Der Feensammler von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 11: ------------ „Sie hat mit uns gespielt. Ganz lange. Dann wurde sie müde. Sie ging zu ihr Zuhause.“ Der Junge sah John mit großen, grünen Augen an. „Ist sie nicht da?“ John konnte nur traurig den Kopf schütteln. „Oh nein! Der Mann hat sie geholt!“ „Was für ein Mann?“ John wirkte irritiert, wodurch sich die Mutter des Kindes einschaltete. Sie hatte das gleiche blonde Haar wie das Kind. Nur ihre blauen Augen waren anders. „In letzter Zeit sind viele Kinder verschwunden und daher haben manche Eltern angefangen ihre Kinder zu sensibilisieren. Ich habe Markus auch deutlich gemacht, dass er mit keinen Fremden mitgehen darf und alles verdächtige meinem Mann oder mir sagen soll. Früher habe ich Markus alleine auf den Spielplatz gehen lassen, aber seitdem begleiten wir ihn eigentlich immer.“ „Also haben sie Amelie auch gesehen?“ John machte sich ein paar Notizen, als die Frau schließlich nickte. „Ja, sie war müde, wie Markus gesagt hatte und ging dann vom Spielplatz. Sie hob immer wieder etwas vom Boden auf. Keine Ahnung, was das war. Ich musste auf mein Kind aufpassen. Er kletterte gerade auf einer schwierigen Passage am Gerüst. Ich... ich hätte sie begleiten müssen. Aber sie meinte, dass es schon okay sei. Sie kenne den Weg. Ich fühl mich so schlecht.“ „Es ist nicht Ihre Schuld. Ist Ihnen zufälligerweise noch etwas auf dem Spielplatz aufgefallen? Irgendein Mensch, der da nicht hingehört? Zu keinem Kind oder gar fremd war? Jeder noch so kleine Hinweis könnte schlimmeres verhindern. Also denken sie bitte ganz genau nach.“ John machte sich bereit jede noch so kleine Information aufzuschreiben, doch als sie ihre Lippen ein wenig kraus zog, wusste er die Antwort schon, bevor sie kam. „Nein, tut mir Leid. So genau habe ich nicht darauf geachtet. Wissen Sie, Markus ist ein sehr lebhaftes Kind. Ich muss immer aufpassen, was er tut, sonst verletzt er sich noch.“ Helikopter-Mutter. Ein Wunder, dass sie ihn überhaupt irgendwann alleine gehen ließ. „Er durfte früher wirklich alleine gehen?“ „Nun ja, nur wenn ich wusste, dass auch andere Erwachsene dort sein würden. Der Spielplatz ist ja nicht allzu weit weg. Ich kann ihn sogar sehen, wenn ich auf meinen Balkon stehe.“ Okay, so viel zum Thema alleine gehen lassen. Sie wird bestimmt dann die ganze Zeit auf dem Balkon stehen und ihn beobachten. Na ja, immerhin besser, als solche Eltern, die wirklich immer an ihrem Kind kleben. Nicht ideal, aber durchaus annehmbar. „Ist Ihnen dort irgendwann einmal jemand aufgefallen? Ein Mensch, der öfters da ist und Kontakt zu fremden Kindern sucht? Schließlich sind auf dem Spielplatz neben Amelie noch zwei weitere Kinder verschwunden. Vielleicht haben Sie ihn ja nur am Rande wahrgenommen.“ „Nein, ich habe leider niemanden großartig gesehen.“ Sie schüttelte den Kopf und dann mischte sich Markus ein. „Aber ich. Ein Mann saß auf der Bank und sah uns an. Er ist nicht immer da. Da mit Amelie war er auch da. Ging vor uns allen. Ist aber kein Papa. Hat nicht mit Kind gesprochen.“ „Weißt du noch wie er aussieht??“ Doch ein Hinweis! Vielleicht beschreibt er ihm jetzt den Mann von dem Toyota Yaris. Das wäre perfekt! „Sehr alt. Bestimmt schon hundert oder so. Graue Jacke. Braune Haare. Voll groß war er. Dünner als Papa.“ Okay, die Beschreibung war zwar lieb gemeint, aber sie half John nicht wirklich, jedoch schien der Täter auf seine Opfer zu lauern und sie zu beobachten. Es könnte also schon sehr helfen, wenn sie die umliegenden Spielplätze eine Weile beobachteten. „Ich hab was gefunden.“ Markus eilte plötzlich in sein Zimmer und kam dann nach wenigen Augenblicke zurück, um John ein buntes Bonbonpapier unter die Nase zu halten. „Das hat Amelie fallen lassen. Sie mag Bonbons total gerne. Vielleicht von dem Mann?“ „Das könnte durchaus sein. Danke, kleiner Mann. Ich werde das mitnehmen und im Labor untersuchen lassen. Mit etwas Glück hast du uns gerade sehr dabei geholfen deine Freundin wiederzufinden.“ Er tätschelte den Kopf des Jungen und steckte das Papier dann in eine kleine Plastiktüte. Schon einmal erfolgreicher als die letzten Gespräche. Scheinbar begann er unachtsam zu werden. Das konnte zu einem wahren Vorteil für John werden. „Danke für Ihre Hilfe. Passen Sie weiter gut auf Markus auf. Ich hoffe, dass wir den Mistkerl bald erwischen und die Angst dadurch verschwinden kann. Ihr, vor allem du Markus, habt mir sehr geholfen. Falls Ihnen noch etwas einfällt, gebe ich Ihnen meine Karte und Sie können mich jederzeit anrufen.“ Er überreichte der Dame seine Visitenkarte und verabschiedete sich dann bei den Beiden um die Wohnung zu verlassen und sich noch einmal auf den Spielplatz umzusehen. Wenn der Kerl dort gewartet hatte, dann hat er vielleicht sogar irgendwelche Spuren hinterlassen. John hoffte es sehr. So sehr, dass er mittlerweile über jeden noch so kleinen Fortschritt dankbar war. Egal, wie niederschmetternd oder gar verstörend er auch sein würde. Er wollte endlich Klarheit. Was geschah mit den Kindern? War es nur eine Entführung? Kinderpornographie? Serienmorde? Menschenhandel? Was war es? Er wollte es wissen. Endlich wissen und der Preis dafür war ihm egal. Er würde jeden Betrag zahlen. Wirklich jeden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)