Weil es damals nicht sein sollte von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Die nächsten drei Tage sind ein Spießrutenlauf für Miyuki. Sie ist überfordert, mehr als nur ein wenig. Sie hat keine Ahnung, was sie machen soll. Da sind zwei junge Männer, die ihr beide gesagt haben, dass sie Gefühle für sie haben. Mit dem einen hat sie sogar geschlafen, während ein einzelner Kuss von dem anderen mehr in ihr ausgelöst hat, alles alles mit dem anderen zusammen. Das was aber das Schlimme daran ist: die beiden sind beste Freunde. Und der eine weiß vom anderen nicht, dass dieser auch etwas für sie empfindet. Sie kann Sugawara und Sawamura nie wieder unter die Augen treten. Wie soll sie sich verhalten, wenn einer der beiden sie anspricht? Was soll sie sagen? Tun? Und vor allem: Was wollen die beiden von ihr hören? Verzweifelt reibt sich Miyuki mit beiden Händen ihr Gesicht, während sie ihre Ellenbogen auf ihrem Pult abgestützt hat. Bereits seit drei Tagen geht sie den beiden aus dem Weg, bisher voller Erfolg. Doch das wird sie das restliche, noch knapp halbe und vor allem letzte Schuljahr der Drittklässler sicherlich nicht schaffen. Wie denn auch? Vor allem, wie als ob sowohl Sawamura als auch Sugawara das zulassen würden. Im nächsten Augenblick ist zwei Plätze hinter ihr Kinoshitas Stimme laut zu hören. “Suga, was machst du denn hier?” Miyuki erstarrt, alles an ihr spannt sich an, während sie es schafft, nur ihre Augen leicht zur Seite zu drehen, so dass sie den Drittklässler in der Türe ihres Klassenzimmers erkennt. Nein, bitte nicht! Sie weiß doch noch nicht, was sie tun soll! Er darf nicht … Sie erkennt, dass sein Blick auch auf sie gerichtet ist und zwingt sich dazu, ihr Buch in die Hand zu nehmen und hinein zu schauen, ihn nicht mehr anzublicken! Er darf auf keinen Fall zu ihr kommen! Trotzdem nimmt sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers war, als er direkt an ihr vorbei läuft und zu seinem Mannschaftskollegen tritt. “Hey Hisashi.” “Was kann ich denn für dich tun, Suga? Du kommst doch sonst nie hierher.” “Äh, ja, das stimmt wohl.” Ein leises, leicht peinliches Lachen, entkommt dem Älteren. “Du hast doch demletzt mal von dem Buch erzählt, das du gerade liest. Und ich wollte es mir auch mal anschauen. Kannst du mir bitte den Titel nochmal sagen?” Kurz herrscht Stille. Miyuki blinzelt ungläubig. Wie bitte? Angeblich ist er wegen einem Buch hier? Das … das ist doch so etwas von vorgeschoben! “Ähm, also … es ist ein Manga, den ich gerade lese …”, erklingt Kinoshitas Stimme ungläubig. Anscheinend kann er auch nicht ganz glauben, dass die Frage ernst gemeint ist. “Ah, ein Manga. Das … ja, den meinte ich wohl.” “Wenn du willst, bringe ich ihn dir morgen mit …” “Oh ja, sehr gerne. Danke dir. Dann … sehen wir uns nachher beim Training.” “Ja, das tun wir, Suga. Bis dann.” Immer noch schwingt Verwirrung in Kinoshitas Stimme mit. Es erklingen Schritte, die anzeigen, dass Sugawara wieder zurückläuft. Auf der Höhe von Miyukis Tisch bleibt er stehen, während ihr Herz einen ungesunden Rhythmus annimmt. “Sakanoshita”, gibt er leise und verunsichert von sich. Anstatt zu antworten schmeißt sie ihren Oberkörper auf der anderen Seite des Tisches zu ihrer Tasche, die dort steht, hinunter. Fieberhaft kramt sie darin herum, wie als ob sie etwas suchen würde. Da spürt sie seine Finger auf ihrer Schulter und erstarrt, während ihr Herzschlag sich nun nicht mehr gesund anfühlt. Die Rettung erklingt in Form der Schulglocke, die das Ende der kurzen Pause zwischen den Stunden bekundet. Erleichtert nimmt Miyuki war, wie sich seine Finger zurückziehen und er nach einem kurzen Zögern davon geht. Vorsichtig richtet sie sich auf und schielt ihm hinterher. Kaum dass er den Raum verlassen hat, sackt alles in ihr zusammen und sie stößt die Luft aus, von der ihr gerade erst klar wird, dass sie sie angehalten hat. Vorsichtig sieht sie hinter sich, wo Kinoshita steht und Sugawara verdutzt ebenfalls hinterher sieht. Dann legt sich sein Blick auf sie. Er öffnet seinen Mund, will wohl etwas sagen, ehe er innehält und ihn wieder schließt. Stattdessen runzelt er seine Stirn. Schnell dreht sich Miyuki wieder nach vorne. Nein, sie kann und will ihm nicht Rede und Antwort stehen müssen, denn dass bei ihrem Klassenkameraden gerade einige Fragen aufgetaucht sind, ist ihm anzusehen. Aber wie soll sie Fragen beantworten, wenn sie noch nicht einmal Antworten auf ihre eigenen Fragen hat? ~🏐~ Seitdem Sugawara in ihrem Klassenzimmer aufgetaucht ist, ist Miyuki mehr als angespannt. Bei jedem kleinen Geräusch zuckt sie zusammen. Wie soll sie ihm und Sawamura aus dem Weg gehen, wenn die beiden da auftauchen können, wo sie ist? Und wie wirkt es, wenn sie verschwindet, sobald einer der beiden kommt? In was ist sie da eigentlich reingeraten? Sawamura wird so etwas doch sicherlich nicht machen! Er ist viel zu beherrscht und ruhig. Er denkt lieber zweimal nach, bevor er etwas tut. Obwohl, als er mit ihr geschlafen hat, hat er eindeutig auch nicht nachgedacht. Nicht ein einziges Mal sogar. Trotzdem, er wird nicht das gleiche machen wie Sugawara. Vermutlich wird er sie eher nach dem Training oder so abfangen, das würde schon mehr zu ihm passen. Doch sie hat die Rechnung ohne den Kapitän des Volleyballclubs der Karasuno gemacht, den bereits in der nächsten Pause ist er es, der in der offenen Türe des Klassenzimmers auftaucht. Als sein Blick auf Miyukis fällt, ist diese erneut wie erstarrt. Warum macht er das? Schnell dreht sie ihren Kopf und beugt sich zu ihrer Tasche hinunter. Einfach so tun, als würde sie etwas suchen, so tun, als wäre er gar nicht da! Ist er auch nicht, ist er nicht, ist er nicht … “Hey Daichi.” Kinoshita klingt verunsichert. Dass Sugawara zu ihm kommt, ist unwahrscheinlich. Dass Sawamura zu ihm kommt, noch sehr viel unwahrscheinlicher. Und doch sind nun beide da gewesen beziehungsweise jetzt gerade vor Ort. “Kinoshita.” Sawamura klingt unsicher, dann scheint er sich einen Ruck zu geben. “Ich hätte da eine Frage an dich.” “Aha. Und was genau?” Der Angesprochene klingt misstrauisch, was ihm Miyuki nicht übel nehmen kann, wäre sie auch. “Du, ähm, hast du demletzt nicht von … ähm …” Sawamura scheint krampfhaft einen Grund dafür zu suchen, hier zu sein. “Du hast von einer Serie geredet, die du geschaut hast. Wie hieß die noch einmal?” Miyukis Kopf schießt in die Höhe und nach hinten. Ernsthaft? Das ist ja noch unglaubwürdiger als Sugawaras Frage nach dem Buch, das Kinoshita gelesen hat. Eine Serie? Noch deutlicher kannst du gar nicht sagen, dass du nicht deswegen hier bist! Genau diese Gedanken scheint Kinoshita auch zu haben. Trotzdem beantwortet er verwirrt die Frage, wobei ihm anzusehen ist, dass er nicht glaubt, dass diese ernst gemeint ist. “Okay, danke dir. Dann bis nachher.” Sawamura grinst schief und fährt sich mit einer Hand durch die Haare, die daraufhin vom Kopf abstehen. “Ja, bis nachher.” Dann dreht sich der Kapitän um und sein Blick fällt auf Miyukis. Ein sanftes Lächeln erscheint um seine Lippen, ehe er wieder ernst wird. Er macht einen Schritt auf sie zu und bleibt abrupt stehen, als Miyuki aufspringt. “Ich … ich muss … zur Toilette.” Und wie als ob eine Horde wilder Löwen hinter ihr her ist, rennt sie aus dem Klassenzimmer. Als sie ein paar Minuten später zurückkommt, sich dabei immer umsehend, dass Sawamura wirklich weg ist, steht Kinoshita an ihrem Pult. Er sitzt sogar leicht darauf, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und hebt seine Augenbrauen, als sie sich setzt. “Was?”, fährt Miyuki ihren Klassenkameraden an. Der hebt eine Hand und greift mit den Fingern der anderen Hand nach seinem Zeigefinger. “Vorher war zuerst Suga da.” Die Finger greifen nach dem Mittelfinger, den er zusammen mit dem Zeigefinger in die Höhe hebt, alle anderen eingeklappt. “Und dann Daichi. Beide mit total sinnlosen Fragen, die auch überhaupt keinen Sinn ergeben. Suga will einen meiner Mangas lesen? Daichi die Serie schauen, die ich auch sehe? Von der ich ihm noch nie erzählt habe? Alles unlogisch. Aber dann deine Reaktion. Wie beide bei dir stehen bleiben und du dich daraufhin verhältst als wärst du ein Kaninchen, das Unterschlupf in seinem Bau sucht und das total verzweifelt. Ich meine, erst wärst du fast in deine Tasche gekrochen und jetzt gerade fliehst du ganz aus dem Klassenzimmer? Beide danach total geknickt? Das lässt für mich nur einen Schluss zu.” Langsam zieht Miyuki ihren Kopf ein. “Sie sind nicht meinetwegen oder wegen einem Manga oder einer Serie hier gewesen sondern nur deinetwegen. Bei Suga glaube ich das ja auch sofort, ich meine, der steht total auf dich, was wir aus dem Volleyballclub inzwischen alle wissen und …” Kinoshita wird rot, anscheinend hat er das nicht sagen wollen. “Ähm, okay, falls du es bisher noch nicht wusstest, weißt du es eben jetzt. Aber Daichi? Ich dachte, ihr beide könnt euch nicht ausstehen.” “Bitte Kinoshita”, verzweifelt sieht Miyuki ihn an, “stell mir keine Fragen, die ich dir nicht beantworten kann.” “Aber …” Schnell hebt sie ihre Hand. “Bitte. Es ist … ich bin gerade auch … ich weiß nicht … ich …” Sie stammelt nur herum, bringt keinen sinnvollen Satz hervor, was ihm wohl klar macht, dass es ihr wirklich nicht sonderlich gut geht und damit auch ihr blasses Gesicht, die Augenringe und ihr fahriges Verhalten der letzten Tage erklärt. Er legt ihr eine Hand auf die Schulter und lächelt sie aufmunternd an. “Alles okay, Sakanoshita, ich werde nicht weiter fragen oder nachbohren. Aber wenn du jemanden zum reden brauchst, auch über die beiden Schwachköpfe”, er zeigt mit seinem Daumen auf sich und zwinkert ihr grinsend zu, “dann bin ich dein Mann.” Ein ehrliches Lächeln erscheint auf ihren Zügen, vermutlich das erste aufrichtige in den letzten Tagen. “Ich danke dir.” “Jederzeit.” Er stellt sich aufrecht hin, ehe er sich schnell nochmal zu ihr herum dreht und sie mit weit aufgerissenen Augen anblickt. “Bitte sag ihnen nicht, dass ich sie Schwachköpfe genannt habe!” “Keine Sorge, das werde ich ihnen nicht sagen, niemals. Versprochen.” Falls sie überhaupt jemals wieder mit ihnen sprechen wird … “Danke dir”, ist es nun an Kinoshita zu sagen, ehe er zu seinem Platz zurück geht. Ein Seufzen entkommt Miyuki, während sie ihre Arme vor sich auf den Pult legt und ihren Kopf darauf sinken lässt. Sie will das alles einfach nicht. Wie ist sie nur hier herein geraten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)