Die West-Chroniken von Storyknight (Der Fall des Ikaz) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 - Es gibt Kakao, Kekse und schlechte Neuigkeiten --------------------------------------------------------------------- Das Erste was du siehst, wenn du die Villa betrittst war ein riesiges Foyer mit ein paar Sofas an den Seiten, Pflanzen, die dem Raum etwas Heimeliges geben sollten und alles in allem war es ein langweiliger Raum mit Ausnahme des gigantischen Kronleuchters, der allein in Spencers Zeit hier vier oder fünf Mal zu Bruch ging. Schöne Erinnerungen. Spencer führte Drew zu einer Tür unter der Treppe. Es gab zwei identische Türen, eine führte in den Keller, die andere in die Küche, in der Jarvis bereits mit Schokokeksen und heißer Schokolade wartete. Spencer half Drew auf einen Hocker und setzte sich neben ihn, um einen Keks in seinen Tee zu tunken. „Brief?“ Chris hielt seine Hand verlangend vor den Jungen. Dieser legte einen zerknitterten Umschlag hinein. „Hast du ihn gelesen?“ „Nein“, murmelte er und schaute in seine Tasse. Da war Schaum auf seinem Getränk. Chris glaubte ihm nicht, du konntest es an seinem Tonfall hören. „Woher wusstest du wohin du musstest?“ „Ich habe meinen eigenen Brief…“ Jarvis hatte Kakaopulver über den Schaum gestreut. Glücklicher Junge. Sein Onkel überflog den Brief. Einmal. Zweimal. „Ich brauche einen Beweis für diese Behauptung.“ Fünf Minuten später verließ er die Küche mit Drews Spucke, Blut und Haaren. Spencer war sich nicht sicher ob er wissen wollte was in dem Brief stand. „Ich soll nichts von Fremden annehmen.“ Spencer aß einen Keks und sagte mit vollem Mund: „If bin ficher, die find nifft giftig.“ Drew starrte ihn an, nahm einen, biss hinein und dann war er nicht mehr aufzuhalten. Spencer beobachtete ihn und musste lächeln, dann nutzte die Gelegenheit, um die Kopfwunde des Jungen genauer zu untersuchen und klebte ihm zum Schluss ein Pflaster auf. Jackson. Der Name hallte in ihm wieder. Er wollte die Frage nicht stellen, tat es aber dennoch: „Wie alt bist du?“ „Fünf.“ Noch ein Keks verschwand in dem kleinen Kindermund. „Fünf...“ Drew nahm ein Schluck heiße Schokolade. „Ja.“ Vor etwas mehr als Fünf Jahren hatte er mit ihr Schluss gemacht... Es war nicht möglich. Es war schon Monate davor nichts dafür Nötiges zwischen ihnen passiert. Außerdem war Jackson ein häufiger Nachname. Nana hieß Jackson mit Nachnamen. Dennoch... Er betrachtete den Jungen näher. Goldbraune Haut, schwarzes Haar und leuchtend grüne Augen. Es gab eine gewisse Ähnlichkeit zu Kate. Denselben Schwung der Nase, dieselbe Art zu reden, zu sitzen… Drew fiel zur Seite und Spencer konnte in im letzten Moment auffangen. Er war eingeschlafen. Einfach so. Spencer hielt ihn im Arm. „Ist das Zimmer neben meinem derzeit unbewohnt?“ Jarvis fing an Geschirr zu spülen. „Ja, Master Spencer.“ „Jetzt nicht mehr. Bis gleich.“ Er trug den Jungen nach oben in den zweiten Stock. Er legte Drew in das Bett und deckte ihn zu. „Was heißt: Harte Schale weicher Kern?“, fragte der Kleine schlaftrunken. Spencer setzte sich auf die Bettkante. „Dass jemand nur so tut als wäre er taff.“ „Taff?“ „Stark, Unverwundbar...“ Der Junge war wieder eingeschlafen. „Schlaf gut“, flüsterte Spencer. Er war schon bei der Tür als er ein Wimmern hörte. Der Kleine zitterte und presste sich ins Kissen und wich vor etwas zurück, das nur in seinen Träumen existierte. Ohne zu zögern setzte sich Spencer wieder auf die Bettkante und legte eine Hand auf Drew. „Hey... Alles gut. Ich pass auf dich auf.“ Er strich ihm über den Rücken und deckte ihn mit einer zweiten Decke zu. „Ich bin hier. Dir wird nichts passieren.“ Der Junge klammerte sich an seine Hand. Sie war eiskalt. Er hielt sie fest. Jetzt da der Junge schlief war noch mehr Ähnlichkeit mit Kate zu sehen. Dieselben weichen Züge, dieselbe Traurigkeit im Schlaf. „Ich passe auf dich auf. Versprochen.“ Spencer verbrachte die nächste Stunde an Drews Bett und versuchte Nats zu erreichen. Er wusste seine Chancen standen schlecht und er wusste nicht, was er mit ihr erzählen wollte. Dann schrieb ihm Jo. Was meinst du mit: Ich nehme mir den Rest der Woche frei?!?! -Jo Es tut mir leid. Mir wäre es anders auch lieber, aber es gibt privat ein paar Probleme. Ich hoffe du findest einen Ersatz -S Private Probleme? Geht´s noch kryptischer? -Jo Ich weiß. Das nächste Spätschichtessen geht auf mich -S Die nächsten 3 3? 3 Okay. Danke. Spencer legte das Telefon auf das Bett neben sich und seufzte tief. Die Lampe an der Decke sah aus wie die Lampe im Zimmer nebenan. Jedes der vier Schlafzimmer war gleich aufgebaut: Ein Schreibtisch, daneben ein Bett, eine Tür, die ins geteilte Badezimmer führte und ein Kleiderschrank direkt hinter der Zimmertür. Verglichen mit der Größe des Hauses erschienen die Zimmer klein. Sie waren auch klein. Klein und funktional. Sein Telefon vibrierte. Er schnappte es, bevor es Drew wecken konnte. Eine Nachricht. Nicht die, die er erhofft hatte. Chris. Labor. Jetzt. Spencer seufzte erneut. Das Labor befand sich im Keller der Villa direkt neben dem Heimkino. Spencer hatte immer gescherzt, dass wenn etwas explodierte du sagen könntest es wäre im Film, bis Jon einmal im Labor etwas hatte explodieren lassen und keiner wusste, dass e akut war. Keiner außer Colt, er generell bei lauten Geräuschen zuerst nach Jon sah. Seitdem hatte niemand mehr diesen Scherz gemacht. Das Labor selbst hatte zwei gegenüberstehende Tische mit je einem Waschbecken, ein Computertisch mit mehreren Bildschirmen an der Wand, Regale mit Portfolios für alles und jeden, sowie zwei weitere Eckschreibtische und verschiedene Gerätschaften. Chris saß vor den Computern mit dem Rücke zur Tür, aber Spencer hatte keinen Zweifel daran, dass sein Onkel wusste dass er hier war. „Worum geht es?“ „Schläft das Kind?“ „Du meinst Drew?“, Spencer schnappte sich einen Stuhl und setzte sich falsch herum drauf. Arme auf der Lehne, Beine seitlich. „Den Jungen, denn du gleich mal wegen seiner Manieren – die ausgezeichnet sind für einen Fünfjährigen – nicht deinem Standard entsprechen?“ Chris tippte weiter am Computer. „Ja.“ „Er schläft.“ „Ist Jarvis bei ihm?“ Auf dem Bildschirm erschien ein Fenster. Schwarz mit grünen Nummern und Buchstaben. „Jarvis ist, wo er immer ist mitten in der Nacht.“ „Du hast ihn also allein gelassen.“ Eine Feststellung, keine Frage. Spencer streckte sich und dehnte seine Finger. „Und?“ „Wir kennen ihn nicht“, Chris schaute immer noch nicht auf. Er hatte vor heute noch auf Patrouille zu gehen. Seine Pandora-Uniform verriet ihn. „Wir wissen nichts über ihn.“ „Er ist fünf Jahre alt“, erinnerte Spencer und stand auf. Chris schwieg. Er dehnte seine Arme, berührte seine Zehen, lehnte sich so weit nach hinten, dass er den Boden berührte. „Worum geht es hier?“ Nun drehte sein Onkel sich zu ihm um. „Erinnerst du dich an Kathleena Jackson?“ Er kam wieder hoch. „Kate?“ Ihm wurde warm und kalt zugleich. „Was ist mit ihr?“ „Er ist ihr Sohn.“ Okay, also hatten sie nicht nur den gleichen Nachnamen, sondern es war derselbe. Mutter und Sohn. Vielleicht sollte er ihn doch fragen wann genau sein Geburtstag war. „Sie ist der Meinung, dass er hier gut aufgehoben sei.“ Warum hatte sie ihn zu Chris geschickt? Warum nicht zu ihren Verwandten? Oder zu ihm? Er könnte sich um Drew kümmern. Warum hatte sie ihn nicht zu ihm geschickt? „Weshalb... Weshalb hat sie ihn zu dir geschickt?“ Die Worte kamen nur zerstückelt aus seinem Mund. „Du bist selbst eine Zielscheibe“, fuhr er fort. „Jede Nacht von Wesen und tagsüber von jedem, der hinter deinem Vermögen her ist.“ Chris schaute ihm direkt in die Augen. „Laut ihrem Brief, ist er mein Sohn." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)