Kerzenlicht und Geschenkefunkeln auf dem Friedhof von Disqua ================================================================================ Kapitel 1: Kerzenlicht und Geschenkefunkeln auf dem Friedhof ------------------------------------------------------------ «Alex?» «Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wissen will, Sam.» «Du musst gar nichts machen, versprochen!» «Und wieso rufst du mich dann an?» «Weil ich ein Spiel ausprobieren will, aber alleine halt langweilig ist und ich gerne wen zum Quatschen dabei habe?» «Also, muss ich doch was tun?», schlussfolgerte Alex mit einem deutlich hörbaren Schmunzeln in der Stimme. «Naja, wenn das für dich schon zu anstrengend ist, dann ja.» «Ok, um welches Spiel handelt es sich denn? Wehe es hat einen versteckten Multiplayer und ich muss dann doch noch einsteigen.» «Hat es nicht! Aber!!! Du wirst mir eh drein quatschen, was ich besser machen kann.» «Oh, ich bekomme ein Livebild?» «Ja natürlich, sonst wäre das ganze Unterfangen doch reichlich sinnlos?» «Du meintest eben, du willst nur jemanden zum Quatschen, vom Zusehen war keine Rede.» «Alex?» «Ja?» «Strapazierst du extra meine Nerven?» «Ist anstrengend, oder?» «Ich hasse dich vielleicht ein wenig.» «Wenn es nur ein wenig ist, dann ist es ja vollkommen im Rahmen. Also, was für ein Spiel willst du unbedingt ausprobieren?» «Lach aber nicht!» «Oh, ist es etwas, wo ich Händchen halten muss, weil du dich gruseln könntest?» «Vielleicht?» «Sam?» «Ja?» «Wieso?» «Kennst du Stardew Valley?» «Ja, aber das ist nicht gruselig…» «Ja, das spiele ich ja auch nicht.» «Sam?» «Ja ja, ich will Graveyard Keeper ausprobieren, das ist vom Spielprinzip, glaube ich, ziemlich ähnlich, nur dass man halt ein Friedhofswärter ist und kein Bauer.» «Ich seh das Gruselige noch nicht dabei?» «Friedhof?» «Du findest einen Friedhof also gruselig? Wieso?» «Weil da Leichen rumliegen?» «Wäre es dir lieber, sie würden offen auf der Strasse liegen?» «Nein? Es ist halt unheimlich bei so vielen auf einem Haufen.» «Also genau genommen liegen die nicht auf einem Haufen, sondern jede einzelne in ihrem Grab, ausser du hast ein Familiengrab, aber selbst dann liegen sie nebeneinander und…» «Alex?» «Hm?» «Du weisst schon, dass es das nicht besser macht?» «Du weisst schon, dass es so etwas wie Zombies nicht gibt?» «Das sagst du!» «Und viele wissenschaftliche Belege, ausser du meinst die hirnlosen Vollidioten die mit dem Handy rumlaufen, aber die nennt man anders.» «Nein, ich mein Zombies! Und in Mexiko glauben sie daran.» «Ja… und die USA glaubt an UFOs und bestimmte Menschen glauben auch, dass Globulis helfen, da würde ich jetzt nicht drauf gehen, ehe du es nicht live erlebt hast.» «Das ist absolut nicht dasselbe.» «Wieso?» «Weil es in Mexiko zur Kultur gehört und so.» «Naja, über die Kultur in einem gewissen Land müssen wir nicht sprechen, aber ich glaube, wir drehen uns bei dem Thema im Kreis.» «Ausserdem will ich Zombies nicht live erleben.» «Bei deinem Aim bestimmt besser, ja.» «Alex?» «Hm?» «Nicht hilfreich.» «Seit wann bin ich hier, um hilfreich zu sein? Ich benenne nur die knallharten Fakten und du würdest in einer Zombieapokalypse nun einmal nicht sehr lange überleben, daher denke ich, es wäre besser für dich, nicht an Zombies zu glauben, da diese so oder so nicht existieren. Reine Logik.» «Deine Logik macht es aber nicht direkt zu meiner Logik und ich glaube, es ist besser, ich starte das Spiel einfach mal… Wir drehen uns, glaube ich, ein klein wenig im Kreis.» «Nur weil du wirklich Angst vor Zombies hast», stellte Alex mit einem hörbaren Grinsen in der Stimme fest. Sam ignorierte ihre Freundin für den Moment und startete die Bildschirmübertragung und zeitgleich das Spiel. «Oh, der Startbildschirm ist ein Zombie!» «Alex?» «Willst du etwa das Gegenteil behaupten?» «Nein, aber ich sehe es, also weise mich nicht unnötig darauf hin.» «Du wolltest doch…» «Gesellschaft wollte ich», unterbrach Sam ihre Freundin sofort. «Ich bin sehr gespannt, was da alles passiert, ein Friedhofswärter zu spielen ist wirklich mal was Neues." «Pst, das Intro fängt an», forderte Sam Alex zur Stille auf. «Nun.» «Nun.» «Du bist also eigentlich tot, ja? Sprich du spielst einen Zombie?» «Könntest du das endlich sein lassen? Und wenn ich das richtig verstanden habe, bekomme ich eine zweite Chance, wenn ich den Job hier korrekt mache.» «Nun, du bist verloren.» «Alex?» «Ja?» «Ich bin gut in Simulationen, ich habe so an die 1000 Stunden in Stardew Valley. Ich bekomme das schon hin.» «Stimmt, da war ja was… Ich hoffe nur du musst nicht kämpfen.» «Auch das bekomme ich grad noch so hin, wird schon nicht so anspruchsvoll sein.» «Hm, sehen wir gleich, aber du solltest mal den Schädel beachten, der hinter dir auf und ab schwebt, glaube, der will was von dir.» Sam war so in das Gespräch mit Alex vertieft, dass sie den Schädel wirklich nicht wahrgenommen hatte und nun einen kleinen Schreckensschrei verkneifen musste. «Wo kommt der denn her?» «Frag mich doch nicht», erwiderte Alex grinsend. Sam unterhielt sich mit dem Schädelnpc und liess sich in das Spiel einweisen. Sonderlich schwierig schien der Anfang wirklich nicht zu sein. «Du solltest mit allen reden, die du findest, man kann nicht genug Quests haben», forderte Alex Sam nach einer Weile auf und bekam ein leises Seufzen. «Als hätte ich nicht schon genug. Erst einmal muss ich den Friedhof hübsch machen, der ist ja runtergekommen.» «Wieso? Willst du ein Picknick machen? Oh, bald ist Weihnachten, du könntest einen Tannenbaum hinstellen, ihn dekorieren und fürs ganze Dorf ein paar Geschenke drunter legen. Vielleicht fangen sie dann an dich zu mögen und wollen dich nicht mehr umbringen, wäre doch eine Idee.» «Es ist genau einer, der mich umbringen will, weil er denkt, ich bin ein Vampir…» «Ja, einer zu viel», konterte Alex amüsiert. «Dabei würde Zombie wirklich eher zutreffen, aber so intelligent ist dieses Dorf wohl nicht, wobei… die leben doch auch schon seit Ewigkeiten oder aber die Zeit vergeht einfach nicht, was dann dem Sterben widersprechen würde.» «Suchst du jetzt wirklich die Logik?» «Immer.» «WTF?» Schrie Sam nach einer Weile beinahe. «Was denn jetzt?» «Der Esel streikt…» «Ja geil, weniger Arbeit. Vergiss unter dem Weihnachtsbaum die Möhren dann nicht, sonst ist er beleidigt.» «Selbst wenn ich einen Weihnachtsbaum aufstellen könnte, wie stellst du dir das vor? Weihnachtsbaum, Kerzenlicht und Geschenkefunkeln auf dem Friedhof? Wie creepy ist das denn bitte?» «Ich find es romantisch.» «Du bist ja auch komisch…» «Stell es dir doch vor, noch alles mit Schnee bedeckt, ist doch hübsch. Du musst den Baum ja nicht direkt auf einem Grab aufstellen…» «Alex?» «Ja, ist ja ok, der Vorschlag ist abgelehnt, aber hübsch wäre es trotzdem.» Sam schüttelte für Alex unsichtbar den Kopf und widmete sich weiterhin dem Spiel, natürlich nicht ohne weitere Kommentare, die ab und an von Alex kamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)