Rosarote Gewitterwolken von Skadii ================================================================================ Kapitel 1: Die Jungfrau ----------------------- „Nein!“, brülle ich und werfe meine rechte Geta Sandale haarscharf am Haupt des Grauschopfs vorbei. „Was meinst du mit Nein?“, „Nein heißt, ich gehe auf gar keinen Fall zu diesem perversen Treffen!“. Er hebt die brauen, „Pervers?“, „Es ist doch nur eine Heiratsvermittlung und kein Bordell Sakura!“. Ich greife nach der zweiten Sandale und werfe erneut. „Ist es doch!“, zische ich, „Da gibt’s überhaupt keinen Unterschied!“ „Oh, da gibt es definitiv einen Unterschied!“, verneint er und wirft mir die beiden Sandalen zurück vor die Füße, „Und jetzt zieh dich endlich an, wir kommen zu spät!“. Ich blitze ihn wütend an, „Ach, und gehen Männer etwa nicht in ein Bordell, um sich eine Frau auszusuchen!?“ „Doch, aber nicht um sie zu Heiraten!“, knurrt er und schnappt nach meinem Bein. Ich versuche auszutreten, doch er hat mich bereits in die Finger bekommen. “Du kannst mich nicht zwingen! Ich bin immer noch die Herrin dieses Hofs!“. „Nicht mehr lange und du bist die Herrin eines verschuldeten Hofs, du Sturkopf!“. Noch bevor ich mich umsehen kann, hat er mir Tabi Socken und Geta Sandalen angezogen. Kakashi versucht mich hochzuziehen, doch ich kralle mich am Bücherregal fest. „Hör endlich auf dich zu wehren Haruno!“, schnauft er, während wir miteinander ringen. „Niemals!“, ich bekomme eines der Bücher im Regal zu fassen und werfe es nach ihm. Ein dumpfer Ton erfüllt meine Ohren, als der Bücherrücken zufriedenstellend auf seiner Stirn einschlägt. „Shhhh…“, stöhnt er. Ein bisschen tut er mir leid, doch dann denke ich wieder daran zurück, wozu er mich zwingen möchte. „Miststück…“murmelt er und holt tief Luft. „Das habe ich gehört! Mistkerl!“. Kakashi packt mich an meiner Taille und wirft mich über seine Schulter, so als sei ich immer noch das kleine Mädchen von früher. „Mir reichts!“, „Ich habe deinem Vater geschworen, dass ich mich um dich und diesen Hof kümmere!“. Ich trommle gegen seine Schulterblätter, „Aber mein Vater ist nicht mehr hier! Und ich befehle dir mich sofort herunterzulassen!“, statt mich ernst zu nehmen lacht er, „Das werde ich, aber zuerst finden wir einen Mann für dich!“   *   Madame Tsunade ist die erfolgreichste Heiratsvermittlerin im ganzen Feuerreich. Jede noch so verzweifelte Frau konnte sich an sie wenden und war in Null Komma nichts dem Nächstbesten versprochen. Man vergötterte sie. Zu ihrem Nachteil gehörte ich nicht zu ihren Fans, und brachte ihr damit nicht den gewohnten Respekt entgegen.   In meinem Gesicht herrscht Eiszeit, während sie ihre musternden Kreise um mich zieht. Ich verfluche sie und den Grauschof, der mich hierher gezerrt hat. Aber egal wie sehr ich mich weigere, es ändert nichts daran, dass mir die Hände gebunden sind.   „Du bist die Tochter von Kizashi Haruno nicht wahr?“ „Mhm…“, stöhne ich. „Er war einer der besten Samurai im Dienst des Hokage, man sagt er hat auch dich trainiert?“ Unsere Blicke begegnen sich, und eine Neugier spiegelt sich in ihrem.   „Nein, dazu fehlte ihm die Zeit…“, hauche ich. „Sehr gut, dass gehört sich nicht für eine Frau der Edo Zeit!“ „..Kakashi war es, der mich trainiert hat“. Tsunade wirft den Blick skeptisch über die Schulter und betrachtet ihn, „Tatsächlich? Die Tochter eines Samurai trainiert von einem Spitzel…“ „Ninja!“, korrigiere ich sie, „Er ist ein Familienfreund und Ninja!“ „Wie auch immer… die Tatsache, dass du in der Kampfkunst ausgebildet bist, behalten wir lieber für uns. Die Männer heutzutage mögen zarte Blumen und kein Unkraut.“ Unkraut? Habe ich mich gerade verhört? Ich behalte meinen Gedanken für mich, stattdessen räuspere ich mich und erwidere, „Ein Glück hat meine Mutter mir so einen zärtlichen Namen gegeben.“ „In der Tat, unpassender geht es nicht.“ Unverschämtheit! Ich balle meine Hände zu Fäusten. Der Ärger lässt sich deutlich von meinem Ausdruck ablesen.   Tsunade scheint das wenig zu interessieren, sie zieht weiter Kreise um mich. Ganz plötzlich schlägt sie ihren Fächer gegen meine Schultern, „Sie stehen schiefer als eine Banane Miss Haruno, richten sie sich auf!“ „Was ist falsch an einer Banane…?!“ knurre ich und erhasche Kakashi, der sich auf die Lippen beißt. Gedanklich spielt sich ein Film vor meinen Augen ab, wie ich ihm so viele Bananen in sein schiefes lächeln schiebe, dass er daran erstickt. „Nicht witzig!“, betone ich warnend.  Ein erneuter Schlag lässt mich zusammenzucken, dieses Mal an meinem Hintern. „Flach…“, „Flacher, als ein Reisfeld…“ Kakashis Beherrschung nicht loszupusten hängt am Seidenen Faden, während es wiederum meine Geduld ist. Ich hole tief Luft und versuche mich zu sammeln. Ruhig Sakura, es ist nichts Persönliches die alte Kuh lässt ihren Falten-Frust einfach nur an dir aus… Spreche ich mich selbst zu. Madame Tsunade klappt den Fächer auf und fächert sich kühle Luft zu, während ich in meinem Kimono koche und bald eingehe. Ihre Finger spielen an den Enden meines Obijime, dann öffnet sie den Knoten Augenrollend. „…und einen Kimono kannst du offensichtlich auch nicht anständig binden! Noch dazu einen so einfachen!“ „Das ist der Beste, den ich habe! Die anderen sind größtenteils zerfressen!“, blaffe ich zurück und muss zugeben das mir diese Aussage nahe geht. Sie zippt den Fächer wieder zusammen und tippt ihn sanft gegen meine Stirn. „Kleider machen Leute Miss Haruno!“ „Wohl eher: Leute machen Kleider!“ „Mir scheint als müsstest du noch einiges lernen, hättest du mal weniger Zeit mit Kämpfen verbracht!“, „Hat deine Mutter dich etwa nicht in die Weisheiten einer Kultivierten Dame eingewiesen?“ Wuttränen sammeln sich in meinen Augen, welche ich kontrolliert zurückhalte. „Ich war zehn als meine Mutter gestorben ist! Was sie Kultiviertheit nennen, nenne ich Kindheit!“ Kakashi bemerkt, dass ich kurz vor einem Gefühlsausbruch stehe. Er schiebt sich zwischen uns beide. Seine Hände greifen nach mir und ziehen mich zu sich. Er streicht mir beruhigend über den Kopf. „Sie müssen verstehen, Haruno hat hart an sich gearbeitet. Sie war dreiundzwanzig als ihr Vater verstarb und ihr einen Schuldenberg hinterlassen hat. Wenn wir niemanden finden, der bereit ist sie zu Ehelichen, wird sie alles verlieren.“ Seufzend schreitet Tsunade an den Tisch und setzt sich.  Die Tasse Tee, die sie sich zuvor eingeschenkt hatte ist inzwischen abgekühlt. Sie nimmt einen Schluck. Ihre Bewegungen dabei sind so anmutig, wie die eines Bands im Wind. „Es wird nicht einfach. Im Grunde ist sie mit dreiundzwanzig schon viel zu alt für den Ehe Markt. Männer heutzutage haben klare Vorstellungen. Wir müssen uns also absolut sicher sein…“ „W…worin?“, stottere ich. „Na, dass du unberührt bist Schätzchen!“ Sie sieht mich durchdringend an. Ich brauche einen Moment um zu verstehen, worauf sie hinaus möchte. Schließlich leuchtet es mir ein. „Ich…äh…“ „Sie ist ohne Zweifel eine unbefleckte Jungfrau!“, bestätigt anstelle mir Kakashi, da mir die Worte im Hals stecken geblieben sind. Tsunade lacht hysterisch, so als könne sie nicht glauben, was sie gerade gehört hat.    „Unbeflecktes Unkraut!“, „Wer hätte das gedacht! Das verändert alles!“ Ich drücke Kakashi von mir, „Wovon spricht sie?“ „Du wirst beliebt sein…“, erwidert er nachdenklich. „Beliebt?“ „Begehrt und begehrenswert!“, korrigiert Tsunade lauthals.     Ich wusste es. Ich wusste es von Anfang an. Jetzt war ich wie eine Anzeige auf einem schwarzen Brett. Zu verschenken. Jetzt war ich wie eine ungeöffnete Flasche Sake. Ein Genuss. Jetzt war ich wie ein Goldfisch in einem Glas. Schön anzusehen. Jetzt war ich all das, was ich nie sein wollte. Kapitel 2: Einkleiden für Anfänger ---------------------------------- Ich war zehn, als meine Mutter an einer Lungeninfektion starb. Unser Leben war grau und farblos geworden. Mein Vater war fast nie zu Hause und ich wuchs einige Jahre nur in der Gesellschaft unserer Bediensteten auf. Die anderen Kinder aus der Gegend mochte ich nicht. Sie waren gemein und machten sich über meine Haarfarbe und die hohe Stirn lustig.   Irgendwann wollte ich nicht mehr zur Schule gehen und bat meinen Vater darum, von zu Hause aus Unterrichtet zu werden. Dieser bitte kam er nach und heuerte die besten Gelehrten aus Konoha an. Ich war weder die beste, noch die schlechteste Schülerin. Durch Unterrichtsfächer wie Geschichte und Mathematik quälte ich mich. Was mich wiederum interessierte war die Heil und Kräuterkunde, die wiederum wurde mir aber von niemand anderem als einer einfachen Bediensteten beigebracht. Eine Küchenhilfe Namens Shizune. Morgens nahm sie mich immer auf den Markt mit, um dort frische Kräuter einzukaufen. Sie lehrte mich welche Kraft Pflanzen innewohnte und wofür man sie einsetzen konnte. Ich wünschte nur, ich hätte es früher gewusste. Vielleicht hätte ich meiner Mutter helfen können.   Das andere wofür ich brannte war physisch, aber noch war mir das nicht bewusst. Ich wollte Kämpfen. Gefühle wie Wut und trauer hatten sich über die Jahre in mir aufgestaut und lösten Gefühlsausbrüche aus, für die ich mich schämte. Weil ich nicht wusste wohin mit dieser schlechten Energie verletzte ich mich selbst, indem ich mir immer wieder einredete, dass ich nicht gut genug war. Und dann, ganz plötzlich brachte mein Vater Kakashi in unser Leben.   Sie kannten sich von ihrem Dienst für das Feuerreich. Kakashi war Anbu Mitglied und berichtete an meinen Vater. Er war damals mit sechsundzwanzig schon so grau wie ein alter Mann. Außerdem sah ich nie seine andere Gesichtshälfte, die er verdeckt hielt. Neugierig wie ich war fragte ich meinen Vater was ihm zugestoßen war. Nachdem ich es erfuhr, sehnte ich mich danach es besser nicht erfahren zu haben. Das er seine eigene verlobte umgebracht haben soll, passte nicht mit seinem Wesen zusammen. Er schien ruhig und gelassen, außerdem las er ständig Bücher. Man suspendierte ihn für zwei Jahre aus seinem Dienst als Spionage Ninja. Außerdem verlor er seine Besitztümer und das Ansehen in der Gesellschaft. Mein Vater hatte Mitleid mit ihm und nahm ihn bei uns auf. Er wurde zu einem Familienmitglied und wenn er nicht gerade eines seiner Bücher las, oder mir das Kämpfen beibrachte, bekriegten wir uns gegenseitig.   Fast elf Jahre ging es uns gut. Mit dem Tod meines Vaters zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Das Leben wie ich es gewohnt war gab es nicht mehr. Ich konnte die Bediensteten nicht mehr bezahlen und musste sie entlassen. Shizune blieb bis zuletzt, bis ihre eigene Mutter krank wurde und sie das Geld brauchte um sie zu Pflegen. Ich wünschte ich hätte ihr mehr geben können als den gesamten Schmuck den ich besaß. Ich wartete den Tag ab, an dem auch Kakashi mich verlassen würde. Aber dieser Tag kam nicht. Seine müden Augen und sein schiefes lächeln waren für mich zu einem symbol für Geborgenheit geworden. Und wenn er morgens mal nicht aus dem Zimmer kam, hämmerte ich so lange gegen seine Türe bis er sie öffnete und ich davon überzeugt war, dass er noch immer hier war.   Da war ich also. Zurückgelassen mit einem Haus voller leerer Zimmer, in denen sich der Staub sammelte. Ich bekam einen Brief, in dem mir die offenen Schulden meines Vaters niedergelegt wurden. Als ich den sechsstelligen Betrag las wurde mir schlecht und ich erkannte, welches Schicksal mich erwartete. Die Schulden mussten beglichen werden, ansonsten drohten sie mir alles wegzunehmen. Aber in der dämlichen Welt, in der wir lebten, war es einer Frau nicht gestattet jede Arbeit auszuführen. Ich brauchte also eine Geldquelle. Ich brauchte einen Mann, wie Kakashi zu sagen pflegte.   *   „Sie hat mich Unkraut genannt!“, „Ich kann die alte Schachtel nicht ausstehen!“ Kakashi greift nach meinen Stäbchen, mit denen ich wild umher fuchtle. „Falls du heute noch vor hast jemanden aufzuspießen nehme ich dir die Stäbchen und das essen weg!“ „Hmm...“, brumme ich und schaufle mir eine Portion Reis in den Mund. „Du wirst dich mit ihr vereinbaren müssen“, „Oder willst du das ich dich mit Konohas Junggesellen bekannt mache?“ Ich reisse die Augen auf, „In Kuramas Namen, auf keinen Fall!“ „Siehst du, dann kooperiere endlich Haruno...“ „Du verstehst nicht was du da von mir verlangst...“, murmle ich und nehme einen bissen von dem Rindfleisch. „Ich verlange es nicht von dir...“, „Die Umstände verlangen es.“ „Das tust du!“, „Du hast mich den Löwen zum Fraß vorgeworfen“ Er verzieht das Gesicht, „Das hätte ich nie und das weißt du...“ Ich begegne seinen Augen, in denen sich ein hauch von Traurigkeit spiegelt. Es regt mich nachzudenken an und ich bereue ihn dafür verantwortlich gemacht zu haben. „Ich hasse es wenn du dieses Gesicht machst...“, flüstere ich. „Was meinst du?“, er hebt den Kopf aufmerksam. „Ach, vergiss es...“, ich lege die Stäbchen zur Seite und schiebe den Teller ein wenig vor, „Ich sollte mich fertig machen.“ „Sakura!“, er hält mich vom gehen ab, indem er nach meiner Hand greift, „Dein Vater war ein guter Mann, ich habe ihm einiges zu verdanken!“, „Er hat mich aufgenommen und mir ein zu Hause gegeben, als man mich verstoßen hat. Ich habe ihm geschworen, dass ich nicht zulasse das er dir schlecht geht!“ „Ich weiß...“, murmle ich und ziehe die Hand zurück, „A...aber du wirst doch hier bleiben können, oder?“ Kakashis Blick weicht meinem aus und ich fühle seine Antwort, ohne das er sie ausgesprochen hat. „Ich bleibe solange, wie es mir gestattet ist.“ „Elf Jahre und das ist alles was du zu sagen hast?“, presche ich hervor, während sich ein beengenden Gefühl in meiner Brust ausbreitet. „Dann verschwinde jetzt am besten gleich!“, brülle ich und stampfe Emotional aus der Küche.   *   Nach etwa einer halben Stunde habe ich mich beruhigt und ich weiß, dass auch Hatake mir meinen Ausbruch nicht nachtragen wird. Vielleicht geht es ihm genauso nahe wie mir. Sich vorzustellen, er könnte nicht mehr an meiner Seite sein, weil ein anderer Mann den Platz in meinem Leben einnahm. Die Art wie wir zusammen lebten entsprach nicht den Prinzipien einer kultivierten Dame, wie Tsunade zu sagen pflegte. Natürlich stellte man mich in Frage. Ich war die Frau, die mit einem Mörder zusammen lebte. Eine unverheiratete noch dazu. Man kann sich nur vorstellen wie sie sich die Münder darüber zerrissen.   Als ich höre, wie er sich vor meine geschlossene Schlafzimmertüre setzt atme ich erleichtert auf. Er ist hier Sakura, es ist alles in Ordnung. Nichts hat sich verändert. Ich möchte glauben, dass es immer so sein wird, doch der geliehene Kimono an meinem Spiegel erinnert mich daran was mir bevorstand. Ist es nicht der Traum eines jeden Mädchens sich einmal in weißer Robe zu betrachten? Ich weiß es nicht, denn ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ein Glück habe ich noch genügend Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn dieser den ich heute trug war Minzfarben und bestickt mit einem lieblichen Blumenmuster. Der Seidenstoff fühlte sich wie fließendes Wasser in meinen Händen an und ich frage mich was dieses Prachtexemplar wohl wert ist. Meine einfache Alltagskleidung lege ich ab und beginne damit mich in die vielen Schichten eines traditionellen Kimonos einzukleiden. Zuerst lege ich das weiße Juban an, welches unter dem Kimono getragen wird. Anschließend kämpfe ich mit den unterschiedlichen Bändern, die dazu dienen, dass der Kimono an Ort und Stelle sitzt, dann schlupfe ich in den Kimono selbst. Das Obi Ita Polster dient dazu, der Taille eine schönere Form zu verleihen und darüber wird dann der Obi Gürtel gelegt und im Rücken gebunden. Tsunade hatte mir zuvor genau erklärt, wie ich ihn halten muss, sodass die Schleife im Rücken richtig gebunden werden konnte. Jedoch gestaltete sich das in der Praxis alleine deutlich schwieriger. Nach einigen versuchen winde mich im Spiegel und betrachte das Beulenhafte etwas, dass keinesfalls einer Schleife glich. Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken. Kakashi scheint mich genau gehört zu haben, seine Stimme dringt von der anderen Seite der Türe zu mir durch.   „Bist du fertig?“ „Ja! Mit den Nerven!“, brumme ich. „Soll ich reinkommen?“ Ich nehme ihm die Entscheidung ab, indem ich die Schiebetüre aufziehe, „Es sieht furchtbar aus...“, verkünde ich verzweifelt. Er beugt den Kopf zur Seite um einen Blick darauf zu erhaschen, aber ich imitiere seine Bewegung und hindere ihn daran. „Komm schon Haruno!, spornt er mich an, „So schlimm kann es nicht sein!“ Er lächelt spitz. „Furchtbar gut!“, lüge ich, „Wir können gehen!“, ich streife seitlich mit dem Rücken zur Wand an ihm vorbei und möchte eben durch die Türschwelle springen, da erhascht er mich und zieht mich zurück. Keine zwei Sekunden später prustet er los. „Was ist das denn?“, „Das kann nicht dein ernst sein?“ Ich stemme die Hände in die Seiten, „Was?! Ich finde es okay... lass uns einfach gehen!“ „Wir können so nicht gehen!“, er hält sich die Hände vor den Bauch, während er versucht das lachen zu unterdrücken, „Du siehst aus, als wärst du im neunten Monat schwanger!“, „Aber auf dem Rücken!!“ Meine Hand holt aus und ich versuche ihm in die Seiten zu schlagen, so schnell wie er ist krümmt er sich und weicht aus, „Hör auf zu lachen!“, ermahne ich ihn und möchte das zweite mal ausholen. Kakashi fängt meine Hand in seiner ab, „Ganz ruhig Pinkie!“, er berührt meine Hüfte und dreht mich spielerisch mit dem Rücken zu sich, „Lass mal sehen, wollen wir das Kind mal zur Welt bringen...“ „Ich hasse dich...“, murmle ich und versuche das wohlig warme Gefühl beim Anblick seines Lächelns zu unterdrücken. Ich halte den Kimono fest, während er den Obi abnimmt, neu ausrichtet und ihn schließlich konzentriert zusammenbindet. Seine Bewegungen kann ich deutlich im Spiegel verfolgen. Eine kleine Denkerfalte kräuselt sich auf seiner Stirn und er beisst sich konzentriert auf die Unterlippe. „Wieso kannst du das überhaupt?“ „Das willst du nicht wissen Haruno“, lächelt er spitz. „Sonst hätte ich nicht gefragt!“ Er beugt den Kopf über meine Schulter und flüstert, „...wenn du genügend Kimonos ausgezogen hast, dann weißt du auch irgendwann wie man sie bindet!“ Farbe schießt mir in den Kopf und ich laufe augenblicklich rot an. Reflexartig hole ich mit dem Ellenbogen aus und schlage ihm in den Bauch. Er krümmt sich, „Shhh...verdammt Sakura! Du wolltest es doch wissen!“ „Alter Lustmolch!“, zische ich und stampfe aus dem Schlafzimmer. „Alt?“ schreit er mir hinterher, „Ich bin siebenunddreißig du kleine Göre!“   *   Tsunade betrachtet mich noch einmal ausgiebig, während wir vor dem etwas bescheideneren zu Hause der Familie Lee stehen. „Hmm...“, summt sie, „Besser als beim letzten mal, aber noch immer nicht gut!“ Kakashi zwinkert mir zu, während ich sie genervt nachäffe, nachdem sie uns den Rücken zu gewandt hat und den Hof betritt. „Ich habe dich in die Sitten einer kultivierten Dame eingewiesen. Achte auf deine Bewegungen und führe die Beugung korrekt aus. Nur die Fingerspitzen dürfen den Boden berühren!“, „Halte die Beine stets zusammen und geschlossen, ansonsten macht das den Eindruck als lädst du zu mehr ein.“, sie dreht sich aufgeregt zu uns, „Ach, und komm nicht auf die Idee uns allen beim lachen deine schiefen Zähne zu zeigen! Halte die Hand vor den Mund haben wir uns verstanden?“. „Schiefe Zähne?!“, betone ich verärgert. „Ganz genau, keiner will sie sehen.“ Kakashi lacht, während ich tief seufzend versuche meinen Energiehaushalt in Gleichgewicht zu bringen, ansonsten drohten gleich ihr die schiefen Zähne. „Sollte er dir gefallen, dann berühre dein Ohrläppchen. Er wird die Geste verstehen.“ „Ja, ja...“, murmle ich und präge mir die Hinweise nochmal ungewollt ein. „Und du!“, Tsunade fuchtelt wild mit dem Fächer vor Kakashis Augen, so das dieser erschrocken mit dem Kopf zurückweicht, „Du hältst dich zurück, dass wir uns verstanden haben!“ Kakashi nickt, „Das werde ich...“ „Im Grunde wollte ich dich gar nicht dabei haben, aber die Göre hat darauf bestanden!“, mault sie. „Das wird nur für ärger sorgen, wenn sie aufdecken wer du bist. Also bedecke in Kuramas Namen bloß dein Gesicht!“ „Sollte kein Problem sein...“, bestätigt er und zieht sich den schwarzen Schal über. „Na dann!“, „Hals und Beinbruch!“   Kapitel 3: Der erste Schlag --------------------------- Es stellte sich heraus, dass es in Konoha einige Junggesellen gab, die noch nicht verheiratet waren. Tsunade hatte mein Gesicht von einem Maler auf etliche Schriftrollen zeichnen lassen und sendete diese an die unterschiedlichen Familien aus. So als wäre ich zu einer Auktion freigegeben. Und irgendwie war ich das ja auch. Diese Heiratsvermittlung stieß mir so sauer auf, wie eine Zitrone in die ich beissen musste. Ich fragte mich ständig worin sich eine Heiratsvermittlung von einem Freudenhaus unterschied.   Schon klar, Prostituierte waren bekanntlich keine Jungfrauen mehr und sie verschenkten ihren Körper täglich an den nächstbesten zahlenden Kunden. Aber genau das ist der Punkt. Verschenke ich meinen Körper nicht auch an den best zahlenden? Jemanden der bereit war die Schulden meines Vaters zu begleichen und mich zurück in den Wohlstand zu heben.   Tsunade möchte mir weiß machen, dass es nur eine einmalige Sache ist und das ich zu hart damit umgehe. Sie meint ich gebe mich nur einer einzigen Person hin und nicht hunderten. Und das eine Frau sich nicht von Gefühlen leiten lassen darf. Es ist nur ein Akt Haruno! Höre ich ihre Stimme in meinem Inneren. Aber wieso kann es kein Akt aus Liebe sein?   Ich möchte wie meine Mutter sein, die meinen Vater aus freien Stücken ehelichte. Ich möchte keine Ehevereinbarung sondern bedingungslose Gefühle. Innerlich Verfluche ich meinen Vater, der das ganze Geld verspielt hat. Seine Spielsucht, nach dem Tod meiner Mutter war der Grund für diesen Ruin. Aber dann dachte ich wieder an sein großes Herz, darüber das er niemals seine jugendlichen Leichtigkeit verloren hatte und versuchte den Schmerz mit einem lächeln zu überspielen. Das alles nur, weil er nicht wollte das ich mich schlecht fühlte.   Was ist Freiheit? Es wäre so einfach, ich könnte sie mit nur einem einzigen Akt erlangen. Und doch könnte ich alles verlieren. Ich musste mich nur einem einfachen, unbedeutenden Mann hingeben, dessen Gesellschaftlicher Stand einem Bediensteten glich. Und schon würden mich all die Edelmänner wie sie sich nannten verstoßen. Ich hätte meine Freiheit gewonnen! Wer will schon eine verbrauchte Frau ehelichen? Keiner von Ihnen. Doch dafür würde ich mein zu Hause verlieren. Der Ort an dem ich aufgewachsen war. Ein Platz voller wertvoller Erinnerungen. Das Gesicht meiner Mutter, wenn sie mich morgens zum Tagesanbruch begrüßte, während mein Vater seine erste Pfeife auf der Engawa rauchte. Den Geruch der Küche in der Shizune die Weltbeste Miso-Suppe zubereitete. Der Grauschopf der völlig zerzaust aus seinem Zimmer getaumelt kam und gähnte als hätten ihm über zehn Stunden Schlaf noch immer nicht ausgereicht.   Freiheit konnte so vieles sein. Und während es für die meisten Frauen unserer Zeit Gesellschaftlicher Wohlstand war, so war es für mich all die Dinge zu tun, die nicht der Norm einer jungen Dame entsprachen. Auch wenn es nur etwas banales war, wie zu lachen und allen meine Zähne zu zeigen. Oder mit einem Mann zusammen zu leben, dessen Visage mich so sehr nervte das ich ständig auf sie einprügeln wollte. Und sie in einem anderen Moment einfangen wollte, als war sie der Wertvollste Schatz den mir das Leben schenken konnte.   *   Zurück im hier knie ich wie es die Sitte von mir verlangte auf der Tatami Matte der Familie Lee und achte akribisch darauf mir unter keinen Umständen an mein Ohrläppchen zu fassen. Rock Lee, der Junggeselle der Familie wippt völlig ruhelos auf seinem Hintern hin und her. Ich frage mich die ganze Zeit ob ein Schwarm Hummeln darin eine Party veranstaltet. Seine Augenbrauen erinnern mich an zwei verdammt große Flachpinsel, mit denen man einen Zaun streicht. Und wollen wir gar nicht von seiner Frisur sprechen. Die sieht aus wie eine extra große Wok Pfanne, die Shizune immer zum Kochen verwendet hat. Ich schiele zu Kakashi, der außerhalb der Räumlichkeiten im Eingangsbereich sitzt und das ganze mit ein paar kritischen Augen beobachtet. Ich wünschte ich könnte die Worte Hilf mir! andeuten, aber ich stehe im Visier der anderen sodass ich mich zurückhalten muss. Kakashi berührt spottend sein Ohrläppchen und ich wünschte ich könnte ihm augenblicklich dafür in die Seite zwicken. Mistkerl...   „Miss Haruno der Tee ist eingetroffen...“, krächzt Tsunade und weckt mich aus meinen Gedanken. Sie wirkt verärgert, so als wüsste sie genau ich bin nicht bei der Sache. „Jawohl, der Tee!“ , erwidere ich und nehme der Bediensteten das Tablett ab. Ich stelle es langsam auf dem traditionellen Chabudai ab und beginne damit jedem eine Tasse einzuschenken. „Mit welchen Talenten kann sich Miss Haruno im Alltag nützlich machen?“, fragt Guy Lee, der Vater von Rock Lee. Er setzt dabei ein gruseliges lächeln auf, bei dem mich seine blitzblanken Zähen fast schon erblinden lassen. Ich muss blinzeln. Na wenigtens einer von uns der Zähne zeigen darf! Knurre ich innerlich. Tsunades Ellenbogen stößt gegen meinen und sie fordert mich auf, auf seine Frage einzugehen. „Ich äh...“, strauchle ich, „Bin ausgebildet in Wort und Schrift, interessiere mich für Kräuter und Pflanzenkunde... außerdem...“, Ich mache eine Pause. Tsunade blitzt mich aus dem nichts warnend an, so als weiß sie genau was mir auf der Zunge brennt. Ich entschiede mich, mir das Wort nicht verbieten zu lassen. Sollte ich mich schon auf eine Beziehung einlassen, dann will ich diese wenigstens ehrlich antreten. „außerdem...beherrsche ich die Shinobi Kampfkunst!“, beende ich was ich eingeleitet habe. Ich höre ein leisen, dennoch tiefes seufzen ihrerseits. Sofort stelle ich fest, dass ich noch immer die Entscheidungsgewalt darüber besitze ehrlich wahrgenommen zu werden. Ganz egal wie verzweifelt meine Situation war. Ich erwarte Ablehnung und doch ist das was passiert etwas ganz anderes. Ganz plötzlich schießen beide der Männer, als wären sie von einer ihrer Hummeln gestochen worden nach oben. Rock Lee wirft aufgeregt seine Hände in die Luft und präsentiert seinen Bizeps, der zugegeben gar nicht von so schlechten Eltern stammte. Ich muss mir ein lachen verkneifen, und wende den Blick ab. „Du kannst käpfen?!“, brüllt er völlig ausser sich. Ich nicke, „Das kann ich...“ „Reine Selbstverteidigung!“, grätscht Tsunade in das Gespräch. „Angriff und Selbstverteidigung schütteln sich bekanntlich die Hände...“, murmle ich. Sie gerät in Schnappatmung und krallt sich völlig entsetzt am Tisch fest. Kakashi reibt sich verzweifelt die Stirn, während ich mich erneut an Rock wende. „Wenn du mich schlägst, lasse ich mich auf eine Verlobung ein!“ Er lächelt breit, hebt seinen Fuß auf den Tisch, sodass die meisten Tassen umgeschüttet werden. „Eine Herausforderung?!“ Ich nicke und stemme die Hände verspielt in die Seiten, „Hast du etwa Angst?“ Rock Lee ballt die Hand zu einer Faust und führt sie mir warnend vor Augen, „Überhaupt nicht! Auf so eine Frau warte ich schon mein ganzes Leben lang!“   Etwa zehn Minuten später stehen wir im Garten des Lee's. Ich habe den Kimono Oberstoff abgelegt und trage nur den Unterstoff aus Baumwolle. Tsunade würdigt mich seit dem Tischgespräch keinen Blickes mehr und hat sich für eine Pfeife hinter das Anwesen zurückgezogen. Kakashi ist an meiner Seite, während ich dabei bin die Seiten meiner Ärmel hinauf zu Krempeln. „Und du bist dir sicher?“, fragt er während er mir mit der anderen Hand zur Hilfe kommt. „Bin ich...“, flüstere ich. „Er hat kein schlechtes Herz, aber er ist ein Schwachkopf...“, murmelt er, während er mir eine lose Strähne hinter mein rechtes Ohr schiebt. Ich sehe hinauf zu ihm, „Er wird mich nicht schlagen!“ Seine Mundwinkel zucken zu einem lächeln, „Das kannst du nicht wissen.“ Ganz flüchtig lege ich meinen Kopf in seine Hand, während er mir über die Wange streift, „Und ob ich das kann, schließlich hast du mir alles beigebracht!“ „Hey! Haruno!“, brüllt es von der anderen Seite des Gartens. Schnell weiche ich von Kakashi zurück und werfe den Kopf über die Schulter. Es ist Rock Lee der dort Kampfbereit steht. „Hm?“, summe ich. „Wir haben noch nicht darüber gesprochen was passiert, wenn ich verlieren sollte?“ Ich grinse breit, „Hast du etwa so wenig vertrauen in dich selbst?“ „Nein...“, widerspricht er, „...aber mein Vater kennt den verhüllten Mann an deiner Seite und weiß das er ein großer Kämpfer war.“ „Hmm...“, „...sollte dein Vater ihn wirklich kennen dann wüsste er, dass er das noch immer ist!“ „Nein...“, er überkreuzt die Hände und sieht abwechselnd zwischen mir und Hatake hin und her, „Jetzt ist er ein Mörder!“ Ich fühle einen stechenden schmerz in meiner Brust. So als hätte er nicht nur ihn, sondern auch mich angegriffen. Wieso sagt er das? Ich balle die Hände zu Fäusten und stampfe in seine Richtung. Dicht vor ihm komme ich zum Halt, „Geld!“, zische ich, „...solltest du verlieren, dann schuldest du mir Geld!“ Lee streckt mir die Hand entgegen und lacht, „...wenn es nur das ist!“, dann schlagen wir ein.   Wir stehen uns gegenüber. Der Boden unter uns besteht aus Sand, durch den man einen Kreis gezogen hat, der uns umgibt. Die Kampfregeln sind Simple - Auf engstem Kreis, dafür zu sorgen, dass der Gegner einen Schritt in das Aus – außerhalb des Kreises machte. Insgesamt zwei mal muss man es schaffen, dann gehört einem der Sieg.   Rock Lee wirkt auf mich nicht besonders schwer und Kräftig. Seine Statur gleich mehr einem athletischen Storch, der sicher weiß seine langen Beine einzusetzen. Ich werde also auf seine Fußtritte acht geben müssen. Sein Vater spielt den Kampfrichter. Er pfeift laut durch zwei Finger und eröffnet den Kampf. Ich gehe vorsichtig in Kampfposition und halte schützend meine geballten Fäuste vor mich. Wir bewegen uns langsam aufeinander zu, täuschen einen Angriff an und weichen beide wieder zurück. Ein paar mal machen wir das. Doch dann, wie erwartet schlägt sein rechtes Bein nach mir aus, ich bin schnell genug dem tritt auszuweichen. Doch dann wie aus dem nichts, wendet er sich um 360 grad und tritt erneut zu. Er macht das so schnell das ich keine Zeit habe erneut zurückzuweichen. Und damit werde ich zum ersten mal aus dem Ringe in das Aus geschlagen. Verdammt! Fluche ich innerlich und ärgere mich über meinen Leichtsinn. „Eins, Rock Lee!“, verkündet sein Vater und bittet uns beide mit einer flüchtigen Handbewegung wieder auseinander zu gehen. Wir nehmen erneut Kampfhaltung ein. Meine Hände fühlen sich nass an. Das liegt nicht an der Körperlichen Anstrengung. Es liegt ganz eindeutig an dem Druck und das mir klar wird worauf ich mich eingelassen hatte.   Ein Kampf für eine Verlobung? Bist du wahnsinnig Sakura!? Mit jemandem dessen Kopf du mit einer verdammten Wok Pfanne verglichen hast! „Haruno...“, flüstert Kakashi, „... nutze die Kraft dessen, was dich umgibt.“ Seine Stimme breitet sich in mir aus wie ein kühler Nebel. Ich denke darüber nach, was er mir sagen möchte. Zu Hause hätte ich ihn womöglich dafür angeschrien gefälligst Klartext mir mir zu sprechen. Aber Kakashi liebte Rätsel. Wahrscheinlich hat er diesen gesamten Philosophischen Kram aus den hunderten Büchern, die er schon gelesen hat. Ich habe mir geschworen eines Tages heraus zu bekommen was genau es eigentlich ist, was er da immer vor mir versteckte, wenn ich wie aus dem nichts über seine Schultern spickte. Leider war er unfassbar schnell und versteckte es rechtzeitig, bevor ich auch nur eine Zeile zu Ende lesen konnte.   Lee und ich schleichen im Kreis. Ich spüre seit einer Minute jedes Sandkorn unter meinen Tabi Socken. Und dann ganz plötzlich, verstehe ich worauf er mich aufmerksam machen wollte. Ich beisse mir konzentriert auf die Unterlippe, grätsche mit dem rechten Bein in den Sand, sodass er direkt in sein Gesicht peitscht. Lee jammert und hält sich die Hand vor Augen, sofort nutze ich den Augenblick und schlage ihn meine rechte Faust gegen seinen Unterbauch. Er wird direkt aus dem Ring heraus katapultiert und landet mit dem Rücken im Sand. „Eins, Sakura Haruno!“, verkündet sein Vater ein weiteres mal, doch dieses mal für mich die Runde.   Lee kommt zurück in den Ring. Er ist verärgert und seine Augen sind rot, „Das war gemein...“, klagt er, „...aber verdammt effektiv!“. Ich stimme ihm zu, „Tut mir leid wegen deinen Augen!“, entschuldige ich mich. „Scheiß drauf!“, „Alles oder nichts!“, voller Euphorie beugt er sich und macht sich für die letzte Runde Kampfbereit. Ich tue es ihm gleich. Die Sonne brennt mir im Nacken und ich spüre Schweißperlen die sich darin bilden. Meine Hände wische ich an meinem Unterstoff ab und balle sie erneut zu Fäusten. Ganz egal wie, ich muss das hier gewinnen! Für uns. Lee schlägt ein paar mal mit seinen Händen nach mir aus. Seine Bewegungen sind wie Blitze, aber so schnell wie Kakashi ist er nicht. Ich weiche jedem versuch aus. Auch ich starte einen Versuch und versuche einen Hieb zu landen, doch er geht daneben. Verärgert beisse ich mir auf die Unterlippe. Lee wirkt mindestens genauso angespannt wie ich. Seinem Blick nach zu urteilen, überlegt er sich eine Strategie, wie er effektiv gegen mich vorgehen konnte. Seinen kleinen Trick mit der Fußdrehung kannte ich ja schon. „Warum tust du das hier?“, durchtrennt Rock plötzlich die Stille zwischen uns. „Was meinst du?“ „Ich meine wieso suchst du dir nicht einfach einen von uns aus?“ Ich lache, „Du glaubst ich kann mir einen aussuchen?“ „Natürlich...“, „...ist dir nicht klar was du wert bist?“ „Was ich wert bin?!“, wiederhole ich stutzig. Er lacht, „Den meisten ist völlig egal, dass dein Vater ein versoffener Spieler war und auf seinem ganzen Grund schulden lasten. Wir wollen einfach dich.“ „Mich?“ Er nickt, „Hmm...“, er überlegt, „Wie kann ich es sagen, dass du es verstehst...“ „Sag es einfach!“, brülle ich ihn an. „Du bist ein Goldesel“, bricht es schließlich aus ihm heraus. Das Wort hallt noch sehr lange in mir nach. Noch nie zuvor hatte jemand dieses Wort benutzt um mich zu umschreiben. Doch je öfter und länger es in mir widerhallt, desto klarer wird mir das ich das nunmal wirklich bin. All die Ängste und Befürchtungen, die ich hierzu hatte. Sie wurden in diesem Moment wahr. „Also Haruno, warum machst du es dir so schwer und suchst dir nicht einfach einen von uns aus?“, wiederholt Lee die Frage die er mir auch schon zuvor gestellt hat.   Wieso nur tue ich das?   Meine Brust brennt, der druck auf ihr löst ein Gefühl von Beengtheit in mir aus, dass ich heraus schreien möchte. Wieso? Ich stelle mir selbst die Frage zum hundertsten mal. Tränen sammeln sich in meinen Augen und als ich den Blick von Lee abwende und Kakashi entdecke, der dabei ist das Anwesen zu verlassen, fühlt es sich an als würde etwas in mir brechen. Und dann habe ich eine Antwort darauf. „Weil ich ganz genau weiß, was ich mir wert bin!“ , „Und du...“, schluchze ich, „...bist es nicht Wert das ich irgendwas davon aufgebe!“ Ich hole aus und stecke all meine Gefühle in diesen einen einzigen schlag. Ich hab das Gefühl als könnte er Wände durchbrechen. Als könnte er ihm seine verletzenden Worte mit jedem Zahn heraus schlagen, mit dem er so unbekümmert lächeln konnte. Er wird davon getroffen wie ein Erdbeben. Ohne eine Chance auszuweichen. Lee schlägt erst Meter hinter der Linie wieder auf dem Boden auf. Ich würdige ihn keines Blickes mehr, als ich meine Geta Sandalen greife und zu Tsunade herüber brülle die überraschenderweise grinsend und klatschend auf der Veranda steht. „Hier wird heute keine Ehevereinbarung getroffen!“   Und damit hatte ich nur den ersten Schlag ausgelöst, von dem was uns alles noch erwarten würde.   Kapitel 4: Die Anzeige ---------------------- Tsunade knallt mir eine Anzeige auf den Tisch, „Was in Kuramas Namen hast du dir dabei gedacht Haruno?“, „Damit schadest du auch meinem Ruf!“ Sie fuchtelt wild mit ihrem Fächer vor meinen Augen, „Ein Wettkampf?“, „In all den Jahren, hatte ich nicht eine so törichte Göre unter meinen Fittichen, die sich meinen Anweisungen widersetzt!“ Ich schiebe den Fächer zur Seite und seufze, „Ich hab nicht wirklich darüber nachgedacht... ich wollte mich nur nicht einfach so hergeben...“ „Du fühlst dich mächtig?“, „Du glaubst du hast die Wahl?“, „Dann lass dir sagen, auch du bist nur eine Frau und wirst dich beugen müssen! Vielleicht nicht vor mir, aber der Tag wird kommen!“ Tsunade läuft nervös in ihrem Büro auf und ab. Ich ziehe die Anzeige in meinen Schoß, dann beginne ich zu lesen...   Sakura Haruno Des Feuerreichs begehrteste Jungfrau. Unter den führenden Händen von Konohas angesehenster Heiratsvermittlerin „Madame Tsunade“ erkämpft sie sich Preisgeld anstelle eines Eheversprechens. Am Vortag besuchte sie das Anwesen der Familie Lee um den Junggesellen Rock Lee Herauszufordern, dabei kämpfte sie mit unfairen mitteln. Unmoralischer und unsittlicher, wie es für eine Dame nur sein kann. Kizashi Haruno, ihr Vater, einst angesehener Samurai im Dienste des Hokage hinterlässt leere Flaschen und einen Schuldenberg, der nun auf seinem Anwesen lastet. Offensichtlich wird diese Unvernunft auch über Generationen hinweg weiter vererbt.   Konohas Junggesellen schütteln Köpfe und doch löst dieses Ereignis eine Flut Anreiz aus. Anreiz den Kampf zu gewinnen, um die Ehre eines Mannes wieder herzustellen. Die besten von ihnen melden sich zu Wort und fordern die Junggesellin heraus sich ihrem Schicksal zu stellen. Dem Sieger ein Eheversprechen. Der Siegerin das Preisgeld.   Ganze zwei mal lese ich sie durch, weil ich nicht glauben kann was dort geschrieben steht. „W... wie können sie so über meinen Vater schreiben...“, ich schluchze, „Dazu haben sie nicht das recht!“ Tsunade reisst mir die Anzeige aus der Hand und schmeisst mir anstelle dessen drei weitere Briefe in meinen Schoß. „Lies!“, zischt sie, „Das hast du dir selbst eingebrockt!“ Die einzelnen Rollen sind mit Siegeln unterschiedlicher Familien gekennzeichnet. Es handelt sich hierbei also um keine Tagesblatt Anzeige mehr, sondern um ganz persönliche schreiben. Ich öffne jede einzelne und lege sie ausgebreitet auf dem Tisch nebeneinander. Überall steht das gleiche geschrieben... Dem Sieger ein Eheversprechen. Der Siegerin das Preisgeld. ...Eines davon gekennzeichnet von Familie Uchiha ein weiteres von Familie Hyuga und das letzte von Familie Uzumaki. Mein Puls wird schneller, so als würde mein Herz einen Marathon laufen. Sie alle waren des Feuerreichs angesehenste Familienclane. Ganz zu schweige vom Uzumaki Clan, dessen Oberhaupt Minato Uzumaki ernannter Hokage des Feuerreichs war. Er war ein guter Freund meines Vaters. Ich weiß nicht was ich davon halten soll all die Namen hier stehen zu sehen. Ich weiß nur ich habe Angst. Sie steht mir ins Gesicht geschrieben und ich kann mich kaum rühren. Meine Fingerspitzen fühlen sich kalt an und der Magen zieht sich zusammen wie ein Igel der vor etwas zurückschreckt. Wie ein Igel der nichts weiter, ausser ein paar Stacheln besaß, und aber eigentlich völlig wehrlos und blind durch diese Welt streifte. Ich sehne mich nach Armen, die mich umschließen und mich an sich drücken. Einem paar Augen die mich ansehen und eine beruhigende Sanftheit ausstrahlen. Und nach Worten die sich über mich legen wie eine warme Decke. Doch nichts davon ist hier. Seit dem Vorfall gestern war Hatake nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen. Die Türe war verschlossen und ich war den Weg in Tsunades Büro alleine angetreten.   Wie kann er mich mit all dem bloß alleine lassen? Das war doch deine Idee du verdammter Mistkerl! Ich beuge mich nach vorne und versinke in meinen eigenen Händen, dann lasse ich den Tränen freien lauf. Was soll ich jetzt bloß tun? Die Frage zieht Kreise in meinem Kopf. Ich höre nichts mehr, außer den erniedrigenden Worten die ich gelesen habe. Man hat mich in ein Licht gerückt in dem ich nicht stehen wollte. Sie nennen mich Unmoralisch und Unsittlich. Sie beleidigen meinen Vater und meine Herkunft. Sie sind blind und sehen nichts anderes als ihren geknickten Stolz. Dabei wollte ich nur meine Freiheit und mein zu Hause. Eine Hand berührt mich zärtlich an meinem Schulterblatt. Ich reisse erschrocken die Augen auf und begegne Tsunade. Die Wut in ihren Augen ist verflogen, stattdessen ist da ein hauch von Fürsorge. „E...es tut mir leid...“, flüstere ich und wische mir die Wangen trocken. Sie sieht mir dabei zu, dann ganz plötzlich aus dem nichts schlägt sie ihren Fächer auf meinen Hinterkopf und ruft, „Steh endlich auf und hör auf zu jammern!“, „Das ist ja nicht mit anzusehen!“ Ich schiesse nach oben wie ein Feuerwerk, meine Augen aufmerksam auf sie gerichtet. „Du!“, ihr Fächer schwirrt wieder gefährlich nahe vor meinen Augen umher, „...du bist keine sonderlich schöne Frau!“, „Aber ich habe auch schon deutlich hässlicherer gesehen!“ „Danke...“, murmle ich und schiele zur Seite. „Lass mich ausreden oder ich verprügel dich augenblicklich mit diesem Fächer, ich brauche ohnehin einen neuen!“ Ich nehme nickend ihre Warnung an. „Du hast diesen Weg eingeschlagen und jetzt muss ich dir dabei zusehen, wie du mir meine teure Tatami Matte mit deinen dicken tränen dreckig machst!“ sie reicht mir ein Taschentuch und schiebt mich zur Seite um den Fleck trocken zu tupfen. Kurz darauf fährt sie wieder nach oben und widmet sich wieder mir, „Du wirst diese Herausforderungen annehmen und diese Kerle verprügeln, denn das ist das einzige das du wirklich kannst!“, „Ich habe dir zugesehen …“, sie neigt den Kopf zur Seite und sieht verträumt auf eines ihrer Bilder, dass sie von sich hängen hat, „...glaub nicht, du bist die einzige Frau, die weiß wie man Männer in die Knie zwingt...“, „...auch ich war einst wie du.“ „Es gab nur einen Mann, der sich mit mir Messen konnte, und dem ich mich aus freien Stücken beugte.“ Ich beobachte sie dabei, wie sie ihre Hand nachdenklich auf ihre Brust legt. So als wäre dort etwas verborgen. Ihre Augen spiegeln sich, doch dann fährt sie wieder zu mir herum und das bekannte Feuer in ihr entfacht, „Siehst du nicht was sie dir schenken, obwohl sie so blind sind vor Stolz?“, fragt sie mich. „Was?“, flüsterte ich ohne die Antwort darauf zu kennen. „Die Freiheit“ Freiheit? Ich denke darüber nach, schließlich glaube ich zu verstehen was Tsunade meinte. Wenn ich sie alle schlagen kann, dann kann ich mit dem Preisgeld das Grundstück begleichen. Ich wäre frei.   *   Am Abend sitze ich auf der Engawa vor Kakashis Schlafzimmer. Ich habe ihm ein Tablett mit einer Miso Suppe davor gelegt und einer Tasse grünem Tee. Er spricht nicht mit mir, obwohl ich schon zum etlichsten male an seine Schiebetüre geklopft habe. Kakashi konnte schweigsam sein, aber so lange hatte er mich noch nie ignoriert. Ich wusste nicht ob er sauer war, enttäuscht oder was der Grund für sein plötzliches verschwinden war. Mal wieder kämpfe ich mit den Tränen, die selbst mir auf die nerven gehen. Ich hatte heute so viele vergossen, dass ich womöglich eine ganze Kanne Tee damit kochen konnte. Als ich mir die Wangen mit meinem Leinengewand trocken wische, wird ganz plötzlich die Türe zur Seite geschoben und zwei Hände schlingen sich von hinten um meine Schultern. „Du bist eine furchtbare Heulsuse...“, flüstert er. Der Stein, den ich seit gestern mit mir herum trage fällt mir vom Herzen. Jetzt weine ich Freudentränen. „Ich dachte...“, schluchze ich. „Du sollst nicht denken, dass ist nicht deine stärke...“, brummt er und vergräbt seinen Kopf in meinem Nacken. Sofort blüht etwas in mir auf, dort wo zuvor der Stein gesessen war. Ich kann aufatmen und kraule ihm durch sein zerzaustes vergrautes Haar. „Warum bist du gegangen?“, frage ich ihn. „Hmm...“, murmelt er, „...es ist schwer zu erklären.“ „Versuch es!“, fordere ich ihn auf. „Nicht an ihn...“, „...ich hätte dich nicht diesem Schwachkopf überlassen können.“ Ich fahre zu ihm herum und unsere Blicke begegnen sich, „Wem könntest du mich denn überlassen?“, hauche ich. Kakashi sieht mich an, da ist etwas in seinen Augen das ich nicht erreichen kann. Etwas weit entferntes. Er ist hier und doch ist er es nicht. Er hebt seine Hand und kneift mir verspielt in die Nase. „An niemanden.“, dann steht er auf greift nach dem Tablett und läuft damit zurück auf sein Zimmer. Bevor er die Türe schließt sieht er mich noch einmal an und obwohl ich spüren kann, dass der Satz für ihn vollkommen war, knüpft er noch an, „...niemanden der dich nicht verdient.“   Kapitel 5: Der Mörder --------------------- Es ist Sonntag der fünfzehnte August mitten in der Nacht. Obwohl es Sommer ist, bläst ein frischer Wind durch die Öffnungen meines Haoris. Die Grillen singen, während eine Schiebetüre zur Seite geschoben wird. Kakashi sieht müde aus, so wie ich ihn aus einem versteckten Winkel im Anwesen beobachte. Normalerweise bekommen ihn zu dieser Stunde keine zehn Pferde aus seinem Bett, aber heute war kein normaler Tag. Es war der einzige Tag im Jahr, an dem er sich auf den Weg zu einer Grabstätte machte.   Ich fand es vor etwa fünf Jahren heraus. Im Sommer hatte ich manchmal die Gewohnheit im freien zu Schlafen, wenn die Nächte mal wieder nicht abkühlten. Er schlich wie ein Schatten durch die Dunkelheit. Als er mich auf den Engawa entdeckte, wie ich mich schlafend stellte, da nahm er sich einen Moment, um mich zurück auf mein Zimmer zu tragen. Seine Berührungen waren sanft und er setzte mich wie eine Feder zurück in mein Bett. Ich wartete einen Moment ab, dann folgte ich ihm unauffällig.   Zurück im jetzt, war sein Ritual auch zu meinem geworden. Mit Abstand folge ich ihm abseits der Wege an den Rand des Dorfes, wo sich die Grabstätte befindet. Auf dem Weg dorthin hält er wie immer nahe des Flusses um dort im Mondschein ein paar weiße und lilafarbene Cosmeen zu pflücken. Er beugt sich über das Blumenfeld und wählt präzise die Farbsattesten und größten Blüten aus. Sobald er einen vollen Blumenstrauß hat, macht er sich weiter auf den Weg zum Grab.   Am Anfang war es die reinste Neugier. Ich fragte mich, wohin sich dieser große Geheimnisvolle Mann wohl hinbegeben würde. Vielleicht ja in das Schlafzimmer einer unbekannten Schönheit? Ich erhoffte etwas aufzudecken, dass ich gegen ihn verwenden konnte, wenn wir uns gegenseitig mal wieder an die Gurgel gingen. Warum sonst sollte man mitten in der Nacht einen Strauß Blumen pflücken? Ich konnte ja nicht wissen, dass es sich hierbei um eine längst vergangene Schönheit handelte, deren Schlaf nun auf ewig andauerte. Als ich ihn während meiner Nächtlichen Verfolgung zum ersten mal in Konohas Ruhestätte einbiegen sah, da verflogen all meine lächerlichen Unterstellungen mit dem Wind. Übrig blieb nur der Anblick auf einen gebrochenen Mann, dessen Hände zu einem Gebet aufeinanderlagen. Obwohl es so ruhig war, dass man hätte eine Nadel fallen hören, war es sein Herz, dass nach einer längst vergangenen Seele schrie, die nicht mehr unter uns verweilte. Bis heute Frage ich mich wieso er sie betrauerte, wo er sie doch selbst umgebracht haben soll.   Ich habe ein wenig Abstand zwischen uns gebracht sodass ich Zeitversetzt ankomme. Mit Schwung klettere über die Mauern und suche mir einen Platz um ihn im Auge zu behalten, doch als ich hinüber zum Grab blicke ist er nicht da. Die Blumen liegen bereits dort, so als habe ich ihn verpasst. Den Kopf gestreckt suche ich die Gegend ab, doch es ist zu dunkel um wirklich in die Weite sehen zu können. Wo zur Hölle ist er hin? In dem Augenblick, als ich aus meiner Deckung trete zieht mir jemand die Kopfbedeckung herunter und schlingt seinen Arm um meinen Hals. Er drückt fest zu, während ich nach Luft ringe. Sofort kann ich den Duft der Person zuordnen. Ich klopfe gegen seinen Unterarm und krächze, „K...kakashi ich bin es!“. Er lässt augenblicklich locker, „Haruno?“. Ich huste, während ich mich an seinem Saum festkralle, „Wolltest du mich etwa umbringen?“. Seine Hände ziehen mich hoch, erst als er mir in die Augen sieht glaubt er meinen Worten. „Was in Kuramas Namen tust du hier?“, zischt er verärgert. Ich schubse ihn, „Na was wohl!“, brülle ich, jetzt wo ich meine Stimme wieder zurück habe. Er verzieht das Gesicht, „Erklärs mir!“ „Jetzt tu doch nicht so überrascht!“, „...ich folge dir seit Jahren hierher...“. Unsere Blicke treffen sich, „Das weißt du doch oder?“. Hatake fährt sich seufzend durch sein Haar, „Nein...“, er räuspert sich, „Ich meine ja, ich habe es vermutet …“. Es wird still um uns beide. Ich spüre deutlich wie unangenehm ihm diese Situation ist, die Tatsache das ich ihm seit Jahren nachlauere, während seiner ganz persönlichen Zeit, die er hier verbrachte. Ich fühle mich schlecht seine Privatsphäre missachtet zu haben, auch wenn ich keine schlechten Absichten habe.   „Ist sie es?“, flüstere ich und werfe einen Blick auf das Grab, „Deine Verlobte?“ „Sie war es...“, prescht er hervor und unterdrückt ein schmerzliches Gesicht. „Ihr Name war Rin Nohara, aber das weißt du sicher bereits...“, „Ganz Konoha weiß es...“ Ich berühre seinen kleinen Finger, „Aber ich wollte es von dir hören“, flüstere ich, „ Hast du sie...?“ Sein Blick durchbohrt mich wie ein Nagel, „Geliebt? Natürlich!“, Umgebracht?“, er zieht seine Hand zurück und lacht, „Was denkst du denn?“. Eine Eiseskälte durchfährt mich und Gänsehaut breitet sich auf mir aus. So kannte ich Hatake nicht, „...ich glaube nicht das du dazu in der Lage wärst.“   „Aber das bin ich!“, seine Augen sind Pechschwarz geworden, sodass ich nicht einmal die Pupille darin erkennen kann, „Ich habe sie umgebracht“. „Wieso?“, frage ich ihn und weiche unbewusst einen Schritt zurück. „Sie wurde schwer krank...“, flüstert er, „...am Anfang bekam sie nur schlecht Luft“, „Ihr Vater sagte der Grund dafür, dass sie überhaupt krank wurde war ich. Wir widersetzten uns der Tatsache, dass sie einem anderen versprochen war und verlobten uns heimlich“.   „Ich nahm sie zu mir, obwohl ihr Vater strikt dagegen war. Außerdem war die Ehe noch nicht vollzogen und die Leute redeten...“, „Während unserer gemeinsamen Zeit verschlechterte sich ihr Zustand. Sie bekam zunehmend keine Luft mehr und spuckte Blut. Sie wirkte Kraftlos und die meisten Zeit über kam sie nicht mehr aus dem Bett.“ „Sie so zu sehen... ich brachte es nicht übers Herz, außerdem wollte ich einem Vater den Kontakt zu seiner Tochter nicht verweigern und so ließ ich zu das er sie noch einmal sehen durfte.“ Kakashi legt den Kopf in den Nacken und wirft einen abwesenden Blick hinauf in den Nachthimmel, er atmet tief ein, so als koste ihn diese Geschichte eine Menge Kraft, dann erzählt er weiter.   „Irgendetwas muss er ihr an diesem Tag gesagt haben, denn Rin war völlig ausser sich. Sie erzählte mir, dass er plante sie von mir fort zu bringen um sie behandeln zu lassen, außerdem würde er nicht zulassen das sie jemanden wie mich Ehelichte. Der Familienname Hatake war bereits durch meinen Vater in Schande getränkt...“, „Sie sagte mir sie habe ohnehin nicht mehr viel Zeit und sie würde lieber mit mir an ihrer Seite sterben, als das man sie von mir fort brachte.“   Kakashi schließt die Augen, „Wir stritten deswegen...“, „Es kostete sie so viel Kraft und das obwohl sie ohnehin nicht mehr in der Lage war aufzustehen“, „Ich hätte von Anfang an kein Feigling sein dürfen und sie zur Frau nehmen müssen, als sie noch gesund war. All das wäre nicht passiert. Wir hätten in Frieden miteinander Leben können und sie hätte in Frieden von uns gehen können...“. „...Aber so war es nicht. Ich erkannte es zu spät. Insgeheim erhoffte ich mir Anerkennung von ihrem Vater, anstelle seiner Ablehnung, und das alles auf kosten ihres zunehmenden schlechter werdenden Zustands“.   Ich wage einen Schritt auf ihn zu und greife erneut nach seinem Saum, als ich spüre das er mich nicht ablehnt nehme ich seine Hand in meine und halte sie. Er lächelt flüchtig, obwohl etwas in ihm in diesem Augenblick stirbt, „Mein Vater war ein Feigling, als er sich seinen Problemen nicht stellte und sich selbst umbrachte. Das selbe gilt für mich...“, „Als Rin eines Nachts dem Tod ins Auge blickte, bat sie mich darum ihr ein letztes mal nahe zu sein“.   „Ich hielt ihre Hand, die nun kaum mehr als Haut und Knochen war. Ihre Lippen waren blau unterlaufen und ihre Augen so leer wie ein schwarzes Loch in das mal hinein blickte“. Kakashis Hand ballt sich in meiner zu einer Faust, „Sie flehte mich an sie zu erlösen. Immer und immer wieder“, „Ich wollte es nicht!“, brüllt er, „...aber alles war besser als sie so zu sehen.“ „Ich tat etwas unverzeihliches und schlug sie direkt an einen Punkt zwischen Brust und Bauch. Sie war sofort Tod!“, „Eine Weile hielt ich sie in meinen Armen, konnte selbst kaum fassen wozu ich fähig gewesen war, da stürmten sie mein Anwesen und entdeckten uns...“, „Sie, wie sie Tod in meinen Armen lag und mich der keine einzige Träne rührte, so als war auch etwas in mir in diesem Moment gestorben und zu Stein geworden.“   Ich berühre seine Wange, sie ist eiskalt. „Danach ging alles ganz schnell, sie nahmen mir die Sehkraft auf einem Auge, mit der Intension, ich würde nie wieder ein falsches Auge auf eine andere Frau werfen. Außerdem entliessen sie mich aus meinem Dienst bei den Anbu's und nahmen mir meine Besitztümer. Auf ein ewiges Leben in Reue und Schande...“   Anstelle ihm, fließen nun mir die Tränen über meine Wangen. Sie fühlen sich heiß und kalt zugleich an. Erst als er mir die Wangen trocken streift wird mir es mir richtig klar. „Wieso weinst du?“, haucht er, „...ist das nicht eigentlich meine Geschichte du Dussel?“ Ich nicke, „Doch, aber...“, ich schluchze flüchtig, „...ich weine weil du es nicht kannst...“ Er lächelt, „Das kannst du nicht wissen...“, „Ohdoch!“, bestreite ich, „Ich kenne dich!“, „Du bist kein kaltblütiger Mörder!“ „Aber ich habe sie umgebracht Haruno.“ Ich nicke, „Du hast dich dafür entschieden sie zu erlösen. Es war kein Racheakt, sondern weil du sie geliebt hast.“ „Ich wünschte ich könnte das genauso sehen...“, haucht er.   „Ich kann nicht fassen was sie dir angetan haben...“ Mein Zeigefinger berührt die Narbe an seinem linken Auge, zuerst zuckt er flüchtig. Erst als ich mir sicher bin, dass er meine Hand nicht wegschlägt fahre ich behutsam darüber. Er schließt die Augen und seufzt tief, „Hast du Angst vor mir, jetzt da du die Wahrheit kennst?“ „Wie könnte ich?“, „Hast du meinem Vater nicht versprochen auf mich aufzupassen?“ Ich lasse mich in seine Brust fallen und vergrabe mein Gesicht in seinem Gewand. Er spielt an einzelnen Haarsträhnen und lässt sie durch seine Finger gleiten, „Du weißt das werde ich nicht immer...“, „Solltest du verlieren werde ich dich verlassen müssen“. „Ich werde nicht verlieren!“, presche ich hervor und sehe zu ihm hinauf. „Ist dir nicht klar, dass es Konohas stärkste Familienclane sind? Sie alle sind ausgebildet wie keine anderen...“ „Aber ich habe dich!“, rufe ich, „Du wirst mich trainieren wie du es früher getan hast, als Papa noch am Leben war.“ „Und wenn ich sie alle geschlagen habe, werden wir genug Geld haben um das Anwesen frei zu kaufen“, „Und du...“, flüstere ich, „Du wist bei mir bleiben dürfen!“ Kakashi stupst mir in die Nase, „In einem Moment eine erwachsene Frau und im nächsten das kleine Mädchen...“, „Wie könnte ich dich nicht lieben“, haucht er.   Das Wort Liebe explodiert in mir wie ein Feuerwerk. Ich reisse mich von ihm los und sehe ihn mit großen Augen an. Etwas in mir möchte tanzen und ihn dazu auffordern es noch einmal zu wiederholen, doch dann schiebt er mich zur Seite und wirft seine Tasche mit der er gekommen war lässig über seine Schulter.   „Bilde dir bloß nichts darauf ein Pinkie... ich bin viel zu alt für dich und außerdem dazu verdammt des Rest meines Lebens allein zu verbringen.“ Er wirft den Kopf über die Schulter und zwinkert mir zu, „Ich hab keine Lust noch ein zweites Auge zu verlieren!“ Angekratzt stampfe ich an ihm vorbei um ihn aufzuholen, „Das zweite Auge werde ich dir wenn dann ganz persönlich auskratzen!“, „...und ich hatte eben noch Mitleid mit dir!“, bäffe ich und strecke ihm die Zunge aus. Er lacht. Sein lachen ist dabei so schwerelos wie es schon lange nicht mehr war, und ich schwöre mir in diesem Augenblick das ich dafür sorgen werde, dass es das für immer sein konnte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)