Weil es damals nicht sein sollte von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Vorsichtig lugt Miyuki am Eingangstor vorbei. Sie will Sawamura nicht begegnen, nicht nach gestern und nicht, nachdem ihr nicht einmal klar ist, was sie eigentlich will! Er hat sie gestern mehr als nur durcheinander gebracht. Erleichtert seufzt sie auf, als sie ihn nicht auf dem Schulhof erspäht. Jetzt muss sie einfach nur schnell in das Schulgebäude hinein und … “Guten Morgen Sakanoshita, es ist schön dich zu sehen!”, erklingt eine begeisterte Stimme hinter ihr. Oh Gott, wo Sugawara ist, da ist doch meistens auch … Langsam dreht die Angesprochene ihren Kopf und blickt über ihre Schulter, wo der Drittklässler steht und sie breit angrinst. Hinter ihm Azumane und … Sawamura. Oh Gott. Oh Gott! Oh Gott, oh Gott! “G-guten Morgen”, stottert sie, während sie sich ganz herum dreht und ihr Blick gleitet automatisch zu Sawamura, der seine Zähne zusammen zu beißen scheint, denn seine Wangenknochen stehen stark hervor. “Ähm, ich …”, sie blinzelt unsicher, “ich muss rein …” Sugawara sieht ihr seufzend hinterher, ehe er über seine Schulter blickt. “Mensch Daichi, du verscheuchst sie echt die ganze Zeit über. Ich wollte sie ja eigentlich auch zu unserem Grillen mitnehmen, aber da deine Wenigkeit auch dabei war, hat sie von vorneherein abgelehnt.” “Was ja auch Sinn macht. Wir hätten auf die Streitereien der beiden gar keine Lust gehabt”, erwidert Azumane trocken. “Ach haltet doch eure Klappe, alle beide!”, knurrt Sawamura und läuft an seinen Freunden vorbei. Auf dem Weg ins Schulgebäude unterdrückt er ein Aufstöhnen. Verdammt, was soll das nur? Eigentlich war sein Plan, alles zu vergessen. Den Kuss gestern Abend und in allererster Linie sie selbst. Sie bringt ihn mehr als nur durcheinander und gestern hat er sich nicht mehr zurückhalten können, als sie so vor ihm stand. Dabei weiß er doch ganz genau, dass er das nicht tun sollte. Sie … sie ist nicht für ihn bestimmt, sicherlich nicht! Er muss sich zusammenreißen, er muss ein guter Freund sein. Er darf seinen Gefühlen und Sehnsüchten sie betreffend einfach nicht nachgeben! Nie wieder! Und trotzdem … alles in ihm schreit nach ihr, danach, sie wieder zu küssen. Sich mit ihr zu vereinen und ihr so nahe zu sein, wie es nur geht. Sie … “Halt die Klappe”, knurrt er sich selbst an, gerichtet an seinen Kopf und seine Gedanken. “Wir haben doch gar nichts gesagt”, bringt Azumane verwirrt hervor. Das Ass und Sugawara haben zu ihrem Kapitän aufgeschlossen, was dieser gar nicht mitbekommen hat. “Äh …” “Tja, anscheinend denkt Daichi, wir sind Hinata, Kageyama, Tanaka oder Noya! Denen muss man auch immer alles doppelt sagen. Aber so”, und schon schlägt Sugawara seinem besten Freund mit Schwung gegen den Rücken, “sind wir zum Glück nicht.” “Na ein Glück”, bringt Azumane erneut trocken hervor. Sawamura hält mit den beiden, die einfach weiterlaufen, mit, sagt jedoch kein Wort mehr. Was soll er auch sagen? Hey, ich hab Sakanoshita gestern einfach geküsst? Ich mag sie? Obwohl ich weiß, dass ich das nicht sollte? Nein, nichts davon kann er von sich geben. Er und Sugawara verabschieden sich von Azumane, der in einer anderen Klasse ist. Kaum dass er sich gesetzt hat, merkt Sawamura, dass Sugawara neben ihm stehen geblieben ist. Eigentlich sitzt dieser zwei Plätze hinter ihm. “Ist was?” Fragend sieht er seinen besten Freund und Vize an. “Ist bei dir alles okay, Dai?” Besorgt mustert der Ältere ihn. Schon sieht sich alles in dem Angesprochenen zusammen. Was soll er antworten? Die Frage ist nein, es ist nicht alles okay. Aber … das kann er nicht sagen, nicht ihm. Daher: “Klar.” “Hmm.” “Wirklich Suga.” Sawamura lacht auf. Hoffentlich merkt sein Gesprächspartner nicht, dass dieses Lachen nicht echt ist. “Mir geht es gut. Ich mache mir nur viele Gedanken. Ich meine, die ganzen Spiele, die noch vor uns liegen. Das Training. Die Stärke der Einzelnen … es ist einfach viel zu tun.” “Aha.” Okay, Sugawara durchschaut ihn, natürlich. Wie als ob er ihm etwas vorspielen könnte … Doch dieser wäre nicht sein bester Freund, wenn er nun nicht richtig handeln würde. “Gut, alles klar. Sag, wenn du Hilfe brauchst.” Er zwinkert und deutet mit einem Daumen auf sich. “Ich bin schließlich dein Vize, dafür bin ich da.” Damit klopft er ihm noch einmal auf die Schulter, ehe er sich auf seinen eigenen Platz begibt. Wieder unterdrückt Sawamura ein Seufzen. Wie gerne würde er mit seinem besten Freund über alles reden, aber das geht nicht. Nicht bei diesem Thema. ~🏐~ Mit einer Hand öffnet sie ihren Spind, um im nächsten Moment die Bücher, die sie in der anderen Hand hält, hinein zu legen. Sie holt die Bücher für die nächste Stunde heraus und macht einen Schritt nach hinten, um den Spind zu schließen. Doch soweit kommt sie gar nicht, denn kaum dass sie nach hinten getreten ist, erhält sie von der Seite einen ordentlich Stoß und noch ehe sie reagieren kann, landet sie bereits auf dem Boden. “Autsch”, entkommt ihr, als sie mit dem Ellenbogen auf den Schulflur kracht. “Oh nein, das tut mir wirklich leid!” Bei der Stimme spannt sich Miyuki an. Das ist jetzt nicht wirklich passiert! Nicht er, bitte nicht er! “Sakanoshita, alles in Ordnung?” Besorgnis klingt in seiner Stimme mit und da kniet er schon neben ihr und seine Hand berührt sanft ihre Schulter. Mit großen Augen blinzelt sie Sawamura an, dessen dunkle Augen auf ihre gerichtet sind. “A-alles okay”, stottert sie und rutscht ein Stück zur Seite, um dadurch seine Hand von sich zu lösen. “Wirklich? Du hast einen Schmerzlaut von dir gegeben.” Warum klingt seine Stimme so besorgt? Er ist doch sonst nicht so und … Nein, sie muss das vergessen. Er hat die Anti-Sympathie ihr gegenüber nur vorgespielt, das hat er gestern doch zugegeben. Als er sie … Ihr Blick wandert zu seinen Lippen, starren darauf. Als er sie geküsst hat. Ein Räuspern entkommt ihm und da wird ihr klar, dass er ja immer noch vor ihr sitzt und voll mitbekommen hat, dass sie ihn anstarrt. Nein, auf welcher Stelle von ihm ihre Augen gerade noch gelegen haben. Denkt er jetzt auch an ihren Kuss? Nicht nur jetzt, die ganze Zeit über, so wie sie? “Alles gut”, murmelt sie und sieht schnell vor sich auf den Boden, wo sich das Zeug von ihr verteilt hat, das aus ihren Händen gefallen ist. Auch ihr Gegenüber nimmt es wahr und fängt mit flinken Fingern an, die Sachen aufeinander zu stapeln. Als er alles hat, richtet er sich auf und auch Miyuki macht, dass sie auf ihre Beine kommt. Da drückt ihr Sawamura den Stapel in die Hände. Er blickt auf und erstarrt, ehe er sich wieder ihr zuwendet, ihr aber nicht in die Augen sieht. “Ich habe es dir übrigens schon mal gesagt”, bringt er auf einmal laut und mit eiskalter Stimme hervor, “du sollst nicht so gedankenlos rumlaufen, auf dem Flur sind noch mehr Menschen als nur du unterwegs!” Und dann läuft er einfach los, an ihr vorbei und macht, dass er weg kommt. Verwirrt dreht sich die Stehengelassene um und sieht ihm hinterher. Was war das schon wieder? Dieser Stimmungswechsel von besorgt zu eiskalt, der sich auch auf seine Augen ausgewirkt hat. Erst hat er sie schon fast liebevoll betrachtet, dann plötzlich verachtend. Doch da entdeckt sie, was der Grund dafür ist, dass er plötzlich wie ausgewechselt gewesen ist. Sie verdreht ihre Augen, ehe sie eine Hand hebt und Narita und Ennoshita zuwinkt, die im Schulflur stehen und in ihre Richtung sehen. Beide erwidern das Winken, wirken dabei aber ertappt. Genervt macht sich Miyuki auf den Weg zurück in ihr Klassenzimmer, wo sie sich gleich darauf auf ihren Stuhl gleiten lässt. Er soll sich dieses Verhalten einfach sparen! Entweder mag er sie und steht dazu oder er lässt es! Er darf sie nicht küssen und sie dann wieder von sich stoßen! Was soll das? Ist ihm nicht klar, was das in ihr anrichtet? Sie mag ihn schließlich auch! Sie erstarrt plötzlich, als ihr dieser Gedanke klar wird. Sie. Mag. Ihn. Sie mag Daichi Sawamura, der sie die letzten Monate wie den allerletzten Dreck behandelt hat. Und dann küsst er sie und plötzlich kann sie ihn leiden? Verdammt, was soll das? Genervt von sich selbst und auch ein wenig von dem dummen Kerl, der ihre Gedanken einfach nicht mehr loslässt, sich regelrecht darin verbissen hat, greift sie nach dem Stapel, den er ihr vorher in die Hände gedrückt hat, nachdem er ihre Sachen aufgesammelt hat. Sie steckt die Unterlagen, die sie in dieser Stunde nicht braucht, in ihre Tasche. Und dann hält sie plötzlich einen kleinen, zusammengefalteten Zettel in den Händen. Verwundert faltet sie ihn auseinander. Ihre Augen weiten sich erstaunt, als sie den darauf geschriebenen Text liest. Sakanoshita, bitte triff dich nach dem Volleyballtraining um 18 Uhr mit mir bei der Sporthalle. Bitte komm, ich warte auf dich. D.S. Ungläubig sieht sie den Brief an. Was? Er will sich mit ihr treffen? Aber … Nachdenklich kaut sich Miyuki auf der Unterlippe herum, ihre Finger graben sich in das kleine Papier und reißen es dabei ein. Er will sie wirklich treffen. Was soll sie machen? Hingehen? Wegbleiben? Aber … Nein, sie muss die Sache endlich klären! Sie muss wissen, was los ist, was sein Problem ist! Was das Problem ist, dass er sie angeblich nicht mögen darf! Denn wenn er es wollen würde, dann dürfte es doch kein Problem sein, oder? Keshin hat ja gesagt, er hätte damit kein Problem, wenn einer seiner Volleyballer und sie … Und vielleicht … würde er sie ja auch nochmal küssen. Unbewusst landen Miyukis Finger auf ihren Lippen, die zu prickeln beginnen, als sie sich an gestern zurückerinnert. Kaum dass ihr bewusst wird, was sie da tut, reißt sie ihre Hand herunter und ihre Wangen werden warm. So ein Quatsch aber auch! Mit der anderen Hand knüllt sie Sawamuras Brief zusammen. Sie beißt ihre Zähne zusammen. Von wegen küssen! Sie wird ihn zur Rede stellen, ganz klar! Ihm sagen, dass er das nicht bringen kann und ihm sagen, dass er ein Vollidiot ist! Jawohl, genau das wird sie machen. So und nicht anders! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)