Adventskalender Haikyuu!! 2023 von Scharon ================================================================================ Kapitel 17: Oikawa ------------------ „Sie werden wieder vollständig genesen“, schließt der Arzt seine lange Erklärung ab und ich kann fühlen, wie mir gleich mehrere Steine vom Herzen fallen. Ich werfe mich im Stuhl zurück, lege den Unterarm über meine Augen und seufze tief. „Vielen Dank...“, hauche ich kraftlos. Wir besprechen noch das weitere Vorgehen, dann entlässt uns mein Arzt. Vor dem Krankenhaus bleibe ich stehen, atme nochmal tief die frische, kalte Luft ein. Dann wende ich meinen Blick zu Iwa-Chan, der neben mir angehalten hat. „Iwa...“, hauche ich mit einem breiten Lächeln. Bevor ich seine Bewegung realisiere, macht er seinen Schritt vor mich und schlingt die Arme um meine Mitte. Überrascht lasse ich meine Krücken fallen, da hebt er mich an und dreht sich einmal um die eigene Achse, hält mich fest an sich gedrückt. Ich muss lachen, lege die Arme um seine Schultern und schmiege meinen Kopf an seinen. „Geschafft“, dringt es durch den Stoff meiner Jacke und ich lache erneut auf, kann das Lächeln in seinen Worten hören. „Ja.“ Ich streiche über sein Haar und er lässt mich, dicht an sich gedrückt, wieder zu Boden sinken, bis ich auf meinem linken Bein zum Stehen komme. Er strahlt über das ganze Gesicht als er sich zurücklehnt, um mich anzusehen. So wunderschön. Ich lasse meine Hand über seine Wange gleiten und er blinzelt mich angetan an. Meine Brust wird warm und ich verliere mich wehrlos in seinen grün-blauen Augen. Ich kann nicht anders... Ich atme ein, kurz bevor sich unsere Lippen berühren. Er fühlt sich weich und warm an, so angenehm warm. Mein ganzer Körper kribbelt, wird augenblicklich in einen süßen Rausch versetzt. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich habe es mir nicht vorstellen können... Ich lehne mich ein Stück zurück, halte meine Augen noch einen Moment geschlossen, ehe ich sie langsam öffne und in Iwas erstauntes Gesicht blicke. Er ist vollkommen eingefroren, bewegt sich keinen Millimeter. „Es ist kein Scherz...“, hauche ich leise mit warmer Stimme. „Es ist die Wahrheit...“ Das zuzugeben, hat mich eine ganze Weile gekostet, doch ich bin mir sicher. Wenn das, was ich für Iwa empfinde, nicht Liebe ist, dann weiß ich es auch nicht. Nach ein paar Augenblicken der Stille und keiner Regung, frage ich mich ob Iwa überhaupt atmet. „Sag doch was, Iwa-Chan...“ Ich halte den Kopf gesenkt mit spürbar roten Wangen und blicke verlegen zur Seite. „Langsam wird es unangenehm... dass du so gar nicht reagierst...“ Verunsichert beiße ich die Zähne zusammen. All die Zeichen, die kleinen Gesten, seine liebevollen Worte... ich kann das doch nicht alles fehlinterpretiert haben... Oder? Warum sagt er denn nichts? Von Iwas plötzlicher Bewegung erschrocken, werde ich fast haltlos nach hinten geworfen. Er zieht mich dicht zu ihm, während seine linke Hand im Nacken in meine Haare fährt und er forsch seine Lippen auf meine drückt. Überrascht blinzele ich einmal bevor ich realisiere, was gerade passiert ist und durch die Nase ausatme. Das gefällt mich noch viel mehr als alle Worte, die er hätte aussprechen können. Sein Gesichtsaufdruck wirkt leidenschaftlich, auch wenn seine Augen geschlossen sind. Wie hübsch er ist... Ich senke auch meine Lider und ich fühle genauer hin als ich seinen Kuss erwidere. Sein Finger drücken sich an meinen Körper, an meiner Brust spüre ich, wie er tief atmet, seine Lippen bewegen sich auskostend. Das fühlt sich verdammt schön an. Ich lege meine Hände an seine Oberarme, fahre hinauf, bis sie an seinen Schultern liegen. Iwas Kuss ist fordernd. Er drückt sich mir entgegen, keucht auf, wenn sich unsere Lippen für einen Sekundenbruchteil verlassen, nur um sich sofort wieder an mich zu pressen. Als seine Hand sich von meinem Nacken löst, über meine Brust und schließlich unter meine Jacke fährt, spüre ich, wie mein Herz aufgeregt beschleunigt. Woa. „Hey, Iwa...“, flüstere ich gegen seine Lippen, doch seine Hand tastet sich weiter vor. „Ganz ruhig“, sage ich mit warmer Stimme, da höre ich seinen schnellen Atem als er den Kopf zu meiner Brust senkt. „Schh...“, mache ich einem Reflex folgend und streichle über sein stacheliges Haar. Langsam kommt er zur Ruhe, seine Arme entspannen sich ein wenig und ich kann etwas freier atmen. „Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet“, gebe ich leise zu. „Du?“ Er hebt ruckartig den Kopf und sieht mich fassungslos an. „Wie hätte ich je damit rechnen können?“, zischt er vorwurfsvoll und ich kann nicht anders als ihn überrascht anzustarren. „Ich dachte, du stehst auf Mädchen!“ Ich blinzle. „Du hattest mehrere Freundinnen!“ Iwas Blick wechselt hektisch zwischen meinen Augen. „Du hast immer deine Hühner, die um dich rumtanzen, denen du schöne Augen machst!“ Ich bin sprachlos. „Wie hätte ich denn nur ahnen können, dass du meine Gefühle auch nur im Ansatz erwiderst?!“ Seine Stimme überschlägt sich fast und ich beginne einzusehen, was er meint. Ja. Ich hab mich immer versteckt. Versteckt hinter den Mädchen und hinter meinem falschen Lächeln. Versteckt vor meinen Gefühlen, vor denen ich Angst hatte... „Da wundert es dich echt, was sich alles in mir angestaut hat? Über all die Jahre...“ Leicht außer Atem schüttelt Iwa den Kopf, sieht mich auffordernd an. Nein. Tatsächlich tut es das nicht. Denn wenn ich ganz ehrlich bin, empfinde ich genauso. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)