieber gestorben als an diesem Tag zurückzukehren. Ich hätte Fanelia nie wieder betreten, wäre da nicht..." "Euer Bruder gewesen. Ja, Eure Sehnsucht war zu stark, selbst als Soldat des Black Dragon Clans wolltet Ihr ihn noch ein letztes Mal sehen." Folken sank zu Boden, und Soras Miene spiegelte für einen Moment Mitleid wieder. "Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, was sie vorhatten....Sie sagten mir, es wäre ein Friedenstreffen...aber in Wahrheit.....war es nur.....ein Blutbad.." Sora nickte und unmerklich ballte sie ihre Hände zu Fäusten. "Es war falsch. So falsch..." "Sie haben alle getötet.. Sie haben meinen Vater vor meinen Augen getötet. Ich wollte ihn retten, doch sie hielten mich fest.. Sie wussten, ich würde das nicht zulassen....Ich rannte durch den Palast. Ich wollte ihn finden, ihn von hier wegbringen.. Und dann sah ich sie. Sie hielt Van an ihrer einen, Merle an ihrer anderen Hand. Sie rannten...und ich wollte ihnen zur Hilfe eilen. Doch als sie mich rennen sah, sah sie nicht ihren Sohn. Sie sah ihren Feind. Und sie rannten. Direkt in seine Arme..." "Dilandau..." presste Sora hervor. Folken nickte mit einem verzogenen Grinsen im Gesicht. "Ja.. Dilandau...Er war damals nur ein kleiner Soldat, doch schon einst schimmerte die Mordlust in seinen Augen. Er hielt ihn fest. Merle konnte sich noch in Sicherheit bringen...Doch ihn hielt er fest. Und ließ ihn zusehen. Dieser miese Bastard ließ einen kleinen Jungen zusehen wie Soldaten seine Mutter töteten!" schrie Folken und schlug mit den Fäusten auf den Boden. Sora hatte ihn noch nie so emotional erlebt und sie wusste, es würde ein Moment sein der nie wieder kommen würde. "Ich...ich riss mir den Helm vom Kopf und schrie. Ich schrie. Doch es war, als ob kein Laut aus meinem Mund kam. Dilandau lachte. Und er sah mich an. Van sah mich. Sein Gesicht war mit Dreck bedeckt, seine Wangen rot vom Weinen. Aber seine Augen...ich wusste, er erkannte mich sofort. Und von diesem Moment an wusste ich, dass er mich abgrundtief hasste...." Folken erinnerte sich so genau an den Blick seines Bruders, dass es ihn jede Nacht, ja beinahe jede Sekunde seines Lebens heimsuchte. "Es war schrecklich. So unsagbar schrecklich.. Ich habe mir selbst bis heute noch nicht verziehen. Und alles was ich will ist, dass es aufhört. Dass ich nie wieder sehen muss, wie er mich ansieht. Wie Van mich ansieht und einen Verräter erkennt...und einen Mörder..." Schweigen war das Einzige, was folgte. Endloses Schweigen, das sich in der Dunkelheit der Festung verlor. Folken kämpfte, dies wusste sie. Doch sie wusste auch, dass es keinen Ausweg gab. Es galt nur noch die Zeit so zu nutzen, dass es einen Sinn ergab. Wenn er überhaupt einen Sinn in all dem gab, was geschehen sollte. "Verbrennt sie! Verbrennt sie!" Die Schreie des Volkes ertönten laut durch sie Strassen, ein jener wusste welcher Tag nun endlich gekommen war. "Verbrennt sie! Verbrennt sie!" Es gab einen Prozess, doch dieser dauerte nicht einmal eine Stunde. Bereits als sich die Anwesenden vor dem König verneigten, war das Urteil bereits stumm gesprochen. "Im Namen seiner Majestät, König Broin Nadar de Fanel und des hohen Rates der heiligen Tempel von Fanelia lautet das Urteil "Tod durch den Scheiterhaufen"! Möge das Feuer Ryujins deine ketzerische Seele reinigen und Gnade walten lassen. Das Urteil wird morgen ,nach Sonnenaufgang, vollstreckt." Die Todgeweihte zeigte keinerlei Regung ,als die Strafe verkündet wurde. Sie sah den König an, wie er zufrieden lächelnd auf seinem Thron saß und auf sie herabblickte. Als die Wachen sie abführten, warf sie ihm einen letzten Blick zu. Und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Broin Nadar de Fanel wahre Furcht. Er wusste nicht wieso, doch die Intensität ihrer von seichtem grün durchzogenen Augen ließen ihn erschaudern. Doch als sie den Raum verließ war das Gefühl verschwunden, und der König war sich sicher dass ihm sein Geist einen Streich spielen wollte. "Augen können nicht sprechen..."flüsterte er leise vor sich hin. "Ihr macht einen gewaltigen Fehler, König..." Die Banner Fanelias wehten ihm frischen Morgenwind, und die Sonne schien gedämpft durch die dichten Wolken. Das gesamte Volk hatte sich inmitten des Marktplatzes versammelt ,niemand wollte sich den qualvollen Tod der Ketzerin entgehen lassen. Die Schreie wurden lauter, als der Karren aus dem Verließ gezogen wurde und den langen Weg hinab auf den Marktplatz gerollt wurde. Die Menschen schrieen, beleidigten und bewarfen sie mit Müll. Doch stets hielt sie ihr Haupt hoch, keine Anzeichen von Demut oder Angst. "Hexe !Du wirst brennen!" "Das Feuer kennt keine Gnade!" "Elendig sterben soll sie!" "Dein Tod ist die Erlösung Fanelias!" "Für Fanelia! Für Fanelia!" Als die junge Frau diese Worte hörte huschte ein Lächeln über ihre Lippen. "Erlösung? Ihr sprecht von Erlösung? Nein.. mit meinem Tod habt ihr euren eigenen heraufbeschwört..." Der Wachmann, der vorne am Karren zog und ihre Worte hörte, schüttelnde lachend den Kopf. "Halt den Rand, du dreckiges Miststück." Ihr Kopf neigte sich zu ihm herab, und wären ihre Hände nicht gefesselt gewesen hätte sie mit ausgestrecktem Finger auf ihn gezeigt. "Du bist der Erste, der sterben wird..." Der Karren rollte weiter, der Scheiterhaufen wartete bereits. Das Volk tobte, und der König sah von seinem Podest zufrieden zu wie es die Hexe beinahe zerreißen wollte, mit Worten und Blicken. Schließlich kamen sie zum Stillstand, und mit groben Handgriffen wurde die Frau die Stufen hinauf zum Scheiterhaufen geführt. Ihr Blick glitt das Podest hinauf und sie erkannte die, die für ihren Tod verantwortlich waren. Die Obersten des Rates, die Tempelpriester und schließlich den König .Neben ihm saß sein ältester Sohn, gerade alt genug um ein Schwert zu halten. Ängstlich sah er sich um bis sein Blick den der Hexe kreuzte. Sofort wandte er sich ab und sah zu Boden. Die Wachen stießen sie auf den Scheiterhaufen ,unterstützt durch die wütenden Rufe des Volkes. Sie banden ihre Hände hinter den länglichen Stein und fesselten ebenso ihre Füße. Das zerfetzte Kleid rissen sie ihr auf und entehrten sie somit vor der gesamten Menschenmenge. Einer der Wachen spuckte ihr noch ins Gesicht bevor er sich von ihr abwandte und die Stufen hinabschritt, doch sie kümmerte sich nicht weiter darum. Plötzlich verstummten die Menschen und sahen hinauf zu ihrem König, der sich nun erhob. "Volk von Fanelia, hört mich an!" Lauter Jubel ging durch die Menge, doch mit einer Handbewegung brachte der König wieder Ruhe herbei. "Heute ist der Tag, an dem ich unser geliebtes Reich von einer Seuche befreien werde! Schon viel zu lange hat dieser Dämon unsere Gedanken vergiftet und unser Leben bedroht! Sie hat nicht nur die Tempel und den Vater aller Götter beleidigt, nein sie hat sogar behauptet über ihnen zu stehen! Ich handle nun im Auftrag Ryujins, und er befiehlt diese unsagbare Ketzerei mit dem Tod zu bestrafen, so wie es das Gesetz verlangt!" Erneuter Jubel brach aus, die Wachen schlugen mit ihren Schwertern gegen ihre Rüstungen und schrieen laut den Namen ihres Königs. Broin sah mit Genuss auf sein Volk, doch als er in das gleichgültige Gesicht der Ketzerin sah wurde er wütend. "Entfacht das Feuer!" rief er und sah gebannt auf die brennenden Fackeln, dem trockenen Holz doch so nah. Die Männer, die die Fackeln in der Hand hielten, sahen sich skeptisch an. Es schien als ob sie stumm darum stritten, wer den Scheiterhaufen anzünden sollte... "Tu du es." "Wieso ich? Nein ,tu du es.." Gespannt wartete das Volk auf das Spektakel, immerhin geschah es nicht jeden Tag dass eine Ketzerin verbrannt wurde. Sie sah die Menschen vor sich, die Schreie und das zufriedene Lächeln des Königs. Fanelia war ihre Heimat, und jetzt würde sie in ihrer Heimat sterben. Ihre Worte wurden überhört, ihre Warnungen mit Gelächter abgetan. Doch sie hatte sich für diesen Weg entschieden und sie wusste, dass ihr Tod nur ein Bruchteil des Ganzen war, was geschehen würde. Die Wachen stritten sich immer noch und die Menge wurde langsam ungeduldig. Wütend stand der König auf. "Wieso zögert ihr, tut was ich euch befehle!" Die Frau sah Broin triumphierend an, er konnte das Zittern seiner Wachen beinahe hören. "Was, wenn sie recht hat?" "Vielleicht ist sie ja wirklich die, die sie behauptet zu sein." "Wenn die Legende wahr ist dann...Nein, ich werde es nicht tun!" Der Wachmann ließ die Fackel fallen und ging einige Schritte zurück. Plötzlich stieß ihn jemand von hinten aus dem Weg und hob die Fackel auf. "Ihr seid ein Haufen erbärmlicher Bastarde! " knurrte er und nahm dem anderen ebenfalls die brennende Fackel aus den Händen. Der König nickte zufrieden und strich seinem Sohn über den Kopf. "Sieh genau hin, Slanzar. Das tut man mit Menschen, die sich gegen das Königshaus Fanel und die Götter stellen." Der kleine Junge starrte weiterhin auf die Frau und seine Augen weiteten sich, als das morsche Holz begann, zu brennen. "Verzeih uns...Verzeih uns..."wiederholte er immer wieder leise. Doch sein leises Flehen ging in den Schreien der Menge unter. Die Flammen schlugen mehr und mehr um sich ,doch die Frau auf dem Scheiterhaufen zeigte weiterhin keinerlei Regung. Erneut stand der König auf und zog sein Schwert .Er hielt es in den Himmel und schrie ,so laut er konnte. "Bevor du stirbst ,hast du noch irgendetwas zu sagen?" Broin sprach diese Worte nicht für sein Volk, nein er tat es aus eigenem Vergnügen. Er wollte hören, was die Hexe im Angesicht des Todes sagen wollte. "Bettel um Gnade, damit Ryujin sich deiner dunklen Seele annimmt! Bitte das Haus Fanel um Vergebung für deine schändlichen Worte!" rief er zu ihr hinab. Das Feuer hatte sie nun beinahe umschlossen, doch sie zeigte keinerlei Anzeichen von Schmerz. Der Junge wandte beschämt die Augen ab und schloss sie,in der Hoffnung so etwas nie wieder erleben zu müssen. Nie wieder dieses Urteil zu vernehmen.. "Stirb!" rief die Menge nun im Chor. Rauch stieg nach oben, und wie von Geisterhand verdunkelte sich der Himmel. Wo eben noch der sanfte Sonnenschein eines Morgens war, war nun das Grollen des Donners zu hören. Die Menschen verstummten ,und auch die Priester, die Monarchen und die Angehörigen des Rates blickten verwirrt zum Himmel. "Was.. was hat das zu bedeuten?" stammelte Broin und sah die Tempelpriester fragend an. Die konnten jedoch nur ratlos mit dem Kopf schütteln. Plötzlich hörte man lautes Lachen .Alle Blicke glitten zum Feuer und starrten auf die Frau ,die sich lachend in den Flammen wand. "Diese Tat wird euer Untergang sein! Niemals hättet ihr meine Worte in frage stellen sollen! Nun tragt die Last! Die Last der Zerstörung Gaias!! Ich habe gewählt und ich wähle die Dunkelheit! Die Finsternis ,die eines Tages über euch kommen wird! Broin Nadar de Fanel, dein Haus soll verflucht sein bis deine Schuld beglichen ist!" Als die Flammen besitz von ihrem Körper ergriffen, schrie Hellia. Doch sie schrie nicht vor Schmerz oder vor Furcht. Nein, sie schrie damit er sie hören konnte. Sie wusste, sein langer Schlaf war nun vorbei. Und bevor sie den schrecklichen Tod einer Ketzerin starb, drang nur noch ein Wort nach außen. An diesem Tag, vor mehr als 300 Jahren, töteten sie die Reinkarnation der ewigen Cerridwen. Ihr Körper war Asche doch ihre Seele irrte nun weiter umher, um auf die Eine zu warten, die sie wirklich war. Jahrhundertlang suchte sie, bis heute.. Doch ihre damaligen Worte sprachen die Wahrheit. Fanelia wurde immer wieder von Kriegen, Intrigen und Armut heimgesucht. Und obwohl sich ihr Zorn über all die Jahrzehnte legen sollte, so war er doch immer präsent. Broin Nadar de Fanels Schuld war in dem Moment beglichen, als die Zaibacher Truppen Fanelia vollkommen dem Erdboden gleichmachten .Der Weg der Cerridwen teilte sich wieder, und schon bald würde eine finale Entscheidung fällig sein. Der Weg zur Finsternis war einst gewählt, doch würde er erneut abgewandt werden? "Escaflowne!!!" ~*~ The Seer speaks Out of the Black Years Come the words The Herald of Death Listen-it speaks to those who were not born to die... ~*~ Hitomi öffnete schläfrig die Augen, als sie hörte wie die Tür geöffnet wurde. "Van?" fragte sie leise in das dunkle Zimmer, doch als Antwort bekam sie nur ein leises Lachen. "Tut mit leid mein Kind aber damit kann ich dir im Moment nicht dienen." Sofort erkannte sie die Stimme Kadijas und setzte sich auf. Sie erinnerte sich, wie die alte Wolfsfrau ihr behutsam einen Trank eingeflösst hatte der sie kurze Momente später in einen endlos scheinenden Schlaf versetzte. "Verzeiht mir, ich dachte nur..." Kadija winkte lächelnd ab und stellte den Teller mit Suppe auf den kleinen Nachttisch. "Hier, du solltest etwas essen.." Hungrig griff Hitomi nach dem Teller. "Danke..." Kadija sah zufrieden zu, wie sie den gesamten Teller binnen weniger Minuten aufaß. "Es freut mich zu sehen, dass du wieder zu Kräften kommst. Es ist nicht gut, solange im Bett zu liegen. Man verliert die Lust aufzustehen." Nickend schlug Hitomi die Bettdecke zur Seite und setzte ihre Füße auf den Erdboden. Sie stand auf und fühlte sich wieder etwas bei Kräften. Sie ging einige Schritte im Zimmer umher um sich wieder an das Gefühl zu gewöhnen. "Ich hab dein blaues Kleid gewaschen doch du solltest ein anderes anziehen, es ist an manchen Stellen eingerissen. Ich habe noch ein paar hier im Schrank die dir.." "Nein!" sagte Hitomi und sie bemerkte dass ihre Worte energischer klangen als sie es eigentlich beabsichtigte. "Ich meine, nein danke. Ich würde gerne das Blaue anziehen..."fügte sie leise hinzu und senkte den Kopf. Kadija nickte wissend und nahm den Teller vom Nachttisch. "Er hat es dir geschenkt, nicht wahr?" fragte sie schmunzelnd, doch Hitomi gab ihr keine Antwort. Ihr Schweigen sprach Bände.. "Es ist schön zu sehen dass in diesem Sturkopf doch noch ein bisschen Benehmen steckt. Anscheinend hat meine Fürsorge nicht geschadet." Die Wolfsfrau wollte schon zur Tür gehen als sich Hitomi überrascht an sie wandte. "Ihr...Ihr habt ihn aufgezogen?" Kadija seufzte leise und drehte sich zu der jungen Frau um. "Seit dem Tag, an dem er geboren wurde wachte ich über ihn. Und dann, als seine Eltern starben und...Fanelia zerstört wurde da haben Ruhm und ich..." Sie machte eine kleine Pause, es schien ihr besonders schwer zu fallen über all diese Dinge zu sprechen. Hitomi senkte beschämt den Kopf. "Verzeiht mir, ich wollte nicht aufdringlich sein..." "Zuallererst solltest du damit aufhören, mich so förmlich anzusprechen. Mach mich nicht älter als ich bin." Ihr plötzliches fröhliches Wesen verwirrte Hitomi etwas, doch es schien für die alte Wolfsfrau nur normal zu sein. Schließlich nickte sie und ging zurück zum Bett, darauf wartend dass Kadija anfing zu sprechen. "Was hat er dir erzählt...ich meine, über sich." Ein leises Lachen huschte über ihre Lippen und Hitomi setzte sich auf das weiche Laken. "Nichts." "Ja, das sieht ihm ähnlich." "Ich will mich nicht einmischen.. wenn er wollte dass ich...." "Oh nein, ich denke du hast ein Recht darauf zu erfahren wer er wirklich ist." "Wieso?" "Mein Kind, ich bin vielleicht alt aber ich bin weder dumm noch blind. Ich sehe, was zwischen euch geschehen ist, oder besser gesagt was zwischen euch passiert." antwortete Kadija mahnend. Unsicher spielte Hitomi mit ihren Fingern, ehe sie Kadija antwortete. "Es passiert gar nichts." "Du kannst dich anlügen, aber nicht mich. Ich weiß nicht, was es ist doch mein Instinkt sagt mir, dass es etwas ist das größer wird. Du musst nun entscheiden, was es für dich ist." Kadija musste sich wahrlich zurückhalten um nicht von dem Kind zu sprechen, dass in diesem Moment in Hitomi heranwuchs. Sie wollte das Geheimnis noch nicht preisgeben, es war einfach noch nicht an der Zeit. "Mit jedem Winter, der kommt denke ich mehr und mehr an die Tage als unser Leben noch friedlich und ohne Krieg war. Doch dies ist nun schon so lange her. Aber was rede ich da, das ist bestimmt nicht das was du hören willst." Hitomi schüttelte den Kopf. "Im Gegenteil. Es ist schön, mit jemandem zu sprechen ohne...die Vorurteile und den Abscheu zu spüren..." Kadija nahm ihre zierliche Hand in ihre Tatze und betrachtete ihre Innenseite. "Mein Kind, es gibt noch so vieles auf der Welt was du noch nicht kennst. So vieles, wofür es sich zu leben, zu hoffen lohnt...." Hitomi wusste nicht, ob sie nicken oder den Kopf schütteln wollte. Wie es schien gab es auf diese Aussage kein passendes Argument. Sie erschrak etwas als Kadija ihre Hand nahm und sie an ihre Brust führte. Hitomis Augen weiteten sich, als sie ihren eigenen Herzschlag spürte. "Ich weiß nicht, was man dir alles angetan hat...doch eines vergiss niemals. Du bist am Leben. Trotz allem immer noch am Leben..." ~*~ Is there a place deep within A place where you hide you're darkest sins... ~*~ "Am 12. Tag des weißen Mondes, vor ungefähr zwanzig Jahren, erblickte der größte Sturkopf Gaias das Licht der Welt..." Und somit begann Kadija all das zu erzählen, was sie vom Thronfolger des Königreichs Fanelia wusste... "Hast du den Verstand verloren?" Ungläubig sah Dryden zu, wie Milerna nur die nötigsten Dinge in einen Sack packte und diesen zuschnürte. "Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher. Es ist die einzige Möglichkeit. Vielleicht hört er mich ja dann endlich an...." "Du kannst nicht zurück nach Pallas, die gesamte Stadt liegt in Schutt und Asche!" Verletzt blickte Milerna ihn an. "Danke dass du mich daran erinnerst..." Dryden schüttelte den Kopf. "Verzeih, so habe ich es nicht gemeint. Ich will nur sagen, es ist gefährlich. Zu gefährlich für dich. Der Black Dragon Clan hat sich bestimmt schon in Pallas eingenistet." "Das ist mir egal. Es kann so nicht weitergehen. Etwas muss getan werden, und wenn weder du noch Allen etwas tut dann werde ich eben etwas tun!" Ihre plötzliche Wut überraschte Dryden und er erkannte, dass ihr die Trennung von Zuhause schwer fiel. Obwohl es schon so viele Jahre her war, dass sie den Hof verlassen hatte ruhte ihr Herz immer noch in den Hallen des alten Palastes. "Milerna, versteh doch wir sollten das tun was.." "Hör auf mir zu sagen was ich tun soll!" Dryden blickte verzweifelt auf die gefallene Prinzessin vor ihm, er wusste nicht was er noch sagen sollte um sie vor ihrem Vorhaben abzuhalten. "Ich bitte dich, geh nicht. Tu es für mich, ich flehe dich an..." Seine Stimme wurde mit jeder Silbe leiser und Milerna hielt in ihrem Tun inne. "Für dich? Dryden, ich habe schon so vieles für dich getan.. So vieles aufgegeben.. Doch niemals hast du mir etwas gegeben.. Du hast mich von dir gestoßen, also verlange nicht von mir dass ich auf deine Worte höre. Ich brauche deine Hilfe nicht...." Sie schluckte schwer und musste mit Mühe einige Tränen unterdrücken. Dryden hob die Hand um sie auf ihre Schulter zu legen, doch im letzten Moment zögerte er und nahm sie wieder zurück. "Milerna, ich.....ich will doch nur, dass du mir verzeihst...Ich wollte nicht, dass es so geschieht. Niemals.." Ein ironisches Lachen kam über ihre Lippen als sie den schweren Sack auf ihre Schultern hob und an ihm vorbeigehen wollte. "Du wusstest genau, dass ich alles nur für dich aufgegeben habe. Ich habe meine Familie verlassen, nur für dich! Habe meinem Vater Schande bereitet, nur für dich! Und dann hattest du nicht einmal den Mut mir ins Gesicht zu sagen, dass du nicht willst. Dass du mich nicht willst!! Du bist einfach verschwunden und nicht wieder zurückgekommen. Hätte sich Allen nicht von meinem Vater abgewandt, wer weiß ob ich heute überhaupt noch leben würde!" Nun begann auch in Dryden die Wut zu kochen. "Ich weiß, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht und glaube mir, ich bereue es bis auf die Knochen! Aber ich hatte Angst, ich war einfach noch nicht bereit für das alles! Wir waren doch fast noch Kinder! Ich wollte nicht, dass das alles passiert! Hätte ich geahnt, was ich für ein Desaster anrichte hätte ich dich davon abgehalten!" Der Sack fiel zu Boden als Milerna die Hände zur Faust ballte und Dryden mit funkelnden Augen ansah. "Mein eigener Vater hat mich vom Hofe verbannt weil er wusste dass ich dich liebe! Dich, einen einfachen Kaufmann! Er wusste von uns, er wusste von den heimlichen Nächten, er wusste alles!! Und ich habe mein Gesicht vor ihm verloren! Was glaubst du wie es sich anfühlt, komplett von allen verlassen zu werden! Der Einzige der sich meiner angenommen hat war Allen!" "Ja, da haben wir ihn wieder. Allen Shezar, der große Held der Rebellion gegen den asturianischen Hof. Einst ein Ritter des Himmels, jetzt ein Rebellenführer. Seine Absichten mögen vielleicht edel sein aber er ist genauso vor seinen Pflichten geflüchtet wie wir alle!" "Allen hat sich abgewandt weil er wusste mit was für Verrätern sich mein Vater abgab! Er wusste, dass man Zaibach nicht trauen kann! Also hör auf von ihm zu sprechen als wäre er ein Wilder!" Mit einem Ruck war der Sack wieder auf ihren Schultern und Milerna ging hektisch aus der Höhle. Dryden hatte nicht vor, sie einfach so gehen zu lassen und somit ging er ihr nach. "Ich wusste schon immer, dass du etwas für ihn empfindest. Es war von Anfang an klar, wer würde nicht seinem wahnsinnigen Charme erliegen. Es tut mir leid dass ich dir nicht mit einem Adelstitel dienen konnte, aber wenigstens weißt du bei mir eines: Ich liebe dich!" Die junge Prinzessin blieb abrupt stehen, ihre Schultern bebten leicht auf und ab. Dryden war sich sicher, dass sie weinte... Doch Milerna würde eher sterben als dass sie vor ihm Schwäche zeigen würde. "Ich liebe Allen nicht. Doch einst liebte ich dich....Mein Herz sagt mir etwas anderes als mein Verstand, und ich bin zu alt um zu träumen...Wir müssen die Vergangenheit ruhen lassen, egal wie schmerzvoll es ist.." Ihre Stimme war unterstrichen vom Druck der Tränen, die sich in ihren Augen formten. Doch sie verweigerte ihnen, zu fallen. Dryden senkte den Blick, als er ihre Worte hörte. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Ihre Worte trafen ihn hart, doch er wusste dass sie Recht hatte. Er war damals feige geflohen, hatte sich vor der Verantwortung versteckt. Um sein Gewissen zu beruhigen benutzte er immer die Zeit als Ausrede. Zeit, die er brauchte um sicher zu sein dass es das war, was er wollte. Zeit, die Milerna nicht hatte... "Wir werden nach Basram gehen, so wie es Nimrun gesagt hat." Vor Schreck hätte sie beinahe den Sack fallen lassen als sie diese Worte hörte. Doch es lagt nicht an den Worten selbst, sondern am Besitzer der Stimme. Sie blickte zu ihrer Rechten und sah, zwischen den Bäumen hervortretend, einen Mann mit dem sie heute bestimmt nicht mehr gerechnet hätte. Dryden knirschte leise mit den Zähnen, bemühte sich jedoch einen freundlichen Anblick zu machen. "Wie schön dass du uns auch einmal wieder beehrst, Allen..." "Ja, es dauerte länger als ich es geplant hatte. Nun, aber wir sollten uns nicht mit sinnlosem Gerede aufhalten." Er deutete auf Milerna, und sie senkte den Blick. "Wohin wolltest du?" Sie zögerte, ehe sie antwortete. Dryden beobachtete argwöhnisch den Wortaustausch der beiden. "Nach Pallas.. Ich will versuchen, mit meinem Vater zu sprechen.." Allen schüttelte den Kopf und trat auf sie zu. Nach wenigen Momenten nahm er ihr den Sack aus den Händen und sah sie ernst an. "Du kannst nicht zurück." "Das weiß ich, aber ich will es wenigstens versuchen! Vielleicht..." "Nein, du verstehst nicht. Du kannst nicht zurück." Drydens Miene wurde finster, er wusste was Allen zu sagen hatte. Schon längst hatte er es geahnt, jedoch nie den Mut aufgebracht es auszusprechen. Es schien, als ob Allen diese Aufgabe für ihn übernehmen würde.. Milerna sah unsicher zwischen den beiden Männern hin und her. Sie wusste, es gab etwas dass beide ihr verschwiegen. "Allen...Dryden....was ist mit euch?" Allens Blick streifte den von Dryden, und der blonde Ritter nickte. Ohne weitere Worte machte Dryden kehrt und verließ den Ort des Geschehens. Milerna blickte ihm fragend nach, ehe sie Allens Worte zurück in die Realität holten.. "Milerna ich....Es gibt etwas, das du wissen solltest..." "Von was redet ihr alle? Wieso verhaltet ihr euch so seltsam?" rief sie verzweifelt. Allen fasste ihr mit beiden Händen an die Schultern, als wolle er sie vor dem Aufprall seiner Worte schützen. "Dein Vater ist tot...." Milernas Augen weiteten sich, sie war kaum noch in der Lage zu atmen. Alles erschien ihr plötzlich so unwirklich. Das Zwitschern der Vögel war viel zu laut, das Grün des Waldes viel zu schrill. Kopfschüttelnd versuchte sie sich aus Allens Griff zu befreien. "Nein. Das ist nicht wahr...du lügst...Sag mir, dass du lügst!!!" Sie schrie, doch alles was er tun konnte war sie festzuhalten. Mit starrem Blick sah sie auf die Stelle, an der noch vor wenigen Minuten Dryden stand. "Dryden....Dryden....du bist schon wieder davongelaufen...schon wieder..." dachte sie als sich endgültig Tränen in ihren Augen formten und den Weg nach Außen fanden. Milerna hatte nicht mehr die Kraft, dagegen anzukämpfen. Sie dachte an ihre Familie, an all die Jahre die sie als Verstoßene gelebt hatte. Sie hatte den Wunsch, eines Tages nach Zuhause zurückzukehren nur um ihrem Vater in die Augen zu sehen und ihm zu sagen, dass sie trotz allem immer noch seine Tochter war. Keine Prinzessin, einfach nur seine Tochter. "Vater...Eries...Wieso....wieso?" fragte sie leise als sie sich an Allens Schulter lehnte und weine. "Die Zaibacher haben Pallas unter Kontrolle.. die gesamte Stadt ist zerstört...sie haben den Palast überfallen und..." Er sprach nicht weiter. Allen wusste, jedes Wort war zuviel. Milernas Hände krallten sich in sein Hemd und zum ersten Mal seit Jahren sah er sie hemmungslos weinen. "Es tut mir alles so leid..."flüsterte er. Hinter einem Fels schloss Dryden seufzend die Augen. Die Wärme der Morgensonne konnte vielleicht seinen Körper erwärmen, doch die Kälte die er plötzlich in seinem Herzen spürte konnte dadurch nicht vertrieben werden.. ~*~ Free.. The dream within... ~*~ Jedes Wort, das gesprochen wurde brannte sich tief in ihre Seele. Es war, als ob man in ein altes, vergessenes Buch blickt und bei dessen Zeilen die Tränen ohne Hemmungen fließen. Sie sah ihn vor sich, wie er aufwuchs, fern ab von Zerstörung und Krieg. Sah ihn lächeln. Es war das Schrecklichste, was ihre Seele jemals erfahren musste. Schlimmer als die Jahre im Haus ihrer Eltern, schlimmer als all die Schmerzen die sie in ihrer Brust spürte, schlimmer als das bloße Wissen, niemals erlöst zu werden.. Sie sah das Bild eines Jungen, dessen Herz man einfach nahm und es dann vor seinen Augen in Fetzen riss. Kein Schmerz der Welt ließ sich mit dem vergleichen, was dieses Paar Kinderaugen in dieser Nacht, an diesem Ort, ertragen musste. Kadijas Worte formten Bilder in ihrem Kopf, ganze Szenen von dem, was passiert war. Sie erinnerte sich an all die Träume, die sie hatte. Es waren Träume seiner Vergangenheit. Hitomi schloss die Augen, um den Tränenfluss zu unterdrücken. Sie wusste es von Anfang an, doch sie war blind gewesen. Blind, die Wahrheit zu sehen. Nun wusste sie, wer bei ihr war als man sie damals nach Tavion verkauft hatte. Nun kannte sie diesen seltsam traurigen Ausdruck und seine Bedeutung. "Fanel....nein...." Es erschien ihr beinahe wie Verrat an Van, dass sie es war die in seine Augen geblickt hatte ohne zu wissen wer er wirklich war. Soviel Leid und Schmerz, alles nur um Macht zu erlangen. Selbst als Kadija nicht mehr sprach, konnte sie einfach nicht aufhören zu weinen... Alles formte sich zu einem unendlichen Puzzle zusammen und sie wusste, sie würde niemals alle Teile finden um es zu vollenden. ~*~ The stars are crying A tear A sigh Escapes from heaven And worlds end... ~*~ "Vergieße nicht deine Tränen, Kind. Nicht um der Vergangenheit Willen..." Hitomi spürte die behutsame Tatze auf ihrer Schulter, doch sie wagte es nicht aufzusehen. "Das, was ich dir soeben erzählte habe ich noch niemals mit jemandem geteilt. Es lag alles tief in meinem Herzen verborgen, dort wo es ein Geheimnis bleiben sollte. Doch nun teile ich es mit dir, da ich weiß dass dein Herz es genauso verstehen wird wie meines.." Hitomi öffnete die Augen und blickte wie durch einen Schleier. Das Atmen fiel ihr plötzlich so schwer und ihr Kopf dröhnte von den vielen Tränen. Verzweifelt hob sie den Kopf und sah die alte Wolfsfrau an. Doch diese wusste schon, was sie sagen wollte und schenkte ihr ein gütiges Lächeln. "Du willst wissen, weshalb es so wehtut, nicht wahr? Wieso es dich so schmerzt, von all dem zu hören..." Ihrer Stimme nicht trauend nickte sie nur und wartete auf eine Antwort. Kadija blickte auf den rosa Anhänger um ihren Hals und ein weiteres Lächeln umspielte ihre alten Gesichtszüge. Sie berührte ihn leicht und spürte die Wärme, die von ihm ausging. Hitomi sah ihrem Tun schweigend zu, sie drängte nicht auf die Antwort die wartend in der Luft schwebte und nur darauf wartete, preisgegeben zu werden. "Du spürst all seinen Schmerz. Dies ist der Grund, wieso es dich in deinem Inneren fast zerreißt. Ich bin keine Seherin noch bin ich eine Priesterin. Doch eines weiß ich sicher. Ihr seid miteinander verbunden...Das Schicksal hat euch miteinander verbunden...." ~*~ Look beyond Where hearts can see Dream in peace Trust love believe ... ~*~ "Ich..." Sie selbst erschrak leicht, als sie ihre eigene Stimme hörte, kraftlos und tränenerstickt. "Du brauchst nichts zu sagen. Es gibt keine Worte, die beschreiben können was du fühlst. Wieso es also versuchen?" Dankend sah Hitomi die Wolfsfrau an und nickte. Ihre Wangen waren rot und sie brennten von den vielen Tränen, doch sie dachte nicht einmal daran sie wegzuwischen. Stattdessen stand sie auf und ließ Kadija auf dem Bett zurück. Hitomi ging zur Tür, doch noch ehe sie hinausgehen konnte drehte sie sich nochmals um. Kadija sah voller Bewunderung, wie die junge Frau um ein Lächeln kämpfte, dass schließlich auf ihren Lippen erschien. "Ich danke dir...."flüsterte sie so leise, dass selbst die guten Ohren einer Wölfin genau hinhören mussten. Die schwere Tür öffnete sich mit einem Knarren, und als sie zurück ins Schloss fiel blickte Kadija noch lange auf das dunkle Holz. Kadija wusste, wenn es jemandem gab der Van retten konnte, dann war sie es.. Sie war die Einzige die ihm seine Seele wiedergeben konnte. Damit er nicht mehr alleine im Dunkeln wandern musste....Sie sank auf die Knie und schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, Liebes....Ich danke dir......" ~*~ Free The dream within The voice is calling A song A prayer From deep inside you To guide you Be The dream within The light is shining...... ~*~ Kapitel 5: ~~The origin of love and the evil within~~ ----------------------------------------------------- Hallo Leute!! So,also erst einmal möchte ich mich wirklich aus tiefster Seele bei euch bedanken. *ganz gerührt ist* Ich kann gar nicht sagen wie sehr es mich freut dass ihr immer noch dabei seit und mir sooo tolles Feedback gebt *riesen freu* Jeder Kommentar haut mich meistens vom Hocker und ich bin einfach nur glücklich^^ DANKE!!!!!!!!!! *alle lieb knuddl* Sorry dass es manchmal etwas länger dauert bis zum Update, ich weiß, mich regt das ja selber auf aber manchmal kommen echt die blödsten Dinge dazwischen.Werd in Zukunft versuchen, dass zu verändern^^ Aber hier sind wir nun mim nächsten Kapitel,es kommen zwar noch n paar aber so langsam gehts in die heiße Phase*lol* Ich will euch net groß zutexten,deshalb hör ich hier jetzt auf und wünsch euch ganz dolle viel spass beim lesen! One Love Shakti PS:Introsong is von Evanescence *was denn sonst^^*, und alle anderen Lyrics (außer ich sags net vorher) sind auch net meinz*g* Ich widme dieses Kapi all meinen lieben Leuten da draußen, die mich -trotz allem- immer ermutigen weiterzumachen (bzw weiterzuschreiben*g*)und immer an mich geglaubt haben. Und vorallem möchte ich es einem besonderen Menschen widmen, der gar nicht weiß wieviel er mir von dem zurückgegeben hat dass ich eigentlich schon längst verloren hatte. Danke, nun weiß ich dass es Liebe doch gibt....*tränen nahe ist* *************************************************************************** ~*~ I've been watching you from a distance The distance sees through your disguise All I want from you is your hurting I want to heal you I want to save you from the dark Give unto me your troubles I'll endure your suffering Place onto me your burden I'll drink your deadly poison Why should I care if they hurt you Somehow it matters more to me Than if I were hurting myself Save you I'll save you Give unto me your troubles I'll endure your suffering Place onto me your burden I'll drink your deadly poison Fear not the flame of my love's candle Let it be the sun in your world of darkness Give unto me all that frightens you I'll have your nightmares for you If you sleep soundly Give unto me your troubles I'll endure your suffering Place onto me your burden I'll drink your deadly poison Fear not the flame of my love's candle Let it be the sun in your world of darkness Give unto me all that frightens you I'll have your nightmares for you If you sleep soundly Fear not the flame of my love's candle Let it be the sun in your world of darkness.... ~*~ Die Luft war erfüllt von Geräuschen, von Stimmen, doch sie weigerte sich zum ersten Mal hinzuhören. Es war, als ob nicht ihre Füße, sondern ihr Gefühl sie leiten würde. Sie achtete nicht auf den Wolfsmann, der ihr fragende Blicke zuwarf während sie aus der erdigen Vorhalle schritt. Als sie die Ruinen des alten Tempels verließ, fuhr ihre Hand sachte an einer der einst riesigen Steinsäulen vorbei, und ihr war als ob der alte Stein ihr etwas zuflüstern wollte. Aber ihr Blick ging geradeaus und nichts konnte sie von ihrem Weg ablenken. Die Sonne schien bereits in fahlem Licht auf ihre hellhäutige Gestalt herab, eine dichte Wolkenwand hatte sich vor sie geschoben und bedeckte das Land nur mit seichten Strahlen. Ein kühler Wind wehte, doch es war weder kalt noch warm. Der Tempel lag inmitten des Waldes, um ihn herum erstreckten sich alte Eichen bis in den Himmel. Doch mit jedem Schritt, den sie tat, entfernte sie sich mehr und mehr von den alten Gemäuern. Das Gras unter ihren Füßen war noch nass vom Tau, doch sie schien lautlos über das frische Grün zu gleiten. Hitomi hatte keine Ahnung, dass sie denselben Weg ging wie er es bereits getan hatte. Schließlich kam sie an die Stelle weit hinter dem Tempel. Sie führte tief in den Wald hinein, doch sie zeigte keinerlei Anstalten umzukehren. Kurz blieb sie stehen, es war als ob sie eine unsichtbare Linie vor sich spürte. Und in dem Moment, als sie den nächsten Schritt nach vorne machte, war sie sich sicher.. Nun war sie wirklich da. Hitomi atmete tief ein und schloss für einen Herzschlag die Augen. Sie war in Fanelia. Es war schon so lange her, dass Van gar nicht mehr wusste ob das Gras bei seinem letzten Besuch genauso hoch war oder ob es inzwischen um das Doppelte gewachsen war. Umrandet von Bäumen, inmitten des tiefen Waldes, ruhte eine Erinnerung, in Stein gehauen. Es war still, nur in der Ferne konnte er einen einzelnen Vogel singen hören. Lange blieb sein Blick an der Statue aus Stein hängen, die eingemeißelten Schriften waren über die langen Jahre schon überwuchert vom Moos. Doch die Worte konnte er wie am ersten Tag noch lesen. Immer würde er sich daran erinnern wie es war, das erste Mal hier zu stehen und auf das Denkmal zu blicken. Van schüttelte den Kopf. Er wusste, es war kein Denkmal....Es war ein Grab. Die wenigen Lichtstrahlen, die das kleine Waldstück erhellten fielen auf das alte Gestein und ehe er auf dem Boden niederließ, senkte er respektvoll den Kopf und verneigte sich. Nun saß er schweigend vor dem Grabmahl, sein Blick auf die Inschriften fixiert. "Ich grüße dich, Mutter..........und Vater....." Manchmal wünschte er sich, er würde nie wieder hierher kommen müssen. Doch tief in seinem Inneren gab es etwas, dass hier sein wollte. Das ganze Tage hier verbringen wollte, einfach nur um zu wissen dass es vielleicht doch noch einen Platz gab an dem er sein konnte. Manchmal kam er sich vor wie ein armer Schwächling, der nichts weiter tun konnte als einer Vergangenheit nachzutrauern die er schon längst nicht mehr kannte. Er sann auf Rache, doch konnte er sich nicht einmal mehr genau an das Gesicht seines Vaters erinnern. Das Einzige, was ihm immer noch in Erinnerung war, das waren die Augen seiner Mutter. Voll von Güte und Weisheit, und trotzdem irgendwie rastlos. Er hatte sie viele Nächte beobachtet, wie sie hinaus in den Wald schlich. Einmal wagte er es sogar, ihr hinterher zu gehen. Doch als er endlich an der Stelle ankam, versteckt hinter einem der mächtigen Bäume, konnte er nur die Silhouetten zweier Personen ausmachen. Eine war seine Mutter, doch die andere konnte er nicht genau erkennen. Nur ihre leise Stimme drang an sein Ohr, doch er verstand die Worte nicht die gesprochen worden. Nur noch an ihr hell scheinendes Gewand konnte er sich erinnern, und sein ganzes Leben lang hatte er nie wieder etwas gesehen wie diese Gestalt. Sie schien wie ein Wesen aus einer Legende, eine helle Gestalt, entsprungen aus alten Büchern. Van konnte sich nur an ein einziges Wort erinnern, dass er kannte. Und als er es hörte, war er so verwundert wie noch nie in seinem jungen Leben. Deutlich hörte er die Stimme seine Mutter, wie sie in der Nacht erklang und zu der Fremden sprach. "Irieth...." Es war das einzigste Wort, dass er in der alten Sprache bis daher kannte. Van fragte sich bis heute, weshalb seine Mutter die Fremde mit "Schwester" ansprach... Efeu hatte sich bereits um den kalten Stein geschlungen, doch Van machte keinerlei Bewegung es wegzureißen. Es gehörte zum Bild wie ein Rahmen aus Glas. "Sie wollte dich beschützen.........." Ruhms Worte von einst hatte er nicht vergessen, doch sie brachten ihm lange keinen Trost mehr. Seine Kindheit war vorbei, er war nun ein erwachsener Mann und er wusste genau, weshalb es passiert war. Merle war das Einzigste, was ihm von seiner Heimat geblieben war. Alles andere war nur noch eine verblasste Erinnerung, vergessen durch die Zeit. Doch trotz der vielen Jahre kehrte er immer wieder an diesen einen Ort zurück, in der Hoffnung eines Tages mit reinem Gewissen vor den Menschen zu stehen, die ihn einst so sehr geliebt haben. Die er so sehr geliebt hatte.... Seine rechte Schulter schmerzte, es war als ob das blaue Zeichen leicht zu brennen begann. Van wusste, dem war nicht so doch es kam ihm immer wieder so vor wenn alte Wunden erneut schmerzten. Diese zog er in einem Kampf mit einem Black Dragon Soldaten davon als er mit Allen vor vielen Jahren nach Freid ging um den Herzog um Hilfe zu erbitten. Hilfe für eine Rebellion gegen die Zaibacher, die der Herrscher sofort ablehnte. Der Herzog von Freid zog es nicht einmal vor mit ihnen zu sprechen, doch hätte er gewusst dass er legitime Thronfolger von Fanelia vor ihm stand hätte er sie bestimmt nicht vor die Tore seines Schlosses setzten lassen.. Ein gequältes Lächeln fand den Weg auf seine Lippen. Der Gedanke an sein Erbe hinterließ einen bitteren Nachgeschmack und fragend blickte er das Grabmahl an. "Was geschieht mit uns......." Der Stein blieb stumm, der Vogel in der Ferne hörte auf zu singen. Und als er das Knacken eines Astes hörte, ballte sich seine Hand unwissentlich zur Faust. "Wieso bist du hier?" Er erinnerte sich an das, was vor wenigen Stunden in dem kleinen Zimmer passiert war. Es war wie ein Schlag ins Gesicht und er hatte keine Ahnung, wie er mit all dem umgehen sollte. Wie er mit ihr umgehen sollte... ~*~ Pride can stand a thousand trials The strong will never fall... ~*~ "Bist du sicher, dass es eine gute Idee war sie einfach so gehen zu lassen?" Kadija nickte wissend und sah in Richtung Ausgang. "Hab Vertrauen...." "Aber er weiß wie er..." lenkte Ruhm etwas unsicher ein, doch Kadijas ernster Blick ließ ihn verstummen. "Sie weiß, was sie tut..." "Ja, doch weiß er das auch?" Seufzend setzte sich Ruhm auf einen der Stämme und fuhr sich gedankenverloren über sein altes Kinn. "Wir sind vielleicht keine Menschen, doch in manchen Dingen verhalten wir uns genauso wie sie..." Verwundert blickte Ruhm auf und sah seine Frau fragend an. "Was meinst du damit?" Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und kopfschüttelnd gesellte sie sich zu ihrem Mann. "Erinnerst du dich an den Tag, an dem ich zu deiner Frau wurde?" Etwas verwirrt nickte Ruhm, doch er hatte keinerlei Ahnung was dies nun mit dem vorherigen Thema zu tun hatte. "Ich habe mich davor gefürchtet, ich wusste nicht was auf mich zukommen würde. Alles war so neu, so ungewohnt....." Während Kadija sprach formten sich Bilder in ihrem Kopf, und das Lächeln wollte gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen. "Die Welt erschien mir kalt und ich verlangte verzweifelt nach Halt. Den du mir dann gegeben hast..." Ruhm musste nun ebenfalls lächeln, und sanft nahm er die Tatze seiner Frau in seine. "Ich habe solches Glück, dich damals getroffen zu haben...." Neckend hob Kadija ihren Finger und sah Ruhm forschend an. "Genau daran liegt es...." "Was...ich verstehe nicht...?" Sie schüttelte den Kopf und überlegte sich ihre nächsten Worte gut. Sie wusste, es war schwer ihnen den richtigen Klang zu geben. Sie blickte ihm tief in seine beinahe schwarzen Augen, während sie antwortete. "Einst mag es vielleicht Glück gewesen sein...Doch hier, in dieser Zeit, an diesem Ort...Dass sich zwei Menschen, die doch so unterschiedlich und doch so gleich sind, hier begegnen...Dies ist nicht mehr Glück..." Der Wolfsmann umschloss die Hand seiner Frau fester. Somit wollte er ihr verdeutlichen, dass er ihre Worte verstand... "Doch wenn es nicht das Glück war, dass ihre Wege kreuzte....Was war es dann?" Leise lachte Kadija, und Ruhms Herz füllte sich mit Freude als er das freie Lachen seiner Frau hörte. Es war lange her, dass sie so sorgenfrei lachen konnte, wenn es auch nur für einen kurzen Moment war. "Weißt du das nicht schon längst, mein lieber Ruhm?"' Er lächelte nun ebenfalls und nickte. Langsam trat sie an ihn heran, bedacht darauf ihre Schritte sorgsam zu wählen. Ihr Blick ruhte auf seiner auf dem Boden sitzenden Form, und dann fand sie das alte Grabmahl. Hitomi musste nicht zweimal überlegen, sie wusste sofort wessen letzte Ruhestätte es war. Lange blickte sie es an, seine Gestalt regte sich nicht von seinem Platz auf dem weichen Gras. Als sie ihren Blick umherschweifen ließ erkannte sie den Ansatz einer langen Narbe, die anscheinend ihr Ende an seinem Nacken hatte. Sie ging auf ihn zu, auf den leichten Strich fixiert der unter dem roten Hemd hervortrat. Van hatte es nicht gewagt, sich umzudrehen und ihr ins Gesicht zu sehen. Er hoffte nur, sie würde gehen.... Er war verwirrt und wollte weder, dass sie es sah noch dass sie es auf irgendeine Weise erfuhr. Plötzlich hörte er ihre Schritte hinter sich und sein Körper verkrampfte sich. Und ehe er sich versah spürte er ihre warme Hand auf seinem Rücken. Van schluckte schwer und konnte nicht anders als die Augen zu schließen und einfach nur ihre Berührung zu fühlen... ~*~ But watching stars without you My soul cries.... ~*~ "Es muss dir schreckliche Schmerzen bereitet haben...." Er schüttelte den Kopf und sah auf das saftige Gras vor ihm. Es war seltsam, nur wenige Schritte von hier entfernt lag ein Reich in Trümmern, doch hier wuchs das Gras wie nach einem langen Regentag. Ihre Hand fühlte die alte Narbe, und sie konnte beinahe den Schmerz fühlen den sie ihm einst gebracht hatte. Bevor das Gefühl sie übermannen konnte zog sie ihre Hand zurück und stand auf. Sie trat nur eine Armlänge entfernt an das Grabmahl und betrachtete stumm die für sie fremden Zeichen auf diesem. Van beobachtete sie nun zum ersten Mal seit langem. Ihm fiel das blaue Kleid auf, am Saum schon leicht zerfetzt und an manchen Stellen eingerissen.... Er fragte sich, weshalb sie es trotzdem trug... Hitomi sah genauer hin, und plötzlich bemerkte sie dass die alte Schrift ihr doch nicht mehr so fremd und unverständlich vorkam wie zuerst. Niemand hatte ihr beigebracht, Worte zu schreiben oder zu lesen. Doch sie wusste genau, was dort vor ihr stand. Es überraschte sie, doch im Moment ließ sie es einfach geschehen. "Goau Arnas de Fanel.....und Varie Irya de Fanel....." Ihre Stimme war so leise, dass es nur wie ein leichter Windhauch erschien als sie sprach. Doch für Van klangen diese Worte lauter als jeder Donner, als jede Schlacht die er bereits gegen die Feinde geschlagen hatte. Noch niemals, seit ihrem Tod, hatte jemand die Namen seiner Eltern in seiner Gegenwart laut ausgesprochen. Nicht einmal Merle wagte es, dies zu tun da sie die Reaktion fürchtete. Doch jetzt, da es endlich geschehen war, erschien es ihm wie eine Erlösung.... Ein fast nicht zu hörendes Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken, und als er aufsah erkannte er wie sich ihre Schultern leicht hoben und senkten. Ihre Hand, die vorher noch auf seinem Rücken lag, ruhte nun auf dem kalten Stein. Van stand etwas konfus auf und ging einen Schritt auf sie zu... Hitomi wusste selbst nicht wieso sie plötzlich eine solche Traurigkeit überkam, doch alles was sie spürte war unsagbarer Schmerz. Ihr Herz zog sich zusammen und Tränen fielen leise ihre Wangen hinab. "Wieso nur? Wieso......Was ist bloß mit mir los?" dachte sie immer und immer wieder, doch die Gefühle wollten einfach nicht verschwinden. ~*~ Heaving heart is full of pain Oooh, oooh, the aching.... ~*~ Sie wusste alles. Nicht nur das, was Kadija ihr erzählt hatte. Nein, sie sah alles genau vor sich. In ihren Gedanken, ihren Träumen. Sein Leben, seine ersten Jahre...seinen Verlust. All das brach nun über ihr zusammen, und erneut wurde ihr bewusst welch schreckliche Taten in der Vergangenheit begangen wurden. "Macht, dass es aufhört...."flehte sie still, doch sie wusste schon lange dass es sinnlos war die Götter um Beistand zu bitten. Umso erschrockener zuckte sie zusammen, als sie eine Hand an ihrem Arm spürte. Hitomi kannte diese Berührung genau, es war nicht das erste Mal dass sie sie wahrnahm. Seine Nähe, seine Wärme...all das fühlte sie in diesem Moment so intensiv wie noch nie. Er stand direkt hinter hier, jedoch darauf bedacht nur ihren Arm zu berühren, nicht mehr. Van wusste nicht, was ihn dazu trieb zu ihr zu gehen und all diese Dinge zu tun. Doch er hatte schon lange aufgehört Fragen zu stellen. Es schien, als ob es der Wille von etwas anderem war dass ihn einfach leitete. Hitomi spürte seine Stimme an ihrem Ohr, und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen während er sprach.. "Weshalb......weinst du?" Es war genau die Frage, auf die sie keine Antwort hatte. Sie wusste es ja noch nicht einmal selbst, wie konnte sie es da ihm erklären? "Ich.....Ich weiß es nicht......." Sie wandte ihr Gesicht zur anderen Seite um seinem Blick zu entgehen, doch es würde sowieso nicht viel nützen. Die blonden Strähnen fielen in ihr Gesicht und der Zopf lockerte sich langsam. Plötzlich erinnerte sie ihn an den Augenblick in seinem Zelt, damals, als er sie beobachtet hatte als sie gerade ihr Haar wusch. Ohne über seine Schritte nachzudenken führte er eine Hand zu der Haarnadel, welche denn Zopf zusammenhielt, und zog sie heraus. Die blonden Wellen fielen leicht über ihre Schultern, nicht zu lang und nicht zu kurz. Hitomi schloss die Augen, als sie spürte wie sich der Zopf auflöste und ihre Haare freigab. Alles, was in diesen Momenten geschah, schien wie in Zeitlupe zu passieren. Jeder Atemzug war so lang wie ein gesamtes Menschenleben und jeder Wimpernschlag war so laut dass man es bis in den Himmel hören mochte. Sie wollte sich schon umdrehen und wegrennen, doch sie wusste dass sie es nicht konnte. Stattdessen standen sie nur da, Körper an Körper, ohne Worte zu sprechen. Die Zeit schien still zu stehen. "Erinnere dich...ich habe dir schon so oft gesagt, dass ich nicht will dass du weinst...." flüsterte Van und wünschte sich selbst in die tiefsten Abgründe der Hölle. "Ich weiß.....aber ich kann nichts....dagegen tun...Nichts..." Ihre Stimme war durchzogen vom Klang der leisen Tränen, und als er sie zu sich umdrehte spürte sie nicht den Anhänger, wie er unter ihrem Kleid pulsierte. Seine dunklen Augen sahen tief in ihre, es schien als suche er in ihrem tiefsten Inneren nach einer Antwort, so weit verborgen dass sie selbst sie nicht kannte... Ihre feuchten Wangen glänzten leicht im fahlen Licht der Sonne und Van fand sich von diesem Blick, der von Leid und Einsamkeit zeugte, gefangen. "Wieso bist du hier..." fragte er mehr sich selbst als sie, und als sie keine Antwort gab wusste er, dass es vielleicht gar keine geben konnte. Eine weitere Träne fand den Weg nach außen, und Van verspürte den Drang sie wegzuwischen. Er hob seine Hand, doch ehe er sie auf ihre nassen Wangen legen konnte griff sie nach ihr und ließ ihn in seiner Bewegung innehalten. Er atmete schwer ein und aus, als Hitomi seine Hand nahm und sie näher betrachtete als würde sie etwas suchen. "Was....was suchst du.....?" fragte er mit zittriger Stimme. Hitomi ließ ihren Blick von seiner Hand zu seinen Augen gleiten, sie erkannte dass sie sie zum ersten Mal sehen konnte ohne dass schwarze Strähnen sie vor der Welt versteckten. "Dasselbe wie du....." antwortete sie als sie von seiner Hand abließ und ihre Hände an seine Wangen legte. Van war völlig eingenommen von ihren Bewegungen, es fiel ihm schwer noch einen klaren Gedanken zu fassen. Mit langsamen Druck zog sie sein Gesicht zu ihrem herab, und als sie nur noch wenige Haaresbreiten voneinander entfernt waren sah sie ihm in die Augen und flüsterte das einzige Wort, dass noch den Weg über ihre Lippen fand.... "Erlösung....." Braun und Grün trennten sich von der Welt, und als sich ihre Lippen so sachte wie noch nie berührten fühlten sie, dass etwas bald zuende gehen würde. Es kam immer näher, doch dieser Moment war nun das Einzige was real war. Es existierten keine Kriege, keine Götter.... Nur das Gefühl, endlich nach all dem Schmerz wenigstens für einen Augenblick das zu spüren wonach sich ihre Seelen lange sehnten ohne es selbst zu wissen. Van spürte sie, und sie spürte ihn. Alleine waren sie vielleicht nichts.....doch gemeinsam konnten sie dem Nichts vielleicht entkommen.....Auch wenn es nur für einen Moment war. Manche Momente halten ewig..... ~*~ Touch me deep, pure and true Give to me forever 'Cause I'm kissing you, oooh I'm kissing you, oooh Where are you now Where are you now 'Cause I'm kissing you I'm kissing you, oooh...... ~*~ Van öffnete die Augen, und alles was er sah war Blut. Die gesamte Erde war in Blut getränkt, und die Trümmer die sich vor ihm erhoben waren in schrecklicher Farbe bespritzt. Alles war zerstört, alles war tot. Ein Blinzeln, und das Szenario veränderte sich. Er wusste sofort, dass es ein Schlachtfeld war in dessen Mitte er nun stand. Dunkle Wolken durchzogen den Himmel und die Luft war so schwer dass es kaum möglich war zu atmen. Als er einen Schritt nach vorne ging bemerkte er, wie neben ihm plötzlich Gestalten erschienen. Tote Körper, auf grausamste Art und Weise gerichtet, den Blick starr in die Leere gelenkt. In der Ferne glaubte Van ein hämisches Lachen zu vernehmen, doch es konnte auch genauso gut sein Verstand sein, der ihm einen üblen Streich spielen wollte. "Sieh hin......Sieh hin...." Er drehte sich um als er die flüsternde Stimme hörte, doch es gab nichts dass er erblicken konnte. Nichts außer der ewigen Dunkelheit, die sich durch das Land erstreckte. Es war eine Dunkelheit, so besitzergreifend und verschlingend wie nichts anderes das in dieser Welt existierte. Vor seinen Augen tauchte das Bild Fanelias auf, immer noch zerstört, jedoch in Finsternis gehüllt. Das zerstörte Grab seiner Eltern, nur noch ein Trümmerhaufen....Ruhms Tempel, unter Erde und Sand begraben. Und in diesem Moment wurde Van klar, was geschehen war.. "Sie alle sind nun nicht mehr am Leben..Es wurde aus ihnen gerissen, auf dass es auf ewig so bleiben soll...Selbst ihre Seelen gibt es nicht mehr..Nichts....das absolute Nichts...." Der Drache kniete vor ihm, doch sein Herzschlag war verstummt. Es schien, als ob er schlafen würde.. Ein Windhauch kam auf, und der Himmel weinte... Van spürte den Regen nicht...Er blickte wie gebannt auf den Riesen vor ihn, so schwarz wie die Dunkelheit. "Was....was ist hier passiert...." "Das weißt du genau....Du warst doch dabei...Du warst dabei, als das Urteil gefällt wurde..." Soras bleiche Gestalt erschien, und wortlos deutete sie mit ihrem Fingern auf die Weite des Schlachtfeldes. Wie hypnotisiert folgte Van ihrer Geste, und was er sah ließ ihn ungläubig die Augen weiten. Ihre Körper lagen geschunden in Dreck und Blut, manche hatten sogar noch die Waffen in den Händen. Langes, blondes Haar war in rot getränkt, dass Schwert war aus seiner Hand gefallen und zerbrochen. Die Augen der Prinzessin waren mit Blut verklebt. Neben ihr lag der Mann, der sie liebte und in der letzten Sekunde seines Lebens hatte er die Hand ausgestreckt um die ihre zu greifen. Doch vergebens, sie sollten beide einsam sterben... Der Mann, der so viele Nächte lang mit ihm am Lagerfeuer gesessen hat und ihm gesagt hatte, er solle nicht so überstürzt handeln lag einige Meter weit weg und hielt sich in seiner Totenstarre die klaffende Wunde am Bauch. Und als Van das im Dreck versunkene Gesicht des Katzenmädchens erblickte wandte er schmerzvoll den Blick ab und sank zu Boden. "Was bringt es noch, zu trauern..Es ist geschehen, so wie es prophezeit wurde..Wir sollten dankbar sein, dass es endlich ein Ende hat. Das alles endlich ein Ende hat....." Van war nicht imstande, ihr eine Antwort zu geben. Sein Hals war wie zugeschnürt und er konnte nur mit Mühe noch einen klaren Gedanken fassen. Nach endlosen Minuten richtete er sich auf und blickte starr in die Ferne.. "Wo ist sie....?" Soras Miene zeigte zum ersten Mal seit langem Regung. Erneut erhob sie ihren Arm und zeigte in Richtung Norden, in Richtung einer riesigen Schlucht. Hätte er in ihre Augen gesehen, hätte er erkannt wie viel Schmerz in ihnen lag... Dort, auf einem einsamen Felsen am Rande des Abgrunds, sah er sie. Ihr Körper war eingehüllt in schwarze Seide, und der leichte Stoff umspielte sie als der Wind hin und her wehte. Sora blickte ihm hinterher, und das erste Mal seit Jahrhunderten fand eine einzelne Träne den Weg über ihre Wangen. ~*~ The darkness comes, don't pretend Maybe hope lingers in the background But my heart feels the end.... ~*~ Seit Anbeginn der Zeit wartete sie nur auf diesen einen Augenblick. Die vollkommene Stille, ohne Leid und ohne Trauer. "Ihr Werk ist vollbracht. Gaia....ist nun erlöst..." Doch zu welchem Preis....Musste erst alles Licht der Dunkelheit weichen, nur für Erlösung? War alles Leben denn vollkommen umsonst, alle Hoffnung, ja jeder einzelner Gedanke an das Gute in dieser Welt verschwendet? Ihre Augen glitten über die Leere, die Dunkelheit die alles umhüllte. Keine Regung, kein Gefühl... Nur die Gewissheit zu wissen, dass es so richtig war...Sie erinnerte sich weder an ihren Namen, noch an ihre Herkunft. Der kalte Stein war ihr Zuhause, der Wind ihr Gefährte. Alles was vorher war, hatte niemals existiert. Die Erinnerung an das Leben war verblasst, wie alte Tusche auf Papier... In der Hand hielt sie eine einzelne, schneeweiße Feder....Sie wusste weder wieso, noch was sie zu bedeuten hatte..Doch sie war einfach da. Langsam hob die Göttin über das Ende ihre Hand und betrachtete still die Feder. Sie schien beinahe zu glühen und das Weiß stach in der Finsternis heraus. Ein leichter Windhauch zerrte an ihr, und sie öffnete ihre Hand... Die Feder glitt sachte in die Luft und ließ sich vom Wind führen...Noch lange sah sie ihr hinterher, wie sie schließlich in der Dunkelheit verschwand... Ihr Blick richtete sich zum Himmel, wo graue und schwarze Wolken thronten und nur vereinzelte, seichte Strahlen des Mondes hindurchließen, dazu verdammt sich im Nichts zu verirren. Seine Schritte taten keinen Laut, als er an sie herantrat . Es schien, als ob sie ihn gar nicht bemerkte und als er direkt neben ihr stand und ihr in die Augen blickte sah er, dass etwas fehlte. Es fehlte das, was er begonnen hatte so sehr zu lieben... Von diesem Moment an wusste Van, dass er sie verloren hatte. Für immer verloren, in den Gedanken einer dahinscheidenden Welt in der nichts existierte. Eine Welt, die sie heraufbeschworen hatte.. Van wusste nicht wieso er hier war, wieso all dies geschehen sollte doch in all seinen Zweifeln verspürte er plötzlich den Drang, sie zu berühren. Er musste wissen, ob sie überhaupt noch real war und nicht ein Trugbild seines Geistes. Er streckte seine Hand aus, um ihre Wange zu berühren doch im letzten Moment hielten ihn die Worte Soras zurück. "Bitte, tu es nicht...du darfst sie nicht an das erinnern, was vorher war...Lass sie gehen..." Wut machte sich in ihm breit, und Van wusste was er wollte...Er wollte Hitomi zurück. Er wollte die Frau zurück, die ihn schweigend ansah und wusste, was er fühlte...In einem plötzlich Anfall von Verzweiflung stellte er sich vor sie und schrie, so laut er nur konnte.. "Wieso hast du das getan? Wieso hast du all dies zugelassen? Wieso!? Wieso!!!???" Doch sie reagierte nicht, schien seine Worte nicht einmal wie ein Flüstern zu vernehmen. Seine eigene Erkenntnis ließ ihn zurückweichen, und ein letztes Mal drehte er sich zu Sora um. "Warum kann sie mich nicht hören......" Es war keine Frage, eher eine Feststellung. Sora wich seinem Blick nicht aus, doch es misslang ihr die Emotionen, die sich in ihren Augen wiederspiegelten, zu verstecken.. "Weil sie nicht mehr in derselben Welt lebt....." Ohne den Blick von der Frau auf dem Felsen abzuwenden antwortete er der Seherin. "Was soll das heißen.....?" Lange Zeit schwiegen sie, und man konnte in weiter Ferne das Grollen des Donners hören. Sie wusste, sie musste auf seine Fragen antworten und zum ersten mal in ihrem Leben wünschte sich Sora, sie sei nicht als das zur Welt gekommen was sie war. Als Bote der ewigen Mächte, als Spielzeug der Götter....Sie hatte alles zurückgelassen, alles was sie besaß und liebte....Mit schmerzvollen Gedanken erinnerte sie sich an das einzige Gesicht, dass ihr in den Sinn kam... "Varie...." dachte sie und ihre Hände packten den Saum ihres Kleides. Sora hoffte nur, Van würde nicht bemerken an wen sie im Moment erinnert wurde... Es wäre zu leidvoll jetzt noch darüber zu sprechen. Nicht jetzt, wo sowieso schon alles zu spät war.. "Du hast meine Frage noch nicht beantwortet..." erwiderte er ruhig und blickte immer noch auf Hitomi, die sich nicht regte und weiter in die Ferne sah, ohne laut und ohne Leben in den Augen... Sora trat auf ihn zu und sah ihm tief in die Augen, die doch so fern schienen. Sie hoffte, er würde ihr nicht ins Gesicht sehen wenn sie ihm die einzig mögliche Antwort auf seine Frage gab. "Sie kann dich nicht hören....weil du nicht mehr am Leben bist....." Am Fuße des Felsen, von der Stille nicht beachtet, erschien die Silhouette eines Körpers und legte sich auf die dunkle Erde. Dunkle Ströme von Blut flossen hinab auf den Grund und bahnten sich ihren Weg in den toten Boden. Keine Rüstung, keine Waffe....Das Hemd war zerfetzt, der geschundene Körper lag reglos da, ohne jeglichen Hauch von Leben. Der Tod war gekommen, doch es gab etwas dem er nicht das Leben aushauchen konnte. Obwohl ihr Träger aufgehört hatte zu existieren waren sie immer noch da. Vereinzelte rote Flecken störte das unantastbare Weiß, doch ihre Schönheit wurde dadurch nicht getrübt. Vieles ändert sich, doch hier, in der unendlichen Ewigkeit, würden sie immer das sein was sie nun sind.... Schneeweiße Federn, in Blut getränkt..... Als er spürte, wie die Dunkelheit in ihn kroch und sein Bewusstsein schwand, glaubte er jemanden neben ihr zu sehen...Eine Gestalt, die mit traurigen Augen zu ihm blickte und stumm um Vergebung bat. Van fragte sich, ob sie ihn auch sehen konnte...Und ob sie erkannte, dass beide dasselbe blaue Zeichen trugen.... Die alte Melodie einer Spieluhr, ein Buch, eine Hand die ihn führte als er seine ersten Schritte tat, ein blaues Kleid und das seltene Lächeln seiner Trägerin.... All dies ging ihm durch den Kopf, als er fiel.... ~*~ Memories seep from my veins They may be empty and weightless, and maybe I'll find some peace tonight... ~*~ Er war sich nicht mehr sicher wie lange es schon her war, wie viele Tage und Nächte er schon hier in den Wäldern herumirrte doch er dachte nicht daran aufzugeben. Er hatte es versprochen, und er würde sein Versprechen niemals brechen. Ausgehungert und müde griff er in seine Tasche und zog die kümmerlichen Reste eines alten Brotes heraus. Gierig aß er die letzten Stücke und setzte sich auf den weichen Waldboden. Man hätte ihn leicht für einen Betteljungen halten können, doch in seinen Augen blitze nicht diese resignierte Gleichgültigkeit die man sonst so oft sah. Seine Füße schmerzten, die Schuhe waren schon abgetragen und er war von Schmutz bedeckt. Seit Tagen war er auf der Suche nach jemandem, der ihm sagen konnte wo er überhaupt war. Oft sah er grimmig aussehende Männer in schwarzen Rüstungen, die die Wege entlang schritten und die Bewohner der Stadt ängstlich zurückweichen. Deshalb entschied er sich, durch die abgelegenen Wälder zu gehen um nicht entdeckt zu werden. Er möchte vielleicht jung sein, doch er erkannte Gefahr wenn sie vor ihm stand... Der Gedanke an seine Schwester hielt ihn aufrecht und ließ ihn auch nachts nicht verzweifeln. Faron glaubte, dass sie irgendwann gemeinsam wieder nach Hause zurückkehren und dort mit warmen Lächeln empfangen werden würden. Dass sein Zuhause bereits nur noch ein Grab war, wusste er nicht und vielleicht war es einfach nur Schicksal, dass er ging bevor der Tod in das Haus seiner Kindheit kam.... Für viele mochte es unverständlich sein, wie ein kleiner Junge so lange alleine in einer Welt überleben konnte, in der Menschen sich wegen einer Goldmünze gegenseitig die Kehlen aufschnitten. Doch Faron besaß eine unglaubliche Willenskraft die ihm erlaubte, all dies durchzustehen. Plötzlich horchte er auf, in der Ferne konnte er etwas hören. Zuerst war es nur ganz leise vernehmbar, doch schon nach wenigen Momente wusste er dass es sich um eine Kutsche oder etwas ähnliches handeln musste. Schnell stand er auf und bahnte sich seinen Weg durch den Dickicht, bis er schließlich an einen kleinen Waldweg kam. Es glich eher einem Trampelpfad der kaum noch benutzt wurde, die Erde war uneben und dicke Wurzeln ragten an einigen Stellen hervor. Hier versteckte er sich hinter einem der mächtigen Baumstämme und wartete. Er hoffte nur es würden keine von den unheimlichen Soldaten sein, über die man schreckliche Geschichten erzählte.... Das Getrappel der Hufe kam näher, und er wartete angespannt darauf wer seinen Weg kreuzen würde. Die Luft war schwer und heiß, doch Eries bemühte sich tapfer nicht die Decken beiseite zu schlagen und frische Luft zu atmen. Chid gab keinen Ton von sich. Als Ardan ihnen leise zuflüsterte sie hätten soeben die Grenzen Freids verlassen, weinte er still in ihren Armen. Es war das erste Mal, dass er seine Heimat verließ und niemand konnte ihm sagen ob er jemals wieder hierher zurückkehren würde. Der Wagen holperte einige Male stark und jedes Mal glaubte Eries, sie hörte die Räder knacken. Sie glaubte nicht daran, dass dies gut gehen würde doch sie hoffte es im Stillen für den jungen Herzog. "Ardan Shezar....was hat dich nur hierher geführt...." fragte sie sich und seufzte leise. Alte Erinnerungen krochen in ihr hoch, eine einzelne Rose die vor ihrer Tür lag... Sie wusste sofort, von wem sie stammte..Nur wenig Worte wurden zwischen ihnen Gesprochen, es waren Blicke und Gesten die ihr zeigten was er ihr mitteilen wollte. Niemals hatte er sie berührt, niemals umarmt. In manchen Nächten stellte sie sich vor, wie es sich anfühlen musste. Doch es war falsch, und das wussten sie beide. Niemals würde solch eine Verbindung akzeptiert werden, und das Wort Liebe war in all ihren stille Zusammenkünften niemals gefallen. Ardan war der ältere Bruder von Allen und war der Erste, der den Hof Asturias verließ als dieser ein Bündnis mit Zaibach einging. Er wusste von Anfang an dass dies eine Falle war, doch als er es Eries mitteilte winkte sie nur ab und nannte ihn einen Verräter.. Schweren Herzens erinnerte sie sich an die letzte Nacht, als er sich von ihr verabschiedete.. "Wenn es das Schicksal will, werden wir uns wiedersehen...Ich werde dich nicht suchen, denn ich weiß du wirst eines Tages zu mir kommen....Prinzessin..." So viele Jahre vergingen ohne Nachricht, nicht einmal ein simples, geschriebenes Wort vernahm sie. Eries begann, zu vergessen ohne dass sie es wollte. Der Hof schien sie innerlich langsam aufzufressen, ihre Empfindungen vergruben sich in die tiefsten Ritzen der dicken Mauern und sie fing an zu glauben, ihr Dasein sei nicht wirklich von Belang. Sie sah ihren Vater an und erkannte die Trauer, den Verlust den er beklagte. Er wusste es nicht doch Eries hatte Milerna längst verziehen. Sie waren grundverschieden, doch in ihrem Herzen wusste Eries wieso ihre jüngere Schwester gegangen ist. Es war nicht nur die Liebe, die sie forttrug. Es war auch der Drang nach Freiheit, nach einem Leben ohne die Ketten der Monarchie. Ob sie all dies bekommen hatte wusste Eries nicht, und genau das erfüllte sie mit Trauer... Der abrupte Stopp des Wagens weckte sie aus ihren Tagträumen und auch Chid flüsterte leise zu ihr. "Was ist denn, sind wir endlich da?" "Nein...ich denke nicht. Warte und sei leise..." sprach sie flüsternd und lauschte den Bewegungen draußen. Die Pferde standen still, der Junge stellte den Eimer auf die Erde und dann hörte sie Ardans verwunderte Stimme.. "Was suchst du denn hier, Junge?" Obwohl er all seinen Mut gesammelt hatte schien es, als ob ihm nun die Stimme versagen würde als er vor dem Wagen stand und den stämmigen Mann, der auf einem Pferd daneben ritt, ansah. "Ich.....ich....." Er fiel auf seine ohnehin schon schmutzigen Knie und spürte, wie sich die lang zurückgehaltenen Tränen ankündigten. Der Fremde beäugte ihn fragend und legte den Kopf schief. Faron schlug die Hände vor sein Gesicht und weinte.. "Ich will doch nur zu meiner Schwester....." Ardan wusste nicht, was er tun sollte. In diesen Zeiten war es nicht selten, dass man Kinder als Spione und somit Fallen vorschickte. Er sah zwischen dem anderen Mann und dem Jungen hin und her, verwirrt über die jetzige Situation. Der Mann schüttelte nur den Kopf und deutete in Richtung Wald. "Es könnten Soldaten hier sein, die bereits auf uns lauern. Wir müssen so schnell wie möglich weiter." Ardan nickte, er wusste sein Begleiter hatte recht. "Es tut mir leid Kleiner, doch dies ist nicht unsere Angelegenheit..." Er wusste es klang herzlos, doch er hatte keine andere Wahl. Zu vieles stand auf dem Spiel. Der Wagen setzte sich in Bewegung, und Faron ließ weinend die Schultern hängen... Umso überraschter war er als aus dem hinteren Teil des Wagens, in dem er eigentlich Handelsware vermutet hatte, eine Frau sprang und auf ihn zukam. Ardan beobachtete mit einer Mischung aus Respekt und Überraschung, wie sich Eries ihren Weg durch die Seidenrollen bahnte und auf den kleinen Jungen zuging. Doch vorher blieb sie neben ihm stehen und sah ihn verständnislos an. "Wie kannst du ein Kind einfach hier liegen lassen...." sagte sie gepresst, doch Ardan musste unwillkürlich lächeln. "Meine liebste Eries....dein Feuer erwacht langsam wieder..."dachte er und stieg, unter den genervten Augen des anderen Mannes, von seinem Pferd. Währendessen kniete sich Eries neben den weinenden Jungen und legte ihm die Hände auf die zierlichen Schultern. "Hör doch auf zu weinen....wir werden dir helfen...." Faron sah schniefend auf und wischte sich ungläubig die feuchten Wangen ab. "Wirklich...?" fragte er unsicher. Die Frau nickte und blickte ihn gütig an. "Wie ist dein Name?" "Faron...." "Sehr schön, Faron...Und woher kommst du? Wo ist dein Zuhause?" Etwas unsicher blickte er um sich, als ob er überlegen musste ob er diesen Menschen wirklich trauen konnte. Doch etwas in den Augen der Frau verriet ihm, dass sie ihm nichts böses wollten.. "Asturia....Ich komme aus Asturia...Chatal...." Eries Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, Bilder ihrer Heimat kamen ihr in den Sinn und schweren Herzens dachte sie an ihren Geburtsort. "Pallas..." "Hast du meine Schwester gesehen?" fragte er nun und sah sie hoffnungsvoll an. Eries schüttelte entschuldigend den Kopf. "Nein, aber ich werde dir helfen sie zu finden, ja?" Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen und er nickte. Sie hielt ihm die Hand hin und gemeinsam standen sie auf. Als sie sich Ardan zuwandte erblickte sie auf dem Wagen das erstaunte Gesicht Chids, der neugierig auf den neuen Gefährten blickte. Eries nickte Chid aufmunternd zu und deutete ihm an, herzukommen. Der junge Herzog kletterte etwas wackelig von dem Wagen und ging auf den Jungen zu, bis er nur noch wenige Schritte vor ihm stand. Lange sah er ihn an, als ob er prüfen wollte wer da vor ihm stand. Gespannt wartete die Prinzessin auf die Reaktion des jungen Herzogs... Und als Chid dem fremden Jungen fröhlich die Hand hinhielt und ihn zuversichtlich anlächelte wusste sie, dass es kein Fehler war so zu handeln... "Ich bin Chid aus Freid, und wer bist du??" "General Folken, es ist mir eine Ehre Euch auf unserem Stützpunkt willkommen zu heißen." Adelphos verneigte sich leicht vor dem Mann, der ganz in einen schwarzen Umhang gehüllt war und ihn ebenfalls mit einem Kopfnicken begrüßte. "Sie sind also geflohen...Erklärt mir das." Seine kühle, rationale Stimme klang in Adelphos' Ohren wie lautes tadeln, er wusste was für einen Verlust sie zu beklagen hatten. Zusammen marschierten sie den kahlen Mauergang entlang der hinab in die Verließe führte. Adelphos fühlte ein Unbehagen in sich aufsteigen je näher sie ihrem Ziel kamen und je mehr sie in die Tiefen der Erde hinabstiegen. "Sie töteten einen unserer Wachmänner, niemand weiß wie sie es geschafft haben hier einzudringen doch ich habe keinerlei Zweifel dass es dieses verfluchte Pack war..." "Dieses Pack hat es geschafft, Eure Offiziere zu überlisten. Ihr solltet etwas mehr Respekt zeigen." Adelphos Miene verzog sich zu einer grimmigen Fratze, doch er wagte es nicht dem Mann neben ihm etwas zu erwidern. "Jedenfalls sind beide geflohen, Prinzessin und Herzog. Meine Männer haben bereits das gesamte Umfeld abgesucht, doch keine Spur von ihnen..." "Ihr werdet sie auch nicht finden, das ist sicher. Die Abaharakis mögen vielleicht keine Armee haben, doch sie wissen genau wie man Spuren verwischt.." "General Folken, wir sollten endlich die Hilfe anfordern die uns zusteht." Folken blieb stehen und sah Adelphos bestimmend an. "Es ist noch nicht an der Zeit. Wir haben nicht einmal Freid unter Kontrolle, und Ihr wollt bereits das nächste Königreich einfordern?" "Freid ist unter Kontrolle, dieser ...Zwischenfall ist nur eine Kleinigkeit verglichen mit dem, was hinter diesen Mauern auf uns wartet, Soll der Herzog doch herumirren wo er will, er ist nur ein Kind und hat keinerlei Macht. Man hat mir berichtet die Abaharakis hätten sich irgendwo in den Wäldern versteckt, an den Grenzen Fanelias. In dieses Gebiet kann und will ich nicht eindringen, Ihr wisst genau was für Gestalten dort lauern." "Nicht umsonst haben sie sich diesen Ort als Versteck ausgesucht...." antwortete Folken bedächtig und schloss für einen kurzen Moment die Augen. "Im Übrigen haben wir keine Zeit um verstreute Rebellen zu attackieren.." Adelphos deutete auf eine schwere Tür vor ihnen und befahl dem Wachmann, sie zu öffnen. Knarrend ging die alte Tür aus Holz auf, und Folken brauchte nicht aufzublicken um zu wissen, was ihn dort erwartete.... "Hier ist er...kommt, und bestaunt ihn in all seiner Pracht..." sprach Adelphos und ließ Folken den vortritt. Er beobachtete angestrengt, wie sich die Emotionen im Gesicht des Generals wiederspiegelten und er sah Erfurcht. In den Tiefen des Palastes von Freid, in einem geheimen Hangar, ruhte er. Folken trat ein und konnte seinen Blick nicht von dem Riesen abwenden, der drohend vor ihm erschien. "Beeindruckend, nicht?" flüsterte Adelphos ihm leise zu doch er zeigte keine Regung. Und in diesem Moment wusste Folken, dass es ein Fehler war herzukommen... In den alten Legenden beherrschte der Gott des Krieges die Schlachtfelder Gaias, und in diesem Augenblick gehörten ihm all die Gedanken jener die auch nur einmal in ihrem Leben ein Schwert in der Hand hielten, die Gedanken die auch nur für den Bruchteil einer Sekunde an Krieg dachten... Escaflowne lag in Ketten, doch Folken wusste er war derjenige der allen anderen überlegen war. "Es ist eine Bestie, endlich hat er aufgehört zu toben..." sagte Adelphos leise als er sich an die vergangenen Geschehnisse erinnerte. "Was glaubt ihr, wie er erst wüten wird wenn er erneut Blut gerochen hat..." Folken sah auf, als er die leise Stimme an seinem Ohr vernahm. Er hatte schon geahnt, dass so etwas passieren würde. "Wir haben es mit allen Energisten versucht, die wir besitzen. Selbst die Hexer wissen nicht, auf welche Substanz er reagiert. Doch sie suchen weiter. Mit solch einer Waffe an unserer Seite ist der Aufstieg des Zaibacher Reiches unabdingbar." Erklärte Adelphos stolz, doch Folken schien seinen Worten kaum Beachtung zu schenken. Er starrte nur auf den Riesen aus Stahl, es war als ob er seine gesamte Aura einzog. "General Folken?" Ohne Adelphos auch nur anzusehen ging er nach vorne, und im Vorbeigehen flüsterte er ihm nur noch hagere Worte zu.. "Lasst mich alleine..." Fragend blickte Adelphos seinem General hinterher, seine plötzliche Abwesenheit hatte ihn etwas überrascht. Doch er hatte in all den Jahren gelernt, keine Fragen zu stellen und somit verneigte er sich leicht und begab sich auf den Weg zurück nach oben.... Stumm trat er an den Riesen heran, betrachtete ihn und wartete. Sein Herz schlug nicht, der Energist war immer noch verschollen. Folken war glücklich darüber, doch dies hätte er niemals jemandem anvertraut. Er spürte, dass etwas hier war, etwas Mächtiges. Er griff in das Innere seines schwarzen Mantels und holte etwas hervor...Seine Hand, umhüllt von schwarzem Stoff, hielt einen dunklen Stein in die Höhe. "Hier ist etwas, das Euch gehört....." sprach er in die Stille und wartete auf eine Antwort. Doch lange regte sich nichts. Folken wollte bereits schon aufgeben, als er plötzlich einen leichten Windhauch vernahm und flüsternde Stimmen hörte. Sie waren verworren und unvollständig, doch mit jeder Sekunde verformten sie sich zu einer Sprache, die auch er verstand. "Eingedrungen in meinen Wald....Tod, ohne zu wissen was ist...Genommen, was nicht sein war..." Folken blickte mit Erstaunen auf die rechte Hand Escaflownes, die ausgestreckt auf der riesigen Lehne ruhte. Und je länger er auf diesen Punkt sah desto deutlicher wurden die Konturen der kleinen Kreatur, die dort saß und auf ihn herabblickte "Wieso berührst du ihn nicht?" fragte diese nun und Folken trat einen Schritt näher an Escaflowne heran. "Er gehört Euch, und ich habe keinerlei Belang das zu sehen, was er mir zeigt..." "Du fürchtest dich, dies weiß ich...Doch deine Furcht ist umsonst, denn was unabdingbar ist, wird auch geschehen..." Das kleine Wesen streckte die Hand aus und der Stein entzog sich Folkens Griff. Er schwebte hinauf, und als er den Stein berührte löste er sich in Luft auf... "Nun ist auch der letzte der Ispanos nicht mehr hier..Zu lange haben wir Gaia vor ihm beschützt, doch nun sind wir müde..." "Ihr habt ihn erschaffen, wieso könnt ihr ihn nicht aufhalten?" Der Ispano schüttelte den Kopf. "Wir haben ihn nicht erschaffen, wir haben nur unseren Teil hinzugegeben. Er wurde geboren aus Zorn und Wut, aus Hass und dem Durst nach Rache. Es gibt die Götter, und es gibt Escaflowne." "Aber wie kann man es aufhalten....wie?" fragte Folken flehend. "Indem alles endet...Ein letztes Mal noch muss er wüten, ehe Ryujins Seele die Finsternis in ihr besänftigt hat. Die Cerridwen wird ihn ein letztes Mal sein Schwert erheben lassen ehe die Welt vollkommen von allem befreit wird...Die Finsternis wird kommen, und mit ihr wird Escaflowne in ewigen Schlaf versinken.." "Zerstöre ihn...ich bitte euch, zerstört ihn..." Verzweifelt fiel Folken auf die Knie, er wusste es war umsonst doch er hoffte wenigstens noch irgendetwas bewirken zu können. "Wir können ihn nicht zerstören, denn wir selbst sind bereits zerstört. Dilandau hat meinen Körper getötet, und auch meine Seele wird bald ihren Platz bei den Ahnen einnehmen.." "Was wird aus Van? Was wird mit ihm geschehen....Wie könnt Ihr es zulassen, dass er ihm das antun wird...." seine Stimme klang verbittert und voller Schmerz, doch der Ispano zeigte keinerlei Regung. "Escaflowne sucht sich seinen Führer seit Anbeginn der Zeit, und dieses mal hat er ihn auch wirklich gefunden. Deine Träume und Wünsche sind vergebens...auch wenn du stirbst und der Krieg zuende ist...Fanelia wird nie wieder aus der Asche auferstehen. Es wird für immer eine Ruine bleiben..." "Schweig..." brachte Folken gepresst hervor und stand auf. "Das werde ich....genauso wie du...." Noch ehe Folken aufblicken konnte war der Ispano verschwunden, und mit ihm seine letzte Hoffnung auf Rettung..... Er streckte verzweifelt die Hand aus, das kalte Metall kam immer näher... Wo vorher noch Stille und nur ein Gefühl waren formten sich plötzlich Stimmen und Bilder, die in ihre Bewusstsein glitten. Der Klang einer alten Spieluhr drang an ihr Ohr, zuerst leise und dann immer lauter, bis es schließlich zu einer stetigen Melodie wurde. Lange lauschte sie dem beruhigenden Spiel, bis es immer langsamer wurde und dann verstummte. Hitomi öffnete die Augen, doch das Licht das die riesige Halle flutete trübte ihren Blick. Hohe Säulen hielten den Raum, und an den Wänden aus hellem Stein hingen imposante Kunstwerke. Doch keines von ihnen erreichte die Erfurcht, die man verspürte wenn man das goldene Wappen betrachtete das hoch über der Erde hing. Der Boden selbst war aus weißem Marmor und es schien, als ob man auf Spiegeln ging. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie am Ende der Halle auf einer Erhöhung saß, auf einem aus hellem Holz gefertigten Stuhl. Sie sah an sich herab und beäugte ungläubig das aus reinster Seide gefertigte Kleid, das ihren Körper umhüllte. Um ihren Hals trug sie eine Kette, doch es war nicht die ihrer Großmutter. Doch bevor sie das Symbol um ihren Hals näher betrachten konnte, ließ ein lautes Lachen sie aufsehen. Es wurde immer stärker, und dann erkannte Hitomi dass es das Lachen eines Kindes war... Es war ein für sie seltsamer Klang, ungewohnt und doch irgendwie....vertraut. Sie ließ ihren Blick durch die Halle gleiten, und schließlich konnte sie die Umrisse einer Person ausmachen. Mit schnellen Schritten rannte das Kind umher, das Lachen hallte in dem hohen Raum wieder. Hitomi wollte aufstehen und nachsehen, was all dies zu bedeuten hatte doch dann bemerkte sie, dass sich ihre Glieder nicht mehr bewegten. Sie saß wie gefesselt, mit einem ewigen Lächeln auf den Lippen. Panik erfasste sie, und sie beobachtete wie das Kind auf sie zurannte. Es rief ihr etwas zu, doch Hitomi konnte die Stimme kaum verstehen. Sie erschien unendlich weit weg, und als das Kind nur noch wenige Schritte vor ihr stand und sie fröhlich anlachte ahnte sie, dass etwas schreckliches passieren wird. Ihre Augen weiteten sich als sie die alte Kette sah, die der Junge um den Hals trug. Doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr, alles was sie tat war dasitzen und lächeln... []"Sieh nur Mama, ich habe mich vor Papa versteckt. Er wird verlieren denn er findet mich nie." "Wer bist du? Wer bist du?" schrie sie, doch kein Laut drang nach Außen. Der Junge blickte sie grinsend an und deutete an die Decke. "Papa sagt, es regnet bald." "Bitte, von was sprichst du? Wo bin ich hier, was geschieht nur?" Doch ehe sie ihre Gedanken zu ende bringen konnte ertönte ein tiefes Horn, und ein Mann trat in die Halle ein. Hitomis Augen weiteten sich, als sie ihn sah. "Das...das ist nicht wahr....Das kann einfach nicht sein.....Wieso nur....wieso?" Der Junge rannte auf den Mann zu und sprang freudig in dessen Arme. Hitomi beobachtete alles voller Schock, doch ihre Hülle zeigte weiter nur das einfache Lächeln. War das das Leben, dass sie sich insgeheim wünschte? All die Sehnsüchte die in ihr ruhten, nur um doch niemals erfüllt zu werden. Alles was sie sich jemals erträumt hatte, schien hier zu liegen. Sie musste nichts tun außer zu lächeln, und diese Welt gehörte ihr. Die Wärme, die Geborgenheit...All diese Dinge, die ihr doch so fremd waren schienen plötzlich zum greifen nahe. Sie konnte hier bleiben, und all das erfahren was ihr so lange verwährt wurde. Sie würde glücklich sein, glücklich und vollkommen... Und während all diese Gedanken durch ihren Kopf schossen bemerkte sie, dass all dies eine Lüge war. Es war eine Welt voller Träume und Hoffnungen, schon längst vergessen und von der Zukunft verbannt. Hitomi kannte die Zukunft, und diese hier war nichts weiter als der Traum eines kleinen Mädchens, das verzweifelt versuchte zu leben und doch so jämmerlich versagt hatte. Die Tür war schon längst verschlossen, und es regnete immer weiter... Gedanken, entstanden in kalten Nächten auf einer hölzernen Veranda, gedacht um wenigstens den Hauch einer Wirklichkeit zu erhaschen... ~*~ Spend all your time waiting for that second chance For the break that will make it ok.. ~*~ "Ich will an irgendetwas glauben.....an irgendetwas...Gib mir etwas, das mir sagt dass es bald vorbeigeht....Etwas, das mich von hier wegbringt..." Die Jahre zogen vorüber, und die Träume wurden schwächer. Sie war müde, sogar zu müde um sich in Träume zu flüchten. Doch obwohl sie nicht mehr in ihnen lebte, waren sie noch da. Die Welten, frei von dem Hass und dem ewigen Gefühl der Trauer...Und immer endeten sie im gleichen Raum...In der mit Licht gefluteten Halle, und irgendwo weit weg hörte man das Lachen eines Kindes. Keinen Augenschlag später kam die Dunkelheit. Sie wollte schreien, sie alle warnen doch kein Ton drang aus ihrer Kehle. Hitomi sah ihn an, doch es schien als ob er direkt durch sie hindurch sehen würde. Der Himmel verfinsterte sich, und mit jedem Strahl, der verloren ging starb das Land mehr und mehr...Die Mauern des Schlosses fielen zusammen wie aus Sand, die Decke stürzte herab und alles was vorher lebte ging nun dahin... Ihr Inneres weinte, rief um Hilfe, um Vergebung...doch das Lächeln verließ niemals ihr Gesicht als sie zusah, wie sich ihre Körper vor ihr auflösten und zu Staub zerfielen. "Dies ist die Zukunft, wie sie lange vorgesehen war. In einer Zeit, in der es noch keinen Krieg gab. In einer Zeit, als Fanelia noch ein blühendes Reich war, und der schwarze Thron noch nicht bestiegen war....Doch nun verliert sich alles in Finsternis, und die Wahrheit ist nichts weiter als endlose Stille, heraufbeschworen durch die furchtbare Macht des Drachen...." Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper, als er sie in einer Mischung aus Schock und Verzweiflung von sich stieß. Er trat schwankend einige Schritte zurück, seine Augen nicht von den ihren abgewandt. Seine Brust schnürte sich zu, es war als ob ihn jemand von innen heraus zerreißen wollte, als zerrte etwas an seinem Herz... Ihr Blick wandte sich ab, sie sah zu Boden, und für einen kurzen Moment kam es ihm so vor als sähe er das kleine, verlorene Mädchen vor sich. Die Haare fielen in ihr Gesicht, die Stille breitete sich unaufhaltsam aus doch sie sprach kein Wort. Van wusste, was er gesehen hatte....Doch er fragte sich, ob sie es auch wusste. Ihre Lippen, noch geschwollen von seinem Kuss, bewegten sich doch es ertönte kein Laut. Und als er näher hinsah erkannte er, dass sie zitterte. In diesem Moment wurde ihm eines klar: Er brauchte sie, genauso wie sie ihn brauchte. Was damals in jener Nacht angefangen wurde, war mehr als nur ein Akt. Sie besaß ihn, genauso wie er sie besaß. Doch der Schatten der Realität lag über ihnen, und sie wussten dass bald nur noch Gedanken an das Gefühl, das sie teilten, erinnern würden.. Stumm schrie sie nach ihm, wollte seine Hilfe, seine Nähe....Wärme... Doch er konnte nicht. Er hatte sie bereits von sich gestoßen, vielleicht härter als er es wollte. Schon seit langem war ihm bewusst, wie verloren sie war und langsam begann er, Soras Worten Glauben zu schenken. "Was du für sie empfindest, ist keine Liebe. Es ist mehr, viel mehr. Es geht tiefer, als du glaubst, doch eine unglaubliche Angst ist in dir. Du sollt dich vor diesen Gefühlen fürchten, denn du weißt sie werden dein Untergang sein...." Sie wird Gaia zerstören. Dies schwirrte immer wieder in seinem Kopf umher, und Van wünschte sich es wäre alles nur ein schlechter Traum. Seine Brust schmerzte noch immer und ihm war, als würde jemand ganz leise nach ihm rufen... Hitomi stand still da, wenige verirrte Tränen glitten ihre Wangen hinab. Sie war sich sicher, dass es nun zuende gehen sollte. Ihre Wege mussten sich einfach trennen, es schien als ob es niemals einen gemeinsamen Pfad geben sollte. Es war ungerecht, doch das Schicksal machte sich nichts aus den Sorgen und Gefühlen zweier Menschen, die verzweifelt versuchen die Leere zu füllen die sie langsam auffrisst. Sachte berührte sie mit ihren Fingerspitzen ihre Lippen, sie erinnerte sich an das Gefühl, das sie überkam als er sie küsste. Sie war sich nicht sicher wieso doch es trieb ihr Tränen in die Augen wenn sie daran dachte, dass es das letzte Mal gewesen sein sollte... Van beobachtete stumm ihre Gesten, die Last auf ihm ließ langsam nach und die Gedanken wurden wieder klarer..Er sah auf als sie plötzlich um ihren Hals griff und die den Verschluss der Kette löste... "Es ist Escaflowne. Er ruft dich, er bereitet dir Schmerzen. Hör nicht auf ihn....bitte..." Während sie leise diese Worte sprach nahm sie die Kette in ihre Hände und ging auf ihn zu. Sie hoffte, er würde nicht zurückweichen....Doch Van machte keinerlei Anstalten, sich vom Fleck zu rühren. Wie hypnotisiert starrte er sie an, es war als ob ihm seine Augen befahlen hinzublicken. Die Kette glitt durch ihre Finger, und schließlich stand sie vor ihm und streckte die Hand aus. Ihre Wangen brannten, doch sie zwang sich ihm in die Augen zu blicken.. "Das ist alles, was ich besitze...Es ist nichts besonderes, nichts was einem König würdig wäre...Ich verstehe nichts davon, aber....ich will, dass du sie bekommst...." "Wieso....?" fragte er flüsternd, überrascht wie zittrig seine Stimme plötzlich war. Hitomi gab ihm keine Antwort, sie war sich sicher dass er es eines Tages selbst erkennen würde..Stattdessen nahm sie seine Hand und legte die Kette sachte hinein. Beiden fiel auf, dass sich ihre Hände länger berührten als sie es eigentlich sollten....Seine Finger umschlossen ihre, und schmerzvoll schloss sie die Augen ehe sie nach ewigen Augenblicken ihre Hand zurückzog... "Du wirst vergessen, was war...." "Niemals..." Urplötzlich huschte ein Lächeln über ihre Lippen, und Van erkannte wie sehr er genau dieses Lächeln liebte... Hitomi erinnerte sich daran, wie sehr er sich verändert hatte. In all der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, schien etwas mit ihm zu passieren. Sie wusste nicht was es war, doch sie konnte den wachsenden Lebensmut in ihm beinahe spüren. Alles was sie wollte war dass ihm nichts geschah.... Ihre Großmutter hatte es ihr einst verraten, und sie spürte wie es begann größer zu werden... "Da ist etwas Böses in dir, Hitomi.....Etwas, das nach Zerstörung und Blut verlangt......" "Es ist seltsam....alles, was prophezeit wurde, verstehe ich nun...Doch da ist auch etwas anderes...Es gibt noch etwas, und das ist nicht von böser Natur....Es kämpft, in mir...Und ich weiß nicht, was es ist..." Erneut betrachtete sie ihn, seine schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht und mit einer sanften Bewegung strich sie es hinfort... "Ich hoffe, du kannst mir eines Tages vergeben. Bis dahin muss ich lernen, mir selbst zu verzeihen..." Ihre Worte klangen wie ein Windhauch, kaum hörbar und doch so intensiv dass es Van bis in die Knochen spüren konnte...Fest umschloss er die Kette, die in seiner Hand ruhte, als er ihr hinterher blickte. Und als sie das kleine Waldstück mit dem Grabmahl verließ erschien es ihm, als würde ein Teil von ihm mit ihr gehen...Auf das er nie wieder zu ihm zurückkehren sollte. Van wusste nun, was er verloren hatte....Doch solange sie existierte, sollte sie es behalten.... ~*~ It don't make no difference, escaping one last time It's easier to believe In this sweet madness, oh this glorious sadness That brings me to my knees... ~*~ Ein letztes Mal wischte sie sich die Wangen ab. Sie hatte genug davon. Genug, sich ständig zu fragen was sie einst falsch gemacht hatte. Milerna wollte sich nicht mehr zurückgelassen fühlen, sie wollte vergessen. Und sie schwor sich, heute nacht damit anzufangen. Sie war so sehr in ihren Gedanken vertieft dass sie nicht Aina bemerkte, die zögerlich auf sie zu kam. "Milerna?" Etwas erschrocken fuhr sie hoch, als sie jedoch das junge Mädchen erkannte entspannte sie sich wieder. "Aina...entschuldige, ich habe dich gar nicht kommen sehen..." Sie hielt der Prinzessin einen Krug hin. "Wasser. Du solltest trinken, du siehst blass aus...." Dankend nahm Milerna an, nippte jedoch nur einige Schlucke und stellte den Krug dann beiseite. Eine ganze Weile saßen sie schweigend im Gras, die Höhle direkt hinter ihnen...Aina wusste nicht was vorgefallen war, doch sie beschloss ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen. "Dryden ist ein guter Mann.... Euer...Wortgefecht war nicht zu überhören, aber...." Seufzend schloss Milerna die Augen. "Aina, bitte...Ich will nicht darüber..." "Nein, hör mich an, ich bitte dich. Ich weiß nicht viel über euch, oder über all die Menschen hier, doch es ist Dryden dem ich mein Leben verdanke. Er hat mich ohne weiteres aufgenommen, ich hätte genauso ein Zaibacher Spion sein können. Doch er hat mich nicht weggeschickt, und das zeugt von unglaublicher Güte. Er gab mir dieses Kleid hier, und als ich es anzog und er mich ansah wusste ich, es musste jemandem gehören der ihm sehr viel bedeutet..." Milerna wandte den Blick ab..Sie hatte es beinahe vergessen, erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran dass es ihr altes Kleid aus jüngeren Tagen war, das Aina trug... "Es gehörte dir, nicht wahr?" Sie nickte nur und schwieg.. "Du musst sehr verletzt worden sein, sonst würdest du nicht so sehr leiden. Doch ich versichere dir, er leidet genauso. Er hat Angst, dich nun vollkommen verloren zu haben..." "Das hat er nicht..." Aina horchte auf, als sie Milernas flüsternde Stimme hörte. Es war nur ein ganz sachter Laut, kaum vernehmbar doch es waren diese Worte, die Milerna Erkenntnis brachten. "Liebst du ihn, trotz allem was geschehen ist?" fragte sie ebenso flüsternd zurück, in der Angst jemand könnte sie hören. Milerna war verwundert, dass jemand den sie gerade erst kennen gelernt hatte so gut in ihrer Seele lesen konnte. Aina schien eine versteckte Gabe zu besitzen, die sich manche Menschen nur wünschen konnten... "Diese Frage stelle ich mir seit einer Ewigkeit...." antwortete sie schließlich. Aina blickte zum Himmel, dunkle Wolken zogen herauf... "Es ist alles so schwer...So unglaublich schwer. Ich frage mich manchmal, wieso die Götter den Menschen die Gabe geschenkt haben Liebe zu empfinden...Ich sehe doch dass daraus nur Schmerz entsteht....." Sie sprach mehr zu sich selbst, doch Milerna sah auf als sie Ainas Worte hörte. "Wir kämpfen schon so lange für Freiheit....Doch all dies wäre nicht möglich wenn wir nicht etwas hätten, für dass es sich lohnt all diese Bürden auf sich zu nehmen. Ich will die Menschen beschützen, die ich zu lieben gelernt habe. Und wenn ich auch nicht die Liebe erfahre, die ich mir immer so sehr gewünscht habe...meine Aufgabe ist es, für meine Überzeugung zu kämpfen..." "Was, wenn alles umsonst ist?" Etwas geschockt blickte die Prinzessin auf das junge Mädchen neben ihr. Sie schien für ihr Alter schon sehr reif, und ihre Miene spiegelte eine solche Ernsthaftigkeit wieder wie sie sie nur selten gesehen hatte. "Wieso sollte alles umsonst sein?" "Ich weiß nicht....wenn es einfach nicht sein soll, wenn alles zugrunde geht. Wieso dann all das auf sich nehmen, das alles ertragen? Wie weit würdest du gehen, um dein Ziel zu erreichen?" "Wie weit würdest du gehen, um deine Pflicht zu erfüllen?" Von weitem sah sie Allen, wie er mit den wenigen übrigen Männern sprach. Sie wusste, sie besprachen die Reise nach Basram. "Reise? Das ist keine Reise....Das ist Flucht..." dachte sie, ehe sie aufstand. Ainas Blick auf ihr spürend strich sie sich die langen Haare aus dem Gesicht und antwortete auf ihre Frage. "Du solltest mich so etwas nicht fragen....Die Antwort würde dich erschrecken..." Sie gesellte sich zu Allen, aber Aina sah ihr mit einem wissenden Lächeln hinterher... Es vergingen zwei weitere Tage, erfüllt von Schweigen. Dann waren sie bereit. Bereit, nach Basram zu gehen und um Hilfe zu bitten. Allen erhoffte sich den kalkulierten Erfolg, er hoffte mit der Hilfe der Regierung etwas erreichen zu können. Basram war das erste Reich Gaias, das zu einer Republik erklärt wurde. Das Staatsoberhaupt war der Senat, geführt von den gewählten Senatoren und Administratoren die für eine gerechte und demokratische Ordnung arbeiteten. Doch Korruption war nicht weit, und niemand wusste was in den dunkelsten Ecken des Senats genau vorging. Zaibach hatte auch hier erfolgreich intrigiert, doch der Eklat war noch nicht ausgebrochen. Allen wusste, es war nur eine Frage der Zeit bis sich gewisse Senatoren auf die Seite Zaibachs schlagen würden. Gardess sah seinen Kommandanten zweifelnd an. Er glaubte nicht an den Erfolg dieser Mission, in seinen Augen war es aussichtslos an das Gewissen der Staatsmänner zu appellieren. "Einen Versuch ist es wert. Wir werden sehen, was wir tun können. Ich weiß, was Zaibach vor hat doch sie werden ihren Plan nicht umsetzen. Nicht solange ich es verhindern kann." Erinnerungen kamen in ihm hoch, und bevor ihn die Wut ereilen konnte wandte sich Allen ab... "Wie viele Reiche müssen noch untergehen damit diese Hunde endlich zufrieden sind..." seufzte Gardess, und sein Blick fiel auf Van, der mit verschränkten Armen an der Felswand lehnte und in die Ferne starrte. Gardess folgte seinem Blick, und ein trauriges Lächeln umspielte sein Gesicht. "Nicht einmal Merle siehst du so an...Was ist nur geschehen? Seit zwei Tagen redest du kaum noch etwas, ich meine sogar weniger als normal." "Ich mache mir nur Gedanken." kam die knappe Antwort. "Gedanken über die Zukunft Gaias, über die Reise nach Basram? Oder ehe Gedanken über..." "Hör auf von Dingen zu reden von denen du nichts verstehst." entgegnete er gereizt, doch Gardess schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich verstehe mehr als du dir denken kannst, Junge. Aber du solltest es belassen. Du wirst nicht nur ihr, sondern auch dir wehtun..." "Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst." Gardess beschloss, nicht mehr auf ihn einzureden, es hatte sowieso keinen Sinn. Stattdessen beobachtete er, wie sich Vans Augen gefährlich verengten und als er seinen Kopf drehte erkannte er, wieso... Gemeinsam saßen sie auf einer schon ziemlich ramponierten Decke im Gras, in ihren Händen Hemden und andere Kleidungsstücke. Mit geschickten Händen stopften sie die Löcher und nähten ausgefranste Bunde wieder zurecht, so gut es mit dem bedürftigen Handwerkszeug ging. Hitomi zeigte Aina, wie sie die Nadel richtig führen musste und es sah beinahe so aus als wären die beiden Schwestern, die an einem sonnigen Nachmittag gemeinsam im Garten saßen. Etwas erschrocken fuhr Hitomi herum, als sie jemand an der Schulter berührte. Sie erwischte sich bei dem Gedanken sich zu wünschen, es sein Van... Stattdessen sah sie in das freundlich aussehende Gesicht eines Mannes, mit dem sie in all der Zeit kaum ein Wort gewechselt hatte. Er hielt ein Hemd in den Händen und hielt es ihr lächelnd entgegen. "Ich hoffe, ich störe euch nicht. Falls ihr euch nicht erinnert, mein Name ist Lanos und ich brauche dringend eure helfenden Hände." Leise lachte er auf, und Hitomi nahm ihm das löchrige Hemd ab. Sie erinnerte sich an ihn, er war dabei als sie damals in dem Zelt war und von Allen über ihre Herkunft ausgefragt worden war. "Ich werde mich darum kümmern...." antwortete sie und legte das Stück Stoff beiseite. Lanos streckte sich, und mit wachsamen Augen sah er sich um. Als er den schwarzhaarigen Mann an der Felswand sah, konnte er sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Aina sah dem Schauspiel aufmerksam zu... "Wir brechen heute Abend nach Basram auf, Allen hat es so beschlossen. Bei Nacht ist es sicherer, zu reisen. Jedenfalls für uns..." "Was wollen wir eigentlich in Basram?" fragte Aina interessiert. "Nun, wir wollen um Hilfe bitten. Aber darüber braucht ihr euch nicht die Köpfe zerbrechen, es wird schon alles gut gehen..." Fest umklammerte Hitomi den Zipfel des Hemdes, das sie gerade von den Löchern befreite, und starrte ins Leere. "Gut gehen? Diese Illusion habe ich schon längst aufgegeben..." dachte sie. Schon den ganzen Tag beschlich sie ein seltsames Gefühl, eine Ahnung dass etwas auf dem Weg hierher war. Etwas Böses...Lanos bemerkte nicht ihre plötzliche Angespanntheit, aber Aina tat es. "Hitomi, ist dir nicht gut? Du siehst plötzlich so blass aus." fragte sie besorgt, und Lanos beugte sich zu ihr hinab. Nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht hielt er inne als er sie begutachtete. Er hob die Hand, um ihre Stirn zu fühlen und als er sie berührte, zuckte sie für einen Moment erschrocken zusammen. Es war das erste Mal, dass sie ein anderer Mann als Van so berührte. Lanos Hand war kühl auf ihrer Haut und das warme Gefühl, das sie sonst immer spürte als der junge Krieger sie berührt hatte, blieb aus. Einige Meter entfernt beobachtete Gardess erstaunt, wie Van langsam aber sicher die Beherrschung verlor. Er ballte die Hände zur Faust und schien Lanos mit seinem Blick durchbohren zu wollen. "Du mieser Hund, lass deine dreckigen Finger von ihr...." hörte Gardess ihn murmeln. Aber Van schien den Mann neben sich gar nicht zu bemerken, er konzentrierte sich voll und ganz auf Lanos und auf die Wut, die in ihm brodelte. "Es geht schon, mir ist nur....nicht wohl..." antwortete sie, insgeheim hoffend er würde von ihr lassen. Obwohl sie es verdrängte spürte sie die Präsenz einer unsagbaren Wut, und sie wusste genau zu wem sie gehörte. Sie fragte sich nur weshalb er so wütend war... Lanos sah sie zweifelnd an. "Bist du dir sicher? Soll ich dir etwas Wasser bringen?" Schnell schüttelte sie den Kopf. "Nein, es ist nichts....wirklich..." Sie log, und sie hoffte niemand würde es bemerken. Ein schleichendes Gefühl überkam sie, und eine schreckliche Angst griff plötzlich nach ihr. Ihre Augen weiteten sich, und dann sah sie es vor sich... Körper, die zu Boden gingen, gebrochen und erstochen. Das Blut sickerte in den hölzernen Boden und färbte die Stellen rot. Ein Stoffhase wurde unachtsam in die Ecke geschleudert, die aufgerissenen Augen der Toten starr auf ihn gerichtet... "Wer wir sind, ist was wir wollen." "Es ist sinnlos, Mensch. Ob heute oder bald...Ihr werdet sowieso alle sterben." "Seid dankbar dass ihr jetzt sterben dürft. Alles was danach kommt, wird Gaias Ende sein.." Sie dachte an das Haus, in dem sie ihre trostlose Kindheit verbrachte, einzig und allein erhellt durch das Dasein eines kleinen Jungen. Nun war es tot, kein Leben mehr darin. Doch das, was sie am meisten erschreckte war die Tatsache, dass sie kaum Trauer empfand. Trauer für die Menschen, die ihr nie das geben wollten was sie sich doch so sehr wünschte. Und dann fragte sie sich, wieso es nur zwei Leben waren die in dieser Nacht ausgelöscht wurden... "Faron....." flüsterte sie leise und die Erkenntnis ereilte sie. "Du warst nicht mehr da...Du warst nicht mehr im Haus....." Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch ihren Bruder vielleicht noch am Leben zu wissen machte sie unsagbar erleichtert.... Ihre Hände zitterten leicht, und etwas grob stieß Aina Lanos von ihr weg. "Hitomi? Hitomi, sag doch, was ist mit dir?" Doch so schnell die Erleichterung auch gekommen war, so schnell verflog sie auch wieder. Sie erwachte aus ihrer Trance und sah Aina angsterfüllt an. "Es regnet....und mit dem Regen kommen sie...." "Was redest du denn, es scheint doch schon den ganzen Tag die..." Doch bevor sie ihren Satz beenden konnte ertönte ein lauter Donner vom Himmel, so grölend und tief dass Aina zusammenzuckte. Auch alle anderen sahen verwundert zum Himmel als der Donner erneut zuschlug... Van brauchte keine Sekunde um zu verstehen. Er konnte den Regen beinahe riechen, der sich ankündigte. Er hatte dem Schauspiel eben aufmerksam zugesehen und ahnte schon, dass etwas im Anmarsch war. Gardess blickte verwirrt zum Himmel. "Was ist hier nur los?" Wenige Augenblicke später begannen die ersten Tropfen vom Himmel zu fallen. "Ein Gewitter zieht herauf, alle zurück in die Höhle!" rief Allen und so machten sie alle auf den Weg in die rettende Unterkunft. Inzwischen half Lanos Hitomi auf die Füße und Aina packte die Hemden und die Decke schnell zusammen. Der Regen prallte immer stärker auf sie herab, bis er einer Sinnflut glich. Lanos nahm ihre Hand und wollte sie in die Höhle führen, doch Hitomi blieb wie versteinert stehen und blickte hinauf zu den dunklen Wolken. "Komm schon, du wirst dich nur erkälten!" rief er gegen den Donner an, doch Hitomi rührte sich nicht vom Fleck. Aina, deren Haare bereits an ihrem Nacken klebten, sah sie verwirrt an. "Hitomi, wir müssen ins Trockene." erklärte sie. Lanos schüttelte verzweifelt den Kopf und packte sie an den Schultern. "Hör mir doch zu, hier draußen holst du dir noch den Tod!" rief er als er sie leicht schüttelte, doch noch ehe er weitersprechen konnte hörte er das unverkennbare Geräusch eines Schwertes, das aus der Scheide gezogen wurde. "Fass sie noch einmal an und du kannst deinen Kopf auf der Erde suchen." Aina sah mit erstaunen, wie ihm die vom Regen durchnässten Haare ins Gesicht hingen und seine Augen fast vollkommen verdeckten. Seine Stimme war ruhig, aber herrisch und sofort war ihr klar dass er es todernst meinte. Lanos ließ von ihr ab und drehte sich zu ihm um. "Anstatt hier den Bullen zu spielen solltest du dich ausnahmsweise nützlich machen!" antwortete er und deutete auf die Frau vor ihm. Van zwang sich, sie anzusehen. Die letzten Tage hatte er genau das vermieden, er hatte nicht vor in Selbstmitleid zu versinken. Er wusste es war die einzige Möglichkeit, und nun tat er genau das was er unbedingt verhindern wollte. Dieser Blick, der ihn in seinem Innersten aufrüttelte ereilte ihn und er wusste, er hatte ihn schon einmal gesehen. Damals, als Zaibacher Soldaten sie in der kleinen Hütte überfallen hatten. Dieselbe Angst, dieselbe Wahrheit. "Wir müssen hier sofort weg." Zornig grollte der Himmel, der Donner ertönte so laut dass man glaubte Berge würden einstürzen. Die Wolken verwandelten sich in bedrohliche, schwarze Gebilde die wie schwerer Rauch über ihnen schwebten. Besorgt sah Allen zu, wie der Regen auf die Erde prasselte und die Menschen in der Höhle ängstlich nach draußen schauten. "Kommandant! Etwas zieht herauf!" Fragend sah Allen seinen alten Freund an, der durchnässt in den Unterschlupf gerannt kam und schneller atmend vor ihm stehen blieb. "Ja, das weiß ich selbst." Doch Gardess schüttelte wissend den Kopf und deutete hinaus. "Nein, ich meinte nicht nur das Gewitter. Es ist wie ein Vorbote. Sie hat es gesagt." "Sie?" "Hitomi. Lanos sagte, sie würde fantasieren. Sie meint, etwas kommt auf uns zu. Du weißt, ich glaube nicht an Geister und an Hexen, doch ich weiß dass sie recht hat.." Aus den Augenwinkeln heraus sah Allen Lanos, der mit Aina ebenfalls in die Höhle kam. Sie schrie ihn an, sie loszulassen doch er ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Etwas unsanft ließ er sie auf einem Ballen Heu nieder und deutete ihr an, hier zu verweilen. Dann machte er kehrt und wollte wieder hinaus. "Lanos! Warte!" "Was ist?" wütend fuhr er herum, und als er in das besorgte Gesicht Milernas blickte wurde sein Blick hart. "Was geht da draußen vor? Wo ist Hitomi? Wo ist..." "Dieses Tier ist bei ihr und versucht sie aufzuwecken, aus was auch immer. Ich werde nicht zusehen wie dies in einem Desaster enden wird, also hör auf mich abzuhalten!" Er rannte hinaus in den Sturm, Milerna starrte ihm verwirrt hinterher. "Was siehst du...?" Sie antwortete nicht, ihre Lippen zitterten als sie sich apathisch die Arme um den Körper schlang. Van musste tief einatmen, als er sie zu sich drehte und ihr an die Schultern fasste. Doch noch ehe er sie berühren konnte schlug in der Nähe ein Blitz ein, und mit einem kurzen Schrei riss sie die Augen auf. Sofort schlug sie sich die Hände vor das Gesicht und sank zu Boden. Als er sie so betrachtete, wurde er wütend. Wütend auf all die Dinge, die geschehen. Wütend auf sich selbst, dass er so schwach war. Wütend auf sie, da sie ihn gefangen hielt.... "Du wirst vergessen, was war...." "Wie kannst du so etwas sagen...wie kannst du nur so etwas verlangen..." dachte er, als er vor ihr kniete und zögernd die Hände ausstreckte. "Sag mir, was du gesehen hast...." kam es monoton aus seinem Mund, und Hitomi spürte die Hände die die ihren von ihrem Gesicht wegführten. Der kalte Regen durchnässte beide vollkommen, doch es schien als bemerkten sie es gar nicht. "Ich....ich...." presste sie hervor und kniff die Augen so stark zusammen, dass es schon beinahe Schmerzen bereitete. "Sag es mir!" Er verfiel in seine alte Wut zurück und schrie sie an. Aus Verzweiflung, aus Angst. Doch sie wusste schon längst, dass es zu spät war. Sie waren nahe, zu nahe... "Flieht...ihr müsst alle fliehen....." Er wollte ihr antworten, wollte ihr sagen dass sie damit aufhören sollte. Aufhören, diese Dinge zu sehen. Das einzige, was er sich in diesem Moment wünschte war sie an einen Ort zu bringen, an dem sie von all dem nichts erfahren musste. Weg von den Vision, von den Schmerzen. Weg von ihm..... "Was hat sie nur aus mir gemacht....." dachte er als der kalte Regen stetig auf sie herab prasselte. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich, das schmatzende Geräusch von Tritten die auf die nasse Erde stampften. "Was soll das, was tust du da? Schaff sie sofort ins Trockene oder...." Lanos verstummte, und Van sah langsam gen Osten. Er hörte es nun auch, zuerst leise wie Gräser, die im Wind umherwehten. Doch mit jedem Herzschlag wurde es lauter, und eine beklemmendes Gefühl breitete sich in ihm aus. Lanos wich einen Schritt zurück... "Was zum Teufel ist das...." Der ohnehin schon graue Himmel verdunkelte sich, und es schien als würde er in tiefem Schwarz versinken. Der Wind heulte, die Wälder um sie herum bogen sich hin und her als ob sie versuchten wegzulaufen. Das laute Trommeln kam näher, und ruckartig zog er Hitomi auf die Beine. Er sah, wie sie sich die Hand auf die Brust legte, als ob etwas in ihr schmerzte. Ihr Atem ging schneller und ihre Pupillen weiteten sich. "Flieht.......flieht........" Ein schrecklicher Schrei erfasste die Waldlichtung, und in der Höhle hielten sich die Menschen erschrocken die Ohren zu. Das alte Gestein schien zu erzittern vor dem, was auf dem Weg hierher war. Donner ertönte, und ehe sie sich bewegen konnten waren sie gekommen... Der Rauch, der aufstieg als sie sichtbar wurden, brannte sich in ihre Lungen. Unter ihren Füssen verfaulte die Erde, alles lebendige wurde ausgelöscht. Van sah mit geweiteten Augen auf die zwei Wesen, die sich in schrecklicher Größe vor ihm aufbauten, ihr roten Augen glühten unter den schwarzen Helmen und sahen voller Mordlust um sich. Hitomi ging zu Boden und krallte ihre Finger in die matschige Erde. "Bei den Göttern....was....." Lanos konnte kaum sprechen, beim bloßen Anblick der Dämonen schien sein Herz stehen zu bleiben. Beide taten gleichzeitig einen Schritt nach vorne, ihre grausamen Waffen an dunklen Ledergürteln stießen gegen das Metall ihrer Rüstungen. Es war ein Geräusch, das sie niemals vergessen werden... "Gebt uns die Cerridwen." Der Regen verdampfte auf ihren Schultern, und ihre Stimmen waren wie hartes Eisen das brach. Van wusste, gegen diese Dämonen hatte er verloren bevor er überhaupt einen Schlag wagen konnte. "Gebt uns die Cerridwen." wiederholten sie. Noch ehe er nachdenken konnte fuhr seine Hand an den Griff des Schwertes, und mit einem Ruck zog er es heraus. Sein Verstand schien auszusetzen, alles was er in diesem Moment verspürte war der Drang, die Frau vor ihm zu beschützen. "Niemals." "Wir sind gekommen, um sie zu holen. Wer wir sind, ist was wir wollen. Geh aus dem Weg, erbärmlicher Mensch, oder wir werden dich in Stück reißen." zischte der rechte, und seine klauenbesetzte Hand glitt zu der Axt an seiner Seite. "Wer seid ihr!" rief Lanos, doch als ihn der Blick der Schatten erreichte wich er erneut einen Schritt zurück. "Soviel Angst und Schrecken....Oh ja, ich kann sie riechen, die Furcht...Die Zeit ist gekommen...um zu sterben." "Phobos....und Deimos....." Hitomi stützte sich kraftlos auf ihre Arme, als sie aufzustehen versuchte. Van warf ihr einen raschen Blick zu als er sich schützend vor sie Stelle, das Schwert in seinen Händen. Die Regentropfen prallten auf die scharfe Klinge und ein Blitz ließ sie für einen kurzen Moment gefährlich aufleuchten. Er wusste, er könnte jeden Moment sterben. "Geh aus dem Weg, Mensch. Oder es wird nicht mehr viel von dir übrig bleiben." Als sie den Kopf hob und auf das Schauspiel vor ihr blickte, verkrampfte sich etwas in ihr. Ihre Arme gaben nach und sie fiel zurück auf die Erde. Hitomi spürte, wie etwas verstecktes in ihr langsam an die Oberfläche kroch. Phobos schaute auf, und er roch die Angst die sich im Inneren der Höhle verborgen hielt. Er blickte zu ihr hinauf, seine roten Augen glühten, und Van wusste er hatte schreckliches vor. "Lanos! Schaff die anderen aus der Höhle heraus!" schrie er so laut er nur konnte, und keine Sekunde später rannte Lanos auf den Unterschlupf zu. Milerna stand zögernd am Eingang, sie konnte kaum sehen was draußen vorging denn der Regen und die plötzliche Dunkelheit versperrten ihr die Sicht. Dann sah sie eine Person auf die Höhle zurennen, wild mit den Armen fuchtelnd und schreiend. "Lanos?" dachte sie laut, doch noch ehe sie hinaustreten konnte hörte sie seine verzweifelten Rufe. "Verschwindet! Raus da, ihr müsst raus aus der Höhle!!" Perplex sah sie ihn an, als er schließlich keuchend vor ihr stand und nach Draußen deutete. "Lanos was.." "Keine Zeit für Fragen, hört auf mich und rennt sofort in die Wälder!" Allen kam hinzu und packte ihn an den Schultern. "Was redest du da, was geht da draußen vor?" "Sie sind hier, und sie werden uns alle töten wenn wir nicht sofort verschwinden! Schnell, wir müssen hier weg bevor..." Die Zeit war ein schrecklicher Gegner, und im Moment hatte er sie ereilt. Erschrocken blickten die Menschen an die Decke der Höhle, einige Steine brachen hinab und krachten auf die Erde. Lautes Grollen ertönte, und die sich bildende Panik war nicht aufzuhalten. "Van!!Wo ist mein Van!!" Merle wollte hinaus rennen, doch Milerna hielt sie fest. "Wir müssen tun, was Lanos gesagt hat, hörst du?" "Nein! Lass mich los, ich will zu Van!" Sie verstummte, als ein Felsbrocken neben ihr einschlug und das kommende Desaster ankündigte. "Raus hier!" schrie Allen, und die Menschen rannten panisch aus dem einst sicheren Unterschlupf. Milerna zog Merle und Aina mit sich, die Männer blickten ängstlich zur Decke bevor sie sich selbst in Sicherheit brachten. In der Ecke sah Allen von weitem noch einige verängstigte Frauen kauern, vor ihren Füßen prallten die Gesteinsbrocken hinab. Er wollte kehrt machen und sie holen, doch ein starker Arm hielt ihn im letzten Moment zurück und zusammen stürzten sie nach hinten... Geschockt sahen sie zu, wie alles vor ihren Augen einstürzte und mehrere Leben unter sich begrub... Für einen kurzen Moment blieben auch die anderen stehen und sahen mit aufgerissenen Augen auf die einstürzende Höhle. "Was geht hier nur vor..." flüsterte Milerna und sie spürte, wie Tränen in ihr hochstiegen. Sie blickte auf Allen, der im Dreck saß und auf Gardess, der hinter ihm kniete und den Kopf senkte... "Ich sage es ein letztes Mal. Gib uns die Cerridwen, oder du wirst mit deinem Leben bezahlen...." "Angst und Schrecken....das einzige was ihr in mir weckt ist Verachtung. Eher sterbe ich, als dass ich sie euch überlasse.." Mit diesen Worten hob er sein Schwert und rannte... Sie wollte schreien, wollte ihn daran hindern, doch kein Laut drang aus ihrem Mund. Mit aufgerissenen Augen sah sie, wie er seinem sicheren Tod entgegen rannte. "Er wird sterben...Er wird sterben...Er wird sterben..." Immer wieder wiederholten sich diese Gedanken, bis sie es nicht mehr ertragen konnte. Sie schloss die Augen, als ihr stumme Tränen die Wangen hinab flossen. Doch sie hörte den dumpfen Schlag, der ertönte als sich die dunkle, messerscharfe Klinge in menschliches Fleisch bohrte.... Der Körper fiel zu Boden, und das diabolische Zischen der Dämonen ertönte. Ihr Körper gehorchte ihr plötzlich wieder, und als sie die Augen öffnete schrie sie so laut dass selbst der Donner nicht mehr zu hören war.. "Nein!!!!" Von Deimos Klinge tropfte tiefrotes Blut, Phobos stand neben ihm und wandte seine Augen von der Höhle ab die mit lautem Poltern soeben eingestürzt war. Deimos hob sich die Spitze seines Schwertes an die Nase und sog den metallischen Geruch des Blutes ein. Verächtlich spuckte er auf den Boden. "Drachengottblut...Widerlicher Abschaum..." "Ich spüre den Tod...Wunderbar...." Zu schwach, um sich aufzurichten kroch sie auf allen Vieren zu ihm hinüber. Es erschien Hitomi wie ein endloser Marsch, doch als sie ihn endlich erreicht hatte viel sie schluchzend neben ihm zu Boden. Sein Hemd war zerfetzt und an seiner linken Schulter starrte ihr tiefrotes Fleisch entgegen. Alles war voller Blut, sein gesamter Oberkörper war bedeckt und in dunklen Strömen rinn es auf die Erde.... Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Verzweifelt presste sie ihre Hände auf die klaffende Wunde, in der Hoffnung so die Blutung zu stillen. Binnen weniger Sekunden floss sein Blut durch ihre Finger.... "Nein.....nein....hör auf.....hör auf....." stammelte sie, doch er lag reglos vor ihr, die Augen wie im Schlaf geschlossen. Dichte, schwarze Strähnen klebten an seinem Gesicht. Sie hob die Hand, um sie ihm aus dem Gesicht zu streichen.. Es geschah in diesem Moment, als sie realisierte dass ihre Hände vollständig mit Blut bedeckt waren....Sie starrte sie an, als seien es nicht Teile ihres Körpers sondern die Hände eines Mörders. "Du solltest dich glücklich schätzen. Du durftest für eine Göttin sterben.." krächzten beide verächtlich und Phobos hob seine Axt in die Höhe. Er trat hinter Hitomi und jedes Mal, wenn sein Fuß auf die Erde stampfte fuhr ein Schauer durch ihren Körper. "Vereint, in der Unterwelt...." "Stirb, auf das die Sterne untergehen und sich der Himmel auf ewig verdunkelt..." Sie spürte, wie die Axt durch die Luft schoss. Die Welt schien aufzuhören zu leben, alles blieb still und verharrte, wie in einem ewigen Bild eingefangen. Ihre Tränen flossen nicht mehr, sie sah nicht mehr ihre blutigen Hände. Hitomi erinnerte sich an ein Gefühl, das sie spürte als er sie in ihrer ersten Nacht im Arm hielt. Und an all das, was danach kam. Es war wie ein endloser Fall in die Tiefe...Dunkelheit, aus der sie nicht einmal schneeweiße Flügel retten konnten...... ~*~ and in this heart of darkness our hope lies on the floor all love like fame ist fleeting when there's no hope anymore... ~*~ Sie blickte zum Himmel und suchte nach einer Antwort. Das Unwetter kam so plötzlich, dass sie nur mit Mühe einen Unterschlupf unter dem Felsvorsprung gefunden hatten. Kritisch betrachtete sie den dunklen Horizont. "Irgendetwas stimmt hier nicht..." dachte sie laut und schlang das Tuch noch enger um ihre Schultern. "Du hast Recht..." Sie zuckte etwas zusammen als sie die tiefe Stimme neben sich vernahm. Lange Zeit schwiegen sie, der Regen fiel herab und jedes Mal, wenn der laute Donner ertönte wich Eries etwas zurück. "Die Zeiten, in denen du dich vor Gewitter gefürchtet hast, sind doch eigentlich vorbei...Prinzessin." Lächelnd sah er sie an, und ihr war als ob sein Gesicht plötzlich in sanften Zügen erstrahlte. Eries antwortete nicht, stattdessen deutete sie hinaus ins Freie. "Wohin werden wir nun gehen?" Etwas verwundert über den plötzlichen Themenwechsel folgte Ardan der Bewegung ihrer Hand. "Wohin würdest du denn gerne gehen?" "Hör auf damit.." Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie vertraut sie miteinander sprachen. Damals, im Palast, wäre es ihr niemals in den Sinn gekommen so mit ihm zu sprechen. Ihr Vater hätte sie dafür sicher verstoßen, hätte er geahnt was für Gedanken sich oft in ihren Kopf schlichen. Unwillkürlich dachte sie an Milerna.. "Hast du sie jemals wiedergesehen? Irgendwann?" Ardan wusste sofort, von wem sie sprach. Er senkte den Kopf, seine Stimme wurde leiser und bedächtiger. Er hatte niemals vor gehabt, ihr davon zu erzählen. Doch zu der Zeit, als er sich dies schwor hätte er auch niemals gedacht, Eries wiederzusehen... "Ja...ja, ich habe sie gesehen. Es sind seitdem bestimmt zwei Jahre vergangen, doch meine Erinnerung ist nicht getrübt. Sie ist zu einer starken Frau geworden..." Er brach ab, als er bemerkte wie Eries leise zu schluchzen begann. "Verzeih...ich wollte nicht...." "Geht es ihr gut?" Starr blickte sie in die Ferne, sie hatte nicht den Mut ihm bei diesen Worten ins Gesicht zu sehen. Ardan sah sie lange an, zu lange, und als er spürte wie etwas Vergangenes in ihm wieder begann aufzuleben wandte er sich ab. "Ja, bei den Göttern...Ja, es geht ihr gut...." Stille Tränen fanden den Weg nach Außen, und Eries dankte ihm leise als er sie unter dem Felsvorsprung alleine ließ.. Ohne weiter darüber nachzudenken tat sie einige Schritte nach vorne, und als sie den kühlen Regen auf sich niederfallen spürte schloss sie die Augen, auf dass das Wasser vom Himmel ihre salzigen Tränen wegwusch.... "Du bist wirklich ein Herzog? Dann gehört dir wirklich ein ganzes Land? Du lebst auch wirklich in einem Schloss??" "Ja, mit vielen Gängen und geheimen Ecken. Niemand kennt sie, nur ich." Sagte Chid stolz und dachte an seine Heimat. "Wenn du willst, zeig ich sie dir wenn wir wieder nach Hause gehen. Wo ist denn dein Zuhause?" "Ein kleines Dorf in Asturia, bei Chatal. Wir haben sogar ein eigenes Haus, und einen Garten! Dort habe ich immer mit meiner Schwester gespielt, bevor sie.....verschwunden ist.." Farons Stimme wurde traurig, und Chid rückte etwas näher an seinen neuen Freund heran. "Wohin ist sie denn verschwunden? Menschen verschwinden doch nicht einfach so, oder?" "Vater sagt, sie sei tot. Doch das glaube ich nicht. Ich weiß, dass sie noch lebt. Sie ist irgendwo da draußen und wartete auf mich. Ich muss sie nur finden, dann wird alles wieder gut...." "Wenn der Regen endlich aufhört, können wir weitersuchen." Faron nickte und lehnte den Kopf gegen sie kalte Steinwand. Er sah, wie der Mann auf sie zukam und sich schließlich neben ihnen niederließ. Chid schloss die Augen, und kurze Momente vergingen bis er eingeschlafen war... Stille breitete sich aus, und Farons Blick glitt zu der Frau die draußen im Regen stand.. "Was ist mit ihr?" "Sie ist traurig...." antwortete Ardan und sah auf die verschwommene Gestalt im Regen. "Wieso ist sie traurig?" "Weil sie jemanden verloren hat, der ihr sehr viel bedeutet..." Mit langsamen Bewegungen kramte Faron in der Tasche seiner Hose und zog etwas heraus. "Was hast du da?" fragte Ardan, als er den Jungen beobachtete und sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen konnte. Bedächtig streckte er die Hand aus, und als Ardan hineinblickte konnte er nur ein kleines Stück schwarze Kohle ausmachen. "Meine Schwester war auch oft traurig, und niemals wusste ich weshalb. Nachts hat sie geweint, sie dachte ich höre es nicht doch ich habe es immer gehört. Ich wollte, dass sie aufhört. Und manchmal, wenn es ganz schlimm war, da habe ich mich zu ihr gesetzt und ihr etwas gemalt. Dann hat sie aufgehört zu weinen und hat gelächelt...." "Hast du ihr mit dieser Kohle Bilder gemalt?" fragte Ardan sanft und als der Junge nickte strich er ihm beruhigend über den Kopf. "Du bist wirklich ein tapferer Junge, Faron...." Erstaunt sah dieser auf. "Vater sagt ich bin schwach." "Das bist du nicht. Ich kenne nicht sehr viele wie du die sich, ohne darüber nachzudenken, auf die Suche nach ihrer verschollenen Schwester machen." "Sie ist nicht verschollen. Sie haben sie mitgenommen...." antwortete er und drückte seine Hand, in der immer noch die Kohle lag, zusammen. "Mitgenommen? Wer hat sie mitgenommen?" "Die Männer in den schwarzen Rüstungen." Für einen kurzen Moment erschrak Ardan innerlich, die kindliche Antwort sagte mehr aus als ihm lieb war.. "Schwarze Rüstungen? Bist du dir sicher? Hast du sie gesehen?" Ein zaghaftes Nicken folgte, und Ardan beschloss dieses Thema vorerst ruhen zu lassen. Es beunruhigte ihn, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt um sich über so etwas Gedanken zu machen. Zuerst mussten sie an ihrem Ziel ankommen. Seine Augen wanderten wieder zu Eries, die immer noch an derselben Stelle stand wie vor einigen Augenblicken. Er hatte nicht vor, sie aus dem Regen zu holen. Schon zu lange kannte er sie, doch er konnte nur erahnen was in diesem Moment in ihr vorgehen mochte... Alle fühlten es, sie spürten wie es in sie kroch wie das Blut, das in ihren Adern floss. Das Wehklagen hörte auf und die Stille folgte. Niemand wagte, auch nur einen Ton von sich zu geben. Die Luft wurde plötzlich unglaublich schwer und als ein leichter Windhauch aufkam, schien er ängstlich an ihnen vorbeizuziehen. Der Regen wurde ruhiger, doch er wich nur der schrecklichen Aura, die sich breit machte und alles zu verschlingen drohte. Merle war die erste, die zu Boden fiel. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Lichtung entlang sah und ihre Finger bohrten sich in die Erde. "Wieso.....wieso tut denn niemand etwas..." Sie dachte sie hätte geschrieen, doch in Wahrheit war es nur ein Flüstern. Ihr Körper zuckte zusammen, als sie die Hand spürte die sich auf ihre Schulter legte. Merle roch ihre Tränen, als Aina den Kopf senkte und weinte... Dryden dachte nach, doch so sehr er sich auch anstrengte umso wirrer wurden seine Gedanken. Er konnte sich nicht erklären, was hier geschah. Es ging zu schnell um rational denken zu können. Seine Schulter schmerzte, seine Hand presste sich auf die angeschlagene Stelle doch er verzog keine Miene. Stattdessen sah er immerzu blondes Haar, das in langen nassen Wellen herabhing. "Milerna..." Mit erstaunen sah er, wie ihre Hände zitterten. In sekundenschnelle fuhrt sie herum und riss den jungen Mann an seinem Hemd zu sich herab. Dryden konnte nicht hören, was sie zu ihm sagte, es war als ob seine Ohren durch die undurchdringbare Stille wie betäubt waren. "Angst.....Angst und Schrecken. Das ist es, was uns alle lähmt..." dachte er und blickte auf die schwarzen Riesen, weit weg und doch noch so nahe dass er glaubte ihren dampfenden Atem in seinem Nacken zu spüren. Es war als ob die Dunkelheit in ihr alles auslöschte, was noch existierte. Der Schmerz, die Trauer...alles verging und verschwand schließlich. In der Ferne hörte sie Menschen schreien, sie spürte wie sie starben, wie sie nicht einmal mehr um ihr Leben flehen konnten. Sie sah die Verzweiflung in den Augen derer, die nicht von Stein begraben waren. Die Blicke hafteten auf ihnen, sie wusste es. Und als ihr Blick herabfiel auf ihren Schoß, auf das Gesicht des Mannes dessen Blut an ihren Händen klebte, da kam es ihr vor als würde sie nicht mehr atmen können. Hitomi fühlte in diesem Moment, wie der Tod in sie kroch. Sie würde sterben. Und als sie die Augen schloss, die Präsenz des Bösen hinter sich spürend und wie das Wesen die Axt hob, um sein Werk zu vollenden, da lächelte sie. Es hätte in dieser Nacht ein Ende haben können, doch anstatt sie zu töten taten Phobos und Deimos das Gegenteil... In ihrem Gesicht spiegelte sich nicht das Lächeln eines Besiegten...Es erschien das schreckliche Lächeln einer Macht, die nun endlich erwacht war. ~*~ Look at this world A place without hope Ancient visions, Pulling the rope That prevents the time from dying.... ~*~ Ihre Gedanken drifteten hinab in die Dunkelheit, und sie würde nicht eher ruhen bis sie das beherrschte, wonach sich ihr Herz nun sehnte. Hitomi existierte nun nicht mehr, an ihre Stelle trat die Cerridwen, erfüllt von Zorn und Finsternis. In dem Moment, als das schwarze Schwert seinen Körper durchbohrte war ihre Entscheidung endgültig gefallen. Sie wählte einen Weg, ohne Rückkehr. Phobos Axt schwirrte durch die Luft, hinab auf ihr Haupt. Doch bevor er seinen letzten Schlag vollenden konnte öffnete sie die Augen und ballte die blutbefleckte Hand zur Faust. Die Axt stoppte nur wenige Millimeter über ihrem Schädel. Phobos starrte ungläubig durch seinen schwarzen Helm, die glühenden Augen weit aufgerissen. Er wollte die Arme erneut heben, doch sie waren wie gelähmt. "Was geht hier vor? Deimos!" zischte er, doch sein Gefährte konnte nur starr auf die Frau, die da vor ihm kniete, blicken und sein Schwert fest umklammern. Sie hob ihren Kopf und sah ihn an. Phobos beobachtete geschockt wie Deimos einige Schritte zurückwich, das Schwert fiel klirrend zu Boden. "Das.......das ist nicht.....wahr......" stammelte er und seine grausame Stimme war nur noch ein leises Zischen im Wind. Der Regen peitschte auf sie herab, das Blut wurde langsam weggewaschen... "Du...du darfst nicht hier sein. Du existierst nicht! Du bist vergessen, seit langem schon! Dein Blut ist unrein, dein Fleisch verbrannt! Du bist tot! Diese Welt....diese Welt gehört uns!" Es vergingen Jahrhunderte, Jahrtausende seit die Welt ihre Stimme hörte. Die Stimme, die Worte sprach die sie alle richten würde. Niemals war sie vollkommen erwacht, niemals verlangte sie so sehr nach Vernichtung...bis heute. "Ihr seid erbärmliche Krieger. Euer Anblick hat nur eines verdient......Den Tod." "Wir sind die Herrscher aller Dämonen, die in der Unterwelt wandeln! Du kannst uns nicht töten, die Finsternis wird uns schützen!" rief Deimos verzweifelt, der immerzu auf den gelähmten Phobos starrte. Er erwachte aus seiner Starre, als sie ein leises Lachen vernahmen, so voller Hass und Macht dass es sie in ihrem Inneren noch erschütterte. "Ihr widerlichen Dämonen. ICH bin die Finsternis!" Phobos und Deimos rote Augen weiteten sich, doch ehe sie sich verteidigen konnten hob die Cerridwen die Hände und ließ sie langsam auseinander schellen. "Dafür werdet ihr bezahlen..." flüsterte sie und schlug im nächsten Moment hart auf den Boden. Die Axt wurde hinfort geschleudert, doch der Anblick der sich ihnen nun bot überstieg alles, was sich das menschliche Wesen nur vorstellen konnte. Allen wollte nicht glauben, was er gerade eben erlebt hatte. Seine Augen waren auf das Szenario vor ihm geheftet, er wollte wegsehen doch er konnte es nicht. Leise hörte er Merle schluchzen, die sich an Milernas Arm klammerte. Zusammen blickten sie auf die unbeugsame Grausamkeit einer Göttin, die nach Vernichtung dürstete. Aina presste die Augen zusammen, doch das Geräusch das ertönte als sich die Haut der Dämonen von ihrem Fleisch löste und ihre Eingeweide auf die Erde fielen würde sich ewig in ihr Gedächtnis brennen. Die Dämonen schrieen, ihre schrecklichen Geräusche des Todeskampfe hallte in den Wäldern wieder und legte alles Leben lahm. "Das ist ein Albtraum..." flüsterte Dryden und sank zu Boden als die fleischigen Körper sah, die nun mehr und mehr auseinandergezogen wurden wie Seile aus Gummi. Er wusste genau, was sie vorhatte... Milerna konnte weder weinen noch schreien, es war als wäre sie gelähmt. Mit letzter Kraft schaffte sie es ihren Arm auszustrecken und Aina an sich zu drücken, ihr Gesicht an ihre Brust gepresst. "Seht nicht hin...seht nicht hin..." presste sie hervor als sie spürte, wie Merles Tränen ihre Ärmel durchnässten. Lanos ging einen Schritt auf Allen zu, ohne den Blick von den zerstörten Körpern zu nehmen. "Was geschieht hier...." Allen senkte den Kopf, als ein widerliches Knacken ertönte. Das Bersten von Knochen, das Reißen von Muskeln und Gedärmen, das war es was nun die Lichtung erfüllte, und hätte er vor Schock schreien können hätte er es getan. Als die in Stücke gerissenen Dämonen zu Boden fielen, folgte eine grausame Stille. Selbst der Regen hatte aufgehört, es war nichts zu hören, nicht einmal das Fließen des schwarzen Blutes das in Strömen in der Erde versank und den Fleck Land für immer verderben sollte. Sie war zufrieden. Zufrieden mit den Qualen, die ihr Tun mit sich gebracht hatten. Für die Cerridwen war der Tod der beiden Dämonen eine Probe gewesen, eine Probe um das wahre Ausmaß ihrer Macht zu erfahren. Sie wusste nun, wer sie war und was sie tun wollte. Ihre Hände glitten auf ihren Schoß und ertasteten die Fleischwunde auf der Brust. Phobos und Deimos waren tot, doch es war noch nicht genug. Sie fühlte, wie sich das Tor zur Welt der Götter öffnete. Das Portal war nun offen, doch sie spürte keine Furcht vor dem der kommen sollte... Nun war sie die Göttin des Untergangs, der schwarze Drache war ihr Gefährte. Alles was existierte, wurde durch ihre Hand vernichtet. Sie war die personifizierte Rache. Weder Gott noch Dämon konnte über sie gebieten... "Ryujin! Zeig dich, ich weiß dass du hier bist!!" Mit lauter Stimme rief sie in den Himmel, immer noch auf dem Boden kniend, die Leichen der Dämonen um sie herum ausgebreitet wie Opfergaben. Nebel stieg auf, und ehe sie sich versah erschien eine Gestalt vor ihr. Verächtlich ließ sie einen Seufzer aus und blickte den Drachengott an. "Wieso zeigst du dich in dieser jämmerlichen Gestalt, denkst du ich würde dich ernst nehmen wenn du so vor mir auftrittst?" Alles blieb still als der Drachengott erschien, seine Form war von weitem nur schwer zu erkennen doch Merle erkannte sie sofort. Sie schlug die Augen nieder und weinte... Die Augen des Drachengottes blickten umher, und als er die Überreste der Dämonen sah wandte er sich an die ungeduldige Göttin. "Wieso hast du das getan." Es war keine Frage, eher eine Aufforderung an sie sich zu rechtfertigen. Trotz der Gestalt, die er sich entschied anzunehmen war er sich seiner wahren Macht bewusst. "Sie haben es verdient." antwortete sie knapp. "Was nimmst du dir heraus, einfach das Portal zu öffnen. Du kannst die Götter nicht einfach rufen wie es dir beliebt." "Schweig!" Die Cerridwen sah dem kleinen Jungen vor ihr wütend ins Gesicht, ihre grünen Augen funkelten nur so vor Hass. "Gib ihn frei." befahl sie, und Ryujin blickte auf von seinem Tun, den Mann in ihren Armen anzusehen. "Nein. Seine Seele gehört nun mir." "Gib ihn sofort frei..." befahl sie erneut, und ihr Ton wurde gefährlich ruhig. Doch der Drachengott ließ sich nicht beirren, stattdessen hob er den Kopf und deutete auf die kleine Menschenmenge einige Meter entfernt. "Sie haben dir zugesehen." "Sterbliche, die mich nichts kümmern. Gib mir was ich will und dann verschwinde." "Du kannst das Gleichgewicht nicht brechen. Tod bleibt Tod und Leben bleibt Leben. Nichts wird diesen Kreislauf verändern, nichts." Seine kindliche Stimme versetzte sie nur noch mehr in Rage, und mit der Faust schlug sie auf die Erde. Ein Blitz erhellte für einen kurzen Moment die Lichtung, und einer der Bäume fiel tosend um.. "Mit deinen Kunststücken kannst du mich nicht beeindrucken." "Escaflowne ist mein, sieh es ein Drachengott. Er gehorcht dir nicht länger." Ryujin schwieg. Er umkreiste sie einige Male, blickte dem sterbenden Mann ins Gesicht, dann wieder der Frau vor ihm. "Sieh mich an. Sehe ich ihm ähnlich?" "Sei still! Sei still du jämmerlicher Hund!" schrie sie und umfasste sein Gesicht hart mit ihren Händen. "Du gibst seine Seele sofort frei oder ich werde..." "Oder du wirst was, Göttin. Die Welt zerstören? Nun, tu es ruhig es liegt in deiner Natur. Mir ist es gleich..." "Gib ihn mir sofort zurück!" Mit erstaunen sah Ryujin, wie sich etwas in ihrem Blick veränderte. Für einen kurzen Moment glaubte er, dort nicht das Chaos und die Zerstörung herrschen zu sehen..... "Wieso willst du seine Seele zurück?" "Weil ich über Leben und Tod bestimme!" "Und weshalb vergießt du dann Tränen?" "Was redest du da du Sohn einer Hure, ich...." Erschrocken wich sie zurück. "Ich weine....doch...gar nicht......" erwiderte sie leise und fuhr sie geschockt mit einer Hand über die Wangen. Ryujins sah ihr zufrieden lächelnd zu und sein kindliches Gesicht kam dem ihren wieder näher. "Ich dachte immer, Göttinnen weinen nicht, außer sie sind schwach oder gütig. Ich würde zu gerne wissen, was du bist...." Sie kämpfte. In ihr brodelte ein Kampf, den beide Seiten zu gewinnen versuchten, doch nur eine sollte den vorrübergehenden Sieg erringen. Das Schauspiel zwischen Wut und Angst, zwischen Hass und Liebe wechselte immer weiter, und vor Schmerzen schreiend brach die junge Frau zusammen. "Wie sehr wünschst du dir, dieses Leben zu erhalten? Wie sehr?" fragte er fast beinahe tadelnd und sah ihrem aussichtslosen Ringen zu. Die Cerridwen antwortete nicht, stattdessen hoben und senkten sich ihre Schultern schnell und ein leises Schluchzen ertönte. "Gib ihn mir wieder.....Gib ihn mir bitte wieder....." Der Gott in der Gestalt eines Jungen mit schwarzem, wildem Haar schüttelte besiegt den Kopf. Schon längst hatte er das neue Leben in ihr vernommen, noch so jung dass nur sein Herzschlag auf seine Existenz hinwies, doch nur für die, die auch hinhören konnten.... "Ich gebe dir eine letzte Chance. Doch vergiss niemals, solltest du deinen Weg gehen werde ich dich nicht einfach ziehen lassen. Ich werde dich dazu zwingen zu kämpfen. Und weißt du auch wieso?" Keinen Augenschlag später verschwand Ryujin, so lautlos und schnell wie er gekommen war. Als sich der Nebel löste sahen die wenigen Menschen, die diese Nacht überlebt hatten eine Frau, gebeugt über einen schwer verwundeten Mann, beide nicht bei Bewusstsein. Merle war die erste, die sich aus ihrer Starre löste und mit tränengefüllten Augen auf die beiden Gestalten zurannte... Doch sie blieb nicht stehen, sie suchte etwas das noch eben hier gewesen war. Etwas, an das sie sich all die Jahre erinnert hatte. An ein Gesicht, dass noch frei von Ängsten und Sorgen war... "Van! Van, wo bist du hin!!" schrie sie in die Dunkelheit, und erst als Aina ihr leise weinend eine Hand auf die Schulter legte wurde dem Katzenmädchen bewusst, dass es nichts weiter war als eine Illusion... "Ich gebe dir eine letzte Chance. Doch vergiss niemals, solltest du deinen Weg gehen werde ich dich nicht einfach ziehen lassen. Ich werde dich dazu zwingen zu kämpfen. Und weißt du auch wieso?" Der Drachengott löste seine Gestalt langsam auf, das letzte was von ihr übrig waren die dunklen, braunen Augen die wissend auf die Erde unter ihm blickten. "Weil dieses Herz, solange getrieben von Tod und Wut, beherrscht von der Trauer einer schrecklichen Vergangenheit, begonnen hat dich, Hitomi, zu lieben..........." ~*~ So sorry your world is tumbling down I will watch you through these nights... Rest your head and go to sleep.. Because my love, this not our farewell. This is not our farewell... ~*~ Er war müde, so unbeschreiblich müde dass er spürte, wie das Leben aus ihm weichen wollte. Mit schweren Schritten schleppte er sich die steinernen Treppen hinauf, von denen nicht mehr als nur Trümmer übrig waren. Seine Kraft verließ ihn mit jedem schmerzvollem Atemzug mehr, die Hand presste er schwach gegen seine Brust. Er fühlte, wie sein Herz begann immer langsamer zu schlagen. Der Tod schlich sich an ihn heran, doch es kümmerte ihn nicht. Nicht mehr.... "Soviel Leid....soviel Schmerz....lasst mich sterben......Vielleicht ist dann meine Schuld beglichen...." Die alte Spieluhr trug ihre Melodie in die Ferne, und in der einst so prunkvollen weißen Halle schlängelte sich das Efeu um das zerfallene Gemäuer. Nun war er Zuhause. All die Jahre fürchtete er diesen Ort, und doch war er letztendlich zurückgekehrt. Plötzlich erinnerte er sich an belanglose Dinge, die er eigentlich schon längst vergessen hatte...Seine Mutter, die nach Rosen duftete, erzählte ihm die Geschichte seiner Vorfahren, eines gütigen Königs dessen Name ihm mitgegeben wurde und der Fanelia zu einem der blühendsten Reiche Gaias gemacht hatte. Sein Bruder, der ihm lächelnd dabei zusah wie er mit einem kleinen Holzschwert spielte und neben ihm sein Vater, zu dem er immer aufgeblickt hatte. Doch das alles verblasste, der Nebel um ihn herum wurde dichter und die Gesichter der Vergangenheit verschwanden. Bis schließlich eines übrig war. Schwer atmend fiel er zu Boden, an die kalte Mauer gelehnt. Fahl fiel das Licht in die Ruinen, weiter weg konnte er die Überreste des Thrones seiner Familie ausmachen. Er blinzelte als er glaubte, dort jemanden sitzen zu sehen. Zu schwach um aufzustehen bemühte er sich, schärfer zu sehen. Und als die Umrisse langsam Gestalt annahmen, wich er atemlos zurück. Es war ein Bild, das ihn niemals mehr verlassen sollte. Der kindliche Körper war in ein helles Kleid gehüllt, dessen Saum bereits ausgefranst war und ihre großen Augen blickten wissend in die Ferne. Er fragte sich, ob es einst so ausgesehen hat als sie begann, die Welt zu erfahren... In der linken Hand hielt sie einen Hasen aus Stoff, sie umklammerte ihn so fest als sei es ihr einziger Halt. "Wieso......wieso bist du hier....." Van wunderte sich selbst dass sich seine Stimme plötzlich so schwach anhörte, es schien als würde ihm jede einzelne Silbe große Überwindung kosten. Das kleine Mädchen wandte ihren Kopf in seine Richtung, und als sie ihn anblickte sah er die Tränen in ihr, die sie sich weigerte fließen zu lassen. Van wusste, erst Jahre später würden sie ihren Weg nach außen unbarmherzig suchen und auch finden. Ihre Wangen waren rot, doch er erkannte dass es nicht das salzige Wasser war die für die Färbung verantwortlich war. Ihm war, als könne er den Handabdruck auf ihrem noch viel zu jungem Gesicht sehen. "Ich habe Angst.....Du gehst, aber ich will nicht dass du fortgehst..." Der Schmerz in seiner Brust wurde stärker, es schnürte ihm beinahe die Kehle zu. Er wollte sprechen, doch er wusste nicht was er zu dem Mädchen auf dem Thron sagen sollte.. Stattdessen hörte er ihrer kindlichen Stimme zu, die sich an sein Ohr legte. "Wieso gehen alle weg....wieso lassen mich alle allein? Was hab ich denn getan....?" fragte sie leise, und immer noch schien es als würde sie mit Anstrengung die Tränen unterdrücken. Van blickte starr in die Leere, er wusste weder was mit ihm geschah noch weshalb das Mädchen bei ihm war. Er sollte doch eigentlich sterben, wieso ließ sie ihn dann nicht gehen? Unsicher berührte sie die rote Stelle in ihrem Gesicht, nur um bei der Berührung schmerzvoll zusammen zu zucken. "Es ist falsch...alles ist falsch...." Er erwachte aus seiner Starre und sah auf den zierlichen Körper, der sich nun von den Trümmern hinabwand. Der Stoffhase fiel aus ihrer Hand in den Dreck, doch es schien sie nicht zu kümmern. Stattdessen ging sie auf ihn zu und als sie endlich vor ihm stand begutachtete sie mit kindlicher Naivität die blutende Wunde. Doch sie ahnte nicht dass es ihm mehr Schmerzen bereitete in ihr Gesicht zu sehen als an seine tödliche Verletzung zu denken. "Es muss wehtun..." bemerkte sie und kniete sich vor ihn. Ihr Kopf neigte sich zur Seite, und Van erkannte den bis heute nicht verschwundenen Ausdruck in ihren Augen der immer wieder nach dem Warum fragte. Warum alles so geschah, wie es eben geschah. Wieso sie nicht glücklich sein konnte...Wieso sie beide nicht einfach nur leben durften... Plötzlich geschah etwas, das ihn selbst in seinem deliriumsartigen Zustand überraschte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, er wurde wissend und beinahe deutend. Die Erkenntnis, die sie überkam passte nicht in das Bild ihrer kindlichen Unschuld, doch sie war nun so präsent dass niemand es leugnen konnte. "Du weißt genauso gut wie ich, dass du hier nicht hergehörst. Noch nicht. Deine Zeit ist noch nicht gekommen..." "Lass mich in Frieden sterben....." "Hier wurdest du geboren, aber hier wirst du nicht sterben. Ich habe etwas Furchtbares erweckt, doch die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Niemand kann mir vergeben, doch ich schaffe es nicht mehr gegen das anzukämpfen was in mir ruht. Bevor ich all diese schrecklichen Dinge tue musst du es zu Ende bringen....Versprich es mir...Versprich mir, dass du nicht zulässt dass ich das alles tue..." Ein leises Lachen kam über seine Lippen als er die Augen schloss und noch mehr zu Boden sank. "Es ist zu spät, mein Leben ist zuende. Du kannst mich nicht mehr um etwas bitten." Mit ihren Fingern umschloss sie seine Hand und sah ihn kopfschüttelnd an. "Die Zukunft ist dunkel. Doch es gibt etwas, dass nicht nach Zerstörung und Hass verlangt. Willst du nicht wissen, was euer Band noch stärker zusammenhält? Ein Teil von euch beiden, etwas das nicht böse ist." "Du redest.....du redest Irrsinn..." antwortete er und verzog erneut vor Schmerzen das Gesicht. Doch das Mädchen schüttelte mit dem Kopf. "Bald wirst du wissen, was geschieht. Der Drachengott gab mir die Macht über dein Leben, und ich will das du zurück gehst. Zurück zu ihr....Sie braucht dich...." Alles um ihn herum begann sich zu drehen, er sah die Gestalt vor sich nur noch verschwommen und ein schreckliches Pochen dröhnte in seinem Kopf. Wenn es sich so anfühlte zu sterben wünschte sich Van es wäre bald vorbei. Die Stimme war nur noch ein leises Echo, doch allein ihr Klang versetzte ihn in einen traumähnlichen Zustand. Es war nicht mehr die Stimme eines Kindes, nein...Es war die Stimme einer Frau, in deren Armen er beinahe bereit gewesen war zu sterben. Und hätte etwas in ihm ihn nicht daran erinnert, weshalb er eigentlich gekämpft hatte wäre sein Leben in dieser Nacht mit Sicherheit verwirkt... "Auch wenn Dunkelheit und Trauer sie umhüllen....Sie wird dich immer lieben......" Nur mit Mühe konnte sie ihre Hände dazu bewegen, ihre Arbeit zu verrichten. Der Regen hatte endlich aufgehört, aber die Sonne wollte sich einfach nicht zeigen. Schweigen hatte sich breit gemacht, niemand wagte es zu sprechen, und wenn dann sprachen die wenigen die noch am Leben waren nur leise Worte. Kauernd saß Merle in einer Ecke des Zimmers und blickte auf Milerna, die mit langsamen Bewegungen die Wunde immer wieder säuberte. "Es ist ein Wunder....es ist ein Wunder..." wiederholte sie immer wieder, wie ein ewiges Mantra das ihr dabei helfen sollte zu verstehen. Sie musste sich den Jungen eingebildet haben, aber die Illusion war so real dass sie glaubte er würde wirklich dort vor ihr stehen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als Milerna aufstand, die Schüssel mit Wasser in ihren Händen, und auf das junge Katzenmädchen zuging. Ihre Stimme war brüchig vor Erschöpfung, doch sie bemühte sich... "Ich habe die Wunde genäht, es hat endlich aufgehört zu bluten....Das alles...das alles ist unglaublich.." "Er hatte tot sein müssen.." fügte sie in Gedanken dazu. Merle nickte nur und starrte auf das Wasser, das rot war vom Blut des jungen Königs. "Achte auf ihn.....wenn irgendetwas geschieht, hol mich...sofort..." Sie wandte sich zum gehen, doch ehe sie aus dem Zimmer schreiten konnte hörte sie Merles leise Stimme.. "Milerna...?" Müde drehte die Prinzessin sich herum. "Ja?" "Ich danke dir.....Danke, dass du ihn gerettet hast..." Als Milerna die Gänge des Luftschiffes entlang schritt dachte sie über diese Worte nach. Sie war sich sicher, dass nicht sie es war die Van vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Als die Dämonen starben hatte sie hingesehen...Und auch wenn sie nicht hören konnte was der kleine Junge und Hitomi miteinander gesprochen hatten, so wusste sie dass es insgeheim die junge Frau war, die ihm das Leben gerettet hat.... Beinahe lautlos glitten sie durch die Lüfte, selbst die Motoren schienen seltsam leise. Trauer über die erlittenen Verluste zeichneten sich auf vielen Gesichtern ab, doch die meisten empfanden neben dem Gefühl der Trauer auch noch etwas anderes. Furcht. Sie hatten gesehen, was passiert war. Und nun waren sie voller Angst. Manche hatten sich sogar geweigert mit auf das Luftschiff zu kommen und verließen die Abaharakis um mit eigenen Methoden weiter zu kommen. Allen seufzte und blickte erneut auf die Karte, die vor ihm ausgebreitet auf dem Tisch lag. Der Weg nach Basram würde nicht lange dauern, nur ein paar Tage wenn das Wetter es zuließ. Er war heilfroh von der verdorbenen Erde wegzukommen, die vom schrecklichen Ende der Dämonen zeugte. Im Stillen dankte er Dryden dafür dass er, trotz anfänglicher Streitigkeiten, das Luftschiff im dichten Wald versteckt hatte. Allen hätte zum ersten Mal nicht gewusst, wie es weitergehen sollte, wäre da nicht Dryden gewesen.... Sekir lenkte das Schiff stetig in Richtung Basram. Allen hatte den Befehl gegeben einige Meilen vor der Grenze zu landen, er wollte nicht riskieren in solch großer Montur nach Hilfe zu bitten. Zaibachs Soldaten waren überall, und wenn sie einfach so in Basram einfliegen würden wäre das mehr als verdächtig. Besonders jetzt, wo er wusste welch wichtige Fracht er mit sich trug, wollte er so vorsichtig wie möglich sein. Die Tür zur Brücke ging knarrend auf, und mit leisen Schritten trat sie an ihn heran... "Es geht ihm bereits besser....Es verheilt schnell....." Anerkennend nickte Allen, vermied es jedoch ihr direkt in die Augen zu sehen. Er hatte nicht den Mut, die aufflackernden Fragen darin zu erkennen... Bis schließlich einer das aussprach, was allen längst im Kopf herumschwirrte... "Sie ist die Cerridwen.....Sie ist die Göttin...und sie wird uns alle vernichten..." "Ich flehe dich an, schweig..." presste Milerna hervor, doch Kaan sah sie verständnislos an. "Du hast es genauso gesehen wie ich, wie alle anderen hier...Du hast gesehen, was sie getan hat. Ob Dämonen oder Menschen, ihr ist es egal welche Art von Leben sie beendet.." Zitternd, jedoch standhaft drehte sie sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. "Sie hat es nicht mit Absicht getan....Es war nicht Hitomi....Es....es hat die Kontrolle übernommen....." "Diese verdammte Hexe hätte um ein Haar Van getötet!" "Das ist eine Lüge! Es waren sie, die ihn töten wollten! Nicht Hitomi! Sie würde ihm niemals etwas antun wollen! Niemals!" "Hört auf damit! Wir haben jetzt keine Zeit um uns über diese Dinge aufzuregen!" rief Allen dazwischen und alle verstummten. Wissend stand Kaan auf und bahnte sich den Weg zur Tür, ehe er kurz vor Milerna stehen blieb und sie hart ansah. "Nicht nachdem, was er ihr angetan hat...." Geschockt starrte Milerna ihm hinterher, seine Worte hallten in ihrem Gedächtnis wieder. "Was.....was soll das bedeuten......." fragte sie sich, als die Holztür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel... Ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, doch das Unbehagen das sie in sich spürte wollte einfach nicht verschwinden. Aina war machtlos. Ihr Blick glitt an das kleine runde Fenster, vor dem sie ihre stumme Gestalt ausmachen konnte. Seit sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war sprach sie kein Wort, es kam Aina vor als ob sie nicht einmal mehr blinzelte. Es tat ihr weh, ihre Freundin in diesem Zustand zu sehen und sie beschloss dem eine Ende zu bereiten. "Hitomi......ich bitte dich, sag etwas...." Schweigen antwortete ihr, und es dauerte weitere lange Minuten ehe sie zum ersten Mal seit langem wieder sprach... "Was ist passiert....was ist da draußen nur passiert...." Als sie diese Worte hörte presste Aina die Augen zusammen und weinte. Sie hatte weder Trost noch Erklärung für die junge Frau, und die unglaubliche Macht der Hilflosigkeit traf sie wie ein Schlag. "Ich weiß es nicht......ich weiß es nicht..." schluchzte sie und stützte den Kopf in die Hände. Die Wolken zogen an ihnen vorüber, doch Hitomi sah die Welt wie durch einen dunklen Schleier. Sie erinnerte sich kaum an die vergangenen Stunden, immer wieder traten Bruchstücke in ihr Gedächtnis und jedes Mal versetzte es ihr einen Stich. Die Erinnerung an ein Gefühl der absoluten Macht überschwemmte sie, diese schreckliche Gabe und den Hass den sie spürte zerrten an ihrer Seele. Das letzte was sie sah war sein Gesicht, und ihre Hände, blutüberströmt....Danach war alles wie weggerissen. Aufgewacht war sie hier, in dem ihr wohlbekannten Zimmer auf dem Luftschiff. Sie fragte sich erst gar nicht wie sie plötzlich hierher gekommen war, noch wohin sie nun gingen. Es war schwer einen klaren Gedanken zu fassen, doch das was sie wusste verdrängte Hitomi verzweifelt in die tiefsten Winkel ihres Bewusstseins. Aina sprach kaum, sie erklärte nichts und in gewisser Weise war sie auch dankbar dafür. So sehr sie sich auch versuchte zu wehren, sie konnte nicht aufhören über ihn nachzudenken....sich Sorgen zu machen. Es quälte sie schon viel zu lange, und ehe sich Aina versah stand sie auf. Noch bevor sie reagieren konnte hatte Hitomi bereits die Tür geöffnet, doch schließlich fand sie ihre Stimme wieder und ging mit schnellen Schritten auf sie zu. "Was....was willst du tun? Du solltest dich ausruhen, es ist...ich meine, alles ist doch noch.." Sie verstummte als sie in das von Schatten umrahmte Gesicht ihrer Freundin blickte, und noch durch die Dunkelheit konnte sie ihre Antwort erahnen... Aina brauchte ihr nicht sagen, wohin sie gehen musste. Sie war sich sicher Hitomi wusste, wo ihr Ziel war...In der Dunkelheit der Gänge verschwand sie, und als sie Aina die Tränen von ihren Wangen wischte bat sie die Götter ihnen allen beizustehen bei dem was noch kommen sollte... Sie folgte dem Gefühl, dass sie in sich spürte. Der Schmerz war nah, doch er war nicht mehr so stark wie zu beginn, da war sie sich sicher. Immer wieder fragte sie sich, was mit ihr geschehen war...Wieso sie plötzlich so anders war...Doch das ewige Nachdenken war wie ein Labyrinth, aus dem sie nicht mehr entkommen konnte. Wie von selbst griffen ihre Hände nach dem Türgriff und öffneten sie. Der Schein einer Kerze kam ihr entgegen und für einen kurzen Moment kniff sie die Augen zusammen. Plötzliche Angst überfiel sie und sie wollte schon umkehren, als eine leise Stimme zu ihr hinüberdrang. "Er hat nach dir gerufen...." Im fahlen Licht konnte Hitomi die Umrisse des jungen Katzenmädchens ausmachen, wie sie sich langsam von einem Stuhl neben dem Bett erhob und sich mit einer Hand die Tränen wegwischte. Stolz hob Merle den Kopf und ging in Richtung Tür. Ihre Blicke trafen sich nur kurz, doch für Hitomi war es als ob ihre Augen sich in sie bohrten und sie für alles, was geschehen war verachtete ... Beschämt sah sie zu Boden, als Merle ohne Protest das Feld räumte. Doch ehe sie vollkommen verschwinden konnte drehte sie sich nochmals zu ihr um.. "Dieses eine mal... nur dieses eine mal. Wenn du ihm etwas antust, wirst du dieses Schiff nicht lebend verlassen, das schwöre ich...." Merle verschwand, und die Tür fiel ins Schloss.... "Ihr habt es gewusst! Ihr habt es die ganze Zeit gewusst und habt es verschwiegen!" Mit einem laute Knall fiel die Tür ins Schloss, und von der dröhnenden Stimme gestört blickte Folken auf. "Was redet Ihr da, Adelphos..." "Versucht mich nicht für dumm zu verkaufen, ich sehe doch was Ihr vorhabt! Der letzte Trupp der die Wälder von Arzas abgesucht hatte hat sie gefunden! Erklärt mir das!" Seufzend stand Folken auf, sein Gesicht sah emotionslos und müde aus doch er bemühte sich vor Adelphos so unscheinbar wie immer zu sein. "Wen haben sie gefunden, General?" fragte er gespielt neugierig und ging zu einem kleinen Schrank in der Ecke des düsteren Zimmers. Er nahm sich ein Glas heraus, schenkte Wein ein und bot Adelphos ebenfalls eines an. Doch dieser winkte nur sichtlich wütend ab und wartete ungeduldig auf eine Erklärung. "Ihr wisst ganz genau wen sie gefunden haben!" "Es gibt viele Dinge die man verlieren und wiederfinden kann. Ich bin mir sicher Ihr werdet mir es gleich verraten..." Ruhig nahm er einen Schluck des blutroten Weines und beobachtete ihn, wie er ihn aus gefährlichen Augen anblitzte. "Die Aroth! Die Wesen, die Ihr entsandt habt um sie zu bringen! Die Überreste ihres verdorbenen Fleisches liegen zerstreut auf dem Waldboden, vor dem Lager dieser Drecksbande!" Folken stellte gemächlich das Glas beiseite und schritt an Adelphos vorbei.. "Ihr habt das Lager also gefunden...Ohne die Rebellen...Welch Schande." Ein dumpfer Schlag ertönte als der wütende General mit seinem eisernen Handschuh auf den Tisch schlug. Das Glas fiel zu Boden und zersprang in winzige Stücke.. "Nein, es ist eine Schande dass Ihr wichtige Informationen für Euch behaltet! Ihr wusstet genau, dass sie bei ihnen ist und dass auch sie die Dämonen töten wird!" "Dilandau hat von einer Frau gesprochen, ich habe lediglich nur darüber nachgedacht was das bedeuten könnte ..." "Haltet mich nicht für einen Idioten. Wenn Ihr so genau wusstet, dass die Cerridwen bei ihnen ist, wieso habt Ihr es dann verschwiegen?" Langsam beruhigte sich sein erhitztes Gemüt, und Adelphos ließ sich auf einen Sessel sinken. Die schwere Rüstung, die er trug, machte ein klirrendes Geräusch als er sich gegen das harte Holz lehnte. Folken überlegte lange, doch schließlich kam er zu dem Entschluss Adelphos nur das zu erzählen, was er auch zu wissen brauchte. "Ich hatte geahnt, dass so etwas geschieht. Nehmen wir an Euer Trupp hätte die Abaharakis früher gefunden...Ihr hättet sie gefangen nehmen können, doch die Dämonen wären euch trotzdem gefolgt. Und dann? Was hättet ihr dann getan? Ja es ist wahr, ich war im Bilde darüber dass sich die Cerridwen bei ihnen aufhält, doch so wie sie die Dämonen hingerichtet hat hätte sie auch Eure Männer nicht verschont. Wir wissen nun, dass sie in Arzas waren. Ihr nächstes Ziel liegt auf der Hand, doch ich würde es begrüßen abzuwarten...." "Wieso abwarten?" Adelphos machte eine kurze Pause um sich zu beruhigen, ehe er weitersprach. "Die Prinzessin aus Asturia und der Herzog sind geflohen, ich gebe zu es war mein Fehler. Ich war zu nachsichtig und habe den Feind unterschätzt. Doch was hätten sie uns noch genützt...Ein kleines Kind und eine Prinzessin ohne Reich, das Bild ist doch ärmlich..." "Ich frage mich wer ärmlicher ist.....die nutzlosen Gefangenen oder diejenigen, die ihnen folgen..." "Entgegnet mir nicht mit Spott, General..." "Erteilt Dilandau den Befehl die Suche aufzugeben, er wird sich einem anderen Auftrag zuwenden..." Adelphos nickte sichtlich missmutig, doch er beschloss nicht zu widersprechen. "Diese ganzen Vorfälle...sollten aufhören, die Entschlossenheit der Soldaten sinkt immer mehr wenn nicht einmal die Generäle miteinander arbeiten. Wir sind die stärkste Armee Gaias, aber...." Doch Folken unterbrach ihn indem er die Hand hob und ihn herrisch ansah. "Escaflowne befindet sich im Besitz Zaibachs, vergesst das nicht...." "Das rechtfertig noch lange nicht..." "Nein, aber es wird uns über kurz oder lang zu ihnen führen. Glaubt mir, General...Ich spüre, wie er nach ihr verlangt. Und bald werden sie auch zusammentreffen..." Adelphos schwieg, er wusste nichts weiter zu erwidern. Schließlich stand er mürrisch auf, verneigte sich gezwungen vor dem Mann vor ihm und verließ das Zimmer. Folken schloss die Augen und stützte sich auf den Tisch, der voll war mit Karten und Lageplänen. Ganz unten im Stapel befand sich eine alte Karte. Eine Aufzeichnung, mehr als 20 Jahre alt. Eine Landkarte, auf der das Gebirge und die Wälder von Arzas sowie das Königreich Fanelia, das daran angrenzte, aufgezeichnet waren.... "Ihr solltet Euren Zwiespalt beenden, General Folken...." Als er ihre leise Stimme vernahm schlug er die Augen auf und drehte sich schlagartig um. "Wovon sprichst du, Sora...." "Es bedarf keiner Erklärungen...Eure Seele ist mir sehr wohl bekannt..." "Es ist nicht deine Aufgabe in meiner Seele zu lesen." "Nicht ich entscheide, was ich sehe. Es sind die Mächte der Zeit die mich leiten..." Bedächtig nahm Folken erneut Platz und zündete die schon fast vollständig heruntergebrannte Kerze auf dem Tisch mit dem letzten Streichholz an. "War es so vorgesehen? Sollte ihre Macht nun erwachen?" fragte er leise und die kleine Flamme warf seltsame Schatten auf sein Gesicht. Er sah Sora überrascht an, als sie den Kopf schüttelte... "Nein....Es sollte so nicht passieren....Etwas hat sich eingemischt...Eine andere Kraft kam hinzu...." Etwas in ihm regte sich, und als sie ausdruckslos den Kopf senkte hatte er eine beunruhigende Vorahnung... "Was soll das bedeuten?" "Zwingt mich nicht, ich bitte Euch...." Energisch stand er auf und stütze sich auf den Tisch, sein Blick starr auf Sora gerichtet. "Was ist geschehen....Sag es mir!" "Bitte vergesst, was ich gesagt habe..Es war...unwichtig..." "Nein war es nicht. Sag mir, dass ich mich irre..Das meine Vorahnungen unbegründet sind..." Sora erschien es, als ob Folken sie beinahe anflehte ihm zu widersprechen. Es war das erste mal dass sie ihn so verzweifelt erlebte, doch sie konnte es ihm nicht vorwerfen. Zu oft hatte sie in die zerrissene Seele dieses Mannes geblickt, hatte seinen Schmerz und doch seine Akzeptanz erfahren. Sie wandte sich von ihm ab, als sie ihre nächsten Worte sprach um nicht sehen zu müssen was seine Augen ihr erzählten... "Er hat sich den Dämonen gestellt...Sie wollten die Cerridwen, doch er überließ sie ihnen nicht...Das schwarze Schwert hat ihn durchbohrt ehe er auch nur einen Hieb tun konnte..." Sora hatte geschworen, niemals Gefühle zu empfinden. Doch in diesem langen Moment konnte sie nicht anders als unendliches Leid zu spüren. Folken sank stumm auf den Stuhl zurück, den Blick in die Leere gerichtet..... Ein altes Bild kam ihm in den Sinn als er schließlich in die Flamme sah... Ein kleiner Junge saß weinend vor ihm und wischte sich immer wieder die Tränen ab. Schniefend sah er dem Älteren zu, wie er sein aufgeschlagenes Knie mit einem Sud aus Kräutern einrieb und es schließlich verband. "Siehst du, nun ist es wieder gesund. Du brauchst nicht mehr zu weinen, ja?" "Was......was wenn ich...wieder hinfalle, Bruder?" sprach der Kleine mit tränenerstickter Stimme. "Keine Sorge, ich werde auf dich aufpassen. Kein Baum Gaias wird dich jemals wieder hinunterwerfen denn ich beschütze dich." antwortete er lächelnd und half dem Jungen auf die Beine. Als eine letzte Träne seine nassen Wangen hinabfloss wischte er sie weg und blickte ihn gespielt ernst an. "Was ist denn das?" "Was?" fragte der junge Prinz plötzlich erstaunt als sein Bruder ihm seinen feuchten Finger zeigte. "Ich habe dir doch gesagt dass du nicht mehr weinen sollst, Van....." Damals war es nur ein Sturz von einem Baum. Doch nun war es die Klinge eines Schwertes, dessen Träger von ihm entsandt wurde. Eine unglaubliche Last ruhte auf seiner Seele, und er fühlte sich schuldiger als jemals zuvor. "Er ist noch am Leben.....Sie hat ihn gerettet....Ryujin hatte ihn bereits genommen, doch sie forderte sein Leben zurück.....Ihre Macht ist erweckt worden weil er einen Atemzug lang tot war...Das Rad verlangsamt sich, bald wird es aufgehört haben sich zu drehen und dann werden wir die Zukunft mit eigenen Augen erblicken...Die Göttin ist erwacht, und alles um sie herum nimmt seinen Platz in dieser Geschichte ein...." Ihre Worte waren wie schleichendes Gift, das sich in seinen Adern ausbreitete und ihn vernichten wollte. Er vergab ihr all die schrecklichen Dinge, die sie preisgeben musste doch waren sie erst einmal gesprochen brodelte die Verzweiflung in ihm. Es war ein unendlicher Kampf zwischen Pflicht und Gefühl. Obwohl Folken sein altes Leben hinter sich gelassen hatte verfolgte es ihn immer wieder. Manchmal kam es ihm vor, als würden die Götter ihn damit bestrafen. Er sollte niemals vergessen, niemals. Seine Gedanken wurden unterbrochen als die an die Tür geklopft wurde und nur wenigen Momente später ein Soldat eintrat. Ehrfürchtig verbeugte er sich und hielt auch noch während er sprach den Kopf gesenkt... "Der Kommandant erwartet Euren Befehl, General Folken..." Sein Blick glitt zu Sora, die schweigend in der Ecke des Raumes stand und ihn ausdruckslos ansah..Er wusste nicht, wie sehr er sie in diesem Augenblick an ihre Schwester erinnerte.... "Unser nächstes Ziel ist Basram, bereite die Truppen vor. Wir werden noch heute aufbrechen...." Den Befehl entgegennehmend nickte der Soldat und verschwand schließlich. Folken blickte sich ein letztes Mal um, doch auch Sora war nicht mehr anwesend.. Seine Hand glitt unter den Stapel Papier und zog eine Karte hervor. Er starrte auf das Wappen und versuchte unter allen Umständen, seine Emotionen zu unterdrücken. Folken bemerkte, dass es mit jedem Tag schwerer wurde.... "Ja, wir werden nach Basram gehen...Doch zuerst muss ich noch etwas anderes tun....Etwas, dass ich schon seit Jahren hätte tun sollen....." Schweigend legte er das alte Papier zurück und stand auf.... Im Schein der Kerze, die auf dem aus dunklem Holz gefertigtem Tisch stand, konnte man das Emblem eines weißen Drachen sehen... Licht. Das war alles, was sie sich wünschte. Licht, das diese schreckliche Dunkelheit vertreiben sollte die sie hier erdrückte. Doch die schwache Öllampe war nur eine mäßige Hilfe, und als sie endlich den Kopf hob und zum Bett blickte war sie plötzlich dankbar, nicht alles sehen zu können. Sie wusste weder was sie tun sollte, noch wieso sie eigentlich hergekommen war. Zaghaft bewegte sie sich in Richtung Bett, bis sie schließlich den Stuhl erreichte auf dem vor wenigen Momenten noch Merle gesessen hatte. Lange spielte sie mit dem Gedanken hinauszustürmen, doch dann erinnerte sie sich an das Geräusch... Das Geräusch das sie vernahm als der Dämon seine schwarze Klinge in seinen Körper bohrte. Schließlich ließ sie sich auf den Suhl sinken und sah ihn zum ersten Mal an... Etwas in ihr verkrampfte sich schmervoll, und sie musste sich beherrschen nicht schwach zu werden und zu weinen. Der Oberkörper war bis zu der verletzten Schulter hoch verbunden, nur noch vereinzelte kleine rote Flecken zeugten von der Verletzung. Sein Körper lag kraftlos vor ihr, der Kopf leicht zur Seite geneigt. Stetig hob und senkte sich seine Brust, doch das bleiche Gesicht zeugte von den Schmerzen die er dulden musste. Es passte alles nicht zusammen.. Die fahle Haut, der regungslose Körper, sonst so voller....Wut und Leidenschaft. Ihr war, als sehe sie nicht den Mann vor sich der ihr gesagt, schon beinahe befohlen hatte nicht mehr zu weinen. Schließlich schloss sie die Augen und krallte ihre Finger in ihr eigenes Fleisch.. "Wieso hast du das getan...Wieso nur....?" flüsterte sie, obwohl sie es in Wahrheit nur so herausschreien wollte... ~*~ If I had the chance, love I would not hesitate to tell you all the things I never said before don't tell me it's too late... ~*~ "Weil....weil ich....dich....beschützen musste......." Erschrocken zuckte sie zusammen und blickte langsam auf. Ihre Gedanken überschlugen sich, war sie doch vollkommen unvorbereitet auf die plötzliche Erkenntnis seines Wachzustandes. Während sie in sein erschöpftes Gesicht sah, den Blick erkannte als er sie aus schwach geöffneten Augen betrachtete und leise zu ihr sprach, da ließ sie ihre Schwäche zu. Tränen flossen ihre Wangen hinab, und schließlich vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. Alles erschien ihr so unwirklich, wie ein Traum in dem alle Rollen vertauscht waren. Es sollte nicht so sein, er sollte nicht hier vor ihr liegen und Schmerzen erleiden. Er war es nicht, der schwach war sondern sie. Er war es nicht, der verwundbar war.... Seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder, und immer wieder tropfte Wasser auf das weiße Laken. "Weil....weil ich....dich....beschützen musste......." Musste....Musste? Schwerfällig sah er sich um, seine Augen drohten jeden Moment wieder zuzufallen. Doch er wehrte sich gegen den Drang, erneut in einem bedeutungslosen Schlaf zu versinken. Seine Glieder waren wie gelähmt, ein pochender Schmerz pulsierte in seiner Schulter. Van versuchte, sich etwas zu bewegen doch er musste feststellen dass dies im Moment wohl eine zu schmerzhafte Erfahrung war. Irgendetwas wollte er tun, wenn es sie nur davon ablenken würde Tränen zu vergießen...Er versuchte sich zu erinnern doch nachdem er das Schwert des Dämons gespürt hatte verließ ihn alles...Nur am Geräusch der Motoren konnte er erahnen, dass sie sich wohl auf Drydens Luftschiff befanden. "Ich....ich hätte....tot sein...müssen..." Schlagartig hörte er, wie Hitomi verstummte. Sie verharrte vollkommen, und er konnte einfach nicht anders als sie anzusehen...Ihr Haar fiel lose über ihre Schultern, die hellen Strähnen hatten sich aus dem Zopf gelöst. Obwohl es beinahe dunkel war konnte er ihre Konturen klar und deutlich erkennen, und als sich ihre Hände von ihrem Gesicht entfernten schüttelte er langsam den Kopf... "Hör auf........" "Nein....du.....du bist derjenige der aufhören sollte...." Verzweifelt und in einem Ausbruch plötzlicher Wut schlug sie mit ihren Fäusten schwach auf das Bett. "Wie konntest du dich nur in solche Gefahr bringen!! Wie konntest du dich nur diesen......diesen Dämonen stellen!! Wie konntest du nur....wie konntest du mir das antun..." Im schwachen Schein der Lampe sah er ihr Gesicht, die Wangen rot vom Weinen, die Augen immer noch nass...Er wollte antworten, doch er konnte nicht. Was sollte er auch erwidern, er kannte die Antwort ja selber nicht...Das einzige an das er sich klar erinnerte war das Gefühl, das er verspürte als die beiden Dämonen nach ihrem Leben verlangten. Es glich einem Befehl, den er plötzlich erhielt und alles was er wollte war sie vor diesen schrecklichen Kreaturen zu schützen.. Insgeheim erschreckte es ihn...Van wusste genau er würde sein Leben verlieren sobald er sich ihnen stellte, doch was ihn noch mehr verwirrte war nicht die Tatsache des unvermeidlichen Todes selbst....Es war eher die Einsicht, dass es ihm egal war. Sein eigener Tod war ihm gleichgültig.... All die Jahre, die er damit verbracht hatte für sich und seine Ziele zu kämpfen, den Drachen zu finden und den Black Dragon Clan zu vernichten...all das hatte er ohne auch nur darüber nachzudenken in einem einzigen Moment aufgegeben. Er war bereit zu sterben, in dem Glauben sie damit beschützt zu haben... "Was...was ist nur mit mir passiert...." Hitomi wartete vergeblich auf eine Antwort, und als sie glaubte die drückende Stelle nicht länger ertragen zu können stand sie ruckartig auf...Ein seltsames Gefühl durchströmte sie, als sie plötzlich einen Griff um ihre Hand spürte.. Ein leidvolles Stöhnen ließ auf die Anstrengungen schließen, die ihn diese einfach Bewegung kosteten und sie erstarrte. "Wieso....hast du mich zurückgeholt..." presste er hervor und als sie seine schwache Stimme vernahm schloss sie die Augen. Lange suchte sie nach einer plausiblen Antwort, doch am Ende wurde ihr klar dass es keine gab.. "Ich...ich weiß es nicht...Ich weiß nicht, was geschehen ist.....wieso das alles geschehen ist....Alles was ich wollte war....dass du bleibst....Du solltest nicht gehen.... ~*~ You are pulled from the wreckage of your silent reverie You're in the arms of an Angel, may you find some comfort here.... ~*~ Sie wusste dass sie nicht auf eine Antwort warten sollte. Er schwieg, und sein Schweigen sprach Bände. Das was nicht gesagt wurde war plötzlich eindeutig.. Widerwillig, jedoch mit einem starken Ruck, zog sie ihren Arm zurück und sah ihn ungläubig an.. "Du wolltest sterben....nicht wahr?" Seine Hand sank kraftlos zurück auf das Laken ehe er den Blick abwandte und erschöpft die Augen schloss. Hitomi wich erneut einen Schritt zurück. "Ist es nicht so?" fragte sie vorwurfsvoll. "Du solltest....du solltest jetzt gehen...." Seine stetige, matte Stimme traf sie wie ein Schlag, und als er den Blick abwandte wusste sie dass sie eigentlich gar nicht hier sein durfte. Es schien als ob er ihre Nähe nun nicht mehr dulden wollte, sie fühlte sich wie ein störendes Objekt das nur sinnlos im Weg stand. Schnell wandte sie sich in Richtung Tür, der hölzerne Boden knarrte unter ihren Füssen. Es war ein einsames Geräusch, bis er nochmals seine Stimme erhob und sie reflexartig stehen blieb. "Ich habe sie verloren.........." Ein trauriges Lächeln umspielte plötzlich ihre Lippen als sie die Tür öffnete und hinaustrat. "Besser eine alte Kette als dein Leben..." flüsterte Hitomi. Leise fiel die Tür zu und Van sank mit geschlossen Augen zurück in die Kissen. Mit der Hand griff er unter die Decke und holte schließlich etwas in seiner Faust hervor... Das wenige Licht brach sich in allen Farben in dem kleinen Stein, er konnte nicht glauben dass er schon so alt sein sollte.... "Wieso.....wieso nur tun wir das....." Fest umschloss er die alte Kette ehe er erneut vor Erschöpfung in einen tiefen Schlaf fiel... Egal von welchem Ort, von welchen Menschen er träumte...Insgeheim und im verstecktesten Winkel seiner Seele wünschte er sich, sie sei dabei..... Sie hatte ein ungutes Gefühl als sie diesen Bereich des Waldes von Arzas betraten, und als sie den Gestank von verfaultem Fleisch und verdörrtem Gras vernahm wusste Eries, dass etwas furchtbares passiert war. Während den letzten Tagen kam ihnen keine Menschenseele entgegen, nicht einmal die Tiere des Waldes erschienen. Zusammen mit Chid und Faron saß sie auf dem Wagen und sah sich um. Plötzlich rief sie dem Mann, der den Wagen führte, zu er solle sofort anhalten. Ardan drehte sich abrupt um, nur um zu beobachten wie der Wagen anhielt und Eries auf die Erde sprang. "Was soll das?" entschwand es ihm, er riss die Zügel herum und ritt auf sie zu. Faron und Chid sahen dem Schauspiel interessiert zu. Für sie war es eine willkommene Abwechslung, denn während ihrer Reise wurde kaum gesprochen noch geschah irgendetwas aufregendes. Als Ardan Eries eingeholt hatte sah er sie wütend an. "Was denkst du was du da tust, Prinzessin!" Er betonte das letzte Wort so, dass Eries für einen kurzen Moment zusammenzuckte. Doch nur einen Augenblick später hatte sie ihre alte Entschlossenheit zurück und ging an dem Pferd vorbei. "Hier ist irgendetwas...." "Ja, wenn wir Glück haben Zaibacher Soldaten! Komm sofort zurück!" zischte er und ritt ihr hinterher. Doch Eries bahnte sich einen Weg durch das Unterholz und Ardan sah sich gezwungen, abzusteigen und sie zu Fuß zurückzuholen. Er folgte ihr durch das dichte Gestrüpp, doch ehe er hindurchschlüpfte drehte er sich zu den anderen um und deutete ihnen an, hier zu warten. "Was tut sie da?" fragte Faron neugierig doch Chid zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Aber ich will es wissen." Noch ehe Faron reagieren konnte sprang auch Chid von dem Wagen und rannte in dieselbe Richtung wie die beiden anderen. "He, warte!" Der Wagenführer sah den beiden nur Kopfschüttelnd hinterher. Ihm war klar, ein Versuch sie aufzuhalten wäre sinnlos, die beiden Jungen waren einfach zu schnell in der Dichte der Bäume verschwunden. Somit ließ er die Zügel locker und beschloss, zu warten. Ihr Kleid wurde an manchen Stellen von den Ästen zerrissen, doch es störte sie seltsamerweise kaum. Normalerweise hätte sie so etwas niemals getan. Doch nun, während sie durch das dreckige Gebüsch lief, immer geradeaus, da vergaß sie ihren Stolz und die Würde einer Prinzessin. Eries hörte ihn hinter sich, wie er nach ihr rief doch sie hatte nicht vor aufzugeben. Geschickt bahnte sie sich ihren Weg, und gerade in dem Moment als Ardan sie eingeholt hatte durchbrach sie das letzte Gesträuch... Die Stille traf sie mit voller Wucht. Es war eine entsetzliche Stille denn sie zeugte von Tod und Zerstörung. Schwarzes Blut befleckte den Boden, die einst lebendige Lichtung war nun nichts weiter als eine tote Einöde ohne Leben. Die Bäume waren kahl, die Felsen voll mit verfaultem Moos und die Gräser wie abgebrannt. Mit entsetzen blickte sie auf die Überreste zweier Körper, zerrissen und schrecklich verstümmelt. "Was.......was ist hier passiert......" flüsterte sie und wagte einen Schritt nach vorne. Sie spürte eine Hand, die sie zurückhielt. "Nicht..." Noch ehe sie antworten konnte hörte sie einen leisen Schrei. Schnell drehten sich beide um, nur um dann in die erschrockenen Gesichter von Faron und Chid zu blicken. Eries riss sich los und kniete sich schützend vor die beiden Jungen. Unter allen Umständen wollte sie verhindern, dass sie diesen schrecklichen Ort noch länger ansahen. "Was tut ihr hier, ihr solltet doch warten..." Um ihnen den Anblick zu ersparen umarmte sie die beiden fest und sprach weiter leise zu ihnen. "Tante Eries wieso....wieso ist hier alles so....dunkel...." "Mach dir keine Sorgen Chid, alles ist in Ordnung...Geht zurück zum Wagen und wartet dort, ja?" "Aber..." "Kein aber. Tut was ich euch sage." betonte sie mit Nachdruck während sie Faron beobachtete, der still an ihre Schulter gelehnt stand und sich nicht rührte. Schließlich ließ sie die beiden los und befahl ihnen, sich sofort umzudrehen. Sie taten wie man ihnen befohlen hatte und schritten zurück in den Dickicht, doch bevor sie verschwinden konnten drehte sich Faron ein letztes Mal um. Aus der Ferne konnte er die Leichen sehen, und ohne es zu ahnen wusste er wieso ihm dieses Szenario vertraut vorkam.... "Schwester, wieso weinst du...?" "Ich habe nur geträumt. Schlaf weiter, Faron..." "Wovon hast du geträumt?" "Von nichts..." "Du lügst!" "Und du solltest endlich schlafen..." Er sah ihr zu, wie sie erschöpft aufstand und ihm die Decke um den Körper schlang. Ihre Hände zitterten dabei und der kleine Junge blickte ihr sorgvoll in die Augen. "Was war es...?" "Nur ein Albtraum..." "Soll ich Mama rufen?" "Nein! Nein...Es waren nur Schatten, schwarze Körper....Mehr nicht." "Waren sie hier?" Sie schüttelte den Kopf und legte sich erneut auf das Bett. "Nein, hierher kommen sie nicht. Sie bleiben im Wald, an einem dunklen Ort wo sie niemals mehr weg können." "Aber die Wälder sind schön, wie können sie da gefangen sein?" "Leg dich wieder hin Faron...Das alles sind nur Geschichten, nichts davon ist wahr..." In dieser Nacht lag er noch lange wach und stellte sich immer wieder dieselbe Frage... Was, wenn Phobos und Deimos, die Dämonenfürsten von denen man Kindern erzählte um sie zu erschrecken, wirklich existierten? "Wir müssen sie verbrennen....Sonst kommen sie als Leiblose zurück und wüten schrecklicher als jemals zuvor..." Eries schloss für einen kurzen Moment die Augen und stand schließlich auf. "Was redest du da, ich bin mir sicher es gibt eine Erklärung..." Er unterbrach sie schroff und blickte sie ernst an. "Du weißt genau was es ist. Geh zu den anderen und schick den Fahrer her. Ich werde nicht dafür verantwortlich sein dass diese Wesen auferstehen. Du kennst die alten Legenden, also wehre dich nicht." Seine plötzlich herrische Art erschreckte sie ein wenig, doch schnell gewann sie ihre kühle Miene zurück und zeigte mit einer Hand in Richtung der Leichen. "Und woher willst du wissen dass sie....dass sie....eben das sind, wofür du es hältst." Sein wissender Blick durchbohrte sie, und als er antwortete wusste sie dass sie sich nicht länger etwas einreden konnte. "Als du dorthin geblickt hast, da hast du es auch gespürt. Dieses schreckliche Grauen, den Hass. Ich irre mich oft, doch ich weiß wann ich mich auf ein Gebiet begebe von dem ich nichts verstehe. Gaia ist eine Welt voller Legenden, und viele davon sind wahr. Eine von ihnen liegt hier und ich hoffe die Götter vergeben mir dass ich mich in ihre Angelegenheiten einmische..." Somit machte er sich auf den Weg zurück in den Wald, Eries dicht hinter ihm. Sie nahm seine Mahnung schweigend an doch wohl war ihr dabei ganz und gar nicht. "Was willst du jetzt tun?" fragte sie leise. "Holz suchen. Das Feuer wird alles, was übrig ist, vernichten." "Ich werde dir helfen..." "Nein, du solltest.." "Ich werde dir helfen." wiederholte sie energisch und beschleunigte ihre Schritte, bis sie ihm vorausging. Ardan blieb stehen und sah ihr fragend hinterher. "Du bist und bleibst ein einziges Geheimnis, Prinzessin..." Unter einer riesigen Eiche schlugen sie ihr Lager für die Nacht auf. Seit geraumer Zeit waren die beiden Jungen mit dem vermeintlichen Kutscher alleine, sie hatten gegessen und nun warteten sie. Dank Chids Drängeln ließen sie das Feuer an, normalerweise löschten sie es sofort nach jeder Mahlzeit aus Angst entdeckt zu werden. Doch Ardan meinte in diesen Gegenden würde sich bestimmt kein Zaibacher mehr herumtreiben. Wieso er sich so sicher war leuchtete dem älteren Mann nicht ein, doch er widersprach nicht und lag mit verschränkten Armen an den Baum gelehnt. Als er endlich eingeschlafen war schlich sich Chid näher an Faron heran... "Was glaubst du, was war das?" "Ich weiß nicht.." antwortete er dem jungen Herzog, doch dieser ließ nicht locker und sprach seine Gedanken weiter aus. "Was Tante Eries wohl tut? Sie hat Angst gehabt, das habe ich gespürt. Aber was war auf dieser Lichtung? Ich würde es zu gerne wissen..." Er wollte schon aufstehen, doch Faron hielt ihn schnell zurück. "Nein, lass. Du solltest da nicht hingehen. Lass sie tun, was sie tun müssen." "Bist du denn gar nicht neugierig?" Faron schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. "Wir bekommen nur Ärger..." Nach einigen Momenten legte sich Chid wieder an seinen alten Platz und sah zum Himmel. "Du hast Recht, aber es hätte mich wirklich interessiert wieso sich alle plötzlich so seltsam verhalten...." Faron schwieg und schlang die Decke enger um seinen Körper als ein leichter Wind aufkam. In der Ferne konnte er das Flackern des Feuers ausmachen, doch er wagte nicht länger hinzusehen und wand seinen Blick in die andere Richtung... Gemeinsam sahen sie dem Schauspiel der Flammen zu, wie es mit jedem Moment mehr und mehr des dämonischen Fleisches zu Asche verbrannte. Der Scheiterhaufen, den sie errichtet hatten, brannte lichterloh und die Nacht wurde vom Tanz des Feuers erhellt. Eries war etwas verwundert gewesen, hier eine eingestürzte Höhle vorzufinden, es sah nicht so aus als ob sie schon lange Zeit zerstört war. Sie schloss die Augen und lehnte sich an einen heruntergestürzten Felsbrocken. Ardan stand einige Meter weiter weg, den Blick konzentriert auf die Flammen gerichtet. Es schien als wolle er sichergehen dass auch jeder noch so kleine Teil der Dämonen verbrannte. Als sie ihn so betrachtete erinnerte sie sich an die Zeit im Palast von Asturia...Ardan war gerade erst fünfzehn Jahre alt als er mit seinem vier Jahre jüngeren Bruder an den Hof ihres Vaters kam. Einer der Ritter hatte die beiden ziellos im Chatal Gebirge herumirrend gefunden und sie mitgenommen. König Aston wollte sie schon wieder fortschicken, als der Ritter den Vorschlag machte den Älteren zu sich zu nehmen und auszubilden. Eries konnte sich noch genau an sein Gesicht erinnern, obwohl sie damals selbst noch ein Kind war. Der König willigte ein, und von diesem Tag an waren Ardan und Allen Shezar in der Obhut eines der größten Ritter des Himmels dieser Zeit. Die Jahre vergingen, und auch der Jüngere begann mit der Ausbildung. Auf beide wurde große Stücke gehalten, man sagte sie seien unglaublich talentiert. Schließlich wurden sie in den Bund aufgenommen und lösten ihren bereits alten Meister ab. Niemals sprachen sie über das, was vorher geschehen war...Was sie in das raue Gebirge von Chatal führte, allein und ohne Schutz. Sie beschloss, nicht weiter danach zu fragen obwohl Milerna immer wieder darauf drängt etwas zu erfahren... "Milerna....du bist genauso aus meinem Leben verschwunden...genauso wie Ardan und Allen..." Als Ardan den Hof verließ brach für sie eine Welt zusammen. Eries hatte es ihm nie gesagt, doch er war ihr wie eine rettende Hand in einem Sog von Einsamkeit und Ehre. Die Gefühle, die sie empfand verbarg sie tief in ihrem Herzen. Niemals hatte sie vor, etwas davon nach außen dringen zu lassen. Es war wie ein Fluch, der auf ihr lastete. Marlene, die älteste der drei Schwestern, heiratete den Herzog von Freid. Als sie im Kindbett starb ließ der König die Trauer an ihr aus, denn sie war nicht wie Milerna. Diese war das Ebenbild Marlenes, und für ihren Vater wie ein Strohhalm an den er sich klammern konnte. Eries verweilte still im Hintergrund und akzeptierte ihr Schicksal. Doch es sollte noch immer nicht vorbei sein... Sie wünschte sich Ruhe, Abgeschiedenheit von der Welt die ihr nichts als Kummer bereitete. Doch nun war sie hier, und alles was in den vergangenen Jahren bis hin zu den Tagen der Flucht geschah schien ihr plötzlich so weit weg... Ihre Augen wanderten über die Ebene, ihr kam es vor als könne sie auf dem verdorrten Boden Spuren ausmachen. Sie verwarf den Gedanken und seufzte leise. Doch dann erblickte sie etwas den Augenwinkeln heraus, etwas das hier nicht hergehörte. Ungläubig setzte sie sich in Bewegung, direkt auf die Quelle des scheinbar störenden Objekts. Ardan vernahm ihre Schritte und sah ihr fragend hinterher. Lange Zeit hatte sie damit verbracht sie alle zu beobachten. Zu sehen, was in ihren Herzen war, was ihre Gedanken waren. Betrübt musste sie feststellen, dass so unterschiedlich die Menschen auch waren, ein Gefühl immer wieder auftauchte... Furcht. Sie alle verspürten eine schreckliche Angst, durch Worte weder zu erklären noch zu lindern. Varie sah, wie Gaia immer näher an den Rand zum Untergang rückte und ihre Machtlosigkeit etwas dagegen zu tun ließ sie trauern. Einst in Fanelia gab es nichts außer dem Leben und nun fragte sie sich wodurch sich das Blatt gewendet hatte. "Wann ist es passiert....wann wurde der Welt die Hoffnung genommen....?" "Weißt du das nicht? Oder verschließt du mit Absicht die Augen vor der Wahrheit?" Varie erhob sich und wandte ihren Blick ab vom Feuer, das auf der Lichtung unter ihr brannte. "So viele Menschen fanden hier den Tod. Sie irren umher und wissen nicht wohin..." "Es wird Zeit diesem ewigen Leid ein Ende zu bereiten. Entgültig." Die Reste des Felsvorsprungs, auf dem sie bis eben noch saß, verspürten ihre Schritte nicht als sie ihren Platz verließ. "Die Dämonen sind tot." "Es freut dich nicht, aber es betrübt dich auch nicht. Du siehst also, alles geht seinen Weg. Sie hat getötet, und es wird nicht bei diesem einen Mal bleiben." Varie schwieg, der zarte Stoff ihres Kleides wehte im aufkommenden Wind als sie ihren Weg zum höchsten Punkt des Felsens fortsetzte. "Du hängst zu sehr an dieser Welt....Liebst du es so sehr, sie alle leiden zu sehen?" "Ich habe meine Kinder in diese Welt geboren, in der Hoffnung etwas zu verändern." Sie hob die Hand und deutete auf die beiden Menschen unter ihnen. "Siehst du nicht wie sehr sie kämpfen? Wie sehr sie versuchen es zu verstehen?" "Was gibt es noch zu verstehen. Gaia ist müde, du fühlst es genauso wie ich. Der Drache hat den Ruf seines Meisters gehört. Sein Schlaf endet...." Eine scheinbar ewige Stille folgte, in der die beiden Frauen fernab voneinander dem Feuer zusahen, jede in ihren eigenen Visionen der Zukunft gefangen. "Seit Anbeginn meines Lebens frage ich mich, wieso wir dazu auserkoren wurden. Weshalb ist es unser Schicksal, uns zu bekriegen. Das gleiche Blut, warum bekämpft es sich..." flüsterte Varie gedankenverloren. "Ich lebe lange genug um zu wissen, wann ein Kampf verloren ist. Deiner war vorüber als du in das Haus Fanel eingetreten bist." "Ich habe Goau geliebt, mehr als alles andere auf der Welt." Seufzend schüttelte die andere Frau den Kopf, ihr helles Haar wehte leicht im Wind und umrandete ihr Gesicht wie ein Gemälde. "Nein....du bist geflohen." Soras Worte waren hart, doch sie prallten an Varie ab wie Wasser an einem Felsen. "Ich glaube nicht an das Ende. Nicht einmal du kannst mich davon überzeugen, Schwester...." Stille breitete sich aus, und die einstige Königin brauchte nicht aufzusehen um zu wissen dass Sora längst verschwunden war. Ihr Blick wanderte zurück zu den beiden Menschen auf der dunklen Lichtung. Mit wissenden Augen beobachtete sie, wie die Frau etwas in der verdorbenen Erde entdeckte und darauf zuging.. "Ich bin es nicht die flieht....Du bist es, Sora.....Du fliehst vor der Hoffnung...." Ihre Hand wischte die Erde und die Asche weg, doch noch bevor sie es betrachten konnte wusste Eries was sie nun in ihren Händen hielt. Es war wie ein schwaches Licht in der Dunkelheit, die sie sich selbst geschaffen hatte. Fest umklammerte sie das rote Band, die Wärme des Feuers brannte in ihren Augen doch sie vergoss keine Träne. Eries war sich nicht sicher ob sie traurig sein oder sich freuen sollte...Alles war zu undurchsichtig, zu verworren. Schließlich hörte sie Schritte hinter sich. Schnell richtete sie sich wieder auf und drehte sich mit gefasster Miene um. Während sie in das fragende Gesicht Ardans blickte wurde ihr plötzlich klar, wie viel Zeit sie damit verschwendet hatte sich zu verstecken. Niemals hatte sie sich jemandem anvertraut, niemals ließ sie es zu dass andere ihr wahres Ich erkannten. Getrieben von dem Gedanken an Ehre und Pflicht verleugnete sie sich selbst, und je mehr Jahre vergingen desto weniger konnte sie zurück. Ihrem Vater musste sie eine gute Tochter sein. Ihrer Schwester musste sie ein Vorbild sein. Doch als Milerna verzweifelt versuchte gegen ihren Vater anzukämpfen, ihn davon zu überzeugen dass das, was sie tat und fühlte keine Schande war... Mit Entsetzen erinnerte sich Eries, dass sie am Tag von Milernas Ausstoß wortlos neben ihrem Vater stand und keinen Laut von sich gab während ihre Schwester sie flehend ansah... "Warum Vater, warum? Ich habe nichts verbrochen, nichts!" "Du hast Schande über mein Haus, über meinen Namen gebracht. Geh, vielleicht vergisst man dann deine Tat." "Was ist falsch daran, für den Frieden zu stehen? Was ist falsch daran, zu lieben?!" König Aston antwortete nicht, er hob die Hand und deutete auf die mächtige Tür die hinaus aus der Thronhalle führte. "Das Haus Aston duldet keine Verräter." "Wenn ich ein Verräter bin, dann seit Ihr ein Mörder.....Vater...." Eries senkte den Kopf und hörte den schallenden Schritten zu, die immer leiser wurden bis sie schließlich vollkommen verschwanden. Milerna Sara Aston war von diesem Tag an kein Mitglied der königlichen Familie von Asturia mehr. In ihrem Herzen hoffte Eries immer wieder, dass es ihrem Vater genauso das Herz brach wie ihr. Doch niemals mehr erwähnte er ihren Namen. Es war als ob sie gar nicht existierte. Plötzlich war sie vollkommen alleine, noch mehr als zuvor. Die alten Erinnerungen machten sie verletzlich, und als Ardan sie sachte an den Schultern nahm und sie fragte, was passiert sei ließ sie es geschehen.. Voller Trauer, aber auch Erleichterung, presste sie sich an seine Brust. Als sie zusammen zu Boden sanken und die Tränen flossen wurde Eries eines klar... Dies war das erste Mal, dass sie vor einem anderen Menschen weinte. Die Tage, die sie in der Luft verbrachten, schienen endlos. Allen hatte beschlossen, einen Umweg zu fliegen, er glaubte so sei es sicherer. Die Anderen waren zwar nicht sonderlich begeistert über diesen Befehl, nahmen ihn jedoch ohne Proteste an. Kaan lenkte das Schiff durch die Lüfte, mit Allen ständig an seiner Seite. Er wollte sichergehen und nichts dem Zufall überlassen. Die Zeit verging, doch der Schatten der Bedrückung der sich über alle legte wollte einfach nicht verschwinden. Dryden beobachtete Milerna, wie sie den Männern Sake brachte und sich anschließend daran machte die Teller aufzuräumen, die auf dem Kartentisch lagen. Immer wieder musste sie sich ihr Haar aus dem Gesicht streichen denn es fiel lose ihre Schultern hinab. Er musste schmunzeln während sie die störenden Wellen energisch nach hinten warf, sie jedoch im nächsten Moment wieder in ihre alte Position fielen. Schließlich gab sie auf, stellte das schmutzige Geschirr auf ein Tablett und verließ die Brücke in Richtung Küche. Die Gänge waren dunkle und Milerna bemerkte schnell, dass es nicht gerade einfach war sich in dem schwummrigen Licht zurecht zu finden. Als sie endlich die Küche erreicht hatte und das Geschirr abstellte atmete sie tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Sie ließ ihren Gedanken freien lauf, nichts ahnend dass sie eigentlich noch einen Besucher hatte... "Wohin soll das alles führen....." "Solch einen deprimierenden Ton ist man von dir gar nicht gewohnt, liebste Milerna." Erschrocken sah sie auf, und als sie ihn am Türrahmen lehnen sah senkte sie den Blick. "Was willst du hier..." fragte sie müde und drehte sich um. Mit schnellen Handgriffen wusch sie das schmutzige Geschirr und wartete auf eine Antwort. Belustigt sah er zu, wie auch hier ihr immer wieder die Haare ins Gesicht fielen und sie verzweifelt dagegen ankämpfte. "Du solltest sie vielleicht zusammenbinden. Wobei sie mir so besser gefallen, wenn ich ehrlich bin..." Milerna hielt in ihrem Tun inne. "Ich habe mein Haarband verloren....als wir....fliehen mussten." Dryden nickte nur und ging zu ihr. "Wie geht es ihm?" Sie stellte die Teller in den Schrank und ging zu dem kleinen, runden Fenster. Draußen ging gerade die Sonne unter und die rötlichen Strahlen schienen durch die dichte Wolkendecke. "Er hat gekämpft, und er hat gewonnen. Seine Wunde heilt, endlich kann er aufstehen." "Ich muss zugeben, ich hatte wirklich Zweifel daran dass er es schafft....Immerhin..." Er schüttelte den Kopf und sah Milerna direkt in die Augen. "Wir wissen alle, was da unten passiert ist. Jeder auf diesem Schiff hier hat es gesehen. Es wird Zeit, der Wahrheit ins Auge zu sehen....." "Hör auf damit..." "Du musst aufhören, wegzusehen.. " "Ich sehe nicht weg!" rief sie zornig und ballte die Hand zur Faust. Dryden schüttelte erneut den Kopf und seufzte leise. "Sie ist es. Das weißt du genauso gut wie ich. Die, die dieses...Massaker überlebt haben, fürchten sich. Van hätte beinahe den Tod gefunden, es ist ein Wunder dass er noch lebt. Wenn wir Basram erreichen, dann...." Er schwieg, darauf bedacht seinen Satz so sachte wie möglich zu beenden. Doch Milerna wusste, was er sagen wollte. Mit festen Schritten entfernte sie sich in Richtung Tür. "Sie kann nicht bei uns bleiben." Seine Worte hingen schwer im Raum und als sie sie ausgesprochen hörte formte sich in ihrem Kopf ebenso ein logisches Muster. In ihrem Inneren wusste Milerna, dass er recht hatte. Doch sie wollte und konnte die junge Frau nicht einfach so aufgeben. "Es ist mir egal, was ihr alle denkt....Wir haben nicht das Recht, einen Menschen einfach zurückzulassen. Niemand hat das Recht, einen anderen einfach aufzugeben..." Ihre Stimme wurde leiser und Dryden erkannte die Wahrheit und auch die Erfahrung hinter ihren Worten. Er wusste nichts zu erwidern, und somit ging er langsam auf sie zu und zog etwas aus seiner Tasche. Milerna sah mit fragenden Augen, wie er ein kleines, seidenes Band in den Fingern hielt und es ihr entgegenstreckte. "Hier....es gehört sowieso dir, ich habe es mir nur geliehen...." Etwas in ihr regte sich und mit vorsichtigen Bewegungen nahm sie das Band aus seinen Fingern. Der gelbe Stoff schimmerte im seichten Licht, doch ehe sie aufsehen und ihn fragen konnte was ihr plötzlich auf dem Herzen lastete schritt er hinaus und verschwand in der Dunkelheit. Ein plötzliches Lächeln umspielte ihre Lippen als sie das Haarband betrachte und es schließlich seine Aufgabe tun ließ.... Leise stellte sie die Schüssel auf dem Tisch neben dem Bett ab. Lange betrachtete sie die zerwühlten Laken ehe sie zum Fenster sah und beschloss, die Stille zu beenden. "Du solltest etwas essen, Majestät..." Er antwortete nicht, wie schon die Tage zuvor. Merle war verzweifelt, sie wusste nicht mehr was sie noch tun konnte um ihn aus diesem Zustand zu befreien. Nur wenige Worte hatte er in den vergangenen Stunden gesprochen, und seit Milerna ihm erlaubt hatte aufzustehen stand er an dem kleinen Fenster und blickte hinaus. Sie war voller Sorge denn er rührte sein Essen kaum noch an. Es schien als wäre er zu beschäftigt über alles nachzudenken. Das Katzenmädchen seufzte und ging auf ihn zu, bis sie schließlich neben ihm stand und ihn betrachten konnte. Seine Schulter war immer noch verbunden, es würde wohl eine weitere Narbe zurückbleiben... Seine Augen blickten müde in den Himmel, der an ihnen vorbeizog. Sachte berührte sie ihn am Arm und sah ihn flehend an. "Van, bitte...." Schließlich wandte er den Kopf zu ihr und nickte. "Gleich...." Etwas erleichtert ließ sie von ihm an und schritt zurück zum Bett, um die Laken zu richten. Während sie das weiße Leinen zusammenfaltete fiel ihr Blick auf den Tisch. Etwas glänzte im Abendlicht und reflektierte die wenigen Strahlen der Sonne, die in das Zimmer drangen. Merle hielt inne und ließ das Laken sinken. Zögernd nahm sie die Kette in die Hände und betrachtete sie durchdringend. "Was...ist das? Seit wann hat Van...." dachte sie und drehte den roten Stein in den Fingern umher. Dann erkannte sie, wem die Kette wohl gehören musste. Ihr Gesichtsausdruck wurde hart und fest umschloss sie den kleinen Gegenstand. "Sie soll ihn in Frieden lassen. Sie soll ihn endlich in Frieden lassen...." Wut machte sich in ihr breit und sie machte sie dafür verantwortlich. Merle wollte nicht, das es so weiterging. Alles veränderte sich so rasend schnell dass es ihr vorkam als wäre sie nur eine Figur am Rande eines Schauspiels. Erneut sah sie zu Van, der immer noch regungslos am Fenster stand. Plötzlich bewegte er sich und drehte sich langsam um. Sie war zu erschrocken um über ihre Handlung nachzudenken, doch so schnell sie konnte ließ sie die Kette in der Tasche ihres Kleides verschwinden ehe er sie ansah. Sie fürchtete, er habe sie erwischt doch er kniff für einen kurzen Moment schmerzvoll die Augen zusammen. Sofort rannte sie zu ihm und blickte ihn fragend an. "Was ist mit dir, Majestät? Tut es immer noch weh? Soll ich Milerna holen?" "Nein......Es ist nichts..." Zweifelnd blickte sie ihm hinterher während er zum Bett schritt und sich setzte. Erleichtert lächelte Merle als er die Schüssel mit dem warmen Reis nahm und begann, zu essen. "Wir werden schon bald in Basram ankommen. Ich freue mich wirklich, schon immer wollte ich die Stadt der Seen besuchen. Es wird bestimmt so wie alle sagen,.....!" Ihre Begeisterung übertraf ihre Sorgen, und voller Freude erzählte sie ihm weiter von all den Dingen die sie von der Stadt der Seen gehört hatte. Van nickte ab und an, doch in Wahrheit war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Er fühlte, wie alles um ihn herum dunkler wurde, eine düstere Vorahnung beschlich ihn und in diesem Moment wurde ihm klar, dass er nicht alleine war. Und während Merle weitersprach war sich Van plötzlich sicher, dass Hitomi es auch spürte.... ~*~ Hide my head I wanna drown my sorrow No tomorrow... No tomorrow... ~*~ Als sie die Tür hinter sich schloss atmete sie tief durch. Für einen kurzen Moment überlegte sie, wieso sie das überhaupt getan hatte. Doch bevor sich das schlechte Gewissen einschlich schüttelte sie den Kopf und blickte entschlossen in die schwummrige Dunkelheit der Gänge. "Mein Van hat schon genug durchgemacht....und das alles nur wegen ihr." Sie schreckte leicht zusammen als ihr feines Gehör Schritte vernahm, und als die Umrisse der Person auf sie zukamen verengten sich ihre Augen zu kleinen Schlitzen. Schließlich stand sie vor dem jungen Katzenmädchen, ein müdes Lächeln auf dem Gesicht. Die dunklen Locken fielen kraftlos über ihre Schultern und Merle musste zugeben, dass sie in diesem Moment nicht besonders gut aussah. Doch trotzdem stellte sie sich schützend vor die Tür, nicht gewillt die Frau eintreten zu lassen. "Merle...ist alles in Ordnung?" fragte sie leise und erntete nur ein leichtes Nicken. Erleichtert schloss sie für einen kurzen Moment die Augen und fixierte danach ihren Blick wieder auf die Tür. "Du wirst mich nicht zu ihm lassen, habe ich recht?" fragte sie verständnisvoll. Wieder nickte Merle, und in ihrer Hand umschloss sie fest die goldenen Kette. Ethiél rang mit sich selbst. Sie wusste nicht, ob es das richtige war doch sie musste ihn unbedingt sehen. "Ich bitte dich...." Zögernd presste sich Merle gegen die Tür, sie war sich nicht sicher ob sie ihr Einlass gewähren sollte oder nicht. Es war einfach schon zuviel geschehen. Ethiéls Augen flehten sie stumm an, und schließlich trat Merle schweren Herzens beiseite. "Ich danke dir.." erwiderte die junge Frau, doch während sie nach dem Türknauf griff spürte sie Merles bohrenden Blick im Nacken. "Ihr seid Gift für ihn......Ihr alle..." Noch ehe sie sich umdrehen konnte war Merle auf allen vieren in der Dunkelheit verschwunden. Einige Momente stand sie unschlüssig vor der Tür und dachte über die eben gesprochenen Worte nach. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen, öffnete die Tür und trat in das Zimmer ein.... Eine seltsam ruhige Finsternis kam ihr entgegen, einzig erhellt durch das Licht der untergehenden Sonne. Ihre Augen, bereits an das Dunkel gewöhnt, konnten schließlich seine Gestalt ausmachen. Die Arme auf die Knie gestützt saß er wie abwesend auf dem Bett und blickte starr geradeaus. Auch als sie langsam an ihn herantrat bewegte er sich kaum, sah sie nicht an. Ethiél wusste, es war ein komisches Gefühl nun hier zu sein. Die ganzen Tage, die ganze Zeit hatte sie sich versteckt, den Kontakt mit allen anderen so gut es ging vermieden. Sie brauchte Zeit, um ihrer Gedanken Herr zu werden. Und bevor sie ihre entgültige Entscheidung traf wollte sie ihn ein letztes Mal sehen. Allein, ohne jemand anderen. Nun stand sie neben ihm, die einstige Vertrautheit war wie weggewischt. Sie streckte ihre Hand aus und wollte ihn an der heilen Schulter berühren, doch sie sah wie er von ihr wich. "Van, ich........ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut....." Sie erhoffte sich eine Reaktion, die ihr wenigstens einen Bruchteil seiner Empfindungen verraten würde, doch nichts kam. Seufzend ging sie zum Fenster und spürte die letzten Strahlen der Sonne auf ihrem Gesicht. Der Himmel war klar, und wenn sie hinunterblickte konnte sie die tiefgrünen Wälder der Grenzebenen zu Basram sehen. Das Nilargebirge erstreckte sich in Richtung Osten, sie mussten noch die Berge überqueren und würden dann in den Wäldern landen. Die Stadt der Seen war nah... "Warum hast du es getan.....?" flüsterte sie leise, doch sie wusste genau dass er sie hören konnte. Ethiél bemerkte, wie er plötzlich tief einatmete und ihr schließlich Antwort geben wollte. "Weil es meine Pflicht war...." Erstaunt fuhr sie herum, ihr Gesicht glich nun dem einer gläsernen Puppe, ohne Emotionen und doch so wissend wie nie zuvor. "Warum du? Warum......?" Sein kalter Blick ließ sie etwas zurückweichen, doch sie wandte sich nicht von ihm ab. "Ich wäre lieber tot als mir immer wieder diese verdammte Frage stellen zu müssen." Seine tiefe Stimme klang gepresst, und ehe sie wusste was sie tat sprach sie ihre stillen Gedanken aus. "Liebst du sie?" Ihre einfache Frage traf ihn wie ein Faustschlag, doch er ließ es sich nicht anmerken. Während sie ihn beobachtete und in seinem Gesicht nach irgendeinem Anzeichnen für die Wahrheit ihrer Worte suchte zogen verirrte Wolken an ihnen vorüber. Und umso länger sie suchte, desto stärker wurde die Maske hinter denen er seine geheimen Gedanken verbarg. Egal was in diesem Moment durch seinen Kopf ging, Van ließ kein noch so kleines Stück davon nach außen dringen. Er fürchtete seinen eigenen Verstand und verbannte jegliche Emotionen aus seinem Kopf, bereit wieder in die Leere zu treten. Er schwieg, und Ethiél tat es auch. Die Minuten vergingen, ohne Reaktion, ohne Teilnahme. Sie hatte ihre Entscheidung längst getroffen, doch sie verbot sich trotzdem an die Zukunft zu denken. Ethiél wusste, er war ihr nichts mehr schuldig. Es wurde alles gesagt, dies hatte sie längst akzeptiert. Ein letztes Mal blickte sie aus dem Fenster, als ob sie hoffte dort etwas zu finden dass ihr helfen würde... Dann ging sie auf den stummen Krieger zu und kniete sich vor ihn, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Für einen kurzen Moment traf sein Blick den ihren, doch er wandte sich sofort wieder ab. Vorsichtig griff sie nach seiner Hand. Es war nicht mehr die eines Jungen, aus ihr war die Hand eines Mannes geworden der sein Leben mit dem Schwert verteidigen musste. Sie war rau, doch Ethiél erinnerte sich noch immer an den Jungen von vor so vielen Jahren. Van jedoch rührte sich nicht als er ihre warme Berührung spürte. Es war wie ein unvorhergesehener Stoß ins kalte Wasser, doch er fühlte nichts dabei. Es kam ihm eher wie Verrat vor... "Versprich mir, dass du nicht aufgibst...Dass du kämpfen wirst...Nicht mit den Händen oder dem Schwert, sondern mit dem was in dir ist...." "Ethiél, ich......" Bittend sah sie ihn an und er verstummte erneut, in dem Wissen dass es das letzte war was er für sie tun konnte.. Es gab nichts mehr zu verlieren, nichts mehr worüber man trauern konnte. Ein letztes Mal beugte sie sich nach vorne und berührte sachte seine Lippen. Durch ihre geschlossenen Lider drang eine einzelne Träne, und während sie ihn küsste verabschiedete sie sich von ihm. Schließlich löste sie sich und stand auf. Die Sonne war bereits hinter den Wolken verschwunden, und nur mit Mühe konnte sie seine Miene erkennen. Van blickte ihr hinterher, als sie die Tür öffnete und sich nochmals zu ihm umdrehte. "Kämpfe mit deinem Herzen....vergiss den Verstand, die Aufgabe....Dein Schicksal liegt dir bereits zu Füssen, du musst nur genau hinsehen." Die Tür schloss sich, und als ihre Schritte in den Gängen hallten während der Himmel an ihnen vorbeizog, da wusste Van noch nicht dass es das letzte Mal sein sollte das er Ethiél sah...... ~*~ The storm keeps on twisting, keep on building the lies That you make up for all that you lack.... ~*~ "General Folken hat unseren Lagebericht erhalten. Neue Befehle werden in Kürze folgen." Aus sicherer Entfernung blickte der Soldat seinem Kommandant ins Gesicht und hoffte, heil davonzukommen. Jeder einzelne Soldat hier wusste, mit wem sie es zu tun hatten und keiner war gewillt, die seltene Gelassenheit ihres Kommandanten zu stören. Doch Dilandau machte ein seltsam ruhiges Gesicht und starrte gedankenverloren vor sich hin. Unruhig trat der Soldat auf der Stelle. "Kommandant?" wiederholte er zögernd, und als Dilandau langsam den Kopf hob wich er einen Schritt zurück. "Es macht mich krank...." erwiderte er, das Gesicht des jungen Soldaten verformte sich zu einer ängstlichen Maske. Er wagte es nicht, zu antworten. "Das alles hier...ist reinste Verschwendung. Findest du nicht auch?" Panisch sah sich der junge Mann um, als suche er an den grauen Wänden des Zeltes eine Antwort. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken als er seinen Kommandanten dabei beobachtete, wie er apathisch das Glas Wein vom Tisch nahm und hineinstarrte. Immer noch sprach er nicht, und als plötzlich ein zorniger Schrei ertönte zuckte er erschrocken zusammen. "Findest du nicht auch!!??" Das Glas fiel klirrend zu Boden, die rote Flüssigkeit versickerte in der Erde. Endlich dachte er an Flucht...Doch bevor der Soldat aus dem Zelt eilen konnte verbeugte er sich demütig vor seinem Befehlshaber und antwortete ihm endlich... "Kommandant, ich....ich stimme Euch zu..." Dilandau beobachtete in einem plötzlichen Anfall von Belustigung wie das Laken im Wind flatterte, aufgewirbelt vom raschen Rückzug seines Untergebenen. "Alles miese Feiglinge...." Er war verärgert, beinahe schon dem Wahn nahe. Das ewige warten, observieren und herumirren behagte ihm absolut nicht. Er wollte Drachen jagen, nicht wie eine Ratte in ihrem Versteck warten bis die Beute zufällig vorbeischlenderte. Manchmal kam es ihm vor als würde Folken dies absichtlich tun.. "Du willst nur sichergehen dass ich diesem Hund nicht den Kopf abschlage...Ihm und seiner kleinen Hure gleich mit..." Er erinnerte sich an das Zusammentreffen im Lager der Abaharakis. Als die Flammen nur so um sich schlugen und die Guymilefs alles zerstörten was ihnen im Weg war, da sah er sie. Und von diesem Moment an wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte. Von vielen mochte er zwar als eiskalter Mörder, ja sogar als Sadist dargestellt werden, doch Dilandaus Intuition hatte ihn noch nie betrogen. Die Art, wie er sie in den Armen hielt, wie er sie versuchte vor dem drohenden Tod zu schützen, all das verriet ihm dass sie nicht nur ein dahergelaufenes Weibsstück war.. "Wenn sie für Fanel wichtig ist, dann hat sie wohl ebenso meine Aufmerksamkeit verdient..." sprach er grinsend in die vom Licht getrübte Dunkelheit. Er ging zu einem kleinen Tisch in der Ecke und brach sich etwas Fleisch ab, das dort präsentiert war. Genüsslich kaute er auf dem zähen Stück herum, während sein Blick durch die spärlich ausgerüstete Unterkunft glitt. Er blieb an seinem Schwert haften, der rote Griff schien im Schein der Lampen beinahe zu glühen. Es kam ihm vor, als würde es nach ihm rufen, ihn herausfordern.. Nach einigen Momenten schmiss er den Rest des Fleisches fort und ging auf seine Waffe zu. Mit funkelnden Augen betrachtete er es, ein diabolisches Lächeln fand den Weg auf sein Gesicht. "Du denkst also genau wie ich?" Sachte nahm er das Schwert in die Hand und zog langsam die Klinge aus der Scheide. "Schön dass wir uns nach all den Jahren immer noch so gut verstehen." Ein leises, schwingendes Geräusch ertönte als der Stahl der Welt freigegeben wurde. Dilandau war der Ansicht, er habe genug Zeit vergeudet. Es sollte endlich etwas geschehen, und er beschloss sich nur etwas selbst zu helfen. Mit einem Finger fuhr er über die scharfe Stelle, eine kleiner Blutfaden zog langsam hinterher.... "Nun gut, wie du willst. Lass uns jagen gehen...." Chid beobachtete mit aufmerksamen Augen, wie seine Tante trotz erhobenen Kopfes auf einmal nicht mehr so anmutig aussah wie zuvor. Ihre rechte Hand war zur Faust geballt und der junge Monarch fragte sich, was sie wohl darin versteckte. Die Nacht neigte sich ihrem Ende zu, in weiter Ferne ging versteckt hinter dichten Wolken bereits die Sonne auf. Kurz blickte er neben sich, doch Faron schlief immer noch tief und fest. Die seichten Rauchschwaden und der Schein des Feuers der vergangenen Stunden waren verschwunden und Chid seufzte leise. Stumm blickte er seine Tante an, die sich ebenfalls schweigend neben ihm niederließ. Ihre Augen waren rot und ihm war sofort klar, dass sie geweint hatte. "Tante?" fragte er zögernd, doch Eries schien ihn kaum wahrzunehmen. Erst nach langen Momenten drehte sie sich zu ihm und blickte ihn müde an. "Tante wieso...wieso hast du geweint? Bist du traurig?" Ein leises Lachen kam über ihre Lippen, und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie zu Ardan hinüber, der mit dem noch im Halbschaf weilenden Fahrer sprach. "Es ist alles in Ordnung, Chid. Schlaf noch etwas..." Doch der junge Herzog ließ nicht locker. "Wo seid ihr so lange gewesen? Habt ihr....habt ihr die Geister verbrannt?" Sie nickte und strich ihm behutsam über den Kopf. "Du brauchst keine Angst haben. Sie werden uns nichts mehr tun." versicherte sie. "Ich weiß..." Erstaunt sah Eries auf. Chid schien ziemlich zuversichtlich zu sein, es war beinahe so als habe sie selber viel mehr Furcht vor der Zukunft als er. "Was...was macht dich so sicher?" Er setzte sich auf und schlang die Decke enger um seine Schultern. Mit der Hand zeigte er zu Ardan. "Weil er bei uns ist. Er wird uns beschützen. Du brauchst nicht mehr zu weinen, Tante. Er wird dich sicher nicht alleine lassen..." Die Worte eines unschuldigen Kindes lösten in Eries Gefühle aus, die sie lange Zeit nicht gespürt hatte. Plötzlich erkannte sie, welch Weisheit hinter Chids Worten steckte. Ihre sonst so steife Körperhaltung lockerte sich und sie ließ sich erschöpft gegen den Baumstamm sinken. Ihre Faust öffnete sich, und zum Vorschein kam ein altes, verrußtes Band.. "Du hast Recht, Chid." Zufrieden schloss er die Augen und fiel wenige Momente später in einen ruhigen Schlaf. Der Herzog von Freid bekam nichts mehr mit von den geheimen, jedoch stummen Blicken die sich seine Tante und der einstige Ritter des Himmels zuwarfen.... "Aber Kommandant, was..." "Halt den Rand und steh mir nicht unnötig im Weg herum!" Miguel lief seinem Befehlshaber verzweifelt hinterher, er ahnte schon was er vorhatte. "Kommandant, versteht doch! General Folken hat angeordnet dass..." Abrupt blieb Dilandau stehen und drehte sich zu seinem Soldaten um. "Ich verstoße nicht gegen die Befehle unseres geachteten Generals, ich sehe mich lediglich um. Und wenn du nicht in Teile geschlagen werden willst solltest du dein verdammtes Mundwerk halten!" Kopfschüttelnd und die Warnung ignorierend ging Miguel weiter, er hatte jedoch Schwierigkeiten mit Dilandau Schritt zu halten. "Aber Kommandant! Ihr solltet Euch nicht wieder in diese Lage bringen! General Folken hat ausdrücklich verordnet dass wir das Lager auflösen und zurück zum Stützpunkt..." "Willst du versuchen, mich aufzuhalten?" Miguel erstarrte und blickte in gefährlich funkelnde Augen. Die Hand glitt langsam zum Griff des Schwertes, und ehe er etwas erwidern konnte hatte Dilandau es gezogen. Beschwichtigend hob Miguel die Hand, in der Hoffnung er habe ihn doch nicht so sehr verärgert wie er glaubte. "Bitte verzeiht, Kommandant, ich wollte nicht..." "Du wolltest was nicht? Meine Autorität in Frage stellen? Meine Handlung abwerten? Ich frage dich nochmals, was wolltest du nicht?" "Ich...ich wollte Euch in keiner Weise zu nahe treten, Kommandant...bitte vergebt mir..." Demütig senkte er den Kopf und kniff die Augen zusammen, als er die Schritte hörte die auf ihn zukamen. Als nach schier endlosen Momenten das schleppende Geräusch aufhörte spürte er den kalten Stahl an seiner Wange... "Miguel, Miguel.....du scheinst es immer noch nicht zu verstehen..." Langsam bohrte sich die stumpfe Seite der Klinge in sein Fleisch, doch er wagte es nicht auch nur einen Laut von sich zu geben. "Das ich euch verdammten Hunden immer wieder zeigen muss, wer hier über wen gebietet..." Er glaubte, sein Ende wäre nun gekommen doch plötzlich packte ihn eine starke Hand am Kragen seiner Rüstung und warf ihn zu Boden. Sein Gesicht landete im Dreck, doch Miguel war einfach nur froh seinen Kopf noch an alter Stelle zu wissen. "Los, steh auf." Dilandaus drohende Worte holten in aus seiner stillen Erleichterung heraus und sofort rappelte er sich auf. Sein Schwert hatte sich durch den Sturz aus dem Halt gelöst und lag nun neben ihm im Schlamm. "Heb es gefälligst auf, und dann komm. Na mach schon!" Verwirrt blickte Miguel den anderen Mann an, ehe er sich schnell bückte und sein Schwert wieder zurück an seinen Platz brachte. "Kommandant, ich verstehe nicht...." "Was gibt es da nicht zu verstehen? Bring mir ein Pferd, wir machen uns auf den Weg. Du hast fünf Minuten!" rief Dilandau, der schon einige Schritte weiter Richtung Wald gegangen war. Miguel hatte nicht vor, noch weitere Fragen zu stellen. Er wusste es war gegen die Befehle seines Generals doch würde er Dilandau nun verraten wäre das sein Untergang. Deshalb machte er sich schleunigst auf den Weg, unbemerkt eines der Pferde von deren Ruheplatz zu entfernen und es seinem ungeduldigen Kommandanten zu bringen. Innerhalb weniger Minuten war er zurück, ein schwarzer Hengst ging ruhig am Zügel neben ihm her. Argwöhnisch betrachtete Dilandau das Pferd. "Schwarz...wie sehr ich diese Farbe hasse..Sie erinnert mich an diesen erbärmlichen..." Fluchend nahm er die Zügel in die Hand und schwang sich auf den Sattel. Miguel sah leicht verwirrt umher, als warte er auf einen neuen Befehl. Dilandau deutete auf den dunklen Wald. "Folge mir, und mach mir ja keinen Mucks oder ich werde dafür sorgen dass du deinen Mund gar nicht mehr brauchst." Schweigend ging Miguel hinter dem Hengst her, darauf bedacht so unauffällig wie möglich zu erscheinen. Doch noch ehe sie im dunklen Dickicht verschwinden konnte wandte sich Dilandau erneut zu ihm.. "Miguel?" "Ja, Kommandant?" gab er leise von sich als ihn die rot scheinenden Augen zu durchbohren schienen. "Wisch dir dein Gesicht sauber. Du siehst aus wie ein dreckiges Schwein." Zusammen schritten sie nun schweigend durch die Dunkelheit. Miguel fragte sich, was Dilandau dazu veranlasste dies zu tun doch er wusste, er sollte lieber keine Fragen mehr stellen. Er hoffte nur es würde ihn nicht seinen Kopf kosten. Doch trotzdem glitt sein Blick immer wieder zu dem Mann auf dem Pferd und Miguel kam nicht um den Gedanken herum dass er etwas wusste, von dem sie alle hier keine Ahnung hatten. Miguel war sich sicher, Dilandaus Augen hatten in dieser Nacht etwas erblickt, was den anderen und ihm vollkommen entgangen war... Der kühle Nachtwind zerrte sanft an ihrem Kleid, doch sie hieß sie willkommen. Der Mond warf sein seichtes Licht auf das Deck des Schiffes, und nur wenige Wolken verdeckten ihn. Die Nacht war ruhig, niemand an Bord schien mehr wach zu sein. Der Bug war vollbepackt mit Kisten und anderen Dingen, doch niemand schien sich wirklich darum zu kümmern denn das Holz war bereits durchweicht. Schweigend trat sie an das Geländer, den Blick nach unten auf das hinüberziehende Land gerichtet. Der Wind zerrte an ihren Haaren, und einige lose Strähnen peitschten ihr ins Gesicht. Sie hatten die Wälder längst hinter sich gelassen, und die gewaltige Felswand an der sie nun vorbeiflogen machte langsam aber sicher Platz für etwas viel größeres. Basram. Hitomi wusste nicht, wie es dort aussah doch sie hatte davon gehört. Die Republik lag tief im Gebirge, um sie herum der schützende Wall der alten Steine. Man nannte Dariyon, die Hauptstadt, auch die Stadt der Seen. Der alte Palast, in dem der letzte Monarch Basrams residierte, wurde nach dem Umbruch zum neuen Sitz der Regierung. Das Haus der Republik lag auf einer riesigen Felsplatte im größten See Basrams, und selbst um die Stadt herum waren so viele Seen dicht aneinander , dass man einige Orte nur mit Booten erreichen konnte. Schon immer passten sich die Menschen mit ihren Bauten der Natur an, und obwohl die Flüsse oft über die Ufer traten blieben die Heime verschont. Basram war schon immer ein sehr friedliches Land gewesen, doch viele munkelten dass in den Tiefen der Seen schreckliche Dinge versteckt waren... Hitomi erinnerte sich an die Worte ihres Vaters, der einmal lange Zeit in Basram war und bei seiner Heimkunft mürrisch bemerkte, das es manchmal nachts schien als Geister aus dem Wasser steigen... Sie fragte sich, ob all das wahr sein konnte. Es war seit langem endlich still. Nichts, außer dem Geräusch der Motoren, war zu hören. Hitomi war erleichtert darüber, es war lange her dass der Tag so ruhig begann. Ihr Kopf war leer, all die Gedanken die drohten, sie zu erdrücken, waren wie weggefegt. Eine willkommene Stille, geschaffen um endlich wenigstens nur für einen kurzen Moment zu vergessen. Ihre Hand fuhr reflexartig an ihren Hals, doch sie erkannte dass die alte Kette nicht an ihrem Platz verweilte. Sie war verloren...Das einzige, was sie besaß, war nun verloren. Es fühlte sich für Hitomi beinahe wie Verrat an. Verrat an ihrer Großmutter, dass sie das kostbare Schmuckstück so leicht aus den Händen gegeben hat. Doch was sie noch mehr verwunderte war die Tatsache, dass ihr Fehlen sie nicht so schmerzte wie eine ganz andere Erkenntnis... "Du wolltest sterben...." Die blonden Wellen wurden mit schnellen Bewegungen zurückgestrichen, doch der Wind wehte sie ihr immer wieder ins Gesicht. Die vergangene Nacht war unruhig, beinahe schon beklemmend gewesen. Ein seltsames Gefühl hatte sie beschlichen, und sie fürchtete sich davor. Irgendetwas würde passieren, da war sie sich sicher. Doch nun, in der Stille des kommenden Morgens, konnte sie nichts mehr von all dem wahrnehmen. Es war, als ob etwas ihre Sinne vernebelte. Etwas war da, das sie davon abhielt die Wahrheit zu sehen... Seufzend setzte sie sich auf den kühlen Holzboden und legte die Hände in den Schoß. Müdigkeit übermannte sie plötzlich, und erschöpft schloss sie die Augen. Vielleicht würde sie ja hier etwas Ruhe finden, wenigstens für einige Minuten... Sie schlug die Augen wieder auf, als sie ein schlagendes Geräusch hörte. Ihre Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit der Nacht gewöhnt, doch in unmittelbarer Nähe konnte sie die Konturen einer Person ausmachen. Hitomi wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte doch die Präsenz der Person ließ sie unruhig werden. "Wer...wer ist da?" fragte sie zaghaft. Ihre Augen weiteten sich, als sie zwei mächtige Schwingen erkannte, die sich langsam auseinander streckten. Und als sie das lange, helle Haar mit dem Wind spielen sah wusste sie, wer vor ihr stand. Ihre Glieder waren mit einem Male wie gelähmt, sie konnte sich kaum mehr rühren. "Basram...dieses Land bringt nur Unglück und Verderben...Ganz Gaia wird nach seinem Wort untergehen...Doch was spielt es für eine Rolle...Die nächste Flut wird die letzte sein.." Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch Soras Anwesenheit versetzte sie wieder in Panik. Die schwarzen Flügel starrten ihr mahnend entgegen, wie Vorboten einer ewigen Finsternis. "Du kannst sie also sehen..." bemerkte Sora emotionslos und blickte Hitomi in die Augen. "Nun, dann weißt du ja welches Schicksal uns alle erwartet..Sie haben es schon immer gewusst...Damals, vor endlos vielen Jahren...da bauten sie dir einen Tempel..." Erschrocken riss sie die Augen auf, ihre Stimme versagte. Sora ging auf sie zu und schloss die Augen. Hitomi wusste nicht, dass sie horchte... Sie lauschte dem Herzschlag eines Menschen...eines Menschen, der noch nicht einmal geboren war. Für einen kurzen Moment zeigte ihre Miene einen Anflug von Trauer, doch so schnell er auch gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Sie beobachtete die junge Frau, die stumm und hilflos vor ihr saß und sie aus grünen Augen anflehte, all dem ein Ende zu setzen. "Du willst, dass sie aufhören, nicht? Die Visionen, die schrecklichen Träume...das Wissen, was kommen wird.." Sie nickte und eine einzige Träne fiel ihre Wange hinab. Soras Flügel verschwanden langsam, und betrübt schüttelte sie den Kopf. "Dein Flehen ist umsonst....das Leid wird immer hier sein, solange du es auch bist..." Blau färbte sich rot, und Sora wandte sich schließlich ab. "Das Leben...wird sterben. Alles wird zuende gehen....Das Drachengottblut wird vergossen, und mit dir wird es beginnen..." Ein starker Wind kam auf und peitschte in ihr Gesicht. Sie kniff kurz die Augen zusammen, und als sie sie wieder öffnete war Sora verschwunden. Ihre Glieder wurden wieder leichter, und ihre Hände ließen sich wieder bewegen. "Was..." stammelte sie, doch als sie einen kurzen Blick auf ihre Finger warf hielt sie inne. Ungläubig hielt sie sich die Hände vor das Gesicht und betrachtete sie mit aufgerissenen Augen. Blut tropfte herab, es war als habe sie sie in der dunklen Flüssigkeit gewaschen. Es rinn ihre Arme hinab und fiel schließlich auf das Kleid. Und während Hitomi ungläubig an sich herunterblickte sah sie etwas, das sie laut aufschreien ließ. Die beiden Farben mischten sich ineinander, doch das tiefe Rot gewann schließlich und verschlang das seichte Blau. Verzweifelt rief sie um Hilfe, doch niemand schien sie zu hören. Sie griff nach irgendetwas, um sich festzuhalten, doch immer wieder stieß sie gegen das Holz des Bodens und hinterließ nichts als einen blutigen Handabdruck. Sie wollte aufstehen, doch eine unsichtbare Kraft schien sie zu lähmen. Immer wieder blickte sie panisch an sich herab, und immer wieder schossen Tränen in ihre Augen als sie sah, was passierte... Von der Hüfte abwärts färbte sich das Kleid rot, und dicke Strömen flossen an ihren Beinen hinab. Alles war voller Blut, doch sie spürte nichts. Keinen Schmerz. Nur endlose Taubheit, und die schreckliche Gewissheit dass das, was da aus ihr herausfloss, nicht nur ihr eigenes war...Hitomi konnte sich nicht erklären, was hier geschah. Warum sie in einer Lache aus Blut saß und niemand ihr verzweifeltes Rufen bemerkte. "Was....was geschieht mit mir? Das Blut...wieso....?" presste sie hervor, das salzige Wasser brannte auf ihrer Haut. "....alles endet...Ein letztes Mal noch muss er wüten, ehe Ryujins Seele die Finsternis in ihr besänftigt hat. Die Cerridwen wird ihn ein letztes Mal sein Schwert erheben lassen ehe die Welt vollkommen von allem befreit wird...Die Finsternis wird kommen, und mit ihr wird Escaflowne in ewigen Schlaf versinken.." "Du siehst die eine Zukunft, ich sehe die andere. Welche letzten Endes wahr wird, wissen wir nicht. Doch ich bete, dass es keine von beiden ist." Ein eigenartiges Bild tat sich vor ihren Augen auf. Ein Feuer brannte, und um es herum saß eine einsame Person, den Blick starr auf die Flammen gerichtet. Niemand wagte es, in seine Nähe zu kommen...Bis schließlich ein kleines, zierliches Mädchen auf ihn zuging. Sofort erkannte sie das junge Katzenmädchen...Schluchzend warf sie ihre Arme um ihn und weinte, doch er zeigte keinerlei Reaktion. Es war, als ob sein Bewusstsein gar nicht mehr im Hier und Jetzt verweilte, sondern an einem ganz anderen Ort... Er rührte sich nicht, und seine Augen waren wie gelähmt. Gelähmt vor Schmerz... "Van.....was...was ist denn passiert...?" flüsterte Hitomi leidvoll, doch er antwortete nicht und schließlich verschwand das Bild des Mannes und des Katzenmädchens... Es vergingen mehrere Stunden, bis die seichten Strahlen der Sonne durch den Dickicht des Waldes drangen und die beiden Jungen weckten. Chid blinzelte Faron verschlafen an, ehe er leise murmelnd aufstand. "Es ist noch viel zu früh..." Faron lächelte nur und blickte zum Himmel, der durch die Baumkronen verdeckt wurde, und fragte sich wie lange sie wohl noch in der Wildnis umherirren mussten. Sein Blick fiel auf die Frau, die wenige Meter von ihm entfernt saß und mit den Fingern versuchte, ihre Haare zu kämen. Immer wieder fuhr sie sich durch das lange, helle Haar bis sie schließlich aufgab und sich einen schlichten Zopf band... Faron fragte sich, wieso das Haarband so alt und beinahe verkohlt aussah. "Wie mir scheint, gefällt dir die Prinzessin. Möchtest du sie nicht fragen ob sie deine Frau werden möchte?" Chid lachte leise, und Ardan sah belustigt zu wie Farons Kopf rot wurde und er den Blick abwandte. "Ich würde den Antrag mit Freuden annehmen...." Eries lächelte dem Jungen sachte zu, und Ardans Blick wurde plötzlich ernst. Er erkannte mit einem Male, wie befreit sie auf einmal schien. Auch wenn es immer noch sehr selten war...es musste so vieles Geschehen, damit er sie endlich einmal lächeln sehen durfte... Mit einem Ruck stand er auf und ging auf sie zu. "Wir sollten langsam aufbrechen...Doch zuerst sollten wir uns vergewissern, dass der Weg frei von Soldaten ist.." Sie nickte und erklärte den beiden Jungen hier zu warten bis sie wiederkommen. Ardan warf dem scheinbar stummen, jedoch aufmerksamen Wagenführer einen mahnenden Blick zu. Etwas seltsam kam es ihm schon vor, dass er in all den Tagen nicht mehr als fünf Sätze gesprochen hatte. "Nun ja, vielleicht ist es auch besser so..." dachte er während Eries auf ihn zukam. Zusammen schritten sie nun durch den Dickicht, bis sie schließlich wieder an dem kleinen Trampelpfad ankamen wo auch ihr Gefährt, versteckt hinter den Bäumen, stand. Leichter Tau war noch auf den Blättern zu sehen, doch die Strahlen der Sonne erwärmten das Grün und ließ alles in einem glänzenden Licht erstrahlen. Einige Vögel waren zu hören, und während sie gingen lauschte Eries dem Gesang einer Lerche. "Hättest du den Antrag auch angenommen, wenn er nicht von einem kleinen Jungen gekommen wäre?" riss er sie aus ihren Gedanken. Eries blickte ihn für einen kurzen Moment an, und ihm war als habe sie wieder ihre alte, emotionslose Maske zurückgewonnen. "Verzeih, ich wollte nicht...unhöflich sein..." antwortete er schließlich auf ihr Schweigen. Lange Zeit gingen sie still weiter, und über ihnen ging die Sonne schließlich in ihrer vollen Pracht am Himmel auf... Sie kamen einem Abhang nahe, und mit einer geschickten Bewegung ließ sich Ardan auf seine Knie nieder und blickte durch die Büsche hinab auf die Strasse. Unter ihnen lag der offizielle Weg, der sie von Freid wegbringen sollte. Doch es war zu gefährlich, ihn zu benutzen, das wussten sie alle. Stattdessen nahmen sie die vergessenen Pfade durch die Wälder, die heute von niemandem mehr benutzt werden und auch kaum jemandem bekannt sind. "Die Geheimnisse der Verstoßenen sind unergründlich..." hatte er ihr erklärt, doch Eries konnte nicht wirklich an die edlen Weisheiten der Herumtreiber, wie sie es gerne nannte, glauben. Nun kniete sie neben ihm im Dreck, und zum ersten Mal wurde ihr wirklich klar was sie nun war. Sie war einer von ihnen, eine Rebellin. Eine Verstoßene. "Die Strassen sind frei...doch wir sollten den Wagen lieber hier lassen und zu Fuß weitergehen. Bis zum nächsten Dorf ist es nicht mehr weit, dort können wir dann..." "Ardan?" Etwas überrascht über ihre plötzliche Unterbrechung sah er sie an. "Ja?" "Ich glaube, ich habe jemanden rufen gehört..." "Was? Liebste Eries, ich glaube du hörst Stimmen. Es ist weit und breit niemand..." Erbost stand sie auf, seine warnenden Blicke missachtend. "Glaube mir doch, ich habe etwas gehört! Irgendetwas...ist passiert..." In der Ferne glaubte sie, erneut einen Schrei zu hören. Doch es erschien ihr so weit weg, und das Echo der Wälder konnte einen Menschen leicht dazu verleiten, Dinge zu hören die gar nicht da waren. Panisch sah sie sich um, ihre Gedanken kreisten in diesem Moment nur um eines: Faron und Chid. Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass Gefahr drohte. Der Wald erschien ihr nun dunkler, bedrohlicher als zuvor. "Wir müssen zurück..." Ardan schüttelte verwirrt den Kopf. "Was redest du da, bitte beruhige dich doch.." "Wenn du mir nicht glaubst, ist es mir auch gleich! Ich gehe zurück!" rief sie lauter, als sie eigentlich wollte und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zurück zum Lager. Kurz schüttelte er den Kopf, doch dann setzte er ebenfalls an und rannte der Prinzessin hinterher. Äste knackten unter ihren Füßen, die Zweige der Bäume und Büsche wurden unachtsam beiseite geschlagen. Er wunderte sich, dass sie so schnell laufen konnte... Und als er sie schon heimlich als verrückt geworden abstempeln wollte, hörte er es auch. Ein kurzer Schrei, erstickt und ohne Echo. Mit einem Male fuhr es ihm durch die Knochen, und er fragte sich wie sie all das trotz der weiten Entfernung hören konnte. Ihre Füße trampelten das Gras nieder, doch Eries kümmerte sich nicht um die Pflanzen die nun nie wieder blühen durften. Ihre Angst trieb sie nach vorne, sie spürte wie sie in sie kroch und festhielt.. Es war ein ihr bekanntes Gefühl, und als sie sich erinnerte wann sie es das erste Mal gespürt hatte kamen ihr beinahe die Tränen. "Bitte, lasst ihnen nichts geschehen....bitte...." Leises Schluchzen wurde langsam lauter, und je näher sie dem Lager kamen desto größer wurde die Furcht vor dem, was sie dort erblicken sollten. Im ersten Moment dachte Eries, ein wildes Tier habe sie vielleicht überfallen und schreckliches angerichtet...Doch irgendetwas sagte ihr, das es etwas schlimmeres war als Wölfe oder Wildschweine. Ardan hatte sie schließlich eingeholt, und ihre Schritte verlangsamten sich. Die Lungen schmerzten und die Beine brannten, doch sie hatte nicht vor Schwäche zu zeigen und sich einfach auf die Erde fallen zu lassen. Erschrocken blickte sie auf, als sie seine warme Hand spürte die ihre energisch packte und sie somit antrieb. Ihre Beine rannten weiter, doch in ihrem Kopf schossen nun tausend verschiedene Gedanken umher. Seine Kraft riss sie mit, und wie von Sinnen preschten sie durch den Wald bis sie schließlich an der Stelle ankamen, die zu dem kleinen Lager führte. Abrupt riss sich Eries los und blieb keuchend stehen. Ardan kam einige Meter weiter vorne zum Stehen und sah sie verwirrt an. Er vermied es klugerweise, zu schreien doch sein Blick sagte alles. Sie sah mit aufgerissenen Augen in die Leere, und als der so sehr gefürchtete Laut ein zweites Mal ertönte blickte auch Ardan auf. Ein diabolisches, lautes Lachen erfüllte das Waldstück und wie in Trance schüttelte Eries mit dem Kopf. "Nein...nein, das kann nicht sein...Das ist nicht wahr..." Ardans Hand fuhr blitzschnell an sein Schwert, und mit einem herrischen Blick ließ er sie wissen, dass sie hier warten sollte. Mit bedächtigen Schritten ging er auf die letzte Barriere, einem dichten Gebüsch, zu und gerade als er hindurch stürzen wollte hörte er eine Stimme, deren Klang sich in jedes Gedächtnis geradezu einbrannte. "Komm raus du asturianische Hure! Ich weiß, dass du hier bist! Komm sofort raus, Miststück, oder deine kleinen Bälger werden an ihrem eigenen Blut ersticken!" ~*~ I hurt myself today, To see if I still feel... I focus on the pain The only thing that's real... ~*~ Die Luft war klar, doch in seinen Lungen brannte sie wie Feuer. Die mächtigen Bäume verdeckten den Blick auf das, was einst zerstör wurde und das Moos legte sich lautlos über altes Gestein. Jeder Schritt rief Erinnerungen hervor, die all die Jahre vergessen waren doch eine unglaubliche Leere ergriff schließlich Besitz von ihm. Der Tag hatte gerade erst begonnen doch Folken wusste, der Ort, den er nun besuchen würde, schläft niemals. Die alten Eichen wanden sich und machten schließlich die Sicht frei auf eine alte Ruine...Für einen Moment senkte er sein Haupt und sprach leise Worte vor sich hin, in einer alten Sprache, seit Jahren verstummt und doch niemals vergessen.. Folken erwies dem weißen Drachen Fanelias Ehre und dankte ihm, dass er ihn ein letztes Mal über seine Grenzen schreiten ließ... Er wusste nicht, was ihn nach all den Jahren hierher führte doch er hatte das Gefühl, dass nicht mehr viel Zeit blieb. Leise vernahm er das Rascheln der Blätter im Wind, und es war als würde das Leben zurück in die ewige Ruine fließen. Erinnerungen durchschlichen ihn, und aus einem Gefühl heraus kniete er zu Boden, die Hand fest in der Erde vergrabend....Deutlich sah er die entsetzten Gesichter, spürte die Hitze...und hörte das Flehen, zu leben.. Folken öffnete erst wieder die Augen als er ein dumpfes Geräusch hörte. Etwas fiel zu Boden, und er wusste in diesem Moment genau was es war... Seine Hand griff neben sich, an die Stelle an der nun eine der gefallenen Quitten lag. Beinahe schon schmerzvoll stand er auf, so bedächtig dass man glauben konnte jede schnelle Bewegung würde den Untergang der Welt heraufbeschwören... Plötzlich spürte er Furcht in sich, doch selbst wenn sein Leben in wenigen Momenten enden sollte, so war es diesen Moment wert... Ein leichter Wind kam auf und umspielte die Gräser und die Wipfeln der alten Bäumen. Es war wie einst, zu einer Zeit als dieses Land noch seines war, als er auf der Anhöhe des Schlosses Adoms stand und voller Stolz auf das blickte, was seine Väter erschaffen hatten. Jahre waren vergangen, doch niemals hatte er vergessen wie sehr er dieses Land geliebt hatte. Und obwohl er alles verraten hatte was er jemals gewesen war, lag sein Herz immer noch hier.. Seine Augen blickten auf die ihm wohlbekannte Gestalt, und Folken kam es vor als habe sie sich all die Jahre nicht verändert. Hätte er noch weinen können, er hätte es getan..... Ein seltsames Gefühl von Erleichterung durchfuhr ihn als er ihre leisen Worte vernahm, die im Wind beinahe nur noch ein Flüstern waren.... "Du bist Zuhause..." Wie oft waren es nichts weiter als Träume, die ihr all diese Dinge zeigten. Die Vergangenheit war ihr ständiger Begleiter, doch schon lange wagte sie nicht mehr zu hoffen dass es eines Tages wieder Hoffnung gab.... Ihre wissenden Augen blickten voller Überwältigung auf den Mann vor ihr, und sie spürte wie ihr alter Körper in ihrem innersten zu beben begann. Kadija hätte niemals geglaubt, dass sie in ihrem Leben jemals wieder weinen sollte... Sie spürte kaum, dass sie den Korb mit Quitten fallen ließ. Seine Augen erzählten ihr von dem Schmerz, von dem Leid dass er erfahren musste, jahrelang. Und als sie näher hinsah erkannte sie die Gemeinsamkeit. Es mochten Welten zwischen ihnen liegen, doch Kadija sah ohne Verhüllung das, was beide nicht leugnen konnten. Dieselbe Trauer, derselbe Wunsch.... All der Hass, die ganzen Jahre, die verschwendet waren. Entgültige Worte, so hart und doch gleichzeitig so voller Angst... "Er ist nicht mehr mein Bruder! Ich hasse ihn, und ich wünsche ihm den Tod!" Noch immer hallten die Worte eines achtjährigen Jungen in ihrem Kopf wieder. Es waren schreckliche Jahre, die sie in Ungewissheit und Angst verbracht hatten. Nachdem Fanelia vollkommen zerstört wurde mussten sie fliehen, doch sie verloren den jungen Prinzen und das Katzenmädchen in all der Panik aus den Augen. Noch heute machte sie sich Vorwürfe, dass sie ihn alleine gelassen hat. Ruhm beteuerte immer wieder, dass er sicher war dass es jemanden gab der auf Van achtete. Und er behielt Recht. Die Abaharakis hatten ihn bei sich aufgenommen, trotz all der Probleme die er mit sich brachte. Für Kadija war es, als habe man die Zeit zurückgedreht. Zuerst hatte das Schicksal ihr Van wiedergebracht, nun war es der so lange verschollene Bruder der schweigend vor ihr stand. Und in diesem Augenblick erkannte sie, wie verloren beide im tiefsten Inneren ihrer Seele waren.... "Sie sind noch nicht reif...." Ein leises Schluchzen ließ ihn aufsehen, und als die alte Wolfsfrau mit wankenden Schritten auf ihn zukam fiel die Frucht zu Boden. Es erschien ihm so unendlich lange, bis sie schließlich vor ihm stand und die dunklen, ja schon beinahe schwarzen Augen ihn ansahen. Ihre Tatze berührte sachte sein Gesicht, und überwältigt von Trauer und Erleichterung schüttelte sie den Kopf. "Ich habe es all die Jahre gewusst.....all die Jahre....Immer wieder habe ich es gesagt...Eines Tages.....eines Tages wirst du wieder nach Hause kommen...." Tränen flossen ihre alten Wangen hinab, während sie den Mann betrachtete den sie doch vor so vielen Jahren verloren hatte. "Kadija, ich..." "Schsch...Sag nichts, lass mich dich ansehen..." Lange blickte sie ihm tief in die Augen, als ob sie etwas suchte. Erleichtert schloss sie die Augen und sprach leise Worte zu sich selbst.. "Ich sehe keinen Hass in seinen Augen...keinen Hass....Nur Trauer...Trauer und Weisheit...." "Ich bin nicht weise, Kadija.....das weißt du. Ich bin ein Verräter." Seine Stimme klang bitter, doch die Wölfin schüttelte nur mit dem Kopf. Etwas beschämt wischte sie sich die Tränen ab und versuchte, ihre alte Standhaftigkeit zurück zu erlangen. "Nein das bist du nicht. Was geschehen ist, ist geschehen...." Folken wich einen Schritt zurück und griff plötzlich in das Innere seines Umhangs. "Nicht für mich.." Kadija beobachtete, ihn wie er einen unscheinbaren Gegenstand hervorholte. Ein kleines, in rotes Samt eingewickeltes Etwas, nicht größer als eine Faust. Fragend blickte sie ihn an, als er es ihr stumm hinhielt. "Was....was ist das?" Ernst sah er ihr in die Augen, doch schon wenige Momente später veränderte sich sein Ausdruck zu einer seltsamen Melancholie, die auch die alte Wolfsfrau erfasste. "Bitte, gib ihm das..." Etwas erschrocken sah Kadija auf, als warte sie auf eine Erklärung die ihr sein Tun erläutern sollte...Das rote Säckchen starrte ihr auffordernd entgegen und sie wusste, egal was sich darin befand, es war sonderbar...sonderbar und wichtig. Folken legte es behutsam in ihre ausgestreckte Tatze, doch bevor sie es näher betrachten konnte sprach er sie mahnend an. "Öffne es niemals, und sollte es doch geschehen darf es auf keinen Fall berührt werden. Ich bitte dich, du musst es ihm geben...Und gib auch die Worte weiter, die ich dir hinterlassen habe. Er wird wissen, was damit zu tun ist..." "Aber Folken, was..." Der plötzliche Schrei einer Krähe ließ sie verstummen, und Folken sah bestürzt zum Himmel. "Sie rufen mich zurück..." Es war selten, dass Kadija etwas aus der Fassung brachte doch diese Begegnung hatte es geschafft. Verwirrt blickte sie ihn an, wie er sich beinahe schon hektisch umsah. "Folken...wieso bist du zurückgekommen..." Ihre leise Frage ließ ihn Inne halten, und seine Augen wurden sanft. "Das weißt du doch genau..." "Er hat dir noch immer nicht verziehen...doch vergessen hat er dich auch nicht.." flüsterte sie. "Van wird seinen Weg finden....und das kann er nur, wenn er die Vergangenheit ruhen lässt.." Erneut ertönte das laute Krächzen, und bittend sag Folken in ihre dunklen Augen. "Wenn all das hier zuende gegangen ist...wenn all dieses Kämpfen aufgehört hat, dann gib es ihm...Ich bitte dich..." Sie nickte stumm und konnte nichts weiter tun, als ihm zu vertrauen. Kadija war überwältigt, jedoch auf verwirrt. Niemals würde Folken ihr etwas Böses wollen, das wusste sie. Und somit akzeptierte sie seine Bitte. Dankend streckte er die Hand aus, um sie ihr auf die Schulter zu legen. Doch im letzten Moment zog er sie zurück, als sich einige Strahlen der Sonne in dem kalten Metall brachen...Beschämt blickte er zu Boden, ehe er sich abwandte und in Richtung Wald ging.. "Es tut mir leid...." Die Wolfsfrau blickte ihm wissend hinterher, und noch ehe sein Schatten in der Dichte der Bäume verschwunden war, war sie sich einer Sache sicher. Folken Lacour de Fanel hatte sein Heimatland nicht aufgesucht, um zurückzukehren. Er hatte sich verabschiedet...... ~*~ If I could start again A million miles away I would keep myself I would find a way... ~*~ Kapitel 6: ~~Forgotten voices and the vision of eternal darkness~~ ------------------------------------------------------------------ Hallo Leutz!!!!! Sooo, ich kann es kaum glauben 0.o Wir sind ein Kapitel weiter. Hammerhart, hätte nicht gedacht dass es "so schnell" geht *zwinker* Nuyah, erstmal sorry dass ich in letzter Zeit so faul war aber..naja, Schulabschluss etc ham mich n bissl auf Trab gehalten^^ Dafür werd ich mich jetzt umso mehr dahinter klemmer *sonst tritt mir Jo in den Allerwertesten^^* Das is erstmal der Anfang des Kapis, ich weiss es is net viel aber ich liefere noch was im Laufe der Woche nach^^' Ach ja, und natürlich möchte ich mich bei euch mal wieder für eure megalieben Kommis bedanken 0.o *das bin ich, wenn ich die Kommis les* *Augenrausfall* Danke! *alledrückt* Ich hoffe ich kann euch weiterhin einigermaßen gescheit unterhalten*g* Ach und noch was...ich hab in der zwischenzeit schon ZWEIMAL (!) geupdatet, aber animexx hat das irgendwie nie angezeigt 0.o Keine Ahnung wieso *drop* Naja ich hoffe mal dass es dieses Mal klaüüt *smile* Also, ich hoffe ihr seid auch weiterhin dabei bei meiner kleinen, bedeutungslosen FF *alle nochmal drückt* PS: Anfangssong nicht von mir, sondern von X-Japan (Crucify my love) *schmacht* T.T ********************************************************* ~*~ Crucify my love - If my love is blind Crucify my love - If it sets me free Never know, Never trust That love should see a color Crucify my love - If it should be that way Swing the heartache - Feel it inside out When the wind cries - I'll say good bye Tried to learn, Tried to find To reach out for eternity Where's the answer - Is this forever Like a river flowing to the sea You'll be miles away, and I will know I know I can deal with the pain No reason to cry Crucify my love - If my love is blind Crucify my love - If it sets me free Never know, Never trust That love should see a color Crucify my love - If it should be that way 'Til the lonliness shadows the sky I'll be sailing down and I will know I know I can clear the clouds away Oh is it a crime to love Swing the heartache - Feel it inside out When the wind cries - I'll say good bye Tried to learn, Tried to find To reach out for eternity Where's the answer - Is this forever If my love is blind Crucify my love - If it sets me free Never know, Never trust That love should see a color Crucify my love - If it should be that way... ~*~ Es grenzte schon beinahe an Grausamkeit, doch die Welt interessierte es nicht welches Leid ihre Geschöpfe in diesem Augenblick erfuhren. Sie war zu schwach, zu gepeinigt von all dem Schmerz, der ihr über Jahrhunderte zugefügt wurde. Wie sehr sie sich nach Erlösung sehnte, wusste insgeheim jedoch nur eine.... Nichts war mehr da. Nichts mehr war übrig von der schrecklichen Farbe, die noch vor Momenten an ihren Händen klebte. Etwas hatte sie aus ihrem finsteren Schlaf geweckt, aus einem Traum, der ihr so schrecklich vorkam wie nichts zuvor. Hitomi konnte es sich nicht erklären, doch das, was ihr heute nacht wiederfahren war zog einen solch tiefen Schmerz mit sich nach, das man glauben konnte er existiere gar nicht. Etwas furchtbares hatte stattgefunden, und sie spürte wie sich ihre Kehle zuschnürte wenn sie auch nur daran dachte. Benommen blickte sie um sich. Die Sonne ging gerade auf und die ersten Strahlen wärmten ihre kühle Haut. Trotz des Schlafes fühlte sie sich erschöpft, und für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Doch als leise Schritte ertönten blickte sie wachsam auf. Als Hitomi erkannte, wer da auf sie zukam zwang sie sich ein Lächeln auf die Lippen. "Ich habe mir gedacht, dass ich dich hier draußen finde..." Einen Augenblick zögerte sie, doch schließlich setze sich Aina ebenfalls auf den harten Holzboden. "Ich....konnte nicht schlafen.." erwiderte Hitomi und blickte zum Himmel. Ein Windhauch kam auf, und sie spürte dass die Luft sich veränderte. Sie roch plötzlich anders... Aina beobachtete sie und bemerkte ihre Abwesenheit. Es war anders als sonst, dessen war sie sich sofort bewusst. "Ist irgendetwas passiert?" fragte sie nun vorsichtig, und kurz schien es so als habe Hitomi sie gar nicht gehört. Doch schließlich schüttelte sie nur den Kopf. Aufmerksam musterte Aina ihre Freundin, und dann bemerkte sie sofort die Arme, die sich seltsam fest um ihren Bauch geschwungen waren. "Hast du Schmerzen?" Endlich schien Hitomi aus ihrer Starre zu erwachen, und überrascht hob sie die Arme. Zweifelnd blickte sie an sich hinab, und als sie sicher war dass nichts zu sehen war ließ sie sie wieder sinken. Ainas Frage blieb unbeantwortet. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis Aina erneut ansetzte... "Ich bin aufgeregt....Noch nie war ich so weit weg von Zuhause...Niemals hätte ich gedacht, dass ich darüber einmal glücklich sein werde." "Niemand kann es dir vergönnen..." antwortete Hitomi leise. "Weißt du...ich hatte einen Schwester...eine kleine Schwester. Sie war gerade mal sechs, als sie starb..." Hitomis Blick glitt zu Aina, und schweigend deutete sie ihr an, dass sie weitersprechen sollte. Dankend nickte sie, und fuhr schließlich fort.. "Ich habe noch nie darüber gesprochen...Ehrlich gesagt, manchmal habe ich es sogar vergessen...Sie war krank, und keine der Kräuter und Heiltränke konnten ihr helfen. Meine Mutter war bei ihrer Geburt damals gestorben, und mein Vater hatte nicht mehr die Kraft sich um sie zu kümmern...Er war ein gebrochener Mann, und schickte uns eines Morgens nach Pallas...Dort wohnte unsere Tante, bei ihr sollten wir leben und sie sollte sich um meine Schwester kümmern. Zuhause habe ich mich um sie gekümmert so gut es ging, doch ich war doch selber noch ein kleines Mädchen...Ich verüble es meinem Vater nicht, wirklich...er wusste ja nicht, in welche Hölle er uns steckte.." Sie atmete tief ein und erinnerte sich an die lange Fahrt nach Pallas, auf einem Ochsenkarren, ihre Schwester auf ihrem Schoss... "Eigentlich war sie ein ganz normales Mädchen, doch mit der Zeit wurde sie immer schwächer. Es gab Tage, da konnte sie kaum aufstehen...Und eines Tages stand sie auch nicht mehr auf..." "Aina du musst nicht..." erwiderte Hitomi leise, doch das andere Mädchen winkte nur ab und blickte sie mit einem gequälten Lächeln an. "Es tut gut, darüber zu reden...Auch wenn es nur ein einziges Mal ist, es ist befreiend. Und Freiheit, das wünsche ich mir schon lange..." Über ihren Köpfen flogen einige Vögel hinweg, und ihr Zwitschern hallte leise zu den beiden Gestalten auf dem Flugschiff herab. Es war, als stimmten sie ihren Worten zu... "In der Nacht, als sie starb da....da wusste ich, ich hatte in diesem Haus keinen Platz mehr. Für meine Tante war die Angelegenheit damit erledigt, sie hatte keine Verwendung mehr für mich. Also schickte sie mich ins nächste Dorf, zum Arbeiten...Sie sagte, ich solle da in einem Gasthaus in der Küche arbeiten...Nun, was soll ich sagen...Quilla hatte wohl andere Pläne mit mir.." Wissend nickte Hitomi, sie wusste es gab keine Worte die das Vergangene beschreiben konnten. "Deine Schwester ist bestimmt stolz auf dich...." Mit einem traurigen Lächeln beobachtete sie, wie Aina vereinzelte Tränen die Wangen hinab liefen während sie antwortete. "Ich weiß..." Das laute Zuschlagen einer Tür ließ beide aufschrecken. Die Bordtüre, die zum Inneren des Flugschiffes führte, wurde grob zugestoßen und eine hochgewachsene Gestalt kam auf sie zu. Obwohl ihre Glieder immer noch schwer waren stand Hitomi auf, und Aina tat es ihr gleich. Hitomi erkannte sofort, wer da auf sie zuging und sie konnte nicht verhindern dass ihre Wangen leicht rot wurden, als sie sich an vergangene Geschehnisse erinnerte.. Schließlich blieb der breitschultrige Mann vor ihr stehen. "Was treibt ihr euch hier draußen herum, da sucht man ja ewig.." murmelte Kaan gereizt und sein Blick blieb fragend an Aina haften, die sich schnell die Tränen wegwischte. "Es interessiert mich herzlich wenig, weshalb ihr hier draußen herumlungert, doch ihr solltet euch lieber nach drinnen begeben." Er wollte schon kehrt machen und wieder verschwinden, doch eine Frage hielt ihn zurück. "Und warum?" Hitomi war für einen Moment selbst überrascht, woher sie plötzlich den Mut hatte ihm etwas entgegenzubringen. Doch als er sich erneut umdrehte und sie durchdringend ansah, wich sie innerlich tausend Schritte zurück. Alles, was er in diesem Moment empfand, spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Und während er sie ansah, spürte Hitomi genau was es war.. Er verachtete sie zutiefst. Es schien ihr schon beinahe so, als wollte er sie am liebsten über die Reling stoßen. Sie erinnerte sich genau an die Nacht... "Van bist du..........hier.....?" Seine raue Stimme holte sie aus ihren Gedanken zurück, und ehe er sich abwandte und zurück in Richtung Tür ging antwortete er ihr... "Wir kommen an....Geht hinein, Sekir wird bald landen...mit oder ohne euch auf dem Schiff.." Die Art, wie er seine Worte an die beiden Frauen richtete, zeugte von solcher Schwere dass sie noch lange in der Luft zu schweben schien. Hitomi senkte resigniert den Kopf, während sich Aina fragte wieso der Mann eine solche Abneigung gegen sie hegte. Stumm gingen beide zurück in das Innere des Schiffes, doch als Aina bereits eingetreten war hielt Hitomi für einen Moment lang inne...Die Jüngere drehte sich um und fragte nach. Sie antwortete nicht gleich, ihr war als spürte sie eine kurze Erschütterung, wie der erste Moment eines Sturms nach der unheimlichen Ruhe. Sie konnte es sich nicht erklären, doch in genau diesem Augenblick war sie mehr als froh, nicht mehr im Wald nahe den Grenzen Fanelias herumzuirren. Schnell schüttelte sie den Gedanken an die verlassene Ruine ab, doch als sie die Tür schließen wollte erkannte sie, wie weiter weg etwas zu Boden schwebte. Eine schwarze Feder tanzte verloren in der Luft, ehe sie mit einem seichten Lufthauch hinfort gestoßen wurde und dann wieder verschwand... Sie wünschte sich auf die Erde zu fallen und für ewig einzuschlafen. Ihr Herz schlug wie wild, doch eine unsagbare Furcht lähmte sie. Weg, so weit weg wie möglich wollte sie rennen, aber sie konnte nicht. Ardans teils erschrockener, teils wütender Blick bohrte sich in sie, doch Eries wusste, dass die Wut nicht an sie gerichtet war. Er kannte dieses schreckliche Lachen, die tosende Stimme nicht doch in diesem Moment brauchte er keine Sekunde um zu wissen, wem sie gehören mochten. Seine Hand ballte sich zur Faust und mit aufblitzenden Augen blickte er in Richtung Lager. Nur ein dichter Wall von Büschen trennte sie noch von dem Eindringling. Seine rechte Hand hielt schon beinahe verkrampft das Schwert, aber als er Eries versteinertes Gesicht sah stieg seine Wut . "Er ist es...nicht wahr?" flüsterte er und wartete. Eries nickte und tat einen Schritt nach vorne. "Nein!" deutete er energisch an und versuchte, sie zurückzuhalten. Doch sie schien urplötzlich eine enorme Kraft entwickelt zu haben, und mit einem Ruck stieß sie seine zurückhaltende Hand von ihrem Arm. Ihr Gesicht glich nun einer harten Maske, und entschlossen sah sie ihn an. "Dieses Monster hat Chid....und Faron. Glaubst du, ich lasse zu dass...dass er ihnen..." Sie wurde sich der Gefahr erst richtig bewusst, als sie alles aussprach. Eries war sicher, dass Dilandau genau wusste dass sie hier war. Zu sehr fürchtete sie um das Leben der Kinder, und zitternd öffnete sie den Mund um laut zu schreien.. Ein seltsames Gefühl durchfuhr sie, als sie Ardans Hand spürte die sich über ihren Mund legte während seine andere ihren Arm hielt. Seine Lippen waren ihrem Nacken näher, als sie es sich jemals vorgestellt hatte, und mit einem leisen Hauch sprach er in ihr Ohr... "Hör mir jetzt zu. Ich weiß, du hast Angst. Ich weiß auch, dass du keine Angst haben willst. Aber du kannst nichts dagegen tun. Du sollst auch nichts dagegen tun! Gefühle lassen sich nicht abstellen, verstehst du?" Ein Zittern durchlief sie, und ihre Augen weiteten sich. "Ich werde jetzt da rausgehen und mir diesen Misthund vorknöpfen, der es gewagt hat Hand an die beiden zu legen. Und du wirst nichts tun, was dich in Gefahr bringt. Du bleibst bei mir, und hörst auch nicht auf seine dreckigen Worte. Verstanden?" Eries nickte stumm, und als er sie losließ war es als brenne ihre Haut an jeder Stelle, an der er sie berührt hatte... Langsamen Schrittes ging er auf die letzte Barriere zu, die Prinzessin dicht hinter ihm. Mit einem letzten Satz durchstießen sie die Büsche, ihre Hände krallten sich in ihr eigenes Fleisch, während seine Hände das Schwert fest umklammerten. Und als vereinzelte Blätter umherschwirrten und Äste knackten blickte Eries erneut in Augen, die vor Hass und Mordlust zu glühen schienen... Ein einziges Wort huschte über ihre Lippen, und sie sprach es so voller Verachtung dass sie selbst überrascht war... "Dilandau....." Seine roten Augen tanzten hämisch blickend hin und her, und als er die beiden Gestalten erkannte, die aus dem Gebüsch herausgestürmt kamen schlich sich ein diabolisches Grinsen auf sein Gesicht. "Na also, es geht doch. Wie schön dass man mich noch in so guter Erinnerung hat. Glaube mir, ein solches Mistweib wie dich vergisst man nie. Nicht wahr, Kleiner?" Mit einem kräftigen Ruck zerrte er Chid am Kragen seines Hemdes vor sich und hielt ihn grob fest. "Sag Hallo zu deiner verdammten Tante, Herzog." Triumphierend beobachtete er das entsetzte Gesicht der Prinzessin, doch dann fiel sein Blick auf den Mann, der sich schützend vor sie stellte. "Und wen willst du darstellen? Den ehrwürdige Ritter oder vielleicht etwas noch lächerlicheres?" Ardans Augen verengten sich gefährlich, und mit ruhiger Stimme wandte er sich an den Kommandanten. "Lass die beiden Jungen frei. Sofort." Nachdenklich lehnte sich Dilandau etwas zurück, mit der freien Hand tippte er sich ans Kinn. "Lass mich nachdenken....Nein." Lachend stieß er Chid zurück, dieser landete direkt neben Faron, der die ganze Zeit über stumm dasaß und es nicht wagte, sich zu bewegen. Miguel, ebenfalls mit gezogenem Schwert, stand hinter ihnen und sah dem Schauspiel mit gemischten Gefühlen zu. Er fühlte sich nicht gerade wohl dabei, wehrlose Kinder gefangen zu halten. Doch er wusste auch, dass er sich nicht gegen seinen Kommandanten stellen konnte. "Ich warne dich..." setzte Ardan an, doch Dilandau zeigte sich wenig beeindruckt von seiner energischen Warnung. "Wie du siehst zittere ich vor Angst. Aber ich muss schon sagen, für einen Diener hast du ein ziemlich loses Mundwerk..." bemerkte er grinsend. "Diener?" dachte Eries empört und wollte schon protestieren, doch jemand anderes kam ihr zuvor.. "Du hast keine Ahnung mit wem du da redest, elender Zaibacher!" "Chid!" rief Eries erschrocken, doch es war schon zu spät. Dilandau ging auf den Jungen zu und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Durch den harten Schlag fiel der junge Herzog zurück, direkt vor Farons Füße. Dieser half seinem Freund, trotz des drohenden Schwertes im Nacken, wieder auf die Beine. Er sah nicht, das Miguels Hand leicht zitterte... "Lass ihn zufrieden!" schrie Eries schon beinahe hysterisch. Ardan wagte einen weiteren Schritt nach vorne, während sich Dilandau kurz an seinen Soldaten wandte. "Pass gefälligst auf, dass diese Bälger nichts anstellen! Sollten sie versuchen, wegzulaufen..." Miguel blickte ihm standhaft ins Gesicht, doch in seinem Inneren fürchtete er sich vor dem Befehl. "...töte sie." Erneut wandte er sich wieder an Ardan. "Nun zu dir...Dein abartiges Gesicht kommt mir bekannt vor...Hilf mir auf die Sprünge, bevor mir noch langweilig wird und ich kleine Kinder abschlachten muss." "Dein Ruf eilt dir voraus, Albatou. Ich habe gewusst, du bist ein erbärmlicher Irrer der nur den Mut besitzt, sich an Schwächeren zu vergehen." "Stimmt, die Abaharakis waren wirklich erbärmliche Schwächlinge, wie sie in Scharen vor mir geflohen sind, allen voran diese Hurensöhne Fanel und Schezar..." Sowohl Eries als auch Ardans Augen weiteten sich, und in ihren Köpfen taten sich schreckliche Szenarien auf. "Allen..." flüsterte Ardan, doch es entging Dilandau nicht. Interessiert blickte er auf, die Klinge seines Schwertes drehte sich gefährlich nahe in Richtung der beiden Jungen. "Aha...Schezar ist dir also ein Begriff. Man könnte gerade meinen, du gehörst zu dieser lächerlichen Rebellion. Immerhin habt ihr es geschafft, aus Freid zu fliehen. Zu dumm dass eure Flucht hier endet...Miguel!" "Ja, Kommandant?" fragte er zögernd. "Zeig unseren Gästen, was wir vom Adel halten..." er deutete auf Chid, und Miguel wusste sofort was er von ihm verlangte. Er schluckte schwer. Als Eries Miguel ansah, erkannte sie die Zweifel in seinen Augen. Was für Dilandau in seinem Wahn unentdeckt blieb, war für sie sofort sichtbar. Er wollte das nicht tun. Sie sah, wie er auf Chid und Faron zuging, der junge Herzog stellte sich schützend vor seinen Freund. Seine Wange war zwar geschwollen, doch er blickte Miguel entschlossen an. "Na los, worauf wartest du!" rief Dilandau ungeduldig. Es geschah in genau diesem Moment, in dem Eries Ardan einige leise Worte zuflüsterte, und dieser wie auf Befehl losstürmte... Harter Stahl traf aufeinander, und als das klirrende Geräusch die Lichtung erfüllte schloss Eries kurz die Augen. Das Kampfgeschrei der beiden Männer war zu hören, doch Dilandau war im ersten Augenblick so überrascht dass er Ardans aggressive Angriffe nur schwer blocken konnte. Niemals hätte er erwartet, einem solch guten Schwertkämpfer entgegenzutreten. Doch er fand seinen alten Kampfgeist bald wieder, und mit nicht weniger harten Schlägen griff er nun Ardan an. Niemand außer den beiden Kontrahenten bewegte sich, alle starrten gebannt auf den Kampf vor ihnen. "Kommandant, was..." warf Miguel verwirrt ein, doch dieser parierte gerade einen weiteren Hieb und rief ihm danach etwas zu. "Wage es nicht, mir dazwischen zu funken! Dieser Bastard hier gehört mir!" Kurz entfernten sich die Gegner, beide schwer atmend, jedoch zum nächsten Schlag sofort bereit. "Für einen Zaibacher kämpfst du schlechter, als ich erwartet hatte.." provozierte Ardan, und Dilandau ging ihm direkt in die Falle. "Was bildest du dir überhaupt ein, halt den Rand und kämpfe!!" Er fixierte sich nur noch auf Ardan, und vergaß somit Eries vollkommen. Diese entfernte sich immer weiter von ihnen, bis sie schließlich nicht mehr weit weg von den beiden Jungen und Miguel war. Dieser bemerkte die Prinzessin auch nicht, die sich langsam an sie heranschlich. Er war zu beschäftigt, seinen Kommandanten zu beobachten und der ganzen Situation überhaupt Herr zu werden. Chid jedoch war der geheime Weg seiner Tante nicht entgangen, und erwartungsvoll blickte er zu ihr hinüber. Auch Faron wartete, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. Angst machte sich in ihm breit, die einfach nicht verschwinden wollte. Er kannte diese rote Rüstung des Mannes, der gegen Ardan kämpfte...Er hatte sie zwar noch nie vorher gesehen, aber es wurde ihm davon erzählt... "Nimm dich in acht vor den Männern in den schwarzen Rüstungen, hörst du? Eines Tages werden sie da sein, und dann musst du wissen was zu tun ist." "Aber wieso?" "Sie sind böse Menschen...und wenn du irgendwann einmal eine rote Rüstung siehst, gepaart mit roten Augen...dann lauf." "Aber..." "Kein Aber! Versprich es mir, Faron. Versprich es mir..." "In Ordnung, Großmutter....ich verspreche es..." "Gut. Nun geh hoch zu deiner Schwester, morgen wird ein anstrengender Tag..." Der Klang der Schwerter, die sich kreuzten, drängte sich an ihre Ohren, und mit jedem Schlag schien der Wald mehr und mehr zusammen zu zucken. Vögel flogen hinfort, und in weit entfernten Ecken konnte man leises Heulen hören. Selbst die Wölfe schienen um ein Ende des Kampfes zu betteln... Und mit einem Male war es vorbei. Eries packte Faron und Chid, während sich Miguel überrumpelt umdrehte und versuchte, sie aufzuhalten. Dilandau war einen Moment unachtsam und konnte gerade noch einem tödlichen Schlag ausweichen. Reflexartig versetzte er Ardan mit dem Fuß einen so harten Stoß, dass dieser taumelnd zu Boden ging. Er rollte ebenfalls zu Boden, einige Meter weiter weg. Doch aus den Augenwinkeln heraus erkannte er, dass die Prinzessin und die Jungen vorhatten zu fliehen. Dilandau war erschöpft und er wusste, dass er im Moment gegen Ardan keine Chance hatte, sollte der Kampf weitergehen. Dies machte ihn rasend, doch er beschloss, nicht einfach aufzugeben. Er rappelte sich auf und rief Miguel zu, er solle die Pferde bereitstellen. Noch während er ihm diese Anweisung gab sprintete er Eries hinterher. Sie rannte, so schnell sie konnte, doch auch die Jungen waren nach kurzer Zeit am Ende ihrer Kräfte. Weiter hinten hörten sie Ardan schreien, er warnte sie. Kurz sah sie nach hinten, und als sie Dilandau erkannte beschleunigte sie verzweifelt ihre Schritte. "Lauft! Ihr müsst laufen!" rief sie den anderen beiden zu. Ardan rannte ihnen hinterher, durch den Dickicht, doch plötzlich preschte etwas an ihm vorbei. Fluchend erkannte er Miguel auf einem Pferd, und neben ihm ging ein weiteres am Zügel. "Verdammt!" Als Dilandau das Hufgetrappel hinter sich hörte, musste er unwillkürlich grinsen. Miguel hatte sich also endlich einmal als nützlich erwiesen. Nach wenigen Momenten hatte dieser seinen Kommandanten eingeholt, und ohne weiteres schwang er sich auf das schwarze Pferd. "Wir holen uns unser Eigentum zurück!" erklärte er, und zusammen verfolgten sie die Prinzessin weiter. Miguel hoffte nur, Dilandau würde nicht zu überstürzt handeln. "Da vorne sind sie!" Dilandau erkannte Eries in der Mitte, und an beiden Händen zog sie die Jungen mit sich. "Du nimmst dir den rechten, ich den linken!" rief er Miguel zu, und dieser konnte nur annehmend nicken. Der Waldboden erzitterte unter den schweren Hufe der Pferde als sie den Weg entlang preschten, bis sie schließlich am Ziel waren. Panisch blickte Eries über ihre Schulter, doch die beiden Zaibacher hatten sie längst eingeholt. Der schwarze Hengst war schließlich neben ihr, und Dilandau entriss ihr den Jungen mit solcher Kraft dass sie auf den dreckigen Waldboden fiel und den anderen mitzog. Miguel war froh, seine Chance nun verpasst zu haben, doch ehe er sich innerlich freuen konnte deutete ihm Dilandau an, im Wald zu verschwinden. "Wir haben, was wir wollten! Einer ist besser als keiner! Wir werden uns schon bald wiedersehen, Miststück!" Sie drehten um und ritten in die entgegengesetzte Richtung, direkt an Ardan vorbei, der nun auch schwer atmend angerannt kam. Er erkannte das Bündel auf Dilandaus Hengst, und voller Zorn rief er ihm hinterher. "Mein Name ist Ardan Schezar, und ich schwöre beim Namen meines Vaters, dafür wirst du bezahlen, Dilandau!" Mit dem Echo dieser Worten verschwanden beide in der Dichte des Waldes, nur noch der Laut der Hufe war zu hören, bis auch schließlich dieser nach wenigen Augenblicken verklungen war. Sie durchbrachen Wolken, als würden sie überhaupt nicht existieren. Sachte stieg das Luftschiff höher, die letzte Gebirgswand lag nun vor ihnen. Dunkle Tannen thronten auf dem höchsten Berg, dicht aneinandergereiht als drängten sie sich darum, wer den endlos scheinenden Blick über das Land ergattern durfte. Die Sonne schien hell über ihnen, als sie diese letzte Hürde überflogen. Und wo noch eben Stein und Baum ihnen entgegenstarrte, tat sich ein Bild vor ihnen auf, so imposant und von solcher Schönheit, dass es so still wurde dass man jedes Atmen hören konnte. "Willkommen.....im Reich der tausend Seen......" sprach Dryden, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Ein mächtiges Tal erschien nun vor ihnen Augen, umringt von Bergen und Wäldern. Selbst von hier oben sahen sie die im Sonnenlicht funkelnden Seen, so viele von ihnen dass man nicht wusste wo man zuerst hinblicken sollte. Wie kostbare Edelsteine brach sich das Licht an ihrer Oberfläche, doch dies war nur ein kleiner Teil des Ganzen. Voller Erfurcht wandten sich ihre Blicke erneut nach oben. Jeder von ihnen wusste, dass es sie gab doch noch keiner hatte sie wahrlich schon einmal gesehen. Und als sie sie erblickten, wussten sie warum sich die Menschen davon erzählten und jeder berichtete, man könne es nicht beschreiben...Man müsse es selbst gesehen haben. "Bei allen Göttern...." flüsterte Allen ungläubig, und jeder auf der kleinen Brücke stimmte ihm stumm zu. "Die Havroth....Die Wächter..." Beschützend blickten die beiden Wesen hinab auf das Land. Auf ewig in Stein gehauen, thronten sie stolz auf den Felswänden, einer im Osten und der andere im Westen. Ein Adler und ein Löwe, die Klauen warnend gegen alle Eindringlinge erhoben, verweilten für alle Zeit hier. Vor mehr als zweitausend Jahren, so erzählt man sich, wurden die Havroth von den Göttern geschickt um das Land in den Bergen zu beschützen. Sie ließen sich im beständigen Stein nieder, und erlaubten nur denen über die Grenzen zu treten, die ohne böse Absicht waren. Es war seltsam, trotz der scheinbaren Ewigkeit, die sie hier schon verweilten waren ihre Gesichter noch vollkommen unversehrt. Ihre Augen schienen jedem, der sie ansah, mit einem warnenden Blick zu entgegnen. Ehrfürchtig wanderten ihre Augen über das riesige Antlitz des Adlers, und plötzlich war ihr als hörte sie ihn leise flüstern... "Du hast die Grenzen nun überschritten....mit dir kommt das drohende Unheil. Unsere Aufgabe können wir nicht mehr lange erfüllen...das Ende ist nah....Ryujins Blut ist mit euch, wir halten dich nicht....Tritt ein, Göttin....Bring uns den Frieden, und wir werden es dir danken....Bring uns das Verderben, und wir werden dich strafen..." Verwirrt wich sie einen Schritt vom Fenster zurück, doch Hitomi bemerkte nicht dass sie beobachtet wurde. Kaan warf ihr immer wieder prüfende Blicke zu, als wolle er sicher gehen dass sie nicht plötzlich auf irgendjemanden losgehen würde. Niemals hätte er es zugegeben, doch er fürchtete sie. Seit er gesehen hatte, was sie vor der Höhle mit den beiden Dämonen getan hatte, hegte er einen unendlichen Hass gegen sie. Immer wieder hatte er Allen beteuert, dass es nur zum Besten der Gruppe wäre wenn sie gehen würde. Doch Milerna hatte sich immer wieder als hartnäckiger Gegner erwiesen...Somit konnte er nichts anderes tun, als sie im Stillen zu beobachten. Allen deutete Sekir an, das Zeichen zu setzen. Er betätigte einen kleinen Hebel neben dem Steuerpult und ein kurzes, knarrendes Geräusch ertönte. An der Unterseite des Schiffes tat sich eine kleine Luke auf, und schließlich kam eine Stange hervor an der symbolisch ein weißes Tuch aufgespannt war.. Allen hoffte nur, die Wachposten auf den Türmen vor der Stadt würden sie auch hören. Er hatte seinen Plan, zuerst in den Wäldern zu landen, verworfen. Es gab keinerlei Chance, unbemerkt nach Basram vorzudringen, also versuchte er es gleich auf dem direkten Weg. "Wir haben nichts zu verbergen, wir wollen doch nur helfen.." hatte Milerna erklärt, und er beschloss auch so vorzugehen. Wenn er Vertrauen erwecken wollte durfte er kleine Spielchen spielen. Doch es gab Dinge, die wollte Allen dennoch im Dunkel liegen lassen...Wissend fiel sein Blick auf Hitomi, die einige Meter vom Fenster gewichen war aber trotzdem immer noch gebannt nach außen starrte... Es dauerte einige Momente, doch schließlich atmete Sekir erleichtert auf. "Sie erlauben uns, zu landen!" rief er freudig, und sogar Kaan spürte die Erleichterung. Der Wachturm im Osten hatte zum Zeichen der Einverständnis ebenfalls eine weiße Flagge gehisst. Nun war es an der Zeit, Basram endlich zu betreten.. "Oh Himmel, das ist einfach...Das musst du dir ansehen, Majestät!" Aufgeregt sprang Merle von einem Bein auf das andere, ihre Begeisterung hielt sich kaum noch in Grenzen. "Ich hätte niemals gedacht, dass sie so...so riesig sind!" Mit flinken Sätzen begab sie sich zum Bett, in der Hoffnung ihn durch ihre Aufregung dazu zu bringen endlich auch einmal aus dem kleinen Fenster zu sehen. Doch er schien sich durch ihren Enthusiasmus nicht beeindrucken zu lassen, stattdessen nickte er nur und saß weiterhin still auf dem Bett. "Bitte Van, bitte! Es wird dir sicherlich auch gefallen!" sprach Merle während sie auffordernd an seinem Arm zog. Stumm gab er sich geschlagen, stand schließlich auf und ließ sich von dem aufgeregten Katzenmädchen zum Fenster führen. "Da, siehst du sie, Majestät? Sie sind wunderschön, nicht?" Was er dort draußen erblickte, ließ sogar ihn innerlich Verwunderung aussprechen. Noch nie in seinem Leben hatte er solche Bildnisse gesehen, so groß und mächtig dass sie sich über die gesamten Felswände erstreckten. Unter ihnen tat sich das Land auf, und die glitzernde Landschaft funkelte ihnen entgegen. Alles strahlte eine solche Idylle aus dass er nicht glauben konnte, dass sich die Welt insgeheim schon in einem Krieg befand. Er spürte, wie das Luftschiff immer mehr an Höhe verlor. Die Landung war nah, und sein Blick blieb erneut an den Wächtern hängen...Lange sah er ihn an. "Sie sind die Havroth. Das hat mir damals die Königin...." sofort verstummte Merle, doch ihre Worte schienen bei Van keinerlei Emotionen auszulösen. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich jedoch, und ruckartig wandte er sich ab. "Verzeih, Majestät...." flüsterte Merle, als er sich zurück zum Bett begab und erneut hinsetzte. Das Katzenmädchen wusste es nicht, doch es waren nicht ihre Worte die ihn dazu bewegten zurück in die dunkle Ecke zu gehen... Seltsame Empfindungen schlichen sich in ihn, und es kam ihm vor als würde er immer noch seine tiefe Stimme vernehmen... "......Bring uns den Frieden, und wir werden es dir danken....Bring uns das Verderben, und wir werden dich strafen..." Ein lautes Poltern kam über das Schiff, und nach einer harten Landung standen sie endlich einmal seit Tagen wieder still. Er wusste, es war absurd doch allein der Gedanke daran, dieses Zimmer zu verlassen versetzte ihn in Angst. Niemals würde er es einsehen, doch Van war sich darüber im klaren dass man es nun nicht mehr aufhalten konnte. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Nun waren sie hier, in Basram. Es hing vieles von diesem Land ab, und die Reise, die sie bisher unternommen hatte war nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde. Er senkte den Kopf, und die dichten Strähnen verdeckten sein Gesicht vollkommen. Die irrsinnigsten Gedanken gingen ihm durch den Kopf, alles was geschehen war schien plötzlich so...präsent. Er dachte an Ruhm und Kadija, an das Grabmal seiner Eltern...und an sie. Plötzlich fragte er sich, ob sie sich genauso unbehaglich fühlte wie er. Ob sie auch spürte, dass hier etwas Wichtiges geschehen wird. Weiteres Poltern ertönte, es schien als würden sie die Rampe ausfahren. Schritte erklangen in den Gängen, alles war auf einmal in Bewegung. Nur er schien still zu stehen. Merle ging zur Tür, und als sie ihm einen auffordernden Blick zuwarf raffte er sich auf und ging mit festen Schritten auf sie zu. Die Wunde machte ihm nicht mehr sonderlich zu schaffen, nur manchmal noch spürte er einen stechenden Schmerz. Trotzdem beschlich ihn immer wieder eine dunkle Vorahnung. Erst als Merle die Tür hinter sich zuschlug, wurde ihm klar dass er den finalen Schritt in Richtung Ziel gemacht hatte. Nun gab es kein zurück mehr. Er würde kämpfen, koste es was es wolle. Doch obwohl sich Van sicher war, nicht die Augen vor dem kommenden zu verschließen, fragte er sich immer wieder ob er sie überhaupt noch beschützen konnte...oder ob er es überhaupt noch wollte. Sie war zu nahe, zu sehr war sie an ihn herangekommen. Van hatte vor, dem ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Schon zu lange geisterte sie in seinem Kopf herum, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Entschlossen fasste er neuen Mut, und als die Sonnenstrahlen durch die geöffnete Rampe zu ihm hindurchdrangen war er sich sicher, zu gewinnen. In diesem Augenblick wusste Van jedoch noch nicht, wie sehr er doch verlieren würde.... Schwere Schritte hallten in den Gängen aus Erde wieder, und jeder, der ihr begegnete wich in respektvoller Stille zurück. Sie alle wussten, etwas war geschehen. Selbst Nimrun, ihr eigener Sohn, blickte seiner Mutter stumm hinterher, als sie in der Dunkelheit Richtung der Eingangshalle verschwand. "Er war hier....tatsächlich hier...." Fragend blickte Ruhm von seiner Arbeit auf, als sie wie geistesabwesend zurück in den einstigen Tempel trat. "Wer war hier?" Kadija stellte den Korb auf einer Kommode ab, doch sie tat es so langsam dass er aufstand und zu ihr eilte. "Bei Ryujin, was ist mit dir?" Die Wolfsfrau schien ihn erst jetzt richtig wahrzunehmen, und erst als sie erneut auf den Korb blickte fand sie ihre Sprache wieder. "Erinnerst du dich an die Geschichte des Jungen der tief im Wald ,an einem versteckten Ort, geboren wurde und zusammen mit den alten Geistern lebte? Sie beschützten ihn, sie waren seine Familie...Er wuchs in Einklang mit dem Wald auf, in ewiger Ruhe und Geborgenheit. Die Jahre gingen vorüber, und der Junge war glücklich...Bis..." Sie hielt inne und schwieg. Ruhm blickte sie leicht verwirrt an, er wartete darauf dass sie weitersprach doch es schien so, als habe Kadija das nicht vor. "Bis?" wiederholte er, doch sie schloss ihre dunklen Augen und schüttelte den Kopf. "Genau das ist es ja...Hier endet die Geschichte." "Du sprichst in Rätseln, mein Liebe.." erklärte Ruhm und ein Lächeln entschwand ihr. "Vielleicht hast du es einfach vergessen." antwortete sie und öffnete die oberste Schublade der Kommode. Nach wenigen Momenten zog sie ein vergilbtes Blatt Papier hervor.. "Sieh, und erinnere dich..." flüsterte sie, als sie es Ruhm hinhielt und er es schließlich betrachtete. Es war die alte Zeichnung eines Kindes, gemalt mit farbiger Tusche. Mit ihrer Tatze zeigte Kadija nacheinander auf die einzelnen Dinge, die auf dem von der Zeit sichtlich gezeichneten Stück Papier zu sehen waren. "Ein Baum......Der Himmel....Ein See....Die Vögel...Die Waldgeister.....Ein Junge...." Ruhms Augen weiteten sich, und ungläubig blickte er die Wolfsfrau an. "Das...das ist..." Sie nickte. "Er hat dieses Bild gemalt, kurz nachdem sein Bruder verschwunden war....Einen Tag zuvor hatte er begonnen, ihm die Geschichte des Jungen und der guten Waldgeister zu erzählen. Doch die Nacht war bereits da, und er versprach ihm, das Ende am nächsten Abend zu erzählen...Van hat das Ende nie gehört...." Ruhm legte die Zeichnung bedächtig zurück und sah sie wissend an. "Er hat geglaubt, sein Bruder wäre nun ebenfalls bei den Waldgeistern...Er hat geglaubt, er sei glücklich dort, egal wo dieser Ort auch war. Wir konnten sagen, was wir wollten. Van hat niemals geglaubt, dass Folken im Kampf gegen den Drachen gestorben ist. Er....er hat immer gesagt, sein Bruder wäre nur dorthin zurückgegangen, wo es wunderschön sein muss..." Als das Echo ihrer Worte leise in der alten Erde hallte, lehnte sie sich nach vorne und spürte die Wärme, die sie nun durchfloss. Ruhm drückte sie fest an sich, die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Niemals hätte er damit gerechnet. Alles schien zusammenzufallen, das gesamte Bildnis der letzten Jahre musste erneut aufgebaut werden. Er wollte nicht hoffen, doch Ruhm konnte nicht anders als daran zu denken, eines Tages vielleicht doch wieder in seine Heimat zurückzukehren. Ihr Kopf vergrub sich im Fell seines Halses, und ein weiteres Mal fiel sein Blick auf die Zeichnung. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, doch es löste auch eine seltsame Art von Freude aus. Er konnte es nicht einordnen, doch sein Herz sagte ihm dass die Zukunft Dinge verbarg, die für sie alle von größter Wichtigkeit waren. "Folken...ist am Leben.." Kadija spürte, wie Tränen in ihre alten Augen stiegen, doch sie zwang sich zur Beherrschung. Sie wollte nicht wegen etwas weinen, das ihr eigentlich Hoffnung gab. Langsam befreite sie sich aus seiner Umarmung und bemühte sich, ihre alte Fassung wieder zu erlangen. "Hast du...hast du wirklich mit ihm gesprochen?! "So wahr ich hier stehe, mein lieber Ruhm. Oder denkst du, ich fantasiere?" "Nein, aber....es klingt alles so...unglaublich. Ich meine, wenn man bedenkt was in den vergangenen Wochen alles passiert ist..." Mit langsamen Schritten ging sie auf den Sessel in der hinteren Ecke des Raumes zu, auf dem ihr Mann noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Und noch während Ruhm weitersprach begutachtete sie das Stück Holz, das dort abgelegt wurde. "Nun erzähl doch, was hat er dir alles gesagt? Wieso ist er nicht mit hierher gekommen?" Ihre Tatze berührte sachte das bearbeitete Holz, und ihr Blick wurde weich.. "Es ist alles.....sehr kompliziert..." antwortete sie leise, als sie über den kleinen Gegenstand strich. "Aber wieso das alles? Warum kommt er, nach all den Jahren, wieder zurück? Was ist in all der Zeit geschehen? Ich..." Er hielt inne, als sich Kadija umdrehte, seine unfertige Arbeit in der Hand. Entschuldigend hob er die Hände. "Ja, ich weiß.. Ich sollte das nicht tun, aber...wenn du darüber nachdenkst, ist es doch irgendwie ein Wunder. Ein Kind kann nichts dafür, dass es entsteht....Die Welt ist dunkel geworden, doch vielleicht gibt es ja doch noch Licht. Ich glaube an das Leben, und..." "Ich liebe dich." Verwundert hielt Ruhm in seiner Rede inne und starrte Kadija an. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet, eher mit Zurechtweisung und Tadel über seine Unvorsichtigkeit. Vorsichtig ließ sie das Stück Holz in den Händen kreisen, während sie überlegte was es wohl werden sollte. "Ist das ein..." "Ja. Ich dachte mir, es würde am besten passen..." "Du hast Recht..." "Glaubst du, sie weiß es inzwischen?" fragte er nun vorsichtig, doch Kadija konnte nur den Kopf schütteln. "Jede Frau empfindet anders. Manche wissen es sofort, andere spüren es gar nicht. Es sind erst wenige Wochen vergangen, doch die Zeit, dass man es sehen kann, ist nicht mehr fern.. Das ganze wird ein Schock....für beide." Schweigend betrachtete Ruhm den Drachen aus Holz, von dem man bisher nur den Ansatz des Kopfes erkennen konnte. "Sie sind bestimmt schon in Basram angekommen. Ich hoffe, sie haben Glück bei dem, was sie vorhaben." "Es wird bestimmt nicht einfach, alle zu überzeugen. Niemand weiß, wie weit der Black Dragon Clan bereits schon vorgedrungen ist." Kadija stellte das noch unvollendete Spielzeug zurück auf den Sessel, ehe sie sich erneut zu ihrem Mann umdrehte. "Du solltest dich beeilen, sonst wird es nicht rechtzeitig fertig." bemerkte sie lächelnd. Ruhm nickte, setzte sich nieder und nahm das Messer, welches auf einem kleinen Tisch neben dem Sessel lag, wieder in die Hand. "Wann willst du es ihnen denn geben?" Er sah schmunzelnd auf, einige Stückchen des Holzes fielen zu Boden. Sie sah den Funken Hoffnung, der sich zwischen seinen Worten versteckte. "Wenn sie wieder zurückkehren...Aber nun erzähl mir, was da draußen geschehen ist.." Kadija seufzte leise, das Geschehene kam wieder zurückgeprallt und sie konnte nicht anders als für einen kurzen Moment die dunklen Augen zu schließen, ehe sie tief Luft holte und von ihrem Zusammentreffen mit dem erstgeborenen Sohn von Goau und Varie berichtete. Mit einer schier übermenschlichen Kraft drückte sie das Bündel in ihren Armen an sich. Sie hielt es so fest, als fürchte sie man würde ihr auch noch dieses entreißen. Ihre Sicht war verschwommen, alles was sie sah waren die Wipfeln der Bäume, die ineinander zu schmelzen schienen. Eine laute Stimme ertönte, doch sie hörte sich für sie so weit weg an dass sie sich weigerte, hinzuhören. Erst als sie ein leises Wimmern vernahm, kamen all ihre Sinne wieder zurück.. "Tante Eries, du tust mir weh..." Sie erschrak sich und setzte sich mit einem Schlag auf. Vor ihr saß ein kleiner Junge, das Gesicht mit Dreck verschmiert, die blauen Augen sahen sie ängstlich an. "Was....was ist hier passiert?" fragte er, doch ehe er aufstehen konnte spürte er erneut die Arme seiner Tante um sich. "Chid!" Er hörte das Knacken der Äste hinter sich, und als Eries ihn schließlich wieder losließ blickte er in die ausdruckslosen Augen Ardans. Mit wenigen Worten erfasste er die schreckliche Wahrheit, der sich zwar jeder bewusst war, doch niemand wagte sie laut auszusprechen. "Er hat den Jungen. Dilandau hat Faron." Eries schlug die Hände vor das Gesicht, die Verzweiflung, die sich in ihr breit machte schien unerträglich. "Das ist alles nur meine Schuld...Ich hätte ihn beschützen müssen, aber ich habe versagt.." "Red keinen Unsinn..." antwortete Ardan und half der knienden Prinzessin auf die Beine. Danach wandte er sich an Chid und stellte ihn ebenfalls auf die noch leicht zittrigen Beine. "Eries, das hier ist nicht deine Schuld.. Du hattest keine Chance gegen ihn. Außerdem solltest du stolz sein, dass dieser miese..." sein Blick fiel auf Chids fragendes Gesicht, und er entschloss sich seine Worte gut auszuwählen. "Du solltest stolz sein, dass du es geschafft hast Chid zu verteidigen. Dilandau hat sich Faron mit Heimtücke geholt, niemand von uns konnte dagegen etwas zu. Es war ein mehr als unfairer Kampf. Ich wünschte, ich hätte ihn getötet.." Seine letzten Worte presste er mit Mühe hervor, und seine Hand ballte sich zur Faust. Eries sah, wie er sich verkrampfte und ehe sie wusste, was sie tat berührte sie sachte seine Hand. "Wir müssen ihn zurückholen..." "Du weißt, dass wir das nicht können..." flüsterte er so leise, darauf bedacht dass Chid es nicht hören konnte. Eries wollte protestieren, doch schlagartig wurde ihr klar, dass er Recht hatte. Sie hatten nicht den leisesten Schimmer, wohin Dilandau den Jungen bringen würde. Das Zaibacher Reich breitete sich immer weiter aus, es gab über all Stützpunkte und die fliegenden Festungen schienen überall zu sein. Es war aussichtslos, egal wie sehr sie auch darüber nachdachte. "Tante?" Ungeduldig zog Chid am Saum ihres Rockes, doch erst nach einigen Momenten schien sie ihn vernommen zu haben. "Ja?" "Was machen wir denn jetzt? Und wieso hat dieser Mann Faron mitgenommen?" "Ich weiß es nicht...Ich weiß es wirklich nicht.." Ardan sah den beiden missmutig zu, er wusste er musste etwas tun, und zwar sofort. "Das erste, was wir tun werden ist aus diesem Wald herauszufinden." "Und wohin sollen wir gehen?" fragte Eries leicht wütend. Seine plötzliche Rationalität verwirrte sie, und auch Chid wusste nicht ganz wie er sich nun verhalten sollte. "Ich will nicht, dass ihm etwas passiert..." sagte er leise, und Eries strich ihm beruhigend über den Kopf. "Du brauchst dir keine Sorgen machen, wir lassen nicht zu dass man ihm etwas tut. Er wird schon bald wieder bei uns sein.." Insgeheim hoffte sie, dass es keine Lüge war die sie dem Jungen in diesem Moment erzählt hatte. Ardan blickte sich suchend um, ehe er erneut zum Himmel blickte. "Wenn wir weiter nach Westen gehen dann müssten wir.." Ein lautes Knurren ließ ihn verstummen. Eries presste Chid an sich und wich einige Schritte zurück. Ardan zog sofort sein Schwert und stellte sich schützend vor die beiden. Ein weiteres Mal ertönte das tiefe Knurren, und er konnte die Richtung ausmachen aus der es kam. "Was....was ist das?" fragte Eries , bemüht ihre Angst vor Chid nicht zu zeigen. "Bestimmt ein wildes Tier. Keine Angst, es wird euch nichts tun." Ardan blickte konzentriert auf den raschelnden Busch vor ihm und wartete nur darauf, seinem Angreifer gegenüberzutreten. "Komm nur heraus, ich warte schon auf dich!" rief er, und Eries zuckte zusammen, als sie seine aggressive Stimme hört. Jedoch wusste sie, dass er allen Grund hatte wütend zu sein. Doch noch ehe sie weiter ihren Gedanken nachhängen konnte, sprang ein graues Etwas so schnell aus dem Gebüsch dass sie vor Schreck Chid packte und einige Schritte zurückwich. Was da nun wenige Meter vor ihr stand sah aus wie ein riesiger Wolf, seine messerscharfen Zähne blitzen wie Dolche hervor und gefährlich knurrte er, zum Angriff bereit. Ardan schien sich für einen kurzen Moment zu versteifen, und zu Eries entsetzen ließ er das Schwert sinken und steckte es schließlich wieder zurück. Noch ehe sie irgendetwas dazwischenrufen konnte ging er einen Schritt auf den Wolf zu, die Arme ergebend nach oben gestreckt. "Darna? Darna, bist du das?" Die vermeintliche Bestie hörte schlagartig auf, zu Knurren und blickte ihn für einige Momente stumm an. Dann leuchteten ihre dunklen Augen freudig auf, und ein zaghaftes Lächeln fand den Weg auf ihr Gesicht. "Ardan?" Erleichtert nickte er, nichtsahnend welche Verwirrung er dabei bei Chid und Eries auslöste. Die sahen mit geweiteten Augen, wie sich das Tier plötzlich auf die Hinterbeine stellte und sich in voller Größe vor ihnen aufbaute. "Ein....ein Wolfsmensch?" dachte Eries und sah Ardan zu, wie er weitere Schritte tat. "Ich hätte nicht gedacht, Euch noch einmal wiederzusehen." sprach das Wesen, und an der hohen Stimme erkannte Eries, dass es sich um eine Wolfsfrau handeln musste. Es war irgendwie seltsam, noch vor wenigen Augenblicken sah sie ein wildes Tier vor sich, bereit sie mit einem Biss zu töten. Und nun stand eine anmutige Wolfsfrau vor ihnen, die dunklen Augen auf sie gerichtet, von der Bestie war nichts mehr zu sehen. "Es ist wirklich eine Überraschung..." sagte nun Ardan und verneigte sich leicht vor ihr. "Wie ich sehe, seid Ihr nicht alleine.." bemerkte Darna schmunzelnd und zeigte auf den Jungen und die Frau. Ardan nickte und deutete den beiden an, zu ihm zu kommen. Anfangs zögerte Eries, doch schließlich fasste sie all ihren Mut zusammen und schritt mit Chid an der Hand auf die anderen beiden zu. "Das hier sind Eries und Chid. Wir sind schon eine Weile zusammen unterwegs, und wenn ich ehrlich bin hatten wir bisher auch einige Probleme." Wissend nickte sie, ehe sie sich an die Frau und den Jungen wandte. "Ich heiße euch in unserem Wald herzlichst willkommen. Verzeiht mir meinen vorherigen Auftritt, doch ich habe schon früh gelernt, unser Revier vor allen möglichen Eindringlingen zu verteidigen. Da ihr aber von solchen weit entfernt seid hoffe ich, ihr nehmt es mir nicht übel." Eries schüttelte den Kopf, und ehe sie sich versah sprach sie ihre Gedanken frei heraus. "Das hier ist euer Wald? Wo genau sind wir eigentlich?" Ardan antwortete für Darna, die diese Geste im Stillen dankend annahm. "Wir befinden uns in Arzas, der Waldgrenze zu Fanelia...Darna und die anderen ihres Stammes leben immer noch hier, obwohl ihre Heimat bereits vor Jahren zerstört wurde. Der Wald ist das Einzige, was ihnen geblieben ist..." "Oh, bitte entschuldigt.." erwiderte Eries, doch die Wölfin winkte lächelnd ab. "Nun kommt, ich war gerade auf dem Weg zum See, doch das kann warten. Gehen wir zurück. Mutter wird sich bestimmt freuen, euch kennen zu lernen...und dich wiederzusehen.." Sie warf noch einen Blick auf den Jungen, der sie fasziniert anstarrte, sich schließlich von der Frau löste und auf sie zugeschritten kam. Etwas zögerlich streckte er die Hand aus und berührte mit seinen Fingern das dunkelgraue Fell. "Das ist...weich..." bemerkte er. "Vielen Dank, das höre ich gerne." Endlich entschwand auch Eries ein Lächeln, und sie schritt ebenfalls zu den anderen. Als sie Chid zusah, wie er verwundert Darnas Fell begutachtete, fielen ihre Gedanken zurück. Ernst wandte sie sich an Ardan. "Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Vielleicht können sie uns helfen..." Er nickte und hörte ebenfalls auf, Chid zu beobachten. "Darna, es gibt da etwas dass ich mit dir besprechen sollte...." ~*~ I cannot help myself There's something that I should have told you... ~*~ Das Schiff stand nun endlich still, und die gesamte Mannschaft war bereits eifrig dabei, es so schnell wie möglich zu verlassen. Zu ihnen zählte auch Aina, die eilig die Gänge entlang ging und Hitomi erwartungsvoll mit sich zog. "Endlich, das wird aber auch Zeit. Noch einen Tag länger auf diesem Schiff und ich wäre freiwillig ausgestiegen." bemerkte sie lächelnd. Doch ihre gute Laune verschwand, als sie in das sich umsehende Gesicht ihrer Freundin blickte. "Hör auf damit." mahnte sie, und beide blieben stehen. "Aber ich tue doch gar..." "Oh doch. Du hörst sofort auf, ihn zu suchen." Sie wollte es schon erneut abstreiten als sie erkannte, dass Aina Recht hatte. Unterbewusst hatte sie die Gänge abgesucht, in der Hoffnung ihn irgendwo zu erblicken. Hitomi fragte sich, ob sie nun vollkommen den Verstand verloren hatte. Doch sie hatte keine Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihr breit und sie spürte, wie ihr etwas schwindelig wurde. "Aina...warte." Fragend drehte sich die Jüngere, die bereits einige Meter weitergelaufen war, um. Schnell sah sich Hitomi um, und als sie zu ihrer rechten eines der Zimmer erkannte zögerte sie nicht und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu. "Hitomi, was....?" fragte Aina, doch ihre Freundin deutete ihr mit einer schnellen Handbewegung an hier zu warten. "Einen Moment, ich bin gleich wieder da...." brachte sie noch hervor ehe sie die Tür hinter sich zuschlug und in das winzige Waschzimmer eilte. Es war ein widerliches Unterfangen, und als das Gefühl der Übelkeit auch nach einigen Minuten noch nicht vorüber war kam es ihr vor wie ein Fluch. Doch irgendwann, zwischen stummen Flehen und Betteln es möge doch endlich zuende gehen, verschwand das Gefühl und sie konnte sich kraftlos gegen die Wand fallen lassen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie nun da, der kalte Holzboden auf dem sie saß machte die Situation nur noch unangenehmer. In ihrem Mund herrschte eine ekelhafter Geschmack, und mit Anstrengung hievte sie sich hinauf zum Waschbecken, um genau diesen loszuwerden. Sie fühlte sich urplötzlich wie ausgelaugt, und der Wunsch sich einfach schlafen zu legen überkam sie. Doch dann erinnerte sie sich an Aina, die wartend vor der Tür stand und sich bestimmt schon Sorgen machte. Als sie sich umdrehte, um die Tür hinaus in die kleine Unterkunft zu öffnen, verschwamm für einen kurzen Moment alles und sie musste sich an der Wand abstützen. "Was in aller Welt ist denn los mit mir....?" fragte sich, während sie endlich die Tür öffnete und hinaustrat. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie erkannte dass jemand auf dem Bett saß. "Es geht dir nicht gut, habe ich recht?" Nachdem sie den ersten Schock über den ungebetenen Besucher überwunden hatte, nickte Hitomi und trat auf Ethiél zu. "Was....was machst du hier?" fragte sie unsicher, doch die andere Frau achtete nicht auf ihre Frage. Sie stellte lieber ihre eigenen. "Hast du dich übergeben? Du siehst sehr blass aus.." Wieder nickte sie, und Ethiél fuhr gleich fort. "Es ist wahrscheinlich nur die plötzliche Umstellung. Lange Zeit in der Luft zu sein und dann plötzlich wieder auf der Erde zu stehen kann einem wirklich zu schaffen machen..." erklärte sie lächelnd. Hitomi wusste nicht wieso, doch irgendwie kam sie sich in ihrer Gegenwart unbehaglich vor. Eine seltsame Stimmung lag in der Luft. "Aina wartet draußen sicherlich auf mich, ich werde wohl lieber..." "Keine Sorge, ich habe ihr bereits gesagt sie soll vorgehen, ich würde nach dir sehen.." "Ich danke dir, aber ich denke.." Ethiél stand auf, und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein gütiges Lächeln ab. "Ich bitte dich, bleib. Nur noch für einen Moment. Ich möchte dich um etwas bitten..." Abwartend blickte Hitomi auf die Frau mit den schwarzen Locken. Sie hatte keine Ahnung, um was sie sie bitten wollte. Ethiél jedoch atmete tief durch, ehe sie erneut in ihre Augen blickte und Worte sprach, die schon lange auf ihrer Seele lagen... "Versprich mir, dass du auf ihn acht gibst." Ungläubig starrte Hitomi auf die Frau vor sich. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. "Aber was..." "Nein, hör mir zu. Lass mich ausreden...." warf Ethiél ein und überlegte kurz, ehe sie fortfuhr. "Du willst es vielleicht nicht wahrhaben, doch du bedeutest ihm sehr viel. Es ist nicht meine Aufgabe, dafür zu Sorgen dass du die Wahrheit erkennst, doch ich hoffe eines Tages wirst du alles selbst sehen. Jeder von euch hat seine Bürde zu tragen, das Leben hat es euch nicht leicht gemacht. Auf uns allen lastet Verantwortung, doch nur wenige haben die Kraft, etwas zu verändern. Das, was bei der Höhle geschehen ist, ist für mich nun nicht mehr wichtig. Du magst das sein, was in den alten Legenden prophezeit wird, doch für mich bist und bleibst du zuallererst ein Mensch. Ich habe gesehen, wie sehr du gelitten hast, wie sehr du noch immer leidest. Deshalb glaube ich nicht an eine böse Macht, die in dir schlummern soll. Niemand hier weiß, wie die Zukunft aussieht. Darum möchte ich dich nur um eines bitten...Gib dich nicht auf, und gib vor allem Van nicht auf...Es mag verrückt klingen, doch ich spüre wie sehr er sich durch dich verändert. Du musst ihm helfen. Du musst da weiterkämpfen, wo ich versagt habe...." Emotionen stiegen in ihr hoch, doch Hitomi zwang sich, sie zu unterdrücken. In diesem einem Moment wollte sie stark sein, denn sie spürte wie viel Kraft es Ethiél kostete, nicht weinend zusammenzubrechen. Sie wollte ihr diesen Gefallen tun, denn Hitomi spürte dass es das letzte Mal sein würde, dass sie mit der jungen Frau sprechen konnte.... "Du hast es sicher schon erraten.. Ja, ich werde euch verlassen. Es gibt nun keinen Platz mehr für mich hier, doch keine Angst, es macht mich nicht traurig. Ich weiß, dass ich hier meine Aufgabe so gut es ging getan habe, und mit dieser Gewissheit werde ich weiterziehen. Mach dir keine Sorgen, ich kennen einige Menschen in den Vororten von Basram, ebenfalls Kämpfer für die Freiheit, so wie Allen und die anderen. Bei ihnen werde ich nun weitermachen und im Stillen versuchen, für unsere Überzeugung einzustehen. Ich bitte dich nicht um eine bessere Zukunft, Hitomi. Ich will einfach nur mit dem Wissen von euch gehen, dass es ihm gut geht...Das er nie wieder so leiden muss wie einst..." Keine Worte drangen aus ihrem Mund, denn sie wusste nicht wie sie ihr antworten sollte. Das einzige, was sie tun konnte, war stumm zu nicken und die brennenden Tränen zu unterdrücken, die sich in ihren Augen formten. "Ich danke dir..." flüsterte Ethiél und deutete mit einer Hand zur Tür. "Es ist Zeit. Sie warten bestimmt schon auf dich. Ich werde erst später gehen, wenn ihr bereits in Dariyon angekommen seid. Abschiede liegen mir nicht, sie sind zu traurig.." erklärte sie lächelnd und sah zu, wie Hitomi langsam zur Tür ging. "Tu, was immer auch dein Herz dir befiehlt..." dachte sie, als sich das knarrende Holz langsam schloss und Hitomi kaum mehr zu sehen war. Doch noch ehe sie vollkommen und für immer getrennt waren, gab Ethiél ihr noch wenige Worte mit, auf dass sie sie niemals vergessen sollte...Ihr leises Flüstern schien durch alle Fasern zu gehen, und die Bedeutung ihrer Worte war ihr zwar heute noch nicht bewusst, doch schon bald würde sie verstehen.. Und als sie sie hörte, wurde ihr klar dass es nicht das erste Mal war. Die Wahrheit lag verborgen, doch auch der dichteste Nebel muss eines Tages weichen..... "Du wirst niemals erfahren wie sehr er dich liebt....Es sei denn, du hörst genau hin..." ~*~ And I, I'm desperate for you And I, I'm lost without you.. ~*~ Es war kalt. An diesem Ort hier gab es nichts außer der beißenden Kälte und dem Wind, die unbarmherzig alles verschlangen. Jedes mal, wenn sie hierhin zurückkehren musste, wünschte sie es wäre ein für alle mal vorbei. Doch die Ewigkeit zwang sie, immer wieder hier zu sein. Sora hatte sich niemals ausgesucht, das zu sein was sie war. Es waren nicht sehr viele Jahre, die sie zusammen mit den Menschen hatte, die sie liebte. Die Yalivar, das Volk des Drachengottes, war beinahe entgültig ausgerottet. Und als sich ihre ältere Schwester vom Weg ihrer Ahnen abwandte und entschloss, den Mann zu heiraten, den sie liebte, war es für Sora wie Verrat. "Du verleugnest dein eigenes Blut...Ich schäme mich, denselben Namen zu tragen wie du!" Bereits als junges Mädchen hatte sie es gesehen. Den Tod Goau Fanels, den Untergang eines gesamten Reiches. Ihren Tod. Den Tod ihrer einzigen Schwester. Doch sie schwieg, wusste sie doch dass es nicht ihre Aufgabe war, die Zukunft zu ändern. Die Götter schenkten ihr die Qual der Unsterblichkeit, doch Sora wusste, dass auch diese bald zuende gehen würde. "Ich bin eine Mutter, Sora. Ich habe zwei Kinder. Niemals werde ich zulassen, dass ihnen etwas geschieht. Du kannst mich nicht davon abhalten, zu kämpfen." Varie hatte nicht erkannt, dass sie sie nicht abhalten wollte. Sie wollte sie warnen. Ein einziges Mal verstieß sie gegen die Regeln der Ewigkeit, doch ihre Schwester hörte sie in Wahrheit gar nicht. Sie waren sich fremd, so fremd dass niemand glauben würde, dass dasselbe Blut durch ihre Adern floss. "Du solltest aufhören, über die Vergangenheit nachzudenken." Sora blickte in die Ferne, der Wind zerrte an ihr und sie hörte das Meer, wie es sich rauschend gegen die harten Felsen warf. "Wieso bist du hier, Varie? Glaubst du, sie zeigen dir die Zukunft?" "Nein, denn ich will sie gar nicht wissen. Ist es nicht deine Aufgabe, das Vorherbestimmte zu empfangen?" "Ich bin nicht die einzige..." flüsterte sie, und das Jaulen des Windes wurde lauter. "Das Meer...es ist so dunkel. Beinahe schwarz. Wieso suchen sich die höheren Mächte gerade diesen Ort aus, um dir ihren Willen aufzuzwingen?" "Schweig.." "Nein, ich will es einfach nur wissen." "Weil es der letzte Ort Gaias ist, der noch nicht vom Hass der Menschen zerstört wurde.. Und obwohl er trostlos und unbarmherzig scheint, ist er das letzte, was wir noch haben..." Sora setzte sich auf den harten Stein, ehe sie ihren Blick von der unendliche Ferne abwandte und in das Meer starrte. "Es ist nicht schwarz. Für mich ist es rot...So rot wie Blut..." Varie seufzte, und als sie weitersprach klang eine drückende Traurigkeit aus ihren Worten heraus. "Wieso verlässt du diesen Ort dann nicht? Sie haben nicht das Recht, dir ihr Wissen, ihre Zukunft aufzudrängen..." "Ich bin nicht wie du, Varie. Ich laufe nicht vor dem davon, was mich erwartet....Lange schon habe ich mein Schicksal angenommen." "Und genau das ist dein Fehler...." antwortete die einstige Königin, den Blick auf das unendliche Meer gerichtet. "Ich weiß, du hast mir niemals verziehen dass ich fortgegangen bin....Aber ich tat es nicht, um dir Kummer zu bereiten, weil ich nicht als aussätziger, verfluchter Dämon leben wollte...Ich tat es, weil ich mich verliebt hatte...." Ihre plötzliche Wut war verflogen, stattdessen schüttelte Sora nur müde den Kopf. Sie spürte, ihre Kraft wich mit jedem Tag immer mehr aus ihrem Körper. Sie konnte erahnen, was die Götter ihr damit mitteilen wollten...Sora wagte es nicht, ihre Gedanken irgendjemandem mitzuteilen. Vielleicht versuchte sie auch nur gegen ihren Willen Hoffnung zu suchen. Vielleicht wollte sie ebenso unterbewusst, dass nicht das eintraf, was sie seit langem sah... "Diese Liebe hat dir nichts als Kummer bereitet...." "Glaubst du, ich wollte dass es so kommt? Ich würde alles geben um die Vergangenheit zu ändern. Nicht nur ich habe damals mein Leben verloren...Goau starb, weil er seine Familie schützen wollte...Meine Söhne bekriegen sich, jeder steht auf einer anderen Seite. Ich weiß, das alles scheint so aussichtslos, so...sinnlos. Oft wollte ich zu ihnen gehen, sie einfach nur ansehen. Doch ich wage es nicht, in ihre Gesichter zu sehen. Ich ertrage den Hass nicht, den Van in sich trägt....ich ertrage nicht die Resignation, die in Folken wohnt.. Irgendwann kommt der Tag, an dem alles eskalieren wird. Und ich kann nichts weiter tun, als hilflos zusehen....und zu hoffen, dass die Eine den richtigen Weg einschlagen wird. Ein Weg, der Escaflowne nicht brauchen wird..." Ihre Worte klangen zwischen dem Rauschen des Meeres wie verschluckt, und eine drückende Stille zwischen ihnen folgte. "Varie?" Überrascht blickte sie zu der Frau mit den hellen Haaren herab, für einen Moment kam es ihr vor, als habe sie ihren Worten zwar zugehört, sich ihnen aber doch nicht angenommen. Ihre Augen schienen wie durch einen Schleier zu blicken und es sah aus, als würde sie in diesem Augenblick etwas ganz anderes spüren als die Kälte des Windes, der sie umgab. Ein leises Geräusch ertönte, so leise, dass man es eigentlich gar nicht hören konnte, doch selbst durch den jaulenden Wind erkannte Varie den Klang. Es war der Klang von etwas das sie, seit sie überhaupt davon wusste, niemals vergaß. Erschrocken wich sie zurück, als sie die pechschwarzen Flügel erblickte, die langsam aus Soras Rücken glitten. Einzelne Federn schwirrten umher, unbarmherzig vom Wind hin und her geschleudert. Sora blickte nicht auf, doch sie konnte die Trauer ihrer Schwester spüren, die sich nun auch in ihr zu formen drohte. Ihre Stimme war erdrückt von einer seltsamen Last, und ein dunkler Schatten legte sich über sie.... "Was ist das schrecklichste, das einer Mutter passieren kann............?" Die Decke starrte auf sie herab. Ihr kam es vor, je länger sie sie betrachtete, desto bedrohlich näher kam sie. Die Geräusche des Abends drangen leise in das kleine Zimmer, direkt unter dem Dach. Kinder hörten auf zu spielen, während die Dämmerung ihren Lauf nahm. Und wenn sie genau hinhörte, konnte sie die Stimme ihres Bruders ausmachen. Ihr Kopf neigte sich schließlich zur Seite, und ihr Blick fixierte die kahle Wand. Nichts war vorhanden, was den kleinen Raum auch nur etwas Farbe geben konnte. Nur ein einfaches Bett, ein Regal und eine Kommode, mehr nicht. Keine Kerze, keine Lampe...wann immer es draußen Nacht wurde, wurde es hier auch dunkel. Ihr Kopf schmerzte höllisch, das ständige Weinen hatte seinen Preis. Sie war ausgelaugt, beinahe wie starr vor Müdigkeit. Obwohl sie erst ein junges Mädchen war, fühlte sie sich wie eine alte Frau, die schon zu lange auf dieser Welt war. Niemand nahm Notiz davon, dass sie manchmal bei der täglichen Hausarbeit drohte, einfach umzufallen und einzuschlafen. Tapfer hielt sie durch, doch mit jedem Tag wurde es schwerer und schwerer. Und trotz der unendlichen Erschöpfung, die sie verspürte, weigerte sie sich zu schlafen. Keiner wusste, dass sie Nacht für Nacht wach lag, dass sie krampfhaft versuchte gegen den Schlaf zu kämpfen. Gegen das, was die Dunkelheit ihr brachte... Benommen stand sie auf und ging zum Fenster. Zierliche Finger schoben langsam den Vorhang zur Seite, und ihre Augen blickten auf die Straßen hinunter. In den Häusern gingen die Lichter an, Familien machten sich für das gemeinsame Abendessen bereit. Sie hätte alles dafür gegeben, nur einmal dabei zu sein. Wenigstens um nur kurz zuzusehen. Sie wollte wissen wie es war, eine richtige Familie zu haben... Bevor sie noch weiter darüber nachdenken musste, ging sie zurück zum Bett und setzte sich mit dem Rücken gegen die Wand. ~*~ Lie to me, Convince me that I've been sick forever... And all of this, Will make sense when I get better... ~*~ Schon oft war sie hier oben gewesen. Sie schickten sie jedes Mal hierher, wenn sie etwas böses getan hatte. Wenn sie die einzige Wahrheit sprach, die sie kannte...die ihr einfach so aufgezwungen wurde. Hitomi erinnerte sich an das entsetzte Gesicht des Mannes, der trotz seiner Trunkenheit wohl immer noch verstand, was sie zu sagen hatte. Er und ihr Vater tranken zusammen im Wohnraum des Hauses Sake im Überfluss, als sie zu ihnen trat um noch etwas Reis und Fleisch zu bringen. Sie wusste nicht, was sie dazu bewegte diese Dinge zu sagen, sie kamen einfach. Es war, als könne sie ihre eigene Stimme nicht mehr kontrollieren. Die Zeit in dem kleinen Arbeiterhaus schien stillzustehen, als Hitomi einem potenziellen Kunden ihres Vaters prophezeite, er würde schon bald sterben. Für einen Augenblick lang wagte niemand zu sprechen, alle der Anwesenden hielten den Atem an. Dem Mann war der Schock direkt ins Gesicht geschrieben, als er die Worte des jungen Mädchens hörte. Erst als das Geräusch eines auf dem Boden zerschellenden Tellers aus der Küche ertönte, erwachten alle aus ihrer Starre. Nur vage erinnerte sie sich an den harten Griff ihres Vaters, als er sie anschrie und die Treppen hinauf schleifte. Sie leistete keinen Widerstand, schon lange nicht mehr. Seine harten Worte vernahm sie nur bruchstückartig, stattdessen drangen andere, viel schmerzlichere Laute an ihr Ohr. Während ihr Vater sie brüllend in das Dachbodenzimmer brachte und sich ihre Mutter verzweifelt bei dem Mann entschuldigte, hörte und fühlte Hitomi nur eines...Den Tod, der sich schleichend das Leben eines Menschen nahm und die Schreie der entrissenen Seele, die nicht hinab in die Unterwelt stürzen wollte.... Der Schlaf drohte immer mehr, sie zu übermannen. Und obwohl sie todmüde war, fürchtete sie sich davor. Ihr einziges Ziel war wach zu bleiben, solange es nur ging. Ihr Körper verlangte nach Erholung, doch sie hatte nicht vor dem nachzugeben. Auf keinen Fall wollte sie diesen schrecklich real scheinenden Träumen erneut begegnen. Immer wieder fragte sie sich, wieso gerade sie diese Dinge sehen musste. Eigentlich sollte sie doch nur ein ganz normales Mädchen sein, das davon träumt eines Tages einen edlen Prinzen zu treffen, der sie zu seiner Prinzessin macht. Fast jedes Mädchen wünschte sich das, wieso konnte sie es also nicht? Wieso träumte sie nicht von Schlössern, von wunderschönen Gärten und Bällen, sondern von Finsternis, Blut, Zerstörung.....und von dem Gefühl einer schrecklichen Einsamkeit, die sie immer tiefer in ihren Sog rief. Langsam stand sie auf, der stechende Schmerz in ihrem Kopf kehrte mit einem Schlag unbarmherzig zurück. Und dann wusste sie, was zu tun war... Ihre Schritte führten sie zu dem kleinen Regal, das direkt neben der abgeschlossenen Tür stand. Hitomi war sich sicher, es gab einen Weg der ihr helfen konnte wach zu bleiben. Mit einem leisen Knacken öffnete sie das Fach, indem die alten Sachen, die nicht mehr gebraucht wurden, verstaut lagen. Suchend blickte sie hinein, und schließlich entdeckte sie das, was sie wollte. Ein Gähnen unterdrückend, nahm sie den alten Handspiegel, und ohne auch nur einen weiteren Moment darüber nachzudenken ließ sie ihn fallen. Nachdem das Klirren verstummt war, sah sie auf die zahlreichen zerbrochenen Stücke. Zögernd griff sie nach einem der größeren, und betrachtete durch die Dunkelheit die scharfe Kante. Zitternd hob Hitomi den gefährlichen Splitter an ihren Unterarm. Und in diesem Augenblick fragte sie sich, ob sie sich durch den Schmerz einfach nur wach halten oder ob sie in Wahrheit etwas ganz anderes wollte.... Doch noch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, sah sie mit Ekel und Faszination gleichzeitig auf das Blut, das plötzlichen ihren Arm hinabfloss...... Meilenweit entfernt wurde ein Junge ganz plötzlich aus seinem Schlaf gerissen. Verwundert griff er nach seinem Arm, der vor wenigen Momenten noch seltsam brannte. Es fühlte sich an, als habe er sich mit einem scharfen Messer geschnitten. Seine dunklen Augen kniffen sich zusammen, und nachdenklich stand er auf. Der freie Himmel, unter dem sie schon seit Tagen übernachteten, war übersäht mit Sternen. Schon lange war es her, dass sie sich so leuchtend zeigten. Es regte sich kein Lüftchen, und eine tiefe Stille legte sich über den Wald nahe Egzardia. Er verließ das Lager, und keiner der Anwesenden, die alle um das Feuer herum lagen, erwachte aus seinem tiefen Schlaf. Nicht einmal das sonst so aufmerksame Katzenmädchen wurde wach, als er mit dumpfen Schritten in Richtung Wald verschwand. Das Feuer prasselte weiter, und anstatt seine Wärme zu spüren, begrüßte ihn nun die Kälte der Dunkelheit. Die Nacht schien heute endlos, und während er schweigend an einem Baum lehnte und in die Ferne blickte, fragte sich Van wieso er von tausend zerbrochenen Spiegeln geträumt hatte...... ~*~ Bleed... I bleed, And I breathe... I breathe, I breathe... I breathe no more... ~*~ Darna hörte aufmerksam zu, und mit jedem Wort das Ardan sprach, veränderten sich ihre Emotionen von Wut zu Mitleid, von Kummer zu Schrecken. Sie konnte nicht glauben, dass es tatsächlich Menschen gab, die Kindern bewusst wehtun wollten. Schon seit einer Weile marschierten sie durch den dichten Wald, ein neuer Morgen war bereits gekommen. Und als Ardan mit seiner Erzählung fertig war, schüttelte die Wolfsfrau betrübt den Kopf. "Viel schreckliches scheint euch widerfahren zu sein. Aber nun könnt ihr beruhigt sein, in unserem Tempel lauern keine Gefahren. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, in letzter Zeit hatten wir oft Besuch." erklärte Darna schmunzelnd. Interessiert horchte Ardan auf, und Eries sah die Wolfsfrau ebenfalls fragend an. Chid, der stumm an Eries Hand ging, schien jedoch in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein. "Wie meinst du das?" fragte Ardan. Mit einigen geschickten Handbewegungen streifte Darna das Gestrüpp beiseite und deutete den Dreien an, hindurchzugehen. "Nun, es ist noch gar nicht so viele Wochen her, da beherbergten wir zwei Besucher..." Kurz sah sie sich zweifelnd um, als suche sie nach irgendetwas dass ihren nächsten Worten Schaden zufügen könnte. Ihre Stimme wurde leise, als die Worte ihren Mund verließen. "Es waren zwei der Abaharakis..." Abrupt blieb Eries stehen. Mit geweiteten Augen starrte sie Darna an. "Was hast du gesagt?" Verwundert stoppte die andere Frau ebenfalls. "Abaharakis. Die Rebellen. Ich bin mir sicher, man hat hier und da schon von ihnen gehört." "Wer...wer war es, der bei euch war? Ich bitte dich, sag es mir..." Ardan erkannte die Hoffnung in ihren Augen, doch sie erlosch in dem Moment als Darna erneut begann, zu sprechen. "Nun, eine junge Frau und ein Mann...um genau zu sein war es...." Zögernd brach sie ab, ehe sie den Kopf schüttelte. "Wir sollten hier draußen nicht darüber sprechen. Es ist sowieso besser, ihr unterhaltet euch mit Mutter darüber wenn wir ankommen...Hier, der Tempel ist nicht mehr weit..." Nachdenklich setzten sie ihren Weg fort, eine lange Zeit herrschte Schweigen ehe Chid zum ersten Mal seit langem wieder die Stimme erhob. "Tante Eries, wo sind wir hier?" "Im Wald..." kam die ohnehin offensichtliche Antwort, doch die Prinzessin schien so tief in Gedanken versunken zu sein, dass Darna lächelnd für sie antwortete. "Nun, eigentlich sind wir im Wald von Arzas, doch dieser ist groß. Wir haben den Wald in verschiedene Bereiche geteilt, damit wir uns besser zurechtfinden. Und im Moment befinden wir uns im Gebiet ganz nahe an der Grenze zu Fanelia, das wir auch den Drachenwald nennen. Aber keine Angst, hier gibt es seit Jahren keine Drachen mehr. Nein, die sind alle weitergezogen in Richtung Osten...hinein in die Ruinen....." Aufmerksam beobachtete Chid, wie sich der Gesichtsausdruck der Wölfin veränderte. Ihre Augen wurden traurig, und selbst ihre Ohren schienen leicht herabzuhängen. "Welche Ruinen?" "Chid, ich denke das reicht..." mahnte Ardan bestimmt, und der junge Herzog senkte etwas beleidigt den Kopf. "Nein, das ist schon in Ordnung." warf Darna ein, und deutete dem Jungen an, zu ihr zu kommen. Eries schien es nicht einmal zu bemerken, als er ihre Hand losließ... "Wenn wir Zuhause ankommen, werde ich dir eine Geschichte erzählen...Ja?" Freudig nickte er, und für einen Moment lang vergaß er sogar, welche Lage sie überhaupt hierher geführt hatte. Ardan erblickte schließlich Eries, wie sie langsam hinter ihnen herschritt. Und gerade als er zu ihr gehen wollte, um sie aus dieser trauernden Gedankenwelt herauszuholen, ertönte nochmals die Stimme der Wolfsfrau. "Hier ist es...Erinnerst du dich, Ardan?" Nickend blickte er auf das einst so imposante Bauwerk, halb versunken in der Erde... "Ja......ich erinnere mich..." Mit einem triumphierenden Grinsen brachte der erfolgreiche Jäger seine Beute zurück in das Lager. Das Strampeln des Gefangenen beachtete er kaum, stattdessen riss er erneut am Kragen des hilflosen Geschöpfes, bis dieses vor Angst erstarrte und still blieb. Miguel beobachtete argwöhnisch, wie grob sein Kommandant mit dem Jungen umging, doch er dachte nicht daran auch nur für einen Moment die Stimme zu erheben. Er wusste, was ihn erwarten könnte und er hatte nicht vor, das zu erleben wovon man sich unter den Soldaten nur hinter vorgehaltener Hand erzählte. Er fragte sich, ob sie wohl auch nur einen Funken Wahrheit enthielten... Der Wald war schnell an ihnen vorbeigezogen, sie ritten so schnell dass man glauben könnte, der Tod wäre hinter ihnen her. Nun hatten sie also einen der Jungen. Miguel war sich sicher, dass es Dilandau herzlichst egal war, welchen er da erwischt hatte. Die Hauptsache war, dass er sich an der widerspenstigen Prinzessin gerächt hatte. Dilandaus Blick glitt erneut über den Jungen, und ein weiteres Mal kroch die Wut in ihm hoch. Sein eigentliches Ziel war der Herzog, doch als er erkannte dass es ihm von seiner Position aus unmöglich war diesen zu ergreifen gab er sich eben mit dem anderen zufrieden. Jedoch hatte er keine Ahnung, was das überhaupt für ein Junge war und ob er ihm von Nutzen sein konnte. Für Dilandau sah er eher aus wie ein dahergelaufenes Straßenkind, nichts wodurch er sich irgendeinen Vorteil erhoffen konnte außer vielleicht der Trauer der Prinzessin. "Das muss wohl vorerst genügen...Wir werden sehen...." dachte er. Hastig sprang er vom Pferd und wollte sich so schnell wie möglich entfernen, doch noch ehe er etwas sagen konnte ertönte Dilandaus herrische Stimme. "Miguel!" Sofort blieb er stehen und drehte sich langsam um. "Ja, Kommandant?" "Bring sofort dieses....dieses Etwas hier in eine Zelle, und beeil dich gefälligst!" Als Miguel sich hilfesuchend umsah, jedoch niemanden erblickte der ihm aus dieser Situation heraushelfen konnte, senkte er entschuldigend den Kopf. "Kommandant....wir haben hier keine Zellen, das ist schließlich nur ein einfaches Basislager, das übrigens morgen wieder.....nun ja...abgebaut wird." Dilandaus Augen verengten sich, und mit einem Satz schwang auch er sich von seinem Hengst, den Jungen immer noch fest am Arm packend. Mit festen Schritten trat er zu Miguel, und ein weiteres Mal hob er die Hand zum Schlag. Sein Opfer wartete bereits auf den stechenden Schmerz, doch der kam nicht. Stattdessen ertönte plötzlich ein leises Lachen. "Nein...ich habe eine viel bessere Idee." Während Miguel sichtlich verwirrt die Augen öffnete, kam ihm der Körper des kleinen Jungen entgegen. Nur mit Mühe konnte er ihn vor einem weiteren harten Sturz bewahren. "Du hast die wahrhaftig ehrenvolle Aufgabe, ab jetzt für diesen Bengel verantwortlich zu sein. Da ich keinerlei Lust habe, mich damit abzugeben, gebe ich dir diese wundervolle Verantwortung weiter. Du wirst dafür Sorgen, dass der Knirps uns hier keinen Ärger macht, und sollte es dennoch so sein, wirst du die schmerzhaften Konsequenzen tragen! Haben wir uns verstanden?" Zuerst war er so verwundert, dass er beinahe vergaß zu nicken. Doch ehe sich Dilandau erneut in seiner geliebten Wut suhlen konnte, trat Miguel einen Schritt zurück und verneigte sich. Zu seinem Leidwesen musste er erkennen, dass er in genau diesem Moment sein baldiges Todesurteil unterzeichnet hatte. Er wusste, würde auch nur eine Kleinigkeit schief gehen und irgendetwas nicht so von der Hand gehen wie Dilandau es wollte, war er nicht nur seinen Posten als Soldat des Zaibacher Reiches los.. "Na, dann wäre das ja schon geklärt. Wunderbar..." Ohne weiteres drückte er seinem Untergebenen die Zügel des Pferdes in die Hand und schritt in Richtung der Zelte. "Aber Kommandant, was soll ich....?" rief er ihm noch hinterher, den verängstigten Jungen im Arm und ein scharrendes Pferd an der Hand, doch Dilandau dachte nicht daran den Soldaten noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Er hatte im Moment andere Dinge zu tun.. "Na wunderbar...." murmelte er, und erst als ein leises Schluchzen ertönte erinnerte er sich daran, dass er einen kleinen Jungen festhielt. Schnell lockerte er den Griff um ihn uns sah ihn das erste mal überhaupt richtig an. Die von Dreck bedeckten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, das auch kaum noch eine saubere Stelle aufwies. Seine Kleider waren an einigen Stellen zerrissen und nicht weniger dreckig als sein Gesicht. Tränen fielen seine Wangen hinab, und ängstlich blickte er sich um. Miguel seufzte erneut, und kniete sich vor den Jungen. Er musste in seiner schweren, schwarzen Rüstung mehr als bedrohlich aussehen... "Kleiner....he Kleiner." sprach er ihn ruhig an, und nach einigen Momenten blickte er in das verdreckte Gesicht. Er erkannte die Furcht, die in ihm lag, und obwohl er auf Befehl jeden Mann töten würde hatte Miguel nicht vor, diesem unschuldigen Kind auch nur ein Haar zu krümmen. "Wie ist dein Name?" Der Junge antwortete nicht, aber immerhin hatte er aufgehört zu weinen. Das Pferd am Zügel wurde immer unruhiger, und Miguel bemerkte wie diese Unruhe auch auf den Jungen überging. "Hör zu, ich muss das Pferd anbinden. Willst du mir dabei helfen? Gleich da drüben, bei den Holzbalken. Ja?" Skepsis entgegnete ihm, doch je länger sich Miguel ein in dieser Situation eigentlich völlig unangebrachtes Lächeln aufzwang, desto mehr verschwand sie aus den Augen des Jungen. Schließlich nickte er stumm, und lief geduldig neben dem Soldaten her. Faron hätte fliehen können, doch er war viel zu verwirrt und müde um sich den Strapazen einer ohnehin aussichtslosen Flucht hinzugeben. Stattdessen sah er fast schon apathisch zu, wie der Soldat das schwarze Pferd anband. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er war. Nachdem ihn die Arme gepackt und von der Prinzessin weggerissen hatten, war alles wie verschwommen. Er hatte verkrampft die Augen geschlossen, in der Hoffnung so seinem Schicksal zu entgehen. Und dann schrie er... Doch der Mann in der roten Rüstung hatte ihn gepackt und geschüttelt, bis er es nicht mehr wagte auch nur einen Ton von sich zu geben. Faron erwischte sich bei dem Gedanken, dass ihm das alles erspart geblieben wäre, wenn er Zuhause geblieben wäre...Schnell verbannte er diese Vorstellung, als er sich an seine Schwester erinnerte. Er wusste es zwar nicht, doch das Ausreißen aus dem kleinen Dorf hatte ihm das Leben gerettet. Wäre er weiter dort geblieben, wäre auch er ein hilfloses Opfer von zwei der mächtigsten Dämonen Gaias gewesen. Und wären sie nicht von etwas noch viel mächtigerem vernichtet worden, hätten sie auch ihn gefunden. "So....das wäre erledigt.." hörte er den Soldaten leise murmeln. Erneut blickte sich Faron fragend um, zum ersten Mal jedoch nahm er seine Umgebung auch wirklich wahr. "Na komm. Ich bringe dich erst einmal ins Warme." Es war wahrlich eine seltsame Wandlung. Vergangene Nacht noch half er dem Mann in der roten Rüstung, Chid und ihn gefangen zu halten, doch jetzt erschien er ihm nicht mehr gefährlich. Beinahe kam es ihm so vor, als wolle er ihm helfen.... Man hatte ihm oft gesagt, dass nicht immer alles so ist, wie es einem erscheint. Unter den neugierigen, teils spöttischen und teils misstrauischen, Blicken der Soldaten führte Miguel den Jungen durch das Lager. Er erntete auch hier und da einen hämischen Kommentar, doch er beschloss dem nicht weiter nachzugehen. Stattdessen brachte er den Jungen in sein Zelt, der einzige Ort an dem er ihn sicher verwahrt wusste. Die spärliche Unterkunft schien gerade Platz für zwei zu haben, und als beide eintraten war diese Stelle anscheinend schon belegt. "Was wird denn das, Miguel? Hast du irgendetwas verbrochen oder holt dich deine Vergangenheit ein?" ertönte eine amüsierte Stimme. "Halt den Rand, Gatti..." Entschuldigend hob der Mann, der auf der linken der beiden Matratzen lag, die Hände. "Ist schon gut...Aber im ernst, es würde mich schon interessieren wie du plötzlich zu einem Kind kommst. Klär mich auf." Miguel achtete zuerst nicht auf die Frage seines Zeltkumpanen, denn er wandte sich erneut an den Jungen. "Das da drüben ist Gatti. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben, er wird dir nichts tun. Er ist harmlos." "Bei allen Göttern was redest du da?" warf der andere nun ein. "Hast du draußen keine Wache zu halten?" fragte Miguel sichtlich genervt. "Nein, heute nicht. Würdest du mir jetzt bitte erklären, was hier vor sich geht?" "Später....Wo ist die Wanne mit Wasser?" Verwirrt deutete Gatti auf eine hölzerne Wanne im Eck. "Gut...." Miguel nahm den Jungen an der Hand und führte ihn hin. "Hier kannst du dich waschen. Ich denke, du hast diese dreckigen Sachen satt, oder?" Er nickte, und zufrieden wandte sich Miguel nun erneut an Gatti. "Besorg was zum Essen." "Aber..." "Tu es einfach, du wirst schon noch früh genug erfahren was heute Nacht passiert ist!" Mit leisem Brummen stand Gatti auf und schritt aus dem Zelt. Er konnte sich einfach nicht erklären, was hier gerade vorging und warum er eben aus seiner eigenen Unterkunft geworfen wurde. Nachdem Gatti unter leisem, jedoch sinnlosen Protest, das Zelt verlassen hatte suchte Miguel erfolglos im Haufen seiner Hemden nach etwas, was er dem Jungen überziehen konnte. Im Hintergrund hörte er das Plätschern des Wassers... Er gab es schließlich auf in seinen Sachen nach etwas Brauchbarem zu suchen. Dann fiel sein Blick auf die ordentlich aufgeräumte Kiste neben der Matratze... "Gatti hat sicherlich nichts dagegen..." dachte er sich und begann sofort, darin zu wühlen. Der im Moment abwesende Soldat war etwas jünger als Miguel, und auch nicht so hoch gewachsen wie er. Vielleicht konnte er hier etwas für den Übergang finden, denn er hatte nicht vor den Jungen erneut in seine verdreckten und zerfetzten Kleider zu stecken. Seine Wahl fiel auf ein schon verwaschenes, schwarzes Hemd das von den Soldaten normalerweise unter der Rüstung getragen wurde. Es war zwar immer noch viel zu groß, doch es würde wohl gehen müssen. Faron beobachtete den Mann, wie er eine Kiste durchwühlte und dann ein schwarzes Kleidungsstück hervorholte. Er hatte sich so gründlich es ging gewaschen und abgetrocknet, doch jetzt schlug ihm die Kalte Luft wie ein Donnerschlag entgegen und er schlang fröstelnd die Arme um sich. Der Soldat schien das bemerkt zu haben, und hastig ging er auf ihn zu. "Hier, zieh das an. Es ist zwar zu groß für dich, aber etwas anderes lässt sich wohl nicht auftreiben." Hastig streifte er sich das Hemd über, und Miguel sah zufrieden wieder langsam aufhörte zu frieren. Er betrachtete den Jungen vor ihn nun genauer, das braune Haar das ihm ins Gesicht fiel erinnerte ihn in gewisser weise an sich selbst, als er noch ein Kind war... Miguel schüttelte den Gedanken an die Vergangenheit sofort ab, anstatt in trüben Erinnerungen zu schwelgen startete er einen neuen Versuch. "Willst du mir vielleicht jetzt sagen, wie du heißt?" Zuerst zögerte der Junge, doch schließlich brach er sein Schweigen. "Faron...." "Na siehst du, das war doch gar nicht schlimm. Und woher kommst du, Faron?" Plötzlich dachte er an Chid. Und an Ardans warnende Worte, dass sie niemals gefunden werden dürfen. Er fürchtete, wenn er ihm verraten würde woher er kam und wie er zu der Prinzessin und dem Ritter gefunden hatte, einen Fehler zu begehen. Deshalb schüttelte er nur den Kopf und sah zu Boden. Miguel gab sich vorerst nur mit seinem Namen zufrieden. Vielleicht war es auch besser, wenn er seinem Kommandanten keine Informationen berichten konnte. Dann war der Junge nicht so sehr in Gefahr, und Dilandau würde sich wieder anderen Dingen zuwenden. "Ich weiß, es war ein harter Tag für dich. Und ich möchte mich entschuldigen...Ich wollte weder dir noch irgendjemand anderem etwas böses, das musst du mir glauben...Es ist nur...ich hatte keine andere Wahl..." Er hatte niemals die Wahl gehabt. Bereits vom ersten Tag an, als er dem Black Dragon Clan beitreten musste, wollte er weg. Falsche Versprechungen, Lügen...mit all diesen Mitteln hatten sie ihn gelockt, ihm gesagt, dass für alles gesorgt sei. Aber in Wahrheit interessierten sie sich nicht für das Leiden der Bürger Zaibachs. Sie brauchten nur billige Söldner, mehr nicht.. Ein leises Räuspern holte ihn in die Gegenwart zurück, und als er Farons schläfrigen Ausdruck erkannte deutete er ihm an, zu der Matratze zu gehen. Gatti beobachtete argwöhnisch, wie der Junge nun auf dem Bett saß und in das Laken eingewickelt wurde. Der dampfende Teller in seiner Hand wurde heiß, und schnell ging er zu Miguel. "Hier, dein Essen. Ich habe viel Überredungskunst gebraucht, um mir noch eine Schüssel zu holen und jetzt halten mich alle wahrscheinlich für einen verfressenen Vollidioten." "Du wirst es überleben.. Kein Brot?" erwiderte Miguel und nahm ihm die Suppe ab. "Soll ich dir vielleicht noch Porzellan vom asturianischen Hofe bringen? Oh, ich vergaß...der steht ja schon lange nicht mehr..." Gatti lachte leise auf, doch er fing sich sofort einen scharfen Blick von Miguel ein, als dieser spürte wie Faron für einen Moment kurz zusammenzuckte. "Hör sofort auf damit!" Der andere Soldat winkte nur ab und sah Miguel fragend an. "Jetzt erklär mir, was hier los ist." Doch der Angesprochene ignorierte ihn, wandte sich lieber erneut an Faron und hielt ihm die Suppe hin. "Du hast sicherlich schon besseres gegessen, aber vorerst muss es reichen..." "Danke..." murmelte er und begann scheu zu essen. Schweigen erfüllte das Zelt, und nach einigen Minuten war der Teller leer. Zufrieden lächelte Miguel ihn an, und drückte Gatti, der nun neben ihm stand, das schmutzige Geschirr in die Hand. Der sah zuerst verdutzt auf und ab, doch stellte es dann auf den kleinen Tisch in der Ecke. "Nicht zu fassen..." presste er hervor, ehe erneut Miguels Stimme ertönte. "Schlaf jetzt ein bisschen.. Du wirst sehen, sobald du wieder aufwachst sieht die Welt schon wieder anders aus.." Faron wollte nicht weiter über das heute Geschehene nachdenken. Müde ließ er den Kopf in das Kissen sinken und spürte die Wärme, die ihn nun umgab. Er schloss die Augen und schon wenige Momente später war er eingeschlafen. Erleichtert stand Miguel auf und begann schweigend, seine Rüstung abzunehmen. Gatti fühlte sich mit jeder Sekunde mehr und mehr lächerlich, und als er es nicht mehr aushielt ging er zielstrebig auf Miguel zu und zischte ihm leise Worte zu. "Verdammt Lavariel, würdest du jetzt endlich mal den Mund aufmachen? Ich lasse mich doch hier nicht von dir zum Affen machen!" Ohne weiteres packte er den verärgerten Gatti am Arm und zerrte ihn nach draußen, wo er mit gedämpfter Stimme erzählte, was in dieser Nacht alles geschehen war. Gatti nickte nur als er seinen Worten zuhörte, und ein wissender Ausdruck erschlich sich in seine Augen... Die Sonne des noch nicht allzu lange erwachten Morgens schien im sanften Licht auf sie herab, und es war als erfülle eine seltsame Magie die Luft, die sie atmeten. Viele beschlich sogar Erfurcht, als sie auf die aus hellem Stein gebauten Wachtürme blickten, die Banner Basrams wehten in stolzem Rot im Wind. Auf ihnen prangten die weißen, feuerspeienden Schlangen, Wächter über Land und Wasser. Die Berge, die sie umgaben, waren vom grün der Bäume übersäht, und die Havroth blickten von ihrem steinernen Thron hinab auf die so unbedeutend erscheinenden Menschen. Jahrhunderte alte Zeugen einer längst vergangenen Zeit trafen auf doch so kurze Menschenleben, und in diesem einen Augenblick wurde die Pracht und Würde der Natur so präsent wie noch nie. Überwältigung. Ehrfurcht. Dankbarkeit. All diese Gefühle strömten durch ihre Körper, ohne dass sie es verleugnen konnten. Der helle Klang eines Horns ertönte, und von weitem sahen sie zwei Reiter auf weißen Pferden auf sie zureiten. Beide hielten Lanzen in den Händen, deren Spitzen im Licht der Sonne glänzten. Die Hufe schlugen heftig auf die Erde, und als sie immer lauter wurden und schließlich verstummten standen sie vor ihnen. Auf der Brust ihrer Rüstungen wanden sich stolz die beiden Schlangen, Symbole des Lebens, egal ob an Land oder im Wasser. Beide blickten die Gruppe musternd an, als ob sie herausfinden wollten in welcher Absicht sie ihr Land aufgesucht hatten. "Seid gegrüßt, Fremde. Ihr seid hier an den Grenzen Basrams, mit weißer Flagge habt ihr eure Ankunft angekündigt. Was führt euch alle hierher?." Ohne zu zögern trat Dryden nach vorne, Allens argwöhnischen Blick im Nacken. "Wir danken euch, dass ihr uns gestattet habt auf eurem Boden zu landen. Ich bin Dryden Fassa aus Asturia, und mit mir reisen die, die den schrecklichen Fall Pallas' überlebt haben. Wir konnten gerade noch fliehen, und nun erbitten wir euch um eure Hilfe..." Der rechte der Männern nickte und lockerte den Griff um die Lanze. "Wir haben schon davon gehört, und es erfüllt uns mit Trauer zu wissen, dass so viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Ihr kommt in friedlicher Absicht, wie ihr es vorgegeben habt, und ihr habt Frauen und Kinder bei euch. Folgt uns, wir werden euch nach Dayron bringen." Dankend senkte Dryden den Kopf, ehe er antwortete. "Ich stehe in eurer Schuld, und bedanke mich für das Vertrauen." "Was ist mit dem Schiff?" fragte nun der andere. "Oh ja natürlich, das Schiff..." Dryden wandte sich leise an Allen. "Es wäre wohl besser, wenn wir es vorerst hier lassen, im Schutz der Bäume. In der Stadt könnte es unter Umständen Ärger geben. Wir wissen nicht, wer sich hier alles herumtreibt.." Allen nickte nur stumm, und gab Sekir das Zeichen das Schiff an seinem jetzigen Platz zu lassen. "In Ordnung. Lasst uns gehen..." Bedächtig schritten die Reiter nun voraus, über den steinigen Weg hinab in Richtung der weißen Wachtürme. Hinter ihnen die kleine Menschengruppe, in der jeder im Moment seinen ganz eigenen Gedanken und Vorstellung über die Wendung der Reise nachhing. Oft blickten einige erneut nach oben, um die steinernen Wächter anzusehen. Alles war so...anders und überwältigend, dass sie sich irgendwie fremd vorkamen. Van konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, hier nach Hilfe zu suchen. Irgendetwas sagte ihm, dass dieses Land mehr verbarg als man erahnen konnte. Er blickte kurz zu Allen, dessen verspannter Gesichtsausdruck auf nichts Gutes schließen ließ. Merle ging schon fast überschwänglich fröhlich neben ihm her, ihr Kopf drehte sich hin und her, als wolle sie die gesamte Umgebung in sich aufnehmen. Ein Windhauch kam auf, und vertrieb die plötzliche Hitze, die er spürte. Für einen kurzen Moment schien sich seine Brust zusammen zu schnüren, und ihm war, als würde man versuchen ihm die Luft zum Atem aus seinem Körper zu pressen. Doch so schnell dieses Gefühl auch gekommen war, so schnell war es auch wieder vergangen. Van fragte sich, ob man sich solche Schmerzen einbilden konnte... Nach geraumer Zeit verschwand das Schweigen, welches unter ihnen herrschte, und man begann sich zu unterhalten. All die Stimmen kamen ihm plötzlich erdrückend vor, doch bei jedem Geräusch das ertönte bemerkte er, das eine einzige Stimme nicht dabei war.. Verblüfft blickte Aina an den Gebirgen entlang, die um sie herum lagen. Es war das erste Mal, das sie so etwas erblicken durfte. Nicht einmal die mächtigen Chatal Berge konnten es mit den imposanten Steingebilden Basrams aufnehmen. "Bei allem, so etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist einfach unglaublich, findest du nicht?" Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte sie sich zu ihrer schweigsamen Gefährtin um. Seit sie aus dem Luftschiff traten, hatte sie kein einziges Wort mehr gesagt. Aina fragte sich, ob sie überhaupt wahrnahm, wo sie im Moment war.. "Wenn du weiter so vor dich hinsiechst, fällst du noch auf die Nase." bemerkte sie, und endlich schien Hitomi aus ihrer Gedankenwelt zu erwachen. "Entschuldige..." "Ist irgendetwas?" fragte das jüngere Mädchen vorsichtig. "Nein..." So ganz nahm sie ihr diese Antwort nicht ab, doch sie beschloss nicht weiter danach zu bohren. Stattdessen hob sie die Hand und deutete auf den steinernen Adler. "Ich würde zu gerne wissen, wer sie erschaffen hat. Du nicht auch?" Hitomi nickte stumm und senkte den Blick in Richtung Boden. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, ihre Augen nicht geradeaus zu wenden. Immer noch hallten die Worte in ihrem Kopf wider, doch sie konnte sie einfach nicht verstehen. Für sie war es ein Widerspruch in sich selbst, alles was sie gesagt hatte ergab so gar keinen Sinn. In dem Augenblick, als sie aus den dunklen Gängen des Luftschiffes in den Tag schritt, kreuzten sich ihre Blicke für den Hauch eines Moments, und ehe sie realisieren konnte was geschah wandte er sich abrupt ab. Ihr war, als könne er ihren Anblick nicht ertragen... "Versprich mir, dass du auf ihn acht gibst." Innerlich schimpfte sie sich einen Dummkopf, dass sie ihr dieses Versprechen gab. Hitomi wusste, sie würden niemals normal miteinander umgehen können. Wie sollte sie dann also das tun, was man von ihr verlangte? Kopfschüttelnd setzte sie ihren Weg fort, ehe sie glaubte ein leises Geräusch zu hören. Es hörte sich an wie das Öffnen einer Luke. Sie verlangsamte ihre Schritte bis sie es schließlich wagte, sich umzudrehen. Aina ging bereits einige Meter voraus und reckte den Hals in die Höhe, immer noch vollkommen eingenommen von der Schönheit der Natur und dem, was sie hervorbrachte. Der plötzlich aufkommende Wind zerrte an ihrem losen Zopf, und sie dachte an das, was vor einigen Minuten in dem kleinen Zimmer passiert war.. Ihr Blick glitt zurück zum Schiff, und ehe sie sich versah erkannte sie die Silhouette einer Person, die aus einer der Seitenluken heraus geschlüpft kam. Hitomi brauchte nicht zweimal hinsehen um zu wissen, dass es Ethiél war, die nun ihren Weg gehen würde... "Es gibt nun keinen Platz mehr für mich hier..." Es war mehr als Ironie, die aus diesen Worten heraus zu finden war. Immer dachte sie, sie wäre diejenige ohne Platz, vor allem hier. Hitomi wollte nicht der Grund sein, weshalb Ethiél fortgehen musste. Sie wollte sie niemals aus der Gruppe herausstoßen, doch dann kam alles anders.. Und je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr wurde ihr klar, dass es hierbei gar nicht um die Abaharakis selber ging.. Es ging einzig und allein um Van. Erschrocken hielt sie kurz den Atem an, ehe sie beobachtete wie die Frau anmutig vom Schiff auf die Erde sprang. Ihre dunklen Haare fielen wirr umher, und ehe sie ihre Schritte in Richtung Wald lenkte, sah sie noch einmal hinab auf die kleine Gruppe, die sich immer mehr und mehr entfernte. Ethiél lächelte, als sie die einsam stehende Person etwas abseits erkannte, die zu ihr hochblickte. Sachte hob sie die Hand und winkte ihr zu. Tränen des Abschieds flossen, als ihr Winken erwidert wurde, und sie hoffte die andere Frau würde sie nicht sehen. Ein letztes Mal schwang sie ihre Hand, dann stand sie still und sprach leise ihre Gedanken aus. "Geh deinen Weg, Göttin, und bewahre unsere Welt vor dem drohenden Untergang....ich weiß, du wirst die richtige Entscheidung treffen...." Ihm war es zuvor noch nie aufgefallen, doch die Kälte der Festung hatte etwas schützendes. Er erinnerte sich an die Bäume, die Felder. Alles war so voller Leben, voller Farben. Das genaue Gegenteil von dem, was hier herrschte. Und doch war er froh, sich wieder in der grauen Dämmerung der fliegenden Festung von Direto zu wissen, der größten Kommandostation des Zaibacher Reiches. Das Zusammentreffen mit der alten Wolfsfrau hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er zugeben wollte. Er war dankbar, die Erde seiner Heimat ein letztes mal zu betreten, doch sie erinnerte ihn auch schmerzvoll daran, was er genau dieser angetan hatte.. "Er hat dir noch immer nicht verziehen...doch vergessen hat er dich auch nicht.." Folken schüttelte den Kopf, doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen als ein aufgeregtes Klopfen an der Tür ertönte. "General Folken!" kam eine laute Stimme von draußen, und das Hämmern gegen die Tür wurde immer aufdringlicher. Schließlich öffnete die Tür sich ohne Antwort, und ein schwer atmender Soldat trat ein. "General....verzeiht mein plötzliches Eindringen aber....es ist wichtig..." Mit seiner atemlosen Ansprache hatte er Folkens Neugier geweckt, deshalb deutete er dem Soldaten mit einer Handbewegung an, fortzufahren. "Sie...sie haben es geschafft...Die Hexer...sie haben...ihn geöffnet...." Noch ehe er die letzte Silbe aussprechen konnte sprang Folken von dem mit dunklem Samt bezogenen Sessel auf und ging eilig auf die Tür zu, den Soldaten nicht mehr beachtend. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Er musste es mit eigenen Augen sehen. Mit schnellen Schritten ging er die in ein seltsames Blau gehüllten Gänge entlang, immer weiter hinunter bis er endlich vor der stählernen Tür stand, beschützt von zwei Wachmännern. Als sie ihn erblickten gingen sie ohne zu zögern zur Seite und öffneten sie.... Ein starker Windhauch stieß ihm entgegen, beinahe so kalt wie der Stahl, der erneut auf ihn herabblickte. Die beiden Wachmänner bedeckten kurz ihre Gesichter, um der beißenden Kälte zu entgehen, doch sie war schon längst wieder verschwunden. Sein schwarzer Mantel wehte noch einmal kurz auf, legte sich dann aber wieder zurück. Folken konnte es deutlich spüren. Die Kälte. Die Macht. Die Furcht, die wieder in ihn kroch. Die zufriedenen Gesichter der Hexer sahen zu ihm hinunter, es waren sieben an der Zahl. Sechs von ihnen standen auf der Brüstung, direkt über dem größtem Werk der Ispano. Die gefürchteten sieben Hexer Zaibachs. Sie verfügten über solch enormes Wissen, dass sich selbst die ältesten unter den Gelehrten vor ihnen respektvoll verneigten. Keiner kannte ihre Namen, es war fast schon so als hätten sie keine. Niemals sprach mehr als einer von ihnen, während die anderen schweigend im Hintergrund verweilten. Lange Zeit hatten sie damit verbracht, die alten Schriften der Ispano zu studieren, und nun hatten sie dem Objekt, dass sie über so viele Jahre hin beschäftigte, eines seiner vielen Geheimnisse entlockt. Aus den Schatten trat der siebte, erhob seine Hand und deutete auf den nun offenen Kopf des Guymilefs. "Es gibt nichts, dass sich der Macht eines wissenden Geistes verwährt..." Folken folgte seiner Geste und blickte hinauf. Er konnte es kaum verstehen, doch die Hexer schienen ihre Arbeit gut gemacht zu haben. Escaflownes Cockpit war nun offen, doch je mehr man hineinstarrte, desto dunkler schien alles herum zu werden. Folken spürte es in seinem Blut, jetzt da er ihm so nahe war...Die Dunkelheit des Cockpits zog ihn magisch an, und er konnte nur schwer wieder seinen Blick abwenden ehe er sich an den Mann vor ihm wandte. "Wie konntet ihr ihn öffnen? Wie habt ihr es geschafft, ohne den heiligen Energisten?" Der Hexer entgegnete ihm mit einem leisen Lachen, und für einen Moment schien es, als wolle er ihn somit verspotten. "Es ist Ironie, wenn Wissenschaft und Magie aufeinandertreffen, findet Ihr nicht auch, General?" Er hätte es sich denken können. Niemals würden sie ihm verraten, wie sie dieses Wunder vollbracht hatten. Irgendetwas geschah hier, von dem Folken nicht sicher war ob es ihm gefiel. Der Legende nach konnte Escaflowne nur von einer Person geöffnet werden...Dem Piloten, den er sich selbst aussuchte, und auf den er bereits gewartet hatte. In den alten Geschichten gab es nicht viele Männer, die es wagten ihn zu kontrollieren. Nur ein einziges Mal wütete er in einer wahren Schlacht, doch der Mythos war vergessen niemand wusste mehr um die Wahrheit.. Zu viele Jahrhunderte sind vergangen, vielleicht wollten die Menschen auch nur vergessen, was einst geschehen war, als der große Drache sein Schwert erhob... Beinahe die gesamte Welt lag in Trümmern, und man sagte sich der Guymilef habe seinen Herrn in den Wahnsinn getrieben, ihn in immer wieder neue Schlachten geschickt, bis er schließlich nur noch eine wandelnde Hülle war, ohne Seele und Gewissen. Er war eine zu mächtige Waffe, und wenn die Eine es wollte, würde er das Ende der Welt einleiten. Die Zeit der Ruhe war vorbei.... "Es ist soweit..." erklärte der Hexer, und die sechs anderen nickten ihm stumm zu. "Was habt ihr vor?" fragte Folken, und er musste acht geben seine Nervosität nicht nach außen dringen zu lassen. "Wir haben eines der größten Geheimnisse Gaias vor uns, das nur darauf wartet erforscht zu werden. Oder wollt Ihr nicht auch wissen, was hinter all dem verborgen liegt, General Folken?" Nur widerwillig konnte er nicken. Er war sich nicht sicher, doch sein Gefühl sagte ihm dass es falsch war, den Willen eines so mächtigen Dinges einfach herauszufordern. Das zufrieden lächelnde Gesicht des Hexers strahlte plötzlich ein unheimliches Wissen aus, ehe er zur Tür blickte. "Bringt mir einen Eurer Soldaten...Es sei denn, Ihr wollt Euch selbst die Ehre zukommen lassen...." Folken ahnte schon, was sie vorhatten, und es gefiel ihm überhaupt nicht. Doch er verzichtete darauf, sich das Misstrauen der Hexer zu verdienen, deshalb nickte er nur mit dem Kopf und deutete einem der Wachposten an, herzukommen. Mit leichtem zögern leistete dieser dem Befehl seines Generals folge, und etwas unsicher sah er zwischen dem Hexer und dem anderen Mann hin und her. "Mein General, was...?" Doch weiter kam er nicht, denn der Hexer trat auf ihn zu und schien ihn mit seinem Blick zu durchbohren. "Folge mir, Soldat." Zielstrebig gingen sie auf den einst schlafenden Riesen zu, immer begleitet von wachsamen Augen oberhalb der Brüstung. Schließlich standen sie vor ihm, und der Soldat konnte seine Blicke nicht von der Schwärze abwenden. Der Hexer beugte sich zu ihm und flüsterte ihm leise Worte ins Ohr. Folken trat einen Schritt zurück, als er beobachtete wie der Soldat an den Beinen des Guymilefs hochkletterte bis er durch geschickte Züge am Kopf angelangt war. Sein Blick verfinsterte sich, Folken wusste genau was ihm das plötzliche Geschick verliehen hatte. Normalerweise erreichten die Piloten das Cockpit über eine Rampe, nur wenige hatten die Kraft ihren Platz so zu erreichen. Doch wer von einer unsichtbaren Macht umhüllt wird, kann manchmal Wunder vollbringen... Ein beinahe lautloses Flüstern ging um, doch niemand beachtete es. Mit fasziniertem Blick starrte er in das Innere, doch er konnte nichts erkennen. Nichts außer der Dunkelheit, die ihm entgegenkam. Der Energist zeigte keine Regung, doch als er seine Hand ausstreckte und in die Finsternis fasste, durchströmte ein Schlag seinen stählernen Körper. Der Soldat schrie plötzlich auf, doch niemand eilte ihm zur Hilfe als er von einer unsagbaren Kraft ins Innere gezogen wurde. Stahl verschloss mit einem Ruck das Dunkel, das Cockpit hatte sich wie von Geisterhand geschlossen. Die Hexer sahen zufrieden auf, und nickten einander zu. Folken jedoch schüttelte den Kopf und wandte sich an den Hexer, der abwartend vor dem Riesen stand. "Hört auf damit. Brecht es ab." Ohne ihn anzusehen gab er seine Antwort. "Das können wir nicht. Er hat ihn sich bereits genommen." Seine Augen weiteten sich, und gebannt blickte auch er auf den mächtigen Guymilef. Immer wieder ertönten Schreie aus seinem Inneren, so laut und qualvoll dass man glauben konnte, der Mann würde bei lebendigem Leibe ausgeweidet werden. Doch der Energist blieb leblos, kein Herzschlag rührte sich. Nach und nach verstummten die verzweifelten Rufe des Soldaten, und schließlich kehrte eine schreckliche Stille ein. Folken wollte es vertreiben, doch er konnte nichts gegen den Geruch von verbranntem Fleisch tun, der sich plötzlich in seine Nase drang. Noch ehe er etwas tun konnte, ertönte ein zischendes Geräusch, und das Cockpit wurde erneut geöffnet. Leichte Rauchschwaden stiegen auf, und noch während der Hexer einen Schritt zur Seite tat, wurde der leblose Körper unbarmherzig auf den harten Steinboden geschleudert. Folken sah ungläubig auf die verschmorte Leiche, die Augen weit aufgerissen und die Hände zu Fäusten geballt. "Nun, das ist nicht ganz die Reaktion, die wir uns erhofft hatten...Aber nun wissen wir, wie die Dinge sind...." Unglaubliche Abscheu stieg ihn ihm hoch, und bevor er etwas falsches sagte zwang er sich, den Guymilef erneut anzusehen. "Ihr habt keine Ahnung von dem Hass, der in ihm steckt. Diese furchtbare Macht , ihr könnt sie nicht einfach erforschen und verwenden, wie es Euch gerade beliebt. Seht Ihr nicht, was Ihr anrichtet, Hexer?" presste er mühevoll hervor, und zeigte mit dem Finger auf den toten Soldaten. "Genau das ist es, wonach er verlangt. Was ihn nur noch stärker macht. Krieg, Wut, Zerstörung..." "Nun...und was unterscheidet ihn dann von uns? Von Euch, General? Wir führen Krieg. Wir sähen Wut. Wir bringen Zerstörung. Escaflowne ist nichts weiter als ein Mittel zum Zweck...Euer Mann ist tot, weil er ihm nicht gewachsen war. Weil er ihn nicht kontrollieren konnte. Es gibt nur einen, der das vermag, das wussten wir. Doch dass er jedes Leben auslöscht, dass ihm nicht zusagt, dies steht nirgendwo geschrieben. Es gibt viele Geheimnisse auf dieser Welt, doch manche sind so schrecklich, dass die Welt noch nicht bereit für sie sind. Wir werden dafür sorgen, dass sie bereit sein wird. Ob sie es will, oder nicht..." ~*~ In the darkness the dragon wakes the dragon awakens to a heart that is numbed with cold the dragon takes... ~*~ Die Wachtürme bauten sich wie riesige Mahnmale vor ihnen auf, und als sie endlich vor ihnen standen erschienen sich noch größer und heller als zuvor. Die beiden Reiter wendeten ihre Pferde, und schützend stellten sie sich vor das verschlossene Stadttor. "Bevor wir euch Zutritt gewähren, hört mich an. Die Stadt der Seen verlangt nicht viel von euch, außer dass ihr sie achtet. Das Wasser schenkt uns Leben, doch wir müssen es gebührend behandeln. Stört es niemals in seinem Lauf, es ruht in tiefem Schlaf." Als der Reiter seine Worte abgeschlossen hatte, schlich sich ein skeptischer Blick auf Drydens Gesicht. Er konnte sich nicht helfen, doch er spürte dass sich hinter diesen Worten mehr verbarg, als man erahnen konnte. Irgendetwas wollte er ihnen damit sagen, doch er erkannte noch nicht was es war.. Die Hände der beiden Männer hoben sich, und wie von Geisterhand bewegten sich die massiven Steinblöcke. "Öffnet das Tor!" Es vergingen wenige Momente, und als sich langsam die Stadt vor ihnen erhob konnten sich viele ein erstauntes Aufatmen nicht verkneifen. Wenn man nur lange genug hinsah konnte man glauben, sie sei aus einem einzigen weißen Stein geschlagen. Hohe Türme reckten sich in den Himmel, und die Häuser standen anmutig aneinander. Selbst die Strassen waren aus hellem Stein, und überall schossen mächtige Bäume aus der Erde. Die Reiter machten den Weg frei, doch als Allen den ersten Schritt in die fremde Stadt tun wollte hielt ihn eine tiefe Stimme auf. "Wer verlangt Eintritt nach Dayron, die Stadt die von Berg und Wasser beschützt wird?" Verwirrt blickten sie umher, und als ihre Blicke nach oben auf den Wachturm glitt erkannten sie den Träger der Stimme. Keiner wagte es, Antwort zu geben und ohne weiteres schritt die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes die Treppen auf die Erde. Auf seiner Schulterrüstung hingen je zwei Bänder hinab, in den Farben weiß und rot, den Farben Basrams. Sein Helm war nicht der eines einfachen Soldaten, und schon allein an seinem Auftreten waren sich alle sicher, dass es sich um einen Offizier oder sogar General handeln musste. Als er schließlich vor ihnen stand und sich aufbaute, schien er beinahe bedrohlich. Blaue Augen sahen prüfend aus seinem Helm hervor, und als er durch die Menschengruppe spähte blieb sein Blick an einer Person länger haften als an allen anderen. Er wusste, es war nicht gerade klug so zu handeln, doch als Van beobachtete wie der Mann vor ihm intensiv auf einen Punkte starrte, brauchte er sich nicht umzudrehen um zu wissen dass sie sein Ziel war. Der Drang, zu beschützen machte sich erneut in ihm breit und seine Hand glitt langsam an den Griff seines Schwertes. Sein unfreiwilliger, plötzlicher Kontrahent schien diese Geste bemerkt zu haben, und stumm führten seine Hände den Helm vom Kopf. Erst jetzt konnten sie erkennen, dass er lächelte... "Ich dachte schon, ihr kommt niemals an. Nun, wie mir scheint hast du wieder getrödelt, Dryden." Augenpaare blickten erstaunt auf die beiden Männer, die sich in plötzlicher Vertrautheit gegenüberstanden und sich nach wenigen Momenten die Hände reichten. "Verzeih mir, aber es gab Dinge um die ich mich kümmern musste.." erklärte Dryden, während er aus den Augenwinkeln heraus Milernas argwöhnischen Blick erhaschte. "Und Ihr seid sicherlich der, für den ich Euch halte.." wandte sich der Offizier an Allen. Als dieser nur stumm nickte, schüttelte er lachend den Kopf und deutete auf die Strasse. "Ihr seid wirklich zahlreich. Nun kommt, wir wollen ja nicht ewig hier herumstehen. Folgt mir, ich werde euch über die Schwelle zur Stadt der Seen bringen." Milerna war sich sicher, diese Euphorie war nicht nur sinnloses Gerede. Dieser Mann war wirklich froh, sie alle und besonders Dryden zu sehen. Sie wollte unbedingt wissen, warum dies so war... "Schließt das Tor!" rief eine fremde Männerstimme, und ehe sie sich versahen hatten sie die geheimnisvolle Stadt betreten. Das Steintor viel tosend hinter ihnen zu, der Weg war nun versperrt. Hitomi konnte nichts dagegen tun, doch als der schwere Stein zurück in seine alte Position fiel, fühlte sie sich wie eingeschlossen. Irgendetwas wartete hier im Stillen, und sie wusste nicht ob sie dazu bereit war, diesem etwas im Licht zu begegnen. Sie wurden durch die Strassen geführt, und neugierig sahen sich alle umher. Es herrschte ein reges Treiben, selbst jetzt in den frühen Morgenstunden. Geschäfte öffneten ihre Türen und aus den Küchen der Gasthäuser drang köstlicher Dampf. "Sieh mal, Van! Sind die nicht wunderschön?" fragte Merle aufgeregt und deutete auf einen der zahlreichen Stände, auf dem ein Händler gerade Stoffe und fertige Kleider aufstellte. Er erinnerte sich an das letzte Mal, als er an solch einem Stand vorbeigelaufen war... "Ich sterbe fast vor Hunger..." bemerkte Aina leise, doch anscheinend hatte ihr Stadtführer ein besseres Gehör, als sie angenommen hatte. Amüsiert drehte er sich um und hob wissend die Hand. "Noch ein klein wenig müsst ihr euch gedulden, wir sind gleich da. Nach einem ausreichenden Mahl werdet Ihr sicher wieder bei Kräften sein, kleines Fräulein." Beschämt senkte sie den Kopf, konnte sich jedoch ein leises Lachen nicht verkneifen. "So, gleich da hinten ist es." Weiter schritten alle durch die Strassen, bis sie schließlich in eine kleine Seitengasse einbogen. Plötzlich blieb der Mann stehen und steckte Dryden einen Zettel zu, ehe er ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dieser nickte nur und deutete Sekir an, zu ihm zu kommen. Ein rascher, leiser Wortwechsel folgte ehe der Pilot kehrt machte und unter verwunderten Blicken in einer angrenzenden Seitengasse verschwand. "Was....was geht hier vor?" fragte Milerna verwirrt, doch Dryden winkte nur ab. "Nichts weiter. Nur eine Formalität..." "Nur eine Formalität?" fuhr sie ihn an, und Angesprochener machte ihr verständlich, still zu sein. "Ich bitte dich, nicht hier..." "Für dich ist es niemals der richtige Ort, geschweige denn die richtige Zeit.." presste sie hervor und schob sich an ihm vorbei. Allen warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Dryden schüttelte nur den Kopf. "Pyras, begleite sie bitte bis zur Herberge. Ich komme gleich nach.." "Wie du willst...Nun dann, folgt der temperamentvollen Dame, wie mir scheint kennt sie den Weg." erklärte er schmunzelnd. Es dauerte nicht lange und sie fanden sich zusammen in einer gemütlich eingerichteten Herberge wieder, deren Torbogen über und über mit Efeu bedeckt war. Sogar eine kleine Eingangshalle war vorhanden, wo eventuelle Gäste empfangen wurden. Das war eher eine Seltenheit, und Aina kam es beinahe vor als würde sie sich in einem Palast wiederfinden. Unwillkürlich dachte sie an ihr einstiges Heim in Tavion, die schmuddelige Schenke mit den Holzbänken und den knarrenden Treppen, die immer laute Geräusche von sich gaben wenn betrunkene Männer sie hinauf schlurften. Schnell verbannte sie diese Gedanken, und der Geruch von frischem Brot stieg ihr in die Nase. Die Küche befand sich direkt hinter der kleinen Halle, und daneben befand sich ein geräumiger Speiseraum. Von außen kam ihr das Gebäude eher unscheinbar vor, doch im Inneren eröffnete sich ihr eine zwar schlichte, jedoch einladende Welt. Es war der erste Ort, an dem sie sich seit langem einigermaßen wohl fühlte. Noch ehe sie ihre Freude der Frau neben sich mitteilen konnte, hielt sie inne. Hitomi stand teilnahmslos neben ihr und starrte gedankenverloren vor sich hin. Einige Male erwachte sie aus ihrer Starre und blickte unsicher umher, als suche sie etwas, das Gefahr bedeuten könnte. Aina trat einen Schritt auf sie zu. "Hitomi? Alles in Ordnung?" Etwas erschrocken blickte sie in ihre Augen, doch dann nickte sie schnell mit dem Kopf. "Ja....Ich war nur...in Gedanken.." "Wann bist du das denn nicht?" fragte Aina mit einem Lächeln, doch in ihrer Stimme schwang schwere Besorgnis. Pyras fröhliche Stimme riss sie jedoch aus ihrer Unterhaltung, indem er ankündigte dass sie, bevor sie sich von der schweren Reise erholten, etwas essen sollten. Seine Worte fanden Zustimmung, und zusammen schritt die Gruppe nun durch die Tür zum Speiseraum. Noch ehe sie hindurchging, fiel Hitomi der stille Junge hinter der Empfangstheke auf, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und sie mit durchbohrendem Blick ansah. Seine blauen Augen schienen sie zu durchstechen, und als die Tür mit einem leisen Knarren zufiel war sie sicher, dass Pyras Sohn die Freude seine Vaters über das Auftauchen der Fremden ganz und gar nicht teilte. "Ich muss schon sagen, ihr habt wirklich euer bestes gegeben als ihr dieses Haus übernommen habt. Als ich das letzte Mal hier war, war dies hier das letzte Loch." erklärte Dryden überrascht. Wie auf Kommando ging die Tür zur Küche auf, und eine Frau, vollbepackt mit Tellern, trat heraus. Ein breites Lächeln schwang sich um Pyras Mund, und stolz sah er die Frau an. "Danke nicht mir. Danke der Königin, die über mein bescheidenes Heim herrscht." Hitomi folgte angespannt seinem Blick, doch als sie in das sanfte Gesicht der Frau blickte wurde sich ruhiger. Ihre Gesichtszüge waren weich, die Augen strahlten eine unbestreitbare Güte aus. Das dichte, braune Haar war zu einem traditionellen Dutt gebunden, doch einige lose Strähnen nahmen ihm seine Strenge. Diese Frau hatte ein gutes Herz, das erkannte sie sofort. Würdevoll verbeugte sie sich leicht, darauf bedacht die Teller in ihren Händen nicht fallen zu lassen. "Willkommen." sagte sie mit einem Lächeln, und stellte das Geschirr auf dem Tisch ab. "Ihr seid sicherlich erschöpft und hungrig. Setzt euch, das Essen muss jeden Moment fertig sein." Als ihre erlösenden Worte fielen, setzten sich die Reisenden nieder und dankten der Frau für ihre Gastfreundschaft mit einer Verbeugung, wie es Sitte war. Lediglich Hitomi war stehen geblieben und sah die andere Frau unschlüssig an. Ein Lachen unterdrückend blickte die Dame des Hauses sie an, ehe sie zu ihr trat. "Du kannst gerne im stehen essen, doch ich denke nicht dass das sinnvoll wäre." Ihre Worte klangen weder verärgert noch anmaßend, sondern fröhlich und sogar etwas neckisch. "Ich wollte nur fragen....vielleicht kann ich Ihnen helfen?" Aina sprang, nachdem sie diese Worte gehört hatte, sofort auf und stellte sich neben ihre Freundin. Auch die anderen sahen den Frauen interessiert zu, außer Milerna, die beobachtete wie Dryden und Pyras beinahe schon heimlich den Raum verließen.. "Wie dämlich von mir...verzeiht bitte. Wir fallen hier so einfach ein und besetzen ihr Haus, und dann fragen wir nicht einmal ob wie irgendwie behilflich sein können. Wie gut, dass du bei uns bist, Hitomi." erklärte sie entschuldigend, doch die Frau winkte nur lächelnd ab während sie ihren Blick erneut auf ihr Gegenüber richtete. "Hitomi....das ist also dein Name...Sehr ungewöhnlich....genau wie deine Augen..." dachte sie, und als Aina erneut nachfragte, gab sie nach. "Nun, ihr könntet mir helfen aus dem Lagerraum im Keller zwei Säcke Reis zu holen, doch die werden für euch bestimmt zu schwer sein. Und dann noch die ganzen Treppen.. nein, das soll lieber.." Sie hielt inne, als einer der Männer aufstand und zur Tür schritt. "Wo ist der Keller?" fragte er, und als sie seine Stimme hörte spürte sie sofort, dass es etwas gab das er zu verbergen versuchte. Dankend zeigte sie auf die Tür. "In der Eingangshalle, rechts neben der Treppe. Es ist jedoch wirklich nicht nötig, ich..." Das Schließen der Tür unterbrach sie, als der junge Mann ohne weiteres den Raum verließ. Etwas verwundert blickte sie auf den nun leeren Platz, doch ihr entging nicht der plötzliche, niedergeschlagene Blick der Frau mit den grünen Augen. Ihr war, als sehe sie eine unsagbare Trauer in ihnen, die einfach nicht verschwinden wollte. Nun begriff sie, dass es wohl Dinge gab die sie niemals verstehen würde. Sie fragte sich, wieso es sich manche Menschen doch so schwer machten... "Also, wenn ihr mir helfen wollt dann folgt mir! Ich verspreche euch, es wird auch nicht allzu schwere Arbeit sein. Ach und bevor ich es vergesse...Ich bin Elayra." erklärte sie aufmunternd, und die beiden anderen nickten. "Was? Entführt?" Kadija blickte ihn entsetzt an, doch Ardan konnte ihr nur betrübt zustimmen. "Ich weiß, ich alleine bin dafür verantwortlich. Ich hätte ihn beschützen müssen, aber ich habe versagt...." Bei diesen Worten schloss Eries verzweifelt die Augen und schwieg. Sie hatte aufgehört, ihm zu widersprechen, er würde ja sowieso nicht auf sie hören. Ardan war davon überzeugt, dass er die alleinige Schuld an Farons Entführung trug, doch dass er gegen den hinterhältigen Angriff der beiden Zaibacher nicht ankommen konnte sah er einfach nicht...Sie erwachte aus ihren Gedanken, als Darna ihr eine heiße Tasse mit Tee hinhob. Stumm nickte die Wolfsfrau, ehe sie sich zu ihrer Mutter stellte. "Der Junge schläft....Er war ziemlich erschöpft, aber es geht ihm gut..." sagte sie leise, und Kadija dankte ihr, während ihre dunklen Augen erneut auf Ardan blickten. "Hör auf, solch einen Unsinn zu reden." sagte sie mit Nachdruck, doch der Mann ließ sich von ihren Worten kaum beeindrucken. "Du kannst sagen was du willst..." "Das werde ich auch, und ich sage dir nun etwas: Es geschehen Dinge, die zusammengehören. Du kannst nicht gegen das, was vorbestimmt ist, ankommen, aber du kannst versuchen das bereits geschehene zum Guten zu wenden. Ich habe genug dunkle Gedanken gedacht, dass es mir für mein altes Leben reicht. Aber ich habe nicht vor, auf mein Ende zu warten. Zaibach hat beinahe mein gesamtes Volk ausgelöscht, und irgendwann wird die Zeit kommen, das man uns vollkommen vergisst. Sie werden dafür bezahlen, dies weiß ich. Aber ich lasse nicht zu, dass man ihnen das Recht gewährt, einen kleinen Jungen für ihre dreckigen Zwecke zu benutzen. Und ich lasse noch weniger zu, dass sich ein einstiger Ritter, der geschworen hat alles Leben vor Gefahr zu schützen, niederlegt und sich geschlagen gibt. Nicht, wenn er alles dafür getan hat, ein Leben zu verteidigen und dank einer schrecklichen List besiegt wurde." Ihr Herz hämmerte gegen die mächtige Wolfsbrust, und kopfschüttelnd setze sie sich auf den Baumstumpf. Ardan sah sie verwundert an. Ihre energischen Worte waren voller Tatendrang, doch er konnte auch eine gewisse Traurigkeit erkennen. Irgendetwas musste hier geschehen sein. Kurz blickte er zu Eries, doch die saß immer noch schweigend da und hielt die dampfende Tasse in den Händen. Er musste zugeben, er machte sich schreckliche Sorgen um sie. Mit jedem Tag schien sie mehr an Lebensmut zu verlieren, und er konnte nichts dagegen tun. "Weißt du, wer noch vor wenigen Wochen genau hier saß?" Ardan folgte erstaunt ihrer Hand, die auf seinen Platz zeigte. Er schüttelte den Kopf und wartete gespannt auf ihre Antwort. "Genau hier saß er....und auch wenn er es niemals sagen würde, wusste ich dass er sich, wie du, ebenfalls die Schuld für etwas gab das einfach nicht zu verhindern war. Ihr Menschen seid so leicht zu verwirren...Nie seht ihr das, was vor euch liegt. Ihr wollt es einfach nicht sehen. Stattdessen sucht ihr den Nebel, der all die Wahrheiten verdeckt...." "Kadija, wovon sprichst?" fragte Ardan sichtlich verwirrt, doch die Wolfsfrau winkte erschöpft ab. "Langsam bin ich es wirklich leid, euch allen immer den Weg zu weisen. Ihr seid viel zu stur und zu stolz, um hinter die Fassade zu blicken..." "Wer soll genau hier gesessen haben?" erwiderte er nun ungeduldig, die ganzen Rätseln brachten ihn noch um den Verstand. "Ich weiß, du würdest dir wünschen es wäre dein Bruder, doch leider ist dem nicht so.. Aber zwei der Abaharakis waren hier. Vielleicht erinnerst du dich ja noch an den kleinen Jungen, den ihr einst vom Baum heruntergeholt habt..." Ardans Augen weiteten sich. "Van...?" Kadija nickte, und kurz blickte sie zu der Frau, die regungslos dasaß und den Blick zu Boden gesenkt hatte. "Wieso waren sie hier?" "Um Schutz zu suchen." "Schutz wovor?!" rief er und stand energisch auf. Die Wolfsfrau ließ sich von seiner plötzlichen Aufgebrachtheit nicht beeindrucken, sie wusste worum er sich in Wahrheit sorgte.. Betrübt schloss sie für einen Moment die dunklen Augen. "Sie wurden angegriffen, das Lager wurde vollkommen ausgelöscht. Das ist die Wahrheit, und du musst sie akzeptieren, auch wenn es schmerzt.." Ein leises Schluchzen ertönte, und besorgte Blicke trafen die einstige Prinzessin die nun mit dreckigen Händen ihr Gesicht vor der Welt verbarg. Ardan wollte zu ihr gehen, doch eine beklemmende Angst schlich sich in ihn, und er wusste plötzlich nicht was zu tun war. Der Fall Pallas schlich sich erneut in seine Gedanken, und er konnte nicht anders als an die Gräber der Unschuldigen zu denken. "Ist er....ist Allen..." "Nein. Er lebt. Es waren nicht sehr viele, die diese Nacht überlebt haben. Doch er ist dem Tod entkommen..." Wissend blickte sie erneut zu der Frau, die still weinte, ehe sie weitersprach... "Genauso wie auch sie dem Tod entronnen ist. Lass die Trauer also nicht zu sehr in dein Herz, Liebes..." Erschrocken fuhr Eries auf, die Worte die gerade gesprochen wurden hinterließen ein schmerzhaftes Pochen in ihrer Brust. Doch es war der Schmerz der Erleichterung, und als sie begriff was Kadija sagte, spürte sie zum ersten Mal die Erschöpfung. "Milerna....lebt." dachte sie immer wieder, und warf der Wolfsfrau einen dankenden Blick zu. "Du solltest dich hinlegen, Eries." Ardans Stimme klang plötzlich seltsam ruhig, als er auf sie zutrat. Schließlich hielt er ihr abwarten die Hand hin, die sie zögernd annahm. Ihre Blicke trafen sich, und lange verweilten sie in dieser Geste. Kadija beobachtete die beiden mit ernster Miene, doch als sie näher hinsah begriff sie. Sie fragte sich, ob es der Wille der Götter war, den Menschen die Bürde der Liebe aufzuerlegen. Manche behaupteten, die Welt wäre viel einfacher und friedlicher ohne Liebe. Und noch während sie diese Gedanken hatte, ahnte Kadija nicht dass sie etwas dachte was vielleicht die Zukunft beeinflussen könnte... "Mein Kind, es gibt noch so vieles auf der Welt was du noch nicht kennst. So vieles, wofür es sich zu leben, zu hoffen lohnt...." "Du hast einige interessante Mitreisende, Dryden.." erklärte Pyras mit leiser, jedoch immer noch gut gelaunter Stimme. Es schien, als könne nichts seine freudige Stimmung beeinflussen. "Wie meinst du das?" "Nun..." gemächlich setzte er sich auf einen gepolsterten Stuhl und bot Dryden den Platz gegenüber an. Dankend setzte sich der andere Mann und sah ihn abwartend an. "Zuallererst bin ich froh, dass ihr überhaupt heil angekommen seid. Gab es irgendwelche Zwischenfälle?" Drydens Miene verdunkelte sich, doch er wusste nicht ob es bereits an der Zeit war, Pyras an der vollen Wahrheit teilhaben zu lassen. Doch dann erinnerte er sich daran, was das höchste Gut war das er gegen seinen Feind in der Hand hatte. Vertrauen. Er vertraute Pyras, bereits seit Jahren kämpften sie gemeinsam im Verborgenen. Er hatte nicht vor, diese Freundschaft aufgrund der Tatsachen aufs Spiel zu setzen. "Wer ist die junge Frau, die das blaue Kleid trägt und Augen hat, als sehe sie das Ende der Welt?" Pyras witzelnde Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack, und kopfschüttelnd blickte Dryden zu Boden. "Du wirst es mir sowieso nicht glauben..." "Nun, so schlimm kann es wohl nicht sein. Immerhin hat sie ja ihre persönliche Leibgarde gleich mitgebracht." bemerkte er grinsend, und Dryden fragte sich ein weiteres Mal, wovon er sprach. Doch noch ehe er nachhakte, konnte er sich die Antwort plötzlich denken. "Van. Natürlich." "Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, er schlägt mir den Kopf an, so wie er mich angesehen hat. Dabei habe ich sie mir doch nur kurz angesehen. Immerhin erblickt man nicht jeden Tag eine leibhaftige Göttin, oder?" Es war nicht zu fassen, dieser Mann bemerkte Dinge die jedem anderen verborgen blieben. Selbst eine Erkenntnis wie diese ließ seine gute Laune und seinen Optimismus nicht schwinden. "Du hast es gewusst?" rief Dryden empört, senkte jedoch sofort wieder die Stimme. "Du hast es gewusst, und nichts gesagt? Ich habe dich ein weiteres Mal unterschätzt.." wiederholte er und fragte sofort nach. "Wie?" Pyras lehnte sich zurück, und zum ersten Mal seit langem wurde sein Gesicht ernst. "Entweder du nennst es reine Intuition...oder es war diese mächtige Aura, die sie umgibt." "Was hast du gespürt, als du sie angesehen hast? Ich bitte dich, sag es mir.." sprach er leise und wartete angespannt auf Antwort. "Du willst es wirklich wissen? Bei den Göttern, es ist bereits Jahre her...Ich dachte, ich hätte es nach all der Zeit verlernt. Vielleicht habe ich gehofft, es zu verlernen. Doch wie mir scheint, haben sich die Fähigkeiten der Hexer in mich gebrannt..." "Es war nicht deine Schuld. Sie haben dich auserwählt, weil du die Gabe hattest. Ich weiß, du wolltest das alles niemals..." "Sein Name ist Van, sagtest du?" wechselte Pyras abrupt das Thema, und Dryden nickte. "Woher stammt er?" Kurz zögerte er, ehe er die Antwort gab. "Fanelia..." "Ich wusste es." sprach er, und in Gedanken fügte er noch einige Worte hinzu. "Ich wusste, ich kenne diese Aura....diese Kraft...diesen Schmerz....." Gedankenverloren blickte Pyras vor sich hin, ehe Dryden aufstand und zum Fenster ging. "Du spürst die Finsternis, nicht wahr?" Lange schwebte die Frage wie unsichtbar über ihren Köpfen, wie dunkle Wolken die einfach nicht weichen wollten. Und als Pyras endlich seine Antwort gab, fuhr Dryden verwundert herum. "Nein. Das ist es ja, was mich so verwirrt. Ich spüre beides. Den drohenden Tod....und das Leben....Es ist, als ob sie gegeneinander kämpfen...Ein ewiger Kampf, an dessen Ende es vielleicht nur Verlierer geben wird..." ~*~ Your wishes... Can bring forth a destructive future... Or you can bring salvation... ~*~ Schweigend traten sie in ein kleines Zimmer ein, und Eries war froh über die einzige Öllampe, die angezündet war und ihr tränenverschmiertes Gesicht verdeckte. Sie spürte seine Nähe direkt hinter ihr, und es erschreckte sie in gewisser Weise. Doch während sie noch darüber grübelte, machte er einen Schritt nach vorne und deutete auf die angrenzende Tür. "Darna meinte, dort kannst du dich waschen...." "Wo ist Chid?" "Mach dir keine Sorgen, er ist bei Ruhm...Er wird sich um ihn kümmern." Sie atmete tief durch und trat auf das Bett zu. Das weiche Laken schien beinahe nach ihr zu rufen, doch etwas hielt sie plötzlich davon ab, sich einfach niederzulegen und einzuschlafen. Unschlüssig drehte sie sich zu ihm um. "Glaubst du.....glaubst du, es geht ihnen auch wirklich gut?" Ardan wusste, dass er auf diese Frage keine ehrliche Antwort geben konnte. Er kannte das Leben als Gejagter, und jeder Tag konnte der letzte sein den man erlebte, hatte man erst einmal die Grenzen überschritten.. Es war lange her, dass er seinen Bruder das letzte mal gesehen hatte. Vielleicht sogar schon zu lange... "Ardan.....was ist mit dir?" fragte sie leise, und schnell schob er all seine düsteren Vorahnungen beiseite. Er hatte nicht vor, ihr einen Grund zu geben noch mehr zu verzweifeln. "Ich bin mir sicher, es geht ihnen gut." Sein zuversichtliches Lächeln wirkte gequält, doch Eries war zu erschöpft um es zu bemerken. "Ich mache mir solche Vorwürfe...Was wird nun mit Faron geschehen?" flüsterte sie, während sie das Laken zurückschlug. Ihr Blick blieb an ihren dreckigen Händen haften, und schnell zog sie sie zurück, als würde sie das frische Wäschestück beschmutzen. "Alles, was ich anfasse wird über kurz oder lang ruiniert...Es ist wie ein Fluch.." dachte sie als die alte Lampe die letzten Tropfen Öl in Licht verwandelte. ~*~ Back row to the left, a little to the side Slightly out of the place Look beyond the light... ~*~ Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie plötzliche zwei warme Hände spürte, die sich sachte auf ihre Schultern legten. Eries wagte kaum zu atmen, sie blieb starr als könne sie so der Wahrheit entfliehen, die sie so lange immer wieder bekämpft hatte. Der Gedanke, von jemandem geliebt zu werden kam ihr so schrecklich und wunderbar zugleich vor. Sie dachte an ihre Schwestern. Beide gingen fort, weil sie etwas hatten an dem sie sich festhalten konnten. Beide gingen fort, weil sie liebten. Und immer wieder fragte sie sich, ob ihre Liebe weniger wichtig war. Lange Nächte lag sie wach und verdrängte all die Wünsche, die sie insgeheim hatte. Eries hielt es immer für das Beste, allein zu sein. Es gab nichts anderes, nur sie und die Einsamkeit, die sie begonnen hatte zu akzeptieren. Wann hat sich alles verändert? Wieso musste sich überhaupt etwas verändern? Sie saß fest, und sie wusste es. Doch je mehr Zeit verging, desto weniger Kraft hatte sie dagegen anzukämpfen. "Ich will nichts für dich empfinden.....ich will nicht..." wiederholte sie in ihren Gedanken immer wieder, doch ihr Herz schrie erbarmungslos gegen sie an. In ihrem Kopf pochte es unerträglich, als sie seine leise Stimme vernahm. "Damals gab es so vieles, was ich dir sagen wollte....Doch ich habe immer geschwiegen, in der Hoffnung dir eines Tages erneut gegenüber zu stehen. Und jetzt, da du hier bist...weiß ich nicht einmal, ob du es überhaupt hören willst." Eine unerträgliche Stille tat sich zwischen ihnen auf, und gerade in dem Moment als sie sich dazu durchrang, ihm leise zu antworten, verschwanden die Hände auf ihren Schultern und ließen einen kühlen Schauer zurück. Ardan wandte sich ab und ging zur Tür. Das beinahe lautlose Klicken der Türklinke war wohl das schrecklichste Geräusch, das sie jemals gehört hatte. Sie wollte ihn aufhalten, ihn bitten nicht zu gehen. Aber die Furcht hatte sich zu tief in ihr verankert, alles erschien ihr so.. weit weg, einfach unerreichbar. Seine Stimme klang seltsam hohl, als er ihr noch einige Worte zuwarf. "Leg dich ein wenig hin und versuch, zu schlafen." Die Tür fiel zu, und zurück blieb das Bild, das sie nun immer wieder vor Augen haben würde. Das Bild eines Mannes, der versuchte eine undurchdringliche Mauer zu durchbrechen, und sich nach jeder Niederlage erneut zurückzog, um es vielleicht eines Tages erneut zu versuchen. Eries wusste, es waren schon zu viele Versuche gezählt worden...Sie konnte nur hoffen, dass er nicht einfach so aufgab...Die Mauer hatte schon längst Risse, und es wurden langsam aber sicher immer mehr. Verzweifelt ließ sich die gefallene Prinzessin auf die Bettkante sinken. Ihr Blick glitt durch den Raum, und je länger sie dasaß, desto quälender wurden ihre Gedanken. Endlich raffte sie sich auf und ging in den kleinen Waschraum. Sie tauchte ihre Hände in das mit warmem Wasser gefüllte Waschbecken, erhitzt durch die heißen Steine auf denen es stand. Sie zitterte, als ihre kühlen Hände langsam erwärmt wurden. Keine Lampe brannte, es war beinahe dunkel, doch durch die offene Tür drang ein wenig Licht aus dem Schlafraum herein. Eries war froh darüber, nicht viel zu sehen. Mit sachten Bewegungen wusch sie ihr Gesicht, und als sie aufblickte wich sie erschrocken zurück. Das Wasser tropfte an ihr herab, doch als sie in die schattigen Umrisse ihres eigenen Gesichts blickte, formten sich leise Worte in ihrem Mund. Sie fragte sich, wie sie ihm das antun konnte. Wie sie nur so grausam sein konnte und einfach vergessen wollte...Das Gesicht einer Frau, die sich so sehr wünschte gerettet zu werden, es aber niemals laut aussprechen würde, starrte ihr entgegen. Der Schmutz war endlich aus ihrem Gesicht gewichen, einige der hellen Haarsträhnen klebten an ihren Wangen. Es war wohl dass erste Mal, dass sie sich nicht als perfekt maskierte Prinzessin betrachtete. Eries wollte es nicht, doch ihr wurde plötzlich klar dass mit dem Niedergang Pallas auch alles andere verschwunden war. Alles, was sie bisher gefangen hielt, existierte nun nicht mehr. Sie alleine war übrig. Der Palast brannte, und sie konnte entkommen. Wie vieles musste erst geschehen, bis sie es wagte ihre geheimsten Gedanken der Dunkelheit anzuvertrauen. Traurig beobachtete sie ihr Spiegelbild, wie die stummen Tränen ihr Gesicht hinabflossen und in ihren Augen brannten. "Weil er bei uns ist. Er wird uns beschützen. Du brauchst nicht mehr zu weinen, Tante. Er wird dich sicher nicht alleine lassen..." "Aber ich.....ich habe ihn alleine gelassen..." Schwerfällig trat sie aus dem Waschraum heraus. Noch während sie das Laken beiseite schlug, fiel ihr Blick zurück zur Tür. Ihr war, als könne sie ihn noch immer dort stehen sehen. Sie spürte die Müdigkeit in sich aufsteigen und legte sich schließlich erschöpft nieder. Die wohlige Wärme umschloss sie, und zum ersten Mal seit langem fühlte sie Erleichterung. Selbst ihre Sorgen um Faron verschwanden für einen kurzen Moment. Doch bevor sie die Augen schloss, atmete sie tief durch und sprach so leise, dass man es gar nicht mehr wahrnehmen konnte, einsame Worte in die Nacht.... Worte, die sie noch nicht bereit war, laut zu sprechen...nicht einmal vor sich selbst. "Ich liebe dich...." ~*~ Where you'd least expect There's someone special... ~*~ Die Tür hinter ihm ging endlich zu, und plötzlich war er froh nicht mehr in diesem Raum zu sein. Er hatte keine Erklärung warum er diese Enge spürte, doch je länger er ihre Anwesenheit fühlte desto schlimmer wurde es. Immer mehr drifteten seine Gedanken ab, und das gefiel ihm gar nicht. Nicht einmal ansehen brauchte er sie, um zu wissen dass sie hier nicht sicher war, und genau das machte ihn rasend. Van wusste, es war absolut lächerlich so zu denken doch sein Gefühl sagte ihm, dass dieser vermeidlich sichere Ort etwas verbarg. Forschend blickte er umher, während er auf die Kellertür zuging. "Wo wollt Ihr hin?" Er wandte den Kopf und blickte einem Jungen, etwa fünf Jahre jünger als er selbst, ins Gesicht. Die Arme vor der Brust verschränkt saß er auf der Treppe. Seine tiefblauen Augen sahen ihm kalt entgegen, und er spürte die Ablehnung die er absichtlich preisgab. Van hatte nicht vor, sich mit einem Kind zu streiten, deshalb beschloss er ihn nicht zu beachten und ging einfach weiter. Der Junge fühlte die Wut in ihm hochsteigen, als der Mann ihn schlichtweg ignorierte und die Tür öffnete. "Wo wollt Ihr hin?" wiederholte er mit gepresster Stimme, und beobachtete abwartend die Reaktion des Angesprochenen. Erst jetzt erkannte er das Schwert, welches an seiner Seite baumelte. "Es kann falsch verstanden werden, in einem friedlichen Haus solch eine Waffe zu tragen." Van spürte seine schwer aufgebaute Ruhe, die er noch vor wenigen Momenten erschaffen hatte, zerbrechen. Um dem ein Ende zu machen zog er ohne weiteres die scharfe Klinge und sah sie prüfend an. "Wirklich....?" Die impulsive Handlung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, denn für einen kurzen Moment weiteten sich die Augen des Jungen. Er schien sich jedoch wieder schnell gefasst zu haben, und sein starren Blick fixierte die Spitze des Schwertes. "Ich möchte nicht wissen, wie viele Unschuldige bereits durch dieses Schwert ihr Leben lassen mussten." Van hatte nicht vor, ihm auf diese provozierende Frage zu antworten. Er hatte genug, und ließ gemächlich das Schwert zurück in die Scheide gleiten. Der Junge beobachtete ihn verärgert, doch als der Mann begann auf ihn zuzugehen stand er auf. Als sie sich gegenüberstanden, wurde ihm klar dass er einem Krieger in die Augen blickte. Sein Blick durchbohrte ihn mit einer seltsamen Kälte, und der Junge erkannte die Entschlossenheit. Trotzdem hatte er nicht vor, sich geschlagen zu geben. "Ihr seid hier nicht erwünscht. Ihr alle." zischte er. Ein einziger Blick genügte, und er verstummte wieder. Niemals hätte er es zugegeben, doch er fürchtete diesen Mann. Endlich wandte er sich von ihm ab und ging erneut auf die Tür zu. "Nur wegen euch gibt es dieses sinnlose Kämpfen! Ihr seid an allem Schuld!" rief er, und in diesem Moment ertönten Schritte, die rasch die Treppe hinabgeeilt kamen. "Raahan! Hör auf damit!" Elayra griff sich scherzend an die Stirn, während sie das Fleisch in der Pfanne wendete. "Gerade jetzt sind mir die Pilze ausgegangen. Das kommt davon, wenn man nicht auf seine Küchenvorräte achtet." Ihr Lachen erfüllte die riesige Küche, in der sich mehrere Kochplatten und sogar ein Ofen zum Brotbacken befanden. Es roch genüsslich nach gedünstetem Fleisch und frischem Gemüse, während in einem großen Topf die Suppe gemächlich vor sich hinbrodelte. Aina hatte noch nie eine solch schöne Küche gesehen, sie kannte nur die dunklen, nach verdorbenen Speiseresten riechenden Hinterhofküchen wie in Tavion. Doch hier schien es, als fände das richtige Leben während des Kochens statt. Überall standen kleine Blumentöpfe, in denen die verschiedensten Kräuter heranwuschen, und in den Körben lag Gemüse und Obst. Als sie Elayras scherzhaften Ausruf hörte, musste sie lächeln. Diese Frau schien so voller Lebenslust und Frohsinn zu sein, dass es sie beinahe schon verwunderte. "Pilze? Ihr könnt euch wirklich Pilze leisten?" fragte Aina mit Erstaunen, doch Elayra winkte lachend ab. "Ja, das scheint wohl einer der Vorteile zu sein, die diese Republik mit sich bringt. Die Preise sind erträglich geworden, selbst für normale Leute wie wir es sind." "Republik?" "Die Monarchie hat uns nichts als Ärger gebracht...Ich bin froh, dass es zuende ist. Ich war damals zwar noch ein Kind, als sie den Kaiser stürzten, doch ich denke dass ich schon einst verstanden habe...Es ist schön, auch als Bürger das Recht zu haben, selbst zu entscheiden." Aina nickte, während sie langsam die Suppe umrührte. "Also ich glaube, wenn ich sie noch länger kochen lasse wird sie so dick wie Leim." erklärte sie schließlich. Die ältere Frau stimmte ihr zu. "Wenn du willst, kannst du sie schon nach draußen bringen. Ansonsten lasse ich..." "Nein, auf gar keinen Fall. Ich will doch damit angeben, dass ich eine so leckere Suppe zur Hälfte zubereitet habe." erklärte sie kichernd. "Na dann...Bring sie deinen hungrigen Freunden da draußen, ehe sie sich noch beschweren." Geschickt hob Aina den Topf vom Herd und balancierte ihn leicht in den Speiseraum hinaus, während Elyara ihr die Tür aufhielt. Als sie von draußen das freudige Aufatmen über die erste richtige Mahlzeit seit Tagen hört, schüttelte sie amüsiert den Kopf. "Was haben sie euch nur während eurer Reise gegeben." sagte sie, doch als sie den abwesenden Blick der anderen Frau bemerkte, verschwand ihr Lächeln. Sie hatte schon die ganze Zeit über geschwiegen, und Elyara fragte sich, was so schwer auf ihrer Seele lastete. Mit immer gleichen Bewegungen führte sie den Holzlöffel durch den dicken Reis, obwohl die Butter bereits längst mit ihm verschmolzen war. "Ich denke, du kannst jetzt aufhören, es sei denn du willst den Reis solange bearbeiten bis er nicht mehr da ist." bemerkte sie neckisch, und endlich schien sie aus ihrem Tagtraum zu erwachen. Etwas verwirrt sah sie auf den Topf und legte schließlich den Löffel beiseite. "Ja, Ihr habt recht...." antwortete sie, und ihre Stimme klang erschöpft. "Du machst das wirklich gut. Ich kenne nicht viele, die wirklich wissen, wie man Reis zubereitet. Da fällt mir ein...wir brauchen dringend neue Säcke, sonst reicht es uns nicht für all die hungrigen Mäuler da draußen." Beinahe schon automatisch wusch Hitomi den Löffel in dem Waschbecken ab und hängte ihn zurück an seinen Haken. "Kann ich Euch sonst noch irgendwie helfen?" fragte sie, und Elyara beobachte amüsiert, wie sie sich immer wieder einige dichte Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen musste. Sie beschloss, ihr nach dem Essen erst einmal dabei zu helfen ihr Haar wieder zu richten. "Ich hoffe es ist nicht zu unhöflich, aber könntest du mir ein paar Pilze holen? Wir müssten im Keller noch welche haben...Ich bin auch wirklich zu dämlich, verzeih mir." "Nein, das mach ich gerne." erwiderte Hitomi, und meinte es auch so. Sie war erleichtert, wenigstens nur für kurze Zeit eine Aufgabe zu haben. Es lenkte sie ab, und für einen kurzen Moment fühlte sie sich gebraucht. Ein Gefühl, dass sie bisher mehr als selten verspürt hatte. Es schien, als gab es immer nur einen Menschen, der sie brauchte, doch sie hatte sich bereits an den Gedanken gewöhnt, ihn wohl nie wiederzusehen. Der Schmerz, den sie dabei empfand wurde von Tag zu Tag stärker, doch sie tat alles um ihn zu unterdrücken. Hitomi wusste nur zu gut, dass es nur einen gab, der sie ihr Leid vergessen ließ. Doch diese kurze Zeit hatte einen zu hohen Preis, denn alles was danach kam wurde umso schlimmer. Elyara erklärte ihr kurz noch einmal den Weg, ehe sie eilig wieder zu ihrer Fleischpfanne ging und etwas Pfeffer über die dampfende Masse streute. Schnellen Schrittes verließ sie die Küche, und war ebenso schnell am Ende des Speiseraums angekommen. Sie spürte Ainas fragenden Blick im Nacken, ging aber nicht darauf ein und schloss leise die Tür. Kurz atmete sie durch und lehnte sich an das schwere Holz. Doch sie hatte keine Zeit, sich zu erholen, denn laute Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken. "Wieso hast du das getan? Wie oft hat Mutter dir schon erklärt, dass du damit aufhören sollst!" "Sei still, ich lass mir von einem kleinen Mädchen doch nichts sagen!" "Das sind unsere Gäste, du kannst sie doch nicht behandeln als seien sie Verbrecher!" "Aber genau das sind sie! Du hast doch keine Ahnung! Wieso mischst du dich überhaupt ein?" Hitomi sah mit erstaunten Blicken, wie sich ein Junge und ein kleines Mädchen mitten auf der Treppe anschrieen. Sie schätzte sie auf vielleicht neun Jahre, während der Junge in Ainas Alter zu sein schien. Trotz ihres jungen Alters schien das Mädchen jedoch kein Blatt vor den Mund zu nehmen. "Du hast ihn wütend gemacht und ihn respektlos behandelt! Man könnte meinen, du kommst aus der Gosse, Bruder!" rief sie, und als sie den Kopf drehte erkannte sie die junge Frau, die etwas verloren an der Tür stand. Ein letzter, wütender Blick galt ihrem Bruder ehe sie die Treppen vollends hinabstieg und zu der Fremden eilte. "Er hat mich mit seinem Schlachtmesser bedroht, er hat es verdient!" schrie er aufgebracht, doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf und seufzte, bevor sie sich freundlich vor Hitomi verneigte. "Entschuldigt bitte, ich hoffe Ihr nehmt sein Gerede nicht allzu ernst. Willkommen in unserem Haus, mein Name ist Nisha....und das da ist Rahaan, mein Bruder. Verzeiht, er hat einfach keine Manieren." fügte sie lächelnd hinzu, und Hitomi fragte sich wie ein junges Mädchen bereits so erwachsen sein konnte. Selbst ihr Aussehen war anders als das eines kleinen Kindes, ihr Gesicht hatte kaum mehr kindliche Züge und das beinahe schon schwarze, lange Haar war wie das ihrer Mutter zu einem Dutt gebunden. Noch etwas überrascht verbeugte sie sich, während sie einen kurzen Blick auf den Jungen warf. Dieselben eisblauen Augen starrten ihr entgegen wie schon bei ihrer Ankunft, und sie fragte sich was ihn so wütend gemacht hatte. Er verließ nun ebenfalls die Treppe und schritt auf die Tür zu ihrer Linken zu. "Ich wusste es....zuerst fallen sie in dein Haus ein, und dann schnüffeln sie auch noch herum..." "Rahaan!" zischte das Mädchen, doch er gab keine Antwort sondern schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu. "Ich kann mich nur erneut entschuldigen.." sagte sie an Hitomi gewandt und strich sich etwas nervös über das Kleid. Das unfreundliche Verhalten ihres Bruders schien sie aus dem Konzept gebracht zu haben, es schien beinahe so als habe sie Angst, die Frau vor sich verärgert zu haben. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wirklich..." erwiderte sie. "Ich hoffe, Ihr nehmt es ihm nicht übel.. manchmal weiß er nicht, wann er den Mund halten soll.." "Du brauchst mich auch nicht so förmlich anzusprechen...Ich bin Hitomi." Freudig sah Nisha sie an und musterte sie. "Du bist wirklich hübsch, wäre dein Kleid nicht unten etwas zerrissen würde ich dich für eine Adelige halten." erklärte sie lachend und deutete auf den aufgerissenen Bund. Etwas verlegen senkte sie den Blick und zupfte an den losen Fäden. "Ja, ich weiß...ich sollte es nähen, aber...ich hatte einfach noch nicht die Zeit..." "Das kann ich für dich machen. Ich bin ziemlich gut im Nähen, sagt zumindest Mutter." "Nein, das ist wirklich nicht..." "Oh doch, das mach ich doch gerne. Gib es mir einfach heute Abend. Du kannst mir auch zusehen, wenn du willst." Dankend nickte Hitomi, sie war irgendwie erleichtert diesem Mädchen begegnet zu sein, das eine so außergewöhnliche Persönlichkeit aufwies. Sie dachte an die Zeit zurück, als sie noch so jung war... "Suchst du nach etwas, oder möchtest du zum Markt?" fragte Nisha und holte sie in die Gegenwart zurück. "Oh, nein ich....ich wollte nur ein Pilze für das Essen holen. Deine Mutter meinte, im Keller wären noch..." Plötzlich fiel ihr ein, wer vor einigen Momenten in den Keller gegangen war und Reis holen sollte. Und die Worte Rahaans hallten in ihrem Kopf wieder. Sie wusste, um wen sich die beiden Geschwister gerade eben gestritten hatten. Überrascht blickte Nisha die Frau an. "Ist alles in Ordnung?" "Nisha...darf ich fragen, weshalb ihr gerade miteinander streiten musstet?" Das Mädchen senkte den Kopf, als wäre es ihr peinlich darüber zu sprechen. Doch sie antwortete trotzdem... "Rahaan.....er hat einen eurer Gefährten schlecht behandelt. Er hat ihn beschimpft, ich konnte es leider nicht verhindern. Aber der Mann hat kaum etwas gesagt, er hat ihn einfach nur wütend angeschaut und ist dann im Keller verschwunden. Rahaan meinte, er habe ihn mit seinem Schwert attackieren wollen, aber das glaube ich nicht." Hitomi nickte abwesend, ihre Gedanken glitten in diesem Moment nur um eines. Sie wollte wissen, weshalb Rahaan eine so feindselige Haltung gegenüber ihnen allen hatte. "Wenn du ihn im Keller triffst, richte ihm bitte eine Entschuldigung aus..." sagte Nisha gepresst. Mit ein paar weiteren Worten entschuldigte sie sich, ehe sie die Vorhalle verließ. Sie versprach aber, das Kleid heute Abend auf jeden Fall zu nähen. Die Kellertür blickte ihr drohend entgegen. Sie wusste, dass sie dort hinunter musste, doch gleichzeitig gefiel ihr der Gedanke, sich hinter der Theke zu verstecken und zu warten immer mehr. Einige Minuten des Wartens vergingen, und irgendwann fragte sie sich warum er nicht schon längst wieder oben war. Zwei Säcke Reis waren für ihn kein großes Problem, das wusste sie als sie sich daran erinnerte, wie er damals den erlegten Hirsch hinter sich herzog. Hitomi beschloss, sich nicht mehr vor einer Begegnung mit ihm zu fürchten und ging mit langsamen Schritten auf die Tür zu. Doch während sie den Türknauf herunterbog und sich ihr die Dunkelheit, die in den untersten Stock hinabführte, öffnete zweifelte sie an ihrem Vorhaben. Es war ruhig, man konnte kein Geräusch vernehmen, und der Gedanke vielleicht doch alleine zu sein beruhigte sie etwas. An der Wand hingen vereinzelte Lampen, die etwas Licht in das Dunkel brachte, doch gerade soviel dass sie nur wenige Schritte weit sehen konnte. Vorsichtig stieg sie die Treppe hinab, das alte Holz knarrte unter ihren Füßen. Als Hitomi endlich unten angekommen war, taten sich vor ihr die Überreste einer ehemaligen Tür auf. Das Holz selber war entfernt worden, und das dadurch entstanden Loch war nur mit einem langen Vorhang bedeckt. Durch den Stoff hindurch drang ein schwacher Lichtschimmer, und mit einem Mal wusste sie, dass sie nicht doch nicht alleine war. Der Drang, umzudrehen und einfach zu rennen überfiel sie, doch sie zwang sich ihre Aufgabe zu erfüllen. Ihre Hände zitterten, als sie den Vorhang beiseite schob. Der Vorratsraum war eine groß angelegte Kammer, mit vielen Fässern, Säcken und anderen, in Körben gepackten, Dinge. Mehrere Regale waren nebeneinander angeordnet, auf denen verschiedene Töpfe und Krüge standen. Hastig blickte Hitomi umher, um das auszufinden weshalb sie überhaupt hier war, doch im Schein der seichten Öllampe konnte sie kaum etwas sehen. Nach einer kurzen Weile hatten sich ihre Augen an die schwummrige Dunkelheit gewöhnt, doch sie spürte wie ihr Herz immer heftiger gegen ihre Brust schlug. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber sie wusste dass er hier war. Endlich konnte sie einen kleinen Topf auf dem Regal direkt vor ihr ausmachen, aus dem bereits mehrere Pilze herausgefallen waren. Sie griff nach oben, doch wie sehr sie sich auch streckte, es war zu hoch. Nicht einmal mit den Fingerspitzen konnte sie den Topf berühren, geschweige denn herunterholen. Verzweifelt blickte sie umher, in der Hoffnung einen Hocker oder irgendetwas zu erspähen, dass ihr helfen könnte. Doch es ließ sich nichts finden. Missmutig blickte sie hinauf, und versuchte es erneut. Schließlich stand Hitomi auf den Zehenspitzen, doch es half alles nichts. Geschlagen ließ sie sich in eine normale Position zurücksinken, und als sie den Arm zurückzog erstarrte sie. Sie spürte seine Wärme direkt hinter ihr, und obwohl er sie nicht berührte fühlte sie sich wie ein Zündholz, das langsam verbrannte.. Seine Hand griff mühelos nach oben und griff nach dem Topf, der bis eben noch unerreichbar schien. Hitomi hätte ihn ergreifen, sich bedanken und einfach wieder nach oben gehen können, doch sie tat es nicht. Der ihr so bekannte Geruch ließ sie beinahe vergessen, wo sie überhaupt war, und die Mischung aus Furcht und Schwäche ließ sie innerlich erschaudern. Es war lange her, dass er ihr so nahe war, und fast hatte sie dieses Gefühl vergessen. Seit sie aus dem Zimmer gegangen war, indem er verwundet lag, spürte sie einen so tiefen Schmerz, von dem sie nicht einmal wusste woher er kam. Ihre Entscheidung, ihn nie wieder zu fühlen, löste sich mit einem Male in Luft auf... ~*~ If ever the river could whisper your name, Would the choices you made still be the same? ~*~ Er wusste nur zu gut, dass er sie einfach zurücklassen hätte können. Er hatte in der dunklen Ecke bleiben und ihr schlichtweg weiter zusehen können, wie sie verzweifelt versuchte an etwas heranzukommen, was unerreichbar war. Die Art, wie sie ihren Körper streckte, wie ihr Haar wirr umherirrte als spiele ein unsichtbarer Wind damit...all das erinnerte ihn daran, wie wunderschön er sie in Erinnerung hatte. Und als er seinen Platz in der Dunkelheit verließ, fragte er sich warum er das alles eigentlich tat. "Das alles...ergibt keinen Sinn..." dachte er immer und immer wieder, doch je öfter er es wiederholte desto mehr schien es an Bedeutung zu verlieren. Das Licht warf einen sanften Schimmer auf ihre helle Haut, und als er schließlich hinter ihr stand durchströmte ihn eine plötzliche Ruhe. Den Topf in seiner Hand haltend stand er da und wartete. Es war die bloße Nähe, die ihn vor einigen Augenblicken noch beinahe umbrachte, die ihn fast um den Verstand brachte wenn er sie fühlte, und noch mehr wenn er sie nicht fühlte. Es war Wahnsinn, und das wusste er. Sie sprachen kein Wort, niemand wusste was überhaupt zu sagen war. Es gab gleichzeitig so vieles, und doch so wenig was in ihren Gedanken umherschwirrte. Van hasste sie dafür, was sie aus ihm machte, und sie hasste ihn für all die Schmerzen, die sie wegen ihm erleiden musste. Manche Augenblicke erscheinen länger als ein ganzes Leben. Van spürte ihre Hände, die sich zittrig um den Topf schlangen und ihn nur mit Mühe festhalten konnten. Etwas in ihm übernahm die Überhand, und mit einer einzigen Bewegung fasste er sie sachte an den Schultern und drehte sie zu sich um. Der Topf fiel klirrend auseinander, als er den Boden berührte, doch sie hörten es nicht. Plötzlich erinnerte er sich an die Worte seiner Mutter, die ihm erklärt hatte wie schrecklich war, zu lügen. Doch in dieser Minute seines Lebens fragte sich Van, ob es nicht noch schrecklicher wäre die Wahrheit zu sprechen. Es war viel einfacher zu hassen, als zu lieben. Ihre Augen blickten ihm flehend entgegen, auf dass er die einzige Wahrheit sprach, die sie kannte...Die falsche Wahrheit. Ein Kuss wurde im Schein des schwindenden Lichts nicht geschenkt. Er wurde erschaffen. Und mit ihm gingen erneut zwei Welten, die durch das Schicksal nichts als Dunkelheit kannten, unter. Liebe bahnt sich ihren Weg wie die Flüsse durch das Land. Man kann sie stauen, jedoch niemals aufhalten..... "Ich hasse dich......." ~*~ Like a flower that dies from angry rain, Why do we hurt ourselves? ~*~ Während der neue Tag die Welt bereits erreicht hatte, schlief er noch immer so tief, als wäre er in einen Ozean aus Träumen eingetaucht. Und während er träumte, sah er immer wieder einen von Flammen umgebenen Menschen, der seine glühende Hand ausstreckte und ihn packen wollte. Er wollte wegrennen, doch seine Beine versagten während alles um ihn herum verschwamm.. Unruhig wälzte er sich hin und her, doch die Zeit zum Aufwachen schien noch nicht gekommen zu sein. Unbewusst kroch Faron immer mehr unter die Decke, als würde sie ihm Schutz gewähren. "Der wird dir noch ziemliche Probleme machen..." Miguel warf dem anderen Soldat einen warnenden Blick zu, ehe er antwortete. "Was habe ich denn für eine Wahl? Soll ich ihn einfach dahinsiechen lassen? Ich habe die Verantwortung übernommen.." "Nein, sie wurde dir aufgezwungen." "Würdest du einen Befehl von Kommandant Dilandau ablehnen?" bemerkte er spitz und Gatti schüttelte geschlagen den Kopf. Die beiden Männer saßen abseits des Bettes auf dem kalten Boden, darauf bedacht den Jungen nicht zu wecken. Jeder hielt einen Krug Bier in den Händen, welches sie bei Laune halten sollte. Keiner hatte es bisher angerührt. "Miguel, du weißt ich will dir nichts Böses. Aber wie soll das weitergehen? Du kannst doch nicht plötzlich zu seinem Vater werden." "Das habe ich auch nicht vor. Aber was kann er denn dafür, dass er nun hier gelandet ist? Er hat weiß Gott ein besseres Schicksal verdient." "Kommandant Dilandau hat etwas mit ihm vor. Da bin ich mir sicher." Miguel antwortete nicht, er wandte den Kopf zur Seite und betrachtete den schlafenden Jungen. "Falls er diesen Shezar damit erpressen will...ich denke nicht, dass das funktioniert. Wer weiß, wo sich diese Bande jetzt herumtreibt." bemerkte Gatti grimmig. "Er wollte den Herzog.. stattdessen hat er jetzt einen verängstigten Jungen, der ihm in keiner Weise von Nutzen ist. Was glaubst du, wird er mit ihm tun wenn wir nach Zaibach zurückkehren?" zischte Miguel, und eine seltsame Wut tat sich in ihm auf. "Zurückkehren?" "Sie rufen die Truppen zurück...Wir sollen uns erneut nach Xantilon begeben, um uns neu zu formieren. Selbst die Stützpunkte hoch oben im Norden werden bis auf ein paar zurückgerufen. Alle besetzten Gebiete sind anscheinend gesichert. Die Generäle planen etwas großes, sonst würden sie nicht ihre Armee mit den Außenposten aufrüsten. Man munkelt, sie suchen die besten Guymilefpiloten aus jeder einzelnen Einheit heraus...." "Woher weißt du das alles?" Gatti blickte ihn verwirrt an, er konnte kaum glauben was er hört. Sie wurden von Standort zu Standort geschickt, ohne dass man die Soldaten richtig über die Vorgehensweise aufklärte. Man bläute ihnen die Gedanken ein, sie seien unbesiegbar und auf dem Weg, die gesamte Welt zu beherrschen. Die Aussicht Macht verändert die Menschen, und ebenso ihre Herzen. Schweigend führten sie ihre Befehle aus und nahmen es widerstandslos hin, auch in der Angst man würde sie bei zu vielem Nachfragen bestrafen. Gatti jedoch beobachte besorgt eine gewisse Veränderung, die er besonders in Miguel wieder erkannte. Er hoffte nur, er würde nichts unüberlegtes tun.. Und gerade als er hoffte, nie wieder darüber nachdenken zu müssen, hörte er Miguel leise seufzten. "Ich glaube, wir machen einen Fehler....." "Hör auf damit. Sprich nicht weiter.." flüsterte Gatti und sah sich unsicher um. Er fürchtete, man könnte hören wie ein Soldat, der dem Zaibacher Reich seine Treue schwören musste, seine Zweifel ans Licht brachte. "Aber es ist die Wahrheit...wo liegt der Sinn in unserem Tun?" zischte er und sah Gatti herausfordernd an. Der hatte jedoch keinerlei Interesse daran, mit ihm zu diskutieren und deutete mit der Hand in Richtung des schlafenden Jungen. "Das hier lässt dich zu sehr nachdenken. Lass es sein! Wir sind hier, um das zu tun was man uns befiehlt. Wir haben keine Wahl." Miguel hasste diese Worte. Schon zuoft hatte er sie gehört, sie gedacht. Er war es leid, nicht selbst entscheiden zu können was mit seinem Leben geschah. Und obwohl er in diese Welt der Befehle und des Gehorsams hineingeboren war, verlangte er nach etwas anderem.. "Es war nicht immer so..." "Oh doch, es war schon immer so...ganz Zaibach ist überflutet von Dunkelheit und Hass...der Boden hat nichts als Blut gesehen, die Erde ist verflucht. Ganz Gaia lebt im Licht...nur wir nicht...Wieso sollten sie besser sein als wir..." Miguel schwieg. Für seine unehrenhaften Worte könnte er hingerichtet werden, kämen sie jemals ans Tageslicht. Doch er hatte nicht vor, zu sterben. Jetzt noch nicht. Er spürte, wie eine Idee in ihm keimte, die ihm mit jeder Minute besser gefiel... Die Decke raschelte, und sein Blick lag sofort auf dem Jungen, der nun erwachte. Hastig stand er auf und deutete Gatti an, das Zelt zu verlassen. "Miguel, ich warne dich.. Wenn du irgendetwas vorhast, vergiss es so schnell wie möglich wieder. Du weißt, jeder Soldat muss über mögliche Unruhen Bericht erstatten...selbst wenn es die engsten Vertrauten sind..." Faron öffnete schläfrig die Augen, seine braunen Haare hingen ihm wirr in das kindliche Gesicht. Er war immer noch verstört, doch er begann langsam zu begreifen, was um ihn herum geschieht. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen als er Miguel sah, der sich zu ihm herabbeugte und ihm zuversichtlich über den Kopf strich. In seinen Augen erkannte er eine starke Entschlossenheit, und als der andere Soldat das Zelt schweigend verließ hörte Faron leise seine Worte... "Ich bin kein Soldat....." "Was bist du dann?" Erstaunt blickte Miguel ihn an, anscheinend hatte er seine Gedanken leise ausgesprochen. Noch ehe er vom Thema ablenken konnte, bemerkte er dass der Junge zum ersten mal aus freiem Willen heraus etwas sprach. Erleichtert über diese positive Wendung startete Miguel einen neuen Versuch, wie er es bereits vor einigen Tagen getan hatte. "Faron...willst du mir nicht sagen, woher du kommst?" Das Misstrauen kehrte in ihn zurück, und er wich unmerklich tiefer in die Matratze. Faron wollte diesem Mann vertrauen, aber all die Geschehnisse, die ihm seit Verlassen seines Heimatdorfes wiederfahren sind, hielten ihn davon ab. Bevor er gegangen war, hatte er nichts gewusst von der Welt und all dem Bösen, das in ihr herrschte. "Du brauchst wirklich keine Angst vor mir zu haben..." Er nahm all seinen Mut zusammen und blickte dem Mann ins Gesicht, ehe er leise antwortete. "Chatal...." Erstaunt sah Miguel auf, als der Junge endlich mit ihm sprach. Er kam also aus Asturia, wahrscheinlich aus einem der Dörfer nahe des Chatalgebirges. Der Gedanke an das zerstörte Pallas kam ihm, und plötzlich hoffte er dass der Junge schön länger weg von Zuhause war. Und plötzlich erkannte er es. Miguel fragte sich, wie ein kleiner Junge von Chatal bis nach Arzas kommen konnte, und vor allem wie er in die Begleitung der Rebellen kam. Schezar und die Prinzessin waren zusammen aus Freid geflohen, doch wie kam er hinzu? Doch noch ehe er eine seiner vielen Fragen stellen konnte hörte er die immer noch leise klingende Stimme des Kindes. "Weißt du, wo meine Schwester ist?" Diese Frage verwirrte ihn, doch er beschloss es rein taktisch anzugehen. Zuallererst wollte er wissen, wer dieser Junge überhaupt war und was es mit dieser Schwester auf sich hatte. "Was ist denn mit ihr passiert?" "Ich suche sie...ich suche sie, aber ich kann sie nirgendwo finden..." erwiderte er, und begann zu schluchzen. "Deine Schwester?" fragte Miguel verwundert. Faron nickte und wischte sich schnell die Tränen weg. Er fühlte sich so schwach, doch er konnte nichts dagegen tun. Immer noch glaubte er an ein Wunder, das ihn und seine Schwester wieder zusammenbringen würde. Doch mit jedem Tag, der verstrich, schwand seine Hoffnung. Die Situation schien so unglaublich aussichtslos... "Ist sie weggelaufen?" Faron sah dem Mann zu, wie er aufstand und aus einem Krug etwas Wasser in ein Glas goss. "Nein.....sie haben sie eines Nachts einfach mitgenommen.." erwiderte er, und seine kindliche Stimme klang plötzlich fest und beinahe wütend. "Mitgenommen?" wiederholte Miguel langsam, und ließ den Krug zurück auf den einfachen Holztisch sinken. Eine schleichende Vorahnung überfiel ihn, die es ihm schwer machte richtig zu atmen. Er konnte nur hoffen, dass er sich irrte. Miguel hätte niemals gedacht, dass die Worte eines Kindes ihn mehr erschrecken können als das Geräusch eines Sterbenden, der durch seine Hand sein Leben ließ. "Ich hab es gesehen....Sie wollte nicht mit ihnen gehen, aber dann....dann war sie plötzlich ganz still und hat sich nicht mehr bewegt. Es war so dunkel, als ich die Treppen hinaufging. Und als ich aufwachte, hatte ich für einen Moment vergessen, was überhaupt passiert war.." Das Flüstern des Jungen erreichte ihn, und ungläubig starrte er ins Leere. "Das....das kann doch nicht..." "Vater, was...was wollen diese Leute hier?" Erst jetzt erinnerte er sich wieder an diese eine verregnete Nacht. Doch mit einem Schlag kehrte die vermeintlich unwichtige Anweisung erneut zurück. Die einfachen Häuser, die wenigen Lichter, die aus den offenen Fenstern auf die Straße schienen. Sein Gesicht war unter der schwarzen Kapuze verborgen, niemand würde jemals wissen dass er überhaupt hier war. Der unmenschliche Händel würde stumm und ohne Erkenntnis von dannen gehen, ohne das jemand Fragen stellte. In dieser Nacht waren sie Händler, und ihre erstandene Ware lebte. "Vater, sind das Freunde von dir? Es ist mitten in der Nacht wieso.." Miguel konnte nicht glauben, dass er so blind sein konnte. Der Junge aus jener Nacht saß plötzlich vor ihm, und eine unsagbare Schuld packte ihn. Er hatte ihm seine Schwester genommen, und seine verzweifelte Suche hatte ich letztendlich direkt in die Arme derer geführt, die er tief in seinem Herzen sicher abgrundtief hasste. In diesem Moment fasste er einen Entschluss. Ohne weiter darüber nachzudenken ging er zurück zu dem Jungen und hielt ihm das Glas Wasser hin. "Hier, trink. Du musst bald wieder auf den Beinen sein..." sagte er leise, doch als Faron ihn verwundert anblickte erwiderte er nichts. Schweigend saßen sie nun zusammen, während von draußen hektische Geräusche hereindrangen. Allmählich wurde es immer lauter, und kurze Zeit später erschütterte lautes Poltern die Erde. Erschrocken wich Faron zurück, während Miguel ungläubig zum Zeltausgang starrte. "Nein...bei den Göttern, alles nur das nicht..." Er kannte dieses Geräusch nur zu gut. Noch nie hatte er es gefürchtet, lediglich nur verachtet. Doch plötzlich fühlte er eine noch nie da gewesene Bedrohung. "Bleib hier." deutete er Faron an, während er hastig aus dem Zelt ging und somit den verunsicherten Jungen alleine ließ. Mit einer schnellen Bewegung riss er den Vorhang beiseite und blickte auf das Schauspiel vor ihm. Er hätte vielleicht einen erwartet, jedoch nicht das, was sich da vor ihm aufbaute. Der Himmel schien sich zu verdunkeln, als die Festungen bedrohlich nahe über ihnen schwebten. Es waren insgesamt drei an der Zahl, und in ihrem Inneren befanden sich mehr Waffen und Maschinen, als man es sich vorzustellen wagte. Einige Guymilefs waren bereits abgeladen, und immer mehr Kampfmaschinen berührten mit kaltem Stahl den Boden Gaias. Plötzlich überrannte ihn ein schleichendes Gefühl. Miguel konnte es sich nicht erklären, doch seine Gedanken wurden dunkler und er spürte, dass irgendetwas hier war...etwas gefährliches....etwas böses. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, in Verzweiflung zu stürzen, doch mit einem Mal war alles wieder wie zuvor. "Was...geht hier vor?" stammelte er verwirrt, doch noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte rief jemand aufgeregt seinen Namen. "Miguel!" Gatti rannte auf ihn zu, und noch ehe er bei ihm angekommen war deutete er mit einer Hand nach oben. "Es ist soweit!" "Was ist soweit?" schrie er aufgebracht, als sich die Wut in ihm breit machte. Schwer atmend schüttelte er über die Unwissenheit seines Kameraden den Kopf. "Sprich endlich!" "Unser Feldzug beginnt! Wir gehen nach Basram!" Miguel versuchte, den Schock so gut es ging zu verstecken, und glücklicherweise ahnte Gatti nichts von seiner inneren Unruhe. "Niemand hat damit gerechnet, dass sie uns ein gesamtes Heer schicken. Man sagte uns, es würden nur vereinzelte Truppen losziehen, da Basram ein einfaches Ziel ist." "Einfaches Ziel?" fragte Miguel verwirrt. Er hatte von der Stadt der Seen gehört, sie lag inmitten mächtiger Gebirge. Wie konnten sich die nur Generäle vorstellen, dort einfach so hinein zu spazieren? "Frag nicht mich, ich wundere mich selbst darüber. Alles, wovon ich weiß ist der Befehl. Kommandant Dilandau hat angeordnet, noch heute Nacht aufzubrechen. Immerhin haben wir einen langen Weg von uns..." "Das ist doch vollkommen...verrückt!" erklärter Miguel mit leise Stimme, doch Gatti sah ihn sofort warnend an. "Natürlich ist es das, aber wir hinterfragen es nicht." zischte er. Seine Worte wurden von einem lauten Knall übertönt, als sich die Ladeluke der Festung über ihnen schloss. Der letzte Guymilef war nun ausgeladen. Miguel betrachtete sie argwöhnisch, etwas kam ihm an den Kampfmaschinen anders vor. Auch Gatti schien es bemerkt zu haben. "Die Guymilefs...sie sehen anders aus." Gatti nickte und senkte den Kopf näher an seinen Kameraden. "Man sagt, sie haben nicht nur die alten aufgerüstet. Sie haben sogar vollkommen neue gebaut. Ich habe vorhin mit Dallet gesprochen und er meinte, die Hexer hätten die Baupläne entwickelt. Sie haben sie verändert, irgendwie." Als sie ihre neuen Kampfgefährten aus der Weite betrachteten, schlich dieses ungute Gefühl zurück in Miguels Bewusstsein. Die mächtigen Guymilefs standen starr an ihren Plätzen, während um sie herum das Lager langsam verschwand. Die schwarzen Rüstungen strahlten eine beängstigende Dunkelheit aus, als würden sie wissen dass allein ihr Anblick die Menschen zurückweichen ließ. Bereits heute Nacht würden sie also aufbrechen. Eine Reise, die noch mehr Tod und Zerstörung mit sich bringen würde. "Mir bleibt nicht mehr viel Zeit." erkannte Miguel, und mit jeder Sekunde wusste er, dass er wenigstens einmal in seinem Leben das Richtige tun wollte. Das Licht drängte sich schmerzvoll in seine Augen, und während er die Gänge entlang schritt wurde ihm klar, wie sehr er die Dunkelheit schätzte. Ein erschreckender Gedanke kam ihm, und er fragte sich ob es an ihm lag, dass er sich nach der Finsternis sehnte. Es waren kaum noch Wachen stationiert, die meisten hatten sich bereits an die Sammelpunkte begeben. Der Haupthangar war leer. Die Guymilefs wurde alle abgeladen und jeder einzelne wurde besetzt. Folken konnte nur erahnen, was als nächstes kommen würde. Die Schriftrolle in seiner Hand bekam vom Druck seiner Hände Risse, als er an die Worte der anderen Generäle dachte. Obwohl er wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, verspürte er eine unglaubliche Wut darüber, dass es nun wirklich geschehen war. General Helio Eides war mir einer unglaublichen Verachtung auf ihn zugegangen und hatte ihm den Befehl übergeben. Sie alle wussten, was in dem versteckten Hangar im Bauch der Festung passiert war. Sie waren wütend auf die Hexer, denn sie befürchteten dass sie zuviel Einfluss auf ihre gesamte Vorgehensweise hatten. Genauso waren sie wütend auf ihn, da er ihrer Meinung nach Schwäche gezeigt hat, indem er den Tod des Soldaten mit Mitleid betrachtet. Ein verbittertes Lachen entschwand ihm.. "Sie haben keine Ahnung, wie viel Macht die Hexer wirklich haben...Wo sie überall ihre Finger im Spiel haben..." dachte Folken. Ihr Feldzug war nicht mehr aufzuhalten, dessen wurde er sich plötzlich bewusst. Energisch schlug er die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf und trat in die willkommene Dunkelheit. Ein plötzlicher Anfall von Schwäche überkam ihn, und müde lehnte er sich an die kalte Barriere. Folken musste nicht aufsehen, um zu wissen weshalb plötzlich eine der blau schimmernden Lampen wie von Geisterhand den Raum erhellte. "Ihr fürchtet euch. Ihr tut es nicht umsonst..." "Jeder Mensch fürchtet sich vor dem Untergang." "Nicht jeder, das wisst Ihr..." Ihre kalten Worten erreichten nicht ihre Augen, doch sie wandte sich nicht ab. Er sollte sehen, was sie schon längst wusste. Die Hoffnungslosigkeit, die sie alle vernichten würde. "Du weißt, was als nächstes Geschehen wird...nicht?" Sora nickte, und als sie seinem gesenkten Blick folgte überkam sie plötzlich das Bild ihrer Schwester. Noch nie wurde ihr klar, wie sehr er ihr ähnelte. Folken war wie seine Mutter, still und voller Sorgen. Einst verstanden sie sich wortlos, mit Blicken konnten sie ausdrücken, was sie fühlten. Schon als er das Schloss verließ, um den Drachen zu jagen, wusste sie dass er niemals als der zurückkommen würde, der er vorher war. Oft fragte sie sich, ob sie es hätte verhindern können. "Komm zurück....Ich bitte dich, Schwester, komm zurück..." Der Wald war dunkel, die Wipfel der mächtigen Bäume wehten sanft im Wind umher. Der Mond ließ seinen Glanz auf die Erde fallen, während sich die Nacht ihrer finstersten Stunde näherte. Adom schlief, das Land der Drachen wurde bereits vom Herbst empfangen. Das Erntefest war zuende gegangen, während die ersten Blätter auf die Erde fielen. In den Schatten des Schlosses schlich sich eine einsame Gestalt in die Gärten, unbemerkt von den Wachen, die im Schein des schwindenden Lampenlichts ihres Weges gingen. Die Stimmen des Abends waren verstummt, jetzt regierte die Stille der Nacht. Ihr Weg führte sie an dem kleinen Pavillon vorbei, der inmitten der endlos scheinend grünen Landschaft hervorragte. Das Schloss baute sich mächtig hinter ihr auf, doch je weiter sie ging desto mehr verdeckten die Wipfeln den Blick zurück. Endlich erreichte sie die mächtige Trauerweide, die ihre unzähligen Äste in den kleinen See tauchte. Winzige weiße Lichter schwirrten in der Luft umher, bis sie irgendwann in der Ferne verschwanden. Plötzlich überkam sie eine friedliche Ruhe, und die Frau setzte sich still an das Ufer, nicht darauf bedacht ihr seidenes Kleid vor der Erde zu schützen. "Ich habe keine Angst mehr..." Als die Worte ihren Mund verließen, erschien Sora lautlos neben ihr. Das Flüstern in der alten Sprache hinterließ einen schmerzenden Abdruck in ihrem Herzen, denn ihr wurde klar, dass sie alle schon bald vergessen sein würden. Die Zeit forderte unbarmherzig ihre Opfer. "Es ist das einzige mal, dass ich dich bitte. Das erste und das letzte mal." flüsterte Sora, doch ihre Schwester schüttelte den Kopf. "Hier ist mein Zuhause...Hier ist meine Familie...Mein Mann, meine Söhne....mein Volk. Ich werde sie um nichts in der Welt aufgeben...." Verzweiflung überkam sie, als sie sich auf die Knie warf und energisch Varies Hände packte. "Hast du mir nicht zugehört? Hast du es nicht bereits selbst gespürt?" "Ich brauche die Zukunft nicht zu kennen. Ich bin nicht wie du...ich bin glücklich.." "Du wirst sterben, Varie...." presste sie hervor, ehe sie den Kopf senkte um die Wut über die Sturheit ihrer Schwester zu verbergen. In der Ferne hörte man den einsamen Ruf eines Wolfes, der sich wie ein leidvoller Vorbote über die Nacht legte. "Dann werde ich als Mutter sterben, die ihre Kinder beschützt..." "Nichts kann sie schützen...nichts..." Varie sah erschrocken auf, doch Sora entzog sich sofort ihrem Blick. "Bist du gekommen, um mir zu sagen dass das Leben keine Hoffnung mehr hat? Oder bist du gekommen, um mir zu sagen was ich sowieso nicht glaube werde?" "Heute nacht.....Heute nacht ist sie zu mir gekommen.." flüsterte sie. "Wer? Wer ist zu dir gekommen?" fragte Varie ungeduldig, als sich plötzlich die Angst in ihr breit machte. "Ich habe sie gesehen...die ewige Finsternis...Die Vision der Welt, wie sie in Dunkelheit versinkt. Es hat bereits begonnen.." "Das ist nicht wahr. Du siehst nur, was du sehen willst...Du selbst wünschst dir das Ende, deshalb siehst du es auch." "Dies war nicht meine Vision...es war ihre.." Energisch stand Varie auf und ballte die Hände zu Fäusten, bis es schmerzte. "Deine dunklen Vorahnungen werden mir nicht das nehmen, was ich am meisten liebe. Du hast sie alle von Anfang verachtet, genauso wie du mich verachtest. Du gibst mir die Schuld an deinem Elend, doch es war nicht mein Wille dir diese Gabe aufzuerlegen." "Das ist keine Gabe...das ist ein Fluch. Ein Fluch, den ich akzeptiert habe..." erwiderte Sora, und mit ausdruckslosem Blick starrte sie ihrer Schwester entgegen. "Du hast niemals geliebt, Sora...niemals....Du weißt nicht, wieso ich dich verlassen haben. Niemals hast du es verstanden. Du wolltest mich mit in den Untergang reißen, weil du genau wusstest dass du dann nicht alleine sein würdest. Aber ich liebe Goau, und ich liebe meine Kinder. Stirbt Goau, sterbe auch ich. Aber ich werde alles dafür geben, dass Folken und Van auf dieser Welt weiterleben, egal was mit mir geschieht." "Wie kann ich jemanden lieben, der mir meine Schwester entrissen hat? Wie kann ich jemanden lieben, der Städte auslöschen wird und tatenlos dabei zusieht? Wie kann ich jemanden lieben, der aus Rache töten wird und den Hass tief in seinem Herzen trägt!" rief Sora, ehe Varie einige Schritte zurückwich. "Was redest du da..?" "Ich spreche von dem, was passieren wird! Goau....Folken....Van...Sie alle werden kläglich zugrunde gehen, weil sie das Leid Gaias nicht akzeptieren!" "Wie kannst du nur solch schreckliche Worte sprechen..." "Ich habe das Recht dazu. Sieh es endlich ein, Varie...du kannst nicht ewig davonlaufen. Ich flehe dich an, komm mit mir. Lass all das hier hinter dir und rette dich...ich bitte dich..." Die Blätter der Trauerweide bewegten sich sachte im Wind, und es war als würden sie ihre ganz eigene Melodie spielen. Die beiden Frauen standen sich stumm gegenüber, ihre Worte hingen wie dichter Nebel über ihnen und versperrte die Sicht auf den jeweils anderen. Die Königin Fanelias schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich habe genug davon.. Deine Worte können mich nicht mehr in Angst versetzen. Versinke in deinen düsteren Träumen, aber verschone mich damit. Und nun geh...dies ist unser Abschied, Schwester..." Schweigend verschwanden sie in der Stille der Nacht, ihre leisen Schritte hallten wie das Echo eines aufkommenden Sturmes in den Ohren derer, die um die Welt weinten wenn das Ende kam. Niemand entdeckte das verwirrte Paar Kinderaugen, hinter denen verzweifelt versucht wurde das eben gesprochene zu verstehen. Das helle Gewand der anderen Frau schien ihm beinahe unwirklich zu sein, der helle Glanz erinnerte ihn an das Federkleid von hundert schneeweißen Tauben. Seine Mutter würde niemals erfahren, dass er in dieser Nacht hier war. Van würde nicht die Möglichkeit haben, es ihr jemals zu erzählen. Feuer und Schwert würden kommen.... ~*~ A mother's love Is a sacrifice Together sleeping Keeping it all... ~*~ Zufrieden beobachtete Elayra, wie ihre Gäste sichtlich gesättigt die Teller von sich schoben. Niemand hatte etwas übrig gelassen und sie war froh, die ausgehungerten Männer und Frauen versorgt zu haben. Dennoch fiel ihr auf, dass nicht alle anwesend waren. Das Poltern der Tür ließ sie hochschrecken, und als sie den Grund des unnötigen Lärms erkannte wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. Auch die anderen sahen verwundert auf, als der Junge wütend durch den Saal lief und keinen von ihnen eines Blickes würdigte. "Rahaan." sagte sie ruhig, dennoch bestimmt. Der Junge blieb stehen, verweilte jedoch stumm. "Möchtest du unsere Gäste nicht begrüßen?" Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung. Widerwillig drehte er sich zu den Neuankömmlingen um, blickte aber keinen von ihnen direkt an. Doch während er versuchte, einen Punkt zu fixieren, der ihn von all den Augen um ihn herum abhielt, streifte er ungewollt den Blick eines jungen Mädchens. Nur für den Bruchteil einer Sekunde sahen sie sich an, und als sie sich abwandte tat er, was seine Mutter von ihm verlangte. Er verbeugte sich vor den Anwesenden und hieß sie leise willkommen. Elayra nickte zufrieden. "Möchtest du nicht auch etwas essen?" fragte sie ihn schließlich, doch Rahaan schüttelte abweisend den Kopf. "Nein danke. Ich sitze nicht mit Verrätern an einem Tisch." Ein empörtes Raunen ging durch den Saal, als Elayra geschockt aufstand und ihrem Sohn nachsah, der ohne weiteres kehrt machte und dann die Tür hinter sich schloss. Milerna blickte ihm stumm hinterher. Sie fragte sich, wieso er so auf sie alle reagiert hatte. Es herrschte plötzlich eine schwere Spannung, und Elayra seufzte leise auf, ehe sie sprach. "Bitte verzeiht. Ich hoffe ihr fühlt euch nicht allzu beleidigt, aber...Rahaan hat nicht gerne Fremde um sich..." Noch während sie es aussprach, erkannte Milerna die Lüge, die sich zwischen ihren Worten hindurchschlängelte. Sie glaubte nicht, dass der Junge einfach nur scheu war. Er hatte einen Grund, weshalb er seiner Verachtung freien lauf ließ. Kurz sah sie zu Allen, der jedoch nur belanglos nickte und Elayra erklärte, sie brauche sich nicht zu entschuldigen. "Wir sind es wohl gewohnt, nicht überall willkommen zu sein.." dachte sie resigniert. Milerna konnte einfach nicht verstehen, wieso so viele Menschen an den Motiven der Abaharaki zweifelten. Sie taten doch niemandem Unrecht, sie kämpften einzig und allein für die Freiheit und das Ende der Tyrannei Zaibachs. Während Dryden und Pyras gemeinsam durch die obere Etage des Hauses schritten, blieb sein Hausherr plötzlich stehen. Dryden drehte sich verwundert um und sah den plötzlich angestrengten Ausdruck in seinen Augen, als habe er etwas erblickt das ihn verwirrte. "Pyras, ist alles in Ordnung?" Es dauerte einen kurzen Moment, bis er antwortete, und sein Blick schien immer noch in weite Ferne gerichtet zu sein. "Ja....es ist nur...mir war, als hätte ich etwas gespürt. Eine riesige Welle von Gefühlen, doch ich habe keinerlei Ahnung woher..." erklärte er nachdenklich. Drydens Miene verfinsterte sich. Die Aussage seines Gefährten beunruhigte ihn, denn er wusste dass er sich auf dessen Ahnungen immer verlassen konnte. Nachdem er vor so vielen Jahren aus Zaibach geflohen war, hatte sich Pyras in Asturia versteckt. Er hoffte, sie würden ihn dort nicht finden, doch die Hexer hielten sich nicht an solch belanglosen Dingen wie das Verschwinden eines Lehrlings auf. Für sie war er lediglich ein schwaches Glied in der Kette ihrer Hierarchie, das sich selbst aussortiert hatte. Es würden andere kommen, die die dunkle Gabe in sich trugen. Schwarze Magie, gepaart mit Wissenschaft, war eine ausgesprochen starke Waffe. Niemand wusste, was sich im Inneren der Festung abspielte, nicht einmal die Generäle wussten über alles bescheid. Sie waren grausame Lehrer, und was sie ihren Lehrlingen beibrachten waren Dinge, die sie niemals mehr vergessen konnten. Immer hielten sie Pyras für zu menschlich, sie verachteten das Mitleid und die Angst, die in ihm keimten. Es war ihr Ziel genau diese auszulöschen, doch es gelang ihnen einfach nicht. "Ach...ich denke, ich werde wohl langsam verwirrt auf meine alten Tage." scherzte Pyras, wohlwissend dass Dryden bei dem Gedanken sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. "Damit beleidigst du auch mich, immerhin bist du nur ein paar Jährchen alter als ich. Und ich halte mich sicherlich nicht für alt. Verwirrt vielleicht, aber nicht alt." "Du bist unglücklich, nicht wahr?" Seine direkte Frage ließ Drydens Lächeln erstarren, und hastig wandte er sich ab. Mit schnellen Schritten ging er die Treppen hinab, Pyras dicht hinter ihm. "Was damals geschehen ist, kannst du nicht mehr rückgängig machen. Menschen machen Fehler, aber sie lernen auch daraus." "Mit diesem Fehler habe ich alles zerstört, das weiß ich. Belass es bitte dabei." "Wie du willst. Doch je mehr du wegläufst, desto unbarmherziger verfolgt dich dein Herz." Dryden versuchte, seine Worte zu ignorieren doch sie drängten sich immer wieder in seinen Kopf. Der Geruch von Essen wurde plötzlich deutlich, und kurz kam es ihm so vor als höre er im angrenzenden Speisesaal jemanden laut sprechen. Doch schon nach wenigen Momenten war es verschwunden. Plötzlich dachte er an Sekir. Er hoffte, der Pilot hatte seine Aufgabe erledigt und würde bald zurückkehren. Es gab wichtige Fragen, auf die er Antworten haben wollte. Obwohl es schon Jahre her war, wünschte er sich inständig zu wissen, dass alles in Ordnung war. Vielleicht würde es ihm dabei helfen, seine immer mehr schwindende Hoffnung wiederzufinden. Und wenn er Glück hatte, "Wir sollten uns lieber auf den morgigen Tag vorbereiten. Es gibt vieles, was getan werden muss." antwortete er schließlich, und Pyras nickte. "Ich werde einen Boten schicken.." "Das wird nicht nötig sein. Darum habe ich mich bereits gekümmert." "Du bist schneller als ich dachte, Pyras..." Er streckte die Hand aus und hielt kurz inne, bevor er den Türknauf berührte. "Ich tue mein Bestes." ~*~ So I took what's mine by eternal right. Took your soul out into the night.... ~*~ "Ich hasse dich....." In der Ferne hörte sie jemanden weinen. Ein leises Wimmern, kaum zu vernehmen und doch so laut, dass es beinahe unwirklich schien. Und als er die Worte sprach, deren Wahrheit sie längst kannte, verstummte das Weinen. Träume, an denen einst festgehalten wurde, verschwanden. Sie wollte hinaus aus der Dunkelheit, doch sie fürchtete sich. Wie sollte sie in einer Welt überleben, an die sie nicht einmal mehr glaubte? Eine Realität, die nichts als Kummer für sie übrig hatte. Sie lebten beide nicht mehr in dieser Welt. "Hass und Liebe liegen nah beieinander. Sie können sich sogar überschneiden...Und manchmal ist Hass nur ein Ausdruck für Liebe. Eine Liebe, die so unerträglich ist dass es keinen Ausweg mehr gibt...." Eine seltsame Dankbarkeit durchströmte sie, als sie an seine Worte dachte. Sie war froh, wenigstens etwas in ihm zu bewegen. All die vielen Male, als sein leerer Blick umherwanderte, fürchtete sie man habe alles zerstört. Die Vorstellung, ihn nur als kalte Hülle zu wissen, brachte sie beinahe um. Nun kannte sie ihren Wunsch, doch Hitomi schwör sich in auf ewig geheim zu halten. "Hass ist ein Gefühl. Und ist es nicht besser, wenigstens etwas zu fühlen als rein gar nichts?" flüsterte sie, während sie spürte wie sein Griff um sie stärker wurde. Sein Schweigen überraschte sie nicht, sie kannte ihn zu gut um auf eine Antwort zu hoffen. Die Stille, die nun einkehrte, ließ sie zum ersten Mal bemerken wie schwer sie beide atmeten. Sie erinnerte sich kaum, weshalb sie überhaupt nach unten gegangen war. Er rührte sich nicht, nicht einmal als sie denk Kopf senkte und sich ihre Hände in sein Hemd krallten. Er war ein König. Dieser Gedanke schoss urplötzlich durch ihren Kopf. Die ganze Zeit wusste sie es, doch niemals dachte sie darüber nach. Es war so seltsam, ihn anzusehen und zu wissen, dass er das Recht hatte über ein gesamtes Land zu herrschen. ~*~ It may be over but it won't stop there, I am here for you if you'd only care... ~*~ "Fanelia ist zerstört..." Hitomi hatte es selbst gesehen. Den Untergang eines Reiches, das in einem Meer aus Flammen verschwand. Wie viele Menschen ihr Leben lassen mussten, konnte sie nur erahnen. Für einen Moment schloss sie die Augen, als sie spürte wie ihr mit einem Mal schwindelig wurde. Ein undeutliches Trommeln erklang, und ihr war als hörte sie leise jemanden flüstern. Leicht schwankend versuchte sie, einen Schritt zurückzugehen, als er endlich aus seiner Starre erwachte. Van sah sie durchdringend an, ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Entschlossen hielt er sie fest und wartete darauf, dass sie die Augen öffnete. Er wollte sie ansehen und wissen, dass alles in Ordnung war. Als es nach scheinbar unendlichen Sekunden geschah, blickte sie ihn beschämt an. Und gerade als sie den Mund öffnen wollte, weiteten sich ihre Augen. Es dauerte keinen Atemzug, bis Van ihren Blick deuten konnte. In ihrem Gesicht spiegelte sich die blanke Furcht. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, als würde sie beinahe ersticken. Sie starrte auf die Wand hinter ihm, doch als Van sich umdrehte sah er nichts außer dem alten Gemäuer. Erneut wandte er sich zu ihr und packte sie an den Armen. "Was siehst du?" Doch Hitomi schien ihn nicht zu hören, während sie voller Angst geradeaus blickte. Ihrer Kehle entschwanden leise Schluchzer, die mit jedem Mal lauter wurden. Verzweifelt versuchte sie, sich die Hände vor das Gesicht zu schlagen, doch sie war wie gelähmt. Sie waren da. Sie waren da, und sie konnte sie sehen. Niemals hätte sie gedacht, etwas so furchtbares zu erblicken. Ihre verzerrten Gesichter starrten sie voller Hass an, schwarzes Blut quoll aus ihren Augen während ihre Münder zu schmervollen Schreien aufgerissen waren. Tote Seelen, dazu verdammt in der Unterwelt auf ewig gefangen zu sein. Sie dürsteten nach Rache, nach Genugtuung für alles, was sie erleiden mussten. Für alles, was sie wegen ihr erleiden mussten. Die Opfer von Krieg und Hass, erschaffen durch einen einzigen Gedanken der Göttin. Dämonen, die ihre ewige Seele hinab in die Unterwelt reißen wollten, genauso wie man es ihnen angetan hatte. Ihre Meister, Phobos und Deimos, mussten gerächt werden. Das faulige Fleisch war längst verbannt und hatte ein Stück Erde vernichtet. Wie ein Echo hallte das widerliche Geräusch zurück, als sich ihre Körper in Stücke teilten. Immer wieder riefen sie ihren Namen, die schrecklichen Stimmen klangen wie schrille Schreie qualvoll sterbender Menschen. "Sieh, was du getan hast! Du stinkst nach Tod, genau wie wir! Du gehörst uns! Uns!" Unzählige halbverfaulte Hände streckten sich ihr entgegen, aus den löchrigen Körpern kroch widerliches Getier. Leichengeruch drängte sich in ihre Nase, bis sie glaubte sie müsse erbrechen. Ihr Bauch zog sich krampfartig zusammen, und erst viel später bemerkte Hitomi, dass sie es war die laut schrie. Van wusste nicht, was er tun sollte. Irgendetwas machte ihr furchtbar Angst, doch er konnte nichts dagegen ausrichten. Ihr Schrei ging ihm durch den gesamten Körper, aber all seine Versuche sie aufzuwecken schlugen fehl. Sie reagierte nicht auf ihn, und die Machtlosigkeit machte ihn wahnsinnig. Plötzlich stieß sie ihn mit einer solchen Kraft von sich, dass er einige Schritte zurückfiel. Panik erfasste ihn, als er bemerkte was sie vorhatte. Blind rannte sie die Treppe hinauf, und als sie beinahe stürzte war Van sofort wieder auf den Beinen. Ohne darüber nachzudenken eilte er ihr hinterher, hinauf in die Eingangshalle. Die Holztür schlug ihm beinahe ins Gesicht, doch mit einem kräftigen Stoß trat er sie auf. Er erkannte nicht die geschockten Blicke der anderen, die ihm nachsahen. Er hörte nicht, wie Milerna nach ihm rief und Aina laut Hitomis Namen schrie. Im Moment fixierte sich sein Verstand nur auf eines... Die unsagbare Furcht trieb sie an und verlieh ihr eine beinahe übermenschliche Schnelligkeit. Sie riss die Tür des Gasthauses auf und rannte schließlich auf die Strasse. Die Luft schlug ihr wie stickiger Rauch ins Gesicht und eine drückende Hitze machte sich überall um sie herum breit. Jemand folgte ihr, das spürte sie. Die Menschen auf der Strasse sahen sie verwundert an, einige fragten sogar ob sie ihr helfen könnten. Doch als sie in die Gesichter ringsum blickte, sah sie nur verbrannte Mienen, Fratzen die sich ihr entgegenstreckten. Die Gebäude um sie herum begannen, vor ihren Augen zu zerfallen. Flammen schossen überall hervor, und der Weg war getränkt in tiefrotes Blut. "Bitte...bitte nicht..." flüsterte sie, als sich ihre Schritte verlangsamten. "Wo du auch hingehst, die Finsternis wird dir folgen...." In ihren Lungen brannte es wie Feuer, während sich der Himmel über ihr verdunkelte. Donner ertönte, und dann begann es zu regnen. Doch der Himmel weinte keine einfachen Tränen...er weinte Tränen aus Blut. Es prasselte unbarmherzig auf sie herab, und als sie die schreckliche Wärme spürte, schrie sie erneut. Van hastete die Gassen entlang, in der Hoffnung sie noch rechtzeitig einzuholen bevor etwas geschah. Er kümmerte sich nicht um die Leute, die diesem mehr als seltsamen Schauspiel erstaunt zusahen. Nach einigen Metern bemerkte er, dass sie langsamer wurde. Darauf beschleunigte er sein Tempo, und als er sie endlich eingeholt hatte hechtete er nach vorne. Er packte sie an der Hüfte, und zusammen fielen sie zu Boden. Der Sturz hatte sie in einen noch tieferen Schock versetzt, und panisch versuchte sie sich aus dem Griff zu befreien. Doch es half alles nichts, sie war gefangen. Der Boden fühlte sich an wie heiße Asche, und Tränen traten ihr in die Augen. Hitomi blickte wirr umher, doch sie konnte nicht erkennen wer sie zu Fall gebracht hatte. Alles was sie sah, war ein mächtiger schwarzer Schatten, der sich über sie beugte und ihre Arme festhielt. Ein Mann, wahrscheinlich ein Kaufmann, ging auf das Paar zu und trat vorsichtig an den Mann heran. "Braucht Ihr Hilfe?" fragte er, doch Van warf ihm einen gefährlichen Blick zu. "Verschwindet! Geht weg von ihr!" "Aber..." "Tut was ich sage! Macht schon!" rief er, und die Anwesenden traten alle schockiert zurück. Er wandte sich wieder der vor Angst zitternden Frau zu, die im Dreck vor ihm lag. Van hoffte, sie irgendwie aufwecken zu können. Ihre Kopf bewegte sich hektisch hin und her, als würde sie mit jedem Blick eine neue Scheußlichkeit erkennen. Entschlossen legte er seine Hände an ihre Wangen und sah sie durchdringend an. "Hitomi, kannst du mich hören?" Sie reagierte nicht, und als immer mehr Tränen ihre Wangen hinabliefen spürte er, wie die Verzweiflung immer tiefer in ihn kroch. Fester umfasste er ihr Gesicht und zwang sie somit, still zu liegen. Todesangst starrte ihm entgegen. "Sieh mich an!" Ihr Atem ging stoßweise ein und aus, als ihr Widerstand schwächer wurde. "Hitomi, sie mich an!" schrie er. "Sie....sie sind überall...Sie sind überall! Feuer....Tod.....alles ist tot...niemand ist mehr da.....niemand...." presste sie hervor. "Verdammt, sie mich endlich an!" Sie atmete tief ein, als eine Stimme sie zurück in die Wirklichkeit holte. Nochmals sah sie sich panisch um, doch all die schrecklichen Bilder waren verschwunden. Kein Blut klebte mehr an ihr, keine Asche verbrannte ihr mehr den gesamten Körper. Das einzige, was sie sah war sein Gesicht. Er hatte sich über sie gebeugt und atmete schwer, die Augen nur auf sie gerichtet. "Ich dachte...........ich würde.......sterben....." sagte sie leise und schloss erschöpft ihre schweren Lider. "Das wirst du nicht. Nicht solange ich noch am Leben bin." Seine Worte waren nur ein leises Flüstern, er wusste nicht einmal ob sie ihn hören konnte. Doch selbst wenn nicht, sein Versprechen würde auf ewig gelten. Van hob ihren leichten Körper in seine Arme, während sie ich beruhigte und ihre Atmung flacher wurde. Doch anstatt vor Erschöpfung einzuschlafen, umfasste ihre Hand das Zeichen an seinem Oberarm. Er ließ sie gewähren, und ohne sich umzublicken ging er zurück in Richtung Gasthaus. Hitomi fühlte seinen Herzschlag, und für einen Moment vergaß sie, was sich vor wenigen Minuten überhaupt abgespielt hatte. Ihre Gedanken drifteten umher, ohne Ziel, verworren in einem grauen Nebel aus Zweifel und Wissen. Und doch spürte sie, dass sie sich in diesem Augenblick keine Sorgen machen musste. Sie war sicher, wenn auch nur für jetzt. Das Mal an seinem Arm gab ihr seltsamerweise Halt, doch sie konnte sich nicht erklären wieso. Der Nebel in ihren Gedanken zog weiter, doch schon bald würde er erneut für die Wirklichkeit weichen müssen... "Du wurdest geboren, um das zu beschützen was dir am meisten bedeutet....." ~*~ You just need to heal Make good all your lies Move on and don't look behind.... ~*~ Milerna ließ den Löffel zurück in die Schale fallen, als sie den Schrei hörte. Hastig blickte sie umher, doch alles was sie sah waren die verwirrten Gesichter der anderen. Aina blickte ängstlich an, sie konnte sich denken was das junge Mädchen in diesem Moment wohl dachte. "Was....was war das?" fragte sie schließlich, doch niemand gab ihr eine Antwort. Allen war der erste, der das Schweigen brach indem er bestimmend aufstand und erklärte, sie sollen hier warten. Milerna fühlte die Wut in sich, als sein teilnahmsloser Blick ihren streifte. Schon seit geraumer Zeit fragte sie sich, was mit ihm los war. Er verhielt sich so abweisend und kalt, dass sie ihn kaum wiedererkannte. "Ich denke, es wäre besser wenn..." warf Dryden ein, doch Allen beachtete ihn gar nicht und schritt zur Tür. Seine Hand glitt langsam an den Griff seines Schwertes. "Was hast du vor?" rief Milerna, doch auch sie wurde nicht mit einer Antwort belohnt. Sie wollte gerade erneut ansetzen, als sie bemerkte wie Aina hektisch aufstand und in Richtung Tür hastete. Mit einer einzigen Bewegung schlüpfte sie an Allen vorbei, der ihr etwas perplex hinterher starrte. "Aina! Warte!" Milerna folgte ihr und stieß Allen von der Tür weg. "Bei den Göttern, was...." Er wurde von Pyras tiefer Stimme unterbrochen, und als er seine Worte sprach blickten ihn alle erschrocken an. "Sie sind hier. Sie sind hier, und sie kann sie sehen...." Elayra sprang verwirrt auf und zum ersten Mal erhob auch sie ihre Stimme. "Was soll das heißen? Was ist hier überhaupt los?" "Meine Liebste, glaube mir...du willst nicht wissen, was geschieht...." "Und ob ich das will! Was geht in unserem Haus vor?" "Wir können sie nicht daran hindern....es muss geschehen." "Wovon zum Teufel sprichst du!" rief sie, und als Dryden den Kopf senkte und die Augen schloss war sie verwirrter als zuvor. In der Hoffnung, er würde reden wandte sie sich an ihn. "Dryden...was..." "Elayra...geh hinauf und richte ein Zimmer her. Ich bitte dich." "Aber..." "Tu es einfach." erklärte Pyras, der mit einem Male erschöpft aussah, als hätte er den ganzen Tag gearbeitet. Dryden erkannte seine Anstrengung, und deutete ihm an sitzen zu bleiben. "Ich werde dir helfen...Komm." Allen hatte nicht vor, sich dieses Schauspiel noch länger anzusehen. Entschlossen öffnete er die Tür und trat hinaus zu Milerna und Aina...Dryden sah ihm zweifelnd hinterher. Er befürchtete, dass sich alles nun überschlug. Erneut wandte er sich an Elayra und bat sie, ihm die Gästezimmer im oberen Stockwerk zu zeigen. Mit zweifelnder Miene folgte Elayra dem Freund ihres Mannes, doch sie konnte sich nicht erklären was all das hier zu bedeuten hatte. Als sie die Tür hinter sich schloss und durch die Küche in den oberen Stock schritten, hörte sie Milerna schreien. Sie konnte nicht genau verstehen, was sie sagte, doch sie war sich sicher dass von nun an alles anders werden würde. Die Zeit der Ruhe war vorbei.. Pyras hatte den Kopf in die Hände gestützt, sein Atem ging in tiefen Zügen ein und aus. Er wusste, er hätte es schon viel früher spüren müssen, doch seine Sinne waren nach all den Jahren nicht mehr so geschärft wie zu seiner Zeit in Zaibach. Zaibach. Allein der Gedanke daran ließ ihn erschaudern. Er wusste genau, mit welchen Künsten man ihn dort zu dem gemacht hat, was er nun war. Niemals hatten sie vor, aus ihnen das zu machen was sie immer vorgaben. Schwarzmagier, die die Kraft hatten die Elemente zu kontrollieren. Die die Kraft hatten, ihre Gegner zu manipulieren indem sie ihnen ihren Willen aufzwangen. Die die Kraft hatten, Menschen dazu zu bringen sich selbst auf grausamste Art und Weise zu töten... Pyras würde es niemals laut zugeben, doch ein paar der Dinge, die man sie lernen ließ waren manchmal äußerst hilfreich. Eine dunkle Energie war plötzlich aufgetaucht, sie schien alles um sie herum zu erdrücken. Er spürte es, wie ein schweres Gewicht das auf seinen Schultern lastete. Doch Pyras wagte nicht sich vorzustellen, was sie gesehen hatte.... Das einzige, was ihn überraschte war das Verschwinden der Schwere. Von einer Sekunde auf die nächste war alles weg, als wäre es niemals da gewesen. Irgendetwas hatte die Dunkelheit vertrieben. Pyras war verwundert, denn er wusste welche Kraft nötig war, um eine solch finstere Energie zu vertreiben. "Ich frage mich, wie...." Grübelnd starrte er auf die Kerze, die vor ihm auf dem stand. Elayra hatte sie in eine Glasschale gestellt, um den Kessel mit Tee warm zu halten, der darauf gestellt wurde. Er beobachtete die Flamme, die bis vor wenigen Momenten noch eifrig hin und her tanzte. Nun war sie starr, als wäre sie auf einem Gemälde festgehalten. Er blies einen leichten Lufthauch hinaus, doch immer noch blieb das kleine Licht bewegungslos. Wissend wandte er sich ab und stand auf. "Selbst das Feuer wurde vertrieben....Die Dunkelheit hat schon längst begonnen, Besitz von ihr zu ergreifen...." ~*~ Tears are falling from heaven but no one sees.. Silence is death Each time a world falls... ~*~ "Das ist wunderbar. Einfach nur wunderbar." Zufrieden blickte Dilandau auf die knienden Riesen, die sich vor ihm in den Himmel reckten. Er spürte den Drang in sich, das Ausmaß ihrer Zerstörung zu erkunden. Doch er hatte seinen Befehl, und der lautete bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten. Mit einem letzten Blick auf die mächtigen Guymilefs wandte er sich ab und schritt zurück in sein Zelt. "Diese ewige Warterei...wie ich sie hasse...da wird man ja wahnsinnig." murmelte er, während er sich ein weiteres Glas Reiswein einschenkte. In einem Zug schluckte er die bittere Flüssigkeit herunter, und obwohl es in seiner Kehle brannte leckte er sich genüsslich über die Lippen. Die Nachricht über die Truppenverstärkung hatte ihn zuerst wütend gemacht, Dilandau fühlte sich beinahe beleidigt da er es nicht für nötig empfand, noch mehr Männer zu postieren. Doch er nahm den Befehl der Generäle ohne Beschwerden an, da er sicher war dass dies etwas zu bedeuten hatte. Endlich wurden sie losgeschickt, um Basram zu besetzen. "Dieses verdammte Pazifistenpack. Nur weil sie glauben, durch den Sturz ihres Kaisers und ihrer sogenannten Demokratie wären sie vor Krieg sicher, haben sie sich aber gewaltig geirrt..." Das leise Geräusch eines Vorhangs, der beiseite geschoben wurde ertönte und er wandte seinen Blick in die Richtung der Störung. Ein einfacher Soldat trat ein, verbeugte sich demütig und stand anschließend in militärischer Starre vor ihm. Dilandau bemerkte plötzlich, dass dieser Mann keinerlei Furcht vor ihm verspürte wie es sonst die meisten der Männer taten. Als der gefürchtetste Befehlshaber der Black Dragon Einheiten kostete er diesen Ruf voll aus, und die Ungerührtheit des Soldaten verärgerte ihn bis über alle Maßen. "Kommandant Dilandau, General Folken wünscht einen Lagebericht über den letzten Vorfall." Der einfache Satz überraschte ihn so sehr, dass sich seine Augen zu engen Schlitzen verengten. Dilandau fragte sich woher Folken nur immer wusste, was er gerade tat. Wüsste er es nicht besser würde er glauben, er habe seine Spione auf ihn angesetzt... "Folken....dieser elende..." dachte er und ballte die Hand zur Faust, ehe er den ruhig wartenden Soldaten wieder beachtet. "Wer hat dich geschickt?" "Ich erhielt einen schriftlichen Befehl direkt von General Folken." erklärte er und hielt ihm ein zusammengerolltes Pergament hin, dass Dilandau ihm auch sofort aus der Hand riss. Hastig überflog er die sauber geschriebenen Zeilen, die Wut wuchs mit jedem Wort. In kurzen, deutlichen Sätzen wurde ihm befohlen zu erklären, wieso er bei Nacht unerlaubt das Lager verlassen hatte und einen Gefangenen zurückbrachte. "Wieso schickt mir dieser Ignorant noch einen nutzlosen Soldaten, mit dem ich sowieso nichts anfangen kann?! Was soll das überhaupt?" presste er hervor. "Kommandant, verzeiht, aber Ihr solltet nicht so respektlos über General Folken sprechen, wenn sein Rang den Euren übersteigt." Dilandaus Augen fixierten den Soldaten mit solch unglaublicher Wut, dass man glauben konnte er würde ihn auf der Stelle sein Schwert durch die Brust stoßen. Die Unerschrockenheit, die ihm entgegengebracht wurde erinnerte ihn plötzlich an seinen ärgsten Feind. Doch statt erneut in Gedanken der Wut zu versinken richtete er seine Aufmerksamkeit in eine ganz andere Richtung. "Wie ist dein Name?" "Kahdil, Kommandant." "Seit wann kämpfst du in dieser Armee?" "Diesen Winter sind es neun Jahre." Selbst Dilandau konnte die plötzliche Verwunderung aus seinem Blick nicht verbannen. Er musterte den Soldaten vor ihm, der sicher nicht älter war als 25 Winter. Wer schon in solch jungen Jahren zum Töten ausgebildet wurde trug den Kampf tief in sich... "Hör zu, Soldat. Ich habe weder die Absicht noch das Bedürfnis, irgendwem mitzuteilen was ich in meinem Lager anstelle. Hier habe ich das Kommando, und das wird auch so bleiben." "Ich habe meinen Befehl, und den werde ich auch ausführen, Kommandant. General Folken wartet auf meinen Bericht. Wenn Ihr euch der Anweisung widersetzt, verlangt General Folken, dass ihr bei ihm persönlich Eure Gründe vorbringt." "Ach, ich soll auch noch selbst bei ihm vorbeischauen? Wieso kommt er dann nicht selbst her und schickt dich? Ich fühle mich persönlich beleidigt." teilte Dilandau ihm mit einer deftigen Spur Sarkasmus mit, doch Kahdil ließ sich nicht beeindrucken. Er beharrte auf seinem Standpunkt und dachte nicht daran, sich geschlagen zu geben. Eine ganze Weile standen sich die beiden Männer stumm gegenüber, ehe Dilandau erneut sprach. "Nun gut...Damit Folken keinen Nervenzusammenbruch erleidet, soll er eben wissen was passiert ist. Richte ihm aus, ich habe mich auf die Suche nach den entflohenen Gefangenen gemacht und sie in den Wäldern gestellt. Dabei ist mir dieser Bengel in die Hände gefallen, und weil mir danach war hab ich ihn mitgenommen anstatt ihn auf der Stelle zu töten. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Das ihm Schezar, die Prinzessin und der Herzog dabei entwischt sind ließ er dabei aus. "Kommandant, bei allem gebührenden Respekt...ich glaube nicht, dass General Folken dieser lückenhafte Bericht genügt." "Was du glaubst, interessiert mich nicht im geringsten! Sieh zu, dass du zurück in die Festung kommst und bleib dort." antwortete Dilandau herablassend. "Verzeiht, dass ich Euch erneut widersprechen muss....aber auf Befehl General Folkens wurde ich eurem Drachenschwadron zugeteilt." Hätte er das Glas Reiswein noch in der Hand gehabt, hätte er es wütend auf den Boden geschleudert. Dilandau konnte nicht glauben, mit welchen Mitteln Folken versuchte ihn in die Enge zu drängen. Es reichte ihm anscheinend nicht, ihn ständig zu kontrollieren. Jetzt schickte er ihm auch noch die größte Plage, die die Worte Loyalität und Kodex förmlich auf der Stirn eingeritzt trug. "Das ist absolut....schwachsinnig! Wir brechen bereits nach Basram auf, was soll ich denn bitte mit dir?" "Ich bin Soldat, Kommandant. Ich kämpfe." Kahdil schien Dilandau zu behandeln als sei er ein dummes Kind, dem man erklären musste wieso der Himmel blau ist. Seine unangreifbare Pose machte den Mann in der roten Rüstung wütend, doch er wusste auch dass es nichts brachte sich mit ihm anzulegen. Folken würde seinen Willen wohl doch bekommen. "Wie du meinst, Soldat. Hast du wenigstens einen einsatzfähigen Guymilef?" "Ja." "Wann wir aufbrechen, sollte dir ja bekannt sein. Ich wette, Folken hat dich in seiner unglaublichen Güte bereits bestens informiert." "Ja." "Dann kannst du ihm gleich noch ausrichten lassen, dass ich im Moment keine Zeit habe mich um...solch kleinliche Probleme zu kümmern. Ich habe eine Stadt einzunehmen." Somit machte er kehrt und goss sich erneut ein Glas Reiswein ein. Kahdil sah ihm ungerührt zu, doch in seinem Inneren hatte er längst erkannt was für ein Mann da vor ihm stand. Doch er würde ihn sicher nicht davon abhalten können, seine Arbeit zu tun. "Wenn du mit deinem lächerlichen Dienstbotengang fertig bist, geh zu Miguel und lass dir sagen was zu tun ist. Und zwar sofort." "Sehr wohl, Kommandant Dilandau." Kahdil verließ nach einer angemessenen Verbeugung das Zelt und ließ einen höchst unzufriedenen Dilandau zurück. Er spürte, dieser einfach Soldat würde ihm sein Leben nicht unbedingt leichter machen. Er beschloss, ihn an der vordersten Front zu platzieren, vielleicht würde das ja sein Problem lösen. Es gab beinahe nichts, was er mehr verachtete als die Bücklinge der obersten Generäle, die ohne eigenen Willen deren Befehle befolgten. Dilandau wartete nur darauf, diesen Kahdil in Einsatz zu sehen. Basram war zwar nun eine Republik, aber die ehemalige kaiserliche Armee war bekannt für ihre Standhaftigkeit. Von den zahlreichen Rebellen, die sich in Dayron aufhielten ganz zu schweigen. "Nicht, dass ich mit Widerstand rechne...Ich will sehen, ob er auch so gut kämpft wie er sinnlose Befehle befolgt." dachte er amüsiert, während der brennende Geschmack des Reisweins langsam nachließ... Dumpfe Schritte zeugten von der plötzlichen Kraftlosigkeit, die wie ein Regenschauer über seinen Körper gekommen war. Das Geräusch einer Tür, die zugeschlagen wurde wirkte in seinen Ohren mit einem Male unglaublich laut. Sie waren gerettet von den fragenden Blicken der Menschen, doch es sollte hier noch kein Ende nehmen. Die geschockten, ungläubigen Gesichter sahen ihm unbarmherzig entgegen, doch er konnte ihnen nicht das geben wonach sie im Moment wohl am meisten verlangten. Selbst wenn er es gekonnt hätte, seine Gedanken waren viel zu fixiert auf eine einzelne Sache hinter der andere keinen Platz mehr hatten. Das Gewicht in seinen Armen war beängstigend gering, es erschien ihm beinahe zerbrechlicher als Glas. Stille überkam sie, und obwohl viele noch vor wenigen Sekunden am liebsten laut aufgeschrieen hätten legte sich nun ein Schleier des Schweigens über sie. Niemand wagte, auch nur einen Ton von sich zu geben, in der Angst die Antwort nicht erfassen zu können. Stumm schritt er an ihnen vorbei, bis er endlich an der Treppe ankam. Doch noch ehe er die erste Stufe nehmen konnte hörte er hinter sich eine leise, verzweifelte Stimme. "Was....was ist passiert?" Van hielt inne. Er neigte den Kopf, und als sein Blick den ihren streifte wusste Aina, dass er ihr auf diese Frage keine Antwort geben konnte. Keine Antwort, die alles erklären und somit einfacher machen würde. Sie sah die kraftlose Gestalt einer Frau, deren schlaffe Glieder einfach so herabhingen als wäre sie eine vergessene Puppe. Die zierliche Hand umklammerte den starken Arm, darunter ragte die Farbe blau hervor. Aina senkte den Kopf, als die Stufen begannen unter seinen Schritten zu knarren. Sie hatte verstanden. Ihre Fragen würden warten müssen, doch sie hatte das seltsam beständige Gefühl, dass ihr im Moment nichts schlimmes passieren konnte. Irgendetwas hatte begonnen, Hitomi zu verändern. Aina erinnerte sich an die Momente, in denen sie nicht einmal im Hier und Jetzt zu sein schien. Als gäbe es etwas weit entfernt, das nach ihr rief. Und sie folgte diesem Ruf, ob sie es erkannte oder nicht... Eine schnelle Bewegung, die von der Tür zur Küche kam, ließ sie aufschrecken. Sie erkannte das Katzenmädchen, das mit offenem Mund und anklagenden Augen auf den König und die Frau blickte. Zuerst schien sie verwirrt, dann wütend. Lautlose Katzenpfoten traten rasch in Richtung Treppe, doch Aina hob stumm den Arm. Diese einfach Geste genügte, um Merle von ihrem Vorhaben abzuhalten. Sie starrte das ältere Mädchen fassungslos an, als habe sie ihr ins Gesicht geschlagen. "Was soll das? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?" fuhr Merle sie an, doch Ainas bedrückendes Schweigen hatte selbst auf das sonst so aufmüpfige Katzenmädchen Wirkung. Sie blickte an ihr vorbei und sah in die undeutbaren Gesichter von Milerna und Allen. Niemals hätte sie es zugegeben, doch sie machten ihr Angst. Die wenigen Stufen kamen ihm wie die undurchdringlichen Pfade eines mächtigen Berges vor. Als er die letzte hinter sich ließ und in das schwummrige Licht der oberen Etage trat, überkam ihn für einen Augenblick so etwas wie Erleichterung. Der lange Gang war auf der linken Seite versehen mit Türen, die alle zu den einzelnen Gästeräumen führten. Im Moment jedoch war keines der Zimmer von Fremden bewohnt. Lediglich die Abaharaki waren hier, niemand sonst. Doch die Etage schien menschenleer.... Van war froh, niemandem eine Erklärung machen zu müssen. Alles, wonach er sich nun sehnte war Stille. Plötzlich ertönten leise Geräusche, und kurz danach öffnete sich eine der zahlreichen Türen. Zwei Schatten traten in den Gang, und nach wenigen Sekunden konnte Van die bekannten Umrisse von Dryden und Elayra ausmachen. Ohne Worte winkte ihn Dryden zu sich. Am liebsten wäre er an den beiden vorbeigerannt, weg von ihren fragenden aber vor allem wissenden Blicken. Doch er dachte an das, was in den Armen trug, und jeder einzelne seiner Schritte schien qualvoll vorsichtig. Endlich kam er bei ihnen an, fast am Ende der Etage. Van vermied es so gut es ging, sie anzusehen. Doch Drydens Augen wandten sich ruhig ab, auch Elayra starrte bedrückt zu Boden. Keiner sprach ein Wort, als er in das Zimmer eintrat und sich kurz umsah. Dryden griff nach dem Türknauf, doch ehe er sie vollends schloss wandte er sich leise an den Mann vor ihm. "Einst sagtest du, sie wäre nur ein Ding. Doch es scheint, als gäbe man dir die Möglichkeit deine Worte wieder gut zu machen. Verschwende sie also nicht.....nicht nur um ihretwillen." Worte waren manchmal schmerzvoller als die Klinge eines Schwertes, die sich tief ins eigene Fleisch bohrte. Es gab dann nur zwei Möglichkeiten. Entweder man starb, oder man trug eine weitere Narbe davon, die einen immer an diesen Schmerz erinnern würde.... ~*~ My heart is like a river My heart is like these hills They never change... I never change and I never will.... ~*~ Ihre halb geöffneten Augen nahmen die Umgebung wie hinter einer dichten Nebelwand wahr. Von irgendwoher drang seichtes Licht, doch sie konnte nicht erkennen durch ein Fenster oder eine Lampe. Die Welt schien auf einmal so unwirklich wenn man gerade aus einem Traum erwachte, der so real war dass man die glühend heiße Asche auf seinem Körper spüren konnte. Die Stimme eines Mannes ertönte, dann das Knarren einer Tür die leise geschlossen wurde. Doch es war genau dieses unscheinbare Geräusch, dass sie aus ihrer Trance herausriss. Die beruhigende Wärme, die sie bis eben noch umhüllt hatte, schien sich in Feuer zu verwandeln. Hastig sah sie sich um, ehe sie blind gegen den anderen Körper ankämpfte. Sie gab ihm keine Zeit, auf ihre plötzlichen Bewegungen zu reagieren. Sie stieß nach vorne und prallte auf dem harten Holzboden auf. Schmerz durchfuhr sie, doch sie wagte es nicht aufzuschreien. "......Du stinkst nach Tod, genau wie wir!" Das Echo der grausamen Worte erklang erneut in ihrem Kopf, während sich die Panik in ihr breit machte. Wo war sie hier überhaupt? Wie war sie hierher gekommen? Hitomi wollte aufspringen, doch ihre Beine versagten. Sie fühlte sich so hilflos, so schwach dass sie am liebsten einfach die Augen geschlossen hätte. Doch jemand packte sie an den Armen und riss sie nach oben. Erneut wollte sie sich wehren, aber das Licht ließ sie innehalten. Nur wenige der wärmenden Strahlen drangen durch das kleine, runde Fenster neben dem Bett. Jedoch genügten sie, um ihren trüben Blick etwas zu klären. Der Nebel nahm langsam Formen an und verwandelte sich in einen Schatten. Hitomi erschrak, als sie eine flüsternde Stimme eines Mannes vernahm. Erstarrt verharrte sie, ihre Augen weit offen in die Dunkelheit gerichtet. Sein Atem berührte sacht ihren Nacken, während ihr Herz wie besessen zwischen Angst und Erleichterung um die Wette schlug. "Ich will, dass du aus diesem Traum zurückkehrst. Nicht vorher werde ich dich loslassen. Und wenn es die ganze Nacht dauert. Hast du mich verstanden?" Sein Ton war herrisch, doch es war ein verzweifelter Versuch das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. "Das...das ist kein Traum....Ich träume nicht....das ist...kein Traum..." "Oh doch, ist es. Sie wollen dir Angst machen. Sie sind nicht real. Sie existieren nicht!" "Du lügst.....du lügst...sie werden niemals verschwinden...niemals....." "Dann befehl ihnen, dass sie gehen! Zwing sie!" Er konnte nicht glauben, dass er gegen Trugbilder ankämpfte von deren Existenz er nicht einmal etwas erahnen konnte. "Ich kann nicht......." Wütend packte er sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. Van wusste nicht, was er tun sollte. Sein Schwert war nutzlos, er hatte keinen sichtbaren Gegner den er besiegen konnte. Es gab nichts, was er tun konnte. Diese Ohnmacht verdeutlichte ihm seine Schwäche, und der Gedanke daran machte ihn wahnsinnig. Sie wankte, und ehe er sich versah sanken beide zu Boden. Ihre Hände stützten ihren Körper, doch Van konnte erkennen wie sehr sie zitterte. "Ich habe Angst. So furchtbare Angst....." presste sie hervor. Wenige Tränen fielen auf das Holz und färbten es für kurze Zeit dunkler als es in Wahrheit war.. "Ich weiß...." ~*~ You called and I came running You cried and now I'm here... ~*~ Hätte er sich selbst sehen können, er hätte sich sicher als Narr bezeichnet. Kein Krieger Gaias hätte ihn als ebenwürdigen Gegner angesehen. Auf Knien kauernd saß er stumm vor einer Frau, wusste nicht wohin mit seinen Worten, wohin mit seinen Gedanken. Die Hände ruhten immer noch auf ihren Schultern, doch er bewegte sich keinen Zentimeter. "Versprich mir, dass du nicht aufgibst...Dass du kämpfen wirst...Nicht mit den Händen oder dem Schwert, sondern mit dem was in dir ist...." Ethiéls Worte kamen ihm auf einmal in den Sinn, und er fragte sich verwundert ob sie wusste, dass dies hier passieren würde. Van wusste, sie hatte die Gruppe bei ihrer Ankunft in Basram verlassen, und im Stillen hatte er sich von ihr verabschiedet. Ihre einfachen Worte sprachen eine unausweichliche Wahrheit, doch wie sollte er etwas tun wenn er nicht einmal ahnte wie? Je länger er überlegte desto verworrener wurde der sonst so klare Pfad vor ihm. Es gab immer nur ein Ziel, doch Van fragte sich weshalb er immer mehr vom Weg dorthin abkam... Schweigen hüllte sie ein, die Geräusche der Welt drangen von außen gedämpft zu ihnen. Alles um sie herum bewegte sich, nur sie selbst schienen stillzustehen. Van raffte sich schließlich auf und zog sie mit sich erneut auf die Beine. Er versuchte, einen kurzen Blick auf ihr Gesicht zu werfen, doch sie hielt den Kopf gesenkt und starrte zu Boden. "Du solltest schlafen." Hitomi wollte protestieren, doch ihr fehlte die Kraft dazu. Sie war erschöpft, jeder einzelne Knochen schmerzte und ihr Körper verlangte nach Ruhe. Das Kleid, das sie trug, war schmutzig und verrissen. Plötzlich erinnerte sie sich an das Versprechen des kleinen Mädchens, es zu nähen... Mit wackeligen Schritten ging sie zum Bett und stützte sich auf der weichen Matratze ab. Die weißen Laken sahen ihr einladend entgegen, aber sie machte keinerlei Anstalten sich hineinfallen zu lassen. Stattdessen blickte sie ausdruckslos auf das Kissen, ehe sie leise Worte sprach. "Ich habe nichts, worin ich schlafen kann. Das Bett wird schmutzig werden." Das alles klang in Vans Ohren so banal, so unbedeutend dass er nicht verstehen konnte wieso sie sich darüber überhaupt Gedanken machte. Doch er erkannte, dass nicht die Vernunft aus ihr sprach, sondern die Hilflosigkeit in der sie sich gefangen fühlte. Er ging zum Schrank schräg gegenüber des Bettes, in der Hoffnung dort irgendein sauberes Kleidungsstück zu finden. Doch er sollte kein Glück haben, der Schrank war leer. Ebenso die Schubladen im Inneren. Geschlagen drehte er sich wieder um. Für einen Moment glaubte er, sein Herz hätte einen Schlag ausgesetzt. Wie hypnotisiert stand er da als sie die vorderen Knöpfe ihres Kleides öffnete. Erinnerungen an einzelne Momente, einzelne Bewegungen kamen ihm wieder in den Sinn doch Van versuchte, ihnen nicht erneut zu verfallen. Sie griff nach hinten, um das Band um ihre Hüfte zu lösen das ihr als Gürtel diente. Alles geschah wie in Trance, als habe sie vergessen wo sie eigentlich war. Schlaf war nur eine kurze Erlösung, die sie manchmal sogar noch tiefer in die Dunkelheit führte. Es war egal ob sie schlief oder wachte, sich selbst konnte sie niemals entkommen... Einige Male zog sie an dem Band, ehe sie bemerkte dass es sich verknotet hatte. Sie ließ die Arme sinken während sich ihre Augen erschöpft schlossen. Im Licht der wenigen Sonnenstrahlen, die ihren Weg in das kleine Zimmer fanden, tanzten winzige Staubflocken umher. "Schwester, gibt es die Götter da oben wirklich?" Der Dachboden war erfüllt vom roten Schimmer des Abends. Das Haus blieb still, nur sie beide waren zu dieser Stunde hier. Neugierig starrte der Junge aus dem Fenster, den Blick zum Horizont gerichtet. Vor ihm bauten sich die mächtigen Chatalberge auf, als wollten sie die Wolken berühren. Das junge Mädchen saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. "Ich weiß nicht, Faron.." "Wenn es sie geben würde, und du einen von ihnen treffen würdest...was würdest du ihn fragen?" "Wieso denkst du über so etwas nach?" fragte sie verwundert. "Jeder sagt, Götter sind allwissend. Dann kann ich sie alles fragen, was ich wissen will." "Und was möchtest du wissen?" "Das verrate ich erst, wenn du mir sagst was du sie fragen würdest." erklärte er grinsend. "Ich weiß nicht...Ich glaube nicht, dass die Götter überhaupt zu Sterblichen sprechen. Sie sind sicher viel zu beschäftigt." "Warum beten dann Menschen?" "Nur weil wir keine Antwort bekommen heißt das nicht, dass niemand zuhört....Vielleicht bedeutet es auch nur, dass man sich Zeit nehmen sollte um sich selbst zuzuhören...um auf das zu hören, was unser Herz uns sagt." Faron hüpfte vom Fenstersims hinab und setzte sich mit großen Augen neben sie. "Schwester?" "Ja?" "Du wärst eine wunderbare Göttin..." Eine unglaubliche Wut machte sich in ihr breit, wusste sie doch dass sie niemals verstehen würde was mit ihnen geschieht. Sie schwamm hin und her, kein Ziel vor Augen und dennoch verlangte man, dass sie Verständnis hatte. Verständnis für ihn, für sie....Dafür dass sie ihr Leben seit Jahren für etwas hergab, an das sie schon längst nicht mehr glauben konnte. Immer noch hörte sie die Stimmen, die sich gedrückt und leise miteinander unterhielten. Merle beschloss, vor ihnen zu fliehen. Sie wusste, für die anderen war sie nur ein Kind, ein naives Mädchen das keine Ahnung hatte was in der Welt geschah. Wütend stampfte sie ihre Krallen in die Rinde des Baumes, den sie vorhatte zu erklimmen. Das Gasthaus besaß einen kleinen Garten, nicht besonders groß doch für Merle war es ein Ort, der ihr für einen Rückzug geeignet erschien. Hochgewachsenes Gras ragte zwischen den Steinen hervor, unbeachtet wuchs es vor sich hin. Doch nur einige Meter daneben lag ein kleiner Kräutergarten, dessen verschiedene Düfte die Luft erfüllten. Rosmarin, Thymian, Basillikum und andere kleine Pflanzen wuchsen aus dem gepflegten Boden. Ein plötzliches Gefühl von Frieden überkam sie, und für einen kurzen Moment schien alles still zu stehen. Eine verschwommene Erinnerung an damals ereilte sie, als sie noch nichts von Verzweiflung und Trauer wusste. Auf grausamste Art hatte man sie aus ihrem behüteten Leben gerissen. Flamme und Schwert zerstörten alles, was Merle einst Heimat nannte. Und trotz allem verspürte sie Dankbarkeit. Dass sie noch am Leben war, war keine Selbstverständlichkeit. Der schreckliche Verlust hatte sich tief in Herz gebrannt, doch niemals vergaß sie die Opfer, die gebracht wurden um die Leben so vieler anderen zu retten... So wie es Varie für sie getan hatte. Merle hatte es satt, in die ständig bedrückten und betrübten Gesichter zu blicken die ihr begegneten. "Sie haben alle keine Ahnung...Sie können sich nicht einmal vorstellen, was wir durchmachen mussten..." Die Äste knackten nur leicht unter ihrem Gewicht, und mit wenig Anstrengung erreichte sie ihr Ziel. Knapp unter der Baumkrone ließ sie sich auf einem stabilen Ast nieder und blickte um sich. Von hier oben sahen die gewundenen Straßen und die Häuser aus wie auf einem alten Gemälde. Die Menschen erschienen ihr wie winzige Punkte, die hin und her sprangen. Merle seufzte, und ihre Wut verflog während sie in ihre Tasche griff. Das Schmuckstück fühlte sich kalt an. Kurz betrachtete sie den schimmernden Stein, doch schnell steckte sie die Kette wieder weg. Schuld kroch plötzlich in sie, denn sie wusste dass sie es nicht hätte tun sollen. Warum sie die Kette gestohlen hatte, wusste sie nicht einmal mehr genau. Alles an was sie in diesem Augenblick denken konnte war das Bild, das sich ihr bot. "Du solltest etwas essen, Majestät..." "Van, bitte...." Merle gab allein ihr die Schuld für das, was passiert war. Niemand schien zu erkennen, welche Gefahr diese Frau brachte. War sie denn die einzige, die es sah? Das leise Knarren der schon etwas morschen Gartentür ließ sie blitzartig aufhorchen. Die leichten Schritte einer Frau drangen an ihr Ohr, während sie sich gespannt hinabbeugte um zu sehen wer den Garten betreten hatte. "Merle? Bist du hier?" Etwas hilflos blickte sich Aina um, doch nirgends war etwas von dem jungen Katzenmädchen zu sehen. Ob ihre Worte Gehör finden würden wusste sie nicht, doch sie beschloss dennoch es zu versuchen. "Wenn du hier bist, dann....Ich wollte nur...ich wollte dich nur fragen, ob alles in Ordnung ist. Du bist so plötzlich hinausgestürmt.." "Vielleicht hättest du mich dann noch etwas stärker festhalten sollen!" Eine wütende Stimme erklang von hoch oben, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Aina, die Wipfeln sprechen zu hören. Doch sie erkannte Merles Stimme und sah suchend in das Geäst der alten Eiche. "Merle...ich.." "Nein danke, ich verzichte auf Erklärungen. Und entschuldigen brauchst du dich auch nicht!" "Du verstehst nicht.." "Oh doch, ich verstehe sehr wohl." Mit einem einzigen Satz sprang sie hinab auf die Rinde des Baumes, ehe sie nach nur wenigen Sprüngen auf dem Boden direkt vor Aina aufkam. Ihr Schwanz peitschte wild umher, und auf allen Vieren beäugte sie das Mädchen mit wütenden Augen. "Hast du sonst noch etwas zu sagen?" Aina schüttelte den Kopf, ihre Erschöpfung wurde mit jedem Augenblick sichtbarer. Selbst sie stand am Rande ihrer eigenen Kraft, wusste sie doch genauso wenig was die Zukunft brachte. Jeder Tag begann und endete in Unsicherheit. "Du bist ungerecht." Ein leichter Wind kam auf und ließ die grünen Blätter leicht umhertänzeln. Merle starrte ihr stumm hinterher, als sie den Weg zurück in Richtung Haus antrat. Die plötzlich ausgesprochene Anschuldigung traf sie tiefer, als sie zugeben wollte. "Niemand hat mir vorzuwerfen, ich sei ungerecht!" rief Merle ihr hinterher. Aina blieb stehen. Hinter ihrem lauten Ausbruch erkannte sie die Unsicherheit, die im Verborgenen schlummerte und langsam zum Vorschein kam. "Glaube mir, ich mache dir diesen Vorwurf weil ich es genau erkennen kann. Du verurteilst Menschen, ohne sie überhaupt zu kennen. Wenn das fair ist, dann ist Gerechtigkeit nichts weiter als eine Erfindung, die den Menschen das Leben einfacher machen soll." "Ich bin kein Mensch." erwiderte Merle mit gepresster Stimme. "Gerade dann solltest du wissen, wie es ist gegen all die Vorurteile anzukämpfen, nur weil man nicht so ist wie die anderen." "Trotzdem hat sie nicht das Recht, ihn mir einfach so wegzunehmen!" Die Erkenntnis lag plötzlich vor ihr wie ein prachtvolles Gemälde, in dem sich so viele verschiedene Farben an einem einzigen Punkt treffen um dann dort mit einem einzigen Blick die Wahrheit, den Kern des ganzen, aufzudecken. ~*~ So hold this faith... accept our faith These are little fears... ~*~ Stumm war sie die Gänge entlanggegangen, nachdem sich Dryden ohne etwas zu sagen von ihr abgewandt hatte. Ihr Leben war von einem Tag auf den anderen vollkommen verändert. Nun war sie inmitten eines Kampfes, der noch nicht einmal begonnen hatte. Ganz am Ende der obersten Etage befand sich eine kleine Treppe, die in privaten Gemächer ihrer Familie führte. Schon Dutzende Male hatte sie durch das kleine Fenster, das neben der Treppe prangte, auf ihren kleinen Kräutergarten geblickt. Doch in diesem Augenblick war ihr, als sähe sie alles wie durch einen grauen Nebel...Die Farben verblassten, als würde man ihnen das Leben aussaugen. Es war bedrückend still, das gesamte Haus schien einen unsichtbaren Schleier um sich zu tragen, der versuchte die Stille zu wahren. Das Knarren der Treppenstufen schien plötzlich so laut wie das Geräusch von tausend Soldaten, die im Gleichschritt den Boden des Waldes zertrampelten. Mit einem leisen Seufzer öffnete sie die Tür und trat direkt in ihr Schlafgemach. Die beiden großen Fenster, die sich je nah am Kopfende des Bettes befanden, waren etwa bis zur Hälfte geöffnet, und ein angenehmer Windhauch spielte mit dein einfachen, goldgelben Vorhängen. Überrascht stellte sie fest, dass sie nicht alleine war. Sein Rücken war ihr zugewandt und angestrengt beugte er sich über ein Buch, das ausgebreitet vor ihm auf dem Tisch lag. Er schien tief in seinen Gedanken versunken zu sein, denn er bemerkte nicht wie sie mit bedächtigen Schritten auf ihn zukam.. Elayra hoffte, bei ihm den Halt zu finden den sie im Moment so dringend brauchte. Doch als sie auf die aufgeschlagenen Seiten blickte, die sich nun vor ihr auftaten, wandte sie den Blick ab und schloss kurz die Augen. Ihr leises Atmen holte ihn aus seinem abwesenden Zustand zurück. Langsam streckte er die Hand aus und legte eine einfach Landkarte über die offenen Seiten, als hätte er nun kein Interesse mehr an ihnen. Hast war etwas verräterisches, und er hatte nicht vor noch mehr Sorgen in seiner Frau heraufzubeschwören. Seine Hoffnung wurde jäh zerschlagen, als er ihre flehende Stimme vernahm. "Ich bitte dich, Pyras. Tu es nicht." Elayra versuchte, der Verzweiflung nahe, auf ihren Mann einzureden. Doch dieser schenkte ihr als Antwort nur einen einzigen, vielsagenden Blick der keine Widerworte duldete. "Wenn sie den schrecklichen Klang der Zerstörung hört und ihn annimmt, gibt es nichts mehr...Sie darf ihm nicht folgen, niemals. Ihre Seele muss sterben. Ein für alle mal." "Das kannst du nicht tun..... Wer weiß, was dort geschieht....." Er erkannte ihre Angst, und ein leichtes Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen. "Du glaubst wirklich, ich würde sie ihnen ausliefern? Damit sie sie gefangen nehmen und in den tiefsten Katakomben des Tempels langsam sterben lassen?" Pyras machte eine kurze Pause, während sie ihn ungläubig ansah und den Kopf schüttelte. "Selbst wenn ich es täte, würde es nicht viel nützen. Die Seele der Cerridwen lebt ewig. Sie verschwindet erst, wenn ihre Aufgabe erfüllt wurde. Und glaube mir, Elayra....diese Frau ist die einzig Wahre, die Eine. Niemand würde es ohne Furcht wagen, sie anzurühren. Sie ist so alt wie Gaia selbst, sogar noch Jahrhunderte älter, und sie weiß es nicht einmal. Endlich hat sie ihre andere Hälfte gefunden, die die Götter so lange vor ihr versteckt hatten. Zwei Teile wurden wieder zu einem zusammengefügt." "Aber...es gab doch einst schon mehrere von ihnen. Sie alle sind gestorben, sie alle waren nicht die Eine....was macht dich so sicher, dass sie es nun ist? Wieso jetzt? Wieso.....?" "Wenn ich es wüsste, gäbe es keine Geheimnisse mehr auf dieser Welt. Niemand kann erklären, warum es genau jetzt geschieht, warum es überhaupt geschieht. Unsere Welt wird von Dingen zusammengehalten, die nicht dafür geschaffen sind sich dem menschlichen Verstand zu offenbaren. Das habe ich damals in Zaibach gelernt....." Pyras schwieg, als müsste er sich an etwas erinnern dass zu schwer zu ertragen war als das man es in Worte fassen konnte. Erst als er die Hand, die sich sachte auf seine Schulter legte, spürte sprach er weiter. "Hast du dich niemals gefragt, warum der Sommer, egal wie warm und hell er auch sein mag, immer wieder der Dunkelheit des Winters weicht? Warum auch das schönste Licht des Tages irgendwann vorübergeht? " "Sprich nicht in Rätseln zu mir, Pyras..." "Es sind aber genau diese Rätsel, auf die ich eine Antwort suche. Und ich hoffe, sie im Tempel zu finden. So vieles kann davon abhängen, und wenn es nur ein einziger Gedanke ist....Der Feind hat seine Augen überall, und ich spüre wie er näher kommt." Er hielt inne und atmete tief ein, als bereue er seine Worte. "Verzeih mir. Ich rede wohl zuviel Unsinn......" "Es kann kein Unsinn sein, denn dieser würde mir nicht soviel Furcht einflößen." "Ich bin ein schlechter Mann. Ich war es, der die Quelle deiner Angst in unser Haus eintreten ließ." Überrascht blickte Elayra auf, ehe sie rasch den Kopf schüttelte. "Nein. Du willst helfen. Und das ist Grund genug. Vielleicht ist es seltsam, aber.....ich kann nicht glauben, dass sie das ist, wofür sie alle halten. Sie erscheint mir so...hilflos und verloren.." "Ja, doch....vergiss nicht, sie hat jemanden der auf sie acht gibt, wenn es auch im Verborgenen geschieht." Elayra lächelte zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatte. Doch sie konnte ihrem Mann keine Antwort geben, den plötzlich ertönte ein hektisches Klopfen an der Tür und eine aufgeregte Stimme sprach durch das Holz zu ihnen. "Mutter, Vater! Schnell, ihr müsst sofort hinunterkommen!" Pyras und Elayra sahen sich erstaunt an, als sie die Worte ihrer Tochter hörten. "Worauf wartet ihr, kommt!" Das Poltern schneller Schritte war zu hören, die sich in sekundenschnelle in den langen Gängen verloren. Pyras erhob sich und folgte der Aufforderung Nishas, doch vorher berührte er sanft die Hand seiner Frau. "Vertrau mir...." Elayra nickte, ehe sie zusammen das Schlafgemach verließen. Als die Tür zufiel, hob sich der Vorhang am linken Fenster nahe des Bettes und flatterte tänzelnd umher. Ein beinahe unmerklicher Windhauch durchstreifte den Raum, als suche er gemächlich sein Ziel. Die Landkarte, die die alten Aufschriebe verdeckte, bewegte sich wie von Geisterhand und schwebte für kurze Augenblicke in der Luft, ehe sie zu Boden geworfen wurde. Der Wind war verschwunden und der Vorhang stand still, als habe er sich niemals bewegt. Die Seiten, soeben noch verdeckt, zeigten nun ihre Wahrheit, mit schwarzer Tinte zu Papier gebracht. Ein schleichender Schatten schien sich über sie zu legen, und je länger man hinsah desto mehr schienen die Buchstaben zu verschwimmen. Doch mit nur einem Augenblinzeln war alles wieder normal, und man meinte die Augen hätten sich einen Scherz erlaubt.. "...und so erhebt sich der schwarze Drache, und sein Name ist Escaflowne, der Gott des Krieges, Diener der Zerstörung. Der Tod wird kommen, rettet euch. Sie wird es befehlen, rettet euch. Alles ist still. Niemand ward gerettet. Vergebt uns...wir wussten es nicht.." Das Bild eines Drachen, der sich aus den Schatten der Schlacht erhob, die stählerne Rüstung befleckt mit Blut zierte die rechte Seite. Unheilvolle Worte, von denen niemand wusste wer sie überhaupt verfasst hatte. Sie waren in der alten Schrift, den vergessenen Runen, geschrieben worden. Viele Gelehrte hatten versucht, sie zu übersetzen und doch gelang es ihnen nie ganz. Eine letzte Rune blieb immer übrig, deren Bedeutung im Laufe der Zeit verloren ging. Der untere Teil des Textes war fast verwischt, doch man konnte sie noch schwach erkennen. Die unübersetzte Rune, die wahrscheinlich den Namen des Verfassers preisgab. Ein einfaches Zeichen, ein schräg auf den Kopf gestelltes blaues Rechteck unter dem ein simpler Punkt prangte. Das Zeichen für Beschützer, ein alter Name der seinen Träger unwissend dazu verpflichtete, alles in seiner Macht stehende zu tun um das Leben zu schützen. "Sieh genau hin, Slanzar. Das tut man mit Menschen, die sich gegen das Königshaus Fanel und die Götter stellen." "Verzeih uns...Verzeih uns..." "Er ist mein Sohn und sein Name ist Van Slanzar de Fanel ...Fanelia hat nun einen Thronerben...So wie ich es sage, so soll es sein.." Selbst der gütigste König vermag es, um Gnade zu flehen. Lautes Getöse begleitet von den dumpfen Klängen des Metalls, das sich schwerfällig fortbewegte, hallte zwischen den Bäumen wieder. Reihen von Guymilefs wurden bereits aufgestellt und warteten nur darauf, endlich loszumarschieren. Ein kühler Wind ging umher, doch die Sonne schien wärmend herab. Es war ein unwirkliches Bild, Kriegsmaschinen die im Licht schimmerten, Soldaten die ungeduldig umhergingen um sich auf den Präventivschlag vorzubereiten. Einige standen vor der kleinen Waffenschmiede, um ihre Schwerter noch ein letztes Mal für den Kampf bereit zu machen. Kahdil beobachtete die Männer um ihn herum, während ihn sein Weg zum Guymileflager führte. Sie brannten darauf, ihre Waffen zu benutzen. Manche warfen ihm grimmige Blicke zu, für sie war er ein Fremder der aus den Festungen zu ihnen nach unten geschickt wurde. Doch dies störte ihn nicht im geringsten. Kahdil wusste, dass es in diesem Lager keinen einzigen Krieger gab, der ihm ebenwürdig war. Hinter seiner Loyalität versteckte sich nicht nur Gehorsam, sondern auch die kaltblütige Absicht alle gnadenlos auszulöschen die sich gegen seine Ideale stellten. Man muss immer jemandem folgen, um eines Tages selbst zu führen.... "Das ist alles, was ich zu berichten habe." Schweigend nickte er, während der Soldat ruhig wartend vor ihm stand. Seine Einschätzung war also richtig gewesen. "Dilandau ist so einfach zu kontrollieren. Er bemerkt nicht einmal, was um ihn herum geschieht." "Wenn Ihr keine weiteren Anweisungen habt, werde ich zum Drachenschwadron zurückkehren. Kommandant Dilandau hat angeordnet, sobald wie möglich aufzubrechen." "Er ordnet nicht an, er führt lediglich Befehle aus. Es ist also kein großer Unterschied zwischen euch. Du hast eine Aufgabe. Achte darauf, dass er nichts unüberlegtes tut und halte die Augen offen." erwiderte Folken. "Ich werde mein bestes tun, General Folken." Langsam öffnete er eine Schublade des großen, aus schwarzem Ebenholz gefertigten Schreibtisches und griff hinein. "Hier....du wirst es brauchen." Verwundert blickte Kahdil auf die ausgestreckte Hand seines Generals. Ohne zu zögern nahm er den ihm angebotenen Gegenstand und steckte ihn in einen Lederbeutel an seiner Hüfte. "Du kannst gehen...." Er musste zugeben er konnte dem Gedankengang des Generals nicht ganz folgen, doch er hielt sich nicht mit Spekulationen auf. Es war nicht seine Aufgabe, zu wissen was die Generäle unter sich beschlossen. Schließlich schritt er auf eine Gruppe Männer zu, die sich anscheinend in einer heftigen Diskussion befanden. Als er zu ihnen trat, bemerkten sie ihn nicht einmal. "Ich suche Miguel Lavariel." Sie verstummten und sahen ihn abschätzend an. Nur einer von ihnen lehnte stumm an einem abgebrochenen Baumstamm, seinen Blick in die Ferne gerichtet. "Was hast du mit Miguel zu schaffen?" fragte einer der Männer. "Allerdings. Wer bist du überhaupt?" warf nun der nächste ein. Kahdil hatte nicht vor, sich mit aufmüpfigen Soldaten abzugeben. Er wandte sich ab, um sich kooperativere Informanten zu suchen. Doch noch ehe er einige Schritte gegangen war rief ihn eine Stimme zurück. "Er ist dort hinten, bei den Pferden." Obwohl der junge Mann durch seine Worte wütende Blicke erntete, deutete er in Richtung der noch nicht abgebauten Zelte. Es waren nur eine handvoll, und neben ihnen standen mehrere Pferde. Die Tiere streckten die Köpfe in die Höhe, ungeduldig und nervös trippelten sie umher. Es war als ob sie etwas ahnten, als ob sie wussten dass sie schon bald in den Kampf ziehen mussten. Kahdil erkannte den Mann, der zwischen ihnen umherging. Er sattelte gerade eines der Pferde, doch die Art wie er es tat schien ungewöhnlich langsam und bedächtig. Ohne die anderen Männer eines Blickes zu würdigen ging er auf Miguel zu. Lediglich dem jungen Mann, dem er die Information zu verdanken hatte, schenkte er ein fast unmerkliches Nicken. "Was sollte das denn?" "Wieso hast du es diesem aufgeblasenen Hund auch noch gesagt?" "Du bist wirklich ein absoluter Schwächling, Gatti." Er spürte den harten Schlag auf seiner Schulter, doch anstatt irgendetwas darauf zu erwidern schweifte sein Blick dem Soldaten hinterher, der geradewegs auf Miguel zu ging. "Ich würde gerne wissen, was er von ihm will..." dachte er. Es passierte einfach zuviel um Miguel herum, und Gatti wusste dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Die Soldaten ließen sich noch einige Zeit weiter über den Unbekannten aus, doch Gatti enthielt sich allen weiteren Wortgefechten. "Siehst du, und so macht man es dann fest." erklärte er. Zufrieden beobachtete er, wie der Junge erstaunt nickte. "Bist du schon mal alleine auf einem Pferd geritten?" "Nein..." "Hat es dir dein Vater denn niemals beigebracht?" Faron ließ seinen Blick auf dem mächtigen, grauen Hengst ruhen. Sein Schweif schwang langsam hin und her, die dunklen Augen sahen aufmerksam umher. "Mein Vater....hat mir kaum etwas beigebracht. Alles was ich weiß, hat mich meine Schwester gelehrt..." Miguel hielt inne, den Steigbügel auf die richtige Höhe zu bringen. "Deine Schwester....du scheinst sie wirklich zu vermissen.." bemerkte er mit gedämpfter Stimme. In der Nacht, als sie sie wegbrachten, erinnerte er sich an den verzweifelten Ausdruck ihrer Augen, und wie sie sich dank des Betäubungsmittels langsam schlossen. "Eines Tages werde ich sie finden...und dann wird alles anders. Niemand wird uns mehr trennen.." Miguel nickte, doch seine Aufmerksamkeit fixierte sich plötzlich auf etwas anderes. Ein Mann von großer Statur kam auf sie zu, und allein an der Art wie er ging erkannte Miguel, dass dies kein angenehmes Treffen werden würde. Vorsichtig stellte er sich einige Meter vor Faron und die Tiere, als wolle er den Fremden dadurch zwingen nicht weiterzugehen. Als er schließlich vor ihm stand blickte er in dunkle, kalte Augen. "Lavariel." "Wer will das wissen?" "Unter General Folkens Befehl wurde ich dem Drachenschwadron zugeteilt. Euer Kommandant hat mich zu Euch geschickt." "Und.....was soll ich jetzt mit dir machen?" fragte Miguel beiläufig. Er fühlte sich durch die bloße Anwesenheit des Soldaten gestört, eine unausweichliche Gefahr schien von ihm auszugehen. Kurz fiel sein Blick auf Faron, der dem Geschehen interessiert zusah. "Wie lauten die Befehle?" "Es wäre angebracht, wenn ich zuerst Euren Namen erfahren würde bevor ich Euch von den Anweisungen des Drachenschwadrons berichte." "Kahdil. Zuerst diente ich unter General Helio Eides, Befehlshaber der Bronze Armee. Vor einigen Wochen wies man mich dem Kommando General Folkens zu." "Welch glorreicher Aufstieg, von der Bronze Armee hinab in das Dreckloch Drachenschwadron. Was hast du angestellt dass man dich dermaßen bestraft?" bemerkte Miguel zynisch und ging zurück zu Faron. Kahdils Augen verengten sich für einen kaum merklichen Moment, doch er antwortete nicht auf Miguels beleidigende Worte. "Eine Waffe hast du ja schon...wo ist dein Guymilef?" "Er wurde mit den anderen bereits abgeladen und ist vollkommen einsatzbereit." "Dann hast du nichts weiteres zu tun als zu warten, bis wir heute nacht aufbrechen. Da hinten in den Zelten kannst du dich ausruhen..." "Seit wann nimmt die Armee eigentlich kleine Kinder auf?" Hastig drehte sich Miguel um und blickte Kahdil warnend an. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." "Er sieht nicht so aus als wäre er deiner." "Kümmere dich um deinen eigenen Dreck." Faron spürte den prüfenden Blick des Fremden und sah verlegen zu Boden. Der Hengst neben ihm begann leise zu wiehern. "Nun gut....der Aufbruch ist nicht mehr fern. Basram wird eingenommen. Wir sehen uns auf dem Weg zur Schlacht, Lavariel....pass gut auf dein Anhängsel auf, Kinder tendieren dazu wegzulaufen..." Mit ausdruckslosem Gesicht wandte er sich ab und verließ die beiden in Richtung der Zelte. Innerlich konnte sich Miguel einen kleinen Schock nicht verkneifen. Er fragte sich, ob Kahdil etwas wusste...Doch dann schüttelte er den Kopf und überzeugte sich selbst von der Absurdität dieses Gedankens. Sie erschrak, als sich ihre eigenen Worte in ihrem Kopf wiederspiegelten. Sie hatte gesagt, was niemals jemand erfahren sollte. Sie liebte ihn. Schon immer. Er war alles, was sie hatte, alles was sie kannte. Er war ihre Welt, in der sie sicher war. Nichts war jemals zwischen ihre Freundschaft gekommen, niemand kannte ihn so genau wie sie. Merle wusste, es war nicht die Liebe die man normalerweise zwischen Mann und Frau kannte. Das Schicksal verband sie, es hatte sie gemeinsam vor dem sichere Tod bewahrt. Immer war sie an seiner Seite, sie wusste was in ihm vorging. Auch wenn er nie darüber sprach, sie verstand. Was damals passierte war tief in ihrer Erinnerung eingeschlossen und sollte sie auch nicht verlassen. Van war ihre Welt, doch sie spürte wie er immer weiter aus genau dieser verschwand. Merle glaubte, die Ursache ganz genau erkannt zu haben, und allein der Gedanke daran machte sie wütend. Wütend und verzweifelt. Das Mädchen vor ihr sah sie stumm an, und an ihrem Blick erkannte Merle dass sie sie längst durchschaut hatte. Plötzlich überkam sie das Gefühl von Schuld, und rasch senkte sie den Kopf. "Ich weiß, was es bedeutet mit einem male alleine zu sein....aber wir vergessenen in unserem Leid manchmal, dass wir es gar nicht sein müssen..." Erstaunt sah Merle auf, als sie die leisen Worte hörte. Aina blickte in die Wipfeln des riesigen Baumes, als suche sie etwas. Ein paar Vögel hatten sich auf den Ästen niedergelassen und sangen ihre Lieder vor sich hin. Der Himmel war klar und blau, kaum eine Wolke störte die reine Farbe. "Aber...das alles darf nicht passieren. Er darf mich nicht alleine lassen...." "Wieso glaubst du das?" fragte Aina. "Weil ich es sehe! Ich habe doch Augen im Kopf! Alles ist verdreht, alles wendet sich in eine schreckliche Richtung...und das nur, weil sie aufgetaucht ist! Wegen ihr verliere ich ihn...sie ist an allem schuld. An allem..." Tränen der Wut brannten in ihren Augen, doch Merle weigerte sich sie fließen zu lassen. Nur durch Stärke konnte sich alles wieder so verändern, dass es war wie früher. "Du kannst ihr nicht die Schuld daran geben...wir alle tragen unsere Bürden. Und ihre ist vielleicht größer als all unsere zusammen." "Das ist mir egal! Ich will doch nur, dass sie ihn in Frieden lässt. Dass das alles hier zuende geht." "Jeder von uns wünscht sich den Frieden, doch es wird Zeit aufzuwachen. Ich weiß nicht welche Rolle ich in diesem Alptraum spiele, doch ich weiß dass er auch irgendwann vorbei sein wird. Und dafür sollten wir kämpfen, auch wenn es uns schwer fällt." "Er liebt sie nicht.....er kann sie nicht lieben. Ich weiß, dass er es nicht tut...er ist nur...nicht er selbst." "Ich glaube es liegt nicht in unserer Macht, das zu beurteilen." erwiderte Aina wissend, und ein trauriges Lächeln fand den Weg auf ihr Gesicht. Merle öffnete den Mund, doch schließlich blieb sie stumm und schüttelte nur den Kopf. Das Geräusch von schlagenden Flügeln ertönte als sich die Vögel in die Luft erhoben. Binnen weniger Momente waren sie fort, und nun war es vollkommen still in dem kleinen Garten. Die Ruhe sollte aber nur für einige Augenblicke zurückkehren. Merles Ohren bewegten sich aufmerksam hin und her, und angestrengt versuchte sie die für Aina kaum hörbaren Geräusche zu ordnen. Ihre Augen verengten sich, während sie angespannt lauschte. Aina bemerkte die plötzliche Veränderung in der Mimik des Katzenmädchens, wartete aber ab. Schließlich sah Merle sie kurz an, als überlege sie sich genau was sie sagen sollte. Doch war sie selbst nicht sicher, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hörte Schritte vom Hof, das Öffnen einer Tür und das leise Murmeln von Stimmen. Doch nur eine davon war ihr bekannt... Ein lauter Ruf holte sie aus ihren Überlegungen zurück, und mit klarem Blick sah sie Aina in die Augen. "Jemand ist hier.....Jemand fremdes...." „Er sprich nicht. Kein Wort. Er isst nicht, keinen Bissen. Sagt mir, was soll ich tun?“ „Keine Sprache der Welt, weder menschlich noch göttlich, vermag es das zu sagen, was gesagt werden will. Und genauso gibt es nichts, was den schrecklichen Hunger stillt, der langsam in ihm erwacht.“ Die Seherin schüttelte den Kopf, und ihr langes graues Haar fiel schwer auf ihre Schultern herab. Sie hatte es gespürt, bevor und während es geschah.. Tausende Leben wurden ausgelöscht, das Blut Unschuldiger klebte auf der alten Erde der Drachenstadt. Der dichte Rauch löste sich langsam auf, während diejenigen, die noch am Leben waren, über das Land wanderten und zwischen all den toten Gesichtern nach den ihren suchten. Es waren einige Wochen vergangen, seitdem das Königreich Fanelia untergegangen war. Jahrhunderte der glorreichen Herrschaft verschwanden unter Staub und Stein. Und die, die nicht darunter begraben lagen wünschten sich manchmal, sie wären es. „Dann soll ich ihn einfach sterben lassen? Ist es das, was Ihr mir damit sagen wollt?“ „Sterben?“ verwundert starrte die Seherin ihn an, als habe er gerade verkündet der Himmel sei nicht blau sondern grün. „Oh nein, er wird nicht sterben. Noch lange nicht. Es gibt noch so vieles zu tun, zu lernen.“ „Euer Wissen in Ehren, Seherin....aber wenn es so weitergeht, wird er nicht mehr die Möglichkeit haben etwas zu lernen.“ „Was hatte er bei sich, als ihr ihn gefunden habt?“ „Nichts...zerfetzte Lumpen an seinem Leib waren alles.“ „Wirklich alles?“ Kurz überlegte er, ehe es ihm wieder in den Sinn kam. „Nein...da war noch etwas. Ein altes, unscheinbares Schwert.“ „Habt ihr es ihm abgenommen?“ „Natürlich haben wir das, was wäre ich für ein Mensch wenn ich ein Kind eine Waffe behalten ließe.“ „Gebt es ihm zurück.“ „Was? Das ist wohl ein schlechter Scherz..“ „Gebt es ihm zurück, denn es gehört ihm allein. Ihr werdet sehen, es ist gut so...“ „Tut es, Dryden Fassa aus Asturia, oder ihr werdet es eines Tages bitter bereuen....“ Während die Sonne hoch am Himmel stand und die Hitze des Sommers über das Land brachte, schritt Dryden aus dem Schutz des Baldachins seines Zeltes. So sehr er auch über die Worte der alten Frau grübelte, er kam einfach nicht hinter das was sie ihm sagen wollte. Es verärgerte ihn irgendwie, nicht zu wissen wieso er etwas tun sollte was doch so unsinnig erschien. „Was soll ein Junge, der seit Wochen nicht ein Wort gesprochen hatte, mit einem Schwert?“ fragte ihn Allen, einer der jüngeren Männer der Abaharakis. Er war von Anfang an wenig begeistert von den Neuankömmlingen gewesen, behielt seine Vorbehalte jedoch meistens für sich. Dass sich Dryden genau dieselbe Frage stellte, verschwieg er ihm. Sein Weg führte ihn hinunter an den Bach, der aus den tiefen des Waldes zu ihnen herabfloss. Sie hatten die Grenzgebiete um Arzas längst verlassen, doch er erwischte sich dabei wie er sich immer wieder nach Westen wandte. Manchmal glaubte er, die riesige Wolke aus Asche würde immer noch den Himmel verdunkeln. Das alte Schwert besaß keine Scheide mehr, deshalb hatte er es notdürftig mit einem alten Ledertuch umwickelt. Die Männer hielten sein Vorhaben sowieso für Zeitverschwendung, doch Dryden hoffte sie seltsamerweise sie vom Gegenteil überzeugen zu können. Von weitem sah er bereits die Umrisse des Jungen, wie er mit überkreuzten Beinen an Fuße des Baches saß und starr in die Ferne zu blicken schien. Das kleine Katzenmädchen war nicht zu sehen.. Der Junge rührte sich keinen Zentimeter, als Dryden an ihn herantrat. Sein Blick verharrte weiter in der Ferne, als wolle er bis in die hintersten Gefilde Gaias vordringen. Langsam ging er auf ihn zu, bis er schließlich neben ihm stand. Doch der Junge ohne Namen schien ihn nicht einmal zu bemerken. Dryden seufzte leise und setzte sich zu ihm in das von der Hitze schon ausgetrocknete Gras. „Ich weiß, du willst nicht sagen woher du kommst oder wer du bist....Aber vielleicht möchtest du mir erzählen, woher du das hier hast...“ Mit einer geschickten Bewegung löste er das Lederband und offenbarte dem Jungen das Schwert. Nur ein kurzer Blick genügte, und er sprang sofort auf um sich auf die alte Waffe zu stürzen. Doch Dryden, der diese Tat bereits geahnt hatte, packte den Jungen unsanft mit einer Hand am Arm und brachte ihn mit leichtem Druck zum Stillstehen. Er gab keinen Laut von sich, stattdessen blickte er zornig in seine Augen. „Du willst es also wieder? Nun, mich würde interessieren warum....“ Erneut betrachtete er das Schwert, der einst glänzende Griff an dessen Unterseite einst ein Wappen prangen sollte. Es schien herausgebrochen, nur der winzige Kopf eines kleinen Drachen war noch zu erkennen. Nach einigen Minuten des Schweigens ließ er den Jungen los. Der starrte ihn jedoch weiter an, sein Blick voller Verachtung. Das dichte, schwarze Haar hing wirr um seinen Kopf und verdeckte beinahe die wütenden, dunklen Augen. Dryden erinnerte sich, dass es Stunden gedauert hatte ihn sauber zu bekommen. Mit Händen und Füßen wehrte er sich dagegen, und als sie es endlich geschafft hatten waren alle mehr als froh ihn in vor Erschöpfung eingeschlafen zu sehen. „Hör mir nun gut zu, Junge...ich will dir nichts böses. Im Gegenteil, ich würde es begrüßen wenn du mir nichts böses wollen würdest. Es gibt zwei Möglichkeiten....entweder du schweigst weiterhin und gehst, wo auch immer du hinwillst....oder du gibst uns eine Chance, zu verstehen. Doch dazu musst du endlich anfangen, zu sprechen. Ich sehe eine gewaltige Kraft in dir, doch auch Wut und Trauer....“ Die Stille währte weiter, nur durch das leise Plätschern des Baches wurde sie unterbrochen. „Hast du jemals das Meer gesehen, Junge?“ Ein verstohlener Blick kam Dryden entgegen, doch es kam keinerlei Reaktion. „Das Meer...tiefblau, an manchen Stellen sogar so schwarz dass man glaubt man blickt in die Unendlichkeit. Schiffe gehen auf ihm auf reisen und kehren manchmal niemals wieder. Salzig ist die Luft an den Stränden, voller Leben, voller Freiheit. Und wenn die Sonne hinter den mächtigen Weiten des Wassers verschwindet, dann kann man in weiter Ferne die Melodien des Ozeans vernehmen....Es ist wunderschön. Schöner als alles andere auf der Welt. Kannst du es dir vorstellen? Kannst du dir vorstellen, wie riesige Wellen gegen Stein schlagen und mit lautem Getöse brechen? Ich bin mir sicher, du kannst es nicht. Denn niemand kann das Meer beschreiben. Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben, sonst glaubt man es sein nur ein Märchen...Genau wie die Drachengebirge, von denen man jenseits des Ozeans nicht einmal den Namen kennt. Die gesamte Welt ist ein Märchen für den, der sich in seiner eigenen verschließt. Erinnerungen, Gedanken...Jeder Schmerz macht uns stärker, zwingt uns Wege zu gehen die uns missfallen. Der Himmel ist uns noch so fern...doch wenn wir auf das unendliche Wasser blicken fühlen wir uns ihm schon etwas näher. Du hast die Wahl....Willst du sehen, oder willst du blind bleiben?“ Dryden hielt ihm den Griff des Schwertes hin, ein leichtes Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen. Der Junge blickte unschlüssig auf den harten Stahl, der sich ihm entgegenstreckte. „Es gibt noch so vieles, wofür es sich lohnt zu kämpfen...Vertrau mir, eines Tages wirst du dich an meine Worte erinnern. Nun, was sagst du? Möchtest du das Meer sehen? Irgendwann, und mit irgendwem?“ Zwei zierliche, zittrige Hände griffen nach der Waffe. Als er sie berührte, fühlte sie sich seltsam schwer an, aber dennoch vertraut. Er erinnerte sich an das Gesicht seiner Mutter, wie sie mit geschlossenen Augen zu Boden fiel...Und obwohl er noch so jung war, erkannte er die Ausmaße des Wortes Verrat. Schon bald würde er wissen, was es bedeutet wahren Hass zu empfinden. Plötzlich, doch nur einen einzigen Augenaufschlag lang, lag sein Weg klar und deutlich vor ihm. Zeit war nun alles, was er brauchte....Zeit, um zu lernen. Und seine Zeit würde eines Tages kommen. Trauer und Wut waren mächtige Verbündete, und genug davon gab es tief in ihm. ~*~ Joy is converted to bitterest tears... ~*~ Wie lange er schon dastand und sie einfach nur ansah, wusste er nicht mehr. Er beobachtete das Band, wie es sachte hin und her wehte und bei jeder kleinsten Bewegung mitwippte. Ihre Hände umfassten es erneut und versuchten, es zu öffnen. Ein leiser Seufzer veranlasste ihn instinktiv, zu ihr zu gehen.. Doch noch bevor er bei ihr stand drehte sie sich schlagartig um und blickte ihn mit trüben Augen an. „Wann ist es Morgen? Wann geht endlich die Sonne auf?“ Das blaue Kleid hing lose an ihrem Körper herab, sie schien plötzlich so verloren darin..Er sah kurz zum Fenster, durch das die seichten Strahlen der Sonne schienen. Van fragte sich, ob sie sie überhaupt sehen konnte.. Wortlos hob sie ihm das Ende des Bandes entgegen. „Hilf mir....bitte...“ flüsterte sie, während sie sich erneut umdrehte. Van griff nach dem Band, darauf bedacht seine Hand vom ständigen Zittern abzuhalten. Er starrte verbissen auf den Knoten, und als er ihn endlich gelöst hatte blieb er stumm an seinem Platz stehen. Ein von ihm oft verfluchter, dennoch unvergessener Duft drang in seine Nase. Für einen Moment schloss er die Augen, ehe ihre schwache Stimme den Raum erfüllte. „Jedes mal, wenn ich dich zu lange ansehe, sehe ich dich sterben......Und jedes mal ist es, als würde auch mein Leben enden.....“ „Es sind nur Träume...nichts weiter...“ sprach er, doch noch ehe die Worte seinen Mund verließen wusste er, wie verlogen sie waren. „Mein gesamtes Leben ist ein Traum....Ein Albtraum, der kein Ende nimmt, egal wie sehr ich mir das Ende herbeiwünsche.“ Ihre Augen weiteten sich, als sie die Hand spürte die sich vorsichtig, dennoch bestimmt, auf ihren Mund legte. „Sei still. Sag es nicht. Denk es nicht einmal. Ich verbiete es dir..“ Verzweiflung, die tief im Innersten verschlossen war, kam nun durch fordernde Worte an die Oberfläche. Es war lange her. So lange, dass er beinahe nicht mehr wusste wie es sich anfühlte. Doch plötzlich erinnerte er sich, und ihm war als stoße man ihm die Klinge eines Schwertes direkt in die Brust. Die schwarze Klinge des Dämonen von einst kam ihm dagegen nichtig vor. Körperlicher Schmerz war so leicht zu ertragen...Van verfluchte sich selbst dafür, dass er der Angst Einlass gewährte. Er fürchtete, etwas wichtiges zu verlieren. Etwas, das ihm eigentlich egal sein sollte... Hitomi spürte, wie ihre eigene Furcht auf ihn überzugehen schien. „Van...lass mich los...bitte..“ sprach sie leise. „Nein.“ Ihr Atem stieß warm gegen die Innenfläche seiner Hand, und es war als raube ihm dieser banale Vorgang seinen Verstand. „Ich tue dir weh...ich weiß es...“ ~*~ Life's just in vain For us to gain Nothing but all the same… ~*~ Van riss sie mit einer einzigen Bewegung zu sich. Wut, Verzweiflung und Begierde verankerten sich zu einem ganzen und er tat, wonach seine innere Stimme schrie. Verdrängte Empfindungen drängten sich erbarmungslos in seine Gedanken. Und für den Bruchteil einer Sekunde schien sie vollkommen ihm zu gehören..... Hitomi spürte den Griff um ihre Arme stärker werden, und sie erinnerte sich an das Geräusch von Wasser.. Ihre Haut schien an den Stellen zu verbrennen, an denen er sie berührte. Es war die Art von Schmerz, die sie leise seufzten ließ. Ihre Augen schlossen sich, als das letzte Stück Entfernung zwischen ihnen verschwand.. Gedanken drifteten dahin, während sich ihre Körper in stummer Verweiflung aneinander pressten. Ihre Lippen berührten sich gierig, wie ein Verdurstender dem ein letzter Schluck Wasser gewährt wurde. Das Kleid, das lose an ihrem Körper hing, raschelte leise unter den Händen die sich darüber bewegten. Zierliche Finger vergruben sich haltlos in nachtschwarzem Haar, und für einen Moment war ihr als habe sie vergessen wie man atmet... Er kannte den Körper, der sich ihm entgegenstreckte, auswendig. In all seiner schrecklichen Schönheit, den Narben und den Spuren der Erschöpfung. Einst wollte er ihn nur besitzen, doch jetzt war es als besitze dieser Körper, diese Seele ihn. Dunkelheit erschien manchmal schöner als Licht... Hitomi fühlte die Welt um sich herum verschwinden, als würden sie in einem Meer aus unendlicher Schwärze ertrinken. Und als sie selbst immer tiefer sank erkannte sie, wie sie ihn immer tiefer mit in den Abgrund zog. Erschockene Augen öffneten sich, hinter ihnen ein Schleier in grüner Farbe... Ihr Herz schlug wie wild, es schrie förmlich. Doch sie ließ hastig und ohne Warnung von ihm ab, die Lippen rot, ihrer Unschuld längst beraubt. Der Dieb atmete schwer, doch kein Wort kam aus seinem Mund. Er schwieg, vielleicht weil er wusste wie tief der Schmerz saß..oder vielleicht weil er es nicht einmal ahnte. „Siehst du nicht wohin das alles führt? Siehst du es nicht?“ rief Hitomi verzweifelt, doch sein ausdrucksloser Blick zeigte ihr, dass er es sehr wohl sah. Dass er wusste, und zugleich vollkommen ahnungslos war. „Das alles....ist wie ein Fluch....Ich bin verflucht. Sie hatten Recht...sie hatten alle Recht...“ Ihre Finger berührten sachte ihre Lippen, während sie sich umdrehte und in die Leere starrte. Und als er leise zu ihr sprach, formten sich Tränen in Augen, die in ihrem kurzen Leben schon zuviele davon vergossen hatten. „Wir sind beide verflucht...“ ~*~ No healing hand For your disease Drinking scorn like water Cascading with my tears…. ~*~ In der Ecke des Raumes formten sich langsam die Umrisse eines Menschen. Er stand an der dunkelsten Stelle, wohin beinahe kein Sonnenlicht reichte.Und als die Zeit begann, langsamer zu vergehen und schließlich zum Stillstand kam, wurde aus dem Schatten die Gestalt einer Frau. Alles war ruhig. Hitomi starrte sie verwirrt an, als suche sie die Wahrheit hinter einem Trugbild. Das halb verbrannte Leinenkleid roch nach Asche, und ihr Gesicht war mit Ruß bedeckt. Die einst langen, braunen Haare waren bis zur Schulter hoch angesenkt und gekräuselt. Ihre Hände waren in schwere Ketten gelegt. Und als sie anfing zu sprechen, war ihr Stimme nur ein Flüstern, zerstört durch das Feuer... „Du bist gefangen.“ Ihr Gegenüber schwieg. Vielleicht hoffte sie, den Schatten so zu vertreiben. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, doch als sie erkannte dass er sich nicht bewegte wusste sie, was geschah. „Lass ihn frei...“ murmelte sie. „Alles steht still. Niemand braucht zu wissen, was gesprochen wird. Er ist keine Ausnahme. Er ist ein Mörder. Lass ihn stillstehen, nur für jetzt...“ „Du lügst...“ „Sein Blut hat mich in die Flammen geschickt.“ „Warum.....haben sie dir das angetan?“ „Weil ich nicht du bin. Ich hätte niemals werden können, was du bist. Ich war ein Versuch. Ein Versuch, du zu sein. Doch es ist gut. Alles geht seinen Weg.“ „Aber es war nicht Van.....“ „Nein. Doch wo ist der Unterschied, ob er dich oder mich ins Verderben schickt?“ Hellias Gesichtszüge, unter Schmutz verborgen, wurden sanfter und ein gequältes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Die Vergangenheit erscheint manchmal so unerreichbar wie die Zukunft....Du weißt und siehst so vieles, doch der Nebel lichtet sich nicht....Worte, die noch gesprochen werden müssen erscheinen so nichtig....Du musst vertrauen...“ „Vertrauen? Wem soll ich.....auf was soll ich vertrauen, in dieser Welt die nur leidet?“ flüsterte sie, während sie an einen König ohne Königreich dachte.... „Du musst vertrauen....in das Ende....“ ~*~ Beneath the candle bed.. two saddened angels in heaven… in death.. ~*~ Kapitel 7: ~~The blood of innocent souls and the tears of the immortal dragon~~ ------------------------------------------------------------------------------- Hola an alle^^ oh man....also nachdem mexx mich net wirklich mag (ich sag nur nicht angezeigte updates) dachte ich mir "hey, lädst halt mal das erste mini fitzel vom neuen kapitel hoch damit man wenigstens sieht, dass was los is hier". yoa...und hier isses^^ ich muss sagen, mit jedem kapi das ich zuende bringe hab ich angst^^ und zwar vor dem ende der story, dass langsam näher rückt. aber die begeisterung is ungebrochen, obwohl ich schon ewig an der story schreib...is doch mal was*g* ich hoffe es macht euch immer noch spaß:) hm, was kann ich noch sagen...ich finde, die charas entwickeln sich ganz gut (sollte jemand anderer meinung sein, bitte sagen!). besonders mit vanny bin ich zufrieden^^ ich hoffe es kommt gut raus, dass er langsam versteht um was es eigentlich geht. und dass hitomis zustand permanent schlimmer wird^^ die gute wird nicht verschont. im gegenteil, es wird schlimmer^^ die nächsten teile fixieren sich eher auf die geschehnisse in basram, ich hoffe mal dass ich die anderen charas nicht zu kurz kommen lass. besonders die situation um das kind wird jetzt mal genauer unter die lupe genommen, ehe die schlacht losgeht. und es wird die geschichte basrams erzählt, worin besonders die sogenannte Magiergilde eine große rolle spielt (auch in hinsicht auf zaibach und escaflowne). also, genug gelabert. euch weiterhin viel spaß beim lesen! *smile* und kommentiert fleißig.^^ ************************************************************************ ~*~ Once...there was a time When the gods decided to burden One soul With the fate of the world…. ~One~ The moon is dying in a flash of twilight As she was born silently Innocent eyes opened, all they saw was Tragedy A heart, confused, lonely and lost Always searching Never finding Dreaming an endless elegy… A neverending dream, that turned into a nightmare that slowly summoned the downfall of the world… The forests will fade All covered in hate The final tear Forgetting all pain Stopping the rain All that stays is Eternal silence.. Every prayer was in vain The goddess sleeps And with her sleep, life has died Forevermore…… ~*~ Erfurcht spiegelte sich in den Gesichtern derer wieder, die ihren Weg kreuzten. Respektvoll traten sie zur Seite, während einige Kinder erstaunt um sich sahen. Zielstrebig schritten sie durch die Straßen, ihr Blick immer geradeaus gerichtet. Doch ab und an konnten sie sich ein Lächeln in Richtung der Menschen nicht verkneifen, auch wenn es gegen den Kodex war. Ihre dunkelblauen Roben streiften den Boden, während die Enden der weißen Gürtel hin und her baumelten. Die Männer bogen in eine enge Gasse ein, und als sie so hintereinander her schritten sah es aus als folgten sie blind ihrem Vordermann, in dem Wissen er würde sie an den richtigen Ort führen. Es waren fünf von ihnen, denn sie gingen immer zu fünft. Endlich kamen sie an dem kleinen Gasthaus an, und bevor ihr Anführer die Hand hob um an die Tür zu klopfen blickte er wissend um sich. Alle nickten stumm, und der dumpfe Ton des Holzes ertönte. Angestrengt schleppte Nisha einen Korb mit Obst in die Küche. Ihre Mutter war nirgendwo zu sehen, und Nisha war als ginge sie ihr absichtlich aus dem Weg um ihr nichts erklären zu müssen. Sie wusste, seit die Fremden zu ihnen gekommen waren, gingen seltsame Dinge vor. Doch niemand hatte bisher darüber gesprochen, und wenn dann nur hinter verschlossenen Türen. „Sie halten mich für ein dummes, kleines Mädchen...“ dachte sie laut und stellte das Obst auf den großen Tisch in der Mitte der Küche. Sie nahm sich eine Birne heraus und wollte gerade genüsslich hineinbeißen, da hörte sie die genervte Stimme ihres Bruders aus dem Speisesaal nebenan. „Nisha! Es ist jemand an der Tür! Mach auf, und beeil dich!“ Genervt legte sie die Birne zurück. Sie würde nicht ohne eine Erwiderung gehen. „Geh doch selbst, Rahaan! Du hast doch sonst nichts zu tun!“ rief sie, während sie sich auf den Weg machte. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte zur Tür zu gehen...nein, es war der befehlshaberische Ton ihres Bruders, der ihr in letzter Zeit immer mehr missfiel. „Für was hält er sich eigentlich...“ brummte sie leise, als sie in den Flur schritt und nur wenige Momente später lächelnd die Tür öffnete. Als sie in die Gesichter vor ihr blickte, wich ihr Lächeln aus ihrem Gesicht und machte dem Ausdruck von Erstaunen Platz. Wortlos drehte sie sich um, ehe sich ihre Stimme erhob und sie leise zu den Männern sprach. „Ich hole meinen Vater. Tretet bitte ein.....“ „Mutter, Vater! Schnell, ihr müsst sofort hinunterkommen!“ Er folgte dem aufgeregten Ruf seiner Tochter, und während er erwartungsvoll den Gang entlang schritt fragte sich Pyras, was wohl als nächstes auf ihn zukam. Als er die Tür öffnete und die Treppen unter ihm zu knarren begannen blieb er kurz stehen. Er spürte ihre Präsenz, und die Macht die sie mit sich brachten. Nun verstand er Nishas Aufregung. Pyras fragte sich nur, ob sie sein Vorhaben teilten oder ob sie wegen etwas ganz anderem hier waren. Alles ging mit einem Male so schnell, dass er manchmal glaubte vollkommen die Sicht zu verlieren. Als er die letzte Stufe hinter sich ließ und den Flur betrat, musste er unwillkürlich lächeln. Das Bild, das sich ihm bot, erinnerte ihn daran dass nicht nur schlechte Menschen auf dieser Erde wanderten. Nisha stand weit abseits an der Wand und beobachtete die Besucher mit einem Mix aus Argwohn und Respekt. Es schien, als könnte sie sich zwischen keinem von beiden richtig entscheiden. Die Männer standen derweil an der Tür, aus Höflichkeit warteten sie auf den Hausherrn ehe sie sich weiter in das Haus hineinbewegten. Die fünf sahen ihn kurz an ehe sie sich zur Begrüßung leicht verneigten. Pyras tat es ihnen gleich, ehe er sie mit einer Handbewegung in sein Gasthaus einlud und anfing zu sprechen. „Sagt mir, wie komme ich zu der Ehre dass mich fünf von der Gilde der Magier in meinem bescheidenen Heim besuchen?“ Sie hatte es geahnt, doch jetzt da sie ihnen das erste mal gegenüberstand wurde ihr klar, wie weit sie alle gehen mussten. In Pyras Stimme lag ein seltsamer Unterton, den sie nicht deuten konnte. Doch sie war sich sicher, dass er wusste was er tat. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sich die Männer in ihrem Heim zusammenfinden würden. Die Gilde der Magier. Elayra erinnerte sich nur noch vage an die Zeit, als sie den Sturz des Kaiserreichs einleiteten. Sie waren die ersten, die sich gegen den Herrscher auflehnten. Und immer mehr folgten ihnen, bis es schließlich vollbracht war. Nun gehörte die Gilde zu den hoch angesehensten Verbindungen des Landes. Doch ihr Glanz wurde seit vielen Jahren getrübt. Getrübt von denen, die einst zu ihnen gehörten...Sie waren verschwunden, niemand wusste wohin sie gegangen waren. Niemand, außer der Gilde. Doch die taten alles, um ihr Geheimnis zu wahren... „Was ist heute schon noch ein Geheimnis...“ dachte Elayra bitter, doch dann ließ sie eine tiefe Stimme aufschauen. „Wir danken dir und treten ein, in Frieden und frei von dunklen Absichten.“ Sie verbeugten sich erneut und legten ihre Hände schräg aufeinander. Elayra wusste, dass sie in diesem Moment einen Zauber über das Haus ausgesprochen hatten. Ein Reinigungszauber, wie es ihr Pyras einst erklärte. „Er befreit das Heim von Geistern und hält es somit rein.“ sagte er damals. Sie beobachtete, wie der Anführer der fünf in ihre Richtung blickte und ihr ein Lächeln schenkte, ehe er Pyras zunickte. „Weshalb wir hier sind, ist dir bekannt, alter Freund. Uns ereilte die Nachricht bereits vor einigen Tagen, doch wir haben lange über unseren nächsten Schritt nachgedacht. Unser Meister war erfreut zu hören, dass es allen gut geht....“ „Ich danke dir. Doch sagt, möchtet ihr nicht zuerst eine kleine Stärkung zu euch nehmen?“ Der Magier winkte dankend ab, und Pyras wurde klar dass er unbewusst versucht hatte etwas Zeit zu schinden. Wozu, fragte er sich. Er war sich sicher, das einzig richtige zu tun. Es konnte nicht ewig so weitergehen. Das mussten alle begreifen. Plötzlich hörte er die raue Stimme Drydens neben sich. „Ich denke, ich schulde dir eine Erklärung..“ flüsterte er, doch kaum hatte er seine Worte gesagt schritt er wieder zurück. Pyras hatte kein Zeit, weiter nachzufragen. Die Magier setzten sich in Bewegung und schritten zur Treppe. „Ihr könnt uns folgen oder nicht. Es wird nichts geschehen, wir sind nicht hier um Schaden zu bringen. Das ist nicht unsere Aufgabe....“ Pyras sah ihn verständnisvoll an und wollte sich ebenfalls auf den Weg nach oben machen, doch Drydens Hand hielt ihn zurück. Er sah seinen Freund fragend an. „Bitte....lass mich alleine mit ihnen gehen.“ „Aber..“ „Um sie mach dir keine Sorgen, es wird ihr nichts widerfahren. Es ist eher er, der mir Sorgen macht.“ Pyras verstand. „Wir warten hier. Tu, was du für richtig hältst.“ Und damit stiegen sie die Stufen empor, ihre blauen Gewänder schienen über den Boden zu schweben während ihre Augen wissend um sich blickten. Nisha nahm langsam die Hand ihrer Mutter und sah sie fragend an. „Mutter, was....was wollen sie hier? Wieso sind sie hier....bei uns?“ Es war, als verstehe sie nicht wieso solche Menschen Einzug in ihr Zuhause suchten. „Lass sie tun, was sie tun müssen. Stell keine Fragen, Nisha.....“ ertönte Pyras ruhige Stimme. Ein winziger Anflug von Sorge überflog kurz sein Gesicht, während er Dryden und den Magiern mit seinen Augen folgte. „Pyras was....was müssen sie tun?“ „Sie müssen nicht, sie wollen. Und glaube mir, es ist auch besser so...Sie sind genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen.“ Frau und Tochter tauschten fragende Blicke aus, doch Pyras deutete ihnen an hinein in den Speisesaal zu gehen. „Die anderen würden sicher gerne wissen, was hier vorgeht. Such deinen Bruder und sag ihm, er wird mich in die Stadt begleiten.“ „Aber Vater...“ „Keine Widerrede.“ Nisha gehorchte, und auch ihre Mutter ging schließlich durch die Tür. Elayra hatte keine Ahnung von Magie, doch sie war sich sicher dass sie in diesem Moment durch jede Faser,jedes Brett des Hauses floss. Pyras hoffte, das richtige getan zu haben. Es war nicht seine Art, eine Entscheidung für jemand anderes zu übernehmen, doch er fürchtete dieses Mal keine andere Wahl zu haben. Er fragte sich, ob sie es ebenso gespürt hatten... „Wo denke ich hin, ich Narr. Sie sind Magier, natürlich haben sie es bemerkt. Nicht so ein fehlgeschlagener Versuch wie ich es bin...Selbst ein Novize hätte gespürt, dass ein Schatten seine Welt verlassen hatte und hier eingedrungen war.“ Plötzlich erinnerte er sich an die Lehren von damals. „Es muss eine mächtige Seele gewesen sein, wenn sie sogar für kurze Augenblicke die Zeit beherrschen kann...“ ~*~ And as we wander we all hear, but never tell the whisper of an old shadow singing a song for the end.. ~*~ Sie verschwand, und mit ihr das flüsternde Echo das erst nach unendlichen Atemzügen vollkommen verstummte. Die Ruhe kehrte wieder ein, als wäre sie niemals genommen worden. „Er ist ein Mörder...“ Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht, doch sie weigerte sich sie anzunehmen. Langsam blickte sie um sich, als suche sie nach dem Schatten der sie aufgesucht hatte. Doch er war fort, und mit seinem Verschwinden ging die Zeit wieder ihren gewohnten Gang. „Sie lügt...ich weiß, dass es so ist....“ Es kam ihm vor, als würde er aus einem plötzlichen Schlaf erwachen, als stünde er schon eine Ewigkeit in diesem Raum. Nichts hatte sich verändert, und doch schien es als sei alles anders. Als habe alles einen Schleier um sich gelegt... Immer noch stand sie vor ihm, die zierlichen Hände zu Fäusten geballt. „Ich hätte dort bleiben sollen....ich hätte in Tavion bleiben sollen....“ Als Van ihre leisen Worte hörte wurde er wütend. Seine Erinnerung an die Nacht war, trotz der vielen vergangenen Tage, nicht erloschen. „Hör auf damit.“ „Du hättest mich niemals mit hierher bringen sollen...Wieso hast du mich nicht im Wald liegen lassen? Wieso?“ Ihre Schultern bebten, sie versuchte dagegen anzukämpfen doch das Gefühl der Hilflosigkeit schlich sich unbarmherzig in ihre Gedanken. „Vielleicht....vielleicht hätte ich dann noch ein letztes Mal meinen Bruder gesehen. Nur um ihm zu sagen, dass er keine Angst haben muss...dass ihm nichts passiert..“ Sie fuhr herum und starrte ihn an. Seine dunklen Augen blickten in ihre, doch sie sah keinerlei Regung. Stumm blickte er sie an, kein Wort kam über seine Lippen. Hitomi war sich beinahe sicher, er wolle sie verspotten. Doch hatte sie es anders verdient? Plötzlich kam sie sich vor wie eine Wahnsinnige...Sie ging auf ihn zu, und als sie vor ihm stand und in sein ruhiges Gesicht sah verlor sie für einen kurzen Moment die Kontrolle. Ihre Fäuste schlugen sachte auf seine Brust, selbst wenn sie es gewollt hätte hätte sie nicht mehr Kraft aufgebracht. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, wie der Wind der versuchte einen Berg fort zuwehen. Warme Tränen flossen ihre Wangen hinab Und ehe sie sich versah verließen Worte ihren Mund, die sie so niemals aussprechen wollte. „Du hast wohl schon längst vergessen wie es ist, jemanden zu verlieren den man liebt...“ Sie spürte, wie sich sein Körper für einen Augenblick versteifte. Van packte sie unsanft an den Schultern, das schwarze Haar hing wirr herab und nahm ihm fast die Sicht während er sich zu ihr beugte. Zornig blickten sie seine braunen Augen an, doch sie erkannte den Schmerz der dahinter lag. „Sprich nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast!“ Van bemühte sich ruhig zu bleiben, doch seine Stimme wurde mit jeder Silbe lauter. Erschrocken fuhr sie zusammen, doch es war nicht nur wegen seiner Worte. Etwas in ihr verkrampfte sich, und sie stieß einen schmerzvollen Seufzer aus. Hitomi hoffte, er habe es nicht gehört... Van konnte es sich nicht erklären, doch seine Wut verflog in dem Moment als sie den Kopf abwandte und ein leiser Laut ihre Kehle verließ. „Was...“ Sie stieß ihn sachte, aber bestimmt von sich. Auf ihrer Stirn erschienen vereinzelte Perlen aus Schweiß, und ihr Haar umspielte lose ihr Gesicht. „Es ist nichts....“ Er glaubte ihr nicht, und sein Unglauben spiegelte sich deutlich in seinem Gesicht wieder. „Ich....fühle mich nur etwas schwach, das ist alles..“ erwiderte sie angestrengt. Mit unsicheren Schritten hastete sie zum Bett und setzte sich. Hitomi spürte, wie ihr mit einem Male übel wurde, doch sie unterdrückte das Verlangen nach Erleichterung. Sie versuchte, ruhig ein und aus zu atmen, wie es sie einst ihre Großmutter gelehrt hatte. Nach einigen Momenten ließen die Krämpfe nach, und sie schloss erschöpft die Augen. Van trat zu ihr, doch gerade als er entschlossen hatte sie, ob sie wollte oder nicht, zu Milerna zu bringen hörte er draußen auf dem Gang Schritte. Eilige, dumpfe Schritte von mindestens drei Männern. Sein Instinkt sagte ihm, dass er den Besuch nicht allzu willkommen heißen würde.... Das Knarren des Holzes verdeutlichte ihm mit jedem Schritt, dass er sicher schon ahnte dass jemand auf dem Weg zu ihnen war. Dryden sog scharf die Luft ein, wusste er doch dass es kein einfaches Unterfangen werden würde. Die fünf Männer hinter ihm schwiegen, ihre Blicke waren starr nach vorne gerichtet. Dryden verlangsamte seine Schritte, bis er mit dem Anführer gleich ging. „Du solltest das reden mir überlassen.“ „Weshalb?“ „Weil er mit euch sicher kein Wort wechseln wird.“ „Wer ist er?“ „Jemand, der sich euch mit Freuden entgegenstellen würde.“ „Ich halte nichts von Gewalt...“ „Das weiß ich, Juun...Lass es mich so sagen...Er ist...was diese Angelegenheit angeht sehr...wie sagt man...empfindlich.“ Juun verstand und nickte. „Was ist geschehen?“ fragte er leise. „Vielleicht nichts, vielleicht zu viel.“ „Ich werde wohl genau hinhören müssen...“ murmelte Juun. Nur wenige Augenblicke später hatten sie das Zimmer erreicht. Die Luft im Gang war stickig, einzelne Staubflocken zogen tanzend ihre Bahnen und verschwanden so schnell wieder wie sie gekommen waren. Kurz standen die Männer unschlüssig vor der Tür, ehe Dryden die Hand hob und kräftig gegen die Tür klopfte. Kein Geräusch war zu hören, und als er auch nach dem dritten Versuch keine Antwort erhielt griff er an die Klinke und öffnete langsam die knarrende Holztür.. Der dumpfe, schreiende Ton durchschnitt die Stille und glitt noch einige Momente in der Luft dahin, ehe er von einem wohl bekannten Geräusch ersetzt wurde. Dryden seufzte, und obwohl er es geahnt hatte überraschte es ihn doch mehr als er zugeben wollte... „Van, leg deine Waffe weg...“ Er hatte bereits auf sie gewartet, das Klopfen wurde absichtlich ignoriert. Das Schreien der Tür ertönte, als sei es eine Warnung. Seine geübte Hand fand schnell ihr Ziel, und als sich der Stahl schwingend der Welt offenbarte blickte er in das vertraute Gesicht Drydens. Doch er war es nicht, dem seine Aufmerksamkeit gehörte. Vielmehr waren es die, die bei ihm waren. Er vernahm Drydens Worte, und beinahe hätte er laut gelacht. „Wenn sie es auch nur wagen, einen Schritt zu tun sind sie tot.“ „Beruhige dich, es gibt nicht den geringsten Grund..“ „Wer sind diese Männer? Was wollen sie hier?“ Seine Stimme klang ruhig und gelassen, doch das gezogene Schwert zeugte von einer ganz anderen Absicht. Dryden schüttelte kurz den Kopf, dies war nicht seine Vorstellung eines normalen Gespräches.. Er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, in der Hoffnung es würde ihm irgendwie weiterhelfen. Kurz blinzelte er. Für einen Moment glaubte er, er habe die zierliche Gestalt übersehen. Stumm saß sie auf der Kante des Bettes, und die wenigen Sekunden die sie ihm in die Augen sah genügten, um ihn davon zu überzeugen wie erschöpft sie war. Für Dryden sah es aus, als versuche sie mit ganzer Kraft etwas zu verbergen. Etwas, das ihr Schmerzen bereitete... Schnell wandte er sich wieder Van zu, ehe er noch weiter über die junge Frau grübeln konnte. Er tat einen Schritt in das Zimmer hinein, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an die gefährliche Klinge zu verschwenden. Stattdessen setzte er auf sein Gefühl, das ihm verriet dass Van ihm nichts tun würde. „Noch nicht...“ dachte er, und konnte sich ein leises, wehmütiges Lachen nicht verkneifen. „Was ist so verdammt lustig?“ „Du solltest aufhören, ständig zu fluchen. Immerhin ist hier eine Dame anwesend..“ Dryden konnte es kaum glauben, doch sein salopp gesprochener Satz hatte eine größere Wirkung als er angenommen hatte. Die angespannte Haltung seines Gegenüber entspannte sich, wenn auch kaum bemerkbar. Aber seine Augen sahen ihn und die Besucher trotz allem noch immer warnend an. „Was wollen sie hier....und antwortet dieses mal gefälligst!“ Dryden hob beschwichtigend die Hand und öffnete den Mund, doch eine andere Stimme kam ihm zuvor. „Stolz mag eine Tugend, doch ebenso auch eine Bürde sein, nicht wahr, König von Fanelia?“ Van spürte, wie die Wut erneut in ihm hoch kroch. Er kannte diesen Mann nicht, doch allein die Tatsache, dass er wusste wer er war genügte um ihn auf der Stelle zu verabscheuen. Fest umschloss er den Griff seines Schwertes, als er erkannte was der Mann vorhatte. Die seidene Robe schlurfte gemächlich über den Boden, und als ihr Träger immer näher kam wollte er sich ihm drohend entgegenstellen. Dies war der Augenblick, in dem im klar wurde dass er seinen rechten Arm nicht mehr bewegen konnte. Die Hand, die das Schwert hielt, rührte sich keinen Zentimeter. Die Verwirrung verwandelte sich in Zorn, während er den Fremden voller Verachtung anblickte. Van wusste nicht, wie es dieser Mann angestellt hatte, doch im Moment interessierte es ihn auch nicht. An alles, was er nun denken konnte war die Tatsache, dass sie nun schutzlos in diesem Raum verharrte und er nichts dagegen tun konnte. Die Erkenntnis, dass er plötzlich machtlos und schwach war ließ ihn beinahe wahnsinnig werden. „Komm ihr nicht zu nahe, ich warne dich...“ „Ihr braucht keine zu Furcht haben.“ erklärte Juun simpel. Doch seine Worte lösten nur einen weiteren Konter aus. „Furcht? Ich habe keine Furcht, sicher nicht vor euch die ihr schmutzige Tricks benutzt um eure Gegner außer Gefecht zu setzen! Ich sollte dich...“ „Van...“ Er verstummte als er ihre leise, bittende Stimme vernahm und auch die anderen wagten es nicht, zu sprechen. Dryden beobachtete erstaunt, wie sich der junge Krieger schlagartig zu ihr wandte und sie zwar fragend, dennoch ruhiger als noch vor Sekunden ansah. Mit einer schnellen Bewegung wischte sie sich die einzelnen Schweißperlen von der Stirn, ehe ihre grünen Augen in die seinen blickten. Hilfe suchend streckte sie ihre Hand aus, eine stumme Bitte ihr aufzuhelfen da sie fürchtete ihr Körper lasse sie erneut im Stich. Noch bevor er sich daran erinnerte, dass sein Arm auf seltsame Art und Weise jeglicher Bewegung beraubt wurde griff er mit gerade jenem nach ihrer Hand und umschloss sie mit einer solchen Vorsicht, die selbst ihn verwunderte. Sie wankte kurz, doch diese mal verschwand das Schwindelgefühl bereits nach wenigen Augenblicken und ließ nur seinen Gefährten, die Erschöpfung, zurück. Hitomi atmete tief durch, dankbar für das rasche Verschwinden des verabscheuten Gefühls. Als sie die wieder auf sah, spürte sie seinen Blick auf ihr. Er versperrte ihr die Sicht, als wolle er somit alle fremden Augen davon abhalten, sie anzustarren. Juun beäugte das Schauspiel vor ihm sichtlich gelassen, doch in seinem Inneren erschrak er für einen kurzen Moment. Doch jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Sie hatte seinen Zauber durchbrochen, ohne ihn überhaupt wahrzunehmen. Er war erstaunt, welche Macht in ihr wohnte... „Normalerweise kann nur der Magier, der den Spruch sät, selbigen auch wieder zurücknehmen...Nicht einmal die größten Meister sind in der Lage, die Worte eines anderen Magiers ungeschehen zu machen...“ dachte er ehrfurchtsvoll. Von Draußen ertönte der Ruf einer Krähe, ihr krächzender Aufschrei durchschnitt die Stille voller Brutalität. Glaubte man den alten, abergläubischen Bewohnern Basrams, so brachte der Ruf einer Krähe stets die Zeit des Umbruchs mit sich. Man nannte sie Gesandte der Götter, die mit ihren schrillen Rufen die Menschen auf bevorstehende Wandlungen vorbereiten sollten. „Wenn dies ein Omen ist, so hoffe ich es ist ein gutes....“ "Los, ihr faules Gesindel! Macht euch gefälligst bereit, wir brechen auf!" Die Erde bebte unter den Füßen der wuchtigen Kampfmaschine, und die Stimme ertönte verzerrt durch deren Lautsprecher. "Bewegt euch, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" Das gesamte Lager war mit einem male in Aufruhr, und während die Guymilefs mit tosenden Schritten an ihm vorbeistampften bemerkte Miguel, wie seine Zweifel wuchsen. „Was tue ich da eigentlich….das ist doch absoluter Wahnsinn…“ dachte er, und sein Blick streifte die Soldaten, die hektisch um ihn herum ihrer Wege gingen. Für ihn sahen sie plötzlich aus wie ächzende Hunde, die nur darauf warteten ihre hilflosen Opfer zu zerfleischen. Die Kampfeslust stand den meisten in den Augen wie die Flammen eines frisch entzündeten Feuers. „Ihr Leben ist nichts wert…genauso wie meines….“ Miguel schüttelte den Kopf, solche Gedanken waren das Letzte was er nun gebrauchen konnte. Er hatte etwas zu tun, und dies war seine einzige und letzte Chance. Ob er damit sich selbst oder der Welt beweisen wollte, dass er doch kein schlechter Mensch war, wusste er nicht. Entschlossen stand er auf und machte sich auf den Weg zurück in sein Zelt. Er hoffte nur, es würde alles so verlaufen wie er es sich vorstellte. Doch noch während er den Vorhang zur Seite schob hörte er die vertraute Stimme seines Kameraden. „Na komm, möchtest du nicht wenigstens ein bisschen davon? Es ist zwar nicht das beste, aber immerhin alles was wir noch übrig haben…“ Miguel beobachtete überrascht, wie Gatti versuchte dem Jungen ein trockenes Stück Brot schmackhaft zu machen. Beinahe wäre er bereit gewesen, es ihm zu danken, doch im Moment war der junge Soldat ein störender Faktor der beseitigt werden musste. Seine Miene verdunkelte sich, die Gedanken an sein Vorhaben schienen alles andere in den Hintergrund zu drängen. Der Junge blickte ihn freudig an, als er endgültig in das Zelt trat, und auch der andere Soldat drehte sich zu ihm um. „Da bist du ja, ich dachte schon ich müsste…“ „Gatti….verschwinde.“ „Was?“ überrascht sah er Miguel an. „Ich sagte verschwinde. Sofort.“ „Aber Miguel, was…“ „Verdammt Gatti, wenn wir nach all den Jahren wirklich Freunde geworden sind, dann tust du was ich sage!“ rief er aufgebracht. Skepsis spiegelte sich in seinem Gesicht wider, und als er aufstand und auf ihn zuging betrachtete er sein Gegenüber mit Argwohn. „Was hast du vor…?“ „Nichts, was für dich von Bedeutung sein sollte. Und nun geh. Ich bitte dich darum.“ Gatti verschränkte die Arme vor der Brust, und für scheinbar ewige Sekunden herrschte Stille zwischen den Männern. Faron blickte fragend zwischen ihnen hin und her, ehe er leise einige Worte sprach. Eine einfache Frage, die Miguel plötzlich erkennen ließ, dass er einen Freund und keinen Feind vor sich stehen hatte. „Gehen wir jetzt?“ Miguel betrachtete den Jungen, und als er die Hoffnung in seinen Augen aufflammen sah konnte er nur nicken. Gatti seufzte und ließ die Arme sinken. „In all den Jahren sind wir Freunde geworden. Ich wollte nur, dass du das auch weißt.“ „Gatti, ich…“ „Du brauchst nichts zu erklären, es ist mir alles klar. Und ich verurteile dich auch nicht, dass du deinen Pflichten den Rücken zukehrst.“ „Diese Pflichten sind nichts weiter als ein schlechter Witz…“ murmelte er. „Das weiß ich. Aber im Gegensatz zu dir habe ich nicht die Wahl, umzukehren. Ich habe nichts außer meinem Leben als Soldat. Ich bin jung, doch sterben werde ich sicher bald. Doch dir hat man eine Chance gegeben. Ich muss zugeben, anfangs war ich…wütend. Aber irgendwo steckt wohl auch in mir ein kleiner Funken Menschlichkeit, der dich nur allzu gut verstehen kann..“ Miguel schwieg, er suchte eilig nach den richtigen Worten die er seinem Freund hätte sagen können, doch er war wie gelähmt. Nie hatte er geahnt, dass Gatti im Grunde genauso verzweifelt und machtlos war wie er selbst. Nur dass er den Mut hatte, aus dem Kreis auszubrechen. „Du wirst nicht sterben…“ erklärte er schließlich, doch Gatii schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Wenn nicht dieses, dann das nächste mal. Die ganze Welt wird in diese Schlacht gestürzt, und ich weiß nicht ob ich solange leben will um das Ende zu erfahren.“ Der Boden unter ihren Füßen erzitterte erneut, als ein weiterer Guymilef an ihrem Zelt vorbei schritt. „Ihr solltet verschwinden…Sie sind alle in Aufruhr, selbst Kommandant Dilandau.“ „Gatti…“ „Jetzt hör auf Miguel, wir haben keine Zeit für leidiges Abschiedsgerede. Macht, dass ihr fort kommt!“ Gatti ging hektisch zu einer einfach Kommode, die dicht neben den Betten stand und griff hinein. Plötzlich hatte Miguel das Gefühl, das Knarren des alten Holzes wäre lauter als das Poltern der Kampfmaschinen… Er beobachtete seinen Freund, wie er ein in Leinen gepacktes Bündel aus der Kommode hervorzog und ihm schließlich hinhielt. Kurz fiel sein Blick auf den Jungen, der langsam, schon beinahe mit übertriebener Vorsicht, von der alten Matratze aufstand und den beiden Männer schweigend zuschaute. „Hier…mehr konnte ich leider nicht auftreiben, sonst hätte ich wohl Aufsehen erregt.“ Miguel nahm das Bündel entgegen, es fühlte sich schwerer an als er dacht. „Wasser…um etwas zu Essen musst du dich selbst kümmern. Diesen Fraß hier kann man niemandem zumuten, einem Kind schon gar nicht.“ bemerkte Gatti leise. „Ich danke dir.“ Ein verzogenes Grinsen erschien auf Gattis Gesicht, doch binnen weniger Sekunden verwandelte es sich zurück in eine ernste, undurchsichtige Miene. „Kommt. Es wird Zeit.“ Miguel nickte, und als eine warme, zierliche Hand nach seiner griff und sie festhielt, war er sich sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Ich gehe zuerst, falls es doch zu gefährlich sein sollte warne ich dich….Warte etwas, dann komm nach…“ Binnen weniger Sekunden war Gatti verschwunden, und Miguel beschloss einige Worte an den Jungen zu richten. Er beugte sich zu ihm hinab und sah ihn so zuversichtlich wie möglich an. Er sollte nicht bemerken, dass er sich in Wahrheit fürchtete. Nicht vor den Soldaten, nicht vor Dilandau…Er fürchtete, zu versagen, den Jungen nicht wie versprochen nach Hause zu bringen. Würde man ihn erwischen, wäre er so gut wie Tod…und sein Tod bedeutete gleichzeitig auch den des Jungen. „Faron..ich möchte, dass du mir jetzt gut zuhörst…Wir werden von hier fortgehen. Weit fort. Du musst mir vertrauen, ja? Und wenn wir nun nach draußen gehen, wirst du genau tun was ich sage. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Wenn ich dir sage, du sollst rennen, wirst du es tun. Solange und soweit du kannst, verstehst du?“ Faron nickte. „Wohin gehen wir?“ fragte er vorsichtig. „Nach Hause…wir gehen nach Hause.“ Er raffte sich auf und nahm Faron erneut an die Hand. „Bleib ganz nah bei mir…schau niemanden an, sie müssen alle glauben dass du Angst hättest. Gib keinen Ton von dir, sei ganz still… Schon bald hast du das alles hinter dir. Ich verspreche es.“ „Du erinnerst mich an Hitomi..“ erklärte Faron lächelnd. „Was…wie kommst du denn darauf?“ fragte Miguel. Faron schloss kurz die Augen, als müsse er sich an ein altes Bild erinnern welches er vor langer Zeit einmal gesehen hatte. „Sie fürchtet sich vor der Zukunft….genau wie du….und genau wie du lässt sie es sich auch nicht anmerken. Aber ich weiß es…ich alleine weiß es.“ Verwundert schüttelte Miguel den Kopf, und schüttelte somit alle Gedanken ab die ihm plötzlich in den Sinn kamen. Stattdessen öffnete er den Vorhang des Zeltes und hielt dem Jungen die Hand hin. „Lass uns gehen…“ Gatti blickte scheinbar unbeteiligt um sich, doch in Wahrheit nahm er seine Umgebung schärfer wahr als jemals zuvor. Die Soldaten waren allesamt damit beschäftigt, das Lager abzubauen und sich mit Waffen auszurüsten. Die Guymilefs stapften umher, die meisten standen schon bereit und warteten nur darauf, Richtung Basram geschickt zu werden. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Miguel mit dem Jungen endlich aus dem Zelt trat. Doch als sie dann endlich näher kamen deutete er an, ihm zu folgen. Gemächlich führte er sie durch die Masse an Menschen und Maschinen, bis sie schließlich zu den letzten stehenden Zelten kamen. „Die Versorgungszelte….die werden zuletzt abgebaut und nie bewacht…Wie praktisch, dass sie direkt am Waldrand aufgestellt wurden..“ dachte Gatti. Niemand hatte sie auf ihrem kurzen Marsch beachtet, alle waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Schnell winkte er Miguel hinter das Zelt, und als dieser dort ankam sah er seinem Freund schweigend in die Augen. Ein letztes Mal klopfte er ihm auf die Schulter und deutet mit einer Kopfbewegung in Richtung des dichten Waldes. Die dunklen Tannen standen eng aneinander, es sah aus als wollten sie jedem Eindringling den Weg versperren. Eine seltsame Dunkelheit lag dahinter, doch Miguel war bereit sie zu durchschreiten. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass er Gatti wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Er setzte gerade an, etwas zu sagen, als er von seinem Freund sachte aber bestimmt in Richtung Wald geschubst wurde. „Verschwindet. Macht schon…“ zischte er, doch er konnte das traurige Lächeln in seinem Gesicht nicht hinter der sonst so präsenten Maske verstecken. Faron hob die Hand und winkte dem Soldaten schwach zu, ehe er spürte wie Miguel sein Tempo erhöhte und rasch durch das Gestrüpp schritt. Es dauerte keine Minute, und sie ließen das Lager hinter sich.. Der dunkle Wald hatte sie verschlungen, und Faron war mehr als glücklich darüber… Erleichtert atmete er auf. Sie hatten es geschafft. Er konnte eigentlich gar nicht glauben, was er gerade getan hatte. Ein leiser Seufzer entwich ihm, als er sich umdrehte und zurück in die Masse voll von undeutbaren Mienen schritt. Eine ganze Weile lang ging er einfach nur so hin und her, in der Hoffnung sein Weg würde ihn irgendwo anders hin führen…Doch dann geschah etwas, das seine Welt erzittern ließ. Er hörte das Rauschen seines Blutes im Ohr, und sein Herz schlug so schnell dass er glaubte seine Brust würde zerspringen. Gatti blieb wie versteinert stehen, als die gefährlich ruhige Stimme die Stille in seinem Kopf durchbrach wie das Kreischen einer Krähe den frühen Morgen… „Ich hoffe du hast eine plausible Erklärung dafür, Gatti………“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)