No World of Beauty von Flordelis ================================================================================ Prolog: Prolog: Wer bist du? ---------------------------- [LEFT]Flordelis fluchte. Frustriert lehnte er sich gegen die bebende Wand, beschwor seinen Körper, nicht einfach nachzugeben, während nach wie vor Geröll von der Decke regnete.[/LEFT] [LEFT]Aber es war vergeblich. Seinen Beinen gelang es kaum noch, ihn zu tragen, sein rechter Arm gehorchte ihm nicht mehr und das Blut einer Kopfverletzung brannte in seinen Augen.[/LEFT] [LEFT]Doch viel mehr schmerzte die Niederlage. Sein Plan die ultimative Waffe einzusetzen, um alles Böse vom Antlitz der Erde zu merzen, war gescheitert. Wegen einer Bande von Kindern, die von Platan auserwählt worden waren und denen es gelungen war, sogar Yveltal auf ihre Seite zu ziehen.[/LEFT] [LEFT]Platan. Ausgerechnet.[/LEFT] [LEFT]Der Gedanke an ihn ließ Flordelis' Brust ungewohnt eng werden. Die Erinnerung an Platans enttäuschtes Gesicht, nachdem Flordelis ihn in seinen Plan eingeweiht hatte, raubte ihm die letzte Kraft. Mit einem schweren Seufzen sank er zu Boden.[/LEFT] [LEFT]Platan hatte die ganze Zeit recht. Er wusste, das würde nicht funktionieren.[/LEFT] [LEFT]Aber er war so sehr auf seinen Plan, seine Verzweiflung, fixiert gewesen, dass er sich einfach von Platan abgewendet und kein weiteres Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Er war nicht einmal dazu gekommen, ihm zu sagen, wie sehr er ihn in einer Welt der Schönheit bei sich haben wollte.[/LEFT] [LEFT]Platan …[/LEFT] [LEFT]Alles wäre gut, wenn er wenigstens jetzt bei ihm wäre. Platan würde ihm bestimmt keine Vorwürfe machen, sondern ihm die Hand reichen, mit seinem unvergleichlichen Lächeln, das jeden in seinen Bann schlug und Flordelis so oft verwirrt zurückgelassen hatte.[/LEFT] [LEFT]Für einen Moment sah er ihn so deutlich vor sich, dass er mehrmals blinzeln musste, um zu bemerken, dass er nicht mehr allein war. Aber vor ihm stand nicht Platan, sondern ein ihm unbekannter weißhaariger Mann, dessen rote Augen ihn stechend musterten.[/LEFT] [LEFT]»Wo ist Yveltal?«[/LEFT] [LEFT]Seine Stimme war knirschend, als würde sie normalerweise nie genutzt werden, die Betonung der Silben nicht ganz stimmig. Aber das war es nicht, was Flordelis eine Gänsehaut bereitete.[/LEFT] [LEFT]Diese Person dürfte nicht hier in diesem einstürzenden Versteck sein und schon gar nicht nach Yveltal fragen. Sämtliche Alarmsignale in Flordelis aktivierten sich und verhalfen ihm zu neuer Energie, so dass er sich wieder aufrichten konnte. Er unterdrückte sogar den Schmerzenslaut, als sein Kopf aufgrund der Bewegung zu bersten drohte.[/LEFT] [LEFT]»Wer bist du?«, fragte Flordelis mit möglichst kräftiger und tiefer Stimme.[/LEFT] [LEFT]Doch sein Gegenüber blieb unbeeindruckt. »Das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass du mir sagst, wo Yveltal ist. Und zwar sofort.«[/LEFT] [LEFT]Seine Stimme blieb vollkommen ruhig, noch immer knirschend und die Silben falsch betont, aber sie war eindringlich genug, dass sie Flordelis erschütterte – bestimmt weil er noch von der Niederlage getroffen war. Unter anderen Umständen wäre diese Person keine Bedrohung für ihn, aber im Moment traf ihn sogar der finstere Blick sehr effektiv.[/LEFT] [LEFT]Da Flordelis schwieg, hob der andere die Hand, um die Kristallsplitter zu tanzen schienen. Das war ungewöhnlich genug, dass Flordelis die Augen weitete – aber spürte auch sofort die Gefahr, die davon ausging.[/LEFT] [LEFT]Und nicht nur er. Plötzlich vibrierte einer seiner Pokébälle und im nächsten Moment stand der erschöpfte Pyroleo schützend vor ihm. Flordelis wollte ihm befehlen, zurückzubleiben, da er noch von seinem Kampf gegen die Kinder verletzt war, aber sein Pokémon war derart angespannt, dass er sich zurückhielt; wenn Pyroleo eine Bedrohung spürte, war es besser, sich nicht einzumischen.[/LEFT] [LEFT]Die Augen des anderen schienen vor Zorn regelrecht zu glühen, die Kristalle beschleunigten ihre Bahnen um seine Hand. »Was war das für eine grausame Apparatur? Hast du ihn etwa versklavt?!«[/LEFT] [LEFT]Diese Reaktion verwunderte Flordelis. Wer war dieser Mann, dass er keine Pokébälle kannte?[/LEFT] [LEFT]Doch bevor Flordelis das erörtern konnte, sprang Pyroleo brüllend auf den anderen zu. Die Kristalle zuckten, als der Mann locker die Hand bewegte. Pyroleo schrie überrascht auf, als er gegen einen Geröllhaufen geschmettert wurde, wo er benommen liegen blieb.[/LEFT] [LEFT]Das zu beobachten versetzte Flordelis einen Stich in die Brust. »Pyroleo!«[/LEFT] [LEFT]Er wollte vorstürmen, sicherstellen, dass es seinem Partner gut ging, doch da schossen Schmerzen wie Flammen durch seinen Kopf und verhinderten jede weitere Bewegung, sein Sichtfeld verschwamm vor ihm. Aber er durfte sich keine Blöße geben, deswegen verbiss er sich das Stöhnen, das sich seiner Kehle entringen wollte.[/LEFT] [LEFT]»Ich frage dich noch einmal«, sagte sein Gegenüber, seine Stimme war nun schneidend kalt, das Knirschen fast verschwunden. »Wo ist Yveltal? Ich kann spüren, dass er hier war, also versuch gar nicht erst, mich zu belügen.«[/LEFT] [LEFT]Durch den Schmerz, auf den sich alles in seinem Körper zu konzentrieren versuchte, bewegten sich Flordelis' Gedanken nur langsam. Aber er erinnerte sich, dass eines der Kinder Yveltal eingefangen hatte, nachdem er aus seiner Kokonform erwacht war. Und wenn das Kind schlau war, gab es nur einen Ort, wo Yveltal enden könnte.[/LEFT] [LEFT]Platan.[/LEFT] [LEFT]Die Kinder würden das Legendäre Pokémon der Zerstörung natürlich an den Pokémon-Professor übergeben, damit er es verwahren oder entscheiden könnte, wie mit ihm zu verfahren war. Das bedeutete jedoch, dass Platan in Gefahr war, sobald dieser Mann davon erfuhr. Auch ohne zu wissen, was der andere überhaupt plante, war eindeutig, dass es nichts Gutes sein konnte, also durfte er Yveltal nicht in seine Hände bekommen.[/LEFT] [LEFT]War das heuchlerisch, weil er selbst Yveltals Macht hatte verwenden wollen, um die Menschheit zu dezimieren? Mit Sicherheit. Aber das kümmerte ihn nicht, wenn es darum ging, Platan – diesen viel zu guten, herzlichen Optimisten – vor einer unberechenbaren Bedrohung zu bewahren.[/LEFT] [LEFT]»Ich weiß es nicht«, antwortete er deswegen. »Er ist verschwunden.«[/LEFT] [LEFT]Sein Gegenüber sah ihn finster an. In seinem Blick lag so viel Hass, dass Flordelis sich unwillkürlich fragte, ob sie sich schon einmal begegnet waren. Vielleicht in einem anderen Leben oder einer anderen Zeit.[/LEFT] [LEFT]»Das war die falsche Antwort«, zischte der andere. Die wild um seine Hand tanzenden Kristalle formten sich zu einem einzigen großen Splitter, so spitz zulaufend wie ein Projektil. »Wie es aussieht, habe ich keine Verwendung mehr für dich. Lebe wohl, Mensch.«[/LEFT] [LEFT]Und dann schleuderte er ihm den Kristall entgegen.[/LEFT] [LEFT]Instinktiv wich Flordelis ein Stück zur Seite, ungeachtet der Schmerzen, die geradewegs in ihm explodierten, ihm den Atem raubten und seine Sicht verdunkelten. Er glaubte schon, diesem seltsamen Angriff erfolgreich ausgewichen zu sein, als er einen seltsamen Druck auf seiner linken Schulter spürte, verbunden mit einer warmen Flüssigkeit mit der sich sein Hemd vollsog.[/LEFT] [LEFT]Bevor er hinabsah, wusste er bereits, dass der Kristall ihn getroffen und sich tief in seine linke Schulter gebohrt hatte. Ein roter Schleier legte sich über seine Augen und färbte den Splitter – dieses so ungewöhnliche, todbringende Projektil – für ihn damit auch blutrot.[/LEFT] [LEFT]Dumpf keuchend sank er auf die Knie und stürzte dann vornüber. Die Flammen des Schmerzes schienen seinen Körper zu verschlingen und machten es ihm unmöglich, gegen den schwarzen Vorhang anzukämpfen, der sich über sein Bewusstsein senken wollte.[/LEFT] [LEFT]Sein Angreifer verlor das Interesse an ihm, wandte sich von ihm ab und ging davon. Aber die Person neben ihm, die unmöglich da sein konnte, blieb stehen und sah auf Flordelis hinab, mit diesem unvergleichlichen Lächeln, das ihn ausgerechnet in diesem Moment nicht mehr verwirrt sein ließ. Plötzlich glaubte er genau zu wissen, was dahinter steckte, was er ausgerechnet bis zu diesem Moment nie hatte verstehen können.[/LEFT] [LEFT]Platan …[/LEFT] [LEFT]Eine nie gekannte Sehnsucht wühlte seine Brust auf. Wenn er ihn nur noch einmal sehen, seiner Stimme lauschen, sich bei ihm entschuldigen könnte. Wenn sein Freund ihm nur noch einmal vergeben und die Hand reichen könnte. Nur noch einmal …[/LEFT] [LEFT]Flordelis schloss die Augen, als sein Körper die Schmerzen nicht mehr ertrug. In seinem letzten Moment glaubte er, wirklich noch einmal Platans Lachen zu hören, gefolgt von seiner Stimme, die einfach nur ein Wort sagte, in dem schon immer so viel mehr zu stecken schien und das alles hätte verändern können, wäre es ihm nur früher bewusst geworden: »Flordelis~.«[/LEFT] [LEFT]Und dann erlosch sein Bewusstsein wie eine erstickte Flamme.[/LEFT] [LEFT]In den Tiefen unter Cromlexia.[/LEFT] [LEFT]Allein.[/LEFT] Kapitel 1: Ich biete Ihnen eine Möglichkeit ------------------------------------------- [LEFT]Wenn Sina den Blick durch das Fenster über das nächtliche, hell erleuchtete Illumina City schweifen ließ, das voll mit Menschen und Pokémon war, empfand sie es als kaum vorstellbar, dass es gerade mal sechs Monate her war, dass Team Flare geplant hatte, all das zu zerstören.[/LEFT] [LEFT]Natürlich war es ihnen nicht gelungen, denn sie, Dexio und die von dem Professor ausgewählten Kinder hatten das abwenden können. Leider war es nicht zu verhindern gewesen, dass das Geheimversteck von Team Flare dabei eingestürzt war und sämtliche anwesende Mitglieder dabei in den Tod gerissen hatte. Auch ihren Anführer, Flordelis, der bis zum Ende von seinem Plan überzeugt gewesen war.[/LEFT] [LEFT]Kalos, das kurzzeitig in eine Schockstarre verfallen war, hatte diesen Zustand schnell wieder abgeschüttelt und genauso weitergemacht wie vorher. Menschen lebten zusammen mit Pokémon, halfen sich gegenseitig oder verletzten einander, ob bewusst oder unbewusst.[/LEFT] [LEFT]Flordelis' ideale Welt der Schönheit war keine Realität geworden, auch ohne ihn nicht. Aber viele würden bestimmt darauf beharren, dass die Welt ohne ihn und Team Flare ein besserer Ort war. Vielleicht wurde deswegen nicht um ihn getrauert, sein Tod von so vielen ignoriert.[/LEFT] [LEFT]Doch es gab auf jeden Fall eine Person, der sein Schicksal naheging. Und Sina arbeitete für diese.[/LEFT] [LEFT]Seufzend schloss sie das Fenster durch das viel zu kalte Luft hereinströmte. Das ganze Labor fühlte sich schon wie ein Kühlschrank an. Warum hatte der Professor es auch offen gelassen?[/LEFT] [LEFT]Wahrscheinlich ist er noch hier, deswegen brennt auch noch Licht.[/LEFT] [LEFT]Um ihre Theorie zu überprüfen, ging sie um den Raumtrenner herum. »Professor?«[/LEFT] [LEFT]Tatsächlich entdeckte sie Platan an seinem Schreibtisch, den Kopf auf seine Arme gebettet, so wie es aussah, schlief er – und die leere Weinflasche neben ihm schien der Grund dafür zu sein.[/LEFT] [LEFT]Seufzend ließ sie den Blick über das Chaos schweifen, das er für heute hinterlassen hatte. Dokumente lagen teilweise kreuz und quer auf dem Boden, das Weinglas war umgekippt, seinen Kittel hatte er einfach achtlos über die Rückenlehne seines Bürostuhls geworfen und aufgeschlagene Bücher stapelten ungünstig neben dem Tisch übereinander, wodurch einige Seite in Mitleidenschaft gezogen worden waren.[/LEFT] [LEFT]Statt aufzuwachen vergrub er den Kopf noch tiefer in seine Arme und seufzte im Schlaf leise.[/LEFT] [LEFT]Sie konnte nicht böse auf ihn sein, weil er nun einmal wirklich ... bedrückt war. Aber wenn er nicht aufpasste, würde er sich auch noch erkälten oder sich in dieser ungemütlichen Lage den Rücken verrenken. Zum Glück war sie noch einmal zurückgekommen, weil sie etwas vergessen hatte.[/LEFT] [LEFT]»Professor«, sprach sie ihn erneut an, während sie sich dem Schreibtisch näherte, »Sie können hier nicht schlafen. Sie müssen nach Hause.«[/LEFT] [LEFT]Um das zu unterstreichen legte sie eine Hand auf seine Schulter, um ihn wirklich zu wecken.[/LEFT] [LEFT]Langsam und träge hob Platan den Kopf und richtete sich ein wenig auf.[/LEFT] [LEFT]»... Was?«, murmelte er verschlafen.[/LEFT] [LEFT]Er setzte sich aufrecht hin, sah sich blinzelnd orientierungslos um und starrte anschließend Sina für einige Sekunden schweigend an.[/LEFT] [LEFT]Sie erwiderte seinen Blick besorgt, obwohl es nicht danach aussah, als wüsste er, was eigentlich los war. Aber plötzlich wirkte es für eine Sekunde so, als erfasse ihn ein kaltes Grauen.[/LEFT] [LEFT]»Oh, Sina, guten Tag.« Er räusperte sich rasch und legte ein bemühtes Lächeln auf. »Entschuldige bitte. Ich habe nicht erwartet, dass einer von euch heute nochmal im Labor erscheint. Kann ich dir helfen?«[/LEFT] [LEFT]Seine Miene wirkte angespannt, aber sie wagte nicht, etwas deswegen zu sagen. Als seine Assistentin war das wahrscheinlich nicht angebracht. Dabei wünschte sie sich einfach nur, dass er sich die Zeit nähme, die Ereignisse zu verarbeiten. Und das Labor war dafür bestimmt nicht der beste Ort.[/LEFT] [LEFT]»Sie könnten mir helfen, wenn Sie nach Hause gehen und sich ausschlafen würden.« Zumindest so viel konnte sie doch hoffentlich vorbringen. »Sie werden noch krank werden, wenn sie bei offenem Fenster im Büro schlafen.«[/LEFT] [LEFT]Einen kurzen Moment sah er in Richtung des inzwischen geschlossenen Fensters, als beantwortete ihm das etwas.[/LEFT] [LEFT]»Natürlich, du hast vollkommen recht«, stimmte Platan ihr ruhig zu und stand sofort auf, wobei er sich an seinem Schreibtisch festhielt. Vorsichtig stellte er anschließend das Weinglas wieder hin. »Du musst hier nicht aufräumen. Darum kümmere ich mich nächstes Mal selbst. Danke, dass du mich geweckt hast.«[/LEFT] [LEFT]Würde er das wirklich aufräumen? Sina zweifelte ein wenig daran. Wenn sie morgen vor ihm ins Büro käme, würde sie sich doch lieber selbst darum kümmern, bevor er davon überfordert werden würde.[/LEFT] [LEFT]Platan griff nach seinem Kittel und zog ihn sich über.[/LEFT] [LEFT]»Kommen Sie allein nach Hause?«, fragte Sina. »Ich kann Sie auch begleiten.«[/LEFT] [LEFT]Lächelnd winkte Platan ab, genau wie sie erwartet hatte. »Das weiß ich sehr zu schätzen, aber das schaffe ich schon.«[/LEFT] [LEFT]Sina zweifelte daran. Aber sie konnte ihm auch nicht widersprechen, immerhin war er ihr Chef, sie sollte tun, was er sagte, statt mit ihm zu diskutieren, gerade wenn es ihm so schlecht ging.[/LEFT] [LEFT]Platans Blick wanderte Richtung Fenster, dann sah er auf seine Armbanduhr, in die gleichzeitig sein – nun nutzloser – Holo-Log eingearbeitet worden war. Wünschte er sich gerade, Flordelis anrufen zu können? Oder sah er wirklich einfach nur auf seine Uhr? In den letzten Monaten hatte sie sich das oft gefragt, aber nie eine Antwort erhalten, denn sie traute sich nicht, die Frage auszusprechen, aus Furcht, ihn nur noch mehr zu deprimieren.[/LEFT] [LEFT]»Wir sehen uns morgen«, verabschiedete er sich freundlich und gab ihr damit, so deutlich wie es ihm möglich war, zu verstehen, dass sie gehen sollte.[/LEFT] [LEFT]Also gab sie nach: »Ja, bis morgen, Professor. Seien Sie vorsichtig.«[/LEFT] [LEFT]So schön Illumina City auch war, nachts gab es dennoch nicht wenige Schurken, die nur darauf warteten, jemanden auszurauben oder einfach nur zu verletzen. Aber wenn er ihre Hilfe nicht wollte, konnte sie ihm diese auch nicht aufdrängen. Deswegen verließ sie das Labor vor ihm.[/LEFT] [LEFT]Dabei blieb ihr nur weiter zu hoffen, dass Platan vorsichtig sein würde - denn es wäre mit Sicherheit tragischer für alle, wenn sie auch noch um ihn trauern müssten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Nachdem Platan kontrolliert hatte, ob sämtliche Lichter ausgeschaltet, alle wichtigen Räume sowie Fenster verschlossen waren, verließ auch er kurze Zeit später das Labor. Zügig zeigte die frische, kühle Nachtluft ihre Wirkung und sein Kopf fing an zu dröhnen, als würde ein Garados darin wüten. Er verzog das Gesicht und rieb sich über die Stirn.[/LEFT] [LEFT]Ich vertrage einfach keinen Alkohol ...[/LEFT] [LEFT]Mit langsamen Schritten trat er den Heimweg an. Ab und zu wurde ihm etwas schwindelig, also hielt er zwischendurch kurz an, bis es wieder besser war. Auf die Weise dürfte es eine Ewigkeit dauern, bis er am Ziel ankäme, doch das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Warum musste er unbedingt die komplette Weinflasche leeren?[/LEFT] [LEFT]Weil Flordelis nie wieder etwas trinken kann ...[/LEFT] [LEFT]Genau wie alle anderen von Team Flare, die im Untergrund ums Leben gekommen waren. Natürlich half es ihnen nicht, wenn Platan sich an ihrer Stelle zu viel Wein zuführte, doch ein verzweifelter Teil in ihm hatte gehofft, seinem guten Freund dadurch irgendwie noch einmal nahe sein zu können. Im Bistro Flordelis hatte er diesen Wein stets abgelehnt und wollte das nun nachholen. Eine dumme Idee, wie seine Kopfschmerzen ihm bestätigten.[/LEFT] [LEFT]Platan sollte wahrscheinlich allmählich aufhören zu trauern, doch er konnte nicht. Er wollte nicht. Sonst erinnerte sich niemand mehr an Flordelis und Team Flare. Und dann waren sie endgültig tot. Müde fuhr er sich mit der Hand über die brennenden Augen. Flordelis würde ihm sicher eine Standpauke halten, wenn er ihn so sehen würde. So weit hätte es schließlich nicht kommen müssen.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich hörte er ein vernehmliches Räuspern hinter sich, gefolgt von Schritten und einer Stimme: »Professor Platan, auf ein Wort.«[/LEFT] [LEFT]Platan hielt sofort inne. Um diese Uhrzeit in Illumina City angesprochen zu werden war nicht unbedingt ein sonderlich gutes Zeichen. Noch dazu wusste diese Person, wer er war. Er sollte besorgt sein, doch er wollte nicht direkt das Schlimmste vermuten. Möglicherweise benötigte nur jemand Hilfe oder einen Rat. Ein Grund mehr, sich möglichst gefasst umzudrehen.[/LEFT] [LEFT]Auf den ersten Blick kam ihm der Mann, der sich ihm näherte, nicht bekannt vor. Allerdings könnte es auch am Alkohol liegen und sein Gedächtnis war momentan etwas getrübt. Aber diese schneeweißen Haare und die roten Augen hätte er sich doch bestimmt besonders gemerkt, oder?[/LEFT] [LEFT]»Guten Abend«, grüßte Platan den anderen freundlich. »Verzeihen Sie bitte, aber kennen wir uns?«[/LEFT] [LEFT]Da Platan der Professor von Kalos und somit kein vollkommen unbekanntes Gesicht war, könnte der Mann ihn auch deswegen erkannt haben. Fragen wollte er trotzdem vorsichtshalber.[/LEFT] [LEFT]»Guten Abend«, grüßte der Mann zurück. »Nein, wir sind uns noch nie begegnet, Professor. Mein Name ist Ascor.«[/LEFT] [LEFT]Platan wartete darauf, dass dieser ihm unbekannte Mann fortfuhr und ihm endlich erklärte, was er wollte. Zumindest glaubte er nicht mehr, dass der andere ihm etwas Böses wollte. Welcher Schurke stellte sich schon mit Namen vor?[/LEFT] [LEFT]»Es tut mir leid, dass ich Sie mitten in der Nacht direkt auf der Straße anspreche«, sagte Ascor. »Aber ich habe Sie schon eine Weile beobachtet - und ich denke, ich kann Ihnen helfen.«[/LEFT] [LEFT]»... Was?«, entgegnete Platan unsicher und überfordert.[/LEFT] [LEFT]Dieser Mann hatte ihn beobachtet? Normalerweise sollte er an der Stelle misstrauisch sein, oder? Aber alles, was er spürte war Verwirrung.[/LEFT] [LEFT]Er runzelte ein wenig die Stirn. »Wobei genau glauben Sie mir helfen zu können?«[/LEFT] [LEFT]Bei der Forschung? Aufgrund seiner Trauer stagnierte sie seit einem halben Jahr beinahe vollständig. Sina und Dexio halfen ihm aber bereits so gut sie konnten. Fremden würde er zudem garantiert keinen Zugang zu seinen bisherigen Forschungsdaten gewähren.[/LEFT] [LEFT]Oder meinte Ascor etwas anderes?[/LEFT] [LEFT]Ein grausam naiver Funken in ihm wollte glauben, dass Ascor ihm vielleicht gleich einen wundersamen Weg anbot Flordelis und Team Flare zu retten, was unmöglich war. Das Schicksal, von dem er damals stets so fasziniert gewesen war, ließ sich leider nicht mehr ändern, sobald es seine Spur hinterließ. Seine Brust schmerzte bei dem Gedanken, noch mehr als sein Kopf.[/LEFT] [LEFT]»Ich biete Ihnen eine Möglichkeit, das Schicksal Ihres Freundes zu ändern.«[/LEFT] [LEFT]Platans Augen weiteten sich. Hatte Ascor das wirklich gesagt oder spielte ihm seine Wahrnehmung gerade einen bösen Streich? Lag es am Alkohol?[/LEFT] [LEFT]Etwas in Ascors Augen schien zu glitzern, als er ausholte: »Es ist doch unfair, dass die ganze Stadt so tut als wäre es eine gute Sache, dass Flordelis nicht mehr da ist, oder? So falsch seine Methoden auch waren, im Endeffekt war es immer sein Wunsch gewesen, die Welt zu retten. Und wie dankt ihm genau diese? Mit einer geradezu beunruhigenden Freude oder sogar Ignoranz über sein Ableben. Das kann doch nicht sein endgültiges Schicksal sein, oder?«[/LEFT] [LEFT]Abwartend blickte er Platan nach diesen Worten an.[/LEFT] [LEFT]Angespannt ballte dieser die Hände zu Fäusten. Es war definitiv unfair. Dieses Ende, das Flordelis und Team Flare erlitten hatten, war keine gute Sache. So etwas hatte vor allem sein Freund nicht verdient.[/LEFT] [LEFT]Aber wie sollte man es ändern können? Das waren nur leere Worte, er sollte ihnen kein Gehör schenken. Er sollte sich höflich verabschieden und einfach weitergehen.[/LEFT] [LEFT]Doch er konnte nicht.[/LEFT] [LEFT]Was, wenn es doch eine winzige Chance gäbe, etwas zu ändern?[/LEFT] [LEFT]Sein Verstand sagte ihm weiterhin, es sei unmöglich. Sein Herz wollte dagegen verzweifelt nach jedem Strohhalm greifen, auch wenn er hinterher nur enttäuscht und verletzt wäre, weil es nichts gab, was er tun könnte.[/LEFT] [LEFT]»Was ... für eine Möglichkeit?«, hakte Platan aufgewühlt nach.[/LEFT] [LEFT]Ascor griff in seine Tasche und zog einen Kristall hervor, der im einfallenden Mondlicht sacht schillerte. Platan konnte sich nicht erinnern, einen solchen je zuvor gesehen zu haben. Unter anderen Umständen hätte ihn das geheimnisvolle Schillern ungeheuer fasziniert und ihm wären sicherlich auch spontan einige Märchen eingefallen, bei denen ebenfalls solche Gegenstände eine Rolle spielten. Gegenwärtig war er aber viel zu durcheinander.[/LEFT] [LEFT]»Das hier ist der Schlüssel ...« Ascor lächelte sacht. »Oder vielleicht eher das Schloss? Denn ich benötige die Wirkung Ihres Schlüsselsteins, um damit einen Riss im Zeitgefüge zu öffnen, der es Ihnen ermöglichen würde, die Vergangenheit zu verändern.«[/LEFT] [LEFT]Wie sollte dieser Kristall und sein Schlüsselstein ein Riss im Zeitgefüge öffnen?[/LEFT] [LEFT]Warum gerade sein Schlüsselstein? Mega-Entwicklungen funktionierten bei ihm nicht. Sein Schlüsselstein würde keinerlei Reaktion zeigen. Oder etwa doch?[/LEFT] [LEFT]»Soll das heißen, ich könnte in die Vergangenheit reisen?« Eine naive Hoffnung erwachte in ihm, obwohl er überhaupt nicht verstand, wie das möglich sein sollte. »Meinen Sie das ernst?«[/LEFT] [LEFT]»Verstehen Sie das nicht falsch«, beeilte Ascor sich direkt, es ausführlicher zu erklären. »Es ist keine körperliche Zeitreise, lediglich Ihre Erinnerungen werden durch diesen Riss reisen. Sie würden also vor dem Niedergang von Team Flare in Ihrem damaligen Körper erwachen, mit allen Erinnerungen, die Sie bis heute gesammelt haben.«[/LEFT] [LEFT]Platan nickte nachdenklich. Seine Kopfschmerzen rückten in den Hintergrund.[/LEFT] [LEFT]Nur die Erinnerungen. Das klang zwar auch verrückt, aber durchaus machbar, oder? Mehr als ein Zeitsprung mitsamt des eigenen Körpers. Eigentlich sollte er diese Möglichkeit ablehnen, immerhin waren solche Spielereien viel zu gefährlich. Auch für die Welt an sich. Dabei konnte zu viel schiefgehen. Vor einem halben Jahr hätte Platan sich deshalb prinzipiell nicht auf so etwas eingelassen.[/LEFT] [LEFT]Aber was hatte er jetzt noch zu verlieren?[/LEFT] [LEFT]»Wenn das wirklich funktioniert, will ich es ausprobieren«, beschloss er, ohne weiter darüber nachzudenken.[/LEFT] [LEFT]Falls sich herausstellen sollte, dass Ascor sich nur einen Spaß mit ihm erlaubt hatte, wäre das schmerzhaft, doch in dem Fall müsste er sich wenigstens nichts vorwerfen. Ascor zu ignorieren und sich ewig zu fragen, ob es funktioniert hätte, wäre wesentlich schlimmer.[/LEFT] [LEFT]Ascor zog ein wenig die Brauen hoch, ließ sich aber nicht in seinem Triumph stören: »Hervorragend. Sie werden es nicht bereuen, Professor. Wir haben auch alles, was wir dafür benötigen, direkt hier. Falls Sie bereit sind, können wir es sofort durchführen.«[/LEFT] [LEFT]Das überraschte Platan. Sie mussten nicht erst in eine Art Labor oder etwas dergleichen? Wenn wirklich nur dieser Kristall und sein Schlüsselstein nötig waren, machte ein Ortswechsel wohl nicht viel Sinn. Dennoch sah er sich besorgt um. Im Moment waren zwar keine anderen Menschen oder Pokémon zu sehen, aber ...[/LEFT] [LEFT]Ist das denn sicher, wenn wir das hier draußen machen?[/LEFT] [LEFT]Waren keine Vorkehrungen nötig?[/LEFT] [LEFT]Nein, er sollte nicht zu viel darüber nachdenken. Sein Verstand könnte ihn sonst noch davon abhalten, sich weiter auf Ascor einzulassen.[/LEFT] [LEFT]»In Ordnung ...« Unruhig sah er Ascor an. »Was genau muss ich tun?«[/LEFT] [LEFT]Falls der andere von seinem Verhalten verunsichert war, so zeigte er es nicht. Stattdessen hielt er den Kristall nach oben. »Sie müssen diesen Kristall nur mit Ihrem Schlüsselstein berühren.«[/LEFT] [LEFT]Für einen flüchtigen Moment huschte etwas über Ascors Gesicht, aber es war zu schnell vorbei als dass Platan es wirklich hätte betrachten können.[/LEFT] [LEFT]Dann ließ Ascor den Kristall noch einmal sinken. »Aber Professor Platan ... Wunder gibt es nicht umsonst. Wenn Sie in der Vergangenheit sind, werden Sie auch etwas für mich tun müssen.«[/LEFT] [LEFT]Das hätte Platan wohl bedenken sollen. Sonst war er nicht so unaufmerksam. Natürlich, welches Wunder war schon umsonst? Jemand, der einen Weg wusste, um einen Zeitriss zu öffnen, verlangte sicher mehr als nur eine bestimmte Person in der Vergangenheit zu grüßen. Solange Ascor aber kein Verbrechen von ihm verlangte, sollte sich alles regeln lassen.[/LEFT] [LEFT]Seine Kopfschmerzen drängten sich wieder in den Vordergrund und er griff sich an die Stirn, während er bereits nachfragte: »Ich verstehe ... was soll ich in der Vergangenheit für Sie machen?«[/LEFT] [LEFT]»Nichts Schlimmes«, beruhigte Ascor ihn sofort. »Wenn Sie in der Vergangenheit sind, müssen Sie mich aufsuchen. Aber nicht sofort, sondern erst, wenn die Zeit gekommen ist.«[/LEFT] [LEFT]Bevor Platan fragen konnte, welche Zeit er meinte, blickte der andere ihn schon fest an und öffnete dann den Mund: »▓▓▓▓▓.«[/LEFT] [LEFT]Platan blinzelte verwirrt. Diese Störung ... das konnte nicht real gewesen sein. Es musste am Alkohol liegen.[/LEFT] [LEFT]»Sie verstehen es noch nicht«, sagte Ascor, noch ehe er nachhaken konnte. »Aber sobald Sie wissen, was das bedeutet, werden Sie auch wissen, wo Sie mich in der Vergangenheit finden können. Dann müssen Sie mich aufsuchen."[/LEFT] [LEFT]Diese Worte von Ascor verwirrten ihn nur noch mehr. Außerdem beunruhigten sie ihn. Das klang viel zu kryptisch. Könnte er diese eigenartige Bitte wirklich erfüllen?[/LEFT] [LEFT]Dennoch nickte er wie von selbst, kaum dass Ascor zu Ende gesprochen hatte, und trotz einiger Zweifel, die in ihm aufkamen. »Ich werde das erledigen.«[/LEFT] [LEFT]Irgendetwas war seltsam. Er legte eine Hand auf seine Brust, in der er einen leichten Druck verspürte. Schmerzhaft fühlte es sich nicht an, doch etwas daran war unangenehm. Befremdlich. Konnte er dafür auch noch dem Alkohol die Schuld geben?[/LEFT] [LEFT]Nachdem er tief durchgeatmet hatte, wandte er sich wieder an Ascor. »Wenn es sonst nichts zu beachten gibt, sollten wir anfangen, bevor ich mich ... nein, ich mache das.«[/LEFT] [LEFT]Er wollte sich nicht umentscheiden. Er konnte sich nicht umentscheiden. Er musste Flordelis wiedersehen.[/LEFT] [LEFT]»Eine gute Entscheidung«, lobte Ascor. »Denken Sie immer daran, dass Sie das Schicksal ändern können. Sie dürfen nur nicht aufgeben.«[/LEFT] [LEFT]Nicht aufgeben. Ja, das sollte er verinnerlichen. Falls es denn funktionierte. Er konnte sich das noch nicht so recht vorstellen, aber er wollte es unbedingt versuchen.[/LEFT] [LEFT]Ascor hob den Kristall wieder und hielt ihn Platan abwartend entgegen.[/LEFT] [LEFT]Platan betrachtete seine Armbanduhr. Sein Schlüsselstein war an dem Band über dem Ziffernblatt befestigt. Für ihn war es einfach nur ein Schmuckstück, immerhin war er nicht dazu fähig Mega-Entwicklungen einzusetzen. Da er sie dennoch erforschte, trug er ihn gerne bei sich. Als kleine Motivation. In den letzten sechs Monaten hatte das nicht geholfen.[/LEFT] [LEFT]Vorsichtig nahm Platan Ascor den Kristall ab und drehte ihn kurz in seiner Hand. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Und doch führte er ihn zu seinem Schlüsselstein, bis beide Elemente sich berührten.[/LEFT] [LEFT]Sofort erhellte eine Lichtexplosion die Straße. Kristall und Schlüsselstein leuchteten und schillerten in allen möglichen Farben, brodelten voller Energie, die blaue Blitze neben ihnen entstehen ließen. Aber vor allem erzeugten sie einen Sog, der sich auf Platan konzentrierte.[/LEFT] [LEFT]Auch wenn er darauf gehofft hatte, es würde funktionieren, war er erschrocken und vollkommen überfordert. All das Licht. Die Farben. Vor allem diese Energie. Der seltsame Druck in seiner Brust wurde schlagartig stärker, als würde etwas in ihm rasant anschwellen. Möglicherweise seine Panik, die ihn kurzzeitig erfasste. Er hätte mehr Informationen einholen sollen, doch dafür war es nun zu spät.[/LEFT] [LEFT]»Vergessen Sie nicht«, rief Ascor über den Lärm hinweg, »▓▓▓▓▓!«[/LEFT] [LEFT]Ascors Stimme drang nur schwach zu ihm durch, das erneute Rauschen dagegen schien ohrenbetäubend laut zu sein.[/LEFT] [LEFT]W-was?![/LEFT] [LEFT]Alles vor seinen Augen verschwamm. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als würde er aus seinem Körper herausgerissen und herumgeschleudert werden. Absolut kein gutes Gefühl. Es hielt nur kurz an, bevor er sich anschließend unnatürlich leicht fühlte. Im nächsten Moment ... war es plötzlich vorbei und er fühlte sich wieder normal.[/LEFT] [LEFT]Abwesend starrte er einfach nur ins Leere.[/LEFT] [LEFT]Bis einige Sekunden später Dexios Stimme ertönte. »Professor?«[/LEFT] [LEFT]Moment.[/LEFT] [LEFT]Dexio?[/LEFT] [LEFT]Platan blinzelte mehrmals und benötigte mehrere Sekunde, bis er sich fangen konnte. Irritiert sah er sich um. Auf einmal stand er in seinem Büro, im Labor, vor dem Schreibtisch von Sina und Dexio. Warmes Sonnenlicht drang durch die Fenster herein. Dartiris zwitscherten draußen fröhlich und verdrängten den letzten Nachhall des Rauschens.[/LEFT] [LEFT]Was war gerade passiert?[/LEFT] [LEFT]»Ist alles in Ordnung, Professor?«, fragte Sina plötzlich.[/LEFT] [LEFT]Mühevoll versuchte Platan sich auf sie und Dexio zu konzentrieren. Letzterer wirkte fast so verwirrt, wie er sich selbst fühlte. Schnell stand seinem Assistenten aber deutlich die Sorge ins Gesicht geschrieben.[/LEFT] [LEFT]»J-ja«, antwortete er rasch und hob unbeholfen die Hände. »Alles in Ordnung.«[/LEFT] [LEFT]Hoffte er jedenfalls. In Wahrheit war er sich selbst nicht so sicher. Deshalb konnte er nicht anders und ließ ein weiteres Mal den Blick durch das Büro schweifen. Keinen Zweifel, es war sein Arbeitsplatz. Zumindest sah es danach aus und es fühlte sich auch vertraut an.[/LEFT] [LEFT]»Sind Sie sicher?«, hakte Dexio zweifelnd nach. »Sie wirken nicht so, als wäre alles in Ordnung.«[/LEFT] [LEFT]Platan zwang sich zu einem Lächeln, was ihm nur mäßig gelang. »Ja, wirklich, alles gut. Ich ... sollte wohl nur besser nicht nochmal so viel trinken.«[/LEFT] [LEFT]Den letzten Teil wollte er eigentlich gar nicht laut aussprechen, es kam einfach so über seine Lippen. Was er gerade durchlebte, musste dieser sagenumwobene Filmriss sein, von dem er schon viel gehört hatte. Anders konnte er sich das nicht erklären. Er war nicht wirklich mit seinen Erinnerungen durch die Zeit gereist. Oder?[/LEFT] [LEFT]»Äh ...« Sina warf einen kurzen Blick zu Dexio. »Professor, geht es Ihnen wirklich, wirklich gut? Sie haben doch noch nie getrunken.«[/LEFT] [LEFT]Platan sah seine Assistentin weiterhin irritiert an. »Aber Sina, du hast mich doch ...«[/LEFT] [LEFT]Wollte sie ihm etwa helfen, sein Gesicht vor Dexio zu wahren? Wie rücksichtsvoll. Immerhin käme es sicher bei vielen nicht gut an, wenn es die Runde machte, dass er sich in seinem Büro betrunken hatte.[/LEFT] [LEFT]Oder ...[/LEFT] [LEFT]Nein, das konnte nicht sein. Er musste diesen naiven Funken Hoffnung löschen, bevor er deswegen noch verrückt wurde. Diese Situation war ohnehin schon unangenehm genug.[/LEFT] [LEFT]»Wir haben uns doch gestern Nacht hier im Büro getroffen, oder?«, fragte Platan, mit gemischten Gefühlen. »Du hast mir noch gesagt, ich solle zu Hause schlafen. Erinnerst du dich?«[/LEFT] [LEFT]Sina deutete ein Kopfschütteln an. »Professor, haben Sie schon vergessen, dass sie mich gestern Abend nach Hause geschickt haben, weil ich zu viel gearbeitet habe? Ich war letzte Nacht nicht im Büro.«[/LEFT] [LEFT]Sie sah ihn einen Moment lang einfach nur an, während seine Gedanken das Gehörte zu verarbeiten versuchten, dann fügte sie noch etwas an: »Sollen wir doch lieber einen Arzt rufen? Oder brauchen Sie einen freien Tag? Sie dürfen nicht nur darauf achten, dass wir uns schonen, Sie müssen sich auch selbst ausruhen.«[/LEFT] [LEFT]Er antwortete nicht sofort, sondern versank kurz in seinen Gedanken - die in dieser Sekunde von einem Wirbelwind mitgerissen und ins Chaos gestürzt wurden. Wenn Sina nicht einfach nur eine äußerst überzeugende Schauspielerin war, bedeutete das, er war doch in einer anderen Zeit gelandet. Sein Herz schlug direkt schneller.[/LEFT] [LEFT]»Ein Arzt ist nicht nötig«, versicherte Platan schließlich.[/LEFT] [LEFT]Zumindest noch nicht.[/LEFT] [LEFT]»Ich sollte mir aber für heute wirklich freinehmen. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne auch Schluss machen und einfach den Tag genießen. Sobald ich noch etwas nachgeprüft habe, gehe ich auch.«[/LEFT] [LEFT]Ohne den beiden die Gelegenheit zu geben etwas darauf zu erwidern, eilte er hinter die Trennwand, zu seinem Schreibtisch. Nur flüchtig bekam er noch mit, wie Dexio gegenüber Sina seine Sorge um Platan äußerte.[/LEFT] [LEFT]Er schien bereits an seinem Laptop gearbeitet zu haben und konnte so direkt das aktuelle Datum kontrollieren, kaum dass er auf seinem Bürostuhl saß. Sofort schlug sein Herz noch schneller.[/LEFT] [LEFT]Wenn das korrekt ist, dann ...[/LEFT] [LEFT]... war Platan etwa acht Monate in der Vergangenheit gelandet.[/LEFT] [LEFT]Das war unglaublich![/LEFT] [LEFT]Und doch verlangte etwas in ihm nach einem letzten Beweis, bevor er sich zu sehr in etwas hineinsteigerte. Deshalb hob er seine linke Hand und starrte nervös auf seine Armbanduhr. Darin war die Funktion des Holo-Logs verarbeitet worden, speziell für ihn. Eine nette Geste seines alten Freundes. Wenn Platan nicht nur den Verstand verloren hatte, lebte Flordelis noch ... und ein Anruf mit dem Holo-Log sollte funktionieren.[/LEFT] [LEFT]Nervös versuchte er sein Glück.[/LEFT] [LEFT]Dass überhaupt eine Verbindung aufgebaut wurde, ließ sein Herz schneller schlagen. Die letzten Monate hatte es nicht mehr funktioniert, denn mit Flordelis' Tod war auch der Holo-Log und damit sein Vermächtnis begraben worden, um ihn noch besser vergessen zu können.[/LEFT] [LEFT]Aber jetzt zeigte sein Holo-Log ihm an, dass auf eine Antwort gewartet wurde, irgendeine Reaktion von Flordelis. Platans Herz schien inzwischen vor Nervosität sogar Takte zu überspringen – und dann wurde der Anruf plötzlich angenommen und Flordelis' Abbild wurde von dem blauen Licht des Holo-Logs zusammengesetzt, die Augenbrauen ungeduldig zusammengezogen, während er ernst in die Kamera blickte. Und zum ersten Mal seit sechs Monaten hörte Platan auch endlich wieder seine Stimme: »Was gibt es?«[/LEFT] Kapitel 2: Wonach steht dir der Sinn? ------------------------------------- [LEFT]Platan war ziemlich sicher, dass sein Herz im ersten Augenblick kurz aussetzte. Es hatte funktioniert. Der Anruf war durchgekommen. Sein Freund hatte ihn angenommen. Sprachlos und aufgewühlt starrte Platan das Hologramm von Flordelis an.[/LEFT] [LEFT]Flordelis ... genau wie er ihn in Erinnerung hatte.[/LEFT] [LEFT]Seine Stimme war so vertraut und beruhigend. Wie oft hatte Platan sich alte Aufnahmen von ihm angehört? Viel zu oft. Aber das hier war anders, endlich sprach er ihn wieder direkt an. Oder?[/LEFT] [LEFT]Platans Hand zitterte inzwischen ein wenig, genau wie seine Stimme, als er anfing zu sprechen: »... Flordelis? B-bist du das wirklich?«[/LEFT] [LEFT]Was er gerade sah und hörte könnte einfach nur eine dieser alten Aufnahmen sein, aber er wollte daran glauben, dass er mit dem echten Flordelis sprach. Wenn sich ausgerechnet jetzt herausstellte, dass er sich in seiner Trauer nur in ein wundersames Märchen flüchtete und zu tief darin versunken war, könnte er das nicht ertragen.[/LEFT] Flordelis hob eine Augenbraue. »Natürlich bin ich es, du hast mich immerhin angerufen. Geht es dir nicht gut? Ist etwas passiert?« Platan brachte nach Ewigkeiten endlich wieder ein aufrichtiges Lächeln zustande, auch wenn es wahrscheinlich noch bedrückt wirkte. »Kann man so sagen ...« Eine Aufnahme könnte nicht derart passend auf seine Frage reagieren. Er sprach tatsächlich mit Flordelis. Es war ... ein Wunder. Langsam hob er die rechte Hand und versuchte nach Flordelis zu greifen, was natürlich nicht funktionierte. Seine Finger glitten durch das blaue Licht des Hologramms hindurch und brachten es nur leicht zum Flimmern – für ein paar Sekunden befürchtete er deswegen fast, es könnte wieder verschwinden und ihn alleine lassen. »Hey, wo ... wo bist du gerade? Kann ich zu dir kommen?«, bat er hoffnungsvoll. »Ich bin in meinem Bistro«, antwortete Flordelis und lächelte dabei sogar ein wenig. »Und wenn du nichts zu tun hast, kannst du natürlich vorbeikommen.« Platans Augen fingen an zu glänzen. »Ich komme auf jeden Fall! Nichts wird mich aufhalten. Geh bitte nicht weg, ja? Ich beeile mich.« Mit diesen Worten stand er bereits auf und klappte seinen Laptop rasch zu. Er könnte nun keinerlei Geduld dafür aufbringen zu warten, bis er sich heruntergefahren hatte. Selbst wenn das nur wenige Sekunden in Anspruch genommen hätte. Wenn er nur eine einzige davon verlor, könnte er vielleicht zu spät sein. Das würde er nicht riskieren. »Ich warte hier auf dich«, versicherte Flordelis. »Aber sei vorsichtig. In deinem Zustand kann dir jede Menge passieren.« »Keine Sorge, ich werde au-« Platan war so sehr auf das Hologramm konzentriert gewesen, dass er aus Versehen mit Wucht gegen die Trennwand lief, weil er das Büro zügig verlassen wollte. Blinzelnd stolperte er zwei Schritte zurück. Verletzt hatte er sich dabei nicht, nur etwas erschrocken. Er hörte, wie einer seiner Assistenten sofort aufstand, um nach ihm zu sehen. Es war Dexio, der besorgt den Kopf schüttelte. »Professor? Was machen Sie denn?« »Nichts passiert«, beruhigte Platan alle und lachte sogar leise. »Die sind ganz schön stabil. War eine gute Wahl.« Um seine Worte zu unterstreichen, klopfte er kurz mit den Fingerknöcheln dagegen, ehe er wieder Flordelis ansah. »Also gut, ich bin gleich da.« Flordelis seufzte, ehe er seine Mahnung eindringlich wiederholte: »Sei vorsichtig, Platan. Ich warte hier auch gern etwas länger.«   Am liebsten hätte Platan den Holo-Log überhaupt nicht beendet, leider war es aber notwendig gewesen. Sonst wäre er nur die ganze Zeit zu abgelenkt und verletzte sich am Ende doch noch ernsthaft. Das könnte er gerade überhaupt nicht gebrauchen – außerdem würde er seinen Assistenten sowie Flordelis sonst nur Kummer bereiten. Auf dem Weg zum Bistro hämmerte sein Herz irgendwann derart kräftig gegen seine Brust wie ein Pandagro, das in seiner Streitlust grob seine Fäuste fliegen ließ. Gleich würde er Flordelis wiedersehen und könnte ihn berühren, um endgültig sicherzugehen, sich nicht nur etwas einzubilden. Dieser letzte Zweifel hielt sich äußerst hartnäckig und wandelte sich Stück für Stück zu Angst, je näher er seinem Ziel kam. Angst davor, doch nur ein verlassenes Bistro vorzufinden. Platan hatte ein Taxi genommen und musste anschließend nur noch einige Schritte laufen, bis er endlich vor der Eingangstür stand. Nervös streckte er die Hand aus, die wieder zitterte, wie ihm auffiel. Er atmete tief durch und schickte ein Stoßgebet an Arceus, bevor er das Bistro betrat. Zumindest waren schon mal einige Leute anwesend und der Innenbereich wirkte gepflegt. Kein einziges Staubkorn war zu sehen. Diese Punkte sorgten für ein wenig Erleichterung. Schließlich entdeckte Platan auch Flordelis. Er war wirklich hier und saß an der Theke. Als hätten diese tragischen Ereignisse nie stattgefunden. Und genau das war der Fall. »Flordelis ...«, hauchte Platan, überrollt von all seinen Gefühlen. Sein Freund stand direkt auf, um sich ihm zuzuwenden. »Gut, dass du da bist, Platan.« Das genügte, um seine Vernunft für einen Moment auszuschalten. Instinktiv ging er auf Flordelis zu, schlang ohne nachzudenken die Arme um ihn und wartete nur darauf, dass er sich spätestens jetzt durch seine Berührung einfach auflöste, wie eine flüchtige Erinnerung. Das geschah aber nicht. Zumindest nicht in den ersten Sekunden. Und sicher auch nicht in den nächsten Minuten. Bei dieser angenehmen Wärme, die Flordelis ausstrahlte, konnte es sich nämlich unmöglich nur um eine Einbildung handeln. »Du bist hier«, sagte Platan erleichtert, ohne weitere Zweifel oder Flordelis loszulassen. »Es tut so gut, dich zu sehen ...« Sein Freund war regelrecht erstarrt und erwiderte die Umarmung nicht, wahrscheinlich war er vollkommen verwirrt von seiner ungewohnten Anhänglichkeit. »Platan!«, schnaubte er plötzlich. »Denk an die Leute!« In diesem Moment realisierte Platan erst, in was für eine unangenehme Situation er Flordelis gerade gebracht hatte. Deshalb ließ er ihn sofort, wenn auch nur höchst widerwillig, los, trat einen Schritt zurück und räusperte sich etwas verlegen. »Entschuldige bitte, die Wiedersehensfreude hat mich etwas übermannt ...« Was in den Augen seines Freundes natürlich unverständlich sein dürfte. Da Platan nun davon ausgehen konnte, dass der Sprung in die Vergangenheit real war, hatte er Flordelis wahrscheinlich erst vor kurzem gesehen. »Danke, dass du dir Zeit für mich nimmst. Das bedeutet mir viel.« Flordelis' Gesicht war ein wenig gerötet, als er auf den Barhocker neben seinen zeigte und ihn anwies, sich zu setzen. »Was willst du trinken?« Platan nahm auf dem Barhocker Platz und musste sich mühevoll davon abhalten, Flordelis nicht die ganze Zeit anzustarren. Sonst brachte er ihn sicher nur in Verlegenheit, denn die Erleichterung und das Glück, das er in dieser Sekunde empfand, war ihm bestimmt überdeutlich anzusehen. Aber sicher auch die Erschöpfung der letzten sechs Monate – die in dieser Zeit hoffentlich anders ablaufen würden. Flordelis setzte sich auch wieder und behielt dabei Platan im Blick, wahrscheinlich wartete er noch auf die Bestellung. Aus einer alten Gewohnheit heraus wollte er um einen Kaffee bitten, normalerweise trank er nämlich nie etwas mit Alkohol. Aber … »Ich denke, ich möchte gerne mal euren besten Wein probieren«, beschloss er. Wieder Alkohol zu trinken, obwohl er wusste, wie wenig er ihn vertrug, war sicherlich eine dumme Idee. In dieser besonderen Situation war ihm aber tatsächlich mal danach. Vielleicht könnte er das Ganze dann besser verarbeiten. Flordelis hob eine Augenbraue, wies den Barkeeper aber an, ihm ein Glas Wein einzuschenken, was dieser auch sofort in die Tat umsetzte und Platan kurz danach schon einen Rotwein vorsetzte. »Ein Glas dürfte dir ja reichen«, meinte Flordelis dazu. »Da du normalerweise nicht trinkst, meine ich.« »Ja, ein Glas reicht vollkommen«, stimmte Platan zu. Eine komplette Flasche sollte er nie wieder leeren, so viel stand fest. Die Kopfschmerzen waren es eindeutig nicht wert. Glücklicherweise war er die durch den Zeitsprung losgeworden. Er nahm einen ersten Schluck und stellte schnell fest, dass dieser Wein tatsächlich fast genauso schmeckte wie die Marke, die Platan gekauft hatte. Er erlaubte sich einen kurzen Seitenblick zu Flordelis und lächelte sanft, wie von selbst. Fast wäre ihm herausgerutscht wie gut sein Freund heute aussah, besonders für Platan, weil er ihn lange nicht gesehen hatte. Nach der Umarmung eben würde das aber nur für noch mehr Verwirrung sorgen. »Was ist passiert?«, fragte Flordelis. »Hat dir irgendjemand etwas getan? Oder ist dir irgendetwas zugestoßen?« Platan sah Flordelis unsicher an, ehe er nachdenklich in sein Weinglas starrte. Er konnte ihm nicht einfach die Wahrheit sagen. Zumindest nicht jetzt sofort und schon gar nicht während sie von Menschen umgeben waren. Wenn er hier anfing von einem Zeitsprung zu reden, hielten ihn nur alle für verrückt und wer wusste schon, wie Flordelis darauf reagierte? Außerdem wollte Platan sich für diesen Tag nur darüber freuen, dass er mit ihm endlich wieder zusammen etwas trinken und reden konnte. Über alles andere musste er sich noch früh genug Gedanken machen. »Ich ... bin scheinbar nur ein wenig überarbeitet«, antwortete Platan schließlich. »Jedenfalls meinte Sina vorhin, ich sollte nicht nur darauf achten, dass meine Assistenten sich schonen, sondern müsste mich auch selbst mal ausruhen. Also habe ich mir für heute freigenommen.« Flordelis sah ihn skeptisch an, hakte aber nicht nach, sondern stimmte ihm zu: »Du arbeitest wirklich ziemlich viel. Deswegen erstaunt es mich, dass du dir tatsächlich freigenommen hast. Aber es war eine gute Entscheidung.« »Denke ich auch, immerhin kann ich nun hier bei dir sein«, betonte Platan, etwas zu sehnsüchtig, aber auch erleichtert, und lächelte Flordelis wieder an, bevor er aufgeregt zu reden begann: »Du arbeitest übrigens auch viel zu viel. Wir sollten vielleicht mal zusammen Urlaub machen. Weit weg von Kalos. Wie wäre es mit Alola? Alola ist traumhaft.« Genau wie dieser Moment, ein wahr gewordener Traum. »Warst du schon mal dort? Ich war war wegen einer Konferenz mit den anderen Professoren mal in dieser Region, weshalb mir bedauerlicherweise nicht viel Zeit dafür blieb die Kultur zu entdecken. Dabei würde ich zu gerne die Schreine der Schutzpatrone besichtigen. Schon die Geschichten dieser Pokémon sind äußerst eindrucksvoll und so unterschiedlich! Und obwohl es eigentlich unmöglich sein sollte, hat man das Gefühl, die Sonne in Alola ist nicht dieselbe wie die, die wir kennen. Wie soll ich sagen? Sie ist dort wesentlich intensiver und richtig belebend.« Er unterbrach seinen Redeschwall kurz, um leise zu lachen. »Unmöglich, ja ... erstaunlich, oder? Vielleicht handelt es sich tatsächlich um eine andere Sonne als unsere. Warum sollten unmögliche Dinge nicht doch möglich sein?« Es war ... ewig her, seit er zuletzt so viel geredet hatte. Ihm war einfach nie danach gewesen, doch jetzt fiel es ihm wieder so leicht. Und das nur, weil Flordelis in dieser Zeit noch da war. »Was hält dich davon ab, einfach allein nochmal hinzufahren?«, fragte Flordelis, der von seinem Redeschwall ein wenig erschlagen wirkte. »Anscheinend bist du ja sehr begeistert davon.« Platan seufzte leise. »Guter Einwand. Als ich jung war, bin ich stets alleine durch einige Regionen gereist. Damals hat mir das nichts ausgemacht. Es gab jede Menge zu entdecken und ich hatte keine Probleme damit, mich einfach angeregt mit Fremden zu unterhalten, wodurch nie ein Gefühl von Einsamkeit aufkam.« Plötzlich war er wieder ein wenig betrübt und drehte das Weinglas vorsichtig hin und her. »Inzwischen ... würde ich mich aber bestimmt einsam auf solchen Reisen fühlen.« So wie in den letzten Monaten, in denen er mehr und mehr von Schuldgefühlen und Trauer zerfressen worden war. »Und wer fühlt sich schon gerne einsam?«, fuhr er fort. Er nahm einen großen Schluck Wein und nickte entschlossen, als er das Glas wieder abstellte. »Deshalb fahren wir nächstes Mal gemeinsam in Urlaub! Wenn du nicht willst, entführe ich dich einfach~.« Flordelis schmunzelte amüsiert. Bestimmt glaubte er nicht, dass Platan das hinbekäme. Dieser fuhr derweil ungetrübt fort: »Jemand muss nämlich auch bei dir aufpassen, dass du es mit der Arbeit nicht übertreibst. Außerdem verbringen wir viel zu wenig Zeit miteinander, seit wir nicht mehr zusammen forschen, findest du nicht?« [LEFT]Das Schmunzeln erlosch, dafür hob Flordelis eine Augenbraue. »Nun ... möglich wäre das.«[/LEFT] [LEFT]Er schien kurz über etwas nachzudenken, ehe er auf Platans zweiten Redeschwall einging: »Weißt du, manche Menschen sind vielleicht gern allein, ohne sich einsam zu fühlen. Aber bei dir kann ich mir das auch nicht vorstellen. Wer hört sich denn dann deine Geschichten an?«[/LEFT] [LEFT]Er lächelte bei diesen Worten ein wenig.[/LEFT] Flordelis so zu sehen, erfüllte ihn mit so viel Glück, dass er ihn für einen Moment nur verträumt anstarren konnte. Genau so wollte er seinen Freund immer sehen. Er musste es schaffen, ihn diesmal zu retten. Unter allen Umständen. Platan stützte seinen Kopf mit einer Hand ab und sah Flordelis forschend an, wobei er selbst wieder lächelte. »War das eben etwa eine Aufforderung? Ich bin zwar ein wenig eingerostet, aber ich erzähle dir liebend gerne eine Geschichte. Wonach steht dir der Sinn? Willst du etwas mit einem Happy End? Oder eher Drama? Ein aufregendes Abenteuer? Mysteriöse Entdeckungen? Glückliche oder tragische Liebe? Ich kann dir alles bieten, du musst mir nur ein Stichwort nennen~.« Flordelis wirkte ein wenig verwirrt – vermutlich verstand er nicht, wie er eingerostet sein sollte –, aber dann dachte er er tatsächlich kurz nach. »Ja, warum eigentlich nicht? Erzähl mir etwas über eine glückliche Liebe.« Eine ungewöhnliche Wahl für Flordelis. Aber Platan dachte nicht zu viel darüber nach, vielleicht war sein Freund heute einfach in der richtigen Stimmung. Und er selbst war es auch. »Kein Problem, ich kenne reichlich Geschichten, die dieses Thema behandeln.« Platan schloss kurz nachdenklich die Augen. »Ich muss mich nur für eine entscheiden. Mal sehen ...« Er ging im Kopf seine geistige Bibliothek durch, bis ein bestimmtes Buch regelrecht anfing zu leuchten, weil die Geschichte darin unbedingt erzählt werden wollte. Und ihm gefiel diese Wahl auf Anhieb. »Oh ja, ich weiß die perfekte Geschichte!«, verkündete Platan zufrieden. »Darin geht es um ein Leufeo und ein Mähikel. Das wird dir bestimmt gefallen~.« Diese beiden Pokémon fanden trotz ihrer unterschiedlichen Typen, die eigentlich für Probleme sorgen sollten, zueinander. Eine Geschichte mit einer sehr positiven und glücklichen Note. Es tat gut, endlich wieder voller Leidenschaft eine Geschichte erzählen zu können. In den letzten Monaten hatte er es zwar einige Male versucht, musste jedoch stets kurz nach dem Anfang abbrechen, weil ihm die nötige Motivation und besonders der Spaß daran gefehlt hatte. Offenbar war er aber trotzdem immer noch gut darin, denn Flordelis lauschte Platans Geschichte aufmerksam und mit dem Hauch eines Lächelns im Gesicht. Als Platan die Geschichte beendet hatte, nickte Flordelis. »Die Geschichte klang ganz nach deinem Geschmack. Danke dafür.« »Ich danke dir~«, gab Platan lebhaft zurück. »Nicht viele Erwachsene haben noch Interesse an Geschichten, vor allem nicht an Märchen. Ich bin schon so einigen Fremden auf die Nerven gegangen, weil ich ihnen einfach spontan etwas erzählt habe, wenn mir danach war.« Flordelis schmunzelte. »Ja, jeder in Illumina City kennt deine Eigenart, in Cafés einfach allen anderen Gästen plötzlich Geschichten zu erzählen, ob sie wollen oder nicht.« So wie er klang, schien es Platan, dass er sich glücklich schätzen musste, noch nirgends Hausverbot bekommen zu haben. War es für manche Leute wirklich derart störend? »Dabei erzählst du so gut«, fuhr Flordelis fort, »es ist richtig entspannend, dir zuzuhören. Eines Tages wirst du bestimmt jemanden finden, der nicht genug davon bekommen kann.« »So wie dich?« Platan zwinkerte Flordelis zu. »Ich erzähle dir einfach all die Geschichten, die ich auf Lager habe. Du kannst Entspannung zwischendurch sicher gut gebrauchen. Wenn du mal was hören willst, ruf mich einfach an.« Flordelis sollte auf jeden Fall wissen, dass er für ihn da wäre. Während er einen weiteren Schluck Wein trank, sah Platan ihn genau an. Er musste schon mitten in Projekt Y stecken. Also sollte Platan sich nach diesem Tag dringend überlegen, wie er vorgehen sollte. Einfach dürfte das nicht werden. »Wie viel Zeit hast du heute?«, hakte Platan erwartungsvoll nach. »Wir sollten aus Illumina City rausfahren und uns einen schönen Ort suchen, wo wir in Ruhe spazieren gehen können.« Damit lenkte er Flordelis hoffentlich wenigstens für kurze Zeit von seinem Plan ab. Und Platan hätte ihn so auch mehr für sich. Für einen kurzen Moment schien Flordelis' rechtes Auge zu zucken, während er ihn kritisch musterte. Platan befürchtete schon, etwas Falsches gesagt zu haben, doch da entspannte sich Flordelis' Gesicht wieder. »Du hast Glück, ich habe für heute nichts mehr zu tun. Wenn du dich dann besser fühlst, können wir irgendwo hinfahren. Dann kannst du mir auch von deiner aktuellen Forschung erzählen.« Mit einer Zustimmung hatte er nicht wirklich gerechnet, umso mehr freute es ihn. Platans Gesicht hellte sich merklich auf. »Fein, fein~. Über meine Forschung spreche ich genauso gerne wie ich Geschichten erzähle. Lass mich nur kurz das Glas leeren.« Er nahm ein letztes Mal einen großen Schluck, bis er alles getrunken hatte, und stellte das Glas wieder ab. Aus ihm wurde zukünftig sicher kein Wein-Liebhaber, Kaffee war ihm definitiv lieber. Allerdings fühlte er sich dank des Alkohols ein wenig leichter und die innere Wärme war auch ganz angenehm. »So, ich wäre so weit, wenn du es auch bist~.« Flordelis stand bereits auf, auch wenn er ein wenig überrascht wirkte. Aber seinen folgenden Worten war davon nichts anzumerken: »Dann gehen wir.«   Gemeinsam nahmen sie sich ein Taxi zum südöstlichen Ausgang von Illumina City. Während der Fahrt ertappte Platan sich immer wieder dabei, wie er Flordelis abwesend anstarrte, und versuchte davon abzulenken, indem er kurz über irgendetwas Belangloses redete. Die restliche Strecke liefen sie zu Fuß und erreichten so irgendwann Route 4, den Parterre-Weg. Es war lange her, seit Platan zuletzt an diesem Ort einen Spaziergang gemacht hatte. Schade eigentlich, denn die Gärten waren jedes Mal beeindruckend. Die grünen Hecken waren so angelegt, dass sie nicht nur symmetrisch waren, sondern auch kunstvolle Muster ergaben. Am schönsten waren die gelben und roten Blumenfelder, in denen zahlreiche Flabébés lebten. Der süßliche Duft der Blüten lag wie ein Zauber in der Luft. Außerdem gab es auch noch den großen Springbrunnen in der Mitte des Weges, der ein beliebter Treffpunkt für Pärchen war, wie er wusste. Nachdem sie bereits einige Schritte gegangen waren, seufzte Platan zufrieden. »Ja, so habe ich mir das vorgestellt~. Mir gefällt dein Bistro, aber nichts erfüllt einen so sehr wie die Natur.« Wobei er diese Schönheit nur wieder so deutlich wahrnehmen konnte, weil Flordelis sich an seiner Seite befand. Besonders Farben waren mehr und mehr verblasst, je mehr Zeit nach dem Untergang von Team Flare verstrichen war. »Was ist los, Platan?«, fragte Flordelis plötzlich ungeduldig. »Du benimmst dich schon seit dem Anruf seltsam. Was ist geschehen? Wir sind hier unter uns, also kannst du es mir einfach sagen.« Sofort wurde Platan nervös. Natürlich hatte Flordelis bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Wie hätte er es nicht merken sollen? Die Ausrede, es läge an seiner Arbeit, konnte das einfach nicht überzeugend verschleiern. Trotzdem konnte Platan ihm noch nicht die Wahrheit sagen. Vorher musste er einen Weg finden, Projekt Y zu verhindern. Mit reden alleine hatte er letztes Mal nämlich leider überhaupt nichts bei Flordelis bewirkt. Im Gegenteil, sein Freund war enttäuscht gewesen. An diesem Ausgang änderte sich sicher auch dann nichts, wenn Flordelis erfuhr, wie sein Plan in der Zukunft ausgehen könnte. Und davor fürchtete Platan sich. Diesen Fehler sollte er also besser nicht wiederholen. Irgendetwas musste er dennoch sagen. Dummerweise war Platan aber kein guter Lügner. Zumindest in den meisten Fällen. Angespannt beobachtete er schweigend, wie ein Flabébé sich von einer Brise zu einer anderen Blumenwiese tragen ließ. »Es tut mir leid«, sagte Platan irgendwann bedrückt und lenkte den Blick wieder zu Flordelis. »Ich kann darüber jetzt noch nicht reden. Bitte nimm es nicht persönlich. Ich würde dir gerne alles erzählen, aber es ist noch zu schwierig für mich.« Für einen kurzen Moment verzog Flordelis schmerzhaft das Gesicht, als träfe es ihn tatsächlich, dass Platan es ihm nicht sagen konnte. Es war nachvollziehbar, aber Platan blieb bei seinem Entschluss. Gerade deswegen befürchtete er jedoch, dass Flordelis auf eine klare Antwort bestünde. Doch das Gesicht seines Freundes wurde rasch wieder ernst und ausdruckslos. »Ich verstehe«, sagte er trocken, zögerte, fügte dann aber noch etwas hinzu: »Wirst du es mir irgendwann erzählen?« Wenigstens konnte er auf diese Frage sofort nicken. »Wenn ich das Gefühl habe, bereit zu sein, werde ich es dir erzählen. Versprochen.« Platan dachte kurz nach und lächelte betrübt. »Aber ich kann dir schon mal so viel verraten, dass ich dachte, ich hätte dich verloren. Und das war ... furchtbar.« Flordelis schien darüber ein wenig länger nachzudenken, seine Mimik wurde etwas weicher, sein Blick nachsichtiger. »Nun, offensichtlich hast du mich nicht verloren, nicht wahr? Und was auch immer du mit dir ausmachst, wirst du bestimmt überwinden. Also solltest du lieber wieder so optimistisch sein wie früher.« Platan wäre auch gerne wieder optimistisch. Sobald es ihm gelungen war, Flordelis zu retten, dürfte dem nichts mehr im Weg stehen. Zusammen würden sie anschließend einen Weg finden, die Schönheit der Welt zu bewahren, ohne dass irgendjemand dafür sterben müsste. Daran wollte er fest glauben. »Ich werde dir auch nicht weglaufen«, versprach Flordelis ihm noch. Darauf lehnte Platan sich näher zu ihm. »Ich nehme dich beim Wort. Das sollte mir dabei helfen, meinem alten Optimismus wieder einen Schritt näher zu kommen. Solange du bei mir bleibst, wird alles gut.« Flordelis lehnte sich zur Antwort ein wenig zurück. »Dann dürftest du dich ja schon wieder ein wenig besser fühlen. Immerhin bin ich gerade hier.« »Es geht mir viel besser, weil du da bist«, betonte Platan beschwingt. Er begab sich wieder in eine aufrechte Position und breitete die Arme aus. »Zumindest in diesem Moment ist alles perfekt~. Sagenhaft gutes Wetter, ein schönes Ambiente und zauberhafte Pokémon, die friedlich an diesem Ort leben.« Genau in diesem Augenblick schwebte ein kleiner Schwarm Flabébés vor ihnen vorbei, mit glitzernden Augen, da Platans Ausbruch sie zu faszinieren schien. »Aber besonders deine Anwesenheit lässt das alles überhaupt erst so wundervoll strahlen.« Er lächelte selig. »Ich werde dich heute so lange in Beschlag nehmen, wie es möglich ist~. Und da du versprochen hast, mir nicht wegzulaufen, musst du da nun wohl oder übel durch, mein Lieber.« Flordelis sah ihn mit geweiteten Augen und einem leichten Rotschimmer auf dem Gesicht an. Dieser Anblick war seltsam bezaubernd, schon allein, weil man ihn so selten bei ihm zu sehen bekam. Aber gerade im Vergleich zu seinem enttäuschten Gesichtsausdruck bei seiner letzten Begegnung mit Platan in seiner alten Zeit, sagte ihm der jetzige viel mehr zu. Als Flordelis den Kopf schüttelte, sich damit wieder fasste und dann sogar etwas lächelte, gefiel er Platan aber auch ganz besonders gut. Und seine darauf folgenden Worte machten das Glück nur umso vollständiger: »Keine Sorge, ich stehe zu meinem Wort, ich bleibe heute so lange bei dir wie du willst.« »Das werde ich direkt austesten, mein Lieber~«, sagte Platan lächelnd. Nur mühsam widerstand er dem Drang, seine Arme einfach um einen von Flordelis zu schlingen – nur um sicherzugehen, dass er nicht wieder verschwinden könnte – und lief deswegen weiter einfach nur so neben ihm her, ihm immer wieder einen Blick zuwerfend, bei dem er es weiterhin nicht fassen konnte, dass dieser wahnwitzige Plan funktioniert hatte. Aber er war hier, gemeinsam mit Flordelis, auf dem Parterre-Weg, so lange wie er wollte – und das würde er wirklich bis zum Ende ausreizen, um sein wiedergefundenes Glück so richtig auszukosten. Kapitel 3: Dann sind die Gerüchte also wahr? -------------------------------------------- [LEFT]Flordelis hatte sein Wort gehalten, sehr zur Freude von Platan. Sie verbrachten den restlichen Tag miteinander, bis es so spät wurde, dass es leider erst mal Zeit war sich wieder zu trennen. Immerhin mussten beide am nächsten Tag früh raus. Sein Freund begleitete ihn aber sogar noch nach Hause, bis zu seiner Tür, wo sie sich schließlich voneinander verabschiedeten. Als Flordelis sich abwandte, um zu gehen, starrte Platan ihm sehnsüchtig hinterher. So lange, bis er nicht mehr zu sehen war.[/LEFT] [LEFT]Erst danach ging er seufzend in seine Wohnung und trank noch wie gewohnt eine Tasse Kaffee, bevor er sich ins Bett legte, um zu schlafen. Jedenfalls versuchte er es. Allerdings gingen ihm noch viel zu viele Gedanken durch den Kopf, die ihn ewig wach hielten. Ascor. Der Zeitsprung. Und vor allem Flordelis …[/LEFT] [LEFT]Irgendwann musste er dennoch eingeschlafen sein, denn der Wecker ließ ihn am nächsten Morgen hochschrecken. Sofort vergewisserte er sich, nicht nur einen schönen Traum gehabt zu haben und schrieb Flordelis eine Nachricht. Als er darauf eine Antwort erhielt, konnte er aufatmen. Alles gut. Er hatte nicht nur geträumt. All das war real. Ascor hatte ihm ein Wunder geschenkt, auch wenn er immer noch nicht verstand, was es mit seiner Bedingung dafür auf sich hatte. Darüber dachte er aber erst mal nicht nach.[/LEFT] [LEFT]Zuerst musste er Flordelis retten.[/LEFT] [LEFT]Darum saß er nun nachdenklich im Büro an seinem Schreibtisch. Statt zu arbeiten, grübelte er darüber nach, wie er Projekt Y am besten verhindern könnte. Der Bildschirmschoner seines Laptops hatte sich schon lange aktiviert und zeigte einige Blütenblätter, die hin und her tanzten. Mähikel lag in ihrem Pokémon-Bettchen an der Wand und beobachtete Platan aufmerksam.[/LEFT] [LEFT]Ich muss sichergehen, dass die ultimative Waffe nicht aktiviert werden kann.[/LEFT] [LEFT]Auf die Weise bekäme er auch mehr Zeit, sich etwas zu überlegen, mit dem er Flordelis davon überzeugen könnte von seinem Plan abzulassen und die Welt auf eine andere Weise zu retten. Also benötigte Platan den Schlüssel, der die ultimative Waffe aktivierte, was wiederum bedeutete, dass er mit Azett sprechen musste. Und den zu finden, war nicht einfach.[/LEFT] [LEFT]Platan könnte selbst durch Kalos reisen, in der Hoffnung, auf ihn zu treffen, was er wahrscheinlich auch getan hätte, nur um nicht herumsitzen und warten zu müssen – aber er konnte sich daran erinnern, dass die Kinder ihm von einem Treffen mit Azett in der Illumina-Steppe erzählt hatten. Wenn er zu diesem Zeitpunkt also auch vor Ort wäre, dürfte Platan ihn auf jeden Fall erwischen und sparte sich so das Reisen (das ihn ohnehin nur von Flordelis abgelenkt hätte). Dann müsste er Azett nur noch dazu überreden ihm den Schlüssel anzuvertrauen.[/LEFT] [LEFT]Wo hielten sich die Kinder wohl gerade auf? Wie weit waren sie schon gekommen? Zügig stand er auf und ging um die Trennwand herum, zum Schreibtisch von Sina und Dexio, die er freundlich anlächelte. Mähikel war aufgesprungen und ihm treu gefolgt.[/LEFT] [LEFT]»Na, alles gut bei euch?«, fragte er entspannt. »Irgendwie läuft es heute nicht so gut bei mir mit der Arbeit. Ich drifte viel zu sehr mit meinen Gedanken ab und frage mich, wie sich die Kinder wohl machen, denen ich dieses Jahr jeweils ein Pokémon anvertraut habe. Wisst ihr zufällig, wie sie vorankommen?«[/LEFT] [LEFT]Sina sah Platan besorgt an. »Professor, die Kinder waren erst vor ein paar Tagen hier im Labor. Haben Sie das vergessen?«[/LEFT] »Erst vor ein paar Tagen ...«, wiederholte Platan langsam. Also dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie die Illumina-Steppe erreichten. Das gefiel ihm nicht, aber er hätte sich denken müssen, dass er nicht sofort etwas ändern könnte. Er musste froh sein, überhaupt Einfluss auf den Verlauf der Zukunft nehmen zu können, damit sie nicht nochmal den Weg einschlug, den er miterleben musste. Wie ärgerlich, dass er nicht wusste wo genau sich Yveltal aufhielt, bevor Team Flare ihn entdeckte. »Professor?«, unterbrach Dexio seinen Gedankengang vorsichtig. »Hm?« Platan blinzelte irritiert, winkte dann jedoch rasch ab. »Ich habe mir nur gerade ausgemalt, wie viel Spaß die Kinder bestimmt haben. In jungen Jahren Erfahrungen zu sammeln ist immerhin besonders prägend für das Leben und daher richtig aufregend, nicht wahr?« Dexio nickte zwar, sah ihn aber seltsam unsicher an. »Genau davon schwärmen Sie jedes Jahr.« »Es ist eben eine faszinierende Sache.« Lächelnd wanderte sein Blick zwischen seinen Assistenten hin und her. »Bitte informiert mich zwischendurch darüber, wie die Kinder sich machen.« »Ja, natürlich«, sagte Sina, ehe ihr noch etwas einfiel: »Oh, Professor, wenn Sie schon mal hier sind, kann ich Sie dann was fragen?« Noch bevor er dazu kam, etwas zu sagen, kramte sie eine Zeitschrift aus ihrer Tasche. »Die habe ich vorhin auf dem Weg zur Arbeit gekauft«, erklärte sie dabei, während sie Platan die Zeitschrift entgegenhielt, bereits auf einer bestimmten Seite aufgeschlagen. Neugierig beugte Platan sich etwas vor und betrachtete sie genauer. Es war eindeutig irgendein Klatschmagazin, an dem sich so manche Person in Illumina City erfreute. Er erstarrte sofort, als er das Bild auf der offenen Seite erkannte: Es war der Moment, in dem er Flordelis umarmt hatte. Er musste zwei Mal hinsehen, bis er wirklich glauben konnte, was er da sah. Hatte er Flordelis tatsächlich derart intensiv und leidenschaftlich umarmt oder lag es nur an der Perspektive? Moment. Er sollte sich über etwas ganz anderes Gedanken machen. Der Titel des Berichts sprach ganz eindeutig von einer Beziehung. Das ... gefällt Flordelis mit Sicherheit gar nicht. »Ist das wahr?«, fragte Sina aufgeregt Statt zu antworten, nahm er die Zeitung in die Hände und überflog die Texte ein wenig. Hatten sie derart intim auf andere gewirkt? Wieso machte ihn das so ... verlegen? Sollte er nicht genervt sein und sich daran stören? Nein, das konnte er nicht. Nicht nachdem er Flordelis so schmerzlich vermisst hatte. »Werden Sie gerade rot?!«, platzte es erstaunt aus Dexio heraus. Erschrocken ließ Platan die Zeitschrift sinken. »W-was? Nein, ich ... das ist ein Irrtum. Freunde dürfen sich doch einfach nur sehr nahe stehen, oder nicht? Ich habe mich an diesem Tag einfach nur sehr gefreut, Flordelis zu sehen.« Sina sog erschrocken die Luft ein, ehe sie ihn misstrauisch musterte. »Aber Sie haben Flordelis doch erst vorgestern gesehen. Warum haben Sie sich dann gestern soooo sehr über ihn gefreut?« Sie war sehr aufmerksam. Das machte ihn stolz, keine Frage, aber in diesem Fall kam ihm das eher ungelegen. Wie sollte er denn darauf antworten? »Weil ich ... ich ...« Nervös suchte er nach irgendwelchen passenden Worten – sonst hatte er damit keine Probleme, doch gerade war sein Kopf wie leergefegt. »Ihr zwei! Habt ihr nicht auch manchmal Tage, an denen ihr euch einfach mehr freut den jeweils anderen zu sehen? Ohne, dass mehr dahinter steckt?« Dexio machte ein nachdenkliches Geräusch. »Ich denke schon.« »Seht ihr?« »Aber ...« »Aber?« Statt weiterzusprechen, warf Dexio einen Blick zu Sina, den Platan nicht so recht deuten konnte. »Ich habe Dexio trotzdem noch nie derart intensiv umarmt«, sprach sie für ihn weiter. »Selbst wenn ich mich wirklich gefreut habe, ihn zu sehen. Und ich bin auch nie auf einen stundenlangen romantischen Spaziergang mit ihm gegangen.« Es kam Platan so vor, als würde Dexio nach Sinas Worten ein leises »Ja, leider« murmeln, aber er war sich nicht sicher. Er musste sich gerade erst mal irgendwie erklären. »Das war nur ein ganz normaler Spaziergang«, betonte er unruhig. Wer hatte sie überhaupt dabei beobachtet? Ihm war niemand aufgefallen, aber er hatte sich auch nur auf Flordelis konzentriert ... die ganze Zeit. »Und die Umarmung war ...« Platan wollte nicht weiter darauf beharren, dass es nur freundschaftlich gemeint war und nichts bedeutet hatte. Das wäre gelogen. Für ihn hatte es einiges bedeutet. Nach einem halben Jahr konnte er seinen Freund endlich wiedersehen, obwohl er in seiner Zeit tot war. Das war unbeschreiblich. »Habt ihr nicht noch Arbeit zu erledigen?«, lenkte Platan räuspernd ab. »Oder Pause zu machen? Ja, macht am besten Pause und geht etwas essen.« Dexio grinste ein wenig. »Jetzt schon? Wir sind noch gar nicht lange hier.« Stimmt, es war noch früh. »Dann trinkt noch einen Kaffee oder so. Kaffee geht immer.« [LEFT]»Sie wissen, dass Sie uns so nicht einfach loswerden können, oder?«, fragte Sina. »Wir würden nach dem Kaffee wiederkommen.«[/LEFT] »Ich will euch nicht loswerden«, verteidigte Platan sich, vermutlich wenig überzeugend. »Wir sollten uns nur alle eine kleine Denkpause gönnen.« »Wenn Sie das sagen, Professor«, meinte Dexio amüsiert schmunzelnd. Platan wedelte mit der Zeitschrift Richtung Aufzug. »Na los, geht schon. Genießt euren Kaffee.« Nach diesen Worten ging er ziellos ein paar Schritte, blieb kurz darauf aber schon wieder neben einem Fenster stehen und warf nochmal einen Blick in die Zeitschrift. Nun dachte ganz Illumina City, er hätte eine Beziehung mit Flordelis. Wie hatte das so schnell eskalieren können? Dabei war er erst einen Tag in dieser Zeit. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er das Klingeln seines Holo-Logs erst bemerkte, als Sina ihn darauf hinwies. Darauf ließ er die Zeitschrift sinken und starrte nervös auf seine Armbanduhr. Eine Anrufer-ID wäre wirklich hilfreich. Ob Flordelis das schon auf die Liste gesetzt hatte? Dexio war inzwischen mit Sina aufgestanden und schlenderte schon zum Aufzug. »Bis gleich, Professor~.« Warum wirkten seine Assistenten nur so begeistert von diesem Artikel? Nun, es war besser, als wenn sie ihm mit Abscheu begegnet wären. Damit hätte Platan nicht umgehen können. Statt weiter nachzudenken nahm er aber erst mal rasch den Anruf entgegen. »Hallo, Platan«, grüßte Flordelis ihn ernst, kaum dass sich das Hologramm zusammengesetzt hatte. »Deinem Blick nach zu urteilen, gehe ich davon aus, dass du es auch schon gehört hast.« Obwohl Flordelis so ernst aussah, freute Platan sich so sehr, ihn zu sehen, wenn auch nur als Hologramm, dass er sofort lächeln musste, obwohl ihm diese Situation auch unangenehm war. »Guten Morgen, Flordelis«, erwiderte er den Gruß aufrichtig und seufzte anschließend leise. »Ja, ich habe es gerade eben gelesen. Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Hoffentlich bekommst du wegen diesem Artikel keine Schwierigkeiten mit Investoren oder so.« Das täte ihm wirklich leid. Immerhin wollte Flordelis mit seinen Erfindungen die Welt verbessern, wenn er aus Verzweiflung nicht gerade alles Schlechte mit der ultimativen Waffe auszulöschen plante. »Keine Sorge«, beruhigte Flordelis ihn sofort, »für mich ist das kein Problem. Eigentlich wollte ich dich bezüglich dieses Gerüchts auch nur um etwas bitten, um es nicht noch schlimmer zu machen.« Es beruhigte Platan, dass dieses Gerücht für Flordelis persönlich offenbar kein Problem darstellte. Die darauf folgenden Worte sorgten aber für ein ungutes Gefühl in seiner Brust. »... Ja?«, erwiderte er zögerlich. »Worum willst du mich bitten?« Wollte Flordelis nun erst mal Abstand zu Platan halten, damit die Presse nicht noch mehr Material bekäme, auf das sie sich stürzen könnte? Selbst wenn es seinen Freund nicht störte, waren solche Gerüchte natürlich schwierig, wenn man derart in der Öffentlichkeit stand wie er. Nein, er sollte nicht direkt in Panik geraten und sich erst mal anhören, was Flordelis von ihm wollte. »Bitte rede nicht mit Reportern darüber«, sagte dieser ernst. »Jedes Statement, das dazu abgegeben wird, macht es nur schlimmer. Deswegen ist es besser, wenn wir beide nichts dazu sagen.« Seine Sorge war tatsächlich unbegründet gewesen. Er atmete auf. Die Angst davor Flordelis erneut zu verlieren, egal auf welche Weise, war fest in ihm verankert. Platan sollte aufpassen, dass genau dieses Gefühl Flordelis nicht eines Tages sogar abschreckte. »Kein Problem, ich werde Reportern gegenüber schweigsam sein«, versicherte Platan ihm und schmunzelte ein wenig. »Auch wenn ihnen dadurch einige spannende Märchen entgehen, die ich zu erzählen wüsste. Vielleicht hätte ich dadurch einige Fans gewonnen und in einer Radiosendung regelmäßig Geschichten erzählen können.« Flordelis musste auf seine Worte hin auch schmunzeln. »Das würde dir jedenfalls ähnlich sehen.« Als Platan einen Blick aus dem Fenster warf, bemerkte er sofort einige neugierige Leute von der Presse, die erwartungsvoll sein Labor draußen belagerten. Er wich einige Schritte zurück ... und plötzlich wurde ihm bewusst, was für ein riesengroßes Problem das war. Wenn er in nächster Zeit immerzu mit Reportern rechnen musste, die ihn verfolgten, konnte er nicht unbemerkt nach Azett suchen oder andere Dinge planen, ohne dass auch Flordelis davon erfuhr. Platan wurde blass. Wenn das Interesse der Presse nicht rechtzeitig wieder abnahm, sobald er Azett in der Illumina-Steppe abfangen wollte ... »Was ist los?«, fragte Flordelis besorgt. »Stimmt etwas nicht?« Platan schluckte schwer und sah hilfesuchend das Hologramm von Flordelis an. Dabei war er doch derjenige, der zurückgekommen war, weil er ihm helfen sollte. Nicht umgekehrt. »Mir ist nur gerade bewusst geworden, dass ich wegen den Reportern nun erst mal im Labor festsitze«, antwortete er unruhig. »Wie lange dauert es für gewöhnlich, bis solche Gerüchte uninteressant werden und man sicher sein kann, nicht auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden?« »Kommt immer darauf an«, antwortete Flordelis. »Aber so gut kenne ich mich dann auch nicht damit aus. Vielleicht ein paar Tage? Deine Assistentin kennt sich bestimmt besser damit aus.« Platan legte die rechte Hand an sein Kinn. »Guter Tipp. Ich werde sie mal fragen.« Immerhin hatte Sina besonders viel Interesse an diesem Artikel gezeigt, also könnte sie bestimmt gut einschätzen, ab wann so etwas uninteressant wurde. Notfalls müsste er sich einfach etwas einfallen lassen, um die Reporter loszuwerden, sobald er Azett treffen wollte. Genau, niemals aufgeben. Das hatte Ascor ihm gesagt, also sollte er sich nicht so leicht unterkriegen lassen. »Entschuldige, ich bin aktuell einfach etwas unruhig, aber das legt sich schon wieder«, versicherte Platan, auch um sich selbst Mut zu machen. »Jedenfalls müssen wir uns wohl zukünftig erst mal bei dir oder bei mir zu Hause treffen, ohne dabei erwischt zu werden ... das könnte abenteuerlich werden.« Flordelis wirkte einen Moment lang verunsichert, worauf Platan wieder befürchtete, etwas Falsches gesagt zu haben, vielleicht war er ja zu aufdringlich. Aber dann atmete Flordelis bereits durch. »Also ... wir finden schon eine Lösung, da mache ich mir keine Sorgen.« Platan lächelte beruhigt. »Wenn du zuversichtlich bist, muss ich das auch sein~.« Er war schon lange nicht mehr bei Flordelis zu Hause gewesen, auch nicht bevor er in der Zeit zurückgereist war. In der Regel hatten sie sich entweder in seinem Bistro oder einem Café getroffen, weil ansonsten jeder von ihnen mit Arbeit beschäftigt gewesen war. Manchmal war Flordelis auch in sein Labor gekommen. Viel Zeit für privatere Treffen hatte es nicht gegeben ... oder es war einfach nicht dazu gekommen. Auch das könnten sie nun ändern. »Ich freue mich darauf, wenn wir uns wieder treffen. Bis dahin steht aber wohl erst mal etwas Arbeit an.« Auch wenn es für Platan unmöglich wäre, sich in den nächsten Wochen auf seine Forschungen zu konzentrieren, selbst wenn sie teilweise nur aus Wiederholungen der Forschungen aus seiner alten Zeit bestanden. »Überarbeite dich nicht«, mahnte Flordelis. »Und mach keinen Unsinn. Melde dich bei mir, falls irgendetwas sein sollte. Und ich melde mich im Gegenzug auch bei dir, falls etwas ist.« »Das klingt gut~.« Platan zwinkerte ihm zu. »Überarbeite du dich auch nicht.« Immerhin wusste er, womit Flordelis schon insgeheim beschäftigt war. Plan Y erforderte sicher immer wieder seine Aufmerksamkeit. Nebenbei auch noch seine andere Arbeit. Er musste ziemlich beschäftigt sein. Umso mehr freute es Platan, dass er sich trotzdem Zeit für ihn nahm. »Ich schreibe dir zwischendurch, damit du weißt, dass mich die Trennwand nicht umgehauen hat.« »Achte auch auf normale Wände«, bat Flordelis ihn schmunzelnd. »Man weiß nie, wann sie beschließen, jemanden anzugreifen.« Tatsächlich warf Platan kurz einen misstrauischen Blick zu den Wänden seines Büros und lachte schließlich, so gelöst wie schon lange nicht mehr. »Pass auf, ich glaube das noch. Du weißt doch, wie ich bin«, erinnerte Platan ihn. »Und du würdest staunen, wenn du wüsstest, was alles möglich ist.« Ob Flordelis es ihm jemals glauben könnte, dass er mit seinen Erinnerungen durch die Zeit gesprungen war, um ihn zu retten? Er konnte das nicht so recht einschätzen. »Irgendwann erzählst du mir hoffentlich, was alles so möglich ist«, sagte Flordelis mit einem eigenartig zufriedenen Lächeln, das Platan so von ihm noch nicht kannte. »Natürlich, ich gebe dir mein Wort.« Egal, wie schwer es Platan fallen mochte, er wollte Flordelis wirklich die Wahrheit sagen, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen war. Schon weil er es hasste, Geheimnisse vor ihm zu haben. Lächelnd lehnte er sich näher zu dem Hologramm. »Ich lege übrigens ganz bestimmt nicht auf, da kannst du ewig warten. Die Arbeit kann kann zumindest bei mir auch mal liegenbleiben. Von mir aus können wir den ganzen Tag reden. Das ist meine Spezialität, wie du weißt~. Und ich habe jede Menge Redebedarf im Moment. Noch mehr als sonst. Ah, da fällt mir ein-« Plötzlich stieß Mähikel ihn an. Anschließend hüpfte sie einige Schritte zurück zum Schreibtisch seiner Assistenten, wo sie sich Richtung Trennwand drehte und laut irgendetwas oder jemanden anmähte. Platan neigte ein wenig den Kopf. »Sina? Dexio?« Bevor er eine Antwort von seinen möglicherweise bereits zurückgekehrten Assistenten bekommen könnte, meldete Flordelis sich wieder: »Platan, ich muss Schluss machen, auf mich wartet noch Arbeit.« »Ja, auf mich wohl auch«, entgegnete Platan und nickte Flordelis zu. »Wir sehen uns.« Wenn nicht persönlich, dann wenigstens dank des Holo-Logs. Schon das war mehr als erfüllend, wenn er bedachte, wie bei ihm die letzten Monate ausgesehen hatten. Er hörte, wie Dexio sich bereits halbherzig bei Mähikel beschwerte, weil sie die beiden verraten hatte, worauf sein Pokémon nur unschuldig blinzelte. Dann hüpfte Mähikel mähend auf der Stelle. »Ich melde mich wieder«, versprach Flordelis, dann beendete er den Anruf. Als sich das Hologramm von Flordelis auflöste, fühlte Platan sich schlagartig leer. Er wusste, dass Flordelis nicht einfach komplett verschwunden war, doch es betrübt ihn trotzdem. Umso wichtiger war es, die Zeit, in der er Flordelis nicht sehen konnte, an einem Plan zu arbeiten, wie er seinen Freund vor einem erneuten Untergang zu bewahren könnte. Platan atmete kurz tief durch und wagte sich zu Mähikel, wo er tatsächlich Sina und Dexio hinter der Trennwand entdeckte. »Sieh an. Jetzt muss ich mich also schon von meinen eigenen Assistenten belauschen lassen, hm? Wieso seid ihr überhaupt so schnell zurück?« Wortlos hielt Dexio ihm eine Tasse Kaffee entgegen und sofort fing Platan an zu strahlen. »Oh, wie aufmerksam von euch~. Vielen Dank!« Er nahm das Mitbringsel freudig an und trank direkt einen kleinen Schluck. »Ah, ja, wie ich sagte, Kaffee kann man jederzeit genießen~.« Sina hielt sich an ihrem eigenen Kaffee fest, während sie Platan mit glitzernden Augen betrachtete. »Professor~«, flötete sie gut gelaunt. »Dann sind die Gerüchte also wahr? Sie und Flordelis sind ein Paar?« Platan verschluckte sich an dem Kaffee und musste kurz husten. Dabei nickte Dexio so seltsam grinsend, was das Ganze nicht besser machte. Als er sich wieder gefangen hatte, räusperte Platan sich verlegen. »Offenbar erfreut euch dieser Gedanke sehr, weshalb ich es fast bedauerlich finde, euch enttäuschen zu müssen. Flordelis und ich sind wirklich kein Paar«, antwortete er gefasst und lächelte nachsichtig. »Wenn es so wäre, hätte ich euch schon lange vor der Presse davon erzählt.« Immerhin war es ihm wichtig, seinen Assistenten nahe zu stehen. In einer freundschaftlichen Atmosphäre arbeitete es sich nämlich viel besser, davon war er fest überzeugt. Er würde sich selbst unwohl dabei fühlen, die beiden nur als Angestellte zu betrachten. Das könnte er gar nicht. Sie waren sehr viel mehr als das. Von seiner Antwort wirkte Sina enttäuscht. »Oh, wirklich nicht? Das ist ja schade.« Sie musterte ihn kurz, seltsam nachdenklich, dann fügte sie noch etwas hinzu: »Also ... falls Sie irgendjemanden brauchen, der sich Ihre Sorgen anhört, sind wir auf jeden Fall für Sie da.« Platan dachte tatsächlich darüber nach, ob er mit Sina und Dexio über seine Zeitreise sprechen sollte. Den beiden könnte er vertrauen, sie würden ihm bestimmt helfen. Aber er glaubte, es wäre vorerst besser, wenn so wenig wie möglich davon wüssten. Außerdem wollte er sie auch nicht damit belasten. Es tat ihm immer noch leid, dass er in seiner Zeit die beiden alleine losgeschickt hatte, um Kalos zu retten, während er selbst tatenlos im Labor herumsaß. Diesmal wollte er derjenige sein, der die Arbeit übernahm, damit die zwei sich entspannen könnten. »Danke, das werde ich mir merken«, sagte Platan sanft. Da ihn das Problem mit den Reportern noch plagte, wurde er schnell ernst. »Sina, wie lange halten sich solche Gerüchte eigentlich? Wann kann ich davon ausgehen, dass mich niemand unterwegs verfolgen oder beobachten wird?« [LEFT]»Also das kommt darauf an«, sagte sie nachdenklich. »Wenn keine neuen Informationen dazukommen, meistens nur so eine Woche. Oder weniger, wenn ein interessanteres Gerücht daherkommt.«[/LEFT] Platan war kein Freund davon, Gerüchte in die Welt zu setzen, also musste er wohl abwarten. Vielleicht hatte er Glück und das Interesse flaute rechtzeitig wieder ab. Seufzend legte er die Zeitschrift, die er immer noch festgehalten hatte, auf dem Schreibtisch von Sina und Dexio ab. »Bitte sagt am besten nichts, falls ihr von Reportern angesprochen werden solltet. Es wäre mir wirklich wichtig, dass die Leute diese Sache schnell wieder vergessen.« Er trat ans Fenster, um nochmal einen prüfenden Blick nach draußen zu werfen, wobei er einen weiteren Schluck Kaffee trank. Natürlich waren die Leute von der Presse – die sich nicht viel Mühe gaben, zu verbergen, wer sie waren – nach wie vor dort draußen und lauerten auf ihre Chance für ein Gespräch mit ihm. »... Hm?« Plötzlich stutzte Platan. Zwei junge Mädchen standen zwischen den anderen Leuten, eines mit dunkelblauen und eines mit kastanienfarbenen Haaren ... und starrten mit ziemlich finsteren Blicken zu ihm hinauf. Sie kamen ihm nicht bekannt vor, deshalb war er irritiert. »Kennt einer von euch diese beiden Mädchen da draußen?«, fragte Platan seine Assistenten. Sina und Dexio traten ans Fenster und sahen ebenfalls hinaus. »Nein, sie kommen mir nicht bekannt vor«, antwortete Sina. »Warum sind sie wohl so sauer? Haben Sie den beiden irgendetwas getan, Professor?« Dexio schüttelte auch mit dem Kopf, also handelte es sich auch nicht um Bekannte von ihm. Merkwürdig. »Ich sehe sie zum ersten Mal«, erwiderte Platan nachdenklich. Hoffte er jedenfalls. Zeitreisen waren nicht sein Spezialgebiet. Vielleicht waren hier einige Dinge anders, als er in Erinnerung hatte. Könnte das möglich sein? Er hätte zu gerne jemanden gefragt, der sich mit so etwas auskannte. Zu schade, dass Ascor ihm nicht verraten hatte, wo er zu finden wäre. Wie sollte er von selbst darauf kommen, wo er sich aufhielt? »Könnte einer von euch runtergehen und mit ihnen reden?«, bat er. »Möglicherweise brauchen sie einfach nur Hilfe.« »Ich mache das«, sagte Sina. »Ich komme auch gleich wieder.« Dann stellte sie schon ihren Kaffee auf dem Tisch ab und strebte zum Aufzug. Platan sah ihr hinterher. »Danke dir, Sina.« Als sie mit dem Aufzug kurz darauf nach unten fuhr, blickte Platan wieder aus dem Fenster. Was für ein Problem diese Mädchen wohl haben mochten? Waren sie vielleicht unsicher? Oder wirklich so wütend, wie sie aussahen? Aber weswegen? Plötzlich stieß Dexio ihn vorsichtig mit dem Ellbogen an, weshalb er seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. »Okay, Professor, jetzt sind wir unter uns«, begann er bedeutungsvoll. »Mir können Sie ruhig die Wahrheit sagen. Sie müssen das nicht mit sich alleine ausmachen.« Überrascht weiteten sich Platans Augen. Dexio konnte unmöglich etwas von dem Zeitsprung wissen. Oder? »So von Mann zu Mann ...« Sein Assistent deutete zu der Zeitschrift. »Sie sind mit Flordelis zusammen, oder?« »... Dexio.« »Ja?« »Wie weit bist du schon mit Sina?«, stellte er trocken eine Gegenfrage. Nervös hob Dexio entschuldigend die Hand und setzte sich rasch mit seinem eigenen Kaffee an den Schreibtisch, während Platan schmunzelte. Flordelis hatte ganz sicher kein romantisches Interesse an ihm, deshalb war er schon froh, dass sein Freund sich nicht an diesem Gerücht störte, welches nun überall in Illumina City erblühte. Mit etwas Glück vergaßen die Leute diese Geschichte bald. Dann wäre es leichter für ihn, nach Azett zu suchen. Solange stürzte Platan sich einfach in die Arbeit und würde einige alte Dokumente sowie Bücher durchgehen. Vielleicht ließ sich irgendwo ein Hinweis finden, wo Yveltal zu finden war. Oder Azett, auch wenn er das nicht glaubte. Hoffen wollte er es aber. Ihn früher zu finden wäre nämlich ziemlich hilfreich. Daher nickte er entschlossen und ging zu seinem eigenen Schreibtisch zurück, um diesen Aufgaben sofort nachzugehen.   Kapitel 4: Da ist gar nichts ---------------------------- [LEFT]Kaum beendete Flordelis den Holo-Log-Anruf mit Platan, fühlte er sich irgendwie … leer. Platans Stimme schien sein gesamtes Büro erfüllt zu haben, aber nun war es fast bedrückend still. Und ohne das blaue Hologramm von Platan fühlte er sich seltsam einsam, obwohl Pyroleo nicht weit entfernt in seinem Bett lag und ihn von dort aufmerksam beobachtete.[/LEFT] [LEFT]Wieder fragte er sich, wie schon am Tag zuvor, was mit Platan geschehen war. Er war davon abgekommen, dass jemand ihm etwas angetan oder er einen Albtraum durchlebt hatte. Es musste etwas Schlimmeres sein, aber natürlich wollte Platan es ihm nicht verraten. Noch nicht. Wie lange müsste er warten, bis er es erfahren könnte? Wie viel Geduld müsste er aufbringen?[/LEFT] [LEFT]Das Klopfen an seiner Tür erinnerte ihn wieder daran, warum er das Holo-Log-Telefonat beendet hatte. Er hob den Blick, bemühte sich, möglichst neutral dreinzuschauen und rief den Störenfried herein – nur um lautlos zu seufzen, als die Person eintrat.[/LEFT] [LEFT]Pachira schloss die Tür hinter sich, ehe sie sich Flordelis wieder zuwandte und sich dann überraschend lässig auf den Stuhl vor seinem Tisch setzte. Sie schlug die Beine übereinander und bedachte ihn mit diesem Schmunzeln, dem er zu misstrauen gelernt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Was kann ich für dich tun?«, fragte er finster.[/LEFT] [LEFT]Sie ließ sich davon nicht abschrecken. »Ich wollte dich um ein Interview bitten. Ganz Kalos ist wild darauf, zu erfahren, was das mit dir und dem Pokémon-Professor ist.«[/LEFT] [LEFT]Ich wüsste das auch gern.[/LEFT] [LEFT]»Da ist gar nichts«, erwiderte er unwirsch.[/LEFT] [LEFT]Pachira wirkte von der Heftigkeit seines Widerspruchs amüsiert. »Die Fotos und die Zeugen sagen da etwas ganz anderes.«[/LEFT] [LEFT]Das musste sie ihm nicht erst erzählen. Er hatte einen dieser Artikel gelesen, genau genommen hatte er die Zeitschrift, in der erschienen war, sogar in der Schublade seines Schreibtischs. Dort war sie am besten aufgehoben, wie er fand, so dass er sie nicht immer sehen musste, aber gleichzeitig nah genug, dass er jederzeit einen Blick darauf werfen könnte. Warum auch immer er das Bedürfnis verspürte, sich die Bilder von sich und Platan wieder anzusehen, auf denen eigentlich ohnehin nichts zu sehen war.[/LEFT] [LEFT]»Sie irren sich«, wehrte er knapp ab. »Aber eigentlich sollte ich dir das gar nicht sagen müssen. Ich habe die PR-Abteilung schon angewiesen, was sie auf derartige Anfragen antworten soll. Wende dich an diese, wenn du irgendein Statement für die Nachrichten haben willst.«[/LEFT] [LEFT]Pachira sah ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an, ihre Augen funkelten belustigt. »Und wenn ich dich einfach als Pachira frage? Würdest du einer Freundin auch nichts erzählen?«[/LEFT] [LEFT]»Eine Freundin würde hoffentlich aufhören, mich zu fragen, wenn ich mehrmals darauf bestehe, dass es nichts zu erzählen gibt.«[/LEFT] [LEFT]Darauf rutschte Pachira mit dem Stuhl näher an den Schreibtisch, damit sie ihre Ellenbögen darauf stützen, dann die Hände ineinander einhaken und ihr Kinn auf diese betten konnte. Derart aufgerichtet sah sie ihn wieder direkt und sanft lächelnd an.[/LEFT] [LEFT]Flordelis kannte auch diesen Blick von ihr und er behagte ihm nicht, denn meistens endete es damit, dass sie ihm noch mehr unangenehme Fragen stellte. Wie damals, als sie darauf bestanden hatte, auch ein Pyroleo – aber nur ein weibliches – in ihr Team für die Top Vier aufzunehmen und deswegen ein Ei seines Pyroleo haben wollte. Natürlich war es nicht dazu gekommen, Flordelis war standhaft geblieben, hatte ihr erklärt, dass weder er noch Pyroleo Zeit dafür hätten, und hatte sie nur an die entsprechende Route verwiesen, damit sie sich selbst eines fangen könnte, was sie dann offenbar auch getan hatte.[/LEFT] [LEFT]Aber diese eine Ablehnung führte nicht dazu, dass sie daraus lernte, stattdessen genoss sie es inzwischen, sich immer mehr davon abzuholen. In solchen Momenten bereute er es, sie als Nachrichtensprecherin für den Holo-Log eingestellt zu haben, denn das bedeutete, sie konnte ihn auch während der Arbeitszeit stören. Und welchen Eindruck würde es machen, sie regelmäßig aus seinem Büro zu werfen? Gute Angestellte öffentlich so zu behandeln, führte zu Demotivation bei anderen Angestellten, die nichts über die Hintergründe wussten, und das galt es zu vermeiden.[/LEFT] [LEFT]»Du willst mir also erzählen«, begann sie bedächtig, »dass du dich erst von dem Professor in der Öffentlichkeit umarmen lässt, dir dann eine seiner Geschichten anhörst und anschließend noch mit ihm romantisch spazieren gehst, aber da absolut nichts ist? Nicht einmal ein bisschen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe mich nicht von ihm umarmen lassen«, erwiderte Flordelis finster. »Ich habe ihm direkt gesagt, dass er es lassen soll.«[/LEFT] [LEFT]»Aber den Rest streitest du nicht ab?«[/LEFT] [LEFT]»Es war kein romantischer Spaziergang«, fügte er noch hinzu.[/LEFT] [LEFT]Obwohl die Umgebung wirklich romantisch gewesen war. Aber das war eben Platans Vorliebe, es hatte nichts zu bedeuten. Das Leider, das dabei in seinen Gedanken auftauchte, irritierte ihn selbst.[/LEFT] [LEFT]Doch Pachira schmunzelte darauf nur, sie glaubte es offensichtlich nicht. Glücklicherweise stellte sie aber keine weiteren Fragen dazu, dafür schwenkte sie auf ein etwas anderes Thema: »Aber was war denn mit dem Professor? Normalerweise ist er doch nicht derart anhänglich in der Öffentlichkeit.«[/LEFT] [LEFT]Es klang danach, als ginge sie davon aus, dass er in einem privateren Umfeld anhänglicher war, aber das konnte Flordelis nicht bestätigen. Andererseits hatten er und Platan sich schon ewig nicht mehr außerhalb der Öffentlichkeit getroffen, dafür war Flordelis zu beschäftigt gewesen. Dabei fragte er sich immer noch, ob Platan diese Umarmung in einer anderen Umgebung wiederholen würde, wenn-[/LEFT] [LEFT]Nein, konzentrier dich![/LEFT] [LEFT]»Ich weiß es nicht«, antwortete er Pachira. »Er wollte es mir nicht sagen.«[/LEFT] [LEFT]Das machte ihm immer noch Sorgen. Wenn es jemanden wie Platan derart zerrüttet hatte – obwohl er bei dem Gespräch vorhin schon eher wieder er selbst gewesen war –, musste es etwas Schlimmes gewesen sein. Und Flordelis hätte gern mehr darüber gewusst, um Platan zu helfen. So blieb ihm nur, abzuwarten, bis Platan sich freiwillig öffnen würde.[/LEFT] [LEFT]Pachira runzelte die Stirn. »Es ist nichts Außergewöhnliches geschehen in der letzten Zeit in Illumina City, was das erklären könnte. Davon hätte ich erfahren.«[/LEFT] [LEFT]Jeder hätte bestimmt davon erfahren.[/LEFT] [LEFT]»Es muss etwas mit mir zu tun haben«, bemerkte Flordelis nachdenklich, deswegen hatte Platan sich so glücklich über seine Anwesenheit gezeigt. »Aber ich habe auch nichts getan, was Anlass dafür geben könnte. Wir haben uns vorgestern gesehen, da war er noch normal.«[/LEFT] [LEFT]Was es für ihn noch schwerer machte, zu ergründen, was vorgefallen sein mochte. Vielleicht würde er mehr erfahren, wenn er mit Platans Assistenten reden könnte, aber-[/LEFT] [LEFT]»Denkst du, er hat herausgefunden, dass du der Anführer von Team Flare bist?«[/LEFT] [LEFT]Pachiras Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Aber er schüttelte sofort entschieden mit dem Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Dann hätte er die Gelegenheit eher genutzt, meine Beweggründe zu erfragen – und meine Pläne.«[/LEFT] [LEFT]Außerdem war Team Flare noch nicht wirklich in Aktion getreten. Hauptsächlich suchten sie gerade nach Yveltal und dem Schlüssel für die ultimative Waffe, Kalos wusste noch nicht, welche Gefahr (oder Chance) das Team darstellte. Also warum sollte Platan davon derart mitgenommen sein, selbst wenn er davon wüsste?[/LEFT] [LEFT]»Was sind denn deine Pläne?«, fragte Pachira ernst.[/LEFT] [LEFT]Flordelis sah sie mit gerunzelter Stirn an. Der plötzliche Umschwung ihrer Stimmung verunsicherte ihn, aber das durfte er ihr nicht zeigen. »Du kennst meine Pläne.«[/LEFT] [LEFT]»Nicht wirklich.« Sie lehnte sich wieder zurück und legte die Arme auf ihrem Schoß ab. »Du hast gesagt, du willst die Welt mit Team Flare zu einem besseren Ort machen, deswegen habe ich mich dir angeschlossen. Aber all deine bisherigen Anweisungen klingen sehr … ominös. Was ist etwa Projekt Y? Und warum gibst du dafür so viele Forschungsgelder aus?«[/LEFT] [LEFT]Dieselben Fragen wie die seiner Geschäftspartner. Mit einem wesentlich ernsteren Blick vorgebracht. Aber dennoch konnte er ihr nur dieselbe Antwort geben: »Es hat alles seine Richtigkeit. Projekt Y wird die Menschheit voranbringen. Es erfordert nur ein wenig Geduld.«[/LEFT] [LEFT]»Willst du mir sagen, du vertraust mir nicht?«, fragte sie mit leicht geneigtem Kopf. »Das ist irgendwie … traurig. Ich bin doch Teil des Vorstands. Und eine Freundin. Gerade mich solltest du also in deinen Plan einweihen.«[/LEFT] [LEFT]Gerade weil sie eine Freundin war, wusste Flordelis, dass sie sich diesem Plan verschließen würde, sobald sie davon erfuhr. Pachira war noch voller Zuversicht, dass die Menschheit sich ändern könnte. Aber Flordelis war davon nicht überzeugt, dafür hatte er zu viel gesehen. Durch vergangene Gespräche mit ihr wusste er aber schon, dass sie seine Sicht nicht teilte. Noch nicht.[/LEFT] [LEFT]»Ich weihe dich ein, sobald die Zeit gekommen ist.«[/LEFT] [LEFT]»Wann wird das sein?«[/LEFT] [LEFT]Sobald Yveltal gefunden war. Wenn sein Ziel so nah war, dass er nur noch die Hand ausstrecken müsste, um es zu erreichen und vielleicht sogar sie begriff, dass sein Weg der beste war. Aber das konnte er ihr nicht sagen.[/LEFT] [LEFT]»Zu gegebener Zeit.«[/LEFT] [LEFT]Sie seufzte frustriert. »Du dürftest wissen, wie unfair sich das anfühlt, da der Professor dir auch nicht erzählen will, was ihn so verändert hat.«[/LEFT] [LEFT]»Das ist etwas anderes.«[/LEFT] [LEFT]Platans Verschwiegenheit traf ihn persönlich und schmerzhafter als er zuzugeben bereit war. Seit sie sich kannten, hatte es nie ein Thema gegeben, über das Platan nicht mit ihm zu reden bereit gewesen war, nichts, worüber er nicht die ein oder andere Geschichte zu erzählen wusste. Aber plötzlich war da etwas, das er verheimlichte, obwohl es einen derart großen Einfluss auf ihn ausübte. Und das störte ihn.[/LEFT] [LEFT]Für Pachira war das offenbar die falsche Antwort gewesen, denn plötzlich beugte sie sich wieder schmunzelnd vor. »Oh? Willst du mir vielleicht jetzt sagen, was das zwischen dir und dem Professor ist?«[/LEFT] [LEFT]Genervt wedelte er mit einer Hand, als wolle er sie verscheuchen. »Lass das endlich. Es gibt nichts zu erzählen.«[/LEFT] [LEFT]Obwohl ihn der Gedanke tatsächlich auch irgendwie betrübt stimmte, was ihn selbst irritierte. Auch ohne dass Platan etwas tat, war er also verwirrt von ihm. Wie gelang ihm das nur?[/LEFT] [LEFT]Immerhin war Pachira nun aber offenbar von Projekt Y abgekommen, denn ihre nächste Frage beinhaltete auch Platan: »Wirst du ihn irgendwann zu Team Flare einladen?«[/LEFT] [LEFT]Für Flordelis war das nie eine Frage gewesen. Er wollte Platan in seiner neuen Welt der Schönheit auf jeden Fall bei sich haben. Gerade ein Mann wie er würde in dieser neuen Umgebung erblühen und für alle anderen ein leuchtendes Beispiel sein. Da der Weg dahin für Platan aber fragwürdig sein dürfte, würde es etwas Überzeugungsarbeit erfordern.[/LEFT] [LEFT]»Das werde ich. Sobald die Zeit gekommen ist.«[/LEFT] [LEFT]Was wieder darauf hinauslief, dass sie erst einmal Yveltal finden müssten. Sobald das geschehen war, könnte sich bestimmt nicht einmal Platan diesem Plan verschließen. Schon gar nicht nach dieser Sache, die ihn so sehr zerrüttet hatte. Flordelis würde sie zu seinem Vorteil zu nutzen wissen.[/LEFT] [LEFT]Pachira sah ihn nachdenklich an. »Wirst du es ihm irgendwann sagen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe doch gerade-«[/LEFT] [LEFT]»Nein, ich will wissen, ob du ihm je sagen wirst, was du für ihn empfindest.«[/LEFT] [LEFT]Was gäbe es da denn zu erzählen? Flordelis war sich ja selbst nicht sicher. Aber das war ohnehin kein Thema, das er mit Pachira besprechen wollte.[/LEFT] [LEFT]Ungeduldig tippte er mit den Fingern auf seinem Tisch. »Ich denke, wir haben lange genug geredet, findest du nicht? Ich habe noch zu tun. Wenn du also nichts Wichtiges mehr zu besprechen hast, wäre ich dir verbunden, wenn wir dieses Treffen beenden könnten.«[/LEFT] [LEFT]Seufzend stand Pachira auf. »Du weißt, ich will nur dein Bestes, mein Lieber.«[/LEFT] [LEFT]Mein Lieber. Aus ihrem Mund klang es nicht so angenehm wie aus dem von Platan. Vielleicht sollte er Platan darum bitten, ihn öfter so zu nennen. Aber wie würde das denn aussehen?[/LEFT] [LEFT]»Wenn du mein Bestes willst, dann mach deine Arbeit, mehr verlange ich gar nicht.«[/LEFT] [LEFT]»Wie du willst«, sagte sie schmunzelnd. »Dann werde ich in den Holo-Log-Nachrichten erzählen, dass der Professor und du ein Paar seid.«[/LEFT] [LEFT]»Pachira!«[/LEFT] [LEFT]Lachend winkte sie ab und ging zur Tür. »Keine Sorge, ich werde natürlich nicht über einen von euch reden. Aber denk über meine Frage nach.«[/LEFT] [LEFT]Nach einem letzten kurzen Winken verließ sie sein Büro wieder und ließ ihn mit Pyroleo allein.[/LEFT] [LEFT]Flordelis seufzte leise, rein aus Erleichterung heraus. Womit hatte er es verdient, gleich zwei Freunde zu haben, die ihn dermaßen durcheinanderbrachten, wenn auch auf unterschiedliche Arten?[/LEFT] [LEFT]Pyroleo hob den Kopf und sah ihn an, fast als wollte er ihn nun auch fragen, wann er Platan irgendetwas erzählen wollte. Wahrscheinlich interpretierte er zu viel in diesen Blick hinein, aber dennoch schnaubte Flordelis. »Fang du nicht auch noch damit an.«[/LEFT] [LEFT]Darauf legte Pyroleo, fast schuldbewusst, den Kopf wieder ab und schloss die Augen.[/LEFT] [LEFT]Zufrieden darüber wandte Flordelis sich seinem Computer zu, um sich endlich seinen Aufgaben zu widmen und hoffentlich erst einmal zu vergessen, was Pachira ihn gefragt hatte – oder was mit Platan los sein mochte. Auch wenn besonders letzteres wirklich schwer für ihn sein dürfte, da er ihm gerade seit der Umarmung immer im Kopf umherspukte. Als wäre es davor nicht schon schlimm genug gewesen.[/LEFT] [LEFT]Erst einmal verwarf er den Gedanken aber wieder, hoffend, dass diese Verwirrung bald vorbei wäre, und konzentrierte sich für heute auf seine Arbeit. Ohne eine weitere Unterbrechung von Pachira oder Platan.[/LEFT] Kapitel 5: Ich wollte dich überraschen -------------------------------------- [LEFT]Seit der berüchtigten Umarmung von Platan war inzwischen eine Woche vergangen. Um weiteren Gerüchten vorzubeugen, hatten sie sich seitdem nicht mehr getroffen und lediglich telefoniert oder Nachrichten miteinander ausgetauscht. Aber selbst das genügte schon, dass Flordelis am Ende jeder Interaktion verwirrt zurückblieb. Spätestens wenn Projekt Y zur Vollendung kam und es Zeit wurde, Platan seinen Plan zu eröffnen, würde er ihn fragen, ob er das absichtlich machte oder nicht. Wie er reagieren würde, wenn Platan zugab, dass er es absichtlich machte – am besten noch mit einem Zwinkern –, wusste er aber selbst noch nicht.[/LEFT] [LEFT]An diesem Abend saß Flordelis wie so üblich allein in seinem Haus und trank ein Glas Wein, während er über die Geschichte verschiedener legendärer Pokémon las. Das Buch war inzwischen ziemlich abgegriffen, aber das wunderte ihn nicht, hatte er es doch von einem Antiquar in Einall erstanden - die Geschichten und die Zeichnungen im Buch machten das aber wieder wett.[/LEFT] [LEFT]Heute konnte er sich aber nicht so recht konzentrieren, denn noch immer geisterte ihm Platans letzte Nachricht durch den Kopf. Darin hatte Platan ihn gefragt, wo er gerade war, und nachdem Flordelis ihm gesagt hatte, dass er zu Hause war, war von ihm keine vernünftige weitere Nachricht mehr gekommen. Eigentlich sollte Flordelis sich schon denken, was das bedeutete, aber da die Reporter sie immer noch belagerten und ausharrten, war es eine dumme Idee, ihnen jetzt weiteres Feuer zu geben. Also kam Platan bestimmt nicht vorbei. Oder?[/LEFT] [LEFT]Und warum würde er sich tatsächlich darüber freuen, wenn Platan vorbeikäme?[/LEFT] [LEFT]Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken ein wenig abzuschütteln. Er sollte aufhören, immer an ihn zu denken, besonders im Moment, wenn er allein war. Das machte diese Leere in seinem Inneren nur noch schlimmer.[/LEFT] [LEFT]Als es plötzlich an der Tür klingelte, schwankte er zwischen Hoffnung und Genervtheit. Wer würde ihn so spät am Abend noch stören? Bestimmt niemand von Team Flare, sie würden ihn per Holo-Log kontaktieren, genau wie seine sonstigen Angestellten. Vielleicht war es ein Reporter. Oder Platan.[/LEFT] [LEFT]Lediglich die Hoffnung, dass es sich wirklich um letzteren handelte, sorgte dafür, dass Flordelis das Buch auf den Tisch legte und das Glas daneben stellte. Dann stand er auf und ging zur Tür, mit seinem üblichen genervten Gesicht, um jeden Reporter direkt zu verscheuchen.[/LEFT] [LEFT]Aber vielleicht war es Platan …[/LEFT] [LEFT]Er atmete noch einmal tief durch, dann öffnete er die Tür.[/LEFT] [LEFT]Vor der Tür stand jemand in einem braunen Trenchcoat, den Kopf gesenkt. Langsam hob er die Hand und rückte den Filzhut zurecht, den er trug.[/LEFT] [LEFT]Flordelis starrte diese Person an. War sie von der Internationalen Polizei? Waren die Informationen über Projekt Y nach draußen gesickert? Waren sie nun gekommen, um ihn zu verhaften?[/LEFT] [LEFT]Erst nach einigen Sekunden hob die Person den Kopf und tippte professionell gegen die schwarze Sonnenbrille.[/LEFT] [LEFT]»Einen wundervollen guten Abend, wünsche ich~«, sagte die Person mit melodischer Stimme – und da erkannte Flordelis, dass es sich nur um Platan handelte.[/LEFT] [LEFT]Nur? Nein, er war sogar richtig erleichtert. Nicht etwa weil er sich nicht mit der Internationalen Polizei auseinandersetzen wollte – er könnte jeden Ermittler von seiner Unschuld überzeugen, da war er sich sicher –, sondern weil es ... Platan war. Besonders in diesem Moment wurde ihm so richtig bewusst, wie sehr er es vermisst hatte, ihn zu sehen.[/LEFT] [LEFT]Er räusperte sich rasch und sprach in einer möglichst tiefen, ernsten Stimme weiter. »Verzeihen Sie bitte die späte Störung. Ein besonders komplizierter Fall treibt mich hierher. Wenn Sie mir nur ein wenig von Ihrer kostbaren Zeit schenken und sich anhören könnten, was ich zu sagen habe, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Ich bin da einer großen Sache auf der Spur und bin sicher, damit auch Ihr Interesse wecken zu können.«[/LEFT] »Oh, ist das so?«, fragte er, um auf das Spiel einzugehen. »Es ist nicht einfach, mein Interesse zu wecken. Aber ich bin gewillt, Ihnen zuzuhören.« Damit trat er auch schon einen Schritt beiseite und bedeutete Platan hereinzukommen. »Ich danke Ihnen vielmals«, sagte Platan betont höflich und ging an ihm vorbei ins Haus hinein. Mit einer lockeren Handbewegung nahm er die Sonnenbrille ab und klemmte sie an seiner Brusttasche fest, während er so tat, als würde er alles genau in Augenschein nehmen. Schließlich sah er Flordelis aufmerksam an. »Also gut, kommen wir gleich zur Sache. Wo haben Sie die Leiche versteckt?« Platan schien gerade wirklich in diesem Schauspiel aufzugehen. Bestimmt hätte er auch einen guten Schauspieler abgegeben, wenn er nicht Professor geworden wäre. ... Aber irgendwie behagte Flordelis der Gedanke nicht, dass dann die ganze Welt an Platans Charme teilhaben könnte. Am liebsten hätte er ihn einfach für sich behalten und … Nein, darüber sollte er nicht nachdenken. Das passte auch nicht zu ihm. Gerade wenn so viele Leute von Platans Wesen profitieren dürften, hatte er kein Recht, es anderen vorzuenthalten. ... Nicht, dass er Platan überhaupt kontrollieren konnte. Nachdenklich legte er eine Hand an sein Kinn. »Oh? Warum sollte ich Ihnen das sagen? Was können Sie mir anbieten?« »Hmmm~.« Platan nahm den Filzhut ab, während er darüber nachdenklich wirkte. Seine Frisur saß nicht mehr so perfekt wie sonst, aber das schien ihn gerade nicht sonderlich zu stören, was Flordelis irgendwie … entzückend fand. Er musste der Versuchung widerstehen, die Hand zu heben und hindurchzustreichen. Aber gleichzeitig erinnerte ihn das auch daran, dass etwas mit Platan nicht stimmte. Nur was? Mit einem charmanten Lächeln lehnte er sich näher zu Flordelis. »Warum werden Sie nicht mein Partner und lüften mit mir die Geheimnisse dieser Welt? Ich versichere Ihnen, die Erfahrungen, die wir auf dieser Reise sammeln werden, sind mehr wert als jeder Schatz.« Schon allein bei dieser Vorstellung schlug Flordelis' Herz unwillkürlich schneller. Für einen kurzen Moment gab er sich dem Gedanken hin, einfach mit ihm durchzubrennen, irgendwohin, wo niemand sie kannte. Aber noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, lachte Platan herzlich und zwinkerte Flordelis zu. »Was sagst du zu meiner Verkleidung? Brillant, oder? Niemand dürfte mich erkannt haben~.« Sein Herz beruhigte sich augenblicklich wieder und ließ nur den fernen Hauch von Sehnsucht zurück. »Nun, nicht einmal ich habe dich im ersten Moment erkannt«, gab Flordelis zu. »Gratuliere.« Platan nickte sich stolz selbst zu. »Mein Plan ist also aufgegangen~.« Summend hängte er den Filzhut an die Garderobe und zog auch den Trenchcoat aus. Ausnahmsweise war er ohne seinen Kittel zu sehen. Als er den Trenchcoat ebenfalls ordentlich aufgehängt hatte, wandte er sich wieder Flordelis zu. »Entschuldige, dass ich dich so überfalle. Ich wollte dich überraschen.« Er lächelte erschöpft. »Ehrlich gesagt hatte ich eine recht erfolglose Woche, was die Arbeit betrifft, und benötige dringend etwas Ablenkung.« Und dafür kam er extra zu Flordelis? Er freute sich natürlich darüber, aber es war doch ... ungewöhnlich. Ob das mit dem zusammenhing, was er ihm nicht sagen konnte? Flordelis bedeutete Platan, ihm zu folgen und führte ihn ins Wohnzimmer, wo er bis gerade eben selbst noch gesessen hatte. Pyroleo, der in seinem Bett lag, hob den Kopf und brummte Platan zur Begrüßung zu, ehe er sich wieder hinlegte. Kramshef musterte den Neuankömmling schon etwas misstrauischer, aber auf eine freundliche Begrüßung von Platan hin, plusterte er nur sein Gefieder auf und schloss wieder die Augen. »Setzt dich«, bat Flordelis. »Möchtest du etwas trinken? Ich kann dir Kaffee kochen. Oder du trinkst noch ein Glas Wein mit mir.« Die Flasche war ohnehin schon offen, er müsste nur ein weiteres Glas aus dem Schrank holen. Vielleicht sollte er ihn auch eher fragen, ob er etwas essen wollte. »Ich nehme beides, bitte~«, beschloss Platan und nahm auf einem Sessel Platz und schlug die Beine übereinander, ehe er ihm zuzwinkerte. »Je länger ich mit trinken beschäftigt bin, desto mehr Zeit kann ich bei dir verbringen.« Wie viel Zeit genau wollte er denn mit ihm verbringen? Statt weiter darüber nachzudenken, versprach Flordelis ihm, sofort zurück zu sein. »Fühl dich wie zu Hause.« Das würde er auf keinen Fall zu jedem sagen, sein Haus war sein Rückzugsort, an den sich eher so wenig Leute wie möglich verlaufen sollten. Aber Platan war eben nicht jeder. Dann ging er aber schon in Richtung Küche, damit er sich um den Kaffee kümmern und schneller wieder bei Platan sein könnte. Platan, der für etwas Ablenkung gekommen war. Was mochte er darunter verstehen? Um sich nicht zu sehr in seinen eigenen Gedanken zu verlieren, setzte Flordelis den Kaffee auf und machte sich dann auf die Suche nach dem besonderen Kaffeeservice, das er normalerweise nicht benutzte – aber wenn Platan schon einmal vorbeikam, konnte er ihm nicht einfach irgendwelche Tassen vorsetzen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Garados und Wie-Shu aus dem Garten einen interessierten Blick durch das Fenster warfen. Sie waren es nicht gewohnt, dass er um diese Zeit noch hektisch durch die Küche lief und in Schränke sah. Da draußen hatten sie natürlich nichts von Platans Ankunft mitbekommen – und das war auch besser so. Schließlich fand er das gesuchte Service ( mit kunstvollen Details und Mustern, die Blumen ergaben, absolut passend für Platan) und schenkte den Kaffee ein, dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück, mit der Befürchtung, dass er zu lange gebraucht hätte. Doch natürlich hatte Platan sich in das Buch vertieft, das er liegengelassen hatte. Flordelis musste unwillkürlich lächeln, aber er nahm sich keine Zeit, diesen Anblick zu genießen – und sich noch mehr zu verwirren –, sondern stellte die Tasse einfach vor Platan ab. »Dein Kaffee«, sagte er dabei. »So wie du ihn magst.« Dann strebte er schon wieder zum Gläserschrank hinüber, um ein Weinglas herauszuholen. Damit wieder am Tisch, schenkte er Platan ebenfalls etwas von dem Wein ein, ehe er sich auf den Sessel neben dem von Platan setzte. Er nickte zu dem Buch hinüber. »So selten wie das Buch ist, gehe ich davon aus, dass du es bislang nicht kanntest«, vermutete er. »Tatsächlich nicht!«, bestätigte Platan aufgeregt und löste den Blick vom Buch, um Flordelis mit glitzernden Augen anzusehen. »Das gab es nicht mal in der Bibliothek von Fleetburg in Sinnoh. Und du weißt ja, ich habe so gut wie jedes Buch dort verschlungen. Gute alte Zeiten~.« Das Buch war auch entsprechend selten und teuer gewesen, kein Wunder, dass es in keiner Bibliothek gewesen war. Deswegen konnte er es Platan auch nicht ausleihen, aber er hätte ihm anbieten können, öfter vorbeizukommen, um es zu Ende zu lesen. Dann wäre er auch öfter hier ... aber was sollte Platan dann von ihm denken? »Oh, aber wo bleiben meine Manieren? Vielen Dank für den Kaffee und den Wein.« Lächelnd hob Platan einen Zeigefinger. »Lass mich nur schnell noch den einen Absatz hier zu Ende lesen, ja? Gib mir eine Minute, dann bin ich ganz für dich da.« Flordelis vollführte eine einladende Handbewegung. »Tu dir keinen Zwang an.« Während Platan las, könnte er ihn weiter betrachten. So vertieft wie er dann immer war, bemerkte er das bestimmt nicht. Platan nickte dankend und versank er nochmal in das Buch. Seine Augen leuchteten, während er diese neue Geschichte in sich aufnahm wie einen Schatz. Wie konnte Platan nur selbst beim Lesen so faszinierend sein, dass Flordelis kaum den Blick abwenden konnte? Als Platan das Buch schloss, musste Flordelis sich sogar gewaltsam fortreißen und konzentrierte sich lieber auf seinen Wein, von dem er einen großen Schluck nahm. Platan nahm derweil einen Schluck von seinem Kaffee und seufzte selig. »Du hast dir wirklich hervorragend gemerkt, wie ich meinen Kaffee am liebsten mag.« Er lächelte Flordelis herzlich an. »Dafür schenke ich jetzt dir alleine meine ungeteilte Aufmerksamkeit~.« »Es ist nicht sonderlich schwer, sich zu merken, wie du deinen Kaffee trinkst«, sagte Flordelis. Immerhin verzichtete er auf den meisten neumodischen Schnickschnack, der in vielen Cafés inzwischen angeboten wurde. Platan war sehr ... klassisch in dieser Hinsicht. »Ich nehme an, in diesem Buch sind noch viele Geschichten, von denen du nie gehört hast«, vermutete Flordelis. »Ungewöhnlich, oder? Aber viele von ihnen haben sich wohl nie durchgesetzt.« Wie die des unbekannten Legendären Pokémons, das sich vor Tausenden von Jahren (noch lange vor der Geschichte mit der ultimativen Waffe) in einem Kleinkrieg mit Yveltal und Xerneas befunden hatte – nur um schlussendlich von Arceus bestraft zu werden. Vordergründig eine tragische Geschichte, aber für ihn war es hauptsächlich eine Bestätigung: Wenn sogar Arceus Recht über todbringende Pokémon sprechen konnte, wäre ihm das genauso möglich. Er wollte immerhin auch nur die Welt retten, genau wie Arceus. Fast hätte er wieder gelacht. Selbst für ihn hörte sich das vermessen an. »Das ist bedauerlich. Ich habe nur die erste gelesen und die war schon sehr faszinierend.« Für einen kurzen Moment sah es aus, als wollte Platan irgendetwas sagen, entschied sich dann aber dagegen. Dabei war Flordelis an dieser Stelle wirklich interessiert gewesen – und gleichzeitig konnte er sich denken, dass er fragen wollte, ob er öfter vorbeikommen könnte. Aber Flordelis bot es ihm weiterhin nicht an. »Du hast ein Händchen für gute Bücher«, lobte Platan ihn stattdessen und sah Flordelis aufrichtig interessiert an. »Wie geht es dir eigentlich? Wie läuft deine Arbeit?« Flordelis lehnte sich zurück und schwenkte den Wein ein wenig, während er in das Glas hinabsah. Es war Rotwein, eine Farbe so verheißungsvoll wie die Uniformen von Team Flare – und das Glühen von Yveltals Federkleid. Yveltal, dem sie immer näherkamen. »Die Arbeit läuft gut«, antwortete er schließlich. »Im Labor sind wir gerade dabei, eine verbesserte Version des Holo-Logs vorzubereiten, mit der einige Funktionen verbessert werden. Eine Anrufer-Erkennung etwa wäre doch praktisch, findest du nicht?« Von Projekt Y konnte er ihm nichts erzählen, obwohl ihm die Ergebnisse darin weitaus zufriedener stimmten. »Oh ja, das wäre es in der Tat.« Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee und schmunzelte. »Vorgestern habe ich einen Holo-Log Anruf angenommen, in der Hoffnung, du wärst derjenige, der sich meldet, aber es war Diantha. Sie wollte etwas mit mir unternehmen, was ich ablehnen musste. Ich habe zu viel zu tun.« Diantha ... Flordelis hatte versucht, sie so subtil wie möglich von seinem Plan zu überzeugen, indem er an ihren Stolz und ihre Eitelkeit als Schauspielerin appellierte. Aber es hatte nicht funktionierte. Hoffentlich war das kein böses Omen für sein Gespräch mit Platan darüber. »Du hast also zu viel zu tun?«, hakte Flordelis nach. »Und sitzt jetzt einfach bei mir herum?« Er schmunzelte Platan zu, damit dieser bemerkte, dass er es nicht böse meinte, aber es erschien ihm doch ein wenig seltsam. Vor allem da Platan letzte Woche noch gemeint hatte, dass er seine Arbeit auch einfach aufschieben könnte, um mit ihm zu telefonieren. Platan stellte die Tasse wieder vorsichtig ab und nahm stattdessen das Weinglas zur Hand. »Ich habe etwas zu tun. Etwas sehr Wichtiges«, betonte er sanft. Er hielt das Glas ein wenig nach oben. »Ich muss mit dir Wein trinken und es genießen, mit dir hier herumzusitzen. In Zukunft wird das öfter passieren, also gewöhne dich schon mal daran~.« Was wollte Platan nur von ihm? Sie waren schon lange Freunde, aber derart anhänglich hatte er sich noch nie gezeigt. Wenn er nicht noch so gern Geschichten erzählen würde und Dinge wusste, die sie in der Vergangenheit gemeinsam erlebt hatten, wäre er davon ausgegangen, dass es sich hierbei nicht um Platan handelte. Aber alles war wie immer und Flordelis fühlte sich immer noch wohl bei ihm ... trotz aller Verwirrung. Ahnte er vielleicht etwas? War er irgendwie dahinter gekommen, was Flordelis vorhatte und versuchte ihn mit seiner reinen Präsenz davon zu überzeugen, es zu lassen? Nun, solange das beinhaltete, dass er Platan öfter zu Gesicht bekäme … Flordelis vollführte eine einladende Handbewegung. »Wie ich sagte: Fühl dich wie zu Hause. Du bist mir immer willkommen.« »Fein, fein~«, sagte Platan glücklich. »Genau das wollte ich hören. Oh, übrigens, diese beiden Mädchen sind auch heute wieder nicht aufgetaucht.« Flordelis erinnerte sich an Platans Erzählung und an das, womit er die Blicke der beiden verglichen hatte: So wie ein ziemlich schlecht gelauntes Unlicht-Pokémon. »Ich frage mich immer noch, wer die beiden wohl sein mögen. Wenn sie einfach zu mir gekommen wären, hätte ich ihnen sicher helfen können, was auch immer ihr Problem war. Hoffentlich geht es ihnen gut.« [LEFT]»Wenn sie so finster das Labor angestarrt haben, hatten sie bestimmt kein Problem, bei dem du ihnen hättest helfen können«, vermutete Flordelis.[/LEFT] [LEFT]Sicher konnte er sich aber auch nicht sein.[/LEFT] [LEFT]»Du lehnst doch jedes Jahr Kinder ab, oder? Vielleicht gehörten die beiden einfach zu diesen abgelehnten Bewerbern und waren deswegen wütend. Bestimmt haben sie sich wieder beruhigt, nachdem sie eine Weile dein Labor angestarrt haben. Kinder sind launisch.«[/LEFT] [LEFT]Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sie vielleicht doch eher ... Finsteres im Schilde führten? Sie waren immerhin Kinder, da dürfte das nicht der Fall sein.[/LEFT] Platan legte eine Hand an sein Kinn und nickte für sich. »Es könnten tatsächlich Kinder sein, die ich abgelehnt habe. Wirklich schade, dass ich nicht immer genug Pokémon zur Verfügung habe, die ich jungen Trainern anvertrauen kann. Solche Enttäuschungen würde ich den Kindern gerne ersparen. Nun, vielleicht bewerben sie sich nächstes Jahr nochmal um ein Pokémon. Ich bin sicher, dann werden sie mehr Glück haben.« Vielleicht sollten die beiden auch einfach lernen, mit Enttäuschungen umzugehen. Aber das warf er nicht ein, schon allein, weil es heuchlerisch wäre: Weil er mit der Enttäuschung über die Bosheit in dieser Welt nicht zurechtkam, wollte er diese nachhaltig verändern. Also konnte er schlecht von Kindern verlangen, dass sie sich nicht davon beeinflussen ließen. »Das wird sich bestimmt für jeden noch in Wohlgefallen auflösen.« Davon war er jedenfalls überzeugt. »Aber die ausgesuchten Kinder dieses Jahr dürften doch bald beim Turm der Erkenntnis ankommen, oder? Denkst du, einem von ihnen wird eine Mega-Entwicklung gelingen? Dann könntest du neue Daten bekommen, die dich vielleicht voranbringen.« »Oh, einem der Kinder auf jeden Fall«, antwortete Platan direkt aufgeregt. »Sie ist sehr talentiert und hat ein gutes Gespür. Die Bindung zu ihren Pokémon setzt Mega-Entwicklungen frei, die etwas stabiler und mächtiger sind als gewöhnlich. So etwas erlebt man leider eher selten. Bei vielen Trainern hält die Mega-Entwicklung von ihren Pokémon nicht sonderlich lange an und-« Mitten in seinem Redefluss hielt Platan kurz inne. Plötzlich wirkte er panisch, fast als verfluche er sich selbst für seine lose Zunge. Flordelis runzelte seine Stirn. »Und ich spüre einfach, dass dieses Mädchen das Potenzial dazu haben muss, kraftvolle Mega-Entwicklungen einzusetzen«, fuhr Platan, etwas nervös, fort. »Das wird meine Forschung wahrlich voranbringen. Also drück mir die Daumen, dass mich mein Gefühl nicht täuscht.« Flordelis wäre mit der Erklärung zufrieden gewesen, dass er sich irrte und die Kinder schon beim Turm gewesen waren – aber Platans plötzliche Korrektur fachte Flordelis' Misstrauen weiter an. Ihm fielen auch einige andere Dinge, die Platan zu ihm gesagt hatte, wieder ein, so wie sein aktuelles Verhalten und wenn er dann noch seine plötzliche Anhänglichkeit bedachte … In ihm formte sich ein Verdacht, dem er sich gleichzeitig aber auch verstellen wollte, denn wenn das zutraf, bedeutete das, er hätte versagt und den ultimativen Preis bezahlt. Und das wollte er sich nicht vorstellen. Außerdem war das unmöglich. Wie sollte Platan das alles wissen? »Platan ...« Er müsste ihn nur fragen, endlich darauf bestehen, dass er ihm die Wahrheit sagte, die er nun ohnehin schon ahnte und dann müsste er nur noch in Erfahrung bringen, was Platan sich nun versprach. Sein Freund schien noch blasser geworden zu sein als sonst, furchtsam sah er ihn an, als könnte ein falsches Wort von Flordelis seine gesamte Welt zum Einsturz bringen. Er müsste nur die richtige Frage stellen. »Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen«, sagte Flordelis lächelnd. »Wenn du so ein gutes Gefühl hast, muss es ja funktionieren.« Er konnte ihn einfach nicht fragen. Solange er es nicht wusste, konnte er den Gedanken verdrängen und die Zeit mit Platan einfach genießen. Genau das, was er eigentlich wollte. Nach einem kurzen Moment der Überraschung entspannte Platan sich. »Lassen wir uns überraschen«, meinte er ruhig und nahm einen großen Schluck Wein. Danach dachte er kurz nach. »Da du ja offenbar dabei warst zu lesen, bevor ich dich unterbrochen habe, wie wäre es, wenn ich dir einfach wieder eine Geschichte erzähle? Lehn dich zurück und lass dich von mir berieseln.« Gut, Platan machte auch einfach normal weiter. Im Moment war das genau auch das, was Flordelis wollte, einfach nur weiter Zeit mit ihm zu verbringen, genau wie früher. Ohne an Projekt Y zu denken oder alles andere, was mit seinen Plänen zu tun hatte, die möglicherweise zum Scheitern verurteilt waren. »Bitte«, sagte er deswegen. »Erzähl mir eine Geschichte. Irgendetwas Schönes.« Wenn er schon nicht an eine Welt der Schönheit glauben dürfte, wollte er zumindest im Moment etwas hören, das schön war und das mit Platans Stimme. Der schönsten und verwirrendsten Stimme, die es auf dieser Welt gab. Und die in diesen Momenten nur für ihn erklang. »Sehr gerne. Ich glaube, mir fällt da auch schon eine ein, die dir gefallen könnte.« Vorerst stellte Platan das Glas Wein wieder ab, damit er ungestört gestikulieren konnte, wie Flordelis wusste. Sein Blick konzentrierte sich auf Flordelis, als er anfing mit gefühlvoller Stimme zu sprechen. Von einem Schwarm aus Dratinis und Dragonirs, die gemeinsam durch das Meer zu verschiedenen Inseln reisten und den dort lebenden Pokémon bei ihren Problemen halfen. Durch die Dankbarkeit, die sie dafür erhielten, wandelte sich ihr Aussehen nach und nach in eine schillernde Form. Es gab keinerlei bösen Überraschungen oder spannende Wendungen, der Inhalt blieb friedlich und sorgte für ein Gefühl der Leichtigkeit, weil einfach alles gut war. Platans Leidenschaft war sogar schon etwas zu lebhaft, doch es war seine Art solche Geschichten zu erzählen. Zum Schluss vereinten sich sämtliche Inseln zu einem Kontinent, dank der Dratinis und Dragonirs, die ihre Schillerkraft der Dankbarkeit dafür nutzten und sie schließlich der Natur zurückgaben. Platans Stimme wurde beim Höhepunkt besonders intensiv und belebend, sie klang fast wie Musik in Flordelis' Ohren. Und zumindest für den Moment konnte er glauben, dass alles gut werden würde, selbst wenn er die ultimative Waffe nie einsetzte. Solange Platan bei ihm war – nur bei ihm – war alles gut. Und deswegen hoffte er, Platan nähme sich wirklich noch viel mehr Zeit für ihn. Kapitel 6: Es fehlt nur noch der Schlüssel ------------------------------------------ [LEFT]Cromlexia, wo stumm die Steine Bände sprechen, im Nordwesten von Kalos, war normalerweise ein friedlicher Ort. Touristen bewunderten hier nicht nur die ungewöhnlichen Gesteinsformationen, sondern auch die Ruinen um die Stadt herum, Kinder auf Pokémon-Reise machten meist nur einen kurzen Zwischenstopp, um mehr über die Geschichte der Region zu erfahren oder sich ausgiebig auf eine Erkundung der Spiegelhöhle vorzubereiten.[/LEFT] [LEFT]Doch als Flordelis an diesem Tag dort aus dem Hubschrauber stieg, war weder etwas von Touristen noch von Pokémon-Trainern zu sehen. Stattdessen huschten aufgeregte Mitglieder von Team Flare, leicht an ihren roten Anzügen zu erkennen, durch die Stadt und riefen sich Befehle oder Informationen zu.[/LEFT] [LEFT]Ein Mitglied des Vorstands, das im Gegenzug zu den anderen einen weißen Anzug trug, begrüßte Flordelis und führte ihn direkt in die Geheimbasis unter der Stadt. Flordelis hatte sie rund um die Ultimative Waffe bauen lassen, um diese eines Tages wieder in Betrieb nehmen zu können. Bis heute hatten nur zwei Faktoren dafür gefehlt: eine Quelle für die notwendige Endlosenergie und der Schlüssel, mit dem sich die Waffe aktivieren ließ.[/LEFT] [LEFT]Und nun war einer der Punkte nach langer Suche endlich abgehakt.[/LEFT] [LEFT]Der dunkle Kokon vor ihm strahlte so viel Hass und Zerstörung aus, dass Flordelis es nicht einmal wagte, daran zu denken, ihn zu berühren. Glücklicherweise war das auch gar nicht möglich. Mitglieder des Forschungstrupps waren damit beschäftigt, Kabel an dem Gerät anzubringen, in das der Kokon eingelassen worden war und erlaubten es ihm damit nicht einmal, ihm zu nahe zu kommen.[/LEFT] [LEFT]Aber das war auch nicht notwendig. Schon der Anblick erfüllte ihn mit so viel Euphorie, dass seine Brust förmlich überzuquellen schien. Er war so nah an seinem Ziel, die Welt der Schönheit zu erreichen, dass nicht einmal der Fakt, dass noch der Schlüssel fehlte, seine Stimmung trüben konnte. Wenn es ihnen gelungen war, den tief in den Bergen verborgenen Yveltal zu finden, war auch der Schlüssel nur eine Frage der Zeit. In diesem Punkt vertraute er seinem Team.[/LEFT] [LEFT]Damit könnte er sein Vorhaben vorantreiben, Platan in den Plan einzuweihen und ihn einzuladen, Teil von Team Flare zu werden. Bei diesem Gedanken musste er aber auch wieder an seinen Verdacht denken. Falls es stimmte – und die Betonung lag ganz klar auf dem Falls –, könnte Platan eine ungeheuer wertvolle Informationsquelle sein, um den Plan diesmal zur Vollendung zu bringen. Oder er war hier, weil der Plan funktioniert hatte, und ihn nun davon abhalten wollte. In diesem Fall müsste er immer das Gegenteil von dem tun, was Platan ihm riet.[/LEFT] [LEFT]... Als wäre der Mann nicht so schon verwirrend genug. Aber das sollte ihn nicht davon abhalten, Platan einzuladen und zu hoffen, dass er verstand, was Flordelis' Vision anging. Denn eine Welt der Schönheit ohne Platan wäre … seltsam leer.[/LEFT] [LEFT]Erst einmal griff er aber nach seinem Holo-Log, während er sich wieder von dem Kokon entfernte, um Platan anzurufen und ihn für heute Abend bei sich einzuladen. Es gab keinen Grund mehr, noch länger zu warten – und außerdem war es ein paar Tage her, seit er Platan zuletzt gesehen hatte. Allein deswegen wäre es schön, ihn wiedersehen zu können. Deswegen konnte er kaum bis heute Abend warten – oder darauf, dass er den Anruf endlich annahm.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ◓ ◓ ◓ [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Platan machte sich an diesem Tag mit gemischten Gefühlen auf dem Weg zu Flordelis. Er kannte die Strecke glücklicherweise gut genug, um ein wenig in seine Gedanken abdriften zu können.[/LEFT] [LEFT]Natürlich freute er sich darauf Flordelis zu sehen, so wie immer. Es hatte ein warmes Gefühl in seiner Brust freigesetzt, von ihm eingeladen worden zu sein. Normalerweise war sonst stets Platan derjenige, der sich seinem Freund aufdrängte, besonders seit dem Zeitsprung. Diesmal hatte Flordelis die Initiative ergriffen, was ungewöhnlich für ihn war.[/LEFT] [LEFT]Gerade deswegen konnte Platan sich aber schon denken, was er von ihm wollte, was seine Stimmung dezent trübte. Wäre es naiv, darauf zu hoffen, dass sich in dieser Zeit bereits etwas verändert und Flordelis vielleicht aus einem Grund so gut gelaunt gewirkt hatte, der nicht mit Projekt Y verwurzelt war? Das wäre schön, doch Platan sollte nicht darauf bauen, sondern sich besser überlegen, wie er diesmal am besten reagierte, sobald Flordelis ihn in seinen Plan einweihte.[/LEFT] [LEFT]Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm aber nicht, denn diesmal schien er noch schneller als sonst am Ziel anzukommen und stand daher bald schon vor der Haustür von Flordelis. Als wollte das Schicksal, dass er es einfach auf sich zukommen ließ. Oder er redete sich das nur ein, weil er wusste, dass es ohnehin nicht viele Optionen gab.[/LEFT] [LEFT]Ohne lange zu zögern betätigte Platan die Klingel und rückte seinen Filzhut zurecht, da er sich auch an diesem Abend wieder verkleidet hatte. Irgendwie freute er sich gerade einfach nur darauf, einen gut gelaunten Flordelis zu sehen. Immerhin kam das nicht allzu oft vor.[/LEFT] Es dauerte nicht lange, bis Flordelis die Tür öffnete und ihn anschmunzelte. »Komm rein«, bat er rasch. »Ich habe dir großartige Dinge zu erzählen.« Flordelis war so aufgeregt, für seine Verhältnisse. Das bewegte Platan sehr. Erst recht weil er noch genau den enttäuschten und zutiefst verzweifelten Flordelis vor Augen hatte. Darum wollte er diese schöne Stimmung wirklich nicht zerstören. »Großartige Dinge, hm?«, wiederholte Platan schmunzelnd, während er eintrat. »Die müssen ja wirklich großartig sein. Du strahlst wie ein Lanturn.« Jedenfalls in Platans Augen, dabei hatte er sogar noch die Sonnenbrille auf, die er jedoch sofort abnahm, genau wie den Filzhut. »Für mich sind sie großartig«, sagte Flordelis und schloss die Tür hinter Platan. Platan bedankte sich lächelnd, als Flordelis ihm den Mantel abnahm und ihn an die Garderobe hängte. Natürlich wollte sein Freund schnell über den Plan reden. Oder über etwas anderes. Diese klitzekleine Chance bestand durchaus. Platans Herz schlug ein wenig schneller, wie der zarte Flügelschlag eines Vibravas – es dürfte aber schnell eher mit einem Libelldra vergleichbar sein, sobald seine Nervosität größer wurde. »Fein, fein~. Ich bin gespannt.« Platan schritt bereits Richtung Wohnzimmer. »Ah, ich weiß! Du hast beschlossen wirklich mein Partner zu werden und mit mir zu reisen, damit wir die Rätsel dieser Welt entschlüsseln! Richtig?« Flordelis folgte ihm und schmunzelte wieder. »Nein, da muss ich dich enttäuschen.« Im Wohnzimmer deutete er zu den Sesseln. »Setz dich. Auf dem Tisch wartet auch schon eine Kanne mit Kaffee. Und ein Weinglas, falls dir danach auch noch sein sollte.« »Da hat sich aber jemand Mühe gegeben«, bemerkte Platan, während er auf einem Sessel Platz nahm. Er schlug die Beine übereinander und sah Flordelis bewusst mit einem charmanten Lächeln an. »Was hast du denn vor? Willst du die Gerüchte wahr machen?« Es sollte nur ein alberner Scherz sein, aber er bemerkte, wie er verlegen wurde. Er sollte auf solche Spielereien verzichten, sonst bemerkte Flordelis sofort, dass er nervös war. Darum winkte er rasch ab und lachte leise. »Entschuldige, ich war noch nie gut in so etwas.« Wirkte Flordelis darauf irgendwie enttäuscht? Platan war sich nicht sicher, schon allein, weil Flordelis sich selbst setzte und dann wieder etwas aufgeregt wirkte. »Platan«, sagte er feierlich, »es wird Zeit, dass ich dir erzähle, womit ich in der letzten Zeit so beschäftigt war.« Es gelang Platan aufrichtig zu lächeln, weil er es genoss, Flordelis so lebhaft zu sehen. Innerlich wurden die Flügelschläge seines Herzens aber bereits lauter, weil die Nervosität zunahm. »Hast du etwa an einem geheimen Forschungsprojekt gearbeitet oder so? Wenn du mit etwas beschäftigt warst, muss es jedenfalls vielversprechend sein.« Platan sah ihn aufmerksam an. »Meine Neugier hast du erfolgreich geweckt. Nur raus damit, ich bin ganz Ohrdoch~.« Sein Blick löste sich nur nochmal kurz von Flordelis, weil er seinen Kaffee nahm, um ihn nebenbei trinken zu können. Vielleicht beruhigte ihn das ein wenig. »Du kennst meine königliche Abstammung«, begann Flordelis, »und die Verantwortung, die ich übernommen habe, an jenem Tag, an dem ich beschlossen habe, die Welt zu verbessern.« Platan kannte die Geschichte, aber er hörte ihm dennoch zu, als Flordelis ihm wieder erzählte, was er alles getan hatte und wie er vorgegangen war, in einem Versuch, eine Welt zu erschaffen, die für alle wunderschön und lebenswert war. Der Enthusiasmus und seine Ambitionen waren in jedem einzelnen Wort spürbar. Deswegen schmerzte Platan das Ende umso mehr. »Aber es ist gescheitert«, stellte Flordelis dumpf fest. »Mir wurde klar, dass man die Welt nicht retten kann, schon gar nicht allein, solange all das Böse auf ihr existiert.« Er blickte Platan ernst an. »Es gibt nicht genug Menschen wie dich, Platan. Dafür gibt es viele, die betrügen, die sich bekriegen und die nicht davor zurückschrecken werden, andere zu töten, um sich an Ressourcen zu bereichern, vor allem, sobald wir an einen Punkt ankommen werden, an dem wir nicht mehr genug für alle haben. Und dieser Zeitpunkt rückt mit jedem Tag näher.« Es waren genau die gleichen Worte, die Flordelis schon mal an ihn gerichtet hatte. Also war noch nichts anders, es verlief alles genauso wie letztes Mal. »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Platan ruhig. »Die Vorstellung ist beängstigend, zumal es für dieses Problem keine einfache Lösung gibt.« Normalerweise hätte er an dieser Stelle angemerkt, dass man dennoch Vertrauen in die Menschheit haben sollte und ihr harmonisches Zusammenleben mit den Pokémon bewies, wie anpassungsfähig sie waren, auch wenn es einiges an Zeit benötigen würde. Aber er verzichtete darauf, denn es würde nichts an der Verzweiflung von Flordelis ändern. Schließlich konnte Platan durchaus verstehen, wie er sich fühlte. Flordelis hatte bereits viel für die Menschen getan, ohne ersichtlichen Erfolg. Platan fand immer noch, dass sein Freund sich einfach zu viel vorgenommen hatte, denn die gesamte Welt im Alleingang zu verbessern war wirklich nicht einfach. Im Grunde unmöglich. Und doch genügte oft schon eine gute Seele, um viel zu bewegen. Ohne die Bemühungen von Flordelis gäbe es mit Sicherheit mehr Böses in Kalos, als es aktuell der Fall war. Enthusiastisch fuhr Flordelis fort: »Aber es gibt eine einfache Lösung! Wir müssen nur das tun, was der König von vor 3000 Jahren getan hat und die Ultimative Waffe einsetzen. Damit können wir alles Böse auslöschen und jeden Verteilungskampf unterbinden, denn dann werden wir genug Ressourcen für alle haben.« Er hob die Hände. »Was ich dir jetzt sage, mag verrückt klingen, unglaublich gar, aber ich habe das Gefühl, dass du mir das glauben wirst.« Platan versteifte sich für einen Moment. Hatte Flordelis ihn etwa durchschaut? Nein, bestimmt nicht, immerhin war schon der Gedanke an einen Zeitsprung zu abwegig, sein Freund würde nicht einmal einen solchen Verdacht verfolgen. Flordelis fuhr ungeachtet dessen fort: »Ich weiß, wo die Ultimative Waffe ist – und wir haben das legendäre Pokémon Yveltal gefunden und es bereits mit der Waffe verbunden.« Genau wie letztes Mal. »Es fehlt nur noch der Schlüssel, dann können wir eine neue, eine bessere Welt erschaffen. Eine Welt der Schönheit.« Der Gedanke daran schien Flordelis für einen kurzen Moment zu überwältigen. Er atmete tief durch, dann sah er Platan ernst an. »Und ich möchte dich heute darum bitten, ein Teil dieser Welt zu werden.« Platan erwiderte den Blick schweigend. Er hätte unzählige Worte gefunden, um Flordelis zu erklären, warum er diesen Plan auf keinen Fall durchführen dürfte, sei es aus moralischer Sicht oder einfach nur dem Schaden, den er mit der Ultimativen Waffe anrichten würde. Für Platan war dieses Vorhaben nach wie vor unvorstellbar schrecklich und falsch. Leider wusste er bereits, dass seine Worte nicht dazu fähig waren etwas zu ändern. Nicht in diesem Fall. Nachdenklich senkte er den Blick und starrte in seinen Kaffee. Flordelis verstand sicher, dass er sich das alles erst mal durch den Kopf gehen lassen müsste, egal ob er etwas von dem Zeitsprung ahnte oder nicht. Seltsamerweise war Platan ruhiger, als er gedacht hätte, obwohl er die Nervosität nicht einfach abschütteln konnte. Ein wenig hatte er befürchtet in Panik zu geraten, weil er an diesem Punkt das Vertrauen von Flordelis mit einem Wuchtschlag verlieren könnte. Und das wollte er nicht. Darum hatte sein Herz sich scheinbar schon längst entscheiden, was diese seltsame Ruhe erklären würde – sein Verstand war dagegen, doch das musste er nun ignorieren. »Du hast also Yveltal und die Ultimative Waffe gefunden«, wiederholte Platan schließlich. »Oder sollte ich ihr sagen? Du hast ja von wir gesprochen. Das ist echt unglaublich ... aber du hast recht, ich glaube dir.« Nachdem er selbst einmal tief durchgeatmet hatte, sah er Flordelis wieder an und lächelte schwach. »Ich will ehrlich mit dir sein. Was du da vorhast gefällt mir nicht. Und ich sollte dir jetzt eigentlich eine Menge Fragen stellen. Was aus den Pokémon wird, zum Beispiel.« Die Antwort kannte er schon und wusste, wie sehr es Flordelis schmerzte, sie ebenfalls auszulöschen. »Aber du hast dir das sicher gut überlegt, oder? Sonst hättest du mir davon bestimmt nicht erzählt«, sprach Platan weiter, bevor Flordelis etwas darauf sagen konnte. »Ich weiß, dass du ein guter Mensch bist. Wenn du damit zurechtkommst, dass ich mich mit diesem Plan vermutlich niemals wirklich anfreunden können werde, stelle ich mich trotzdem auf deine Seite. Ich will ein Teil deiner neuen Welt werden.«   ◓ ◓ ◓   Ich will ein Teil deiner neuen Welt werden. Mit dieser Antwort hatte Flordelis nicht gerechnet. Nicht vollständig jedenfalls. Dass Platan kein großer Freund des Plans werden würde, hatte er sich auf jeden Fall gedacht, obwohl da immer irgendwie die Hoffnung gewesen war, dass Platan vielleicht innerlich genauso verzweifelt war wie er. Jedenfalls war es ein kleiner Funke gewesen, an den er sich geklammert hatte. Aber er versuchte nicht, ihm den Plan sofort wieder auszureden oder sogar damit zu drohen, ihn an die Internationale Polizei zu verraten. Als er die Pokémon erwähnte, wurde Flordelis' Herz schwer. Dass er sie für diesen Plan opfern musste, obwohl er sie so sehr liebte, war der einzige Wermutstropfen, der Stachel in seinem Herz, den er dafür ertragen musste. Aber die Menschen würden es verstehen. Irgendwann. Ich will ein Teil deiner neuen Welt werden. Diese Worte Platans sorgten sofort dafür, dass seine Brust sich wieder freier fühlte. Natürlich müsste er das nun eigentlich hinterfragen, angesichts des Wissens, das er über Platan gesammelt hatte, aber er konnte es einfach nicht, er freute sich viel zu sehr. Platan war auf seiner Seite und würde ein Teil der neuen Welt werden! Alles war großartig Flordelis lächelte gelöst. »Danke, Platan. Du ahnst nicht, wie viel mir das bedeutet.« »Wenn du das so sagst, muss ich wohl keine Zweifel haben«, entgegnete Platan sanft. Danach nahm er erst mal einen Schluck Kaffee. »Also ... wer ist nun wir? Wen hast du denn alles für deine neue Welt eingeplant?« Vielleicht war das hier auch nur Teil eines Plans, mehr Informationen von ihm zu bekommen – aber Flordelis war gerade derart erleichtert, dass er nicht länger darüber nachdachte. Er wollte ihm so viel wie möglich erzählen, schon allein aus der Freude heraus, dass er endlich offen zu ihm sein konnte. Also berichtete er Platan von Team Flare, das er gegründet hatte, davon, wie groß sie inzwischen geworden waren und dass sogar Pachira von den Top Vier zu ihren Mitgliedern zählte (wobei er ihm verschwieg, dass Pachira noch nichts von der Wahrheit hinter Projekt Y wusste). Sie alle strebten nach einer besseren Welt, voller Schönheit, in der auch ihre jetzigen Methoden nicht mehr notwendig sein würden. Möglicherweise wusste Platan das alles auch schon, aber selbst wenn, so ließ er sich das nicht anmerken. Er war wirklich erstaunlich. »Wenn du zu uns gehörst«, endete er schließlich, »wirst du auch ein wichtiger Teil von Team Flare werden.« Während er erzählte, stellte Platan seine leere Tasse wieder auf den Tisch. Dann legte er eine Hand an sein Kinn und nickte für sich. »Deswegen sieht man in letzter Zeit also immer wieder Leute in schicken roten Uniformen überall.« Die roten Uniformen waren eigentlich nicht Flordelis' Idee gewesen, denn er fand sie zu verräterisch. Aber dem Einwand, dass es helfen würde, ein Einheitsgefühl zu erzeugen, konnte er nichts entgegensetzen. Immerhin wusste er nun also, dass sie wirklich schon aufgefallen waren. Glücklicherweise aber noch nicht in Verbindung mit Team Flare oder dem Gedanken dahinter. Plötzlich musste Platan ein wenig schmunzeln. »Wird mir dann so etwas wie eine Aufgabe zugeteilt? Ihr werdet wohl kaum meine Forschungsergebnisse zum Thema Mega-Entwicklungen benötigen. Den Großteil davon haben wir ohnehin zusammen erarbeitet.« Über eine Aufgabe für Platan hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Ihm war es einfach wichtig gewesen, ihn an seiner Seite zu haben, weil ein Mensch wie Platan in eine Welt der Schönheit gehörte. Aber das konnte er ihm nicht sagen, deswegen wich er auf etwas anderes aus: »Die von dir ausgesuchten Kinder sind gerade unterwegs, dabei erfahren sie viele Informationen oder sehen außergewöhnliche Dinge. Es reicht, wenn du uns mitteilst, wenn sie etwas Besonderes erfahren.« Dann zögerte er kurz. Informationen zu Mega-Entwicklungen würden sie wirklich keine brauchen, nicht einmal, wenn es neue gäbe. »Wir suchen noch nach dem Schlüssel für die Ultimative Waffe«, sagte er schließlich. »Falls sie diesen also finden oder Informationen dazu aufschnappen, wäre es gut, wenn du sie an mich weiterleiten könntest.« Platan sah ihn ein wenig verunsichert an. Hing das wieder mit seinem Verdacht zusammen? Wusste Platan möglicherweise schon, wo der Schlüssel war? »Wenn ich etwas höre, lasse ich es dich wissen«, versicherte Platan ihm. Sollte Flordelis ihn direkt fragen? Platan war ein schlechter Lügner. Oder sollte er ihn erst einmal in Ruhe lassen, nachdem er diese positive Antwort gegeben hatte? Vielleicht entschied Platan sich dann immerhin um – und das wollte er auf keinen Fall. »... Ich glaube, ich brauche jetzt tatsächlich etwas Wein.« Selbst bei Platan konnte er verstehen, dass er nun etwas zu trinken brauchte. Deswegen schenkte er ihm etwas Wein ein und reichte ihm dann das Glas. »Wollen wir auf eine gute Zusammenarbeit anstoßen?«, fragte Flordelis lächelnd. Während er geredet hatte, war er gar nicht dazu gekommen, etwas zu trinken, deswegen fühlte sein Mund sich auch ein wenig trocken an. Dankend nahm Platan den Wein entgegen und nickte ihm lächelnd zu. »Das sollten wir unbedingt tun.« Lächelnd hob er sein Glas und sah Flordelis zufrieden an. »Auf gute Zusammenarbeit, mein Lieber. Nun kannst du mir wirklich nicht mehr einfach so weglaufen~.« Als hätte Flordelis das überhaupt geplant. Nichts lag ihm ferner, wollte er Platan doch sogar bei diesem Plan an seiner Seite haben, trotz all der verwirrenden Gefühle und der Möglichkeit, dass sein Freund hier nur vorbereitete, ihn zu hintergehen. [LEFT]Flordelis nahm sein eigenes Glas. Wahrscheinlich war der Wein darin inzwischen ein wenig schal geworden, aber das kümmerte ihn gerade nicht, er war zu euphorisch dafür.[/LEFT] [LEFT]Mit einem halben Lächeln stieß er sein Glas sacht gegen das von Platan. »Ich habe weiterhin nicht vor, dir wegzulaufen. Wir hängen da jetzt zusammen mit drin.«[/LEFT] [LEFT]Und seltsamerweise war das ein überaus angenehmes Gefühl, genau wie es bei dem Gedanken aufkam, mit ihm zusammen durch die Welt zu reisen und ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Gemeinsam mit Platan könnte er alles schaffen – aber selbst mit ihm zusammen unterzugehen war kein schrecklicher Gedanke.[/LEFT] [LEFT]Mit Platan ... war einfach alles besser, auch der schale Wein aus seinem Glas.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Kapitel 7: Es gibt keine andere Lösung -------------------------------------- [LEFT]Nachdem Platan Team Flare beigetreten war verlief der restliche Abend sehr gemütlich. Er trank etwas Wein mit Flordelis und unterhielt sich vollkommen gelöst mit ihm über allerlei Themen, die jedoch nichts mehr mit Projekt Y zu tun hatten. Die gemeinsame Zeit mit seinem Freund war derart wohltuend und schön, dass Platan sich am nächsten Morgen fragte, ob das wirklich passiert war. Nach einem knappen Dialog mit Flordelis via Textnachricht konnte Platan sich aber sicher sein: Dieser Abend war real gewesen.[/LEFT] [LEFT]Da es für das Gemeinschaftsgefühl wohl zuträglich war, wurde auch Platan darum gebeten etwas zu tragen, was farblich zu Team Flare passte. So kam es also dazu, dass er an diesem Tag mit einem roten statt eines blauen Hemdes unter dem Kittel zum Labor ging. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er es weiter hinten in seinem Kleiderschrank gefunden. Und es gefiel ihm sogar, es zu tragen – weil er sich dadurch noch mehr mit Flordelis verbunden fühlte.[/LEFT] [LEFT]Platan bereute seine Entscheidung daher nicht. Je enger die Bindung zu Flordelis war, desto zuversichtlicher fühlte er sich. Es würde ihm gelingen, ihn zu retten. Sobald er den Schlüssel hatte, konnte er sich darauf konzentrieren Flordelis andere Wege vorzuschlagen, um die Welt zu verbessern.[/LEFT] [LEFT]»Schönen guten Morgen~«, grüßte Platan seine beiden Assistenten, als er im Büro aus dem Fahrstuhl trat.[/LEFT] [LEFT]»Morgen«, murmelte Dexio weniger enthusiastisch, sicher weil er noch müde war.[/LEFT] [LEFT]Sein Blick war auf eine Zeitschrift fixiert – war das wieder so ein Klatschmagazin?[/LEFT] [LEFT]»Sie sind spät dran heute«, fügte Dexio noch hinzu.[/LEFT] [LEFT]Darauf lachte Platan leise. »Ja, ich weiß. Nicht sehr vorbildlich. Ich musste erst noch was suchen.«[/LEFT] »Guten Morgen«, grüßte Sina etwas verspätet, während sie gerade noch den Satz ihres aktuellen Berichts fertigstellte. Dann hob sie ihren Blick – und sog überrascht die Luft ein. »Professor! Probieren Sie einen neuen Stil aus?« Dexio hob nach Sinas Reaktion irritiert den Blick - und auch er sog sofort scharf die Luft ein. »Oha, Professor! Wie kommt's?!« Platan hielt überrascht inne. Mit so einer lebhaften Reaktion hatte er nicht gerechnet. Eigentlich hatte er erwartet, keiner von ihnen würde etwas zu seinem Hemd sagen. Immerhin … »Ich habe nur die Farbe gewechselt«, merkte er amüsiert an. »Warum seid ihr davon so erstaunt?« »Weil sie bislang immer blau getragen haben«, sagte Sina. »Jede andere Farbe wäre ja unerheblich gewesen, aber rot ist nun mal konträr zu blau, da muss das doch auffallen.« Bevor er darauf reagieren konnte, lächelte sie schon breit. »Oh~, aber ich verstehe schon, Professor~. Wollen Sie uns jetzt endlich sagen, dass Sie und Flordelis wirklich ein Paar sind? Oder dass Sie unglücklich in ihn verliebt sind? Uns können Sie es sagen, wir verraten es auch niemandem.« Im ersten Augenblick hatte Platan befürchtet, Sina hätte sofort durchschaut, dass er nun zu Team Flare gehörte, weshalb ihn die Begeisterung in ihrer Stimme irritierte. Als sie aber wieder auf dieses Gerücht zu sprechen kam, konnte er beruhigt sein ... dafür legte sich vor Verlegenheit ein rötlicher Schleier über sein Gesicht. »Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich-« »Kommen Sie schon«, unterbrach Dexio ihn erwartungsvoll. »Sie werden ja sogar schon wieder rot.« »Weil das ein sensibles Thema ist«, verteidigte Platan sich. »Wie würdet ihr beide reagieren, wenn ich frage, wann ihr euch endlich gegenseitig eure offensichtliche Liebe gesteht?« Sina zuckte zurück. »Äh, was?« Ihr Blick huschte zu Dexio und dann rasch wieder zu Platan zurück. »D-das ist doch Unsinn! Wo ist da denn bitte irgendwas offensichtlich?« Dexio hob die Zeitschrift vor sein Gesicht, aber Platan glaubte trotzdem sehen zu können, wie auch er gerade rot wurde. Platan lächelte Sina beruhigend zu. »Solche Gerüchte sind nicht angenehm, wenn sie einen selbst betreffen, nicht wahr? Solange ihr mir nichts von euren heimlichen Gefühlen erzählt, muss ich das auch nicht~.« Moment. Das klang nun so, als gäbe es da irgendwelche Gefühle. Nun hatte er sich selbst verwirrt. Flordelis war sein bester Freund und deswegen war er ihm wichtig. Das konnte man nicht schon als Liebe bezeichnen, oder? Nein, er hatte gar keine Zeit über so etwas jetzt nachzudenken. Sina murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte, dann räusperte sie sich. »Also, jedenfalls ... das ist ein schönes Hemd, Professor.« »Danke dir, Sina«, sagte er zufrieden. »Das ist sehr nett von dir.« Zögerlich ließ Dexio die Zeitschrift wieder sinken und räusperte sich ebenfalls. »Ja, ein sehr schönes Rot.« »Danke dir auch, Dexio.« Fragend sah er die beiden an. »In Ordnung, steht für heute etwas Besonderes an?« Soweit er wusste nicht, aber er hakte trotzdem nach. Er wollte an diesem Tag den Holo-Log nutzen, um sich bei den Kindern zu melden und sich zu erkundigen wie es ihnen ging. Und vor allem wollte er fragen, wann sie die Illumina-Steppe erreichten. Diesen Moment durfte er nämlich auf keinen Fall verpassen. Sina dachte kurz nach. »Nein, eigentlich nicht. Vielleicht schaffen die Kinder es heute in den Turm der Erkenntnis, aber garantieren kann ich es nicht.« Also würde er die Kinder einfach so kontaktieren. Damit sie nicht dachten, er hätte sie vergessen. Es tat ihm leid, dass er ihnen diesmal nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie letztes Mal. Dennoch bestritten sie ihr Abenteuer genauso erfolgreich. Sie kamen wunderbar zurecht. Das motivierte ihn erst recht sich auch anzustrengen. »Sie kommen gut voran, nicht wahr?«, meinte Platan erfreut und nickte stolz. »Ich werde mich dann auch mal in die Arbeit stürzen. Ruft mich, wenn ihr etwas brauchen solltet.« Mit diesen Worten entließ er Mähikel aus ihrem Pokéball, die daraufhin fröhlich durch das Büro hüpfte. Am Anfang hatten seine Pokémon bemerkt, dass er etwas anders war als der Platan, den sie kannten, und waren deshalb unsicher gewesen. Inzwischen hatte sich das glücklicherweise gelegt. Es wäre traurig gewesen, wenn er durch den Zeitsprung die Bindung zu seinen Pokémon verloren hätte. Da dieses Problem aber nun keines mehr war, strich er Mähikel kurz lächelnd über den Kopf, dann ging er weiter zu seinem Schreibtisch, um sich endlich auf seine heutige Arbeit zu konzentrieren, wenn er schon warten musste, bis die Kinder endlich Azett treffen würden. [LEFT] [/LEFT] ◓ ◓ ◓   [LEFT]Flordelis hatte sich für diesen Tag vorgenommen, auch noch einer anderen Person die Wahrheit über Projekt Y zu offenbaren. Deswegen hatte er Pachira am Nachmittag gebeten, im Labor von Team Flare in seinem Büro vorbeizukommen.[/LEFT] [LEFT]Und sie war außerordentlich pünktlich gewesen. Nun saß sie auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch, die Neugier stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, obwohl sie diese hinter der Maske ihres satirischen Lächelns zu verstecken versuchte.[/LEFT] [LEFT]»Also«, sagte sie, »was möchtest du mir heute erzählen?«[/LEFT] [LEFT]Flordelis faltete die Hände auf dem Tisch. »Die Zeit ist gekommen, dich in Projekt Y einzuweihen.«[/LEFT] [LEFT]Sofort wurde sie noch aufmerksamer, ihr Rücken gerader. Sie brannte darauf, mehr zu erfahren.[/LEFT] [LEFT]»Wie du weißt«, begann er, »habe ich Team Flare gegründet, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, indem wir denen helfen, die sich nicht selbst helfen können.«[/LEFT] [LEFT]»Nicht ganz.«[/LEFT] [LEFT]Pachira blinzelte. Das war das einzige Zeichen von Irritation, das sie zeigte.[/LEFT] [LEFT]»Diese Methode habe ich ausprobiert, aber sie war nicht zielführend. Dafür gibt es zu viele egoistische und undankbare Menschen. So habe ich mich entschieden, dem Beispiel meines Vorfahren zu folgen.«[/LEFT] [LEFT]Ihre ungewohnte Wortkargheit war eigenartig. Aber er glaubte, es regelrecht hinter ihrer Stirn arbeiten zu sehen – und dann kam der Moment, in dem sie die Erkenntnis ereilte. Ihr Blick verfinsterte sich. »Das kann nicht dein Ernst sein.«[/LEFT] [LEFT]»Es ist die einzige Möglichkeit«, erwiderte er. »Mit der Kraft der Ultimativen Waffe werde ich die Welt von jenen reinigen, die sie langsam immer hässlicher werden lassen.«[/LEFT] [LEFT]Ein Gefühl, das er einfach nicht ertragen konnte, das ihn erdrückte, wenn er zu schlafen versuchte. Erst die Aktivierung der Ultimativen Waffe würde ihm diesen Druck auf der Brust wieder nehmen können, das wusste er genau.[/LEFT] [LEFT]Pachira schüttelte langsam mit dem Kopf. »Projekt Y steht dann für …[/LEFT] [LEFT]»Yveltal. Es ging nur darum, Yveltal zu finden, ihn in die Geheimbasis zu bringen und seine Energie für die Aktivierung der Ultimativen Waffe zu benutzen.«[/LEFT] [LEFT]Trotz ihrer offensichtlichen Verwirrung kombinierte sie blitzschnell: »Du redest in der Vergangenheitsform. Yveltal wurde also gefunden?«[/LEFT] [LEFT]»Korrekt. Ich habe seinen Kokon gestern selbst gesehen. Und daraufhin auch den Professor bereits zu Team Flare eingeladen.« Seine Mundwinkel hoben sich ein wenig. »Er hat zugestimmt.«[/LEFT] [LEFT]Pachira starrte ihn an, als fragte sie sich immer noch, ob er das ernst meinte. Entsprechend tonlos war ihre Stimme: »Professor Platan … ist mit diesem Plan einverstanden?«[/LEFT] [LEFT]Das war er nicht wirklich. Inzwischen war Flordelis' Euphorie über Platans Zustimmung auch schon abgeflaut und hatte seinem Misstrauen wieder Platz gemacht. Was genau erhoffte Platan sich davon? Wollte er erst noch mehr Informationen sammeln, bevor er ihn verriet? Oder wollte er Einfluss auf das Ende von Flordelis' Ambitionen nehmen? Seine Verwirrung bezüglich seines Freundes würde wohl nie nachlassen.[/LEFT] [LEFT]»Ist er. Auch ihm steht der Sinn nach einer Welt der Schönheit.«[/LEFT] [LEFT]Pachira kannte Platan nicht so gut wie er, deswegen entschied sie sich wohl dafür, ihm zu glauben. Aber sie blieb sichtlich unzufrieden. »Dann war das die ganze Zeit der Plan? Du hast Team Flare nur gegründet, um mit der Ultimativen Waffe die Menschheit zu dezimieren?«[/LEFT] [LEFT]In Kurzform erklärte er ihr, dass es ihm darum ging, zukünftige Verteilungskämpfe um die eingeschränkten Ressourcen zu verhindern, dass Team Flare überleben würde, weil es ihnen genau wie ihm um eine schönere Welt ging. »Das müsstest du doch auch verstehen, Pachira. Du wolltest auch eine bessere Welt.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, indem wir sie selbst verbessern, nicht indem wir die Menschheit auslöschen!«[/LEFT] [LEFT]»Nicht die vollständige Menschheit.«[/LEFT] [LEFT]»Das ist reine Haarspalterei, das weißt du selbst!«[/LEFT] [LEFT]Er verstand ihre Einwände, hatte sich immer gedacht, dass diese von ihr kämen. Aber wie schon bei Platan war da die leise Hoffnung gewesen, dass auch in ihr Verzweiflung wie Asche glimmte. Und auch hier war er wieder enttäuscht worden. Vielleicht verstand niemand anderes seinen Schmerz.[/LEFT] [LEFT]»Das ist jedenfalls der Plan«, sagte er ruhig. »Du kannst ihn akzeptieren und uns helfen. Oder Team Flare verlassen.«[/LEFT] [LEFT]Pachira schüttelte mit dem Kopf. »Das ist ein dummer und undurchdachter Plan. Das müsste dir doch selbst klar sein. Meine Güte, Flordelis, sonst bist du doch auch so rational und darauf erpicht, nicht die einfachste Lösung zu wählen! Was ist hier anders?«[/LEFT] [LEFT]Unwillkürlich spannte er sich an. Im Gegensatz zu Platan hatte er ihr nie erzählt, wie genau seine eigenen Versuche verlaufen waren, die Welt zu verbessern. Nur, dass es gescheitert war. Sie wusste nichts von seiner schwelenden Verzweiflung unter der Oberfläche.[/LEFT] [LEFT]»Es gibt keine andere Lösung«, sagte er entschieden. »Du kannst meine Meinung nicht ändern.«[/LEFT] [LEFT]Mit aufeinander gepressten Lippen sah sie ihn an. Möglicherweise spürte sie aber seine Entschlossenheit, denn sie versuchte nicht weiter, ihn von etwas anderem zu überzeugen. Stattdessen stand sie auf. »Ich denke, unter diesen Umständen ist es wirklich besser, wenn ich das Team verlasse. Hinter deinem Plan kann ich keine Ehre erkennen.«[/LEFT] [LEFT]Stoisch erwiderte er ihren kühlen Blick. »Ich bedauere, dass du das so siehst. Ich habe wirklich gehofft, dich in unserer neuen Welt an unserer Seite zu haben. Falls du es dir anders überlegst-«[/LEFT] [LEFT]»Ganz bestimmt nicht.«[/LEFT] [LEFT]Die Entschiedenheit ihrer Worte brachte ihn von jedem weiteren Versuch ab, sie zu überzeugen. Pachira war gegen diesen Plan und daran konnte er nichts ändern.[/LEFT] [LEFT]Sie zögerte kurz, ehe sie noch etwas hinzusetzte: »Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich dich an jemanden verrate. Wahrscheinlich kannst du dich ohnehin von jedem Verdacht freikaufen.«[/LEFT] [LEFT]Im Notfall wäre das tatsächlich der einzige Weg, jeglicher Verfolgung zu entgehen, auch wenn er lieber darauf verzichten würde. Aber wer in Kalos würde schon glauben, dass er, der Philanthrop Flordelis, plante, einen Großteil der Menschheit zu vernichten?[/LEFT] [LEFT]»Danke, Pachira.«[/LEFT] [LEFT]Sie wandte sich ab, hielt jedoch vor der Tür noch einmal inne und sah über ihre Schulter. »Auch wenn du jetzt entschlossen wirkst, hoffe ich wirklich, dass du dich noch einmal besinnst. Dieser Weg, den du gewählt hast, kann nur in einer Katastrophe enden – und zwar für dich.«[/LEFT] [LEFT]War das der Grund, warum Platan beigetreten war? Wollte er diese Katastrophe garantieren? Oder abwenden? Aber woher wusste er davon?[/LEFT] [LEFT]Statt zu zeigen, wie aufgewühlt er gerade war, deutete er ein Nicken an. »Ich habe deine Warnung gehört. Aber ich denke, dass sie unbegründet ist.«[/LEFT] [LEFT]Für einen kurzen Moment sah es aus, als wollte Pachira noch etwas sagen; sie öffnete den Mund, schloss ihn aber nach kurzem Nachdenken wieder. Dann schüttelte sie den Kopf und öffnete die Tür. »Bis dann, Flordelis.«[/LEFT] [LEFT]»Adieu, Pachira.«[/LEFT] [LEFT]Damit wandte sie den Blick nach vorne, den Rücken so stolz durchgestreckt, dass sie ihrem Pyroleo Konkurrenz machen könnte. Sie derart das Büro verlassen zu sehen, zu wissen, dass sie nun kein Teil des Plans mehr wäre und zu seinen Opfern gehören würde, schmerzte ihn mehr als er zuzugeben bereit war. Wenigstens hatte er nun Platan auf seiner Seite, auch wenn dessen Motive für ihn noch undurchdringlich waren.[/LEFT] [LEFT]Pachira schloss die Tür hinter sich und ließ ihn mit all seinen Gedanken allein. Wie so oft.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Kapitel 8: Aber ich habe den Schlüssel -------------------------------------- [LEFT]3000 Jahre.[/LEFT] [LEFT]So lange streifte er schon durch die Gegend, durch Kalos und Hoenn, hatte beeindruckende geschichtliche Ereignisse miterlebt – und doch fühlte er sich leer. Immer noch.[/LEFT] [LEFT]All die Jahre, in denen er nach seinem Freund gesucht hatte, mit dem Gewicht des Schlüssels um seinen Hals, der ihn immer daran erinnerte, was er getan hatte. Mit welcher Sünde er sich beladen hatte, als er damals die Ultimative Waffe benutzt hatte, um den tobenden Krieg zu beenden, der ihm seinen Freund genommen hatte.[/LEFT] [LEFT]Und dann, nach 3000 Jahren, in denen er alle ignoriert hatte und er ignoriert worden war, stand er in der Steppe plötzlich diesen beiden jungen Trainern gegenüber, die ihn fast schon ehrfürchtig anstarrten.[/LEFT] [LEFT]Es musste an seiner Größe liegen, das Merkmal, das ihn schon immer von allen anderen abhob.[/LEFT] [LEFT]»Pokémon ...«, murmelte er, während er die beiden betrachtete. »Das Blumen-Pokémon ...«[/LEFT] [LEFT]Die beiden warfen sich einen fragenden Blick zu. Mit Sicherheit verstanden sie nicht, was er sagte.[/LEFT] [LEFT]»Das Blumen-Pokémon, dem das ewige Leben geschenkt wurde ...«[/LEFT] [LEFT]»Oh, die Geschichte kenne ich!«, ertönte, wie aus dem Nichts, eine lebhafte Stimme hinter ihm, aber er wandte sich nicht um. »Bei dem Blumen-Pokémon handelt es sich um ein Feen-Pokémon, das der beste Freund eines bestimmten Königs war.«[/LEFT] [LEFT]Jemand blieb hinter ihm stehen, träge wandte er den Kopf und betrachtete den schwarzhaarigen Mann in seinem Laborkittel. Forscher und Wissenschaftler sah man in Kalos nur selten außerhalb ihrer Labore, deswegen blinzelte er langsam, um seine milde Überraschung auszudrücken.[/LEFT] [LEFT]Der Fremde winkte den Kindern zu, während er herzlich lächelte. »Hallo, ihr beiden~. Lange nicht gesehen. Ich habe gehört, eure Reise läuft gut. Was für ein Zufall, dass wir uns heute alle hier begegnen. Eigentlich führte mich die Feldforschung her, weil ich ein interessantes Gerücht aufgeschnappt habe und Sina und Dexio schon beschäftigt waren, doch siehe da, was ich finde, seid ihr. Das muss Schicksal sein. Ihr seht fantastisch aus! Wie sieht es mit dem Pokédex aus? Zeigt ihn mir bei Gelegenheit mal, wenn ihr wieder in Illumina City seid. Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, welchen Pokémon ihr schon begegnet seid.«[/LEFT] [LEFT]Die Kinder wirkten von dem Redeschwall dieses Mannes so verwirrt, dass sie wieder erst nur einen Blick miteinander tauschten. Dann sprach das Mädchen ihn vorsichtig an: »Geht es Ihnen gut, Professor?«[/LEFT] [LEFT]Er selbst wäre eigentlich schon längst weggegangen, da ihn dieses Thema offensichtlich nicht beinhaltete und er auch kein Bedürfnis nach Zeit mit anderen Menschen hatte. Aber dieser Mann, dieser Professor, kannte die Geschichte seines Freundes. Vielleicht wusste er auch, wo sich sein Freund gerade befand. Vielleicht war genug Zeit vergangen, um sich bei ihm zu entschuldigen, vielleicht hatte er genug gesühnt. Er musste seinen Freund nur noch finden, um das zu erfahren.[/LEFT] [LEFT]»Bestens!«, antwortete der Professor beschwingt und zwinkerte ihnen zu. »Wie könnte es mir auch nicht gut gehen, wenn wir überall von Wundern umgeben sind? Habt ihr schon alle in der Illumina-Steppe gefunden?«[/LEFT] [LEFT]Gab es hier Wunder? Ihm waren keine aufgefallen. Vielleicht hatte er selbst den Blick dafür verloren, weil er schon so lange unterwegs war.[/LEFT] [LEFT]Unsicher ließ der Junge den Blick über die leere, trockene Steppe schweifen. Bevor er aber etwas sagen konnte, sprach der Professor schon weiter: »Nicht? Dann schaut euch nochmal gut um. Gerade an Orten, die kahl und trostlos wirken, können die größten Überraschungen auf einen warten. Ihr solltet niemals nur nach dem Äußeren urteilen.«[/LEFT] [LEFT]»Okay?«, sagte der Junge zögerlich, während das Mädchen nur verwirrt wirkte.[/LEFT] [LEFT]Der Professor wandte sich ihm zu. In seinen Augen las er keinerlei Verwunderung über seine Größe oder seine Anwesenheit in der Steppe. Fast als hätte er gewusst, dass er hier sein würde.[/LEFT] [LEFT]»Du scheinst Geschichten genauso sehr zu lieben wie ich«, sagte der Professor. »Lass uns doch ein Stückchen zusammen spazieren gehen und wir tauschen uns ein wenig aus.«[/LEFT] [LEFT]3000 Jahre. Und bislang hatte niemand mit ihm spazieren gehen und Geschichten austauschen wollen. Aber warum sollte er nicht einmal ein wenig Abwechslung zulassen? Er hatte ohnehin nichts anderes zu tun, also neigte er ein wenig den Kopf, um dem zuzustimmen. Außerdem wirkte dieser Mann nicht gefährlich, nur sehr motiviert, und nach 3000 Jahren konnte er das eigentlich ziemlich gut einschätzen.[/LEFT] [LEFT]Das Mädchen seufzte derweil und wandte sich dem Jungen zu. »Dann schauen wir uns eben nochmal um. Vielleicht finden wir ja noch irgendwas anderes als Steppenläufer.«[/LEFT] [LEFT]Der Junge nickte unmotiviert, als behagte ihm die Steppe nicht. »Ein interessantes Pokémon würde mir schon reichen.«[/LEFT] [LEFT]»Das ist die richtige Einstellung!«, sagte der Professor stolz. »Viel Erfolg. Und macht weiter so wie bisher.«[/LEFT] [LEFT]Damit wandte er sich wieder ihm zu und nickte lächelnd in eine andere Richtung, bevor er mit federnden Schritten losging. Ihm folgend hörte er noch, wie das Mädchen fragte, ob der Professor schon immer so seltsam gewesen sei. Aber wenn es eines gab, was er gelernt hatte, dann, dass jeder seltsam war, auf seine eigene Art und Weise. Also betraf das nicht nur diesen Professor, dem er erst schweigend hinterherlief. Doch bald ging er dank seiner langen Beine gleichauf mit dem Mann und wartete darauf, dass er ihm sagte, was er wirklich von ihm wollte.[/LEFT] [LEFT]Der Professor führte ihn in ein Gebiet der Steppe, in dem sich in der Regel nicht viele Menschen aufhielten, auch Pokémon mieden diesen Ort, aus ihm unerfindlichen Gründen. Ein kleines Paradies, wann immer ihm daran gelegen war, allen Blicken zu entfliehen. Inzwischen kannte ihn in dieser Welt niemand mehr, aber dennoch verspürte er immer wieder den Wunsch, allein zu sein, der ihm nur hier erfüllt wurde.[/LEFT] [LEFT]Erst an diesem Ort brach der Professor das Schweigen: »Danke, dass du einfach mitgekommen bist. Das war nicht selbstverständlich, aber ich habe darauf gehofft. Es freut mich, dass wir uns endlich mal richtig miteinander unterhalten können, Azett.«[/LEFT] [LEFT]Azett musterte ihn schweigend. »Du kennst mich?«[/LEFT] [LEFT]Bislang hatte ihn niemand erkannt. Aber abgesehen von dem Schlüssel um seinen Hals war auch nichts mehr von dem königlichen Glanz der alten Tage übrig. Er verdiente diesen ohnehin nicht, also war es gut, dass er fort war.[/LEFT] [LEFT]»Was willst du von mir?«[/LEFT] [LEFT]Zugang zur Ultimativen Waffe? Den könnte er ihm nicht geben, niemals. Diese Waffe war viel zu gefährlich. Aber er wusste, dass nicht jeder Mensch das so sah, nicht jeder konnte es verstehen. Heute lebte niemand mehr, außer ihm, der ihre Wirkung selbst beobachtet hatte.[/LEFT] [LEFT]Der Professor lächelte ihn an, als wolle er ihn beruhigen. »Mein Name ist Platan und ich versuche eine Katastrophe zu verhindern, die bald eintreffen wird. Du lebst schon sehr lange und hast vieles gesehen, also wirst du mir hoffentlich glauben, wenn ich es dir genauer erkläre.«[/LEFT] [LEFT]Azett sagte darauf nichts, er wartete einfach nur. Platan atmete kurz durch und wurde ein wenig ernster. »Ich bin mit meinen Erinnerungen acht Monate durch die Zeit zurückgesprungen und weiß daher, dass jemand plant die Ultimative Waffe zu aktivieren. Dank des Eingreifens mutiger Kinder, unter anderem die beiden, die du eben gesehen hast, und meinen Assistenten, kann das zwar verhindert werden, doch es werden am Ende trotzdem viele Menschen und Pokémon dabei sterben. Genau das darf auf keinen Fall passieren.«[/LEFT] [LEFT]Es überraschte ihn tatsächlich nicht, dass dieser Professor ihm erzählte, dass er aus der Zukunft kam. Er hatte schon so viel erlebt in all der Zeit, warum sollte er das hinterfragen? Und warum sollte jemand ihm eine solche Lüge auftischen? Das war das beste Argument, es zu glauben.[/LEFT] [LEFT]Es war aber bedauerlich, dass jemand die Ultimative Waffe wieder aktiviert hatte. Genau deswegen hatte er den Schlüssel doch an sich genommen. Wie waren diese Leute daran gekommen?[/LEFT] [LEFT]»... Aber ich habe den Schlüssel«, sagte er wortkarg.[/LEFT] [LEFT]»Team Flare, diejenigen, die diese Katastrophe herbeiführen wollen, wissen das auch«, erklärte Platan ruhig. »Deshalb werden sie schon sehr bald nach dir suchen, dich gefangennehmen und den Schlüssel an sich reißen. Mehr benötigen sie dann nicht mehr, denn Yveltal haben sie schon gefunden und an die Ultimative Waffe angeschlossen.«[/LEFT] [LEFT]Es war eindrucksvoll, dass jemand dieses Legendäre Pokémon gefunden hatte, das konnte Azett nicht verleugnen. War er immer noch in seinem Kokon, wie die Legenden berichteten? Nur so dürfte es möglich sein, dass sie ihn einfach an die Waffe angeschlossen hatten.[/LEFT] [LEFT]Eigentlich sollte er sich aber fragen, warum Platan ihm das alles erzählte. Wollte er ihn einfach nur warnen? Hatte er ihn nur deswegen aufgesucht?[/LEFT] [LEFT]Platan sah ihn eindringlich und hoffnungsvoll an. »Darum bin ich heute hier, um dich zu bitten, mir den Schlüssel zu überlassen. So können sie ihn nicht so schnell ausfindig machen und ich kann mir einen Weg überlegen, wie wir ihn endgültig loswerden, damit niemand jemals wieder die Waffe aktivieren kann.«[/LEFT] [LEFT]Keine Warnung, er wollte den Schlüssel selbst. So groß auch Azetts Wunsch war, dieses Gewicht seiner Schuld loszuwerden, musste er nun misstrauisch sein, denn er kannte diesen Mann nicht. Und dessen nächste Worte, die einem leisen Seufzen folgten, bestätigten ihn darin: »Ich muss jedoch gestehen, dass ich selbst seit Kurzem Mitglied von Team Flare bin und das meine Vertrauenswürdigkeit sicher in Frage stellt. Aber ich habe meine Gründe dafür.«[/LEFT] [LEFT]Azett runzelte die Stirn, was unter seinem Haar und seiner Mütze nicht zu sehen sein dürfte. »Warum erzählst du mir das?«[/LEFT] [LEFT]Das war möglicherweise nicht die beste Idee von ihm gewesen. Außer er hatte eine gute Erklärung, die Azett doch noch davon überzeugen könnte, ihm den Schlüssel zu geben. Für ihn selbst stand immerhin nur im Mittelpunkt, dass die Ultimative Waffe nicht mehr benutzt werden konnte. Falls Platan ihn also noch davon überzeugen könnte …[/LEFT] [LEFT]»Weil ich ehrlich zu dir sein will«, erklärte Platan und lächelte ein wenig. »Ich will nicht, dass du dich verraten fühlst, wenn du zufällig irgendwie mitbekommen solltest, dass ich auch ein Mitglied von Team Flare bin. Das würde mir leid tun.«[/LEFT] [LEFT]Er warf einen Blick in den Himmel. »Ich bin Team Flare nur beigetreten, weil ich meinen besten Freund nicht wieder so furchtbar enttäuschen wollte. Er ist kein schlechter Mensch, sondern hat aus Verzweiflung nur den falschen Weg eingeschlagen.«[/LEFT] [LEFT]Das kannte Azett nur zu gut. So war es ihm damals auch ergangen und dafür büßte er heute noch. Eine Freundschaft war dadurch zerbrochen. Aber Platan trat weiter für seinen Freund ein, wie auch seine weiteren Worte bewiesen: »Ich will ihm helfen, auf eine gute Weise die Welt zu verbessern. Darum darf er dieses Mal nicht nochmal sterben. Ohne ihn war ... alles so leer.«[/LEFT] [LEFT]Er tat das alles für einen Freund, der gestorben war. Genau wie er für seinen Freund. Deswegen konnte er Platan verstehen. Hätte man ihn durch die Zeit reisen lassen, um alles ungeschehen zu machen, er hätte diese Chance auch genutzt, genau wie Platan. Aber da ihm das nicht möglich gewesen war, hatte er etwas anderes getan, genau wie Platans Freund.[/LEFT] [LEFT]Deswegen konnte er diesem Mann nicht misstrauen.[/LEFT] [LEFT]Aber vielleicht war er auch einfach nur müde von der Verantwortung und der Schuld, die er mit sich trug. Nichtsdestotrotz nahm er den Schlüssel ab und reichte ihn Platan. »Dann nimm ihn.«[/LEFT] [LEFT]Der Schlüssel war wesentlich größer als gewöhnliche Exemplare seiner Art und stark verrostet, genau wie die dicke Gliederkette, an der er hing. Ein roter Stein, der unheilvoll im Sonnenlicht glitzerte, zierte die Mitte des kleeblattförmigen Schlüsselkopfes. Azett hatte ihn damals anfertigen lassen, voller Hoffnung darauf, seinen Freund bald wiederzusehen.[/LEFT] [LEFT]Und dann war alles in eine Katastrophe gemündet. Aber vielleicht würde das diesmal nicht geschehen.[/LEFT] [LEFT]Platan starrte den Schlüssel kurz mit großen Augen an und warf anschließend einen überraschten Blick zu Azett. Ehrfürchtig nahm er den Gegenstand dann an sich und betrachtete ihn genauer.[/LEFT] [LEFT]Azett beobachtete derweil Platan aufmerksam. Wenn sich Gier oder Boshaftigkeit auf seinem Gesicht spiegelten, so nahm er sich vor, nähme Azett ihm den Schlüssel sofort wieder ab und würde für die nächsten 1000 Jahre niemandem mehr vertrauen.[/LEFT] [LEFT]Aber Platan schien den Fluch des Schlüssels zu spüren, er schluckte schwer und gleichzeitig wirkte er erleichtert. Also war es richtig gewesen, ihm den Schlüssel zu übergeben. Vielleicht würde er damit einen Teil seiner Schuld endlich loswerden.[/LEFT] [LEFT]»Vielen Dank«, hauchte Platan und atmete auf. »Das bedeutet mir sehr viel. Ich werde einen Weg finden, damit dieser Schlüssel niemals mehr benutzt werden kann, um die Ultimative Waffe zu aktivieren.«[/LEFT] [LEFT]Azett nickte, seltsam zufrieden im Inneren. »Tu das. Die Ultimative Waffe ist zu stark, kein Mensch sollte sie je benutzen.«[/LEFT] [LEFT]Platan verstaute den Schlüssel in der Schultertasche, die er bei sich trug. Sollte er ihn darauf hinweisen, dass es nicht einfach sein dürfte, den Schlüssel zu zerstören? Nein, bestimmt konnte er sich das bereits denken. Und Azett war nicht mehr wirklich nach reden, auch ohne das Gewicht um seinen Hals nicht.[/LEFT] [LEFT]»Jetzt sind wir erst mal sicher«, meinte Platan beruhigt. »Aber Team Flare wird auf jeden Fall nach dir suchen, also sei vorsichtig, wenn jemand in einer roten Uniform auf dich zukommt. Ich hoffe, sie lassen dich in Ruhe, sobald sie merken, dass du den Schlüssel nicht mehr hast, aber falls nicht, werde ich mit ihrem Boss sprechen und ihn bitten dich nicht weiter zu belästigen.«[/LEFT] [LEFT]Azett zuckte mit den Schultern. Was sollte ihn irgendein Team kümmern? Sie könnten ihm ohnehin nichts Schlimmeres als die Ewigkeit ohne seinen Freund antun. Aber Platan machte sich Gedanken um ihn. Das war schon lange nicht mehr vorgekommen, also sollte er das vielleicht honorieren: »Ich werde vorsichtig sein. Sei du es auch.«[/LEFT] [LEFT]Selbst wenn er nur einem Freund helfen wollte, manchmal brauchte es nur einen kleinen Moment, um alles ins Wanken zu bringen.[/LEFT] [LEFT]»Ich tue mein Bestes«, versicherte Platan zuversichtlich.[/LEFT] [LEFT]Er zögerte für einen Moment, als wolle er ihm etwas sagen, tat es dann aber doch nicht. Dafür schien er mit einem sanften Lächeln auf ein anderes Thema zu kommen: »Ich sollte das vielleicht lieber nicht sagen, aber ... du bist auf einem guten Weg. Hab noch ein wenig Geduld, dann wird alles gut.«[/LEFT] [LEFT]Erst wollte Azett das anzweifeln, aber Platan hatte ihm gesagt, dass er aus der Zukunft kam und er hatte ihm das geglaubt. Warum sollte er ihm also nicht auch etwas anderes glauben? Und wenn es stimmte, dann müsste er nur noch wenige Monate warten. Im Vergleich zu 3000 Jahren war das ein Wimpernschlag.[/LEFT] [LEFT]Er nickte Platan zu. »Danke.«[/LEFT] [LEFT]Weil alles gesagt sein dürfte, wandte Azett sich von ihm ab und ging mit langsamen Schritten davon, in der sicheren Erwartung, dass Platan sich fortan gut um den Schlüssel kümmern würde. Und dass er vielleicht, nach 3000 Jahren, wieder hoffen dürfte.[/LEFT]   ◓ ◓ ◓   Lächelnd sah Platan Azett hinterher, während dieser sich von ihm entfernte. Das Treffen mit ihm war angenehm unkompliziert verlaufen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Azett zu misstrauisch gewesen wäre, weil sein langes Leben ihn gezeichnet hatte. Oder er konnte gerade deswegen Platans guten Willen problemlos erkennen. Was auch immer es letztendlich gewesen war, Platan war dankbar dafür, dass sich ihm nicht mehr Hindernisse in den Weg stellten. Vielleicht kam Azett ihn ja sogar mal im Labor besuchen, sobald sein Freund und er wieder vereint waren. Darüber würde er sich sehr freuen. Bis dahin musste er nur noch Flordelis davon überzeugen, Plan Y fallenzulassen und gemeinsam andere Wege zu finden, seinen Traum zu erfüllen. Platan warf einen ernsten Blick auf die Schultertasche. »Also dann, jetzt muss ich dich nur noch unbemerkt ins Labor schaffen.« Das dürfte aber kein Problem sein. Dennoch sollte er wachsam bleiben. Entschlossen fuhr er herum und machte sich auf dem Weg zurück nach Illumina City, in Gedanken bereits bei der Frage, wie er mit dem Schlüssel verfahren sollte. [LEFT] [/LEFT] Hosted by Animexx e.V. 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