Eren von tears-girl (Geheimnisse der Turanos) ================================================================================ Kapitel 3: (K)Eine normale Kindheit ----------------------------------- Schon vier Tage darauf, die der Vierjährige meist schlafend in seinem Zimmer verbracht hat, ging es Eren wieder gut, so als ob nichts gewesen wäre. Da er sich an nichts erinnern kann, haben ihm sein Vater und sein großer Bruder Ajax erst einmal einiges erklärt, über seinen Unfall, seinen Gedächtnisverlust und seine Zeit im Koma. Danach haben sie ihm sein Zuhause - das Anwesen mit dem riesigen Garten - gezeigt und immer wieder gefragt, ob er sich an etwas erinnern kann. Jedes mal lautete die Antwort: nein, was den Kleinen zunehmend frustrierter und verunsicherter machte. Trotz oder Dank der übertriebenen Fürsorge der Beiden - Turano war fast einen Monat lang nicht mehr in der Firma oder im Bunker und Ajax hat auch keine seiner anderen Verpflichtungen mehr wahrgenommen - gewöhnte sich das Kind allmählich an sein jetziges Leben. Egal was vor seinem Unfall war. Sechs Wochen nach Erens Erwachen hat Turano beschlossen, dass es an der Zeit wär mit dem Training zu beginnen. Deshalb hat Ajax seit dem jeden Tag mit Eren gearbeitet und dabei auch die Trainingseinheiten stetig verlängert und immer häufiger am Tag eingeführt. Bei jedem Wetter. Zu jeder Tageszeit. Zunächst einfache Übungen zum Aufbau der Kraft und Ausdauer: Joggen, Schwimmen, Klettern und solche Dinge. Selbstverständlich alles auf dem Grundstück der Turanos. Natürlich hat sich das Kind dabei ständig beschwert und gemault und versucht sich davor zu drücken. Schließlich macht so ein strenges Training einem Vierjährigen nicht unbedingt Spaß. Noch dazu ist es anstrengend. Aber Ajax hat keine Ausreden geduldet und seinen kleinen Bruder durch die einzelnen Stationen gescheucht. Fast jedes Mal wurde am Schluss aus dem ernsthaften Training ein Fangenspiel zwischen den Brüdern. Wobei dabei nur der jüngere Spaß hatte. Im Laufe der Zeit hat Eren immer öfter gewonnen, weil er seine geringe Größe genutzt hat, um sich irgendwo zu verstecken, wo Ajax nicht hin kommt. Nach wenigen Monaten Grundtraining, kamen die ersten Kampfeinheiten dazu. Sogar mit Gegnern, die um ein Vielfaches größer und stärker waren als er selbst. In Theoriestunden wurde dem Kind die Anatomie von Menschen beigebracht und einzelne Schritte von Kampfabfolgen einstudiert, die er in der Praxis umsetzen sollte. Dabei ist er nicht immer nur mit blauen Flecken davongekommen. Ajax behauptet zwar jedes Mal, er hätte sich eh zurückgehalten, aber trotzdem waren seine Schläge und Tritte mehr als nur schmerzhaft. Öfter als er zählen konnte hat er gebrochene Knochen davongetragen, hat Quetschungen, Prellungen, innere Verletzungen erlitten und ist am Ende fast jedes Mal ohnmächtig zusammengebrochen. Wofür er bestraft wurde. Er selbst hat nie auch nur einen Treffer gelandet und jedes Mal, wenn er geheult oder gejammert hat, hat er einen weiteren Schlag abbekommen. Es gehört alles mit zu seiner Ausbildung. Er muss lernen Schmerzen auszuhalten. Doch erstaunlicherweise, egal wie schwer seine Verletzungen auch waren, alle heilten innerhalb eines Tages. Das war das erste Zeichen woran er erkannt hat, dass er kein gewöhnlicher Junge ist. Auch für Dr. Ryu, die ihn mindestens einmal in der Woche untersucht, war diese überragende Heilkraft erstaunlich. Das zweite Zeichen war der Vorfall. Allerdings hat er keinerlei Erklärungen bekommen. Er hat keine Ahnung was dabei mit ihm passiert ist. In regelmäßigen Abständen, wenn sich das schwarze Mal weit genug ausbreitet, wiederholt es sich. Das erste Mal hat er einen großen Teil des Gartens vernichtet, die anderen Male wurden Vorkehrungen getroffen: ein sicherer Raum mit einem Stuhl, starken Fesseln und Narkosemitteln. Mit fünf Jahren musste Eren weitere Abhärtungsmaßnahmen erdulden. Zum einen sollte er eine Immunisierung gegen allerlei Arten von Toxinen entwickeln. Von einfachem Bienengift, über lähmendes Schlangengift - wie das der Kreuzotter - bis hin zu den sofort tötenden Giften – wie Rizin. Deshalb wurde ihm immer wieder ein anderes Gift injiziert und dann abgewartet bis er es von selbst bekämpft hat. Keinerlei Hilfestellung von Gegengiften. Zunächst stark verdünnt und sobald er diese Form problemlos ohne sichtbare Wirkungen überstand, wurde die Dosis nach und nach stärker bis er von jedem die komplett unverdünnte Variante in viel zu hohen Dosen aushält. Er musste nicht nur dem gewöhnlichen Gift standhalten, sondern auch den speziellen. Einige modifizierte, veränderte, verstärkte Toxine, die extra in den Laboren des Bunkers zusammengemischt wurden. Oft ist er tagelang mit hohem Fieber, Halluzinationen und höllischen Schmerzen im Bett gelegen bis sein Körper dem Toxin etwas entgegensetzen konnte. Kaum war eines überwunden, kam schon die nächste Spritze mit dem nächst stärkeren Gift zum Einsatz. Eren hat ständig versucht sich dem zu widersetzen, sich zu verstecken, aber Ajax hat ihn jedes Mal gefunden. Wie auch immer er es angestellt hat. Außerdem wurde der Gebrauch der unterschiedlichsten Waffen ab diesem Jahr in sein Trainingsprogramm mitaufgenommen. Von Gewehren über kleine Balisong bis hin zu Katanas und Nunchaku. Er soll eben ein Allroundtalent werden. Egal, ob er nun will oder nicht. Und er hat ganz bestimmt keine Lust auf all die Termine, zu denen seine Familie ihn zwingt. Er hat nur leider keine Wahl. Manche dieser Termine waren Missionen, Aufträge, die irgendwelche Klienten an den Bunker gestellt haben. Eren erfuhr keine Einzelheiten über die Auftraggeber oder den Auftrag selbst, er sollte nur seinen Bruder bei dessen Missionen begleiten, um schon Mal Erfahrungen darin zu sammeln, damit er irgendwann allein diese Aufgaben übernehmen kann. Es waren ganz unterschiedliche Anträge, keiner wie der andere. Bei manchen ging es nur darum irgendetwas abzuholen, einen Ort zu erkunden oder Informationen zu sammeln. Dann gab es aber auch Klienten, die eine andere Art von Dienstleistung verlangten. Eine Art, die noch mehr in den illegalen Untergrund abdriftet. Als Eren seinen Bruder auch bei diesen begleiten durfte/musste, vergingen aber noch einige Monate. Ab seinem sechsten Geburtstag wurde er noch dazu von Privatlehrern in gewöhnlichem Schulstoff unterrichtet. Zusätzlich zu seinem restlichen Training. Außerdem musste er ab dem Jahr zusammen mit Ajax in den Bunker, um sein Partnertraining weiter zu vertiefen, damit er auch gegen Andere gewinnen kann und so mehr Kampferfahrung sammelt. Die Gegner, andere Experimente, waren alle schon auf einem höheren Niveau als Eren. Sie alle haben keinerlei Rücksicht gezeigt, nur weil er jünger, kleiner und unerfahrener war als sie. Das hat Ajax ihnen auch verboten. Jedes Mal wenn das Kind verloren hat oder zu viel Mitleid oder Gnade zeigte oder erbettelte, wurde es von seinem Bruder zur Strafe erneut geschlagen und/oder musste eine extra Runde trainieren. Diese harte Strenge hat sogar bald Früchte getragen. Einige Wochen nach Beginn des Partnertrainings hat Eren seinen ersten Kampf gewonnen. Es war ein waffenloser Kampf gegen einen Zehnjährigen, der einiges mehr auf den Rippen hatte. Dadurch war er einfach zu langsam, um den schnellen Reflexen des Sechsjährigen ausweichen zu können. Dank Ajax' Training. Mit schnellen, gut platzierten Schlägen in die empfindlichsten Körperstellen hat er diesen Kampf für sich entschieden. Wobei es gar nicht so einfach war durch den Schutz aus Fett zu schlagen. Nach einem letzten Handkantenschlag in den Nacken ist der Ältere umgekippt. Nach diesem ersten Sieg stieg das Selbstvertrauen, der Wille zu Siegen und zu Kämpfen stark an. Von da an war das tägliche Training um ein vielfaches interessanter. Zusätzlich sollte er nun Überlebenstraining absolvieren, das so aussah, dass er irgendwo im Nirgendwo ausgesetzt wurde und entweder einen Weg zum vereinbarten Treffpunkt finden oder einfach nur eine bestimmte Zeit überleben sollte. Dazu gehörte auch sich sein Essen selbst zu suchen oder zu erjagen und sich zuverteidigen. Wobei, komplett allein stimmt nicht ganz. Ajax hat ihn zu jeder Zeit aus einem Versteck heraus im Auge behalten und hätte im Notfall eingegriffen. Schließlich ist der Junge zu wertvoll, um ihn zu früh während eines Trainings zu verlieren. Ab Sieben wurde ihm offenbart, dass es mehrere Dimensionen gibt. Eine Welt, parallel zu der eigenen. Flaurana genannt. Zunächst hielt Eren das für einen Film oder einen Test, um zu sehen wie leichtgläubig er sei. Aber Ajax und Turano haben nie auch nur den Ansatz von Humor gezeigt. Hätte Eren nicht den Beweis für die Existenz dieser anderen Dimension gesehen, hätte er es niemals für die Wahrheit gehalten. Im Zusammenhang mit der Welt voller Magie, wurde er in die ganze Kräftegeschichte eingeweiht und was die Zahlen und Buchstaben auf seinem Unterarm bedeuten. Nun ja, alles erklärt wurde ihm nicht. Nur in groben Zügen. Dass die Kennung und Nummerierung eben für unterschiedliche Kräfte und Fähigkeiten steht, dass jeder einzigartig ist. Nachdem ihn das ganze erst einmal enorm verwirrt hat, hat es ein paar Tage gedauert ehe er so richtig verstand, was das nun für ihn bedeutet: noch mehr, noch härteres Training. Jetzt sollte er auch noch seine eigenen, persönlichen Fähigkeiten erlernen, die er erst einmal herausfinden musste. Niemand konnte ihm sagen, was genau er können sollte. Es herauszufinden war nur der erste Schritt, danach wollen diese neuentdeckten Kräfte schließlich auch trainiert und im Kampf erprobt werden. Ab da fing er auch an zu verstehen, was diese farbigen Ringe an seinen Handgelenken zu bedeuten haben. So ungefähr zumindest. Durch das Kräftetraining stieg nicht nur die Anzahl seiner Siege in Übungskämpfen, es ließ auch die farbigen Ringe kleiner werden, was die Anzahl der Vorfälle senkt. Der Zusammenhang bleibt ihm unerklärt, weshalb er sich selbst irgendwas Halbes zusammenreimen musste. Dann mit acht Jahren hatte Eren seine erste Solomission. Es gab keine Details, keine überflüssigen Infos, nur Zeitpunkt, Ort und ein Foto der Zielperson. Selbstverständlich wurde er von Ajax begleitet, der ihm viele Tipps und Anweisungen den gesamten Weg lang eingepredigt hat. Sein Bruder hat ihn zum richtigen Ort gefahren, sodass Eren nur noch auf die Zielperson warten musste. Der Tatort war ein ruhiger Parkplatz hinter einem Bowling Center. Das Kind wollte unbedingt hinein, um zu sehen, wie es in so einem Gebäude aussieht und was Bowling überhaupt ist, doch sein Bruder hat darauf bestanden im Auto zu warten. So musste er sich damit zufrieden geben sich umzusehen. Er war schon froh darüber mal was anderes zu sehen als das Anwesen und die Sporthalle im Bunker. Ein paar Mal wäre der Junge eingeschlafen, jedes Mal wurde er grob von Ajax geweckt und an die Grundregeln erinnert, die er damals schon längst auswendig konnte. Sie mussten die halbe Nacht warten bis die Zielperson endlich aus dem Gebäude getaumelt kam. Betrunken und zum Glück allein. Ajax musste Eren halb aus dem Auto schmeißen. Jetzt da es soweit war, bekam der Achtjährige kalte Füße. Es war schließlich alles andere als eine leichte Mission. Hier ging es nicht um so etwas einfaches wie eine Entführung oder Einschüchterung. Es ging um Mord. Als Vorbereitung dafür war er natürlich schon auf manchen Missionen mit Ajax dabei, wo sein Bruder die Attentate übernahm und er zusehen musste, um sich an den Anblick und die Geräusche von toten und sterbenden Menschen zu gewöhnen. Unzählige Male musste er sich übergeben und hat stundenlang verzweifelt geweint, wofür er ebenfalls bestraft wurde. Er musste lernen damit umzugehen, seine Gefühle in solchen Momenten runterzudrehen, kein Mitleid zu empfinden und das Gewissen komplett abzuschalten. Diese Dinge stehen nur im Weg, wenn man gut im Familienbusiness Turano sein will. Gezwungenermaßen kam irgendwann der Tag, an dem es für den Achtjährigen normaler Alltag wurde Zeuge vom Tot eines Lebewesens zuwerden und auch noch dafür verantwortlich zu sein. Doch wie sehr ihn die Vorstellung jemandem das Lebenzu nehmen auch missfällt, seinem älteren Bruder kann er sich nicht widersetzen. Es geht nicht. Niemals. Er ist sein großer Bruder, er muss ihm gehorchen. Deshalb hat er hinter dem Bowling Center schließlich klein beigegeben und sich in die Schatten verzogen, wie er es mit Ajax trainiert hat. Er schlich sich an den etwas dickeren Anzugträger heran und erledigte die Mission noch bevor der Mann wusste wie ihm geschah. Ohne zu zögern. Ohne zu kneifen. So wie es von ihm verlangt wurde. So wie es trainiert wurde. Mit blutigen Händen und der Mordwaffe hat sich Eren, ohne noch einmal zu dem Toten zurückzusehen, zu Ajax ins Auto gesetzt. Das war das erste Mal, dass er von seinem großen Bruder ein Lob gehört hat. Er hat sich sehr über die Anerkennung gefreut. Das war der erste Mensch, den Eren jemals getötet hat. Und es blieb bei weitem nicht nur bei dem einen. Im Alter von neun Jahren kamen dann noch mehr Abhärtungsmaßnahmen hinzu. Schließlich soll die zukünftige rechte Hand Benedikt Turanos der Stärkste von allen sein. Dazu gehört mehr als nur immun gegen verschiedene Toxine zu sein oder mit Glück oder durch Zufall einen Zehnjährigen besiegen zu können. Der nächste Schritt in Turanos Plan war die Abhärtung gegen Elektrizität. Eren wurde fast täglich immer stärkeren Stromstößen ausgesetzt bis es ihm möglich sein wird, sich trotz hoher Spannungen noch so bewegen zu können, als ob nichts wäre. Doch die Elektrizitätsfolter reichte bei weitem nicht aus. Auch Kälteresistent muss er sein. Dafür kommt die Gefrierkammer des Anwesens zum Einsatz, in der er von Woche zu Woche länger drinstecken oder vom Gipfel eines schneebedeckten Berges allein zurück ins Tal finden musste. Ausgezogen bis zur Unterhose. Das gleiche gilt für Hitzebeständigkeit. Gut, dass das Anwesen auch eine Sauna und eine Feuerstelle im Garten hat. Statt eines Gletschers kam hier ein Vulkan als Trainingsplatz hinzu. Verbrennungen und Erfrierungen gehörten von da an genauso zum Tagesablauf, wie die Reaktionen auf Gifte, der Schulstoff, Kräftetraining und die Kampfstunden. Mit zehn Jahren kommt er mit seinen bisher entdeckten Kräften ganz gut klar, auch wenn er noch nicht alle Geheimnisse enthüllt hat. Auch die Test sind immer intensiver, immer quälender geworden. Jede Zelle seines Körpers wird genauestens untersucht, seine Kräfte dokumentiert und versucht immer weiter zu steigern. Er wird häufiger auf Missionen geschickt, nicht immer als Auftragsmörder und auch nicht immer in seiner Welt. Allein allerdings darf er immer noch nirgends hin, überallhin begleitet ihn Ajax. Nebenbei muss er auch noch den Vorzeigesohn spielen, wenn ihn sein Vater auf irgendwelche Highsociety-Veranstaltungen mitschleppt. Aber was soll er schon dagegen machen? Sich gegen seinen großen Bruder und gleichzeitig seinem Vater auflehnen? Dazu ist Eren nicht fähig. Nicht bei seiner Familie. Deshalb hat er sich damit abgefunden irgendwo in einer Ecke zu stehen, kein Wort zu sagen und artig darauf zu warten bis er wieder nach Hause darf. Zum Glück sind solche Veranstaltungen selten. Als Eren elf Jahre alt war, hat er sich zu eines der besten Experimente entwickelt, das Turano beherbergt. Es gab bereits kaum mehr jemanden, den Eren nicht besiegen konnte. Fast jeden Kampf gewann er, nur gegen seinen Bruder hatte er noch immer keine Chance. Noch immer trainiert er rund um die Uhr seine Kampfkünste mit und ohne Kräfte, mit und ohne Waffen, steigert seine Immunität gegen Toxine, den Widerstand gegen Kälte, Hitze, Elektrizität und Schmerzen. Täglich Untersuchungen. Täglich Experimente. Täglich Training. Dazwischen verschiedene Missionen in unterschiedlichen Welten. So sieht das Leben des Kindes aus. Doch Eren hat sich längst daran gewöhnt. Woran er sich jedoch niemals gewöhnen kann, sind die Stimmen, die er ab und zu in seinem Kopf hört und dem Traum mit den Spiegeln, den er seit seinem Erwachen immer wieder hat. Weder von den Stimmen noch den Träumen hat er seiner Familie etwas erzählt. Tief im Inneren hält ihn irgendetwas davon ab, als wäre es schlecht für ihn, wenn sie es wüssten. Freizeit hat das Kind keine Sekunde lang. Außer wenn er ein paar Stunden die Erlaubnis bekommt zu schlafen. Eine normale Kindheit kennt er nicht. Er weiß weder was es heißt Spaß zu haben, noch was es bedeutet mit Gleichaltrigen etwas zu unternehmen oder gar Freunde zu haben. Nie darf er tun was er will, nie einfach nur Kind sein. Ajax hat ihn darin ausgebildet zu jeder Zeit Haltung zu bewahren und sich wie jemand von hohem Rang zu benehmen. In seinem Leben bestimmen Ajax und Turano jede einzelne Minute streng nach dem Zeitplan des Vaters. Dabei gibt es keine Ausnahme, keine ungeplante Minute in der Eren tun kann wozu er Lust hat. Nicht an Sonntagen, nicht an Geburtstagen, nicht an Feiertagen. Nur Disziplin, Training und der Plan. Über allem steht der Plan. So ist aus dem verängstigten, unwissenden, hilflosen Vierjährigen durch tausende Trainingseinheiten, Folterungen und Experimenten ein starker, skrupelloser, einsamer Zwölfjähriger geworden, der ohne Reue oder schlechtem Gewissen anderen Menschen das Leben nehmen kann. In Wahrheit jedoch will Eren nicht so sein. Immer wieder ertappt er sich dabei, wie er an seinem Balkon steht, auf die Welt jenseits des Zauns und der Alarmanlagen hinausblickt und sich dabei vorstellt, wie es wohl wäre dort zu leben. Nicht jeden Tag trainieren, kämpfen und morden zu müssen. Keine Nerven aufreibenden Stimmen zu hören. Nicht ständig darauf achten zu müssen, die Kontrolle über Kräfte zu behalten, die man selbst nicht versteht. Freunde zu haben. Normal zusein. Aber es bleibt ja doch nur Wunschdenken. Er ist eben ein Turano, der nur das Grundstück verlässt, um irgendeinen Auftrag für seinen Vater zu erledigen oder zu trainieren. Nicht mehr, nicht weniger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)