Star Trek von BlueGenie1974 (USS Kirow) ================================================================================ Prolog: USS Kirow - Prolog -------------------------- USS KIROW PROLOG San-Francisco- Flottenwerft Sternzeit 56172.9 Die Sektflasche zerbarst am Schiffsrumpf. Dann spielte man die Hymne der Vereinten Föderation der Planeten. Ein neues Schiff war in Dienst gestellt. Es war die Kirow, ein Schiff der Sovereign-Klasse. Mit ihren 700 Metern und 29 Decks war dieses Schiff eine imposante Erscheinung. Die Bewaffnung der Kirow bestand aus 16 Phaserbänken sowie 9 Rampen für Photonen- und Quantentorpedos. Zur Verteidigung hatte man das neueste Schiff der Föderation mit den neuesten Schutzschilden und einer Deflektorschüssel ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit der neuen Generation der Sovereign-Klasse lag bei Warp 8+. Auf der Oberseite der Untertassensektion konnte man die Registratur-Nummer des Schiffes erkennen. NCC-75000 war dort zu lesen. Ebenso an der Unterseite. Benannt war das Schiff nach der Kirow, einem Raketenkreuzer der russischen Marine. San-Francisco- Flottenwerft Sternzeit 56182.1 Die letzten Erprobungsflüge hatten stattgefunden. Alle Systeme arbeiteten normal. Nun war es an der Zeit, der Kirow eine Besatzung zu geben. Einen Großteil der Testcrew hatte man bereits abgezogen. Nur der erste Offizier und zwei zuständige Offiziere für die Transporterrräume 1 und 3 waren noch an Bord. Admiral Owen Paris, dessen Sohn seinerzeit auf der USS Voyager als Navigator gedient hatte, wollte aber, dass zumindest Eric McClusky, der erste Offizier an Bord blieb. Laut seiner Personalakte, war er ein absolut loyaler, fähiger und verlässlicher Offizier. Unter der richtigen Führung konnte aus ihm noch etwas werden. An Bord der Kirow Eric McClusky war gerade im Maschinenraum, als die Kom-Anlage losging. „Eine wichtige Nachricht für Commander McClusky.“, ertönte eine Frauenstimme. „Ich höre.“ „Die Nachricht lautet: „Commander McClusky bitte umgehend bei Admiral Paris melden.“ Wollen sie, dass ich sie wiederhole, Commander?“, fragte die Stimme. „Nein. Bin schon auf dem Weg.“ 01 An den Chef der Technikcrew gewandt sagte er: „Admiral Paris wünscht mich zu sprechen. Machen sie inzwischen weiter.“ „Ja, Sir.“ In seinem Büro saß Admiral Paris an seinem Schreibtisch und ging einige Personalakten durch. Die Akte von Eric McClusky lag links von ihm. Dort sollten alle Akten hinkommen, die Owen Paris für einen Posten auf der Kirow vorgesehen hatte. Admiral Owen Paris war ein 1,81 m großer Mann mit grauen Haaren und einer Halbglatze. Er besaß ein rundes Gesicht mit stechenden braunen Augen und einer dicken Knubbelnase. Trotz seines Alters, Owen Paris war schon 73 Jahre alt, hatte er nicht allzu viel an Gewicht zugelegt. Er nahm eine weitere Akte aus einem Karteikasten und las sie durch. Sie gehörte zu Pablo Escobar, einem 26 Jahre alten Kolumbianer, dem Verbindungen bis in die höchsten Ebenen der Föderation nachgesagt wurden. Sein Vater, Emilio Escobar, war Mitglied im Föderationsrat. Doch offenbar reichte der Einfluss von Escobar Senior nicht aus, um den eigenen Sohn vor seiner gerechten Strafe zu schützen, wie mehrere Einträge in der Akte ergaben. Zuletzt hatte man Escobar Junior wegen einer Schlägerei für 5 Tage in die Arrestzelle gesteckt. Admiral Paris schüttelte den Kopf. So jemanden konnte er auf der Kirow nicht brauchen. Also legte er die Akte in den Kasten zurück. Die nächste Akte, die Owen Paris aus dem Kasten holte, war die einer Ärztin. Es war die Akte von Beatrix Parsons, 35 Jahre alt aus Manchester. Ihre Akte war vorbildlich, denn Dr. Parsons war eine Medizinerin ohne Allüren. So jemand gehörte auf jeden Fall auf die Kirow. Die Akte von Miss Parsons wanderte auf den linken Stapel. Als nächstes sichtete Admiral Paris die Akte von Keiko Tadashita. Sie war eine 25jährige Japanerin aus Sapporo, die nach der Akademie auf verschiedenen Schiffen gedient hatte. Da man die Kirow, wie seinerzeit im 22. Jahrhundert die legendäre USS Enterprise, mit einer Kommunikationskonsole ausgestattet hatte, war dies eine günstige Gelegenheit. Keiko würde also in Lieutenant Uhuras Fußstapfen treten. Auch für Transporterraum 2 hatte Owen Paris die perfekte Lösung gefunden. Ein Ire namens Shaun O Shane würde dort die Zuständigkeit bekommen. Auch seine Akte landete auf dem Stapel links vom Admiral. Die darauffolgende Personalakte, mit der sich Admiral Paris beschäftigte, war eine Fähnrichsakte. Es war ein weiblicher Fähnrich mit Schwerpunkt Medizin. Die junge Dame hatte die Akademie durchlaufen, und sollte nun 02 praktische Erfahrung sammeln. So ging Admiral Paris die Personalakten durch und suchte die entsprechenden Crewmitglieder für die Kirow aus. So wurde der 51jährige Nigel Palmer aus Stoke-on-Trent der neue Chief für Transporterraum 5, Eric Bristow, sollte den Posten des Chefingenieurs auf der Kirow bekleiden, nachdem sein letztes Schiff, die USS Cunningham außer Dienst gestellt worden war. Jettediah McKenna, aus Highlands Ranch in Colorado wurde der neue Chief für Transporterraum 4. Für die Navigation und das Steuern der Kirow war Fallon Sherrock aus London zuständig. Sie war erst vor kurzem wieder für diensttauglich erklärt worden, nachdem sie fast zwei Jahre wegen einer seltenen Blutkrankheit außer Gefecht gesetzt war. Den wichtigsten Posten hatte sich Admiral Paris bis zuletzt aufgehoben. Da die Kirow einen russischen Namen trug, fand es der Vater von Tom Paris nur rechtens, wenn das Schiff von einem Russen oder einer Russin kommandiert wurde. Dies schränkte den Kreis der potentiellen Kandidaten natürlich erheblich ein, sodass am Ende nur drei potenzielle Bewerber übrig blieben. Der erste war Captain Anatoli Peskow, aus Kaliningrad. Doch leider stand er kurz vor der Pensionierung, weshalb er nicht infrage kam. Nummer zwei war Jekaterina Romanova, aus Smolensk. Sie war 33 und hatte das Kapitänspatent erst seit 2 Jahren. Der letzte im Bunde war Igor Fedorovitsch. Ein 48jähriger Captain aus Murmansk. Owen Paris musste sich entscheiden. Entweder Jekaterina Romanova oder Igor Fedorovitsch. Der Personalakte von Fedorovitsch entnahm der Admiral, dass dieser ein hoffnungsloser Trunkenbold war und man des Öfteren ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet hatte. Einmal war ihm sogar das Kapitänspatent entzogen worden. Erneut schüttelte Admiral Paris den Kopf. Diesen Mann als Kommandant für die Kirow? Nur über seine Leiche! Dann nahm sich der Admiral die Akte von Jekaterina Romanova vor. Und was er las stimmte ihn zufrieden. Die 33jährige besaß eine tadellose Führungsakte. Ihr konnte er bedenkenlos das Kommando über das neueste Schiff der Föderation anvertrauen. Danach erstellte der alte Admiral die Ernennungsurkunden für die Offiziere. Mit Jekaterina Romanova fing er an. Danach Fallon Sherrock. Admiral Paris hatte gerade die Ernennungsurkunde für Eric McClusky fertig geschrieben und unterzeichnet, als der Türsummer ertönte. „Commander McClusky ist hier, Sir.“, sagte die weibliche Computerstimme. „Er soll eintreten.“ 03 Eric McClusky trat ein. Admiral Owen Paris musterte ihn. Commander McClusky war ein 1,65 m großer athletisch gebauter Mann im Alter von 30 Jahren. Seine braunen Haare hatte er mit dem klassischen Bürstenhaarschnitt in Form gebracht. Der adrett zurückgeschnittene Bart ließ das markante Kinn des jungen Mannes noch stärker in Erscheinung treten. Eric McClusky hatte ein rundes Gesicht mit braunen Augen und einer breiten Nase. Der junge Offizier salutierte. „Commander McClusky meldet sich zur Stelle, Sir.“, sagte er. „Setzen sie sich, Commander.“ „Danke, Sir.“, sagte Eric McClusky. „Auf welchem Schiff sind sie zurzeit FEST stationiert, Commander?“ „Eigentlich… auf keinem, Admiral.“, sagte Commander McClusky. „Sie haben die Erprobungsflüge der Kirow mitgemacht, Commander. Keiner kennt das Schiff besser als sie. Deshalb bleiben sie als erster Offizier an Bord. Hier ist ihre Ernennungsurkunde.“ „Vielen Dank, Sir.“, sagte Eric McClusky. „Nicht der Rede wert, Commander. Sie haben viel Potenzial, Mister McClusky. Und es wäre eine sinnlose Verschwendung, würden sie weiterhin als Springer eingesetzt. So würden sie nie die Erfahrung sammeln können, die sie brauchen, um das Kapitänspatent zu erlangen. Und ich denke, dass dies ihr primäres Ziel ist. Sie wollen eines Tages den Platz in der Mitte einnehmen.“ „Ich verstehe, Sir.“, sagte Eric McClusky. „Gut. Kehren sie auf die Kirow zurück, Commander. Viel Glück.“ „Ja, Sir.“, sagte Commander McClusky. „Wegtreten.“ Nachdem der neue erste Offizier der Kirow gegangen war, befragte Admiral Paris seinen Computer. „Computer,, wie lautet der gegenwärtige Aufenthaltsort von Captain Romanova?“, fragte er. „Captain Romanova befindet sich zurzeit in der Asteroid Bar.“ „Computer, ein Kurier soll sofort in mein Büro kommen.“, sagte der alte Admiral. 04 „Ist schon unterwegs, Sir.“ „Danke.“, sagte Owen Paris. Keine 10 Minuten später betrat ein junger Kadett den Raum. „Sie haben einen Kurier angefordert, Admiral Paris?“, fragte der junge Mann. „Ja. Ich habe hier die Ernennungsurkunde für Captain Romanova. Sie finden sie in der Asteroid Bar.“ „Wünschen sie, dass ich Captain Romanova die Urkunde gebe, Admiral?“, fragte der Kurier. „Ja. Und sagen sie ihr, dass sie sich umgehend an Bord der Kirow zu begeben hat.“ „Wird erledigt.“, sagte der Kadett. Asteroid Bar. Jekaterina Romanova saß an der Bar und nippte an ihrem Getränk. Sie war eine 1,67 m große Brünette mit braunen Augen. Ihrem Kleidungsstil nach zu urteilen, war sich die 33jährige Russin ihres schönen Körpers durchaus bewusst. Denn an diesem Abend trug sie ein rotes, figurbetonendes Paillettenkleid und rote Plateauschuhe. Ihre brünetten Haare trug sie offen, sodass sie über ihre Schulter fielen und unterhalb ihrer Brüste endeten. Jekaterina hatte ein ovales Gesicht mit einer grazilen Nase. Ein paar Meter weiter saß ihr Mentor Anatoli Peskow. Von ihm hatte sie alles gelernt, was einen guten Raumschiffkommandanten ausmachte. Zusammen hatten sie auf der USS Cunningham ein gutes Führungsduo gebildet. Dann war sie zum Captain befördert worden, während er das Kommando auf der USS Concord übernommen hatte. An diesem Abend war er zusammen mit ein paar anderen Raumschiffkommandanten zusammengekommen. Und offenbar ging es darum, ob man den Ferengi trauen sollte oder nicht. „Bereits Ende des 23. Jahrhunderts haben die Ferengi Anzeichen für betrügerische Aktivitäten gezeigt. Doch es hieß: „Wartet ab.“ Wir haben gewartet. Und dann haben uns die Ferengi das erste Mal übers Ohr gehauen.“. sagte Anatoli. „So wie damals die Japaner die Amis in Pearl Harbor?“ „Nein. Schlimmer. Bereits 2315 haben Agenten des 05 Föderationsgeheimdienstes herausgefunden, dass die Ferengi ein großes Ding planen. Admiral Cartwright hat vorhergesagt, was passieren wird. Sehr detailliert.“, sagte Kapitän Peskow. „Wann war das?“ „2310 bereits. Aber viele haben gesagt: „Das ist zu früh. Wartets ab und lasst das die Profis machen. Am 8. März hatten wir den Salat. Die Unentschlossenen, die die Abwarten, sind schuld, wenn uns am Ende der Arsch aufgerissen wird.“, sagte Anatoli. Jekaterina Romanova hob ihr Glas. „Ja, darauf trink ich auch.“, sagte sie. Das ist doch… Jekaterina Romanova.“ Anatoli Peskow ging auf seine ehemalige Nummer eins zu und die beiden umarmten sich. „Schön dich zu sehen, Jekaterina. Seit wann sitzt du hier?“, sagte Anatoli. „Seit den Beginn deiner Vorlesungen, alter Knabe. Geht’s dir gut?“ „Ich feiere meinen Geburtstag. So geht’s mir.“, sagte Anatoli Peskow. „Ein Problem, dass wir alle einmal im Jahr haben. Mann, dass ich einen Bruder habe, der bald das Kommando auf deinem Schiff übernimmt. Macht sich der Junge gut?“ „Er ist ein ganz ausgezeichneter Offizier. Ich habe ihm das beigebracht, was ich dir auch beigebracht habe. Was bei Jewgeni allerdings nicht ganz den Erfordernissen entspricht, ist sein verdammtes Draufgängertum. Der Junge muss lernen, dass man ein Schiff nicht einfach so leichtfertig aufs Spiel setzt.“, sagte Anatoli. „Du kennst Jewgeni.“ „Genau das meine ich.“, sagte Anatoli. Dann fuhr er fort: „Man hat mir geflüstert, du gehst auf die Kirow.“ „Dann weißt du mehr als ich.“ „Das Gerücht hält sich, seit das Schiff in Dienst gestellt wurde.“, sagte Anatoli Peskow. „Schön wärs. Aber ich glaube, dass das Kommando über die Kirow jemand anderes bekommt. Seit zwei Jahren bin ich nur Ersatz, falls jemand 06 krankheitsbedingt ausfällt. Ist er wieder dienstfähig, darf ich wieder gehen.“ In diesem Augenblick betrat der Kurier von Admiral Paris die Bar. Er fragte nach Jekaterina und wurde an die Bar geschickt. Keine 5 Minuten später stand er neben Jekaterina und Anatoli. „Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich ihre Konversation so rüde unterbrechen muss, Captain Romanova. Aber Admiral Paris hat mich zu ihnen geschickt. Ich soll ihnen dies hier geben.“, sagte der Kadett. Dann gab er Jekaterina ihre Ernennungsurkunde. „Ich danke ihnen. Hat Admiral Paris sonst noch etwas gesagt?“ „Er sagte, dass sie sich umgehend an Bord der Kirow zu begeben haben.“, sagte der Kurier. „Verstehe.“ An Anatoli Peskow gewandt sagte Jekaterina: „Okay, ich hau hab. Wär nett, wenn du weiterhin ein Auge auf Jewgeni hättest.“ „Passiert ihm schon nichts, Jekaterina.“ Nachdem die neue Kommandantin der Kirow die Bar verlassen hatte, wurde sie von einer Transportfähre zur Flottenbasis gebracht. Von dort wurde Jekaterina Romanova zum Orbitalkomplex gebeamt. Die letzte Etappe nahm Captain Romanova mit einem Transportshuttle in Angriff. Das Shuttle steuerte gerade das Dock an, um die Andockluke anzusteuern, da sah Jekaterina ihr neues Schiff. Ehrfurcht und Demut überkamen sie, als der mächtige Schiffsrumpf über ihr vorbeizog. Auf der Unterseite der Untertassensektion konnte die 33 jährige Russin den Namen des Schiffes lesen. USS KIROW. Dann wendete der Pilot das Shuttle und ließ es rückwärts an der Luke andocken. „Viel Glück da draußen, Captain.“, sagte er. „Danke.“ Jekaterina ging ohne ein weiteres Wort von Bord und direkt an Bord der Kirow. Sie ging den Gang bis zum Ende und steuerte einen Turbolift an. Captain Romanova betrat die Kabine und betätigte die Sprechanlage. „Brücke.“, sagte sie. Die Tür schloss sich und die Kabine setzte sich in Bewegung. Als der Lift sein Ziel erreicht hatte, hielt er an und die Tür öffnete sich. Jekaterina Romanova beobachtete von ihrem Standpunkt aus die Szenerie. Ihr erster Offizier Eric 07 McClusky sprach gerade mit einem Techniker. An der Kommunikations- und der Navigationskonsole waren ebenfalls noch ein paar Techniker am werkeln. „Na wunderbar.“, dachte Jekaterina. Dann verließ sie den Turbolift. „AAAAACHTUNG!", sagte Eric McClusky, als Jekaterina die Brücke der Kirow betrat. Sofort standen alle Personen stramm, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf der Brücke befanden. „Rühren, Nummer eins.", sagte Jekaterina Romanova. „Danke, Captain." „Wie ist unser Status, Commander?“, sagte der Captain. „Darf ich offen sprechen, Captain?“ „Nur zu.“, sagte Jekaterina. „Wir sind nicht einsatzbereit.“ „Wie kommt das, Nummer eins?“, fragte Captain Romanova. „Captain Romanova, ich… sag das nicht gern. Aber wir sind personell unterbesetzt.“ Eric McClusky rieb sich den Nacken. Ein klares Anzeichen von Nervosität. Jekaterina wusste, dass sie etwas tun musste, um die Situation zu entschärfen. „Hören sie Commander McClusky. Ich weiß sehr wohl, dass die Situation nicht gerade rosig ist. Vielleicht bekommen wir noch Leute, bevor wir zu unserer ersten Mission aufbrechen.“, sagte Jekaterina. „Mit Verlaub, Captain. Aber das glaube ich erst, wenn eine entsprechende Nachricht vom Oberkommando kommt.“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Turbolifts und eine Frau betrat die Brücke. Jekaterina Romanova und Eric McClusky nahmen sie näher in Augenschein. Die Frau hatte schwarze Haare und braune Mandelaugen. Ein typisches Indiz für ihre asiatischen Wurzeln. Sie hatte ein rundes Gesicht und eine normale Nase. Der Neuankömmling war 1,65 m groß und hatte einen Modelkörper. „Lieutenant Commander Keiko Tadashita meldet sich zum Dienst, Captain. Ich bin ihr neuer Kommunikationsoffizier.“, sagte die Frau. 08 „Willkommen an Bord der Kirow, Miss Tadashita.“ „Danke Captain. Bitte um Erlaubnis, meinen Dienst aufnehmen zu dürfen.“, sagte Keiko. „Erlaubnis erteilt.“ Dann gab die Kommandantin der Kirow ihrem ersten Offizier ein Zeichen. „Nummer eins, ich möchte sie gerne unter vier Augen sprechen.“, sagte sie um an die anderen gewandt fortzufahren: „Sie machen inzwischen weiter, Gentlemen.“ Im Bereitschaftsraum setzten sich die beiden Führungsoffiziere der Kirow zusammen. „Sie sagten wir sind nicht einsatzfähig, Nummer eins. Welche Positionen sind noch vakant?“, fragte Jekaterina gerade heraus. „Von allen wichtigen Rängen eigentlich fast alle. Im Moment sind wir gerade mal 5 Leute hier an Bord, die zur Stammbesatzung gehören. Wir beide, Miss Tadashita, Chief King und Chief Igualada.“ „Wie viele Fähnriche stehen uns zu?“, fragte Jekaterina. „Minimal zwei, maximal drei, Captain.“ In diesem Moment meldete sich Keiko Tadashita über die Kom-Anlage. „Captain, ich habe gerade eine Nachricht vom Flottenoberkommando rein bekommen.“, sagte sie. „Und wie lautet sie?“ „Sie lautet: „An USS KIROW: Fähnrich Anita Dark ist auf dem Weg zu ihnen.“, sagte Keiko. „Verstanden.“ Jekaterina Romanova hatte gerade ihre Antwort zu Ende gesprochen, da ging die Kom-Anlage erneut los. „Captain, hier ist Chief Igualada in Transporterraum 3. Melde zwei eingetroffene Personen. Ein Mann und eine Frau.“, sagte eine Frauenstimme. „Verstanden, Commander. Mr. McClusky und ich sind schon unterwegs.“ Dort angekommen wurden die beiden bereits erwartet. 09 „Captain, Commander.“, sagte Mercedes Igualada. „Stehen sie bequem, Commander Igualada.“ Dann richtete Jekaterina Romanova das Wort an die beiden Neuankömmlinge. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Captain Jekaterina Romanova und dies mein erster Offizier Eric McClusky.“, sagte Captain Romanova. Die Frau stellte sich zuerst vor. Sie war eine 1,65 m große Blondine mit grünen Augen. Die junge Frau war 21 Jahre jung und hatte ein halb rundes, halb ovales Gesicht mit einer eleganten Nase. „Fähnrich Anita Dark meldet sich zum Dienst.“, sagte die Blondine. „Willkommen an Bord. Wo befindet sich ihr Dienstbereich, Fähnrich Dark?“ „Krankenstation.“, sagte Anita. „Commander, würden sie bitte Miss Dark zur Krankenstation begleiten?“ „Sehr wohl, Captain.“, sagte Eric McClusky. Jekaterina wandte sich nun dem Mann zu. Er war 1,82 m groß und hatte ein rundes Gesicht mit blauen Augen. Anhand seines athletischen Körperbaus schloss die 33jährige Russin, dass der Neuankömmling viel Sport trieb. Jekaterina Romanova schätzte das Alters des Mannes auf Anfang 50, wie ihr der graue Schnauzbart und die zu einem Zopf gebundenen grauen Haare verrieten. „Chief Nigel Palmer meldet sich zum Dienst, Captain Romanova.“, sagte der Mann. „Chief Palmer, es ist mir eine Ehre, sie an Bord zu haben. Wo befindet sich ihr Arbeitsplatz?“ „Ich bin für Transporterraum Nummer 5 zuständig, Captain.“, sagte Nigel Palmer. „Verstehe. Wenn sie wollen begleite ich sie dorthin.“ „Danke Captain. Aber ich finde mich schon zurecht.“, sagte Chief Palmer. Jekaterina Romanova war gerade auf den Weg zum nächsten Turbolift, als sie an Transporterraum 1 vorbeikam. Dort hatte der zuständige Chief bereits den Transfer eingeleitet. Offenbar hatte man auf der Erde vergessen, die Kirow über den Transfer in Kenntnis zu setzen. Wie dem auch sei. Offensichtlich hatte man gerade ein neues Besatzungsmitglied für die Kirov herüber gebeamt. Bei dem Neuankömmling handelte es sich um eine 1,65 m große Brünette 10 Mit einem ovalen Gesicht und braunen Augen. Die Frau hatte einen schlanken Körper und slawische Gesichtszüge, wie die elegante Nase verriet. Ihre Haare trug die Fremde offen und schulterlang. „Hoffentlich ist das keine Zicke. Die kann ich am allerwenigsten brauchen.“, schoss es Jekaterina durch den Kopf. Doch ihre Sorgen wurden schnell zerstreut. „Doktor Beatrix Parsons, meldet sich zum Dienst, Captain.“, sagte die „Neue“. „Willkommen an Bord Doktor.“ Jekaterina begleitete Dr. Parsons zu ihrem neuen Arbeitsplatz. Und auf der Krankenstation zeigte sich einmal mehr, dass ihre Bedenken in Bezug auf die neue Ärztin unbegründet waren. Denn Beatrix Parsons und Anita Dark verstanden sich auf Anhieb. Jekaterina Romanova war erleichtert. „Das läuft ja besser als erwartet.“, dachte sie. Danach suchte die Kommandantin der Kirow ihr Quartier auf und zog sich um. Denn sie wollte nicht die ganze Zeit in einem Partykleid herumlaufen. Als nächstes erkundete Jekaterina Romanova ihr Schiff. Sie hatte gerade den Shuttlehangar erreicht, als sich wie von Geisterhand die Tore öffneten, und ein Shuttle zur Landung ansetzte. „Welches hohe Tier erweist uns denn die Ehre eines Besuches?“, dachte die Kommandantin. Sie hatte gerade den Hangar erreicht, als das Shuttle zum Stillstand kam. Die Seitentür öffnete sich und ein 1,85 m großer, athletischer Mann mit einem ovalen, wettergegerbten Gesicht kam heraus. Über seiner Uniform trug der Fremde eine schwarze Lederjacke mit Harley Davidson-Schriftzug und orangenen Schulterstücken. Die braunen Haare hatte er kurz geschnitten, ebenso seinen Bart, der an einigen Stellen bereits ergraute. Seine braunen Augen nahmen die neue Umgebung näher in Augenschein. Erst als Jekaterina sich räusperte, wandte sich der Mann zu ihr um. „Willkommen an Bord der USS Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin des Schiffes.“, begrüßte sie den Neuankömmling. „Commander Eric Bristow. Ich bin ihr neuer Chefingenieur, Captain. Bitte um Erlaubnis meinen Dienst aufnehmen zu dürfen.“ „Erlaubnis erteilt, Commander Bristow. Ich begleite sie zum Maschinenraum. Denn dort war ich noch nicht.“, sagte Jekaterina. 11 „Jetzt sagen sie bloß nicht, dass sie sich noch nicht mit dem Schiff vertraut gemacht haben, Captain. Denn das sollte das erste sein, was ein Raumschiffkommandant tun sollte.“ „Bis jetzt blieb keine Zeit dazu. Und ganz ehrlich, ich selbst bin auch erst seit ein paar Stunden an Bord.“, sagte Jekaterina, als sie zusammen mit Commander Bristow zum Turbolift ging. „Woher stammen sie eigentlich, Captain?“ „Aus Smolensk. Und sie Mr. Bristow?“, sagte Jekaterina. „Aus Washington D.C.“ Nachdem Jekaterina Romanova den neuen Chefingenieur ihres Schiffes zum Maschinenraum begleitet und sich vor Ort ein Bild gemacht hatte, kehrte sie auf die Brücke zurück, wo sich nur noch Eric McClusky und Keiko Tadashita aufhielten. „Wirkt wie ausgestorben. Habe ich Recht, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Die Techniker haben hier alles erledigt, was angefallen ist. Vom technischen Standpunkt, sind wir voll einsatzfähig. Aber auf der personellen Seite ist immer noch Luft nach oben.“ „Immerhin haben wir noch einen Offizier für Transporterraum 5 und unseren neuen Chefingenieur bekommen.“, sagte die Kommandantin. „Uns fehlt aber immer noch ein Navigator. Von einer Counselor will ich gar nicht erst reden. Und wann kriegen wir einen Wissenschaftsoffizier und einen Sicherheitsoffizier?“ „Das weiß der Teufel, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Captain. Ich habe gerade eine Nachricht von Admiral Paris empfangen.“ „Auf den Schirm, Miss Tadashita.“, sagte Jekaterina. Kurz darauf erschien das Gesicht des alten Mannes. „Captain Romanova.“, begrüßte er die Kommandantin der Kirow. „Admiral Paris.“ „Wie ist ihr gegenwärtiger Status?“, fragte der Admiral. „Technisch sind wir voll einsatzbereit. Aber viele wichtige Posten sind noch nicht besetzt.“ 12 „Ja, ich weiß, Captain. Ich habe getan was ich konnte, um ihre Situation zu verbessern. Miss Tadashita, ihre neue Kommunikationsoffizierin, habe ich persönlich ausgewählt. Auch ihren neuen Chefingenieur, Eric Bristow, habe ich ihrem Schiff zugewiesen. Ihre neue Navigatorin, Fallon Sherrock, müsste jeden Augenblick bei ihnen eintreffen, Captain Romanova.“, sagte Admiral Paris. „Vielen Dank, Sir.“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des Turbolifts und eine Frau betrat die Brücke. Jekaterina nahm sie in Augenschein. Die Fremde war 1,75 m groß und schlank. Sie hatte ein ovales Gesicht mit einer eleganten Nase und braunen Augen. Ihre brünetten Haare trug sie offen, sodass sie über ihre Schultern fielen. Bekleidet war die Unbekannte mit einem schwarzen Dschellabakleid mit goldenen Stickereien und cremefarbnen High Heels. „Commander Fallon Sherrock meldet sich zum Dienst, Captain.“, sagte sie. „Willkommen an Bord, Miss Sherrock.“ „Darf ich meinen Dienst aufnehmen?“, fragte die neue Navigatorin. „Erlaubnis erteilt, Commander Sherrock.“ Dann wandte sich Jekaterina wieder an Admiral Paris. „Ich hoffe, dass sie noch mehr gute Nachrichten, für mich haben.“, sagte sie. „Sie bekommen noch einen Offizier für Transporterraum 2 und einen für Transporterraum 4.“ „Ist das alles?“, fragte die Kommandantin. „Mehr konnte ich in der kurzen Zeit leider nicht tun, Captain.“ „Das ist bitter.“, sagte Jekaterina Romanova. „Ich kann ihnen noch eine Chefärztin versprechen. Sie heißt Juanita Garcia. Allerdings wurde noch nicht über ihre Rehabilitation entschieden.“ „Können sie uns auf dem Laufenden halten?“, fragte Jekaterina. „Sobald ich was weiß, hören sie von mir, Captain Romanova.“ „Danke Sir.“ „Keine Ursache. Admiral Janeway wird sich mit ihnen bezüglich ihrer ersten Mission in Verbindung setzen. Admiral Paris Ende.“ 13 Kapitel 1: USS Kirow - Mission 1 -------------------------------- USS KIROW MISSION 1 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56193.3 Captain Jekaterina Romanova, neuer Eintrag: Wir liegen noch immer im Dock. Der Grund ist ganz simpel. Es fehlen noch die beiden Offiziere für die Transporterräume 2 und 4. Den Grund für deren Fehlen kennen nur die beiden selbst. Solange die beiden nicht an Bord sind, können wir das Dock nicht verlassen.“ Jekaterina klappte das Computerlogbuch zu und legte es auf die Seite. „Wo bleiben die beiden bloß?“, fragte sie sich selbst. In diesem Moment summte der kleine Kommunikator an ihrer Uniformjacke. „Brücke.“, sagte sie. „Captain, hier ist Chief Merwyn King. Gerade wurde ein Transfer angekündigt. Soll ich die Person erfassen?“ „Tun sie das, Mr. King.“, sagte die Kommandantin. Keine zwei Minuten später kam eine neue Nachricht aus Transporterraum 1. „Captain, Zielperson ist bereit zum beamen.“ „Energie.“, sagte die Kommandantin der Kirow. Es dauerte nicht lange, da zirpte der kleine Kommunikator erneut. „Captain, eine Person, männlich, erfolgreich an Bord gebeamt.“ „Verstanden. Ich komme sofort.“, sagte Jekaterina. Nur kurze Zeit später hatte sie ein Turbolift auf die Ebene gebracht, auf der sich die Transporterräume befanden. Die Kommandantin der Kirow begab sich direkt zum ersten der 5 Räume. Dort traf sie dann Merwyn King und den Neuankömmling. Zuerst nahm sie den „Neuen“ in Augenschein. Der Fremde war ein 1,70 m großer schlaksiger Mann mit blonden Haaren und einem ovalen Gesicht mit braunen Augen. Das Kinn wurde von einem dichten, blonden Vollbart bedeckt, der an den Spitzen bereits grau wurde. Jekaterina konnte Traurigkeit in den Augen des Mannes erkennen. Offenbar hatte ihn ein schwerer Schicksalsschlag ereilt. „Chief Jettediah McKenna meldet sich zum Dienst. Ich bitte für meine verspätete Ankunft um Entschuldigung.“, sagte er. 14 „Willkommen an Bord, Chief. Und ihre Entschuldigung ist hiermit angenommen.“ Dann begleitete die Kommandantin Chief McKenna zu seinem Arbeitsplatz. „Ich will nicht neugierig erscheinen, Mr. McKenna. Aber wie kommt es, dass sie drei Tage zu spät sind?“, fragte Jekaterina. „Ich dachte mir schon, dass sie danach fragen würden. In meiner Familie gab es zwei Todesfälle. Zuerst mein jüngerer Bruder, dann meine jüngere Schwester. Die beiden wurden zwei Tage vor meiner Versetzung auf ihr Schiff beigesetzt.“ „Mein Beileid, Chief. Es tut mir leid, das zu hören. Sollten sie mal jemanden zum Reden brauchen, Chief, dann lassen sie es mich wissen. Ich komm dann vorbei und wir können gemeinsam eine Tasse Tee trinken.“, sagte Jekaterina Romanova. „Danke, für ihr Angebot, Captain.“ Auf ihrem Rückweg zur Brücke schaute die Kommandantin der Kirow noch einmal bei Transporterraum Nummer 3 vorbei. Dieser wurde von Mercedes Igualada, einer 36jährigen Spanierin aus Sevilla, betreut. Mercedes war eine 1,69 m große Brünette mit braunen Augen und einem schlanken Körper. Ihr ovales Gesicht wurde von ihren brünetten Haaren eingerahmt, die die 36jährige stets offen trug. Die Nase war zwar etwas breit geraten, fügte sich aber dennoch harmonisch in Mercedes Gesicht ein. „Captain!“, rief Mercedes die Kommandantin. „Was gibt es, Mercedes?“ „Melde eine männliche Person bereit zum Beamen.“, sagte Mercedes. „Holen wir ihn rüber.“ „Aye, Captain. Transferfokus ist ausgerichtet.“, sagte Chief Igualada. „Energie.“ Vor ihren Augen materialisierte ein Mann. Er war 1,70 m groß und hatte einen athletischen Körperbau. Der Neuankömmling hatte ein ovales Gesicht mit braunen Augen. Seine dunkelbraunen Haare hatte der Fremde kurz geschnitten, sodass sie über seinen Ohren endeten. Auffällig war auch das kleine Grübchen am Kinn des Mannes. Der Mann kam die Stufen herunter und salutierte vor Jekaterina. „Chief Shaun O´Shane meldet sich zum Dienst, Captain.“, sagte er. 15 „Willkommen an Bord, Mr. O´ Shane.“ „Ich bitte meine verspätete Ankunft zu entschuldigen, Captain. Aber ich war bedauerlicherweise durch eine fiebrige Erkältung außer Gefecht gesetzt.“, sagte Shaun O´ Shane. „Es freut mich, dass sie wieder gesund sind, Chief O´ Shane.“ Danach kehrte Jekaterina Romanova auf die Brücke zurück. Ihr erster Offizier saß auf seinem Platz zu ihrer Linken. „AAAAACHHHTUNG!“, sagte er, als seine Vorgesetzte auf die Brücke kam. „Rühren, Mr. McClusky.“ „Danke. Captain.“, sagte Eric McClusky. „Irgendwelche Neuigkeiten vom Oberkommando?“ „Sie meinen, wegen unserer Anfrage für einen Sicherheitsoffizier, Captain?“, fragte der erste Offizier der Kirow. „Da.“ „Admiral Paris meldet sich gleich.“, sagte Eric McClusky. Dann senkte er die Stimme. „Darf ich sie etwas fragen Captain?“, fragte er. „Sicher, Nummer eins.“ „Auch etwas persönliches?“, fragte der junge Offizier. „Von mir aus auch das.“ „Wieso sind sie eigentlich in einem Partykleid an Bord gekommen? Normalerweise trägt man als Kommandant seine Uniform.“, sagte Eric McClusky. „Ich sollte UNVERZÜGLICH an Bord gehen. Wäre ich in mein Quartier im Hauptquartier gefahren und hätte mich umgezogen, hätte ich gegen meinen Befehl verstoßen. Warum Commander Sherrock auch in zivil statt in Uniform zum Dienst erschienen ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen.“ Eric McClusky beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Doch dann meldete sich Keiko Tadashita zu Wort. „Captain! Ich habe Admiral Paris für sie!“, sagte sie. 16 „Auf den Schirm!“ Auf dem großen Schirm, der zugleich auch als Fenster diente, erschien das Gesicht von Owen Paris. „Captain, ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten für sie.“, sagte er. „Ich ahne schon, was los ist. Wir müssen ohne Sicherheitsoffizier aufbrechen.“ „Zumindest ohne einen Offizier mit entsprechender Erfahrung. Ich kann ihnen höchstens einen Fähnrich zur Verfügung stellen.“, sagte Admiral Paris. „Zwar nicht das, was wir uns erhofft hatten, aber besser als gar nichts.“ „Er kommt in einer halben Stunde.“, sagte der Admiral. „Wie ist der Name des Fähnrichs?“ „Er heißt Alex Riley.“, sagte Owen Paris. Nach besagter halber Stunde kam eine Meldung aus Transporterraum 1, denn Jekaterinas Kommunikator zirpte. „Brücke.“, sagte sie. „Hier ist Mr. King, Captain. Mir wurde gerade eine Person zum beamen angekündigt.“ „Energie.“, sagte die Kommandantin der Kirow. Dann verließ Jekaterina Romanova die Brücke und machte sich auf den Weg zu Transporterraum 1. Dort angekommen nahm sie zuerst den Neuankömmling in Augenschein. Der junge Mann war 1,91 m groß und athletisch gebaut. Er hatte ein rundes Gesicht mit braunen Augen und einer ziemlich breiten Nase. Seine braunen Haare hatte er kurz geschnitten und an den Schläfen sogar noch rasiert. So waren seine Segelohren zu sehen. „Fähnrich Riley. Willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina. „Danke, Captain. Ich stehe sozusagen noch unter Schock.“ Jekaterina stutzte und legte ihre Stirn in Falten. „Darf ich nach dem Grund fragen, Mir Riley?“, fragte sie dann. „Nun… wenn sie mich so fragen… ich… äh… hatte nicht damit gerechnet, dass ich schon jetzt in den aktiven Dienst berufen werde.“ „Unverhofft kommt oft. Na schön. Jetzt beziehen sie erst einmal ihr Quartier 17 und in 15 Minuten treffen wir beide uns zu einem Vier-Augen-Gespräch im Bereitschaftsraum.“, sagte Jekaterina. Alex Riley nickte, dann machte er sich auf den Weg. Die Kommandantin wandte sich wieder an Chief King. Merwyn King war 1,78 m groß und hatte eine kräftige Statur, als würde er in seiner Freizeit Rugby spielen. Er hatte ein rundes Gesicht mit kurzen, braunen Haaren und braunen Augen. Seine Nase war nicht ganz so breit, wie die von Alex Riley, passte aber irgendwie in das Gesicht des 38jährigen Walisers. „Wird Zeit, dass wir aufbrechen, Mr. King.“, sagte Jekaterina Romanova. „Da gebe ich ihnen Recht. Wird Zeit, dass wir hier rauskommen. Ist nämlich immer noch besser, als hier tatenlos rumzudümpeln.“ Zurück auf der Brücke ging Jekaterina Romanova in den Bereitschaftsraum, der direkt hinter der Brücke lag. Über den Replikator, der sich im Raum befand, ließ sie sich eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone, ihr Lieblingsgetränk seit ihrer Kindheit, zubereiten. Allein schon der Duft hatte eine beruhigende Wirkung auf die junge Kommandantin. Sie hatte gerade den ersten Schluck zu sich genommen, da ertönte auch schon der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Tür öffnete sich und Fähnrich Alex Riley trat ein. „Sie wollten mich sprechen?“, fragte er unsicher. „Setzen sie sich, Mr. Riley.“ Nachdem sich der junge Mann gesetzt hatte begann Jekaterina Romanova das Gespräch. „Ich weiß, dass sie nervös sind Fähnrich.“, sagte sie. „Sieht man mir das an?“ „Glauben sie mir, das habe ich schon bemerkt, als wir uns im Transporterraum begegnet sind. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass man sie sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen hat, als man ihnen den Befehl gab zu uns zu stoßen. Aber wir brauchen jemanden an der taktischen Station, Mr. Riley. Ich werde mein Bestes tun, um ihnen eine ordentliche Ausbildung angedeihen zu lassen, solange sie an Bord sind.“, sagte Jekaterina. „Danke Captain. Darf ich offen zu ihnen sein?“ „Nur zu.“, sagte Jekaterina. 18 „Die Frage ist wo anfangen, Captain.“ „Wie wäre es mit dem Naheliegendsten?“, schlug die Kommandantin vor. „Tja… ich… ich hatte eigentlich gedacht, dass man mir noch soviel Zeit geben würde, mein Versprechen einzulösen.“ „Ich hoffe, es ist kein Versprechen, dass in irgendeiner Weise mit illegalem Glücksspiel zu tun hat.“, sagte Jekaterina Romanova. „In dem Punkt kann ich sie beruhigen, Captain. Es ist ein Heiratsversprechen.“ „Verstehe. Und jetzt haben sie Angst, dass ihre zukünftige Ehefrau zur Witwe wird, noch bevor sie verheiratet ist.“, sagte Jekaterina. „So könnte man es ausdrücken, Captain.“ „Ich mache grundsätzlich keine Versprechen, die ich am Ende nicht einhalten kann, Mr. Riley. Aber ich werde mein Bestes tun, damit sie noch vor unserer Abreise verheiratet sind.“, sagte Captain Romanova. „Danke, Captain.“ In diesem Augenblick meldete sich Keiko Tadashita über die Sprechanlage. „Captain, ich habe Admiral Janeway in der Leitung.“, sagte sie. „Stellen sie durch, Miss Tadashita.“ Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht von Katheryn Janeway, der ehemaligen Kommandantin der USS Voyager. „Würden sie mich bitte allein lassen, Mister Riley?“, fragte die Kommandantin ihren Fähnrich. „Ja, Ma´ am.“ Als Alex Riley den Raum verlassen hatte, widmete Jekaterina Romanova ihre vollen Aufmerksamt ihrer Gesprächspartnerin. „Captain Romanova.“, sagte Katheryn Janeway. „Admiral Janeway.“ „Ich habe einen Auftrag für sie und ihr Schiff.“, sagte Admiral Janeway. „Ich höre.“ „In der Nähe der neutralen Zone wurde vor kurzem eine energetische Anomalie entdeckt. Fliegen sie dorthin und sehen sich das mal an.“, sagte die 19 ehemalige Kommandantin der Voyager. „Verstanden, Admiral. Sonst noch etwas, was ich wissen müsste?“ „Ich möchte, dass sie auf dem Weg zur neutralen Zone, vorher die Jupiterstation ansteuern. Dort stößt ihr neuer Wissenschaftsoffizier dann zu ihnen.“, sagte Katheryn Janeway. „In Ordnung. Gibt es etwas, was sie mir über unseren neuen Wissenschaftsoffizier sagen können?“ „Sie ist Romulanerin und heißt Jardanka.“, sagte Admiral Janeway. „Eine Romulanerin?“ „Ja. Sie ist die Tochter von Commander Donatra.“, sagte Katheryn Janeway. „Danke, Admiral.“ „Immer wieder gern. Und jetzt machen sie sich besser auf den Weg. Admiral Janeway Ende.“, sagte Katheryn Janeway. Danach wurde die Verbindung getrennt. Jekaterina Romanova trank noch ihren Tee aus und ging dann Brücke. Dort angekommen, nahm sie den Platz in der Mitte ein. Links von ihr saß Eric McClusky, ihr erster Offizier. Der Stuhl zu ihrer Rechten war noch leer, denn dort saß in der Regel die Counselor. „Commander Sherrock, berechnen sie den schnellsten Kurs zur Jupiterstation.“, befahl Jekaterina. „Aye, Captain.“ Doch bevor Jekaterina Romanova den Befehl geben konnte, das Dock zu verlassen, meldete sich Nigel Palmer aus Transporterraum 5. Jekaterina bemerkte dies am Zirpen ihres Kommunikators. „Brücke.“, sagte sie. „Captain hier ist Chief Palmer. Gerade wurde uns eine Person zum Beamen angekündigt. Ihr Name ist Cynthia Blake.“ „Verstanden. Haben sie die Dame bereits im Transferfokus?“, fragte die Kommandantin. „Ist gerade geschehen, Captain.“ „Energie.“, sagte Jekaterina. Kurze Zeit später erhielt die Kommandantin der Kirow die Bestätigung 20 für den erfolgreichen Transfer. „Captain, Beamvorgang abgeschlossen. Eine weibliche Person an Bord.“ „Verstanden.“, sagte Jekaterina. An Fallon Sherrock gewandt fuhr sie fort: „Manöverdüsen Miss Sherrock. Bringen sie uns raus.“ Dann wandte sich Jekaterina an Fähnrich Riley. „Mr. Riley, würden sie mich bitte begleiten?“, fragte sie. Dann verließ Jekaterina Romanova zusammen mit Alex Riley die Brücke und machte sich auf den Weg zu Transporterraum 5. In Transporterraum 5 angekommen, nahm Alex Riley seine Verlobte in die Arme und die beiden gaben sich einen Kuss. Jekaterina nahm Cynthia Blake genauer in Augenschein. Sie war eine 1,70 m große Brünette mit einem ovalen Gesicht und gütig und liebevoll dreinblickenden braunen Augen. Die elegante Nase fügte sich harmonisch in das Gesicht dieser Frau ein. Ihre Haare trug die zukünftige Ehefrau von Alex Riley offen, sodass sie bis zur Oberkante ihrer Brüste reichten. Und offenbar war sich Cynthia ihres Modelkörpers bewusst, wie das auberginefarbene, figurbetonende Kleid und die High Heels in derselben Farbe verrieten. „Miss Blake, willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina und hielt Cynthia Blake die Hand hin. „Danke Captain. Ich bitte mein verspätetes Eintreffen zu entschuldigen. Ich habe erst sozusagen gerade eben die Erlaubnis erhalten, an Bord zu kommen.“ Dann ergriff Cynthia die ihr dargebotene Hand und schüttelte sie ganz sanft. Jekaterina wandte sich wieder an Fähnrich Riley. „Nun, Mr. Riley. Da sie und Miss Blake so gut wie verheiratet sind, ist es nur rechtens, dass sie beide das Quartier teilen. Begleiten sie ihre Liebste dorthin. Aber dann brauche ich sie wieder auf der Brücke.“, sagte sie. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56196.06 Captain Jekaterina Romanova. Neuer Eintrag: Wir sind gerade an der Jupiterstation angekommen. Nun warten wir noch auf die IRW Valdore, mit der wir hier zusammentreffen sollen. Wenn Commander Jardanka zu uns gestoßen ist, werden wir zu unserer eigentlichen Mission aufbrechen.“ „Es ist das erste Mal, dass sich ein Raumschiff der Romulaner so nahe 21 an die Erde heranwagt. Früher wäre so etwas undenkbar gewesen, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Ein erstes Mal gibt es bekanntlich immer, Nummer eins.“ Jekaterina Romanova faltete die Hände und sah nachdenklich nach draußen. Dort konnte sie die Jupiterstation sehen, die mit ihren zwei dreistöckigen Gebäudekomplexen eine imposante Erscheinung darstellte. Jede Ebene war über einen Tunnel mit der anderen Seite verbunden. Auf der untersten Stationsebene waren auf beiden Seiten jeweils hochklappbare Energiekollektoren angebracht. Die Stege, an denen die Kollektoren montiert waren, beherbergten am Ende die Sensoren und die Kommunikationseinrichtungen. Am Fuße der mächtigen Säulen, auf denen die Station eigentlich ruhte, waren weitere Kommunikationsgeräte und weitere Energiekollektoren zu sehen. Sogar noch auf den Dächern, der beiden Stationskomplexe waren Antennen zu sehen, die der Kommunikation dienten. Alex Rileys Stimme riss die junge Kommandantin aus ihren Gedanken. „Captain, die Sensoren melden ein romulanisches Raumschiff, der Valdore-Klasse.“, sagte er. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien statt der Jupiterstation ein in grün gehaltenes Raumschiff. Das Schiff ähnelte von seinen Konturen her einem Raubvogel. Denn auf den Oberseiten der Flügel über den Gondeln an den Seiten hatte man Federmotive eingefräst. Das Schiff war 603,5 Meter lang. Bewaffnet war das romulanische Schiff mit 12 Disruptoren und 6 Abschussrampen für Photonentorpedos. Dazu kamen noch Schutzschilde. Im vorderen Teil, der auch die Kommandobrücke beherbergte brannten einige Lichter. „Captain, darf ich sie was fragen?“, fragte Commander McClusky. „Was?“ „Es geht das Gerücht, dass sie zu Commander Donatra eine ziemlich innige Freundschaft pflegen. Stimmt das?“ „Wir sind uns schon ein paar Mal begegnet. Und ja, wir duzen uns auch. Schließlich kennen wir uns schon eine Weile.“ Keiko Tadashita meldete sich zu Wort. „Captain! Die Valdore ruft uns.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ 22 Auf dem großen Schirm erschien nun das runde Gesicht Donatras. „Hallo Jekaterina.“, sagte die Romulanerin. „Donatra.“ „Wie sagst du immer so schön: Long Time, no see?“, fragte Donatra. „Ist schon ne Weile her, seit unserer letzten Begegnung.“ „Wohl wahr. Ich denke, wir beiden haben uns eine Menge zu erzählen.“, sagte die Romulanerin. „Soll das eine Einladung sein, einen Trinken zu gehen, Donatra?“ „Könnte ich dich dafür begeistern, Jekaterina?“, wollte Commander Donatra wissen. „Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich einem Drink nicht abgeneigt bin. Aber das Problem ist, wir sind ein bisschen in Eile.“ „Ich nehme an, man hat dir eine Mission zugewiesen, Jekaterina.“, sagte Donatra. „Da. Meine erste Mission auf meinem eigenen Schiff.“ „Gratuliere! Und ganz ehrlich, das war schon lange überfällig. Ich würde sagen, das ist schon ein Grund, sich zu treffen und das ganze gebührend zu feiern.“, sagte die Romulanerin. Die Kommandantin der Kirow lachte. „Okay, okay. Du hast mich überredet, Donatra.“ Jupiterstation Ebene 1 Sternzeit 56196.7 Jekaterina hatte eine kleine Bar auf der obersten Ebene entdeckt, in der sie auf Commander Donatra wartete. Pünktlich um 19:35 Uhr irdischer Zeitrechnung erschien die Romulanerin. Doch Donatra kam nicht allein. Sie wurde von einer rothaarigen begleitet. Commander Donatra war 1,70 m groß und hatte dunkelbraune Haare, die bis zu den Nasenflügeln reichten. Das Gesicht der Romulanerin war rund mit blauen Augen. Auffällig waren auch die nach oben gerichteten dünnen Augenbrauen, die sehr denen der Vulkanier ähnelten. Doch auch wenn die Ohren der Romulaner eher denen der Menschen ähnelten, so waren sie doch mit den Bewohnern des Planeten Vulkan verwandt. Commander Donatra trug wie immer ihre Uniform. Ganz anders ihre Begleiterin. Sie trug ein magentafarbenes Abendkleid und Plateauschuhe, in derselben 23 Farbe. Die Rothaarige war mit ihren 1,65 m kleiner als Donatra und hatte eine hellere Haut, als diese, und war auch nicht so kräftig gebaut, wie ihre Begleiterin. Ein weiteres Merkmal waren die rotbraunen Haare, die oberhalb der Brüste in einer Dauerwelle endeten. Auch ihre blauen Augen unterschieden sich deutlich von denen ihrer Begleiterin. Die Begrüßung zwischen Jekaterina Romanova und Donatra fiel entsprechend herzlich aus. Die beiden Frauen umarmten sich und hielten einander erst einmal fest. „Schön dich zu sehen, Donatra.“, sagte Jekaterina. „Und ich freue mich dich zu sehen. Hast du schon einen Tisch für uns reserviert?“ „Du kennst mich.“, sagte Jekaterina. „Du überlässt nichts dem Zufall.“ „Ich wäre kein guter Captain, wenn ich nachlässig wäre, Donatra.“ „Wohl wahr.“ Als die drei Frauen einen freien Tisch gefunden hatten, stellte Donatra der Kommandantin der Kirow ihre Begleiterin vor. „Kennst du meine Tochter Jardanka noch?“, fragte sie Jekaterina. „Wer könnte deine Tochter vergessen? Man hat mir gesagt, dass sie unsere neue Wissenschaftsoffizierin wird.“ „Das stimmt. Deswegen sind wir auch hier. Aber jetzt stoßen wir doch erst einmal auf dein neues Kommando an, Jekaterina. Ich bin sehr stolz auf dich.“ „Danke. Ich habe sehr lange auf diesen Moment gewartet.“, sagte Jekaterina und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. „Das mag ich dir glauben, Jekaterina. Also deine erste Mission. Kannst du mir sagen, worum es geht?“ „Wir sollen eine energetische Anomalie untersuchen, die in der Nähe der neutralen Zone entdeckt wurde.“, sagte Jekaterina. „Dann haben wir sozusagen denselben Weg. Fliegen wir im Verband. Dann können wir uns gegenseitig den Rücken freihalten.“ „Einverstanden, Donatra.“, sagte Jekaterina. Um 20:15 Uhr trennten sich die Wege des Trios. 24 „Machs gut, Donatra.“, sagte die Russin. „Pass auf dich auf.“ „Mach ich.“, sagte Jekaterina. Dann nahm sie Donatra noch einmal in die Arme. Dann war es auch Zeit für Jardanka, sich von ihrer Mutter zu verabschieden. „Leb wohl, Mutter.“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. „Leb wohl, Kleines. Und viel Glück.“ „Ich liebe dich, Mutter.“, sagte Jardanka. „Ich weiß, Jardanka. Meine Liebe wird dich immer begleiten. In Gedanken bin ich immer bei dir. Sei also nicht traurig, wenn ich dich jetzt verlasse und auf die Valdore zurückkehre. Captain Romanova wird dich unter ihre Fittiche nehmen.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56196.8 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir sind wie geplant mit der Valdore des romulanischen Sternenimperiums zusammengetroffen. Commander Donatras Tochter Jardanka hat sich uns als Wissenschaftsoffzier angeschlossen. Nun sind wir gemeinsam mit der Valdore auf dem Weg in Richtung der neutralen Zone, wo wir die energetische Anomalie untersuchen sollen.“ Die Kirow hatte ihr Ziel erreicht. Die Valdore war indes weitergeflogen und hatte bald die Grenze zu heimatlichem Territorium überquert. Die Kirow blieb zurück. Jekaterina Romanova saß auf ihrem Sessel und hatte die Hände gefaltet. Jardanka hatte mit einem Scan die Anomalie lokalisiert und vermessen. Keiko saß an ihrer Konsole und lauschte aufmerksam, ob sich im Weltraum etwas tat. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre auf der Brücke. Die Stille war so unheimlich, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Doch dann meldete sich Fähnrich Riley von der taktischen Station. „Captain!“, rief er. „Was gibt es, Mr. Riley?“ „Unsere achteren Sensoren haben ein Ferengi-Schiff geortet.“, sagte der Fähnrich. „Auf den Schirm!“ Auf dem Schirm erschien ein Raumschiff der D´Kora-Klasse. Jekaterina erkannte das Schiff an seinem bauchigen Heck und der sich nach vorn verjüngenden Front, wo die Waffensysteme untergebracht waren. 25 „Mr. Riley, aktivieren sie unsere Schilde und die Waffensysteme.“, sagte die Kommandantin der Kirow. „Aye, Captain.“ Alex Rileys Finger flitzten über die Schaltflächen seiner Konsole. „Waffensysteme und Schilde aktiviert.“, meldete er. Doch dann machte der junge Mann ein erstauntes Gesicht. „Was zum Teufel ist das?“, fragte er sich. „Was ist was, Mr. Riley?“ „Captain, aus dem Zentrum der Anomalie wurde gerade… auf das Ferengi-Schiff gefeuert.“, sagte Alex Riley. „Jetzt sehe ich es auch Captain.“ „Was sehen sie, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Es sieht aus, wie eine Plasmakugel, Captain.“ Jekaterina Romanova wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schirm zu. Und dann sah sie es auch. Eine Kugel aus purer Energie raste unaufhaltsam auf den Marauder zu. Das Ferengi-Schiff feuerte zwar noch einen Photonentorpedo ab, doch es war bereits zu spät. Das Geschoss traf das Schiff und hüllte es mit Energieblitzen ein. Kurze Zeit später war der Marauder einfach so verschwunden. Jekaterina sah ungläubig auf den Schirm. Dann wandte sie sich an Alex Riley. „Mr. Riley, gibt es Anzeichen für einen weiteren Angriff?“, fragte sie. „Negativ, Captain.“ Keiko Tadashita sah plötzlich von ihrer Konsole auf. „Captain! Ich empfange eine Nachricht.“, sagte sie. „Wer schickt sie?“ „Das kann ich nicht sagen, Captain. Sie scheint aus dem Zentrum der Anomalie zu kommen.“, sagte Keiko. „Und wie lautet die Nachricht?“ „Sie lautet: „Gebt mir einen Namen.“.“, sagte Keiko. 26 „Captain, darf ich offen sprechen?“ „Nur zu, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Ich finde, wir sollten vorsichtig sein. Wir haben gesehen, was mit dem Ferengi-Schiff passiert ist.“ „Ich weiß, Nummer eins. Aber es auch kein Weltuntergang, einem namenlosen Individuum zu einer Identität zu verhelfen.“, sagte die Kommandantin. Dann wandte sie sich an Keiko. „Senden sie folgenden Namen: DAYANI.“, sagte Jekaterina. Keiko betätigte die entsprechenden Schaltflächen. Doch dann fiel ihr etwas ein. „Schreibt man Dayani mit „J“ oder mit „Y“, Captain?“, fragte sie. „Mit „Y“.“ Keiko tippte den Namen ein und sandte die Nachricht ins Weltall. Kurze Zeit später kam die Antwort. „Ich habe eine Antwort.“, sagte Keiko zu Jekaterina. „Und wie lautet sie?“ „Sie lautet: „Name akzeptiert.“, Captain.“ In diesem Moment ging der Alarm los. „Captain! Jemand hat das Schiff betreten.“, sagte Alex Riley. „Wo befindet sich unser Gast?“ „Mein Gott! Die Person befindet sich hier auf der Brücke!“ Eric McClusky entdeckte das Wesen als erster. Und auch was mit ihm passierte. „Captain! Unser Besucher nimmt menschliche Formen an.“, sagte er. „Ich sehe es, Nummer eins. Es scheint eine Frau zu sein.“ Jekaterina sollte Recht behalten. Denn vor den Augen verwandelte sich das Energiewesen in eine Frau. Zuerst sah man ein ovales Gesicht mit gütigen braunen Augen und einer etwas breiten, aber dennoch hübschen Nase. Danach kamen brünette Haare, die unterhalb der Schulterblätter in einer Dauerwelle endeten. Am Ende der Verwandlung stand eine junge Frau mit einem schwarzen Trägerkleid, das auf einer Seite einen großzügigen Blick auf das linke Bein gewährte, und schwarzen High Heels vor Jekaterina Romanova 27 und ihrer verblüfften Besatzung. Es war jedoch die Kommandantin der Kirow, die sich als erste fing. „Willkommen auf der Kirow, Dayani.“, sagte Jekaterina. „Ich danke, Mutter.“ „Wieso nennst du mich Mutter?“, fragte Jekaterina. „Du hast mir meinen Namen gegeben. So wie einst James Kirk mir geholfen hat, mich weiterzuentwickeln, so hast du mich nun auf meinem nächsten Schritt begleitet, Mutter.“ „Wieso nennst du Captain Kirk deinen Vater?“, fragte Jekaterina Dayani. „Ich war V´Ger.“ Eric McClusky ahnte, worauf Dayani hinaus wollte. „Dann hat sich aus der Vereinigung zwischen Commander Decker und Ilia die energetische Anomalie gebildet, die wir untersuchen sollten.“, sagte er. „Genauso ist es, Commander.“ Jekaterina fasste einen Entschluss. „Kann ich dich unter vier Augen sprechen, Dayani?“, fragte sie. „Nur zu.“ Die Kommandantin stand von ihrem Platz auf und ging Richtung Bereitschaftsraum. Auf dem Weg wandte sie sich noch einmal zu ihrem ersten Offizier um. „Sie machen inzwischen weiter, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Ja, Captain.“ Im Besprechnungsraum setzten sich die beiden Frauen zusammen. „Die Kirow ist personell immer noch unterbesetzt. Ich brauche dringend eine Counselor. Traust du dir zu, diesen Posten zu übernehmen, Dayani?“, fragte Jekaterina. „Es wär mir eine… große Ehre, Mutter.“ „Es wäre allerdings nur so lange, bis mir eine richtige Counselor zur Verfügung steht. Danach könntest du andere Aufgaben übernehmen.“, sagte Jekaterina. „Das ist schon in Ordnung. Mir ist nur wichtig, dass wir zusammen sind.“ 28 „Ich bin froh, dich hier zu haben, Dayani. Aber kannst du mir bitte einen Gefallen tun?“, fragte die Kommandantin das Energiewesen. „Jeden.“ „Nenn mich in Gegenwart meiner Offiziere bitte nicht mehr „Mutter“. Vor allem dann, wenn du auf dem Platz zu meiner Rechten sitzt. Denn dann bin ich deine Vorgesetzte.“, sagte Jekaterina. „Wie… soll ich dich denn dann ansprechen?“ „Captain ist in Ordnung. Und noch etwas: Wenn wir im Dienst sind, bitte einen förmlichen Umgangston. Wenn wir aber unter uns sind, so wie jetzt, dann kannst du mich ruhig duzen und mich „Mutter“ nennen.“, sagte Jekaterina. „Einverstanden.“ Zurück auf der Brücke setzte sich Dayani auf den Platz zur Rechten der Kommandantin. Jekaterina informierte die Besatzung. „Dayani wird vorübergehend als Counselor auf diesem Schiff fungieren, bis wir eine kriegen. Und nur damit sie Bescheid wissen, begegnen sie ihr jederzeit mit dem ihr zustehenden Respekt.“, sagte die Kommandantin. In diesem Augenblick hob Keiko Tadashita den Kopf. „Captain, Admiral Janeway will sie sprechen. Gerade kam eine Nachricht.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Kathryn Janeways Gesicht. „Captain Romanova, wir haben den verstümmelten Funkspruch eines Ferengi-Schiffes aufgefangen. Wissen sie etwas darüber?“, fragte sie. „Wir haben beobachtet, wie das Schiff mit einer Plasmakugel angegriffen wurde, die aus dem Zentrum der Anomalie kam.“ „Was ist mit dem Ferengi-Schiff passiert?“, wollte Admiral Janeway wissen. „Es wurde von blauen Energieblitzen umhüllt, ehe es von einem Augenblick auf den anderen spurlos verschwand.“ „Ist ein vergleichbares Phänomen denn schon einmal aufgetreten, Captain Romanova?“, fragte Kathryn Janeway. „Admiral Janeway, es ist zweifelsfrei zu beweisen, dass wir auf die nächste Entwicklungsstufe von V´Ger gestoßen sind.“ 29 „Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Captain Romanova. Ich habe sie gefragt, ob so ein vergleichbares Phänomen schon einmal aufgetreten ist?“, fragte Admiral Janeway. Doch es war Dayani, die auf die Frage antwortete. „Ja, Admiral. Es gab ein ähnliches Ereignis. Im Jahr 2273 haben drei klingonische D7-Kreuzer ein Wesen namens V´Ger angegriffen. Sie wurden durch eine Plasmakugel, genau wie das Ferengi-Schiff zerstört.“, sagte sie. Admiral Janeway wandte sich wieder an die Kommandantin. „Captain Romanova, sie sagten dass die energetische Anomalie, die wir registriert haben, die nächste Entwicklungsstufe von V´Ger ist. Wie sicher sind sie mit ihrer Theorie?“, fragte sie. „So sicher, wie man sich nur sein kann. Und Dayani, unser neuestes Besatzungsmitglied, ist die letzte Entwicklungsstufe V´Gers.“ „In Ordnung, Captain Romanova. Ich habe eine neue Mission für sie.“, sagte Katheryn Janeway. „Um was geht es?“ „In der Nähe der Douglas-Station ist ein fremdes Raumschiff gesichtet worden. Es wurden auch mehrere Ferengi-Schiffe dort gesichtet. Sehen sie sich dort um, Captain. Sollten die Ferengi versuchen, Schwierigkeiten zu machen, zeigen sie ihnen, wer der Herr im Haus ist.“, sagte Admiral Janeway. 30 Kapitel 2: USS Kirow - Mission 2 -------------------------------- USS KIROW MISSION 2 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56197.2 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir haben unsere erste Mission erfolgreich absolviert. Nun sind wir auf dem Weg zur Douglas-Station um uns das fremde Raumschiff genauer anzusehen. Leider wurden auch des Öfteren die Raumschiffe der Ferengi in diesem Gebiet gesichtet. Mein Instinkt sagt mir, dass sich diese Piraten das Schiff und alles was sich noch an Bord befindet, unter den Nagel reißen wollen.“ Die Kirow näherte sich der Douglas-Station. Jekaterina Romanova hatte erhöhte Alarmbereitschaft angeordnet. Denn wenn es zu einem Aufeinandertreffen mit den Ferengi kam, wollte sie auf alles vorbereitet sein. Die Station kam in Sicht. Und irgendwie erinnerte sie von der Form her an einen Pilz. Oben der breite Hut, unten der Stängel. Jekaterina ließ ihr Schiff langsam an die Station heran gleiten. Als sich die Kirow in einem stationären Orbit um die Douglas-Station befand, ließ die Kommandantin die Umgebung scannen. Und während der Scan lief, ließ Jekaterina die Reise noch einmal Revue passieren. Zuallererst waren sie auf ein Raumschiff der Borg getroffen. Die Kommandantin der Kirow hatte daraufhin die Schutzschilde und die Waffensysteme ihres Schiffes aktivieren lassen. Die Borg hatten umgehend das Feuer auf die Kirow eröffnet. Jekaterina Romanova hatte mit einer Salve aus den Phaserbänken der Kirow eine entsprechende Antwort geschickt. Die Borg feuerten erneut. Die Kirow erzitterte, als die Phasersalve das Schiff traf. Jekaterina ließ einen Quantentorpedo abfeuern, der noch einmal schwere Schäden am Borg-Kubus verursachte. Gerade, als die Borg ein drittes Mal gefeuert hatten, kam Dayani eine Idee. „Wir sollten den Borg einen Energiestoß versetzen.“, sagte sie. „Wozu soll das gut sein?“ „Ist das nicht offensichtlich, Commander McClusky? Der Energiestoß wird die gesamte Energieversorgung des Borg-Schiffes derart überlasten, dass dort alles zusammenbricht. Dann können wir den Borg den Rest geben.“, sagte Dayani. „Versuchen wirs.“ „Wenn sie mich kurz entschuldigen würden.“, sagte Dayani, ehe sie in einem weißen Lichtblitz verschwand. Auf der Oberseite der Untertassensektion tauchte sie wieder auf. Sie breitete ihre Arme aus und schloss die Augen. Sofort wurde sie von einer Wolke 31 kosmischer Energie umgeben. Diese Wolke schleuderte Dayani dem Borg-Schiff entgegen. Blaue Energieblitze zuckten um den Borg-Kubus, ehe dessen Energiesysteme in einem Funkenregen ihren Dienst quittierten. Danach reichten zwei Photonentorpedos der Kirow, um das Borg-Schiff zu zerstören. Danach waren sie auf die USS Laconia getroffen. Das Schiff befand sich noch in der Erprobungsphase, weshalb es das Kürzel NX statt des NCC, das Schiffe im aktiven Dienst kennzeichnete, trug. Kommandiert wurde das Schiff von Captain Igor Fedorovitsch. Dieser war mit der aktuellen Situation alles andere als zufrieden. Man hatte ihm zwar das Kapitänspatent gelassen, aber man hatte ihn zu den Testcrews versetzt. Das bedeutete, dass er nur dann auf dem Sessel in Mitte Platz nehmen durfte, wenn ein neues Schiff in Dienst gestellt wurde. Und selbst dann war noch nicht einmal gesagt, dass man ihn auch nehmen würde. Denn es gab noch mindestens drei weitere Kapitäne, die vor ihrer Pensionierung standen, und bei den Erprobungsmannschaften ihr Gnadenbrot fraßen. Nein. Er, Igor Fedorovitsch, gehörte dort nicht hin. Er hatte so auf den Kapitänsposten auf der Kirow spekuliert, doch dann hatte Admiral Paris Jekaterina Romanova ihm vorgezogen. Dementsprechend kühl war die Konversation zwischen den beiden Kommandanten ausgefallen. Jardankas Stimme holte Jekaterina Romanova uns Hier und Jetzt zurück. „Captain, der Scan ist abgeschlossen.“, sagte die Romulanerin. „Haben sie etwas gefunden, Commander Jardanka?“ „Ja, Captain. Die Sensoren haben ein fremdes Raumschiff erfasst. Es befindet sich etwa zwei Kilometer von unserer Gegenwärtigen Position entfernt.“, sagte Jardanka. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien ein kleiner weißer Punkt. „Vergrößern.“, befahl Jekaterina. Der Ausschnitt vergrößerte sich. Statt des kleinen, weißen Punktes war nun das Schiff zu sehen. Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Herrje ist das ein Brocken.“, sagte er. „Nicht ganz, würde ich sagen, Nummer eins. Wir sind größer.“ Das fremde Schiff besaß eine Gesamtlänge von 140,1 Metern. Im vorderen Teil, der auch die Kommandobrücke beherbergte, waren drei Luken eingelassen. Dieses Bauteil war als Kugel konzipiert worden. Dahinter schloss sich ein 32 weiteres Modul an, das im inneren von selbst eine Rotationsbewegung erzeugte. Danach kamen mehrere baugleiche Teile, die man hintereinander angeordnet hatte. Sechs Stück zählte Jekaterina. Doch dann kam ein achteckiges Bauteil, auf dem sich die einzige Antenne des Schiffes befand. Nach diesem Modul waren noch einmal vier Teile angeordnet, die genauso aussahen, wie die sechs Teile vor dem Antennenmodul. Direkt dahinter ein Stück, das dem oberen Ende einer Zentrifuge ähnelte. Als nächstes konnte Jekaterina Romanova eine elliptische Trennwand erkennen, der sich ein achteckiger Anbau anschloss, der aussah, als wäre er in einer Schrottpresse gewesen. Danach kamen drei Röhren, die in drei nebeneinander angeordneten sechseckigen Triebwerkskammern endeten. In jeder dieser Kammern waren zwei Triebwerke übereinander angeordnet. „Miss Sherrock, berechnen sie einen Kurs, der uns backbord querab des fremden Schiffes bringt.“, befahl Jekaterina. „Aye, Captain.“ Kurze Zeit später lag die Kirow direkt neben dem fremden Schiff, welches im Gegensatz zum Föderationsschiff eher einer Nussschale glich. „Keiko, rufen sie das fremde Schiff. Fragen sie nach, was passiert ist, und ob wir helfen können.“, befahl die Kommandantin. „Ja, Captain. „An das fremde Schiff: Hier ist die USS Kirow, ein Raumschiff der Sternenflotte der Vereinten Föderation der Planeten. Können sie uns sagen, was passiert ist und ob wir ihnen helfen können?“ Keiko wiederholte die Botschaft noch weitere drei Mal. Doch sie bekam keine Antwort. „Zwecklos, Captain. Ich erhalte keine Antwort von dem Schiff. Vielleicht ist die Besatzung nicht mehr am Leben.“, sagte Keiko. „Oder dort drüben versteht man unsere Sprache nicht.“ „Das wage ich zu bezweifeln, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. An ihre romulanische Wissenschaftsoffizierin gewandt fuhr sie fort: „Commander Jardanka. Scannen sie das Schiff. Sehen sie nach ob dort noch irgendjemand am Leben ist.“ „Zu Befehl, Captain.“ Als der Scan beendet war, war die junge Romulanerin kreidebleich im Gesicht. „Captain! Das Schiff… es… es… stirbt.“, sagte Jardanka. 33 „Was soll das heißen, das Schiff stirbt?“ „Nun ja, sämtliche Systeme werden nach und nach abgeschaltet. Soeben wurde die Energieversorgung für die Triebwerke abgeschaltet. Dieses Schiff wird nirgendwo mehr hinfliegen.“, sagte die Romulanerin. „Lebenserhaltung?“ „Noch in Betrieb. Aber ich habe eine weibliche Lebensform lokalisieren können. Darf ich vorschlagen, sie rüberzuholen?“, sagte Jardanka. „Einverstanden. Retten wir, was noch zu retten ist.“ Dann betätigte Jekaterina Romanova ihren Kommunikator. „Transporterraum 3, hier ist die Brücke. Bereiten sie alles für einen Transfer einer weiblichen Lebensform vom fremden Schiff auf unser Schiff vor. Aber beeilen sie sich, wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis die Lebenserhaltung ebenfalls deaktiviert wird.“, sagte sie. An Bord des fremden Raumschiffes Sie hatte Angst. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Nach und nach hatte sich ein System nach dem anderen abgeschaltet. Zuerst hatte der Bordcomputer die Energieversorgung für die wissenschaftliche Station abgeschaltet. Danach die Energieversorgung für die Mannschaftsquartiere. Zuletzt sogar die Energieversorgung für den Antrieb. Sie wusste, dass dieses Schiff dem Untergang geweiht war. Und sie würde auch sterben, wenn nicht ein Wunder geschah. Normalerweise betete sie nie. Aber in dieser ausweglosen Situation war dies wohl das Einzige, was sie tun konnte. Sie faltete die Hände und sah an die Decke des Gangs. „Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.“, sagte sie zu sich selbst. In diesem Moment schaltete der Bordcomputer auch die Lebenserhaltung ab. An Bord der Kirow „Captain! Gerade eben wurde die Lebenserhaltung des Schiffes abgeschaltet. Die weibliche Lebensform ist noch an Bord.“, sagte Jardanka. Jekaterina aktivierte wieder ihren Kommunikator. 34 „Transporterraum 3, wie weit sind sie?“, fragte sie. „Ich bin gerade fertig geworden. Alles bereit für den Transfer.“ „Energie.“ An Bord des fremden Schiffes Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. Wie aus dem Nichts erschien ein blaues Licht, dass sie einhüllte. Von einem Augenblick auf den anderen verschwand der Raum, in dem sie sich aufhielt vor ihren Augen. Und dann erschien auf einmal ein ganz anderer Raum. Das blaue Licht verschwand. Zuerst sah sie sich ihre Hände an. Sie fühlte ihre Haut. Es war real. Sie war an einem anderen Ort. Auf der Brücke der Kirow Jekaterinas Kommunikator zirpte. „Brücke.“, sagte sie. „Captain, der Transfer war erfolgreich. Eine weibliche Person an Bord.“ „Ich komme sofort.“, sagte Jekaterina. In diesem Moment meldete sich Alex Riley zu Wort. „Einen Moment noch, Captain. Unsere Sensoren haben drei Ferengi-Schiffe der D´Kora-Klasse geortet.“, sagte er. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschienen die drei Schiffe. „Sie fliegen in Kampfformation Captain. Wäre es nicht sicherer, die Schilde und Waffensysteme zu aktivieren?“, sagte Fähnrich Riley. „Tun sie das, Mr. Riley.“ „Captain! Ich habe auf einem der Schiffe eine weibliche Lebensform lokalisiert. Es ist eine Trill.“, sagte Jardanka. „Na schön. Nummer eins, sie haben vorübergehend das Kommando. Wenn die Ferengi uns kontaktieren, versuchen sie herauszufinden, was sie von uns wollen.“ Nachdem sie ihre Anweisung erteilt hatte, verließ Jekaterina die Brücke und machte sich auf den Weg zu Transporterraum 3. Dort angekommen fand sie die einzige Person, die sie von dem fremden Schiff hatten retten können, wie ein Häufchen Elend an der Wand des Raumes sitzen. Jekaterina hatte Mitleid 35 mit dem armen Ding. Sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, das Vertrauen der fremden Frau zu erringen. An Bord der VIXEN, Krax Schiff „DaiMon Krax. Die Sensoren haben ein Föderationsschiff geortet.“, sagte der Navigator der Vixen. „Welches Schiff ist es?“ „Es ist ein Raumschiff der Sovereign-Klasse.“, kam die Antwort. „Ich hab nach dem Namen gefragt, du Hohlhirn.“ „Es scheint ein neues Schiff zu sein, DaiMon.“, sagte der Navigator. „Und was macht dich da so sicher?“ „Dieses Schiff steht nicht in unserer Liste von Föderationsschiffen.“, sagte der Navigator. „Rufen wir es. Ich will wissen, was die Föderation hier zu suchen hat.“ „Zu Befehl.“, sagte der Navigator. An Bord der Kirow „Commander McClusky! Eines der Ferengi-Schiffe ruft uns. Es ist die Vixen.“, sagte Keiko Tadashita. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Krax Gesicht. Eric McClusky musterte ihn genauer. Der Ferengi hatte eine orangene Haut und einen ziemlich breiten Schädel, der sich in zwei Auswüchsen am Kopf bemerkbar machte. Darunter befand sich ein Knochenwulst, der in die riesigen Ohren überging. Auch die breite Nase, typisch für Ferengi, und der kräftige Unterkiefer waren zu erkennen. „Wer sind sie?“, fragte Krax gerade heraus. „Commander Eric McClusky vom Föderationsraumschiff USS Kirow.“ „Sagten sie USS Kirow?“, fragte Krax nach. „Ja, so heißt unser Schiff.“ „Wie kommt es, dass wir noch nie von ihrem Schiff gehört haben, Commander?“, fragte Krax. „Die Kirow ist erst vor kurzem in Dienst gestellt worden. Ich bin der 36 erste Offizier.“ „Und wer ist der Kommandant?“, fragte Krax Eric McClusky. „Captain Jekaterina Romanova.“ „Ich würde gerne mit ihrer Vorgesetzten sprechen, Commander McClusky.“, sagte Krax. „Einen Moment. Ich versuche Captain Romanova zu erreichen.“ „Tun sie sich keinen Zwang an, Commander.“, sagte Krax. „Miss Tadashita, schalten sie die Verbindung auf Stand By. Ich will nicht, dass die Ferengi mithören.“ „Ja, Sir.“, sagte Keiko. An Bord der Kirow, Transporterraum 3 Jekaterina hatte sich vorsichtig der fremden Frau genähert. Diese hatte sie erst bemerkt, als sie sanft mit ihrer rechten Hand über ihre Wange strich. Die Frau hatte den Kopf gehoben und ihr in die Augen gesehen. Jekaterina hatte in ein ovales Gesicht geblickt. Aus großen, braunen Augen hatte ihr die Fremde hoffnungsvoll entgegen geblickt. Jekaterina richtete das Wort an die fremde Frau. „Mein Name ist Jekaterina Romanova. Ich bin die Kommandantin auf diesem Schiff.“, sagte sie sanft. „Welches Schiff ist das?“ Jekaterina hatte die Unsicherheit in der Stimme der Frau bemerkt. Jetzt galt es, behutsam vorzugehen. „Die USS Kirow. Ein Raumschiff der Sternenflotte der Vereinten Föderation der Planeten.“, sagte Jekaterina. „Die… Kirow? Ist ihr Schiff… ein Forschungsschiff oder ein Kampfschiff?“ „Eine Mischung aus beidem. Unser primärer Auftrag ist die Erforschung des Weltalls. Doch wenn wir es mit einer Spezies zu tun haben, die uns nicht freundlich gesinnt ist, dann dürfen wir uns auch verteidigen.“, sagte Jekaterina. „Konnten… sie noch andere retten?“ Jekaterina seufzte. Wie sollte sie dieser verängstigten Frau beibringen, dass sie als einzige überlebt hatte? 37 „Ich befürchte nicht. Sie waren die einzige, die wir retten konnten.“, sagte sie. „Warum ich? Warum nicht auch mein Mann?“ „Gehörte ihr Mann zur Besatzung des Schiffes, Miss…?“, begann Jekaterina ihre Frage. „Abramova. Bozena Abramova. Und nicht nur mein Mann war Mitglied der Besatzung. Ich habe ebenfalls dazu gehört.“ „Was waren dort ihre Aufgaben?“, wollte Jekaterina von Bozena wissen. „Mein Mann und ich waren Wissenschaftler. Ich war oft auf Außeneinsätzen dabei, habe Bodenproben genommen und wenn möglich, Pflanzen oder Tiere bestimmt. Die Analyse meiner Proben hat mein Mann dann an Bord erledigt.“ Gerade als Jekaterina ihre nächste Frage stellen wollte, zirpte ihr Kommunikator. „Brücke an Captain.“, hörte sie die Stimme ihres ersten Offiziers. „Was gibt es, Nummer eins?“ „Captain, der Kommandant des Ferengi-Schiffes Vixen wünscht mit ihnen zu sprechen.“, sagte Eric McClusky. „Wann?“ „Jetzt.“, sagte Jekaterinas erster Offizier. „Na schön. Aber vorher muss ich noch einen Abstecher auf die Krankenstation machen.“ „Das wird dem Ferengi-Captain aber gar nicht passen, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Ich kann die einzige Überlebende des fremden Schiffes nicht einfach hier lassen. Sie braucht erst mal medizinische Behandlung.“ „Gehen sie ruhig Captain. Ich werde hier auf sie warten.“, sagte Bozena. „Auf gar keinen Fall! Ich bringe sie auf die Krankenstation. Der Ferengi-Kommandant soll gefälligst warten.“ Jekaterina half Bozena auf die Beine. Nun hatte sie die Möglichkeit, die Wissenschaftlerin genauer in Augenschein zu nehmen. Bozena Abramova war 1,61 m groß und war sich wie Jekaterina selbst, ihres schönen Körpers bewusst, wie ihre Kleidung verriet. Bozena trug ein Partykleid auf dessen Vorderseite schwarze Muster in Form von Kastanienblättern, durch die weiße 38 Stoffschicht durchschienen. Dazu trug sie schwarze High Heels. Ihre schwarzen Haare trug die Wissenschaftlerin offen, sodass sie bis unterhalb der Schultern reichten. Jekaterina fiel auf, dass Bozena Abramova kaukasische Gesichtszüge hatte, wie die elegante Nase verriet. Auf dem Weg zum nächsten Turbolift unterhielten sich die beiden Frauen. „Woher kommen sie eigentlich, Miss Abramova?“, fragte Jekaterina. „Nennen sie mich ruhig Bozena, Captain. Und um ihre Frage zu beantworten, ich komme aus Prag. Und sie? Woher kommen sie?“ „Ich bin Russin. Ich komme aus Smolensk. Genau wie meine Ahnin.“, sagte Jekaterina. „Ihre Ahnin?“ „Da. Meine Ahnin war Jelena Romanova. Die berühmte Privatermittlerin und Juniorpartnerin des großen Paul McLain.“, sagte Jekaterina. Schließlich erreichten die beiden Frauen den Turbolift. Jekaterina betätigte die Sprechanlage. „Krankenstation.“, sagte sie. Der Lift setzte sich in Bewegung. Als er sein Ziel erreicht hatte, glitten die Türen auf und die Kommandantin betrat mit Bozena die Krankenstation. Dr. Parsons bemerkte die beiden und kam auf sie zu. „Fehlt ihnen etwas, Captain?“, fragte sie. „Alles im grünen Bereich, Dr. Parsons. Aber vielleicht sehen sie sich mal Miss Abramova an. Nicht, dass sie irgendwelche Krankheiten eingeschleppt hat.“ „Jawohl, Captain.“, sagte Beatrix Parsons. Erneut zirpte Jekaterinas Kommunikator. „Brücke an Captain. Unser Ferengi-Freund wird langsam unruhig.“, sagte Eric McClusky. „Bin schon unterwegs.“ Nur kurze Zeit später erschien Jekaterina auf der Brücke. Auf dem großen Schirm war Krax Gesicht zu sehen. Und anhand des Gesichtsausdrucks des Ferengi konnte die junge Russin erkennen, dass er sehr ungehalten war, dass sie ihn hatte warten lassen. „Da sind sie ja endlich, Captain Romanova. Lassen sie ihre 38 Gesprächspartner immer so lange warten?“, fragte Krax. „Wenn es einen medizinischen Notfall gibt, dann ja. Der hat dann Vorrang. Wer sind sie überhaupt?“ „Ich bin Krax, Captain Romanova.“, sagte der Ferengi. „Was haben sie hier zu suchen, Krax?“ „Dasselbe wollte ich sie fragen, Captain.“, sagte Krax. „Hören sie, Krax…“ „DaiMon Krax, wenn ich bitten darf, Captain Romanova!“, sagte Krax wütend. Jekaterinas Antwort fiel entsprechend kühl aus. „Also schön. Dann eben DaiMon Krax, wenn sie unbedingt darauf bestehen.“ „Ich kann sie nicht leiden, Captain Romanova.“, sagte Krax. „Das beruht dann wohl auf Gegenseitigkeit. Aber auf einem ihrer Schiffe befindet sich eine Trill.“ „Und? Wollen sie, dass ich ihr die Freiheit schenke?“, fragte Krax. „Es liegt nicht an mir, dass zu entscheiden.“ „Schön, dass sie klug genug sind, dass einzusehen.“, sagte Krax. Die Verbindung wurde unterbrochen. „Ehrlich Captain, ich kann diesen Kerl nicht leiden.“, sagte Eric McClusky zu Jekaterina. „Mir geht es nicht anders, Nummer eins.“ In diesem Augenblick erschien eine Anzeige auf dem Display der taktischen Station. Alex Riley reagierte sofort. „Captain! Unsere Langstreckensensoren melden ein romulanisches Kriegsschiff. Es ist die Valdore.“, sagte er. „Das sind gute Nachrichten, so kommen die Ferengi hoffentlich nicht auf krumme Gedanken.“ An Bord der Vixen „DaiMon, ein romulanisches Raumschiff nähert sich. Valdore-Typ.“, sagte der Navigator. „Was? Die Romulaner? Was machen die denn hier?“ „Wenn ich das wüsste, wäre ich ein Hellseher.“, sagte, der Navigator, ein Ferengi namens Dex. „Ein Glück, dass du keiner bist, Dex.“ An Bord der Kirow „Captain! Die Valdore ruft uns.“, meldete Keiko Tadashita. Auf dem Schirm erschien Donatras Gesicht. „Donatra. Gott bin ich froh, dich zu sehen.“, sagte Jekaterina. „Machen dir die Ferengi etwa Probleme, Jekaterina?“ „Na aber sowas von glaub mir. Ich kann es nicht mit drei Ferengi-Schiffen gleichzeitig aufnehmen, Donatra.“, sagte Jekaterina. „Ich komm rüber und dann reden wir über dein Problem, Jekaterina. Sie sollten an diesem Gespräch auch teilnehmen, Commander.“ „Wie komme ich zu dieser Ehre, Commander Donatra?“, fragte Eric McClusky. „Als erster Offizier haben sie das Recht, sämtliche Informationen aus erster Hand zu erfahren. Außerdem ist ihre kompetente Meinung in dieser Angelegenheit hilfreich.“ „Danke für die Blumen, Commander.“, sagte Eric McClusky. Keine 10 Minuten später saß Jekaterina Romanova zusammen mit ihrem ersten Offizier und Commander Donatra im Bereitschaftsraum. „Die Situation droht mir über den Kopf zu wachsen. Ich meine, die Fakten sprechen eindeutig gegen uns. Die Ferengi sind uns zahlenmäßig überlegen. Sie sind zu dritt, wir nur zu zweit.“, sagte sie. „Wir haben zwei, vielleicht auch drei Möglichkeiten, Captain. Die erste wäre, dass wir und die Valdore allein mit den Ferengi ins Gefecht gehen. Aber das wäre für beide Schiffe das sichere Ende. Die zweite wäre, dass wir warten, und auf ein drittes Schiff hoffen, das uns zu Hilfe kommt. Aber die Chancen sind sehr gering.“ „Und was wäre die dritte Möglichkeit, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Möglichkeit Nummer 3, und das ist in meinen Augen die sicherste Alternative, wäre ein Rückzug.“ 38 „Was meinst du, Donatra?“, fragte Jekaterina die Romulanerin. „Vielleicht wäre ein strategischer Rückzug eher in Betracht zu ziehen, Jekaterina. Die Ferengi werden sich gegenseitig den Rücken freihalten.“ „Da stimme ich Commander Donatra zu, Captain. Ganz abgesehen davon, haben wir unsere Mission erfüllt. Wir sollten das fremde Schiff untersuchen. Und genau das haben wir getan.“, sagte Eric McClusky. „Das mag zwar alles sein, Nummer eins. Aber als wir hier ankamen, habe ich eine Nachricht vom Flottenoberkommando bezüglich unseres Gesuchs Dayani als Counselor zu bestätigen, erhalten. Sie haben abgelehnt. Jetzt verstehen sie hoffentlich, warum ich mich um die Trill sorge, Commander.“ „Die Ferengi haben eine Trill in ihrer Gewalt, Jekaterina?“, fragte Donatra die Kommandantin der Kirow. „Deine Tochter hat auf einem der drei Ferengi-Schiffe eine Trill lokalisiert, Donatra.“ „Ich habe gehört, dass die Trill neben den Betazoiden gute Counselor hervorgebracht haben, Captain. Speziell, wenn sie mit einem Symbionten vereinigt sind.“, sagte Eric McClusky. Jekaterina rieb sich nachdenklich das Kinn. Dann sah sie ihren ersten Offizier und ihre romulanische Freundin an. „Also schön. Wir werden folgendes tun, wir werden, wie von dir vorgeschlagen, einen strategischen Rückzug durchführen. Allerdings sollten wir das Ferengi-Schiff beobachten, auf dem die Trill gefangen gehalten wird. Ich habe vor, dieses Schiff abzufangen und die Trill da rauszuholen.“, sagte sie. „Ich habe noch ein Schiff unserer D'deridex-Klasse, die Khazara mitgebracht. Sie wird das Ferengi-Schiff beschatten und uns den Kurs mitteilen.“ Nach der Gesprächsrunde blieben Jekaterina und Donatra noch allein. „Bist du mit Jardankas Arbeit zufrieden?“, fragte die Romulanerin. „Zufriedener geht’s nicht, Donatra. Deine Tochter ist sehr gewissenhaft und sie macht ihre Arbeit gründlich. „Freut mich das zu hören, Jekaterina.“, sagte Donatra. Kurz bevor Donatra auf die Valdore zurückkehrte, begegnete sie noch ihrer Tochter, die sich gerade mit Erlaubnis des ersten Offiziers eine Pause gönnte. Mutter und Tochter umarmten sich. 39 „Jekaterina ist voll des Lobes, was deine Leistungen angeht. Ich bin sehr stolz auf dich, Jardanka.“, sagte Donatra. „Danke, Mutter. Ich vermiss dich so.“ „Ich dich auch Kleines. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt im Leben, an dem man seinen eigenen Weg gehen muss, Jardanka. Bei dir ist dieser Zeitpunkt gekommen. Du musst jetzt ohne meine Hilfe zurechtkommen. Ich kann dich nicht immer beschützen, Jardanka.“, sagte Donatra. Danach umarmten sich Mutter und Tochter noch einmal zum Abschied. Dann kehrte Commander Donatra auf die Valdore zurück. An Bord der Vixen Krax hatte eine audiovisuelle Verbindung zu den Kommandanten der beiden anderen Schiffe herstellen lassen. „Wir müssen unsere Pläne ändern. Olunk, du fliegst mit deinem Schiff weiter, und triffst dich wie geplant mit den Jem´Hadar. Trok und ich nehmen dieses Schiff mit Traktorstrahlen in Schlepp und bringen es nach Ferenginar. Diese Gelegenheit auf zusätzlichen Profit lasse ich mir nicht entgehen.“, sagte er. „Und was ist mit dem Föderationsschiff? Du hast wohl vergessen, dass dessen Kommandantin Interesse an unserer Gefangenen hat.“ „Sie wird dich nicht angreifen, Olunk. Dazu hat sie zu viel Angst.“, sagte Krax. In diesem Moment entdeckte Dex, der Navigator, dass die Kirow und die Valdore abdrehten. „DaiMon Krax, die beiden Schiffe drehen ab. Es hat den Anschein, als würden sie sich zurückziehen.“, sagte er. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschienen die Kirow und die Valdore, die den Ort des Geschehens verließen. „Was mögen die vorhaben?“, fragte sich Krax. An Bord der IRW Khazara „Captain! Wir haben gerade eine Nachricht von der Valdore erhalten. Wir sollen das Ferengi-Schiff beschatten, auf dem die Trill gefangen gehalten wird und den Kurs an Valdore und Kirow melden.“, sagte der Nachrichtenoffizier.“ „Welches der drei Schiffe ist es?“ 40 „Es ist das Schiff in der Mitte, unterhalb der beiden anderen.“, sagte der Offizier. „Verstehe. Wir warten ab. Zuerst sollten wir beobachten, was die Ferengi überhaupt vorhaben. Ich bin sicher, es hat etwas mit dem fremden Schiff zu tun.“ An Bord der Vixen „DaiMon, wir sind bereit, das Schiff mit dem Traktorstrahl zu fassen.“, sagte ein Besatzungsmitglied. „Was ist mit der Prator?“ „Sie ist auch bereit, DaiMon.“, sagte der Ferengi. „Befehl an die Prator: Fremdes Schiff mit Traktorstrahlen festhalten.“ „Jawohl, DaiMon.“, erwiderte der Ferengi den Befehl. Die beiden Ferengi-Schiffe nahmen das Schiff mit ihren Traktorstrahlen in die Mitte. Dann gab Krax das Zeichen zum Aufbruch. „Signal an Prayton: Fliegen sie weiter zum Treffpunkt nahe der cardassianischen Grenze. Viel Glück und viel Profit.“, befahl er. Das Ferengi-Schiff mit der Trill an Bord scherte aus der Formation aus. Die anderen beiden nahmen Kurs auf den Heimatplaneten der Ferengi. Doch keiner hatte die Khazara bemerkt, die außer Sichtweite geblieben war. Als die Prayton sich in Bewegung setzte erwachte auch das romulanische Schiff zum Leben. Das Schiff der D'deridex-Klasse heftete sich unbemerkt an die Fersen des Marauders. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit56197.3 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir haben von der Khazara die Meldung erhalten dass sich das Ferengi-Schiff Prayton in Richtung der cardassianischen Grenze bewegt. Der Weg dorthin führt durch ein Asteroidenfeld. Dort werden wir zusammen mit der Valdore einen Hinterhalt legen.“ Die Kirow und die Valdore hatten zwischen den Asteroiden Position bezogen. Nun warteten sie auf die Prayton. Jekaterina und ihre romulanische Freundin Donatra hatten gemeinsam einen Plan ausgearbeitet. Dayani sollte dem Ferengi-Schiff einen kleinen Energiestoß verpassen der die Energieversorgung für Antrieb, Schilde und Waffen lahmlegen sollte. Danach wollte Jekaterina die Trill auf die Kirow beamen lassen. Doch die beiden waren sich durchaus bewusst, dass die ganze Sache auch schiefgehen konnte. Denn die Ferengi-Schiffe waren von der Technik her zwar recht simpel, aber die Ferengi waren nicht auf den Kopf gefallen. 41 An Bord der Prayton „Wir nähern uns dem Asteroidenfeld, DaiMon Olunk.“, sagte der Navigator ein Ferengi mit Namen Yok. „Geschwindigkeit drosseln. Ich will nicht, dass wir jetzt schon von den Sensoren der Kirow erfasst werden.“ Im Weltall Dayani stand auf einem der Asteroiden. Eingehüllt von einer Wolke kosmischer Energie. Einen kleinen Teil dieser Energie schleuderte sie dem Ferengi-Schiff entgegen. An Bord der Prayton Als der Energiestoß Olunks Schiff traf, wurde das Ferengi-Schiff erschüttert. „Was zum Teufel war das?“, fragte Olunk aufgeregt. „Wir wurden von einem Energiestoß getroffen.“ „Schadensmeldungen?“, fragte der junge DaiMon. „Wir haben keine Energie für Schilde, Waffen und Antrieb.“ „Das ist nicht gut. Was ist mit der Arrestzelle?“, sagte Olunk. „Sie ist auch durch den Energieausfall in Mitleidenschaft gezogen worden.“ An Bord der Kirow „Captain! An Bord der Prayton ist sämtliche Energie ausgefallen. Nur die Lebenserhaltungssysteme arbeiten noch.“, sagte Alex Riley. Auf diese Nachricht hatte Jekaterina Romanova gewartet. „Brücke an Transporterraum 3.“, sprach sie in ihren Kommunikator. „Ich höre sie klar und deutlich, Captain.“ „Unser Plan hat funktioniert. Bereiten sie alles für den Transfer vor.“, sagte Jekaterina. „Ja, Captain.“ Nur kurze Zeit später meldete sich Mercedes Igualada bei der Kommandantin. „Alles bereit zum Beamen.“, sagte sie. 42 „Energie.“ An Bord der Prayton Aus dem Raum, in dem sich die Arrestzelle befand kam eine aufgeregte Nachricht für Olunk. „DaiMon, gerade hat sich jemand unsere Ware unter den Nagel gerissen.“, sagte der Wächter. „WAS???“ „Rede ich Cardassianisch? Die Trill ist weg. Jemand hat sie auf sein Schiff gebeamt.“, kam die Antwort. „Ich weiß schon, wer das war. Das war die Kirow.“ An Bord der Kirow Aus Transporterraum 3 kam die Meldung über den erfolgreichen Transfer der Trill. „Captain, ich habe die Trill jetzt hier.“, sagte Mercedes. „Danke Chief. Ich komme sofort.“, sagte Jekaterina. An ihre Navigatorin gewandt fuhr sie fort: „Miss Sherrock wir verschwinden von hier. Bringen sie uns auf einen Kurs zum Raumlabor Regula 1.“ „Ja, Captain.“ Die Kommandantin verließ die Brücke und machte sich auf den Weg zum nächsten Turbolift. Nur kurze Zeit später kam Jekaterina in Transporterraum 3 an. Die Trill war schon von der Plattform gegangen und hielt nun mit Mercedes ein kleines Schwätzchen. Sie drehte sich um, als Jekaterina Romanova den Raum betrat. Die Kommandantin der Kirow sah in ein ovales Gesicht mit dankbar blickenden blauen Augen. Die Trill war mit ihren 1,66 m nur einen Zentimeter kleiner als Jekaterina. Ihre brünetten Haare trug sie offen und schulterlang. Die grazile Nase fügte sich harmonisch in das Gesicht der Trill ein. Natürlich fehlten auch nicht die rot-braunen Male an den Schläfen, die sich über den gesamten Rücken fortsetzten. Diese Male waren typisch für Trill. Bekleidet war die Trill mit einer schwarzen Uniformhose, schwarzen Lederstiefeln und einem roten Trägertop, das ihren grazilen Körper mehr zur Geltung brachte. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin.“, sagte Jekaterina. „Ich danke ihnen für ihr schnelles Eingreifen, Captain. Die Ferengi 43 waren nicht gerade freundlich zu mir.“ „Das glaube ich ihnen aufs Wort, Miss…“, begann Jekaterina den nächsten Satz. „Neriah Kahn.“ „Freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Kahn. Und noch einmal: „Willkommen an Bord.“, sagte Jekaterina. Die beiden Frauen gingen zum nächsten Turbolift. „Ich begleite sie erst einmal auf die Krankenstation. Dort wird Dr. Parsons die medizinische Untersuchung vornehmen.“, sagte Jekaterina. „Ich verstehe das voll und ganz, Captain Romanova. Sie sind sowohl für die Sicherheit, als auch für die Gesundheit ihrer Besatzung verantwortlich.“ Auf der Krankenstation kam Beatrix Parsons aus dem Büro, das normalerweise der Chefärztin vorbehalten war. Da dieser Posten jedoch vakant war, konnte sie sich dort ein wenig einrichten. „Haben sie eine neue Patientin, Captain?“, fragte sie. „Nur die übliche Untersuchung. Wie geht es Miss Abramova?“ „Alles in Ordnung.“, sagte Dr. Parsons. „Das sind gute Nachrichten, Doktor.“ „Sie können mit ihr sprechen, wenn sie wollen, Captain.“, sagte Dr. Parsons. „Danke, Doktor.“ Jekaterina fand Bozena im rückwärtigen Teil der Krankenstation. Die Wissenschaftlerin saß im Bett und sah sich Fotos aus einem Karton an, der neben ihrem Krankenbett stand. Als sie Jekaterina sah, strahlte sie über beide Backen. „Wie geht es ihnen Bozena?“, fragte Jekaterina. „Es geht mir gut. Dr. Parsons hat mir gesagt, dass ich die Krankenstation morgen verlassen kann.“ „Das freut mich.“, sagte Jekaterina. „Darf ich sie um einen Gefallen bitten, Captain?“ „Nur zu.“, sagte die Kommandantin. „Ich würde gerne als Wissenschaftlerin an Bord bleiben.“ 44 „Von meiner Seite aus gibt es keinerlei Einwände, Bozena. Aber das letzte Wort hat das Flottenoberkommando.“, sagte Jekaterina Romanova. Bozena sah ihr in die Augen. „Ich habe so etwas erwartet, Captain. Ich hoffe, dass ich bleiben kann.“, sagte Bozena. „Ich tu mein bestes Bozena.“ Dann verließ Jekaterina die Krankenstation und machte sich auf den Weg zum nächsten Turbolift. Dort angekommen, betrat sie die Kabine und betätigte den Schalter der Kommunikationsanlage. „Brücke.“, sagte sie. Der Lift setzte sich in Bewegung. Als sich die Türen öffneten, begab sich die Kommandantin der Kirow in den Bereitschaftsraum hinter der Brücke und verfasste ihren Missonsbericht und reichte obendrein noch ein Gesuch um Bestätigung von Bozena Abramova als Wissenschaftlerin und Neriah Kahn als neue Counselor ein. Es dauerte eine Weile, bis eine entsprechende Nachricht auf der Kirow eintraf. Nicht nur wegen der Distanz. Sondern auch wegen einer Intervention der Ferengi, die die Trill wieder zurück haben wollten. An Bord der Kirow Sternzeit 56212.3 Die Kirow hatte gerade die Raumstation Regula 1 erreicht als die lang ersehnte Nachricht vom Flottenoberkommando eintraf. Bozena Abramova war als Wissenschaftlerin bestätigt worden. Auch Neriah Kahn hatte man als Counselor bestätigt. Jekaterina saß wie immer auf ihrem Platz auf der Brücke und wollte gerade einen neuen Eintrag ins Computerlogbuch einsprechen, da erreichte eine neue Nachricht das Schiff. „Captain! Admiral Janeway für sie.“, sagte Keiko Tadashita. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht von Kathryn Janeway. „Admiral Janeway.“, sagte Jekaterina. „Captain Romanova.“ „Haben sie eine neue Mission für uns?“, fragte Jekaterina. 45 „Wo befinden sie sich zurzeit, Captain?“ „Wir haben einen stationären Orbit um den Planeten Regula und die dazugehörige Raumstation Regula 1 bezogen.“ „Gut. In der Nähe von Regula ist ein Planet entdeckt worden. Machen sie einen Oberflächenscan um zu prüfen, ob er bewohnbar ist. Sollte dem so sein, soll ein Außenteam mit dem Shuttle noch einmal den Planeten überfliegen und ein genaueres Bild der Planetenoberfläche erstellen. Danach will ich einen ersten Zwischenbericht, Captain Romanova. Admiral Janeway Ende.“ 46 Kapitel 3: USS Kirow - Mission 3 -------------------------------- „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56215.3 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir befinden uns in einem stationären Orbit um den neu entdeckten Planeten in der Nähe von Regula. Wir wissen nicht, ob es ein Mond von Regula ist, oder ob er Planet neu entstanden ist. Der Scan der Oberfläche hat ergeben, dass es eine Atmosphäre auf diesem Planeten gibt. Demnach ist er bewohnbar. Was unser Außenteam da unten vorfindet, weiß der Teufel.“ Jekaterina hatte gerade die Eintragung im Computerlogbuch ihres Schiffes beendet, als der Türsummer des Bereitschaftsraumes erklang. „Herein.“, sagte sie. Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow, betrat den Raum. „Was gibt es, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Mission soweit beendet, Captain.“ „Was fehlt noch?“, fragte die Kommandantin. „Ihr Bericht ans Oberkommando, Captain.“ „Der ist aber noch nicht vollständig, Mister McClusky.“ „Dann bekommen sie jetzt die letzten Informationen, die sie brauchen, Captain.“ „Ich höre, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Der Planet ist zwar bewohnbar, aber nichts desto trotz ist er brandgefährlich, Captain.“ „Wie kommt das, wenn ich fragen darf?“, fragte Eric McCluskys Vorgesetzte. „Der gesamte Planet ist von Sumpf- und Moorgebieten überzogen. Außerdem regnet es ununterbrochen. Sie wissen wie gefährlich diese Kombination sein kann.“ „Ja ich weiß. Ich habe mit eigenen Augen mit ansehen müssen, wie mein Cousin in so einem Moorloch ums Leben gekommen ist. Meine Cousine und ich haben ihn noch vor den Gefahren gewarnt, aber er wollte nicht auf uns hören. Wir haben zwar seine Hilferufe gehört, aber wir kamen zu spät. Nadja und ich mussten hilflos zusehen, wie Kolja im Moor versunken ist. Ich habe jahrelang nicht darüber sprechen können.“, sagte Jekaterina. „Verstehe. Meinen sie, man wird uns noch einmal auf die Oberfläche 47 schicken, Captain?“ „Es ist nicht auszuschließen. Haben sie sonst noch etwas gefunden?“, wollte Jekaterina wissen. „Ja da war noch etwas. Wir haben ein paar Bauwerke entdeckt. Aber viel war wegen der Pflanzen nicht zu erkennen. Die Bauwerke lassen den Schluss zu, dass der Planet bewohnt war, oder bewohnt ist, Captain.“ „Mal sehen, was das Oberkommando sagt, wenn unser Bericht vorliegt, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56215.4 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir haben den Planeten untersucht, und festgestellt, dass er zumindest mal bewohnt war. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass er wieder bewohnt ist.“ Jekaterina saß im Bereitschaftsraum als eine neue Nachricht eintrudelte. „Captain! Ich habe eine neue Nachricht von Admiral Janeway für sie.“, meldete sich Keiko Tadashita über die Sprechanlage. „In Ordnung, stellen sie durch.“ Auf dem kleinen Schirm auf der Schreibtischplatte erschien Kathryn Janeways Gesicht. „Admiral Janeway.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Captain Romanova.“ „Ich nehme an, dass das Oberkommando meinen Bericht erhalten hat.“, sagte Jekaterina. „Ihr Bericht hat uns erreicht. Und wir haben ihn sehr genau studiert. Jetzt ist ihre Aufgabe auf der Oberfläche zu landen um nachzusehen, ob ihre Vermutung, dass der Planet wieder bewohnt ist, der Wahrheit entspricht.“ Bei diesen Worten Admiral Janeways bekam Jekaterina Romanova Magenkrämpfe. Sie wusste sehr wohl, dass ohne ein Sicherheitsteam als Backup den Mitgliedern des Außenteams schnell etwas zustoßen konnte, wenn die Situation außer Kontrolle geriet. Und auf der Kirow suchte man ein solches Team vergeblich. „Ich bedaure ihnen das sagen zu müssen, Admiral, aber ich kann nicht einfach ein Außenteam runter schicken.“, sagte sie deshalb. „Und warum nicht, Captain?“ 48 „Uns fehlt ein Sicherheitsteam. Ohne entsprechende Absicherung kann ich den Einsatz eines Außenteams nicht anordnen. Was, wenn die Situation eskaliert? Was wenn die Bewohner uns als Feinde ansehen? Es gibt einfach zu viele Risiken, die ich nicht eingehen kann und auch nicht will.“, sagte Jekaterina. „Verstehe. Wie viel zusätzliche Männer brauchen sie?“ „Mindestens 200 Mann.“, sagte Jekaterina. „Ich sehe, was ich tun kann. Ich melde mich wieder bei ihnen.“ An Bord der Kirow Sternzeit 56215.6 Jekaterina hielt sich gerade in ihrem Quartier auf. Sie hatte ein wenig geschlafen, war sie doch die ganze Zeit ununterbrochen auf den Beinen gewesen. Sie hatte sich gerade gestreckt, als die Sprechanlage losging. „Brücke an Captain.“, hörte die Kommandantin die Stimme ihres ersten Offiziers. „Was gibt’s, Nummer eins?“ „Captain, unsere Sensoren haben eines unserer Transportschiffe geortet.“, sagte Eric McClusky. „Ich komme sofort.“ Nur kurze Zeit später erschien Jekaterina Romanova auf der Brücke. „Welches Schiff nähert sich?“, fragte sie. „Es ist die USS Equinox. Sie wird aber von der Titan und der Enterprise begleitet.“ „Auf den Schirm.“, befahl die Kommandantin. Wo vorher noch die Sterne zu sehen waren, tauchten nun die USS Titan unter dem Kommando von Captain William T. Riker, die Equinox und die Enterprise E unter dem Kommando von Jean-Luc Picard auf. „Captain! Titan und Enterprise rufen uns.“, meldete Keiko Tadashita. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschienen das bärtige Gesicht von Will Riker und das ergraute Gesicht von Jean-Luc Picard. Die beiden Männer konnten nicht unterschiedlicher sein. Während William Thomas Riker braune Haare und blaue Augen hatte, hatte Jean-Luc Picard braune. Außerdem hatte der Kommandant der Enterprise ein schmaleres Gesicht, als sein ehemaliger erster Offizier. Und während der Captain der 49 Titan noch volles, dunkelbraunes Haar trug, lichteten sich bei Jean-Luc Picard bereits die Haare. Die Haare, die eine Halbglatze bildeten, waren bereits grau. „Captain Riker, Captain Picard.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Schön sie zu sehen, Captain Romanova.“ „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Captain Picard.“, sagte Jekaterina. An Will Riker gewandt fuhr sie fort: „Ich freue mich, auch sie zu sehen, Captain Riker.“ „Danke, Captain Romanova. Man uns zu ihrer Unterstützung her beordert.“ „Gut zu wissen. Ich werde garantiert kein Außenteam auf die Planetenoberfläche schicken, ohne ein Sicherheitsteam in der Hinterhand.“, sagte Jekaterina. „Die Equinox hat ihr Sicherheitsteam an Bord. Präsidentin Arikka hat sich dieser Sache persönlich angenommen. Sie bekommen ein handverlesenes 250 Mann starkes Sicherheitsteam. Das sind die Besten der Besten.“ „Dann muss ich mich entsprechend bei Präsidentin Arikka bedanken, Captain Picard.“, sagte Jekaterina. Gerade als Jean-Luc Picard zu einer Antwort ansetzen wollte, empfing Keiko Tadashita eine neue Nachricht. „Captain! Die Equinox hat uns kontaktiert.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Der Schirm teilte sich und zwischen Will Riker und Jean-Luc Picard erschien das Gesicht einer Frau. Auch wenn Jekaterina Romanova der Föderationspräsidentin noch nie begegnet war, so wusste sie dennoch, dass sie Präsidentin Arikka vor sich hatte. „Präsidentin Arikka.“, begrüßte sie die Präsidentin. „Captain Romanova.“ „Ich möchte ihnen dafür danken, dass sie für uns ein Sicherheitsteam organisiert haben.“, sagte Jekaterina. „Gern geschehen, Captain.“ „Ich will nicht unhöflich erscheinen, Madam President. Aber ist es nicht zu gefährlich für sie, wenn sie uns persönlich die Aufwartung machen?“, fragte Jekaterina. „Deswegen haben mich die Titan und die Enterprise begleitet. Sehen sie, ich 50 bin mir durchaus der Gefahren bewusst, die diese Mission birgt. Deswegen habe ich entschieden, Titan und Enterprise als Verstärkung mitzuschicken.“ „Danke, Präsidentin Arikka. Sie haben was gut bei mir.“, sagte Jekaterina. „Nicht der Rede wert, Captain Romanova.“ „Wenn es Recht ist, Madam President, dann würde ich sie und auch meine beiden Kollegen gerne zu einem kleinen Empfang heute Abend auf meinem Schiff einladen.“, sagte Jekaterina. „Ich komme gern, Captain.“ „Danke für die Einladung, Captain Romanova. Ich nehme mit Freuden an.“, sagte Jean-Luc Picard. Auch Will Riker, der Captain der Titan, sagte sein Kommen zu. An Bord der Kirow Sternzeit 56215.9 Jekaterina und ihr erster Offizier hatten den großen Raum auf dem Freizeitdeck für den Empfang vorbereitet. Shaun O Shane, der irische Chief von Transporterraum 2 hatte den Vorschlag unterbreitet, zusammen mit ein paar weiteren Besatzungsmitgliedern für ein bisschen musikalische Unterhaltung zu sorgen. Von den Erzählungen seines Vaters William O Shane wusste er, dass heitere Musik die Stimmung heben konnte. Jekaterina und ihr erster Offizier waren einverstanden. Doch zuvor wurde noch das neue Sicherheitsteam der Kirow von der Equinox auf Jekaterinas Schiff gebeamt. Das letzte Kontingent wurde um 19:00 Uhr auf die Kirow transferiert. William Riker war der erste, der auf die Kirow gebeamt wurde. Jekaterina erwartete ihn bereits. An diesem Abend trug sie wieder das rote Paillettenkleid, das sie am Tag ihrer Ernennung zur Kommandantin der Kirow getragen hatte. Allerdings hatte sie die Plateauschuhe gegen farblich passende Schuhe mit flachen Absätzen getauscht. Denn Jekaterina wollte nicht, dass man von ihr dachte, sie hätte einen Minderwertigkeitskomplex. Wie immer wurde der Kommandant der Titan von seiner Ehefrau Deanna, einer Betazoidin, und Chefcounselor auf der Titan, begleitet. Jekaterina nahm das ungleiche Ehepaar genauer in Augenschein. William T. Riker war ein athletisch gebauter Mann von 1,91 m Körpergröße. Seine Ehefrau Deanna maß 1,64 m und war vom Körperbau etwas schlanker. Und noch einen Unterschied stellte Jekaterina fest. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann hatte Deanna Troi ein ovales Gesicht und braune Augen. Ihre schwarzen, dauergewellten Haare trug die Betazoidin offen, sodass sie bis zur Achselhöhle reichten. 51 „Captain Riker, Commander Troi. Willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina. „Danke für diesen freundlichen Empfang, Captain.“ Als nächster kam Jean-Luc Picard. Der Kommandant der Enterprise maß zwar immer noch stolze 1,78 m, war aber im Vergleich zu seinem ehemaligen ersten Offizier wesentlich kleiner. Auch vom Körperbau her, war der Franzose schmaler, war aber dennoch eine imposante Erscheinung. „Captain Picard, willkommen an Bord der Kirow.“, begrüßte ihn Jekaterina freundlich. „Ich danke für diesen freundlichen Empfang, Captain Romanova.“ Als letzte kam dann Arikka, die Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten. Die Ariantu war mit ihren 1,75 m zwar immer noch größer als Jekaterina selbst, aber dennoch wurde sie vom Captain der Enterprise E um 3 cm überragt. Präsidentin Arikka hatte einen schlanken Körper und ein ovales Gesicht mit großen braunen Augen. Ihre braunen Haare trug sie offen und schulterlang. Für diesen Empfang hatte Arikka ein schwarzes, schulterfreies Abendkleid mit tiefem Beinausschnitt und schwarze High Heels ausgewählt. „Präsidentin Arikka, herzlich willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina freundlich. „Es freut mich hier sein zu dürfen, Captain Romanova.“ Nach der Begrüßungszeremonie führte Jekaterina Romanova ihre Gäste in den Raum auf dem Freizeitdeck, wo der Empfang stattfand. Als das Quartett den Raum betrat, fing Cynthia Blake an, auf ihrer Geige ein altes irisches Volkslied anzustimmen. Alex Riley, ihr Verlobter setzte mit seinem Banjo ein, ehe Shaun O Shane auf seiner akustischen Gitarre dazu stieß und die erste Strophe zum Besten gab. „In Banbridge Town in the County Down One morning last July, from a boreen green came a sweet colleen And she smiled as she passed me by“. Als das Lied zu Ende war, gab es für die kleine Band den wohlverdienten Applaus. „Ich wusste gar nicht, dass sie eine musikalische Crew haben, Captain Romanova.“, sagte Arikka. „Bis heute wusste ich das selbst nicht. Die Idee war übrigens von Chief O Shane.“ „Ein kreativer Kopf, das muss man ihm lassen.“, sagte die Präsidentin 52 der Föderation. Nach dem Empfang saß Jekaterina zusammen mit ihren Kollegen und Präsidentin Arikka im Bereitschaftsraum und besprach das weitere Vorgehen. Die Ariantu hielt sich zurück, denn auch wenn sie die Präsidentin der Föderation war, so war sie in erster Linie Politikerin. Und als solche, und das wusste sie sehr wohl, stand es ihr nicht zu, den Raumschiffkommandanten der Sternenflotte vorzuschreiben, wie sie ihren Job zu machen hatten. Dennoch wollte sie ihren Teil zum Gelingen dieser Mission beitragen. „Wir wissen nicht, was uns da unten erwartet. Wir sollten also auf jeden Fall ein Sicherheitsteam mitnehmen.“, sagte Jekaterina. „Ich würde vorschlagen, dass wir mit drei Shuttles auf der Planetenoberfläche landen. Jedes Shuttle nimmt ein Sicherheitsteam mit. Bis an die Zähne bewaffnet.“ Kaum hatte die Präsidentin ihren Satz beendet, ertönte der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Tür öffnete sich und Dayani betrat den Raum. In der Hand hatte sie einen Datenblock, den sie Jekaterina aushändigte. Die Kommandantin sah das Energiewesen fragend an. „Commander Jardanka hat einen zweiten Scan der Planetenoberfläche durchgeführt, Captain. Sie hat die Scanner so kalibriert, dass sie nach Lebensformen suchen.“, sagte Dayani. „Und das Resultat?“ „Wir konnten mehrere Tierarten ausmachen. Aber auch eine humanoide Lebensform.“, beantwortete Dayani Jekaterinas Frage. „Danke, Dayani.“ Das Energiewesen nickte und verließ den Raum. „Also ist der Planet bewohnt.“, nahm Jean-Luc Picard das Gespräch wieder auf. „Wir wissen aber immer noch nicht, ob die Bewohner und friedlich oder feindlich gesinnt sind.“ „Captain Romanova hat Recht Jean-Luc. Es gibt zu viele unbekannte Faktoren. Kirow, Titan und Enterprise werden mit jeweils einem Shuttle ein Außenteam auf die Planetenoberfläche schicken, das von einem Sicherheitsteam geschützt wird. Ich selbst werde im Shuttle der Kirow mitfliegen.“, sagte Arikka. 53 Jekaterina musste sich arg zusammenreißen, damit man ihr den Schreck nicht ansah. Doch schließlich hatte sie sich wieder unter Kontrolle. „Ich halte das für keine gute Idee, Präsidentin Arikka. Wenn ihnen etwas zustößt, dann ist die Föderation ohne Führung und somit geschwächt.“, gab Jekaterina zu bedenken. „Wir Ariantu können mitunter ganz schön stur sein. Nichts desto Trotz sind ihre Argumente nicht von der Hand zu weisen. Aber mein Entschluss steht fest, Captain Romanova. Jekaterina wusste, dass sie sich auf ziemlich dünnes Eis begab, wenn sie der Präsidentin widersprach. Nichts desto Trotz musste sie es zumindest versuchen. „Madam President, es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich ihnen dringend davon abraten muss, mein Außenteam zu begleiten. Wenn ihnen etwas zustößt, zum Beispiel, dass sie in einem Gefecht durch einen Querschläger getötet werden, werde ich dafür zur Rechenschaft gezogen, da ich für ihre Sicherheit verantwortlich bin. Im schlimmsten Fall verliere ich mein Kommando und werde wahrscheinlich unehrenhaft aus der Sternenflotte entlassen.“, sagte sie. Eine Zeitlang sprach niemand ein Wort. Doch dann ergriff William T. Riker von der Titan das Wort. „Madam President, ich würde ihnen nicht widersprechen, wenn es nicht unbedingt sein müsste. Und schon gar nicht in Gegenwart meines jahrelangen Vorgesetzten. Aber in diesem Fall muss ich Captain Romanova Recht geben. Das Risiko für sie und auch ihr Leben ist zu hoch.“, sagte er. Arikka sah ein, dass es wenig Sinn hatte, noch weiter an ihrer Position festzuhalten. Sie seufzte, ehe sie wieder sprach. „Vor zwei Monaten haben die Ferengi ein Schiff aufgebracht. Mein Sohn und meine Tochter waren an Bord. Meine Späher haben den Kurs des Ferengi-Schiffes von unserer Heimatwelt Monte Christo bis hierher verfolgen können. Ab hier verliert sich die Spur meiner Kinder.“, sagte die Präsidentin. „Deshalb möchten sie mein Team begleiten.“ „Nur deswegen bin ich hier.“, sagte Arikka. USS Kirow Sternzeit 56217.3 Jekaterina saß gerade im Cockpit des Shuttles Gargarin und hatte kurz zuvor die Mitglieder des Außenteams und des begleitenden Sicherheitsteams kurz gebrieft. Nun wartete sie nur noch auf Arikka. Die Präsidentin der Föderation 54 Erschien nur kurze Zeit später. Die Tore des Shuttlehangars waren bereits offen. Jekaterina ließ die Triebwerke des Shuttles an und startete die Gargarin. Das Shuttle wendete und verließ kurz darauf die Kirow. Jekaterina hatte gerade Kurs auf die Oberfläche des Planeten genommen, als ihr Kommunikator zirpte. „Kirow an Captain.“, hörte sie die Stimme ihres ersten Offiziers. „Ich höre, Nummer eins.“ „Die Valdore ist soeben eingetroffen. Commander Donatra wird sie dann auf der Planetenoberfläche treffen.“, sagte Eric McClusky. „Verstanden, Nummer eins.“ „Viel Glück da unten, Captain. Kirow Ende.“, sagte Jekaterinas erster Offizier. Auf der Planetenoberfläche Die Shuttles von Kirow, Titan und Enterprise setzten zur Landung an. Die Gargarin, das Shuttle der Kirow landete mittig, die beiden anderen links und rechts, allerdings etwas nach hinten versetzt. Die Mitglieder des jeweiligen Sicherheitsteams luden und entsicherten die mitgeführten Photonengewehre und gingen hinter den Shuttles in Deckung. Das Sicherheitsteam der Kirow jedoch bezog auf der Backbordseite des Shuttles links und rechts von der Luke und am Heck des Shuttles Position. Dann traf, angeführt von Donatra, das Außenteam der Valdore ein. Jardankas Mutter bezog ihren Posten an Bord der Gargarin. „Du scheinst ein Gespür dafür zu haben, wenn ich in einer schwierigen Situation stecke.“, wurde Donatra von Jekaterina begrüßt. „Ein kleines bisschen Schützenhilfe kann man immer brauchen.“ Jekaterina seufzte erleichtert. Dann sah sie durch eines der Seitenfenster der Gargarin nach draußen. Auf dem Platz waren dutzende von bewaffneten Kriegern aufgetaucht. Ihr Anführer sah von seinem Aussehen her aus, wie einst die Herrscher der Azteken. Der Mann war 1,92 m groß und sehr muskulös. Seine braunen Augen funkelten vor Hass. Der Ausdruck in seinem ovalen Gesicht war von Feindseligkeit geprägt. Jekaterina konnte erkennen, dass der Mann mit einer Machete mit einer 40 cm langen Klinge bewaffnet war. Er hob seine Waffe. Ein klares Zeichen dafür, dass gleich der Befehl zum Angriff kommen würde. Der Anführer der Krieger ließ den Arm niedergehen. Sofort eröffneten die Bogenschützen das Feuer. Die Pfeile prallen jedoch an der Außenhaut der Shuttles ab. Jekaterina schob den Lauf ihres Photonengewehrs durch das 55 offene Seitenfenster und zielte auf den Krieger links vom Anführer. Dann drückte sie den Abzug durch. Ein Rückstoß fuhr durch die Waffe, der Jekaterina fast von den Füßen gerissen hätte. Ein Schrei wurde hörbar, der ihr verriet, dass sie einen Treffer gelandet hatte. Doch dann hörte Jekaterina einen markerschütternden Schrei. Sie schaute aus dem Fenster. Der Anführer der Krieger hatte seine Machete erhoben. Dann richtete er die Klinge auf die Gargarin. „Haku, Maschentä!“, sagte er dann. Doch in dem Moment, als die Krieger losstürmen wollten ertönte aus dem Nichts eine weitere Stimme. „HALT!“, sagte die Stimme, die Jekaterina als die Stimme einer Frau identifiziert hatte. Dann erschien sie auf dem Platz. Sie hatte einen athletischen Körper und war mit einem Katana bewaffnet. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Lederschurz, der von einer Kette aus Metall gehalten wurde, und einem ebenso schwarzen Oberteil, welches mit spitzen Stahldornen verziert war. Um den Hals trug die fremde Frau einen schwarzen Federbusch. Ihre hellbraunen Haare trug sie kinnlang. Jekaterina erkannte, dass die Frau ein ovales Gesicht und braune Augen hatte. Schuhe trug die Frau nicht, denn sie war barfuß unterwegs. Jekaterina beobachtete, wie sich die Unbekannte vor den Kriegern und ihrem Anführer aufbaute, die Fäuste in die Hüften gestemmt. „Nehmt sofort die Waffen runter!“, befahl sie. Doch die Krieger kamen dem Befehl nicht sofort nach. „WAFFEN RUNTER!“, befahl die Frau erneut. Dieses Mal etwas deutlicher. Allerdings merkte Jekaterina, dass die Krieger dem Befehl der Frau nur widerwillig gehorchten. „Kehrt ins Hauptquartier zurück. Unverzüglich!“, befahl die Frau in Schwarz. Die Krieger gingen. Ihr Anführer machte Anstalten ihnen zu folgen. Doch die Fremde hielt ihn zurück. „Ach Atahu.“, begann sie ein Gespräch. „Ja, meine Gebieterin?“ „Wenn ich zurück bin, erwarte ich eine Erklärung von dir, warum du und deine Männer nicht, wie von mir befohlen auf euren Posten wart.“, sagte die Frau. 56 „Ja, Herrin.“ Atahu und seine Krieger verließen den Platz. Die Frau sah ihnen nach. Arikka wandte sich an Jekaterina. „Ich werde versuchen, ein paar Takte mit dieser Frau zu reden. Ich erwarte nicht, dass sie uns gleich freundlich gesinnt ist, aber einen Versuch ist es wert.“, sagte die Präsidentin. Die Anführerin der Planetenbewohner hatte sich inzwischen zu den Shuttles umgedreht. Noch nie im Leben hatte sie so merkwürdige Gebilde gesehen. „Was sind das für merkwürdige Dinger? Und viel wichtiger: Wer hat sie geschaffen?“ Als Arikka aus der Luke ins Freie trat, war sich die Frau sicher. Diese Metallgebilde konnten nur von Göttern geschaffen worden sein. „Ob es freundliche Götter sind?“, dachte sie. Als die Ariantu näher kam, ging die Frau auf die Knie und warf sich voller Ehrfurcht auf den Boden. „Erhebt euch. Ihr kniet vor niemandem nieder.“, sagte Arikka freundlich. „Ihr seid eine Göttin. Ich nur eine Sterbliche. Wie kann ich euch da auf Augenhöhe begegnen?“ „Ich bin Arikka vom Volk der Ariantu. Ich bin vielleicht älter als ihr, das mag sein. Dennoch lebe auch ich nicht ewig.“, sagte Arikka. Die Frau erhob sich. Arikka hielt ihr die Hand hin. Die Frau in schwarz streckte ihre Hand aus, nur um sie dann wieder zurückzuziehen. Arikka lächelte. „Ich beiße nicht.“, sagte sie dann. Zögernd nahm die Frau die Hand der Ariantu und schüttelte sie. „Wie ist euer Name?“, fragte Arikka. „Loreley.“ Jekaterina beobachtete von ihrem Posten im Cockpit der Gargarin wie sich die beiden Frauen voneinander lösten und einander ansahen. Dann bemerkte sie, wie Arikka ihr ein Zeichen gab. Dieses war jedoch nicht unbemerkt geblieben. Denn der Gesichtsausdruck von Loreley verdüsterte sich schlagartig. „Wem habt ihr gerade ein Zeichen gegeben?“, fragte sie scharf. „Captain Jekaterina Romanova. Kommandantin der USS Kirow. Die Gargarin ist eines der Shuttles des Schiffes.“ 57 „Glauben sie wirklich, dass ich ihnen diese Story glaube? Da sind sie bei mir aber verdammt schief gewickelt.“, sagte Loreley. In diesem Augenblick trat Jekaterina aus der Luke des Shuttles, ihr Photonengewehr in den Händen. Ohne zu zögern richtete sie die Waffe auf die Frau in schwarz. „Und jetzt wirfst du die Waffe weg. Dann runter auf die Knie und die Hände hinter den Kopf!“, befahl sie. Loreley wandte ihr den Kopf zu. Trotz lag in ihrem Gesicht. Doch sie wusste, dass Jekaterina nicht zögern würde zu schießen, wenn es hart auf hart kam. Sie seufzte. „Na schön. Ich glaube ihnen, Arikka. Ihre Begleiterin hat ja wohl die durchschlagenderen Argumente.“, sagte Loreley. Jekaterina senkte ihre Waffe, um sie anschließend im Shuttle zu verstauen. Dann ging sie zielstrebig mit selbstbewussten Schritten auf Loreley zu. Und schließlich standen sich die Kommandantin der Kirow und die Anführerin der Planetenbewohner gegenüber. Jetzt erst bemerkte Jekaterina, dass sie und Loreley gleich groß waren. Es war also ein Staredown auf Augenhöhe, den sich die beiden Frauen lieferten. Schließlich brach Loreley das Schweigen. „Hättest du wirklich mich mit deinem Schießprügel erschossen, Kleine?“, fragte sie. „Wenn ich das Leben von Präsidentin Arikka gefährdet gesehen hätte, hätte ich nicht gezögert. Und nenn mich nicht „KLEINE“. Haben wir uns verstanden?“ Der Blick in Jekaterinas Augen reichte aus, Loreley gehörigen Respekt einzuflößen. Die Anführerin Vom Volk der Rulonen, wie sich die Einwohner des Planeten nannten, erkannte sofort, dass sie es mit einer Frau zu tun hatte, die nicht zögern würde, das Leben von Arikka zu beschützen, wenn sie dieses in Gefahr wähnte. Und Loreley traute Jekaterina Romanova durchaus zu, dass diese auch Ernst machte. Arikka meldete sich wieder zu Wort. „Ich finde es reicht jetzt. Ihr beiden habt euch genug angegiftet.“, sagte sie streng. Weder Jekaterina noch Loreley sagten ein Wort. Beide wussten, dass die Präsidentin der Föderation Recht hatte. Doch mit dem, was als nächstes passierte, rechnete niemand. Denn ein weißer Lichtblitz schlug in den Boden ein und verschwand ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Zurück blieb Dayani, das Energiewesen. Eingehüllt in 58 eine Wolke kosmischer Energie starrte sie auf das Dickicht, das gegenüber der Landestelle der Shuttles lag. „Sie sollten lieber starten, Captain, und auf die Schiffe zurückkehren. Denn gleich ist hier die Hölle los.“, sagte Dayani. „Was hast du vor, Dayani?“ „Erklärungen später, Mutter. Jetzt ist dafür keine Zeit.“, sagte das Wesen. Loreley und Arikka sahen Jekaterina fragend an. „Erklär ich euch an Bord der Kirow. Jetzt sollten wir tun, was Dayani sagt.“, sagte Jekaterina. Die Romulaner hatte man bereits auf die Valdore zurückgeholt, als das Shuttle der Enterprise startete. Dann startete die Gargarin, und zum Schluss das Shuttle der Titan. Als die Shuttles die Atmosphäre verlassen hatten, sah Loreley zum ersten Mal in ihrem Leben ein Raumschiff. Ein ehrfürchtiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. „Nur Götter können so etwas erschaffen.“, dachte sie. Als das Shuttle Gargarin, benannt nach dem berühmten Kosmonauten Juri Gargarin, wieder im Hangar geparkt und das Tor geschlossen war, öffnete Jekaterina die Luken. Das Sicherheitsteam ging über die Heckrampe von Bord, während die übrigen Insassen über den Seitenausstieg das Shuttle verließen. Loreley erschrak, als ihre nackten Füße den Boden des Hangars der Kirow berührten. Denn er fühlte sich kalt an. Für die Anführerin der Rulonen, die sonst das warme Klima auf dem Planeten gewohnt war, war dies ein Schock. Sie fühlte sich sichtlich unwohl. Als ob sie hier nicht hingehörte. Und auch auf der Krankenstation waren ihr die Prozeduren, die für die Menschen, die auf der Kirow arbeiteten, selbstverständlich waren, unangenehm. Jekaterina blieb dieser Umstand nicht verborgen. Und sie konnte sehr gut nachvollziehen, wie sich Loreley fühlen musste. Für die Rulonin war dies eine Welt, die für sie fremd war, die sie nicht verstand. Sie musste ihr das Gefühl geben, dass sie ihr vertrauen konnte. Jekaterina beschloss, mit Loreley ein Gespräch unter vier Augen zu führen. „Wenn es dir Recht ist, würde ich gerne mit dir ein Gespräch unter vier Augen führen.“, sagte sie zur Anführerin der Rulonen. Diese sah hilfesuchend zu Dr. Parsons. Die Ärztin nickte stumm. 59 „Einverstanden.“, sagte Loreley. Jekaterina führte die Rulonin zum nächsten Turbolift. Als die beiden Frauen an einem Fenster vorbeikamen, blieb Loreley stehen und sah nach draußen. Sie war sich sicher, sie war im Reich der Götter. Demütig senkte sie ihr Haupt und kreuzte die Arme vor der Brust. Jekaterina bemerkte das. Offenbar war die Rulonin sehr religiös. In ihrem Quartier bot sie Loreley einen Sitzplatz und eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone an. Die Anführerin der Rulonen setzte sich auf eine schwarze Ledercouch und betrachtete als erstes den Raum. Auf der einen Seite, durch einen leicht transparenten Raumteiler verborgen, konnte sie einen Schreibtisch erkennen, über dem noch ein Regal angebracht war. Dort standen mehrere Bücher, die auf dem Buchrücken dasselbe Symbol besaßen, das auch Jekaterina an ihrer Uniform trug. Vor dem Schreibtisch stand noch ein Drehstuhl mit schwarzer Rückenlehne. Dann wanderte Loreleys Blick zurück in den Wohnbereich. An der gegenüberliegenden Wand gegenüber der Eingangstür stand ein Bett mit einer Länge von 1,80 m und einer Breite von 90 cm. Das Gestell war aus Bambus und hatte am Kopfende ein Dekoelement aus Metall, das einem japanischen Schrein nachempfunden war. Darüber hing ebenfalls ein Regal, mit mehreren Bildern. An der Wand gegenüber der Couch hing das Bild einer Stadt. Loreley erkannte eine Zitadelle, eine Kirche und ein prachtvolles Gebäude, dessen Nutzungsgrund sich ihr nicht erschließen wollte. Dass es sich um den Bahnhof von Smolensk und die Stadt Smolensk selbst handelte, wusste sie nicht. Vor der Couch und dem Stuhl, auf dem Jekaterina saß, stand ein kleiner quadratischer Tisch, der ebenfalls aus Bambus gefertigt war. Darauf standen zwei Tassen mit einer heißen, gut riechenden Flüssigkeit. Loreley nahm ihre Tasse in die Hand und nippte vorsichtig an dem ihr unbekannten Getränk. Es schmeckte süßlich-bitter und hatte eine leicht saure, aber dennoch erfrischende Note. „Die Stadt auf dem Bild ist Smolensk. Meine Heimatstadt.“, sagte Jekaterina. „Eine große Stadt?“ „Smolensk hat knapp 330.000 Einwohner.“, sagte Jekaterina. „Leben dort auch Götter?“ „Ich würde sagen, dort leben Menschen wie du und ich. Ich bin keine Göttin. Und das werde ich auch nie sein. Wenn meine Zeit dem Ende entgegen geht, werde ich keine Angst davor haben zu sterben.“, sagte Jekaterina. „Du… bist keine… Göttin?“ 60 „Nein. Noch nie gewesen.“, sagte Jekaterina. „Ich verstehe nicht. Du reist in ihrem Reich herum. Und die Götter bestrafen dich nicht dafür?“ „Hätten deine Götter denn einen Grund, mich zu bestrafen?“, wollte Jekaterina wissen. „Nur, wenn du dich als unwürdig erweist, ihr Reich zu betreten.“ „Also wenn ich dich richtig verstehe, Loreley, dann ist der Weltraum das Reich der Götter, an die du und dein Volk glaubt.“, sagte Jekaterina. „Ja. Alles was von den Sternen kommt, ist göttlich. Du und Arikka, ihr kamt von den Sternen. Und zu den Sternen seid ihr zurückgegangen. Und dennoch seid ihr keine Götter.“ „Vielleicht bin ich ja eine Halbgöttin.“, sagte Jekaterina. „Eher eine Abgesandte.“ „Eine Frage noch, bevor wir uns mit Atahu, oder wie auch immer dein Widersacher heißen mag, befassen.“, sagte Jekaterina. „Du weißt von unserer Rivalität?“ „Es war nicht schwer zu erraten. Aber bevor wir uns näher über Atahu unterhalten hätte ich noch gerne gewusst, was mit denen passiert, die sterben.“, sagte Jekaterina. „Es freut mich, dass du versuchst, die Kultur meines Volkes zu verstehen, Jekaterina. Ein Rulone, der stirbt, wird verbrannt. Seine Seele geht zu den Sternen. Dadurch wird er göttlich.“ „Ich verstehe. Aber reden wir jetzt über Atahu. Ist er auch ein Rulone?“, wollte Jekaterina wissen. „Nein. Niemand weiß, woher er wirklich kommt. Aber seitdem er bei uns ist, hat sich vieles verändert. So hat Atahu den Spinnenkult eingeführt. Du musst wissen, dass in den Sümpfen eine riesige Spinne lebt.“ „Und ihr huldigt er.“, sagte Jekaterina. „Genau das. Jeden Monat verlangt er von meinem Volk, dass der Spinne die schönste Jungfrau geopfert wird. Wer sich weigert muss einen hohen Tribut als Gegenleistung zahlen. Ist er dazu nicht in der Lage, wird er auf Lebenszeit in die Sümpfe verbannt.“ 61 „Und was ist mit den Kriegern, die ihn begleiten?“, fragte Jekaterina. „Sie sind mir unterstellt. Aber er zieht sie mehr und mehr auf seine Seite. Er will meinen Thron.“ „Und wie bewerkstelligt er das?“, wollte Jekaterina wissen. „Er belegt sie mit einem Bann.“ „Einem Bann?“ „Ja. Wenn Atahu die Reihen der Krieger abschreitet, wird er von einer Frau begleitet, die ganz in schwarz gekleidet ist.“ „Und diese bannt dann den Krieger, der als nächstes zu Atahu überlaufen soll.“, sagte Jekaterina. „Mehr oder weniger.“ „In Ordnung. Ich weiß jetzt, was ich wissen muss. Allerdings will ich dir keine falschen Hoffnungen machen, Loreley. Es gibt Vorschriften, an die ich mich zu halten habe.“, sagte Jekaterina. In diesem Moment zirpte ihr Kommunikator. „Brücke an Captain.“, hörte Jekaterina die Stimme ihres ersten Offiziers. „Was gibt es, Nummer eins?“ „Unten auf dem Planeten geht die Post ab. Sie sollten sich das Mal ansehen.“, sagte Eric McClusky. „Verstanden, Nummer eins. Ich komme sofort.“ An Loreley gewandt, sagte Jekaterina: „Du solltest besser auch mitkommen.“ Auf der Brücke angekommen, nahm Jekaterina in ihrem Sessel Platz. Loreley hielt sich im rückwärtigen Bereich der Brücke auf. Auf dem großen Schirm konnten alle sehen, wie die von Atahu gebannten Krieger auf Dayani schossen. Aber kein Pfeil traf sein Ziel. Neben dem Krieger stand eine Frau, die exakt der Beschreibung von Loreley entsprach. Der Ausdruck in ihrem eleganten Gesicht war zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt. Offenbar versuchte sie, Dayani zu bannen, doch alle ihre Versuche blieben erfolglos. Die Antwort des Energiewesens ließ nicht lange auf sich warten. Dayani ballte die Hände zu Fäusten und stieß diese mit einem gewaltigen Hieb auf den Boden. Ein Energiestoß ging durch den Planeten. Dieser Energiestoß holte die gebannten Krieger zurück. Statt wie bisher das Energiewesen zu beschießen, gingen sie nun auf Atahus Begleiterin los. Diese flüchtete. Atahu versuchte die sie 62 verfolgenden Krieger zurückzurufen, doch diese gehorchten ihm nicht mehr. Denn Dayanis Energiestoß hatte den Bann gebrochen. Hasserfüllt starrte der Hühne das Energiewesen an. „Ich weiß zwar nicht, wie du hinter mein Geheimnis gekommen bist, aber du wirst mir für diesen Frevel teuer bezahlen. Die Sumpfspinne soll sich an dir laben.“, sagte Atahu. Als Antwort bekam er von Dayani ein höhnisches Lachen, ehe sie in einem weißen Lichtblitz wieder verschwand. Zurück blieb ein um seine Rache betrogener und wütender Atahu. Er wusste, es konnte für ihn noch eng werden. Denn jetzt, da ihm Loreleys Krieger nicht mehr gehorchten, lebte er gefährlich. Der Bann ließ sich nämlich nicht mehr erneuern, war er einmal gebrochen. Und das bedeutete auch, dass Loreley jetzt in der Lage war, ihn wegen versuchter Thronräuberei vor Gericht zu stellen, und zu verurteilen. An Bord der Kirow „Ich würde sagen, der finale Akt ist eingeläutet.“, sagte Jekaterina. „Aber noch nicht gespielt, Captain.“ „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. In diesem Moment meldete sich Keiko Tadashita zu Wort. „Captain! Ich empfange eine Nachricht von Präsidentin Arikka auf der Equinox. Sie wünscht, uns einen Besuch abzustatten.“, sagte sie. „Erlaubnis erteilt.“ Nachdem die Equinox Präsidentin Arikka an Bord der Kirow gebeamt hatte, wurde sie von zwei Soldaten der Sicherheitsteams zum Bereitschaftsraum geführt, wo Loreley und Jekaterina bereits auf sie warteten. Als die drei Frauen beisammen saßen begann Jekaterina zu erzählen. „Ich denke, es ist an der Zeit, zu erklären warum Dayani mich auf der Planetenoberfläche „Mutter“ genannt hat. Sie sieht in mir nämlich genau das, ihre Mutter. Den Namen „Dayani“ hat sie nämlich von mir.“, sagte Jekaterina. „Ich verstehe ehrlich gesagt noch weniger, als vorher. Dayani ist so… so… so mächtig. Als wäre sie eine Göttin. Und trotzdem nennt sie dich „Mutter.“ „Dayani ist im Grunde genommen ein Energiewesen. Sie sieht nur aus wie ein Mensch, in Wirklichkeit ist sie aber pure Energie.“, sagte Jekaterina. 63 „Wenn Dayani sie als ihre Mutter ansieht, Captain Romanova, wer ist dann der Vater?“ „Madam President, Dayanis Vater ist Captain James T. Kirk.“, sagte Jekaterina. „Wie ist das möglich? Dayani ist doch ein Energiewesen.“ „Dazu muss ich ein bisschen in der Geschichte etwas zurückgehen, Loreley. Genauer gesagt ins Jahr 2273. In diesem Jahr haben die Klingonen ein Wesen ein Wesen namens V´Ger angegriffen. Sie haben an diesem Tag drei Kreuzer der D-7-Klasse verloren.“, sagte Jekaterina. „Und was hat diese Geschichte mit Dayani zu tun, Captain?“ „Die USS Enterprise unter dem Kommando von James Kirk, damals im Rang eines Admiral, hatte den Auftrag V´Ger abzufangen. Auf dieser Mission verschwanden der erste Offizier der Enterprise, William Decker und Lieutenant Ilia spurlos. Zumindest ist das die offizielle Version. In Wirklichkeit hat sich Captain Decker geopfert und ist mit einer Sonde, die Ilia ähnelte, eine Verschmelzung eingegangen. Das Resultat dieser Vereinigung, war ein Lichtkreis, aus dem die USS Enterprise aufgetaucht ist. Doch als der Lichtkreis verschwunden war hat sich eine energetische Anomalie gebildet. Diese Anomalie sollten wir auf unserer ersten Mission untersuchen.“, sagte die Kommandantin. „Das mag zwar alles sein, aber welchen Beweis gibt es, dass Dayani einmal V´Ger war?“ „Wir wurden Zeugen, wie ein Ferengi-Schiff vernichtet wurde. Sehen sie, Madam President, aus dem Zentrum der Anomalie wurde eine Waffe auf der Basis von Plasmaenergie auf den Marauder abgefeuert. Das Schiff wurde von Energieblitzen eingehüllt, und war von einem Augenblick auf den anderen verschwunden. Auf dieselbe Art und Weise sind auch die D-7-Kreuzer verschwunden.“, sagte Jekaterina. „Das leuchtet ein. Und was passierte, nachdem das Ferengi-Schiff zerstört wurde?“ „Danach hat Unsere Kommunikationsoffizierin eine Nachricht mit dem Wortlaut „Gebt mir einen Namen“ empfangen.“, sagte Jekaterina. „Und du hast den Namen „Dayani“ ausgewählt. Der Name ist weiblich, sonst hättest du einen Sohn statt einer Tochter.“ Auf der Oberfläche des Planeten 64 Atahus Schwester Shiva war vor den Kriegern der Rulonen in die Sümpfe geflohen. Sie wusste, sie konnte ihrem jüngeren Bruder nicht mehr helfen. Jetzt war es wichtig, dass Shiva zumindest ihre eigene Haut rettete. Sie war oft gegenüber Atahu die Stimme der Vernunft gewesen, und am Anfang hatte er auch auf sie gehört. Doch als er sich dazu entschieden hatte, sich den Thron der Rulonen mit Gewalt anzueignen, hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie, genau wie alle anderen, seinen Befehlen Folge zu leisten hatte. Jedes Mal, wenn sie ihm widersprochen hatte, hatte Atahu ihr mit brutaler Härte gezeigt, dass sein Wort Gesetz war. Sie hatte zwar Angst, aber den Kopf verlor sie deshalb nicht. Das Reich der Sumpfspinne hatte sie wohl wissend gemieden. Ihr Ziel war ein abgelegenes Sumpfgebiet, das unbewohnt war. Bei einem ihrer zahlreichen Erkundungsausflüge hatte Shiva ein altes Raumschiff entdeckt. Dank des technischen Wissens, das ihr Bruder Atahu ihr vermittelt hatte, war sie in der Lage, das Schiff wieder instand zu setzen. Immer, wenn Shiva und Atahu sich heftig gestritten hatten, war sie dieses Sumpfgebiet aufgesucht und hatte an dem Schiff gearbeitet. Vor zwei Tagen hatte sie die letzten Arbeiten erledigt und einen kleinen Testflug gestartet. Im Palast der Rulonen saß Atahu auf dem Thron, auf dem eigentlich Loreley sitzen sollte. Er wusste, er musste einen Weg finden, wie er an dieser mysteriösen Frau Rache nehmen konnte. Doch wie dies bewerkstelligen, wenn sie gar kein Mensch war? Er selbst hatte mit eigenen Augen gesehen, wie diese Frau in einem Blitz aus weißem Licht einfach verschwunden war. Sie musste also eine Göttin sein. Oder zumindest eine Abgesandte von Loreleys Göttern. Im Sumpf hatte Shiva ihr Ziel erreicht. Ihr Schiff war startklar. Das Schiff, es handelte sich um einen Abfangjäger der F-302-Klasse stand auf Landekufen auf einer kleinen Lichtung. Über die leicht angewinkelten Flügel konnte man das Cockpit erreichen. Am Heck des Jägers waren zwei schräg angeordnete Heckflügel angebracht, die noch vor den beiden Triebwerken saßen. Die Cockpithaube konnte mit Hilfe eines Schalters an der Außenseite der Bordwand geöffnet werden. Shiva zog ihre Kleider aus und ging in den Sumpf. Sie ging am Ufer entlang, denn sie wusste, dass nur ein falscher Schritt den sicheren Tod bedeuten konnte. Doch auch hier gab es tückische Stellen. Shiva erwischte einen dieser Spots und steckte bald bis zur Unterkante ihrer Brüste im Morast. Mit Hilfe einer Ranke schaffte sie es aber, sich aus dem Schlamm zu befreien und ihren Weg fortzusetzen. An Bord der Kirow 65 „Jetzt wo Atahu keine Kontrolle mehr über deine Krieger hat, sollte er schnell seiner gerechten Strafe zugeführt werden.“, sagte Jekaterina zu Loreley. „Das wird er auch. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn du und Präsidentin Arikka dabei sein würdet. Dasselbe gilt natürlich auch für deine „Tochter“.“ „Es wäre mir eine große Ehre.“, sagte Jekaterina. Arikka wandte sich nun an die Rulonin. „Gestattet mir eine Frage.“, begann sie. „Was wollt ihr wissen?“ „Ich suche nach meinen Kindern. Mein Sohn Roric und meine Tochter Mitena. Sie wurden vor zwei Monaten von den Ferengi entführt. Hier verliert sich ihre Spur. Könnt ihr mir etwas über den Verbleib meiner Kinder berichten?“, fragte die Präsidentin. „Sie leben. Es ist meinen Ratgebern gelungen, ihre Identität vor Atahu geheim zuhalten.“ Arikka verkrampfte ihre Hände ineinander, bis die Knöchel weiß hervortraten. „Was… was… hat… er mit meinen Kindern vor?“, fragte sie. „Er hat vor, sie der Sumpfspinne als Opfer darzubieten. Er lässt wie besessen nach ihnen suchen.“ „Loreley… wäre es möglich die beiden hier auf die Kirow zu bringen? Hier wären sie sicher.“, warf Jekaterina ein. „Wenn du den Transport veranlassen kannst, ist das kein Problem.“ „Ist so gut wie erledigt.“, sagte Jekaterina. Auf der Planetenoberfläche Die Sonne hatte bereits begonnen unterzugehen, als das zweite Shuttle der Kirow, die Komarow, auf dem Platz vor der Tempelruine landete. Die Leiche des toten Kriegers war mittlerweile abtransportiert worden. Als Jekaterina und die anderen das Shuttle verließen, sah die Kommandantin der Kirow den F-302-Jäger in den Himmel aufsteigen. Auch Loreley sah ihn. „Shiva flieht.“, sagte sie knapp. „Wer ist Shiva?“ 66 „Atahus ältere Schwester.“, sagte Loreley. „Haben die beiden ein gutes Verhältnis zueinander?“ „Wohl kaum. Zumindest in den letzten drei Wochen. Die beiden haben sich immer heftig gestritten. Einmal habe ich gesehen, wie Atahu Shiva mit einer glühend heißen Eisenstange ihren Oberkörper malträtiert hat. Brust und Rücken sind mit Brandwunden übersät.“, sagte Loreley. „Was für ein Scheusal.“ „Monster trifft es besser, Präsidentin Arikka.“, sagte die Rulonin. Vom Balkon von Loreleys Arbeitszimmer sah auch Atahu den Start des Jägers. Seine Schwester floh also und ließ ihn im Stich. Diese Verräterin! Er ging wieder in den Raum, als sich die Tür öffnete und die rulonischen Krieger den Raum betraten und ihn umstellten. Ihr Anführer, von seiner Kleidung glich er einem römischen Zenturio, trat vor. „Hauptmann Atahu, im Namen des Gesetzes, ihr seid verhaftet.“, sagte er dann. „So einfach könnt ihr mich nicht verhaften. Ich bin euer Vorgesetzter.“ „Nicht mehr. Königin Loreley hat uns eine Nachricht zukommen lassen, wie mit euch zu verfahren ist. Ihr seid hiermit eures Postens enthoben. Ferner wird Anklage gegen euch erhoben.“, sagte der Zenturio. „Was wirft man mir denn vor?“ „Versuchte Thronräuberei und Massenmord.“, war die knappe Antwort. „Na schön klagt mich ruhig an. Aber vorher bestehe ich darauf, dass dieser komischen Frau, oder was immer sie auch sein mag, der Prozess gemacht wird.“ „Welche Frau meinst du, Atahu?“, fragte der Anführer der Rulonen-Krieger. „Vorhin auf dem Platz vor dem Tempel ist eine Frau aufgetaucht. Sie hat einen Energiestoß durch die Planetenoberfläche geschickt und damit den Bann gebrochen, mit dem einige eurer Krieger belegt waren.“ „Pech für dich, würde ich sagen. Wie dem auch sei, Atahu. Du kommst jetzt mit und damit basta!“, sagte der Zenturio. „Ja doch!“ Zwei Krieger nahmen Atahu in die Mitte, die übrigen postierten sich um ihn. So wurde er in den Thronsaal des Palastes gebracht. Als die kleine Gruppe den 67 Saal betrat staunte Atahu nicht schlecht. Denn auf Loreleys Thron saß Dayani, das Energiewesen. Lässig fläzte sie sich auf dem Thron herum, ein Bein lasziv über das andere gelegt. Atahu ahnte, dass sie ihn provozieren wollte. „Du schon wieder.“, sagte er verächtlich. „Ja, ich schon wieder. Glaubst du, ich lasse mir entgehen, wie man dich deiner gerechten Strafe zuführt?“ „Wer bist du, dass du dich auf einem Thron breit machst, der eigentlich mir gehört?“, fragte Atahu voller Zorn. „Mein Name ist Dayani. Und dies ist nicht dein Thron, sondern der Thron von Tante Loreley.“ „Ich wusste gar nicht, dass die Königin der Rulonen eine so vorlaute und respektlose Nichte hat.“, sagte Atahu. „Sie ist die Freundin meiner Mutter, Jekaterina Romanova, Kommandantin der USS Kirow.“ „Ach, was du nicht sagst.“, sagte Atahu gehässig. „Du riskierst ne verdammt dicke Lippe, für jemanden dessen Lebensuhr schon längst abgelaufen ist.“ „Aber bevor ich sterbe, bist du dran. Die Sumpfspinne verlangt ein neues Opfer. Und was ist besser dafür geeignet, als eine rotzfreche Göre, wie du eine bist.“, sagte Atahu. Dayani erhob sich. Und vor den Augen der anwesenden verwandelte sie sich in ihre eigentliche Form. Atahu erstarrte. Jetzt begriff er, warum er dieser Frau nicht habhaft werden konnte. Sie war ein Energiewesen. Wäre Shiva doch bloß hier! Dann könnte hätte sie Dayani bannen und unter Atahus Kontrolle bringen können. Als Dayani sich wieder zurückverwandelt hatte, öffnete sich die Tür und Loreley und ihre Begleiter betraten den Saal. „Wie ich sehe, hat man dich bereits verhaftet. Sehr gut.“, sagte die Königin der Rulonen. „Dank deiner neuen Freunde. Hättest du den Angriff nicht verhindert, hätten wir diese widerlichen Fremden vernichtet.“, sagte Atahu. „Jedenfalls haben diese Fremden mehr auf dem Kasten, als du.“ „Ach was du nicht sagst.“, sagte Loreleys Feind verächtlich. 68 „Im Gegensatz zu dir haben die Götter mich als würdig angesehen, ihr Reich zu betreten.“ „Moment mal! Soll das etwa ein Witz sein? Die Götter erlauben keinem Sterblichen, ihr Reich zu betreten. Das hast du immer gesagt.“, sagte Atahu. „Sieht so aus, als ob sie mir gnädig waren. Ich war im Reich der Götter. Ein Ort, an den du nie kommen wirst.“ „Ausgerechnet du!“, sagte Atahu und spuckte vor Loreley respektlos auf den Boden. „Eben ist Schluss. Atahu, du wirst hiermit zum Tode durch die eiserne Jungfrau verurteilt.“ „Ich habe das Recht auf einen fairen Prozess.“, sagte Atahu trotzig. „Bei der Liste deiner Vergehen? Niemals. Du hast versucht, mir meinen Thron zu stehlen. Und du hast viele Familien auseinandergerissen, als du ihre Töchter der Sumpfspinne geopfert hast. Der Spinnenkult ist mit sofortiger Wirkung abgeschafft.“ Atahu wollte noch etwas erwidern, doch Loreley gebot ihren Soldaten das Urteil sofort zu vollstrecken. Jekaterina und Arikka zogen es vor, bei der Vollstreckung von Atahus Urteil fern zu bleiben. Die Königin der Rulonen hatte dafür Verständnis. An Bord der Kirow Sternzeit 56220.4 Jekaterina saß an ihrem Schreibtisch in ihrem Quartier. Sie hatte gerade den abschließenden Bericht für diese Mission fertig geschrieben, als die Gegensprechanlage losging. „Brücke an Captain.“, hörte sie Eric McCluskys Stimme. „Was gibt’s Nummer eins?“ „Captain, die Königin der Rulonen hat uns für heute Abend zu einem Empfang eingeladen.“, sagte der erste Offizier. „Lassen sie ausrichten, dass wir die Einladung annehmen. Wann werden wir eigentlich erwartet?“ „Um 20:00 Uhr, Captain.“, sagte Eric McClusky. „In Ordnung, Nummer eins. Suchen sie später bitte ihre beste Abendgarderobe zusammen.“ 69 „Aye, Captain.“ Später am Abend, die Sonne war bereits untergegangen, hatten sich die Führungsoffiziere von Kirow, Titan und Enterprise im großen Saal des Palastes zusammengefunden. Auch die Präsidentin der Föderation, Arikka, vom Volk der Ariantu war anwesend. Alle warteten auf Loreley. Die Königin der Rulonen kam allerdings nach irdischer Zeitrechnung 15 Minuten zu spät. „Ihr seid zu spät, Majestät. Ihr lernt es wohl nie.“, sagte ihre Ratgeberin, eine schlanke dunkelhaarige Frau mit braunen Augen. „Du weißt doch, Aurélie, die Königin kommt nie zu spät, die anderen sind zu früh da.“ Für diesen Satz erntete Loreley ein heiteres Lachen. Jekaterina wollte schon auf die Knie gehen, als Loreley sie zurückhielt. „Du kniest vor niemandem nieder, „Joelina“. Dieser Name bedeutet im Rulonischen „Die Göttliche“. Er symbolisiert genau das, was du bist: Göttlich. Du kamst von den Sternen, und zu den Sternen wirst du wieder zurückgehen. Ich wünschte ich könnte dich begleiten und von dir lernen. Aber mein Platz ist hier.“, sagte Loreley. „Ich danke dir, für diese Ehre. Wenn ich wieder in der Nähe bin, komme ich dich besuchen. Das verspreche ich.“ „Ich nehm dich beim Wort. Doch bevor sich unsere Wege trennen, habe ich ein Geschenk für dich, Jekaterina. Es soll dich an deine Zeit hier bei uns erinnern.“, sagte die Rulonin. Dann klatschte sie in die Hände. Die große Doppeltür öffnete sich und ein Diener betrat den Raum. Auf den Händen trug einen in weißes Leinentuch gehüllten Gegenstand. Als der Mann neben seiner Herrin stand, wurde das Tuch zurückgeschlagen. Zum Vorschein kam ein Schwert mit einer 25 cm langen, wellenförmig geschliffenen Klinge. Der Griff war aus Messing und war mit drei Rubinen auf der Vorder- und drei Smaragden auf der Rückseite verziert. „Dieses Schwert gehörte Rega. Dem ersten König von Rulon. Durch dieses Schwert wird mein Geist über dich wachen, Jekaterina. Wo immer du auch sein magst.“, sagte Loreley. „Ich danke dir.“ Der Abend ging zu Ende. Doch bevor sich die Runde auflöste, löste Loreley ihre Versprechen ein, dass sie Arikka gegeben hatte. Auf ein Zeichen öffnete sich eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Eine mysteriöse 70 Gestalt, deren Gesicht durch einen weißen Umhang verdeckt war, führte zwei Kinder herein. Einen Jungen, und ein Mädchen. „Wir Rulonen pflegen zu unserem Wort zu stehen. Ich versprach euch, eure Kinder wieder in eure Obhut zu geben, Präsidentin Arikka. Hiermit löse ich mein Versprechen ein.“, sagte Loreley. An Bord der Kirow Zurück an Bord ihres Schiffes begab sich Jekaterina in den Bereitschaftsraum. Regas Schwert lag neben ihr auf dem Tisch. Sie hatte gerade Platz genommen, als ihr Kommunikator zirpte, den sie an ihrem Paillettenkleid angeheftet hatte. „Brücke an Captain.“, hörte sie Keikos Stimme. „Was gibt es Keiko?“ „Admiral Janeway wünscht sie zu sprechen.“, sagte Keiko. „Stellen sie durch.“ Auf dem kleinen Bildschirm erschien Kathryn Janeways Gesicht. „Admiral Janeway.“, sagte Jekaterina. „Captain Romanova.“ „Haben sie eine neue Mission für uns?“, fragte Jekaterina. „Dazu komme ich gleich. Aber jetzt darf ich ihnen erst einmal meine Anerkennung aussprechen, wie sie die Mission gemeistert haben. Obwohl ich zugeben muss, dass diese Mission auch ein Fiasko hätte werden können. Ich frage mich allen Ernstes, wie es passieren konnte, dass man ihrem Schiff kein Sicherheitsteam zugewiesen hat.“ „Präsidentin Arikka hat sich dieser Sache persönlich angenommen, Admiral.“, sagte Jekaterina. „Ich habe davon gehört. Alles handverlesene Leute. Aber nun zu ihrer nächsten Mission. Fliegen sie in den Gamma-Quadranten. Unterwegs docken sie an der Raumstation Deep Space Nine an. Dort kommen ihre Chefärztin und ihr neuer Fähnrich an Bord.“ „Was sollen wir im Gamma Quadranten, Admiral Janeway?“, fragte Jekaterina. „Botschafterin Wai Lin Luan wird vermisst. Ihr Schiff hat sich zuletzt im Gamma-Quadranten nach einem Zwischenhalt bei DS9 gemeldet. Seitdem haben wir nichts mehr von Botschafterin Luan gehört. Finden sie heraus, was passiert 71 ist. Admiral Janeway Ende.“ 72 Kapitel 4: USS Kirow - Mission 4 -------------------------------- USS KIROW MISSION 4 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56229.5 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir haben den Gamma-Quadranten erreicht und haben nun Kurs auf Raumstation Deep Space Nine genommen. Hoffentlich bekommen wir ein paar Informationen, was mit Botschafterin Luan passiert sein Könnte. Außerdem bekommen wir endlich unsere Chefärztin. Was aber in keinster Weise bedeuten soll, dass Doktor Parsons keinen guten Job macht.“ Jekaterina klappte das Computerlogbuch ihres Schiffes zu und rieb sich dann die Schläfen. „Ich bin todmüde.“, sagte sie. „Wollen sie sich etwas hinlegen, Captain? Ich kann hier weitermachen.“ „Gern, Nummer eins. Ich könnte etwas Ruhe gebrauchen. Rufen sie mich, wenn wir Deep Space Nine erreichen.“, sagte Jekaterina. „Ja, Captain.“ Als Jekaterina die Brücke der Kirow verließ, hörte sie noch die Stimme von Eric McClusky. „Kommandant verlässt die Brücke.“, sagte er. In ihrem Quartier legte sich Jekaterina auf ihr Bett und schloss die Augen. Und schon bald kam der Schlaf. Und mit ihm die Träume. In ihrem Traum sah Jekaterina sich und Loreley auf dem Balkon ihres Palastes stehen. Die Königin der Rulonen trug wieder das weiße Satinkleid und die weißen Sandaletten, die sie am Abend des Empfangs für die Repräsentanten der Föderation getragen hatte. Jekaterina trug dieses Mal das Outfit, das Dayani immer zu tragen pflegte. Beide legten einen Arm um die Taille der anderen und sahen zum Himmel hinauf. Loreley wandte Jekaterina das Gesicht zu. „Eines Tages, Kleine, wird meinem Volk der Warpantrieb zur Verfügung stehen. Dann wird das Volk der Rulonen der Föderation beitreten.“, sagte sie dann. Um 21:15 Uhr irdischer Zeitrechnung erreichte die Kirow die Raumstation Deep Space Nine. Die Station war unverkennbar. Deep Space Nine war eine runde Konstruktion mit drei Andockbuchten auf der Oberseite und drei weiteren Andockbuchten auf der Unterseite, die mit Streben mit dem inneren Ring verbunden waren. Im Zentrum des inneren Ringes befand sich das Hauptquartier der Kommandantur, das über sechs weitere Streben mit dem inneren Ring verbunden war. Unverkennbar war auch der kuppelförmige 73 Aufbau auf der Oberseite des Kommandomoduls. Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow, tippte an den kleinen Kommunikator an seiner Uniformjacke. „Brücke an Captain.“, sagte er. Die Antwort seiner Vorgesetzten kam umgehend. „Was gibt’s, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Captain, wir haben Deep Space Nine erreicht.“ „In Ordnung, Nummer eins. Lassen sie andocken. Ich komme sofort.“, sagte Jekaterina. Jekaterina kam auf die Brücke, als die Kirow an einer der Andockstationen von Deep Space Nine festmachte. „Ich werde mal dem Stationskommandanten meine Aufwartung machen, Nummer eins. Sie machen inzwischen weiter.“, sagte Jekaterina. „Ja, Captain.“ Doch gerade als die Kommandantin der Kirow die Brücke verlassen wollte, zirpte ihr Kommunikator. „Transporterraum 4 an Brücke.“, hörte Jekaterina Chief McKennas Stimme. „Ich höre, Mr. McKenna.“ „Captain, uns wurde eine weibliche Person zum Beamen auf unser Schiff angekündigt.“, sagte Jettediah McKenna. „Verstanden. Veranlassen sie alles für den Transfer, dann melden sie sich noch mal bei mir.“ „Es ist alles soweit fertig, Captain.“, sagte Chief McKenna. „Energie.“ Kurze Zeit später kam die Bestätigung für einen erfolgreichen Transfer. „Transporterraum 4 an Brücke. Eine weibliche Person an Bord.“, sagte Jettediah McKenna. „Danke, Mr. McKenna.“ Jekaterina wollte erneut die Brücke verlassen, als sich Keiko Tadashita zu Wort meldete. 74 „Captain! Ich habe gerade eine Nachricht von Major Kira erhalten.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht von Kira Nerys. „Major Kira.“, begrüßte Jekaterina die Kommandantin von Deep Space Nine. „Captain Romanova.“ „Was verschafft mir die Ehre dieses Gesprächs, Major?“, fragte Jekaterina. „Sie wurden mir bereits angekündigt, Captain. Und ich hätte gerne einige Dinge mit ihnen erörtert.“ „Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, um ihnen meine Aufwartung zu machen, als mir von einem meiner Chiefs, in den Transporterräumen der Transfer einer weiblichen Person angekündigt wurde.“, sagte Jekaterina. „Verstehe. Und jetzt erwische ich sie sprichwörtlich auf dem Sprung.“ „Genau das, Major. Ich werde noch unser neues Besatzungsmitglied an Bord willkommen heißen, dann begebe ich mich direkt zu ihnen.“, sagte Jekaterina. „Das ist doch ein Wort, Captain. Major Kira Ende.“ Jekaterina kam gerade aus dem Turbolift, als sie im Gang auf das neue Besatzungsmitglied traf. Jekaterina blickte in das runde Gesicht einer Frau, die sich ihrer Schönheit und auch ihrer Weiblichkeit durchaus bewusst war. Ihrer Uniform nach zu urteilen gehörte sie zum medizinischen Personal. Die Frau war 1,68 m groß und hatte haselnussbraune Augen. Ihre Nase war nicht zu dick und nicht zu dünn. Ihre brünetten Haare trug sie offen, sodass sie bis zu ihrer Achselhöhle reichten. Und wenn Jekaterina es nicht besser gewusst hätte, dann hätte sie ihr neues Besatzungsmitglied doch glatt für Penelope Cruz gehalten, sah sie dieser doch gespuckt ähnlich. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin.“, begrüßte sie die Frau. „Doktor Juanita Garcia. Ich bin ihre neue Chefärztin. Bitte um Erlaubnis, meinen Dienst antreten zu dürfen, Capitán.“ „Erlaubnis erteilt, Doktor.“ Jekaterina begleitete ihre neue Chefärztin zu ihrem neuen Arbeitsplatz. „Ich befürchte, dass sie eine personell unterbesetzte Krankenstation vorfinden werden.“, sagte Jekaterina. 75 „Das ist nicht gut. Haben wir wenigstens Fachärzte?“ „Wir haben nur eine Ärztin, Dr. Parsons. Und mit Anita Dark einen Fähnrich. Das ist das ganze Personal, das ihnen zur Verfügung steht, Dr. Garcia.“, sagte Jekaterina. Die Ärztin lehnte sich an eine Wand und seufzte schwer. „Madre mia! Das ist alles andere als gut.“ „Tut mir leid, Doktor. Aber mehr Personal hat man mir nicht zugeteilt.“, sagte Jekaterina. „Ich mache ihnen auch keinen Vorwurf, Capitán. Bueno. Dann kümmere ich mich eben selbst darum.” „Und woher wollen sie die Leute nehmen?“, fragte Jekaterina. „Das überlassen sie bitte mir. Ich weiß schon, was ich tun muss. Und ich werde dafür sorgen, dass alle ihren Job ernst nehmen.“ „Sie überlassen wohl nichts dem Zufall Doktor Garcia.“, sagte Jekaterina. „Das tue ich nie, Capitán. Wer etwas dem Zufall überlässt, ist nachlässig. Und Nachlässigkeit führt zu Schlamperei. Und ich hasse Schlamperei.“ „Oh.“, sagte Jekaterina. Die beiden Frauen erreichten die Krankenstation. Beatrix Parsons behandelte gerade eine leichte Schnittwunde, während Anita Dark die Medikamentenliste abarbeitete. Als Dr. Parsons mit ihrer Tätigkeit fertig war, sah sie auf. Und in das Gesicht ihrer neuen Vorgesetzten. Sofort nahm sie Haltung an. „Stehen sie bequem, Dr. Parsons.“, sagte Juanita. „Danke Chef.“ Jekaterina war erleichtert, dass die beiden Ärztinnen gut miteinander harmonierten. „Okay, Ladies. Ich verschwinde, Major Kira erwartet mich.“, sagte sie. Wenig später trat Jekaterina durch eine der Schleusen und befand sich im Inneren von Deep Space Nine. Da sie schon früher oft hier gewesen war, fand sie sich problemlos zurecht. Als sie durch die Gänge spazierte begegnete sie einem Sicherheitsbeamten. „Captain Jekaterina Romanova?“, fragte er unverhofft. 76 „Die bin ich.“ „Folgen sie mir bitte. Major Kira erwartet sie schon.“, sagte der Beamte, ein zwei Meter großer Hüne mit roten Haaren. „Vielen Dank.“ Der Mann ging voraus und führte Jekaterina zu ihrem Ziel. 2 Minuten später betrat Jekaterina das Büro des Kommandanten. Major Kira saß hinter ihrem Schreibtisch, stand aber auf, als Jekaterina eintrat. Kira war eine 1,72 m große Brünette vom Volk der Bajoraner. Jekaterina erkannte dies an den fünf Einschnitten in der Haut im Bereich des Nasenbeins. Major Kira hatte braune Augen und schulterlange Haare, die ihr ovales Gesicht stärker hervorhoben. „Captain Romanova. Bitte nehmen sie Platz.“, sagte Major Kira. „Spassiba.“ „Wie ich bereits sagte, hat man mir ihr Kommen bereits angekündigt, Captain. Und ich bin echt froh, dass sie hier sind.“, begann Kira das Gespräch. „Warum denn dieses?“ „Ganz einfach. Vor zwei Tagen wurde die USS Concord schwer beschädigt. Das Schiff wurde aus dem Hinterhalt angegriffen.“, sagte Kira. „Wer war es? Die Cardassianer?“ „Nein, Captain. Obwohl ich es ihnen durchaus zutrauen würde.“, sagte Kira. „Die Ferengi? Die hätten allen Grund für so einen Angriff.“ „Wie darf ich das verstehen, Captain Romanova?“, fragte Kira. „Ich hab den Ferengi auf unserer zweiten Mission das Geschäft vermiest. Meine neue Counselor war eine Gefangene der Ferengi.“ „Zugegeben, die Ferengi hätten wirklich allen Grund für so einen Hinterhalt. Aber sie waren es auch nicht. Die D´Kora-Schiffe kann man nicht verwechseln.“, sagte Kira. In diesem Moment ging die Kom-Anlage auf dem Schreibtisch von Major Kira los. „Krankenstation an Kira.“, hörte Jekaterina eine Männerstimme. „Was gibt’s Doktor?“ 77 „Major, Captain Peskow hat soeben das Bewusstsein wieder erlangt.“, sagte der Arzt. „Ist er ansprechbar?“ „Das schon. Aber ich würde dringend davon abraten, ihn zu besuchen.“, sagte der Doktor. „Ist Captain Peskows Zustand so schlecht?“ „Bedauerlicherweise.“, sagte der Arzt. Kira war nicht entgangen, dass Jekaterina bei der Erwähnung des Namens von Anatoli Peskow kreidebleich geworden war. „Ich nehme an, dass sie Captain Peskow sehr gut kennen, so wie sie bei der Erwähnung seines Namens reagiert haben, Captain Romanova.“, sagte Kira. „Er war mein Mentor, Major.“ „Es gibt allerdings noch etwas, dass sie wissen sollten, Captain Romanova.“, sagte Kira. Jekaterina hatte das Gefühl, als würde sich ihr der Magen zusammenziehen. Sie ahnte, dass es schlechte Neuigkeiten von ihrem Bruder gab. „Bei dem Überfall wurden der erste Offizier und die Counselor gefangen genommen.“, sagte Kira. Jekaterinas Herz schlug schneller. „Wie lautet der Name des ersten Offiziers der Concord?“, fragte sie. „Jewgeni Romanova. Wieso fragen sie?“ „Er ist mein jüngerer Bruder, Major.“, sagte Jekaterina. „Ich kann verstehen, wie sie sich fühlen, Captain Romanova. Und ich ahne, dass ihr Zorn auf diese Kerle entsprechend groß sein muss. Ich möchte ihnen allerdings noch einen Rat mit auf den Weg geben, Captain. Wenn ihnen diese Kerle begegnen, verzetteln sie sich bitte nicht in eine Vendetta.“ „Keine Bange. Ich ziehe diesen Bastarden nur das Fell über die Ohren.“, sagte Jekaterina. Deep Space Nine 20:40 Uhr Jekaterina betrat die Krankenstation. Eine Krankenschwester brachte die 78 Kommandantin der Kirow in das Zimmer, in dem Anatoli Peskow untergebracht war. „Bist du wach, Anatoli?“, fragte sie leise. „Schläfst du mit offenen Augen?“ „Wie fühlst du dich?“, fragte Jekaterina. „Wie ein alter Mann.“ „Ich bringe Jewgeni wieder nach Hause, das Versprechen gebe ich dir.“, sagte Jekaterina. „Ich wusste, dass du das sagen würdest. Sei vorsichtig, Jekaterina. Diese Mistkerle greifen an, wenn du am wenigsten damit rechnest.“ „Keine Bange, Anatoli. Es ist zwar erst unsere vierte Mission, aber nichts, was wir nicht meistern könnten.“, sagte Jekaterina. „Hast du schon die erste der vier wichtigsten Lektionen vergessen, Jekaterina?“ „Du meinst, einen Feind niemals zu unterschätzen? Diese Lektion werde ich nie vergessen. Du hast sie mir oft genug eingebläut. Und keine Angst, ich habe einen Plan.“, sagte Jekaterina. „Was um Himmels Willen hast du vor, Jekaterina?“ „Ich spiele mit den Brüdern Katz und Maus. Dieses Mal werden wir diese Kerle mit ihren eignen Waffen schlagen.“, sagte Jekaterina. Auf dem Weg zurück zur Kirow begegnete Jekaterina einem jungen Fähnrich. Der junge Mann war 1,88 m groß und hatte braune Augen. Seine braunen Haare hatte er kurz geschnitten und einen kleinen Teil zu einem Zopf geflochten. Jekaterina schätzte das Alter des Fähnrichs auf 16 Jahre. Auffällig war auch der athletische Körperbau des jungen Mannes. Das ovale Gesicht mit der breiten Nase zeigte offene Nervosität. „Kann ich ihnen helfen, Fähnrich?“, sprach Jekaterina den Fähnrich an. „Ich soll mich an Bord der Kirow melden.“ „Dann haben wir dasselbe Ziel. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin.“, sagte Jekaterina. Sofort nahm der Fähnrich Haltung an. „Fähnrich Justin Wichrowski meldet sich zum Dienst, Captain.“ 79 „Stehen sie bequem, Mr. Wichrowski.“, sagte Jekaterina. An Bord der Kirow führte Jekaterina den neuen Fähnrich auf die Brücke. „Darf ich ihnen unser neuestes Besatzungsmitglied hier auf der Brücke, Fähnrich Justin Wichrowski vorstellen?“, fragte Jekaterina in die Runde. Eric McClusky hielt dem Fähnrich die Hand hin. „Willkommen an Bord, Fähnrich Wichrowski.“, sagte er. „Danke, Sir.“ Nachdem sich der junge Fähnrich mit den anderen Brückenoffizieren bekannt gemacht hatte, bat Jekaterina ihn, Commander McClusky, sowie Counselor Kahn zum Gespräch in den Bereitschaftsraum. „Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, also fangen wir an. Major Kira hat mir mitgeteilt, dass die Concord vor zwei Tagen bei einem Angriff aus dem Hinterhalt schwere Schäden davon getragen hat. Der erste Offizier und die Counselor gerieten in Gefangenschaft.“, begann die Kommandantin das Gespräch. „Sollen wir die beiden rausholen, Captain?“ „Nein, Nummer eins. Wir haben bislang keinerlei Befehle in dieser Hinsicht erhalten. Ab sofort gilt dauerhaft Gefechtsalarm. Die Schilde und die Waffensysteme bleiben bis auf Widerruf aktiviert. Die taktische Station wird mit sofortiger Wirkung mit zwei Mann besetzt. Wir müssen jetzt äußerst wachsam sein. Denn mir wurde von Captain Peskow berichtet, dass diese Bastarde gerade dann angreifen, wenn man es am wenigsten erwartet.“, sagte Jekaterina. „Weiß man denn schon, wer den Hinterhalt gelegt hat, Captain?“ „Nein. Aber früher oder später werden wir diese Mistkerle aufspüren.“, sagte Jekaterina. „Bekommen wir wenigstens einen Sicherheitsoffizier, Captain?“ „Bedauerlicherweise nein, Nummer eins. Zumindest keinen festen. Er wird uns aber für den Rest unserer Mission begleiten.“, sagte Jekaterina. „Wird es ein Mann oder eine Frau?“ „Major Kira hat uns Lieutenant Jennifer Bond zugewiesen. Sie soll mit dem restlichen medizinischen Personal an Bord kommen.“, sagte Jekaterina. „Restliches medizinisches Personal? Hab ich da was nicht mitgekriegt, 80 Captain?“ „Doktor Garcia, unsere neue Chefärztin, hat für die Krankenstation noch zusätzliches Personal angefordert. Was ich ihr ehrlich gesagt auch nicht verdenken kann. Im Prinzip haben wir nach wie vor noch nicht einmal unsere Soll-Stärke erreicht.“, sagte Jekaterina. An Bord eines fremden Schiffes irgendwo im Gammaquadranten Jewgeni Romanova saß auf seiner Pritsche in der Arrestzelle des Schiffes. Im Gegensatz zu seiner älteren Schwester Jekaterina hatte er schwarze, bis zu den Ohrläppchen reichende Haare und haselnussbraune Augen. Er war mit 1,70 m 3 cm größer als seine Schwester und war athletisch gebaut. Jewgeni hatte ein ovales Gesicht und einen adrett rasierten Dreitagebart. Seine Nase war weder zu dünn noch zu dick. Jewgeni sah sich in der Zelle um, war er doch nicht allein. Direkt neben ihm auf der Pritsche saß seine Bordkameradin Counselor Maria Merryweather. Maria war eine 1,68 m große Blondine mit braunen Augen. Wie jede Counselor stammte sie vom Planeten Betazed. Doch im Gegensatz zu Deanna Troi waren ihre telepathischen Fähigkeiten voll ausgebildet. Denn sowohl Mutter als auch Vater waren Betazoiden. Bekleidet war Maria mit einem schulterfreien, figurbetonenden, türkisenen Kleid und Schuhe mit flachen Absätzen, die farblich zum Kleid passten. Ihre blonden Haare trug sie offen, so dass sie bis zu den Schulterblättern reichten. Counselor Merryweather hatte ein ovales Gesicht mit einer grazilen Nase. Ihren Körper hätte Jewgeni einem Model zugeordnet. Die nächste Person, die Jewgeni in Augenschein nahm sah ganz anders aus. Sie hatte wie er schwarze Haare. Allerdings reichten ihre bis zur Achselhöhle. Und verglichen seiner Bordkameradin war diese Frau wesentlich graziler gebaut. Ja, sie wirkte fast zerbrechlich. Was Jewgeni besonders auffiel, waren ihre grünen Augen. Und natürlich ihr ovales Gesicht mit einer attraktiven Nase. Bekleidet war die 1,65 m große Frau mit einem transparenten Seidenkleid. Jewgeni hatte sie zwar noch nie gesehen, doch er wusste genau, dass es sich um Botschafterin Wai Lin Luan handelte. Zorn stieg in ihm auf. Er hasste diese Schufte. Wie konnten sie nur so respektlos mit einer Diplomatin der Föderation umgehen? Jewgeni erinnerte sich noch sehr genau an diesen hinterhältigen Angriff. Die Concord war auf einer Routinemission unterwegs. Der Auftrag lautete einen unbekannten Planeten zu kartographieren. Sie hatten gerade damit begonnen, als ihr Schiff aus heiterem Himmel durch Photonentorpedos unter Beschuss genommen wurde. Danach hatten sich diese Bastarde die Energieversorgung vorgenommen und mit einer Phasersalve die Energie für die Waffensysteme und die Schilde außer Gefecht gesetzt. Die Concord war nun wehrlos. Danach war es ein leichtes, das Schiff zu entern. Doch so einfach, wie sich diese Kerle das vorstellten, lief es dann doch nicht. Denn die Crew der Concord hatte erbitterten Widerstand geleistet. Doch 81 zu guter Letzt musste die Concord kapitulieren. Jewgenis Vorgesetzter weigerte sich zuerst, doch als er sah, dass sein erster Offizier und die Counselor unter den Gefangenen waren, war er schließlich eingeknickt. Doch diese Kerle hatten ihn dennoch eiskalt lächelnd über den Haufen geschossen. Und der Grund lag glasklar auf der Hand. Diese Bastarde konnten keine Zeugen gebrauchen. Wenn etwas bis zum Flottenoberkommando durchsickerte, dann konnte es gut möglich sein, dass man dort jedes verfügbare Schiff zur Jagd auf diese kriminellen Schleimbeutel losschicken würde. Und genau darauf hoffte Jewgeni natürlich. „Was glauben sie, haben diese Kerle mit uns vor, Commander?“, fragte Maria Merryweather Jewgeni. „Keine Ahnung. Nichts Gutes nehme ich an. Wenn sie noch nicht einmal eine Diplomatin mit dem ihr zustehenden Respekt behandeln, warum sollte es dann bei uns anders sein. Wahrscheinlich wissen diese Burschen nicht einmal, was Respekt überhaupt bedeutet.“ „Aber wozu das Ganze?“, fragte Maria weiter. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, dass man mittlerweile beim Flottenoberkommando Bescheid weiß, und die entsprechenden Maßnahmen ergreift. Starfleet Command kann nicht einfach wegsehen, und so tun als wäre nichts geschehen.“ „Das gäbe einen Skandal. Und einen Skandal kann sich die Raumflotte bestimmt nicht leisten.“, sagte Maria. Kaum hatte sie ihren Satz beendet kam einer der Wärter in den Raum. Jewgeni musterte ihn. Der Außerirdische war 2,10 m groß und hatte eine stämmige Figur. Bewaffnet war er mit einer doppelläufigen Pistole und trug eine starke Lederrüstung. Der Fremde hatte einen ovalen Kopf und vier Augen sowie sechs Nasenlöcher. Auf der Kopfoberseite konnte Jewgeni mehrere knochige Auswüchse erkennen. „Ich hab doch gesagt „Keine Gespräche“.“, sagte er mit einem tiefen Basston. „Ja das hast du gesagt, du bajoranischer Haubentaucher. Aber deine Regeln interessieren mich ehrlich gesagt einen feuchten Dreck.“ „Ich bin Trakener, Erdenbewohner.“, sagte der Außerirdische. „Ich hab auch einen Namen, mit dem du mich ansprechen kannst.“ „Und wie lautet er?“, fragte der Trakener. „Jewgeni.“ 82 „Ich bin Kurek. Und ihr befindet euch an Bord der Hensa.“, sagte Kurek. „Und was passiert jetzt mit uns?“ „Dasselbe, was mit jedem passiert, der in unsere Gefangenschaft gerät. Ihr werdet bis zu eurem Tod in den Minen auf Karshan unserer Heimatwelt arbeiten.“, sagte der Trakener. „Fang schon mal an zu beten, du klingonischer Vollpfosten. Und zwar dafür, dass dir das Flottenoberkommando der Raumflotte euch nicht alle verfügbaren Schiffe auf den Hals hetzt.“ „Oh, jetzt hab ich aber Angst. Ich weiß sehr wohl, dass du Föderationsoffizier bist. Und ganz ehrlich: Ich hab keine Angst vor deiner Föderation. Auf die geb ich höchstens einen feuchten Furz.“, sagte Kurek. „Arschloch.“ „Jetzt hör mir mal gut zu, Jewgeni. Ich hab eine Engelsgeduld. Aber irgendwann ist Schluss mit lustig. Noch so eine Beleidigung und ich puste dir gleich den Schädel weg.“, sagte der Trakener. „Aber lasst um Himmels willen die Botschafterin gehen. Was hat sie euch getan?“ „Sie hatte einfach Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Und nur weil sie Botschafterin ist, sollen wir sie bevorzugt behandeln? So etwas gibt es bei uns nicht. Wir Trakener behandeln jeden Gefangenen gleich. Egal ob Diplomat, Krieger, oder sonst was.“, sagte Kurek. An Bord der Kirow Jekaterina saß im Bereitschaftsraum. Sie war nach der Besprechung mit ihrem ersten Offizier, der Counselor und ihrem neuen Fähnrich dort geblieben. Vor wenigen Minuten hatten ihr Chief Igualada und Chief King mitgeteilt, dass alle neuen Mitarbeiter der Krankenstation an Bord gebeamt und wohl behalten an ihrem Arbeitsplatz angekommen waren. Zuletzt hatte ihr Chief O´Shane die Ankunft von Jennifer Bond, dem neuen Sicherheitsoffizier gemeldet. Kurz darauf ertönte der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Frau, die eintrat, war eine 1,69 m große, schlanke, rothaarige mit einer üppigen Oberweite. Ihre Haare trug sie offen, sodass sie bis zur Achselhöhle reichten. Jennifer Bond hatte ein ovales Gesicht mit einer grazilen Nase und braunen Augen. Die Offizierin salutierte. „Lieutenant Jennifer Bond meldet sich zum Dienst, Captain.“, sagte sie. 83 „Willkommen an Bord, Lieutenant.“ „Bitte um Erlaubnis, meinen Dienst aufnehmen zu dürfen.“, sagte Jennifer Bond. „Erlaubnis erteilt, Miss Bond.“ „Danke, Captain.“, sagte Lieutenant Bond. Zurück auf der Brücke gab Jekaterina den Befehl zum Ablegen der Kirow. „Miss Sherrock, bringen sie uns raus.“, sagte sie. „Aye, Captain.“ Als das Schiff der Sovereign-Klasse auf seinen neuen Kurs eingeschwenkt war, gab Jekaterina den Befehl die Schilde und die Waffensysteme zu aktivieren. „Miss Bond, Mr. Riley. Ab sofort halten sie beide ihre Augen und Ohren offen. Wir können uns keine Nachlässigkeiten erlauben.“, sagte sie. Kaum hatte Jekaterina ihren Satz beendet, da hob Keiko Tadashita den Kopf. „Captain! Ich habe einen Notruf.“, sagte sie. „Auf den Lautsprecher.“ Dann hörten es alle. „Hier ist die Scorpion. Wir werden angegriffen und brauchen Hilfe. Unsere Position ist…“ Eine Explosion war zu hören. Dann war es still. „Arme Schweine.“, sagte Eric McClusky. „Fliegen wir trotzdem hin. Vielleicht finden wir heraus, wer für den Angriff verantwortlich ist, Nummer eins.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56229.7 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir haben einen Notruf der Scorpion aufgefangen. Leider wurde das Schiff zerstört, bevor es seine Position durchgeben konnte. Wer auch immer für die Vernichtung der Scorpion verantwortlich ist, auf dessen Konto geht auch der Angriff auf die Concord.“ Jekaterina lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Links von ihr saß dieses Mal Justin Wichrowski. Eric McClusky hatte auf eigene Bitte eine Pause eingelegt. Die Stimme des jungen Fähnrichs riss die Kommandantin der Kirow aus ihren Gedanken. 84 „Was meinen sie, Captain? Wie lange wird es noch dauern, bis wir auf diese Bande stoßen?“, fragte er. „Schwer zu sagen, Mr. Wichrowski. Aber es ist nur eine Frage der Zeit.“ „Wenn sie Recht haben, Captain, und danach sieht es aus, dann gehen der Angriff auf die Concord und auf die Scorpion auf das Konto dieser Rotzlutscher.“, sagte Justin Wichrowski. „Das habe ich so nicht gesagt, Fähnrich. Und achten sie gefälligst auf ihre Ausdrucksweise.“ Jardanka meldete sich von der wissenschaftlichen Station. „Captain! Unsere Sensoren haben ein Trümmerfeld geortet.“, sagte sie. „Wann erreichen wir es?“ „5 Minuten, nicht mehr.“ Schließlich befand sich die Kirow in sicherer Entfernung zu den Trümmern. Jekaterina fröstelte. Doch als ein Trümmerteil mit dem Namen „SCORPION“ ins Blickfeld schwebte, lief ihr ein eiskalter Schauer des Entsetzens den Rücken runter. Sie dachte an all die Menschen, die auf diesem Schiff den Tod gefunden hatten. „Da scheint jemand keine Zeugen gebrauchen zu können, Captain.“, sagte Justin Wichrowski. „Da. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, wusste, dass irgendjemand den Notruf der Scorpion hört.“ „Die Täter sind bestimmt noch in der Nähe.“, sagte Fähnrich Wichrowski. „Davon können wir ausgehen, Mr. Wichrowski. Die werden sicher wissen wollen, ob jemand auf den Notruf der Scorpion reagiert hat.“ Kaum hatte Jekaterina ihren Satz beendet, da meldete sich Alex Riley von der taktischen Station. „Captain, unsere Langstreckensensoren haben ein Schiff erfasst. Position 2 Uhr.“, sagte er. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm wurden die Umrisse eines Schiffes sichtbar. 85 „Vergrößern.“, befahl Jekaterina. Das fremde Schiff hatte einen schmalen Rumpf. Die Rumpfspitze stand etwas über. An den Seiten der unteren Rumpfhälfte waren zwei Wülste, in denen jeweils eine Einlassöffnung zu sehen war. Auch auf der oberen Hälfte des Rumpfes, deren Spitze den Überhang bildete, befanden sich zwei Öffnungen, die allerdings etwas kleiner waren. Hinter einer großen Glasfront, an der Spitze des Buges befand sich die Kommandobrücke. Ein Stück weiter hinten ragten zwei riesige kreisförmige Gebilde auf, die blau leuchteten. Eins befand sich auf der Rumpfoberseite, das andere auf der unteren Seite des Rumpfes. „Blick achtern.“, befahl Jekaterina. Hinter den beiden runden Aufsätzen verlief der Rumpf des fremden Schiffes gerade weiter. Am Heck ging der Rumpf in eine Art Zapfen über. „Wie sieht es mit der Bewaffnung aus?“, fragte Jekaterina. Es war jedoch Jennifer Bond, die antwortete. „Das Schiff verfügt über 14 Turbolasertürme auf jeder Seite. Dazu kommen noch einmal 6 Abschussrampen für Photonentorpedos. Drei vorne, drei hinten. Der Rumpf besteht aus einer Duranium-Beskar-Legierung. Die Schilde sind schwach und leicht zu überwinden.“, sagte sie. „Sonst noch etwas wissenswertes, was wir über das Schiff in Erfahrung bringen können?“ „Länge: 200 Meter. Breite:25 Meter. Höhe: 10 Meter. Durchmesser der runden Gebilde: 8 Meter. Von der Anordnung her, dürften das die Warpgondeln sein.“, sagte Jennifer Bond. „Ein intergalaktischer Schrotthaufen ist das, Captain.“ An Bord der Hensa „Kapitän Tarek!“, sagte der Waffenoffizier, ein Trakener namens Olek. „Was gibt’s?“ „Offenbar hat doch jemand den Notruf der Scorpion empfangen. Unsere Sensoren haben ein Schiff geortet.“, sagte Olek. „Können wir es identifizieren, Olek?“ „Es ist ein Föderationsschiff. Sovereign-Klasse.“, sagte Olek. „Können wir es mit dieser Klasse aufnehmen?“86 „Unter normalen Umständen ja, Kapitän. Aber die haben die Waffensysteme und die Schilde aktiviert. Hoffen wir, dass man uns dort nicht schon geortet hat. Sonst sind wir verloren.“, sagte der Waffenoffizier. „Was veranlasst dich zu dieser Meinung, Olek?“ „Kapitän, die Schiffe der Sovereign-Klasse erreichen Geschwindigkeiten jenseits von Warp 8. Die haben 16 Phaserbänke und 9 Abschussrampen für Photonen- und Quantentorpedos.“, sagte Olek. „Na schön. Dann versuchen wir eben einen Bluff.“ An Bord der Kirow „Captain! Das fremde Schiff ist in Kommunikationsreichweite.“, sagte Keiko Tadashita. Dann ergänzte sie: „Gerade eben haben sie uns kontaktiert. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm wich das Bild des Schiffes, dem Gesicht von dessen Kommandanten. „Seid gegrüßt, Kapitän.“, sagte der Trakener. „Wer sind sie?“ „Mein Name ist Tarek. Ich bin vom Volk der Trakener und der Kommandant auf der Hensa, einem Schiff der trakenischen Marine. Und mit wem habe ich die Ehre?“, sagte Tarek. „Captain Jekaterina Romanova. Kommandantin des Föderationsraumschiffs USS Kirow.“ „Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen, Frau Kollegin. Sie kommandieren ein Schiff der Sovereign-Klasse, nicht wahr, Captain?“, fragte Tarek. „Das stimmt. Und sie wären gut damit beraten, wenn sie folgendes bedenken: Ich werde nicht zögern, und ihr Schiff unter Beschuss nehmen, wenn es hart auf hart kommt.“ „Davon redet doch auch keiner. Aber ich möchte ihnen noch sagen, dass ich noch vier weitere Schiffe als Verstärkung mitgebracht habe. Wenn sie uns unter Beschuss nehmen, machen die ihnen den Garaus.“, sagte Tarek. Dann ergänzte er: „Da fällt mir ein: Einer meiner Gefangenen heißt mit Nachnamen auch Romanova. Er heißt mit Vornamen Jewgeni. Ist er vielleicht mit ihnen verwandt?“, sagte der Kapitän der Hensa. „Er ist mein Bruder.“ 87 „Ihr Bruder? Dann möchte ich ihnen folgendes sagen: Ich werde ihren Bruder töten lassen, wenn sie mein Ultimatum nicht einhalten.“, sagte der Trakener. „Was verlangen sie von uns?“ „Die bedingungslose Kapitulation. Sie hat innerhalb von 2 Stunden bei uns einzutreffen.“, sagte Tarek. „Was macht sie so sicher, dass wir uns ergeben?“ „Die Realität, Captain. Und ich schätze sie so ein, dass sie wissen, wann eine Situation ausweglos ist. Seien sie also vernünftig, Captain Romanova und senken sie als Zeichen der bedingungslosen Kapitulation ihre Schilde und deaktivieren sie die Waffensysteme ihres Schiffes.“, sagte Tarek. „Und was würde mit uns passieren, sollten wir uns ergeben?“ „Sie kommen als Gefangene auf unser Schiff und werden nach Karshan unserer Heimatwelt gebracht. Dort werden sie und ihre Crew für den Rest ihres Lebens in den Minen arbeiten.“, sagte der Trakener. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich bin eine Romanova.“ „Sie scheine einer stolzen Familie zu entstammen, Captain Romanova. Aber nichts desto Trotz erwarte ich in zwei Stunden ihre Kapitulation.“, sagte der Kapitän der Hensa. „Sie werden eine Antwort bekommen. In zwei Stunden. Kirow Ende.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. „Was meinen sie, Captain?“, fragte Justin Wichrowski. „Der blufft. Er weiß, dass wir ihm haushoch überlegen sind. Er wird wissen, dass wir sein Schiff in Weltraumschrott verwandeln können.“ „Wie wird unsere Antwort aussehen, Captain?“, fragte Fähnrich Wichrowski. „Unsere Antwort wird sprichwörtlich heiß.“ „Das heißt einen Einsatz der Phaserbänke?“, fragte Justin Wichrowski. „Nein, Mr. Wichrowski. Zwei Photonentorpedos reichen.“ „Wenn sie meinen, Captain.“, sagte der Fähnrich. An Bord der Hensa 88 „Haben die auf der Kirow angebissen, Kapitän?“, fragte Olek. „Der Fähnrich ja. Aber nicht die Kommandantin. Captain Romanova ist nicht auf unseren Bluff reingefallen.“ „Darf ich offen sprechen, Kapitän?“, fragte Olek. „Nur zu.“ „Die Kirow wird sich nicht ergeben. Captain Romanova wird auf uns feuern lassen.“, sagte Olek. „Bereiten sie alles für ein Gefecht vor.“ An Bord der Kirow Jennifer Bond, die neue Sicherheitsoffizierin meldete sich zu Wort. „Captain, wenn sie den Vorschlag gestatten, würde ich die beiden Torpedos so umprogrammieren, dass sie ihr Ziel selbst anvisieren.“, sagte sie. „Angenommen, ich würde ihrem Vorschlag zustimmen, Lieutenant Bond. Wie lange würden sie für die Umprogrammierung brauchen?“ „Wenn mir Fähnrich Riley hilft, vielleicht eine Stunde.“, sagte Jennifer. „In Ordnung. Programmieren sie die Torpedos neu.“ „Ja, Captain.“, sagte Jenny. An Bord de Hensa „Wie lange brauchen wir noch, bis wir die Kirow erreichen?“, fragte Tarek seinen Waffenoffizier. „Bei unserer jetzigen Geschwindigkeit zweieinhalb Stunden, Kapitän.“ „Mann, ich gäbe was drum, wenn ich wüsste, was die Romanova jetzt tut.“, sagte Kapitän Tarek. „Dasselbe wie wir, Kapitän. Sie schwätzt sicher.“ „Können wir unsere Geschwindigkeit nicht erhöhen?“, wollte Tarek wissen. „Wenn sie wollen, dass uns unsere Warpgondeln um die Ohren fliegen, dann ja. Aber ich würde dringend davon abraten, Kapitän.“ „Captain Romanova hat einen mächtigen Verbündeten. Die Zeit. Solange wir 89 noch zu weit von der Position der Kirow entfernt sind, kann sie sich eine gemeine Überraschung für uns ausdenken, mit der wir nicht rechnen.“, sagte der Kommandant der Hensa. An Bord der Kirow 1 Stunde später Jekaterinas Kommunikator zirpte. „Lieutenant Bond an Brücke.“, hörte sie die Stimme ihrer neuen Sicherheitsoffizierin. „Hier Brücke.“ „Wir haben die Torpedos neu programmiert.“, sagte Jenny. „In Ordnung, Lieutenant. Kommen sie und Fähnrich Riley zurück auf die Brücke. Wir brauchen sie hier.“ „Sind schon unterwegs, Captain.“, sagte die Sicherheitsoffizierin der Kirow. „Die werden sich wundern, wenn sie zwei Photonentorpedos als Antwort erhalten.“ „Das will ich hoffen, Mr. Wichrowski. Dieser Tarek ist mit allen Wassern gewaschen. Ich werde ihnen jetzt eine Lektion beibringen, die mir beigebracht wurde. Also merken sie sich meine Worte gut, Fähnrich.“, sagte Jekaterina. „Und wie lautet diese Lektion, Captain?“ „Diese Lektion ist vielleicht die wichtigste, die man ihnen je beigebracht hat. „Unterschätze niemals den Feind.“.“, sagte Jekaterina. „Also so wie beim Katz-und-Maus-Spiel.“ „So in etwa. Aber das wichtigste beim Katz-und-Maus-Spiel ist zu wissen, wer die Katze ist.“, sagte Jekaterina. An Bord der Hensa „Wie lange noch, bis wir auf die Kirow feuern können?“, fragte Tarek Olek. „Eine Stunde. Vielleicht anderthalb. Wieso fragen sie, Kapitän?“ „Ganz einfach, Olek. Wir wissen nicht, wie groß die Reichweite der Waffen der Kirow ist. Wir könnten also schon innerhalb der Schussweite der Kirow sein, ohne es zu bemerken.“, sagte Tarek. An Bord der Kirow 90 Jennifer Bond sah auf dem Display der taktischen Konsole, dass sich die Hensa in Schussweite befand. „Wir haben den Bastard.“, sagte sie an Fähnrich Riley gewandt. „Zeit die Torpedos scharf zu machen.“ „Ganz genau.“, sagte Jenny. Dann wandte sie sich an die Kommandantin. „Captain, das trakenische Schiff ist in Schussweite. Erbitte Erlaubnis, die Torpedos scharf machen zu dürfen.“, sagte sie. „Erlaubnis erteilt.“ Lieutenant Bond aktivierte die Photonentorpedos. „Bereit zum Abschuss, Captain.“, sagte Jenny. „Feuer frei, Miss Bond.“ Jennifer Bond betätigte einige Kontrollen an der Konsole. Kurze Zeit später verließ der erste Photonentorpedo seine Abschussrampe. 10 Sekunden später der zweite. An Bord der Hensa Olek sah von seiner Konsole auf. „Kapitän, die Kirow hat gefeuert.“, sagte er. „Wann?“ „Gerade eben. Ich habe zweimal hintereinander einen kleinen elektrischen Impuls registriert.“, sagte Olek. „Welche Art von Waffen?“ „Keine Ahnung. Die Symbole sind gleich nach dem Abschuss von meiner Anzeige verschwunden.“, sagte Olek. „Wo ist der Impuls gemessen worden?“ „Bei den Abschussrampen für die Torpedos, Kapitän.“, sagte Olek. „Dann haben sie mit Photonentorpedos gefeuert.“ 91 Im nächsten Augenblick wurde die Hensa kräftig durchgeschüttelt, als die Photonentorpedos der Kirow einschlugen. „Diese Mistkerle.“, sagte Tarek. „Was meinen sie, Kapitän?“ „Die haben die Torpedos neu programmiert. Und zwar so, dass sie ihr Ziel jederzeit treffen.“, sagte der trakenische Kapitän. Dann fuhr er fort: „Schadensmeldungen?“ „Strukturelle Schäden an der Hülle Ebene 3.“ Olek erschrak. „Ebene 3? Dort befindet sich der Inhaftierungsblock.“, sagte er. Tarek wandte sich wieder an den Offizier an der Sicherheitskonsole. „Können wir die Schäden reparieren?“, fragte er. „Nur notdürftig. Aber solange wir uns in Schussweite der Kirow befinden, halte ich das für keine gute Idee.“ „In Ordnung. Wir ziehen uns zurück. Navigator: Neuer Kurs 320.48.“, befahl Kapitän Tarek. „Aye, Kapitän. Kurs 320.48.“ Die Hensa drehte ab. An Bord der Kirow Alex Riley bemerkte es als erster. „Captain, die Hensa hat den Kurs geändert. Scheint so, als ob sich die Trakener aus dem Staub machen.“, sagte er. „Welchen Kurs hat sie eingeschlagen?“ „Kurs 320.48, Captain.“, sagte Alex Riley. Jekaterina wandte sich an Fallon Sherrock. „Commander Sherrock, wohin führt dieser Kurs die Hensa?“, fragte sie. Die Navigatorin betätigte einige Kontrollen. 92 „Der Kurs führt an den Rand der Bad Lands“, sagte Fallon Sherrock. Jekaterina erschrak. Wenn die Hensa in die Bad Lands entkam, würde sie ihren Bruder vielleicht nie wiedersehen. „Miss Sherrock, berechnen sie einen Abfangkurs.“, befahl Jekaterina. „Ja, Captain. Neuer Kurs wäre 200.88. Wir würden die Hensa bei den großen Nebelbänken abfangen.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56234.8 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir befinden uns auf Abfangkurs zur Hensa, einem Raumschiff der trakenischen Streitkräfte. An Bord befindet sich mein jüngerer Bruder Jewgeni. Ich hoffe, dass wir die Hensa aufhalten können, bevor sie die Bad Lands erreicht und in den Deltaquadranten entkommt.“ Jekaterina klappte das Logbuch zu und sah nach draußen. Auf dem großen Schirm waren Nebelschwaden zu sehen. Links von ihr saß dieses Mal Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow. Fähnrich Wichrowski saß im Bereitschaftsraum und arbeitete an seinen Aufzeichnungen für das nächste Semester an der Akademie. „Die Trakener werden uns nie in dieser Suppe finden.“, sagte Eric McClusky. „Da wäre ich mir nicht so sicher Nummer eins.“ Jennifer Bond räusperte sich. „Sie möchten etwas sagen, Miss Bond?“, fragte Jekaterina. „Mit Verlaub, Captain, der Nebel wird die Sensoren der Hensa stören.“ „Unsere Sensoren werden auch betroffen sein, Lieutenant. Es sei denn, Dayani hat wieder ihr Unwesen getrieben und irgendwo dran rumgefummelt.“, sagte Jekaterina. Eric McClusky wandte sich an seine Vorgesetzte. „Jetzt übertreiben sie aber maßlos, Captain. Dayani hat sich, seit sie an Bord ist, ziemlich unauffällig verhalten. Also kann man nicht davon sprechen, dass sie irgendwo rumgepfuscht hat.“, sagte er. „Sie haben Recht, Nummer eins. Ich bin wohl über das Ziel hinaus geschossen.“ An Bord der Hensa „Kapitän Tarek. Wir erreichen jetzt die großen Nebelschwaden. Dort können wir uns verstecken, und unsere Schäden reparieren.“, sagte Olek. 93 „Immer vorausgesetzt, dass die Kirow nicht auf die Idee gekommen ist, sich dort zu verstecken, um uns aufzulauern. Ich sage es ganz ehrlich, Olek. Die Kommandantin der Kirow ist ein ganz anderes Kaliber, als jeder Raumschiffkommandant, mit dem wir es vorher zu tun hatten.“ „Könnte es nicht eher sein, dass der Kommandant der Concord unseren Angriff überlebt und Captain Romanova gewarnt haben könnte?“, fragte Olek. „Wie kommst du darauf, Olek?“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Kapitän, wie heißt er doch gleich…? Ah ja, Peskow. Ich bin sicher, dass Captain Peskow, die Kommandantin der Kirow gewarnt hat.“, sagte Olek. „Worauf willst du hinaus, Olek?“ „Der erste Offizier der Concord, Jewgeni Romanova hat mir verraten, dass Anatoli Peskow ihn und auch seine Schwester ausgebildet hat. Deshalb sind wir auch auf erbitterten Widerstand gestoßen, als wir das Schiff geentert haben. Wir hätten die Concord zerstören sollen, wie ich es vorgeschlagen habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Captain Romanova ihren ehemaligen Mentor noch einmal aufgesucht hat, bevor sie mit der Kirow Deep Space Nine verlassen hat.“, sagte Olek. „Das würde auch erklären, warum Jekaterina Romanova nicht auf unseren Bluff reingefallen ist.“ An Bord der Kirow Dayani kam auf die Brücke. „Kann ich sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen, Captain?“, fragte sie. „Natürlich, Dayani.“ Dann verließen die Kommandantin und das Energiewesen die Brücke. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte begann Dayani das Gespräch. „Die Hensa ist hier, Mutter.“, sagte sie. „Bist du sicher?“ „So sicher, wie man sich nur sein kann. Die elektronische Signatur ist unverkennbar.“, sagte Dayani. „Unsere Sensoren haben aber nichts entdeckt, Dayani.“ 94 „Ich kann die Sensoren so kalibrieren, dass sie durch den Nebel nicht beeinträchtigt werden. Natürlich nur, wenn du einverstanden bist, Mutter.“, sagte Dayani. „Die Idee ist nicht schlecht. Aber dann würden die auf der Hensa wissen, dass wir hier sind. Eine Frage, Dayani.“ „Ich höre, Mutter.“, sagte das Energiewesen. „Werden die Sensoren der Hensa durch den Nebel ebenfalls beeinträchtigt?“ „Darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Die Hensa kann uns nicht aufspüren.“, sagte Dayani. „Gut zu wissen.“ „Was hast du vor, Mutter?“, fragte Dayani. „Ich muss nur wissen, wo bei der Hensa die Energieversorgung untergebracht ist. Dann kriegen diese Bastarde eine Phasersalve zu spüren.“ „Du kannst die Phaser aber nur einsetzen, wenn du die Hensa mit den Sensoren ortest. Damit würdest du aber unsere Position verraten und das Überraschungsmoment wäre zum Teufel.“, mahnte Jekaterinas „Tochter“. „Und wenn wir die exakte Position der Hensa hätten?“ „Dann wäre das kein Problem. Ich weiß sehr genau, wo sich das Schiff befindet.“, sagte Dayani. „Gut. Dann brauchen wir die Phaser nur noch auszurichten.“ „Darf ich das machen, Mutter?“, wollte Dayani wissen. „Von mir aus.“ Zurück auf der Brücke gab Dayani die Position der Hensa in das Display der taktischen Konsole ein und richtete die Phaser aus. „Fertig.“, sagte sie. „Wo befindet sich eigentlich die Energieversorgung, Dayani?“ „Am Heck des Schiffes. Der Zapfen.“, sagte Dayani. „Lieutenant Bond. Richten sie die Phaser auf exakt diese Stelle.“ „Ja, Captain.“, sagte Jennifer Bond. 95 An Bord der Hensa, Inhaftierungsblock Jewgeni saß immer noch auf der Pritsche. Seine Mannschaftskollegin Counselor Merryweather neben ihm. Allerdings waren noch zwei weitere Gefangene dazugekommen. Ein Klingone, und ein Romulaner. Er sah zu Kurek, der es sich auf seinem Sessel bequem gemacht hatte und die Gefangenen nicht aus den Augen ließ. Botschafterin Luan saß nach wie vor auf dem Boden, den Kopf vornüber gebeugt. Jewgeni kochte innerlich vor Zorn. Diese Trakener hatten es verdient, dass man ihnen den sprichwörtlichen Tritt in den Arsch verpasste. Auf der Brücke der Hensa „Irgendein Anzeichen für eine Anwesenheit der Kirow, Olek?“, fragte Tarek. „Nichts. Unsere Sensoren werden durch den Nebel beeinträchtigt.“ „Und was ist mit der Kirow?“, fragte der Kommandant der Hensa. „Denen ihre Sensoren dürften ebenfalls beeinträchtigt sein. Aber es kursiert innerhalb der Mannschaft das Gerücht, dass an Bord der Kirow ein Energiewesen weilen soll, das den Namen Dayani trägt.“ „Glaubt du jedes Gerücht, das dir zugetragen wird, Olek?“, fragte Kapitän Tarek. „Nein, Kapitän. Ich wollte es nur erwähnt haben.“ „Wenn dieses Energiewesen wirklich existiert, dann könnten wir versuchen, es durch einen Handel mit der Kirow in unsere Hände zu bekommen. Rufen sie Captain Romanova.“, sagte Tarek. An Bord der Kirow Keiko Tadashita hob den Kopf und wandte sich an ihre Vorgesetzte. „Captain, die Hensa ruft uns.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien wieder Tareks Gesicht. „Captain Romanova.“, begrüßte der Trakener Jekaterina. „Captain Tarek.“ „Ich muss zugeben, ihre Antwort auf meine Forderung hat nicht dem entsprochen, was ich erhofft hatte.“, sagte Tarek. 96 „Es tut mir nicht im geringsten Leid, dass ich sie derart enttäuscht habe. Und nur damit sie wissen, woran sie bei mir sind: Das war nur der Vorgeschmack, auf das was noch kommt. Ich habe nämlich noch ein paar Pfeile im Köcher.“ „Daran habe ich auch mittlerweile keinerlei Zweifel mehr. Nichts desto Trotz bin ich bereit mit ihnen zu verhandeln.“, sagte Tarek. „Ich höre, Captain Tarek.“ „Ich bin bereit, alle meine Gefangenen frei zu lassen.“, sagte Tarek. „Und was verlangen sie als Gegenleistung?“ „Dayani.“, sagte Kapitän Tarek. „Schirm aus.“ „Werden sie der Forderung nachkommen, Captain?“, fragte Eric McClusky. „Das glauben sie doch nicht im Ernst, Nummer eins.“ Dann wandte sie sich wieder an Keiko. „Schirm an.“, befahl sie. Auf dem Schirm erschien wieder das Gesicht des Trakeners. „Captain Tarek. Es tut mir leid, dass ich unsere Konversation so rüde unterbrochen habe, aber ich musste erst einmal über ihre Forderung nachdenken.“, sagte Jekaterina. „Ich mache ihnen keinen Vorwurf, Captain Romanova. Sind sie zu einer Entscheidung gelangt?“ „Das bin ich in der Tat, Captain. Und ich bin mir ziemlich sicher, meine Antwort wird ihnen nicht gefallen. Kirow Ende.“, sagte Jekaterina. An Jennifer Bond gewandt sagte sie: „Feuer frei, Lieutenant.“ Die Sicherheitsoffizierin in Spe betätigte einige Kontrollen und die Phaser begannen ihr zerstörerisches Werk. An Bord der Hensa Das Schiff der trakenischen Marine erzitterte heftig, als die Phaser der Kirow ihr Ziel trafen. Jeder an Bord, auch die Gefangenen, wurde von seinem Platz gehoben. Jewgeni Romanova schlug mit dem Kopf auf dem Boden der Zelle auf und fing sich eine Platzwunde am Kopf ein. 97 „DAS ist meine Antwort auf ihren Vorschlag, Captain Tarek.“, sagte Jekaterina. „Ihnen ist hoffentlich klar, dass sie mit diesem Angriff gegen geltendes Recht verstoßen, Captain Romanova.“ „Das sagt grad der Richtige.“, sagte Jekaterina. „Miststück.“ „Durak.“, entgegnete Jekaterina. Danach unterbrach sie die Verbindung zur Hensa. Im gleichen Augenblick meldete sich Keiko Tadashita zu Wort. „Captain! Wir wurden kontaktiert.“, sagte sie. „Von wem?“ „Es ist die Maranga IV, Captain.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien das Gesicht eines Klingonen. Der Mann hatte schwarze Haare, die bis zu den Schultern reichten und braune Augen. Das Nasenbein der grazilen Nase war von zwei kleinen Höckern durchzogen, die für die Klingonen ebenso typisch waren, wie der Schädelkamm an der Stirn. Der klingonische Kommandant hatte ein ovales Gesicht mit einem markanten Kinn, das von einem leichten schwarzen Vollbart bedeckt war. „Captain Romanova. Es ist mir eine Ehre, sie kennenzulernen. Ich bin Lokvar vom klingonischen Angriffskreuzer Maranga IV.“, begrüßte der Klingone Jekaterina. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Captain Lokvar.“ „Was verschlägt sie eigentlich in diese Gegend, Captain Romanova?“, fragte Lokvar. „Dasselbe könnte ich sie fragen, Captain Lokvar.“ „Wir haben den Auftrag die Hensa, ein Schiff der trakenischen Streitkräfte, zu stellen und zu zerstören.“, sagte der Klingone. „Wir haben das Schiff stellen und manövrier- und kampfunfähig machen können. Ich habe vor, die Hensa bald zu entern.“ 98 „Dann können sie und ihre Entermannschaft jede Hilfe brauchen, die sie kriegen können.“, sagte Kapitän Lokvar. „Ich nehme ihr Angebot dankend an, Captain.“ „Rufen sie uns, wenn es losgehen soll, Captain. Lokvar Ende.“, verabschiedete sich der Klingone. Kaum war die Verbindung zur Maranga IV beendet, da hob Keiko erneut den Kopf und wandte sich an Jekaterina. „Captain, wir wurden erneut kontaktiert.“, sagte sie. „Wer ist es dieses Mal, Keiko?“ „Es ist die Valdore, Captain.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Donatras Gesicht. „Donatra, es ist schön dich zu sehen.“, sagte Jekaterina. „Was hast du dieses Mal angestellt, Jekaterina?“ „Gar nichts. Die Trakener haben meinen Bruder gefangen genommen. Und ich werde ihn da raus holen. Das bin ich unseren Eltern schuldig.“, sagte Jekaterina. „Verstehe. Dass die Trakener auch einen von uns in Gefangenschaft haben, ist dir bekannt?“ „Bis eben nicht, Donatra.“, sagte die Kommandantin der Kirow. „Dann weißt du es jetzt. Unser Mann und auch ein Klingone waren an Bord der Scorpion.“ „Wir haben den Notruf der Scorpion aufgefangen, aber wir kamen leider zu spät.“, sagte Jekaterina. „Darf ich davon ausgehen, dass das Schiff zerstört wurde, Jekaterina?“ „Ich muss diese Frage zu meinem tiefsten Bedauern bejahen, Donatra.“, sagte Jekaterina. „Hast du schon einen Plan, Jekaterina?“ „Davon kannst du ausgehen. Ich werde das Schiff bald entern. Die Klingonen haben mir ihre Unterstützung zugesagt.“, sagte Jekaterina. 99 „Du kannst auch auf unsere Hilfe zählen.“ An Bord der Hensa 99 Der Kommunikationsoffizier, ein Trakener mit Namen Morek sah von seiner Konsole auf und wandte sich an Tarek. „Kapitän, ich habe zwei Gespräche der Kirow mithören können. Das erste war zwischen Jekaterina Romanova und Lokvar. Er ist der Kommandant auf der Maranga IV.“, sagte er. „Das ist ein Angriffskreuzer der Vor’cha-Klasse!“, sagte Olek. „Und wer war der zweite Gesprächspartner von Captain Romanova, Morek?“ „Eine Romulanerin. Commander Donatra.“ In diesem Moment ging der Alarm los. „Kapitän! Eindringlinge auf Ebene 3! Drei verschiedene Gruppen. Inhaftierungsblock der Hensa Kurek bekam von der Ankunft der drei Außenteams nichts mit. Umso überraschter war er, als er in Lokvars Gesicht sah. Der Klingone war mit seinen 1,88 m fast genauso groß wie er und kräftig gebaut. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie Jekaterina Romanova die energetische Barriere der Arrestzelle deaktivierte. Doch bevor der die Brücke informieren konnte, tauchte hinter dem Klingonen ein romulanischer Krieger auf und schoss mit seinem Phaser auf ihn. Auf der Brücke „Kapitän! Die Gefangenen wurden befreit!“, sagte Olek. „Einen bewaffneten Trupp sofort zum Inhaftierungsblock.“ „Jawohl, Kapitän!“, sagte Olek. Im Inhaftierungsblock Jewgeni Romanova war erleichtert, als er seine ältere Schwester sah. Am liebsten hätte er sie umarmt und geknuddelt, aber er war sich im Klaren darüber, dass in der derzeitigen Situation eine solche Geste der Dankbarkeit unangebracht war. Rasch nahm er dem toten Kurek dessen Waffe ab. Die drei Außenteams und die befreiten Gefangenen wollten sich gerade fertig machen, um von Bord zu gehen, da tauchte das bewaffnete Sicherheitsteam 100 der Hensa im Inhaftierungsblock auf und eröffnete das Feuer. Jekaterina riss ihr Photonengewehr hoch und schoss. Der Schuss traf einen Trakener direkt in die Brust und schleuderte ihn nach hinten. Ihr Bruder schoss mit der erbeuteten Pistole auf einen zweiten und tötete ihn mit einem gezielten Schuss ins Herz. Auf der Brücke der Hensa „Olek, Selbstzerstörungssequenz aktivieren.“, befahl Tarek. „Jawohl, Kapitän.“ Im Inhaftierungsblock der Hensa Ein Gongsignal ertönte, gefolgt von einer weiblichen Computerstimme. „Achtung! Selbstzerstörungsmodus aktiviert.“ Jekaterina fluchte. „Verdammte Scheiße! SOFORT RAUS HIER!!!!“, sagte sie. Die Klingonen nahmen ihren gefangenen Stammesbruder in die Mitte und beamten sich zurück auf die Maranga IV. Die Romulaner verfuhren mit ihrem Landsmann genauso. Doch gerade, als Jekaterina den Befehl zum Transfer für ihre Gruppe geben wollte, tauchten Tarek und Olek auf. „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff wie? Es tut mir leid, Captain Romanova. Aber sie und ihr Bruder bleiben hier.“, sagte Tarek. Doch wenn er gehofft hatte, Jekaterina oder ihren Bruder einschüchtern zu können, dann hatte sich der Trakener geirrt. Jekaterina zeigte einmal mehr, dass sie vor nichts und niemandem Angst hatte. „Kraft meiner Befugnisse, als Kommandantin eines Raumschiffs der Sternenflotte, stelle ich sie, Captain Tarek, hiermit unter Arrest.“, sagte sie. Doch der Kommandant der Hensa wollte sich nicht so einfach in sein Schicksal ergeben. Stattdessen gab er seinem Sicherheitsoffizier ein Zeichen. Olek wollte gerade seine Waffe ziehen, da wurde er von einem Mitglied des Sicherheitsteams der Kirow mit einem Photonengewehr in die ewigen Jagdründe geschickt. „15 Minuten bis zur Selbstzerstörung.“, sagte die Computerstimme. „Das Spiel ist aus Tarek. Sie kommen jetzt mit auf die Kirow. Dann sehen wir weiter.“ An die Mitglieder des Sicherheitsteams gewandt fuhr Jekaterina 101 fort: „Festnehmen.“ Vier Mitglieder des Sicherheitsteams der Kirow nahmen den Trakener in die Mitte. Dann gab Jekaterina den Befehl zum Beamen. Es dauerte nicht lange, da war die kleine Gruppe an Bord von Jekaterinas Schiff. Die Kommandantin berührte ihren Kommunikator. „Captain an Brücke.“, sagte sie. „Hier Brücke. Was gibt’s, Captain?“ „Wir nehmen Kurs auf Deep Space Nine. Dort werden wir diesen Mistkerl übergeben.“, befahl Jekaterina. „Wird erledigt, Captain.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56242.2, Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir konnten die Hensa stellen und ihren Kommandanten festsetzen. Nach einem Sechs-Augen-Gespräch mit Captain Lokvar und Commander Donatra haben wir entschieden, dass Tarek nach den Gesetzen der Föderation, des romulanischen Sternenimperiums und des klingonischen Imperiums rechtmäßig verurteilt wird. Zusammen mit der IKS Maranga IV und der IRW Valdore sind wir nach Deep Space Nine gereist, wo wir mit Präsidentin Arikka zusammentreffen werden.“ Jekaterina saß im Bereitschaftsraum, als der Türsummer ertönte. „Herein!“, sagte sie. Umso überraschter war Jekaterina, als Botschafterin Wai Lin Luan eintrat. „Kann ich sie einen Moment sprechen, Captain?“, fragte die Botschafterin. „Gerne. Setzen sie sich, Madam Ambassador.“ „Ich wollte mich bei ihnen für ihre Rettung bedanken. Sollte ihnen jemals irgendein hochrangiger Admiral bei Starfleet etwas anlasten wollen, lassen sie es mich wissen. Dann sorge ich dafür, dass er in Zukunft bei Präsidentin Arikka die Türklinken putzt.“, sagte Wai Lin Luan. „Ich danke ihnen, Madam Ambassador.“ Wai Lin lächelte sanft. „Nicht der Rede wert. Ich werde mich auch für ihren Bruder einsetzen. Ich denke, er ist reif genug, um selbst Kommandant eines Raumschiffes zu werden.“, sagte sie dann. 102 „Das ist sehr freundlich von ihnen. Und ich kann ihnen nicht genug dafür danken, Madam Ambassador.“ „Nennen sie mich ruhig Wai Lin. Und diese alberne Förmlichkeit fällt weg. Zumindest, wenn wir wie jetzt unter uns sind.“, sagte die Botschafterin. Raumstation Deep Space Nine 1 Stunde später Die drei Raumschiffe boten einen imposanten Anblick. In der Mitte die Kirow. Zu ihrer linken die Maranga IV des klingonischen Imperiums. Der klingonische Angriffskreuzer der Vor'cha-Klasse war 481,32 Meter lang und 341,76 Meter breit. Die Höhe dieser klingonischen Kreuzer-Klasse betrug 106,87 Meter. Außerdem hatten diese Schiffe bis zu 30 Decks und konnten maximal 1.900 Mann Besatzung und 900 Passagiere mitführen. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei Warp 9,0. Allerdings waren diese Schiffe in der Regel mit Warp 6 unterwegs. Backbord und Steuerbord befanden sich die Warpgondeln des Kreuzers. Die Bewaffnung der Vor'cha-Klasse bestand aus 18 K-GDM-3-Disruptoren und einer K-GDM-5-Disruptor-Kanone vorne am Bug. Dazu kamen noch 16 Abschussrampen für Photonentorpedos, von denen die Kreuzer der Vor'cha-Klasse 250 Stück mitführen konnten. Das Design der Kreuzer war auf Einschüchterung ausgelegt, wie man am langen Hals, der an die alten Kreuzer der D7-Klasse erinnerte, deren Nachfolge die Kreuzer der Vor'cha-Klasse offiziell angetreten hatten, erkennen konnte. Die Disruptor-Kanone befand sich direkt vorne am Bug in einem Vorbau, der stark an eine Klaue erinnerte. Vorne auf dem Hals war die Kommandobrücke aufgesetzt, ebenfalls von den alten D7-Kreuzern abgeschaut. Danach ging das Schiff in die Breite und die breiteste Stelle bildeten die Warpgondeln. Rechts von der Kirow hatte die romulanische Valdore Position bezogen. Einige Bewohner von DS9, wie man Deep Space Nine auch umgangssprachlich nannte, waren erstaunt, denn normalerweise bekam man klingonische bzw. romulanische Kriegsschiffe so gut wie gar nicht zu Gesicht. Nun waren aber zusammen mit dem neuesten Schiff der Föderation zwei der besten Schiffe der Klingonen und Romulaner hier angekommen. Vorher hatte die USS Equinox hier angedockt und Präsidentin Arikka hatte sich an Bord der Raumstation begeben. In Major Kiras Büro wartete sie zusammen mit der Stationskommandantin auf Jekaterina sowie Captain Lokvar von der Maranga IV und Commander Donatra von der Valdore. Der Klingone kam als erster. Gemäß der klingonischen Tradition zeigte er den Kriegergruß, indem er sich zuerst mit der Faust an den Brustkorb schlug, und seine Faust dann von sich streckte. Arikka und Kira erwiderten den Gruß. Als nächste kam Jekaterina Romanova, die Kommandantin der Kirow. Begleitet von ihrem jüngeren Bruder Jewgeni, sowie Counselor Merryweather und 103 Botschafterin Luan. Tarek, der Trakener, und einziger Überlebender der Selbstzerstörung der Hensa wurde von vier Sicherheitskräften der Kirow und ebenso vielen Sicherheitskräften von Deep Space Nine ins Büro geführt. Er kochte innerlich vor Zorn, denn die Erinnerung an das Ende seines Schiffes würde ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen. Das Herz war ihm schwer geworden, als er mit ansehen musste, wie die Hensa von einer gewaltigen Explosion in mehrere Stücke gerissen wurde. Er dachte an seine Freunde, die ihr Leben gelassen hatten. Olek und Kurek. Morek und all die anderen. Er war der einzige, der Zeugnis über diese Tragödie ablegen konnte. Doch die Föderation, sowie das klingonische Imperium, als auch das romulanische Sternenimperium hatten bereits über sein Schicksal entschieden. In Handschellen gefesselt saß Tarek auf der Anklagebank. Sein Verteidiger, ein Ferengi saß neben ihm. „Was meinen sie, wie stehen die Chancen, dass ich diesen Saal als freier Mann verlasse?“, fragte Tarek den Ferengi. „Nicht gut. Ihr habt jede Menge Verbrechen begangen. Ich werde natürlich mein Bestes geben, aber ich kann für nichts garantieren. Zumal Arikka, die Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten persönlich als Richterin fungiert.“ „Sind ja rosige Aussichten.“, sagte Tarek. Es wurde still im Raum, als Arikka, die Föderationspräsidentin vom Volk der Ariantu, gefolgt von Major Kira den Raum betrat. Dahinter kam zuerst der klingonische Botschafter, gefolgt vom romulanischen Botschafter und zuletzt kam der Botschafter der Trakener. Dieser setzte sich ins Publikum um den Prozess zu verfolgen. Arikka eröffnete die Verhandlung mit drei Hammerschlägen auf einem Tisch aus Eichenholz, den man als Notbehelf aufgebaut hatte. „Ladies and Gentlemen, wir haben uns heute hier zusammengefunden, um die Schuldfrage für die Ereignisse rund um das trakenische Schiff „HENSA“ zu klären. Ich bitte die Anklage nun um die Verlesung der Anklageschrift.“, sagte Arikka. Als Vertreterin der Anklage fungierte Ezri Dax, vom Volk der Trill. Sie war die neunte Wirtin des Dax-Symbionten. Ezri war 1,59 m groß und hatte dunkelbraune, kurzgeschnittene Haare, die am Hinterkopf bis zum Kinn reichten. Die Trill hatte ein rundes Gesicht mit blauen Augen und einer etwas breiteren Nase. Vom Körperbau her war Ezri Dax eher der schlanke Typ. An den Schläfen und auf dem Rest ihres Körpers, der durch die Uniform jedoch verborgen war, befanden sich die typischen braunen Male, die eine Trill kennzeichneten. Ezri räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen. „Die Anklage wirft dem Angeklagten, Kapitän Tarek von der Hensa, 104 Freiheitsberaubung in mehreren Fällen, sowie Beschädigung von Föderationseigentum, nämlich des Raumschiffes USS Concord, und mehrfachen Mord vor.“, sagte Ezri. „Kapitän Tarek, wie plädieren sie?“ „Nicht schuldig, euer Ehren.“, sagte Tarek. „Dann würde ich jetzt bitte den ersten Zeugen hören.“ „Die Anklage ruft als erstes Commander Jewgeni Romanova in den Zeugenstand.“, sagte Ezri Dax. Jekaterinas Bruder erhob sich und setzte sich auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes. „Commander, nennen sie uns bitte ihren vollen Namen und ihren Rang.“, sagte Arikka. „Commander Jewgeni Romanova.“ „Sind sie mit dem Angeklagten verwandt oder verschwägert?“, fragte die Präsidentin. „Zum Glück nicht. Wäre ja noch schöner, wenn ich mit so einem andorianischen Rotarschpavian verwandt wäre.“ „Sie scheinen ja nicht viel für den Angeklagten übrig zu haben, wenn sie ihn mit solchen Freundlichkeiten betiteln.“, sagte Arikka. Dann fuhr sie fort: „Und seien sie bitte so nett und schildern uns die Ereignisse, die zu ihrer und Counselor Merryweathers Gefangennahme führten.“ „Gern. Wir hatten den Auftrag, einen unbekannten Planeten zu kartographieren. Wir hatten gerade damit begonnen, als uns der Angeklagte und seine Besatzung aus dem Hinterhalt angegriffen haben.“ Sofort meldete sich Tareks Verteidiger zu Wort. „EINSPRUCH! Ich verlange, dass die Aussage von Commander Romanova aus dem Protokoll gestrichen wird.“, sagte er. „Würden sie uns bitte den Grund dafür mitteilen?“ „DIESER MANN LÜGT! DER ANGRIFF AUF DIE CONCORD HAT NIEMALS STATTGEFUNDEN!“, sagte der Ferengi. „Einspruch abgelehnt. Die Daten aus dem Hauptcomputer der Concord sprechen eine andere Sprache.“ 105 An Jewgeni gewandt sagte Arikka: „Fahren sie bitte fort, Commander.“ „Sehr wohl, Madam President. Die Trakener haben den Angriff mit Photonentorpedos begonnen. Als sie genug Schäden am Rumpf angerichtet hatten, haben sie mit einer Phasersalve unsere Energieversorgung außer Gefecht gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt, waren wir wehrlos. Nachdem unsere Energieversorgung ausgeschaltet war, haben Kapitän Tarek und ein 50 Mann starkes Enterkommando unser Schiff geentert und von Captain Peskow die bedingungslose Kapitulation gefordert. Captain Peskow hat lange Widerstand geleistet und erst nachgegeben, als er mich und Counselor Merryweather in Gefangenschaft wusste. Danach haben ihn diese Piraten eiskalt lächelnd über den Haufen geschossen.“ „Ihr Zeuge, Lieutenant Dax.“, sagte Arikka. Ezri Dax neigte den Kopf, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann begann sie ihr Verhör. „Commander Romanova. Was geschah, nachdem sie und Counselor Merryweather gefangen genommen wurden?“, fragte sie. „Man brachte uns auf die Hensa. Und dort wurden uns die Augen verbunden.“ „Das heißt, sie konnten nicht sehen, wohin man sie gebracht hat?“, fragte Ezri. „Da.“ „Als man ihnen und den anderen die Augenbinde abnahm, was haben sie gesehen?“, fragte die Trill. „Ich sah, dass wir uns in einer Arrestzelle befanden. Und dort befand sich auch Botschafterin Luan.“ Allgemeines Entsetzen machte sich breit. „Sind sie sicher, dass es Botschafterin Luan war? Ich meine wirklich sicher.“, sagte Ezri Dax. „So sicher, wie man sich nur sein kann.“ „Keine weiteren Fragen.“ Arikka wandte sich an den Ferengi. „Ihr Zeuge.“, sagte sie. Lork, der Ferengi erhob sich. 106 „Commander, würden sie uns bitte schildern, wie sie und die anderen Gefangenen von meinem Mandanten und dessen Crew behandelt wurden?“, fragte er. „Ohne jeden Respekt. Nicht mal seine Notdurft durfte man verrichten. Und die Verpflegung war der letzte Schlangenfraß.“ „Das sind recht schwere Anschuldigungen, Commander. Und die müssen sie erst mal beweisen.“, sagte Lork. „Fragen sie, wen sie wollen. Jeder wird ihnen das gleiche erzählen.“ „Keine weiteren Fragen.“, sagte der Anwalt. Als nächstes musste Botschafterin Wai Lin Luan in den Zeugenstand. Sie berichtete, dass ein Mitglied der Besatzung, die nur aus Männern bestand, eine mehr als gründliche Leibesvisitation bei ihr durchgeführt hatte, bei der er ihr an die Brust und zwischen die Beine gegriffen hatte. Die Botschafterin brach in Tränen aus, und konnte nicht weitersprechen. Anklage und Verteidigung verzichteten deshalb auf das Kreuzverhör. Doch der trakenische Botschafter drängte darauf, dass zumindest die Verteidigung Botschafterin Luan ins Kreuzverhör nahm. Doch Präsidentin Arikka wies seinen Antrag zurück. Raumstation Deep Space Nine 4. April 2379 8:00 Uhr Bordzeit Der Prozess war vorüber. Anklage und Verteidigung hatten am Vortag noch ihre Schlussplädoyers gehalten. Ezri Dax hatte für Tarek die Höchststrafe nach dem Gesetz der Klingonen gefordert. Lork hingegen hatte pflichtgemäß auf Freispruch plädiert. Um 7:30 Uhr hatte Präsidentin Arikka den Saal erneut betreten. Nun saß sie wieder am Richterpult und sah in die Runde. „Ladies and Gentlemen. Das Gericht verkündet nun sein Urteil. Der Angeklagte Tarek, Kommandant der Hensa wird hiermit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe im klingonischen Straflager Rura Penthe verurteilt.“, sagte Arikka. Der trakenische Botschafter erhob sich. „Mit diesem Urteil haben sie dem trakenischen Kaiserreich den Krieg erklärt. Wir sind jedoch bereit von etwaigen Kampfhandlungen abzusehen, wenn uns die Kommandantin der Kirow ausgeliefert wird.“, sagte er. „Ihr Angebot wird als unerhört und dreist abgelehnt.“ „Ganz wie sie sollen. Aber merken sie sich das gut: Es wird keinen Frieden geben, solange Jekaterina Romanova lebt.“ An Bord der Kirow 107 Jewgeni und seine ältere Schwester saßen in Jekaterinas Quartier bei einer Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone beisammen. „Danke, dass du mich da rausgeholt hast, big sis.“, sagte Jewgeni. „Du weißt, was wir Vater und Mutter in der Stunde ihres Todes versprechen mussten.“ „Wir mussten ihnen schwören, dass wir immer aufeinander aufpassen und uns gegenseitig aus beschissenen Situationen befreien. Du hast mich aus der Gefangenschaft der Trakener befreit. Wenn du mal richtig tief in der Scheiße sitzt, dann hole ich dich da raus.“, sagte Jewgeni. „Weiß ich doch. Was machst du jetzt?“ „Ich bekomme mein eigenes Kommando.“, sagte Jewgeni. „Welches Schiff?“ „Sie geben mir ein Schiff der Ambassador-Klasse. Die USS Laconia.“, sagte Jewgeni. „Gratuliere, Kleiner.“ „Danke, big sis.“, sagte Jewgeni. 108 Kapitel 5: USS Kirow - Mission 5 -------------------------------- USS KIROW MISSION 5 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56272.6 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Eine weitere Mission ist erfolgreich beendet. Wir sind zum Planeten Rulon aufgebrochen, der sich in der Nähe von Regula 1 dem Forschungslabor befindet. Ich habe vor Loreley, der Königin der Rulonen einen Besuch abzustatten.“ Jekaterina hatte gerade ihren Eintrag im Computerlogbuch ihres Schiffes beendet, da erreichte eine Nachricht vom Flottenoberkommando die Kirow. Keiko Tadashita hob den Kopf als die Nachricht eintraf. „Captain! Ich habe eine neue Nachricht vom Flottenoberkommando. Sie stammt von Admiral Janeway.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht von Katheryn Janeway. „Admiral Janeway.“, begrüßte Jekaterina die ehemalige Kommandantin der Voyager. „Captain Romanova.“ „Ich nehme an, sie haben eine neue Mission für uns.“, sagte Jekaterina. „In der Tat. Allerdings sollte diese Mission etwas weniger turbulent werden, wie ihre letzte.“ „Was müssen wir tun, Admiral?“, fragte Jekaterina. „Sie sollen Botschafterin Luan auf ihrer Mission unterstützen. Alle weiteren Informationen erhalten sie von ihr.“ „Wann und wo treffen wir die Botschafterin?“, wollte Jekaterina wissen. „Sie wird in zwei Tagen bei ihnen sein. Bleiben sie an Ort und Stelle. Admiral Janeway Ende.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. „Also bleiben wir noch 2 Tage.“, sagte Eric McClusky. „Ja, Nummer eins. Zwei Tage, in denen die Trakener wieder zuschlagen könnten. Vergessen sie nicht, wir befinden uns im Krieg mit dem trakenischen Kaiserreich. Also weiterhin Dienst.“ 109 „Gönnen sie der Mannschaft auch mal etwas Ruhe und Freizeit. Sonst jagen sie die restlichen Besatzungsmitglieder mit der Harpune.“, sagte der erste Offizier der Kirow. „In Ordnung. Ich glaube, ich mach mal einen Abstecher auf den Planeten. Ich will Loreley besuchen.“ „Die Königin der Rulonen, Captain?“, fragte Eric McClusky. „Was dagegen, Nummer eins?“ „Nein. Aber was soll ich machen, wenn Botschafterin Luan eintrifft?“, fragte Jekaterinas Nummer eins. „Sollte ich zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Planeten weilen, dann rufen sie mich, Nummer eins.“ „Ja, Captain. Darf ich fragen, wann sie zum Planeten aufbrechen wollen?“, fragte Eric McClusky. „Ich weiß es noch nicht genau. Ich muss vorher mit Loreley sprechen. Ich kann schließlich nicht unangemeldet bei ihr vorbeikommen.“ „Das ist wohl wahr, Captain.“, sagte der erste Offizier der Kirow. In diesem Moment meldete sich Keiko Tadashita zu Wort. „Captain, ich habe Loreley, die Königin der Rulonen für sie.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Loreleys Gesicht. „Hallo Joelina. Schön dich zu sehen.“, sagte die Königin der Rulonen. „Ich freue mich, dich zu sehen, Loreley. Hast du Zeit? Wenn ja, würde ich dich gerne besuchen kommen.“ „Für dich nehme ich mir gerne Zeit, Jekaterina. Wann kannst du da sein?“, fragte Loreley. „Wenn ich noch Zeit zum Umziehen bekomme, in 10 Minuten.“ „Einverstanden. Bis nachher.“, sagte Loreley. Auf der Planetenoberfläche 10 Minuten später Jekaterina und Loreley, die Königin der Rulonen, standen auf dem 110 Balkon des königlichen Palastes. Genauso, wie Jekaterina es geträumt hatte. Loreley trug wieder das weiße Satinkleid und die dazugehörigen Sandaletten, wie einst auf dem Empfang, während Jekaterina, wie in ihrem Traum, das schwarze Trägerkleid mit dem tiefen Beinausschnitt trug. Die beiden Frauen legten einander einen Arm um die Taille und sahen zum Himmel hinauf. Und wie in Jekaterinas Traum wandte Loreley Jekaterina ihr Gesicht zu. „Eines Tages, Kleine, wird meinem Volk der Warpantrieb zur Verfügung stehen. Dann wird das Volk der Rulonen der Föderation beitreten.“, sagte sie dann. Jekaterina stemmte mit gespielter Entrüstung eine Hand in ihre Hüfte. „Du sollst mich doch nicht „Kleine“ nennen.“, sagte sie. „Was glaubst du wohl, wie alt ich bin, Jekaterina?“ „Ich würde sagen, so alt wie ich. 33 Aber nicht mehr.“, sagte Jekaterina. „Ich sehe vielleicht so aus. Aber in Wirklichkeit bin ich 135 Jahre alt.“ „Wie kommt das, Loreley?“, fragte Jekaterina. „Es gibt ein Schlammquelle, die wie ein Jungbrunnen wirkt. Bade darin, und du wirst nie mehr altern. Wenn du willst, zeige ich sie dir.“ In Jekaterinas Kopf begannen sämtliche Alarmglocken zu schrillen. Was wenn das eine Falle war? „Ein andermal gerne. Aber ich bin eigentlich auf einer Mission. Ich bin eigentlich nur hier, weil uns hier mit Botschafterin Luan treffen.“, sagte sie. „Verstehe. Weißt du, wann sie hier eintrifft?“ „In zwei Tagen. Immer voraus gesetzt, dass die Trakener nicht dazwischen funken. Die Föderation befindet sich seit einigen Tagen im Krieg mit dem trakenischen Kaiserreich.“, sagte Jekaterina. „Warum denn das Joelina?“ „Ich habe in bester Kirk-Manier ein trakenisches Schiff so schwer beschädigt, dass die Crew am Ende genötigt war, es selbst zu zerstören. Aber vorher habe ich zusammen mit einem klingonischen und einem romulanischen Außenteam die Gefangenen befreit. Den Kommandanten haben wir vor Gericht gestellt. Er darf den Rest seines Lebens im Straflager auf Rura Penthe verbringen. Der trakenische Botschafter hat daraufhin meinen Kopf gefordert.“, sagte Jekaterina. „Was hast du getan, dass du dir den Zorn der Trakener zugezogen hast?“ 111 „Ich habe meinen Bruder Jewgeni und unsere Botschafterin Wai Lin Luan, aus der Gefangenschaft der Trakener befreit.“, sagte Jekaterina. „Ich kenne dich zwar noch nicht so lange, aber du scheinst mir ein Mensch zu sein, der im Großen und Ganzen rational und vernünftig handelt. So eine Kurzschlussreaktion kann ich mir bei dir so gar nicht vorstellen.“ „Ich hatte keine Wahl, Loreley. Für meinen Bruder tu ich alles. Auch wenn es mich das Leben kostet.“ „Keiner kann von dir verlangen, dass du dein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Auch nicht, um deinen Bruder zu retten, Jekaterina.“ „Das verstehst du nicht. Mein Bruder würde dasselbe für mich tun. Wir mussten unseren Eltern im Augenblick des Todes schwören, dass wir immer aufeinander aufpassen. Ich kann Jewgeni nicht einfach seinem Schicksal überlassen.“, sagte Jekaterina. „Dann werde ich dir jetzt mal etwas über die Trakener erzählen. Sie Überfallen bevorzugt Planeten mit wenig planetarer Verteidigung. Nur bei Raumschiffen greifen sie aus dem Hinterhalt an. Und wenn sie hochrangige Offiziere oder Diplomaten verschleppen, dann nur, um einen Krieg vom Zaun zu brechen. Du hast ihnen mit deiner Befreiungsaktion eine Steilvorlage geliefert.“ „Aber wozu das Ganze?“, fragte Jekaterina. „Keiner weiß es. Ich habe das, was ich über die Trakener weiß, an dich weiter gegeben.“ „Man bricht nicht einfach aus Jux und Dollerei einen Krieg vom Zaun. Das ist nicht logisch.“, sagte Jekaterina. Loreley wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, da zirpte Jekaterinas Kommunikator. „Kirow an Captain.“, hörte Jekaterina die vertraute Stimme ihres ersten Offiziers. „Was gibt es, Nummer eins?“ „Gerade kam eine Nachricht vom Flottenoberkommando rein. Sie ist chiffriert, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Hat Miss Tadashita die Nachricht entschlüsselt, Nummer eins?“ „Sie ist noch dabei. Ich vermute, dass man bei Starfleet Angst hat, dass die Trakener unseren Funkverkehr mithören.“, sagte Jekaterinas erster Offizier. „Sie liegen zu 98% richtig, Nummer eins. Melden sie sich, wenn die Meldung 112 von Starfleet vollständig dekodiert wurde.“ „Ja, Captain. Kirow Ende.“, sagte Eric McClusky. Loreley sah Jekaterina fragend an. „Warum hat man beim Flottenoberkommando der Raumflotte eine Nachricht für dein Schiff verschlüsselt? Das versteh ich nicht.“, sagte sie. „Du vergisst, dass sich die Föderation im Krieg mit dem trakenischen Kaiserreich befindet. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Solange der Feind nicht über die nötigen Dekodierschlüssel verfügt, kann er die Funksprüche vom Flottenoberkommando an die Schiffe der Föderation nicht knacken.“ „Sehr schlau.“, sagte Loreley. Die Königin der Rulonen hatte kaum ihren Satz beendet, da zirpte erneut Jekaterinas Kommunikator. „Kirow an Captain.“, hörte die Kommandantin Eric McCluskys Stimme. „Ich höre, Nummer eins.“ „Keiko hat die Botschaft von Starfleet vollständig dechiffriert.“, sagte Eric McClusky. „Wie lautet sie, Nummer eins?“ „Die Nachricht lautet: „Botschafterin Luan reist auf der USS Equinox. Eintreffen morgen Abend. Gefecht zwischen USS Titan und trakenischem Schiff Kotto. Kotto hat mittlere Schäden davongetragen. Titan klarer Sieger.“, sagte der erste Offizier der Kirow. „Das sind doch mal gute Nachrichten, Nummer eins.“ „Captain Riker hat sich bei uns gemeldet, kurz nachdem die Nachricht vom Oberkommando bei uns eingetrudelt ist. Ich soll ihnen liebe Grüße ausrichten.“, sagte Commander McClusky. „Danke, Nummer eins. Aber eine Frage noch, bevor wir dieses Gespräch beenden.“ „Schießen sie los, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Wo hat das Gefecht zwischen Titan und Kotto stattgefunden?“ „Im Beta-Quadranten. An der Grenze zum klingonischen Imperium.“, sagte Jekaterinas erster Offizier. 113 „Danke, Nummer eins.“ „Kein Ding, Captain. Aber vergessen sie nicht, pünktlich wieder an Bord zu sein. Kirow Ende.“, sagte Eric McClusky. Jekaterina sah Loreley in die Augen. „Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit miteinander verbringen können, als nur ein paar Stunden.“, sagte sie. „Beim nächsten Mal, Kleine.“ An Bord der Kirow 20:30 Uhr Bordzeit Jekaterina war wieder auf der Brücke. Sie hatte, nachdem sie wieder an Bord ihres Schiffes war, ihr Quartier aufgesucht, und das schwarze Abendkleid gegen ihre Uniform getauscht. Nun saß sie wieder auf dem Platz in der Mitte, der ihr als Kommandantin zustand. Alex Riley, der Fähnrich, der seit der ersten Mission an Bord der Kirow war, stand an der taktischen Konsole und beobachtete jede Bewegung, die sich außerhalb des Schiffes ereignete. „Captain, unsere Sensoren haben die Equinox lokalisiert. Sie nähert sich von achtern.“, sagte er. Jekaterina wandte ihm den Kopf zu. „Was denn jetzt schon? Ich dachte, sie kommt erst morgen Abend.“ Keiko hob den Kopf. „Captain, die Equinox ruft uns. Es ist Botschafterin Luan persönlich.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht von Wai Lin Luan. „Captain Romanova. Es ist schön, sie zu sehen. Ich hoffe, sie und ihre Besatzung sind wohlauf.“, sagte sie. „Wirt erfreuen uns bester Gesundheit, Madam Ambassador.“ „Freut mich, das zu hören, Captain.“, sagte die Botschafterin. „Eine Frage, Madam Ambassador.“ „Nur zu.“, sagte Wai Lin. „Wie kommt es, dass sie jetzt schon hier sind? Ihr Kommen wurde uns 114 erst für morgen Abend angekündigt.“ „Tut mir leid für dieses Täuschungsmanöver, Captain Romanova. Aber es ging nicht anders. Die Trakener kreuzen im Moment durch alle Quadranten. Sogar die Kazon Nistrim im Deltaquadranten haben Probleme mit ihnen. Wenn es ihnen Recht ist, Captain, würde ich mich gleich auf ihr Schiff beamen lassen. Wir sind bereits in Transporterreichweite. Würden sie bitte den Transfer in die Wege leiten?“, fragte die Botschafterin. „Ist schon so gut wie erledigt, Madam Ambassador. Kirow Ende.“ Jekaterina tippte an ihren Kommunikator. „Brücke an Transporterraum 2.“, sagte sie. Shaun O´ Shane antwortete sofort. „Ich höre, Captain.“ „Treffen sie umgehend alle Vorbereitungen für einen Transfer von Botschafterin Luan von der Equinox auf unser Schiff.“, sagte Jekaterina. „Ist schon so gut wie erledigt, Captain.“ Keine zwei Minuten später war alles fertig und Jekaterina befahl den Transfer. „Energie.“, sagte sie. Die Bestätigung erhielt sie kurz darauf. „Transporterraum 2 an Brücke. Transfer erfolgreich. Botschafterin Luan ist an Bord.“ „Gut gemacht, Mr. O´ Shane.“, sagte Jekaterina. Jekaterina wollte gerade den Befehl geben, die Schilde und die Waffensysteme zu aktivieren, da kam aus Transporterraum 3 die Nachricht, dass sich Loreley, die Königin der Rulonen zum Beamen angekündigt hatte. Die Kommandantin der Kirow fluchte innerlich. Was hatte sich Loreley eigentlich dabei gedacht, als sie sich zum Beamen angekündigt hatte? Wie dem auch sei, sie durfte der Königin der Rulonen die Erlaubnis nicht verweigern. Also gab sie den Befehl den Transfer durchzuführen. Unmittelbar nach Eintreffen von Loreley gab sie Fähnrich Riley sofort den Befehl die Schutzschilde und die Waffensysteme zu aktivieren. „Nummer eins, ich bin im Bereitschaftsraum, falls mich jemand suchen sollte.“, sagte Jekaterina zu ihrem ersten Offizier. 115 „Aye, Captain.“ Mit dem üblichen „Kommandant verlässt die Brücke“ übergab Jekaterina das Kommando an Eric McClusky. Im Bereitschaftsraum ließ sich die Kommandantin der Kirow erst einmal eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone zubereiten. Sie hatte gerade den ersten Schluck zu sich genommen, da ertönte der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Türen glitten auseinander, und Loreley, die Königin der Rulonen, trat ein. Dicht gefolgt von Botschafterin Wai Lin Luan. „Setzt euch.“, sagte Jekaterina. Als die drei Frauen zusammen saßen, begann die Kommandantin der Kirow das Gespräch. „Also, Ladies, gibt es etwas, das ich wissen müsste?“, fragte Jekaterina in die Runde. Die Botschafterin und die Königin der Rulonen sahen einander an. „Du zuerst, Wai Lin.“, sagte Loreley. „Es wird Zeit, sie in die Einzelheiten ihrer Mission einzuweihen, Captain Romanova.“ „Bitte, Madam Ambassador.“, sagte Jekaterina. „Der Planet Malveel wird von einem Bürgerkrieg erschüttert. Für die Trakener eine günstige Gelegenheit.“ „Das heißt, der Planet wird in regelmäßigen Abständen von den Trakenern überfallen?“, fragte Jekaterina. „Das nicht. Aber sie zeigen dort in letzter Zeit oft Präsenz. Kann sein, dass sie eine der Kriegsparteien unterstützen.“ „Wie viele Kriegsparteien gibt es eigentlich?“, stellte Jekaterina eine nicht unerhebliche Frage. „Zwei. Das Lager um Artania auf der einen Seite, und das Lager um den derzeitigen Regenten Geron auf der anderen Seite.“ „Weiß man, woran sich dieser Bürgerkrieg auf Malveel entzündet hat?“, wollte Jekaterina wissen. 116 „Artania möchte der Föderation beitreten. Die Malveelier haben den Warpantrieb erforscht und damit das Hauptkriterium für einen Beitritt erfüllt. Geron ist dagegen. Und er wird alles in seiner Macht stehende tun, um einen Beitritt zu verhindern.“ „Das heißt im Klartext, dass Geron sterben muss, damit Malveel, Föderationsmitglied werden kann?“, hakte Jekaterina nach. „Nicht unbedingt. Es würde reichen, wenn er den Planeten verlassen würde.“ „Denkt ihr, was ich gerade denke?“, fragte Jekaterina in die Runde. „Du meinst, ihn an die Trakener ausliefern?“ „Warum nicht? Dann wäre der Weg für Artania frei.“, sagte Jekaterina. „Das schon. Aber dann würden die Trakener vor Wut Zeter und Mordio schreien. Denn Malveel liegt in unmittelbarer Nähe zu Karshan, der Heimatwelt der Trakener.“ Dann richtete Wai Lin Luan das Wort an Loreley, die Königin der Rulonen. „Bitte. Jetzt bist du dran.“, sagte sie. Loreley nickte kurz. „Es gibt noch etwas, das wichtig ist. Malveel ist nur einer von vier Planeten, die in unmittelbarer Nähe zum trakenischen Kaiserreich liegen. Rulon selbst gehört nicht dazu, deswegen lassen uns die Trakener in Ruhe. Aber sie haben ein reges Interesse daran, dass diese vier Planeten nicht der Föderation beitreten.“, sagte die Königin der Rulonen. „Das heißt, wenn Malveel der Föderation beitreten würde, könnten die anderen dem Beispiel der Malveelier folgen?“ „Ganz Recht, Jekaterina. Dann würde sich das Machtgefüge stark zu Gunsten eurer Föderation verlagern.“, sagte Loreley. „Ich würde Artania ja gerne helfen. Aber die erste Direktive verbietet es mir, in einen bewaffneten Konflikt einzugreifen.“ Kaum hatte Jekaterina ihren Satz beendet, da meldete sich Keiko über die Sprechanlage. „Captain, ich habe eine Nachricht für Botschafterin Luan. Sie stammt von Präsidentin Arikka persönlich. Sie ist mit „Top Secret“ gekennzeichnet.“, sagte Keiko. 117 „Stellen sie durch, Keiko.“ „Ja, Captain.“, sagte Keiko. „Wünschen sie, dass wir sie alleine lassen, Madam Ambassador?“ „Nein Captain. Bleiben sie ruhig. Dann bekommen sie die Informationen aus erster Hand.“, sagte Wai Lin Luan. Dann hörten alle die Stimme der Präsidentin. „Botschafterin Luan. Die Trakener haben offen in den Konflikt auf Malveel eingegriffen und unterstützen König Geron. Da wir uns jedoch im Krieg mit den Trakenern befinden, habe ich entschieden, dass die Föderation auf Artanias Seite in diesen Bürgerkrieg eingreift.“, sagte Arikka. „Madam President, was ist mit der ersten Direktive? Ihr wisst, dass sie es den Kommandanten unserer Schiffe verbietet, sich in einen anderen Konflikt, wie dem Bürgerkrieg auf Malveel einzumischen.“ „Wenn es sich um eine Prä-Warp-Spezies handeln würde, dann würde ich ihnen zustimmen, Botschafterin. Aber die Malveelier haben den Warpantrieb. Außerdem hat unser Kriegsgegner, das trakenische Kaiserreich, auf Seiten der Regierung in den Bürgerkrieg eingegriffen. Ein Grund mehr, eine Ausnahme zu machen und die erste Direktive für dieses Mal außer Kraft zu setzen.“, sagte Arikka. Jekaterina schaltete sich in das Gespräch ein. „Madam President, ich würde gerne noch auf eine Besonderheit hinweisen.“, sagte sie. „Bitte, Captain Romanova.“ „Wenn eine Partei, mit der wir uns im Krieg befinden, in einen Bürgerkrieg, wie er jetzt auf Malveel stattfindet, für eine der beiden Seiten Partei ergreift, ist die erste Direktive automatisch außer Kraft gesetzt. Dann ist die Föderation mehr oder minder dazu gezwungen, auf Seiten der anderen Kriegspartei in diesen Konflikt einzugreifen.“, sagte Jekaterina. „Nun gut. Sie werden jetzt folgendes tun, Captain Romanova. Sie fliegen umgehend nach Malveel. Finden sie heraus, in welcher Art die Trakener Geron unterstützen. Ich sende ihnen als Verstärkung die Titan und die Ranger.“ „Die Ranger, Madam President?“, fragte Jekaterina. „Das Schiff befindet sich noch im Bau und liegt noch im Raumdock. 118 Ranger wird also erst später zu ihnen stoßen.“ „Verstehe. Weiß man denn schon, wer das Kommando auf der Ranger übernehmen wird?“, fragte Jekaterina. „Commander Robert Baker. Der Name wird ihnen nicht viel sagen, Captain.“ „Habe noch nie von ihm gehört. Was ist er denn so für ein Mensch?“, wollte Jekaterina wissen. „Ein recht verlässlicher, nach allem, was ich gehört habe.“ „Das heißt, sie wissen so gut wie gar nichts über ihn.“, stellte Jekaterina Romanova fest. „Er hat eine tadellose Führungsakte. Arikka Ende.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56273.14 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir sind auf den Weg zum Planeten Malveel. Wollen wir hoffen, dass kein trakenisches Raumschiff unseren Weg kreuzt. Denn ich habe nicht das Bedürfnis mit einem Schiff der trakenischen Marine ein Gefecht zu führen. Das Kräftemessen mit der Hensa hat mir gelangt. Vor Ort sollen wir mit der Anführerin der Beitrittsbefürworter, Artania, Kontakt aufnehmen und herausfinden, auf welche Weise das trakenische Kaiserreich die Beitrittsgegner um König Geron, unterstützt.“ Jekaterina klappte das Buch zu und legte es zur Seite. Dann begab sie sich in den Bereitschaftsraum um sich mit Wai Lin Luan, der Botschafterin der Föderation zusammenzusetzen. „Sie übernehmen erst mal das Kommando Nummer eins. Wenn was ist, rufen sie mich.“, sagte sie. „Ja, Captain.“ Im Bereitschaftsraum ließ sich Jekaterina zuerst eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone zubereiten. Sie hatte gerade den ersten Schluck getrunken, da merkte sie, dass ihre Hände anfingen zu zittern. Als nächstes traten ihr Tränen in die Augen und sie begann zu schluchzen. Jekaterina berührte ihre Wange. Sie war feucht. Offenbar war eine Träne daran hinab gelaufen. Sie berührte auch die andere Wange. Auch diese war feucht. Nun wusste Jekaterina, dass sie anfing zu weinen. Ausgerechnet ihr, die vor nichts und niemandem Angst hatte, musste das passieren! Der Türsummer riss die Kommandantin aus ihren Gedanken. „Herein!“, sagte Jekaterina, bemüht sich nichts anmerken zu lassen. Die Türen glitten auseinander, und Wai Lin Luan, die Botschafterin der 119 Föderation, betrat den Raum. Vor ihr wollte sich Jekaterina erst Recht keine Blöße geben und drehte rasch den Kopf zur Seite. Doch die Botschafterin hatte längst erkannt, wie es ihrer Retterin ging. Wai Lin legte Jekaterina eine Hand auf ihre Schulter. „Du brauchst dich deiner Tränen nicht zu schämen, Jekaterina. Es ist keine Schande, wenn man weint.“, sagte sie. „Das verstehst du nicht, Wai Lin. Vater hat immer gesagt, wer weint zeigt Schwäche. Und ein Mitglied der Familie Romanova zeigt niemals Schwäche.“ „Nun, es steht mir nicht zu über deinen Vater zu urteilen. Aber eines weiß ich: Man darf auch mal schwach und verletzlich erscheinen.“, sagte Wai Lin. Jekaterina wandte der Botschafterin den Rücken zu. Sie atmete tief durch, dann sagte sie kaum hörbar: „Ich bin doch diejenige, die an diesem Krieg schuld ist.“ „Unsinn. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast.“ „Ja. Aber zu welchem Preis? Was habe ich getan? Was habe ich erreicht? Um meinen Bruder zu retten, bin ich über Leichen gegangen. Meinetwegen ist ganze Raumschiffbesatzung tot. Und der Kommandant schuftet sich in einem klingonischen Straflager zu Tode. Wegen mir hat das trakenische Kaiserreich der Föderation den Krieg erklärt.“, sagte Jekaterina. Wai Lin verstand zwar, worauf ihre Retterin hinaus wollte, doch so leicht gab sie sich nicht geschlagen. „SO ETWAS DARFST DU NOCH NICHT EINMAL DENKEN! JEDER ANDERE RAUMSCHIFFKOMMANDANT HÄTTE GENAUSO GEHANDELT!“, fuhr die Botschafterin Jekaterina an. Ihre Worte trafen die Kommandantin der Kirow wie ein Vorschlaghammer. Jekaterina schlug die Hände vors Gesicht und fing hemmungslos an zu weinen. Wai Lin nahm sie in die Arme und hielt sie fest. „Weine ruhig. Lass all deinen Schmerz, all deine Trauer weichen.“, sagte die Botschafterin. Es dauerte einige Zeit, bis sich Jekaterina wieder beruhigt hatte. Wai Lin reichte ihr ein Taschentuch. „Geht es dir besser?“, fragte Wai Lin. Jekaterina nickte stumm. „Ich wasch mir nur schnell das Gesicht. Bin gleich wieder da.“, sagte 120 Jekaterina. Kurze Zeit später kam sie zurück. Wai Lin merkte jedoch, dass Jekaterina am ganzen Leib zitterte. „Du bist ganz schön fix und fertig, Jekaterina. Du solltest dich mal ausruhen. Commander McClusky kann dich vertreten. Er muss Erfahrung sammeln, sonst wird man ihn zur Prüfung für das Kapitänspatent nicht zulassen. Das weißt du genauso gut wie ich.“, sagte Wai Lin. „Ja ich weiß. Aber kommen wir zu unserem Job zurück. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, von denen ich was wissen sollte?“ „Die gibt es, Jekaterina. Heute Morgen um 4:00 Uhr hat der klingonische hohe Rat beschlossen, an unserer Seite in den Krieg gegen das trakenische Kaiserreich einzutreten.“, sagte Wai Lin. „Was ist mit den Romulanern?“ „Die halten sich bedeckt. Obwohl sie wirklich einen triftigen Grund hätten, den Trakenern den Krieg zu erklären, wie ich offen zugeben muss.“, sagte die Botschafterin. „Den hätten sie in der Tat, Wai Lin. Wenn man bedenkt, dass die Trakener einen Romulaner in Gefangenschaft hatten“ „Da stimme ich dir zu, Jekaterina. Wer weiß, vielleicht kommt die Kriegserklärung ja doch noch. Aber selbst wenn, dann wird das wahrscheinlich mit leisen Tönen kommuniziert werden.“, sagte Wai Lin. „Mit anderen Worten, die Romulaner wollen die Sache nicht an die große Glocke hängen. Das wolltest du doch eigentlich sagen, Wai Lin?“ „Wenn wir beide nicht im Dienst wären, und auf Betazed durch einen der Parks spazieren würden, dann wäre das exakt meine Wortwahl. Aber wir sind im Dienst, und da haben wir beide auf unsere Wortwahl zu achten.“, sagte Wai Lin. „Das leuchtet ein. Was mir aber nicht einleuchtet, ist die Zurückhaltung der Romulaner. Denn die scheuen eigentlich selten einen offenen Konflikt.“ „Das, was ich dir jetzt anvertraue, musst du für dich behalten. Niemand aus deiner Crew darf davon erfahren. Am allerwenigsten Jardanka, deine Wissenschaftsoffizierin.“, sagte Wai Lin. „Warum ausgerechnet Jardanka?“ „Sie ist doch Romulanerin, nicht wahr?“, fragte die Botschafterin nach. „Ja. Warum ist das so wichtig?“ 121 „Nun, es ist ein offenes Geheimnis, dass das romulanische Sternenimperium seinem Ende entgegengeht. Bereits nächstes Jahr, also 2380, wird das Reich der Romulaner, wie wir es kennen, nicht mehr existieren.“, sagte Wai Lin. „Und du glaubst, dass diese Neuigkeit negative Auswirkungen, auf Jardankas Arbeitsfähigkeit haben könnte?“ „Ich will es nicht heraufbeschwören, aber ganz ausschließen will ich es auch nicht.“, sagte Botschafterin Luan. Im nächsten Augenblick wurde die Kirow erschüttert. „Was zum Henker?“, fluchte Jekaterina. Die Komanlage ging los. „Brücke an Captain.“, hörte Jekaterina die Stimme ihres ersten Offiziers. „Was gibt’s Nummer eins?“ „Wir wurden angegriffen.“, sagte Commander McClusky. „Das war zu erwarten. Und ich habe eine Ahnung, wer uns angegriffen hat.“ „Dann lassen sie mich an ihrem Wissen teilhaben, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Es waren die Trakener. Wer sonst würde uns ohne Vorwarnung angreifen?“ „Das ist naheliegend, Captain. Vor allem, weil wir in Kürze Malveel erreichen.“, sagte Jekaterinas erster Offizier. „Dann wissen wir ja, was wir zu tun haben, Nummer eins.“ „Ich wollte gerade dasselbe vorschlagen, Captain.“, sagte Eric McClusky. „In Ordnung. Erwidern sie das Feuer. Setzen sie erst einmal ein paar Nadelstiche, Nummer eins“ „Ja, Captain.“, sagte Commander McClusky. „Warum greifen die Trakener uns an? Klar, wir sind im Krieg mit ihnen, aber wieso wollen sie unsere Mission stören?“ „Ganz einfach, Wai Lin. Tritt Malveel der Föderation bei, folgen die anderen drei Planeten nach. Dann wird es für die Trakener schwierig, neue Sklaven für Ihre Minen zu aufzutreiben.“, sagte Jekaterina. 122 „Das leuchtet ein. Und die Produktionskapazitäten gehen zurück. Dann könnten die Trakener weniger neue Schiffe bauen.“ „Und genau deshalb haben sie kein Interesse daran, dass Malveel der Föderation beitritt. Und noch ein weiterer Punkt. Sie haben Angst. Angst davor, dass die Föderation in ihrem Sektor mehr und mehr Einfluss gewinnt. Es geht hier um eine Art Vormachtstellung.“, sagte Jekaterina. An Bord der Tarek Das Schiff erzitterte, als die Phasersalve der Kirow einschlug. Trotz aktivierter Schilde richtete dieser erste Treffer einige Schäden am Rumpf des Schiffes an. Die Tarek war ein Schiff der neuesten Generation der Hensa-Klasse. So waren Schilde und Warpantrieb verbessert worden. Statt bisher Warp 3 schaffte das Schiff nun Warp 4. Durak, Kommandant des Schiffes, war der Bruder von Tarek, dem Namensgeber. Am Tag der Fertigstellung war auf Karshan die Nachricht eingetroffen, dass Duraks älterer Bruder bei einem Fluchtversuch von den klingonischen Wächtern erschossen worden war. Es war ihm nicht gelungen, das Energiefeld, das die Strafkolonie schützte zu durchbrechen. So war es naheliegend, das neue Schiff nach ihm zu benennen. Als es aber um die Vergabe des Kommandos ging, tat sich Kaiser Skulrik doch etwas schwer. Es gab so viele hoffnungsvolle Männer, die dieses Kommando verdient hätten. Doch letzten Endes blieb nur Durak übrig, der endlich beweisen wollte, dass er Tarek, seinem Bruder in nichts nachstand. Diese Mission war seine erste. Und sie war recht einfach. Die Schiffe der Föderation sollten gehindert werden, sich dem Planeten Malveel zu nähern. Doch jedes Mal, wenn ein Schiff auf dem Radar erschien, war es nicht ein Raumschiff der Föderation, sondern einer der gefürchteten klingonischen Angriffskreuzer der Vor'cha-Klasse aufgetaucht. Und vor denen nahmen die Trakener lieber Reißaus. Aber auch die Raumschiffe der Föderation waren harte Gegner. Allein schon die Schiffe der Sovereign-Klasse konnten es mit zwei Hensas aufnehmen. Und gegen zwei solche Gegner würden die Trakener in diesem Krieg keinen Blumentopf gewinnen. Durak war sich durchaus im Klaren darüber, dass seine Besatzung unzufrieden mit ihm war. Und das konnte er seinen Männern auch nicht verdenken. Sie wollten kämpfen, und zu Ruhm und Ehre gelangen. Doch er, Durak, würde seine Crew nicht in einem sinnlosen Gefecht mit einem klingonischen Angriffskreuzer verheizen. Nein. Durak hatte ein anderes Ziel im Sinn. Er wollte die Kirow! Deren Besatzung konnte ruhig den Tod finden, aber die Kommandantin, Jekaterina Romanova wollte er lebend. Sie sollte das Schicksal seines Bruders teilen. Dies war seine Art, für den Tod seines Bruders, Rache zu üben. Als dann Jekaterinas Schiff von den Scannern der Tarek erfasst worden war, Hatte Tareks Bruder sofort die Schilde und Waffensysteme seines Schiffes aktivieren lassen. Und als man den Kontakt als USS Kirow identifiziert hatte, 123 hatte er frohlockt. Der Augenblick der Rache war gekommen! Als die Kirow in Reichweite der Waffen der Tarek war, hatte Durak umgehend das Feuer eröffnen lassen. Allerdings hatte die Kirow Schilde und Waffensysteme bereits aktiviert, sodass seine Photonentorpedos keine Wirkung zeigten. Die Antwort des Feindes folgte prompt. „Die Kirow hat das Feuer erwidert, Kapitän!“, sagte der erste Offizier, ein Mann namens Gerak. „Schäden?“ „Bedauerlicherweise ja, Kapitän.“, sagte der erste Offizier. „Und das obwohl unsere Schilde aktiviert sind?“ „Ja, Kapitän.“, sagte Gerak. „Wie schlimm ist es?“ „Die Hülle hat schwere Schäden davon getragen. Sie ist auf Ebene 3 sogar gebrochen.“, sagte Duraks erster Offizier.“ „Wie ist das möglich, Gerak? Unsere Schilde sind doch aktiviert.“ „Unsere Schilde sind noch zu schwach. Die Schiffe der Föderation sind uns technologisch immer noch voraus.“, sagte Gerak. Kaum hatte er seinen Satz beendet, da wurde die Tarek erneut erschüttert. „Was zum…? „Kapitän! Ausfall der Energieversorgung!“, sagte der leitende Ingenieur über die Sprechanlage. „Danke, LI.“ „Kapitän, wir sind kampf- und manövrierunfähig.“, sagte der erste Offizier der Tarek. Durak seufzte schwer. Bevor er aufgebrochen war, hatte der Flottenchef ihm noch gesagt, was zu tun war, sollte er nicht mehr kämpfen können. „Ihr Schiff darf nicht in feindliche Hände fallen. Wenn der Feind sie im Kampf besiegt, müssen sie ihr Schiff selbst zerstören. Auch wenn das Leben aller an Bord kosten sollte.“, hatte der Admiral gesagt. Nun war es also soweit. Die Kirow hatte sein Schiff in kurzer Zeit so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr weiter kämpfen konnten. Durak wandte sich 124 an seinen ersten Offizier. „Leite die Selbstzerstörung ein, Gerak.“, sagte er. „Jawohl, Kapitän.“ Auf der Krankenstation der Tarek Alina hatte gerade alles für die OP des verletzten Trakeners vorbereitet. Als das Gongsignal ertönte, und die Stimme des Bordcomputers zu hören war. „ACHTUNG! Selbstzerstörung aktiviert. Dieses Schiff wird in einer Minute zerstört.“ An Bord der Kirow Jardanka sah von ihrer Konsole auf. „Captain, ich habe eine menschliche Lebensform an Bord des trakenischen Schiffes lokalisiert.“, sagte sie und wurde dann kreidebleich. „Die Selbstzerstörung wurde aktiviert!“, sagte die Romulanerin aufgeregt. „Wie lange bis zur Selbstzerstörung?“ „45 Sekunden.“, sagte Jardanka. „Brücke an Transporterraum 1. Sie haben 45 Sekunden, um eine humanoide Lebensform an Bord zu holen.“ „Ja, Captain.“, sagte Merwyn King. An Jennifer Bond gewandt sagte Jekaterina: „Lieutenant Bond, deaktivieren sie die Schilde.“ „Aye, Captain.“ Jennifer Bond betätigte schnell die entsprechenden Kontrollen. „Schilde deaktiviert, Captain.“, sagte sie dann. „Transporterraum 1, wie weit sind sie?“ „Ich warte nur noch auf ihren Befehl, Captain.“, sagte Merwyn King. „Energie!“ Die Bestätigung für den erfolgreichen Transfer erhielt Jekaterina 125 kurze Zeit später. „Transporterraum 1 an Brücke. Eine weibliche Person an Bord.“, meldete sich Chief King. „Verstanden, Mr. King.“, sagte Jekaterina um an Jennifer Bond gewandt fortzufahren: „Lieutenant Bond, aktivieren sie die Schilde.“ Kaum waren die Schilde der Kirow aktiviert, da explodierte die Tarek. Eine gewaltige Explosion riss das Schiff, wie schon zuvor die Hensa in mehrere Stücke. „In Ordnung. Wir fliegen weiter nach Malveel. Maximum an Warp. Dieses Gefecht hat uns wertvolle Zeit gekostet. Auch wenn es nur kurz war.“, befahl Jekaterina. Dann verließ sie die Brücke. In Transporterraum 1 traf die Kommandantin die einzige Überlebende des Untergangs der Tarek. Die junge Frau, Jekaterina schätzte ihr Alter auf 23 Jahre, war eine 1,73 große Blondine mit braunen Augen, deren Haare bis zur Achselhöhle reichten. Die Frau hatte ein ovales Gesicht mit osteuropäischen Gesichtszügen. Jekaterina schätzte, dass sie Russin oder Ukrainerin war. Die Nase war zwar etwas breit, fügte sich aber dennoch harmonisch in das Gesicht der jungen Frau ein. Bekleidet war sie mit einer Uniform, die darauf schließen ließ, dass die Frau zumindest mal eine medizinische Ausbildung durchlaufen hatte. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin des Schiffes.“, sagte Jekaterina. „Alina Nadirova. Danke für ihre Hilfe. Ohne sie würde ich jetzt hier als Engel durch den Raum schweben.“ Jekaterina bemerkte, dass Alina Russin war. Also hatte sie sich nicht getäuscht. „Es ist immer wieder schön, jemanden aus der Heimat zu treffen, Alina.“, sagte Jekaterina. Alina verstand zuerst nicht, worauf ihre Retterin hinaus wollte, doch dann begriff sie. „Also kommen sie auch aus Russland.“, sagte sie. „Aus Smolensk, Alina. Und woher kommen sie?“ „Moskau.“, sagte Alina. „Nun, nachdem wir uns gegenseitig beschnuppert haben, hätte ich noch gerne gewusst, was sie an Bord eines trakenischen Schiffes verschlagen hat.“ 126 „Ich war an Bord eines Frachters und war dort als Ärztin tätig. Die Trakener haben uns überfallen und die ganze Besatzung abgeschlachtet. Meinem Rang als Ärztin habe ich es zu verdanken, dass ich mich an Bord des trakenischen Schiffes frei bewegen konnte. Man ist mir auch mit dem mir gebührenden Respekt begegnet.“, sagte Alina Nadirova. „Wundert mich nicht. Sie waren für die Trakener zu wertvoll, um sie so schäbig zu behandeln, wie es diese Kerle in der Regel tun.“ „Das kann ich bestätigen. Denn ich habe gesehen, wie die Besatzung mit Gefangenen umgegangen ist. Furchtbar.“, sagte Alina. „Bevor wir uns weiter unterhalten, würde ich sie erst einmal auf die Krankenstation begleiten. Ich könnte noch eine Stellvertreterin für meine Chefärztin brauchen.“ „Spassiba.“, sagte Alina. Jekaterina begleitete Alina Nadirova auf die Krankenstation, wo die junge Russin zuerst den obligatorischen medizinischen Check über sich ergehen lassen musste. „Alles in Ordnung. Dr. Nadirova ist kerngesund. Keine Anzeichen, auf irgendwelche versteckten Infektionen.“, sagte Juanita Garcia zu Jekaterina. „Sehr gut. Wenn das Flottenoberkommando Alina Nadirova als festes Crew-Mitglied bestätigen sollte, würde ich sie ihnen als Stellvertreterin zuteilen.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56281.6 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Das Gefecht mit dem trakenischen Schiff „Tarek“ und die damit verbundene Rettungsaktion hat uns leider etwas aufgehalten. Aber wie hätte ich den Tod einer unschuldigen Ärztin verantworten können? Wir sind nun wieder auf dem Kurs nach Malveel, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden. Gestern gab es ein Zusammentreffen mit der USS Titan und dem klingonischen Angriffskreuzer Maranga IV. Die Ranger hat gerade die letzten Erprobungsflüge absolviert und ist offiziell in Dienst gestellt worden. Wann sie bei uns sein wird, weiß der Teufel. Des Weiteren steht noch eine Antwort vom Flottenoberkommando bezüglich meiner Anfrage einer Bestätigung von Alina Nadirova als festes Crewmitglied der Kirow aus.“ Jekaterina klappte das Buch zu und rieb sich wieder einmal die Schläfen. Sie war so müde, dass sie gar nicht mehr klar denken konnte. „Ich werde mich ein wenig hinlegen. Nummer eins, sie übernehmen.“, sagte sie zu Eric McClusky. „Ja, Captain. Soll ich sie benachrichtigen, wenn sich was tut?“ 127 „Ja, bitte.“, sagte Jekaterina. „Kommandant verlässt Brücke.“ In ihrem Quartier legte sich Jekaterina auf ihr Bett und schlief bald ein. Doch dieser Traum unterschied sich von ihrem letzten. Er war düster und furchteinflößend. Jekaterina sah ein brennendes trakenisches Schiff, dass von mehreren Explosionen erschüttert wurde. Dann veränderte sich die Szenerie und das Gesicht des trakenischen Botschafters erschien. „Ich bin noch nicht fertig mit dir. Mit meinem letzten Atemzug schleudere ich dir meinen Hass entgegen, Jekaterina Romanova. Selbst in der tiefsten Hölle werde ich noch mit dir kämpfen.“, hörte sie seine Stimme. Doch dann erschien Jekaterina das Gesicht ihres Vaters im Traum. „Gut gemacht, meine Tochter. Du hast dem Namen unserer Familie alle Ehre gemacht. Ich bin stolz auf dich.“, sprach er mit einer tiefen Bassstimme. Als Jekaterina wieder erwachte, war sie total durcheinander. Was hatte es mit dem brennenden Schiff und dem trakenischen Botschafter, der ihr ewige Feindschaft geschworen hatte auf sich? Egal, es galt sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Jekaterina war gerade auf dem Weg zur Brücke, als ihr Kommunikator zirpte. „Brücke an Captain.“, hörte die Kommandantin die Stimme ihres ersten Offiziers. „Ich höre, Nummer eins.“ „Captain, die Ranger ist gerade zu uns gestoßen.“, sagte Eric McClusky. „So schnell? Ich dachte, dass das Schiff erst die Erprobungsphase abgeschlossen hat.“ „Anscheinend hat man Commander Baker früher den Marschbefehl erteilt, als ursprünglich geplant, Captain.“, sagte der erste Offizier. „Verstanden, Nummer eins. Ich bin gleich auf der Brücke.“ Die Türen glitten auseinander, als Jekaterina Romanova aus dem Turbolift auf die Brücke kam. Wie üblich nahm sie den Platz in der Mitte ein, der ihr als Kommandantin zustand. „Captain, die Ranger befindet sich steuerbord querab.“, sagte Eric McClusky. „Auf den Schirm.“ Wo vorher noch die Sterne zu sehen waren, hatte nun die USS Ranger den 128 Platz eingenommen. Das Schiff glich nur äußerlich der Intrepid-Klasse, war jedoch mit 630 Metern Länge und 120 Metern Breite viel größer. Außerdem hatte es 10 Decks mehr als Voyager & Co. Die Besatzung lag bei 400 Mann. Außerdem besaß es starre Warpgondeln, statt den schwenkbaren der Intrepid-Klasse. Die Höchstgeschwindigkeit lag jenseits von Warp 9. „Captain, die Ranger ruft uns.“, meldete sich Keiko zu Wort. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien das Gesicht eines Asiaten. Jekaterina erkannte dies an den mandelförmigen Augen des Mannes. Seine braunen Haare hatte er bis zu den Ohren kurz geschnitten, allerdings hatte er seinen Pony adrett nach oben gekämmt. Robert Baker hatte ein rundes Gesicht mit einer leicht gewölbten Nase. Auch der leicht gebräunte Teint von Commander Baker verriet die asiatische Abstammung. Links neben Robert Baker konnte Jekaterina eine Frau sehen. Sie hatte kinnlange, blonde Haare und braune Augen. Die erste Offizierin der Ranger hatte ein ovales Gesicht mit einer schmalen Nase. Robert Baker begann das Gespräch. „Captain Romanova, ich grüße sie.“, sagte er. „Die Freude ist ganz meinerseits, Commander Baker.“ „Ich muss sagen, sie kommandieren ein imposantes Schiff, Captain.“, sagte Commander Baker. „Dasselbe kann man auch über ihr Schiff behaupten Commander. Wenn sie Zeit haben, würde ich sie und natürlich auch ihren ersten Offizier heute Abend zu einem kleinen Empfang auf die Kirow einladen.“ „Eine Einladung, die Miss Munro und ich nur schwer ablehnen können, Captain Romanova. Wann sollen wir uns auf der Kirow einfinden?“, sagte Robert Baker. „Ist 19:30 Uhr Bordzeit genehm, Commander Baker?“ „Einverstanden. Sollen wir uns in Schale werfen, Captain?“, wollte der Kommandant der Ranger wissen. „Es wäre nicht verkehrt, denke ich.“ USS Kirow Bordzeit 19:30 Uhr Bordzeit Jekaterina hatte wieder den großen Raum auf dem Freizeitdeck für den Empfang herrichten lassen. Allerdings hatte sie eine weniger gute Laune. Denn das Oberkommando hatte noch nicht über ihre Anfrage bezüglich Alina 129 Nadirova als neue stellvertretende Chefärztin für die Kirow entschieden. Gott, wie sie diese Sesselfurzer hasste! Warum mussten diese Bürokraten immer alles verzögern? Es war nun wirklich nicht allzu schwer zu sagen „Alina Nadirova wird als neue stellvertretende Chefärztin der Kirow bestätigt.“ Aber anscheinend hatten diese Pappnasen anderes im Sinn. Wahrscheinlich bohrten sie in ihren Nasen herum. Jekaterina war gerade auf den Weg in Transporterraum 1, als ihr Kommunikator zirpte. Keiko meldete sich zu Wort. „Captain, gerade kam eine Nachricht vom Flottenoberkommando.“, sagte die Japanerin. „Was wollen die Herrschaften?“ „Sie bestätigen Dr. Nadirova als stellvertretende Chefärztin.“, sagte Keiko. Jekaterina war erleichtert. „Das wurde verdammt noch mal Zeit.“, sagte sie dann. Der erste Gast der eintraf, war Captain Will Riker, der wie immer von seiner Ehefrau Deanna Troi begleitet wurde. „Captain Riker, Commander Troi, willkommen.“, sagte Jekaterina, die sich für diesen Empfang ein hautenges, schulterfreies Abendkleid und schwarze Schuhe mit flachen Absätzen ausgesucht hatte. Dazu trug sie schwarze Handschuhe, die bis über ihre Ellenbogen reichten. „Danke für die Einladung, Captain.“, sagte Captain Riker. Als nächstes erschienen Robert Baker und seine Nummer eins Alexandria Munro. Jekaterina nahm die beiden genauer in Augenschein. Robert Baker war 1,75 m groß und athletisch gebaut. Commander Munro war vom Körperbau her etwas graziler gebaut. Mit ihren 1,73 m war Alexandria Munro 2 cm kleiner als ihr Vorgesetzter. Allerdings hatte sie einen ziemlich festen Händedruck, wie Jekaterina schmerzhaft feststellen musste. Als letztes erschien Lokvar der Klingone. Wie bei den Klingonen üblich schlug er sich mit der Faust gegen den Brustkorb. Will Riker und Jekaterina erwiderten den Gruß. Auch Robert Baker und Commander Munro schlugen mit der Faust gegen den Brustkorb. Allerdings nur, um sich vor den anderen keine Blöße zu geben, hatten sie doch noch nie zuvor einem Klingonen gegenüber gestanden. Jekaterina ging voraus zum nächsten Turbolift. Mit diesem fuhr die Gruppe auf das Freizeitdeck. Im großen Raum des Decks hatten sich alle eingefunden. Jekaterinas stellvertretende Chefärztin, Alina Nadirova, hatte die Uniform gegen ein figurbetonendes, schwarzes Partykleid und schwarze High Heels getauscht. Nur einer fehlte. Lieutenant Eric Barne. Er war einer der Techniker aus dem 130 Maschinenraum. Der Techniker kam dann doch noch. Eric Barne war ein 1,84 m großer Mann mit einem ovalen Gesicht und braunen Augen. Der Mann war athletisch gebaut und trug einen schwarzen Schnurrbart. Seine braunen Haare hatte er adrett zurückgekämmt, sodass sie fast einen Mittelscheitel bildeten. Bekleidet war der Leutnant mit seiner schwarzen Uniformhose, den dazugehörigen Schuhen und einem lilanen Hemd. Einer seiner Kollegen aus der Abteilung sprach ihn an. „Eric, gehst du nicht in weiß?“, fragte er. „Warum denn? Der arme Mann hat keine Galauniform.“ Doch den verbalen Seitenhieb eines anderen Technikers konterte Eric Barne mit Leichtigkeit. „Gala hab ich, aber keine Form.“, sagte er lässig. Allgemeines Gelächter machte die Runde. Nach dem Empfang, es war 21:30 Uhr Bordzeit, rief Jekaterina die Kommandanten von Ranger, Titan und Maranga IV zu einer kurzen Besprechung im Bereitschaftsraum hinter der Brücke. Zusammen. Als alle beisammen saßen begann sie das Gespräch. „Unser Flottenoberkommando hat gemeldet, dass König Geron seit einigen Tagen auch Geschäfte mit den Ferengi macht.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Wissen die Trakener bereits davon?“ „Ich befürchte, ich muss ihnen die Antwort auf ihre Frage leider schuldig bleiben, Commander Baker. Aber wenn sie es nicht wissen, könnten wir diese Information vielleicht zu unserem Vorteil nutzen.“, sagte Jekaterina. „Sie meinen, dass wir dafür sorgen, dass König Geron bei den Trakenern in Ungnade fällt?“ „Gar keine schlechte Idee, Commander Baker. Aber diese Trumpfkarte spielen wir kurz vor Schluss aus.“, sagte Jekaterina. William Riker meldete sich zu Wort. „Wenn wir mit dieser Geschwindigkeit weiter fliegen, erreichen wir Malveel in den nächsten 48 Stunden.“, sagte er. Der Planet Malveel 15. April 2379 19:20 Uhr Ortszeit 131 Geron, der König des Planeten stand auf dem Balkon seines Palastes und sah hinunter auf die Stadt. Er war ein Mann in den 60ern, der sich bester Gesundheit erfreute. Sein athletischer Körperbau bestätigte das. Geron war 1,91 m groß und hatte graue Haare. Er hatte ein ovales Gesicht mit stechend blauen Augen. Seine Nase war nicht zu dünn, aber auch nicht so breit, dass man sie als Knubbelnase hätte bezeichnen können. Sein grauer Vollbart verlieh dem König ein würdevolles Aussehen. Bekleidet war Geron mit einer schwarzen Uniform, über der er noch einen schwarzen Umhang trug, und schwarzen schweren Lederstiefeln. Sorgenfalten machten sich im Gesicht des Königs breit. Denn vor kurzem hatte er erfahren, dass sowohl die Föderation, als auch das klingonische Imperium Schiffe nach Malveel entsandt hatten. Und das bedeutete, dass die Besatzungen der Schiffe höchstwahrscheinlich auf Seite von Artania, seiner ärgsten Rivalin in diesen Konflikt eingreifen würden. Denn, so hatte ihm der trakenische Botschafter mitgeteilt, sowohl die Vereinte Föderation der Planeten, als auch das klingonische Imperium befanden sich mit dem trakenischen Kaiserreich im Krieg. König Geron war besorgt. Denn seit dem Malveel über den Warpantrieb verfügte, mehrten sich Stimmen, die einen Beitritt Malveels zur Föderation wünschten. Diesen lehnte er, Geron natürlich ab, versuchte sich mit dem trakenischen Kaiserreich gutzustellen. Er war sogar dagegen gewesen, den Warpantrieb überhaupt zu erforschen. Stur wie sein Vorgänger König Skyron nun einmal war, hatten Malveels beste Wissenschaftler innerhalb von 5 Jahren den Warpantrieb erforscht. Allein schon deswegen hatte Geron den alten König beiseite schaffen lassen, und sich selbst zum König ernannt. Dann war der Streit um einen möglichen Beitritt seines Planeten zur Vereinten Föderation der Planeten entbrannt. Geron hatte verkünden lassen, dass es unter seiner Regentschaft keine Beitrittsverhandlungen mit der Föderation geben würde. Doch Artania hatte sich öffentlich für einen Beitritt zur Föderation eingesetzt. Der Zuspruch innerhalb der Bevölkerung war immens. Seitdem ließ Geron sie durch seinen Geheimdienst rund um die Uhr beobachten. Jeder Schritt Artanias wurde sofort an ihn weiter gemeldet. Außerdem hatte der König auf unbestimmte Zeit den Ausnahmezustand verhängt, in der Hoffnung, die Lage in den Griff zu bekommen. Doch das Gegenteil war eingetreten. Denn je mehr er Artania und ihre Mitstreiter mit neuen Repressionen unter Druck setzte, desto stärker wurde der Zuspruch für seine Feinde. Und nach den letzten Berichten war Artanias Beliebtheit innerhalb der Bevölkerung derart gestiegen, dass ihm keine andere Wahl mehr blieb, als seine größte Rivalin unter Hausarrest zu stellen. Doch selbst diese Maßnahme hatte sich als Rohrkrepierer entpuppt. Denn wenn sich die Beitrittsbefürworter versammelten, wurde Artania einfach live zugeschaltet. Geron hatte sich eingestehen müssen, dass er die Situation auf Malveel ein nicht in den Griff bekam. Umso glücklicher war er, als Kaiser Skoolrik ihm 3 Bataillone a´ 300 Mann zur Unterstützung geschickt hatte. 132 Diese patrouillierten überall in Malveels Hauptstadt Carson City. Und ihre Präsenz diente nur dem Zweck, die Bevölkerung Malveels derart einzuschüchtern, dass sich kein Malveelier traute, das Wort gegen König Geron zu erheben.1 Der König war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam, wie Ilva, seine engste Vertraute auf den Balkon trat. „Probleme, Herr?“, fragte sie. Geron drehte sich zu ihr um und musterte seine Ratgeberin. Ilva war eine 1,75 m große Frau mit einem runden Gesicht und braunen Augen. Ihre schwarzen Haare hatte sie an vielen Stellen in neonlila gefärbt. Ihr Körper war nicht schlank, hatte aber auch kein Gramm Fett zu viel. Ilva trug eine figurbetonende, schwarze Lederhose und dazu schwarze, langschäftige Lederstiefel. Ihr schwarzes Oberteil war im Fishnet-Look gehalten und gewährte einen großzügigen Blick auf ihre Brüste. Geron sah seiner Ratgeberin weiter ins Gesicht, als er mit einer tiefen Bassstimme antwortete. „Ja, Ilva. Die Föderation hat gleich 3 ihrer besten Schiffe entsandt. Diese Schiffe sind auf dem Weg hierher. Sie werden vermutlich bald hier eintreffen.“, sagte er. „Sie sind soeben eingetroffen, Herr. Es handelt sich um die USS Kirow, die USS Ranger und die USS Titan. Außerdem ist ein klingonischer Angriffskreuzer, die Maranga IV angekommen.“ „Die Klingonen. Auf wessen Seite stehen sie?“, fragte Geron. „Sie kämpfen an der Seite der Föderation. Somit sind die Klingonen Feinde Karshans, und damit auch unsere Feinde, Herr.“ „Und was ist mit der Föderation?“, wollte Geron wissen. „Herr, es besteht die Möglichkeit, dass die Kommandanten von Kirow, Ranger und Titan nicht in unseren Bürgerkrieg eingreifen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gering.“ „Und was macht dich da so sicher, Ilva, dass sich die Föderation auch wirklich raushält?“, fragte Geron skeptisch. „Herr, eine Gewähr gibt es natürlich nicht. Aber es gibt eine Dienstvorschrift, die für alle Raumschiffkommandanten ohne Ausnahme Gültigkeit besitzt. Sie nennen sie die „Erste Direktive“. Dort heißt es, dass es den Kommandanten der Raumflotte strengstens untersagt ist, in einen Konflikt wie den unseren einzugreifen, auch wenn eine der beiden Parteien um Hilfe ersuchen würde. Aber nach allem, was unser Nachrichtendienst in Erfahrung bringen konnte, hat Arikka, die Präsidentin der Föderation, in unserem Fall die erste Direktive 133 außer Kraft gesetzt.“ „Wie dieses?“, fragte Geron verblüfft. „Herr, die Föderation befindet sich im Krieg mit dem trakenischen Kaiserreich. Den Rest könnt ihr euch sicher denken.“ „Natürlich kann ich das. Aber kommen wir zu einer anderen Frage. Von welchem Volk stammt Präsidentin Arikka eigentlich?“. Fragte Geron Ilva. „Sie ist eine Ariantu, Herr.“ „Ich fasse noch einmal zusammen. Nur zum allgemeinen Verständnis. Präsidentin Arikka hat die erste Direktive außer Kraft gesetzt, was es den Kommandanten von Kirow, Ranger und Titan erlaubt, auf Artanias Seite einzugreifen.“, sagte Geron. „Genau so verhält es sich, Herr.“ „Wer kommandiert eigentlich die drei Föderationsschiffe und die Maranga IV?“, wollte Geron wissen. „Die Namen der Kommandanten von Kirow und Ranger kann ich euch bedauerlicherweise nicht nennen, Herr. Aber die Titan wird von Captain William Thomas Riker kommandiert. Der Captain der Maranga IV ist ein Klingone namens Lokvar.“ Geron wollte gerade zu einem neuen Satz ansetzen, da wurde er durch ein Räuspern unterbrochen. „Was gibt es, Takmet?“m fragte der König seinen Sekretär. „Sire, der trakenische Botschafter bittet um die Gnade einer Audienz.“ „Komm Ilva. Wir wollen den Botschafter nicht warten lassen.“, sagte Geron zu seiner Ratgeberin. Als Geron und Ilva den Thronsaal betraten, ging der Botschafter der Trakener auf die Knie, so wie es das Protokoll verlangte. „Erhebt euch, Botschafter Donrek.“, begann Geron das Gespräch. „Danke, dass ihr euch für mich Zeit nehmt, mein König.“ „Was verschafft mir die Ehre, eures Besuches, Herr Botschafter?“, fragte der König weiter. „Euer Hoheit wissen, dass drei Föderationsschiffe hier eingetroffen sind?“ 134 „Es wurde mir gerade durch meine Ratgeberin berichtet. Die Schiffe sind die Kirow, die Ranger und die Titan, kommandiert von William Thomas Riker.“, sagte Geron. „Und hat euch eure Ratgeberin auch berichtet, dass die Kommandantin der Kirow den Krieg mit unserem Reich ausgelöst hat?“ „Woher soll sie das wissen? Die Kirow ist ja noch nicht mal in unserer Schiffsdatenbank. Sie sagten, das Schiff wird von einer Frau kommandiert. Wissen sie auch den Namen?“, fragte Geron nach. „Die Kirow wird von Jekaterina Romanova, kommandiert.“ An Bord der Kirow Keiko Tadashita empfing gerade eine Nachricht. Sofort hob sie den Kopf und wandte sich an Jekaterina. „Captain! Ich habe gerade eine Nachricht von Artania empfangen. Sie wünscht sie zu sprechen.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Artanias Gesicht. Gerons Gegnerin hatte ein ovales Gesicht und gütig drein blickende, braune Augen. Ihre dauergewellten braunen Haare trug Artania offen und schulterlang. „Captain Romanova, ich grüße sie.“, begann Artania das Gespräch. „Ich danke, Präsidentin Artania.“ „Schön wärs, Captain. Geron hat hier auf Malveel das Sagen. Leider, muss man sagen.“, sagte Artania. „Inwiefern?“ „Die Sache ist die, Captain: Geron lehnt einen Beitritt zur Föderation vehement ab.“, sagte Artania zerknirscht. „Da erzählen sie uns nichts Neues.“ „Hat man ihnen auch erzählt, dass Geron versucht, unsere Bewegung zu unterdrücken?“, fragte Artania gerade heraus. „Das ist mir neu.“ „Mich hat er dabei besonders auf dem Kieker. Seine letzte Maßnahme gegen mich war, dass er mich unter Hausarrest gestellt hat. Aber das wird nicht 135 die letzte Einschränkung gewesen sein, das können sie mir glauben.“, sagte Artania. „Wir könnten sie hierher auf die Kirow bringen. Dann wären sie in Sicherheit.“ „Ich danke ihnen führ ihr Angebot, Captain Romanova. Ich komme beizeiten darauf zurück.“, sagte Artania. Im Regierungspalast auf Malveel König Geron hatte gerade die Audienz mit dem trakenischen Botschafter beendet, da kam der Leiter des königlichen Sicherheitsdienstes hereingestürmt. „Herr, Artania hat die Kirow kontaktiert.“, sagte er atemlos. „Wann?“ „Vor circa 10 Minuten, Herr.“, sagte der Hauptmann. „Danke. Ich weiß, was ich wissen muss. Kehre ins Hauptquartier zurück und warte meine Befehle ab.“ „Den Befehl bekommen, heißt ihn ausführen.“, sagte der Mann. Geron gab seiner Ratgeberin zu verstehen, dass sie ihm in sein Arbeitszimmer folgen sollte. Dort angekommen setzte sich der König an seinen Schreibtisch. „Zeit für neue Maßnahmen, findest du nicht, Ilva?“, fragte er Ilva. „Doch, Herr.“ „Was schlägst du vor?“, fragte Geron. „Herr, da Artania mit dem Feind Kontakt aufgenommen hat, hat sie mit ihm konspiriert. Ihr solltet sie verhaften lassen.“ „Noch nicht. Ich werde ihr jeglichen Kontakt zu ihren Mitverschwörern untersagen. Sowie Artania sich zum ersten Mal widersetzt, dann lassen wir sie festnehmen.“, sagte Geron. „Ihr seid der König, Herr.“ In ihrem Haus hatte Artania alles für die nächste Versammlung ihrer Mitstreiter vorbereitet, als ohne anzuklopfen Agenten des königlichen Geheimdienstes das Haus betraten und ohne einen Durchsuchungsbefehl vorzuzeigen, sämtliche Kommunikationsgeräte beschlagnahmten. „Darf ich fragen, was dieser üble Scherz zu bedeuten hat?“, fragte Artania 136 den Anführer des Trupps. „Das ist kein Scherz, Senatorin Artania. König Geron hat befohlen, dass sie mit niemandem mehr Kontakt haben dürfen.“ „Und warum, wenn ich fragen darf?“, wollte die Senatorin wissen. 2Sie haben mit dem Feind konspiriert, Senatorin. Normalerweise müssten wir sie deswegen verhaften. Sie können sich glücklich schätzen, Senatorin Artania, dass König Geron es nur bei diesem Kontaktverbot belässt. Aber seien sie gewarnt, Senatorin. Ein einziger Verstoß gegen dieses Gebot, und sie landen im Kerker.“ „Gerons Tage sind gezählt Und Ilvas auch.“, sagte Artania. „Sie sollten aufpassen, was sie sagen, Senatorin. Denken sie dran, der Kerker schwebt wie ein Damoklesschwert über ihrem Kopf.“ Die Agenten gingen. Artania hingegen war verzweifelt. Sie musste der Kirow unbedingt über die neuen Sanktionen Gerons gegen sie berichten. An Bord der Kirow Jekaterina saß mit geschlossenen Augen in ihrem Sessel auf der Brücke und hatte die Fingerspitzen aneinander gelegt. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte. Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow, sah zu ihr hinüber. „Was mag in ihr vorgehen?“, dachte er. Doch als Jekaterina Romanova urplötzlich die Augen öffnete, zuckte Eric McClusky leicht zusammen. Jekaterina tippte an den Kommunikator an ihrer Uniform. „Brücke an Transporterraum 4.“, sagte sie. „Hier Transporterraum 4. Irgendwelche Befehle, Captain?“ „Ja, Chief McKenna. Lokalisieren sie Artania und bereiten sie alles für einen Transfer vor.“, sagte Jekaterina. „Wird gemacht, Captain.“ Keiko hob den Kopf und wandte sich an Jekaterina. „Captain, ich habe Artania für sie.“, sagte die Japanerin. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien wieder Artanias Gesicht. „Offenbar muss ich ihre Hilfe schneller in Anspruch nehmen, als mir lieb ist, Captain Romanova.“, sagte Artania. 137 „Was ist passiert?“ „Geron hat befohlen, dass ich mit niemandem in Kontakt treten darf. Im Prinzip habe schon seinen Befehl missachtet, in dem ich sie kontaktiert und über seine neuesten Handlungen in Kenntnis gesetzt habe.“, sagte Artania. „Wie viel bleibt uns, um sie auf die Kirow zu bringen?“ „Eine Minute, vielleicht auch zwei.“, sagte die Senatorin. „Verstanden. Bis gleich. Kirow Ende.“ Nach dem Ende des Gesprächs aktivierte Jekaterina ihren Kommunikator. „Transporterraum 4, hier ist die Brücke. Wie weit sind sie, Mr. McKenna?“, sprach sie in das kleine Gerät. „Es ist alles bereit, Captain.“ „Gut.“ Jardanka räusperte sich. „Captain, sie sollten sich mit dem Beamen beeilen. Ich habe mehrere Signaturen humanoider Lebensformen, die sich gerade Zutritt zum Haus verschafft haben.“, sagte sie. Jekaterina reagierte sofort. „Brücke an Transporterraum 4. Energie.“, sagte sie In Artanias Haus hatten die königlichen Agenten gerade Artanias private Gemächer erreicht, als sie hilflos mit ansehen mussten, wie die Senatorin von einem Vorhang aus blauem Licht eingehüllt wurde, und vor ihren Augen verschwand. Ihr Anführer, ein ehemaliger Außendienstarbeiter im Rang eines Feldwebels bekam es mit der Angst zu tun. „Durchsucht das Haus. Und zwar bis in die kleinste Ritze.“, befahl er. Aber tief in seinem Innersten wusste er, dass die Suche umsonst war. Artania war ihnen entkommen. Zwei Stunden suchten Gerons Agenten im Haus nach der Senatorin, doch sie fanden nicht die geringste Spur. Für den Feldwebel bedeutete das gleich in doppelter Hinsicht Ärger. Zuerst würde er sich von seinem Vorgesetzten und dann von König Geron selbst eine Standpauke abholen. An Bord der Kirow 138 Jekaterina hatte kurz nach dem Befehl zum Transfer von Artania die Brücke verlassen und sich auf den Weg gemacht um die Senatorin persönlich zu empfangen. Als sie den Transporterraum erreichte, sah sie Artania an der Wand lehnen und sich umsehen. Und offenbar war die Senatorin fasziniert von dem, was sie sah. Als sie sich aber zu Jekaterina umwandte bemerkte die Kommandantin der Kirow sofort, dass sie einer Person gegenübertrat, der man besser mit dem ihr zustehenden Respekt begegnete. Doch bevor sie das Gespräch begann, nahm Jekaterina ihren Gast erst einmal in Augenschein. Artania war eine 1,70 m große Frau schwarzen, schulterlangen Haaren und braunen Augen. Auf Höhe eines Nasenflügels bemerkte Jekaterina einen kleinen, unscheinbaren Leberfleck im ovalen Gesicht. Außerdem, so schätzte Jekaterina Artania ein, war diese sich ihrer weiblichen Reize durchaus bewusst, wie das rote Abendkleid bewies. Zu diesem Kleid trug Artania noch cremefarbene Plateauschuhe. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war voller Dankbarkeit. Jekaterina schätzte das Alter ihres Gastes auf Anfang/Mitte 40. Dieser Frau konnte man nichts mehr vormachen. Jekaterina atmete noch einmal tief durch, und ging dann auf Artania zu. „Präsidentin Artania, willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina und hielt Artania die Hand hin. „Ich danke ihnen, für ihre schnelle Hilfe. Ohne sie würde ich wahrscheinlich jetzt in Gerons Kerker sitzen. Und ich war so nachlässig einen Irrtum zu korrigieren.“ „Welchen, Madam President?“, fragte Jekaterina. „Ich bin keine Präsidentin, Captain Romanova. Sondern nur Senatorin.“ „Proshu proshcheniya, Senatorin. Aber das habe ich nicht gewusst.“, sagte Jekaterina. „Ich weiß war nicht, was ihre ersten Worten zu bedeuten haben, aber ich glaube, dass war so etwas wie eine Entschuldigung. Und diese nehme ich auch an. Woher hätten sie auch wissen sollen, welches Amt ich bekleide.“ „Senatorin Artania, ich bringe sie erst einmal auf die Krankenstation. Danach können wir uns zusammensetzen. Und sie können mir berichten, wie auf Malveel der derzeitige Stand der Dinge ist.“, sagte Jekaterina. „Es ist ihr Schiff, Captain. Sie haben hier das Kommando. Also gelten hier auch ihre Regeln. Und als ihr Gast habe ich mich daran zu halten. Und nennen sie mich bitte nicht immer Senatorin. Artania genügt mir schon.“ Die beiden Frauen begaben sich zum nächst gelegenen Turbolift. 139 „Sie scheinen ein imposantes Schiff zu befehligen, Captain.“, sagte Artania. „Die Kirow ist ein Schiff der Sovereign-Klasse und im Moment das Beste, was die Föderation zu bieten hat, wenn man mal von der Ranger absieht.“ „Verstehe. Was mir aber nicht ganz in den Kopf will, ist, warum Geron unsere Bewegung unterdrückt.“, sagte Artania. „Seine Motive kann ich nicht nachvollziehen. Die einzige logische Erklärung, mit der ich aufwarten kann, ist, dass Geron Malveel den Trakenern sprichwörtlich auf dem Silbertablett servieren will.“ In Gerons Palast Der König saß auf seinem Thron und hörte dem Feldwebel zu, der ihm Bericht erstattete. Unmittelbar nachdem Artania die Kirow kontaktiert hatte, war in der nächst gelegenen Kaserne ein Alarm ausgelöst worden. Denn die Agenten hatten das einzig verbliebene Gerät in Artanias Haus mit einem unsichtbaren Sicherheitsschloss gesichert. So wie Artania das Gerät benutzte, ging sofort der Alarm los. „Als wir Artania gestellt hatten, mussten wir zusehen, wie sie von einem Vorhang blauen Lichts umhüllt wurde und dann einfach von einem auf den anderen Augenblick verschwand. Ich habe befohlen das Haus zu durchsuchen, aber unsere Zielperson war nirgends aufzufinden.“, schloss der Feldwebel seinen Bericht. „Damit habe ich gerechnet. Die Föderation hat Artania geholfen, sich eurem Zugriff zu entziehen. Na schön, damit muss ich erst mal leben. Aber jetzt hol mir unsere Geisel, Branka, aus dem Kerker und bringe sie her. Danach will ich mit der Kommandantin der Kirow sprechen.“ „Ja, Sire.“, sagte der Feldwebel. „Wollen doch mal sehen, ob wir die Kommandantin der Kirow nicht doch zur Kooperation bewegen können.“ Eine halbe Stunde später kehrte der Feldwebel zurück. Unsanft trieb er eine junge Frau vor sich her, die man an den Händen mit Ketten gefesselt hatte. Geron betrachtete die Frau genauer. Sie war 1,65 m groß und hatte einen grazilen Körper. Außerdem hatte sie ein ovales Gesicht mit blau-grauen Augen. Ihre braunen dauergewellten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Bekleidet war die junge Frau mit einem total zerfledderten Sträflingsanzug. Geron erinnerte sich noch sehr gut, als Branka das erste Mal vor ihn getreten war. Damals war sie stolz und mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein aufgetreten. Geron war klar gewesen, dass er kein leichtes Spiel haben würde. Denn 140 freiwillig würde Branka niemals die Namen seiner Feinde verraten. Also hatte er seinen Soldaten den Befehl erteilt, Artanias engste Vertraute zu brechen. Sie sollten Branka weh tun. Sowohl körperlich, als auch seelisch. Gerons Geisel hob den Kopf und sah dem König ins Gesicht. Und noch immer sah er in ein selbstbewusstes Gesicht. Auch der Stolz war nicht verschwunden. Des Königs Gesichtszüge verdüsterten sich. Also hatten es seine Folterknechte nicht geschafft, Branka an Leib und Seele zugrunde zu richten. „Ich habe dich herbringen lassen, weil ich eine Entscheidung getroffen habe, die dich betrifft.“, sagte Geron zu Branka. „So? Kann ja nichts positives sein. Wahrscheinlich werde ich von deinen Schergen vor die Wand gestellt und exekutiert.“ „So düster siehst du deine Zukunft, Branka?“, fragte der König. „Was anderes kann man bei dir Scheusal ja auch nicht erwarten.“ „Was würdest du sagen, wenn ich dir sage, dass ich dir die Freiheit schenke? Du kannst gehen, wohin es dir beliebt.“, sagte Geron. „Einem falschen Fuffziger wie dir traue ich nicht einen Zoll über den Weg, Geron. Die Sache hat doch einen Haken.“ „Dein Scharfsinn überrascht mich immer wieder, Branka. Du kommst natürlich nur dann frei, wenn es dir gelingt, die Kommandantin der Kirow dazu zu bewegen, mit mir zu kooperieren. Wenn du allerdings versagst, dann wirst du zwar nicht wieder im Kerker landen. Sondern im königlichen Schweinestall.“, sagte Geron. „Wusste ichs doch. Aber angenommen, ich könnte die Kommandantin der Kirow überzeugen, was verlangst du von ihr?“ „Na was wohl? Jekaterina Romanova soll mir Artania ausliefern.“, sagte der König. „Lieber den Schweinestall, als dir zu helfen.“ „Wenn das dein Wunsch ist, dann soll er dir erfüllt werden. Aber vorher sollst du noch dem Gespräch zwischen Captain Romanova und mir beiwohnen.“, sagte Geron. An Bord der Kirow Jekaterina war, nachdem sie Senatorin Artania auf die Krankenstation begleitet hatte, auf die Brücke zurückgekehrt, und saß nun auf dem Sessel in der Mitte, flankiert von ihrem ersten Offizier und ihrer Counselor. Keiko Tadashita hob den Kopf, als Gerons Nachricht eintraf. 141 „Captain! Ich habe gerade eine Nachricht von Geron empfangen. Er wünscht mit ihnen zu verhandeln.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Gerons bärtiges Gesicht. „Captain Romanova.“, begann der König das Gespräch. „König Geron.“ „Nun, Captain, sie können sich sicherlich vorstellen, weshalb ich sie sprechen will.“, sagte Geron. „Ich nehme an, es geht um Senatorin Artania.“ „Ganz Recht. Und ich möchte an dieser Stelle meinen Unmut darüber bekunden, dass sie und ihre Kollegen offen meine Feinde unterstützen.“, sagte König Geron. „Unser oberstes Gebot, die erste Direktive, ist in einem Fall wie diesem automatisch außer Kraft zu setzen.“ „Wie darf ich das verstehen, Captain?“, wollte Geron wissen. „Ganz einfach. Unser Kriegsgegner, die Trakener unterstützen sie, Hoheit. Da sind wir dazu verpflichtet, auf Seiten der Gegenseite in diesen Konflikt einzugreifen.“ „Was mir überhaupt nicht gefällt, Captain Romanova. Aber lassen wir das. Ich schätze sie so ein, Captain, dass man vernünftig mit ihnen reden kann.“, sagte Geron. „Meine Kommunikationsoffizierin sagte, dass sie mit mir verhandeln wollen. Also was haben sie zu bieten?“ „Ich nehme an, ihnen ist die junge Dame zu meiner Linken aufgefallen.“, sagte König Geron und machte eine entsprechende Kopfbewegung. „Ja. Wollen sie sie etwa zum Tausch anbieten oder was?“ „Das Mädchen ist keine Ware, die man auf einem Sklavenmarkt verkauft. Ich wäre bereit, sie freizulassen. Allerdings, und da haben sie natürlich Recht, hat die Freilassung von Branka, so heißt die Kleine übrigens, wie alles einen Preis.“, sagte Geron. „Was verlangen sie von mir?“ 142 „Ich verlange als Gegenleistung, dass sie mir bedingungslos Senatorin Artania und die Botschafterin der Föderation Wai Lin Luan ausliefern. Wie schon gesagt: Umsonst ist nichts. Nicht mal Gevatter Tod. Er kostet immer das Leben.“, sagte der König. „SEHE ICH SO AUS, ALS KÖNNE MAN MIT MIR FEILSCHEN?“ „Kein Grund sich so aufzuregen. Zugegeben, ich habe den Bogen überspannt, als ich Botschafterin Luans Auslieferung von euch gefordert habe. Ich hätte es besser wissen sollen. Liefern sie mir Artania aus, dann lasse ich Branka frei.“, sagte Geron. „Und was ist, wenn ich es nicht tue?“ „Dann landet Branka im Schweinestall. Unbekleidet versteht sich.“, sagte Geron. „Noch einmal König Geron: Sehe ich so aus, als ob ich mit mir feilschen lasse? Das glauben sie doch nicht im Ernst.“ Gerons Gesichtszüge verdüsterten sich. „So kann man sich täuschen. Ganz wie sie wollen, Captain Romanova. Dann darf Branka zukünftig den Schweinen Gesellschaft leisten.“, sagte er. „Als wir noch auf dem Weg hierher waren, habe ich Nachforschungen über sie anstellen lassen. Und glauben sie mir, was meine Sicherheitsoffizierin über sie herausgefunden hat, reicht aus, um ihnen einen dauerhaften Aufenthalt auf Rura Penthe zu bescheren.“ „Meine Freunde, die Trakener werden mir helfen.“, sagte Geron. „Ah ja? Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken, wenn man auf Karshan erfährt, dass sie mit den Ferengi Geschäfte machen.“ „Die Ferengi verkaufen mir wenigstens trakenische Waffen für mein Militär.“, sagte Geron. „Dann möchte ich erst Recht nicht in ihrer Haut stecken, König Geron.“ Geron knirschte mit den Zähnen. „Sie sind eine Hämorride im Hintern, Captain Romanova. Normalerweise hätte ich meinen Soldaten schon längst den Befehl erteilt, Branka in den Schweinestall zu bringen. Weil ich aber kein Unmensch bin, bleibt sie vorerst auf freiem Fuß. Allerdings nur für 48 Stunden. Solange haben SIE Zeit, um ihre Haltung zu überdenken. Aber nach Ablauf dieses Ultimatums, wird Branka für den Rest ihres Lebens bei den Schweinen ihr Dasein fristen.“, sagte Geron. 143 „Sie können mir drohen, so oft sie wollen, König Geron, mich schüchtern sie nicht ein. Und fangen sie schon mal an zu beten.“ „Ich bete nie, Captain.“ „Na von mir aus. Aber eines ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Die Trakener reißen sie in Stücke, wenn sie erfahren dass sie von den Ferengi trakenische Waffen beziehen.“ „Wenn sie Botschafter Donrek auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählen, dann werde…“, begann Geron den nächsten Satz. Doch Jekaterina fuhr ihm erneut über das Mundwerk. „Dann werden sie was tun? Mich verhaften und in den Kerker werfen lassen? Dazu müssten sie meiner erst mal habhaft werden. Und ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit auf der Planetenoberfläche zu erscheinen. Kirow Ende.“, sagte sie. Geron kochte vor Zorn. Diese Raumschiffkommandantin war eine echte Nervensäge! Hätte er ihr nicht das Ultimatum gestellt, dann hätte Branka wie geplant in den Schweinestall werfen lassen können. So aber musste er 48 Stunden warten. An Bord der Kirow Jekaterina war aufgestanden und hatte die Brücke verlassen. An der Tür zum Turbolift hatte sie sich noch einmal umgedreht und ihrem ersten Offizier das Kommando übergeben. „Nummer eins, sie übernehmen. Ich bin in meinem Quartier, falls etwas sein sollte.“, hatte sie gesagt. „Kommandant verlässt Brücke!“ Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, ging Jekaterina zum nächsten Turbolift. In ihrem Quartier schnappte sich Jekaterina eines ihrer Lieblingsbücher und setzte sich in ihren Lesesessel. Sie setzte ihre Brille auf und fing an zu lesen. Sie hatte gerade die zweite Seite umgeblättert, als der Türsummer ertönte. „Herein.“, sagte Jekaterina. Die Türhälften glitten auseinander und Loreley, die Königin der Rulonen, trat ein. „Hey, Kleine.“, sagte sie. 144 Jekaterina seufzte. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht „Kleine“ nennen sollst, Loreley? Ich mag das nicht.“ „Sorry, das habe ich nicht gewusst. Warum hast du nicht früher was gesagt?“, sagte Loreley. „Ich dachte, das versteht sich von selbst.“ „Nettes Nasenfahrrad, by the way.“, sagte Loreley. „Spassiba.“ „Hast du einen Augenblick Zeit?“, fragte die Königin der Rulonen. „Für dich immer. Setz dich.“ Loreley setzte sich auf die Couch. „Was verschafft mir die Freude deines Besuches?“, fragte Jekaterina. „Ich wollte mal nach dir sehen. Du wirkst etwas gestresst, wenn ich das mal so sagen darf.“ „Du hättest mal das Gespräch mit König Geron miterleben sollen.“, sagte Jekaterina. „So schlimm?“ „Ganz ehrlich; Der Kerl ist ein richtiger Kotzbrocken. Ein Ekel vor dem Herrn.“, sagte Jekaterina. „Ist er etwa mit einer Forderung an dich herangetreten?“ „Ganz Recht. Er verlangt von mir, dass ich Artania an ihn ausliefere. 48 Stunden habe ich Zeit um seine Forderung zu erfüllen.“, gab Jekaterina Auskunft. „Wie sehen die Konsequenzen für dich aus?“ „Wenn ich Artania nach Ablauf der Frist nicht an Geron ausgeliefert habe, wird eine von Gerons politischen Gefangenen nackt in den Schweinestall gesperrt. Ich möchte mir nicht ausmalen, was das Mädchen erwartet. Ihr Name ist übrigens Branka.“, sagte Jekaterina. Loreley sah nachdenklich zum Fenster hinaus. Dann sah sie Jekaterina in die Augen. 145 „Ich habe eine Idee.“, sagte sie dann. „Ich höre.“ „Lass Branka hierher auf die Kirow beamen. Dann kann König Geron dich nicht mehr unter Druck setzen.“, sagte Loreley. „Ja, und dann lande ich splitternackt bei den königlichen Schweinen.“ „Jetzt übertreibst du aber.“, sagte die Königin der Rulonen. „Nehmen wir an, ich würde deine Idee in die Tat umsetzen. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass Geron mir das durchgehen lässt. Der wird fordern, dass ich mich neben Artania ausliefere.“ „Geron überlässt du schön mir. Mit dem werde ich locker fertig.“, sagte Loreley. „Unterschätze Geron nicht, Loreley. Der geht über Leichen, wenn es seinen Zwecken dient.“ „Mach dir keine Sorgen, Jekaterina. Geron ist bald Geschichte.“, sagte Loreley. „Was meinst du damit, Loreley?“ „Gerade kam die Nachricht, dass Kaiser Skoolrik Geron des Hochverrats beschuldigt hat.“, sagte die Königin der Rulonen. „Also wissen die Trakener, dass Geron sich bei den Ferengi mit trakenischen Waffen versorgt.“ „Jedenfalls hat Kaiser Skoolrik den sofortigen Abzug aller auf Malveel stationierten trakenischen Truppen befohlen.“, sagte Loreley. „Seit wann weiß man auf Karshan eigentlich über Gerons Machenschaften bescheid?“ „Seit zwei Tagen, Joelina.“, sagte Loreley. „Und wieso hat Kaiser Skoolrik erst jetzt gehandelt?“ „Kannst du dir das nicht denken, Jekaterina? So einen Vorschlaghammer von schlechten Nachrichten glaubt kein Regent. Du weißt, wie verhasst die Ferengi in unserem Universum sind.“, sagte die Königin der Rulonen. „Sicher weiß ich das, Loreley.“ „Und jetzt versetz dich mal in die Lage von Kaiser Skoolrik, dem man gerade diese ziemlich schlechte Nachricht überbringt.“, sagte Loreley. 146 „Von wem hat Kaiser Skoolrik eigentlich erfahren, dass Geron über die Ferengi trakenische Waffen bezieht?“ „Vom romulanischen Botschafter. Aber frag nicht, wie er an diese Information gelangt ist. Das geht aus der Nachricht leider nicht hervor.“, sagte Loreley. Auf Malveel Branka ging gedankenverloren durch die Straßen der Hauptstadt. An ihrem linken Fußgelenk trug sie eine elektronische Fußfessel, mit der Geron sie auf Schritt und Tritt überwachte. Allerdings hatte der König beim Anlegen der Fessel nicht bedacht, dass die Kirow Branka wegen des elektronischen Signals ebenso orten konnte, wie er selbst. Es war also ein leichtes, Artanias rechte Hand auf das Schiff zu holen und so seinem Zugriff zu entziehen. Und sollte sich Jekaterina dafür entscheiden, Geron sein Druckmittel direkt unter der Nase zu stehlen, dann wahrscheinlich erst nach Ablauf des Ultimatums. Die Wirkung dieses dreisten Nadelstiches wäre dann stärker. An Bord der Kirow Jekaterina sah ihre königliche Freundin an. „Jetzt musst du mir eine Frage beantworten, Loreley.“, sagte sie. „Bitte.“ „Wie hast du von dieser Nachricht Kenntnis erlangt?“, sagte Jekaterina. „Über unseren Botschafter hier vor Ort. Als Diplomat darf er abhörsichere Kanäle nutzen. Und Geron kann ihn nicht dafür belangen, wenn er eine Nachricht an mich weitergibt.“ „Verstehe. Aber kommen wir zu deiner Idee zurück.“, sagte Jekaterina. „Wirst du Branka an Bord holen?“ „Ich will mich noch nicht festlegen. Aber sollte ich mich dazu entschließen, dann erst, wenn Gerons Frist verstrichen ist.“, sagte Jekaterina. „Warum so spät?“ „Weil ich dann einen Nadelstich setze, der Geron richtig weh tun wird.“, sagte Jekaterina. „Es ist deine Entscheidung, Jekaterina. Aber du spielst ein gefährliches Spiel.“ Kaum hatte Loreley ihren Satz beendet, zirpte der Kommunikator ihrer 147 Freundin. „Ich höre, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. „Captain, Botschafter Donrek wünscht sie zu sprechen.“ „In Ordnung. Stellen sie durch, Nummer eins.“, sagte Jekaterina. Auf einem kleinen Monitor, der aus der Tischplatte fuhr, erschien das Gesicht des trakenischen Botschafters. „Mr. Ambassador, was verschafft mir die Ehre dieser Konversation?“, fragte Jekaterina Botschafter Donrek. „Ich nehme an, die Nachricht ist bis zu ihnen durchgedrungen, Captain Romanova.“ „Sie meinen Gerons Verrat? Es stimmt, dass ich darüber, und den von Kaiser Skoolrik befohlenen Abzug aller auf Malveel stationierten trakenischen Truppen, Kenntnis habe.“, sagte Jekaterina. „Nicht bloß das, Captain. Seine Majestät hat sämtliche diplomatischen Beziehungen zu Malveel auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.“ „Ist durchaus berechtigt. Ich meine, König Geron hat das Vertrauen von Kaiser Skoolrik aufs schändlichste missbraucht.“, sagte Jekaterina. „Geron ist nicht der einzige, der bei seiner Majestät in Ungnade gefallen ist.“ „Oh. Wer denn noch?“, fragte Jekaterina. „Botschafter Smolarek ist ebenfalls von seinem Amt als oberster Diplomat entbunden worden.“ „Darf ich nach dem „Warum“ fragen, Mr. Ambassador?“, fragte Jekaterina. „Sie dürfen, Captain Romanova. Botschafter Smolarek hat der Föderation den Krieg erklärt, ohne vorher mit dem Kaiser darüber gesprochen zu haben. Außerdem hätte er wissen müssen, dass eine Kriegserklärung immer in schriftlicher Form zu erfolgen hat.“ „Heißt das, dass Kaiser Skoolrik seinen Streitkräften den Rückzug befehlen wird?“, fragte Jekaterina Botschafter Donrek. „In dieser Hinsicht hat seine Majestät noch keine Entscheidung getroffen, Captain. Ich hoffe aber sehr, dass er diesen Krieg ohne weiteres Blutvergießen beendet.“ 148 „Dem kann ich mich nur anschließen, Mr. Ambassador. Kirow Ende.“, sagte Jekaterina. „Eine Frage noch, Captain Romanova, bevor dieses Gespräch beendet wird.“ „Bitte, ich höre.“, sagte Jekaterina. „Werden sie bleiben?“ „Ich verstehe den Sinn ihrer Frage nicht, Mr. Ambassador.“, sagte Jekaterina. „Was ich meine ist, werden sie auch dann bleiben, wenn wir Malveel verlassen haben.“ „Nur, wenn ich keine anders lautenden Befehle von Starfleet Command erhalte.“, sagte Jekaterina wahrheitsgemäß. „Verstehe. Ich wünsche ihnen viel Glück, Captain.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. Jekaterina legte die Fingerspitzen aneinander und schloss die Augen. Loreley sah sie mit besorgtem Blick an. Was mochte in Jekaterina vorgehen? Es dauerte 10 Minuten, ehe die Kommandantin der Kirow ihre Augen wieder öffnete. „Alles in Ordnung?“, fragte Loreley. „Ja, alles Okay. Ich hab nur nachgedacht.“ „Darf ich fragen worüber du nachgedacht hast, Joelina?“, wollte die Königin der Rulonen wissen. „Ich hätte nie gedacht, dass die Trakener Geron schnell wieder haben fallen lassen, wie sie ihn unterstützt haben.“ „Du scheinst zu vergessen, dass zwischen einem Ereignis und dem Erhalt einer entsprechenden Nachricht immer ein bisschen Zeit vergeht. Fakt ist, Kaiser Skoolrik hat im alles entscheidenden Moment die Reißleine gezogen und seine Truppen von Malveel abgezogen. Geron ist jetzt auf sich alleine gestellt.“, sagte Loreley. „Das ist mir schon klar, Loreley. Was mich aber noch beschäftigt, ist, wie wir den Trakenern signalisieren können, dass die Föderation ebenfalls ein Interesse daran hat, dass dieser Krieg beendet wird.“ „Dir fällt bestimmt was ein. Ich kenn dich inzwischen gut genug, um das beurteilen zu können, Jekaterina.“, sagte Loreley. 149 „Hoffentlich täuscht dich deine Menschenkenntnis nicht, Loreley.“ „Ich habe mich bisher ein einziges Mal bei einem Menschen getäuscht. Und das war Atahu. Aber wenn du einen Rat von mir willst, dann würde ich dir raten, als erstes den Namen des Ferengi in Erfahrung zu bringen, von dem Geron seine Waffen bezieht.“, sagte Loreley. „Und was ist, wenn Geron mehrere Lieferanten hat?“ „Das wäre zu auffällig. In einem solchen Fall hätten die Trakener schneller Wind von der Sache bekommen und Geron wahrscheinlich gar nicht erst unterstützt.“, sagte Loreley. „Da ist was Wahres dran.“ An Bord der Kirow 24 Stunden später Jekaterina hatte eine Entscheidung gefällt. Sie würde Branka auf ihr Schiff holen. Doch erst dann, wenn Geron vom Balkon seines Palastes aus beobachten wollte, wie Branka ihrem Schicksal zugeführt wurde. Doch noch war es nicht soweit. Denn als nächstes hatte sich der trakenische Botschafter auf Malveel, Donrek zu einem Vier-Augen-Gespräch angekündigt. Um 14:30 Uhr Bordzeit hatten sich die Kommandantin der Kirow und Botschafter Donrek im Bereitschaftsraum zusammengesetzt. Der Botschafter hatte Jekaterina eröffnet, dass Kaiser Skoolrik entschieden hatte, den Sektor aufzugeben. Sollte einer der Planeten der Föderation beitreten wollen, würde er keine Schwierigkeiten machen. Jekaterina war verblüfft, über diese unerwartete Wendung, was sie auch zum Ausdruck brachte. „Die Ferengi haben in den letzten Wochen in diesem Sektor zu oft ihr Unwesen getrieben. Unsere Transporter mussten ausweichen und andere Routen fliegen. Fragen sie mich bitte nicht, wie die Ferengi unsere neuen Routen in Erfahrung gebracht haben. Aber sie haben von jedem Transportschiff, das sie gestoppt haben, die Waffen per Beamen auf ihr Schiff gebracht und sind dann nach Malveel weitergeflogen.“, hatte Botschafter Donrek geantwortet. „Sie wissen aber nicht, welches Schiff die Ferengi hier haben?“ „Bedauerlicherweise nein, Captain.“, sagte Donrek. „Das ließe sich leicht in Erfahrung bringen. Wie sie wissen, haben wir drei Schiffe hier. Eins könnte nach dem Marauder suchen, die anderen beiden würden hier bleiben.“ „Wer ist der Kommandant der Ranger?“, hatte Botschafter Donrek gefragt. „Commander Robert Baker. Er ist mir aber zu unerfahren für diese Art Mission. Es ist immerhin sein erstes Kommando. Ich denke, ich schicke die Titan.“ 150 „Letztendlich ist es ihre Entscheidung. Ich habe da nichts mitzureden, Captain Romanova.“, hatte der Botschafter gesagt. Nach dem Gespräch mit dem trakenischen Botschafter hatte sich Jekaterina mit Will Riker zusammengesetzt und ihn gebeten, sich mit der Titan auf die Suche nach dem Ferengi-Schiff zu begeben. Eine Stunde später war die Titan aufgebrochen, während Kirow und Ranger auf ihren Positionen blieben. Jekaterina saß wieder auf ihrem Platz in der Mitte der Brücke, als Geron sich meldete. „Captain! Ich habe König Geron für sie.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht des Königs. Anhand der Zornesfalten, die in Gerons Gesicht zu erkennen waren, konnte die junge Raumschiffkommandantin auf den Gemütszustand des Regenten schließen. Offenbar liefen die Dinge nicht so, wie es sich Geron wünschte. Entsprechend fiel seine Reaktion aus. „Was ist, Captain Romanova? Noch keine Entscheidung getroffen?“, fragte er ungehalten. „So einfach, wie sie sich das vorstellen, ist die Sache nicht, König Geron.“ „Ach, was sie nicht sagen, Captain.“, sagte Geron. „So eine schwerwiegende und weitreichende darf ich nicht alleine treffen. Ich brauche dazu eine Erlaubnis vom Flottenoberkommando.“ „Ich werde ihnen jetzt mal etwas sagen, Captain. Also hören sie mir gut zu, denn ich sage das nur einmal. Morgen Abend, um 18:45 Uhr malveelischer Zeit endet mein Ultimatum. Wenn sie bis dahin immer noch zu keiner Entscheidung gelangt sind, dann wird Branka für den Rest ihres Lebens nackt in den Schweinestall gesperrt.“, sagte Geron. „Ich will sie ja nicht enttäuschen, aber wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht, König Geron.“ Süffisant zog Jekaterina eine Augenbraue nach oben. „Ich warne sie, Captain Romanova. Machen sie keine Dummheiten. Sonst leisten SIE Branka Gesellschaft.“, sagte Geron. „Prosto podozhdi i uvidish'. Das ist Russisch und bedeutet „Abwarten und Tee trinken.“ 151 „Bäh! Wie kann man nur so ein widerliches Gesöff zu sich nehmen?“, sagte König Geron. „Ich bevorzuge Schwarztee. Aber die russische Variante mit einem Schuss Zitrone.“ „Verschonen sie mich mit dem Zeug. Am liebsten würde ich ihren Kopf auf einen Pfahl gespießt an der Stadtmauer zur Schau stellen.“, sagte Geron. „Ich denke, es ist besser, wenn wir diese Konversation beenden. Kirow Ende.“ Malveel zum gleichen Zeitpunkt Doch kaum war das Gespräch mit Jekaterina beendet hagelte es für Artanias Widersacher die nächste Hiobsbotschaft. Botschafter Donrek ließ ihn wissen, dass Kaiser Skoolrik den sofortigen Abzug aller trakenischen Truppen von Malveel angeordnet und den ganzen Sektor aufgegeben hatte. Das durfte doch nicht wahr sein! Wieso ließen die Trakener, ihn, Geron, ausgerechnet jetzt, im entscheidenden Augenblick im Stich? Und noch wichtiger war die Frage, wer ihn verraten hatte. Doch eines stand unumstößlich fest: Ohne die Hilfe der Trakener, war seine Regentschaft zu Ende. Geron hatte nur noch Branka, die er als Druckmittel gegen die Kommandantin der Kirow einsetzen konnte, um diese zur Auslieferung seiner größten Rivalin zu zwingen. Doch was tun, wenn Jekaterina Romanova nicht mitspielte? Und das traute Geron der Kommandantin der Kirow durchaus zu. Allein schon die Tatsache, dass sie ihm in keinster Weise Respekt entgegenbrachte, war schon schlimm genug. Malveel, Königspalast, 18. April 2379, 18:45 Uhr Ortszeit Geron stand auf dem Balkon seines Palastes und blickte hinunter auf den Schweinestall. Seine Leibwache erschien gerade, Branka in ihrer Mitte. Auf ein Zeichen des Regenten öffneten zwei Gardisten das Gatter und führten das Mädchen hinein. Vor der Kotgrube blieben sie stehen und sahen zu Geron hinauf. „Zieht sie aus! Dann schickt sie in die Grube!“, befahl Geron. Branka sah trotzig zu ihm hinauf. „Deine Zeit ist abgelaufen. Die Trakener haben dich wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Bald wirst du auf dem Schafott enden.“, sagte sie. „Du kannst mir nicht mehr gefährlich werden. Meine Schweine werden sehr viel Spaß mit dir haben.“ Kaum hatte Geron seinen Satz vollendet, da wurde Branka von einem 152 Vorhang aus blauem Licht eingehüllt und verschwand direkt vor seinen Augen. Das war zu viel für den König. Wutentbrannt ging er in sein Arbeitszimmer und kontaktierte die Kirow. Umso überraschter war er, als er in das Gesicht des ersten Offiziers Eric McClusky blickte. „WO IST CAPTAIN ROMANOVA?“, brüllte Geron mit hochrotem Kopf den Commander an. Dessen Antwort folgte prompt. „WAS SOLL DAS GEBRÜLLE? BENEHMEN SIE SICH GEFÄLLIGST! WAS BILDEN SIE SICH WOHL EIN WER SIE SIND?“ „Ganz wie sie wollen, dann noch einmal ruhig. Wo ist Captain Romanova?“, fragte Geron. „Soweit ich weiß ist sie auf dem Weg zu Transporterraum 3 um unseren Gast abzuholen und auf die Krankenstation zu begleiten.“ „Warum denn dieses?“, fragte der König. „Ist so vorgeschrieben.“ „Und sie sind dann wohl ihr Stellvertreter, nehme ich mal an.“, sagte Geron. „Commander Eric McClusky, stets zu Diensten.“ „Hoffentlich sind sie vernünftiger als ihre Vorgesetzte.“, sagte König Geron. „Inwiefern?“ „Ich will, dass SIE mir ihre Vorgesetzte an mich ausliefern. Sie hat mich bestohlen.“, sagte Geron. „Wenn sie das Mädchen meinen, dann sehe ich mich außerstande ihrer Forderung nachzukommen. Wir sind keine Diebe. Nur damit das klar ist.“ „In meinen Augen schon, Commander.“, sagte Geron. In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Brücke und Jekaterina betrat den Raum. „Kommandant auf der Brücke!“, sagte Eric McClusky. „Danke, Nummer eins. Ich übernehme wieder das Kommando.“ Geron räusperte sich. 153 „Sie haben mir etwas zu sagen, König Geron?“, fragte Jekaterina. „In der Tat, das habe ich, Captain. Was fällt ihnen ein, mich zu bestehlen?“ „Ich habe sie nicht bestohlen, sondern ein unschuldiges Mädchen ihrem Zugriff entzogen.“, sagte Jekaterina. „Sie haben mich genug genervt. Sie kommen sofort hier runter und gehen ohne Kleidung in den Schweinestall. SIE werden Brankas Platz einnehmen.“ „Ich denke ja nicht dran. Und damit ist dieses Gespräch beendet, König Geron. Kirow Ende.“, sagte Jekaterina. Der Planet Malveel, Königspalast, zwei Wochen später Nach dem Abzug der trakenischen Truppen war in Malveel City ein Aufstand ausgebrochen. Ein wütender Mob war auf den Palast zu marschiert. Das Militär hatte sich angeschlossen. Geron blieb keine andere Wahl als abzudanken. Im Beisein von Artania, Kaiser Skoolrik, der extra von Karshan angereist war, und Jekaterina Romanova unterschrieb der abgesetzte Regent wutschnaubend die Abdankungsurkunde. Danach wurde er von den trakenischen Soldaten auf Skoolriks Schiff gebracht. Am nächsten Tag wurde Artania in Amt und Würden vereidigt. Auf dem abendlichen Empfang, den die neue Regentin von Malveel veranstaltete, hatte Jekaterina auch die Gelegenheit mit dem trakenischen Kaiser persönlich zu sprechen. Skoolrik sah aus, wie ein normaler Trakener, doch seine Kleidung und auch die Krone auf dem Kopf verrieten den Regenten. Jekaterina verneigte sich vor ihm, wie es die Etikette vorsah. Nach dem Austausch der Formalitäten wurde ein Buffet aufgefahren, an dem sich jeder bedienen konnte. Und nach dem Essen, stand Jekaterina mit dem Kaiser auf dem Balkon, der auf den Schweinestall gerichtet war. „Und dort wollte Geron einen unschuldigen Menschen splitternackt für den Rest seines Lebens einsperren.“, sagte Jekaterina. „Ich hätte nie gedacht, dass er zu solch perversen Grausamkeiten fähig ist, Captain Romanova. Und noch weniger hätte ich gedacht, dass er mit Dieben gemeinsame Sache macht.“ „Ich glaube, so etwas hätte keiner von uns vermutet, Hoheit. Leider konnte die Titan den Marauder nicht aufspüren.“, sagte Jekaterina zu Skoolrik. „Marauder?“ 154 „So werden die Schiffe der D´Kora-Klasse auch genannt.“, gab Jekaterina Auskunft. „Verstehe. Nun, es wird sie vielleicht interessieren, Captain Romanova, aber ich habe vor, mich mit ihrer Präsidentin, Arikka, zu Friedensgesprächen zu treffen. Der Ranger wurde der Auftrag zugewiesen, mein Schiff zu eskortieren.“ „Eine neue Chance, für Commander Baker, sich seines Kommandos als würdig zu erweisen.“, sagte Jekaterina. „Halten sie ihn denn für unwürdig, Captain?“ „Keineswegs. Man hätte keinen besseren finden können.“, sagte Jekaterina. „Ich werde morgen ach Karshan zurückkehren. Ich wünsche ihnen weiterhin alles Gute.“ „Danke, Hoheit. Was wird jetzt mit Geron passieren?“, sagte Jekaterina zu Kaiser Skoolrik. „Er wird in die Minen geschickt. Ich denke, diese Strafe ist angemessen.“ Malveel einen Monat später Die Beitrittsverhandlungen waren abgeschlossen. Es fehlten nur noch die Unterschriften von Artania und Jekaterina. Auch der Föderationsrat hatte seine Zustimmung für einen Beitritt Malveels zur Föderation erteilt. Als erste unterschrieb Artania die Urkunde, danach Jekaterina. Die Kirow machte sich auf den Weg nach Rulon, um Königin Loreley wieder nach Hause zu bringen.155 Kapitel 6: USS Kirow - Mission 6 -------------------------------- USS KIROW MISSION 6 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56329.9 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Malveel hat gestern seinen permanenten Vertreter für den Föderationsrat zur Erde entsandt. Artania hat die Demokratie auf dem Planeten etabliert und ist nun Präsidentin. Die Friedensgespräche zwischen Präsidentin Arikka und dem trakenischen Kaiser Skoolrik dauern noch an. Doch es ist offensichtlich, dass es dem Kaiser ernst damit ist, diesen Krieg zu beenden.“ Jekaterina klappte das Buch zu. „Was werden sie tun, Captain?“, fragte Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow. „Wahrscheinlich erst mal Urlaub. Ich brauch erst mal eine Pause. Mir geht es in letzter Zeit auch nicht besonders.“ „Haben sie sich schon untersuchen lassen, Captain?“, fragte Eric McClusky besorgt. „Noch nicht, Nummer eins.“ „Lassen sie sich bitte mal gründlich durchchecken. Nicht das sie sich bei unserer letzten Mission irgendeine Krankheit eingefangen haben.“, sagte Eric McClusky. „Sie haben Recht, Nummer eins. Ich gehe mal auf die Krankenstation. Ab sofort haben sie das Kommando, Commander McClusky.“ Jekaterina stand auf, verlor aber gleich das Gleichgewicht und stürzte der Länge nach hin. „Scheiße!“, sagte Eric McClusky. Dann tippte er an seinen Kommunikator. „Brücke an Krankenstation.“, sprach er in das kleine Gerät. „Hier ist die Krankenstation. Sind sie das, Commander McClusky?“ „Ja, wer denn sonst? Schicken sie sofort einen Sanitäter auf die Brücke. Captain Romanova ist gestürzt, Doktor Garcia.“, sagte der erste Offizier. „Verstanden, Commander. Doktor Nadirova ist unterwegs.“ 10 Minuten später erreichte die stellvertretende Chefärztin die Brücke. Nach einem ersten Check sagte sie: „Sie ist noch bei Bewusstsein. Aber wir müssen sie zur näheren Untersuchung auf die Krankenstation bringen.“ 156 „Veranlassen sie das bitte sofort, Doktor Nadirova.“ Alina Nadirova nickte zur Bestätigung. Auf der Krankenstation wurde Jekaterina sofort eine Blutprobe entnommen, die zur weiteren Untersuchung ins Labor gebracht wurde. Danach scannte Alina die Kommandantin mit einem Tricorder. Und das Ergebnis war alles andere als beruhigend. Sofort holte Alina ihre Vorgesetzte und zeigte ihr das Ergebnis. „Das sieht in der Tat nicht gut aus. Haben sie schon eine Blutprobe entnommen, Alina?“, fragte Juanita „Gleich nachdem Captain Romanova eingeliefert wurde. Ich erwarte das Ergebnis der Analyse innerhalb der nächsten Stunde.“ „Gut. Halten sie mich bitte auf dem Laufenden.“, sagte Doktor Garcia. „In Ordnung.“ Um 11:00 Uhr Bordzeit lag das Ergebnis der Blutprobe vor. Und das Resultat war niederschmetternd. Alina kontaktierte die Brücke. „Krankenstation an Brücke. Commander McClusky, kommen sie bitte umgehend in die Krankenstation.“, sprach die stellvertretende Chefärztin der Kirow in ihren Kommunikator. „Bin schon unterwegs.“ Eine halbe Stunde später eilte der erste Offizier der Kirow in den Behandlungsraum, dicht gefolgt von Loreley, der Königin der Rulonen. „Wie schlimm ist es?“, fragte Eric McClusky Alina Nadirova. „Das ist eine extrem seltene Blutkrankheit. Und weil sie so selten auftritt, hat bisher noch keiner Forschungen zu einem Gegenmittel angestellt.“ „Mist! Gibt es keine Hoffnung, Doktor?“, wollte Commander McClusky wissen. „Ich sehe derzeit keine Chance auf eine Genesung.“ Loreley räusperte sich. Eric McClusky und Alina Nadirova sahen sie an. „Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, Captain Romanova zu heilen.“, sagte Loreley. „Welche?“ 157 „Auf meiner Heimatwelt Rulon gibt es eine thermale Schlammquelle. Der Schlamm ist sehr mineralhaltig und besitzt heilende Kräfte.“, sagte die Königin der Rulonen. Alina wandte sich an Eric McClusky. „Commander?“, fragte sie. „Es ist einen Versuch wert. Zum Glück sind wir bald da.“ Der Planet Rulon 2 Stunden später Keiko hob den Kopf. „Commander McClusky! Ich habe Admiral Janeway mit einer Nachricht für Captain Romanova.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Kathryn Janeways Gesicht. Sie war überrascht, den ersten Offizier auf dem Platz in der Mitte sitzen zu sehen. „Admiral Janeway.“, begann der erste Offizier der Kirow das Gespräch. „Commander McClusky. Bevor wir zum eigentlichen Grund meiner Nachricht kommen, würde ich gerne wissen, wo Captain Romanova ist.“ „Sie befindet sich im Moment auf der Krankenstation.“, sagte Eric McClusky. „Ist es schlimm, Commander?“ „Ich will nichts schön reden, Admiral. Captain Romanovas Leben hängt sprichwörtlich am seidenen Faden.“, sagte Commander McClusky. „Dauert es lange, bis Captain Romanova wieder genesen ist?“ „Schwer zu sagen. Warum fragen sie, Admiral Janeway?“, wollte Eric McClusky wissen. „Ich habe eine neue Mission für euch.“ „Worum geht es, Admiral?“, fragte Commander McClusky. „Ein unbekanntes Raumschiff wurde in der Nähe eines neu entdeckten Planeten gesichtet. Offenbar bombardiert es den Planeten in regelmäßigen Abständen. Ihre Aufgabe wäre es, dieses Schiff dazu zu bewegen sein Bombardement 158 abzubrechen und sich zurückzuziehen. Wenn der Kommandant nicht auf sie hört, dürfen sie ihn angreifen.“ „Verstehe. Hat der Kommandant des fremden Raumschiffes irgendwelche Forderungen an die Bewohner des Planeten gestellt?“, fragte der erste Offizier der Kirow. „Bisher nicht.“ „Wann sollen wir aufbrechen?“, wollte Eric McClusky wissen. „Eigentlich unverzüglich. Aber solange es Captain Romanova gesundheitlich nicht gut geht, schicke ich die Enterprise dorthin. Wenn es ihrer Vorgesetzten wieder gut geht, lösen sie die Enterprise ab. Admiral Janeway Ende.“ Auf der Planetenoberfläche eine Stunde später Jekaterina öffnete die Augen. Über sich sah sie einen strahlend blauen Himmel. Dann wandte sie den Kopf. Loreley saß neben ihr. „Wo bin ich?“, fragte Jekaterina ihre königliche Freundin. „Erinnerst du dich an die Schlammquelle von der ich dir mal erzählt habe?“ „Natürlich. Warum fragst du?“, wollte Jekaterina wissen. „Weil sie deine einzige Hoffnung ist, Kleine. Du bist schwer krank.“ „Wie schlimm ist es?“, fragte Jekaterina. „Sehr schlimm. Das Dumme ist nur, dass es für diese Art von Krankheit kein Heilmittel gibt.“ „Ausgerechnet mir muss das passieren.“, sagte Jekaterina und zog einen Schmollmund. An der Quelle sah Jekaterina Dunstschwaden aufsteigen. „Ist das die Quelle?“, fragte sie Loreley. „Ja, das ist sie.“ Die Königin der Rulonen bat Jekaterina, ihr zu folgen. Doch die Kommandantin der Kirow zögerte. Sie hatte Angst, ein ähnliches Ende zu finden, wir ihr Cousin Kolja. Loreley bemerkte das. „Hast du Angst, Kleine?“, fragte sie Jekaterina. 159 „Ja. Ja, ich habe Angst.“ „Wovor fürchtest du dich?“, fragte Loreley. „Davor im Schlamm zu versinken, und so zu enden, wie mein Cousin Kolja.“ „Verstehe. Hör zu, ich kann nicht von dir verlangen, dass du mir vertraust. Aber ich gebe dir mein Wort. Es kann dir nichts passieren.“, sagte Loreley. Jekaterina war immer noch skeptisch, folgte der Königin der Rulonen dennoch. An der Quelle nahmen zwei von Loreleys Leibwächtern Jekaterina den weißen Bademantel ab, den sie die ganze Zeit getragen hatte. Die Königin der Rulonen bot der Kommandantin der Kirow ihre Hand. Jekaterina wollte danach greifen, zog sie aber wieder zurück. Zu groß war ihre Furcht. „Hab keine Angst. Du bist nicht allein. Ich bin doch bei dir.“, sagte Loreley beruhigend. Zögernd nahm Jekaterina Loreleys Hand und folgte ihr. Als ihr der Schlamm bis zu den Fußgelenken reichte, bekam sie Panik und traute sich nicht, weiterzugehen. Es kostete Loreley viel Überzeugungskraft, ihre „göttliche“ Freundin dazu zu bewegen, ihr weiter zu folgen. Schließlich reichte der Schlamm Jekaterina bis über ihre Oberweite. Die junge Kommandantin konnte ihre Panik gerade so im Zaum halten. „Was soll ich jetzt tun, Loreley?“, fragte sie unsicher. „Entspann dich. Lehn dich zurück und mach die Augen zu. Und noch einmal: Es kann dir nichts passieren.“ Jekaterina tat, was Loreley ihr geraten hatte. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie atmete ein. Sie atmete wieder aus. Eine innere Ruhe machte sich in Jekaterina breit, die sie beinahe einschlafen ließ. Wie lange sie in der Schlammquelle verbracht hatte, wusste Jekaterina nicht mehr. Denn als sie die Augen öffnete war die Sonne bereits untergegangen, und sie sah zu einem sternenklaren Himmel hinauf. „Ob sich meine Besatzung Sorgen um mich macht?“, dachte sie. Doch die nächste Frage, die sich für Jekaterina stellte, war, wie sie aus der Quelle wieder herauskommen sollte. Doch Loreleys Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Na, endlich wach?“, fragte die Königin der Rulonen. „Habe ich geschlafen?“ „Wie ein Murmeltier.“, sagte Loreley. „Na wunderbar. Meine Haut wird wahrscheinlich runzlig sein, wie ein Elefantenarsch.“ „Mir scheint, du unterschätzt die heilsame Wirkung dieser Quelle. Aber jetzt komm erst mal raus. Der Schlamm muss ja auch wieder von deinem Körper runter.“, sagte Loreley. Jekaterina stützte sich am Rand der Quelle ab und zog ihren Körper nach oben. „So. Das wäre geschafft. Und was jetzt?“, fragte sie Loreley. „Komm mit.“ Jekaterina folgte der Königin der Rulonen durch ein Moorgebiet, wie ein Hund seinem Herrchen. Loreley führte die Kommandantin der Kirow zu einer weiteren Quelle. Diese wurde zwar ebenfalls durch die Wärme unter der Planetenoberfläche erhitzt, führte aber klares Wasser. Jekaterina glitt in die Quelle und wusch sich den Schlamm aus der ersten Quelle ab. Das warme Wasser entspannte sie wieder. „Du solltest nicht zu lange in der Quelle bleiben, Kleine. Die Hitze kann dich entkräften.“, warnte Loreley. Jekaterina war klug genug um diese Warnung ernst zu nehmen. Anmutig stieg sie aus der Quelle und ließ sich von einem der Leibwächter ein Handtuch reichen, mit dem sie sich abtrocknete. „Wie fühlen sie sich, Captain?“, fragte einer von Loreleys Wächtern. „Ein bisschen erschöpft. Aber sonst… geht’s mir gut.“ „Sie sollten sich ausruhen, Captain. Sie werden viel Schlaf brauchen.“, sagte der Soldat. Rulon drei Tage später Jekaterina erwachte. Sie hatte tief und fest geschlafen. Aber jetzt war Jekaterina hungrig. Sie streckte sich und merkte nicht, dass ihr die Bettdecke von ihrem Oberkörper rutschte. „Du solltest die Decke festhalten, Kleine.“, vernahm Jekaterina Loreleys Stimme. „Wirklich zu komisch, Loreley.“ Dann sah Jekaterina in Loreleys Richtung. Die Königin der Rulonen lehnte an der Tür. Ein besorgter Ausdruck lag in ihrem Gesicht. „Wie geht es dir, Jekaterina?“, fragte sie. 160 „Es könnte besser gehen.“ „Du hast es nicht mitbekommen, aber als du geschlafen hast, war Dr. Nadirova hier und hat dir noch einmal Blut abgenommen. Sie will die Werte der neuen Probe mit denen der alten vergleichen.“, sagte Loreley. „Verstehe.“ Loreley kam näher. „Ich habe dir was zum Anziehen mitgebracht.“, sagte sie. „Danke.“ Loreley half Jekaterina beim Ankleiden. „Eigentlich kann ich das alleine. Ich bin doch kein kleines Kind mehr.“, maulte die Kommandantin der Kirow. „Jetzt mach mal halb lang. Du solltest, zumindest für den Moment, jedes Maß an Überanstrengung vermeiden.“ Jekaterina wusste Loreleys Fürsorge durchaus zu schätzen, aber auf der anderen Seite wollte sie auch nicht bemuttert werden. „Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, Loreley. Aber ich komme mir vor, wie ein Kind, dem die Eltern nichts zutrauen.“, sagte sie. An Bord der Kirow „Was meinen sie, wann Captain Romanova wieder zurückkommt, Commander?“, fragte die Counselor den ersten Offizier. „Schwer zu sagen. Wir wissen ja noch nicht mal, was der Vergleich der beiden Blutproben ergeben hat.“ „Hoffentlich gutes. Captain Romanova fehlt uns an allen Ecken und Enden.“ Eric McCluskys Kommunikator zirpte. „Krankenstation an Brücke.“, vernahm Eric McClusky die Stimme von Alina Nadirova. „Ich höre, Doktor.“ „Sir, die Blutwerte von Captain Romanova haben sich gegenüber der ersten Probe stark verbessert.“, sagte Alina. 161 „Inwiefern, Doktor Nadirova?“ „Captain Romanova hat wieder 85% rote Blutkörperchen. Bei der ersten Blutprobe lag er bei 15%. Und sie vermehren sich rasant. Aber so wie es aussieht, hat sich das Wachstum wieder verlangsamt.“, sagte Alina. „Heißt das, dass Captain Romanova wieder dienstfähig ist?“ „Nein, Commander. Captain Romanova muss sich noch schonen. Aber sie wird in der Lage sein, ab und an, Das Kommando zu übernehmen.“, sagte Doktor Nadirova. „Können sie abschätzen, für wie lange, Doktor?“ „Eine Stunde, wenns hoch kommt vielleicht auch zwei. Aber nicht mehr.“, sagte Alina Nadirova. Auf dem Planeten Rulon Jekaterina betrachtete sich im Spiegel. Sie trug ein blaues Kleid mit aufgestickten Pfauenfedern und dunkelblaue Sandaletten mit goldenen Ornamenten. „Jetzt machst du deinem rulonischen Namen alle Ehre, Jekaterina. Du siehst aus wie eine Göttin.“, sagte Loreley. „Danke für das Kompliment.“ Doch dann meldete sich Jekaterinas Magen mit einem lauten Knurren zu Wort. „Scheint, als ob jemand Hunger hat.“, sagte Loreley. „Na ja… Meine letzte Mahlzeit ist schon ne Weile her.“ „Dann komm. Zeit, dass du was zu dir nimmst.“, sagte Loreley. Die Königin der Rulonen führte ihren Gast in ihr privates Frühstückszimmer. Dort stand ein Buffet mit allem, was das Frühstücksherz begehrte. Jekaterina nahm sich eine Scheibe Toast, dazu etwas Butter und Orangenmarmelade. Zum Trinken wählte Jekaterina schwarzen Tee mit einem Schuss Zitrone. Nach dem Frühstück machten Loreley und Jekaterina einen Spaziergang im Garten des Palastes. Die Sonne schien und spendete Wärme. „Darf ich dich was fragen, Loreley?“, fragte Jekaterina. „Alles.“ 161 „Gibt es noch andere Außenweltler, die einen rulonischen Namen tragen?“, wollte Jekaterina wissen. „Bis jetzt nicht. Du bist die erste, der diese Ehre zuteil wurde. Du bist in die Geschichte eingegangen. Nicht nur die Rulons sondern auch der Föderation. Du bist die erste Kommandantin eines Föderationsschiffs, die von der amtierenden Königin einen rulonischen Namen bekommen hat.“ „Warum ich?“, fragte Jekaterina weiter. „Weil du etwas besonderes bist. Du warst es, die dieses dreckige Komplott gegen mich aufgedeckt und verhindert hat. Außerdem hatten wir bis zu jenem Tag, als du kamst, kaum Kontakt zur Außenwelt. Du hast mir auf deinem Schiff Zuflucht geboten. Du hast mich die Welt und alles drum herum mit anderen Augen sehen lassen. In meinem Herzen wirst du immer einen besonderen Platz einnehmen.“ An Bord der Kirow Alex Riley wandte sich an Eric McClusky. „Commander, unsere Sensoren haben die Laconia geortet. Sie befindet sich backbord querab.“, sagte er. In diesem Moment hob Keiko Tadashita den Kopf. „Commander McClusky! Die Laconia hat uns kontaktiert.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien das Gesicht von Jekaterinas Bruder. „Captain Romanova.“, begann Eric McClusky das Gespräch. „Commander McClusky.“ „Was verschafft uns die Ehre ihrer Anwesenheit, Captain?“, fragte der erste Offizier der Kirow. „Als wir erfahren haben, wie es um meine Schwester steht, haben wir alles stehen und liegen lassen, und sind hierher aufgebrochen. Haben sie denn Neuigkeiten?“ „Unsere stellvertretende Chefärztin Dr. Nadirova hat noch einmal eine Blutprobe entnommen und sie mit der ersten verglichen.“, sagte Commander McClusky. „Liegt schon das Resultat vor, Commander?“ 162 „Ja, Captain Romanova. Jekaterina hat wieder 70% mehr rote Blutkörperchen, als zu Beginn der Krankheit. Aber ich will ihnen auch sagen, dass ihre Schwester zwar aus dem gröbsten raus ist, aber noch weit entfernt davon ist, ihren regulären Dienst wieder aufnehmen zu können.“, sagte Eric McClusky. „Was halten sie davon Commander McClusky, wenn wir meiner Schwester einen Besuch abstatten?“ „Ich sage nicht „Nein“. Aber wir sollten uns erst einmal ankündigen.“, sagte Commander McClusky. „Da haben sie Recht, Commander. Wenn sie wollen, erledigen wir das.“ „Einverstanden, Captain.“, sagte Eric McClusky. Auf dem Planeten Rulon Jekaterina hielt sich noch im Garten auf, als ein weißer Lichtblitz in den Boden schlug. Die Kommandantin der Kirow ahnte, wer ihr die Aufwartung machte. Und ihre Ahnung hatte sie nicht betrogen. Vor ihr stand Dayani, das Energiewesen, das in ihr seine Mutter sah. Jekaterina sah Besorgnis im Gesicht des Wesens. „Wie geht es dir, Mutter?“, fragte Dayani ohne Umschweife. „Wesentlich besser. Aber ich werde mich an das halten müssen, was die Ärzte sagen, Dayani.“ „Wir vermissen dich, Mutter.“, sagte Dayani. „Das glaube ich dir gern, Dayani. Ich denke, ich werde bald auf die Kirow zurückkehren.“ „Es wäre schön, wenn du wieder bei uns wärst. Es kursiert nämlich an Bord das Gerücht, dass wir ohne dich zu unserer nächsten Mission aufbrechen müssen.“, sagte Dayani. „Weißt du um was es geht, Dayani?“ „Nein, Mutter.“, sagte Dayani. In Loreleys Palast Die Königin der Rulonen saß gerade in ihrem Arbeitszimmer, als ihre Ratgeberin Aurélie das Zimmer betrat. „Was gibt es, Aurélie?“, fragte Loreley. 163 „Meine Königin, Commander McClusky und Captain Jewgeni Romanova von der USS Laconia bitten um die Gnade einer Audienz.“ „In Ordnung, Aurélie. Ich lasse bitten.“, sagte die Königin der Rulonen. „Ja, meine Königin.“ Aurélie verließ das Zimmer und kam wenig später mit dem ersten Offizier der Kirow und dem Kommandanten der Laconia zurück. Loreley erhob sich. „Gentlemen, bitte setzen sie sich doch.“, sagte die Königin und wies Eric McClusky und Jekaterinas jüngerem Bruder zwei Stühle zu, die auf der anderen Seite ihres Schreibtisches standen. „Danke, Hoheit.“ „Was verschafft mir die Ehre ihres Besuches, meine Herren?“, fragte Loreley. „Wir wollten Jekaterina besuchen, und ein paar Worte mit ihr wechseln.“ „Sie wissen nicht, wo sie sich aufhält?“, fragte Eric McClusky. „Das weiß ich sehr wohl, Commander. Ihre Vorgesetzte ist im Garten.“ „Können wir mit meiner Schwester sprechen, Hoheit?“, fragte Jewgeni. „Sicher. Ich werde sie zu ihr bringen.“ Loreley stand auf und bat die beiden Männer ihr zu folgen. Zielstrebig führte sie Eric McClusky und Jewgeni Romanova in den Garten. Jekaterina saß auf einer Bank in der Sonne und hatte die Augen geschlossen. „Du hast Besuch, Jekaterina.“, sagte Loreley. Jekaterina blinzelte und beschattete die Augen. „Hoffentlich kein Verehrer.“, sagte sie. Loreley lachte. „In dem Punkt kann ich dich beruhigen. Der eine ist dein erster Offizier, und der andere dein Bruder.“ „Ist das dein Ernst, Loreley?“, fragte Jekaterina. „So wahr ich hier stehe.“ „Bin gespannt, was es neues gibt.“, sagte Jekaterina und erhob sich 164 langsam. Mit langsamen Schritten ging Jekaterina auf ihren Bruder und ihren ersten Offizier zu. „Schön sie zu sehen, Nummer eins. Und schön dich zu sehen, Jewgeni.“, sagte sie. „Es ist schön, sie zu sehen, Captain.“ Jewgeni umarmte seine ältere Schwester. „Wie geht es dir, big sis?“, fragte er. „Besser. Aber was verschlägt dich hierher?“ „Als wir gehört haben, was dir passiert ist, haben wir unseren Auftrag abgebrochen, und sind sofort hierher gereist.“, sagte Jewgeni. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde schon wieder gesund.“ Dann wandte sich Jekaterina an ihren ersten Offizier. „Haben sie Neuigkeiten für mich, Nummer eins?“, fragte sie Eric McClusky. „Wir haben eine neue Mission. Aber aufgrund ihres Gesundheitszustands hat Admiral Janeway unser Schwesterschiff, die USS Enterprise, vorübergehend mit dieser Aufgabe betraut.“ „Worin genau besteht unsere Aufgabe, Commander McClusky?“, wollte Jekaterina wissen. „Ein unbekanntes Raumschiff bombardiert in regelmäßigen Abständen einen neu entdeckten Planeten. Aber der Kommandant stellt keine Forderungen an die Bewohner des Planeten. Unsere Aufgabe lautet, den Eindringling notfalls mit Waffengewalt zu vertreiben, Captain.“ „Hört sich ziemlich einfach an, big sis.“, sagte Jewgeni. „So einfach ist die Sache nicht, Bruder.“ „Wir sollen aufbrechen, und die Enterprise ablösen, wenn sie wieder gesund sind, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Verstehe. Nun gut. Heute Abend um 18:00 Uhr werde ich auf die Kirow zurückkehren. Schicken sie bitte die Gargarin um 17:50 Uhr her.“ „Wird erledigt, Captain. Und wenn sie mir das Kompliment gestatten, 165 sie sehen aus, wie eine Göttin.“, sagte Eric McClusky. „Ich kann dem nur beipflichten, big sis.“ Jekaterina wandte sich an Loreley. „Danke für deine Gastfreundschaft, Loreley.“, sagte sie. „Hab ich doch gern gemacht, Joelina. Du bist hier immer willkommen. Dasselbe gilt auch für sie Captain Romanova.“ „Danke, Hoheit.“, sagte Jewgeni. „Das alberne „Sie“ fällt weg. Und ab sofort darfst du mich Loreley nennen.“ Mit diesen Worten hielt die Königin der Rulonen Jekaterinas Bruder die Hand hin. Dieser drückte sie ganz sanft. „Vielen Dank, Loreley.“, sagte Jewgeni. Jekaterina wandte sich noch einmal Loreley zu und nahm sie in die Arme. „Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen, Loreley.“, sagte sie. „Aber es wird kein Abschied für immer sein. Ich weiß, dass du wiederkommst, Jekaterina.“ An Bord der Kirow 18:00 Uhr Bordzeit Jekaterina betrat die Brücke. Eric McClusky nahm sofort Haltung an und salutierte. „Kommandant auf der Brücke.“, sagte er. „Rühren, Nummer eins.“ „Danke, Captain. Und wenn ich offen sprechen darf, es tut gut, sie wieder an Bord zu wissen.“, sagte Commander McClusky. „Danke, Nummer eins.“ Keiko Tadashita hob den Kopf. „Captain, ich habe Admiral Janeway in der Leitung.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Katheryn Janeways Gesicht. 166 „Admiral Janeway.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Captain Romanova. Bevor wir zum eigentlichen Grund meiner Nachricht kommen, muss ich sie fragen, wie sie sich fühlen.“ „Schon viel besser, Admiral. Aber ich muss mich noch stark zurücknehmen. Commander McClusky wird auf dieser Mission das Schiff führen.“, sagte Jekaterina. „Hoffentlich sind sie im entscheidenden Moment, wieder fit, Captain.“ „Ich werde mein bestes tun, Admiral Janeway.“, sagte Jekaterina. „Eine Frage noch, bevor ich ihnen die Koordinaten zukommen lasse, zu denen sie aufbrechen sollen.“ „Ich höre.“, sagte Captain Romanova. „Das Kleid, das sie tragen, zeugt von Geschmack. Aber warum tragen sie keine Uniform, wie sonst?“ „Das Kleid ist ein Geschenk von der Königin der Rulonen. Und eigentlich bin ich nicht im Dienst. Ich wollte nur mal schnell auf der Brücke vorbeischauen und meiner Crew „Hallo“ sagen.“, sagte Jekaterina. „Für dieses Mal drücke ich mal ein Auge zu. Und lasse die Fünfe gerade sein, Captain Romanova. Aber beim nächsten Mal, bin ich nicht so nachsichtig.“ „Verstehe. Commander McClusky hat mich soweit in Kenntnis gesetzt. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, diesbezüglich?“, fragte Jekaterina. „Das fremde Raumschiff hat den Planeten erneut bombardiert. Captain Picard konnte den Eindringling nicht dazu bewegen, sich zurückzuziehen. Fliegen sie nach Arkon und machen sie dem Kommandanten klar, dass wir derartige Aktionen vor unserer Haustür nicht dulden und auch nicht tolerieren.“ „Verstanden, Admiral Janeway. Kirow Ende.“ Dann wandte sich Jekaterina an ihren ersten Offizier. „Sie haben jetzt das Kommando, Nummer eins. Jetzt können sie zeigen, was sie drauf haben.“, sagte sie. „Ja, Captain.“ Jekaterina wandte sich um Gehen, da fuhr Eric McClusky fort. „Und Captain…“, begann er seinen Satz. 167 „Ja?“ „Danke für ihr Vertrauen.“, sagte Eric McClusky. Jekaterina lächelte. „Schon in Ordnung. Sie werden das Kind schon schaukeln, Nummer eins.“ Eric McClusky kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nun ja, Captain… Sie und ich… wir sind doch grundverschieden. Denken sie wirklich, ich bringe diese Mission heil über die Runden?“, sagte Commander McClusky. „Ich kann ihnen nur eins sagen, Nummer eins. Sie handeln, wie sie es für richtig halten, und nicht wie ich gehandelt hätte. Bringen sie uns nach Arkon, finden sie den fremden Raumschiffkommandanten, und geben sie ihm, was er verdient. Das ist alles, was sie zu tun haben.“ In ihrem Quartier ließ sich Jekaterina erst einmal eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone zubereiten. Sie hatte gerade den ersten Schluck zu sich genommen, da ertönte der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Türhälften glitten auseinander, und Bozena und Branka traten ein. „Was verschafft mir die Ehre eurer Anwesenheit?“, fragte Jekaterina. „Wir wollten uns bei ihnen bedanken, Captain.“ „Nicht der Rede wert. Setzt euch.“, sagte Jekaterina und wie mit einer einladenden Handbewegung auf die Couch. Die beiden Frauen nahmen Platz und Jekaterina nahm Branka genauer in Augenschein. Statt des völlig verdreckten Sträflingsanzugs trug sie nun ein schwarzes, figurbetonendes Miniträgerkleid und schwarze High Heels. Jekaterina sah Dankbarkeit in Brankas Augen. „Möchtet ihr was trinken?“, fragte sie. „Nein danke, Captain.“ Jekaterina verdrehte die Augen. „Wir hatten uns doch auf etwas geeinigt, Bozena.“, sagte sie. „Jas, das schon. Aber jetzt, wo Branka anwesend ist, finde ich das 168 irgendwie unangebracht.“ Jekaterina zog skeptisch die Stirn in Falten. „Warum denn dieses?“, fragte sie. „ich weiß nicht, Captain. Ich finde es irgendwie nicht richtig, in Brankas Gegenwart einen freundschaftlichen Umgangston anzuschlagen.“ „Ich seh das nicht so eng, Bozena. Ganz abgesehen davon, bin ich nicht im Dienst.“, sagte Jekaterina. „Das schon, Captain. Aber es wäre ungerecht meiner Schwester gegenüber, würde ich von diesem Privileg Gebrauch machen.“ „Dann lass es mich so ausdrücken, Bozena. Es versteht sich ja wohl von selbst, dass für deine Schwester dasselbe gilt, wie für dich.“, sagte Jekaterina. Bozena atmete erleichtert aus. „Danke, Jekaterina.“, sagte sie dann. „Schon in Ordnung. Also, was führt euch beide zu mir?“ „Als wir erfahren haben, was passiert ist, haben wir uns Sorgen gemacht. Branka hat sogar geglaubt, dass sie Schuld an deinem Zustand ist.“, sagte Bozena. „Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett, Branka?“ „Nun ja… wie soll ich das sagen…? Es war ein Schock für mich, als ich davon erfuhr. Zumal es unmittelbar danach passiert ist, nachdem ich an Bord kam. Verstehst du, worauf ich hinaus will??“, sagte Branka. „Ja sicher. Ganz untermöbliert in der Denkstube bin ich auch nicht. Aber meine Krankheit muss nicht zwangsläufig etwas mit deinem Anbordkommen zu tun haben, Branka. Hast du dich diesbezüglich untersuchen lassen?“ „Ja. Die Ergebnisse kamen gerade eben.“, sagte Branka. „Und?“ „Nichts. So wie die Dinge stehen, trage ich keine Erreger in mir.“, sagte Branka. Bozena ergänzte: „Wenn du was brauchst, dann lass es uns wissen. Wichtig ist, dass du wieder auf die Beine kommst.“ „Danke, für eure Fürsorge. Aber ich komme ganz gut allein zurecht.“, sagte Jekaterina. 169 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56330.4 Commander Eric McClusky, erster Offizier, neuer Eintrag: Captain Romanova ist zwar aus dem gröbsten raus, dennoch ist sie nur bedingt dienstfähig. Auf dieser Mission wird mir die Führung unseres Schiffes obliegen. Hoffentlich wird Jekaterina schnell wieder gesund. Was nun aber unseren Auftrag angeht, so setzt Captain Romanova vollstes Vertrauen in meine Fähigkeiten. Hoffentlich enttäusche ich sie nicht.“ Eric McClusky klappte das Buch zu und sah nach vorne. Die Sterne flitzten am Schiff vorbei. Denn die Kirow flog mit Höchstgeschwindigkeit zu ihrem Ziel. Jennifer Bond räusperte sich. „Commander, wir sollten unsere Schilde und die Waffensysteme aktivieren. Unsere Sensoren haben ein trakenisches Schiff geortet.“, sagte sie. „Welcher Kurs, Lieutenant?“ „150,8.“, sagte Lieutenant Bond. „Danke Lieutenant.“ „Commander, soll ich die Schilde und die Waffensysteme aktivieren?“, fragte die Sicherheitsoffizierin. „Tun sie das, Miss Bond.“ In Jekaterinas Quartier Jekaterina kam aus der Dusche. Sie hatte sich einen dunkelblauen Bademantel aus Seide angezogen und zugebunden. Denn sie wollte nicht, dass Besucher ihr auf die Brüste sahen. Sie hatte sich gerade in ihren Sessel gesetzt und hatte sich ihr Lieblingsbuch gegriffen, da erschien aus dem Nichts eine männliche Gestalt. Jekaterina musterte ihn. Der Fremde war 1,98 m groß und athletisch gebaut. Seine rechte Gesichtshälfte war weiß geschminkt. Der Mann sah aus, wie ein Einwohner der karibischen Inseln. Zumindest dachte Jekaterina, dass er wegen seiner dunkelbraunen Hautfarbe von dort kam. Der Fremde hatte ein ovales Gesicht mit braunen Augen und einer extrem breiten Nase. Bekleidet war er mit einem schwarzen Anzug und einem schwarzen Hemd mit weißen Punkten. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Krempenhut und dazu schwarze Herrenschuhe. In der linken Hand hielt der Fremde einen Stock. Jekaterina bekam es mit der Angst zu tun. Doch sie ließ sich das nicht anmerken. Sie musste es irgendwie fertig bringen, den Fremden zu beeindrucken. Langsam und anmutig erhob sich Jekaterina aus dem Sessel und ging mit langsamen Schritten auf ihren ungebetenen Besucher zu. Als sie ihm gegenüberstand sah zu ihm auf und stemmte ihre Hände in die Hüften. 170 „Hat man ihnen nicht gesagt, dass man seinen Besuch vorher ankündigt, und nicht einfach unangemeldet reinplatzt?“, fragte sie streng. „Zugegeben, das wäre vielleicht der bessere Weg gewesen.“ „Der einzig richtige. Nun gut. Für heute drücke ich noch mal beide Augen zu. Einfach auch deshalb, weil ich krank bin. Aber beim nächsten Mal bin ich nicht so nachsichtig mit ihnen.“, sagte Jekaterina. Der Fremde neigte den Kopf. „Ich werde es mir merken, Captain Romanova.“, sagte er dann. Jekaterina wäre fast zusammengezuckt, hatte sich aber schnell unter Kontrolle. „Da sie nun schon hier sind, wollen sie sich nicht setzen?“, fragte Jekaterina. „Danke.“ Der Fremde setzte sich auf die Couch. „Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten? Es soll keiner von mir behaupten, dass ich eine schlechte Gastgeberin bin.“, sagte Jekaterina. „Was hätten sie denn anzubieten?“ „Hier an Bord sind keine alkoholischen Getränke erlaubt. Und ich selbst bevorzuge russischen Schwarztee mit Zitrone.“, sagte Jekaterina. „Klingt interessant.“ Schließlich hatte jeder eine Tasse Tee vor sich stehen. „Seien sie mir bitte nicht böse, Fremder. Aber ich befürchte ich kenne ihren Namen nicht.“, sagte Jekaterina. „Oh, wie unhöflich von mir, dass ich mich nicht vorgestellt habe, Captain. Mein Name ist Dambala.“ „Der Name ist mir nicht bekannt. Ich würde mich erinnern, wenn wir uns schon mal begegnet wären.“, sagte Jekaterina. „Daran zweifle ich nicht. Dennoch müssten sie schon öfters auf Individuen meiner Rasse getroffen sein.“ „Was meinen sie, Dambala?“, fragte Jekaterina. „Ich bin Mitglied des Q-Kontinuums.“ 171 Das hatte Jekaterina gerade noch gefehlt! Ausgerechnet ein Q machte ihr die Aufwartung. Na das konnte ja heiter werden. „Sie sind also ein Q. Ich muss zugeben, dass ich schon die eine oder andere Begegnung mit einem Mitglied des Kontinuums hatte. Allerdings sollte ich erwähnen, dass diese Begegnungen alles andere als erfreulich verlaufen sind.“, sagte Jekaterina. „Ich verstehe. Aber sie sollten eines wissen, Captain Romanova. Nicht alle Q sind unausstehlich. Es gibt auch Individuen, die ihren Mitmenschen etwas freundlicher begegnen.“ „So wie sie?“, fragte Jekaterina Dambala. „So wie ich.“ „Nun, jetzt, wo wir uns gegenseitig beschnuppert haben, würde ich gerne wissen, was sie zu mir führt, Dambala.“, sagte Jekaterina. „Sie und ihre Besatzung sind zurzeit auf dem Weg nach Arkon, wenn ich mich nicht irre.“ „Woher wissen sie davon? Außer mir und meiner Crew weiß keiner von unserer Mission.“, sagte Jekaterina. „Das war nicht schwer zu erraten. Sehen sie, ein Raumschiff der Föderation, dass mit Höchstgeschwindigkeit irgendwo hin fliegt, und das dazu noch kampfbereit, so etwas fällt zwangsläufig auf, Captain.“ „Also schön, Dambala. Sie wissen von unserer Mission. Was wissen sie sonst noch?“, fragte Jekaterina. „Das Schiff, das Arkon bombardiert, ist ein schwerer Kreuzer. Der Name des Schiffes lautet „Southern Cross“. Leider kann ich nicht sagen, was es damit auf sich hat, Captain.“ „Ich glaube, ich weiß, was gemeint ist.“, sagte Jekaterina. „Dann lassen sie mich an ihrem Wissen teilhaben, Captain Romanova.“ „Der Name nimmt Bezug auf ein Sternbild der südlichen Hemisphäre. Das Kreuz des Südens.“, sagte Jekaterina. Dambala nickte anerkennend. „Da wäre ich nie drauf gekommen.“, gestand er. „Was wissen sie sonst noch über unseren Gegner?“ 172 „Sein Kommandant heißt Exegol. Man sagt, dass er Freude daran hat, harmlose Völker zu tyrannisieren.“, sagte Dambala. „Unser Schwesterschiff, die USS Enterprise, hat uns vertreten, solange ich noch auf Rulon war. Captain Picard ist es nicht gelungen, Exegol zum Rückzug zu bewegen.“ „Es hätte mich überrascht, wenn er klein beigegeben hätte. Nein. Exegol können sie nur mit Waffengewalt dazu bringen, die Arkonaner ein für allemal in Ruhe zu lassen.“, sagte der Q. „Was hat der davon, dass er dieses Volk so quält?“ „Es macht ihm Spaß, Völker, wie die Arkonaner in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber sie werden ihn nicht so einfach besiegen können, Captain.“, sagte Dambala. „Und warum, wenn ich fragen darf, Dambala?“ „Die Southern Cross ist stark gepanzert und verfügt über extrem leistungsfähige Schilde. Dazu kommen noch 10 Phaserbänke, drei Abschussrampen für Photonentorpedos und 6 Turbolasertürme. Exegols Schiff hat eine enorme Feuerkraft.“ „Wir werden sehen.“ „Unterschätzen sie Exegol nicht. Er ist gefährlicher, als sie denken.“, sagte Dambala und hob warnend den Zeigefinger. „Ich möchte an dieser Stelle gerne eine Regel zitieren, dir mir Anatoli Peskow, mein ehemaliger Mentor beigebracht hat.“ „Und wie lautet diese Regel, Captain?“, fragte Dambala. „Sie lautet „Unterschätze niemals den Feind“. Und ich werde den Teufel tun, und diese Regel ignorieren.“ Dambala nickte anerkennend. „Ich sehe, sie hatten einen guten Lehrmeister. Er hat gut daran getan, ihnen diese Lektion beizubringen.“, sagte er dann. Dambala stand auf. Jekaterina tat das gleiche. „Es ist an der Zeit, dass ich mich auf den Weg mache. Ich danke ihnen, dass sie mir dennoch einen Augenblick ihrer Zeit gewidmet haben, obwohl ich unangemeldet erschienen bin. Und ihr Tee war wirklich ausgezeichnet. Ich hoffe, dass ich ab und an mal auf eine Tasse Tee und ein Schwätzchen 173 vorbeikommen kann.“, sagte er. „Wenn sie sich vorher ankündigen, gerne.“ „Nun denn. Ich wünsche ihnen eine schnelle Genesung, Captain. Leben sie wohl.“, sagte Dambala. „Doswidanja.“ Beide gaben sich die Hand und schüttelten sie sanft. Dann verschwand der Q genau so, wie er auch erschienen war. Jekaterina fühlte sich müde. Sie zog den Bademantel aus und legte sich ins Bett. Sie wusste gar nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als der Türsummer ertönte. Jekaterina streckte sich und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Wer ist da?“, fragte sie ganz verschlafen. „Alina Nadirova. Ich komme um ihnen noch einmal Blut abzunehmen, für eine weitere Probe.“ „Kommen sie rein, Doktor.“, sagte Jekaterina. Die Türhälften glitten auseinander und die stellvertretende Chefärztin der Kirow betrat Jekaterinas Quartier. „Wie fühlen sie sich, Captain?“, fragte Alina. „Ein bisschen besser. Aber um Wahrheit die Ehre zu geben, ich wäre lieber auf der Brücke, als hier in meinem Quartier. Mir fällt die Decke auf den Kopf.“ „Das kann ich gut nachvollziehen, Captain. Aber solange sie nicht zu 100% fit sind, werden sie tun, was ich ihnen rate.“, sagte Alina resolut. „Sie sind die Ärztin.“ „Ganz genau. Ich bin die Ärztin. Und jetzt strecken sie bitte den Arm aus. Welcher ist egal.“, sagte Alina. Jekaterina tat, worum Doktor Nadirova sie gebeten hatte. Die Ärztin reinigte die entsprechende Stelle und setzte die Nadel an. Nach 10 Minuten hatte Alina Nadirova genug Blut für eine weitere Probe. „In Ordnung. Ich werde die Probe gleich im Labor untersuchen lassen. Danach kann ich einschätzen, wie lange sie Dienst tun können, Captain.“, sagte sie. Jekaterina zog ihre Uniform an und las noch ein bisschen, ehe sie sich entschied, auf die Brücke zu gehen. Doch vorher wollte sie auf die 174 Krankenstation gehen, um sich von Doktor Nadirova grünes Licht geben zu lassen. Alina war überrascht, als sie die Kommandantin die Krankenstation betreten sah. „Die Resultate dürften in circa einer halben Stunde vorliegen, Captain.“, sagte sie. „Deswegen bin ich auch nicht hier, Doktor.“ „Weshalb denn dann?“, wollte Alina wissen. „Ich will auf die Brücke und zeitweise meinen Dienst verrichten.“ „Und dafür wollen sie meine Erlaubnis, Captain?“, fragte Alina. „Sonst wäre ich nicht hier.“ „In Ordnung. Erlaubnis erteilt.“, sagte Alina. Jekaterina atmete erleichtert aus. Doch Alina hatte anderes im Sinn. „Aber nur für zwei Stunden. Wenn die Werte entsprechend sind, vielleicht zweieinhalb bis drei.“, sagte sie. „Einverstanden. Zwei Stunden. Halten sie mich bitte auf dem Laufenden, Doktor Nadirova.“ „Das hätte ich sowieso gemacht. Sie hören von mir, Captain.“, sagte Alina. Jekaterina verließ die Krankenstation und steuerte den nächsten Turbolift an. Nachdem sich die Tür des Lifts geschlossen hatte, betätigte die Kommandantin der Kirow eine entsprechende Taste und nannte ihr Ziel. „Brücke.“, sagte Jekaterina in das Gerät. Der Lift setzte sich in Bewegung und brachte Jekaterina in Sekundenschnelle an ihr Ziel. Die Türhälften glitten auseinander und die Kommandantin kam auf die Brücke. Eric McClusky, der auf dem Platz in der Mitte saß sah seine Vorgesetzte und nahm sofort Haltung an. „Kommandant auf der Brücke.“, sagte er. „Rühren, Nummer eins.“ „Danke, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Ich übernehme für die nächsten zwei Stunden das Kommando, Nummer eins. Es können aber auch drei werden, je nachdem, was die Ergebnisse der 175 aktuellsten Blutprobe sagen.“ „In Ordnung, Captain. Es ist schön, dass sie wieder hier sind.“, sagte der erste Offizier der Kirow. „Danke, Nummer eins. Gibt es etwas, das ich wissen muss?“ „Ja, Captain. Unsere Sensoren haben ein trakenisches Schiff geortet, das sich auf Kurs 150,8 befindet.“, sagte Commander McClusky. „Verstehe. Commander Sherrock, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Kurs des Trakeners kreuzen, wenn er seinen Kurs beibehält?“ „Nicht sehr hoch, Captain. Es sei denn, er würde mit seinen Sensoren gezielt nach uns suchen.“, sagte die Navigatorin. Jekaterina nahm auf dem Sessel Platz, der ihr als Kommandantin zustand und wandte sich an ihren ersten Offizier. „Ich habe auch ein bisschen etwas in Erfahrung bringen können. Es betrifft unseren Gegner.“, sagte sie. „Ist die Quelle zuverlässig, Captain?“ „Ich habe die Informationen von einem Q namens Dambala.“, sagte Jekaterina. „Ist er uns feindlich gesinnt, Captain?“ „Er behauptet zumindest das Gegenteil. Aber lassen wir das mal außen vor, Nummer eins. Unser Gegner heißt Exegol und scheint eine sadistische Ader zu haben. Sein Schiff ist ein schwerer Kreuzer mit Namen „Southern Cross“, das über eine starke Panzerung und über enorme Feuerkraft verfügt.“, sagte Jekaterina. „Sollten diese Informationen stimmen, Captain…“ „Dann was, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Dann müssen wir uns auf ein schweres Feuergefecht einstellen.“ „Sie schaffen das schon, Nummer eins. Ich habe vollstes Vertrauen in ihre Fähigkeiten.“, sagte Jekaterina. „Danke, Captain.“ „Wenn ich ehrlich sein darf, Nummer eins, dann fürchte ich mich vor dem Tag, an dem man ihnen ihr eigenes Kommando gibt.“, sagte Jekaterina. 176 „Darf ich nach dem „Warum“ fragen, Captain?“ „Sie dürfen, Nummer eins. Und ganz ehrlich, wenn man sie zum Captain befördert, dann werden sich unsere Wege trennen.“, sagte Jekaterina. „Wobei die Betonung auf „WENN“ liegt, Captain.“ „Hand aufs Herz, Nummer eins, sie haben das Zeug für den Platz in der Mitte.“, sagte Jekaterina. Kaum hatte sie ihren Satz beendet, da zirpte ihr Kommunikator. „Krankenstation an Captain.“, hörte Jekaterina die Stimme der stellvertretenden Chefärztin. „Sprechen sie, Dr. Nadirova.“ „Ihre Blutwerte sind fast wieder in Ordnung. Die Anzahl ihrer roten Blutkörperchen liegt bei 95%“, sagte Alina. „Heißt, das, das ich wieder dienstfähig bin?“ „Das heißt es keinesfalls, Captain. Sie können MAXIMAL 4 Stunden Dienst tun. Aber dann ist für sie Ruhe angesagt.“, sagte Alina. „Besser als nichts, Doktor Nadirova.“ „Genau. Besser als nichts. Und nur damit wir uns klar verstehen, Captain. Auf dieser Mission werden sie so gut es geht schonen.“, sagte Alina. „In Ordnung, Doktor.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternezeit 56330.7 Commander Eric McClusky, erster Offizier, neuer Eintrag: Captain Romanova war heute für einige Stunden auf der Brücke und hat zeitweise das Kommando übernommen. Es war gut, dass sie hier war. Außerdem hat sie von einem Q namens Dambala Informationen über unseren Gegner bekommen, die für uns sehr wertvoll sein können. Und sie hat mir einmal mehr ihr Vertrauen ausgesprochen. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Arkon, um Exegol, wie unser Gegner heißt, ein für allemal aus dem Alpha-Quadranten zu vertreiben.“ Keiko hob den Kopf. „Commander, ich empfange eine Nachricht.“, sagte sie. „Was sagt die Nachricht, Keiko?“ „Es ist ein Hilferuf. Die Nachricht lautet: „Bitte helft uns!“.“, sagte Keiko. 177 Ales Riley meldete sich zu Wort. „Commander, wir haben Gesellschaft bekommen. Ein romulanisches Kriegsschiff, Valdore-Typ.“, sagte er. „Commander, die Valdore hat uns kontaktiert.“ „Auf den Schirm, Keiko.“, sagte Eric McClusky. Auf dem großen Schirm erschien Donatras Gesicht. „Commander Donatra.“, begann der erste Offizier der Kirow das Gespräch. „Commander McClusky.“ „Commander, ich bedaure ihnen mitteilen zu müssen, dass Captain Romanova zurzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht voll dienstfähig ist. Auf dieser Mission habe ich das Kommando auf der Kirow.“, sagte Commander McClusky. „Wie schlimm ist es, Commander McClusky?“ „Sagen wir es mal so, Commander Donatra. Captain Romanova ist zwar aus dem Schlimmsten raus, aber noch nicht 100%ig fit.“, sagte Eric McClusky. Auf dem Planeten Arkon Prinzessin Daena stand auf der Balustrade des Palastes und sah hinunter auf die Stadt. Sie war eine 1,60 m große schlanke Brünette im Alter von 26 Jahren mit braunen Augen und Haaren, die bis zu ihrer Achselhöhle reichten. Sie hatte ein ovales Gesicht mit braunen Augen und einer durchschnittlichen Nase. Daena trug an diesem Tag ein magentafarbenes Kleid, das hinten am Nacken zusammengebunden war, und Schuhe mit flachen Absätzen in derselben Farbe. Neben ihr stand ihre 2 Jahre jüngere Schwester Niemira. Daenas jüngere Schwester unterschied sich sehr von ihr. Niemira war eine 1,65 m große Blondine mit blauen Augen. Sie hatte ein ovales Gesicht mit einer breiten Nase. Ihre blonden Haare trug die 24jährige offen und schulterlang. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Daena bevorzugte Niemira dunklere und knappere Kleider. Sie trug ein schwarzes, schulterfreies Kleid mit Oberarmstulpen, die mit Halteriemen am oberen Ende befestigt waren. An den Seiten waren dunkelblaue Streifen mit Rosenmuster eingearbeitet. Dazu trug sie schwarze, halterlose Nylons und Damenschuhe mit erhöhten Absätzen. „Was meinst du, Daena? Wie lange müssen wir diese Bombardements noch über uns ergehen lassen?“, fragte Niemira ihre Schwester. „Ich weiß es nicht, Niemira. Ich hoffe jeden Tag, dass jemand kommt und diesen Widerling vernichtet.“ 178 „Und wenn niemand kommt?“, fragte Niemira. „Daran wage ich gar nicht zu denken, Niemira.“ „An die Oberfläche können wir sowieso nicht zurück.“, sagte Niemira. „Ja, ich weiß. Erinnere mich bitte nicht daran, Niemira.“ Daena dachte an jenen schicksalhaften Tag zurück, an dem sie mit ihrer Schwester Niemira und ihrem Bruder Arkos in die geheime Stadt geflohen war. Es war nach Einbruch der Dunkelheit, als der Angriff begonnen hatte. Tausende Drohnen waren aus heiterem Himmel über der Planetenoberfläche aufgetaucht und hatten ein flächendeckendes Bombardement begonnen. Die Gärten und Felder wurden mit Brandbomben vernichtet, während die Gebäude, wie der Palast der königlichen Familie, mit Phosphorbomben zerstört wurden. In jener Nacht, die als „Nacht der tausend Feuer“ in die Geschichte Arkons einging, waren die Geschwister zu Vollwaisen geworden. Seitdem lebte das Volk der Arkonaner, wie sich die Bewohner Arkons nannten, in Furcht und Schrecken. An Bord der Kirow Jekaterina saß in ihrem Lieblingssessel und trug wieder das Kleid mit den Pfauenfedern. Auf der Couch saß Donatra, die Kommandantin der Valdore. Sie war zu einer kurzen Besprechung auf die Kirow gekommen und machte nun ihrer Freundin ihre Aufwartung. Jekaterina freute sich, ihre romulanische Freundin zu sehen. „Ich hab gehört, was dir passiert ist. Wie fühlst du dich?“, sagte Donatra. „Ab sofort feiere ich meinen Geburtstag zweimal.“ „Schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast, Jekaterina.“, sagte die Romulanerin. „Ganz ehrlich, ohne Loreleys Hilfe wäre ich jetzt nicht hier.“ „Kann ich mir gut vorstellen. Der Schlamm hat deine Genesung sichtlich beschleunigt.“, sagte Donatra. „Worauf willst du hinaus?“ „Normalerweise dauert es Jahre, bis solche Blutkrankheiten vollständig geheilt sind. Bei dir waren es nur ein paar Tage.“, sagte die Kommandantin der Valdore. „Stimmt. Aber egal. Wichtig ist, dass ich fast wieder fit bin.“ „Ja. FAST, Jekaterina.“, sagte Donatra. 179 Später verabschiedeten sich die beiden Frauen. „Ich muss wieder zurück auf die Valdore. Dir gute Besserung. Und wenn was ist, sag bescheid.“, sagte Donatra. „Mach ich.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56338.1 Commander Eric McClusky, erster Offizier, neuer Eintrag: Wir haben den Planeten Arkon fast erreicht. Die Southern Cross ist von unseren Scannern erfasst worden. Doch es ist nicht auszuschließen, dass uns die Sensoren des feindlichen Schiffes ebenfalls erfasst haben, genauso wie die Valdore. Wir werden wohl bald in Kontakt mit Exegol, dem Kommandanten der Southern Cross treten. Mal sehen, wie er reagiert, wenn er merkt, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist, wenn uns jemand herausfordert.“ „Commander, die Southern Cross ist noch 2 Kilometer von unserer gegenwärtigen Position entfernt.“, sagte Jennifer Bond, die Sicherheitsoffizierin der Kirow. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien ein kleiner, weißer Punkt. „Vergrößern.“, sagte Eric McClusky. Der Ausschnitt vergrößerte sich und aus dem weißen Punkt wurde ein 115 m langes und 7,50 m breites Raumschiff. Eric McClusky fiel aus, dass die Erbauer des fremden Schiffes eher runde Formen bevorzugt hatten. Und offenbar hatten die Konstrukteure der Southern Cross ein bisschen bei der Föderation abgekuckt, wie die Warpgondeln verrieten, die auf der Unterseite des Schiffes nach vorne ragten. Eine weitere Ähnlichkeit zu den Föderationsschiffen der Miranda-Klasse bestand darin, dass das Triebwerk für den Impulsantrieb oberhalb der Kommandobrücke in einer Stützstrebe verbaut war. Allerdings bildete diese Strebe den tragenden Teil des Schiffes und eine Untertassensektion suchte man vergebens. Stattdessen hatte die Southern Cross auf der Oberseite des Rumpfes, der von der Strebe getragen wurde, zwei große Fenster, die einen großzügigen Blick auf die Brücke des Schiffes gewährten. Der erste Offizier erkannte, dass im rückwärtigen Bereich der Brücke eine Konsole in die Wand eingelassen war, an der ein Ferengi saß. Auf der Seite gegenüber war eine ähnliche Konsole. An ihr saß eine leicht bekleidete Frau, ihrem Aussehen nach eine Asiatin. An der Frontseite waren zwei weitere Konsolen zu sehen. An der einen saß ein Borg, an der anderen ein Breen. Links und der beiden Konsolen befanden sich zwei schwenkbare Gefechtsstände. Der auf der rechten Seite wurde von einem Klingonen bedient. Der zweite, auf der Backbordseite von einem Vorta. Hinter dem Borg saß etwas erhöht eine 180 Trill. Eric McClusky erkannte sie an den rotbraunen Malen den ganzen Körper der Frau bedeckten. Versetzt zur Trill, aber dennoch etwas erhöht, saß auf der Backbordseite ein Mann. Dem ersten Offizier der Kirow fiel sofort die grüne Haut des Mannes auf. Anhand der Kleidung, der er trug, schloss Eric McClusky, dass dieser zumindest einigen Einfluss auf der Southern Cross hatte. Auf dem Kopf trug der grünhäutige Mann eine Krone, während der Rest seiner Kleidung aus edelsten, reich verzierten Stoffen bestand. Über diesem Mann befand sich noch eine Empore, auf der in der Mitte ein Thron stand. Und auf diesem saß der Exegol, der Kommandant der Southern Cross. Exegol war ein furchteinflößende Erscheinung. Er hatte einen breiten Kopf, an dessen Schläfen zwei Mufflonhörner aus dem Kopf ragten. Außerdem besaß er diabolische rote Augen. Vom Körperbau her war Exegol eher schmächtig, wie die Klauenhände verrieten, die aus den Ärmeln seines blauen Gewandes hervorragten. Exegol lächelte und zeigte ein Gebiss mit messerscharfen Zähnen. Eric McClusky konzentrierte sich wieder auf das Äußere des Schiffes. Die Abschussrampen für die Torpedos waren in der Bugspitze der Southern Cross untergebracht. Backbord und Steuerbord befanden sich jeweils drei der sechs Turbolasertürme. In den Hauptstreben waren die Phaserbänke installiert worden. 181 An Bord der Southern Cross Der Ferengi wandte sich zu Exegol um. „Herr, unsere Sensoren haben zwei Schiffe erfasst. Das eine ist ein Föderationsraumschiff der Sovereign-Klasse. Das zweite ein romulanisches Schiff der Valdore-Klasse.“, sagte er. „Ein Föderationsschiff der Sovereign-Klasse?“ „Ja, Herr.“, sagte der Ferengi. „Wie viele Schiffe der Sovereign-Klasse haben wir in unserer Datenbank, Dvorak?“ „Nur die USS Enterprise. Aber die Föderation hat noch das Typschiff und 10 weitere Schiffe dieser Klasse, Herr.“, sagte Dvorak. „Waren es nicht 11?“ „Das ist richtig. Aber am 5. März 2379 wurde mit der USS Kirow das aktuellste Schiff dieser Klasse in Dienst gestellt.“, sagte der Ferengi. Der Borg schaltete sich in das Gespräch ein. 181 „Herr, die Föderationsraumschiff hat seine Schilde und die Waffensysteme aktiviert.“, sagte er. „Bist du dir sicher, Korvak?“ „Ja, Herr.“ „Herr, das Schiff ist noch 1,5 Kilometer von unserer gegenwärtigen Position entfernt. Geschätztes Zusammentreffen in einer halben Stunde.“, sagte der Breen. Der Orbit um den Planeten Arkon 30 Minuten später Die Kirow hatte in einer Entfernung von 800 Metern von der Southern Cross Position bezogen. Eric McClusky hatte die beiden vorderen Torpedorohre mit zwei Quantentorpedos bestücken lassen. Er wollte der Southern Cross so ein klares Signal der Stärke senden. An Bord der Southern Cross Korvak, der Borg, wandte sich an Exegol. „Herr, das Föderationsschiff hat die beiden vorderen Torpedorohre bestückt. Soll ich feuern?“, sagte er. „Nein. Das soll ein Signal der Stärke und eine Warnung für uns sein.“ Exegol wandte sich an die Frau an der Konsole gegenüber der des Ferengi. „Komi, ruf das Föderationsschiff. Wollen doch mal sehen, wie abgebrüht dessen Kommandant ist.“, sagte er. „Ja, Herr.“ An Bord der Kirow Keiko hob ihren Kopf, als die Nachricht der Southern Cross eintraf. „Commander, McClusky, die Southern Cross hat uns kontaktiert.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht des Kommandanten der Southern Cross. Und es fiel dem ersten Offizier der Kirow alles andere als schwer, um zu erkennen, dass der gegnerische Captain, alles andere als erfreut war. „Ich nehme an, sie sind Exegol.“, begann Eric McClusky das Gespräch. 182 „Der bin ich. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Commander Eric McClusky. Erster Offizier des Föderationsschiffes USS Kirow.“, sagte Commander McClusky. „Wo ist ihr Captain?“ „Captain Romanova ist zurzeit aus gesundheitlichen Gründen außer Gefecht gesetzt.“, sagte Eric McClusky. „Verstehe. Nun denn. Vor einigen Tagen hatten wir ein unangenehmes Rendezvous mit einem anderen Schiff ihrer Klasse. Es war die USS Enterprise.“ „Man hat uns mitgeteilt, dass Captain Picard sie nicht zum Rückzug bewegen konnte, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Falls sie dasselbe vorhaben, Commander, dann lassen sie sich folgendes gesagt sein: Sie werden mich auch nicht verjagen.“ „Hören sie, Captain. Man hat uns ermächtigt, sie notfalls mit Waffengewalt zum Rückzug zu zwingen. Und glauben sie mir, ich werde nicht zögern und unsere Waffen gegen sie einsetzen, wenn es sein muss.“, sagte der erste Offizier der Kirow. „Wollen sie einen Krieg anzetteln, Commander?“ „Ich möchte eine Sache ein für allemal klarstellen, Exegol. Die Föderation wird solche ungerechtfertigten Bombardements vor ihrer Haustür auf keinen Fall dulden oder tolerieren.“, sagte Eric McClusky resolut. „Jetzt hören sie mir mal gut zu, Commander. Ich setze ihnen dieselbe Frist, die ich Captain Picard gesetzt habe. Sie haben 24 Stunden, um von hier zu verschwinden. Sollten sie meine Forderung innerhalb dieser Frist nicht erfüllen, greife ich an. Und merken sie sich das gut, Commander: Mein Schiff ist unbesiegbar. Morgen Abend 18:24 Uhr sind sie verschwunden.“ Dayani, das Energiewesen, das links von Eric McClusky saß, erhob sich nun zu seiner vollen Größe. „Du stinkst ja geradezu vor Überheblichkeit, du Pappnase.“, sagte sie. Exegols Gesichtsausdruck verdüsterte sich. So hatte noch keiner mit ihm gesprochen. Noch nie hatte es jemand auch nur gewagt, sich ihm zu widersetzen. Dieses Mal war es jedoch anders. „Commander, wenn ich ihnen einen guten Rat mit auf den Weg geben dürfte: Legen sie diese vorlaute Göre mal übers Knie und prügeln sie ihr Manieren ein.“, sagte Exegol. 183 „Bedaure, aber das ist leider nicht möglich. Wenn ich Hand an Dayani legen würde, bekäme ich von ihrer Mutter ordentlich eins übergebügelt. Kirow Ende.“, sagte Eric McClusky. In Jekaterinas Quartier Jekaterina hatte gerade ihr neuestes Kleid angelegt, und betrachtete sich im Spiegel. Sie trug ein blaues Kleid, in der Farbe ihres Bademantels, das mit goldenen Sternen bestickt war. Dazu trug sie Schuhe mit flachen Absätzen und um den Hals eine goldene Kette mit Tansanitsteinen. Um den Hals trug sie einen Seidenschal in demselben Blauton und demselben Sternenmuster und Armstulpen. Doch der Türsummer riss Jekaterina aus ihren Gedanken. „Wer ist da?“, fragte Jekaterina. „Dambala.“ „Treten sie ein.“, sagte Jekaterina. Die Türhälften glitten auseinander und der Q trat ein. Im Gegensatz zu seinem letzten Besuch trug der dieses Mal einen weißen Anzug mit roter Krawatte und eine weißen Zylinder. Auch sein Stock war ein anderer. Dieser war aus Elfenbein und hatte einen gebogenen Griff. Dambala musterte die Kommandantin der Kirow mit einem bewundernden Blick. Jekaterina wandte sich zu ihm um. „Ich hoffe, ihnen gefällt was sie bewundern durften.“, sagte sie. „Sie überraschen mich immer wieder aufs neue, Captain. Sie sehen aus wie eine Lady.“ „Danke, für das Kompliment. Aber kommen wir zu dem Grund ihres Besuchs, Dambala. Ich hätte vieles für möglich gehalten, aber nicht, dass wir uns in so kurzer Zeit schon wieder sehen.“, sagte Jekaterina. „Nun, ich bin durch Zufall an einige Informationen gelangt, die ihnen und ihrer Crew, bei dieser Mission nützlich sein könnten.“ „Da mein erster Offizier auf dieser Mission das Kommando über die Kirow hat, finde ich es nur Rechtens, wenn er dabei ist, wenn sie ihre Informationen preisgeben.“, sagte Jekaterina. „Es ist ihr Schiff, Captain. Ich bin hier nur Gast, und habe nicht das Recht ihre Entscheidungen infrage zu stellen.“ „Schön, dass sie das einsehen.“, sagte Jekaterina und aktivierte ihren Kommunikator. „Captain an Brücke.“, sprach sie in das kleine Gerät. 184 „Ich höre sie klar und deutlich, Captain.“ „Nummer eins, kommen sie bitte in 10 Minuten in den Bereitschaftsraum. Es gibt Neuigkeiten.“, sagte Jekaterina. „Aye, Captain.“ 10 Minuten später Eric McClusky saß auf seinem Platz, der ihm als erster Offizier zustand, als die Türhälften auseinander glitten und seine Vorgesetzte, dicht gefolgt von Dambala den Raum betrat. Dem Q entging der besorgte Gesichtsausdruck im Gesicht des ersten Offiziers nicht. Dementsprechend überraschte ihn die Frage von Jekaterinas Nummer eins nicht. „Wie fühlen sie sich, Captain?“ „Ein wenig besser.“, sagte Jekaterina. Dann wandte sie sich zu Dambala um. „Nummer eins, das ist Dambala, der Q, der mir vor kurzem seine Aufwartung gemacht hat. Dambala, mein erster Offizier Eric McClusky.“, sagte die Kommandantin. „Commander.“ Mit diesen Worten präsentierte der Q Eric McClusky sein, die dieser mit einem festen Händedruck ergriff. Als sich jeder gesetzt hatte, eröffnete Jekaterina das Gespräch. „Wie ich bereits sagte, Nummer eins, es gibt Neuigkeiten.“, sagte sie. „Ich habe auch welche für sie, Captain.“ „Dambala, was haben sie für uns?“, fragte Jekaterina den Q. „Exegol ist ein Moloch.“ „Wenn ich nich recht entsinne, war das der Name einer Gottheit im antiken Karthago, der man Kinder geopfert hat.“, sagte Eric McClusky. „Richtig, Nummer eins. Und beschrieben wurde er als eine Kreatur mit großem Kopf und Mufflonhörnern an den Schläfen, Klauenhänden und einem Gebiss aus messerscharfen Zähnen.“ „Auf eurer Erde glaubt man, dass Moloch nur eine Figur in Gruselgeschichten ist, die man kleinen Kindern nachts bei Kerzenschein erzählt. Aber dem ist nicht so. Es gibt sie wirklich. Woher sie kommen weiß niemand so genau. Einst haben sie sogar ganze Galaxien beherrscht. Doch irgendwann haben sich die Bewohner der Planeten in diesen Galaxien gegen die Moloche erhoben und sie einen nach dem anderen vernichtet. Heute existiert nur noch eine Hand voll von ihnen. Exegol ist einer davon.“, sagte Dambala. „Woher haben sie diese Informationen?“ „Ich habe sie von einem von Exegols Besatzungsmitgliedern, Captain Romanova. Sie ist von der Erde. Ihr Name ist Komi.“, sagte Dambala. „Klingt asiatisch.“ „Komi ist Japanerin, Commander McClusky.“, sagte Dambala. Jekaterina schaltete sich wieder in das Gespräch ein. „Was hat Komi von ihnen als Gegenleistung für diese Informationen verlangt?“, fragte sie. „Sie will von der Southern Cross fliehen. Wenn sie können, dann helfen sie ihr.“ „Ich mache keine Versprechen, von denen ich weiß, dass ich sie nicht einhalten werde.“, sagte Jekaterina. „Das verlangt auch niemand.“ Eric McClusky räusperte sich. „Stimmt sie hatten ja auch noch Neuigkeiten, Nummer eins. Berichten sie.“, sagte Jekaterina. „Exegol hat uns kontaktiert und uns ein Ultimatum gestellt.“ „Was verlangt er, Mr. McClusky?“, fragte Jekaterina. „Wir müssen bis morgen Abend 18:24 Uhr verschwunden sein. Ansonsten nimmt er uns unter Beschuss.“ „Was haben sie vor, Nummer eins?“, fragte Jekaterina. „Wir bleiben hier. Exegol mag zwar unser Schwesterschiff vertrieben haben, aber wir haben eine Mission zu erfüllen. Und genau das werden wir tun.“ „Sie haben das Kommando, Nummer eins. Handeln sie so wie sie für richtig halten.“, sagte Jekaterina. 185 „Da wäre noch etwas, Captain.“ „Ich höre.“, sagte Jekaterina. „Dayani war zum Zeitpunkt unseres Gesprächs mit Exegol auf der Brücke.“ „Und?“, fragte die Kommandantin. „Sie ist Exegol gegenüber frech geworden, als er gesagt hat, sein Schiff wäre unbesiegbar.“ „Was hat sie denn gesagt, Nummer eins?“, wollte Jekaterina wissen. „Ich zitiere: „Du stinkst ja geradezu vor Überheblichkeit, du Pappnase.“ Das waren exakt Dayanis Worte.“ „Mutig. Ich schätze, Exegol dürfte nicht gerade sehr erfreut gewesen sein, als Dayani ihm das an den Kopf geknallt hat.“, sagte Dambala. „Er hat Gift und Galle gespuckt.“ „Das war zu erwarten, Commander. Es gibt zwei Dinge, die einen Moloch schnell auf die Palme bringen.“, sagte Dambala. „Und welche wären das?“ „Das erste was ein Moloch nicht leiden kann, ist, wenn man ihm gegenüber frech wird. So wie Dayani. Und das zweite, was einen Moloch verärgert, ist, wenn man ihm Überheblichkeit unterstellt.“, sagte der Q. „Haben die Moloche Schwächen?“ „Nur eine, Captain. Ihre Überheblichkeit.“, sagte Dambala. 12 Stunden später Jekaterina saß wieder auf ihrem Platz in der Mitte, der ihr als Kommandantin der Kirow zustand, als eine Nachricht der Southern Cross eintraf. „Captain, die Southern Cross hat uns kontaktiert.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien das Gesicht des Molochs. „Zeitvergleich, Commander.“, polterte Exegol. „Hüten sie ihre Zunge, Exegol. Im Moment habe ich hier das Sagen.“ 186 „Ich schätze, sie sind dann Captain Romanova.“, sagte Exegol. „Ganz Recht. Captain Jekaterina Romanova. Kommandantin des Föderationsschiffs USS Kirow.“ „Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung, Captain. Es hieß, sie wären krank.“, sagte der Moloch. „Ich befinde mich zwar noch im Zustand der Genesung, aber ich darf ab und zu doch meinen Dienst verrichten.“ „Dann wünsche ich ihnen an dieser Stelle gute Besserung, Captain.“, sagte Exegol. „Danke.“ „Aber genug der Höflichkeiten. Sie wissen von meinem Ultimatum?“, sagte der Moloch. „Da.“ „Es sind jetzt 12 Stunden vergangen, Captain. Aber sie haben es nicht für nötig gehalten, den Rückzug zu befehlen.“, sagte Exegol. „Ich bin momentan eher nur Zuschauer. Das Kommando hat mein erster Offizier. Und er handelt so, wie er es für richtig hält. Ganz abgesehen davon, ich hätte vermutlich genauso gehandelt.“ „Na schön. Ganz wie sie wollen, Captain. Aber sagen sie am Ende nicht, ich hätte sie nicht gewarnt.“, sagte der Moloch. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56340.6 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Vor einer Stunde gab es ein Gespräch zwischen Exegol, dem Kommandanten der Southern Cross und mir. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich teile die Ansichten meines ersten Offiziers. Exegol ist dermaßen von sich überzeugt, dass er seine Augen vor der Realität verschließt. Meine 3-Stunden-Schicht endet gleich, doch ich wollte es mir dann doch nicht nehmen lassen, noch einmal einen Logbucheintrag zu machen.“ Jekaterina klappte das Buch zu und erhob sich. „Sie haben wieder das Kommando, Nummer eins.“, sagte sie. „Ich übernehme wieder das Kommando, Captain.“ Jekaterina verließ unter einem lauten „Kommandant verlässt Brücke“ die Brücke und ging in den nächsten Turbolift, dessen Türen sich hinter ihr schlossen. 187 Auf dem Planeten Arkon Daena saß im Audienzsaal und ging gerade einige Dokumente durch. Sie hob kurz den Kopf, als es klopfte. „Herein!“, sagte sie. Ihr persönlicher Sekretär Seigo betrat den Raum. „Professor Futura wünscht euch zu sprechen, Herrin.“, sagte er. „Er soll eintreten.“ „Sehr wohl, Prinzessin.“, sagte der Sekretär. Ein älterer Mann mit weißen Haaren, die eine Halbglatze bildeten, betrat den Raum. Anhand der Falten in seinem Gesicht, schätzte Daena sein Alter auf jenseits der 70. Er trug eine Brille mit einem quadratischen Gestell. In seinen braunen Augen konnte die Prinzessin Freude erkennen. Offenbar war ihm bei seinen Forschungen ein wichtiger Durchbruch gelungen. Bekleidet war er mit einem weißen Kittel, einer hellbraunen Cordhose, einem weißen Hemd, und hellbraunen Herrenschuhen. „Was führt sie zu mir, Professor Futura?“, fragte Daena freundlich, nachdem der Wissenschaftler den obligatorischen Hofknicks vollführt hatte. „Ich habe phantastische Neuigkeiten, Prinzessin.“ „Freut mich das zu hören, Professor. Setzt euch doch.“, sagte Daena. Der alte Mann setzte sich. „Nun, Professor Futura. Was haben sie denn für Neuigkeiten für mich?“, fragte die Prinzessin. „Prinzessin Daena, euer Volk verfügt seit heute über den Warpantrieb. Das von euch zur Verfügung gestellte Versuchsschiff hat Warp 3 erreicht.“ „Ist das viel, Professor?“, fragte Daena. „Jedenfalls mehr, als ich und mein Team erwartet hatten.“ „Ich gratuliere ihnen, Professor Futura.“, sagte Daena. „Danke, Prinzessin.“ Professor Futura wandte sich zum Gehen. 188 „Darf ich euch noch einen guten Rat mit auf den Weg geben, Prinzessin Daena?“, fragte er. „Gerne.“ „Jetzt, wo Arkon über den Warpantrieb verfügt, solltet ihr einen Antrag auf einen Beitritt zur Vereinten Föderation der Planeten stellen. Dann wird es für zukünftige Aggressoren schwieriger, euch zu überfallen.“, sagte der Professor. „Ihr seid ein weiser Mann, Professor Futura. Danke für euren Rat.“ An Bord der Southern Cross Dvorak wandte sich an Exegol. „Herr, es wäre wieder Zeit, den Planten mit den Drohnen zu bombardieren.“, sagte der Ferengi. „Nicht, wenn ein Föderationsschiff in der Nähe ist. Und so wie ich die beiden kommandierenden Offiziere einschätze, werden sie den Befehl geben, das Feuer auf uns zu eröffnen, wenn sie den Drohnenstart entdecken.“ 12 Stunden später Um 18:24 Uhr am 5. Mai 2379 endete Exegols Ultimatum. Weder Kirow noch Valdore waren den Forderungen des Molochs nachgekommen. Keiko Tadashita empfing die Nachricht der Southern Cross. „Commander, die Southern Cross hat uns gerade kontaktiert.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Exegols Gesicht. „Sie sind ja immer noch da.“, sagte der Moloch. „In der Tat, das sind wir.“ „Sie haben meine Forderung also nicht erfüllt.“, sagte Exegol. „Das haben sie sehr richtig erkannt.“ „Nun denn. Sie haben es nicht anders gewollt, Commander McClusky.“, sagte Exegol. Die Verbindung wurde unterbrochen und wenig später erzitterte die Kirow, als eine Salve der Southern Cross das Schiff traf. Und genau auf diesen Augenblick hatte Eric McClusky gewartet. Sofort gab er den Befehl das Feuer zu 189 erwidern. Die Kirow antwortete mit einer Phasersalve, die die Schilde der Southern Cross durchbrach und die Turbolasertürme auf der Steuerbordseite unbrauchbar machte. Die Valdore griff ihrerseits in das Gefecht ein. Ihre Phaser verursachten schwere Schäden an der Außenhülle des feindlichen Schiffes. An Bord der Southern Cross Ein Stahlträger kam von oben und begrub fünf Besatzungsmitglieder unter sich. Die Luken mit denen die Drohnen normalerweise gestartet wurden, waren zuvor von einer Phasersalve der Kirow schwer beschädigt worden und hatten sich verklemmt. Der leitende Ingenieur rannte durch den Hangar und brüllte Befehle. „Los, los! Beeilung! Räumt den Stahlträger da weg!“, schrie er. Doch er merkte schnell, dass die Männer schnell an ihre Leistungsgrenze kamen. Denn die Schäden, die Kirow und Valdore angerichtet hatten, waren verheerend. Viele seiner Leute waren verwundet, einige sogar tot. Überall wüteten Feuer. Und hatte ein Brandbekämpfungskommando einen Brand unter Kontrolle, brach an anderer Stelle ein neuer aus. Von einer Sprechanlage im Hangar rief der die Brücke. „Herr, wir müssen uns zurückziehen.“, sagte er. „So und warum?“ „Die Schäden sind verheerend. Außerdem sind unsere Löschtrupps überfordert. Haben sie ein Feuer unter Kontrolle, bricht woanders ein neues aus. Wir haben auch viele Verwundete zu beklagen. Außerdem gibt es auch Tote. Wir haben keine Chance.“, sagte der LI. „Ich verstehe. Also gut. Wir ziehen uns zurück.“ Auf der Brücke befahl Exegol, das Feuer einzustellen und einen nordöstlichen Kurs zu nehmen. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Er hatte gedacht, dass er die Kirow mit Leichtigkeit würde besiegen können. Doch weit gefehlt. Er hatte schnell feststellen müssen, dass das Föderationsschiff ihm haushoch überlegen war. Zumal die Southern Cross gegen zwei Gegner hatte kämpfen müssen. An Bord der Kirow „Commander! Die Southern Cross hat den Kampf abgebrochen und ist auf einen nordöstlichen Kurs gegangen.“, sagte Alex Riley. „Das dürfte Exegol für eine Weile beschäftigen.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56342.0 Commander Eric McClusky, erster Offizier, neuer Eintrag: Die Southern Cross hat uns nach Ablauf 190 von Exegols Ultimatum unter Beschuss genommen. Mit Hilfe der Valdore ist es uns jedoch gelungen, sie so schwer zu beschädigen, dass dem Kommandanten nichts anderes übrig geblieben ist, als den Rückzug zu befehlen.“ Eric McClusky tippte an seinen Kommunikator. „Brücke an Captain.“, sagte er. „Ich höre sie, Nummer eins. Irgendwelche Neuigkeiten?“ „Ja, Captain. Wir haben die Southern Cross in einem kurzen Gefecht ziemlich übel zugerichtet. Exegol musste den Rückzug befehlen.“, sagte Eric McClusky. „Soviel zum Thema „Mein Schiff ist unbesiegbar“, Nummer eins.“ „Jede Wette, der leckt an einem stillen Ort seine Wunden.“, sagte Commander McClusky. „Davon können wir ausgehen, Nummer eins.“ „Wie fühlen sie sich, Captain?“, fragte Eric McClusky. „Ich fühle mich, als könnte ich Bäume ausreißen.“ „Freut mich, das zu hören, Captain Romanova.“ „Spassiba, Nummer eins.“ Auf dem Planeten Arkon Daena nahm gerade ein Bad, als ihre Schwester Niemira das Badezimmer betrat. „Was führt dich zu mir Schwesterherz?“, fragte Daena. „Die Southern Cross ist geflohen. Scheint so, als ob deine Gebete letztendlich doch erhört wurden.“ „Wunderbar. Wahrscheinlich ist Exegol an einen Raumschiffkommandanten geraten, der keine Angst vor ihm hat.“, sagte Niemiras ältere Schwester. „An dem Gefecht waren außer der Southern Cross noch die USS Kirow und die IRW Valdore beteiligt. Die Valdore ist ein romulanisches Schiff, während die Kirow zur Raumflotte der Vereinten Föderation der Planeten gehört.“ Daena seufzte vor Erleichterung. „Endlich haben wir Ruhe.“, sagte sie dann. 191 „Freu dich nicht zu früh. Exegol wird wiederkommen.“ „Und wenn er wieder hierher zurückkommt, werden wir Mitglied der Föderation sein.“, sagte Daena. „Meinst du, die nehmen uns auf?“ „Wir haben den Warpantrieb. Damit ist das Beitrittskriterium erfüllt.“, sagte Daena zu ihrer jüngeren Schwester. „Und wem verdanken, wir dieses Wunder?“ „Professor Futura.“, sagte Prinzessin Daena. „Der alte Zausel?“ „Genau der. Und du wolltest ihn töten lassen, als er hier ankam.“, sagte Daena. „Damals konnte ich ja auch nicht ahnen, wie wertvoll er sein würde.“ An Bord der Southern Cross irgendwo im Alpha-Quadranten Exegol hatte seine wichtigsten Offiziere zu einer Besprechung zusammengerufen. „Gentlemen, ich habe um diese Zusammenkunft gebeten, weil ich wissen will, was wir tun können, um uns an der Kirow zu rächen.“, sagte er. „Da können wir gar nichts tun. Die Kirow ist uns in jeder Hinsicht überlegen. Sie ist stärker bewaffnet, hat stärkere Schilde und ist schneller als wir.“ „Was ist mit dem zweiten Schiff?“, fragte Exegol. „Es handelt sich um ein romulanisches Kriegsschiff der Valdore-Klasse. Es ist sogar das Typschiff selbst.“ Exegol runzelte die Stirn. „LI, was meinen sie, wie lange wird es dauern, bis wir wieder einigermaßen kampfbereit sind?“, fragte er seinen leitenden Ingenieur, einen Sindareen. „Nach meiner Einschätzung zwei bis drei Monate. Mindestens zwei Monate.“ „Soviel Zeit haben wir nicht. Ich gebe ihnen einen Monat. Danach kehren wir nach Arkon zurück.“, sagte Exegol. Die Trill meldete sich zu Wort. 192 „Herr, dann könnte es unter Umständen zu spät sein.“, sagte sie. Exegol sah seine Counselor wutentbrannt an. „Worauf wollen sie hinaus, Ilva?“, fragte er. „Herr, wenn ihr euch erinnert ist uns doch dieser Wissenschaftler entkommen.“ „Sie meinen Professor Futura?“, wollte Exegol wissen. „Ja, Herr. Irgendwie ist es ihm gelungen, bis nach Arkon zu gelangen. Kurz bevor wir das Gefecht abbrechen mussten, habe ich aus dem Augenwinkel an Dvoraks Konsole einen Raumschiffstart erkannt.“ „Sie meinen…“, begann Exegol den nächsten Satz. „Ja, Herr. Arkon dürfte Stand jetzt über den Warp-Antrieb verfügen. Und wenn ich mich recht erinnere, ist der Warpantrieb das einzige Kriterium für einen Beitritt zur Föderation.“ „Wenn Arkon der Föderation beitritt, dann gute Nacht Marie.“, sagte Dvorak. „Dvorak! Du weißt, dass ich solche unangebrachten Äußerungen nicht dulde.“ Der grünhäutige räusperte sich. „Du hast etwas zu dieser Gesprächsrunde beizusteuern, Morlock?“, fragte Exegol. „Mit Verlaub, euer Execellence. Aber isch befürchte, dass Dvorak Recht hat. Wenn Arkon in die Föderation aufgenommen wird, und wir die Bombardements wieder aufnehmen, dann wird uns Präsidentin Arikka die gesamte Flotte auf den Hals hetzen.“ An Bord der Kirow Keiko Tadashita hob den Kopf, als eine Nachricht von Arkon eintraf. „Commander, ich empfange eine Nachricht von Arkon.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Prinzessin Daenas Gesicht. Eric McClusky ahnte, dass er es mit einem Staatsoberhaupt zu tun hatte, zeigte den Kniefall und senkte demütig den Kopf. „Ihr kniet vor niemandem nieder, Fremder.“, sagte Daena freundlich. 193 „Ich danke.“ „Würdet ihr mir freundlicherweise euren Namen verraten?“, fragte Daena. „Commander Eric McClusky. Erster Offizier des Föderationsschiffes USS Kirow.“ „Es ist mir eine Freude, sie kennenzulernen, Commander. Und ich möchte mich bei ihnen im Namen meines Volkes bedanken.“, sagte Daena. „Ich habe nur meine Pflicht getan. Es war unser Auftrag die Southern Cross zu vertreiben.“ „Den sie mit Bravour gelöst haben, Commander.“, sagte die Prinzessin. „Bleibt zu hoffen, dass die Southern Cross nicht wiederkommt.“ „Exegol kommt wieder, Commander. Es wird vielleicht eine Zeit dauern, aber er wird zurückkehren.“, sagte Prinzessin Daena. „Was macht sie da so sicher?“ „Glauben sie wirklich, dass Exegol so eine Schmach auf sich sitzen lässt, Commander McClusky?“, fragte Daena. „Auch wieder wahr.“ „Commander, wir, das Volk der Arkonaner möchten der Föderation beitreten. Wir verfügen über den Warpantrieb.“, sagte Daena. „Nun so einfach ist das nicht. Aber ich war wohl so nachlässig, sie nach ihrem Namen zu fragen.“ „Ich bin Prinzessin Daena.“, sagte Niemiras ältere Schwester. „Nun Prinzessin, wie ich schon sagte, man kann nicht einfach so der Föderation beitreten, nur weil man über den Warpantrieb verfügt. Euer Volk muss GEEINT agieren. Und nicht in Form von vielen kleinen Fürstentümern.“ „Verstehe. Und ich möchte es mal so ausdrücken, Commander. Bis zu dem Zeitpunkt, als Exegol Arkon zum ersten Mal bombardiert hat, war unser Volk nicht geeint. Wir waren zerstritten. Erst durch Exegol sind wir wieder ein Volk geworden.“, sagte Daena. „Ich verstehe, Prinzessin. Ich kann ihnen nur zusagen, dass wir ihr Beitrittsgesuch an den Föderationsrat weiterleiten. Mehr können wir in dieser Angelegenheit nicht tun. Was wir aber noch tun können, ist hierzubleiben und dafür zu sorgen, dass Exegol nicht zurückkehrt.“ 194 „Das wäre sehr freundlich von ihnen, Commander.“, sagte Daena. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit56355.2 Commander Eric McClusky, erster Offizier, neuer Eintrag: Heute Morgen um 10:00 Uhr kam die Nachricht vom Föderationsrat, dass man Beitrittsverhandlungen mit Arkon zugestimmt hat. Botschafterin Luan hat sich auf der USS Laconia eingeschifft und ist nun auf dem Weg hierher. Uns wurde befohlen solange vor Ort zu bleiben, bis die Laconia eintrifft.“ Arkon einen Monat später Die Beitrittsverhandlungen waren beendet. Der Vertrag war unterschrieben. Neben Botschafterin Luan und Prinzessin Daena hatten auch Jekaterina Romanova, die Kommandantin und Eric McClusky, der erste Offizier der Kirow ihre Unterschrift unter den Vertrag gesetzt. Nun musste der Föderationsrat den Vertrag noch absegnen. Jekaterina und ihr erster Offizier hofften inständig, dass die Southern Cross erst dann auftauchte, wenn man im Föderationshauptquartier den Vertrag abgesegnet hatte. An Bord der Southern Cross Exegol war müde. Doch er konnte nicht schlafen. Denn sein Hass auf die Kirow und ihre Besatzung hielten ihn wach. Der Moloch hatte die bittere Pille einer herben Niederlage schlucken müssen. Er hatte sich eingestehen müssen, dass sein Schiff eben doch nicht unbesiegbar war. In der Kirow hatte er seinen Meister gefunden. Seit dem Gefecht war ein ganzer Monat vergangen. Man hatte Reparaturen vorgenommen, um ein gewisses Maß an Kampfkraft zurückzuerlangen. So waren die Phaser und die Rampen für die Torpedos wieder einsatzbereit. Auch einen Turbolaserturm hatte man reparieren können. Das wichtigste aber, was die Southern Cross so bedrohlich machte, nämlich die Luken für die Drohnen, war leider nicht wieder funktionstüchtig. Der Treffer der Kirow hatte ziemlich großen Schaden angerichtet. Nun schleppte sich die Southern Cross mit Warp 1,5 nach Arkon. Exegol erhob sich. „Ich gehe in mein Quartier. Morlock du übernimmst vorübergehend das Kommando. Wenn was ist, ruf mich.“, sagte Exegol. „Oui, euer Execellence.“ Exegol erlebte eine böse Überraschung als er seine Kabine betrat. Denn auf dem Bett saß Dambala, der Q, und zeigte ein diabolisches Grinsen. „Wer bist du denn?“, fragte der Moloch. Doch statt einer Antwort erhielt der Kommandant der Southern Cross nur ein diabolisches Lachen. 195 Danach verschwand der Q direkt vor Exegols Augen. Noch einmal konnte der Moloch das Lachen des Q hören. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56440.2 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir warten noch auf eine Antwort aus dem Föderationshauptquartier, bezüglich der Absegnung des Beitrittsvertrags zwischen Arkon und der Föderation. Solange der Vertrag nicht vom Föderationsrat abgesegnet wurde, ist Arkon noch kein vollwertiges Mitglied der Vereinten Föderation der Planeten. Und das gibt mir keine Handhabe, wenn die Southern Cross wieder hierher zurückkehren und Arkon wieder angreifen sollte.“ Jekaterina klappte das Buch zu. Anfang Juni 2379 hatte Doktor Nadirova sie wieder für gesund erklärt. Nun saß sie wieder auf dem Platz in der Mitte, während Eric McClusky links von ihr Platz genommen hatte. Die beiden sahen einander an. „Es ist gut, sie wieder gesund und munter auf der Brücke zu sehen, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Danke, Nummer eins.“ „Ich hoffe, dass ich sie würdig vertreten habe, Captain.“, sagte Jekaterina Nummer eins. „Sie haben einen hervorragenden Job gemacht, Nummer eins. Ich werde dies in meine Beurteilung einfließen lassen.“ „Danke, Captain.“, sagte Eric McClusky. „Es ist nur gerecht, Nummer eins. Sie haben einen mehr als einen guten Job gemacht. Und da ist es nur rechtens, wenn ihre Arbeit gebührend honoriert wird.“ San Francisco Flottenwerft Funken sprühten, als ein weiteres Bauteil der Rumpfsektion des neuen Schiffes verschweißt wurde. Präsidentin Arikka hatte nämlich den Bau von zwei weiteren Schiffen der Ranger-Klasse befohlen. Das erste war bereits im Bau. Auf einer anderen Werft der Föderation, der Oakland-Werft, stand ein weiteres Schiff vor der Fertigstellung. Es war die USS Imperator, ein Schiff der Nebula-Klasse. An Bord der Kirow Keiko Tadashita hob den Kopf, als die Nachricht vom Flottenoberkommando eintraf. „Captain, ich habe gerade eine Nachricht vom Flottenoberkommando 196 reinbekommen.“, sagte sie. „Was sagt die Nachricht, Keiko?“ „Der Föderationsrat hat den Beitrittsvertrag zwischen der Föderation und Arkon einstimmig abgesegnet.“, sagte Keiko. „Sehr schön.“ Jennifer Bond meldete sich zu Wort. „Captain, unsere Sensoren haben gerade die Southern Cross geortet, sie ist auf dem Weg hierher. Geschätzte Ankunftszeit in zwei bis drei Stunden.“, sagte sie. „Sagen sie mir, wenn die Southern Cross ihre endgültige Position erreicht hat. Keiko, sie senden eine Botschaft an die Southern Cross, dass sie unbefugt in Föderationsgebiet eingedrungen ist und das jede Aggression von uns als kriegerischer Akt angesehen wird.“ An Bord der Southern Cross „Herr, wir nähern uns dem Planeten Arkon.“, sagte der Breen. „Das wurde verdammt noch mal Zeit. Hoffentlich ist die Kirow nicht vor Ort.“ Dvorak der Ferengi meldete sich zu Wort. „Herr, unsere Sensoren haben ein Föderationsschiff der Sovereign-Klasse geortet und den Kontakt als USS Kirow identifiziert.“, sagte er. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Wie ist der Status der Kirow?“ „Sie ist gefechtsbereit. Ihr Schilde und ihre Waffensysteme sind aktiviert.“, sagte Dvorak. Die Asiatin, die auf der anderen Seite der Brücke an ihrer Konsole saß, sah plötzlich auf. „Herr, ich empfange eine Audiobotschaft der Kirow.“, sagte sie. „Auf den Lautsprecher, Komi.“ „Ja, Herr.“, sagte Komi. Dann hörte alle die Nachricht der Kirow. „Raumschiff Southern Cross, hier ist das Föderationsschiff Kirow. Sie sind unbefugt in Föderationsgebiet eingedrungen. Jede aggressive 197 Handlung ihrerseits wird von uns als kriegerischer Akt betrachtet, und zieht die entsprechenden Konsequenzen nach sich.“ An Bord der Kirow „Glauben sie, die Southern Cross wird sich zurückziehen, Captain?“, fragte Eric McClusky seine Vorgesetzte. „Wohl kaum, Nummer eins. Exegol lässt es drauf ankommen.“ „Spätestens, wenn wir ihn unter Beschuss nehmen, wird er wissen, dass wir es ernst meinen.“, sagte Commander McClusky. „Bevor wir das Feuer eröffnen können, muss Exegol eine kriegerische Handlung begehen. Erst dann dürfen wir feuern.“ „Dann haben sie aber einen schwerwiegenden Fehler begangen, als damals ohne Vorwarnung die Hensa angegriffen haben.“, sagte Eric McClusky. „Heute weiß ich das, wie könnte ich es auch bestreiten. Und wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich das Rad der Zeit zurückdrehen, und ungeschehen machen, was ich damals getan habe.“ „Man darf aber nicht außer Acht lassen, dass es damals um ihren Bruder ging. Und wie sagt man so schön: Blut ist dicker als Wasser.“, sagte Jekaterinas Nummer eins. „Das stimmt, Nummer eins.“ An Bord der Southern Cross Komi wandte sich an den Moloch. „Was soll ich auf die Nachricht der Kirow antworten, Herr?“, fragte sie. „Gar nichts. Wir ignorieren die Warnung der Kirow.“ „Dann geben wir Jekaterina Romanova aber einen triftigen Grund um uns anzugreifen.“, warf Komi ein. „HAB ICH DICH NACH DEINER MEINUNG GEFRAGT???“ „Nein. Aber die Anwesenheit der Kirow stellt eine ernsthafte Gefahr für eure Pläne dar, Herr.“, sagte Komi. „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist, Komi. Und jetzt zum letzten Mal: Deine Meinung interessiert mich nicht. Hast du verstanden Komi?“ 198 „Ja, Herr.“, sagte Komi. „Dann halts Maul.“ „Nein, Herr.“, sagte Komi patzig. „Was hast du gerade gesagt, Komi?“ „Ich sagte „Nein, Herr“. Ich lasse mich von euch nicht mehr rumschubsen, wie eine Sklavin.“, sagte die Asiatin und hob trotzig ihren Kopf. „DU WAGST ES MEINE AUTORITÄT IN FRAGE ZU STELLEN, KOMI?“ „Nicht bloß das.“, sagte Komi und trat dem Moloch auf seinen Klumpfuß. „Das wirst du mir büßen, Komi. Scher dich aus meinen Augen. Du bleibst ab sofort in deinem Quartier. Und zwar solange, bis du mir wieder gehorchst.“ „Ich geh ja schon, du Schlotterpalme.“, sagte Komi. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ die Brücke. Exegol sah ihr wutentbrannt nach. Was für ein Miststück, dachte er. Allein schon die Tatsache, dass Komi ihm vor seiner Brückencrew widersprochen hatte, wäre schon Grund genug gewesen, um sie zu töten. Weil Komi aber in der Vergangenheit stets ihre Loyalität bewiesen, und ihm in kritischen Situationen den Rücken freigehalten hatte, war sein Urteil milder ausgefallen. Komi ging den Korridor entlang zu den Quartieren. Dabei kam sie durch den Maschinenraum. Zum Glück waren der leitende Ingenieur und seine Wartungstrupps so beschäftigt, dass die Asiatin gar nicht bemerkten. Heimlich, still und leise löste Komi die Abdeckung eines Leitungsschachts, und machte sich an den Kabeln die dort verliefen zu schaffen. Ihre Absicht war, für einen Kurzschluss in der Elektrik zu sorgen, der die Energieversorgung der Southern Cross für einige Zeit lahmlegte. Danach suchte Komi ihr Quartier auf. Auf der Brücke der Southern Cross wandte sich Exegol an seine Crew. „Männer und Frauen der Southern Cross. Heute bin ich dazu gezwungen worden, euch zu erinnern, wem eure Loyalität zu gelten hat. Eure Bordkameradin Komi hat sich mir offen widersetzt. Dieses Mal sehe ich davon ab, ein Exempel zu statuieren. Aber seid gewarnt. Der nächste von euch, der es wagt, meine Autorität infrage zu stellen, wird lebendig ins Weltall befördert.“, sagte er. Dann betätigte der Moloch einen Schalter in der Armlehne seines Sessels. „Ist alles bereit, Telvor?“, fragte Exegol. 199 Der Sindareen antwortete in der für seine Rasse typischen Schlangensprache. „Das hängt davon ab, von welchem Standpunkt aus man die Angelegenheit betrachtet, Herr.“ „Sprich nicht in Rätseln, Telvor.“, sagte der Moloch. „Herr, ich kann euch das nicht so einfach über die Kom-Anlage erklären. Ihr müsst selbst sehen, wie es ´hier aussieht.“ „In Ordnung, Telvor. Ich komm rüber.“, sagte Exegol. Dann wandte er sich an seinen Stellvertreter. „Morlock, du übernimmst, solange ich bei Telvor bin.“, sagte der Moloch. „Oui, euer Execellence.“ In ihrem Quartier hatte sich Komi die rechte Schulter aufgeschnitten und eine kleine Kapsel entfernt. Diese Kapsel hatte ihr Exegol seinerzeit injiziert, als sie auf die Southern Cross gekommen war. „Sei nicht böse, jeder bekommt sowas hier.“, hatte der Moloch gesagt. Diese Kapsel enthielt ein schnell wirkendes, tödliches Nervengift. Komi wusste, dass dieses Gift schnell auf andere Lebewesen überspringen und sie auch töten konnte. Auf diese Weise konnte man eine ganze Raumschiffbesatzung auslöschen. Sie war sich durchaus über die Gefahr im Klaren, der sie die Besatzung der Kirow aussetzte, wenn sie die Kapsel mit dem Nervengift nicht entfernte. Also hatte Komi nicht gezögert. Im Maschinenraum sprach Exegol mit Telvor, seinem leitenden Ingenieur. „Die Schäden auf der Backbordseite konnten wir reparieren. Die Drohnen dort sind wieder einsatzbereit. Soweit die guten Nachrichten.“, sagte der Sindareen. „Und wie lauten die schlechten?“ „Die Schäden auf der Steuerbordseite sind irreparabel. Kommt mit, ich zeige euch, was gemeint ist.“, sagte Telvor. Als die beiden auf der Steuerbordseite ankamen sah der Moloch sofort das ganze Ausmaß der Schäden, die die Kirow angerichtet hatte. Der Hangar, in dem die Drohnen untergebracht waren, war durch einen X-Träger vollends zerstört. Und damit auch die Drohnen selbst. Die Startrampen für die Drohnen waren durch schwere Trümmerteile, wie Stahlträger und Querbalken so verbeult und die Lukendeckel verkeilt, sodass ein Drohnenstart nicht mehr möglich war. Die Southern Cross hatte also die Hälfte ihres Angstpotentials eingebüßt. 200 „Können diese Schäden behoben werden?“, fragte Exegol den Sindareen. „Das schon, Herr. Aber nicht ohne Raumdock.“ „Aber die Drohnen auf der Backbordseite sind einsatzbereit?“, fragte Exegol. „Ja, Herr.“ „Lass die Drohnen mit Giftgas bestücken. Die Arkonaner sind unter die Planetenoberfläche geflohen. Dort sollen sie auch bleiben.“, sagte Exegol. „In Ordnung, Herr.“ In ihrem Quartier hatte Komi die Wunde ihrer OP gesäubert, desinfiziert und anschließend verbunden. Dann hatte sie einen leistungsstarken Funkpeilsender aus ihrer Kommode geholt und hatte die Luke zu einer unter ihrem Quartier liegenden Schleuse für die Rettungskapseln geöffnet und war hineingeklettert. Im Hangar waren die Drohnen fertig bestückt und hingen an den Förderstationen, die sie in die Luken bringen sollten. Die erste Batterie an Drohnen befand sich schon in den Startrampen, als die Außenluken geöffnet wurden. Diese waren gerade zur Hälfte offen, als überall auf dem Schiff der Strom ausfiel. Auf diesen Moment hatte Komi gewartet sie aktivierte den Sender und sandte ein Funksignal ins Weltall. An Bord der Kirow Jardanka entdeckte den Stromausfall als erste. „Captain! Auf der Southern Cross ist der Strom ausgefallen!“, sagte sie aufgeregt. Jennifer Bond schaltete sich in die Konversation ein. „Captain, ich habe ein Funksignal geortet.“, sagte sie. „Es ist eine humanoide Lebensform, Captain. Ich würde vorschlagen, sie herüberzuholen.“ „Was meinen sie, Nummer eins?“, fragte Jekaterina ihren ersten Offizier. „Solange die Southern Cross ohne Strom ist, können wir einen Rettungsversuch wagen.“ „In Ordnung. Nummer eins.“, sagte Jekaterina. Dann tippte sie an ihren Kommunikator. 201 „Brücke an Transporterraum 1. Alles bereit machen zum Beamen einer humanoiden Lebensform von der Southern Cross.“, sagte sie. „Ja, Captain. Person erfasst.“ „Energie.“, sagte Jekaterina. Wenig später kam die Bestätigung. „Brücke, hier Merwyn King. Transfer erfolgreich. Eine weibliche Person an Bord.“, sagte der Chief. „Ich komme sofort, Mr. King.“ Komi war inzwischen von der Plattform herunter gestiegen und sah sich aufmerksam um. Der Raum war nicht gerade groß, und außerdem ziemlich funktional gestaltet. Ein Zischen ertönte hinter ihr, als sich die Türen öffneten. Sie hörte Schritte, als jemand den Raum betrat. Kurz darauf wieder das Zischen. Komi drehte sich um und sah eine Frau vor sich stehen. Exegols ehemalige Kommunikationsoffizierin ahnte, dass sie es mit der Kommandantin des Schiffes zu tun hatte, auf dem sie jetzt befand. Sie beobachtete, wie die Frau auf ein kleines Symbol an ihrer Uniform tippte. „Lieutenant Bond, reaktivieren sie unsere Schilde. Ich will keine bösen Überraschungen erleben.“, sagte die Frau. „Ja, Captain.“ Dann ging die Frau, von der Komi nun wusste, dass sie die Kommandantin des Schiffes auf sie zu und hielt ihr die Hand hin. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin.“, stellte sich die Frau vor. „Komi Namura.“ „Freut mich, sie kennenzulernen, Miss Namura. Aber was hat sie dazu bewogen, Exegol in den Rücken zu fallen?“, fragte Jekaterina. „Er hat mich in letzter Zeit ziemlich schlecht behandelt, Captain.“ Doch dann bemerkte Jekaterina die Wunde an Komis rechter Schulter. „Um Himmels Willen! Sie sind ja verletzt!“, rief Jekaterina entsetzt. „Halb so wild.“ „So was sollten sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich begleite 202 sie auf die Krankenstation. Die sollen sich das Mal genauer ansehen.“, sagte Jekaterina. „Ich danke ihnen für ihre Fürsorge Captain, aber das ist nicht nötig.“ „Ich will ihnen nicht zu nahe treten, Miss Namura. Aber dies ist mein Schiff. Und hier gelten meine Regeln. Wir gehen auf die Krankenstation.“, sagte Jekaterina resolut. Komi schwieg. Sie wusste nur zu gut, dass Jekaterina Recht hatte. Als die beiden Frauen auf den nächsten Turbolift zusteuerten, musterte Jekaterina Komi. Sie war mit 1,64 m 3 Zentimeter kleiner als Jekaterina selbst. Ihr Körperbau war etwas graziler, als der der Russin. Komi hatte ein ovales Gesicht mit einer grazilen Nase und mandelförmige, braune Augen. Ihre schwarzen Haare trug Komi offen, sodass sie bis zur Oberkante ihrer Brüste reichten. Auf der Krankenstation untersuchte Juanita Garcia Komi auf eventuelle Infektionskrankheiten. Doch sie fand nichts. Danach sah sie sich die Wunde an Komis rechter Schulter an. „Das ist eine Op-Wunde. Offenbar wurde etwas sehr winziges entfernt.“, sagte die Spanierin. „Ich kann ihnen sagen, um was es sich handelt, Doktor Garcia.“ Jekaterina und Juanita sahen Komi fragend an. „Exegol injiziert jedem, der zur Crew der Southern Cross stößt, eine Kapsel mit einem Nervengift. Dieses Gift wirkt schnell und ist in der Lage auf andere Personen überzuspringen.“, sagte Komi. „Und wer hat ihnen die Kapsel entfernt?“ „Ich habe es selbst getan, Captain.“, sagte Komi. „Warum?“ „Um sie und ihre Crew zu schützen, Captain Romanova.“, sagte Komi. Jekaterina sagte nichts. Diese Frau hatte sie und ihre Crew vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. „Ich werde ihnen das nie vergessen, Miss Namura.“, sagte sie. „Nennen sie mich ruhig Komi.“ „Eins verstehe ich aber immer noch nicht. Was erhoffen sie sich von mir?“, sagte Jekaterina. 203 „Würden sie mich als zweite Navigatorin in ihre Crew aufnehmen?“ „Ich wäre die letzte, die „Nein“ sagt, Komi. Aber das letzte Wort hat das Flottenoberkommando.“, sagte Jekaterina. „Ich verstehe.“ Nach dem Besuch auf der Krankenstation hatte Jekaterina für Komi eine Uniform organisiert und sie mit auf die Brücke gebracht. Nun saß die Japanerin zusammen mit Fallon Sherrock an der Navigationskonsole. An Bord der Southern Cross Dvorak der Ferengi entdeckte das Funksignal als erster. „Herr, aus Komis Quartier kommt ein Funksignal.“, sagte er. „WAS??“ „Ihr habt richtig gehört, Herr. Aus Komis Quartier kommt ein Funksignal.“, sagte der Ferengi. Der Moloch betätigte einen Schalter an der Armlehne seines Sessels. „Telvor, dein Bruder Kalvor und Jinxx sollen mal in Komis Quartier nachsehen. Dvorak hat dort ein Funksignal entdeckt. Und schick mir sofort Rihanna auf die Brücke.“, sagte er. „Verstanden.“ 10 Minuten später betrat Rihanna, eine Betazoidin, die Brücke. „Ihr habt mich rufen lassen, Herr?“, fragte sie. „Ja. Ich will, dass du Komis Platz einnimmst.“ „Euer Wunsch ist mein Befehl, Herr.“, sagte Rihanna. „Und jetzt rufe mir bitte die Kirow. Ich will mit dem Kommandanten sprechen.“ „Ja, Herr.“ Keine 10 Minuten später stand die Verbindung. Exegol war sichtlich überrascht, als er Komi in einer Föderationsuniform an der Navigationskonsole sitzen sah. Sie hatte ihn also verraten! „Captain, ich fürchte, es sitzt jemand an ihrer Navigationskonsole, der dort eigentlich nicht hingehört.“, sagte der Moloch. 204 „Meinen sie Komi?“ „Na wen denn sonst? Ich warne sie, Captain Romanova. Versuchen sie nicht, mich zu verarschen. Sie würden es bitter bereuen.“, sagte Exegol. „Bevor wir auf ihre Nachricht geantwortet haben, habe ich eine Anfrage ans Flottenoberkommando der Raumflotte, bezüglich einer möglichen Stationierung Komis als zweite Navigatorin hier an Bord geschickt.“ Exegol grinste diabolisch. Diese Närrin von Kommandantin ahnte offensichtlich nicht, in welche Gefahr sie sich und ihre Besatzung gebracht hatte. „Sie haben den Tod an Bord geholt, Captain.“, sagte Exegol. „Wie darf ich das verstehen, Exegol?“ „Komi trägt an der rechten Schulter eine Kapsel mit einem Nervengift unter ihrer Haut. Einmal freigesetzt, breitet es sich wie ein Flächenbrand aus. Schon bald wird die Kirow ein Geisterschiff sein.“, sagte Exegol. „Falls sie mir drohen, Exegol…“ „Warten sie nur ab, Captain Romanova.“, sagte Exegol. Dann betätigte der Moloch einen Schalter. „Kalvor, Jinxx. Habt ihr was gefunden?“, fragte er. „Negativ.“ „Ihr könnt Komi ja auch nicht finden, weil sie auf die Kirow desertiert ist. Habt ihr sonst noch was gefunden?“, fragte Exegol. „Nein, Herr. Sollen wir das ganze Quartier durchsuchen?“ „Macht das.“, sagte der Moloch. Dann wandte sich Exegol wieder an Jekaterina. „Nun, Captain. Ich würde sagen, ihre Zeit läuft. Entweder, sie schicken Komi wieder zurück auf mein Schiff, oder ich aktiviere die Kapsel in Komis Schulter.“, sagte er. „Ich muss bedauerlicherweise ablehnen, Exegol.“ „Ganz wie sie wollen, Captain Romanova. Sagen sie der Welt auf Wiedersehen.“, sagte der Moloch und betätigte einen weiteren Schalter. 205 Sofort ging auf der Southern Cross ein Alarm los, als das Gift in Komis Kapsel freigesetzt wurde. Der Moloch begriff sofort, was los war. „Riegelt die Brücke hermetisch ab!“, befahl er. Danach ließ der Moloch das Feuer auf die Kirow eröffnen. Doch das Raumschiff der Sovereign-Klasse feuerte zurück. Die erste Phasersalve der Kirow traf Exegols Schiff auf der Höhe des Maschinenraums und beschädigte den Warpkern der Southern Cross schwer. „Komi, bringen sie uns auf eine sichere Distanz zur Southern Cross.“, befahl Jekaterina. „Aye, Captain.“ An Bord der Southern Cross „Herr, unser Warpkern wurde schwer getroffen.“, sagte Korvak, der Borg. „Was?“ „Ihr habt richtig gehört, Herr. Unser Warpkern ist so schwer getroffen, dass ein Zusammenbruch unmittelbar bevorsteht.“, sagte Korvak. „Rihanna! Ruf mir die Kirow! Ich will eine Erklärung von denen.“ „Ja, Herr.“, sagte die Betazoidin. Doch statt der Kommandantin bekam der Moloch wieder nur den Fremden Mann zu sehen, dem er schon in seinem Quartier begegnet war. „Du schon wieder. Jetzt verrat mir endlich, wer du bist.“, sagte Exegol. Doch statt einer Antwort des Fremden bekam der Moloch wieder nur dieses diabolische Lachen zu hören. Doch dieses Mal riss der Q seine Augen weit auf, was sein Lachen noch gespenstischer machte. Als der Warpkern der Southern Cross zusammenbrach, war Jekaterinas Schiff auf der anderen Seite des Planeten. Eine gewaltige Explosion zerriss Exegols Schiff. Ein Feuerball breitete sich im All aus und dutzende Wrackteile regneten auf Arkon nieder. Der Planet Arkon drei Tage später Prinzessin Daena befand sich in ihrem Quartier, als ihr Bruder Arkos den Raum betrat. Arkos war ein Mann mit einer Körpergröße von 1,98 m und einem runden Gesicht. Die grauen Augen drückten Erleichterung aus. Vom Körperbau her war Arkos gebaut wie ein muskelbepackter Bodybuilder. Seine blonden 206 Haare endeten oberhalb der Ohren, was Arkos breite Nase stärker zum Ausdruck brachte. Bekleidet war Daenas jüngster Bruder mit einem Anzug in metallicgrün sowie einem schwarzen Pulli, schwarzen Socken und Herrenschuhen in derselben Farbe. „Was führt dich zu mir, Bruderherz?“, fragte Daena Arkos. „Ich wollte dich noch einmal unter vier Augen sprechen, bevor wir die Offiziere der Kirow treffen.“ „Was beschäftigt dich, Arkos?“, wollte Daena wissen. „Es… kursiert das Gerücht, dass du mich als Repräsentanten Arkons im Föderationsrat auserkoren hast. Ist dem wirklich so, Daena?“ „Und wenn es so wäre, Bruder?“, fragte die älteste der drei Geschwister. „Dann wäre ich traurig, Daena. Ich war noch nie weg von zu Hause.“ „Ich auch nicht, Arkos.“, gestand Daena. „Du weißt, was Papa immer zu sagen pflegte?“ „Natürlich weiß ich das, kleiner Bruder. Papa hat immer zu dir gesagt, du wärest grob motorisch wie ein Hauklotz.“, sagte Prinzessin Daena. „Und er hatte Recht, Daena. Ich habs nicht drauf. Als dein Leibwächter bin ich dir viel nützlicher.“ „Papa lebt aber nicht mehr, Arkos. Und damals warst du ein wilder, ungestümer Teenager, den man schwer bändigen konnte. Heute, bist du älter, ruhiger. Kurz und knackig, du bist gereift.“, sagte Daena zu ihrem Bruder. „Denkst du wirklich, ich kann das? Ich meine Kompromisse eingehen?“ „Ich will es einmal so ausdrücken, Bruder. Was dir an diplomatischem Geschick fehlen mag, kannst du lernen.“, sagte Daena. Arkos und Daena umarmten sich. „Ich werde dich vermissen, Daena.“, sagte Arkos. „Ich werde dich auch vermissen, kleiner Bruder. Aber ein Mensch braucht neue Erfahrungen. Sie erschüttern etwas…, tief in uns. Und lassen uns reifen. Trotz allen Wissens schläft etwas in uns, das nur selten erwacht. Das schlafende muss erwachen, Arkos.“ Später am Abend trafen sich die Geschwister und die Einwohner 207 des Planeten mit Jekaterina und der Brückenbesatzung der Kirow. Daena hatte als Dresscode eine zivile und elegante Abendgarderobe ausgegeben. Eric McClusky und Alex Riley trugen dem Dresscode entsprechend Anzug und Krawatte. Jekaterina selbst trug ihr neuestes Abendkleid, was ihr anerkennende Blicke bescherte. Daena und ihre Geschwister waren gerade auf dem Weg in den großen Saal, als Arkos seine Schwester auf die Seite nahm. „Hör zu Daena. Ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Ich meine, dass du mich als permanenten Vertreter Arkons für den Föderationsrat auserkoren hast. Und ich danke dir für dein Vertrauen. Aber ich muss leider ablehnen.“, sagte er. „Warum?“ „Ich kann das nicht. Du weißt, wie stur ich sein kann. Als Diplomat muss man Kompromisse eingehen. Und Kompromissbereitschaft war noch nie meine Stärke. Ich muss mit dem Kopf durch die Wand.“, sagte Arkos. „Verstehe. Aber wer soll denn dann unser ständiger Vertreter im Rat sein?“ „Was ist mit Davide? Er kann sich ausdrücken und arbeitet eher mit Verstand, als mit Muskeln.“, sagte Daenas jüngster Bruder. „Da ist was Wahres dran. Ich dachte halt nur, ich tu dir damit einen Gefallen.“ „Dir ist schon klar, dass du damit gegen unsere Verfassung verstößt?“, fragte Arkos. „Du meinst…“ „Oh ja. Du hättest dich der Vetternwirtschaft schuldig gemacht. Und darauf steht die Todesstrafe. Noch kannst du deine Meinung ändern, Daena.“, mahnte Arkos. „Das hast zwar Recht, Arkos. Aber das Problem ist, dass Davide Verrat begangen hat. Er hat Exegol hierher gelockt.“ „Dann muss er natürlich bestraft werden. Aber es gibt noch andere von seinem Kaliber. Man Lok zum Beispiel.“, sagte Arkos. „Zugegeben, an den habe ich gar nicht gedacht. Ich denke, so mache ich es. Schicke ihn morgen früh nach dem Frühstück zu mir.“ „Wird erledigt, Schwesterherz.“, sagte Arkos Im großen Saal trafen die Arkonaner auf die Brückencrew der Kirow. Daena ging vor Jekaterina und ihren Offizieren auf die Knie und beugte demütig das 208 Haupt. „Eigentlich sollte es doch anders herum sein.“, sagte Jekaterina. Daena erhob sich und sah der Kommandantin der Kirow in die Augen. „Ihr habt uns in unserer dunkelsten Stunde zur Seite gestanden und uns vor einem Tyrannen beschützt.“ „Nicht der Rede wert. Wir hatten den Befehl, diese Kreatur zu vertreiben. Oder zu vernichten, wenn es sein muss. Leider musste es sein.“, sagte Jekaterina. „Wieso „Leider“, Captain?“ „Ich hätte Exegol lieber vor einem Föderationsgericht gesehen.“, sagte Jekaterina. „Meinen sie, er wäre seiner gerechten Strafe zugeführt worden, Captain?“ Niemira hatte diese Frage gestellt. „Für Verbrechen, wie Exegol sie begangen hat, gibt es eigentlich nur eine Strafe, die diesen auch gerecht wird. Lebenslange Haft im Straflager auf Rura Penthe.“, sagte Jekaterina. Arkos meldete sich zu Wort. „Rura Penthe. Gehört das nicht zum klingonischen Imperium?“, sagte er. „Ganz Recht. Und die klingonischen Wärter sind dafür bekannt, dass sie nicht gerade zimperlich mit Gefangenen umgehen.“ „Das wäre in der Tat eine gerechte Strafe, für dieses Scheusal.“, sagte Niemira. Später am Abend, die Diener hatten das Essen abgetragen, begann der unterhaltsame Teil des Festes. Zuerst sang ein Kinderchor die Nationalhymne Arkons. Nachdem der Beifall verebbt war, wandte sich Daena an Jekaterina. „Bei uns ist es Brauch, dass ein Besucher der Außenwelt ebenfalls etwas zum Besten gibt. Egal ob in Form eines Gedichtes, oder eines Liedes.“, sagte sie. Gerade als Jekaterina auf die Bühne gegangen war erschien aus dem Nichts Dambala, der Q. In der Hand hatte er eine akustische Gitarre. „Wollen sie mir die Show stehlen, Dambala?“, fragte Jekaterina. „Um Gottes willen, nein. Aber ein bisschen instrumentelle Begleitung wird doch wohl erlaubt sein.“ 209 „Einverstanden. Sind sie mit den Liedern von der Erde vertraut?“, fragte Jekaterina den Q. „Bedauerlicherweise nein, Captain.“ Jekaterina dachte kurz nach. Dann wandte sie sich an den Q und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Klingt interessant.“, sagte Dambala. Dann begann der Q auf der Gitarre zu spielen. Jekaterina stimmte mit ihrem Gesang ein. „Step in Front of a runaway train Just to feel alive again…“, sang sie mit einer Engelsstimme. Später, als Jekaterina und ihre Besatzung auf die Kirow zurückkehren wollten, bat Daena die Kommandantin der Kirow noch einmal zum Gespräch. Die beiden Frauen gingen zu einer Lagune, an der sie ungestört waren. „Also Prinzessin, wo drückt der Schuh?“, fragte Jekaterina. „Bitte keine Förmlichkeiten mehr. Nenn mich bitte Daena.“ „Jekaterina.“, sagte Jekaterina und hielt Daena die Hand hin. Diese ergriff sie mit ihrer linken Hand und legte ihre Rechte darüber. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Jekaterina.“ „Welchen?“, fragte Jekaterina. „Ich möchte, dass mein Bruder Arkos dich für eine Mission oder auch zwei begleitet.“ „Was erhoffst du dir davon, Daena?“, fragte Jekaterina Arkos Schwester. „Er soll noch etwas bei dir lernen. Ich weiß, er ist manchmal ein Raubein. Aber wenn man ihn kennt, dann ist er ein sehr netter Kerl.“ „Einverstanden. Aber nur für eine Mission.“, sagte Jekaterina. „Danke, Jekaterina. Du nimmst mir echt eine zentnerschwere Last von den Schultern.“ „Weiß dein Bruder schon davon, Daena?“, fragte Jekaterina. „Ich habe während des Essens mit ihm gesprochen.“ 210 Schließlich war es soweit. Jekaterina tippte an ihren Kommunikator und rief Chief O´Connor in Transporterraum 2. „Captain an Transporterraum 2. Bereit machen zum Beamen in zwei Gruppen.“, sagte sie. „Verstanden, Captain.“ Zuerst wurden vier Leute an Bord der Kirow gebeamt, darunter Arkos. Danach kamen die restlichen fünf. An Bord der Kirow führte Jekaterina Arkos erst einmal herum und zeigte ihm das Schiff. Der junge Arkonaner staunte nicht schlecht. „Da haben wir aber noch einiges aufzuholen, Captain.“, sagte er. „Wie viel war das Maximum, Fähnrich?“ „Warp 3, Captain.“, sagte Arkos. „Immerhin.“ Auf der Brücke kam gerade eine Nachricht von Admiral Janeway. „Captain, ich habe gerade eine Nachricht von Admiral Janeway bekommen.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien Kathryn Janeways Gesicht. „Admiral Janeway.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Captain Romanova.“ „Haben sie wieder eine neue Mission für uns, Admiral?“, fragte Jekaterina. „Zuerst möchte ich sie zum erfolgreichen Abschluss ihrer Mission beglückwünschen, Captain.“ „Danke, Admiral Janeway.“, sagte Jekaterina. „Nun aber zum wahren Grund meines „Anrufs“. Und sie haben es schon erraten, Captain Romanova. Ich habe eine neue Aufgabe für sie und ihr Schiff.“ „Ich höre, Admiral.“, sagte Jekaterina. „Fliegen sie an die Grenze zum Beta-Quadranten. Dort treffen sie die 211 Valdore und die Maranga IV. Auf einem Planeten in diesem Gebiet werden in letzter Zeit immer wieder Raumschiffe mit einem akustischen Laser beschossen und müssen notlanden. Die Besatzungen werden gefangen genommen.“ „Verstanden. Wir machen uns sofort auf den Weg.“, sagte Jekaterina. „Viel Glück, Captain Romanova.“ „Danke Admiral. Kirow Ende.“, sagte Jekaterina. 212 Kapitel 7: USS Kirow - Mission 7 -------------------------------- USS KIROW MISSION 7 „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56452.1 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir sind auf dem Weg zur Grenze zwischen Alpha- und Beta-Quadranten. Inzwischen haben wir über unseren permanenten Besucher Dambala, seines Zeichens ein Q, erfahren, dass der Betreiber der akustischen Laseranlage ein Mann namens Ronk ist. Ich frage mich wirklich, wie Dambala an seine Informationen kommt. Für diese Mission haben wir außerdem Königin Daenas jüngeren Bruder Arkos an Bord, der zurzeit das Sicherheitsteam begleitet.“ Jekaterina klappte das Buch zu und legte es auf die Seite. „Was meinen sie Captain? Was erwartet uns auf dieser Mission?“, fragte Eric McClusky seine Vorgesetzte. „Wenn ich das wüsste. Aber erst mal sehen, was die Maranga IV und die Valdore zu berichten haben.“ Alex Riley meldete sich zu Wort. „Captain, unsere Sensoren haben gerade ein Raumschiff der D´Kora-Klasse geortet. Das Schiff befindet sich auf Abfangkurs.“, sagte er. „Wann haben die Ferengi unsere Position erreicht?“ „In 15 Minuten, Captain. Ich empfehle die Schilde und die Waffensysteme zu aktivieren.“, sagte Alex Riley. „In Ordnung, Fähnrich Riley.“ Alex Riley betätigte einige Kontrollen an seiner Konsole. „Schilde und Waffensysteme aktiv, Captain.“, sagte er. An Bord des Ferengischiffes Drexton „DaiMon Krang, die Kirow hat ihre Schilde und die Waffensysteme aktiviert. Sie haben uns vorzeitig entdeckt.“, sagte der Bordschütze. „Dann ist das eben so. Na schön. Gehen wir mit der Kirow ins Gefecht.“ Als die Drexton in Schussweite war eröffnete sie sofort das Feuer auf das Föderationsschiff. Aus dem hinteren, dem bauchigeren Teil, kam eine Phasersalve, die die Kirow auf der Steuerbordseite unterhalb der Deflektorschüssel traf. Jekaterinas Schiff erzitterte, als die Salve der Drexton einschlug. 212 „Mister Riley, Feuer erwidern.“, befahl Jekaterina. „Feuer erwidern. Aye Captain.“ Die Kirow antwortete mit einer weiteren Phasersalve, die auf dem Ferengischiff schwere Schäden anrichtete. „Captain, unsere Energieversorgung ist zusammengebrochen. Wir haben keine Waffen und keine Schilde.“, sagte der Bordschütze. „Dauert es lange, die Schäden zu reparieren?“ „Wenn wir Glück haben, zwei Stunden, vielleicht auch 3. Hängt von der Schwere der Schäden ab.“, sagte der Ferengi an den taktischen Konsole. An Bord der Kirow „Captain, ich habe auf dem Ferengischiff einen Klingonen lokalisiert. Unser Gegner ist momentan ohne Energie. Eine gute Gelegenheit, den Klingonen rüberzuholen.“, sagte Jardanka. „Mister Riley, senken sie die Schilde.“, befahl Jekaterina. Dann tippte sie an den kleinen Kommunikator an ihrer Uniform. „Transporterraum 3, hier ist die Brücke. Bereiten sie alles für den Transfer eines Klingonen vor.“, sagte sie. „Hier Transporterraum 3. Geben sie mir zwei Minuten, und ich bin fertig.“ „Verstanden. Melden sie sich, wenn sie soweit sind, Chief Igualada.“, sagte Jekaterina. Keine zwei Minuten später zirpte Jekaterinas Kommunikator. „Brücke, hier Chief Igualada. Ich bin fertig, es kann losgehen.“, hörte Jekaterina die Stimme der Spanierin. „Energie.“ Die Bestätigung kam umgehend. „Captain, hier Chief Igualada. Der Klingone ist an Bord.“, sagte Mercedes. „Sehr schön. Mister Riley, reaktivieren sie unsere Schilde.“ „Ja, Captain.“, bestätigte der junge Fähnrich. 213 Jekaterina erhob sich und wandte sich an ihren ersten Offizier. „Nummer eins, sie übernehmen. Ich möchte ein paar Worte mit unserem klingonischen Gast wechseln.“, sagte sie. „Ja, Captain.“ Als Jekaterina den Raum betrat, in dem der Klingone angekommen war, zeigte dieser sofort den traditionellen Gruß der Klingonen, den Jekaterina sofort erwiderte. Die Kommandantin der Kirow musterte ihn genauer. Der Klingone besaß den für seine Rasse typischen Schädelkamm an der Stirn und die Höcker im Nasenbein. Außerdem trug er einen Kinnbart und dunkelbraune Haare, die fast bis zur Armbeuge reichten. Der Klingone war 1,90 m groß und kräftig gebaut. „Willkommen an Bord der Kirow. Ich bin Jekaterina Romanova, die Kommandantin des Schiffes.“, begrüßte Jekaterina den Klingonen. „Danke, Captain. Mein Name ist Toprak.“ „Ich muss sie leider bitten, mit auf die Krankenstation zu kommen, das ist Vorschrift.“, sagte Jekaterina. „Es ist ihr Schiff, Captain Romanova.“ Auf dem Weg zur Krankenstation stellte Jekaterina Toprak eine Frage, die ihr die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Was hat sie eigentlich auf ein Schiff der Ferengi verschlagen, Toprak?“, fragte sie. „Die Ferengi haben einen unserer D7-Kreuzer angegriffen. Ich war dort als taktischer Offizier stationiert. Mich haben sie gefangen genommen. Den Rest der Crew haben sie getötet.“ „Das sieht den Ferengi gar nicht ähnlich. Denen geht es meistens nur darum Profit zu machen.“, sagte Jekaterina. „Ich weiß. Dennoch haben sie es getan.“ „Wenn ich sie richtig verstanden habe, waren sie taktischer Offizier.“, sagte Jekaterina. „Das war ich. Warum ist das für sie so wichtig, Captain?“ „Weil ich einen taktischen Offizier brauche. Und sie wären der richtige Mann für diesen Posten, Mister Toprak.“, sagte Jekaterina. 214 „Ich würde mich freuen, wenn ich ihnen mit meinem Wissen und meiner Erfahrung helfen kann.“ „Also sind wir uns einig, Mr. Toprak.“, sagte Jekaterina. „Das sind wir.“ Nach dem Besuch auf der Krankenstation ließ Jekaterina ihrem neuen taktischen Offizier eine entsprechende Uniform in seiner Größe aushändigen. Jennifer Bond, die nun noch für die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung verantwortlich war, atmete erleichtert aus. Die letzten Wochen waren nicht spurlos an der rothaarigen Britin vorüber gegangen. Die dunklen Ringe unter ihren Augen waren nicht zu übersehen. Jekaterina ahnte, dass sich Jennifer der Gefahr einen Burnout zu erleiden regelmäßig ausgesetzt hatte. „Ruhen sie sich erst einmal aus, Miss Bond. Sie haben für die nächsten Tage frei.“, hatte Jekaterina zu Jennifer gesagt. Jekaterina schickte noch die vorgeschriebene Anfrage bezüglich der Bestätigung von Toprak als neuem taktischem Offizier der Kirow ans Flottenoberkommando. Die Bestätigung kam, als Jekaterina mit Toprak auf die Brücke kam und ihm seinen Platz an der taktischen Konsole zuwies. „Captain, ich habe Admiral Janeway für sie.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht der ehemaligen Kommandantin der USS Voyager. „Admiral Janeway.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Captain Romanova.“ „Wurde über meine Anfrage bezüglich Toprak als neuem taktischen Offizier entschieden?“, wollte Jekaterina wissen. „Sie haben mal wieder ganze Arbeit geleistet, Captain. Der klingonische hohe Rat hat beschlossen sie mit dem Orden von Kahless zu ehren.“ „Das kommt ziemlich überraschend. Hat der hohe Rat sich zu Toprak geäußert?“, sagte Jekaterina. „Sie haben zugestimmt. Und auch das Flottenoberkommando hat grünes Licht gegeben.“ „Gut zu wissen. Denn Miss Bond war schon ziemlich nahe an einem Burnout.“, sagte Jekaterina. 215 „Da fällt mir ein, sollten sie nicht schon längst auf dem Weg zur Grenze zum Beta-Quadranten sein?“ „Das sind wir. Aber ein Ferengi-Schiff hat uns aufgelauert. Wir haben die Kerle aber noch rechtzeitig entdecken, und Gegenmaßnahmen ergreifen können.“, sagte Jekaterina. „Und an Bord des Ferengi-Schiffes war dann ihr neuestes Besatzungsmitglied, nehme ich an.“ „So ist es. Die Ferengi haben das letzte Schiff, auf dem Mister Toprak stationiert war, aus heiterem Himmel angegriffen.“, sagte Jekaterina. „Das sieht ihnen gar nicht ähnlich. Aber lassen wir das, Captain. Kanzler Martok befindet sich auf der Maranga IV. Er wird das Ritual vollziehen, wenn sie zusammentreffen.“ „Verstehe. Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“, sagte Jekaterina. „Vor kurzem wurde eines unserer Forschungsschiffe, die USS Lexington, mit dem akustischen Laser angegriffen und musste notlanden. Die Besatzung wurde wie die anderen auch, gefangen genommen.“ „Was genau ist unsere Aufgabe, Admiral Janeway?“, fragte Jekaterina. „Sie sollen die Gefangenen befreien. Aber sie werden das alleine nicht bewerkstelligen können. Deshalb sende ich zu ihrer Verstärkung noch die Laconia und die USS Hiryū.“ „Die Hiryū, Admiral?“, fragte Jekaterina. „Ja. Das Schiff wurde vor zwei Tagen fertig gestellt. Es gehört zur Ranger-Klasse. Das Schwesterschiff, die Soryū, befindet sich noch im Bau. Außerdem wird auch noch die Imperator zu ihnen stoßen. Das Schiff befindet sich noch in der Erprobungsphase.“ „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56467.7 Captain Jekaterina Romanova Neuer Eintrag: Wir haben unseren Rendezvous-Punkt erreicht. Gerade eben ist die USS Laconia eingetroffen. Es ist das erste Mal, dass ich mit meinem Bruder zusammenarbeite. Hiryū und Imperator sind schon früher angekommen. Dayani hat nach dem Eintreffen der Laconia die Schilde unserer Schiffe so moduliert, dass sie ihre Frequenz wechseln, wenn sie vom Laser auf der Planetenoberfläche beschossen werden. Jetzt warten wir noch auf die Maranga IV und die Valdore.“ Die Grenze zum Betaquadranten Sternzeit 56473.5 Die Valdore traf als erstes am Rendezvouspunkt ein. Keiko Tadashita, 216 die Kommunikationsoffizierin der Kirow, hob den Kopf, als das romulanische Schiff die Kirow kontaktierte. „Captain, die Valdore hat uns kontaktiert.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien das Gesicht von Jardankas Mutter. „Donatra.“, begann Jekaterina das Gespräch. „Jekaterina. Schön, wieder mit dir zusammenzuarbeiten.“ „Ich freue mich auch.“, sagte Jekaterina. „Die Föderation ist in dieser Angelegenheit ja sehr stark vertreten. Immerhin sind vier eurer Schiffe hierher beordert worden.“ „Jemand beschießt ohne triftigen Grund Raumschiffe mit einem akustischen Laser und zwingt sie zur Notlandung.“, sagte Jekaterina. „Vor kurzem ist eines unserer Schiffe der D'deridex-Klasse, die Dezius verloren gegangen. Die letzte Meldung kam von hier.“ „Auch eines unserer Schiffe wird vermisst. Die letzte Meldung der USS Lexington lautete, dass sie notlanden müssen.“, sagte Jekaterina. „Genau dasselbe hat die Dezius auch gemeldet, Jekaterina.“ „Ich würde dir gerne einen Vorschlag machen, Donatra.“, sagte Jekaterina. „Dann bitte.“ „Dayani hat unsere Schilde und die der anderen so kalibriert, dass sie die Frequenz ändern, wenn sie vom Betreiber der Laseranlage angegriffen werden. Ich würde vorschlagen, dass eure Schilde auch neu kalibriert werden.“, sagte Jekaterina. „Die Idee ist nicht von schlechten Eltern. So haben wir wesentlich mehr Sicherheit.“ „Dann schicke ich Dayani gleich zu dir auf die Valdore.“, sagte Jekaterina. „Einverstanden.“ Und während das Energiewesen auf dem romulanischen Kriegsschiff die Schilde neu kalibrierte, traf der klingonische Angriffskreuzer Maranga IV am vereinbarten Treffpunkt. Keiko hob den Kopf, als das klingonische Schiff 217 die Kirow kontaktierte. „Captain, die Maranga IV hat uns kontaktiert. Es ist Kanzler Martok höchstpersönlich.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht des klingonischen Kanzlers. Auffällig war, dass sein linkes Auge fehlte. Der Klingone hatte schulterlange schwarze, dauergewellte Haare und besaß, wie alle Klingonen den typischen Schädelkamm. Der Körper des klingonischen Kanzlers war kräftig, was auf eine militärische Laufbahn schließen ließ. „Captain Romanova, ich grüße sie.“, begann Martok das Gespräch. „Ich freue mich, sie zu sehen, Kanzler Martok.“ „Ihr Ruf ist inzwischen bis zu mir vorgedrungen. Es ist mir eine besondere Ehre, ihnen den Orden von Kahless zu verleihen, Captain.“, sagte der Klingone. „Ich fühle mich geehrt und sage in aller Demut nuqneH.“ „Sie sind würdig, diese Auszeichnung zu empfangen, Captain Romanova. Und sollten sie sich auf dieser Mission noch einmal in besonderer Weise hervortun, so werden sie in den Orden des Bat´ Leth aufgenommen.“, sagte Kanzler Martok. „Das ist zweifelsfrei eine große Ehre Kanzler. Aber wie kommt es, dass sie die Besatzung der Maranga IV auf dieser Mission begleiten? Ist das nicht etwas zu riskant?“ „Wir vermissen eines unserer Frachtschiffe. Die letzte Meldung besagte, dass sie notlanden müssen. Man hat uns noch die Koordinaten durchgegeben, ehe der Kontakt abriss. Mein Bruder war an Bord unseres Frachters. Deshalb ist diese Angelegenheit für mich persönlicher Natur.“, sagte der Klingone. „Verstehe. Darf ich ihnen an dieser Stelle einen Vorschlag unterbreiten, Kanzler Martok?“ „Nur zu.“, sagte Martok. „Eines meiner Besatzungsmitglieder, Dayani, das Energiewesen, hat auf allen Schiffen der Föderation, die zurzeit hier anwesend sind, die Schutzschilde neu kalibriert. Im Moment kalibriert sie die Schilde auf der Valdore neu. Ich würde vorschlagen, dass sie sie auch ihre Schilde neu kalibrieren lassen.“ „Was erhoffen sie sich davon, Captain Romanova?“, fragte der klingonische Kanzler. 218 „Sollten unsere Schiffe durch den Laser beschossen werden, würden die Schilde ihre Frequenz ändern.“ „Das würde uns mehr Sicherheit geben.“, sagte Kanzler Martok. „Und bei der Gegenseite für Panik sorgen.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher, Captain Romanova. Wer auch immer unsere Schiffe unter Beschuss genommen hat, egal ob Mann oder Frau, ist und bleibt eine große Unbekannte in diesem Spiel. Vielleicht ist das ja ein ganz abgebrühter Hund.“, gab der Klingone zu bedenken. Fähnrich Riley hob den Kopf, als auf dem Display seiner Station ein Symbol aufblinkte. „Captain, unsere Sensoren haben ein klingonisches Kriegsschiff entdeckt. Es ist ein Kreuzer der D7-Klasse.“, sagte er. „Aus welcher Richtung nähert sich das Schiff, Mister Riley?“ „Er kommt von Steuerbord. Ein Uhr.“, sagte Alex Riley. Eric McClusky stutzte. „Was denn? Ein D7-Kreuzer? Ich dachte diese Schiffsklasse wurde außer Dienst gestellt.“, sagte er. Toprak, der neue taktische Offizier der Kirow, meldete sich zu Wort. „Offiziell ja, Commander. Aber ein paar Schiffe sind noch als Diplomatenschiffe im Einsatz.“, sagte der Klingone. Keiko hob den Kopf, als der D7-Kreuzer das Föderationsschiff kontaktierte. „Captain, das klingonische Schiff ruft. Es hat sich als IKS Boreth identifiziert.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Der Schirm teilte sich und das Gesicht eines alten Klingonen erschien. Jekaterina erkannte sofort, dass sie es mit einem ranghohen, klingonischen Veteran zu tun hatte. Der alte Mann hatte weißes, schulterlanges Haar und hatte das linke Auge hinter einer Augenklappe verborgen. Neben ihm standen ein junger Klingone und eine Klingonin. Zumindest dem Jungen glaubte Jekaterina schon einmal begegnet zu sein. Aber sie wusste nicht wo. Als der alte Klingone das Gespräch eröffnete, fiel bei der Kommandantin der Kirow der Groschen. „Ich grüße sie, Captain Romanova. Mein Sohn Narunak hat mir viel von 219 ihnen erzählt.“, sagte der Alte. „Was hat er denn so über mich berichtet?“ „Nur positives, Captain. Und ich war wohl nachlässig, mich vorzustellen. Ich bin General Bhav´ Lor Zarrok. Oberhaupt des Hauses Zarrok und Mitglied des klingonischen hohen Rates.“, sagte der General. Jekaterina verneigte sich in aller Demut, vor dem General und seinen Kindern. Denn sie war sich sicher, die Klingonin war Bhav´ Lors Tochter. Doch der alte General riss sie wieder aus ihren Gedanken. „Ihnen und ihrem Bruder eilt bereits ein legendärer Ruf voraus. Sie wissen es vielleicht nicht, Captain, aber es war die USS Laconia, das Schiff ihres Bruders, das der Krios Prime, dem neuesten Schiff der Negh'Var-Klasse, zu Hilfe kam, als es von der Karshan, dem Schiff von Botschafter Smolarek, beschossen wurde.“, sagte Bhav´ Lor. „Ich bin sicher, unser Vater wäre stolz auf meinen Bruder.“ „Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel, Captain. Meine Familie steht ihnen beiden gegenüber in der Schuld.“, sagte der alte Klingone. „Was wir getan haben, haben wir gerne getan.“ „Sie und ihr Bruder haben meine Kinder vor der Sklaverei bewahrt. Mein Sohn Toprak dient unter ihnen als taktischer Offizier, Captain. Meinen Sohn Narunak, haben sie aus der Gewalt der Trakener befreit. Ihr Bruder war es, der meine Tochter Meghara, vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt hat. Was sie getan haben, kann man nicht hoch genug bewerten, Captain. Das Haus Zarrok steht in ihrer Schuld, da beißt die Maus keinen Faden ab.“, sagte der General. Jekaterina schwieg. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit Topraks Vater zu diskutieren. Doch das war erstmal nebensächlich. Sie musste sicherstellen, dass auch die Schilde der Boreth neu kalibriert wurden. Sie räusperte sich kurz. „Ich nehme an, dass sie mir etwas sagen möchten, Captain Romanova.“, sagte General Zarrok. „Ich würde ihnen einen Vorschlag unterbreiten wollen, General Zarrok.“ „Ich bin ganz Ohr.“, sagte der Klingone. „Dayani hat auf den hier anwesenden Raumschiffen der Föderation die Schilde neu kalibriert. Im Moment führt sie die Neukalibrierung auf der Valdore durch und wird dann auf der Maranga IV die Kalibrierung durchführen. Es wäre ratsam dies auch auf ihrem Schiff machen zu lassen, falls der Betreiber der Laseranlage auf die Idee kommt, auch ihr Schiff unter Beschuss zu nehmen.“ 220 „Ihre Argumente sind nicht von der Hand zu weisen, Captain. Ich würde mit meinen Kindern später mal rüber kommen. Und dann besprechen wir alles weitere. Bei diesem Gespräch sollte auch ihr Bruder anwesend sein.“, sagte der alte Klingone. An Bord der Kirow 22. Juni 2379 22:00 Uhr Bordzeit Jekaterina hatte nach dem Gespräch mit Topraks Vater ihren Bruder an Bord gebeten. Die beiden Geschwister hatten auf dem Holodeck miteinander trainiert. Jekaterina hatte dabei wie immer auf zwei Schwerter aus Damaststahl gesetzt, während ihr Bruder auf zwei dreizackige Sai vertraute. Den Nachteil bei der Reichweite, machte Jewgeni Romanova durch Schnelligkeit und sein Geschick wieder wett und hatte seine ältere Schwester zweimal am Rand einer Niederlage. Doch Jekaterina hatte sich jedesmal zurückgekämpft und hatte ihren Bruder mit kräftigen Hieben in die Enge getrieben. Am Ende der gemeinsamen Trainingseinheit musste sich Jewgeni seiner älteren Schwester einmal mehr geschlagen geben. Danach hatten beide in Jekaterinas Quartier bei einer Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone entspannt. Die Kommandantin der Kirow hatte ihren Kampfanzug, bestehend aus einer schwarzen Lederhose, schwarzen, schweren Lederstiefeln und einem bauchfreien Tank-Top, gegen ihr neuestes Kleid eingetauscht. „Von der Raumschiffkommandantin zur Kämpferin und dann zur Lady.“, hatte Jewgeni zu seiner Schwester gesagt. Nun saßen die Geschwister mit Toprak und seiner Familie im Bereitschaftsraum. Auf Bitte des Generals hatten beide ihre Waffen mitgebracht. Der alte General nahm zuerst eines von Jewgenis Sai auf. Und während er die Waffe begutachtete, nahm Jekaterina die Klingonin näher in Augenschein. Meghara war mit ihren 1,71 m für klingonische Verhältnisse nicht gerade groß. Dennoch verfügte sie über einen athletischen Körperbau. Auffällig waren auch die Arme. Denn Meghara hatte einen ordentlichen Bizeps, was darauf schließen ließ, dass sie enorme Kraft verfügte. General Zarroks Tochter hatte schulterlange, braune Haare mit roten Strähnen. Bekleidet war Meghara mit einer schweren klingonischen Rüstung, einer schweren Lederhose und schwarzen, schweren Lederstiefeln. Aus ihren braunen Augen schaute die Klingonin Jekaterina wohlwollend an. Dann deutete sie auf Jekaterinas Schwerter. „Darf ich?“, fragte Meghara. „Nur zu.“ General Zarroks Tochter nahm eines der Schwerter und wog es zuerst in ihrer linken Hand. „Hervorragend ausbalanciert. Sehr gut.“, sagte Meghara anerkennend. Dann sah sie sich die Klinge an. „Die Klinge ist scharf, aber auch extrem widerstandsfähig. Allerdings wurde sie nicht aus klingonischem Stahl gefertigt.“, sagte Meghara. „Wie auch? Das ist Damast-Stahl.“ Bhav´ Lor Zarrok wandte sich nun an Jekaterina. „Davon höre ich heute zum ersten Mal. Können sie uns vielleicht mehr darüber erzählen, Captain?“, fragte er. „Damast-Stahl ist eigentlich eine Legierung aus weichem und hartem Stahl.“ „Diese Sorten haben aber unterschiedliche Eigenschaften.“, sagte der alte Klingone. „Das ist richtig, General. Der weiche Stahl ist flexibel, gibt also schneller nach. Und deshalb bricht die Klinge schneller. Harter Stahl hält vielmehr aus, weil er robuster ist. Kombiniert man beide, bekommt man eine Klinge, wie die, die ihre Tochter gerade bewundert hat.“ „Verstehe. Was ist mit den Waffen ihres Bruders?“, fragte General Zarrok. „Man nennt sie Sai. Mein Bruder ist auf die fernöstlichen Waffen spezialisiert. Dazu gehören auch die Sai, von denen sie eines gerade in der Hand halten.“ Jewgeni ergänzte: „Die Sai gehören zu den Stich- und Wurfwaffen. Denn sie haben keine Klinge. „Sie beide führen interessante Waffen. Ich würde gerne sehen, wie sich ihre Waffen im direkten Vergleich mit den traditionellen klingonischen Waffen bewähren.“, sagte Bhav´ Lor Zarrok. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56475.2 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir sind auf dem Weg zu dem unbekannten Planeten. Der Himmel weiß, was wir dort vorfinden werden. Aber ein Zuckerschlecken wird das Ganze ganz sicher nicht.“ Jekaterina klappte das Buch zu und legte es auf die Seite. Dann stand sie auf, um ihr Quartier aufzusuchen. „Sie haben das Kommando, Nummer eins.“, sagte sie zu ihrem ersten Offizier. „Ja, Captain.“ Als Eric McClusky den obligatorischen Satz „Kommandant verlässt Brücke“ aussprach, hatte Jekaterina die Tür zum Turbolift erreicht. Als sich diese hinter ihr schloss, lehnte sich die Kommandantin der Kirow an die Wand der Kabine. Oh Mann! Das konnte ja was werden! Jekaterina machte sich bewusst, 221 dass sie bisher leichte Aufgaben zugewiesen bekommen hatte. Aber diese Befreiungsmission war doch ein ganz anderes Kaliber. Aber, so gestand sich Jekaterina ein, schickte man sie ja nicht alleine los. Man hatte ihr gleich 3 Schiffe zur Unterstützung geschickt. Außerdem, und auch das machte sich Jekaterina klar, durften sie diese Zweifel nicht während des Trainings mit den Klingonen heimsuchen. Sie hatte zwar keine Probleme damit, gegen Narunak oder ihren taktischen Offizier Toprak zu kämpfen, aber die beiden hatten Vorteile bei Größe, Gewicht, Reichweite und Kraft. Es wäre also ein Leichtes für Megharas Brüder, Jekaterina zu besiegen. Es würde also auf ein Duell gegen Meghara hinaus laufen. In ihrem Quartier tauschte Jekaterina ihre Uniform gegen ihr Trainingsoutfit. Sie hatte gerade ihre Waffen aus einem kleinen Schränkchen im rückwärtigen Bereich des Raumes geholt, als der Türsummer ertönte. „Wer ist da?“, fragte Jekaterina. „Dein Bruder, big sis.“ „Komm rein, Jewgeni.“ Die Türhälften glitten auseinander und Jewgeni Romanova betrat das Quartier seiner älteren Schwester. Jekaterina musterte ihn. Jewgeni trug eine lange Hose im Camouflage-Look und ein schwarzes T-Shirt. Dazu trug er schwarze, schwere Armeestiefel aus Leder. Seine Sai hatte Jewgeni in zwei Gürtelhalftern untergebracht. „Wir sollten die Klingonen nicht warten lassen, big sis.“, sagte Jewgeni zu Jekaterina. „Gehen wir.“ Doch bevor die Geschwister auch nur einen Schritt gemacht hatten, ertönte erneut der Türsummer. „Wer ist da?“, fragte Jekaterina. „Dambala.“ „Kommen sie rein.“, sagte Jekaterina. Die Türhälften glitten auseinander und der Q betrat den Raum. „Sie kommen ziemlich kurzfristig. Mein Bruder und ich haben gleich eine Trainingseinheit mit den Klingonen.“, sagte Jekaterina. „Es tut mir leid, dass ich sie beide sprichwörtlich auf dem Sprung erwische, Captain. Aber es ging leider nicht früher.“ 222 „Wie kommt das?“, fragte Jewgeni den Q. „Ich wollte sichergehen, dass die Informationen, die man mir anvertraut hat, auch der Wahrheit entsprechen.“ „Woher haben sie ihre Informationen?“, fragte Jekaterina Dambala. „Von einem Ferengi. Und ich weiß sehr wohl, dass diese Kerle nicht gerade den besten Ruf haben.“ „Nun gut. Ich werde nach dem Training alle Kommandanten zu einer Besprechung zusammentrommeln. Dann können sie allen berichten, was sie in Erfahrung gebracht haben. Aber jetzt müssen wir wirklich los, Dambala. Die Klingonen warten schon.“, sagte Jekaterina. „Würde etwas dagegen sprechen, wenn ich dieser Trainingseinheit beiwohne?“ „Ich wäre die letzte die „Nein“ sagt.“, sagte Jekaterina. „Von meiner Seite gibt es auch keine Einwände.“ Jekaterina und Jewgeni suchten das Holodeck auf. Als sie, gefolgt von Dambala die Kammer betraten, drehte sich der alte Klingone zu ihnen um. „Gut, gut. Dann können wir mit dem Duell beginnen.“, sagte General Zarrok. Doch dann entdeckte er Dambala. „Und wer ist ihr unbekannter Begleiter, Captain?“, fragte er Jekaterina. „Ein Q. Sein Name ist Dambala. Er hat darum gebeten, bei diesem Duell anwesend sein zu dürfen.“ „In Ordnung.“, sagte Bhav´ Lor Zarrok. Dann ließ er zuerst Jekaterina und Meghara gegeneinander antreten. Die Klingonin hatte sich für das Bat´ Leth entschieden. Jekaterina sah sich die Waffe genauer an. Das Bat´ Leth war eine mit beiden Händen geführte Waffe mit zwei messerscharfen Klingen zu beiden Seiten des Griffes. Jekaterina bemerkte, dass die Klingen gekrümmt waren. Anhand ihrer Beobachtungen und der Geschichten, die sie über klingonische Krieger gehört hatte, legte sie sich ihre Strategie zurecht. Zuerst umkreisten sich die beiden Frauen, wie zwei Raubtiere, die sich gegenseitig belauerten, um den Gegner einzuschätzen. Jekaterina 223 schätzte General Zarroks Tochter so ein, dass diese ungestüm vorwärts stürmen, und ihre Waffe über dem Kopf schwingen würde. Und ihre Intuition hatte Jekaterina nicht getäuscht. Mit einem lauten Schrei stürmte Meghara los, das Bat´ Leth wild über dem Kopf schwingend. Und genau darauf hatte Jekaterina gewartet. Im entscheidenden Augenblick ging sie auf die Knie und kreuzte ihre Schwerter über dem Kopf. Ein lautes, metallisches Klirren erklang, als die Klinge des Bat´ Leth auf Jekaterinas Schwerter traf. Damit hatte die Kommandantin der Kirow der Klingonin den Angriffsschwung genommen. Und ehe sich Meghara davon erholt hatte, hatte Jekaterina sie zurückgestoßen, und war in die Gegenoffensive gegangen. Mit schnellen, aber präzisen Hieben, drängte sie General Zarroks Tochter zurück. Mehrmals durchbrach Jekaterina die Deckung ihrer Gegnerin, und hatte sie am Rand einer Niederlage. Doch Meghara war eine ebenbürtige Gegnerin, die selbst in ausweglosen Situationen noch irgendeine unvorhergesehene Aktion aus dem Hut zaubern konnte. Aber Jekaterina wusste aus Erfahrung, dass auch ein übermächtiger Gegner eine Schwachstelle hatte. Diese galt es auszunutzen, wenn die Zeit reif war. Meghara selbst war genervt. Sie schaffte es einfach nicht, die Kontrolle in diesem Duell wieder an sich zu reißen. Sie musste eine andere Taktik versuchen. „Du kannst dich noch so sehr anstrengen. Du bist mir nicht gewachsen. Ich bin unbesiegbar.“, sagte Meghara. Doch mit Jekaterinas Konter hatte sie nicht gerechnet. „Du stinkst ja geradezu vor Überheblichkeit, du Pappnase.“, sagte Jekaterina. Ohne es zu ahnen, hatte die Kommandantin der Kirow die Schwachstelle ihrer Gegnerin entdeckt. Die Klingonin neigte also zur Überheblichkeit. Und mit ihrem verbalen Konter hatte Jekaterina einen weiteren Nadelstich gesetzt, der Meghara noch mehr in Rage versetzen musste. Und sie hatte sich nicht getäuscht. Denn jetzt griff die Klingonin erneut an. In ihrer Wut ließ sie jede Vorsicht außer Acht und rechnete nicht mit einem Salto über ihren Kopf hinweg. Umso überraschter war Meghara, als sie Jekaterinas Schwerter an ihrem Hals spürte. Sie wusste, dass es für ihre Gegnerin ein leichtes war, sie in dieser Situation zu töten. Jekaterina brauchte nur ihre Schwerter zurückzuziehen. Doch zum Glück bereitete der alte General dem Ganzen ein Ende. „Genug! Das reicht.“, sagte Bhav´ Lor Zarrok. Jekaterina senkte ihre Schwerter. „Du hast meisterhaft und ehrenvoll gekämpft, Jekaterina Romanova. Dein klingonischer Name lautet ab sofort Jekara.“, sagte der alte Klingone. Jekaterina verneigte sich in aller Demut. Dann wandte sich General Zarrok an Jekaterinas Bruder. 224 „Jewgeni Romanova, nun ist es an dir, dein Können unter Beweis zu stellen. Mein Sohn Narunak soll dein Gegner sein.“, sagte der Klingonengeneral. „Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, Bruder. Narunak mag zwar größer sein als du, aber du bist der geschicktere von euch beiden. Vertraue auf deine Instinkte. Und vor allem hab Geduld. Du hast gesehen, was passiert, wenn ein Klingone den Kopf verliert.“ „Danke, big sis.“, sagte Jewgeni. „Mach unserer Familie noch einmal alle Ehre.“ „Darauf kannst du deinen Allerwertesten verwetten, big sis.“, sagte Jewgeni. „Danke, aber den brauch ich noch.“ Auf dem Planeten Korath Während Jekaterinas Bruder sein Duell mit Narunak ausfocht war auf dem Planeten selbst etwas anderes im Gange. In einem steril eingerichteten Raum saßen Männer an mehreren Konsolen. Einer von ihnen, ein hagerer, ganz in schwarz gekleideter Mann, lief immer umher und sah auf die Anzeigen. Sein Gesicht hatte er geschickt unter einem schwarzen Umhang verborgen. Als er an einer Konsole ankam, die den Sektor zum Alpha-Quadranten aufklärte, sah der Mann auf dem Schirm sieben Symbole aufblinken. Kurz darauf erschien ein achtes Symbol. „Was sind das für Symbole?“, fragte er den Operator, der die Konsole bediente. Der Mann markierte die Symbole. Doch dann wurde er kreidebleich. „General Thalaa, diese Symbole sind feindliche Schiffe.“ „Welche Schiffe?“, fragte der General. „Einen Augenblick, General.“ General Thalaa beobachtete den Mann, wie er einige Kontrollen bediente. Kurze Zeit später erschienen mehrere Informationen auf dem Schirm. „General Thalaa, vier der Symbole gehören zu Raumschiffen der Vereinigten Föderation der Planeten. Das fünfte Symbol ist ein romulanisches Kriegsschiff und die letzten drei Symbole kennzeichnen Schiffe des klingonischen Imperiums.“ „Namen?“, fragte der General. „Das romulanische Schiff ist die Valdore. Von den Föderationsschiffen 225 konnte ich nur die Kirow identifizieren. Und die Schiffe der Klingonen sind die Maranga IV, die Boreth und die Krios Prime.“ „Und was ist mit den anderen drei Föderationsschiffen, Mann?“, fragte General Thalaa. „Sie stehen noch nicht in unserer Datenbank. Sie müssen neu sein.“ „Gut. Behalte sie im Auge. Ich geh inzwischen zum Chef.“, sagte der General. „Jawohl, General.“ General Thalaa machte kehrt und war bald aus der Sicherheitszentrale, denn um diesen Raum handelte es sich, verschwunden. Außerhalb des Raumes bestieg er eine Magnetbahn, die ihn in das Allerheiligste der unterirdischen Anlage brachte. Dort angekommen, musste der General erst einmal durch einen Vorraum, in dem er sich anmelden musste. „Ich muss zu Ronk.“, sagte der General. „Er hat darum gebeten, nicht gestört zu werden.“ „Es ist außerordentlich dringend.“, sagte General Thalaa. Der Wachmann wies einen seiner Untergebenen an, den General zu Ronk zu bringen. Der General folgte seinem Führer bis sie vor einer goldenen Tür standen. Der Gardist trat zur Seite und ließ den General vorbei. Dieser öffnete die Tür und betrat die Privatgemächer von Ronk. Als der Gardist die Tür hinter dem General geschlossen hatte, sah dieser seinen Herrn genauer an. Ronk war ein athletisch gebauter Mann mit einer Körpergröße von 1,84 m. Er hatte ein ovales Gesicht mit braunen Augen. Seine blonden Haare waren dauergewellt und gingen an den Ohren in einen blonden Vollbart über. Seine leicht knubbelige Nase wollte irgendwie nicht zu seinem Gesicht passen. Bekleidet war Ronk mit einer schwarzen Hose, silbernen Lederstiefeln und einer silbern-schwarzen Uniformjacke, die einen stilisierten Widderkopf zeigte. General Thalaa räusperte sich. Ronk wandte sich ihm zu. „Wir haben ein Problem, Ronk.“, sagte General Thalaa. „Dann löse es.“ „Wir bekommen Besuch, Ronk. Acht feindliche Schiffe nähern sich Korath. Darunter vier Raumschiffe der Vereinigten Föderation der Planeten. Eines davon ist die Kirow.“, sagte Thalaa. „Was ist mit den anderen vier Schiffen?“ 226 „Eines davon ist die Valdore. Das Flaggschiff der romulanischen Flotte. Die anderen drei sind Schiffe des klingonischen Imperiums. Es sind die Maranga IV, die Boreth und die Krios Prime.“, sagte General Thalaa. Ronk rieb sich nachdenklich das Kinn. Dann wandte er sich mit einem Befehl an seinen General. „Du wirs jetzt folgendes veranlassen, Thalaa. Sobald die acht Schiffe den Orbit um Korath erreichen, beschießt du eines davon mit dem Laser und zwingst es zur Notlandung. Danach die übliche Vorgehensweise: Die Besatzung gefangen nehmen und in die Minen verschleppen.“, sagte Ronk. „Wird gemacht.“ Zurück in der Sicherheitszentrale gab der General den Befehl weiter. Der Mann an der Konsole, der die kleine Flottille entdeckt hatte, wandte sich an Thalaa. „General, ich habe noch zwei der Föderationsschiffe identifizieren können. Das eine ist die USS Laconia, ein Schiff der Ambassador-Klasse. Das zweite ist die USS Imperator, Nebula-Klasse.“, sagte der Mann. „Wie hast du das geschafft?“ „Ich habe den Funkverkehr mithören können.“, sagte der Operator. „Na gut. Richten wir den Laser auf die Laconia.“ Der Operator betätigte einige Kontrollen und die Laserkanone richtete sich auf ihr Ziel. General Thalaa gab den Befehl zum Feuern. „Feuer frei!“, sagte er. Der Mann an der Konsole betätigte einen Schalter. An Bord der Laconia Das Schiff erzitterte, als der Laser traf. Jack Striker, der erste Offizier, war sofort alarmiert. „Schadensmeldung!“, rief er in seinen Kommunikator. „Keine Schäden, Commander. Unsere Schilde haben gehalten.“ „Rufen sie die Kirow. Der Captain sollte erfahren, was gerade passiert ist.“, sagte Commander Striker. „Aye Commander.“ 227 Auf Korath Der Operator stutzte. „Was glotzt du so blöd?“, herrschte ihn General Thalaa an „Der Laserbeschuss hat keine Wirkung gezeigt.“ Der General baute sich vor ihm auf. „Jetzt hör mir mal gut zu. Wehe, wenn du versuchst mich zu verarschen. Dann mach ich aus dir Hackfrikassee.“, sagte Thalaa. „Es ist die Wahrheit. Der Laser hat keinerlei Schaden am Schiff angerichtet.“ „Lass mich mal sehen.“, sagte der General. Als er sah, dass der namenlose Operator die Wahrheit gesagt hatte, aktivierte er ein Sprechgerät an seinem Handgelenk. „Ronk, du solltest mal in die Sicherheitszentrale kommen.“, sprach General Thalaa in das Gerät. „Bin schon unterwegs.“ Kurze Zeit später betrat Ronk die Sicherheitszentrale. „Was gibt’s Thalaa?“, fragte er seinen General. „Wir haben deinen Befehl ausgeführt, wie du es wolltest.“ „Welches Schiff habt ihr angegriffen?“, fragte Ronk. „Die Laconia. Aber der Laser hat keinen Schaden angerichtet.“ „Die haben die Schilde aktiviert. Und wenn die Kommandanten keine halben Sachen machen, dann auch gleich die Waffensysteme.“, sagte Ronk. „Was sollen wir machen, Ronk? Die rücken garantiert nicht in dieser Flottenstärke an, nur für ein Kaffeekränzchen.“ „Natürlich nicht. Die wollen unsere Arbeitskräfte befreien. Sag unseren Streitkräften, sie sollen sich auf eine Bodenoffensive vorbereiten.“, sagte Ronk. An Bord der Kirow Im Bereitschaftsraum hinter der Brücke hatten sich alle Führungsoffiziere versammelt. Jekaterina musterte sie der Reihe nach. Der erste war 228 Jewgenis Nummer eins. Commander Jack Striker war ein 1,87 m großer Mann mit stechenden blauen Augen. Seine blonden Haare hatte er zu einem Bürstenhaarschnitt zurückgeschnitten, sodass sein ovales Gesicht mit dem markanten Kinn noch stärker hervorgehoben wurde. Den Körperbau des Australiers hätte Jekaterina als athletisch bezeichnet Die leicht knubbelige Nase rundete den ersten Eindruck ab. Der nächste im Bunde war Commander Quantez Robertson. Der 1,96 m große US-Amerikaner war ein Kraftpaket vor dem Herren. Seine schwarze Hautfarbe ließ darauf schließen, dass er zu den Afro-Amerikanern gehörte. Auffällig war auch die Glatze von Commander Robertson. Der kommandierende Offizier der Imperator hatte ein ovales Gesicht mit braunen Augen und buschigen Augenbrauen. Jekaterina bemerkte auch die Knubbelnase in Quantez Robertsons Gesicht. Der dritte Föderationsoffizier in dieser Runde, den Jekaterina in Augenschein nahm, war Commander Thierry Antoine, seines Zeichens Franzose. Seiner Personalakte hatte die Kommandantin der Kirow entnehmen können, dass er aus Rouen, einer Stadt in der Normandie, stammte. Thierry hatte einen athletischen Körperbau und ein ovales Gesicht mit braunen Augen. Seine schwarzen Haare trug er kinnlang. Der französische Commander war 1,89 m groß und hatte eine eher durchschnittliche Nase und wulstige Lippen. Außerdem trug Thierry Antoine eine Brille mit einem Gestell in Mahagoniholz-Optik. Der 29jährige Franzose führte während der Testphase das Kommando auf der Hiryū. Zu ihrer linken saß wie immer ihr erster Offizier. Ihr Bruder zu ihrer Rechten. Jekaterina spürte die erwartungsvollen Blicke auf sich ruhen. Sie sah in die Runde. Dann eröffnete sie die Besprechung. „Ladies and Gentlemen. Ich habe um diese Zusammenkunft gebeten, weil wir unser zukünftiges Vorgehen abstimmen sollten. Dambala, unser Ehrengast in dieser Runde hat einige Informationen, die er uns gerne mitteilen möchte. Doch bevor wir anfangen, hat irgendjemand etwas zu berichten?“, sagte sie in die Runde. Jack Striker, der erste Offizier der Laconia, meldete sich zu Wort. „Man hat uns mit dem Laser beschossen. Aber unsere Schilde haben dem Treffer Stand gehalten.“, sagte der Australier. „Gut zu wissen, Commander Striker. Hat sonst noch jemand etwas zu berichten? Denn wenn nicht, würde ich dann das Wort an Dambala übergeben.“ Der Q erhob sich. „Ronk ist kein Korath. Er stammt von einem anderen Planeten.“, sagte Dambala. 229 „Weiß man, woher er kommt?“ „Ihre Frage ist durchaus berechtigt, Commander Robertson. Und ich will sie so gut es geht beantworten. Das einzige, was ich bisher über Ronk in Erfahrung bringen konnte, ist, dass er aus einer Galaxie im Gamma-Quadranten kommt. Der genaue Name seines Heimatplaneten ist unbekannt.“, sagte der Q. „Sonst noch etwas, dass wir wissen müssten?“ „Als Ronk hier ankam, hat er sofort dafür gesorgt, dass seine Kommandozentrale unter der Planetenoberfläche angelegt wird. Er hat damit gerechnet, dass irgendwann jemand auf ihn aufmerksam und ihm einen Besuch abstatten würde.“, sagte Dambala. „Wie sieht es mit Plänen für Ronks unterirdische Anlage aus?“ „Es gibt nur eine Person, die uns diese Pläne beschaffen könnte, Kanzler Martok.“, sagte der Q. Jekaterina stellte die Frage, die wahrscheinlich jedem auf der Zunge lag.“ „Und wer ist das?“, fragte sie. „Tanet. Sie ist die offizielle Regentin des Volkes der Korath.“ Jekaterinas Bruder, Jewgeni, der von den Klingonen Lorak genannt wurde, wandte sich mit der nächsten Frage an Dambala. „Wäre Tanet bereit, uns zu helfen?“, fragte er den Q. „Mehr als alles andere. Sie würde Ronk gerne los werden. Und das lieber gestern als heute.“ „Stellt sich nur die Frage nach dem „Warum“.“, sagte Eric McClusky. „Die Frage ist schnell beantwortet, Commander McClusky. Tanet hasst Ronk.“ Donatra, Jekaterinas romulanische Freundin, wandte sich nun an Dambala. „Ronk muss sich ja einiges zu Schulden haben kommen lassen, dass Tanet ihn am liebsten los werden will.“, sagte sie. „Er hält ihr Volk als Geisel. Wenn sie tut, was er von ihr verlangt, dann bleiben Tanets Untertanen am Leben. Wenn sie aber nicht nach seiner Pfeife tanzt, stirbt solange ein Korath, bis sich Tanet Ronk bedingungslos unterwirft.“ Thierry Antoine, der bisher nichts zur Besprechung beizutragen hatte, ergriff nun das Wort. 230 „Ich bin sicher, dass Ronk es sich nicht leisten kann, dass Tanet auf unserer Seite kämpft, sollte es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung kommen. Er wird sie auf Schritt und Tritt bewachen lassen. Das macht für uns schwieriger, an sie heranzukommen, ohne dass Ronk etwas davon mitbekommt.“, sagte er. „Ein Argument, dass nicht von der Hand zu weisen ist, junger Mann. Sie werden es noch sehr weit bringen.“ Diese Worte hatte der alte General Zarrok ausgesprochen. Auf Korath Ronk hatte den Oberbefehlshaber seiner Leibgarde in sein privates Gemach beordert. „Ich will, dass du alle verfügbaren Männer zu Königin Tanets Bewachung abstellst. Sie darf nirgendwo alleine hingehen. Und was noch wichtiger ist: Deine Leute haben sich immer in Hörweite aufzuhalten, auch wenn die Königin einen anders lautenden Befehl erteilt. Mein Wort ist Gesetz.“, sagte Ronk. „Den Befehl bekommen, heißt ihn ausführen.“ Danach ließ Ronk eine audio-visuelle Verbindung zur Kirow herstellen. An Bord der Kirow Keiko hob den Kopf, als die Nachricht von Ronk eintraf. Sie wandte sich an Neriah Kahn, die zurzeit auf dem Sessel in der Mitte saß. „Counselor Kahn, Ronk hat uns gerufen.“, sagte Keiko. „Auf den Schirm.“ Auf dem Schirm erschien Ronks bärtiges Gesicht. „Sind sie die Kommandantin, dieses Schiffes?“, fragte er gerade heraus. „Nein. Mein Name ist Neriah Kahn. Ich bin die Counselor der Kirow. Captain Romanova befindet sich gerade in einer Besprechung mit den anderen Kommandooffizieren.“ „Holen sie ihre Vorgesetzte her.“, sagte Ronk barsch. „Einen Moment.“ Die Counselor ließ die Verbindung unterbrechen. Dann tippte sie an ihren Kommunikator. 231 „Brücke an Captain.“, sprach sie in das kleine Gerät. „Ich höre sie, Counselor. Was gibt es?“ „Ronk wünscht sie zu sprechen. Sie sollen sofort auf die Brücke kommen.“, sagte Neriah. „Sagen sie Keiko, sie soll Ronk hierher durchstellen.“ „Aye, Captain.“, sagte die Counselor. Dann ließ Neriah Kahn die Verbindung zu Ronk wieder laufen. „Danke, dass sie gewartet haben. Ich stelle sie zum Captain durch.“, sagte sie. „Sie kommt auf die Brücke, wie ich es verlangt habe.“ Neriah unterbrach die Verbindung und öffnete eine Leitung in den Besprechungsraum. „Captain, die Leitung steht, sie können jetzt mit Ronk sprechen.“, sagte die Trill. „Danke Neriah.“ Dann wandte Jekaterina ihre Aufmerksamkeit auf den kleinen Bildschirm, der vor ihr aus dem Schreibtisch gefahren war. „Sie wollen mich sprechen?“, fragte sie freundlich. „Allerdings. Aber bevor ich zu meinem Anliegen komme, möchte ich wissen, warum sie meine Forderung auf die Brücke zu kommen ignoriert haben.“ „Weil ich es nicht nötig habe, von jemandem wie ihnen Befehle entgegen zu nehmen. Die Kirow ist mein Schiff und hier habe ich das sagen. Und ich springe nicht wenn jemand zu mir sagt „SPRING“.“, sagte Jekaterina. „Na schön. Ganz wie sie wollen, Captain. Wer meine Regeln nicht befolgt, ist ein Feind. Und mit Feinden mache ich kurzen Prozess.“ „Das will ich sehen.“, sagte Jekaterina. „Ich mag sie nicht, Captain. Aber nun zu meinem Anliegen. Ich verlange, dass sie und die anderen Schiffe sich zurückziehen und mich in Ruhe lassen.“ „Wir wurden geschickt, um die anderen Raumschiffbesatzungen zurückzuholen. Und Befehl ist Befehl.“, sagte Jekaterina. „Auf Korath gelten meine Regeln. Lassen sie mich in Ruhe und 232 verschwinden sie. Ihre Gefährten bleiben meine Sklaven. Mir egal, ob sie von ihren Vorgesetzten Ärger bekommen oder nicht. Aber eines sage ich ihnen in aller Deutlichkeit, Captain. Wenn sie einen Befreiungsversuch unternehmen, dann werde ich Tanet und ihr Volk vernichten.“ „Ich verhandele nicht mit Tyrannen.“, sagte Jekaterina. „Ich bin kein Tyrann. Ich bin ein König.“ „Wer gibt ihnen das Recht, unschuldige Menschen gefangen zu nehmen und gnadenlos auszubeuten?“, fragte Jekaterina. „Ich brauche Arbeitskräfte. Das Volk der Korath ist zu wertvoll dafür. Also hole ich mir Sklaven von außen.“ „Nur damit wir uns klar verstehen, Ronk. Die Freiheit der von ihnen gefangen genommenen Raumschiffbesatzungen ist nicht verhandelbar. Sie werden uns ihre Gefangenen bedingungslos aushändigen. Kirow Ende.“, sagte Jekaterina. Auf Korath Ronk kochte innerlich vor Zorn. Erst verweigerte ihm die Kommandantin der Kirow den Gehorsam, dann zeigte sie ihm gegenüber absolut keinen Respekt, und zu guter letzt hatte sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie zu keinerlei Verhandlungen über das Schicksal der Gefangenen bereit war. Er hatte nach ihrer Pfeife zu tanzen. So hatte Ronk sich dieses Gespräch nicht vorgestellt. Er war es gewohnt, dass alles nach seinem Willen geschah. Jeder hatte sich ihm zu unterwerfen. Und die Kommandantin der Kirow hatte sich ihm offen widersetzt. Was Ronk allerdings nicht wusste war, dass Jekaterinas Gäste die Konversation zwischen ihm und Jekaterina offen mitgehört hatten. Auch wusste er nicht, dass er sich das klingonische Haus Zarrok zum Feind gemacht hatte. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56476.7 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir sind auf die andere Seite des Planeten geflogen, um sicherzustellen, dass Ronk uns nicht mit dem Laser unter Beschuss nimmt. Auf diese Weise können wir die Schilde deaktivieren und Tanet an Bord beamen. Nach dem ersten Gespräch mit Ronk, dass hoffentlich das einzige bleiben wird, muss ich ehrlich sagen: Ich habe keine gute Meinung von ihm. Mein Instinkt sagt mir, dass er gefährlich ist. Ich habe auch keinen Zweifel daran, dass Ronk skrupellos genug ist, um einen Massenmord anzuordnen, wenn er in die Enge getrieben wird.“ Jekaterina klappte das Buch zu und legte es auf die Seite. „Ich muss auf die Maranga IV, Nummer eins. Sie übernehmen. Wenn sich was tut, rufen sie mich.“, sagte sie zu ihrem ersten Offizier. 233 „Ja, Captain.“ An Bord der Maranga IV Jekaterina war angespannt. Rings um sie standen alle, die an der Zeremonie teilnahmen. Zum einen ihre klingonische Familie. In einer Schale lag der Orden, der ihr verliehen werden sollte. Kanzler Martok stand ihr gegenüber, in der Hand ein D'k tahg. Mit diesem traditionellen Messer, dessen seitliche Subklingen bereits ausgeklappt waren, schnitt sich Martok in die Hand und ließ sein Blut auf den Orden tropfen. Dabei sprach er die Worte, mit denen das Ritual eröffnet wurde. „Heute ehren wir unsere Schwester Jekara, auf die Art und Weise, wie uns Kahless gelehrt hat.“, sagte er. Kanzler Martok gab das D'k tahg an Jekaterina weiter. Nun war sie an der Reihe. „Ich akzeptiere diese Ehre im Namen des Zarrok. Den einzigen Wunsch, den ich habe ist, dass mir gestattet wird, dem Reich weiter dienen zu dürfen.“, sagte sie ihren Teil des Schwurs. Danach schnitt auch sie sich in die Hand und ließ ihr Blut auf den Orden in der Schale tropfen. Der nächste, der sein Blut zu ihren Ehren vergoss, war General Bhav´ Lor Zarrok. Er schnitt sich mit dem Messer in die Hand und ließ sein Blut auf den Orden tropfen. Danach war die Reihe an Meghara, Jekaterinas klingonische Schwester. Ihr folgte Narunak. Dann Toprak. Der letzte in der Runde war Arkos, der jüngste Bruder von Königin Daena. An Bord der Kirow Jekaterina betrat die Brücke. Ihre linke Hand hatte sie auf der Krankenstation bandagieren lassen. Keiko hob den Kopf, als eine Nachricht von Tanet, der Königin der Korath eintraf. „Captain, ich habe gerade eine Nachricht von Tanet empfangen. Sie wünscht sie zu sprechen.“, sagte sie. „Auf den Schirm.“ Auf dem großen Schirm erschien das Gesicht einer Frau, deren Alter Jekaterina auf 33 Jahre schätzte. Tanet hatte rotbraune, weit über die Schultern fallende Haare, die ihrem ovalen Gesicht, einen stärkeren Ausdruck verliehen. Ihre braunen Augen blickten Jekaterina hilfesuchend an. Tanets Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengekniffen. Ein klares Indiz dafür, dass die Königin der Korath, nervös und angespannt war. Die Nasenflügel von Tanets Nase bebten. Offenbar war die Königin der Korath sehr aufgebracht. „Captain Romanova.“, begann Tanet das Gespräch. 234 „Mylady.“ „Ich bin froh, dass sie und ihre Freunde uns beistehen.“, sagte Tanet. „Nicht der Rede wert, Hoheit.“ „Ich meine das Ernst, Captain. Sehen sie, seit Ronk hier ist, ist nichts mehr so wie früher.“, sagte Königin Tanet. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst, meine Königin. Und keine Sorge. Ronk steht schon mit einem Bein vor einem Föderationsgericht.“ „Wie darf ich das verstehen, Captain Romanova?“, fragte Tanet. „Ich finde, das liegt glasklar auf der Hand, Königin Tanet. Ronk hat einen Planeten, der sich im Territorium der Vereinigten Föderation der Planeten befindet, überfallen und widerrechtlich die Kontrolle an sich gerissen. Es überrascht mich, dass nicht schon viel früher Alarm gegeben wurde.“ „Wir sind eine Prä-Warp-Spezies. Vielleicht hat man uns deshalb keine Beachtung geschenkt, Captain.“, sagte Tanet. „Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Föderation so nachlässig ist, und Prä-Warp-Welten ihrem Schicksal überlässt.“ „Ich sage ja auch nicht, dass die Föderation uns mit Absicht ignoriert hat. Aber es muss etwas getan werden. Sonst werden Planeten wie Korath Männern wie Ronk sprichwörtlich auf dem Silbertablett serviert.“, sagte Königin Tanet. „Ich werde dies in einem Bericht an das Flottenoberkommando vorschlagen.“ „Gut. Aber sagen sie ihren Vorgesetzten auch, dass Ronk den Laser bald wieder einsetzen will. Er wartet auf zwei Schiffe. Einen bajoranischen Truppentransporter und die USS Equinox. Soweit ich weiß, befindet sich Botschafterin Wai Lin Luan an Bord.“, sagte Tanet. „Danke, dass sie uns dies haben wissen lassen. Wir werden die Equinox warnen. Kirow Ende.“ Dann wandte sich Jekaterina an Keiko. „Warnen sie die Equinox. Sagen sie Captain Ransom, dass sie den Planeten auf der Rückseite passieren sollen. Geben sie denen unsere Position durch, wenn es sein muss.“, sagte sie. „Aye, Captain.“ Keine 5 Minuten später war die Warnung der Kirow an die Equinox 235 versandt. Deren Bestätigung kam prompt. Auf Korath In Ronks Sicherheitszentrale hatte der Operator an der Funkkonsole die Warnung der Kirow an die Equinox aufgefangen. Umgehend informierte er General Thalaa. „Was ist?“, fragte Ronks rechte Hand. „Die Kirow hat die Equinox Warnung der Kirow an die Equinox aufgefangen. Umgehend informierte er General Thalaa. „Was ist?“, fragte Ronks rechte Hand. „Die Kirow hat die Equinox gewarnt, General. Sie wird den Kurs ändern.“ „So ein Mist.“, sagte General Thalaa. Dann aktivierte er den Kommunikator an seinem Handgelenk. „Ronk, hier Thalaa. Die Kirow hat der Equinox eine Warnung zukommen lassen. Equinox wird eine Kursänderung vornehmen.“, sagte der General. „Die Information kann die Kirow nur von Tanet bekommen haben. Was ist mit dem Bajoraner?“ „Der Flug wurde abgesagt, Ronk.“, sagte Thalaa. „Weiß man denn warum?“ „Nein. Aber ein Ferengi-Schiff wird in zwei Tagen die Position unseres Lasers kreuzen.“, sagte General Thalaa. „Nicht das, was ich mir erhofft hatte, aber besser als gar nichts.“ „Sollen wir den Laser trotzdem einsetzen, Chef?“, fragte Thalaa. „Natürlich. Und jetzt schickst du mir sofort eine Patrouille zu Tanet, mit dem Befehl, sie zu verhaften. Danach bringt sie in den Verhörsaal.“ „Zu Befehl, Ronk.“, sagte Thalaa. In Tanets Gemächern Die Königin der Korath hatte sich gerade fertig angekleidet, als sämtliche Alarmsirenen losgingen. Tanet wusste, was das zu bedeuten hatte. Ronk hatte eine Patrouilleneinheit in Gang gesetzt, um sie zu verhaften. Es war also 236 offensichtlich, dass seine Funker die Warnung der Kirow an die Equinox abgefangen, und an ihn weitergeleitet hatten. Ronk hatte dann 2 und zwei zusammengezählt, und war zu dem Schluss gekommen, dass nur sie, Tanet, die Kirow informiert haben konnte. Rasch änderte sie an ihrem Computerterminal die Codes für die Türen zu ihren Privatgemächern. Danach kontaktierte sie die Kirow. Auf dem Schirm an der Wand erschien Jekaterina Romanovas Gesicht. „Königin Tanet. Was verschafft mir die Ehre, dieses unerwarteten Gesprächs.“, sagte die Kommandantin der Kirow. „Ich brauche ihre Hilfe, Captain Romanova.“ „Was kann ich für sie tun, Königin Tanet?“, fragte Jekaterina. „Können sie mich auf ihr Schiff bringen?“ „Was ist passiert?“, fragte Jekaterina. „Das werde ich ihnen in aller Ruhe berichten, wenn ich mich an Bord ihres Schiffes befinde. Jetzt ist dafür einfach keine Zeit. Ronks Geheimpolizei wird gleich hier sein.“ „Verstehe.“, sagte Jekaterina. Dann beobachtete Tanet, wie die Kommandantin der Kirow ein kleines Gerät an ihrer Schulter antippte und hineinsprach. Das letzte, was die Königin mitbekam war, dass die Kommandantin der Kirow einen Befehl erteilte. Denn als sich die Türen ihres Privatgemachs öffneten, und Ronks Männer hereinstürmten, wurde Königin Tanet von einem Vorhang blauer Energie umhüllt. Von einem Augenblick auf den anderen war wie verschwunden. Der Anführer des Trupps war bitter enttäuscht. Außerdem hatte er Angst. Denn er wusste, welches Schicksal einem Versager blühte, der einen Befehl nicht ordnungsgemäß ausgeführt hatte. Ronk pflegte solche Leute in der Regel im Verhörzimmer solange zu foltern, bis sie das Bewusstsein verloren. Er wollte gerade Meldung machen, da öffnete sich die Tür und General Thalaa betrat den Raum. Ihm folgte Ronk. Der Truppführer schluckte. Wenn Ronk persönlich erschien, bedeutete das ganz sicher nichts Gutes. Jedenfalls nicht für ihn. Ronk sah den Mann an. Er ahnte, was los war. Der Truppführer, im Rang eines Hauptmanns, hatte es nicht geschafft, Tanet habhaft zu werden. Es war ganz offensichtlich, dass die Königin auf die Kirow geflohen war. Und deren Kommandantin hatte ihr dabei geholfen. Konnte er seinen Hauptmann dafür zur Verantwortung ziehen? Ronk musste sich eingestehen, dass der Truppführer, für das was passiert war, keinerlei Verantwortung trug. Der Hauptmann brach schließlich das Schweigen. „Darf… darf ich fragen, … welche Strafe mich … jetzt erwartet?“, fragte er Ronk. 237 „Keine, Hauptmann. Sie konnten nicht ahnen, dass Königin Tanet auf die Kirow fliehen würde.“ „Danke, Herr.“, sagte der Hauptmann. Man merkte ihm die Erleichterung an. Ronk wandte sich wieder an ihn. „Sie konnten die Königin zwar nicht verhaften, aber vielleicht können sie mir sagen, wie Tanet die Flucht gelungen ist.“, sagte er. „Als wir Königin Tanets Gemach gestürmt haben, konnte ich erkennen, wie die Königin von einem Vorhang blauer Energie umhüllt wurde. Und dann war da noch dieses merkwürdige Geräusch.“ „Ich nehme an, dass Königin Tanet vom einen auf den anderen Augenblick vor ihren Augen verschwunden ist, Hauptmann.“, sagte Ronk. „Genauso hat es sich zugetragen, Herr.“ An Bord der Kirow Jekaterina wartete in Transporterraum 4 auf ihren Gast. Vor ihren Augen erschien ein Vorhang aus blauer Energie. Als dieser verschwunden war, stand Tanet auf dem Feld, auf dem sie gerade angekommen war. Die Königin der Korath sah sich aufmerksam um. Dann kam sie mit eleganten Schritten die Stufen herab. Jekaterina musterte sie. Königin Tanet war mit ihren 1,70 m drei Zentimeter größer als sie selbst, und schien sich ihres Traumkörpers sehr wohl bewusst zu sein. Jekaterina schloss dies aus dem schwarzen Trägerkleid, das viel von Tanets Beinen zeigte und den schwarzen High Heels. Die Königin der Korath trug ihre rotbraunen Haare offen, sodass sie bis zur Oberkante ihrer Brüste reichten. Auf dem Kopf trug Tanet ein Diadem aus Gold mit zahlreichen Diamanten besetzt. Jekaterina fiel auf, dass Tanets Kleid unterhalb des Brustansatzes mit sechs Reihen Perlen besetzt war, ebenso die Schuhe, die allerdings nur vier Reihen besaßen. Um den Hals trug die Königin der Korath eine Kette aus schwarzen Perlen. Tanet hatte ein ovales Gesicht mit einer Nase, die an ihrer Spitze einen Knubbel bildete und braune Augen. „Mylady, willkommen auf der Kirow.“, sagte Jekaterina. „Ich danke ihnen, dass sie meiner Bitte nachgekommen sind.“ „Das war das Mindeste, was wir tun konnten. Werden sie uns helfen, Ronk aufzuhalten?“, sagte Jekaterina. „Oh ja. Ronk soll verschwinden. Das Volk der Korath soll wieder in Frieden leben können.“ 238 „Wie gut kennen sie seine unterirdische Festung?“, fragte Jekaterina die Königin der Korath. „Besser als jeder andere.“ „In Ordnung. Darüber würde ich später gerne näher mit ihnen sprechen. Aber jetzt begleite ich sie erst einmal auf die Krankenstation.“, sagte Jekaterina. „Es ist ihr Schiff, Captain Romanova. Und ich bin ihr Gast.“ Nach dem Besuch auf der Krankenstation hatte Jekaterina die kommandierenden Offiziere wieder im Bereitschaftsraum zusammengetrommelt. Bei dieser Besprechung war neben Dambala auch Königin Tanet anwesend. In der Mitte des Tisches war eine holografische Projektion des gesamten Komplexes zu sehen. „In Ordnung, fangen wir an.“, eröffnete Jekaterina die Besprechung. „Die Wachen dürften beim Laser postiert sein. Er ist immerhin Ronks Primärwaffe. Dort würde ich am ehesten einen Angriff vermuten und entsprechend Posten stationieren.“ „Gar nicht mal schlecht, Jewgeni. Aber so, wie ich Ronk einschätze, wird er an allen oberirdischen Eingängen zur Festung Wachen postiert haben.“, sagte Jekaterina. „Da haben sie Recht, Captain. Aber es gibt eine Schwachstelle in Ronks Verteidigungsbollwerk.“ „Welche, Königin Tanet?“, fragte Narunak. „Es gibt einen geheimen Tunnel, auf der abgewandten Seite des Berges. Wenn wir dort eindringen, werden wir ihn überrumpeln können. Denn dort rechnet Ronk am allerwenigsten mit einem Angriff.“ „Alles schön und gut, Mylady. Aber Ronk kann im ganzen Komplex Sprengfallen versteckt haben. Er braucht also nur auf den Knopf zu drücken, wenn er Gefahr wittert.“, sagte Commander Robertson. In diesem Moment ertönte der Türsummer. „Herein!“, sagte Jekaterina. Die Türen glitten auseinander und Dayani, das Energiewesen betrat den Raum. „Was gibt es, Dayani?“, fragte Jekaterina. „Keiko hat gerade eine Nachricht vom Flottenoberkommando erhalten. 239 Sie teilen uns mit, dass die Bajoraner den Langstreckentest für ihren neuen Transporter wegen technischer Probleme auf unbestimmte Zeit verschoben haben.“ Königin Tanet meldete sich zu Wort. „Erinnern sie sich, dass ich bei unserem ersten Gespräch erwähnte, dass Ronk außer der Equinox auch einen bajoranischen Truppentransporter erwartet?“, fragte sie Jekaterina. „Ja, ich erinnere mich.“ „Ronk setzt den Laser nur dann ein, wenn er neue Sklaven braucht.“, gab Tanet Auskunft. „Aber wozu braucht er sie?“ „Ronk baut in den Minen Titaniumerz ab. Dieses Erz verlädt er auf Frachter und schickt es in den Gammaquadranten.“, sagte Tanet. „Weiß man wohin?“ „Ich wünschte, ich wüsste es, Dayani.“, sagte Tanet. General Zarrok, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, erhob sich nun von seinem Sitzplatz und sah Jekaterina an. „Es ist an der Zeit, eine Entscheidung zu fällen, Jekara.“, sagte er. „Ja Vater, ich weiß.“ Der alte Klingone sah in die Runde. „Hat irgendwer Vorschläge?“, fragte er. Sein Sohn Narunak sprach als erster. „Wir sollten über den geheimen Tunnel in die Festung eindringen. Alles andere wäre reiner Selbstmord.“, sagte er. Dayani sah ihre Mutter fragend an. Jekaterina nickte. Dann wandte sich das Energiewesen an die anderen. „Wenn sie nichts dagegen haben, würde ich gerne den Laser außer Gefecht setzen.“, sagte Dayani. „Und wie willst du das anstellen? Die Anlage ist schwer bewacht.“ 240 „Ich bin ein Energiewesen. Ich kann mich unsichtbar machen und durch einen Energiestoß die Systeme des Lasers so überlasten, dass sie zusammenbrechen. Und noch etwas: Ich kann genauso unerkannt verschwinden, wie ich gekommen bin.“, sagte das Energiewesen. „Jekara, was meinst du?“ „Es wäre einen Versuch wert. Ganz abgesehen davon, würde die Vernichtung des Lasers für Panik unter Ronks Sicherheitskräften sorgen.“, sagte Jekaterina. „Was uns sämtliche Trümpfe in die Hand spielen würde, big sis.“ „Dann wäre das soweit geklärt. Aber jetzt stellt sich die Frage, wie es weitergeht, wenn wir den Tunnel betreten haben.“, sagte Meghara. „Der Gang führt zu einer Stahltreppe. Diese wird am Treppenaufgang von einem Posten bewacht. Von dort aus gelangt man zu den Minen. Die Aufseher müssen ausgeschaltet werden, bevor die Befreiungsaktion beginnt. Das Volk der Korath steht auf eurer Seite.“ „Gut zu wissen. Und jetzt sollten wir einen Plan ausarbeiten. Und danach wird unser Plan von den Teams geprobt. Die Holodecks sollten entsprechend programmiert werden, damit wir uns zurechtfinden.“, sagte Jekaterina. Arkos bekam die Leitung eines der Außenteams zugewiesen. Unter den Männern war auch ein Mann namens Richard Harris. Dieser war immer mit anderen Dingen beschäftigt. Arkos musste sich was einfallen lassen. „Das Timing beim Eindringen in den Tunnel, die Geschwindigkeit mit der wir uns fortbewegen, genau davon hängt bei uns dieser Einsatz ab.“, sagte er zu seinen Männern. Doch dann bemerkte Arkos, das ausgerechnet Harris aus der Reihe tanzte. „Harris, hören sie mir überhaupt zu?“, raunzte er Harris an. „Ja, Sir.“ „Dann kucken sie mich verdammt noch mal an.“, sagte Arkos. „Ja, Sir.“ Das Training ging weiter. Und schon bald hatte Arkos erneut etwas auszusetzen. Doch dieses Mal, war nicht Harris der Übeltäter. „Da sind über 600 Leute, deren Leben nur von uns abhängt. Und sie Sir haben diese Leiter angefasst, als wäre es ein Gong der zum Essen ruft. Wenn du das noch mal machst, fress ich deine Eier zum Frühstück.“, sagte Arkos zu dem Teammitglied. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56494.9 Captain Jekaterina Romanova neuer Eintrag: Wir haben eine Woche intensiven Training hinter uns. Sobald wir auf der Planetenoberfläche angekommen sind und die Aufseher ausgeschaltet haben, wird Dayani die Laseranlage mit einem Energiestoß zerstören. Danach werden wir mit den Gefangenen und dem Volk der Korath einen Aufstand gegen Ronk und seine Männer anzetteln.“ Jekaterina legte das Buch zur Seite. „Sie haben das Kommando, Nummer eins. Denken sie daran, wenn ein anderes Schiff Hilfe braucht, dann brechen sie auf. Egal, was hier passiert.“, sagte sie zu Eric McClusky. „Ich finde ihren Entschluss, diesen Außeneinsatz zu begleiten, alles andere als gut. Wäre es nicht besser, wenn ich an ihrer Stelle mitgehe?“ „Nein, Nummer eins. Sie bleiben hier. Sie bekommen noch früh genug ihre Chance, einen Außeneinsatz mitzumachen. Jetzt sammeln sie erst einmal die nötige Erfahrung, die sie für das Kapitänspatent brauchen. Ich vertraue ihnen, voll und ganz, Eric.“, sagte die Kommandantin. „Danke, Captain.“ „Gern geschehen.“, sagte Jekaterina. „Viel Glück da unten, Captain.“ „Danke, Nummer eins. Das können wir auch brauchen.“, sagte Jekaterina. Eric McClusky kramte in seiner Uniformhose und fischte eine Plakette mit einem Tigerkopf heraus. „Nehmen sie die mit. Als Talisman. Es heißt nämlich: „Ein starker Tiger legt 1.000 Meilen in einer Nacht zurück. Sie sind dieser Tiger, Captain.“ „Danke, Eric. Erinnern sie mich bitte daran, sie ihnen wieder zurückzugeben.“, sagte Jekaterina. Auf der Planetenoberfläche eine Stunde später Dayani kauerte hinter einem Felsvorsprung und beobachtete die Laseranlage. Es war ein 150 Meter langes Metallrohr mit einem Durchmesser von 75 Metern an der breitesten Stelle. Die Laserspitze bildete ein Kegel mit einem Loch von der Größe von Dayanis kleinem Finger. Der Laser zeigte in einem Winkel von 45 Grad in den Himmel. Auf beiden Seiten der Anlage standen 241 jeweils vier bis an die Zähne bewaffnete Wachposten. Dayani wartete gespannt. Waren die anderen schon in den Tunnel eingedrungen? Auf der anderen Seite des Berges hatten sich die Außenteams versammelt. Jekaterina würde die Führung des Teams übernehmen, das die Gefangenen befreite, ihr Bruder Jewgeni würde mit seinem Team Königin Tanet folgen. Bis zur Stahltreppe ging man noch gemeinsam. Auf dem Treppenabsatz zog Arkos ein Blasrohr aus seiner Weste und lud es mit einem Giftdorn. Dann zielte er auf den Nacken des Wächters. Einmal kurz und kräftig gepustet und das tödliche Geschoss war unterwegs. Der Wachmann hatte keine Zeit zu reagieren, als ihn der Dorn traf. Er zuckte kurz und brach dann leblos zusammen. So schnell es ging, stürmte die Gruppe die Treppe hinunter. Nachdem man den Gang hinter sich gelassen hatte, kam das Außenteam in einen weiteren Raum. Dort teilte sich der Gang. „Links geht es zu den Minen. Rechts geht es in die Zitadelle, wo Ronk mein Volk als Geisel hält.“, sagte Tanet. „Viel Glück, Bruder.“, sagte Jekaterina zu Jewgeni. „Für dich auch, big sis.“ Jekaterinas Trupp wandte sich nach links. Nach 500 Metern hörte die Kommandantin der Kirow das Geräusch von Spitzhacken, die auf harten Fels trafen. Als sich die Gruppe weiter näherte, vernahm Jekaterina mehrere Stimmen, die Befehle gaben. „Los, los! Beeilung! Nur keine Müdigkeit vorschützen! Wir liegen hinter dem Zeitplan! Also los jetzt! Macht gefälligst schneller, ihr faulen Säcke!“ Jekaterina spähte vorsichtig um die Ecke. Und was die junge Russin sah, brach ihr das Herz. Die Wächter trieben die Gefangenen mit Peitschenhieben unbarmherzig zur Eile an. Jekaterina wollte gerade einschreiten, da bemerkte sie über sich eine Bewegung. Unauffällig sah sie nach oben. Auf einem Sims stand Dambala. Doch im Gegensatz zu seinen üblichen Besuchen war er dieses Mal ganz anders gekleidet. Dambala trug eine weiße Leinenhose und schwarze, schwere Lederstiefel. Die Hose wurde von einem großen, schwarzen Ledergürtel gehalten. Dazu trug der Q einen cremefarbenen Umhang mit dunkelrotem Innenfutter. Außerdem trug er eine Brille mit einem ovalen Gestell aus Messing. Jekaterina bemerkte auch zwei Armschienen, in denen jeweils zwei Wurfmesser steckten. Die Schultern wurden durch einen braunen Lederkragen geschützt, an dem ebenfalls Wurfmesser hingen. Jekaterina sah, wie sich Dambala einige seiner Wurfmesser nahm. „Was mag er bloß vorhaben?“, fragte sich Jekaterina in Gedanken. Als Dambala aber die Messer gegen die Aufseher einsetzte, wusste sie, was er vorhatte. Ein Wächter nach dem anderen ging tödlich getroffen zu Boden. 242 „Danke, Dambala. Du hast was gut bei mir.“, rief Jekaterina nach oben. „Ich nehm dich beim Wort.“ Rasch befreiten Jekaterina und ihr Trupp die gefangenen Raumschiffbesatzungen. „Sie schickt uns der Himmel, Captain.“, sagte Heather Anderson, die Kommandantin der Lexington. „Danken sie mir nachher Frau Kollegin. Jetzt haben wir erst einmal wichtigeres zu tun.“ „Nach ihnen, Captain Romanova.“, sagte Heather Anderson. Als das Außenteam mit den Gefangenen den Gang zurücklief, bemerkte Jekaterina eine Öffnung im Fels, aus der Licht drang. „Was ist dort?“, fragte sie Heather Anderson. „Das ist die Wachstube. Dort ist auch die Waffenkammer.“ „Schauen wir mal nach.“, sagte Jekaterina. „Nach ihnen, Frau Kollegin.“ Jekaterina schlich leise vorwärts und legte sich flach auf den Boden, als sie Schritte hörte. Zwei Männer kamen vorbei. Jekaterina konnte sogar einen Teil des Gesprächs der beiden mithören. „Wann ist Wachablösung in den Minen?“, fragte der eine. „In zwei Stunden. Solange können wir noch entspannen.“ Als die beiden Aufseher außer Hörweite waren, zirpte Jekaterinas Kommunikator. „Kirow an Captain.“, hörte Jekaterina die Stimme ihres ersten Offiziers. „Ich höre sie, Nummer eins. Was gibt es?“ „Unsere Sensoren haben ein Schiff der D´Kora-Klasse geortet. Falls Dayani den Laser noch nicht zerstört hat, sollte sie es jetzt tun, Captain. Sonst holt Ronk die Ferengi auch noch runter. Obwohl ich nichts dagegen hätte.“, sagte Eric McClusky. „Äußerungen wie ihre letzte, können sie sich als Captain nicht mehr erlauben, Nummer eins.“ 243 Jekaterina beendete das Gespräch und rief Dayani. „Dayani, hier ist Captain Romanova. Hören sie mich?“, sprach sie in ihren Kommunikator. „Ich höre sie klar und deutlich, Captain.“ „Zerstören sie den Laser. Die Sensoren der Kirow haben einen Marauder der Ferengi geortet.“, sagte Jekaterina. „Verstanden, Captain.“ „Aber beeil dich, Dayani.“, sagte Jekaterina. „Mach dir keine Sorgen. Der Laser ist schneller unbrauchbar, als Ronk „Piep“ sagen kann.“ „Viel Glück, Dayani.“, sagte Jekaterina. „Für dich auch.“ Von ihrem Versteck aus beobachtete Dayani noch einmal die Anlage. Die Posten hatten sie nicht bemerkt. Sie standen weiter stumm da, wie Statuen. Sie hatten noch nicht einmal mitbekommen, dass das Energiewesen sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Noch weniger, dass Dayani den Befehl erhalten hatte den Laser zu zerstören. Dayani formte einen kleinen Ball aus kosmischer Energie. Diesen schleuderte sie mit aller Kraft auf die Laseranlage und ließ die Systeme des Lasers durch einen elektro-magnetischen Impuls zusammenbrechen und in Flammen aufgehen. In Ronks Hauptquartier ging sofort der Alarm los. Die Techniker versuchten, den Laser wieder zum Laufen zu bringen, doch alle Bemühungen waren umsonst. Denn Dayanis EMP-Angriff hatte irreparable Schäden an der Anlage angerichtet. In Ronks Festung brach Panik aus. Auch in der Wachstube wurden die Aufseher durch den Alarm aufgeschreckt. Diesen Umstand machte sich Arkos zu Nutze und schickte einen Aufseher mit seinem Photonengewehr in die ewigen Jagdgründe. „Eindringlinge! Ergreift sie!“, rief der Hauptmann, der die Oberaufsicht hatte. Die ihm unterstellten Wachsoldaten griffen zu ihren Waffen und stürmten nach draußen. Und damit in die Arme von Jekaterinas Außenteam. Ehe die Wächter wussten, wie ihnen geschah, waren sie entweder tot oder lagen tödlich verwundet auf dem Boden. Jekaterina betrat die Wachstube. In ihren Händen hielt sie ihre Damaszenerschwerter. 244 „Überraschung!“, sagte sie und zog süffisant eine Augenbraue nach oben. „Machst du dich etwa über mich lustig?“ „Wie könnte ich?“, konterte Jekaterina mit einer Gegenfrage. Der Wachmann kochte innerlich vor Zorn. Dieses miese, kleine Flittchen zeigte ihm ´gegenüber nicht im Geringsten Respekt. Stattdessen verspottete sie ihn noch. Doch er würde ihr eine Lektion erteilen, die sie so schnell nicht vergessen würde. Jekaterina hatte den Mann die ganze Zeit über beobachtet. Fast hatte sie ihn soweit, dass er die Beherrschung verlor. Der Wächter nahm ein Katana mit Elfenbeingriff. „Chung-Sha tötet dich!“, sagte er. „Witz komm raus, du bist umzingelt.“ Mit einem lauten Schrei stürmte der Wächter auf Jekaterina zu, das Katana über seinem Kopf erhoben. Genau damit hatte die Kommandantin gerechnet. Im entscheidenden Moment ging sie auf die Knie, riss ihre Arme nach oben und kreuzte ihre Schwerter über dem Kopf. Ein lautes, metallisches Klirren wurde hörbar, als Chung-Shas Katana auf Jekaterinas Damaszener-Schwerter traf. Damit hatte der Oberaufseher nicht gerechnet. Umso überraschter war Chung-Sha, als seine Gegnerin ihm einen kräftigen Stoß verpasste, der ihn nach hinten taumeln ließ. Er verlor sein Gleichgewicht und fiel auf den Boden. Noch ehe er reagieren konnte, war Jekaterina über ihm und kreuzte ihre Schwerter an seiner Kehle. „ Was soll auf deinem Grabstein stehen, Chung-Sha?“, fragte Jekaterina. „Fahr zur Hölle.“ „Wie passend. Grüß den Teufel von mir, wenn du ihn persönlich triffst.“, sagte Jekaterina. Dann schnitt sie Chung-Sha die Kehle durch. „In Ordnung. Holt die Waffen aus der Waffenkammer, und dann nichts wie raus hier.“, sagte Jekaterina an die befreiten Sklaven gewandt. Diese kamen dieser Aufforderung sofort nach. Danach ging es den Gang zurück, bis alle den Raum erreichten, in dem sie sich von der anderen Gruppe getrennt hatten. Und es dauerte nicht lange, da erschien Jekaterinas Bruder Jewgeni mit seinem Außenteam. „Schön dich zu sehen, big sis.“, sagte Jewgeni. „Habt ihr es geschafft, das Volk der Korath zu befreien?“ 245 „Na selbstverfreilich, big sis. Und wie ich sehe, wart ihr auch erfolgreich.“, sagte Jewgeni. „Wir haben noch ein paar Waffen für euch organisiert.“ „Danke, big sis.“, sagte Jewgeni. Schon okay. Aber jetzt sollten wir uns sputen, sonst spielt Ronk noch Begrüßungskommando für uns, statt umgekehrt.“ Unter der Führung von Tanet eilten die beiden Außenteams zusammen mit den Gefangenen und den Korath einen weiteren Gang entlang. Dieser mündete in einem großen Raum mit einer hohen Decke. Jekaterina brachte die Gruppe an strategisch wichtigen Punkten in Stellung. Ronks Armee rückte bald an. Mehrere Legionen rückten in Quadratform nach vorn. Das Stakkato ihrer Stiefel auf dem Boden hallte durch den ganzen Saal. Jekaterina hob den Arm und ließ ihn fallen, als die Truppen des Tyrannen in Schussweite waren. „Feuer!“, rief Jekaterina. Die Mitglieder der Außenteams sowie die Gefangenen und das Volk der Korath eröffneten das Feuer aus allen Rohren. Ronks Krieger waren durch dieses Sperrfeuer dermaßen überrascht, dass sie zu Beginn des Gefechts kaum Gegenwehr leisteten. Doch schließlich hatten sie sich gefangen und fingen an, heftige Gegenwehr zu leisten. Der Kampf tobte bereits eine Stunde, als Ronks Truppen einen Sturmangriff begannen. Und das bedeutete für Jekaterina und die anderen, in den Nahkampf überzugehen. Jekaterina verließ ihre Deckung und griff den ersten Soldaten an, der ihr zu nahe kam. Ehe der Mann überhaupt wusste, was los war, hatte ihm die Kommandantin der Kirow mit einem gezielten Hieb die Halsschlagader durchtrennt. Doch den nächsten von Ronks Truppen konnte sie nicht mehr überraschen. Der Soldat führte einen Krummsäbel mit einer 40 cm langen Klinge. Außerdem war er ziemlich kräftig und athletisch gebaut. Jekaterina hatte alle Mühe sich diesen Kerl vom Lieb zu halten. Zum Glück beobachtete ihr jüngerer Bruder das Geschehen. Denn als ein zweiter Soldat Jekaterina von der Seite angriff, wandte sich Jewgeni an eine 12jährige Korath, die die ganze Zeit einen kleinen Jutebeutel mit sich herumgetragen hatte. Der Kommandant der Laconia wusste, was sich darin befand, hatte er doch in einem unbeobachteten Moment hineingeschaut. „Gib mir einen Stern.“, sagte Jewgeni zu dem Mädchen. Wortlos reichte ihm die Korath einen Wurfstern. Jewgeni lunzte kurz um eine Säule und warf den Stern, der den zweiten Soldaten ins Nirwana beförderte. Doch Jewgenis Aktion war nicht unbemerkt geblieben. Denn er wurde von einem von Ronks Soldaten angegriffen. Wieder wandte sich Jekaterinas 246 Bruder an das Mädchen. „Nunchaku.“, sagte er kurz. Die Korath gab ihm die gewünschte Waffe. Jewgeni kam hinter der Säule hervor, und ließ die Stäbe des Nunchaku durch die Luft wirbeln. Einer trieb dem verblüfften Krieger das Nasenbein ins Gehirn. Der Mann ging auf die Knie und kippte dann zur Seite weg. Weitere Einheiten erschienen auf der Bildfläche. Das Mädchen zupfte an Jewgenis Ärmel. „Und was jetzt?“, fragte es leise. „Ein paar Rauchkugeln.“ Das Korath-Mädchen gab Jewgeni eine Hand voll kleiner, weißer Kugeln. Jekaterinas Bruder warf die Kugeln den neuen Kriegern in Bodenhöhe entgegen. Als die Kugeln explodierten, bildete sich ein dichter Rauchvorhang, der Ronks Soldaten die Sicht nahm. Durch den Rauch ihrer Orientierung beraubt, wurden die Soldaten unsicher. Diesen Umstand nutzten Jekaterina und die anderen um einen erneuten Gegenangriff zu starten. Sie hatten Ronks Streitkräfte gerade angefangen zurückzudrängen, da stürzte Commander James Talbot, der Chefingenieur der Lexington mit einem lauten Schrei zu Boden und rührte sich nicht mehr. Auf der Höhe des Herzens steckten mehrere Bolzen in seiner Brust. General Thalaa hatte den Raum betreten. In der Hand eine Waffe, wie Jekaterina sie noch nie gesehen hatte. Neben ihm stand Ronk, eine Waffe desselben Typs in der Hand. „Es reicht jetzt, ihr dreckigen Rebellen! Ich befehle euch, euch sofort zu ergeben.“, sagte Ronk. Als Antwort feuerte Jekaterina mit ihrem Photonengewehr auf ihn. Und noch ehe Ronk zu einer Erwiderung ansetzen konnte, brach Thalaa neben ihm zusammen. In seinem Hals steckte eins von Dambalas Wurfmessern. Ronk feuerte mit seiner Waffe nun auf die Kommandantin der Kirow. Doch Narunak warf sich in die Schusslinie und wurde von Ronks Geschossen tödlich getroffen. Jekaterina schoss noch einmal mit ihrem Photonengewehr auf Ronk, der aber floh. Dann beugte sie sich über ihren klingonischen Bruder und hob ihn sanft an. „Jekara, nimm… mein Bat´ Leth. Es soll… dir gehören.“, sagte Narunak. „Nein, Narunak. Es ist deine Waffe. Glaub mir, bald wirst du wieder damit kämpfen.“ 247 „Nein, Schwester. Mit mir… geht es zu Ende. Heute war … ein guter Tag. Denn der Kampf war… war ein ehrenhafter Kampf. Führe du das Bat´ Leth. Mach unserer Familie alle Ehre. Und wenn… du damit kämpfst… wird mein Geist mit dir kämpfen.“, sagte Narunak. „Lebe frei, Bruder.“ „Stirb stolz, Jekara.“, sagte Narunak, ehe er seine Augen für immer schloss. Jekaterina hielt ihn noch für eine Weile im Arm und weinte. Doch dann hob sie den Kopf zur Decke und stieß einen lauten Schrei der Trauer und auch der Wut aus, der von den Wänden widerhallte. Dann richtete sie sich auf. Jekaterina war felsenfest entschlossen, den Mörder ihres Bruders, zu schnappen. Ronk hatte Narunak vor ihren Augen erschossen. Dafür sollte er büßen. Sie wollte gerade die Verfolgung aufnehmen, als Tanet sie zurückhielt. „Du kennst dich hier nicht aus. Ronk schon. Er kann dir überall auflauern. Meine Tochter wird dich begleiten.“, sagte Tanet. Dann gab sie einer jungen Frau, Jekaterina schätzte ihr Alter auf 18 Jahre, ein Zeichen. „Thais, ich möchte, dass du Captain Romanova unterstützt.“, sagte sie. „Ja, Mutter.“ Unterdessen war Meghara, Jekaterinas klingonische Schwester, an die Seite der Kommandantin der Kirow getreten. „Ich komme mit dir, Jekara. Du brauchst jemanden, der dir den Rücken freihält.“, sagte die Klingonin. „Danke, Schwester.“ „Glaub mir, Jekara. Ich brenne genauso darauf, den Tod meines Bruders zu rächen, wie du.“, sagte Meghara. Geführt von Tanets Tochter drangen die beiden ungleichen Schwestern in den Berg vor, in den sich Ronk geflüchtet hatte. „Stellt sich die Frage, wohin Ronk eigentlich will, Jekara.“, sagte Meghara. Doch es war Thais, die auf die Frage der Klingonin antwortete. „Es gibt einen Raumschiffhangar auf der Nordseite. Dort hat er ein 248 Shuttle versteckt.“, sagte sie. „Und mit diesem wird er fliehen wollen, Jekara.“ „Gibt es eine Abkürzung, Thais?“, fragte Jekaterina. „Ja. Folgt mir.“ Thais nahm einen schmalen Gang auf der linken Seite. Dieser wurde nach der Hälfte des Weges glücklicherweise breiter und auch höher, sodass Jekaterina und Meghara aufrecht gehen konnten. Der Gang mündete in einer großen Höhle, in der mehrere Raumtransporter fein säuberlich aufgereiht standen. Einer startete gerade. In einer schattigen Ecke konnte Jekaterina ein kleines Shuttle entdecken. „Das dürfte es sein.“, sagte sie zu Meghara. „Ganz recht. Jagen wir das Ding in die Luft.“ „Hast du Sprengstoff dabei, Schwesterherz?“, fragte Jekaterina. „Was denkst du?“ „So wie ich dich kenne, und ich kenn dich erst seit kurzem, überlässt du nichts dem Zufall.“, sagte Jekaterina. „Da hast du recht, Jekara. Bin gleich wieder da.“ Damit verschwand die Klingonin und näherte sich dem Shuttle. Jekaterina beobachtete, wie Meghara dahinter verschwand. Ronk hetzte durch das Labyrinth zu der Höhle. Er wusste, dass er verloren hatte. Durch das Eingreifen von Föderation, klingonischem Reich, und romulanischem Sternenimperium hatte sich das Volk der Korath gegen ihn erhoben. Er musste fliehen, solange noch Zeit dazu blieb. Ronk hatte gerade die Höhle erreicht, als er sah, wie sein Shuttle in einem orange-roten Feuerball explodierte. Also hatten seine Feinde die Abkürzung genommen, die er solange gesucht hatte. Da sein Shuttle zerstört war, musste Ronk wohl oder übel einen der Frachter nehmen. Er wollte gerade zum ihm am nächst stehenden Schiff rennen, als Jekaterina sich ihm in den Weg stellte. Die Kommandantin der Kirow zögerte nicht lange und brachte ihr Photonengewehr in Anschlag. „STEHENBLEIBEN!“, befahl Jekaterina. „Geh mir aus dem Weg, du dreckige Rebellin.“ „Damit du dich deiner gerechten Strafe entziehen kannst, du Mörder?“, 249 fragte Jekaterina voller Zorn. „Mörder? Was wirft sich dieser Dummkopf von Klingone direkt in die Schusslinie? Seine Schuld, dass er jetzt tot ist.“ Dann brachte Ronk seine Waffe in Position und zielte auf Jekaterinas Brust. „So. Bald kannst du deinem klingonischen Busenfreund Gesellschaft leisten, Rebellenflittchen.“, sagte Ronk und grinste diabolisch. Doch plötzlich spürte er die Klinge von Megharas D'k tahg an seiner Kehle. „Schmeiß die Kanone weg, oder du hast nie mehr Zahnschmerzen.“, sagte Meghara. Widerwillig senkte Ronk die Waffe. Er hasste es, sich zu ergeben. Aber er war schlau genug um zu erkennen, dass das Spiel verloren war. Denn selbst wenn es ihm gelänge sich die Klingonin vom Leib zu halten, würde die Rebellenführerin ihn eiskalt über den Haufen schießen. An Bord der Kirow Im Shuttlehangar hatte man den Leichnam von Commander Talbot aufgebahrt. Die Besatzungen aller Raumschiffe und auch das Volk der Korath standen still und ergriffen da, und lauschten Jekaterinas emotionaler Trauerrede. Als die junge Russin fertig war, begann Shaun O Shane auf seinem Dudelsack das Lied „Amazing Grace“ anzustimmen. Dayani, das Energiewesen sang den Text zur Melodie. „Amazing grace! How sweet the sound; That saved a wretch like me! I once was lost, but now am found; Was blind, but now I see.“ Doch als Dayani die zweite Strophe anstimmen wollte, stockte sie. Sie wusste nicht warum, aber sie konnte nicht mehr weitersingen. So blieb dem Iren nichts anderes übrig, als „Amazing Grace“ instrumental zu Ende zu spielen. Nach der Trauerfeier für den Chefingenieur der Lexington fand auf der Maranga IV die Mahnwache für Narunak statt. Jekaterina, Jewgeni und Arkos nahmen daran teil. Danach wurde Arkos der Orden von Kahless verliehen. Und wie schon bei der Zeremonie, bei der den Romanova-Geschwistern der Orden verliehen worden war, so wurde auch bei Arkos streng nach Protokoll das Ritual vollzogen. Kirow, Laconia und die klingonischen Schiffe blieben noch solange, bis die gestrandeten Schiffe wieder repariert waren. Danach brach man zum Raumlabor Regula 1 auf, wo Ronk vor Gericht gestellt und ihm der 250 Prozess gemacht werden sollte. Auf dem Weg traf sich Jekaterina mit Heather Anderson, der Kommandantin der Lexington. In Jekaterinas Quartier saßen die beiden Frauen dann zusammen. Jede hatte eine Tasse russischen Schwarztees mit Zitrone vor sich stehen. Jekaterina musterte ihre Kollegin. Heather Anderson war eine zierlich gebaute Frau mit einer Größe von 1,68 m. Heather hatte ein ovales Gesicht mit blauen Augen und kinnlangen dauergewellten brünetten Haaren. Die beiden Frauen hatten sich nach der Trauerfeier auf das „Du“ geeinigt. Zumindest, wenn sie unter sich waren. „Danke für alles, Jekaterina.“, sagte Heather. „Das war unsere Aufgabe. Aber ohne die Hilfe der anderen hätten wir das nicht geschafft.“ „Ist mir schon klar. Aber was ich nicht ganz verstehe, ist, wozu Ronk das Titanium gebraucht hat.“, sagte Heather Anderson. „Wir werden es wohl nie erfahren. Aber eins ist sicher. Ronk wird nie wieder andere Völker versklaven und deren natürliche Ressourcen ausbeuten.“ „Daran habe ich keinen Zweifel.“, sagte Heather. Raumlabor Regula 1 3 Tage später Man hatte die ehemalige Mensa des Raumlabors zu einem Gerichtssaal umfunktioniert. Ezri Dax vertrat wieder die Anklage. Ronks Verteidiger war dieses Mal jedoch ein Andorianer. Nach Verlesung der Anklageschrift begann der Prozess. „Ronk. Ihnen wird die Versklavung von Offizieren der vereinigten Föderation der Planeten, des klingonischen Imperiums und des romulanischen Reiches vorgeworfen. Wie bekennen sie sich?“, sagte Ezri. „Nicht schuldig.“ Als erste Zeugin wurde Heather Anderson, die Kommandantin der USS Lexington in den Zeugenstand gerufen. Und was sie aussagte, ließ Jekaterina und ihrem Bruder die Haare zu Berge stehen. So berichtete Heather, dass sie abends nach getaner Arbeit in Ronks persönlichen Quartieren zu erscheinen hatte. Jekaterina ahnte, was sich dort abgespielt haben musste. „Computerlogbuch der Kirow Sternzeit 56505.8 Commander Eric McClusky neuer Eintrag: Wir sind zusammen mit der Laconia und den klingonischen Schiffen Maranga IV und Krios Prime auf den Weg nach Rura Penthe, wo wir Ronk abliefern werden. Er wurde wegen Morde an einem Föderationsoffizier, sowie Freiheitsberaubung und Sklaverei zu einer lebenslangen Haft auf 251 Rura Penthe verurteilt. Was unsere nächste Aufgabe sein wird, steht sprichwörtlich noch in den Sternen.“ Rura Penthe eine Stunde später Man hatte den Verurteilten auf die Planetenoberfläche gebracht. Jekaterina ging noch bis zum Eingang des Straflagers mit. Dann sah sie Ronk noch einmal ins Gesicht. „Hoffentlich können sie je wieder reinen Gewissens in den Spiegel sehen, Captain Romanova.“, sagte Ronk. „Um sie ist es nicht schade. Sie haben meinen Bruder umgebracht. Auch wenn ich das eigentliche Ziel war. Mord bleibt Mord. Und die Klingonen werden ihnen das garantiert nicht verzeihen. Hier trennen sich unsere Wege. Doswidanja, Ronk. Ich hoffe, dass sie mich nicht vergessen.“ „Aber ich werde sie garantiert nicht in guter Erinnerung behalten, Captain. Sie waren es, die mein Imperium vernichtet haben. Und das verzeihe ich ihnen nicht.“, sagte Ronk. „Dann lassen sie es. Und jetzt gehen sie lieber, sonst enden sie hier oben als Eiszapfen.“ „Wenn ich die Wahl hätte, würde ich dieses Ende vorziehen, als für den Rest meines Lebens Steine zu kloppen.“, sagte Ronk. „Sie haben aber nicht die Wahl. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich muss weiter.“ An Bord der Kirow Im Bereitschaftsraum saß Jekaterina mit ihrem ersten Offizier zusammen. „Sie haben auf unserer nächsten Mission allein das Kommando, Nummer eins. Mein Aufenthalt bei den Klingonen wird mehr als nur ein paar Stunden dauern.“, sagte sie. „Ich verstehe, Captain. Hoffentlich wird das eine leichte Aufgabe.“ „Sie kennen doch sicher das Sprichwort „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man kriegt“.“, sagte Jekaterina. „Sicher. Warum fragen sie?“ „Ganz einfach. Es kann passieren, dass sie eine Mission zugewiesen bekommen, die sie dazu zwingt, schwierige Entscheidungen zu treffen, Nummer eins.“, sagte Jekaterina.252 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)