Vom Schicksal erwählt! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 12: Alles zuviel! ------------------------- Alles zuviel! „Darfst du das Kleid behalten?“, fragte Sota, nachdem er kurz einen Blick auf das wunderschöne Kleid geworfen hatte, welches schon seit Tagen an der Wohnzimmertür hing. Da Kagome überstürzt aus dem Restaurant verschwunden war, hatte sie komplett vergessen, dass sie das Kleid noch trug. Erst als sie nach Hause kam und Sota sie auf ihr Aussehen angesprochen hatte, bemerkte sie es. Sie trug es noch. Kagome hatte es extra reinigen lassen, weil sie es zurückbringen wollte. Jedoch hatte sie noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden. Bei dem Essen war ihr vor Augen geführt worden, in welch einer Welt sie lebte. Kagome wollte Sesshomaru auch das Geld geben, dass er der Dame im Restaurant gegeben hatte. Sie wollte ihm nichts schuldig sein. Zu dem Essen war sie schließlich einfach so mitgekommen. Es war kein gebuchter Auftrag wie die anderen Male gewesen. Doch der Tag in dem Restaurant hatte auch ein großes Loch in ihr Haushaltsbudget gerissen. Kagome musste noch einige Tage hart arbeiten, um ihre Schulden begleichen zu können. „Nein. Ich muss es noch zurückbringen“, sagte sie leise. Es behagte ihr überhaupt nicht, noch einmal zu der Familie zu müssen. Seit diesem Tag hatte Sesshomaru sie auch nicht mehr geholt. Vermutlich hatte er eingesehen, dass sein Bruder kein Interesse an ihr hatte. Für Kagome war dies eine unheimliche Erleichterung, auch wenn sie ohne diesen Job wieder mehr Arbeiten musste, um sich und Sota ernähren zu können. „Warum holst du sie nicht mehr?“, wollte Rin von Sesshomaru wissen. Seit Tagen bedrängte sie ihn, Kagome nochmal für Inuyasha zu holen. „Inuyasha will diese Art von Zuwendung nicht“, versuchte er seine Entscheidung zu unterstreichen. Sein Bruder hatte deutlich gemacht, dass er kein Interesse an Kagome hatte. „Das stimmt doch gar nicht. Seit er Kagome nicht mehr trifft, hat sich seine Laune um einiges verschlechtert“, beharrte Rin auf dieser Tatsache, dass ihr Schwager in den letzten Tagen nur schwer erträglich war. Bei der kleinsten Kleinigkeit, die ihm nicht passte, fing er einen Streit an. Selbst nach dem Unfall war er nicht so unausstehlich gewesen. „Inuyasha ist einfach unzufrieden mit seinem Leben“, seufzte Sesshomaru. Er hatte durchaus durch die Zeilen gelesen, als sein Bruder ihn angefahren war. Immer wieder zu sehen, dass seine Eltern und auch er glücklich waren musste wirklich schwer für ihn sein. „Vielleicht ist er auch unzufrieden, weil er Kagome nicht mehr sieht. Sess, Inuyasha mag sie“, sprach sie aus, denn sie war sich sicher dabei. Doch Sesshomaru hatte dabei seine Zweifel. Die Dynamik zwischen Kagome und Inuyasha ähnelte der von Kikyo und ihm. Sesshomaru wollte, dass sein Bruder glücklich war. Vielleicht hätte er doch einen anderen Weg einschlagen sollen. Seinen Bruder zu etwas zu drängen, was er eigentlich nicht wollte, war einfach dämlich gewesen. Sesshomaru hatte sich von seinem Wunschdenken leiten lassen, etwas dass er nie wieder wollte. Daher reagierte er auch nicht auf Rins Meinung. Sesshomaru wollte sich keine Hoffnung pflanzen, wo nur schwärze war. Zögernd drückte Kagome auf den Klingelknopf. Anschließend wartete sie darauf, dass ihr geöffnet wurde. Kagome war etwas nervös. Es war einige Wochen her, seit sie das letzte Mal in diesem Haus gewesen war. „Was möchten sie?“, hörte sie ziemlich unhöflich aus der Freisprechanlage. Kurz schluckte Kagome. „Ich würde gerne zu Frau Takahashi“, bat sie schließlich. Sie hoffte wirklich, dass Rin hier sein würde. Immerhin musste sie ihr dringend das Geld und das Kleid zurückgeben. „Ist das Kleid für sie?“ wollte man von ihr wissen. Kagome sah sich überrascht um. Entdeckte dabei mehrere Kameras, die auf sie gerichtet waren. „Ja. Ich würde es gerne zurückgeben“, stellte Kagome klar. Nach diesen Worten wurde ihr das Tor geöffnet. Langsam lief sie den langen Weg entlang. Der Weg führte sie über einen breiten Kiesweg, der gerahmt von Blumen und Bäumen wurde. Es sah wirklich wunderschön aus. Im Auto hatte dies nie so auf sie gewirkt. „Die gnädige Frau kommt gleich“, wurde sie bereits am Hauseingang von einem großgewachsenen Mann erwartet. Dieser führte sie in den Eingangsbereich, der Kagome schon bekannt war. Dennoch sah alles am helllichten Tag noch pompöser aus. Die langen Treppen, die sie schon mehrmals erklommen hatte, sahen atemberaubende in dem großen Flur aus. „Hallo, sie haben ein Kleid für mich?“, kam eine ältere Frau plötzlich auf sie zu. Kagome starrte die Frau vor sich sprachlos an. Sie hatte überhaupt nicht bedacht, dass es eine weitere Frau Takahashi geben könnte. „Entschuldigen sie… ich hätte eigentlich auf Rin Takahashi gewartet“, entschuldige sich Kagome mit einer kleinen Verneigung. Immerhin hatte sich die Frau extra hierher bemüht, nur um nun enttäuscht zu werden. „Ach Kindchen, das ist doch nicht schlimm“, lächelte sie Kagome warm an. „Jinenji, würdest du bitte Rin holen?“, bat sie anschließend den großen Mann. Dieser wendete sich auch gleich von ihnen ab und lief die Treppen empor. „Haben sie das Kleid von Rin?“, begann die Frau ein Gespräch. „Ja. Sie hat es mir vor einiger Zeit geliehen“, antwortete Kagome leicht zögernd. Sie fühlte sich nicht gerade wohl, dass schien auch die Frau zu merken. „Entschuldigung, ich habe mich nicht mal vorgestellt. Ich bin Izayoi“, lächelte sie und reichte ihr freundlich die Hand. „Kagome“, erwiderte die Jüngere. Immerhin schien sie keine Vorurteile zu haben. Immerhin sah Kagome nicht unbedingt so aus, als würde sie in ihren Kreisen leben. Die ausgewaschene, aufgerissene Jeans und das Tanktop unter der offenen Jacke, die sie trug, zeigten nur zu deutlich, dass sie eher in schlichten Verhältnissen lebte. Dennoch trug die Frau weiterhin ein Lächeln auf den Lippen, welches Kagome zögernd erwiderte. „Kagome.“ Freudig lief Rin auf die junge Frau zu und umarmte sie leicht, nachdem sie bei ihr angekommen war. „Ich habe echt nicht mit dir gerechnet“, freute sie sich. Immerhin hatte sie wochenlang Sesshomaru bearbeitet und keinen Erfolg gehabt. „Ich wollte dir nur dein Kleid zurückgeben“, stellte Kagome klar. Dabei zeigte sie auf den weißen Kleidungssack der über ihrem Arm gelehnt lag. „Ach das hättest du doch auch behalten können“, lächelte Rin. Immerhin hatte sie noch hunderte solcher Kleider in ihrem Kasten hängen. „Izayoi... das ist Kagome die junge Frau von der ich dir erzählt habe“, wandte sie sich kurz zu ihrer Schwiegermutter um. Kagome sah sie dabei überrascht an. „Ach sie sind die junge Frau die Inuyasha des Öfteren besucht?“, kam auch Izayoi wieder näher. Natürlich hatte Rin ihr nicht alles erzählt. Für sie war Kagome Rins Freundin, die sich etwas mit Inuyasha angefreundet hatte. „Ja. Leider bin ich im Moment sehr beschäftigt und kann in der nächsten Zeit nicht zu ihm kommen.“ Rin zog bei Kagomes Ausrede eine Schnutte. Sie hatte gehofft, dass Kagome den jungen Mann nicht nur als Freier gesehen hatte. Doch scheinbar hatte sie kein Interesse daran Inuyasha nochmal zu sehen. „Willst du Inuyasha nicht besuchen? Er ist in seinem Zimmer“, sprach Rin sie deshalb auf den jungen Mann an. Immerhin glaubte Rin fest daran, dass Inuyasha mehr Interesse an Kagome hatte, als er eigentlich zugeben wollte. „Nein. Ich bin nur hier, um dir das Kleid zu bringen. Es war wirklich nett, dass du es mir geborgt hast. Dennoch möchte ich dir nichts schuldig bleiben“, erklärte Kagome deutlich ihr Anliegen und überreichte ihr sofort das Kleid. Scheinbar wollte sie wie schon im Restaurant so schnell wie möglich verschwinden. „Schade, er hätte sich sicher gefreut. Und vielleicht überlegst du es dir doch noch einmal. Mein Angebot bleibt auf jeden Fall weiterhin bestehen.“ Dass Inuyasha ebenfalls von dem Angebot nicht viel hielt, ignorierte Rin einfach. Sie hoffte, dass Kagome es sich noch einmal überlegen würde und mit Inuyasha zu den Galas kam. So konnten sich die beiden besser kennenlernen. „Danke, aber ich würde lieber darauf verzichten. Es war schön sie kennengelernt zu haben, Frau Takahashi“, verneigte sich Kagome kurz vor Izayoi, ehe sie sich verabschiedete und wieder das Anwesen verließ. „Eine nette junge Frau“, hörte Rin kurz darauf ihre Schwiegermutter sagen. Ein Lächeln bildete sich auf Rins Lippen. „Ja... ja das ist Kagome wirklich“, stimmte sie Izayoi zu, auch wenn Rin Kagome selbst kaum kannte. Die junge Frau hatte vielleicht keinen alltäglichen Job und vielleicht auch nicht das beste Leben, doch sie hatte ein gutes Herz, darin hatte Rin keinen Zweifel mehr. Seufzend öffnete Kagome den Briefkasten, der am heutigen Tag völlig überfüllt war. Sie nahm die Briefe und Prospekte an sich. Noch während sie in ihre Wohnung lief, schaute sie sich den Papierkram durch. Doch viel mehr als Rechnungen war nicht in ihrem Briefkasten. Langsam wurde es für Kagome wirklich zu viel. Immer wieder nur Rechnungen, die irgendwie getilgt werden müssen. „Bin wieder zuhause“, rief sie laut durch die kleine Wohnung. Sota wollte ausnahmsweise mal nach der Schule daheim bleiben, um alleine zu lernen. Oft traf er sich mit seinen Freunden und unternahm etwas mit ihnen. Doch dieses Mal war er ausnahmsweise nicht unterwegs, vielleicht hatte Kagome es doch nicht ganz geschafft, ihre Sorgen vor ihm zu verstecken. „Na, das Kleid abgegeben?“, kam Sota gleich aus seinem Zimmer. Kagome musste wirklich schmunzeln. „Schade, du sahst richtig hübsch darin aus“, fügte er noch an. Über das Kompliment ihres Bruders freute sie sich sehr. Doch das Kleid hatte nun mal nicht ihr gehört und behalten konnte sie es sowieso nicht. Sie hätte ohnehin keine Gelegenheit mehr gehabt, dieses Kleid nochmals zu tragen. „Hübsch vielleicht… aber meine Welt ist das nicht“, klärte sie den Jungen auf. In der Zwischenzeit machte sie einige der Rechnungen auf. Bei jeder weiteren wurde Kagome schlechter. Es war wieder ein Monat, bei dem so viel zusammenkam. Zu ihrem Leidwesen hatte sie vergessen, dass Sota demnächst auf die Klassenfahrt fahren wollte. Die Quittung bekam sie jetzt. Die Schule hatte ihr einen Brief zukommen lassen. Sie musste die Summe bis Ende der Woche bezahlen, ansonsten würde Sota nicht mitfahren können. Kurz schloss Kagome ihre Augen. „Alles ok?“, wollte er daher von ihr wissen. Vermutlich machte er sich Sorgen um sie. „Ja… ja alles gut. Ich werde jetzt kochen, ich rufe dich später zum Essen“, rang sich Kagome zu einem Lächeln durch. Damit schickte sie ihren Bruder wieder in sein Zimmer. Doch bevor sie in die Küche verschwinden konnte, stach ihr ein Umschlag in die Augen. Kagome musste den Umschlag durch die Prospekte übersehen haben. Mit einem komischen Gefühl nahm sie diesen in die Hand. Leicht drehte sie ihn hin und her. Ein Name befand sich nicht auf diesem. Nur vorsichtig öffnete Kagome den Umschlag. „Was?“, kam es über ihre Lippen, nachdem sie den Inhalt erblickt hatte. Langsam nahm sie diesen heraus. Mit geweiteten Augen sah sie auf die Yenscheine, die sich im Inneren befanden. Mit Unglauben zählte sie die Summe. Es befanden sich 30000 Yen in dem Umschlag. Kurz musste sie schwer schlucken. Das Geld konnte sie im Moment wirklich gut gebrauchen. Doch es gehörte nicht ihr. Sie ahnte schon, wem sie diesen Geldsegen verdankte. Doch annehmen konnte sie dieses wirklich nicht. „Sota?“, rief sie ihren Bruder nochmals zu sich. Kagome stopfte in der Zwischenzeit die Scheine wieder in den Umschlag. Denn Sota sollte dies nicht mitbekommen, dass sie Geld geschickt bekam. „Ist was? Soll ich dir helfen?“, wollte er auch sofort wissen, nachdem er wieder aus seinem Zimmer gekommen war. „Ich muss nochmal los. Ich koche dir später noch etwas, bevor ich zur Arbeit muss.“ Mit diesen Worten schnappte sie sich abermals die Tasche, worin sie den Umschlag bereits verschwinden ließ. „Ok. Aber pass auf dich auf“, bat ihr Bruder sie. Kagome schenkte ihm noch ein Lächeln, ehe sie mit schnellen Schritten das Haus verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)