No World of Beauty von Flordelis ================================================================================ Kapitel 7: Es gibt keine andere Lösung -------------------------------------- [LEFT]Nachdem Platan Team Flare beigetreten war verlief der restliche Abend sehr gemütlich. Er trank etwas Wein mit Flordelis und unterhielt sich vollkommen gelöst mit ihm über allerlei Themen, die jedoch nichts mehr mit Projekt Y zu tun hatten. Die gemeinsame Zeit mit seinem Freund war derart wohltuend und schön, dass Platan sich am nächsten Morgen fragte, ob das wirklich passiert war. Nach einem knappen Dialog mit Flordelis via Textnachricht konnte Platan sich aber sicher sein: Dieser Abend war real gewesen.[/LEFT] [LEFT]Da es für das Gemeinschaftsgefühl wohl zuträglich war, wurde auch Platan darum gebeten etwas zu tragen, was farblich zu Team Flare passte. So kam es also dazu, dass er an diesem Tag mit einem roten statt eines blauen Hemdes unter dem Kittel zum Labor ging. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er es weiter hinten in seinem Kleiderschrank gefunden. Und es gefiel ihm sogar, es zu tragen – weil er sich dadurch noch mehr mit Flordelis verbunden fühlte.[/LEFT] [LEFT]Platan bereute seine Entscheidung daher nicht. Je enger die Bindung zu Flordelis war, desto zuversichtlicher fühlte er sich. Es würde ihm gelingen, ihn zu retten. Sobald er den Schlüssel hatte, konnte er sich darauf konzentrieren Flordelis andere Wege vorzuschlagen, um die Welt zu verbessern.[/LEFT] [LEFT]»Schönen guten Morgen~«, grüßte Platan seine beiden Assistenten, als er im Büro aus dem Fahrstuhl trat.[/LEFT] [LEFT]»Morgen«, murmelte Dexio weniger enthusiastisch, sicher weil er noch müde war.[/LEFT] [LEFT]Sein Blick war auf eine Zeitschrift fixiert – war das wieder so ein Klatschmagazin?[/LEFT] [LEFT]»Sie sind spät dran heute«, fügte Dexio noch hinzu.[/LEFT] [LEFT]Darauf lachte Platan leise. »Ja, ich weiß. Nicht sehr vorbildlich. Ich musste erst noch was suchen.«[/LEFT] »Guten Morgen«, grüßte Sina etwas verspätet, während sie gerade noch den Satz ihres aktuellen Berichts fertigstellte. Dann hob sie ihren Blick – und sog überrascht die Luft ein. »Professor! Probieren Sie einen neuen Stil aus?« Dexio hob nach Sinas Reaktion irritiert den Blick - und auch er sog sofort scharf die Luft ein. »Oha, Professor! Wie kommt's?!« Platan hielt überrascht inne. Mit so einer lebhaften Reaktion hatte er nicht gerechnet. Eigentlich hatte er erwartet, keiner von ihnen würde etwas zu seinem Hemd sagen. Immerhin … »Ich habe nur die Farbe gewechselt«, merkte er amüsiert an. »Warum seid ihr davon so erstaunt?« »Weil sie bislang immer blau getragen haben«, sagte Sina. »Jede andere Farbe wäre ja unerheblich gewesen, aber rot ist nun mal konträr zu blau, da muss das doch auffallen.« Bevor er darauf reagieren konnte, lächelte sie schon breit. »Oh~, aber ich verstehe schon, Professor~. Wollen Sie uns jetzt endlich sagen, dass Sie und Flordelis wirklich ein Paar sind? Oder dass Sie unglücklich in ihn verliebt sind? Uns können Sie es sagen, wir verraten es auch niemandem.« Im ersten Augenblick hatte Platan befürchtet, Sina hätte sofort durchschaut, dass er nun zu Team Flare gehörte, weshalb ihn die Begeisterung in ihrer Stimme irritierte. Als sie aber wieder auf dieses Gerücht zu sprechen kam, konnte er beruhigt sein ... dafür legte sich vor Verlegenheit ein rötlicher Schleier über sein Gesicht. »Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich-« »Kommen Sie schon«, unterbrach Dexio ihn erwartungsvoll. »Sie werden ja sogar schon wieder rot.« »Weil das ein sensibles Thema ist«, verteidigte Platan sich. »Wie würdet ihr beide reagieren, wenn ich frage, wann ihr euch endlich gegenseitig eure offensichtliche Liebe gesteht?« Sina zuckte zurück. »Äh, was?« Ihr Blick huschte zu Dexio und dann rasch wieder zu Platan zurück. »D-das ist doch Unsinn! Wo ist da denn bitte irgendwas offensichtlich?« Dexio hob die Zeitschrift vor sein Gesicht, aber Platan glaubte trotzdem sehen zu können, wie auch er gerade rot wurde. Platan lächelte Sina beruhigend zu. »Solche Gerüchte sind nicht angenehm, wenn sie einen selbst betreffen, nicht wahr? Solange ihr mir nichts von euren heimlichen Gefühlen erzählt, muss ich das auch nicht~.« Moment. Das klang nun so, als gäbe es da irgendwelche Gefühle. Nun hatte er sich selbst verwirrt. Flordelis war sein bester Freund und deswegen war er ihm wichtig. Das konnte man nicht schon als Liebe bezeichnen, oder? Nein, er hatte gar keine Zeit über so etwas jetzt nachzudenken. Sina murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte, dann räusperte sie sich. »Also, jedenfalls ... das ist ein schönes Hemd, Professor.« »Danke dir, Sina«, sagte er zufrieden. »Das ist sehr nett von dir.« Zögerlich ließ Dexio die Zeitschrift wieder sinken und räusperte sich ebenfalls. »Ja, ein sehr schönes Rot.« »Danke dir auch, Dexio.« Fragend sah er die beiden an. »In Ordnung, steht für heute etwas Besonderes an?« Soweit er wusste nicht, aber er hakte trotzdem nach. Er wollte an diesem Tag den Holo-Log nutzen, um sich bei den Kindern zu melden und sich zu erkundigen wie es ihnen ging. Und vor allem wollte er fragen, wann sie die Illumina-Steppe erreichten. Diesen Moment durfte er nämlich auf keinen Fall verpassen. Sina dachte kurz nach. »Nein, eigentlich nicht. Vielleicht schaffen die Kinder es heute in den Turm der Erkenntnis, aber garantieren kann ich es nicht.« Also würde er die Kinder einfach so kontaktieren. Damit sie nicht dachten, er hätte sie vergessen. Es tat ihm leid, dass er ihnen diesmal nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte wie letztes Mal. Dennoch bestritten sie ihr Abenteuer genauso erfolgreich. Sie kamen wunderbar zurecht. Das motivierte ihn erst recht sich auch anzustrengen. »Sie kommen gut voran, nicht wahr?«, meinte Platan erfreut und nickte stolz. »Ich werde mich dann auch mal in die Arbeit stürzen. Ruft mich, wenn ihr etwas brauchen solltet.« Mit diesen Worten entließ er Mähikel aus ihrem Pokéball, die daraufhin fröhlich durch das Büro hüpfte. Am Anfang hatten seine Pokémon bemerkt, dass er etwas anders war als der Platan, den sie kannten, und waren deshalb unsicher gewesen. Inzwischen hatte sich das glücklicherweise gelegt. Es wäre traurig gewesen, wenn er durch den Zeitsprung die Bindung zu seinen Pokémon verloren hätte. Da dieses Problem aber nun keines mehr war, strich er Mähikel kurz lächelnd über den Kopf, dann ging er weiter zu seinem Schreibtisch, um sich endlich auf seine heutige Arbeit zu konzentrieren, wenn er schon warten musste, bis die Kinder endlich Azett treffen würden. [LEFT] [/LEFT] ◓ ◓ ◓   [LEFT]Flordelis hatte sich für diesen Tag vorgenommen, auch noch einer anderen Person die Wahrheit über Projekt Y zu offenbaren. Deswegen hatte er Pachira am Nachmittag gebeten, im Labor von Team Flare in seinem Büro vorbeizukommen.[/LEFT] [LEFT]Und sie war außerordentlich pünktlich gewesen. Nun saß sie auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch, die Neugier stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, obwohl sie diese hinter der Maske ihres satirischen Lächelns zu verstecken versuchte.[/LEFT] [LEFT]»Also«, sagte sie, »was möchtest du mir heute erzählen?«[/LEFT] [LEFT]Flordelis faltete die Hände auf dem Tisch. »Die Zeit ist gekommen, dich in Projekt Y einzuweihen.«[/LEFT] [LEFT]Sofort wurde sie noch aufmerksamer, ihr Rücken gerader. Sie brannte darauf, mehr zu erfahren.[/LEFT] [LEFT]»Wie du weißt«, begann er, »habe ich Team Flare gegründet, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, indem wir denen helfen, die sich nicht selbst helfen können.«[/LEFT] [LEFT]»Nicht ganz.«[/LEFT] [LEFT]Pachira blinzelte. Das war das einzige Zeichen von Irritation, das sie zeigte.[/LEFT] [LEFT]»Diese Methode habe ich ausprobiert, aber sie war nicht zielführend. Dafür gibt es zu viele egoistische und undankbare Menschen. So habe ich mich entschieden, dem Beispiel meines Vorfahren zu folgen.«[/LEFT] [LEFT]Ihre ungewohnte Wortkargheit war eigenartig. Aber er glaubte, es regelrecht hinter ihrer Stirn arbeiten zu sehen – und dann kam der Moment, in dem sie die Erkenntnis ereilte. Ihr Blick verfinsterte sich. »Das kann nicht dein Ernst sein.«[/LEFT] [LEFT]»Es ist die einzige Möglichkeit«, erwiderte er. »Mit der Kraft der Ultimativen Waffe werde ich die Welt von jenen reinigen, die sie langsam immer hässlicher werden lassen.«[/LEFT] [LEFT]Ein Gefühl, das er einfach nicht ertragen konnte, das ihn erdrückte, wenn er zu schlafen versuchte. Erst die Aktivierung der Ultimativen Waffe würde ihm diesen Druck auf der Brust wieder nehmen können, das wusste er genau.[/LEFT] [LEFT]Pachira schüttelte langsam mit dem Kopf. »Projekt Y steht dann für …[/LEFT] [LEFT]»Yveltal. Es ging nur darum, Yveltal zu finden, ihn in die Geheimbasis zu bringen und seine Energie für die Aktivierung der Ultimativen Waffe zu benutzen.«[/LEFT] [LEFT]Trotz ihrer offensichtlichen Verwirrung kombinierte sie blitzschnell: »Du redest in der Vergangenheitsform. Yveltal wurde also gefunden?«[/LEFT] [LEFT]»Korrekt. Ich habe seinen Kokon gestern selbst gesehen. Und daraufhin auch den Professor bereits zu Team Flare eingeladen.« Seine Mundwinkel hoben sich ein wenig. »Er hat zugestimmt.«[/LEFT] [LEFT]Pachira starrte ihn an, als fragte sie sich immer noch, ob er das ernst meinte. Entsprechend tonlos war ihre Stimme: »Professor Platan … ist mit diesem Plan einverstanden?«[/LEFT] [LEFT]Das war er nicht wirklich. Inzwischen war Flordelis' Euphorie über Platans Zustimmung auch schon abgeflaut und hatte seinem Misstrauen wieder Platz gemacht. Was genau erhoffte Platan sich davon? Wollte er erst noch mehr Informationen sammeln, bevor er ihn verriet? Oder wollte er Einfluss auf das Ende von Flordelis' Ambitionen nehmen? Seine Verwirrung bezüglich seines Freundes würde wohl nie nachlassen.[/LEFT] [LEFT]»Ist er. Auch ihm steht der Sinn nach einer Welt der Schönheit.«[/LEFT] [LEFT]Pachira kannte Platan nicht so gut wie er, deswegen entschied sie sich wohl dafür, ihm zu glauben. Aber sie blieb sichtlich unzufrieden. »Dann war das die ganze Zeit der Plan? Du hast Team Flare nur gegründet, um mit der Ultimativen Waffe die Menschheit zu dezimieren?«[/LEFT] [LEFT]In Kurzform erklärte er ihr, dass es ihm darum ging, zukünftige Verteilungskämpfe um die eingeschränkten Ressourcen zu verhindern, dass Team Flare überleben würde, weil es ihnen genau wie ihm um eine schönere Welt ging. »Das müsstest du doch auch verstehen, Pachira. Du wolltest auch eine bessere Welt.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, indem wir sie selbst verbessern, nicht indem wir die Menschheit auslöschen!«[/LEFT] [LEFT]»Nicht die vollständige Menschheit.«[/LEFT] [LEFT]»Das ist reine Haarspalterei, das weißt du selbst!«[/LEFT] [LEFT]Er verstand ihre Einwände, hatte sich immer gedacht, dass diese von ihr kämen. Aber wie schon bei Platan war da die leise Hoffnung gewesen, dass auch in ihr Verzweiflung wie Asche glimmte. Und auch hier war er wieder enttäuscht worden. Vielleicht verstand niemand anderes seinen Schmerz.[/LEFT] [LEFT]»Das ist jedenfalls der Plan«, sagte er ruhig. »Du kannst ihn akzeptieren und uns helfen. Oder Team Flare verlassen.«[/LEFT] [LEFT]Pachira schüttelte mit dem Kopf. »Das ist ein dummer und undurchdachter Plan. Das müsste dir doch selbst klar sein. Meine Güte, Flordelis, sonst bist du doch auch so rational und darauf erpicht, nicht die einfachste Lösung zu wählen! Was ist hier anders?«[/LEFT] [LEFT]Unwillkürlich spannte er sich an. Im Gegensatz zu Platan hatte er ihr nie erzählt, wie genau seine eigenen Versuche verlaufen waren, die Welt zu verbessern. Nur, dass es gescheitert war. Sie wusste nichts von seiner schwelenden Verzweiflung unter der Oberfläche.[/LEFT] [LEFT]»Es gibt keine andere Lösung«, sagte er entschieden. »Du kannst meine Meinung nicht ändern.«[/LEFT] [LEFT]Mit aufeinander gepressten Lippen sah sie ihn an. Möglicherweise spürte sie aber seine Entschlossenheit, denn sie versuchte nicht weiter, ihn von etwas anderem zu überzeugen. Stattdessen stand sie auf. »Ich denke, unter diesen Umständen ist es wirklich besser, wenn ich das Team verlasse. Hinter deinem Plan kann ich keine Ehre erkennen.«[/LEFT] [LEFT]Stoisch erwiderte er ihren kühlen Blick. »Ich bedauere, dass du das so siehst. Ich habe wirklich gehofft, dich in unserer neuen Welt an unserer Seite zu haben. Falls du es dir anders überlegst-«[/LEFT] [LEFT]»Ganz bestimmt nicht.«[/LEFT] [LEFT]Die Entschiedenheit ihrer Worte brachte ihn von jedem weiteren Versuch ab, sie zu überzeugen. Pachira war gegen diesen Plan und daran konnte er nichts ändern.[/LEFT] [LEFT]Sie zögerte kurz, ehe sie noch etwas hinzusetzte: »Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich dich an jemanden verrate. Wahrscheinlich kannst du dich ohnehin von jedem Verdacht freikaufen.«[/LEFT] [LEFT]Im Notfall wäre das tatsächlich der einzige Weg, jeglicher Verfolgung zu entgehen, auch wenn er lieber darauf verzichten würde. Aber wer in Kalos würde schon glauben, dass er, der Philanthrop Flordelis, plante, einen Großteil der Menschheit zu vernichten?[/LEFT] [LEFT]»Danke, Pachira.«[/LEFT] [LEFT]Sie wandte sich ab, hielt jedoch vor der Tür noch einmal inne und sah über ihre Schulter. »Auch wenn du jetzt entschlossen wirkst, hoffe ich wirklich, dass du dich noch einmal besinnst. Dieser Weg, den du gewählt hast, kann nur in einer Katastrophe enden – und zwar für dich.«[/LEFT] [LEFT]War das der Grund, warum Platan beigetreten war? Wollte er diese Katastrophe garantieren? Oder abwenden? Aber woher wusste er davon?[/LEFT] [LEFT]Statt zu zeigen, wie aufgewühlt er gerade war, deutete er ein Nicken an. »Ich habe deine Warnung gehört. Aber ich denke, dass sie unbegründet ist.«[/LEFT] [LEFT]Für einen kurzen Moment sah es aus, als wollte Pachira noch etwas sagen; sie öffnete den Mund, schloss ihn aber nach kurzem Nachdenken wieder. Dann schüttelte sie den Kopf und öffnete die Tür. »Bis dann, Flordelis.«[/LEFT] [LEFT]»Adieu, Pachira.«[/LEFT] [LEFT]Damit wandte sie den Blick nach vorne, den Rücken so stolz durchgestreckt, dass sie ihrem Pyroleo Konkurrenz machen könnte. Sie derart das Büro verlassen zu sehen, zu wissen, dass sie nun kein Teil des Plans mehr wäre und zu seinen Opfern gehören würde, schmerzte ihn mehr als er zuzugeben bereit war. Wenigstens hatte er nun Platan auf seiner Seite, auch wenn dessen Motive für ihn noch undurchdringlich waren.[/LEFT] [LEFT]Pachira schloss die Tür hinter sich und ließ ihn mit all seinen Gedanken allein. Wie so oft.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)