Weil es damals nicht sein sollte von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- April, drei Jahre später Etwas nervös zieht Miyuki einen Block und Stift aus ihrer Tasche und legt diese vor sich auf den Tisch, ehe sie sich neugierig in dem Raum umsieht, in dem sie an einem der zu einem O aufgestellten Tischen sitzt. Sie hat mit diesem Semester begonnen Grundschullehramt zu studieren und wird heute ihre erste Stunde mit ihrem Tutor haben. Sie ist gespannt darauf, wie das alles ablaufen wird. In dem Augenblick geht die Türe auf und ein junger Mann mit grauen Haaren kommt herein. “Hallo miteinander”, begrüßt er und lächelt strahlend in die Runde. “Mein Name ist Koshi Sugawara. Ich studiere jetzt im fünften Semester Grundschullehramt und bin für dieses Semester euer Tutor. Wenn ihr Fragen habt, dann zögert bitte nicht, mir diese zu stellen. Ob ich sie beantworten kann, werden wir dann ja sehen.” Er grinst, als Gelächter erklingt und lässt seine Augen über die anwesenden Studenten gleiten. Plötzlich stockt er und Erkennen tritt in seinen Blick. Seine Augen weiten sich ungläubig. Miyuki starrt ihn mit weit aufgerissenen und leicht geöffneten Mund ebenso an. Da fängt er sich wieder und lässt seinen Blick weitergleiten. “Ich würde vorschlagen, wir stellen uns alle kurz vor und dann machen wir die Einführung, was ihr alle erwartet. Ich fange an. Wie gesagt, ich heiße Koshi Sugawara und bin jetzt im fünften Semester. Früher habe ich gerne Volleyball gespielt, mehr oder weniger erfolgreich. Hier an der Uni hat es eine Hobbymannschaft, also wenn ihr Lust habt, wir freuen uns über Zuwachs. So, weiter geht es. Du bist dran.” Er deutet auf den jungen Studenten, der ihm am nächsten sitzt. “Oh Gott, sieht der süß aus”, flüstert Kaori Miyuki zu, die neben ihr sitzt. Diese nickt nur, ohne groß wahrzunehmen, was ihre Mitstudentin sagt. “Ob er wohl noch Single ist? Was meinst du, Miyuki?” “Ich … weiß nicht”, erwidert sie leise, ohne ihren Blick von dem Mann zunehmen, für den sie vor so langer Zeit Gefühle hatte. Ihr Herz schlägt viel zu schnell in ihrem Brustkorb. Als die erste Tutor-Stunde schließlich zu Ende ist, packt sie froh ihre Sachen wieder ein. Als ein Schatten vor ihr auf den Tisch fällt, sieht sie vorsichtig auf. Sugawara steht direkt vor ihr und lächelt sie an, doch auch er wirkt verunsichert. “Sakanoshita”, richtet er an sie, “es ist lange her.” Schüchtern nickt sie. “Das ist es, Suga. Ähm, Sugawara.” Nun schmunzelt er und seine Augen blitzen auf. “Bleib ruhig bei Suga, so hast du mich ja früher auch genannt. Alles andere wäre doch komisch.” “Ihr kennt euch?” Mit großen Augen sieht Kaori zwischen den beiden hin und her. “Ähm, ja, wir …” “Wir sind auf die gleiche Oberschule gegangen. Ich war ein Jahr über ihr”, beantwortet Sugawara die Frage und unterbricht damit Miyuki, die erneut verunsichert zu ihm aufblickt. Ob er es ihr übel nimmt, wie sie damals gehandelt hat? Doch da wendet er sich ihr erneut zu. “Hättest du vielleicht Lust, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen? Ich würde gerne wissen, wie es dir geht und wie es dir auch die letzten Jahre ergangen ist. Also … wenn du magst, natürlich. Ich könnte auch verstehen, wenn du, in Anbetracht dessen was war, nicht magst.” Nun ist er es, der verunsichert wirkt, doch das lässt ihn irgendwie süß wirken. Miyuki lächelt ihn aufrichtig an. “Sehr gerne, Suga.” “Jetzt gleich?” “Ja, warum nicht, ich habe keine Termine mehr.” Sie steht auf und schultert ihre Tasche. “Cool!” Wieder sieht er sie lächelnd an. “Kaori, wir sehen uns morgen”, wendet Miyuki sich dieser zu. Ihr ist jetzt schon klar, dass sie morgen Rede und Antwort wird stehen müssen. “Ja, bis dann.” “Bis zum nächsten Mal”, richtet auch Sugawara an Kaori, ehe er sich seiner Verabredung zuwendet. “Sollen wir?” “Natürlich.” ~🏐~ “Ich wusste noch nicht so genau, was ich machen will, als ich mit der Schule fertig war. Also bin ich erst ein halbes Jahr herumgereist und habe im nächsten Halbjahr noch Praktikas gemacht, unter anderem an einer Grundschule. Das hat mich darin bestärkt, Grundschullehramt zu studieren. Und so bin ich hier gelandet”, erklärt Miyuki und schließt ihre Hände um eine Tasse mit heißer Schokolade. Sie kann Kaffee bis heute nichts abgewinnen. “Ansonsten habe ich tatsächlich nicht so viel zu erzählen. Und du?” Sugawara schmunzelt, trinkt einen Schluck Kaffee aus seiner eigenen Tasse, während er die ihm gegenüber Sitzende die ganze Zeit über aufmerksam betrachtet, sie nicht aus den Augen lässt. “Hmm, auch nichts spektakuläres. Nachdem ich die Schule abgeschlossen habe, was du ja vielleicht noch mitbekommen hast, hab ich direkt angefangen zu studieren.” Schon werden Miyukis Wangen rot. Natürlich hat sie es mitbekommen. Auch wenn sie sowohl Sugawara als auch Sawamura damals aus dem Weg gegangen ist, hat sie den Abschluss der damaligen Drittklässler mitbekommen. Und um nicht zu lügen, sie war froh darüber, denn so musste sie sich keine Sorgen machen, dass sie einem der beiden über den Weg laufen würde. Die letzten Monate der beiden an ihrer Schule waren ein regelrechter Hindernislauf für sie gewesen. Sobald sie einen von ihnen erblickt hatte, hatte sie einen Haken geschlagen, um ihnen bloß nicht zu begegnen. Sie war sich sicher, dass es für sie alle drei so besser gewesen war. “Natürlich habe ich das mitbekommen.” Sie grinst schief. “Ich meine, unsere berühmten Volleyballer, zumindest drei, nehmen wir Shimizu dazu dann vier, haben unsere Schule verlassen. Nachdem sie uns zu den Nationalmeisterschaften gebracht haben.” Sugawara lacht laut und nickte. “Genau richtig! Wir sind die berühmten Volleyballer gewesen. Das muss ich Hinata unter die Nase reiben, wenn ich ihn mal wieder sehe.” “Hast du zu ihnen noch Kontakt?”, fragt Miyuki und spielt mit ihrer Tasse herum, ohne aufzusehen. In dieser Frage schwingt auch ein wenig die Frage mit, ob er noch zu Sawamura Kontakt hat. Der Ältere nickt. “Ja, haben wir. Wir versuchen in Kontakt zu bleiben. Es verbindet uns ja doch viel miteinander, beziehungsweise wir haben viel erlebt, was uns miteinander verbindet. Wusstest du, dass Tanaka und Shimizu inzwischen ein Paar sind?” Aufgeregt beugt er sich über den Tisch. Ein Lachen entkommt Miyuki bei seiner Reaktion. “Ja, das weiß ich. Nicht vergessen”, sie hebt einen Finger ermahnend nach oben, “ich war ebenso wie Tanaka noch an der Schule, als die beiden schon zusammen waren. Und ebenfalls nicht zu vergessen, euer Trainer …” “Ist dein Cousin, stimmt, wie konnte ich das vergessen?” “Richtig.” Miyuki kichert, ehe sie ihren Kopf lächelnd zur Seite legt. “Aber jetzt weiter im Text. Du als Grundschullehrer? Irgendwie hätte ich das nicht erwartet.” “Echt?” Er schnaubt, lehnt sich nach hinten und zieht seine Augenbrauen nach oben. “Warum das denn? Denkst du, ich bin so ein schlechter Lehrer?” Erschrocken weiten sich ihre Augen und sie schüttelt schnell ihren Kopf. “Nein, natürlich nicht!” Schon lacht Sugawara wieder. “Keine Sorge, ich veräpple dich doch nur ein bisschen. Aber ernsthaft, warum hast du es nicht erwartet?” Ein Schulterzucken folgt als Teil der Antwort. “Ich weiß nicht, ich habe es halt nicht auf dem Schirm gehabt. Also, Lehrer?” Nun zuckt er mit den Schultern und lächelt, während er seine Hände wieder um seine Kaffeetasse schloss. “Das wollte ich eigentlich schon, seit ich in der Grundschule war. Daher war ich auch in der Leistungsklasse. Und so bin ich hier gelandet.” Miyuki schmunzelt, als er ihre Formulierung von vorher verwendet. “Und sonst so? Wohnst du noch Zuhause? Pendelst du? Oder bist du auch im Wohnheim untergekommen?” Neugierig mustert er sie. “Ich habe mit meinen Eltern besprochen, dass ich es erst einmal mit pendeln versuche. Wenn das nichts ist, dann schaue ich nach einem Zimmer im Wohnheim. Deiner Aussage nach kann ich entnehmen, dass du hier im Wohnheim wohnst, Suga?” “Ja, richtig.” “Ist sicherlich entspannter, als immer noch eine Weile im Zug zu sitzen.” “Ach, wäre auch gegangen, ist ja nur ne knappe Stunde von hier. Aber trotzdem, so ist es es ganz angenehm. Und das Beste”, er deutet auf Miyuki, “ich wohne allein. Naja”, er seufzt und verzieht sein Gesicht, “weißt du, was der Nachteil daran ist?” “Was?” Fragend blickt sie ihn an. “Ich wohne allein.” Während sie verwirrt blinzelt, grinst er sie an. “Ich bin für mein Essen selbst verantwortlich. Und auch für meine Wäsche. Das war daheim doch entspannter.” Ein Lachen entkommt der jungen Frau, während sie ihren Kopf schüttelt. “Verhungerst du oder kannst du dich versorgen?” “Hey, ich kann inzwischen ganz annehmlich kochen … behaupte ich jetzt mal.” “Ah ja. Wie viele sind bisher gestorben?” Kurz legt Sugawara seinen Kopf schräg, ehe er gespielt seinen Finger hin und her schwenkt. “Niemand.” “Na hoffentlich.” “Ich beweise es dir gerne. Hast du Lust, mal zum essen zu mir zu kommen? Du bist herzlich eingeladen. Ich koche dir etwas Leckeres.” “Und wenn ich dann drauf gehe?” “Keine Sorge, ich kenne da einen Polizisten … ähm, angehenden Polizisten, der mich sofort rausboxen würde.” Wieder lacht Miyuki. “Da hast ja dann nur du gewonnen.” “Einer von uns beiden reicht doch …” “Hey!” Sie langt über den Tisch und stößt ihm die Hand gegen den Oberarm, ehe sie wieder lachen muss. “Autsch, du hast ja einen Schlag drauf”, jammert Sugawara und reibt sich den Arm. “Erzähl keinen Quatsch, Suga! Aber”, kurz wirkt seine Gegenüber unsicher, “war das ernst gemeint?” “Was denn?”, fragt er und lässt seine Hand sinken. “Dass du für mich kochen würdest …” Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen, das alles an ihm einnimmt. “Ja, habe ich. Egal was vorgefallen ist”, er dreht seine Tasse ebenfalls verunsichert vor sich hin und her, “ich finde es wirklich schön, dich wieder getroffen zu haben. Ich habe oft an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl geht … daher … ich fände es schön, ein wenig mehr von dir zu erfahren.” Als sie ihn mit geweiteten Augen anblinzelt, richtet er sich abrupt auf. “Das soll nicht heißen, dass ich mehr von dir will. Ich will nicht da anschließen, wo wir aufgehört haben … Ich will dich kennenlernen, neu kennenlernen … Wenn du es auch magst.” Auch Miyuki lächelt und nickt. “Das würde ich wirklich sehr gerne, Suga.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)