Warsong von Ceydrael ================================================================================ Kapitel 16: Planänderung ------------------------ 12.12.2069, 15.41 Uhr, Tokio Freunde… Law schnaubte ungläubig und nahm einen Schluck aus dem Pappkaffeebecher, der sich angenehm heiß in seine Hände schmiegte, während er durch die Straßen von Downtown stapfte. Doch das warme Prickeln in seiner Magengegend rührte nicht nur von dem tiefschwarzen Getränk her, das war ihm nur zu bewusst. So viel also zu seinem Vorsatz, den Konzerner emotional auf Abstand zu halten. Das hatte ja ganz hervorragend funktioniert. Was hätte Law einem Mann wie Marco Phoenix schon zu bieten? Er war, im Gegensatz zu ihm, unbedeutend und es war gut möglich, dass er auf dem Rachefeldzug gegen Doflamingo sterben würde, warum also eine Bindung aufbauen? Es war wohl mehr als vermessen, wieder hoffen zu wollen und sich ein Leben fern ab von all dem Mist hier zu wünschen. Dabei wusste Law doch zu gut, wie leichtsinnig das war, sich wieder an einen anderen Menschen zu binden und Vertrauen zu schenken und trotzdem... in Marcos Nähe war eine logische Betrachtungsweise oft schwierig und er handelte dann furchtbar impulsiv und unüberlegt. Verdammt, eigentlich hatte er sich doch meist viel besser unter Kontrolle! Law wich einem älteren Ripperdoc mit schütterem Haar aus, der schimpfend und murrend mit einem mechanischen Karren voller Kartons aus einer Seitengasse rumpelte. In der stand ein Lieferwagen mit dem silbernen Emblem der Kizaru-Group - direkter ‚Red Force‘ Konkurrent - über einem zischenden Abwasserkanal mit geöffneten Heckklappen. Ein paar Mitarbeiter in Overall entluden das Auto eilig.   Die 'Lieferung' des dürren Ripperdocs mit der grauen Haut und den mechanischen Augen bestand aus zusammengewürfelten, kybernetischen Implantaten, deren Verarbeitung selbst für ein ungeschultes Auge deutlich zu wünschen übrig ließ. Vermutlich einige aussortierte, fehlerhafte Chargen der Produktionsfirma, die ihren Schrott trotzdem noch unter die Leute bringen wollte. Der Ripperdoc würde seinen nichtsahnenden Kunden die mangelhaften Produkte trotzdem für überteuerte Preise implantieren, obwohl er garantiert wusste, dass es fahrlässig und gefährlich war. Doch viele der Bewohner in Downtown waren verzweifelt genug, um alle Vorsicht in den Wind zu schlagen, wenn es darum ging, weiterhin mit der gnadenlosen Gesellschaft mithalten zu können. Law warf seinen Kaffeebecher in den übervollen Mülleimer an der Straßenecke und fischte sein SmartCom aus der Hosentasche, um erneut die Adresse zu überprüfen, die Mugiwaras rechte Hand Zorro ihm geschickt hatte. Kühler Wind strich durch die Häuserschlucht und ließ Law die Mütze tiefer ins Gesicht ziehen. Ruffy bat um ein Treffen. Es war ungewöhnlich, dass der Strohhut von sich aus aktiv wurde und eine strategische Planung verlangte. Aber Law konnte das nur recht sein, denn er schätzte eine gewisse Eigeninitiative, auch wenn er am Ende gern alle Fäden selbst in der Hand hielt. Er packte das Telefon weg und schob die Hände in seine Jackentaschen. Immerhin würde ihn die Planung von Jokers Untergang willkommen fokussieren und seine Gedanken hoffentlich von Marco Phoenix ablenken. Über all dem Chaos mit dem Zirkel durfte er seine eigenen Pläne nicht völlig vergessen. Law bog um eine Ecke und lief unter der Werbung einer singenden Torte aus Big Moms' Sortiment hindurch, wobei ihm die trällernde, süße Reklamemusik Kopfschmerzen verursachte. Ein Streifenwagen des TPD fuhr langsam und mit kreiselndem Blaulicht an ihm vorbei. Law klappte den Kragen seiner Jacke hoch und tauchte in einer Gruppe Jugendlicher unter, die vor einem Casino herumlungerten und wohl überlegten, ob es lohnte, die letzten Eurodollar in eine Mahlzeit oder die flüchtige Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu investieren. Schließlich fand Law das flackernde, schräg hängende Schild des abgehalfterten Nachtclubs, den Zorro ihm als Treffpunkt mitgeteilt hatte. Nach einem letzten, versichernden Blick über die Schulter, mögliche Verfolger ausschließend, eilte er die Stufen zu der Untergrundbar hinab und huschte durch die schwere Holztür nach drinnen. Das Etablissement war genauso, wie es von außen vermuten ließ - abgeranzt, stinkend und düster. Nur ein paar armselige, blasse Gestalten drückten sich um die Uhrzeit in den Schatten herum. Die Luft war zum schneiden dick und feuchtwarm. Aus irgendeiner Ecke dudelte Musik aus einer vorsintflutlichen Jukebox und sollte wohl ein heimeliges Ambiente erzeugen.   Darauf bedacht, nichts wirklich länger als nötig zu berühren und den sich träge dahinschleppenden Gästen auszuweichen, steuerte Law eine Ecke an, in der er Bonney mit Lysop bei einer Partie Billard entdeckt hatte. Die pinkhaarige Frau beugte sich gerade - zur Freude zwei gierig starrender Kerle an der schmuddeligen Theke - über den Billardtisch und lochte mit einem gekonnten Stoß gleich zwei der bunten Kugeln perfekt ein. Auch Laws Blick glitt kurz über ihre wohlgeformte Kehrseite in den Hotpants, mehr eine reflexartige, als wirklich forcierte Reaktion. Für einen winzigen Moment erinnerte er sich an ihre hitzigen, hektischen Treffen in irgendeiner Gasse, an den schnellen, unpersönlichen Sex und das unkomplizierte Vergnügen. Law war nie besonders sanft gewesen oder hatte sich mit einem ausgiebigen Vorspiel aufgehalten, doch sie hatte sich auch nie beschwert oder nach mehr verlangt. Es war nett gewesen, hatte dem Stressabbau und der Zerstreuung gedient, mehr aber irgendwie auch nicht. Er verspürte kein Verlangen danach, diese unverbindliche Affäre wieder aufzuwärmen, schon gar nicht mit einer Allianzpartnerin. Lysop entdeckte Law zuerst und unterbrach ihr Spiel. Bonney richtete sich auf und stützte sich nun auf ihren Queue, während sie ihm abwartend entgegen blickte. Sie lächelte leicht, doch dieses Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Und der Hacker wich seinem Blick aus, während er ein bisschen zu hastig nach seiner bereitstehenden Cola griff und bemüht unbeteiligt wirken wollte. Law runzelte die Stirn und spannte die Hände in den fingerlosen Handschuhen. Er hatte sogleich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, aber so recht konnte er das Gefühl nicht fassen. Seine Augen huschte erneut flüchtig durch die Bar, über jede dunkle Ecke und jeden verstohlenen Blick abschätzend. Alles wirkte normal und - für diesen Teil der Stadt - beinahe harmlos. Doch das warnende Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern wollte nicht weichen und machte Law wachsam. »Du bist zu spät«, bemerkte Bonney nach einem flüchtigen Blick auf die Uhr. »Das passt gar nicht zu dir.« Ihre pinken Nägel klopften auf den Queue, während sie sich lässig mit der Hüfte gegen den Billardtisch lehnte. Sie klang verwundert, denn das war tatsächlich nicht Laws Art. Normalerweise war er verlässlich wie ein Uhrwerk. Seine Erwiderung war kühl und üblich emotionslos. »Ich war noch beschäftigt.« Er würde ihr sicherlich nicht erzählen, dass er mit Marco noch bei einem verspäteten Mittagessen beisammen gesessen hatte. Dass sie sich unterhalten und er die Zeit vergessen hatte und dass er sich - trotz all der Scheiße, die gerade passiert war - seit langem einmal wieder wie ein Mensch gefühlt hatte. »Hm«, sie musterte Law nachdenklich, dann legte sie den Queue auf den Billardtisch und deutete einladend auf eine unscheinbare Tür im hinteren Teil der Bar. »Die anderen warten hinten. Ruffy wird froh sein, dass du endlich da bist.« Law konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er in eine Falle lief, als er ihr folgte und Lysop sich ihnen anschloss. Der Hacker war für seine Verhältnisse heute ziemlich wortkarg und das behagte Law irgendwie nicht. Nicht, dass er sich Lysops endloses Geschwafel zurückgewünscht hätte, aber dieser Umstand verstärkte nur seine ungute Vorahnung. Nur die aufgewühlten Nerven, beschwichtigte Law sich selbst. Nach den erst kürzlich zurückliegenden Ereignissen war es wohl kaum verwunderlich, dass er hinter jeder Ecke eine Verschwörung und überall lauernde Gefahren sehen wollte. Außerdem hatte er zu wenig geschlafen. Vermutlich brauchte auch er dringend einmal eine Pause. Für einen Moment klappte es tatsächlich, sich zu beruhigen... zumindest bis die Tür hinter ihm zuschlug, die Musik verstummte und Dunkelheit ihn umfing. Und bis die schimmernde, scharfe Katanaklinge - umhüllt und verstärkt durch pyromantische Flammen - vor seiner Kehle erschien und Zorros grimmiges Gesicht im roten Licht des magischen Feuers auftauchte. Nicht einmal Law mit seinen geschulten Sinnen hatte den Samurai kommen hören. »Keine falsche Bewegung, Trafalgar. Und halt deine Telekinese zurück«, befahl Mugiwaras rechte Hand knurrend und hob die Klinge noch ein wenig näher, bis Law die unnatürliche Hitze der Flammen unangenehm auf der Haut spüren konnte. Er zischte und riss den Kopf zurück. Intuitiv knisterte Energie um seine Fingerspitzen und Gold kroch in seine Augen, eine Reaktion, die er nicht gänzlich unterdrücken konnte. Doch er zwang seine Magie zurück, vor allem auch, da er jetzt zusätzlich Ace' rauchige Aura im Rücken spürte. »Besser, du hörst auf Zorro. Er hatte heute noch keinen Sake und damit eine ziemlich kurze Zündschnur«, warnte der Pyromant, der jetzt neben Law trat und ihn ebenso finster anstarrte wie der grünhaarige Samurai. »Was soll das!?«, stieß Law durch zusammengebissene Zähne aus. »Ich dachte, über diese Phase des Misstrauens wären wir längst hinaus?« Seine Gedanken rasten und unangenehm kalter Schweiß überzog seinen Nacken. Das Ganze konnte sich doch nur um einen Irrtum handeln. Er musste ruhig und konzentriert bleiben. »Ja, das dachten wir eigentlich auch«, grollte Ace mühsam beherrscht und wies ihm mit einer übertrieben einladenden Geste die Richtung in den Raum. »Aber ich fürchte, du hast uns so einiges zu erklären, Trafalgar.« Licht flammte auf, das Law kurz blinzeln ließ, bevor sich die Szenerie vor ihm offenbarte. Ace und Zorro geleiteten ihn in ein verstaubtes Hinterzimmer, was wohl als Getränkelager diente. Kisten, Kartons und Bierfässer stapelten sich bis fast unter die Decke, die Regale beidseitig waren mit Spirituosen aller Art gefüllt. Eine flackernde Neonröhre schwankte an der Decke, unter der sich die Gruppe um Mugiwara in dem kleinen, stickigen Raum versammelt hatte. Ein bisschen fühlte es sich für Law an, als würde er vor ein Strafgericht geführt, da sich ihm nun alle Köpfe zuwandten. Die Blicke der Anwesenden waren weder sonderlich einladend, noch freundlich. Der Pyromant und der Samurai flankierten ihn wie Wärter und ließen ihn keine Sekunde aus den Augen. Sie wussten immerhin nicht, dass Law seine Kräfte im Moment kaum benutzen konnte. Ruffy saß oberhalb von ein paar alten Getränkekisten. Er hatte die Hände auf die Knie gestützt und musterte Law mit ungewöhnlich ernster Miene aus dem Schatten seines Strohhutes. Seine Brauen waren leicht zusammengezogen, seine großen Augen funkelten durchdringend. Kein sonderlich gutes Omen, wie Law fand, denn der junge Bandenführer war selten ohne ein Lächeln anzutreffen. Während Corby, Sanji und Cavendish ihn zwar missmutig musterten, aber zumindest recht gefasst aussahen, wirkte Bartolomeo wie ein tollwütiger Köter, den nur noch die hauchdünne Leine seines Herrn zurückhielt. Der grünhaarige Punk bleckte die spitz gefeilten Zähne und fixierte Law mit eindeutiger Mordlust in den Augen. Der Kerl verehrte den Strohhut wie einen Heiligen, aber Law fiel beim besten Willen nichts ein, womit er diesen Hass verdient hätte. Bonney lehnte sich neben Sanji an die schlecht verputzte Wand und schnorrte sich von ihm eine Zigarette. Sie wich Laws Blick nun aus und knibbelte gedankenschwer an ihren Fingernägeln, während Sanji ihr galant die Zigarette ansteckte. Vielleicht huschte so etwas wie Enttäuschung über ihr Gesicht, doch Law war sich nicht sicher. »Ich dachte, wir wären Freunde, Torao«, hallte die Stimme des Strohhutes wie eine Anklage auf Law nieder. Ruffy stützte das Kinn auf die Faust und schob die Unterlippe ein wenig vor, als Law nun gemächlich den Blick hob. Der junge Bandenführer wirkte ehrlich frustriert. Verwirrung und Unruhe machten sich in Law breit, denn er tappte völlig im Dunkeln und wusste einfach nicht, was das Ganze sollte. Er konnte nicht überlegt agieren, sondern schlichtweg nur reagieren - eine Handlungsweise, die er verabscheute. Normalerweise war er den Dingen immer gern mindestens fünf Schritte voraus. Kurz glitt Laws geschmälerter Blick abschätzend über die Anwesenden, während er die trockenen Lippen mit der Zungenspitze befeuchtete und seine nächsten Worte mit Bedacht wählte. »Wir waren nie Freunde, Mugiwara-ya«, korrigierte Law den Strohhut. »Viel mehr immer nur Partner in einer Allianz, in der jeder sein eigenes Ziel verfolgt.« Doch wie so oft schien der junge Anführer ihm gar nicht richtig zuzuhören. »Du hast geholfen, Ace zu retten und ich dachte, dass wird alles eine super lustige und spannende Sache, unsere Allianz...«, Ruffy blähte die Backen auf und schmollte weiter. »Aber belogen zu werden macht irgendwie keinen Spaß! Das machen Freunde nicht!« Lysop schnalzte altklug mit der Zunge. »Ich hab's dir ja gleich gesagt, dass du diesem zwielichtigen Typen nicht vertrauen darfst, Ruffy. Und ich wollte nur nochmal erinnern, dass ich von Anfang an gegen dieses Bündnis war! Ich wusste, dass er uns verraten wird!« Cavendish rollte entnervt mit den Augen. »Jaja, lass' gut sein, Lysop. Inzwischen hast du es echt oft genug erwähnt«, meinte er kopfschüttelnd. Er griff sich wahllos eine bauchige Weinflasche aus einem Regal, studierte das Etikett kurz, bevor er sie mit den Zähnen entkorkte und einen großen Schluck nahm. Law zog die Brauen zusammen. So langsam verwandelte sich seine anfängliche Unruhe in tiefgehende Anspannung. »Ich habe dich nie belogen, Mugiwara-ya«, stellte Law überzeugt klar. Natürlich hatte er dem Strohhut und seiner Bande nicht alles erzählt, nur soviel, wie sie eben wissen mussten, aber gelogen hatte er nicht. »Ach, nicht?!« Ace löste sich jetzt von seiner Seite und bewegte sich, bis er zu Füßen seines jüngeren Bruders stand. Law verfolgte ihn wachsam mit den Augen, während Zorros Katana noch immer wie eine unmissverständliche Warnung vor seiner Kehle schwebte. Die Klinge spiegelte das kalte Neonlicht wie ein höhnisches Zwinkern. Der Pyromant schob die Hände lässig in die Taschen seiner weiten, schwarzen Hose. »Vielleicht erklärst du uns dann kurz, warum wir erst jetzt erfahren«, sein finsterer Blick schoss sich förmlich auf Law ein, »dass du Jokers persönlicher Henker und Vollstrecker bist?!« Der Triumph der Überraschung blitzte in seinen Augen. Law trocknete der Mund aus und für eine Sekunde war er wahrlich sprachlos. Er senkte den Blick leicht und verbarg seine Überraschung unter dem Schirm seiner Mütze, während er in den Jackentaschen die Fäuste ballte. Seine Nägel gruben sich in die Handflächen. »Und was bringt dich zu dieser Annahme, Ace-ya?«, fragte er mit einem zurückhaltenden Raunen. »Ach«, Ace kratze sich gespielt nachdenklich am Kinn, bevor er auf die Schatten hinter Cavendish zeigte, aus denen sich jetzt eine weibliche Gestalt löste, »vielleicht ja eine Augenzeugin, die genau gesehen hat, wer du bist und was du getan hast, Trafalgar Law.« Riku Rebecca trat nun zögerlich neben Cavendish. Law weitete die Augen. Er hätte sicherlich mit vielem gerechnet, doch nicht damit, das Mädchen hier zu sehen. Sie hätte er als Letztes erwartet. Die Puzzleteile in Laws Kopf begannen sich zusammenzusetzen und ein Bild zu formen. Offenbar war sie wohl schlauer und weitsichtiger als ihr engstirniger Bruder und hatte sich auf die Suche nach Unterstützung für ihre Sache gemacht. Gut für sie, im Augenblick schlecht für ihn. Es war Rebecca anzusehen, dass sie sich hier nicht wirklich wohl fühlte, denn sie konnte Law kaum ansehen. Kein Wunder, bei dem, was er vor ihren Augen getan hatte. Sie musste ihn wahrlich für ein Monster halten. Das Mädchen rieb sich die Arme, als würde ihr frösteln und Cavendish zog sich sogleich die eigene Jacke aus und legte sie der jungen Frau zuvorkommend um die schmalen Schultern. »Ist er das, Rebecca?«, fragte der blonde Schönling sanft. »Ist das Jokers 'Rachedämon'?« Sie zögerte kurz, doch dann nickte sie. »Ja schon, das ist er, aber er... ich glaube, er wollte uns...-« Sie krallte die Finger halt suchend in den Stoff der Jacke und holte zittrig Luft. Sie wisperte verunsichert: »Ich denke nicht, dass er wirklich...-« »Interessant, nicht?!« Doch Ace überging ihre Worte einfach und ließ seine Hand in Flammen aufgehen. Er richtete die Finger einer Pistole gleich auf Laws Herz. »Sie hat uns erzählt, was in Doflamingos Anwesen passiert ist und welch beeindruckende Show du geboten hast. Anscheinend kennst du Doflamingo viel besser, als wir bisher dachten.« Eine unsichtbare Macht schien Law die Kehle zuzuschnüren und beinahe wäre ihm ein humorloses Lachen entwichen. Das Schicksal war doch wahrlich ein mieser Verräter. Er hatte für dieses Mädchen und ihren leichtsinnigen Bruder sehr viel riskiert und genau das sollte ihm jetzt das Genick brechen?! Das bekam man nun, wenn man weich wurde und für andere einstand. Das Gefühl, in eine Falle geraten zu sein, verstärkte sich nur noch und Law fiel in diesem Moment einfach kein stichhaltiges Argument ein, um diesen so gestaltlichen Beweis seiner Verfehlungen irgendwie entkräften zu können. All seine Pläne, seine ganzen Gedankenkonstrukte, schienen um ihn zu zerbröckeln wie ein fragiles Glashaus. »Also, was soll dieses Spielchen, Trafalgar? Was war dein großer Plan?«, hakte Ace ungeduldig nach. In seiner Stimme schwang lauernde Angriffslust. »Wolltest du uns bei nächster Gelegenheit in eine Falle locken und deinem Boss wie ein braves Hündchen auf dem Silbertablett präsentieren oder was sollte das werden, hm?« Der Pyromant begann wie ein Raubtier vor Law auf und ab zu laufen, während seine dunklen Augen förmlich Funken sprühten. »Du hast ja keine Ahnung...« Law blähte die Nasenflügel unter einem aufgewühlten Atemzug. Er zog die unruhig zuckenden Hände aus den Taschen und die Magie knisterte erneut um seine Fingerspitzen, begierig darauf, losgelassen zu werden. Er mochte das Gefühl wahrlich nicht, in die Ecke gedrängt zu werden und schon gar nicht, wenn man ihm zeitgleich unterstellte, Doflamingos willenlose Marionette zu sein. »Warum hast du uns nicht gleich die Wahrheit gesagt? Was hast du zu verbergen... Oni?« »Woher sollte ich wissen, ob man euch trauen kann?! Joker hat in der ganzen Stadt seine Spitzel«, knurrte Law. »Oh, jetzt sind wir schon Spitzel?!« Ace' Hände gingen impulsiv völlig in Flammen auf. Die Neonröhre über den sich taxierenden Kontrahenten knisterte vernehmlich durch das stumme Kräftemessen. Der Staub auf dem Boden wirbelte um Laws Füße, während seine Finger einen sirrenden, kinetischen Energiekreis formten. Aus dem Augenwinkel schätzte er die Entfernung zu Zorro ab und wie lang es wohl dauern würde, an seine eigene Klinge zu gelangen. Law wusste, dass es ihm vermutlich Hirn und Verstand zerfetzen würde, sollte er seine Telekinese benutzen, aber er würde nicht kampflos hier in diesem dreckigen Hinterzimmer sterben. So würde er nicht abtreten, ausgeschlossen! Bartolomeo beobachtete Law und Ace eine Weile mit ungeduldig wippender Fußspitze, dann schnaubte er unwirsch. »Scheiß' drauf!« Der grünhaarige Punk schüttelte seinen extravaganten, roten Mantel von den Schultern und dehnte seinen Nacken mit einem vernehmlichen Knacken seiner Wirbel. »Lasst ihn uns einfach fertig machen, das ist die beste und schnellste Lösung! Komm schon, Ruffy-senpai, ich...-« »Nein«, bestimmte der Strohhut mit einem forschen Kopfschütteln. »Ace, Barto, lasst ihn! Zorro, nimm' das Schwert runter. Ich will hören, was er zu sagen hat.« Vielleicht mochte man manchmal dem Eindruck erliegen, der junge Anführer wäre kopflos, doch wenn es darauf ankam, konnte er äußerst fokussiert sein und legte eine fast schon charismatische Entschlossenheit an den Tag. »Tz«, machte Ace unzufrieden, doch sein Feuer erlosch und er verschränkte die Arme. »Verschwendete Zeit...« Bartolomeo trat mit einem schweren Stiefel frustriert gegen eines der Regale, doch er gehorchte. Auch der Samurai ließ sein Katana ohne weiteres zögern sinken, schob es aber nicht in die Schwertscheide an seiner Hüfte zurück. Vermutlich hielt er es wie Law, der stets der Überzeugung war, Vorsicht wäre besser als Nachsicht. Sanji schnippte die Asche von seiner Zigarette. »Besser, du nutzt die Chance weise, die unser großmütiger Boss dir gewährt, Trafalgar«, riet der Blonde. »Sonst kriechst du besser gleich zu deinem Herrn zurück.« Law zeigte die Zähne. »Ich bin nicht Jokers Schoßhund«, berichtigte er mit schneidender Stimme, bevor er sich selbst zu mehr Umsicht mahnte. Vielleicht war es doch an der Zeit, endlich reinen Wein einzuschenken. Eine große Wahl hatte er eh nicht. »Ihr habt recht, ich gehöre offiziell zu seinem Gefolge, aber ich bin ihm nicht treu ergeben. Ich agiere schon seit geraumer Zeit hinter seinem Rücken gegen ihn. Kein Wort, was ich euch sagte, war gelogen, aber ich habe euch ein paar Details verschwiegen«, räumte Law zerknirscht ein. »Ich kann mir bedingungsloses Vertrauen nur schwer leisten.« Ace zog skeptisch die Augenbrauen hoch. Er wirkte wenig überzeugt. »Ein paar... Details?! Das hört sich an, als hättest du nur vergessen, uns über Jokers Lieblingsessen aufzuklären! Aber du gehörst zu ihm und hast für ihn getötet!« »Weil ich keine andere Wahl hatte«, entgegnete Law scharf. »Was glaubst du, was er mit mir anstellen würde, wenn er herausfindet, dass ich ihn seit Jahren hintergehe?! Wenn ich an diesem Abend nicht getan hätte, was er wollte«, sein Blick schnellte jetzt zu Rebecca, »dann hätte er erst euch alle und anschließend vermutlich mich beseitigt, einfach aus einer Laune heraus. Joker duldet keinen Ungehorsam und keinen Verrat. Niemals. Vor allem nicht vor den Augen seines wertvollen Geschäftspartners.« Law verschränkte die Arme vor der Brust. »Seit Jahren versuche ich seinen Plänen entgegenzuarbeiten, soweit es mir eben möglich ist.« Er senkte den Kopf ein wenig. Schuld und Reue - Gefühle, die er selten zuließ - machten ihm das Reden schwer. »Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Ich kann nur versuchen, weiteres Leid zu verhindern.« In Rebeccas Augen glomm zaghaftes Verständnis, als sie nun für die anderen erklärte: »Mein Bruder Shin und ich haben uns an diesem Abend selbst in eine ausweglose Situation gebracht und wenn er nicht eingeschritten wäre, dann...-« Ihre Stimme erstarb und Cavendish legte ihr bestärkend den Arm um die Schulter. »Er hätte uns nicht helfen müssen, aber er hat es versucht, so gut es eben ging. Shin ist von dem Gedanken an Rache und Hass zerfressen, er kann es nicht sehen, aber ich erkenne, was du für uns getan hast, Trafalgar Law.« Law presste die Lippen aufeinander. Diese Absolution fühlte sich falsch an. Er verdiente sie nicht. Er konnte sich selbst kaum vergeben, da sollte es dieses Mädchen erst recht nicht tun, das durch sein Mitverschulden fast die gesamte Familie verloren hatte... »Warum?« Ruffy hatte die Hände auf die Knie gestützt und musterte Law nun ergründend. »Warum hintergehst du Mingo?« Law holte tief Luft, um sich zu wappnen und schloss kurz die Augen, bevor er sich dem Strohhut wieder zuwandte. Die nächsten Worte waren für ihn nicht leicht auszusprechen, jede Silbe wie ein bleischweres Gewicht auf seiner Seele. Aber er wusste, dass nur die Wahrheit den Strohhut würde überzeugen können. »Weil Doflamingo einen Menschen getötet hat, der mir verdammt wichtig war.«, Law schluckte hart, »Und weil dieser Mensch Doflamingo und seine Machenschaften immer hatte aufhalten wollen und ich es ihm schuldig bin, sein Werk fortzuführen.« Er ging sicher, dass Mugiwara einen Bruchteil all dieser ungefilterten Emotionen in seinen brennenden Augen zu sehen bekam, die er sonst stets zurückhielt. »Du kannst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass ich nichts mehr will als seinen Untergang und Vergeltung für seine Verbrechen«, versicherte er mit dunkler Stimme. Angespanntes Schweigen breitete sich aus. Jeder im Raum schien den Atem anzuhalten und wartete auf das Urteil des Strohhutes. Ruffy legte den Kopf auf die Seite und studierte Laws Gesicht erneut sehr eindringlich, dann warf er die Hände in die Luft und lachte gelöst. »Okay, dann machen wir weiter mit unserer Allianz! Wann geht’s nach Punk Hazard?« »Bitte was?!« Lysop klappte der Kiefer herunter. »Das kann nicht dein Ernst sein, Ruffy!? Der Kerl ist ein verdammter Dämon!«, zeigte er anklagend auf Law. »Ich will ihn nicht in mein-... ähm, Bonneys Nähe! Das ist viel zu gefährlich!« »Wie rührend.« Bonney stieß ein knappes Lachen aus. »Keine Sorge, im Gegensatz zu dir kann ich schon auf mich aufpassen, Langnase.« Sie hüpfte auf eine Kiste und ließ sich dort nieder. »Lysop hat nicht ganz unrecht...«, gab Ace zu bedenken. Er schob sich seinen orangen Cowboyhut in den Nacken und blickte forschend zu seinem Bruder auf. »Ruffy, du weißt, ich vertraue deinem Urteil, aber bist du dir wirklich sicher, das du weiterhin mit ihm arbeiten willst?« Doch der junge Bandenführer machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn er sagt, dass er Mingo das Handwerk legen will, dann glaube ich ihm. Wir sind doch Freunde, shishishishi«, giggelte er unbekümmert. Law sog die Luft geräuschvoll in die Nase. Hatte der Strohhut denn gar nichts verstanden? »Mugiwara-ya, wir sind nicht...-«, begann er, besann sich dann aber eines besseren. Sollte Ruffy eben in dem Glauben leben, immerhin sorgte dessen Gutmütigkeit gerade dafür, dass Law nicht sämtliche seiner Pläne erneut über den Haufen werfen musste. »Damit ist es wohl entschieden.« Bonney zwinkerte Law zu, während sie die Beine auf ihrem Sitzplatz überschlug. »Freut mich, dass du noch im Boot bist, Trafalgar.« »Nun, nachdem das ja nun geklärt ist, sollten wir endlich zum entscheidenden Teil dieses Treffens kommen«, meldete Sanji sich zu Wort. Er drückte seine Zigarette im Boden einer zerbrochenen Schnapsflasche auf dem Regal neben sich aus. Dann zog er sein SmartCom heraus und tippte mit fliegenden Fingern eine kurze Nachricht ein. »Ich möchte euch jemanden vorstellen. Eine Frau, die ich erst kürzlich kennengelernt habe und die uns vielleicht noch ein paar entscheidende Infos zu Jokers Plänen liefern kann. Sie will uns helfen.« »Was meinst du damit?«, fragte Corby mit gerunzelter Stirn, der die Diskussion bisher eher schweigsam verfolgt hatte. Er saß an einem klapprigen Tisch mit seinem Laptop, sah jetzt aber über den Rand seiner getönten Brille auf. Wie Law inzwischen wusste, war er der inoffizielle Quartiermeister der Bande und kümmerte sich um die meisten organisatorischen Dinge. »Ich dachte, wir verlassen uns auf Laws Infos?« Sanji tat den Einwand mit einem Schulterzucken ab. »Wie wir eben gesehen haben, ist es ist doch immer besser, sich eine zweite Meinung einzuholen. Vertraut mir einfach.« Auch Law zog die Brauen misstrauisch zusammen. Wen sollte der Blonde wohl aufgetrieben haben, der ebenfalls über Doflamingos Vorhaben im Bilde war? Einen ehemaligen Geschäftspartner vielleicht? Er wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte und Unruhe beschlich ihn erneut, als sich die Tür zum Hinterzimmer öffnete. Kurz schwappten Gesprächsfetzen und ein wenig Musik vom Hauptraum herein, bevor die Tür wieder ins Schloss gedrückt wurde. Dann erklangen Schritte und alle wandten sich wachsam dem Durchgang zur Bar zu. Sanji ging der hochgewachsenen, kurvigen Gestalt in dem dunklen Kapuzenmantel entgegen und ergriff deren schlanke, blasse Hand, um diese für einen geziemten Handkuss an seine Lippen zu ziehen. »Eine Freude, dass du gekommen bist, meine Liebe...«, flötete der Blonde entzückt. Laws Herzschlag stockte bedrohlich, als die Frau ihre Kapuze zurückschob und Riku Violas Gesicht enthüllt wurde. Für einen Moment wusste er nicht, was er glauben sollte, da ihm so viele Gedanken gleichzeitig durch den Kopf schossen. Er fühlte sich völlig überrumpelt von dieser Entwicklung. Was zum Teufel macht sie hier?! Soll sie Doflamingo wirklich ebenfalls hintergehen wollen?! Oder ist das eine Falle? Ist sie für Joker hier, um seine Feinde ausfindig zu machen? Hat sie den gutgläubigen Sanji mit ihren Fähigkeiten hinter's Licht geführt? Rebecca gab ein ersticktes, überraschtes Geräusch von sich, dann eilte sie zu ihrer Verwandten und schlang die Arme um die großgewachsene Frau, die ihre Nichte fest in eine Umarmung zog. Viola drückte das Gesicht für einen sentimentalen Moment in das pinke Haar des Mädchens, ihre Gefühle schienen in diesem Moment durchaus echt und nicht gespielt. Dann fixierte Viola die restlichen Anwesenden über Rebeccas Kopf hinweg mit sorgsamer Vorsicht. Bei Laws Anblick erstarrte die dunkelhaarige Frau flüchtig und sie maßen sich gegenseitig kritisch. „Dich hier zu sehen, sollte mich wahrscheinlich nicht überraschen. Nachdem, was du gestern für meinen Neffen und meine Nichte getan hast, ahnte ich bereits, dass in deiner Brust doch noch ein Herz schlagen muss, Law...“ Violas gedankliche Stimme zu hören, war ein regelrechter Schock. Bisher hatte Law sich nur mit Lamy auf diese Weise unterhalten. Die Überraschung, sie hier zu sehen, musste ihn unachtsam gemacht haben, sodass er seine Barrieren gesenkt hatte. Er zog seine mentalen Schutzmauern wieder hoch, ließ aber einen Spalt für die Telepatin offen. “Was tust du hier?“, fragte er die Frau über ihre mentale Verbindung. „Nun, wie es scheint, das Gleiche, was auch du hier tust. Sieht so aus, als müssten wir uns jetzt einfach gegenseitig vertrauen.“ „Ich vertraue niemandem...“ „Ich weiß. Das würde ich an deiner Stelle auch nicht.“ Zorro schob sein Katana endlich zurück in die Schwertscheide an seiner Hüfte und schnaubte geringschätzig. »Verflucht, Kochlöffel, hast du dich schon wieder von einer Frau um den Finger wickeln lassen?! Die Letzte, die du angeschleppt hast, hat versucht uns zu töten...« Sanji schnauzte ungehalten zurück: »Halt die Klappe, Schwertfuchtler! Viola-chen ist nicht so! Du hast wirklich keine Ahnung, wie man sich in Gegenwart einer schönen Frau verhält!« Der Samurai zog unbeeindruckt eine Braue hoch: »Na, zumindest weiß ich, dass man nicht zu solch einem sabbernden Idioten wie du werden sollte...« Law verfolgte den hitzigen Wortwechsel der beiden ungläubig, während Bonney auf ihrem Sitzplatz nur schwer seufzte und Corby peinlich berührt hinter seinem Laptop verschwand. Dann wandte Law sich mit gedämpfter Stimme an Ruffy: »Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wer sie ist?« Doch Sanji hatte ihn trotzdem gehört. »Eine verdammt schöne und liebreizende Lady, würde ich meinen«, schwärmte der Blonde, der seine Augen kaum von der hübschen, dunkelhaarigen Frau abwenden konnte. Law war ein wenig befremdet durch dieses Verhalten, denn er wusste nicht, wie es sich anfühlte, so leidenschaftlich für einen anderen Menschen zu brennen. Seit Corazon hatte er niemandem mehr genug vertraut, um sich je ernsthaft verlieben zu können. Er fragte sich manchmal, ob er überhaupt zu solch einem Gefühl fähig war, fern ab der Liebe für seine Schwester. »Nö, keine Ahnung...«, platzte der Strohhut arglos heraus und baumelte fröhlich mit den Beinen. »Aber mehr Freunde sind doch immer gut!« »Sie gehört ebenfalls zu Jokers Gefolge«, eröffnete Law vorsichtig. Wenn sie schon dabei waren, alle Karten auf den Tisch zu legen, sollte er dieses Detail wohl ebenfalls nicht unerwähnt lassen. Er maß die Frau erneut mit einem scharfen, abschätzenden Blick, doch sein Argwohn hielt sich eigentlich in Grenzen. Ace zuckte mit den Schultern. »Nun, wenn wir uns entscheiden, dir weiterhin zu vertrauen, dann können wir uns wohl auch anhören, was sie zu sagen hat, nicht wahr?« Im Stillen musste Law ihm recht geben. Vielleicht hatte er Viola nie wirklich einschätzen können, aber er war sich zumindest sicher, dass sie nie etwas tun würde, was das Wohl ihrer Nichte und ihres Neffen gefährden könnte. Vielleicht hatte sie tatsächlich ebenfalls auf ihre ganz eigene Art und Weise all die Jahre gegen Doflamingo intrigiert. Viola legte Rebecca eine Hand auf die Schulter und erwiderte Laws Blick unerschüttert. »Offensichtlich spielen wir wohl alle die Rollen, die uns zugedacht wurden und müssen Dinge tun, die wir nicht wollen...«, erklärte sie gefasst. Law presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und schwieg. Viola schob sich eine Strähne ihres dunklen Haares hinter das Ohr, bevor sie ihr Wort an alle richtete: »Ja, ich gehöre zu Doflamingo, aber nicht freiwillig. Mein Name ist Riku Viola, ich bin die Tante von Rebecca und ihrem Bruder Shin und die Tochter des getöteten Riku Doldo. Joker hat meiner Familie vor vielen Jahren alles genommen und mir blieb nichts anderes übrig, als mich in seine Dienste zu begeben, um meine letzten, lebenden Verwandten zu retten. Ihr habt sicher viele Fragen und ich werde sie euch alle beantworten. Aber seid bitte versichert, dass ihr mir trauen könnt, denn ich riskiere so einiges, indem ich heute hierher gekommen bin.« »Ich bürge für meine Tante«, versicherte Rebecca und legte sich die Hand auf das Herz. »Du musst dir keine Sorgen machen, Viola-Darling«, versuchte Sanji sie mit schmeichelnder Stimme zu beruhigen. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.« Die dunkelhaarige Frau schenkte dem Blonden ein zurückhaltendes Lächeln. »Sanji hat mir versichert, dass ich euch trauen kann, darum bin ich heute hier.« Sie drückte ihre Nichte erneut beschützend an sich. »Allein werden wir es nie schaffen, gegen Doflamingo anzukommen, das mussten wir erst kürzlich schmerzlich erfahren. Aber er darf nicht noch mächtiger werden und er muss für seine Verbrechen büßen.« Ihre Augen verschleierten sich für einen Moment in Wut und Trauer, dann straffte sie sich. »Sanji sagte, dass ihr alles in eurer Macht stehende tun werdet, um ihn aufzuhalten...« »Das stimmt«, bestätigte Ruffy und schlug die Faust enthusiastisch in seine Handfläche. »Wir werden Mingo in den Arsch treten!« »Ihr habt es auf Punk Hazard abgesehen?!«, fragte Viola. Ace nickte. »Richtig. Es war Trafalgars Idee.« Der Pyromant beäugte Law zwar noch immer wachsam, doch zumindest schwang in seiner Stimme keine offene Feindseligkeit mehr mit. Er schien die Entscheidung seines Bruders zu akzeptieren und beugte sich dessen Einschätzung. Was aber sicherlich nicht ausschloss, dass er trotzdem ein Auge auf Law hatte. Viola zog ihr Datenpad aus ihrem Mantel und legte es auf den Tisch, an dem Corby saß. Dann rief sie ein dreidimensionales Holo der Region um Punk Hazard auf, wie Law sogleich erkannte. »Ein guter Gedanke«, würdigte sie den Plan. »Caesar ist Doflamingos Trumpfkarte. Ohne ihn kann er den Grundstoff für das Beta nicht herstellen. Kaido ist im Moment der Hauptabnehmer für Beta und Doflamingo würde ernsthafte Schwierigkeiten bekommen, wenn er ihn nicht mehr beliefern könnte. Darüber hinaus arbeitet Caesar an wirklich schrecklichen Waffen für all die Warlords der Welt. Von daher ist Punk Hazard das perfekte Ziel, um Jokers Imperium anzugreifen.« Die holographische Karte veränderte sich. Einige Geländeformationen um die Forschungseinrichtung färbten sich rot. »Doflamingo hat Punk Hazard ganz bewusst für seine geheimen Experimente ausgewählt. Es liegt in einer tektonisch sehr aktiven Region Japans. Durch die zerklüftete Landschaft ist es sehr schwer zu erreichen, von den noch immer versprengten Scornbauten dort draußen einmal abgesehen. Selbst der Luftweg ist durch die Gebirgswinde riskant. Es gibt nur einen Weg, um sicher dorthin zu gelangen.« Viola drehte das Modell, bis die unterirdischen Magmakammern und brüchigen Erdschichten sichtbar wurden, welche die Region durchzogen. »Das wissen wir bereits«, meldete sich Law mit rauer Stimme zu Wort. Er trat einen Schritt näher und deutete auf einen schmalen Gebirgstunnel nahe der Forschungseinrichtung. »Nur ein Weg, um hinein und wieder hinaus zu gelangen. Er ist gut gesichert, die Einrichtung selbst dafür aber kaum.« »Ja«, bestätigte Viola mit einem Nicken. »Weil Schutz durch die natürlichen Gegebenheiten kaum nötig war. Niemand verirrt sich dorthin, niemand kennt den Weg, der nicht zumindest einmal dort gewesen ist. Bis vor kurzem war es schon fast gänzlich unangreifbar. Das perfekte Versteck.« »War?« Zorro verschränkte die Arme vor der massiven Brust und hob eine Braue. »Was soll das bedeuten?« »Es gibt eine Entwicklung, von der ihr vermutlich noch nichts wisst.« Mit einer entschlossenen Handbewegung veränderte Viola die Karte erneut. Ein tiefer Riss in den unteren Erdschichten lief nun wie eine klaffende Wunde durch die Region und das Gelände umher hatte sich verändert. »Obwohl Whitebeard und die anderen Geomanten vor einigen Jahren Japan grundlegend stabilisieren konnten, ist das Inselreich doch seit „The Fall“ gezeichnet und immer wieder gibt es Erdbeben. Das Letzte ereignete sich erst vorgestern Nacht und nun...« Sie zoomte den Tunnel heran, den einzigen Zugangsweg nach Punk Hazard, der nun von der Karte verschwunden war. An seiner Stelle schlängelte sich jetzt ein massiver Magmastrom durch die Gebirgskette. »... ist Punk Hazard vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten.« Corby tippte eilig auf der Tastatur seines Laptops und durchsuchte ein paar Seiten, bevor er sich zurücklehnte und die Brille von der Nase zog. Er starrte ernüchtert in die Runde. »Sie hat recht. Das Beben wurde im Netz ein paar mal erwähnt, da die Region jedoch unbewohnt ist und niemand zu schaden kam, wurde es nicht groß in den Nachrichten thematisiert. Aber die Regierung hat das Areal inzwischen großflächig zum Sperrgebiet erklären, um die Leute von dort fernzuhalten.« »Verfluchte Scheiße...«, kommentierte Bartolomeo die Situation sehr treffend. Auch Law stieß die Luft in einem gezischten Fluch aus und massierte sich die Nasenwurzel frustriert. Er hatte alles so gut geplant, bis ins kleinste Detail durchdacht und dann machte ihm gerade eine Naturkatastrophe einen Strich durch die Rechnung? Das durfte doch alles nicht wahr sein! »Ich weiß, dass Doflamingo auch in den Reihen der japanischen Regierung Günstlinge und Kunden hat«, erzählte Viola. »Für ihn ist die Entwicklung ein wahrer Segen. Denn um jetzt noch dorthin zu gelangen, müsstet ihr schon mindestens ein hohes Tier in der Regierung sein und noch dazu fliegen können, denn Punk Hazard ist nun nur noch durch die Luft zu erreichen.« Ruffy zog die Mundwinkel enttäuscht nach unten. »Heißt das, wir können Mingo doch nicht in den Arsch treten?! Och menno...« Lysop klopfte ihm aufmunternd die Schulter. »Ach naja, vielleicht ist es ja besser so. Das war doch eh alles viel zu gefährlich.« »Wir haben zu lang gewartet...« Ace kickte eine leere Bierdose durch den Raum. An seinen Haarspitzen loderten Flammen. »Verflucht, ich habe es gleich gewusst!« »Hätten wir bloß nicht auf dich gehört, Trafalgar!«, zischte Bartolomeo Law aggressiv an und baute sich vor diesem auf. »Dein Plan war Scheiße!« Unbeeindruckt hob Law das Kinn. Ein Hauch von Gold wirbelte durch seine Augen. »Du denkst also, du könntest es besser?! Nur zu, plane du die nächsten Schritte«, forderte er den anderen mit einem Grollen heraus. »Hey Hey, Jungs, nun macht mal halblang«, meinte Bonney, die von der Kiste gehüpft war und sich zwischen den Punk und Law schob. »Das mit dem Erdbeben hätte Law ja gar nicht wissen können. Niemand konnte so was ahnen.« Sie tätschelte dem schnaubenden Bartolomeo die tätowierte Brust. »Komm schon, Großer, beruhige dich.« »Und was machen wir nun? Blasen wir die ganze Sache ab?«, fragte Corby in die Runde. Lysop hob sofort zustimmend die Hand. »Hervorragende Idee!« Cavendish schlug ihm zurechtweisend auf den Hinterkopf. »Dann war alles bisher für umsonst, sei doch nicht dumm.« Viola beendete die Holoprojektion und nahm ihr Datenpad wieder an sich. »Punk Hazard ist immer noch Doflamingos wunder Punkt. Vor allem, da sich seine Geschäfte durch Tesoros Eintreffen deutlich beschleunigt haben.« Ihr Blick suchte den von Law. »Crown hat ein abscheuliches Giftgas entwickelt, an dem Kaido bei einer Präsentation größtes Interesse gezeigt hat. Ende nächster Woche soll die erste Lieferung nach Schanghai ausgeschifft werden. Aber noch befindet es sich in Punk Hazard.« Ruffy hüpfte von seinem Kistenstapel und begann mit Dehnungs- und Aufwärmübungen, als würde er sich bereits auf einen Kampf vorbereiten. »Die verschwundenen Kinder, von denen Rebecca erzählt hat...« »... befinden sich mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls in der Forschungseinrichtung. Ich vermute, Crown testet neue, verbesserte Beta-Varianten an ihnen«, erklärte Viola mit belegter Stimme. Es war ihr anzusehen, dass sie mit ihrer - wenn auch unfreiwilligen - Rolle in diesem perfiden Spiel haderte. »Ich habe viel zu lange weggesehen...«, murmelte sie voller Reue. Rebecca griff mitfühlend nach ihren verkrampften Hände. »Na dann ist doch alles klar, wir machen Punk Hazard und den Clown fertig!«, bestimmte der Strohhut euphorisch und grinste breit in die Runde. »Der Typ heißt Crown«, berichtigte Cavendish. Zorro schnaubte resigniert. »Ruffy, hast du eben denn gar nicht zugehört?! Wir kommen dort nicht hin!« »Oh, shishishishi, das ist aber blöd«, kratzte sich der junge Anführer verlegen den Nacken. »Doch, wir werden dort hinkommen«, meinte Law bestimmt. Die Rädchen in seinem Kopf begannen bereits zu arbeiten und die Grundsteine eines möglichen Szenarios zu legen, auch wenn ihm eigentlich wenig gefiel, wohin seine Überlegungen am Ende führen würden. Oder zu wem. »Wir halten an dem Plan fest. Caesar Crown und Doflamingo müssen aufgehalten werden. Diese Lieferung an Kaido darf den Hafen von Tokio nie verlassen.« »Und die Kinder müssen gerettet werden«, fügte Sanji an. Law bestätigte das durch ein knappes Nicken. »Und wie willst du das anstellen?«, fragte Ace. Die Skepsis in seinem Blick war kaum zu übersehen. »Hast du noch mehr Geheimnisse, von denen du uns vielleicht erzählen willst?« Nein, das wollte Law definitiv nicht. Es gab Dinge, von denen wollte er eigentlich niemandem etwas erzählen. Aber er würde es müssen, spätestens dann, wenn sein wahnwitziger Plan tatsächlich Gestalt annehmen sollte. »Ich werde euch davon erzählen, sobald ich sicher bin, dass es auch funktionieren wird. Vorher würde es gar keinen Sinn machen. Gebt mir ein paar Tage und haltet euch bereit. Ich werde euch informieren, sobald ich alles in die Wege geleitet habe.« »Alles klar, Torao! Wir werden auf dein Stichwort warten, hehe«, versprach der Strohhut. Lysop räusperte sich vernehmlich. »Ähm, darf ich vielleicht mein Veto einlegen...?« »Nein!« »Klappe Lysop!« Law wollte sich gerade zum gehen abwenden, als Viola überraschend nach seinem Arm griff und bat: »Law. Warte.« Während die anderen noch über die Einzelheiten ihre Mission beratschlagten, führte Viola Law ein wenig beiseite. »Ich weiß, bisher du hast keinen Grund mir zu vertrauen, deshalb will ich dich warnen. Doflamingo ist dir gegenüber misstrauisch, Law. Ich weiß nicht, ob er etwas von all dem hier ahnt«, mit einer knappen Handbewegung schloss sie den Raum und die Leute darin ein, »oder ob es nur seine Paranoia ist, aber sei auf der Hut. Gib ihm keinen Anlass, weiter an dir zu zweifeln.« Law kniff die Augen zusammen. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. »Lässt er mich beschatten?«, fragte er rau. Seit Jahren war sein Vorhaben, den Kartellkönig zu stürzen, endlich fast zum greifen nahe, jetzt durfte er sich keine Fehler mehr erlauben. Er musste noch vorsichtiger sein und alle Eventualitäten bedenken. »Das hat er, als du nach deiner Mission so lange nicht wieder aufgetaucht bist«, teilte Viola mit. »Aber im Moment nicht, nein. Er muss seine Ressourcen gerade anderweitig bündeln. Doch er ist argwöhnisch wegen deiner Verbindung zu diesem Konzerner. Ich habe es gesehen. Manchmal kann ich nachts in seinen Geist eindringen, wenn er schläft und ein paar Dinge aufschnappen...« Sie erschauderte. Ein Spiel mit dem Feuer, in dem Kopf des Kartellkönigs zu wühlen und sicherlich nicht selten furchteinflössend. Law mochte sich nicht einmal vorstellen, was Viola in dem Geist dieses Wahnsinnigen zu sehen bekam. Seine Achtung vor der Frau stieg merklich an. »Gib ihm etwas, das seinen Argwohn besänftigt. Liefere ihm ein paar Informationen und überzeuge ihn davon, dass du ihm noch immer treu ergeben bist«, riet Viola ihm. »Er liebt und achtet dich wie einen Bruder. Er beobachtet dich schärfer als alle anderen, aber er vertraut dir auch mehr als allen anderen.« Law rieb sich angespannt über die Brauen. Er hatte so etwas schon befürchtet und langsam zog sich die Schlinge um seinen Hals immer enger, die Luft wurde dünner. Und ihm wurde klar, dass er noch heute unbedingt mit jemandem reden musste. Er konnte das nun nicht mehr auf die lange Bank schieben. »Danke für den Hinweis.« Er verließ die Bar und begab sich zuerst noch einmal zu seiner Wohnung, um ein paar frische Klamotten und andere private Dinge für seine Schwester und sich selbst zu holen, bevor er sich dann auf den Rückweg nach Ikebukuro machte. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen und die Stadt erstrahlte im falschen Licht der farbenfrohen Werbebanner. Den gesamten Weg zurück zum Tower rang Law mit sich und seinem Gewissen. Er hatte hoch gepokert und Mugiwaras Bande gegenüber so getan, als wäre die Lösung ihrer Probleme bereits zum Greifen nahe und als wüsste er mit Bestimmtheit, wie sie diese schwierige, riskante Mission würden doch noch bewältigen können. Nichts mehr als ein Kinderspiel. Doch das war es ganz und gar nicht. Denn eigentlich war es undenkbar, was er plante und um was er Marco dafür bitten musste, aber der Konzerner war der Einzige, der ihm im Moment noch helfen konnte. Ohne Marcos Hilfe würden sie niemals nach Punk Hazard gelangen. Der Konzerner allein hatte die Mittel und die Möglichkeiten, um sie jetzt noch in die Forschungseinrichtung zu bringen und dabei hatte er Marco wirklich nicht in diesen ganzen Mist mit reinziehen wollen. »Verflucht...« Law nahm die Mütze ab, als er mit dem Aufzug im Newgate-Tower zur Gästeetage unterwegs war und knetete den plüschigen Stoff in den unruhigen Händen. Mit einem schweren Seufzen lehnte er den Hinterkopf gegen die Liftwand. Er war unendlich nervös und aufgewühlt. Alles in ihm drängte auf Flucht und auf Rückzug und das nicht nur, weil ihm bewusst war, dass er kurz davor stand, Marco endlich die ganze Wahrheit über sich zu erzählen. Nein, er musste sich eingestehen, dass er befürchtete, Marco könnte sich dann von ihm abwenden. Diese Vorstellung bereitete Law Unbehagen und er wollte sich dafür hassen, weil genau solch sentimentaler Mist passierte, wenn man sich auf andere Menschen einließ. Man machte sich abhängen von ihnen und wollte sie nicht mehr verlieren. Den Luxus dieser Gefühle konnte Law sich in seiner momentanen Lage kaum leisten und trotzdem ahnte er, dass Marcos Ablehnung und eine Zurückweisung von dessen Seite für ihn schwer zu verdauen wäre. Gottverdammt... er mochte diesen Kerl wirklich. Aber selbst wenn Marco ihn nach der Wahrheit mit anderen Augen sehen würde und das zwischen ihnen - was auch immer es war - damit vorbei wäre, er musste den Konzerner einfach irgendwie davon überzeugen, ihnen trotzdem zu helfen. An der ganzen Sache hing immerhin sehr viel mehr als nur seine persönlichen Befindlichkeiten. Doflamingo und Caesar Crown mussten aus dem Verkehr gezogen werden, da sie eine sehr reale Gefahr für viele unschuldige Leben darstellen. Der Aufzug hielt sanft in der Zieletage und Law straffte sich entschlossen. Am besten brachte er das Gespräch jetzt gleich hinter sich, sonst würde ihn sein Kopf wahrscheinlich nur in den Wahnsinn treiben, indem er sämtliche Eventualitäten zigmal durch- und zerdachte. Er musste sich dieser Sache jetzt stellen. Der Aufenthaltsraum war leer, bis auf ein paar Koffer, die wahrscheinlich von Jimbei stammten. Der japanstämmige Personalchef wollte ebenfalls vorübergehend hier einziehen. Law würde sich an der Gegenwart des ruhigen, höflichen Mannes sicherlich kaum stören. Allgemein empfand er die Gesellschaft im Tower als angenehm und fühlte sich nach den wenigen Tagen hier bereits heimischer, als er es all die Jahre über im Donquixote-Anwesen je getan hatte. Law klopfte an die Tür des Zimmers, das genau neben seinem lag und das Marco nun vorübergehend bewohnte, wie Jozu ihm unten noch mitgeteilt hatte. Der Konzernchef würde auch hier auf der Etage wohnen, bis die Reparaturarbeiten im Penthouse abgeschlossen waren. Es weckte eine seltsame Nervosität in Law, dass sie sich nun irgendwie so... nah waren. Aber Marco schien nicht da zu sein. Im Zimmer blieb es still. Doch Makino kam gerade aus ihrem Zimmer, ein paar Unterlagen auf dem Arm und stockte ihm Schritt, als sie Law bemerkte. »Oh, Hallo.« Sie lächelte ihm freundlich entgegen. »Suchst du nach Marco?«, schlussfolgerte die Ärztin richtig, als sie erkannte, vor welcher Tür er stand. Law schob die Hände in seine Hosentaschen und nickte. Er kam sich seltsam ertappt vor. »Ich muss mit ihm reden. Weißt du, wo er ist?« »Ja, er ist gerade bei deiner Schwester. Er wollte heute unbedingt noch eine Sitzung mit ihr abhalten. Aber er ist schon«, sie blickte kurz auf ihre Armbanduhr, »seit fast einer Stunde bei ihr. Er müsste eigentlich bald fertig sein. Soll ich ihm sagen, dass du da bist?« Sie lief zu Lamys Krankenzimmer, die Hand schon auf der Klinke. »Nein, schon gut, stör' ihn bitte nicht«, schüttelte Law den Kopf. »Ich warte einfach hier draußen im Aufenthaltsraum, bis er fertig ist.« Die Ärztin nickte mit einem sanften Lächeln und öffnete die Tür lautlos, um still und leise in das Zimmer zu schlüpfen und Law damit wieder allein mit seinen Gedanken zu lassen. Er holte das kleine, schwarze Notizbuch aus seinem Zimmer und ließ sich dann draußen in der Leseecke nieder. Wenn er unruhig war oder ihn etwas beschäftigte, half ihm oft das Zeichnen, auch wenn er in letzter Zeit eigentlich kaum noch Gelegenheit für diese Leidenschaft gefunden hatte, die ihn seit Kindesbeinen an begleitete. Er wusste nicht, wie lang er dort saß und den Stift gedankenverloren über das Papier führte, doch irgendwann öffnete sich die Tür von Lamy Zimmer und Marco trat heraus. Law senkte seine Finger mit dem Stift und starrte den Konzerner einen zu langen Herzschlag lang paralysiert an, bis ihm wieder bewusst wurde, dass sie dringend reden mussten. »Marco, ich muss mit dir...-« »Law... deine Schwester ist aufgewacht.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)