Inu Yasha no yomi von Hotepneith (Inu Yasha in der Unterwelt) ================================================================================ Kapitel 5: Mutter des Fürsten ----------------------------- I can't be cool, without words; I can't be cool, without reacting; I can't be cool, because I now know that indifference closes the doors of humanity.   Ghost in a shell     Die Regentin hatte nicht umhin gekonnt, aufgrund der Nachricht, die ihr Mamoru geschickt hatte, schleunigst in den Hof zu gelangen. Zu wichtig war es, dass die Vasallen still hielten bis der zweite Sohn ihres Gefährten, Inu Yasha, da wäre. Nun, sie wusste wenig über ihn, natürlich, dass er der Spross einer Menschenfrau war. Diese Eigenheit ihres Gefährten hatte sie nicht geschätzt, aber doch erduldet. Als er dann mit seinem Plan über zwei Schwerter und zwei Söhne angekommen war, hatte sie sich freilich die Bemerkung nicht versagen können, wieso er so sicher sei, dass Izayoi keine Tochter bekäme, aber das hatte er verschwiegen. Und dann war er tot gewesen und sein so genannter Jahrhundertplan hatte Gestalt angenommen: Sesshōmaru dazu zu bringen, dass er seine Macht zugunsten anderer einsetze, seine Grenzen erkenne – und Inu Yasha zu schützen, der als Hanyō sicher genau das benötigte, sogar den Schutz vor dem Blut seines Vaters. Das alles in der ergänzten Hoffnung, dass die Zwei sich eines Tages so weit geeinigt haben würden, dass sie So´unga wieder in die Unterwelt schaffen würden. Nun, sein Plan hatte funktioniert, obwohl er schon lange tot war, und dies hatte in ihr doch eine gewisse Verehrung ausgelöst – und das Bedauern, sein Genie nicht zu seinen Lebzeiten wahrhaft geschätzt zu haben, obwohl sie ihm nie den schuldigen Respekt verweigert hatte. Als sie aus dem Tor des Hauptgebäudes getreten war, hatte sie sofort die unbekannte Gestalt in roter Kleidung gesehen mit weißen Haaren. Feuerrattenhaar, wie sie ihr Gefährte einst gejagt hatte. Nun, er hatte den Stoff wohl Izayoi gegeben und die hatte vernünftig daraus Kleidung und damit auch Schutz für ihren Sohn schneidern lassen. Allerdings hatte sie ebenso gesehen, wie der Hanyō ein Meidō in die Luft geschnitten hatte, die Kälte der anderen Welt gespürt, so, wie sie es von ihrem eigenen kannte. Eindeutig, Sesshōmaru hatte dem Halbbruder den Pfad der Finsternis verschafft – und überlassen. Nach dieser gewissen Machtdemonstration sollte der neue Fürst auf deutlich weniger Probleme stoßen, denn das würde sich herumsprechen. Er hatte sie bemerkt, natürlich. Der eigenartige Schmerz in ihrem Herzen war da, aber sie war zu strikt erzogen um nicht ihre Pflicht zu kennen das Fürstentum für die Familie, für das letzte männliche Familienmitglied, zu sichern. Er kam auf sie zu ohne sie aus den Augen zu lassen und seltsamerweise verdoppelte sich das Brennen in ihrer Brust. Er sah seinem Vater so ähnlich.... ähnlicher, viel ähnlicher, als es ihr eigener Sohn getan hatte. Augen, Brauen, Nase – alles war wie einst. Der Inu no Taishō, der Herr des Westens. Und sie hatte einen Fehler begangen, dachte sie noch, als er die fünf Treppen auf die hölzerne Veranda mit einem Satz nahm.   Inu Yasha hatte in der Frau oben am Portal schon aufgrund des kostbaren zwölflagigen Kimono die Regentin vermutet, die dort, zwei Hofdamen hinter sich, stand. Aber obwohl sie ihm recht jung erschien, war das eindeutig Sesshōmarus Mutter. Dazu hätte er nicht im Näherkommen die Mondsichel auf ihrer Stirn sehen müssen. Auch die Augen, die Nase, die ganze Gestalt... Eine weiße Boa lag um ihre Oberarme. Alles an ihr war elegant, kostbar. Aber als er in ihr Gesicht blickte, erkannte er etwas ganz anderes. Ihr Teint mochte porzellanfarben gewesen sein, jetzt wirkte er wie roher Ton - eingerissen. Die Haut spannte sich eng um die Wangenknochen. Das Rot der fein gepinselten Lippen bröckelte leicht. Und der goldene Blick, der sicher so eisig wie der des Halbbruders wirken konnte, war nun matt wie das letzte Mondlicht. Er musste nur an seine eigene Mutter denken, die um sein Schicksal als Hanyō geweint hatte, um ihn geweint hatte, um zu wissen, dass das Herz dieser Frau gebrochen war. Sie hatte einst ihren Mann verloren, nun ihren einzigen Sohn. Dass sie es noch schaffte sich um das Fürstentum zu kümmern, war vermutlich die letzte Kraftanstrengung, die ihr noch möglich war, und gewisses Mitleid überflutete ihn. Kagome hätte vermutlich gemeint, er solle sie in den Arm nehmen, aber so vor allen Leuten war das natürlich unmöglich, dazu kannte er die höfischen Rollen doch zu gut. Aber er meinte leise, ohne sie aus den Augen zu lassen: „Keibo-sama.“ Verehrte Stiefmutter. Dass er sich nicht verneigte, sondern nur ein wenig den Kopf senkte, war dabei nur natürlich – und passte, ohne, dass er es bedachte. Der Fürst grüßte, wenn er höflich sein wollte, nur mit einem leichten Senken des Kinns.   Die Verneigung der einstigen Fürstenmutter fiel deutlich tiefer aus, auch, weil sie diese Begrüßung erleichterte. Die Hofdamen hinter ihr beugten sich noch einmal weiter, zu gewohnt daran, dass das Zeremoniell eine gewichtige Rolle bei Hofe spielte. Die Regentin richtete sich wieder auf, obwohl sie keine Aufforderung dazu erhielt, aber sie vermutete, dass der Hanyō davon keine Ahnung hatte. Es war schlimm genug, dass sie ihn nicht höflich begrüßt hatte, ehe er vor ihr stand, aber er schien das nicht zu wissen. „Inu Yasha-sama, ich bin erfreut Euch im Schloss des Westens begrüßen zu dürfen.“ Nein, das war sie sicher nicht, dachte er prompt. Sie hätte hier lieber den eigenen Sohn stehen. Aber schön, Leute wie dieser Kori sollten nicht mitbekommen, dass sich an der Spitze des Fürstentums etwas tat. Sie war sehr selbstbeherrscht. Eingedenk des Rates von Kyoichi meinte er: „Vielleicht gehen wir in das Arbeitszimmer.“ Sie neigte zustimmend den Kopf. „Ich darf bitten, Inu Yasha-sama.“ Ihn nur nicht als Fürst ansprechen, dachte sie noch. Das wäre zu fatal für sie selbst, würde ihr endgültig jede Hoffnung rauben. Wobei, hoffen war einer Daiyōkai ebenso unwürdig wie das Nicht-Wahr-Haben-Wollen des ersten Augenblicks.   Nur wenige Minuten später waren sie zu zweit im Arbeitszimmer und sie ließ sich auf ihren Platz nieder, etwas überrascht, dass der Hanyō stehen blieb, sich nur umsah. „Die Bannkreise sind aktiviert,“ erklärte sie daher ein wenig unhöflich. Auch jetzt erinnerte er sie sehr an seinen Vater. Erst gucken, sichern. Ein Krieger, der scheinbar selbstverständlich sein Schwert abzog und in den Ständer neben Tenseiga stellte. Ihre Verwunderung stieg, als er sich näherte, sich jedoch nicht auf das Kissen niederkniete, auf dem der Fürst saß, sondern sich auf den Rand des Podestes setzte, fast zu ihren Knien, als sei er ein Kind und sie seine Mutter. Er musterte sie forschend, schwieg jedoch. Und solange der Fürst nicht sprach, durfte sie auch nichts sagen. Arg genug, dass sie ihn auf die Bannkreise hingewiesen hatte.   Inu Yasha sah beiseite, zum Schwertständer. Tessaiga und Tenseiga. „Warum hat er es nicht mitgenommen?“ erkundigte er sich abrupt. Die Frage aller Fragen, ja. „Ich weiß es nicht. Ich riet ihm zu einer Leibgarde, aber...“ „Ryuuichi und vier Drachen. Damit sollte er doch fertig werden.“ „Ich weiß es nicht, Inu Yasha-sama.“ Es klang so müde, dass er sie rasch ansah. „Ich muss fragen. Schließlich will und muss ich Bakusaiga von diesen durchgeknallten Eidechsen zurück holen. Ist Myōga eigentlich schon wieder da?“ „Nein.“ „Dann hören wir mal. Aber, ich bin sicher, dass Bakusaiga sich noch gegen den Kerl wehrt. Sonst stünde der schon hier vor dem Schloss.“ Ja, das dachte sie auch. Aber es war immerhin einigermaßen erleichternd, dass der neue Fürst militärisch Ahnung hatte. Das führte zu einem weiteren Punkt. „Darf ich eine Bitte äußern, Inu Yasha-sama?“ „Ihr wollt Euch zurückziehen?“ Die Berater hatten also getan, was sie ihnen aufgetragen hatte. „Ja. Ein Stück nach Westen liegt das Schloss meiner Geburt.“ Und dort könnte sie in Ruhe trauern. Es war reines Verständnis und Mitleid, das ihn es so formulieren ließ: „Ein wenig brauche ich Euch noch hier, Keibo-sama. Wenn ich mit diesem Ryuuichi ein paar Schuppen rupfe, muss hier jemand sein, dem man ein Fürstentum anvertrauen kann. Und dieser Kori, dem würde ich nicht mal die Bewachung der Speisekammer anvertrauen.“ Der würde die prompt fressen und den Rest seinen Männern überlassen. Myōga und Jaken waren loyal, aber damit sicher überfordert, wenn ein Kerl wie dieser Kori aufschlug. Mamoru und Kyoichi waren Unbekannte.   Etwas zuckte um ihren Mundwinkel. Es war kein echtes Lächeln, aber doch gewisse Erleichterung. Dass er sie gehen ließ, dass er den ersten Vasallen schon mal richtig einschätzte, dass sie bei aller persönlichen Trauer zumindest das Fürstentum in gute Hände geben konnte. Er ähnelte seinem Vater. So sehr. Der Hanyō ließ die Klauen nachlässig zwischen den Knien baumeln. „Vielleicht könnt Ihr mir sagen, wieso Sesshōmaru die Drachen sich hier überhaupt ansiedeln ließ?“ Sachliche Fragen, dazu persönliches Interesse. Wieder spürte sie eine gewisse Erleichterung, ohne dass der feste Reif um ihr Herz sprang. „Es war und ist allgemein bekannt, dass sich der Drachenkönig nicht oder nur sehr wenig für Erddrachen interessiert, die im Süden mehr oder weniger jeder für sich leben. Ryuuichi gab an, in der Sicherheit eines festen Fürstentums leben zu wollen, er und seine vier Begleiter. Das hier ist nahe genug am Süden, um dort noch Verwandtschaft zu besuchen....“ Sie sah zu ihm. So waren sie buchstäblich auf Augenhöhe und sie begriff plötzlich, warum er sich so niedergelassen hatte. Rücksicht für eine Daiyōkai von einem Hanyō? Impulsiver Zorn wallte in ihr auf. Sie drängte ihn rasch zurück. Es war nutzlos. Das Fürstentum musste für die Familie gesichert sein, das war alles, was zählte. „Und außerdem gedachte er mit fünf Drachen auch so zu Rande zu kommen. Warum also ging das schief? Magie?“ Und, hatte der Hundeidiot was davon geahnt und deswegen Tenseiga zurück gelassen? Als Schutz für sich, seine Wiederbelebung? Oder, damit nicht dieses Schwert auch noch in die Klaue von Drachen fallen würde? Warum war er dann hingegangen? Und warum hatte er Bakusaiga mitgenommen? Weil diese Klinge sich besser gegen eine feindliche Übernahme wehren konnte? Nun, er selbst wusste wie Tessaiga das sah und Tenseiga war ja wohl das Zwillingsschwert. Gab es einen anderen Grund den besten Schutz zuhause zu lassen? Sie schüttelte leicht den Kopf, als sie auf die Matten blickte. Sie wusste es auch nicht. Nur: „Nicht alle Drachen besitzen Magie, schon gar nicht in einem Ausmaß, dass sie einem Daiyōkai gefährlich werden könnten. Und Ryuuichi samt seinen Leuten eher gar keine. Einfache Krieger, dem Yōki nach zu urteilen.“ Sie hatten sich alle dem Fürsten des Westens vorgestellt. Sie war anwesend gewesen, schon um Magie feststellen zu können, aber es hatte keine gegeben. „Na, fein. Ich werde dann, sobald Onkelchen zurück ist und was über diese Drachenbande erzählt hat, da hingehen und Bakusaiga zurück holen. Dann sehen wir weiter.“ Er stand auf, drehte sich jedoch noch einmal zu ihr um. „Danach, denke ich, könnt Ihr Euch zurückziehen. Und bis er da ist ….was könnte denn in den nächsten Tagen noch an so Idioten hier aufkreuzen?“ Sie sah zu ihm auf, versagte es sich jedoch die Schultern zu zucken. „Es sind keine Vasallen eingeladen. Es besteht nur die Möglichkeit, dass Fürst Daichi, genannt Fürst Okami, einen Boten sendet.“ „Aha. Und wer ist das? Wolfsfürst? Der aus dem Osten?“ Er hatte unter der minderen Rasse gelebt und konnte es nicht wissen. Immerhin erstaunlich genug, dass er doch vom Ryujin und den anderen Fürsten gehört hatte. Myōga, vielleicht. „Oh, nein, Inu Yasha-sama. Fürst Daichi lebt im Norden. Sein Fürstentum ist das letzte außerhalb der vier offiziellen. Es handelt sich um ein nicht zu großes Territorium, das zwischen dem Westen und dem Norden liegt. Sowohl... Sesshōmaru als auch der Fuchsherr versuchten ihn zu überzeugen sich mit ihnen zu verbünden. Es ist der strategische Knotenpunkt zwischen den beiden Fürstentümern.“ „Und er blieb lieber der eigenständige Fürst?“ „Ja. Er ist... mir wurde gesagt, ein wenig schwierig, aber ein sehr guter Feldherr. Sein Fürstentum ist von steilen Bergen umgeben und einfach zu verteidigen. - Sesshōmaru erkannte eine Chance und reiste zu offiziellen Verhandlungen dort hin.“ Wie schwer es ihr fiel den Namen auszusprechen. „Fürst Daichi selbst ist der Sohn eines Wolfes und einer Hundeyōkai, ein Wolfshund. Ihm selbst hat seine Hauptfrau, eine Hundeyōkai, nur eine Tochter zur Welt gebracht. Trotz etlicher Nebenfrauen gab es keinen weiteren Nachwuchs.“ Angeblich hatte er neunundvierzig Konkubinen. Und nicht eine war schwanger geworden, was durchaus zu Spott für ihn geführt hatte. Wohl mit ein Grund, warum er gegen jeden seiner Leute hart zuschlug, der sich nicht bedingungslos fügte. „Das heißt, er hat keinen Erben? Außer der Tochter?“ „Ja. Und Frauen sind nicht erbberechtigt, wie Ihr natürlich wisst.“ Sonst säße sie nicht hier, kniete vor ihm. „Ah ja“ Inu Yasha schwante plötzlich Übles und er ließ sich wieder auf seinen vorherigen Platz an der Podestkante nieder. „Lasst mich raten. Sesshōmaru war ganz Stratege und bot dem guten Daichi an die Tochter zu heiraten und so das Erbe für den Westen zu sichern?“ Sie neigte zustimmend den Kopf. „Und er bot Daichi an, dass der als selbstständiger Fürst bis an sein Lebensende regieren könnte.“ „Und wenn dieser Daichi hört, dass Sesshōmaru tot ist, könnte er sich den Füchsen anschließen?“ „Nun, auch der Herr der Füchse hat einen Erben....“ Sie atmete tief durch. „Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass der Vertrag nur vorsieht, dass die Tochter den Titel Fürstengemahlin des Westens erhält, nicht personalisiert mit wem.“ „Na, danke.“ Von verzweifeltem Hanyō zum Herrn des Westens und Bräutigam? Das war ja zu ….Toll. Bruderherz hatte sich offensichtlich erfolgreich aus dem Staub gemacht und er sollte hier jetzt aufräumen? „Daichi wird schon nicht ausgerechnet jetzt einen Boten schicken, oder?“ „Das wäre das größte anstehende Thema. Bis auf natürlich Bakusaiga und die Drachen.“ „Ja. Und das hat für mich erst einmal Vorrang.“ Als ob er irgendjemanden außer Kagome heiraten wollte! Hoffentlich gab es nicht noch so ein paar nette Überraschungen. Egal. Er wartete auf Myōga, ging zu den Drachen, brachte die um, nahm Bakusaiga und kam wieder her.... und dann? Zum ersten Mal dämmerte ihm, dass er die ganze Angelegenheit womöglich zu einfach gesehen hatte. Er musste sich dringend etwas überlegen. „Oh, eine Frage habe ich noch. Gibt es in diesem Schloss was zu essen?“ Die Daiyōkai blickte überrascht zu ihm. „Um alle diese Dinge kümmert sich Kyoichi. Er ist fähig.“ „Gut.“ Wie sollte er das jetzt sagen? Seine Kindheitserinnerungen waren nicht besonders gut. „Dann zieht Euch zurück, Keibo-sama. Morgen sehen wir weiter.“ Sie verneigte sich höfisch, ehe sie sich erhob. „Danke, Inu Yasha-sama.“ Nein, sie sollte nicht nach seiner Mutter fragen, Izayoi war ein Mensch und sicher schon Jahrhunderte tot. Einer Daiyōkai ziemte überdies keine Neugier. „Ich löse die Bannkreise, falls Ihr nichts dagegen habt.“ „Nein, natürlich nicht. - Kann ich die auch legen? Ich habe es nicht so mit Magie.“ Sie hob die Hand. Er war jung, fragte fast wie ein Welpe... Seltsamerweise löste das in ihr etwas aus, das sie nicht deuten konnte. So sagte sie nur formell: „Dann wohl eher nicht. Der kleine Yōkai und auch Kyoichi vermögen es. Diese Tür führt in den privaten Trakt. Ich vermute, Ihr übernachtet in den Räumen des Fürsten?“ Jaken und Bannkreise? Mal wieder etwas Neues. „Ich werde etwas essen.“ Und dann, weil er nach seinen Erfahrungen mit seiner Mutter und Kagomes Tod ahnte, wie sie empfand: „Und ich werde mir mal den privaten Schreibtisch ansehen. Vielleicht hat er irgendeinen Bericht, einen Hinweis hinterlassen, warum er Tenseiga hier parkte. - Ich werde nicht schlafen.“ Das bedeutete, er würde nicht in das Bett ihres Einzigen gehen. Ob er ahnte, wie sie empfand? Das wäre eigen. Zwischen Hanyō und Daiyōkai lagen doch buchstäblich Welten. Aber er war eben der Sohn eines Daiyōkai. Womöglich ahnte er es wirklich. „Oh, eines noch Wie rufe ich Kyoichi?“ „Sagt das Wort: Diener, wenn die Bankreise weg sind, ein wenig lauter. Der Diensthabende schiebt die Tür beiseite und Ihr äußert Euren Wunsch.“ Sie ging, jeder Zentimeter eine erhabene Fürstin.   Inu Yasha ließ sich auf dem Platz des Hausherrn nieder, in dem unsicheren Gefühl sich sonst zu bloß zu stellen. „Diener!“ Prompt wurde die Tür beiseite geschoben und ein Yōkai fiel fast mit der Nase voran in das Zimmer. Na schön. Brüderchen hatte hier wohl seinen üblichen Charme gezeigt. „Kyoichi soll herkommen.“ „Ja, oyakata-sama.“ Die Tür wurde zugeschoben und es blieb dem Hanyō überlassen festzustellen, dass diese Anrede offenbar für ihn schon ausgegeben worden war. Nun ja, als Haushofmeister war der Kerl wohl keine Fehlbesetzung. Hoffentlich konnte der ihm auch was zu essen beschaffen, er hatte doch schon Tage nichts in den Bauch bekommen. Kyoichi konnte, zumindest sagte er Essen zu und dass er es in den privaten Trakt des Fürsten liefern lassen würde.   Inu Yasha stand so nur zehn Minuten später zum ersten Mal in seinem Leben im Schlafzimmer seine Halbbruders und blickte sich um. Ein Podest aus Tatamimatten, dahinten wohl ein Waschraum, alles sehr einfach ohne Dekor eingerichtet, im deutlichen Unterschied zu den offiziellen Räumen. Auf dem Podest lag eine Decke und ein oder zwei Kissen, aber das interessierte ihn nicht. Er wollte nicht schlafen. Besser war für seine Absicht das kleine Schreibpult unter dem Fenster, ordentlich mit Tinte und Feder, daneben ein ganzer Stoß Papiere. Vielleicht fand er da den Bericht den er suchte – etwas über Drachen. Dennoch war es eine sehr eigene Empfindung im Magen als er sich dort niederließ. Die Witterung nach Sesshōmaru hing noch in der Luft und er bekam das Gefühl etwas Verbotenes zu tun. Aber da musste er wohl durch,   Eine halbe Stunde später war er mehr als frustriert und froh, dass eine Schüssel vor ihn gestellt wurde. Eindeutig Gemüsesuppe. Immerhin. Woher das der Haushofmeister auch geholt hatte. Aber, was Inu Yasha so in gewisse Rage brachte war zum einen die Tatsache, wie schwer er sich mit dem Lesen tat. Nun ja, zugegeben, wie oft in den vergangenen Jahren hatte er gelesen oder geschrieben? Zum zweiten: offenkundig, er hatte einen Brief des Drachenkönigs gefunden, in dem der bezüglich vereinbarter Bannkreise gegenüber menschlichen Fischern nachfragte und um eine Stellungnahme aller Yōkaifürsten zum Thema gemeinsame Magie und gegebenenfalls Abgesandte bat, wie auch er schickte. Das klang nach reiner Bürokratie und nach nichts, was einen Fürstenmord initiieren konnte. Wusste Ryujin in seinem Schloss unter dem Ozean gar nicht, was die Verwandtschaft an Land trieb? Auch die Stiefmutter hatte ja gesagt, der kümmere sich nicht darum. Aber noch war das größte Rätsel nicht gelöst – Tenseiga. Was war damit los? Hoffentlich kam Myōga bald zurück und brachte Neuigkeiten, denn eigentlich wollte er so schnell wie möglich hier wieder weg. Allerdings fürchtete er langsam, dass das schwierig werden könnte, spätestens, wenn er neben Tessaiga auch noch Tenseiga und Bakusaiga sein eigen nannte. Zumindest letzteres Schwert würde sich auch ihm verweigern, da war er sicher, Tenseiga vielleicht mitspielen, wenn es darum ging Sesshōmaru wieder zu beleben, aber sonst vermutlich auch eher weniger. Wiederbelebung, das wäre doch gar kein schlechter Einfall? Sollte doch der Kerl wieder übernehmen, der so schrecklich gerne Fürst war? Aber ohne Körper? Oh man, der Flohopa sollte wirklich irgendeine sinnvolle Idee haben. Und überhaupt, wozu hatte man denn Typen, die sich Berater nannten?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)