Juliane und die Liebe von Erzsebet ================================================================================ Kapitel 5: Christian! --------------------- Am nächsten Abend um die selbe Zeit war Juliane klüger - und wie im Rausch vor Liebe und Glück. Tatsächlich hatte es sie mit solcher Wucht nicht einmal bei Viktor erwischt, aber der hatte auch niemals gesagt, daß er sie lieben würde. Er hatte immer auffällig vermieden, das oder Ähnliches zu sagen. Morgens hatte sie das Telefon geweckt - gegen zehn Uhr, aber nach einer langen Nacht im Metro, die sie hauptsächlich mit Freunden redend verbracht hatte, und einem kurzen Abstecher ins Ama um zu tanzen, war das morgens für sie. Der Anrufer machte sie gleich munter - es war Christian. Zuerst bedankte er sich für ihre mail vom Vortag, dann druckste er ein bißchen herum und rückte schließlich damit heraus: nach ihrer letzten mail habe er einfach nicht auf ihren Anruf warten können, sondern habe selbst zum Hörer gegriffen. Er hoffe, sie nicht geweckt zu haben, aber er fände sie so attraktiv und so nett und höre ihre Stimme gerne - und er habe sich ziemlich in sie verknallt auf dem ORT und durch ihren mail-Wechsel. Juliane gestand, daß es ihr ebenso ergangen sei, sie aber nicht recht zu hoffen gewagt habe, denn bisher seien große Gefühle ihrerseits von den betreffenden Männern nie erwidert worden. Sie überlegten hin und her, wann sie sich denn treffen könnten, wann sie beide Zeit hätten und ob in Oldenburg oder in Bremen - und schließlich fiel Christian ein, daß sie beide ja nur eine Zugfahrt von einer halben Stunde trennte. Es falle ihm schwer, nun das Telefonat abzubrechen, aber er sei in einer knappen Stunde am Bahnhof in Oldenburg. Juliane war von den Socken. Zunächst saß sie noch eine Weile da, träumte vor sich hin, im Nachthemd, die Knie gegen die Tischkante gestützt. Dann wurde ihr jedoch klar, daß sie sich mit dem Waschen und Anziehen beeilen mußte, denn allein für die Fahrt zum Bahnhof würde sie zwanzig Minuten brauchen. Und sie schaffte es auch, rechtzeitig und ohne Unfall zum Bahnhof zu kommen. Der Zug aus Bremen war noch nicht da als sie den Bahnsteig betrat, fuhr aber nur eine knappe Minute später ein. Sie fragte sich plötzlich, ob sie Christian überhaupt wiedererkennen würde. Vor fast zwei Wochen hatte sie ihn das erste und einzige Mal gesehen, sehr groß war er gewesen, kurze blonde, fast rote Haare hatte er gehabt. Da stand er. "Christian", seufzte Juliane leise. Er sah sie an, sie starrte zurück, unsicher, ob sie auf ihn zugehen und ihn umarmen oder es trotz der Tatsache, daß sie über ihre Gefühle zueinander schon Bescheid wußten, lieber langsamer angehen sollte. Er kam einen Schritt näher, sie näherte sich ihm und plötzlich lagen sie sich in den Armen, küßten sich, und Christian flüsterte: "Ich liebe Dich." Juliane war unsagbar glücklich. Einer an der Hand des anderen gingen sie die Treppe hinunter, durch den Gang in die Bahnhofshalle, hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, sahen sich wieder an, küßten sich wieder, lange, immer wieder und noch länger. Juliane konnte die rosa Wölkchen, die sie an diesem nieseligen 1.7. umgaben, förmlich sehen, und Christians blondes Haar strahlte für sie wie die Sonne. "Ihr spinnt ja!" schimpfte ein alter Mann, ging, einen bösen Blick zurückwerfend, an ihnen vorbei zum Taxistand. Und Juliane und Christian sahen sich an und lachten. Die Hormone machten sie verrückt, davon war Juliane überzeugt. Sie beide versicherten sich ihrer gegenseitigen Liebe und der Rückkopplungseffekt machte sie glücklich. Sie gingen schließlich zum Hafen, in den Schwan, denn Christian hatte nicht genügend Zeit, Juliane für den Rest des Tages nach Hause zu begleiten. Für den von vielen Küssen unterbrochenen Weg brauchten sie jedoch fast eine Stunde. Sie saßen im Wintergarten mit Blick auf den Yachthafen, aber Juliane hatte nur Augen für Christian. Sie schwebte förmlich im siebten Himmel, bei zwei Kännchen Ostfriesentee und einem Teller Bauernsalat. Sie fütterten sich gegenseitig mit Salatblättchen, Käsestückchen, Tomatenschnitzen und belohnten jeden Bissen mit einem Kuß. Und nachdem sie nicht einmal den halben Teller leergegessen hatten, klingelte Christians Armbanduhr und erinnerte ihn daran, daß er wieder zum Zug nach Bremen mußte. Juliane kam mit. Wozu hatte sie schließlich das Semesterticket, der einzige Grund - neben dem Internetzugang - aus dem sie in Oldenburg immatrikuliert war. Bisher hatte sie es nur sehr selten genutzt, aber nun war abzusehen, daß es sich tatsächlich amortisieren würde. Dann warteten sie auf dem Bahnsteig auf einer Bank, kraulten und küßten einander, als müßten sie sich jede Sekunde der Leibhaftigkeit des anderen versichern. Und während der Fahrt in dem überfüllten Zug standen sie, ineinander verschlungen zwischen einem Klo und dem Übergang in den nächsten Wagen. Die Schaffnerin quittierte die Szene mit einem Grinsen und als nur Christian sein Semesterticket - eines von der Bremer Universität, das sich durch seinen rot-schwarzen Außenaufdruck deutlich von Julianes schwarz-weißem Ticket unterschied - schnell fand, Juliane aber weiter in ihrer Tasche suchte, sagte sie, sie wäre sicher, daß auch Juliane Studentin sei und im Übrigen sollten sie weitermachen. Das ließen sich die beiden nicht zwei Mal sagen. In Bremen angekommen erwog Christian einen Moment, Juliane wieder nach Oldenburg zurückzubringen, um das Beisammensein zu verlängern, aber er mußte den Termin, der ihn nach Bremen zurückgetrieben hatte, wahrnehmen. Also verabschiedeten sie sich und Christian brachte Juliane noch zum Zug. Die halbe Stunde Rückfahrt dauerte ewig und in Gedanken an Christian verging sie doch wie im Fluge. Kaum in Oldenburg angekommen, schwang Juliane sich auf ihr Rad, fuhr zur Uni und schrieb ihrem Liebsten eine glühende mail, während ihr Herz raste vor Glück. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)