Heart and Heat von Sturmdrache (Wichtelgeschichte für FlameHashira) ================================================================================ Kapitel 3: Storm of emotions ---------------------------- Ein fruchtiger Geschmack schmeichelte Kisumis Gaumen, als er in das Fruchtfleisch der Wassermelone hineinbiss und es in vollen Zügen genoss. Asahi hatte nicht übertrieben. Das Gemüse schmeckte nicht nur erfrischend, sondern enthält diverse Vitamine. Hauptsächlich handelte es sich um die Vitamine A, C, B1, B2 und B6. Hinzufügend kamen zahlreiche Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Kalzium, Eisen und Kupfer. »Hast du diese Informationen ebenfalls aus den Büchern?« »Da liegst du absolut richtig. Genies wie ich bilden sich mit Schrift auf Papier weiter.« »Interessant. Also kennt ihr Genies keine digitalen Quellen?«, fragte Kisumi und versteckte sein Grinsen hinter einem Melonenstück. »Obwohl Google sehr bekannt ist.« Ein Brummen entfloh Asahis Kehlte, doch die Wassermelone milderte seinen Unmut. Erneut aß er ein Viertel des Gemüses auf und griff gleich nach dem nächsten Stück. Besser konnte es nicht mehr werden. Er schmunzelte zufrieden. »Nichts kann mir diesen köstlichen Moment verderben.« »Sorry, du hast recht. Das war charakterlos von mir«, entschuldigte Kisumi sich und rieb sich den Nacken. »Ich will auch nicht, dass der Spaß heute endet.« Synchron knabberten die Jungs das Fruchtfleisch ab, sahen sich mit vollem Mund an, indes kauten sie alles genau durch und quietschten. Die kleine, dralle Ladenbesitzerin verkaufte ihnen die schmackhaftesten und größten Wassermelonen. Sie hatten den Jackpot gezogen. »Dankeschön. Vielleicht bist du doch kein Schurke, mein Freund«, überlegte Asahi. »Ich werde dir daher verzeihen, denn Helden sind gutherzig.« »Deshalb bewundere ich dich. Dein natürliches Temperament ist einfach herzerwärmend.« Nur eine Feststellung. Und doch meinte Kisumi es ernsthaft. Seine Worte klangen aufrichtig, seine Augen strahlten kristallklar. Er beobachtete den Niederschlag, der seit fast 15 Minuten auf die Erde hinabfiel und die heiße Luft lediglich abkühlte. Bevor das Gewitter die Freunde erreichte, fanden sie in der Freizeithalle einen trockenen Unterschlupf. Jetzt saßen sie auf der Bank unter dem Terrassendach und naschten Melonenstücke. »Oh! Das kam unerwartet«, staunte Asahi. »Ich fühle mich sehr geehrt.« »Genau davon spreche ich, du Genie.« »Was? Du hast genuschelt. Ich habe nichts verstanden.« »Nichts Besonderes. Iss brav deine Wassermelone weiter und genieße die Abkühlung.« »Wie unfair!«, spielte Asahi die beleidigte Leberwurst. »Das war doch nur eine Frage.« Das Rauschen und Plätschern des Niederschlages drangen stets mehr in den Vordergrund, als das Unwetter an Stärke gewann. Sogar die Wolken waren inzwischen schwarz wie die Nacht gefärbt und erstickten das Sonnenlicht am Horizont. Gelegentlich zuckten Blitze hervor. Insgeheim erwartete der Schwimmer, bald den ersten Donnerschlag zu hören, der laut und unerschrocken am Himmel grollte. Für ihn gehörten Blitze und Donner zum Gewitter, sonst war es nur ein Sommerregen. Asahi seufzte und langweilte sich. Es fehlte ein Abenteuer. Im Moment wünschte er sich, im Wasser schwimmen zu können. Ein Wettschwimmen. »Lust auf eine Runde Basketball?«, fragte Kisumi. »Basketball?« »Zeit und Ort passen gut zusammen. Ich kann dir einige Tricks beibringen.« Er deutete auf die Hallentür. Anhand seiner Stimme war zu folgen, wie sehr Kisumi sich auf ein Basketballspiel freute. Die Augen funkelten vor Freude und das Grinsen schloss sich an. Mit Spielen und Freunden konnte man sich immer die Zeit am besten vertreiben. Also nutzte er diese Chance, Asahi zu einem Spiel zu überreden. »Niemals lehne ich eine Herausforderung ab«, stimmte er zu und teilte Kisumis Vorfreude. »Du hast mich schon mit deinen coolen Tricks überzeugt.« »Super! Wir essen zuerst die Wassermelonen auf, dann spielen wir zusammen Basketball.« »Das musst du mir nicht zweimal erklären. Guten Appetit.« Daraufhin konzentrierte Asahi sich wieder auf seine Wassermelone, denn er wusste genau, dass diese reif zum Verzehr war. Sein letztes Stück des Ganzen. Kisumi folgte seinem Beispiel. Somit wurden die letzten Melonenstücke gegessen.   In der Freizeithalle roch es sauber. Der Boden war mit bunten Linien für verschiedene Spiele markiert. An den Seiten befanden sich jeweils ein Fußballtor, ein Basketballkorb und Matten. Andere Turngeräte und Zubehörteile lagen sicher hinter den verschlossenen Seitentüren. Eine unheimliche Stille suchte den Innenraum heim. Bloß das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben unterbrachen die Ruhe vor dem Sturm. »Und wie kommen wir an die Basketbälle, wenn diese verschlossen sind?« »Schau zu und lerne«, zwinkerte Kisumi und schritt voran. »Ich trainiere hier oft mit meinem Team und habe so einige Vorkehrungen getroffen.« Die Augenbrauen zog Asahi skeptisch zusammen und legte die Stirn in Falten. Es war nicht möglich, dass Kisumi die Schlüssel hatte oder die Türen aufbrechen konnte. Jedoch wurde das Rätsel gelöst, als Kisumi zu den Matten an der Wand lief und dahinter etwas hervorholte. »Et voilà! Zwei Basketbälle für uns.« »Das ist echt genial. Nichts kann dich von Basketballspielen abhalten, oder?« »Übertreibe es nicht. Ich bin nicht wie Haruka mit seiner Vorliebe für Wasser, aber trotzdem brennt meine Leidenschaft für dieses Ballspiel«, winkte er bescheiden ab. »Bist du bereit?« Hastig nickte Asahi und hob die Daumen hoch. Es kribbelte schon in seinen Fingern, alles oder einiges über das Basketballspiel zu lernen. Nächstes Mal forderte er seine Freunde zu einem Spiel mit Kisumi heraus. Mit aufgeregten Herzen quietschte er auf. »Bring mir den Trick bei, den du im Pool gegen mich angewendet hast.« »Nein!« »Super! Ich danke … warte, was? Nein?« »Das war kein Trick, nur eine Grundlage«, erklärte er und dribbelte mit dem Ball. »Schade, der Move sah echt cool aus.« Die aufblasbare Gummiblase bewirkte beim Dribbeln ein hohles Geräusch, das in der Halle widerhallte. Im gleichmäßigen Takt kam ein ebenmäßigen Echo nach. Der Basketball prallte nochmals auf den Boden auf, bevor Kisumi ihn zu Asahi herüberspielte. Leider fing er den Ball nicht zum zweiten Mal auf, was sein Gegenüber zum Glucksen brachte. »Dein erster Fang war wohl ein Glückstreffer!« »Woher willst du das wissen? Darf ich nicht freundlich sein und dir eine Chance zum Siegen geben?«, erwiderte Asahi sarkastisch. »Also, wollen wir jetzt scherzen oder spielen?« »Spielen«, trällerte er. »Lets go!«, schrie sein Freund hingegen. Beide hielten ein Basketball in den Händen und standen zwei Meter voneinander entfernt. Zunächst sollte Asahi ein Gefühl für das Spiel bekommen. Er spielte selten mit dem Ball, da er sich entscheidend auf das Schwimmen konzentrierte. In den ersten Minuten warfen sie sich den Basketball zu und sprachen über das kommende Sommerfest. »Mein Onkel Katsumi besucht die Familie nächste Woche. Er eröffnet mit mir einen eigenen Stand beim Sommerfest. Das wird der Sommerhit.« Asahi spitzte die Ohren und beneidete seinen Freund. »Wie unfair! Meine Familie und ich besuchen nur das Sommerfest«, sagte er und erinnerte sich an den letzten Besuch. »Meine Schwester Akane gewinnt immer beim Goldfischen.« »Echt jetzt? Das ist doch easy und macht viel Spaß. Ohne Verlierer gibt es keine Gewinner.« »Möchtest du mich herausfordern?« Die Frage erhielt mehr Nachdruck, als Asahi den Basketball mit voller Wucht zu ihm warf und mit den Augenbrauen wackelte. Es juckte ihn in den Fingern. Kisumi fing den Ball auf und legte den Kopf schief, konnte aber ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Mimik und Gestik verrieten seine Gedanken, also funkelte Asahi ihn schelmisch an. Ein Wettfrischen mit Asahi klang verlockend und leider auch langweilig, falls er immer nur gewann, oder das Genie plante etwas. Das bezweifelte Kisumi und schüttelte diesen Einfall ab. Stattdessen hatte er eine andere Idee, wie er das Sommerfest mit Asahi genießen konnte. Mit ihm machte es viel mehr Spaß und er mochte seine positive Einstellung. »Lust auf ein Erlebnis hinter den Kulissen?« »Jetzt sprichst du meine Sprache. Das gefällt mir und daher sage ich Ja.« »Klasse! Das Dango-Kostüm wird dir ausgezeichnet stehen. Süß, blank und bunt wie du als Person«, wollte Kisumi nüchtern klingen, aber seine Stimme war fröhlich wie der Karneval. »Welche Körpergröße hast du?« »Ein Was? … Uff!« Starr vor Schreck rührte Asahi sich nicht vom Fleck. Die Arme waren steif angewinkelt und die Hände zu einer Faust geschlossen. Darum konnte er den Basketball nicht auffangen. Er bekam den Ball direkt ins Gesicht. Im letzten Moment kniff er die Augen zusammen. Nach dem Beng erfolgte ein Flop, als der Ball auf den Boden fiel. »Autsch! Das war ein Volltreffer«, fügte er hinzu und rieb sich Nase sowie Auge. »Shit!« Auf einmal sah Kisumi ihn entgeistert an, das Übermütige war aus seinen Zügen gewichen und in seinen Augen lag etwas Schuldbewusstes. Der Schock kritzelte auf seine Haut eine Gänsehaut hervor. Mit seinem Finger zeigte er auf Asahis Gesicht. »Da ist ein Zucken an deinem linken Auge.« Behutsam tastete er um sein Auge. Die Stelle schmerzte ein bisschen, doch er fühlte kein Blut und andere beunruhigende Symptome. Sein Grinsen erreichte beinahe seine Ohren. »Glück im Unglück«, stufte er den Unfall schulterzuckend ein. »Mach dir keine Sorgen. Mit Eis und Spucke mildern alles ab.« »Das macht dich zu einem Helden.« Prompt stand Kisumi vor ihm und stierte das Auge an. Sanft berührten seine Fingerkuppen die Haut um die Verletzung. Insgeheim wünschte er sich, dass diese Stelle nicht zu einem veilchenblauen Auge wurde. Denn ein Veilchen ruinierte diesen entzückenden Hundeblick. »Ähm… Danke?«, japste er und war gerührt, zumal seine Wangen glühten. Die Verlegenheit stand auch Kisumi ins Gesicht geschrieben, denn sein Erröten verriet ihn. Daraufhin entfernte er seine Hand von Asahis Wange, öffnete den Mund, ohne ein Wort zu sagen und erstickte die Bedrängnis im Keim. Er schnaufte und traf eine Entscheidung. »Ich mag dich sehr und deshalb mache mir Sorgen um dich«, begann er mit einem Lächeln und fuhr sich durch die Haare. »Es ist kein Witz, Asahi. Ich meine es ernst.« Ohne zu wissen, was er antworten sollte, hob er den Basketball auf und warf ihn einige Male hoch. Kisumis nervöser Blick brannte auf seinem Rücken. Aus diesem Grund schnellte er herum und schluckte den dicken Kloß im Hals herunter. Sein Herz hämmerte stürmisch gegen seine Brust und seine Atmung ging unregelmäßig. Kisumi hatte aber das Recht auf eine Antwort, weil das Thema kompliziert war. »Meinst du das platonische oder romantische Mögen?« Hoffnung blitzte in Kisumis Augen auf und ein Glücksgefühl keimte in ihm auf. Die erste Antwort war keine Absage, also riskierte er es einfach. Was blieb ihn anderes übrig? »Nachdem ich dich besser kennenlernte, entwickelte ich romantische Gefühle für dich.« »Dann küss mich!« »Küssen? Du und ich?«, konnte er seinen Ohren nicht trauen. »Auf den Mund?« Völlig perplex blinzelte er und deutete erst auf seine, dann auf Asahis Lippen. Bevor er nachdachte und handelte, musste er auf Nummer sicher gehen. »Ja, wo denn sonst?« »Du bist echt der Wahnsinn und gibst mir … uns eine Chance?« »So verletze ich nicht deine Gefühle, oder? Ich bin mir nicht sicher. Im Buch Chancengleich stand es als eine gute Alternative gegenüber einem herzlosen Nein und Helden besitzen nun mal ein Herz. Das heißt, ich bin ein Held und nicht Schurke Fröhlichkeit. Geradeso hast du mich vorhin genannt, stimmt?«, faselte Asahi unruhig. Nach der Rede herrschte Stille. Einen Atemzug lang standen sie sich Herz klopfend gegenüber, blickten sich tief in die Augen und wussten beide nicht recht ein Gesprächsthema zu finden. Sobald Kisumi ein Kichern wagte, traute Asahi sich ein Grunzen. Die Jungs fanden die Reaktion des anderen bewundernswert. Im Hintergrund klopfte der Regen gegen die Fensterscheiben. »Okay, dann küssen wir uns auf die Lippen. Und dann?« »Dann … weiter habe ich nicht nachgedacht«, gestand der Schwimmer kleinlaut. »Also, es könnte mehr über unsere Gefühle füreinander aussagen.« »Improvisieren ist die Lösung.« »Definiere dein Improvisieren«, hakte er skeptisch nach und hob eine Augenbraue an. Sein Freund rollte mit den Augen und schritt entschlossen auf ihn zu. Auge um Auge, Lippe um Lippe. Kisumi legte seine Handfläche fein auf Asahis Mund, beugte den Kopf nach vorn, schloss die Augen und drückte die Lippen auf seine Handfläche, die sein Ziel bedeckten. Es erfolgte ein indirekter Kuss zwischen ihnen, der sich wie der erste wahre Kuss anfühlte. »Hmh!« Von Kopf bis Fuß stand alles bei Asahi unter Strom. Den Blick errötend auf Kisumis dünne Augenbrauen gerichtet, grübelte er und entschied sich nach einigen Herzaussetzern, dass er sich während des Kusses auf seine Lippe gebissen haben musste. Anschließend brach Kisumi den Kuss ab, der flüchtig, aber sehr leidenschaftlich war und öffnete die Augen. Sie schauten sich mit heißen Wangen und donnernden Herzen an. Lächelnd blickte er ihn an. Gerade wollte Kisumi vorschlagen, sie sollten sich genügend Zeit für die Situation nehmen, als ein ohrenbetäubender Donnerschlag am Himmel krachte. Kaboom. Beinahe rutschte Asahi das Herz in die Hose. Er schrie spitz auf und umarmte Kisumi nach einem Sprung. Sein Körper zitterte wie Espenlaub und er spürte eine warme Hand auf dem Kopf, die ihn tröstend streichelte. Kaum erkannte er die Lage, löste er die Umarmung auf, streckte seinen Körper durch und machte sich so groß, wie er konnte. »Sorry, ich habe mich erschreckt.« »Das bedeutet doch, dass du mir vertraust. Ein Schurke mag einen Helden«, beruhigte er ihn und kratzte sich an der Wange. »Interessant, oder?« Unbewusst ertastete Kisumi seine Lippen und erinnerte sich daran, wie sehr ihm der Fast-Kuss gefiel. Es kribbelte, schmeckte wie ein Sonnenstrahl. Irgendwie schmerzte es ihm. Es fühlte sich wie ein echter Kuss an und das wusste sein Herz. Und Asahi war damit einverstanden, dabei reagierte er nicht abgeneigt, eher scheu wie eine Jungfrau. »Fangen wir beim Sommerfest an?« »Womit anfangen?« »Habt ihr ein zweites Dango-Kostüm? Dann treten wir mit einem drolligen Partnerlook auf und sehen weiter«, schlug Asahi vor und grinste zuckersüß. »Ja! Die Idee ist brillant«, freute Kisumi sich. »Ich bin auch ein Genie.« »Du bist mein Genie und das für immer«, kopierte er Howard Wolowitz aus der Comedyserie The Big Bang Theory und zeigte auf seinen unsichtbaren Ehering. Asahi lachte und wischte sich eine Träne weg. Bald stand ein großer Schritt für beide an. Hosted by Animexx e.V. 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