Der Feensammler von Shino-Tenshi ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Es war nur ein Wimmern. Sanft und zart. Als hätte es die Hoffnung schon längst aufgegeben. Es ging fast in dem Lachen der Kinder unter, doch er konnte es hören. Das Schluchzen und den Schmerz, der sich in jede Faser seines Körpers bohrte, dennoch rührte er sich nicht und sah den tobenden Kindern zu. Sie wirkten alle gleich. Zumindest im ersten Moment, doch dann als das Lachen kurz zu verstummen schien, erkannte er auf dem Rücken eines kleinen Mädchen die zarten Konturen der Feenflügel. Die Maske des Lachens zerbröckelte und zeigte so viele Tränen, dass das Gesicht zu einer Fratze des Trauerns wurde. Er konnte ihr Leid körperlich spüren und mit jeder Sekunde, die er sie länger betrachtete, wurden die Flügel klarer. Sie waren rosa mit blauen Spiralen darauf. Ein eindeutiges Zeichen, dass die Kleine auf Fruchtbonbons stand. Praktischerweise hätte er sogar aktuell welche in seiner Tasche, weil er die auch unheimlich gerne aß. Dennoch rührte er sich nicht, sondern blieb sitzen und sah den Kindern weiter beim Spielen zu. Er lauschte ihrem Lachen, doch er ließ die Fee keine Sekunde aus den Augen. Immer wieder sprang sie über den Platz. Ihr rotes Haar funkelte im Sonnenlicht, während ihre grünen Augen unter der Last der zwei Seelen zu zerbrechen schienen. Plötzlich nahm eine Frau neben ihm Platz. Sie telefonierte lautstark mit ihrem Handy. Beteuerte, dass sie auf dem Spielplatz sei und das Kind nicht aus den Augen ließe. Er stand auf und entfernte sich. Diesen Lärm ertrug er nicht. Er hatte schon bemerkt, dass die Eltern vorsichtiger wurden, doch nach diesem Mädchen schien niemand zu sehen. Kein Erwachsener trat auch nur ein einziges Mal an es heran, während es weiterspielte und tobte. Nach und nach wurden die Kinder weniger und er spürte, dass die Fee auch nach Ruhe schrie. Die Bewegungen wurden langsamer und immer öfters schloss sie ihre Augen, wodurch er anfing Bonbon aus seiner Tasche fallen zu lassen, während er langsam vom Spielplatz ging. Sein Auto parkte nur wenige Straßen weiter. Mit jedem Schritt ließ er eine Süßigkeit aus seiner Tasche fallen. Er drehte sich nicht um. Ging einfach weiter und hörte die Freude der Fee hinter sich. Sie folgte ihm. Wie immer. Feen konnten Süßigkeiten nicht widerstehen. Erst als er an seinem Auto ankam, blieb er stehen und lehnte sich dagegen. Sein Blick glitt die Straße entlang. Es war niemand da. Keiner sah sie. Sie waren alleine. Wie immer. Als das Kind nur noch wenige Schritte entfernt war, stieg er auf der Rückbank ein und ließ das Fenster hinunter. Es dauerte nur wenige Augenblicke und der Kopf des Kindes tauchte im Fenster auf. Er sprach sie an. Ihr Blick huschte zu ihr und er lächelte sie an. Prompt wurde es erwidert. Er erzählte ihr von den Feen und dass er ihr helfen würde eine Fee zu werden. Schließlich trug sie diese Veranlagung schon tief in sich. Das Mädchen jubelte und wünschte sich diese Verwandlung zu vollziehen. Sie wollte fliegen und ihre Flügel sehen. Ruhig streckte er die Hand aus und zeigte ihr die restlichen Bonbon. Sie musste nur einsteigen, dann würde sie diese bekommen und er würde ihr Flügel schenken. Das Grinsen auf ihren Lippen wurde noch breiter und nach einer kurzen Zustimmung öffnete sie die Autotür und stieg zu ihm auf den Rücksitz. Ruhig sah er sie an und bewunderte ihre Flügel. Strich über sie und erzählte ihr wie sie aussahen. Er konnte sie schließlich schon sehen und würde sie bald für alle anderen sichtbar machen. Das Mädchen fand sie wunderschön und hoffte, dass sie diese auch irgendwann sehen könnte. Es würde nicht mehr lange dauern, sie brauchte also keine Angst haben. Mit aller Seelenruhe beobachtete er sie beim Essen. Es verging fast eine halbe Stunde, in der er ihr zuhörte, wie sie von ihren Träumen erzählte und er erzählte ihr, was er von den Feen wusste. Sie lachten zusammen und als das letzte Bonbon aufgegessen war, forderte er sie auf sich anzuschnallen, bevor er den Platz wechselte und den Motor startete. Das Kind tat, was er von ihm verlangte und erzählte fröhlich weiter. Von ihren Eltern, die immer viel zu beschäftigt waren, aber sie war ihnen deswegen nicht böse. Schließlich taten sie dies um ihr alles geben zu können. Er hörte ihren Wunsch, dass ihre Mama doch mal wieder neben ihr sitzen bleiben würde bis sie eingeschlafen war und so beteuerte er ihr, dass sie ab sofort nie wieder alleine sein würde. Schließlich wurde er sie zu anderen Feen bringen sobald sie ihre Flügel haben würde. Ruhig lauschte er ihren weiteren Erzählungen. Aus der Schule und ihrem Leben. Alles würde besser werden, wenn sie eine Fee sein würde, davon war sie auch überzeugt und irgendwie hatte sie immer gehofft, so ein Wesen sein zu können. Sie fand diese kleinen Kreaturen schon immer bezaubernd und mochte Tinkerbell von allen Figuren am Liebsten. Zuhause hatte sie sogar eine Figur von ihr. Nach einer Weile fuhr er mit ihr in eine Tiefgarage und sie stiegen aus. Er erklärte ihr, dass ihre Flügel oben in seiner Wohnung sein würden und er dort auch noch mehr Bonbons hätten. Zwar würde er ihre Schwingen noch anfertigen müssen, doch sie konnte derweil so viele Süßigkeiten essen wie sie wollte. Aber nur wenn sie jetzt still sein würde. Der zustimmende Jubel ließ ihn lächeln und so liefen sie gemeinsam die Treppen empor, um dann in seine Wohnung zu gehen. Es waren nur zwei Stockwerke und das Mädchen blieb still. Brav lief es neben ihm her und stürmte aufgeregt in die Wohnung. Sie zog ihre weißen Turnschuhe und rote Jacke aus, bevor sie dann neugierig die Zimmer erkundete. Er tat es ihr gleich, ging aber sofort in das Hinterster, um sich dort an die Nähmaschine zu setzen. Ihre Erzählungen gingen weiter. Sie berichtete ihn von jedem Gegenstand, den sie fand und zählte die Fische in dem Aquarium neben der Couch im Wohnzimmer. Er stimmte ihr immer wieder zu, während er bei künstlichen Licht in dem abgedunkelten Zimmer ihre Feenflügel nähte. Kurz kam sie zu ihm und sah auf das Paar, die sie wunderschön fand. Sie konnte es kaum erwarten diese anprobieren zu können. Er beteuerte, dass dies nur ging, wenn sie schlafen würde. Aber sie war ja noch gar nicht müde, aber das war gar nicht schlimm, denn er würde ihr dabei helfen. Sie jubelte und eilte dann wieder davon, um dies brühwarm den Fischen zu erzählen. Es dauerte nur noch wenige Augenblicke und das Flügelpaar war endlich fertig, wodurch er sie ruhig zu sich rief. Sofort war das Kind da und ließ sich auf den ihr angebotenen Stuhl nieder. Er zeigte sie ihr und fragte nach ihrer Meinung. Erneut jubelte sie und wollte sie sofort haben, doch sie sollte sich noch ein wenig gedulden. Er ging zu einem dritten Tischchen, das in der Ecke stand und zog eine Flüssigkeit in eine Spritze, bevor er zu ihr zurückkam. Es würde kurz wehtun, aber sie musste keine Angst haben. Danach würde sie schlafen und als Fee wieder aufwachen. Ein kurzer Freudenschrei erklang und er griff ruhig nach ihrem Arm. Schob den Ärmel des pinken Shirts empor auf dem ihm ein blonder Cockapoo mit pinker Fliegerbrille und Suit entgegen schaute. Eine animierte Kinderfigur wahrscheinlich, doch er kannte sie nur vom Sehen, weil sie heutzutage auf vielen Mädchenshirts zu sehen war. Kurz zuckte das Mädchen unter dem Stich zusammen, doch sie machte keinen Laut, was ihn kurz ein wenig verwundert, und so konnte er ihr in Ruhe das Schlafmittel injizieren. Er beteuerte, dass sie nun langsam müde werden würde und schon bald wird sie dann als neue Fee aufwachen. Sie freute sich darauf und schlief noch während diesem Satz ein. Ruhig hob er sie hoch und legte sie auf den großen Arbeitstisch, um ihr die Kleidung auszuziehen und diese wie immer in einem Eimer neben den Tisch zu werfen. Später würde er diese unter seinem Hausmüll verstecken und erst raus bringen kurz nachdem die Müllabfuhr gekommen war. Er drehte das Kind zur Seite und fuhr liebevoll über den nackten Rücken, bevor er dann die Flügel an der richtigen Stelle platzierte, um mit dem ersten Stich zu beginnen. Das warme Blut glitt über seine Finger und benetzte den pinken Faden. Ließ ihn im künstlichen Licht glitzern, während er weitermachte. Jeder Stich saß und befestigte die Flügel stärker an der weißen Haut des Kindes. Er spürte, wie mit jeder Sekunde, die verstrich, das Blut langsamer aus den Wunden floss, bevor es dann gänzlich abebbte und die Wärme Stück für Stück aus dem kleinen Leib entwich. Kaum hatte er den letzten Stich vollzogen und den Faden vernäht, hörte er den freudigen Aufschrei der Fee und sah sie durchs Zimmer fliegen. Er entschuldigte sich sogleich bei ihr, weil sie noch ein wenig warten musste, denn er würde sie erst in ein paar Tagen zu den anderen bringen können, doch er war ja hier. Sie war also nicht mehr alleine. Nie wieder... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)