Choices, Tragedy & Desolation von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ------- Choices, Tragedy & Desolation ------- Feuchter Waldboden unter dem Gesicht. Ein Windzug durch das Haar. Eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Warme Sonnenstrahlen auf der Haut. Deidaras Atem ging langsam. Schwer und langsam. Seine Glieder zuckten, jeder einzelne Finger. Er zitterte. Aber er glaubte nicht. “Ich sollte tot sein”, kam es ihm in Gedanken. Vielleicht war er auch tot. Er wagte nicht recht, die Augen zu öffnen. So versuchte er erst einmal, dieses Zittern in den Griff zu bekommen, doch kaum spannte er den ersten Muskel an, durchfuhr ein gleißender Schmerz seinen gesamten Körper und er schrie. Nein, Deidara war nicht tot. Der Schmerz war zu echt. Er muss die Explosion überlebt haben und war durch den Druck irgendwo in irgendeinem Wald gelandet und hatte der Empfindung nach keinen heilen Knochen mehr. “Fuck”, knurrte er und schlug die Augen auf. Der nächste Schmerzimpuls in Form der strahlend hellen Sonne, die exakt auf der Stelle, wo er gelandet war, eine Lichtung schuf. Er kniff die Augen sofort wieder zu. Das Zittern wurde präsenter, er spürte jede einzelne Stelle seines Körpers. Schmerzend. Auch, dass er mit dem Gesicht auf feuchter Erde lag. Sein Chakra war vollkommen aufgebraucht, auch seine Lebensenergie schien dem Ende nahe. Selbst wenn er diese Explosion überlebt hat, so spürte er, hatte er nicht mehr lange. Er würde den inneren Blutungen erliegen. Ob er überhaupt noch einen Arm heben könnte? Sein Atem blieb langsam, war weiterhin schwer, als steckte ihm etwas in der Luftröhre, das überwunden werden musste. Atmen war noch nie so mühsam. Existieren war noch nie so zwiespältig. Er wollte, er wäre gestorben. Sein Mund klappte auf, der Atem ging ihm brüchig über die Lippen. Er schmeckte den erdigen Boden. Das Rascheln der Blätter in den Baumkronen drang an seine Ohren. Die Augen flimmerten auf. Ein Schatten. Sehr gut. Tobi würde ihn einsammeln und retten. Er dachte ja, er hätte auch ihn zersprengt. Nicht gut, weil er eigentlich hoffte, diese Leute nie wieder sehen zu müssen. Sogar seine Mundwinkel taten unheimlich weh, als er sich der Tatsache, das doch zu überleben, eines Lachens erbarmte. “Tobi”, kam es stumm über seine Lippen. Keine Kraft mehr. Die Augen fielen zu. Deidara spürte, dass ihn Hände berührten, die dies noch nie getan hatten. Panik kam hoch. Der Feind musste ihn haben. Er hätte doch sterben sollen. Jetzt, das wusste er, würde man ihn foltern und ihm alle Informationen aus der Nase, den Augen und den Zungen ziehen, die er hatte. “Finger weg”, japste er schwach, doch fand er sich nicht in quälenden Armen wieder, sondern in sorgenden. “Hey, junge Frau, wurden Sie angegriffen?” Mehr musste Deidara nicht hören, schien all seine Lebensenergie wieder in ihm hochzusteigen. “Sag mal hast du sie noch alle, du dahergelaufener… gutaussehender… Konoha-Ninja” Deidaras Stimmung schwankte wild umher. Erst war er wütend, angepisst gar, dann war er etwas überwältigt und schließlich in der Bredouille. Ein fahler, leicht dümmlicher Blick traf ihn. Gesichtszüge, die ihm gefielen. Gute Statur, wie er aus der Haltung erkennen konnte. “Du bist doch hier der Kerl mit den langen blonden Haaren”, sagte Shikamaru zu seiner Verteidigung und setzte sich gleich etwas aufrechter hin, seinen Mann zu stehen. Die Augen wandte er auch ab, selbst wenn es schwer war, dieser soeben aufkommenden Faszination zu widerstehen. “Und du bist ganz schön unverschämt”, knurrte Deidara, musterte seinen vermeintlichen Retter aber genauer. “Du musst echt reden, hast ja selbst so lange Federn, hm”, sagte er und zog direkt an Shikamarus abstehendem Zopf. “Hey! Das ist was Anderes. Familienerbe und so”, wehrte er sich und klopfte Deidara auf die Finger. Dieser zog sofort unter Schmerzen zurück und machte eine beleidigte Schnute. “Sorry, ich wollte nicht” - “Hey, glaub nicht, dass du mir wehgetan hast, ich bin kein Mädchen, hm?”, stellte er zur Sicherheit noch einmal klar. Weh tat es allemal. Der Schmerz zog sich von den Fingern durch die Hand und den Arm entlang bis in den Nacken. “Und du bist ziemlich klein für nen Kerl”, merkte Shikamaru noch an, als hätte er nicht schon genug Salz in die Wunde gestreut. “Willst du es mir jetzt schmackhaft machen, dein Mädchen zu sein, hm?”, fragte Deidara empört. “Was? Nein, ich… Nein! Ich komm mit Mädchen doch gar nicht zurecht” Shikamaru fuchtelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum, schüttelte den Kopf und versuchte, die Erinnerungen an seine bisherigen Zusammentreffen mit dem weiblichen Geschlecht zu verdrängen. Denn auch, wenn Jahre vergangen sind, von Mädchen verstand er weiterhin nicht viel, außer dass sie einfach seltsam waren und wie von einem anderen Planeten zu sein schienen. “Na gut, dass ich keins bin, hm”, sagte Deidara, musste nun aber stark husten. Blut drang ihm über die Lippen. “Hmm… und bald bin ich wohl gar nichts mehr”, er schluckte stark. Auch Shikamaru schluckte und wies ihn an, sich zurück auf den Boden zu legen. Er zog seine Chunin-Weste aus und bot sie ihm als Stütze unter dem Kopf an. “Und was soll ich jetzt?” - “Ein paar medizinische Jutsus beherrsche ich auch grad noch, halt still!" trug Shikamaru in ernstem Ton auf. Deidara sah ihn von unten überrascht an. Shikamaru formte die Fingerzeichen, sprach die Formel und legte Deidara die Hände auf den flachen Bauch - hätte er Deidara am Rücken liegend entdeckt, wäre ihm kein Zweifel gekommen, dass er einem Mann zur Hilfe eilte. Deidara hustete wiederholt, japste nach Luft und krümmte sich. “Fuck Mann! Du tust mir weh”, beschwerte er sich, aber mühte sich, still zu bleiben. “Tut mir leid, aber ich rette vielleicht auch dein Leben”, kam es pampig von Shikamaru. Er konzentrierte sich vorrangig auf sein Jutsu. “Wie heißt mein Retter eigentlich, hm?”, fragte Deidara schwach. Aber sein Atem wurde regelmäßiger und fühlte sich nicht mehr so an, als steckte ihm die Luft fest. Shikamarus Name sollte kein Geheimnis sein, er wollte aber auch wissen, mit wem er es zu tun hatte und stockte umgehend in seiner Heilung. “Du gehörst zu Akatsuki!” - “Gehörte, die glauben, ich bin tot”, korrigierte Deidara. Shikamaru legte ihm die Hand an den Hals und sorgte dafür, dass er nicht aufstehen konnte. Konnte er auch so nicht recht. “Hey… ich tu dir nichts… ich bin nicht undankbar, okay?”, keuchte Deidara und legte die Hand mit den angeknacksten Fingern um Shikamarus Handgelenk. “Und was hindert dich daran, wieder bei ihnen aufzukreuzen und bei euren schrecklichen Plänen weiterzumachen?” Shikamarus Druck um Deidaras Hals wurde fester, aber auch Deidaras Finger drückten stärker zu, nicht ohne ihn dabei das Gesicht vor Schmerz zu verzerren. “Vielleicht die Tatsache, dass ich nie mitmachen wollte, hm”, presste Deidara hervor. Seine Finger wurden schwächer, sein Atem wieder stockender. Shikamaru löste seine Hand ebenso. “Sie haben dich gezwungen?”, fragte er. Deidara nickte. “Jap, wenn ich gegen Itachi gewonnen hätte, wäre ich ein freier Mann geblieben”, erklärte er knapp. “Dann sind alle bei Akatsuki Sklaven?”, fragte Shikamaru. Deidara hatte auch sogleich einen Einwand. “Ich bin kein Sklave!”, sagte er etwas lauter. “Aber nein… die meisten sind freiwillig dort.” Shikamaru war sich uneins. “Und deswegen sollen sie glauben, du wärst tot?”, fragte er. Deidara lachte. “Du bist ja ein ganz helles Köpfchen.” War Shikamaru durchaus. Er war ein ausgezeichneter Stratege und durchschaute feindliche Züge rasch, um einen Gegenangriff einzuleiten. “Und du hast die langen Haare, weil sie deinen Oberkörper bedecken und ich dadurch in deine Falle laufen konnte?” Nun schnaubte Deidara. “Mann, lass das mit den Haaren endlich! Es ist reiner Zufall, dass du hier bist, oder Schicksal, wenn man will. Aber es hat nichts mit meinem Plan zu tun. Denn tatsächlich war mein Plan, zu sterben”, sagte Deidara. Er richtete sich auf. “Danke für dein Medizin-Jutsu, ich könnt noch ein bisschen was vertragen”. Mit den Worten nahm er Shikamarus Hand in seine und legte sie sich auf den Oberkörper. “Ich hab das Gefühl, meine Lungen zerreißen und mein Herz explodiert.” Der Mund auf der Brust blieb geschlossen, dennoch war der Anblick für Shikamaru ein seltsamer. Auch, dass er seine Hand nun so liegen hatte. Er wandte noch ein medizinisches Jutsu auf die Lunge an und rutschte dann mit der Hand an die Stelle, wo Deidaras Herz schlug. “Dein Herz ist in Ordnung, es schlägt nur unheimlich schnell", sagte er und fand sich kurz darauf in einem Kuss so aufregend wie das Ninja-Dasein selbst. Unbeholfen überließ er Deidara die Führung und schloss vor Überraschung die Augen. Er riss sie erst wieder ruckartig auf und bemühte sich um Abstand, als er mehr als nur eine Zunge spürte. Deidara sah ihn mit einem schmutzigen Grinsen an. Hob die Hand, die eben noch in seinem Nacken lag und offenbarte ihm den Mund auf der Handinnenfläche. Shikamaru schluckte. “Ich schätze, du bist der Grund für den schnellen Herzschlag, hm”, sagte Deidara und leckte sich über die Lippen. “Und ich bin der für deinen”, sein Blick wurde frecher, herausfordernd gar. “Du hast mich voll überrumpelt! Mit sowas rechnet doch niemand”, warf ihm Shikamaru vor. Er sah etwas bedröppelt zur Seite. Ja, er wurde ungemein überrumpelt und konnte noch gar nicht so recht fassen, was da passiert war. Es war auch unklar, ob es ihm gefallen hat oder nicht. Deidara hatte seine Gewissheit aber bereits. “Keine Sorge, ich mach's nicht wieder. Ich muss jetzt sowieso lebewohl sagen. Immerhin sollte ich gar nicht mehr existieren, also werde ich wohl untertauchen”, sagte er und griff an Shikamaru vorbei, einen Schmetterling einzufangen. “Such dir ein hübsches Mädchen, das dir in den Hintern tritt”, sagte Deidara und vergrößerte den Schmetterling mit seinem aufkeimenden Chakra. “Aber vergiss deinen Ersten nicht”, sagte er noch und flog mit einem Zwinkern davon. Shikamaru blieb auf dem feuchten Boden sitzen, griff zu seiner Chunin-Weste und fragte sich, ob er am Weg hierher vielleicht einen falschen Pilz gegessen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)