Chaos im Kopf von KatieBell (Bell x Flint) ================================================================================ Kapitel 13: Klarsichtige Augen ------------------------------ Buch Zwei - Sehnsucht Kapitel 12: Klarsichtige Augen Marcus hatte beschissen geschlafen. Lucifer, der sich tausendmal gefühlt eine andere Schlafstellung auf seinem Rücken gesucht hatte, hatte ihn nicht fest genug einschlafen lassen. Er war sogar kurz davor gewesen, den verdammten Kater aus seinem Zimmer zu werfen. Seine Schlaflosigkeit führte dann noch dazu, dass er ständig über die Dunkelblonde nachdenken musste. Die Idee, sich aus seinem Schlafsaal zu ihr zu schleichen, hatte er verworfen. Das war absolut nicht gut, wenn heute das besagte Spiel gegen Gryffindor wäre. Eigentlich bräuchte er seinen wohlverdienten Schlaf, auch wenn er kein Elan hatte auf dieses Spiel. Das erste Mal, dass er sich lieber wünschte, kein Quidditch zu spielen. Auf diesem Feld zu sein, mit dem Wissen, dass sie immer noch das Bett bewachte im Krankenflügel, machte ihn weiterhin mürbe im Kopf. Er hatte sich diesen Tag ganz anders ausgemalt. Das einzige was ihn von diesen Gedanken ablenken konnte, war nur noch das Treffen mit Peakes. Er hoffte mittlerweile, dass er sich bei ihr nicht verschätzt hatte und sie auftauchen würde. Er wüsste sonst nicht, wie er an die Informationen herankommen sollte. McGonagall würde dazu nichts mehr sagen. Professor Snape war wohl auch involviert, sonst wäre er bei dem medizinischen Vorfall nicht auch anwesend gewesen. Aber sein Hauslehrer zu fragen glich einem Selbstmord. Kam also auch nicht in Frage. Um halb sechs morgens war er bereits in der Großen Halle. Da er so auch schon eher zu den Frühaufsteher zählte, fiel das auch gar nicht so sehr auf, dass er alleine am Tisch von Slytherin saß. Ein ausgiebiges Frühstück nahm er zu sich, um später nicht vom Stiel zu fallen und war auch fast zügig durch mit dem Essen, als er die ersten Gryffindors sah, die die Halle betraten. Wie auch zum Training, sahen sie nicht gerade siegessicher aus. Würde er auch nicht, wenn einer seiner besten Spieler ausfallen würde und zugleich immer noch in Lebensgefahr schwebte. Marcus schüttelte den Kopf und versuchte das Drama am Löwentisch auszublenden. Er musste sich auf wichtigere Sachen konzentrieren. Peakes zum Beispiel. Noch hatte er sie nicht in der Großen Halle gesehen. Es war aber auch erst sechs Uhr. Das Spiel begann für gewöhnlich um acht. Also genug Zeit für ein Gespräch unter vier Augen. Als er sein Teller geleert hatte, legte er das benutzte Geschirr zusammen und erhob sich dann. Zuvor nahm er sich noch ein vorgefertigtes belegtes Sandwich mit. Auf direktem Weg verließ er dann die Halle wieder und machte sich stattdessen auf in den 1. Stock. An einer Gabelung stand er ziemlich lange, wie verloren im Gang. Es fiel ihm schwer zum Arithmantikraum abzubiegen und nicht stattdessen in den Krankenflügel zu gehen. Seine Sorge um Katie wurde immer größer. Diesen Anfall den sie hatte, löste pure Angst in ihm aus. McGonagall erwähnte immerhin, das diese Anfälle zu jeder Zeit auftreten könnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wenn man das einmal zu spät bemerken würde. Wenn ihr Herz plötzlich aufhören würde zu schlagen, würde ihn das womöglich endgültig brechen. „Konzerntrier dich auf das Wesentliche, Marcus.“, schellte er zu sich selbst und bog dann zum richtigen Gang ab. Der Klassenraum war der letzte auf diesem Korridor und so weit weg vom Quidditchfeld, wie nur möglich. Hier könnte er in Ruhe mit Peakes reden, ohne dass sich ein Schüler hier hin verirren würde. Waren sie sicherlich eh alle auf dem Weg zum Spielfeld. Schwungvoll öffnete er die Holztür zum Klassenzimmer. Vermutete als Erster da zu sein, da er Peakes nicht beim Frühstück gesehen hatte und sie sicherlich nicht ohne leeren Magen dem Gespräch stellen würde. Vorausgesetzt sie würde kommen. Ein ganz kleiner Teil war da in seinem Inneren, der nicht glaube, dass sie kommen würde. Alleine. Mit einem Slytherin in einem Raum, weit weg von Schulfreunden. Das war doch sehr suspekt und viel zu gefährlich. So würden wohl einige denken und er könnte es ihnen nicht einmal verübeln. „Flint.“, hörte er plötzlich unerwartet seinen Namen und er sah auf. Okay? Er hatte sich wohl getäuscht. Er war nicht der Erste. Peakes stand der Tür genau gegenüber, an einem Bücherregal und hatte ihre Arme ineinander verschränkt. Sie musste wohl schon auf ihn gewartet haben. „Peakes.“, entgegnete er ihr und schloss die Tür hinter sich, „Wundert mich tatsächlich ein bisschen, dass du gekommen bist.“ „Mich ehrlich auch. Ich wollte eigentlich erst gar nicht. Weil ich dachte, das wäre eine Falle.“ „Möglich.“, antwortete er ihr und ging auf den ersten Tisch zu, nur um sich dagegen zu lehnen. „Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst, oder-“ „Ich will nur eines von dir wissen.“ „Und das wäre?“ Er stellte sein rechten Fuß, über sein linkes Bein und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Wie ist das passiert?“, fragte er ohne Umschweife und erntete einen verwirrten Blick, „Ich meine, Bell. Wie ist der Unfall passiert?“ „Wieso sollte ich dir das sagen? Damit ihr Slytherins weiterhin Gerüchte streut, die absolut unter die Gürtellinie gehen?!“, sagte sie energisch und Marcus erkannte ihre Angriffslustigkeit. „Gerüchte?“ „Tu nicht so. Du weißt genau, was ich meine.“ „Tut mir Leid, Peakes. Ich habe keine Ahnung, von was du redest.“ Das hatte er wirklich nicht. Er hatte zwar viele Schüler darüber reden hören, aber ihm war bisher nichts zu Ohren gekommen, dass irgendwelche Gerüchte im Umlauf waren. Gehässige Sprüche, wie die aus seinem Gemeinschaftsraum, wenn es um Quidditch ging, ja. Aber die hatte er so gut es geht ausgeblendet. Ansonsten wäre er wahrscheinlich selbst an die Luft gegangen und hätte so einige Schüler den Hals umgedreht. Das Gesicht des Schwarzhaarigen schien anscheinend so ahnungslos ausgesehen zu haben, dass Peakes plötzlich ihre angespannte Haltung fallen ließ. Ihre Arme glitten zu ihren Seiten hinab und sah ihn einfach nur verwundert an. „Du hast echt keine Ahnung.“ „Ehm... ja?“ „Und ich dachte, es käme aus dem Quidditchbereich.“ „Was denn?“ Jetzt verstand er noch weniger als zuvor. „Davies und Parkinson hab ich darüber reden hören.“, sagte die Hufflepuff, „Angeblich käme es von Warrington. Er hätte ihnen erzählt, dass Katie auf einen Slytherin reingefallen wäre. Also... dass sie sich verliebt hätte in einen von euch.“, ihre Stimme nahm einen zittrigen Ton an, „Das stimmt garantiert nicht.“, winkte sie dann mit ihren Händen ab, „Jedenfalls meinte er wohl auch, dass das Paket sicherlich von diesem Slytherin wäre, um... na ja... ihr bewusst zu schaden. Weil sie ja, ich zitiere: „Ein dreckiges Halbblut sei“. „Wie bitte?!“, keuchte er, stieß sich vom Tisch ab und begann nun auf und ab zu laufen. Fuck. Fuck. Fuck. Warrington hatte also doch seine Finger im Spiel. Nicht nur das. Er schien das zwischen ihm und Katie doch erzählt zu haben. Offenbar ohne seinen Namen zu nennen, aber das kleine Gerücht hatte wahrscheinlich schon genug Leute angestachelt. Allein dass es existierte, war hochgradig gefährlich. Für sie beide. „An dem Gerücht ist wirklich nichts dran, Flint. Katie würde nie-“, begann sie, stoppte jedoch, als sie endlich zu bemerken schien, wie Marcus Nervosität stieg, „Sekunde. Wieso interessiert dich das ganze eigentlich?“ Er seufzte. Der Slytherin hatte eigentlich nicht vor gehabt, irgendetwas preiszugeben. Er wollte sich nur die Informationen holen und dann abhauen. Sie im Ungewissheiten lassen. Je weniger davon wussten, desto sicherer wäre es. Aber das, was Peakes im eben erzählt hatte, machte die Sache schwieriger. „Flint. Ich will jetzt eine Antwort von dir! Wieso wolltest du etwas über den Ablauf des Anschlags wissen und wieso rennst du hier rum, wie ein aufgescheuchtes Huhn?“ Er wollte sich seine nächsten Worte erst einmal zurecht legen. Was sollte er zu erst sagen und wie vor allem. Sie mit einem Nichts abzuspeisen wäre vielleicht nicht unbedingt gut, da sie sich ihm höchstwahrscheinlich komplett verschließen würde. Zu einer Ansprache kam er jedoch nicht. Peakes' Gesicht erhellte sich und sie schien sofort eins und eins zusammen zählen zu können. „Oh. Mein. Gott.“, keuchte sie, „DU bist der Slytherin!“ Marcus seufzte und rieb sich seine Schläfe, während seine andere Hand in der Seite lag. „Niemals. Nein.“, schüttelte sie den Kopf, „Nie würde sich Katie auf dich-“ „Du kennst deine Freundin wohl nicht so gut.“, - wie ich, wollte er hintendran setzen, doch beließ es dabei. „Ganz dünnes Eis, Flint.“, sagte sie dann auf einmal schneidend und im nächsten Augenblick zog sie ihren Zauberstab. „Pack das Ding weg, Peakes.“ „Einen scheiß mache ich! Wenn das Gerücht stimmen sollte, dann... dann warst du das auch mit dem Paket?!“ „Was? Nein!“ „An jedem Gerücht ist ein Funke Wahrheit dran.“ „Dein ernst jetzt?“, schoss er zurück, ließ seinen Zauberstab aber in seinem Umhang, „Würde ich dich denn hier hin bestellen und über das alles mehr wissen wollen, wenn ich schuld daran wäre?! Schalt mal dein Gehirn ein!“ „Vielleicht willst du ja nur wissen, was ich weiß, um dann die Beweise verschwinden zu lassen. Du würdest immerhin von der Schule fliegen, in Azkaban landen! Das war versuchter Mo-“ „Ich würde Katie niemals ein Haar krümmen!“, wurde er nun lauter und ging einen Schritt auf sie zu, wobei sie ihren Stab noch höher ansetzte, „Bitte. Peak- Leanne. Richtig?“, versuchte er ruhiger zu sprechen. „Ich hab dir meinen Vornamen nicht angeboten, Flint.“, zischte sie dazwischen. „Schön.“, seufzte er und hob die Hände in die Höhe, „Peakes. Ich erzähl dir alles, was du wissen willst. Aber bitte nimm den Zauberstab runter.“ Sicherlich hätte er seinen Zauberstab ebenso ziehen und sie damit schneller ausknocken können, wie sie Quidditch sagen könnte. Aber er tat es nicht. Das alles wäre zu kontraproduktiv. Sie sollte ihm vertrauen können. Wenn er sie auf seine Seite holen könnte, wäre er um einiges besser dran, als alleine. Aber dafür müsste er wohl alle Karten auf den Tisch legen. „Hör zu,...“, sagte er und schluckte merklich nervös, „Es stimmt. Wir haben...“, kurz stockte er, „... hatten...“, revidierte er dann seinen Satz, machte jedoch erneut eine kurz Pause, bevor er laut seufzte, „Wie auch immer. Aber das war auch schon der Funke Wahrheit aus diesem Gerücht. Ich würde ihr nie wehtun. Warum auch? Ich hab gar kein Grund dazu.“ „Du wolltest sie nur verarschen.“ „Nein! Verdammt nochmal, mir liegt was an ihr, okay?!“, sagte er dann aufgebracht, „Ich hab sie gern. Ich... ich bin jede Nacht an ihrem Bett und hoffe darauf, dass sie wieder aufwacht.“ Langsam nahm sie den Zauberstab herunter, was ihn erleichtert ausatmen ließ. „Woher soll ich dir das glauben? Sie hat nie was gesagt.“ „Natürlich nicht. Kannst du dir das nicht denken, warum? Sie wollte nicht vorverurteilt werden. Immerhin...“ „Immerhin, was?“ Wieder seufzte er. Die Wahrheit hier zu erzählen war ihm mehr als unangenehm, aber was sein musste, musste sein. „Es war nur Sex am Anfang.“ „Katie würde sich nie auf so eine derartige Beziehung einlassen.“ „Ich kann dir nicht sagen, warum sie es tat. Ehrlich nicht. Aber es ist passiert.“, sagte er und nahm nun endlich seine Hände ebenso herunter, „Genauso wenig kann ich dir erzählen, warum sie mir wichtig geworden ist. Ich versteh' mich selbst kaum, aber darum geht es auch gar nicht. Ich will nur helfen. Ich muss einfach wissen, wie das abgelaufen ist an diesem Hogsmead-Wochenende.“, sagte er mit klaren Worten, „Und du bist die einzige, die mir das sagen kann.“ Lange war es still um sie geworden. Peakes hatte immer noch einen starren Blick auf ihn gerichtet, während er eher verloren in diesem Klassenraum stand. So viel wollte er nicht sagen. Aber vielleicht half es ihm ja, Peakes Vertrauen zu bekommen. Endlich schien sie sich zu bewegen. Erst auf ihn zu. Den Zauberstab schon wieder in ihrem Umhang verschwunden, setzte sie sich auf einen Tisch neben dem er stand. „Es... ist eine komische Situation, findest du nicht?“ „Was davon?“ „Alles?“, sagte sie, jedoch relativ ruhig, „Okay.“, schnaufte sie erneut durch, „Bevor ich etwas dazu sage, will ich wissen, was du mit der Information machst. Was bringt es dir denn? Ich hab schließlich alles schon Professor McGonagall erzählt.“ „Vielleicht weiß McGonagall aber nicht, was sie mit bestimmten Information anfangen soll. Ich hab Kenntnisse über schwarz-magische Artefakte. Wenn ich nur wüsste, wie diese Kette ausgesehen hat, dann-“ „Sie war Silber und mit Opalen besetzt.“, unterbrach sie ihn. Marcus setzte sich auf einen Tisch neben ihr, jedoch in ihre Richtung sehend. „Wie viele Opale?“ „Ehm... weiß ich nicht, so genau habe ich nicht darauf geachtet. Weit mehr als zehn schätze ich. Es war ringsum.“ „Und in welcher Form? Rund, rautenförmig, quadratisch?“ „Mal so, mal so.“, zuckte sie mit den Schultern, „Hast du ein Pergamentpapier? Dann könnte ich sie vielleicht zeichnen.“ „Ehm...“, kam es über seine Lippen und er sah zuerst im Klassenraum um, bevor er dann unter den Tisch schaute, auf dem er saß. Zum Glück hatte irgendein Schüler Schreibmaterial darunter verstaut. Von Feder und Tinte fehlte jede Spur. Peakes musste das ebenso bemerkt haben, doch anstatt nach etwas zum Schreiben zu suchen, riss sie ihm das Pergament aus den Händen. „Einen Kulli hab ich.“ „Kulli?“, fragte er nach, weil er das Wort noch niemals gehört hatte. Sie zog etwas aus den Weiten ihres Umhanges und hielt es ihm kurz vor die Nase. „Kugelschreiber.“, sagte sie knapp, „Damit schreiben Muggel, weißt du?“ Ah. Kein Wunder war er gerade so irritiert. Er schüttelte den Gedanken fort und beugte sich etwas mehr zu ihr rüber, da sie bereits angefangen hatte die Kette zu skizzieren. „Jetzt wo ich das wieder so vor Augen hab, waren nicht die Opale in irgendeiner Form, sondern sie waren eingefasst darin.“, sagte sie während sie nicht einmal von der Zeichnung aufsah, „Eigentlich versuche ich das Geschehene zu vergessen.“, fügte sie dann leise hinzu und ihr Blick war sichtlich quälender geworden. „Ich würde so genau nicht fragen wollen, aber-“, sagte er vorsichtig, doch sie unterbrach ihn erneut. „Du versuchst zu helfen, ich hab's verstanden, Flint. Was auch immer da zwischen euch ist, geht mich an sich ja nichts an,...“, begann sie, „Aber ich rechne dir das dennoch an. Bisher hat sich keiner so wirklich für Katies Vorfall interessiert.“, und erhob den Kopf, als würde sie über ihre eigene Aussage nachdenken, „Außer Lee und ich. Vielleicht Cho noch ein bisschen, aber sie war glaube ich nur einmal zu Besuch. Oh und Harry hat oft nach ihr gefragt.“ „Wood ist doch sicherlich auch-“ „Willst du eine ehrliche Antwort?“, warf sie direkt wieder rein und sah provokant zu ihm. „Entscheid du.“, sagte er ruhig, da er nichts schlimmes erwartete. „Oh ja! Alle. Das gesamte Gryffindorteam war jeden Tag dort.“, triefte ihr Satz nur so vor Sarkasmus, bevor sie sich wieder ihrer Zeichnung widmete, „Die Weasley Zwillinge sind die einzigen, die mal nach ihr sehen. Alle anderen ziehen seit Monaten lange Gesichter, aber doch nur, weil sie für Quidditch ausfällt und nicht, weil sie sich um sie sorgen. Tolle Freunde.“ Mit so etwas hatte Marcus überhaupt nicht gerechnet. Hätte er gewusst, dass Katie auch tagsüber kaum Besuch bekam, wäre er öfters auch zwischen den Schulstunden im Krankenflügel aufgetaucht. „Wie gesagt, Lee und ich sind ihre Dauerbesucher.“, begann sie erneut, „Und du anscheinend.“, wieder sah sie zu ihm auf, „Ich hab dich nie auf dem 1. Stock auch nur gesehen. Wie hast du das gemacht?“ „Hab ich doch gesagt. Ich war größtenteils nachts da.“, antwortete er ihr. „Jede?!“ „Na... das ist vielleicht ein bisschen überspitzt. Aber sicher fünfmal die Woche.“ „Respekt, Flint.“, gestand sie und erhörte keinen gehässigen Ton heraus. Marcus sagte dazu aber auch nichts mehr. Viel eher überlegte er, wie er seine vielen Fragen im Kopf ordnen sollte. Da war natürlich die direkten Fragen über den Anschlag, aber Peakes quasselte auch viel zu viel aus Katies privaten Umfeld aus, dass er dazu neigte, sie mehr danach ausfragen zu wollen. Dem inneren Drang nicht nachzugeben, da es ihn wirklich neugierig machte, viel ihm verdammt schwer. Er musste sich zusammenreißen. Das war nun wirklich irrelevant. „Kannst du mir noch erzählen, wie es dazu gekommen ist?“ „Es war ein Samstag.“, sagte sie langsam, „Das erste Wochenende in den Ferien. Ich hab sie ehrlich gesagt dazu überreden müssen.“ „Sie wollte gar nicht nach Hogsmead?“ Zugleich schüttelte sie den Kopf. „Ich brauchte eine neue Feder, da mir meine Spitze kaputt gegangen war. Ich hätte auch mit Kulli schreiben können, aber dann drehen mir die Lehrer den Hals um.“, rollte sie kurz mit ihren Augen, „Auf jeden Fall, Katie... Katie igelt sich in der Weihnachtszeit immer ein. Sie denkt, ich krieg das nicht mit, aber nach sechs Jahren Freundschaft kann man das nicht mehr übersehen.“ „Wie meinst du das,... sie igelt sich ein?“, fragte er, mit einer hochgezogenen Augenbraue nach. „Puh. Das fängt an, dass sie das Essen sausen lässt, nicht mehr aus ihrem Zimmer geht und jeglichen sozialen Kontakt meidet.“, zählte sie auf, „Während andere sich im Dezember einen Babyspeck anfressen, macht sie das genaue Gegenteil. Ich dachte sogar eine Zeit lang, dass sie eine Essstörung hätte.“, seufzte sie, „Entwarnung.“, fügte sie schnell hinzu und hob eine Hand in seine Richtung, „Hat sie nicht. Lee hat gemeint, sie würde nachts runter in die Küche wackeln.“ „Vielleicht will sie einfach ihre Ruhe haben?“ „Und das restliche Jahr hängt sie dann immer überall, mit jedem rum? Nein. Das ergibt keinen Sinn. Ich hab da allerdings eine Vermutung.“ „Vermutung? Du weißt es also nicht.“ „Sie redet darüber nicht, Flint. Schweigen kann sie super gut. Ausweichen, überhaupt kein Problem. Immer wenn ich versucht hab, ihr da etwas zu entlocken, macht sie fadenscheinige Aussagen, die alles bedeuten könnten.“, antwortete sie ihm, „Es ist immer... immer wenn Weihnachten näher rückt. Und das ist schließlich das Fest der Liebe. Familie... eventuell. Ich meine...“, kurz machte sie eine Pause, „Ich weiß praktisch nichts über ihre Familienverhältnisse. Ich war noch nicht einmal bei ihr Zuhause. Wir hatten das öfters mal vor in den Sommerferien. Aber dann hat sie sich immer kurz vor knapp davor gedrückt.“ Marcus' Blick fiel auf den Boden. Das klang nicht gerade nach der Katie Bell, wie sie sich ihm gegenüber gegeben hatte. Zurückgezogen hatte sie sich hin und wieder mal, ja, aber solche direkte Anzeichen hatte er nicht bei ihr wahrgenommen. „Du hast davon auch nichts mitbekommen, wie ich an deinem Blick erkenne.“ „Wir... reden nicht besonders viel.“ „Bitte, keine Details.“, winkte sie direkt ab, worüber er nur kurz Grinsen konnte, „Jedenfalls,... ich hab sie praktisch angebettelt und den Grund vorgeschoben, nicht alleine gehen zu wollen. Sie kam mit, aber eher widerwillig. Wenn ich es mir Recht überlege, war sie an dem Tag besonders abgelenkt. Gar nicht geistig anwesend.“ „Weißt du, woran es lag?“ „Nein.“, schüttelte sie den Kopf, „Ich hab nicht nachgefragt. Wahrscheinlich wäre sie mir eh nur wieder ausgewichen. Probleme zu teilen war noch nie Katies Ding. Sie hat schon immer alles mit sich selbst ausgemacht. Und jemanden ein Gespräch aufzwingen, macht es jetzt auch nicht unbedingt besser.“ Er hingegen hatte da ebenso eine Vermutung. Vielleicht auch mehrere. Immerhin war da die Sache mit Warrington, oder ihr gemeinsames Ding. Oder dass er ihr kurz anhand seines Blicks fast schon drauf gestoßen hatte, dass da etwas anders war. Er wusste nicht, ob das einer der Gründe war, aber es wäre nachvollziehbar. „Nachdem ich meine neue Feder hatte, waren wir dann noch in den Drei Besen. Nur um uns kurz aufzuwärmen und dem Schnee Wirrwarr zu umgehen. Wir waren nicht lange da. Zehn Minuten oder so. Haben mit Madame Rosmerta noch gequatscht und dann wollten wir auch schon wieder los.“, erzählte sie dann weiter, „Katie musste dann aber nochmal aufs Klo und ich wollte draußen auf sie warten, weil es allmählich zu voll wurde im Pub und... und fünf Minuten später kam sie dann mit diesem Päckchen raus.“ „Sie hatte es also tatsächlich aus den Drei Besen?!“, horchte er auf. Diesen Teil hatte er zumindest von Poppy erfahren, aber er hatte bisher immer ein bisschen an dieser Sache gezweifelt. In den Drei Besen wäre es doch irgendjemand aufgefallen. Klar, der Pub war gut besucht übers Wochenende, aber Madame Rosmerta hatte schon immer überall ihre Augen und Ohren. An ihr wäre das niemals unentdeckt vorbeigegangen. „Ja... offenbar.“, hob sie ihre Schultern, „Ich hab... ich hab sie danach ständig gefragt, woher und wie... und warum und... sie ist mir merkwürdigerweise nur in einer Frage nicht ausgewichen.“ „Bei welcher?“ „Warum sie das Paket hat.“, und sah ihn an, „Sie meinte, Jemand hat es mir gegeben, damit ich es Dumbledore bringe. Aber so merkwürdig, dass ich stutzig wurde. Den ganzen Weg hoch zum Schloss hab ich sie voll gequatscht, aber sie hat nur diesen einen Satz immer und immer wieder von sich gegeben.“ „Der Imperius Fluch.“, murmelte der Schwarzhaarige. „Das war mir in dem Moment überhaupt nicht bewusst, Flint. Ehrlich! Ich... ich hab das nicht bemerkt. Dabei nehmen wir das andauernd im Unterricht durch und ich hab's einfach nicht gecheckt.“ „Wenn du damit noch nie in Berührung gekommen bist, ist das für Laie auch nicht einfach zu durchschauen. Du solltest dir keine-“ „Vorwürfe machen? Zu spät.“, warf sie dazwischen, „Ich hab in allen Punkten versagt. Nicht nur, dass mir der Fluch entgangen war, wenn ich sie in Ruhe gelassen hätte und wir nicht gestritten hätten, so dass das Paket herunterfiel und sogar aufsprang, wäre das alles nie passiert!“ „Was ist denn passiert?“ Tief atmete Peakes durch und legte die Zeichnung nun ebenso zur Seite. Die nächsten Worte, die sie aussprechen wollte, waren wohl die schwierigsten. „Die Opalkette lag im Schnee und sie ist ohne zu zögern hin und... ich hab sie angeschrien, sie soll die Finger davon lassen. Aber sie hat einfach nicht auf mich gehört und dann... kaum... kaum dass sie die Kette berührte, stieg sie plötzlich in die Höhe, mit ausgestreckten Armen, als wollte sie ohne Besen fliegen. Ihre Augen waren zuerst geschlossen und ihr Gesicht vollkommen ausdruckslos. Es war so unheimlich.“, ihre Stimme war nur noch ein Hauchen, „Sie war... knapp zwei Meter über den Boden, als sie... plötzlich einen fürchterlichen Schrei herausstieß. Die Augen geweitet und was auch immer sie sah, machte ihr offenbar schreckliche Angst und dann schrie sie durchgehend...“ Peakes Hände legten sich abrupt auf ihr Gesicht und kurz darauf hörte er sie auch schon aufschluchzen. Im ersten Moment wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Es hätte ihm eigentlich klar sein müssen, dass Peakes nicht ohne Emotionen durch seine Fragerei durchkommen würde. Hatte er kurz nach den Ferien doch auch schon ihren Zusammenbruch gegenüber Chang heimlich beobachtet. Nun neben dran zu sitzen und sie förmlich dazu zu drängen, das Erlebte erneut wiederzugeben, war dafür noch unangenehmer. „Hätte ich sie bloß nicht mitgeschleift.“ „Hey... du...“, räusperte er sich, „Du solltest dir wirklich keine Vorwürfe machen.“ Noch einmal schniefte sie kurz, bevor sie die Zeichnung wieder nahm und ihm entgegen hielt. Seine Worte zuvor ignorierte sie dabei vollkommen und versuchte ihre gebrechliche Stimme in Zaum zu halten. „Da. Kannst du... kannst du damit etwas anfangen?“ Er nahm das Pergament in die Hand und sah sich die Skizze an. Sie war außergewöhnlich detailreich. An Peakes war definitiv eine Künstlerin verloren gegangen. „Im ersten Moment... nein.“, schüttelte er den Kopf, „Aber ich hab Mittel und Wege das herauszufinden.“ „Würdest du... also...“, sagte Peakes zögerlich, „Wenn du was findest darüber,... würdest du-“ „Klar.“, unterbrach er sie direkt, „Ich lass dir die Infos zukommen, sobald ich was über diese Halskette herausgefunden habe.“, nickte er sachte, „Du hast mein Wort.“ „Ist das Wort eines Slytherins, denn was wert?“ Kurz sah er zu ihr auf, dann zurück auf die Skizze, bevor er ihr leise darauf eine Antwort gab. „In diesem Fall... ja. Ich will immerhin diesen Mistkerl finden, der ihr das angetan hat.“, sagte er schluckend und sah dann zu der Hufflepuff auf, „Und ohne deine Informationen, käme ich wahrscheinlich nicht so weit. Also... werde ich dich teilhaben lassen. Für Katie.“ „Für Katie.“, wiederholte sie seine letzten Worte und nickte, bevor sie vom Tisch rutschte, „Dann... ich sollte gehen. Nicht, dass Cho noch einen Suchtrupp startet.“, begann sie langsam und wollte bereits das Klassenzimmer verlassen, als Marcus im Augenwinkel sah, wie sie sich erneut umdrehte, „Weiß... Katie das eigentlich?“ „Was?“, fragte er nach und hob sein Blick zu ihr. „Also... das du was für sie empfindest?“, fragte sie und Marcus hatte gehofft, Peakes würde das nicht fragen. Das Leben war eben kein Wunschkonzert. „Vielleicht. Keine Ahnung.“, sagte er jedoch wahrheitsgetreu, „Ich hab's ihr nicht direkt gesagt, wenn du das damit andeuten wolltest.“ „Mhm... du solltest es ihr sagen.“, sagte sie dann, hatte die Hand schon auf der Türklinke. „Ich bin ein Slytherin, schon vergessen?“ „Ein Slytherin der... echt okay ist, finde ich.“, lächelte sie kurz, bevor sie die Tür aufdrückte. Über das Gesicht des Schwarzhaarigen huschte ein Grinsen über seine Lippen. Peakes stand bereits schon im Türrahmen, als er ebenso vom Tisch sprang und noch einmal nach ihr rief. „Hey, Peakes.“ Sie wandte sich um und sah ihn fragend an. „Wenn du mir, einem Slytherin vertraust, solltest du nicht so blauäugig auf Smith verwetten. Auch wenn er in deinem Haus ist, hat er es faustdick hinter den Ohren.“ Sie schien verstanden zu haben, auf was er abzielte und nickte sachte. „Weißt du was? Ich glaub ich werd' heute für Slytherin sein. Aber nur ausnahmsweise.“, sagte sie, „Und ich heiße Leanne.“, fügte sie noch hinzu, bevor sie sich umwandte und den Raum für Arithmantik verließ. Marcus grinste erneut, als die Tür schon längst zugefallen war. Er hätte nicht gedacht, das Peakes... Leanne so umgänglich war. Misstrauisch zu Anfangs ja, aber dieses Gespräch war mehr von den positiven Dingen geprägt worden, als von schlechten Sachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)