Heart and Heat von Sturmdrache (Wichtelgeschichte für FlameHashira) ================================================================================ Kapitel 1: The taste of the water --------------------------------- Das Wasser schimmerte im Sonnenlicht heller als der wolkenlose Himmel. Asahi erkannte dieses Farbespiel erst, als er genüsslich von seinem Smoothie trank und die Beine im Poolwasser baumeln ließ. Es schmeckte super cremig und war sehr erfrischend. Banane, Ananas, Joghurt, Wasser und Kokosraspeln zählten zu seinen Favoriten in diesem Sommer. Er summte und grinste über beide Ohren. Somit konnte er den Nachmittag in vollen Zügen genießen. Ein Lachen riss Asahi aus den Gedanken, denn Kisumi fand seine wechselnden Gesichtszüge höchst amüsant. Vor Schreck verschluckte er sich und hustete unbeholfen. Erzürnt funkelte er ihn an. Dieser Fuchs war nicht nur schlau, sondern auch listig wie eine Schlange. »Du erinnerst mich an den Film - Die Maske«, kicherte Kisumi und nippte an seinem Glas. Der Inhalt bestand aus Mango und Trauben, ein süßes und fruchtiges Spektakel auf der Zunge. Bei jedem Schluck wurde sein Lächeln breiter. Es fehlte nur noch ein Schirmchen wie bei den Cocktails. »Haha! Sehr witzig.« Asahi rollte ärgerlich mit den Augen und leerte den Smoothie mit einem Schluck aus. »Obwohl ich den Film mag,« nuschelte er beiläufig. Der Glanz des Wassers spiegelte sich in seinen Augen wider und strahlte eine ruhige, kühle Aura wider. Soeben überkam ihn der Wunsch, in das Wasser zu springen und zu schwimmen. Doch sein Durst kam ihn in die Quere. Er schielte nach rechts. Auf dem Glastisch standen Früchte-Smoothies, abgekühlt und bereit den Tag zu versüßen. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Plötzlich klopfte Kisumi ihm auf die Schulter. Je länger sein Freund druckste, desto mehr bereute er später sein Zögern. Manche Menschen brauchten einen Schubser ins eiskalte Wasser. »Warum zögerst du? Bediene dich ruhig.« »Nein danke.« Kisumi seufzte. Sein Freund konnte ein sturer Bock sein. Vor fünf Stunden lud er Asahi zu sich nach Hause ein, aber er lehnte sofort ab. Genau wie er waren seine Freunde nicht in der Nähe. Deshalb verfolgte er einen Plan und setzte es gescheit um. Er grinste verschmitzt. Kaum sprach er über den Pool, Spiele und Smoothies, änderte Asahi seine Meinung. Keiner von ihnen hatte vor, den Sommer allein zu verbringen. »Okay. Ich will dich zu nichts zwingen. Dann bleibt mehr für mich«, flötete Kisumi honigsüß. »Du bist sehr großzügig, mein Freund. Ich danke dir für alles.« Entrüstet stand er auf und schüttelte den Kopf. Ständig drehte er ihm die Worte im Mund um. Leider fiel es ihm leicht und er ließ es irgendwie zu. Das nervte Asahi mehr als Hausaufgaben. »Du hast mich nicht ausreden lassen«, verteidigte er sich. »Ich wollte mir die Smoothies aufheben.« Habe ich dich! Mit dem Anflug eines Lächelns unterdrückte er sein triumphierendes Grinsen. Auch wenn Asahi einfach gestrickt war, unterschätzte er nicht sein Urteilsvermögen. Er hob die Hände, um seinen Freund zu beruhigen und die Smoothies neben sich auf dem Tisch zu retten. »Schon gut. Du muss nicht gleich ausflippen.« »Ich flippe nicht aus! Ich habe dir nur meine Meinung gegeigt.« »Bist du dir sicher?« »Ich bin mir sowas von sicher! Hör auf, mich in den Wahnsinn zu treiben.« »Du bist doch das Genie. Denke dir eine Lösung aus«, schlug Kisumi vor und zwinkerte. Ein tiefes Knurren entwich Asahis Kehle und er raufte sich die Haare. Mit Kisumi konnte es entweder spaßhaft oder schweißtreibend werden, obwohl das letzte eher der Sommerhitze zu verdanken war. Außerdem grinste sein Freund so unbeschwert, als ob er keine Schulden oder Zweifeln hatte. Das Beste bezog sich sogar auf sein enormes Selbstverstrauen. »Nur weil du größer bist als ich, musst du nicht gleich den großen Gamer spielen«, blaffte er ihn an und schnappte sich einen Kiwi-Kokosnuss-Smoothie. »Echt unfair!« »Wie kommst du auf diesen absurden Vergleich? Ist das deine Lösung?« In Kisumis Augen leuchtete die Neugier, hochpoliert wie Glas, aber mit einer frechen Ausstrahlung. Kurz hielt er inne. Wenn er jetzt loslachte oder ihn weiter provozierte, dann erhielt er nie eine Antwort. Flüchtig schaute er nach oben und kniff die Augen zusammen. Die Hitze ermüdete ihn. Sommer war die Tür für schulfreie Wochen, aber auch bekannt für seine unbarmherzige Temperaturen. »Das ist mir nur aufgefallen.« »Ah! Du bezeichnest dich selbst als schlau und klein? Wie süß«, sagte Kisumi. Schon wieder schlug Kisumis unverblümte Art wie ein Hammer auf Glas ein. Asahi besaß die Würde zu erröten und murmelte energisch vor sich hin. Er war ein Genie, aber kein niedlicher Junge. »Ich bin nicht klein, sondern auf das Beste reduziert«, erwiderte Asahi stolz und zeigte mit der Hand seine Körpergröße. »Du hingegen bist witzig und selbstbewusst. Das sind deine Macken.« Freudestrahlend schlürfte Kisumi seinen Smoothie bis auf den letzten Tropfen leer, dann stellte er das Getränk weg und gluckste herzlich. Sein Freund war einfach unverbesserlich, ein Schurke mit einem Herz aus Gold. Er brauchte dringend einen Schurkennamen. »Hey, warte mal! Wieso grinst du so breit? Was geht dir durch den Kopf?«, hinterfragte Asahi und nahm einen Mindestabstand von zwei Metern ein. »Ich habe keine Macken, das sind Special Effects.« »Um die dich keiner beneidet. Also komm wieder runter.« »Das Einzige, was mich hier noch hält, ist die Schwerkraft«, konterte Kisumi und stand lächelnd auf, um Asahi mit einem Handschlag ins Poolwasser zu schubsen. »Dieses Gesetzt gilt nicht für dich.« »Warte! Was? Wahhh!« Erst stand die Welt aufrecht, dann kippte sie zur Seite und ertrank im kalten Wasser. Asahi fiel holprig hinein und verfluchte ihn im Wasser. Auch wenn die Sätze nicht die Ohren erreichten, waren seine Mimik und Gestik so klar wie das Wasser. Am Boden sprang er auf und schwamm zur Oberfläche. »Du siehst erfrischt aus.« »Echt jetzt? Ich koche vor Wut.« »Wie sagt mein Großvater immer. Der frühere Vogel fängt den Wurm. Ich war halt schneller als du.« »Der frühe Vogel kann mich mal«, grummelte Asahi und streckte die Hand aus. »Hilf mir hier raus.« »Hehe … ich verstehe. Du bist und bleibst ein Morgenmuffel.« Bissig spuckte Asahi das Wasser aus und schüttelte den Kopf, doch die klitschnassen Haare klebten ihn auf der Stirn. Kisumis Körper verdeckte den Lichteinfall, sodass Asahi sein frohes Schmunzeln erkannte. Bald verging ihm das Lachen. Hinter seiner dankbaren Mimik loderte eine kleine Flamme, der Antrieb für ein Sprung ins Wasser. Nachdem sich ihre Hände berührten, veränderte sich Asahis Gesicht und er zog seinen Freund mit aller Kraft mit sich. »Morgens ruht man sich aus, denn ich mag vielmehr die Nacht. Da sind alle Schaukeln frei.« »Wie unfair!«, lachte Kisumi, bevor er kopfüber im Pool landete und dann zum Luft schnappen nach oben schwamm. »Ein wahrer Freund ist jemand, der genauso verrückt ist wie du.« »Verrückt? Ich nenne es verbal überlegen. Muhahaha!« Am Rand des Pools hielt er sich fest und versuchte das typische Schurkengelächter nachzuahmen. Dabei hörte sich das Lachen eher hoch als tief an. Leider bemerkte er es viel zu spät. »Überlegen wie ein kleines, niedliches Hühnchen? Ich glaube, du meinst verbal, oder?«, korrigierte Kisumi ihn und schwang den Arm, um ihn mit Wasser zu bespritzen. »Sei nicht so eine Spaßbremse«, konfrontierte Asahi ihn und drehte sich zur Seite. »Hey! Du willst also kämpfen. Das wird dein Untergang sein.« »Let´s go!« Mit Kampfgeschrei stürzte er sich auf Kisumi. Bestenfalls wollte er diesen Wettbewerb gewinnen und später damit vor seinen Freunden angeben. Als Genie besaß er nicht nur Scharfsinn, sondern konnte auch hartnäckig agieren. Sein Körper stimmte sich auf die freie Form des Wassers ein. Mithilfe seiner Freunde lernte er das Element kennen und lieben. Gerade jetzt war er in seinem Element. Rechtzeitig wich Kisumi dem Angriff aus. Er hatte gewusst, dass er hier im Nachteil war, doch dachte er nicht daran, diese Wasserschlacht zu verlieren. Denn Asahi war wettbewerbsorientiert und daraus konnte ein Eigenlob entstehen, dass er über den Sommer oder das ganze Jahr ertragen musste. »Nein, du bist schneller als gedacht, Kisumi.« »Basketball ist genauso anspruchsvoll wie das Schwimmen.« Die Jungs hielten jeweils die Oberarme des anderen fest und veranstalteten Kraftproben im Wasser. Bei den hastigen Bewegungen schlugen die Wellen gegen den Beckenrand. Asahi umarmte ihn fest, damit er die Oberhand hatte und Kisumi lachte, dabei setzte er die Kraft in den Beinen ein, um aufrecht stehen zu bleiben. Keiner von den Freunden gab auf. Heiteres Gelächter, lautes Kampfgeschrei und Plätschern hallten durch die Luft. Aus der Ferne zwitscherten Vögeln in den Baumkronen. »Aufgeben kommt nicht in Frage«, sagte Asahi mit zusammengepressten Zähnen. »Meine Freunde und ich haben so als Team gewonnen.« »Schon vergessen? Mein Basketballteam schaffte es ebenso auf den ersten Platz«, erzählte Kisumi, erinnerte sich an den Moment und bekam eine Idee. »Und für den Sieg bin ich zum Kitzeln bereit.« Schwer verständlich zog Asahi die Augenbrauen zusammen und erstarrte prompt. Das unschuldige Lächeln jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Es dämmerte in ihm. Momentan war er in Kisumis Umarmung gefangen, der einen tückischen Plan offenbart hatte und das gefiel ihm nicht. »Das wagst du nicht! Wenn du mich kitzelst, übernehme ich keine Verantwortung.« »Du musst keine Angst haben. Gib einfach auf und ich verschone dich.« »Angst? Das Gefühl kenne ich nicht, denn ich lache der Angst ins Gesicht«, widersprach Asahi und drückte seinen Freund nach hinten. »Und Lachen ist Gift für die Angst.« Schmunzelnd rollte Kisumi mit den Augen. Dieser Freigeist dachte optimistisch und handelte stets für den Sieg. Er hatte das Kommen sehen, demnach wechselte er die Position. Vorerst zeigte er mit seinen Füßen den Buchstaben L und die Fersen standen auf einer Linie, dann drehte er sich um die eigene Achse, um Asahi an sich vorbei ziehen zu lassen. Jetzt stand er hinter ihm. Solche geschickten Bewegungen lernte Kisumi beim Basketball, wenn er einem Angreifer ausweichen wollte. Jedoch musste er sich im Wasser mehr auf die Kraft und Schnelligkeit konzentrieren als auf dem freien Basketballfeld. Er atmete tief durch. Manchmal unterschätzte er den Wassersport. »Wie hast du…?« »Gerne bringe ich dir später Basketball bei«, scherzte er und begann, Asahi an den Seiten zu kitzeln. »Zuerst bekomme ich meine Belohnung.« »Nein, warte. Hahahaha!« Für Asahi war es zu spät. Er lachte, zappelte und fluchte. Es bildeten sich die ersten Lachtränen und aus den Augenwinkeln konnte Asahi eine Sache beobachten. Die Schadenfreude in Kisumis Augen strahlte heller als die Sonne am Himmel. Sein Freund genoss die Aktion in Hülle und Fülle. »Hahaha … da zahle ich dir heim.« »Das Genie wird zum Schurken«, stellte Kisumi theatralisch fest und hörte mit dem Kitzeln auf, da er plötzlich Durst auf einen Smoothie hatte. »Aber auch Schurken und Helden brauchen eine Pause.« »Schurken werden nicht geboren, sondern durch das System erschaffen«, zitierte Asahi stolz. »Das weiß ich von einem Anime. Nur fällt mir gerade nicht der Name dazu ein.« »Hmh … das ist bodenlos.« »Was? Ich kann mir nicht jede Serie oder jeden Film merken«, entschuldigte er sich unfreiwillig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kannst dir auch nicht alles merken.« »Wer kam auf die Idee, einen sauren und einfarbigen Smoothie zu mixen? Süß und bunt ist akkurat. Sauer und schlicht hingegen sind Out.« Nach dem Kisumi das Getränk probierte und das Gesicht verzog, kehrte er zu Asahi zurück, der ihn sauer anstarrte. Wird heute alles sauer und einfarbig werden? Rasch schüttelte er den Kopf. Niemals traf so ein Horoskop ein. Dafür hatte Asahi einen viel zu fröhlichen und starken Charakter. Kisumi gluckste und stellte sich seine Aura in Farben vor. Bunt passte bestens zu ihm. »Was ist so funny?« »Nicht funny, eher sauer und eintönig«, erklärte er deprimiert und zeigte auf den grünen Smoothie-Inhalt. »Was hast du da kreiert? Denn mein Stil hat mehr Biss und Farbe.« Der Schwimmer legte den Kopf schief. Worüber sprach sein Freund? Dann machte es bei ihm Klick. Nicht seine Erinnerungslücke war gemeint, sondern sein selbstgemachter Smoothie. Zunächst wirkte er erleichtert, doch dann fiel ihm ein, dass trotzdem etwas von ihm kritisiert wurde. »Jetzt übertreibe es nicht!«, beklagte Asahi und schwamm los. »Zitronen, Limetten und Grapefruits sind gesund und mit vielen Vitaminen. Du solltest mir dankbar sein.« Als Asahi aus dem Pool stieg und zum Tisch lief, wollte Kisumi ihn aufhalten. Die Vorstellung, wie er durch den herben Geschmack reagiert, stoppte seinen Entschluss. Auf der einen Seite fand er den Streich lustig und auf der anderen Seite lernte Asahi seinen eigenen Geschmack besser kennen. So oder so! Die Lektion konnte nur ein Knaller werden. »Eines Tages werde ich dich definitiv schlagen! Und heute ist der Tag, also schau zu und lerne von mir, dem Genie.« Asahi wählte den direkten Weg und trank die grüne Flüssigkeit nicht durch den Strohhalm, sondern gleich im ganzen Schluck aus. Sobald er Kisumi selbstbewusst angrinste, wirkte der Geschmack der Zitrusfrüchte im Mund. Er zog die Mundwinkel nach unten, kniff die Augen zusammen und runzelte die Stirn. Zu guter Letzt konnte er ein schiefes und zittriges Lächeln formen, bis er alles zurück ins Glas spuckte. »Sauer macht glücklich, oder?«, fragte Kisumi nach. »Du siehst sauersüß aus.« »Bähhh! Sauer, sauer, sauer … sauer«, wiederholte er angewidert und ein Zucken durchfuhr seinen Körper. »Ein Punkt für dich. Nächstes Mal koste ich vorher.« »Ich stehe mehr auf süße Früchte. Wassermelonen sind der Hit.« »Verdammt! Das ist eine Katastrophe. Wir haben die Wassermelonen vergessen. Wir brauchen doch die Wassermelonen«, schrie Asahi aus heiterem Himmel und strahlte eine Entschlossenheit. »Auf in die Küche. Dort wo die Wassermelonen liegen.« Kisumi hob eine Augenbraue und sah zu, wie sein Freund begeistert losrannte. Allerdings gab es zwei Probleme. Nummer eins: Er stieß seine Füße vom Boden ab und schwamm mit Kohldampf zum Rand. Und Nummer zwei: »Falsche Richtung, du Genie.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)