Geister der Vergangenheit von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 8: Das, was mir möglich ist ----------------------------------- Hinata blinzelte erstaunt, als mitten in der Nacht jemand an ihre Haustür klopfte. Es war eine Frau mittleren Alters, mit langen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen, schwarzen Haaren. Sie lächelte entschuldigend und freundlich. „Ich hoffe, es ist nicht zu unverfroren, hier zu so später Stunde aufzuschlagen“, erklärte sie zuvorkommend. „Aber ich komme gerade von meiner Schicht im Krankenhaus und ich habe gehört, ihr Sohn würde sich mit Husten plagen. Da dachte ich, ich schaue mal bei Ihnen vorbei, bevor Sie sich mit ihm die Nacht um die Ohren schlagen.“ „Oh?“ Hinata war sichtlich erfreut über die plötzliche Hilfe. „Sind Sie die Kollegin von Sakura, von der Naruto erzählt hat?“ Die Frau nickte. „Höre ich da den jungen Patienten?“ Hinata ließ die Ärztin hinein. „Über Tag ging es noch, aber seit dem Abend ist es wieder schlimmer.“ „Das ist leider häufig so.“ Die Besucherin folgte der Hyuuga in das dunkle Zimmer Borutos. Sie hatte eine kleine Arzttasche dabei und kramte aus dieser umgehend ein Stethoskop hervor, mit dem sie den Jungen abhörte. „Die Lungen sind frei. Machen Sie sich keine Sorgen, er wird wieder.“ Erleichtert atmete Hinata auf. „Gibt es denn irgendetwas, was wir ihm geben könnten?“ „Aber ja!“ Die Ärztin lächelte freundlich und griff von neuem in ihre Tasche. Plötzlich drehte sie sich blitzschnell um und schleuderte einen kleinen Pfeil auf Hinata, die dem Überraschungsangriff nicht ausweichen konnte und getroffen zu Boden taumelte. Sie schaffte es noch, sich den Pfeil aus der Halsvene zu ziehen, als ihre Angreiferin bereits Boruto ein Tuch mit einem schwächeren Betäubungsmittel darauf unter die Nase gehalten hatte. „Wir töten weder Sie noch ihn“, sagte sie, als sie den nun bewusstlosen Jungen aus seinem Bettchen hob. „Als Geisel ist er wertvoller für uns. Wir wollen den Fuchsjungen schließlich unter Kontrolle haben und nicht ihn außer Kontrolle geraten lassen. Was für eine glückliche Fügung, dass sein Sohn gerade jetzt krank wurde. Manchmal ist Timing alles.“ Ihr falsches Lächeln blieb in ihrem Gesicht, als wäre es eingemeißelt. Noch zu Danzous Lebzeiten war die Frau mit dem Namen Mizunoe in das Krankenhaus von Konoha eingeschleust worden. Außer ein paar Daten über andere Shinobi zu sammeln und Gift für Nous unsichtbare Pfeile zu entwickeln, hatte sie nie etwas tun können. Wie glücklich sie nun war, weil Tora sie als aktiven Teil ihres Plans vorgesehen hatte! Erst hatte sie geholfen, Sakura außer Gefecht zu setzen und das Mädchen zu entführen und nun durfte sie noch das Kind des Fuchsjungen an sich nehmen! Mit erhobenem Haupt und dem ohnmächtigen Boruto auf dem Arm schritt sie über die kaum mehr wache Hinata hinweg und verließ das Haus durch die Haustüre - um einen Moment später erschrocken dort stehen zu bleiben. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen machte sie einen hastigen Schritt zurück. Vor ihr schwebten gut eintausend Senbon aus Chakra in der kalten Nachtluft. „Legen Sie sofort Boruto ab.“ Jun stand inmitten seiner Senbon und war so ernst und entschlossen, wie er es noch nie zuvor in seinem Leben gewesen war. „Ich warne Sie nur ein einziges Mal. Sie haben keine Vorstellung, wozu ich in der Lage bin, wenn ich wütend bin. Und gerade bin ich sehr wütend.“ Die Senbon bewegten sich gezielt und kontrolliert einige Zentimeter nach vorne. Kein einziges wackelte, kein einziges tanzte aus der Reihe. Sie standen alle unter der perfekten Führung ihres Anwenders. Im Gegensatz zu früher wurde Jun nicht von seinen Emotionen überwältigt. Die Wichtigkeit des Auftrages, mit dem sein Lehrer ihn im Dorf zurückgelassen hatte, war stärker als jede Unsicherheit, mit der er sich sonst bei seinem Jutsu herumplagte und die es schon mehrmals zum Scheitern gebracht hatte. „Naruto-sensei sagt, dass man viel stärker ist, wenn man jemanden beschützen will. Gerade habe ich das Gefühl, alles tun zu können. Ich könnte Sie sofort töten und trotzdem rechtzeitig genug Boruto auffangen. Ich könnte Sie auch langsam töten, damit er nicht zu Boden fällt. Oder ich muss Sie gar nicht töten. Das wäre mir am liebsten. Ich will Ihnen die Wahl lassen.“ Die Schultern der Frau sackten resigniert hinab. „Du bist dieser Junge, der beinahe den Hokage getötet hätte.“ „Oh ja“, erwiderte Jun ohne seine Entschlossenheit aufzugeben und ohne jegliche Verunsicherung. „Der bin ich. Echt jetzt.“ Geschlagen hielt Mizunoe ihm ihre Geisel hin.   „Eine Ärztin, die seit Jahren im Krankenhaus arbeitet, gehört zu den Ne?“, fasste Kakashi nach Sakuras Schlussfolgerung spürbar schockiert zusammen. „Sie gehört zu euch, nicht wahr? Es ist doch so, oder?!“ Sakura schrie ihre Fragen Tora geradezu entgegen. Sie hatte jahrelang mit dieser Frau zusammengearbeitet, ohne je auch nur den Hauch eines Verdachts zu schöpfen. Sie hatte ihr so viel über sich und über ihre Kameraden erzählt. Sie hatte sie wie eine Freundin behandelt und ihr vertraut. Aber ihre vermeintliche Kollegin hatte alle Voraussetzungen, um Saradas Entführung durchzuziehen: Sie war nicht nur eine Medizinerin mit beinahe unendlichem Wissen über Toxine und Betäubungsmittel, Sakura hatte ihr auch die neue Wohnung im Vorfeld gezeigt und ihr gesagt, wann der Einzug stattfinden würde. Es war kein Zufall, dass Sarada in der ersten Nacht dort entführt worden war. Es war alles von langer Hand geplant worden. „Das ist das heutige Konoha“, antwortete Tora verächtlich, „voller Unsicherheiten! Sämtlicher Chancen beraubt zu erblühen!“ Wut legte sich über Sais Miene, als er diese Anschuldigungen hörte, doch gerade, als er den Mund aufmachen wollte, gab Kakashi ihm ein Zeichen, ruhig zu bleiben. „Na ja, immerhin wissen wir, wer die Räuber sind“, sagte der Hokage gefasst. „Ihr versucht, Zwietracht zu säen und es dann mir in die Schuhe zu schieben?“ Kakashi zuckte mit den Schultern. „Bescheidene Leistung.“ Der Anführer der Ne gab sich nicht minder unbeeindruckt. „Sei ruhig hochmütig, solange du noch kannst, Kakashi Hatake. Die Zeiten werden sich bald ändern. Du siehst es in deiner Arroganz nicht, doch die ersten deiner Fraktion sind schon dabei, sich auf unsere Seite zu stellen. Wir werden den Schutz und das Wachstum Konohas übernehmen.“ Sichtlich nachdenklich hörte der Sechste sich den Vortrag des Ne an, während Sakura im Hintergrund unbemerkt dazu überging, ihre eigene Wunde zu versorgen. „Hmm“, entgegnete Kakashi schließlich, „in meiner Arroganz also?“ Er zuckte erneut mit den Schultern. „Ich war früher schrecklich arrogant, das ist wahr. Aber …“ - Bilder seines alten Geninteams erschienen vor seinem inneren Auge - „... jetzt ist nicht damals. Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden. Danzous Denkweise stellt eine Gefahr für Konoha da und ich habe geschworen, jede Gefahr von Konoha abzuwenden. Damit das Dorf und die ganze Welt eine Zukunft haben.“ Mit einem Mal änderten sich Kakashis Blick und gesamte Aura. Entschlossen und bereit zum Kampf stellte er sich zwischen Sakura und Sai auf der einen Seite und Tora auf der anderen Seite. Genma und Raidou würden wahrscheinlich hinterher mit ihm schimpfen, aber für ihn war es unvermeidlich, dies nun zu tun. Er hatte ja selbst seine Zweifel, was die Wahl von ihm zum Hokage anging. Ständig fragte er sich, ob er das Richtige tat, ob seine Entscheidungen dem Wohl des Dorfes tatsächlich dienlich waren. Ihm war wiederholt vorgeworfen worden, nicht in der Lage zu sein, andere zu beschützen und kein Vorwurf traf Kakashi schlimmer als dieser. Doch jetzt in diesem Moment hatte er keinen einzigen Zweifel. Ein Kage galt als der Beschützer eines Dorfes, ja, aber wie sollte es einem einzigen Menschen möglich sein gleichzeitig jeden einzelnen zu beschützen? All die Grübeleien seit des ersten Putschversuchs hatten den Sechsten zu dieser Erkenntnis geführt: Ein Kage war kein Übermensch, er konnte nur so viel tun, wie er tun konnte. Es war die Gemeinschaft, die die Gemeinschaft beschützte. Jeder einzelne leistete einen Beitrag dazu. Wie anmaßend wäre es von ihm, dies alleine bewerkstelligen zu wollen? Früher hätte er so gedacht, früher war er schließlich furchtbar anmaßend gewesen. Minatos Worte hallten in seinem Kopf nach. „Aber mir gefällt der Gedanke, dass die drei zusammenarbeiten müssen, um sie anzuwenden. Ich bin mir ganz sicher, dass sie damit in Zukunft viele Menschen beschützen werden.“ Nun endlich verstand er die Bedeutung dieser Sätze vollkommen. Sensei, dachte Kakashi voller Dankbarkeit, Sie waren mir nicht nur ein guter Lehrer, Sie waren der beste. Er würde das tun, was ihm möglich war – während die anderen das taten, was ihnen möglich war. „Seid ihr bereit?“, richtete er an seine beiden Schützlinge hinter ihm, ohne sich umzudrehen. „Ja!“ „Dann los.“ Ein paar pfeilschnelle Fingerzeichen später zuckte Elektrizität aus Kakashis Fingern und lila Blitze gingen wie in einer Formation auf Tora los. Gleichzeitig sprangen Sai und Sakura, so schnell sie in ihrer bereits angeschlagenen Verfassung konnten, auf und rannten zu dem Gang, vor dem ihr Feind nicht stand. Kakashi freute sich innerlich, dass sie seinen Plan verstanden hatten, ohne dass er hatte geäußert werden müssen. Leider hatte die Zeit nicht gereicht, damit Sakura sich selbst wieder vollständig hatte herstellen können, sodass sie ein wenig hinter Sai zurückblieb. Er hatte gerade den Gang erreicht, als Tora zum Gegenangriff ansetzte und einen Sturm durch die Kammer schickte, der Kakashis Blitzangriff umlenkte und gegen die Felsen des Eingangs donnern ließ. Ein mächtiger Knall ertönte und ein gewaltiger Brocken löste sich aus dem Gestein und blockierte Sakura den Weg. Umgehend holte sie zum Schlag aus, als Tora seinerseits einen Blitzangriff in ihre Richtung schickte. Ein Blitzschlag traf die Kunoichi und schleuderte sie von dem Eingang weg. Bevor ein weiterer einschlagen konnte, sprang Kakashi dazwischen und versuchte, mit seinem eigenen Blitzversteck die Attacke aufzuhalten. „Geh vor!“, rief er zu dem einzigen, der es aus der Kammer heraus geschafft hatte und zögernd auf der anderen Seite des Felsens stehen geblieben war. „Such Sarada! Es hat oberste Priorität, sie hier raus zu bringen!“ „Verstanden!“ Sai lief los.   Sai rannte, so schnell er es vermochte, den halbdunklen Gang entlang. Nicht nur seine Tinte war so gut wie aufgebraucht, seine Energie war es ebenso. Ihm war nicht wohl dabei, die beiden anderen mitten im Kampf zurückzulassen, doch es beruhigte ihn ein bisschen, dass Kakashi nun da war. Es war, als wäre ihm ein wenig von der Bürde des Anführers genommen worden. Was nicht hieß, dass er sich erleichtert fühlte. Im Gegenteil, er war nun der einzige, der die Suche nach Sarada fortführen konnte und sein Herz raste ihm bis zum Hals hinauf. Sie musste dort sein, wo Tora nicht war, was hieß, dass er jetzt auf der richtigen Spur sein musste. Sai verlangsamte seine Schritte, nachdem er um eine weitere Kurve gekommen war. Am Ende des Ganges war eine Sackgasse, weiter führte dieser Weg nicht. Allerdings zweigte sich vor dieser Wand eine letzte kleine Öffnung ab. Geräuschlos zog er ein Kunai aus seiner Tasche; die letzte Waffe, die er noch hatte. Er drückte sich gegen die seitliche Wand und schlich an dieser entlang bis zu dem Eingang. Er horchte in die unheimliche Stille seiner näheren Umgebung hinein (die Kampfgeräusche aus der Richtung, aus der er gekommen war und selbst die von draußen waren dumpf zu hören) und versuchte, etwas aus dem Raum wahrzunehmen. „Komm ruhig herein.“ Sai erschrak, als er die von einer männlichen Stimme getätigte Aufforderung hörte. Diese Stimme … kam sie ihm nicht bekannt vor? Wer auch immer es war, klang auffallend lethargisch. Bedächtig trat er mit dem gezogenen Kunai um die Ecke in die letzte Kammer hinein. Sie war deutlich kleiner als alle anderen und von vier Wänden umschlossen. Sarada lag in eine Decke gewickelt in einer Kiste und schlief. Daneben saß ein dunkelhaariger Mann mit einer Narbe am Kinn. Der Mann sah zu Sai und zuckte leicht mit den Schultern. Ein betrübt wirkendes Lächeln bildete sich für einen flüchtigen Moment auf seinem Gesicht. „Du bist das also.“ Irritiert blieb Sai am Eingang stehen. Er kannte die Stimme, aber es war das erste Mal, dass er das Gesicht des mittelalten Mannes sah. Sie waren nie gemeinsam auf Mission gewesen, doch über den Weg gelaufen waren sie sich das ein oder andere Mal schon. Dabei hatte der Andere stets seine Anbumaske getragen. Sein Name … sein Name war … „Du überlegst gerade, wer ich bin, richtig?“ Das betrübte Lächeln huschte von neuem über sein Gesicht, ehe er den Kopf schüttelte. „Du musst dir die Mühe nicht machen. Es ist nicht wichtig. Vielleicht war es das noch nie.“ Kinoto. Sein Name war Kinoto. Sai erinnerte sich daran, damals Gerüchte gehört zu haben, nach denen der Mann früher zu Danzous Elite gehört hatte, bis irgendein Vorfall ihn bei Danzou in Ungnade hatte fallen lassen. Er hatte allerdings nie in Erfahrung gebracht, was für ein Vorfall das gewesen war. Es war vor seiner Zeit bei der Ne gewesen. „Die anderen halten nicht viel von mir, weil Meister Danzou dies auch nicht getan hat“, erzählte Kinoto bedrückt weiter. „Deswegen wollten sie mich nicht an der Front einsetzen und gaben mir die Aufgabe auf das Kind aufzupassen. Diese Aufgabe ist wichtig, keine Frage, doch … ich komme mir schon etwas nutzlos vor. Schon sehr lange eigentlich. Darf ich dich etwas fragen?“ Verdattert hörte Sai ihm zu und nickte perplex. Er spürte keinen Kampfeswillen bei seinem Gegenüber, nicht einmal den geringsten. „Vermisst du Meister Danzou?“ Zunehmend verwirrt, starrte Sai ihn mit offenem Mund an. „Selten“, sagte er letztlich. Verständnisvoll nickte Kinoto. „Ich vermisse ihn sehr. Seit er fort ist … die Ne haben sich verändert – und nicht zum Guten. Dient irgendetwas hiervon dem Wohle Konohas? Ich kann es mir nicht vorstellen. Meister Danzou hat mir die Schmach von jenem Tag damals nie verziehen, aber er hat mich nicht fallen gelassen.“ Das Lächeln wurde etwas heiterer. „Vielleicht hatte er es geahnt … dass ich immerzu über jenen Tag damals nachdenken musste. Vielleicht dachte er, ich würde auch überlaufen. Das hätte ich nie getan, aber ich konnte nicht aufhören mich zu fragen, warum Kinoe das damals getan hat.“ Alarmiert riss Sai bei der Erwähnung dieses Namens die Augen auf. „Du kennst ihn doch, nicht wahr? Wie geht es ihm?“ „Gut“, antwortete Sai mit fester Stimme, „er hat seine Entscheidung nie bereut.“ Interessiert musterte Kinoto ihn während seiner Antwort. „Das ist schön. Ich habe ihn immer gemocht. Es …“ Gedankenversunken blickte der Ältere auf seine Hände. „Ja, es macht mich froh, dass es ihm gut geht und er nichts bereut. Ich wünschte, ich könnte auch ohne Reue leben.“ „Dafür ist es noch nicht zu spät“, entgegnete der Künstler, doch Kinoto schüttelte resigniert den Kopf. „Ich habe immer nur für Meister Danzou leben wollen. Jetzt will ich nur noch nicht noch mehr bereuen müssen.“ Er stand schwerfällig auf und ging unter Sais wachsamen Augen von Sarada weg. „Bitte, bring sie in Sicherheit. Und auch deine Kameraden. Konoha wird euch noch brauchen. Dort draußen lauern Gefahren für das Dorf, von denen wir noch nicht einmal eine genaue Vorstellung haben.“ Zögerlich und ohne den Ne aus den Augen zu lassen, schritt Sai auf das kleine, nach wie vor schlafende Mädchen zu. Der schwache Geruch eines Betäubungsmittels lag in der Luft und erklärte, warum sie so seelenruhig schlummerte. Behutsam und doch mit festem Griff nahm Sai Sarada an sich. „Was meinst du mit Gefahren für das Dorf?“ Kinoto seufzte schwermütig. „Wir wissen nicht viel darüber. Sie töteten unseren Informanten, bevor er mehr hatte berichten können.“ „Sie?“ Unwillkürlich verstärkte Sai seinen Griff um Sarada. „Ich wünschte wirklich, ich könnte dir mehr dazu sagen, aber wir haben die Gruppe aus den Augen verloren. Wir befürchten, sie forschen an einer biologischen Waffe oder etwas Ähnlichem.“ „Eine Wa-“ Ein ohrenbetäubender Knall unterbrach seinen Satz. Die um sie herum stattfindenden Kämpfe erschütterten das Bergmassiv. Kleine Steine rieselten von der Decke hinab, sodass Sai Sakuras Tochter noch fester an sich drückte. Als die Wände aufhörten zu wackeln, wanderte sein Blick von dem Bündel in seinen Armen zu dem Mann vor ihm. Ein Ausdruck von Entschlossenheit bildete sich in Sais Gesicht. „Kehre mit mir nach Konoha zurück. Dort kannst du dem Hokage alles berichten, was du mir gesagt hast. Ich bin der festen Überzeugung, dass er dich fair behandeln wird.“ Kinoto stutzte und schüttelte schließlich erneut den Kopf. „Nach Konoha zurückkehren? Nein. Nein, ich habe mit Konoha und allem, was dort geschehen ist, abgeschlossen.“ „Aber willst du nicht noch einmal Yama- ich meine, Kinoe sehen?“ Sein trauriges Lächeln kehrte wieder. „Meinst du, er erinnert sich überhaupt noch an mich?“ „Ganz bestimmt tut er das!“ „Ja, das würde zu ihm passen.“ Die Traurigkeit ebbte ein wenig ab. „Ihr beide seid euch ähnlich. Viel zu sanftmütig für einen Ne.“ Sai wollte etwas antworten, als ein weiterer Knall die Wände zum Wackeln brachte. Größere Gesteinsstücke begannen, sich zu lösen und herunterzufallen. „Beeil dich!“, rief Kinoto plötzlich aus. „Der ausgehöhlte Berg wird diesen Erschütterungen nicht mehr lange standhalten!“ „Aber-“ „Du musst den Weg zurück, den du gekommen bist und den anderen Gang nehmen! Hier ist die Außenwand zu dick, aber weiter vorne gibt es einen Ausgang.“ Kinoto drängelte Sai in den Gang zurück. „Was ist mit dir?“ „Geh jetzt.“ Unschlüssig machte Sai sich auf und stoppte nach einigen Metern doch wieder. Alles in ihm wehrte sich dagegen, jemanden einfach zurückzulassen. Er wandte sich zu Kinoto um, der ihm hinterher sah. Erst perplex, dann beinahe schmunzelnd, schüttelte der Ältere ein letztes Mal den Kopf. „Eine Sache gibt es da doch, die du für mich tun könntest“, sagte er dem aufhorchenden Sai. „Sag Kinoe bitte, dass es mir leid tut, es erst so spät verstanden zu haben.“ Der junge Shinobi öffnete den Mund und kam nicht mehr dazu, ihm zu antworteten. Eine erneute Explosion brachte den Gang, in den er zurückgeblickt hatte, zum Einsturz. Geistesgegenwärtig wich Sai zurück, als die donnernden Steinmassen alles unter sich begruben. Atemlos schaute er auf Sarada, als der Staub sich legte – sie schlief noch und hatte nichts abbekommen. Mit einem brennenden Gefühl in den Augen sah er auf die heruntergekrachten Felsen. „Das werde ich. Ich werde es ihm ausrichten.“ Sai schluckte bitter und rannte zu seinen Kameraden zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)