Truth Untold von Seiyna-chan (Hanahaki - Wenn Liebe krank macht) ================================================================================ Kapitel 5: five --------------- Izuku ♣   Auch wenn Kacchan mit diesem gefakten Date mir nur zeigen wollte, wie man eines führte, fühlte es sich so unfassbar echt an. Dieser ganze Tag war einfach unbeschreiblich schön!   Es war nicht allein die Tatsache, dass mir Kacchan soeben meinen ersten Kuss geraubt hatte, ich könnte mir keinen besseren Partner dafür vorstellen. Es war perfekt, dieser Kuss war wirklich der Wahnsinn, ich könnte stundenlang damit weiter machen ihn einfach zu küssen. Seine Berührungen brannten noch immer auf meiner Haut, auch wenn er die nie berührt hatte. Mein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, in meinem Magen flatterten wild die ganzen Schmetterlinge umher und schienen sich nicht mehr beruhigen zu wollen.   Ewig hatte ich dieses Gefühl ihm Gegenüber nicht mehr gespürt.   Inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass ich nie damit aufgehört habe ihn zu lieben. Kacchan war so attraktiv, seine Bewegungen so geschmeidig und seine Stimme so angenehm rau. Er hatte alles, was mir an einem Mann gefiel. Außer dass er eben nicht auf mich stand. Kacchan war hetero und ich nicht. Würde er nur einen Gedankengang von mir mitbekommen, wäre ich so etwas von Tod.   Kacchan würde mich umbringen, wenn er erfuhr, dass ich ihn immer noch liebte. Mich abermals in ihn und seine Art verliebt hatte. Egal wie gemein er zu mir war, ich konnte nichts für meine Gefühle.   Aber ob meine Gefühle für Shoto genauso stark waren? Liebte ich Shoto denn oder wollte ich es einfach nur? Ich kannte die Antwort nicht.     Es tat weh zu wissen, dass Katsuki all dies nur tat um mich in der Sache mit der Liebe zu belehren. Egal welchen Nutzen er daraus zog, für ihn war es bloß ein Spiel und ich war sein Werkzeug. Dennoch war dieser Kuss atemberaubend schön, ob es sich mit Shoto genauso anfühlte? Ich wusste es nicht, würde es jedoch wohl noch herausfinden müssen!   Ganz gleich ob ich für Kacchan bloß sein Spielzeug war mit dem er seine Freizeit gestaltete. Er schenkte mir meinen ersten Kuss und den wollte ich nicht mehr vergessen. Er war unvergesslich für mich, dieser ganze Tag war es.       Wir kauften uns an einem Stand ein Eis und setzten uns auf eine Parkbank. Es war schön mit Kacchan diesen Tag zu verbringen. Mein Körper war überfüllt mit Glücksgefühlen, die Schmetterlinge immer noch präsent in meinem Magen.   Ich leckte über mein Eis und bemerkte, wie Kacchan mir dabei zusah. Er rührte sein eigenes Eis kaum an und starrte mich bloß an. Seine Augen schienen regelrecht an meinem Mund zu kleben und schon langsam wurde mir sein Starren unangenehm. "Ist was?", fragte ich deshalb mit rosaroten Wangen nach. Er schüttelte mit dem Kopf, räusperte sich und widmete sich dann seinem Eis. Ich fand er verhielt sich komisch, mal wieder. "Ich habe eine Idee. Morgen gehst du zu Todoroki, sprichst dich mit ihm aus und fragst ihn ob er als Entschuldigung mit dir am Wochenende ins Kino gehen möchte? Das ist für den Anfang sicher schön und danach könnt ihr euch ja öfter treffen", schlug Kacchan aus dem Nichts vor und aß einfach weiter sein Eis. Sein Blick lag nun starr geradeaus, beinahe so als wäre er völlig in seinen Gedanken vertieft. Als würde er an seinen eigenen Worten und Taten zweifeln. Irgendwie war er immer komisch, wenn es um Shoto ging.   Wahrscheinlich bilde ich mir das aber auch nur ein, da ich mir wünschte, dass es so wäre. Zwischen uns war nichts, keine Freundschaft und schon gar keine Liebe. Er half mir lediglich mit Shoto (auf den ich stehe!) zusammen zu kommen. Nichts anderes war es, der einzige Grund, warum er überhaupt Zeit mit mir verbrachte. Freiwillig. Kacchan war hetero. Warum kapierte das mein bescheuertes Herz denn nicht?   Warum tat es so weh, es immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, dass Shoto der einzige Grund war, warum er sich mit mir traf? Nur um mich mit Shoto zusammen zu bringen. Wollte ich das denn noch? Will ich wirklich mit Shoto zusammen sein?   Ich bin so verwirrt..   Aber Kacchan würde mich doch eh nie wollen.. was blieb mir dann anderes übrig?   Dennoch ging mir der Kuss vorhin nicht aus dem Kopf. Küsste man so jemanden von dem man wusste, dass er nicht nur schwul war, sondern bereits einmal auf einen stand? Kacchan wusste doch, dass ich einst Gefühle für ihn hatte. Also wie konnte er als hetero einen schwulen mit so einer Hingabe den Verstand weg küssen, dass es einem die Beine schwach werden lässt? Warum küsste er mich so intensiv, wenn er kein Interesse an mir hegte. Wie konnte er das tun, ich war doch ein Junge! Eklig und Nutzlos in seinen Augen. Das hatte er doch selbst zu mir gesagt und doch, konnte ich nicht anders, als an diesen Kuss zu denken. Er bedeutete mir so viel, ließ meine Lippen schon allein bei dem Gedanken kribbeln. Ob es sich mit Shoto genauso anfühlte? Wenn Kacchan so weiter machte, verliebte ich mich wieder in ihn. Wenn es nicht schon zu spät war, ich hatte die böse Vorahnung, dass es bereits soweit war. Ich war bereits wieder hoffnungslos verliebt in den Blonden.   "Deku? Hörst du mir überhaupt zu?", knurrte es wütend neben mir. Ich zuckte zusammen, schreckte aus meinen Gedanken hoch. Stumm sah ich in seine geheimnisvollen roten Rubine, verlor mich beinahe darin. Ja.. ich hab dir zugehört, aber ich weiß nicht, was ich antworten soll. Was du von mir hören willst.. "J-ja hab zugehört. Ich werde morgen mit Shoto reden.", gab ich in Trance zur Antwort, ich nahm meinen Blick von seinen einnehmenden Augen und blickte verloren auf mein Eis. Ein Rinnsal hatte sich gelöst, da ich es eine Weile nicht beachtet hatte und tropfte einsam auf meine Finger, floss an diesen entlang. Ob Shoto überhaupt mit mir reden würde? Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mich mit ihm treffen wollte. Denn eigentlich wollte ich mehr Zeit mit Kacchan verbringen. „W-Was.. wenn er Nein sagt?“, kam es leise über meine Lippen. Ich hoffte, dass er Nein sagen würde.   "Wird er nicht", kam die schroffe Antwort. Vorsichtig hob ich meinen Blick zu meiner Begleitung. Das schwache Sonnenlicht ließ sein Antlitz Golden leuchten, er war so unglaublich schön. "Und wenn doch? Unser Date hatte ich schließlich einfach abgebrochen. Ich kann es verstehen, wenn er sich nicht mehr mit mir treffen will", wenn ich so darüber nachdachte, möchte ich lieber wieder ein Date mit Kacchan. Das war wirklich schön. Ich lehne mich leicht an ihn, hoffte dass er mich nicht gleich wieder von sich schiebt. Sein Geruch wehte mir um die Nase, ich mochte seinen Geruch. Kurz schloss ich meine Augen, ließ mich von seinem Geruch einhüllen.   Er rührte sich nicht, sah mich einfach nur an, das spürte ich. "Kopf hoch, kleiner Nerd. Wenn er Nein sagt, geh ich mit dir eben ins Kino", ich hörte ihn Schmunzeln, daraufhin spürte ich seine große Hand auf meinem Kopf, wie er durch meine grünen Locken fuhr. Seine Hand auf meinem Kopf, fühlte sich großartig an. So könnte ich ewig mit ihm sitzen bleiben. Nur Kacchan und ich. Zaghaft nickte ich, als Zeichen, das ich seine Worte verstanden hatte. "Sag mir Bescheid, wann euer nächstes Date stattfindet. Danach komm ich in dein Zimmer und wir reden darüber, wie es gelaufen ist“, seine Hand kraulte über meine Kopfhaut. „Keine Sorge Streber, ich werde dir helfen", er kam Näher zu mir, ich spürte seine Lippen über meinen Scheitel schweben, doch zog er sich wieder zurück. Ich spürte wie Enttäuschung in mir Aufflammte, doch so durfte ich nicht fühlen. Kacchan tat dies nicht, weil er Gefühle für mich hegte. Eher aus Mitleid, vielleicht auch Schuldgefühlen aber keineswegs aus anderen Gründen, da war ich mir sicher.   Ich genoss seine zarten Berührungen. Seine Hand, sein Geruch alles an ihm ließ mich dahin schweben. Auf einer Wolke aus Liebe und Glück. Am liebsten würde ich schnurren, so sehr gefiel es mir. Wie sehr ich mir das immer gewünscht hatte - nur schade, dass es nicht echt war. Kacchan empfand keine Sympathie mir gegenüber.   Wir saßen noch eine Weile auf der Parkbank. Dabei erzählte er mir worauf ich im Kino achten müsste, wie ich das Gespräch mit Shoto führen sollte. Sogar ein Imitations-Beispiel war dabei, wo er mir zeigte, wie man ein solches Gespräch begann, doch das alles interessierte mich nicht mehr. Die Zeit mit Kacchan war es, die ich genoss. Es war zu schön um wahr zu sein. Bei Anbruch der Nacht, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Kaum kamen wir durch die Eingangstür des Wohnheimes, gingen wir wieder getrennte Wege.   Nun lag ich in meinem Zimmer und betrachtete die Zimmerdecke über meinem Bett, mein Grinsen konnte nicht größer sein. Klar war es kein richtiges Date, aber es fühlte sich unglaublich echt an. Die Freundschaft zwischen mir und Katsuki schien wieder besser zu werden, auch wenn ich eigentlich nicht mit ihm befreundet sein wollte.   Ich wollte.. ja was wollte ich eigentlich? Ein guter Freund sein, sein fester.. Blödsinn.. ich würde niemals sein fester Freund werden, schließlich fühlte Kacchan nichts für mich. Aber wenn er mir die Hand reichte und wir eine Freundschaft aufbauen könnten, würde ich bestimmt nicht Nein sagen! Solange ich Zeit mit ihm verbringen durfte, war es auch in Ordnung. Diesmal würde ich es nicht kaputt machen. Zudem hatte ich doch Shoto, den Jungen in den ich verliebt war. Eigentlich.   Shoto..   ~•~   Gleich am nächsten Tag - Sonntag, beschloss ich meinen besten Freund in seinem Zimmer aufzusuchen. So machte ich mich in froher Erwartung auf den Weg, doch konnte ich ihn nicht in seinem Zimmer antreffen. Das Gespräch verschob ich aus diesem Grund auf den nächsten Tag. Wirklich dringend war es mir damit nicht. Schließlich war ich mir noch immer unschlüssig, ob ich so ein Treffen mit Shoto überhaupt noch wollte.   Am darauffolgenden Tag – Montag, konnte ich ihn im Gemeinschaftsraum beim Frühstücken erneut nicht antreffen. Schon langsam hatte ich das Gefühl, dass eine höhere Macht es wohl nicht wollte, dass wir uns begegneten. Nichtsdestotrotz das wohl alles dagegen sprach, machte ich mich auf den direkten Weg in die Schule, begleitet von meiner Freundin Ochako, die mir berichtete, wie ihr Wochenende so war. Meine Gedanken waren aber wie schon die letzten Tage nur bei Kacchan. Dieser Kuss ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er verunsicherte mich, erweckte Gefühle die ich geglaubt hatte nicht mehr zu hegen. Dennoch waren sie so deutlich in mir vertreten.   Im Klassenzimmer angekommen, entdeckte ich meinen verschollenen besten Freund und heimlichen Schwarm. Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich seinen geteilten Haarschopf in Rot und Weiß zwischen den anderen erblickte. Mein Herz begann sofort schneller zu schlagen, an meinen Gefühlen für ihn hatte sich nichts geändert. Ich fand ihn nach wie vor einfach toll.   In Windeseile stellte ich meinen gelben Rucksack auf meinen Platz und stellte fest, dass Kacchan auch schon hier war, da seine Sachen an seinem Platz lagen. Ich lächelte kurz bei dem Gedanken an den Blonden und unser Date vor zwei Tagen. Noch mehr Gründe warum ich jetzt zu Shoto gehen sollte. Schließlich hatte ich es Kacchan versprochen. So machte ich mich auf den direkten Weg in die letzten Sitzreihen, wo sich der Platz von Shoto befand und setzte mich auf seinen Tisch. "Hey~", sagte ich lächelnd "Hast du kurz Zeit?", setzte ich hinterher und sah ein kurzes lächeln über sein Gesicht huschen. Sein lächeln war so schön und wirklich selten. Er nickte.   Zufrieden mit seiner stummen Antwort, nahm ich seine Hand und zog ihn vor das Klassenzimmer, dort angekommen drehte ich mich zu ihm um. Seine Hand ließ ich dabei nicht los, sondern drückte sie leicht in meiner. Sie fühlte sich gut in meiner an und doch nicht ganz richtig. Ich schüttelte den Gedanken an andere Hände schnell ab, jetzt zählte Shoto!   "Ich wollte mich entschuldigen, wie das letztens im Park gelaufen ist. Ich hoffe du bist mir nicht böse deswegen", langsam blickte ich vom Boden zu ihm hoch. Er war einiges größer als ich, darum musste ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen. Seine Hand landete unerwartet auf meinem Kopf, mit leichten Druck strubbelte er durch meine Mähne. Es fühlte sich toll an, aber nicht so großartig wie bei Kacchan. Das verstand ich nicht, dabei war ich doch in Shoto verliebt und nicht mehr in Kacchan. "Schon in Ordnung", meinte er kühl. "Am Samstag läuft doch dieser neue Marvel Film, willst du mit mir dahin gehen? So als Entschuldigung?", fragte ich unsicher und lehnte mich dabei leicht gegen seine Brust, so wie es Kacchan mir gesagt hatte. Auch welcher Film am Samstag lief, wusste ich von Kacchan. Er war wirklich gut informiert. Das Beste war, dass Shoto voll darauf einging. Die leichte Röte die sich nun auf seinen Wangenknochen bildete, bewiesen mir den Erfolg meiner Tat. Die Tipps vom Blonden waren wirklich großartig!   "Oh echt? Ich frag mal nach, ob noch jemand mit uns mitkommt", verkündete er, sah mich dabei aber nicht an. Ich fand es komisch, dass er nicht mit mir alleine sein wollte, doch war mir das ganz recht so. Die Schulglocke unterbrach unser Gespräch. „Ich freu mich“, hauchte ich leise, küsste ihn zart auf die Wange und ging wieder in den Klassenraum. Wenig später folgte mir Shoto, hielt dabei die Wange mit zwei seiner Finger, auf die ich ihm einen leichten Kuss gedrückt hatte.   Während ich Shoto dabei beobachtete wie er ein wenig durch den Wind die Klasse zu seinem Platz durchquerte, schnipsten zwei Finger vor meinem Gesicht. Völlig verträumt sah ich nach vorne in zwei rote Augen, die mein Herz genauso schnell ins Schlagen brachten, wie der Junge mit den rotweißen Haaren. „Deinen dämlichen Ausdruck nach zu urteilen, scheinst du ein Date fürs Wochenende zu haben“, stellte er schnippisch fest. Mich interessierte gerade nicht, wie Kacchan es fand, schließlich wollte er doch das ich Shoto fragte. „Ja.. das haben wir“, antwortete ich ihm verträumt. Meine Gefühle für Kacchan, die ich geglaubt hatte wieder zu hegen, schienen im Moment wie weggeblasen. Ich legte meinen Kopf in meine Handfläche und starrte verträumt aus dem Fenster. Vor mir hörte ich im Hintergrund meiner Wahrnehmung Kacchan husten, doch auch das drang kaum in mein Unterbewusstsein durch. Ich hatte eine zweite Chance bei Shoto. Das durfte ich einfach nicht vermasseln!     ~•~     Die Woche verging schneller, als es mir lieb war. Nun stand ich gemeinsam mit meinen Freunden und Shoto vor dem Kino, in welches wir wollten. Mit Kacchan hatte ich mich auch an einem Abend kurz getroffen, wo ich ihn dann von dem geplanten Date mit Shoto berichtete, doch dass wir nicht allein waren, behielt ich für mich. Er gab mir noch einige Tipps, wie ich mich am Besten verhalten sollte, doch wusste ich nicht, ob ich die umsetzen wollte oder konnte. Ich wusste doch auch nicht, ob wir im Kino nebeneinander sitzen würden, offensichtlich wollte das Shoto nicht. Mein Blick ging unauffällig durch die kleine Runde meiner Freunde.     Neben mir stand Shoto danach kam Ochako, Tsuyu, Tenya und Momo, die mit ins Kino gekommen waren. Sogesehen war es kein richtiges Date mehr, aber das war schon in Ordnung für mich. Vor einigen Wochen hätte mich dieser Umstand gestört, doch nicht heute. Viel lieber wäre ich mit jemanden anderen hier. Ein schwereres Seufzen entfuhr mir, so durfte ich nicht denken. Er gab sich solche Mühe mich mit meinem Schwarm (war er das noch?) zu verkuppeln und ich dachte nur an ihn. Mir war wirklich nicht mehr zu helfen.   Nachdem wir die Kinokarten gekauft hatten, holten wir uns an der Verkaufstheke noch etwas zum Knabbern. Ich holte mir eine große Packung Popcorn und eine Cola. Zusammen betraten wir den Kinosaal. Da der Film noch relativ neu auf dem Markt war, waren die Plätze ziemlich ausgebucht. So mussten wir die Plätze nehmen, die noch frei waren – zwei Plätze weiter hinten und vier in den vorderen Reihen. Die Mädchen beschlossen die Karten zu mischen und sie zufällig zu verteilen. Der Zufall würde entscheiden, wer wo sitzen sollte.   So kam es wie es kommen musste und ich saß mit Shoto alleine in den hintersten Reihen. Ich war mit Shoto also doch alleine im Kino. Mein Herz raste in meiner Brust und doch war mir nicht ganz klar, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.   Der Film lief gerade einmal zwanzig Minuten, da spürte ich seine Hand, wie aus dem nichts auf meiner, als ich nach meiner Cola greifen wollte, die direkt zwischen uns stand. Verwundert über die überraschende Berührung blickte ich zu ihm auf. "Stört es dich, dass ich die anderen eingeladen habe?", flüsterte er mir leise entgegen, ich schüttelte den Kopf und lächelte leicht. Das tat es tatsächlich nicht. "Weißt du Izuku.. ich bin froh, dass wir alleine sind", flüsterte er in mein Ohr. Ich drehte mich in seine Richtung und verstand nicht ganz, worauf er hinaus wollte. "Warum-", gerade als ich nachfragen wollte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Überrascht über den Angriff riss ich kurz meine Augen auf, schloss diese jedoch schnell wieder. Hätte mir Kacchan nicht gezeigt, wie es ging, wäre ich jetzt wohl total überfordert gewesen, so erwiderte ich den unerwarteten Kuss zaghaft. Sanft und vorsichtig umspielten seine Lippen die meinen, seine Hand legte sich auf meine Wange und strich sanft über meine Haut. Ich lächelte leicht. Das hier war genau das, wonach ich mich die letzten Monate sehnte und doch fühlte es sich ganz anders an, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war mir nicht mehr sicher, ob es richtig war, ob ich das so wollte. Es war anders als mit Kacchan. Bei ihm schien mein Bauch förmlich zu explodieren, alles hatte gekribbelt und mein Herz raste so schnell in meiner Brust, dass ich befürchtete es würde mir rausspringen. Aber jetzt hier bei Shoto, war nichts davon zu spüren.    Ich fühlte nichts. Gar nichts.   Der Kuss löste sich und Shoto sah mich lächelnd an. Ich hingegen starrte ihn kurz nur überfordert an, wandte daraufhin schnell meinen Blick nach vorne auf die Leinwand. Meine Gedanken drehte sich in einem Chaos. Einer Spirale mit wilden Gedanken, die geordnet werden wollten. Ich starrte leer auf die Leinwand vor mir, vom Film bekam ich nichts mehr mit und wusste auch nicht wohin mit mir. Shoto verschränkte unsere Hände miteinander und lenkte seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder der Leinwand zu. Shoto hatte mich geküsst.   Doch ich wusste gerade nicht mehr, was ich denken sollte. Ich war so verwirrt über mich selbst. Der Kuss mit Kacchan war so, boom. Mein Herz schlug so schnell in meiner Brust, alles kribbelte und ich wollte mehr davon. Ich wusste nicht einmal wovon ich genau mehr wollte. Doch bei Shoto den ich eigentlich liebte, war nichts. Da war kein Herzrasen, kein kribbeln der Lippen. Wollte ich ihn womöglich einfach lieben, da Kacchan mich nicht wollte? Er mich ablehnte und ich mich an einen anderen klammerte, um dieses bedrückende Gefühl loszuwerden? Warum reagierte mein verdammter Körper nicht auf Shoto!      Ich war so verwirrt...   Meine Gedanken drehten sich im Kreis, bis mir dann einfiel, dass Kacchan mir versprochen hatte, später vorbei zu kommen. Kaum war diese Erinnerung durch meinen Kopf gerutscht, lächelte ich. Das Grinsen in meinem Gesicht war so ehrlich und riesig. Ich würde später noch Kacchan sehen!   Als der Abspann kam, grinste ich immer noch vor mich hin. Shoto schien das zu bemerken und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Du bist niedlich", fügte er an. Mein Grinsen verschwand wieder, dachte er etwa das ich.. - das lief alles überhaupt nicht so, wie es sollte. War Shoto etwa in mich verliebt?   Vor einigen Wochen hätte ich mich gefreut wie Wolle, doch jetzt hoffte ich, dass ich mich täuschte. Er durfte einfach nicht in mich verliebt sein! Ich musste mir erst klar darüber werden, wen und vorallem was ich wollte.     Auf dem Rückweg tat Shoto so, als wäre nie etwas passiert, worüber ich sehr froh war. Nicht auszumalen was ich tun sollte, hätte er mich vor den anderen einfach geküsst oder meine Hand gehalten. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte, so durcheinander wie ich war.   Als wir zurückkamen hatten einige aus unserer Klasse etwas zu essen bestellt und so saßen wir noch eine Weile beisammen. Anschließend zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück. Meine erste Amtshandlung war es, einem gewissen Blondhaarigen zu schreiben. Ich zog mein Handy zu mir und schrieb zuallererst Kacchan, dass ich vom Kino zurück war und mich jetzt in meinem Zimmer befand, falls er wirklich zu mir kommen wollte. (Was ich sehr hoffte!)   Eine lange Zeit blieb ich in unserem Chat, starrte hoffnungsvoll auf mein Handy, doch er kam einfach nicht online. Meine Nachricht blieb ungelesen. Ich ließ betrübt meinen Kopf hängen, senkte die Hand mit meinem Handy darin. Meine Hoffnung, dass er sich genauso auf mich freute, wie ich mich auf ihn, zerplatzte wie eine Seifenblase. "Wäre auch zu schön gewesen", murrte ich missmutig vor mich hin und schlurfte in Richtung meines Bettes.   "Was wäre zu schön gewesen?", ertönte eine raue Stimme hinter mir. Ich fuhr herum und starrte in die roten Augen einen blondes Mannes mit stacheligen Haaren. Dessen Mannes, auf den ich mich schon den ganzen Abend gefreut hatte. Mir stand der Mund offen. "Wa-", war alles was aus meinem Mund kam. "Was den? War grad in der Nähe und dachte ich guck mal, ob du schon da bist. Hättest auch die Tür schließen können, wenn du keinen Besuch willst", meckerte er mich direkt an. Dieses aufrichtige Lächeln, was sich auf mein Gesicht schlich, konnte ich nicht mehr verhindern. Sofort schlug mein kleines Herz schneller in meiner Brust, nur weil ich seine basshaltige Stimme hörte. Ich schüttelte leicht mit dem Kopf, grinste dabei immer mehr. Er war da! "Nein. Schon in Ordnung. Habe dir gerade geschrieben, dass ich wieder da bin", dabei strahlte ich ihm ehrlich entgegen. Den zarten Rotschimmer, der sich daraufhin auf seinen Wangen bildete, war mir nicht entgangen. Merkwürdig, seit wann wurde Kacchan rot?   "Oh.. habe ich gar nicht gemerkt", er zückte sofort sein Handy und.. lächelte? Ich hatte Kacchan noch nie so ehrlich lächeln sehen. Er sah sehr schön aus, wenn er lächelte. Sollte er definitiv öfters tun. Verträumt sah ich ihm dabei zu, wie er sein Handy wieder in seine Hosentasche schob. "Also wie war dein-", er stoppte in seiner Rede und starrte erschrocken auf meinen Schreibtisch. Was hatte er den? Ich folgte seinem Blick, verstand nicht, wie schnell eine Stimmung kippen konnte. Er stürmte auf meinen Schreibtisch zu und hob das Glas mit dem Blütenblatt darin an. Gefiel ihm mein Blatt so sehr oder welches Problem hatte er nun mit meinem einzigartigen Blütenblatt?   "Wo hast du das bitte her?", zischte er mir wütend entgegen. Ich zuckte bei seinem aggressiven Tonfall zusammen. Was war denn jetzt los? "Sag schon Nerd!", brüllte er mir wieder entgegen. Er stand in meinem Zimmer und vergriff sich einfach an meinen Sachen, zudem hatte er mich in meinem Zimmer nicht einfach anzuschreien! Ich war nicht mehr der kleine Nerd, der sich alles gefallen ließ! Sofort kamen mir wieder die Bilder hoch, wie er mich mit seinen Freunden in der Mittelschule verprügelt hatte. Wie er mit seinem Finger auf mich zeigte, als schwul und widerlich beschimpfte. Ich ließ mir das nicht mehr gefallen!   Mir reichte es. Endgültig!   Ich ballte meine Hand zu einer Faust, ging eilig auf ihn zu und riss ihm mein Glas aus den Händen "Ich habe es im Park gefunden und fand es schön! Was gehen dich bitte meine Sachen an, fass nicht einfach Dinge an, die dir nicht gehören. Es reicht mir langsam, ich lass mich von dir weder verarschen noch weiter rumschubsen! Wenn du mich hasst, ist das eben so. Ich kann damit leben! Und weißt du was, ich hasse dich auch! Verschwinde einfach, Kacchan. Hau ab und lass mich in Ruhe!", schrie ich ihm aufgebracht entgegen. Klar stimmte das nicht, was ich sagte, ich hatte ihn noch nie gehasst. Dennoch brauchte er nicht anzunehmen, dass ich wieder Gefühle für ihn entwickelt hatte. Auch wenn es so war, musste er es nicht wissen.  Er sollte nicht glauben, dass er mit mir umgehen konnte, wie es ihm gerade in den Kram passte. Kacchan tat mir nicht gut, das wusste ich ganz genau.   "A-aber Deku.. ich.. ich ha-", versuchte er die Lage wieder zu beruhigen. Panik leuchtete in seinen roten Rubinen, doch ich konnte ihn nicht immer vergeben. Ich war so sauer auf ihn! Wer wusste schon, was er mit dieser Sache bezweckte. Mit Sicherheit wollte er mich nur wieder bloßstellen, vor der ganzen Klasse. "Raus!", schrie ich ihm wütend entgegen, in mir brodelte so eine unterdrückte Wut, dass ich mich gar nicht mehr beruhigen konnte. Ich wollte mich auch nicht beruhigen!   Das Glas drückte ich nur fester an meine Brust. Kacchan starrte mich fassungslos an, das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Hand streckte sich nach mir aus, doch ich wich nur einen Schritt zurück. „Deku bitte!“, versuchte er heiser mich zur Vernunft zu appellieren, doch ich wollte gerade nicht vernünftig sein! Ich schüttelte vehement mit dem Kopf. Er begann zu röcheln und hielt sich eine Hand vor dem Mund.   Er hustete einmal, zweimal. Eine zweite Hand legte sich auf seinen Mund. Er hustete immer mehr, qualvoller. Ich verstand seine Reaktion nicht. Mitleid wallte in mir hoch, ich wollte ihm helfen, doch Kacchan drehte sich mit einem Satz um und rannte aus dem Zimmer. Verwirrt blickte ich ihm hinterher, gerade wollte ich ihm hinterher laufen, als meine Aufmerksamkeit auf ein grünes Blatt gelenkt wurde, welches vor meinem Gesicht in der Luft schwebte. Es segelte genau vor meinen Füßen zu Boden.   „Nanu? Wo kommst du den jetzt her, hm?“   ~°~•♥•~°~   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)