Wo die Liebe hinfällt von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Da ist er wieder. Zurück, nach fast zweieinhalb Jahren. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht drückt Viktor die Klingel unter dem Namensschild >Daichi/Uesugi<. “Ja?”, erklingt eine Stimme durch die Sprechanlage des Mehrfamilienhauses. “Hey, ich bins.” “Viktor! Komm hoch!” Der Stimme seiner Schwester ist die Begeisterung anzuhören. Nachdem er die vier Stockwerke hinauf gelaufen ist, kommt Conny ihm im Hausflur schon entgegen. “Bruder!”, ruft sie laut und wirft sich ihm im nächsten Augenblick in die Arme. “Schwesterchen”, gibt er von sich und drückt sie an sich. “Du bist endlich wieder da!” “Ja, so sieht es aus.” Dem Älteren entkommt ein Lachen. “Hast du mich etwa vermisst?” Beleidigt pustet die Jüngere ihre Backen auf. “Wenn ich dich reinlassen soll, dann sei jetzt lieber nett zu mir.” Auf diese Aussage lacht Viktor auf und legt einen Arm um seine Schwester. “Ach Schwesterchen, sieh es so: Ich zumindest habe dich vermisst und ich freue mich, dich zu sehen.” Sie kichert auf die Beichte. “Ich dich natürlich auch, großer Bruder. Und nicht nur ich. Komm mit, du wirst da drinnen schon sehnsüchtig erwartet.” “Das glaube ich sofort. Ist er heute überhaupt mal ruhig irgendwo gesessen?” Zusammen gehen die Geschwister zu der geöffneten Wohnungstüre. “Natürlich nicht! Ich meine, das macht er ja sowieso nie, du kennst ihn. Aber heute war er noch aufgedrehter als sonst”, antwortet Conny schmunzelnd. “Etwas anderes war nicht zu erwarten.” Die beiden Uesugis müssen schmunzeln. Sie kennen Connys Verlobten schon lange genug und wissen, wie er ist. Kurz darauf stehen sie in dem großen und geräumigen Wohn-Esszimmer von Connys und Gregors Wohnung. “Viktor!” Und schon steht Gregor begeistert und mit leuchtenden Augen vor seinem Mentor. “Gregor. Schön, dich wieder persönlich und nicht nur über einen Bildschirm zu sehen.” “So sehe ich das genauso. Und dass du wieder hier bist, bedeutet auch”, zufrieden reibt der Jüngere mit blitzenden Augen seine Handflächen gegeneinander, “dass ich bald wieder gegen dich antreten und dir ein Tor nach dem anderen in den Kasten hauen kann.” Auf diese Kampfansage blitzen auch Viktors Augen zufrieden auf. “Du wirst keine Chance haben, das kann ich dir sagen!” “Wenn du wüsstest!” Die beiden Männer wirken sehr zufrieden, schon allein bei dem Gedanken, bald wieder gegeneinander antreten zu können. “Ihr könnt wirklich an nichts anderes als an Fußball denken, oder?”, erklingt eine amüsierte Stimme und zieht die Aufmerksamkeit des Rückkehrers auf sich. “Oh, Elsa.” Mit einem breiten Grinsen geht er auf die junge Frau zu und schließt sie in die Arme. “Schön dich zu sehen.” Nachdem er die Umarmung gelöst hat, sieht er sich fragend um. “Wo ist denn deine bessere Hälfte?” Als er Elsa wieder anblickt, erkennt er, dass diese ihr Gesicht etwas gezwungen verzieht. “Falls du Mario meinst, von dem ich gerade ausgehe, er ist nicht da.” “Nicht?” Verwundert mustert Viktor sie. “Ihr seid doch eigentlich immer zusammen.” “Nicht mehr. Wir haben uns vor fast drei Monaten getrennt.” Diese Nachricht trifft den Älteren, überfährt ihn regelrecht. Seine Augen weiten sich schockiert. “Ihr … was?” Sie zuckt mit ihren Schultern, grinst nun schief. “Du hast es schon richtig verstanden, aber es ist alles okay so.” “Was soll daran bitte okay sein? Wie könnt ihr beide euch getrennt haben? Ihr wart doch immer ein Traumpaar!” Ein Seufzen entkommt Elsa, die sich herum dreht und zum Sofa geht, auf das sie sich sinken lässt. Viktor folgt ihr und setzt sich mit etwas Abstand zu ihr, lässt den schockierten Blick nicht eine Sekunde von ihr weichen. “Vielleicht ist das ja mit ein Grund, dass alle immer denken, dass wir ein Traumpaar sind. Es hat es uns zumindest nicht einfacher gemacht …” Sie runzelt leicht ihre Stirn, ehe sie Viktor mit schräg gelegtem Kopf ansieht. “Wir haben uns in Freundschaft getrennt, zwischen Mario und mir ist wirklich alles gut. Wir haben beide, unabhängig voneinander, bemerkt, dass wir nicht mehr glücklich sind, dass unsere Beziehung uns nicht oder nicht mehr das gibt, was wir erhoffen, erwarten … Wir haben gemeinsam beschlossen, drei Wochen Pause einzulegen und ich habe bei meinen Eltern gewohnt, er ist in unserer Wohnung geblieben. In der Zeit hatten wir keinen Kontakt. Nach den drei Wochen haben wir uns dann getroffen und miteinander geredet. Es …”, sie stockt und sucht nach Worten, ehe sie leise lacht, “es war seltsam. Wir beide haben uns in dieser Zeit so befreit gefühlt. Es ging uns viel besser und wir haben uns gegenseitig nicht wirklich vermisst. Schlussendlich haben wir dann entschieden, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Aber nur unter unserer Beziehung, nicht unter unsere Freundschaft.” Elsas Finger verschränken sich ineinander und ihr Blick wird traurig. “Am nächsten Morgen habe ich ihm geschrieben. Ich habe die Nacht und auch die folgenden Tage nur weinend verbracht. Ich habe allerdings nicht geweint, weil ich es für einen Fehler gehalten habe, dass wir uns getrennt haben, sondern deshalb, weil es mir bewusst wurde, dass es wirklich zu Ende war. Wir waren immerhin fast sieben Jahre zusammen, wir haben viel, eigentlich fast alles miteinander erlebt. Er war fast ein Drittel meines Lebens an meiner Seite. Und das war es, was weh getan hat. Ich sehe es immer noch als die richtige Entscheidung an, dass wir uns getrennt haben, es geht uns beiden gut mit dieser Entscheidung, aber trotzdem, es ist auch irgendwie hart, wenn eine Person eigentlich immer um einen herum war und dann von einem auf den anderen Tag plötzlich nicht mehr.” Als sie schweigt, lässt sich Viktor kopfschüttelnd gegen die Lehne des Sofas fallen. “Ich habe mit viel gerechnet, aber nicht mit so einer Nachricht, Elsa, eher damit, dass ihr euch auch endlich verlobt habt und damit meiner Schwester und deinem Bruder gleichzieht aber nicht mit einer Trennung. Ich bin wirklich schockiert.” Ein Lachen entkommt der jungen Frau. “Das glaube ich dir sofort. Wir haben alle in unserem näheren und auch entfernteren Umfeld schockiert. Jeder hat wohl mit einer Verlobung gerechnet, keiner damit, dass sich unsere Wege, vor allem nach dieser langen Zeit, trennen. Aber es war für uns das richtige, ist es auch immer noch. Wir sehen uns auch noch häufig und freuen uns immer, uns zu sehen. Er ist für mich so etwas wie ein bester Freund, schon fast Bruder, aber nicht wie ein Geliebter. Ihm geht es, was mich betrifft, genauso. Wir sind Freunde und ich bin wirklich froh darüber. Wenn wir die Beziehung fortgesetzt hätten, einfach weil wir das Gefühl haben, wir müssen, wir dürfen uns nicht trennen, dann hätte es irgendwann geknallt. Ich bin froh, dass wir es nicht soweit haben kommen lassen.” “Aber sollte man für eine Beziehung nicht kämpfen?” “Für was hätten wir kämpfen sollen, Viktor? Für Gefühle, die nicht mehr da sind? Dafür, etwas mit Gewalt zu halten, was uns schon längst entglitten ist? Es geht uns gut so, wie es ist und wir sind glücklich, ist das nicht wichtiger?” Viktors Stirn ist gerunzelt. “Ich weiß es nicht. Vermutlich hast du recht. Trotzdem …” Elsa beugt sich zu ihm und legt ihre Hand sanft auf seinen Unterarm. “Verdau die Nachricht, Viktor. Wir haben dir absichtlich noch nichts gesagt, weil wir dir deine letzten Monate nicht versauen wollten. Und sieh es so, da Mario und ich Freunde geblieben sind, musst du dich für keine Seite entscheiden, du kannst uns weiterhin beide mögen.” Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. “Na wenn du das so sagst.” Er wurde wieder ernst. “Ich muss es trotzdem erst verdauen.” “Tue das. Und bis dahin, lass uns essen. Gregor sieht schon die ganze Zeit in unsere Richtung, ich glaube, der verhungert gleich.” Damit steht Elsa auf. Auch Viktor dreht seinen Kopf zu Elsas Bruder. Dieser und Conny stehen in der Küche, vermutlich haben die beiden ihnen Zeit gelassen, dass Elsa ihm erzählen konnte, was los ist. Ihm ist nur nicht klar, ob er dafür dankbar sein soll oder nicht. Dass sich ausgerechnet Elsa und Mario trennen … Diese Neuigkeit macht ihn irgendwie traurig. Doch wenn es den beiden gut geht, sollte es für ihn dann nicht okay sein? Er kann seine Gefühle nicht richtig einschätzen. Sein Blick ruht auf der braunhaarigen Frau, die bei ihrer beider Geschwister angekommen ist. Schöne Nachrichten wären ihm lieber gewesen … Kapitel 2: Kapitel 1 -------------------- “Willkommen zurück!” Mit lauten Stimmen und einem großen Banner wird Viktor empfangen, als er in den Raum tritt, in den ihn seine besten Freunde entführt haben. “Leute”, ruft er laut, als er seine alten Teufelskameraden und auch einige andere Freunde erkennt, unter anderem die Kickers. Die nächste Stunde ist er damit beschäftigt, sie alle zu begrüßen und mit fast allen ein paar oder auch mehrere Worte zu wechseln. Es ist wirklich schön, sie alle wieder zu sehen. Er geht gerade zu der aufgebauten Bar und holt sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, der dort steht. Als er die Flasche öffnet, bemerkt er eine Bewegung neben sich und dreht sich zur Seite. “Mario”, begrüßt er den dort Aufgetauchten. Dieser muss tatsächlich erst vor ein paar Minuten gekommen sein, denn bisher hat er ihn noch nicht gesehen. “Hey Viktor, schön dass du wieder da bist.” Mario hebt dem Älteren eine Hand entgegen, die von diesem ergriffen und gedrückt wird, ehe dieser mit der Bierflasche auf seinen Kumpel deutet. “Von dir habe ich schon Ungeheuerliches gehört.” Mario streicht sich über den Hinterkopf und zieht einen Mundwinkel schräg hoch. “Ja, Elsa hat mir schon gesagt, dass sie es dir erzählt hat.” “Das hat sie.” Viktor schüttelt seinen Kopf. “Alter, ich habe viel erwartet. Dass ihr verlobt seid, vielleicht sogar geheiratet habt, wer weiß, es könnte ja sogar schon Nachwuchs unterwegs oder auf der Welt sein. Stattdessen trennt ihr euch. Also schockierender konnte meine Rückkehr nicht sein.” Er hebt die Bierflasche hoch. “Auch eines?” Aufgrund der unerwarteten Frage runzelt Mario einen Augenblick seine Stirn, ehe er nickt. “Ja, gib mir eines.” Das eigene Bier stellt Viktor auf den Tisch, ehe er aus dem Kühlschrank eine weitere Flasche holt, diese öffnet und Mario reicht, um anschließend die abgestellte Flasche wieder in die Hand nimmt und einen Schluck daraus trinkt. Dabei läuft er ein paar Schritte weiter, die Mario ihm folgt. An der Seite des Zimmers lehnt sich der Ältere an die Wand, zweiterer sich daneben. “Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?”, fragt Viktor. Ein Nicken folgt auf die Frage und auch ein Lächeln, das ein klein wenig wehleidig ausfällt. “Das ist es, wirklich. Es gibt Tage, da vermisse ich sie mehr und Tage, da überhaupt nicht. Erschreckend ist vermutlich eher, das zweiteres häufiger ist. Ich vermisse sie auch nicht unbedingt als meine Freundin, also nicht als meine Partnerin. Vielleicht als Freundin, ja, vielleicht auch manchmal den Sex, wenn ich ganz ehrlich sein soll, aber ich vermisse unsere Beziehung nicht so sehr. Ich meine”, der Jüngere runzelt seine Stirn, “ich habe sie wirklich geliebt und das auch lange, aber es ist schon eine Weile her, dass dieses Gefühl immer weniger wurde und komplett durch Freundschaft ersetzt wurde. Es hat sich schlussendlich nur noch so angefühlt, als wären wir Mitbewohner, Freunde. Vielleicht sogar Geschwister, aber das kann ich nicht sagen, du weißt, ich habe keine Geschwister. Ich mag sie, immer noch sehr, aber ich liebe sie nicht so, wie man es in einer Beziehung tun sollte. Vor allem nicht in einer Beziehung, die eigentlich nur auf eines hinausführen konnte: heiraten und eine Familie gründen. Als sich Gregor und Conny verlobt haben, eigentlich schon vorher, als Gregor mir gestanden hat, dass er Conny einen Antrag machen will, da hat es bei mir angefangen, dass ich mir Gedanken gemacht habe, was ich will. Ich habe echt lange mit mir gehadert, ob es wirklich richtig ist, überhaupt nur darüber nachzudenken, nicht mehr mit Elsa zusammen zu sein oder ob es einfach so weitergehen soll, ich tun soll, was alle von mir erwarten.” “Ihr auch einen Antrag zu machen?” “Richtig.” Mario grinst schief und nimmt einen Schluck von seinem Bier. “Genau das. Immer wieder kamen Sprüche in die Richtung, von ihren Eltern, von meinen. So etwas wie: Na wenn Gregor Conny einen Antrag gemacht hat, dann kann es bei euch doch auch gar nicht mehr lange dauern, oder? Dazu ein Augenzwinkern. Oder auch die Frage, wann ich Elsa endlich einen Ring anstecke, natürlich auch mit einem Augenzwinkern.” Er seufzt. “Je mehr Fragen und Sprüche kamen, desto unsicherer wurde ich, ob es wirklich das Richtige ist. Und auch sicherer, dass es eigentlich nicht das ist, was ich will. Vielleicht war es das vor wenigen Jahren noch, ich meine, Elsa war immer meine große Liebe und ich dachte auch, dass wir auf Dauer glücklich werden.” Er legt seinen Kopf auch an die Wand hinter sich an, wirkt resigniert. “Eines Abends, nach so einem Abend voller Fragen, wann es ihr und mir endlich soweit ist und auch diese dummen Sprüche in meine Richtung, dass ich mir nicht mehr so viel Zeit lassen darf, sind wir nach Hause gekommen. Wir haben gerade unserer Wohnung betreten, als Elsa gesagt hat, dass wir miteinander reden müssen.” Nun umspielt ein Lächeln Marios Mundwinkel. “Als ich sie angesehen, ihr in die Augen geblickt habe, war mir klar, dass sie genauso empfindet wie ich. Wir haben an dem Abend dann stundenlang geredet. Wie es uns geht, was wir fühlen, wie wir empfinden, was diese Aussagen in uns auslösen. Es ging ihr wie mir, sie hatte auch das Gefühl, dass wir uns verrennen. Wir haben dann entschieden, eine Beziehungspause einzulegen, vielleicht war das alles ja auch nur aus unserem Alltag entstanden, ich meine, wir waren fast sieben Jahre zusammen, vielleicht war unsere Beziehung zu normal, zu gewohnt. Wir haben gesagt, wir trennen uns für drei Wochen, sozusagen auf Probe und schauen, wie es uns in der Zeit geht.” “Elsa hat erzählt, dass ihr euch nach diesen drei Wochen wieder getroffen und geredet habt. Und dass ihr beide festgestellt habt, dass es euch wohl besser ging, also ohne einander.” Viktor weiß nicht so recht, was er bei Marios Erzählung empfinden soll. Auf der einen Seite kann er ihn und auch Elsa verstehen, dass sie diese Entscheidung getroffen haben. Es hört sich ja alles wirklich logisch durchdacht an und er kennt auch den neben sich Stehenden, der denkt über alles lieber einmal zuviel nach, als einfach aus dem Bauchgefühl heraus zu entscheiden, das absolute Gegenteil von Gregor … und auch ein wenig von ihm. Trotzdem, Elsa und Mario, das war doch das Pendant für die eine große Liebe … “Ja, es war wirklich erschreckend, aber es hat auch gezeigt, was Stand der Dinge ist. Natürlich habe ich sie vermisst, es ist nicht so, dass ich dachte, geil, endlich Single … oder eben drei Wochen Single, nein, es war einfach gut, es hat sich richtig angefühlt. Wir haben geredet, haben festgestellt, dass unsere Beziehung, so hart es sich auch anhört, am Ende ist, vermutlich auch schon länger war. Wir haben dann alles weitere besprochen, wie es weitergeht, was wir mit unseren Sachen machen, mit unserer Wohnung. Und dann sind wir, zumindest Beziehungstechnisch, getrennte Wege gegangen. Die erste Nacht war komisch. Die drei Wochen davor war alles okay, aber diese Nacht … das war das erste Mal, wo ich kurz dachte, die Trennung war die falsche Entscheidung. Am nächsten Tag hat Elsa mir geschrieben.” “Sie hat wohl die ganze Nacht durch geweint.” Viktor beißt sich auf die Unterlippe, er sollte Mario einfach weitererzählen lassen. Der sieht kurz zu ihm auf und nickt. “Ja. Sie hat geweint, was mir auch wirklich leid, sogar wehgetan hat, doch sie hat etwas geschrieben, was auch meine Gefühle richtig beschrieben hat.” “Sie hat nicht geweint, weil sie dich doch noch liebt, sondern weil ihr bewusst wurde, dass es nun wirklich zu Ende ist, dass es euch beide so nicht mehr gibt”, wiederholt Viktor die Worte der jungen Frau, die sie vor ein paar Tagen zu ihm gesagt hat. “Genau. Sie war ein Teil, ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Sie ist es auch noch und wird es immer bleiben. Was wir beide hatten, unsere Beziehung, das war auch etwas unglaublich Schönes. Es ist traurig, dass es vorbei ist, aber es hätte keinen Bestand gehabt, nicht auf diese Art und Weise. Ich bin ehrlich Viktor, natürlich hätten wir es rausziehen können, künstlich verlängern, vielleicht hätten wir sogar den Weg gehen können, den alle von uns erwarten. Dass ich sie frage, ob sie mich heiraten will und du kennst sie, sie hätte natürlich ja gesagt, vielleicht auch aus dem Gefühl heraus, dass sie es muss, dass es einfach der eine Weg ist, vermutlich auch, um mich nicht zu verletzen. Und dann? Wer weiß, vielleicht hätten wir geheiratet, Kinder bekommen, aber Tatsache ist und bleibt, dass unsere Gefühle nicht mehr da waren, jedenfalls nicht die, die man braucht, um eine Beziehung, erst recht eine Ehe bestehen zu lassen. Ich denke, unser Ende war unausweichlich und lieber jetzt, in einer Zeit, in der wir als Freunde da rauskommen als später, wenn das vielleicht nicht mehr möglich ist. Ich liebe sie noch, aber nicht auf die Art und Weise, wie ich sie früher geliebt habe. Wie gesagt, sie wird immer ein Teil meines Lebens bleiben. Sie ist mir wichtig.” “Wenn du das so erzählst und auch, was Elsa schon gesagt hatte, klingt einfach so … vernünftig.” Viktor schüttelt seufzend seinen Kopf. “Ich hasse es, dass ihr so seid.” Der neben ihm Stehende lacht. “Ach wirklich?” “Klar. Aber ihr habt ja auch recht, auf Dauer wärt ihr unglücklich geworden und da hat niemand etwas davon. Weder ihr, noch die Leute um euch herum, die etwas anderes erwarten. Und erst recht nicht irgendwelche Kinder, die ihr vielleicht hättet haben können. Schade eigentlich, eure Kinder wären hübsch gewesen.” Nun lacht Mario laut und sorgt dafür, dass sich einige Köpfe in seine und Viktors Richtung drehen. “Das wären sie wirklich, ich meine, schau dir Elsa an, sie ist einfach eine der schönsten Frauen überhaupt.” “Ja, das ist sie. Ich muss jetzt einfach erstmal damit klar kommen, dass ihr beide kein Paar mehr seid.” “Das muss jeder, mussten auch wir beide.” “Wenigstens ist es euch klar, dass es so richtig ist.” Viktors Blick wandert durch den Raum, bleibt an der Person hängen, über die sie gerade reden. Elsa steht mit Conny bei ein paar anderen seiner Gäste. Sie redet und lacht, was einen Blitz durch ihn schießen lässt. Wie kann es sein, dass Mario sie nicht mehr will? Er kann es nicht verstehen. In dem Augenblick tritt Gordon neben Elsa und redet mit ihr, scheint sie etwas zu fragen. Elsa nickt und gleich darauf gehen die beiden zu der provisorischen Bar, wo sie sich ebenfalls ein Bier holen. “Was, wenn sie jemand anderen findet?”, kommt aus Viktors Mund. “Vielleicht wird es zu Beginn komisch sein, aber ich will, dass sie glücklich ist.” Mario lächelt erneut etwas wehleidig. “Hast du jemanden?” Erneut dreht der Ältere seinen Kopf zu dem neben ihm Stehenden, dessen Blick ebenfalls auf Elsa gerichtet ist. “Nein, aktuell nicht, ich habe es auch nicht eilig. Wie gesagt, wir waren fast sieben Jahre zusammen, dass wir uns getrennt haben bedeutet nicht, dass ich sofort losstürme und jemanden suche. Ganz im Gegenteil, ich genieße es jetzt erstmal Single zu sein. Wir waren sechzehn, als wir zusammengekommen sind, ich bin jetzt 23.” “Willst du damit sagen, dass du jetzt erstmal Verpasstes nachholen musst?” Nun ist Viktor doch neugierig. Sein Nebenmann grinst breit. “Nein, das bedeutet es nicht. Aber ich genieße die Zeit ohne feste Partnerin. Vielleicht findet sich ja schon bald jemand, aber aktuell ist alles gut so, wie es ist.” “Vermutlich ist Elsa die Einzige, die deine Macken ausgehalten hat.” Bei Viktors trockenen Tonfall muss Mario erneut laut lachen und gleich darauf stimmt auch ersterer mit ein. Wieder bekommen sie einige Blicke ab. “Ihr scheint euch ja köstlich zu amüsieren. Gibt es etwas Interessantes?”, erklingt die Stimme der Frau, über die sie gerade noch geredet haben. “Nur dich, Liebes”, antwortet Mario grinsend. “Ach? Du solltest dich vielleicht mal um andere Themen kümmern, denn wenn du nur über mich redest, werden die Leute sich Sorgen machen, dass du nicht von mir loskommst”, erwidert Elsa und grinst ebenfalls. “Da hast du wie immer recht, Elsa. Viktor”, erneut wendet sich Mario seinem eigentlichen Gesprächspartner zu, “hat Gregor dir schon gesagt, dass es in ein paar Wochen schon einen Termin für ein Spiel zwischen den Kickers und den Teufeln gibt?” “Was? Ernsthaft? Ich bin gerade erst zurückgekommen.” “Ich weiß es, er weiß es, wir alle wissen es. Aber es ist ihm egal, er will nur endlich wieder gegen dich antreten.” Ein Seufzen entkommt dem Älteren, der kopfschüttelnd in die Richtung blickt, in der sein zukünftiger Schwager steht. “Er wird sich nie ändern, nicht wahr?” “Nein, wird er nicht. Wir haben da ja alle schon die Hoffnung aufgegeben, aber schön, dass du es einen Moment noch gehofft hast.” Elsa klopft ihm mitfühlend auf die Schulter und entlockt Mario wieder ein Lachen. “Na gut. Kommst du dann zusehen, Elsa?”, fragt Viktor. “Natürlich.” “Feuerst du dann die Teufel an? Ich meine, jetzt bist du ja nicht mehr an die Kickers gebunden.” “Äh …” Verwirrt sieht Elsa ihn auf diese Aussage an. “Daran habe ich nicht einen Augenblick gedacht.” Auch Mario ist verwundert, wendet sich seiner Ex-Freundin erneut zu. “Elsa, wir müssen nochmal reden.” Sofort schüttelt sie ihren Kopf. “Keine Chance, Mario, was war, das war. Viktor, ich feuere dich an, aber falls ich doch plötzlich so etwas wie “Kickers vor, noch ein Tor” schreie, ist das der Gewohnheit geschuldet, nichts anderem.” Wieder lachen die drei und Viktor betrachtet, wie entspannt Elsa und Mario miteinander umgehen. Auch wenn er es nicht hören, sich nicht vorstellen will, wenn er die beiden so beobachtet, scheint es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, die die beiden getroffen haben. Und vielleicht ist es auch irgendwann in seinem Bewusstsein angekommen, so dass es normal für ihn ist, wie für die beiden auch. Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- “Was machst du da? Das ist rosa! Rosa, Gregor! Denkst du wirklich, ich will eine rosa Wand in meinem Schlafzimmer haben?” Der Angesprochene, schon fast Angeschriene hebt eine Hand an den Hinterkopf und reibt diesen, während er den Farbeimer mit der rosa Farbe vor sich betrachtet und anschließend die bereits damit gestrichene Wand begutachtet. “Ich habe mich ja ehrlich gesagt auch schon gewundert.” Elsa kann ihr Lachen nicht mehr verkneifen, ebenso Conny an ihrer Seite. Sie sind hier, um Viktor zu helfen, seine neue Wohnung herzurichten, beziehungsweise zu streichen. Für sein Schlafzimmer hatte Viktor eine Wand in rot vorgesehen gehabt, für die die Farbe auch bereit gestanden hat. Nur dass Gregor, dessen Aufgabe es gewesen war, genau diese rote Wand zu streichen, die rote mit weißer Farbe vermischt hat und daraus wird, wie alle wissen, rosa. Als Viktor das bereits Geschehene gesehen hat, hat er nicht gewusst, was er tun sollte: Lachen oder lieber weinen. Schlussendlich hat er sich für schreien entschieden. “Rosa! Verdammt Gregor, rosa!” “Hey, du hast doch erklärt, dass man die bunten Farben mit der weißen mischen soll”, versucht Gregor sich zu verteidigen. “Das galt doch nur für die blaue Farbe für den Flur, um diese heller zu machen! Nicht für das Schlafzimmer!” Viktors Augen sprühen regelrecht Funken und seine Laune wird nicht besser, da die beiden Frauen hinter ihm ihm Türrahmen immer noch laut lachen. “Komm schon Viktor, rosa ist doch ganz nett. Du brauchst halt nur eine Frau, die es auch mag, dann musst du schon nicht mehr umstreichen, wenn sie mal bei dir einzieht.” Schon liegt Viktors Blick auf Elsa, die ihn breit angrinst. “Ich schlaf doch nicht in einem Zimmer mit einer rosa Wand! Ist mir doch völlig egal, was meine zukünftige Freundin mag!” Elsa schmunzelt und zuckt mit ihren Schultern. “Tja, dann bleibt dir nur eines übrig: Warten bis die rosa Farbe trocken ist und dann nochmal neu streichen. Ansonsten, ich finde es gar nicht so schlimm, aber du hast natürlich recht”, ihre Augen funkeln vergnügt, “zu dir passt rosa nicht das kleinste bisschen, du bist viel zu männlich dafür.” Und mit diesen Worten dreht sie sich herum und verlässt den Raum, um im Wohnzimmer weiterzumachen. “Da hat sie wohl recht, Bruderherz.” Conny folgt ihrer Freundin, nachdem sie Viktor zugezwinkert hat. Der steht da und seufzt. Elsa hat wohl recht, das ist das einzige, was ihm übrig bleibt. Und vorher sollte er nochmal rote Farbe kaufen, vielleicht auch weiße, denn Gregor hat die gesamte bunte Farbe in den Eimer mit der weißen Farbe gekippt, die für die anderen drei Wände des Schlafzimmers vorgesehen gewesen war. “Es tut mir echt leid, Viktor. Ich hätte echt besser drüber nachdenken müssen”, richtet Gregor da an ihn. Der Ältere zuckt mit seinen Schultern. “Ist halt jetzt passiert, Gregor. Aber”, er blickt von der rosa Wand auf den noch mehr als zu zwei Drittel gefüllten Farbeimer, “braucht ihr in eurer Wohnung noch rosa Wände? Ich hätte jede Menge Farbe übrig.” ~~~ Sie sind, mit Ausnahme der rosa Wand in Viktors zukünftigen Schlafzimmer, schon sehr weit gekommen. “Die Wand streich ich selbst nochmal, du bleibst lieber auf Abstand dazu”, richtet Viktor an seinen zukünftigen Schwager. “Hey, ich habe mich schon ein paar Mal entschuldigt”, entrüstet sich dieser. “Und ich habe dir auch verziehen, aber du wirst das nicht mehr los. Warte nur darauf, was für eine Rede ich an eurer Hochzeit halten wird.” Der Älteste deutet mit seiner Bierflasche auf seinen Freund, während er breit grinst. Gregor verzieht auf diese Aussage sein Gesicht, Conny seufzt und Elsa lacht neben ihrem Bruder. “Vielleicht sollten wir beide uns da mal zusammensetzen, ich habe da auch noch so ein paar Anekdoten auf Lager”, richtet Gregors Schwester an den Ältesten der kleinen Runde. “Oh, das finde ich eine sehr gute Idee.” “Ich überhaupt nicht”, murmelt Gregor, als er die funkelnden Augen der beiden älteren Geschwister erkennt. “Brüderchen, lass uns einfach machen.” Elsa tätschelt seine Schulter, ehe sie den letzten Schluck aus ihrer Bierflasche nimmt und diese in die Kiste zurück stellt, die Viktor als Verpflegung organisiert hat, zusätzlich zu den anderen Getränken. Sie steht auf und streckt sich, ehe sie sich den anderen zuwendet. “Na gut, ich mache mich mal auf den Heimweg. Bis ich geduscht und die Farbe los bin, die eigentlich auf die Wand und nicht auf mich gehört, dauert es vermutlich noch und ich muss morgen an die Uni.” “Du hast vollkommen recht, das sollten wir vermutlich auch.” Auch Gregor steht auf und streckt seiner Verlobten eine Hand entgegen, um dieser aufzuhelfen. Kurz darauf verlassen sie gemeinsam das Haus, in das Viktor in ein paar Tagen einziehen will, vorausgesetzt, er wird mit allem rechtzeitig fertig. “Hey Elsa”, richtet dieser an die junge Frau, die er kurzerhand nach Hause begleitet, auch wenn sie ihm erklärt hat, dass er das nicht muss, trotzdem will er es so. “Viktor?” Fragend dreht sie ihren Kopf zu ihm. “Hast du morgen nochmal Zeit und Lust zu streichen? Du hast das heute ziemlich gut gemacht. Und da gäbe es noch so eine rosa Wand, die rot werden muss.” Ein Schmunzeln erscheint auf ihren Gesichtszügen. “Also ich mag die rosa Wand. Willst du dir nicht die Zeit und das Geld sparen und sie so lassen?” “Hey, du warst es doch, der gesagt hat, ich bin zu männlich, um eine rosa Wand zu haben.” “Da war was.” Wieder entkommt ihr ein Lachen. “Aber klar, ich kann dir morgen gerne noch einmal helfen.” “Sehr gut. Wir könnten auch die ein oder anderen Möbel aufbauen, wenn du magst, die anderen Wände sind bis dahin hoffentlich schon trocken.” “Sei ehrlich, du suchst nur eine günstige Arbeitskraft.” “Klar, das ist der Hauptgrund meiner Frage.” Grinsend sehen die beiden sich an, ehe Elsa erneut nickt. “Warum nicht, ich habe seit ein paar Monaten sehr viel mehr Freizeit. Also, sag mir, wann ich wo, ähm, wann ich bei dir sein soll. Ich bin gut im Möbel aufbauen, frag Mario, der kann das bestätigen, im Gegensatz zu ihm kann ich das nämlich gut.” “Weiß er das auch? Also dass du besser ist als er.” “Klar weiß er das, das kam oft genug von ihm.” “Jetzt muss er das wohl selbst erledigen.” “Oder er ruft mich an. Ich helfe ihm gerne und ziehe ihn auch weiterhin gerne auf.” Elsa zwinkert Viktor zu, dem ein kurzer Schatten über die Augen huscht. Es ist ihm immer noch suspekt, dass die beiden kein Paar mehr sein sollen, doch Elsa hat es ihm ja gesagt - es ist wohl gut so, wie es ist. Kurz darauf stehen sie vor dem Haus, in dem Elsa nach der endgültigen Trennung von Mario eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung bezogen hat und das tatsächlich gar nicht weit von Viktors zukünftiger Wohnung entfernt ist. Vor der Haustüre bleiben sie stehen und Viktor steckt seine Hände in seinen Hosentaschen, während er seinen Kopf hebt und die Hauswand vor sich betrachtet. “Hast du eine rosa Wand?”, fragt er plötzlich. “Was?” Elsa blinzelt verwirrt, ehe sie laut lacht und ihren Kopf schüttelt. “Nein, habe ich nicht. Und ich will auch keine, bevor du auf die Idee kommst, jetzt mir die rosa Farbe zu vermachen, die Gregor so großzügig angerührt hat.” “Tja, schade.” Viktor schmunzelt, ehe er sich Elsa zuwendet. “Vielen Dank für deine Hilfe heute, das war wirklich super.” “Gerne. Wie gesagt, ich habe Zeit und wenn ich die nutzen kann, um anderen zu helfen, mache ich das noch lieber.” “Gut für mich. Also dann bis morgen, ich schreibe dir, wenn wir starten können.” “Mach das. Gute Nacht, Viktor.” “Gute Nacht, Elsa.” Und dann bleibt er stehen und wartet, bis Elsa im Haus verschwunden ist. Erst als das Licht im Hausflur, das durch die Haustüre aus Glas gedrungen ist, erlischt, dreht sich Viktor herum und macht sich auf den Weg zu seinem Auto, das noch vor seinem zukünftigen Zuhause steht. ~~~ “Du machst das sehr viel besser als dein Bruder.” “Soll ich das als Lob werten?”, fragt Elsa über ihre Schulter, ehe sie sich wieder darauf konzentriert, die rosa Wand in die von Viktor gewünschte rote zu verwandeln. “Würde ich schon sagen. Du kannst vermutlich vieles besser, außer Fußball zu spielen.” “Bist du da sicher?”, fragt sie. “Hmm, hast du irgendwelche Talente, von denen ich nichts weiß?”, fragt nun Viktor, der mit einer Teleskopstange und einer daran befestigten Rolle die anderen Wände mit weißer Farbe behandelt. “Viele Viktor, viele.” “Na dann, welche denn?” “Das verrate ich dir nicht. Wie soll ich sonst geheimnisvoll bleiben?” “Ach, bist du etwa geheimnisvoll?” “Jetzt schon.” Viktor lacht laut los und Elsa stimmt gleich darauf ein. “Aber jetzt im ernst, du machst das wirklich gut, Elsa. Ich bin dankbar für deine Hilfe.” “Schon gut, ich mache das gerne. Und wenn du dich revanchieren willst, dann …” “Streiche ich deine Wände gerne rosa, du weißt ja, ich habe noch …” “Farbe, ich weiß. Ich brauch trotzdem keine rosa Wand, meine Wohnung ist schon fertig, danke für das Angebot.” Ein Seufzen erklingt dem Älteren, der so langsam befürchtet, die Farbe nie wieder loszuwerden. “Ich verstehe immer noch nicht, wie dein Bruder aufgerechnet darauf gekommen ist …” “Versuche es gar nicht erst, Viktor. Niemand versteht Gregor und wenn du seine Gedankengänge nachvollziehen kannst, muss ich mir Sorgen um dich machen.” “Ich sehe schon, große Geschwisterliebe bei euch beiden.” Viktor grinst breit, während er die Farbrolle in der weißen Farbe wälzt. “Die größte. Nein, im ernst, Gregor ist ein toller Bruder, der beste der Welt.” “Tut mir leid, der bin schon ich. Gregor kann nur der zweitbeste Bruder der Welt sein.” Auf Viktors Aussage grinst Elsa ihn an. “Ich weiß nicht, was Conny nun sagen würde - du oder Gregor?” “Okay, unentschieden, ich will gar nicht, dass sie sich zwischen ihm und mir entscheiden muss.” “Und das höre ich noch lieber.” Elsa schmunzelt, ehe sie ein paar Schritte zurück macht und die Wand vor sich zufrieden betrachtet. “Na also, das ist doch schon besser.” “Sehr viel besser, Elsa!” Auch Viktor klingt zufrieden und betrachtet die nun in einem satten rot glänzenden Wand. Elsa sieht kurz zu ihm auf, ehe sie wieder vor sich blickt. “Ja, ich kann das besser als Gregor.” Und da tropft plötzlich etwas auf ihrem Kopf und etwas feuchtes fließt über ihre Stirn, ihre Nase entlang und tropft von da an zähflüssig auf den Boden. Elsa blinzelt fassungslos. “Viktor …” Der ist wie erstarrt, ehe er schallend zu lachen beginnt. “Du hast da etwas Farbe”, bringt er zwischen den Lachern hervor. Sie hebt ihren Kopf und erkennt, dass Viktor die Farbrolle direkt über sie gehalten hat, wenn auch nicht absichtlich, zumindest will sie das hoffen - für ihn! “Du …” Schon dreht sie sich herum und malt mit der Farbrolle, die sie noch in der Hand hält, quer über seinen Brustkorb. Mit großen Augen sieht der Ältere sie fassungslos an. “Das war die Rache! Und falls du auf die Idee kommen solltest, dich ebenfalls zu rächen, dann verspreche ich dir, dass deine Wand schneller wieder rosa ist, als du gucken kannst!” Nach einem Moment hebt Viktor seine freie Hand mit der Handfläche vor sich ergebend zu seiner Helferin. “In Ordnung, ich bleibe brav, aber nur”, er hebt seine Augenbrauen und beugt sich zu ihr vor, “weil ich die rote Wand so um einiges schöner finde, als wenn sie rosa wäre.” Elsa nickt. “Damit kann ich leben. Und jetzt”, sie dreht sich und sieht die Wand wieder an, “weiter gehts, viel ist hier ja nicht mehr zu tun.” Es ist über eine Stunde später, als es an der Türe klingelt. “Ah, die Verstärkung.” Zufrieden reibt sich Viktor die Hände. “Verstärkung?”, fragt Elsa, die inmitten von Möbelteilen auf dem Boden sitzt, in einer Hand einen Schraubenzieher, die andere liegt auf der Bauanleitung vor sich. Im Gegensatz zum Älteren sieht sie sich diese nämlich an. “Das hier ist doch mehr, als ich gedacht habe”, Viktor deutet über die zahlreichen Möbelverpackungen, die auf dem Boden liegen, “und zudem hat dein Bruder geschrieben und gefragt, ob er noch helfen kann. Da er dabei versprochen hat, keinen Pinsel in die Hand zu nehmen, habe ich gesagt, dass er kommen soll.” “Du weißt schon, dass er es schafft, auch Möbel falsch herum aufzubauen? Da sind die Türöffner der Schränke nachher auf dem Boden.” Ein lautes Lachen entkommt Viktor. “Ihr beide seid wirklich herrlich zusammen.” Mit diesen Worten lässt er die junge Frau auf dem Boden sitzen und lässt deren Bruder herein. Ein paar Minuten später erklingen laute Stimmen, die Elsa beide sofort zuordnen kann. Erstaunt sieht sie auf, als nicht nur Gregor sondern auch Mario in das zukünftige Wohn-Esszimmer eintritt. “Hey, was machst du denn hier?”, fragt sie und steht auf, um ihren Ex-Freund zur Begrüßung zu umarmen. Mario erwidert dies ohne zu zögern. “Wir hatten Training und dann bin ich mit deinem Bruder mit, weil ich davon ausgegangen bin, dass etwas mehr Hilfe nicht schaden kann. Zudem habe ich das mit der rosa Wand mitbekommen, da wollte ich nichts riskieren.” Während Elsa und Viktor auf diese Aussage lachen, schnaubt Gregor nur. “Na wunderbar.” “Das wirst du nicht mehr los, hab ich doch gestern schon gesagt”, richtet Viktor an seinen zukünftigen Schwager. Während die beiden sich kappeln, mustert Mario Elsa. “Also in den fast sieben Jahren, die wir zusammen waren, hab zumindest ich noch nie für graue Haare bei dir gesorgt. Seit wann ist Viktor wieder im Land? Denn der schafft es anscheinend.” Er grinst und tippt Elsa auf die Haare. Diese blinzelt, streicht mit ihrer Hand über die von ihm angetippte Stelle, bemerkt, dass die Farbe, die vorher von Viktors Farbrolle auf sie herunter getropft ist, ihre Haare weiß eingefärbt hat, ehe sie eine Faust ballt und diese in Marios Rippen stößt. “Depp”, gibt sie lachend von sich, ehe sie ihm zuzwinkert. “Vielleicht habe ich mir die letzten Jahre schon die Haare gefärbt.” “Das hätte ich mitbekommen, Liebes.” Viktor steht bei Gregor, der irgendetwas sagt, was der Ältere gar nicht mitbekommt. Sein Blick liegt auf Elsa und Mario, die so sorglos miteinander umgehen und lachen. Ein seltsames Gefühl breitet sich in ihm aus, das er nicht zuordnen kann. Er zwingt sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf Gregor zu richten, kann es aber nicht lassen, doch immer wieder zu Elsa hinzusehen, die sich gemeinsam mit ihrem Ex-Freund daran gemacht hat, die Kommode aufzubauen, mit der sie vorher schon begonnen hat. Kapitel 4: Kapitel 3 -------------------- Musik hallt aus den Lautsprechern, es stehen einige Menschen herum und unterhalten sich, lachen laut. Der Lärmpegel ist hoch und Viktor ist froh, dass er seine neuen Nachbarn erstens rechtzeitig über seine Einweihungsparty informiert zu haben und diese ebenso eingeladen zu haben. Es sind sogar ein paar da, mit denen er sich auch schon unterhalten hat. Gerade prüft er, ob die Getränke im Kühlschrank und auf der Theke aufgefüllt sind, lässt seinen Blick über das Fingerfood auf dem Esstisch gleiten und entscheidet, dass hier nichts weiter gemacht werden muss, wobei das sowieso seine Schwester übernommen hat. Derer Verlobter steht mit zwei der Teufelstürmer und Kevin zusammen, die sich ziemlich wahrscheinlich über Fußball unterhalten. “Nein, da mache ich nicht!”, ertönt eine Stimme laut, die etwas in ihm auslöst. Verwundert hebt er seinen Blick zu Elsa, die kopfschüttelnd da steht und mit einer Bierflasche in der Hand auf einen seiner Freunde und Mannschaftskollegen deutet. “Oh doch, du hast die Frage falsch beantwortet. Also musst du mir 1000 Yen zahlen.” Die junge Frau sieht Steve mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Das war so nicht ausgemacht.” “Na gut, ich gebe dir noch eine andere Möglichkeit, deine Schulden zu begleichen. Du kannst dich mit einem Kuss freikaufen.” Er wackelt mit seinen Augenbrauen, woraufhin Elsas sich noch höher bewegen. “Mit einem Kuss freikaufen?” “Ja. 1000 Yen oder ein Kuss.” “Da hätte ich mal eine Frage dazu”, mischt sich Mario ein. “Und die wäre?” “Gibt es eine bestimmte Person, bei der Elsa sich freikaufen muss?” Man kann Steve ansehen, dass er nachdenkt, ehe er langsam seinen Kopf schüttelt. “Ich denke … nicht …” “Na dann.” Mario dreht sich zur Seite und breitet einen Arm zu Elsa aus. “Komm her.” Ihr Blick wird zweifelnd. “Ernsthaft jetzt?” “Ach, ist doch nur ein Kuss.” Schon legt Mario einen Arm um sie, zieht sie an sich und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Dieser dauert keine drei Sekunden, schon löst er sich wieder von ihr und deutet mit der freien Hand auf Steve. “So, erledigt.” Und dann trinkt er von seinem Bier, das er die ganze Zeit über in der anderen Hand gehalten hat. “Du bist doch so ein Depp.” Mit der flachen Hand schlägt Elsa ihrem Ex-Freund auf die Brust, lacht dabei aber. “Was denn?”, fragt er amüsiert. “Du bist frei und bevor du hier jetzt irgendjemanden küssen oder Geld zahlen musst, erbarme ich mich doch gerne für dich.” “Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Depp.” In ihr Lachen steigt Mario gleich darauf ein, ebenso die Leute um sie herum. Viktor hingegen starrt das Ex-Paar nur an. Ihm ist gerade jedes Lachen vergangen. Mario hat Elsa einfach geküsst … was an sich ja gar kein Problem sein dürfte, die beiden sind ja noch gute Freunde. Aber warum macht ihm das was aus? Warum stört es ihn so? Er kennt es doch, dass die beiden sich küssen, wenn auch anders als dieser, ja, dieser Schmatzer gerade eben. Weshalb hat er jetzt so schlechte Laune? Und dann weiten sich seine Augen, als ihm klar wird, was genau das für ein Gefühl ist, das ihn durchdringt: Eifersucht. ~~~ “Gregor, ernsthaft?” Mario sieht seinen besten Freund kopfschüttelnd an. “Du kennst ihn schon so lange, warum glaubst du immer noch, dass er nicht jede Herausforderung sofort annimmt?”, fragt Elsa neben ihm. “Das wiederum frage ich mich jetzt.” “Denken hilft, junger Mann.” Und ehe er es sich versehen hat, schnippt Elsa ihm gegen die Stirn. Anschließend zwinkert sie ihrem Ex-Freund zu und geht zu Conny, die mit ein paar anderen jungen Frauen zusammen steht. Lachend erhebt sich auch Mario, um sich ein neues Getränk zu holen. Als er in den Kühlschrank sieht, erkennt er, dass einiges bereits leer ist und entscheidet die Getränke aufzufüllen. Viktor hat die meisten Getränkekisten auf dem Balkon gebunkert, also macht er sich auf den Weg dorthin. Kaum hat er die Türe geöffnet und ist hinaus getreten, erkennt er die Person, die an der Wand lehnt und zum dunklen Sternenhimmel hinauf sieht. “Viktor, was machst du denn hier? Ist es dir drinnen zu voll? Wenn ja, das ist deine Einweihungsparty. Merke dir einfach, dass du nicht zu viele Leute einlädst, wenn du mal wieder etwas feiern willst.” Mit einem breiten Grinsen tritt Mario zu seinem Freund. Das Grinsen verblasst jedoch wieder, als er den Blick des Älteren erkennt, der auf ihn gerichtet ist. “Was ist los?” Verwirrt bleibt er stehen. “Das da drinnen, vorher, was bedeutet das?” Viktor deutet auf die Balkontüre. “Was meinst du?” “Du hast Elsa geküsst.” “Ja, um sie freizukaufen.” “Was hatte das zu bedeuten, das will ich wissen.” Viktors Frage und die Stimmlage dazu, lassen Mario verwirrt innehalten. “Ich verstehe dich nicht, Viktor. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass es ihr lieber ist, dass sie mich küsst, als dass sie Steve küssen muss oder siehst du das anders.” “Willst du doch noch etwas von ihr? Ist das ganze Gequatsche darüber, dass eure Trennung einvernehmlich ist, doch gelogen?” Was will Viktor von ihm? Was ist das Problem, dass er Elsa einfach einen Kuss gegeben hat? Als es ihm klar wird, weiten sich Marios Augen. “Hast du dich in Elsa verliebt?” “Das … das habe ich damit überhaupt nicht sagen wollen!”, presst der Ältere sofort hervor, doch das interessiert seinen Gegenüber, der seine Arme vor dem Oberkörper verschränkt, nicht das geringste. “Ich frage es dich einmal, Viktor. Willst du etwas von Elsa? Ich habe es dir schonmal gesagt - sie ist mir wichtig und das Letzte, das ich zulassen werde ist, dass mit ihren Gefühlen gespielt wird!” Marios Stimme ist dunkel, wirkt schon fast bedrohlich. “Du solltest mich kennen, Mario. Denkst du”, Viktor stockt und schluckt, ehe er weiter spricht, “denkst du wirklich, dass ich mit ihr spielen würde?” “Also gibst du es zu? Dass du was von ihr willst? Vielleicht sogar schon in sie verliebt bist?” “Und was willst du dann damit anstellen? Rennst du zu ihr und sagst es ihr? Oder stellst du fest, dass du sie doch noch so liebst, dass du sie zurück willst?” “Was du schlussendlich aus deinen Gefühlen machst, ist allein deine Sache. Und erst recht ihre.” “Hmm …” Auch Viktor hat seine Arme verschränkt und beobachtet, wie Mario sich herumdreht, an das Geländer des Balkons tritt und seine Arme darauf legt, um sich daran anzulehnen. “Warst du schon in sie verliebt, als ich noch mit ihr zusammen war?”, fragt der Jüngere nachdenklich. Gleich darauf lehnt sich Viktor neben seinem Freund ebenfalls an das Geländer. “Nein, war ich nicht. Die Gefühle kamen erst jetzt. Ich habe die letzten Wochen mehr Zeit mit ihr verbracht, was wohl mit dazu geführt hat, was ich jetzt empfinde. Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht wusste, wie großartig sie ist, ganz im Gegenteil, das war mir immer bewusst, aber sie war deine Freundin, sie war immer tabu für mich, also habe ich mir nie Gedanken darüber, über sie gemacht, das kannst du mir glauben.” “Das tue ich auch …” “Aber?” Ein Seufzen erklingt. “Aber? Das kann ich dir nicht genau sagen. Irgendwie ist es seltsam. Ich meine, ich wusste, dass sie irgendwann wieder jemanden finden wird, aber irgendwie habe ich nicht damit gerechnet, dass es jemand aus meinem näheren Freundeskreis sein wird.” Er runzelt seine Stirn. “Du willst mich jetzt aber nicht um Erlaubnis fragen, ob du sie um ein Date bitten darfst?” Ein leises Lachen entkommt dem Älteren, der seinen Kopf schüttelt. “Das würde ich niemals. Das hier ist jetzt eher so ein `Dich in Kenntnis setzen´.” “Gut, denn ich kann dir für nichts eine Erlaubnis erteilen, es ist Elsa, die entscheiden muss, ob sie dir eine Chance geben will oder nicht. Sie entscheidet allein, da hat keiner mitzureden.” “Naja, nur ich hoffentlich, wenn sie überhaupt mit mir ausgehen will.” “Das gilt es wohl herauszufinden.” “Du sagst es.” Eine Weile stehen die beiden Männer schweigend nebeneinander, lassen ihre Gedanken schweifen, die sich um dieselbe Frau drehen. “Viktor?”, bricht Mario das Schweigen schließlich. “Ja?” “Wenn du sie verletzt, werde ich dir wehtun, nur dass du Bescheid weißt.” Ein Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Älteren. “Okay, ich werde es im Hinterkopf behalten.” “Gut.” Mario richtet sich auf, klopft dem Älteren auf die Schulter. “Elsa ist eine wirklich tolle und großartige Frau, versau es dir nicht.” Viktor sieht ihm hinterher, als er zur Balkontüre geht und nach der Klinke greift. Ehe er sie öffnet, dreht sich Mario noch einmal herum und deutet mit seinem Daumen auf sich. “Damit es dir klar ist und du dich später nicht beschweren kannst, ich bin ein Teil ihres Lebens und werde es auch immer bleiben. Ein sehr wichtiger Teil. Also kein Grund zur Eifersucht, niemals, klar?” Und damit verschwindet er nach drinnen. Der Zurückgebliebene sieht ihm fassungslos hinterher, ehe er breit grinsen muss. Damit hat er wohl Marios Segen bekommen. Kopfschüttelnd dreht er sich herum und sieht wieder zum Sternenhimmel auf. Hätte ihm jemand vor ein paar Stunden gesagt, dass er tatsächlich Gefühle für die Schwester des Verlobten seiner Schwester und auch die Ex-Freundin eines guten Freundes entwickeln würde, dann hätte er diesen laut ausgelacht. Aber jetzt, nachdem ihm diese Gefühle tatsächlich klar geworden sind, ist er damit irgendwie überfordert. Ja, er hat Marios Segen, aber was bringt das, wenn er nicht weiß, wie es Elsa sieht? Diese hat ihm die letzten Wochen immer wieder gezeigt, wie sehr sie es genießt, Single zu sein. Zudem ist er ja schlussendlich auch nur der Bruder ihrer Freundin und zukünftigen Schwägerin. Plötzlich richtet er sich auf. Was wird das hier bitte? Er ist Viktor Uesugi, er ist ein Sieger. Nein, er ist der Sieger! Er wird sich jetzt keine Gedanken über ungelegte Eier machen. Er mag Elsa, sehr sogar und er ist sich sicher, dass auch sie ihn mag. Ob sie Gefühle für ihn hat, weiß er nicht, das kann er nicht sagen, aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Und er weiß genau, was er tun muss, um sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Er ist Viktor Uesugi! Ein breites Grinsen tritt auf seine Züge. Elsa wird gar keine andere Chance haben, als sich in ihn zu verlieben, so wahr er hier steht. “Was macht er da?”, fragt Viktor etwas später, als er neben Elsa tritt und mit geweiteten Augen ungläubig seinen zukünftigen Schwager ansieht. “Ich glaube, das weiß keiner so richtig. Die beiden da”, sie zeigt auf Gregor und Eric, “haben gewettet. Ich glaube es ging darum, wer am längsten auf den Händen beziehungsweise dem Kopf stehen kann, einen Fußball mit den Füßen festhalten und dabei gleichzeitig ein Bier trinken kann? Oder so ähnlich?” Elsas Stimme klingt gegen Ende hin unsicher, ehe sie seufzend ihren Kopf schüttelt. “Ich verleugne es, mit ihm verwandt zu sein!” Ein lautes Lachen entkommt Viktor. “Und meine Schwester hat ihren Verlobungsring abgenommen und versteckt, um auch ihre Zugehörigkeit zu ihm abzustreiten?” Als nun auch Elsa ein Lachen entkommt, zieht sich in Viktor alles angenehm zusammen. Er mag es, wenn sie diesen Ton von sich gibt. “Brauchst du nochmal etwas zum trinken?”, fragt er sie. “Oh, ähm, ich weiß nicht so richtig, eigentlich hatte ich schon genug Alkohol”, antwortet sie zögerlich. Und wieder tritt ein breites Grinsen auf Viktors Züge. “Dir ist schon bewusst, dass wir auch alkoholfreie Getränke hier haben? Oder erträgst du das alles hier nur mit Alkohol?” “Also das da”, ihr Finger deutet auf Gregor und Eric, “ertrage ich tatsächlich nur mit Alkohol.” “Na gut, dann lass uns was trinken gehen. Ich habe auch stärkeres als nur Bier im Haus.” “Auch wenn ich vermutlich ja sagen sollte, ich muss heute auch noch nach Hause kommen. Und ich weiß nicht, was ich anstelle, wenn ich betrunken bin.” Elsa verzieht ihr Gesicht. “Also erstens, ich würde zu gerne wissen, was die betrunkene Elsa so anstellt.” Immer noch grinsend beugt sich Viktor zu ihr hinunter. “Wirst du da vielleicht hemmungsloser? Ziehst du dich aus? Brauchst du dann einen Mann an deiner Seite? Ich stelle mich zur Verfügung, damit nicht immer der arme Mario herhalten muss. Wie sollen die Single-Frauen hier denken, dass er genau das ist, Single, wenn er dich immer retten muss?” Elsa, deren Augen sich bei seinem Angebot geweitet haben, prustet los und hebt dabei eine Hand vor ihren Mund. “Der arme Mario”, lacht sie. “Zum Glück werde ich, wenn ich es richtig weiß, nicht sonderlich hemmungslos, wenn ich zuviel intus habe, aber ich glaube, ich rede viel zu viel.” “Schade drum.” Der Ältere zwinkert ihr zu und wieder ist Elsa einen Augenblick überrumpelt, ehe sie ihm ihren Ellenbogen in die Rippen stößt. “Wir riskieren eher nichts.” “Immer noch schade drum. Ich würde gerne wissen, ob du irgendwelche Geheimnisse ausplauderst, wenn du zuviel getrunken hast. Vielleicht hast du noch irgendwelche Tipps, wie ich Gregor schlagen kann, die du mir in nüchternem Zustand nie sagen würdest.” “Also soweit würde ich nicht gehe,außerdem bezweifle ich stark, dass ich dir da brauchbare Tipps geben kann” “Hmm, Geheimnisse über Mario, die plötzlich zu Tage kommen?” “Über ihn werde ich auch betrunken nichts Böses sagen können, er ist toll. Vielleicht sollte ich doch etwas trinken und dann kann ich ihnen den Single-Ladies anbieten und anpreisen.” “Mit anderen Worten, er kann sich nachher vor Verehrerinnen nicht mehr retten?” “Genau. Langsam klingt das mit mehr Alkohol trinken gar nicht mehr so schlimm.” “Schön, dass du dich für ihn freuen kannst, wenn er doch wieder jemanden findet.” Gemeinsam gehen die beiden zu seiner Küche, wo Elsa sich an die Theke lehnt, während Viktor darum herum geht und anfängt mit Flaschen zu hantieren. “Er verdient das Beste und ich wünsche mir, dass er glücklich ist. Leider konnten wir beide es nur eine begrenzte Zeit zusammen sein. Ich denke, ich bin glücklich, wenn auch er glücklich ist.” Ein leises Lachen entkommt dem Mann ihr gegenüber. “Und solche philosophischen Sprüche, bevor ich dich vollkommen abgefüllt habe?” “Ach, du willst mich abfüllen?” Elsas Augen blitzen und einen Moment vergisst Viktor glatt, was er gerade sagen wollte. “Hmm, vielleicht.” Er stellt kurzerhand ein Glas vor ihr auf die Theke und hebt sein eigenes an. “Lass es dir schmecken, Elsa. Und wegen dem nach Hause kommen, du kannst gerne hier schlafen, ich habe Platz.” Und damit nimmt er einen Schluck des gerade gemischten Drinks. Elsa mustert ihn nachdenklich, ehe sie ihr Glas hebt. “Na dann, aufs Glücklichsein.” Und damit trinkt auch sie. Kapitel 5: Kapitel 4 -------------------- “Er ist wirklich ganz toll!” Elsa beugt sich lallend auf dem Sofa etwas nach vorne und sieht die anderen, anwesenden Frauen der Reihe nach an, wobei sie fast vom Sofa fällt. “Er ist lieb und sieht gut aus. Seine Umarmungen sind wirklich super und fühlen sich so toll an, warm und beschützend. Er sieht wirklich richtig gut aus. Ihr müsst ihn echt kennenlernen, er ist nämlich wieder Single! Er hat auch so tolle Bauchmuskeln, glaubt mir. Nackt sieht er noch besser aus als so schon!” Ein paar Meter weiter stehen zwei Männer und beobachten das Ganze mit einer Mischung aus Belustigung und Unbehagen. “Ich glaube, es war keine gute Idee, ihr noch mehr Alkohol zu geben”, murmelt Viktor, der damit nicht gerechnet hat. “Für mich läuft es ja eigentlich ganz gut.” Mario hebt seine Augenbrauen, als die anderen Frauen kichern. “Sie meinte noch zu mir, dass wenn sie zu viel trinkt, sie zuviel redet und auch, dass sie dich dann den anderen Frauen anpreisen wird. Ich glaube, dass war auch der Punkt, an dem sie sich entschieden hat, noch mehr zu trinken.” “Echt?” Mario wechselt einen erstaunten Blick mit dem Älteren, ehe er lacht. “Na dann. Solange sie nur die guten Sachen erzählt, kann ich damit gut leben.” “Ich hoffe doch. Eigentlich meinte ich noch, ob sie mir dann nicht irgendwelche Tipps geben kann, euch Kickers zu schlagen. Ein paar Schwachpunkte von Gregor, vielleicht auch welche von dir, daraufhin meinte sie ja überhaupt erst, dass du keine Schwachpunkte hast und sie dich den Frauen empfehlen muss.” “Meine Ex-Freundin ist eben die Beste.” Mario verschränkt zufrieden seine Arme vor dem Oberkörper. Im nächsten Moment entgleisen jedoch seine Gesichtszüge. Elsa hat eine Hand mit gestrecktem Zeigefinger erhoben und sieht die anderen Frauen beschwörend an. “Apropos er sieht nackt gut aus, der Sex mit ihm ist der Hammer. Er weiß genau, was eine Frau braucht. Und seine Zunge erst, mit ihr …” Im nächsten Augenblick legt sich eine Hand auf ihren Mund und erstickt jedes weitere Wort. “Ich würde sagen, Elsa hat zuviel getrunken und es reicht mit ihren Geschichten.” Mario verzieht sein Gesicht zu einem schrägen Grinsen und versucht, Elsa mit sich zu nehmen. “Mario, ist das wirklich so?”, fragt eine der jungen Frauen, die bei Elsa sitzt. “Was?” “Dass du gut im Bett bist.” Sie lächelt amüsiert und auch ein wenig provokant. “Sie war bisher nur mit mir zusammen, sie hat also keine Vergleiche”, versucht er Elsas Aussagen runterzuschrauben. “Er ist verdammt gut! Er hat mich jedes Mal zu einem …” Wieder schiebt sich die Hand, die Elsa ein Stück von ihrem Gesicht heruntergezogen hat, auf ihren Mund. “Dann wird es wohl so sein”, murmelt Mario und geht mit hochrotem Kopf und seiner Ex-Freundin, die er mehr mit sich ziehen muss, als dass sie selbst mitkommt, zu Viktor zurück. Es ist jetzt dieser, der breit grinst. “Mario war also gut im Bett?”, kann er es sich nicht verkneifen zu fragen. “Hmm …” Elsa, die aus Marios Griff entlassen wurde, beugt sich zu dem Älteren. “Bist du gut im Bett?”, fragt sie aufreizend. Viktors Augen weiten sich, mit dieser Frage hat er nicht gerechnet. Im nächsten Augenblick ist er wieder er selbst und beugt sich Elsa ebenfalls entgegen. “Ich bin gut, sehr gut sogar. Vermutlich sogar besser als Mario.” Er richtet sich wieder auf und nimmt einen Schluck aus seinem Colaglas. Nachdenklich legt Elsa ihren Kopf schräg, ihre Augen blitzen. “Das muss man vermutlich austesten?” Ihr Satz, dazu ihr Blick sorgt dafür, dass Viktor sich verschluckt und husten muss. Mario unterdrückt ein Lachen und klopft ihm auf den Rücken. Tja, stille Wasser sind tief und Elsa beweist das gerade eindrucksvoll, damit hat Viktor wohl nicht gerechnet. Doch der hat sich schnell wieder gefangen. Er beugt sich erneut zu Elsa, die ihn immer noch so ansieht, seine Mundwinkel heben sich herausfordernd. “Natürlich. Ich bin gerne dazu bereit, wenn du mich testen willst und-” Mit der nächsten Aktion überrascht sie ihn erneut. Sie richtet sich auf und dreht sich zu den anderen Frauen herum. “Viktor ist auch gut im Bett, sagt er zumindest! Er lässt sich auch gerne testen, also ran an den Mann, Mädels!” Der Mann, um den es gerade geht, steht mit weit aufgerissenen Augen da und starrt die ihm Gegenüberstehende an, während Mario sein Lachen nicht mehr unterdrücken kann und laut losprustet. Elsa legt ihren Kopf erneut schräg. “Bist du überhaupt noch Single, Viktor? Hast du eine Freundin?” “Elsa …” “Bist du zu haben?” Elsas Hand landet an dem Kragen von Viktors rotem Hemd, gleitet daran herunter und spielt gleich darauf an dem obersten, geschlossenen Knopf herum, was dafür sorgt, dass dessen Herz fast aus seinem Brustkorb zu springen droht. “Ich … ja …”, stottert er. “Gut.” Sie dreht sich wieder herum. “Er ist Single! Mädels, zwei heiße Männer hier, die beide noch zu haben sind! Schnappt sie euch!” “Okay Elsa, du hattest wirklich mehr als genug, jetzt reicht es.” Mario zieht seine Ex-Freundin zu sich heran, die sofort ihren Kopf schüttelt und sich von ihm wegdrückt. “Nicht in den Arm nehmen! Die denken noch, du bist doch nicht mehr zu haben!” “Elsa, Mario hat recht. Es tut mir leid, ich habe dich echt zu sehr abgefüllt.” Viktor verzieht sein Gesicht, als sie ihm entgegenkommt. “So betrunken bin ich gar nicht!” “Du lallst, Liebes und kannst kaum noch grade stehen. Zudem redest du über Dinge, über die du sonst nie reden würdest.” Ein sanftes Kopfschütteln begleitet Marios Worte. “Höchstens tun!”, erwidert sie sofort und breit grinsend, was ihm ein Lachen beschert und Viktor einen Blitz durch den Körper treibt. Allein die Vorstellung … “Okay, du musst wirklich nach Hause.” Mario sieht von Elsa zu Viktor, auf den er deutet. “Und darum wirst du dich kümmern. Du hast sie abgefüllt, sie liegt nun in deiner Verantwortung.” Er beugt sich nach vorne, dem Älteren entgegen, dem er etwas zuflüstert. “Und vielleicht kannst du das hier ja nutzen.” Er zieht sich zurück. “Aber du nutzt es nicht aus, dass sie betrunken ist, klar?” Der Angesprochene verdreht seine Augen. “Das ist mir auch klar, Mario, so würde es auch gar keinen Spaß machen. Aber gut, ich bringe sie nach Hause.” “Mach das.” Mario dreht sich herum, sieht zum Sofa, von wo aus ihn jemand mit einem herausfordernden Blick und Lächeln bedenkt. Die Frau von vorher. Auch er grinst und hebt sein Glas, um ihr zuzuprosten, was sie gleich darauf mit ihrem Getränk erwidert. “Ich sehe, auch dein Interesse wurde geweckt”, gibt Viktor trocken von sich. “Wenn du willst”, Mario sieht mit hochgezogenen Augenbrauen über seine Schulter, “kann auch ich Elsa nach Hause bringen, aber beschwere dich nachher nicht über die verpasste Chance bei mir.” “Tue ich nicht! Dann stell nichts an und bis nachher.” “Ja, vielleicht bis nachher. Schlaf gut, Liebes”, richtet der Jüngere noch an Elsa, ehe er wieder zu der Frau auf dem Sofa blickt, deren Augen auch immer noch auf ihm liegen. ~~~ “Elsa, vorsichtig.” Beherzt greift Viktor zu und zieht sie an sich. Nein, das war absolut keine gute Idee, ihr noch mehr Alkohol einzuschenken. Klar, irgendwie hat er gehofft, dass sie dadurch lockerer wird, er ihr näher kommen kann, aber das jetzt? Er wollte sie wirklich nicht abfüllen. Ein Seufzen entkommt ihn, ehe er sie etwas fester umfasst und sie nach Hause bringt. Vor ihrem Haus bleiben sie stehen. Mit großen Augen sieht Elsa die Haustüre an. “Was machen wir denn hier? Wollten wir nicht feiern, dass du wieder da bist?” Sie dreht sich zu Viktor herum und tippt diesem mit ihrem Zeigefinger auf die Brust. “Das haben wir, Elsa. Und du hast eindeutig zuviel gefeiert.” “Wirklich?” Sie blinzelt, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Nein, ich habe noch nicht genug gefeiert. Hey, ich bin Single, ich kann Party machen. Woah!” Schnell drückt ihr Begleiter ihre Hände herunter, die sie als Trichter vor ihren Mund gelegt hat. “Elsa, sei leise. Es ist schon nach zwei Uhr morgens, deine Nachbarn sind sicherlich nicht sonderlich begeistert, wenn du sie jetzt weckst.” Kurzerhand nimmt Viktor ihre Handtasche an sich und durchwühlt diese, um gleich darauf ihren Schlüsselbund herauszuziehen. Daran hängt ein kleiner Anhänger mit dem Kickers-Emblem, was ihm einen Stich versetzt. In Gedanken macht er sich eine Notiz, diesen schnellstmöglich gegen einen mit dem Teufel-Emblem zu auszutauschen. Doch jetzt schließt er nur die Haustüre auf und bringt Elsa in ihre Wohnung. “Komm rein”, murmelt Viktor und hofft, dass sie keinen der Nachbarn geweckt haben. “Achtung!” Schon greift er zu, umfasst ihre Oberarme und zieht sie an sich, als sie beim Schuhe ausziehen schwankt und beinahe umfällt. Mit dem Gleichgewicht hat sie es wohl nicht mehr so richtig. Er hat nicht erwartet, dass Elsa so betrunken ist und er hat auch nicht erwartet, dass er die Ursache dafür ist. Und eigentlich ist sie die Ursache dafür, dass er ihr überhaupt erst Alkohol gegeben hat. Er wollte einfach nur mehr Zeit mit ihr verbringen. Das hat er die letzten Wochen schon immer gerne, aber jetzt, wo ihm klar ist, dass er sie anders sieht als früher, andere Gefühle für sie entwickelt hat, will er es noch viel mehr. Und eigentlich … eigentlich würde er gerne wissen, wie es sich anfühlt. Wie es sich anfühlt, sie in den Arm zu nehmen. Wie es sich anfühlt, sein Blick richtet sich auf ihre rosigen, vollen Lippen, sie zu küssen. Alles in ihm zieht sich zusammen. Er will sie nicht nur küssen … er will sie in seinen Armen halten, sie an sich pressen. Ihr so nahe sein, wie ihr außer einem einzigen anderen Mann noch keiner war. Und er will der Einzige sein, der das ihr restliches Leben sein wird. Verdammt, er ist total in sie verschossen! Wo kommt das jetzt her? Sie ist doch Gregors Schwester und Marios Ex-Freundin. Warum ist sie plötzlich die begehrenswerteste Frau der Welt? Als er seinen Blick wieder höher gleiten lässt, stockt ihm der Atem. Elsas Augen liegen direkt auf seine und leuchten regelrecht. Als er spürt, dass sich ihre Finger langsam über seinen Bauch seine Brust hinauf bewegen und wie heute schon einmal am obersten, geschlossenen Knopf seines Hemdes landen, mit dem sie sogleich erneut zu spielen beginnt, stößt er seinen Atem keuchend aus. “Du meintest vorher, du bist besser als Mario … also im Bett. Ist das wirklich so?” “Elsa, du …” Viktors Hand schließt sich um ihr Handgelenk. Er weiß nicht, was er sagen, was er tun soll. Alles Denken hat abgestellt, am liebsten würde er sie jetzt einfach an sich reißen, aber Marios Stimme hallt noch in ihm nach - nutze ihren betrunkenen Zustand nicht aus! Das will er nicht. Aber … wie soll er widerstehen, wenn sie ihn so ansieht, sich ihm so anbietet? “Vielleicht muss ich es herausfinden. Du hast doch gesagt, man kann dich testen.” Oh Gott, sie ist ihm näher gekommen, ihre Lippen sind nur wenige Zentimeter von seinen entfernt! “Ich muss doch wissen, wie es mit anderen Männern ist, oder? Und wenn Mario schon so unglaublich gut war, wie bist du dann erst, wenn ich mit dir schlafen würde?” “Oh Gott”, presst Viktor hervor, kann die Worte nicht mehr nur in Gedanken aussprechen. Das hier passiert tatsächlich und dabei ist ihm doch erst vorher klar geworden, was er für sie empfindet. Doch sie ist hier, er auch, zudem sagt, zeigt sie ihm doch eindeutig, was sie von ihm will, warum also nicht? Seine Augen blitzen auf und er senkt seinen Kopf so nahe an ihren, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spüren kann. “Wie gesagt, ich biete mich dir gerne zum testen an.” “Hmm, das hört sich …” Plötzlich stockt sie mitten im Satz und Viktor hebt seinen Kopf verwundert wieder. “Mmrghh”, bringt sie hervor und presst sich eine Hand vor den Mund, dann geht es ganz schnell. Ehe der Ältere sich versieht, gibt sie einen kräftigen Stoß, stößt ihn regelrecht von sich, dreht sich um die eigene Achse und reißt eine Türe an der Seite auf, durch die sie verschwindet. Viktor hört noch das Klappern des Klodeckels, als nächstes klingen Würgegeräusche an sein Ohr. Ernsthaft? Mit geweiteten Augen starrt er die offenstehende Türe an, ehe er seufzt und durch diese hindurchgeht. Verdammter Alkohol. Kapitel 6: Kapitel 5 -------------------- “Sie hat was?” Marios Augen sind weit aufgerissen, während seine Aufmerksamkeit auf Viktor gerichtet ist, der ihm gegenüber an einem Tisch sitzt, vor sich eine Tasse Kaffee. Sein Freund hat ihn angerufen und ihn hierher in diese Café zitiert, weil er dringend mit ihm reden muss. “Sie hat gekotzt.” “Sie hat gekotzt …” “Ja, gerade als sie mich küssen wollte. Also, ähm …” Das brüllende Gelächter, das nun ertönt, sorgt dafür, dass der Ältere seine Augen genervt verdreht. “Ernsthaft, Alter?” “Das sollte ich dich fragen, Viktor.” Mario wischt sich über die Augen und versucht, beeinflusst durch den finsteren Blick seines Gegenübers, jedes weitere Lachen zu verkneifen, doch das fällt ihm sehr schwer. “Was willst du hören? Mir ist klar, dass das mit dem Alkohol eine scheiß Idee war, aber dazu ist es zu spät!” “Okay, und was hast du dann gemacht?” “Na was wohl?” “Du bist verschwunden?” “Natürlich nicht!” “Und stattdessen?” Mario trinkt einen Schluck Kaffee und lässt Viktor nicht aus den Augen, während er seine zuckenden Mundwinkel hinter seiner Tasse verbirgt. Diese Geschichte scheint lustig zu werden. “Ich ähm, hab ihr die Haare gehalten, während sie sich übergeben hat.” “Tja, anscheinend scheint es ihr auf den Magen zu schlagen, wenn du sie anmachst und … Aua! Verdammt, Viktor!” “Halt die Klappe, Mario”, knurrt dieser, nachdem er seinem Freund unter dem Tisch gegen das Schienbein getreten hat. “Nur weil ich Torwart bin, kann ich auch gut kicken.” “Das habe ich gemerkt”, erklärt sein Gegenüber und reibt sich das Schienbein. “Trotzdem kannst du nicht abstreiten”, er richtet sich wiede rauf und legt beide Hände um seine Kaffeetasse, “dass das schon irgendwie lustig ist.” “Klar, total lustig! Sowas von lustig!” Wieder knurrt Viktor, ehe er seinen eigenen Kaffee trinkt. “Ist es, leb damit. Aber weiter im Text, was ist passiert, nachdem du ihr die Haare gehalten hast und Elsa über der Kloschüssel gehangen hat?” “Nichts ist passiert.” “Zumindest werdet ihr nicht übereinander hergefallen sein, stelle ich mir widerlich vor.” “Das einzige, wo sie hingefallen ist, war ihr Bett.” Wieder ist Viktors Stimme von einem Knurren durchzogen. “Und sie war mehr oder weniger gleich weg, hat geschlafen und leise geschnarcht.” Ein Schmunzeln breitet sich auf Marios Zügen aus. “Keine Sorge, das macht sie nur, wenn da genug Alkohol im Spiel war.” “Irgendwie war es ja auch süß.” Wieder seufzt Viktor. “Und dann bist du gegangen?” “Nicht gleich, ich bin noch ein bisschen bei ihr geblieben. Habe ihr Wasser zum trinken hingestellt, einen Eimer gesucht, falls sie sich nochmal übergeben muss … Aber sie scheint so tief geschlafen zu haben, dass sie nichts davon mitbekommen hat. Schließlich bin ich gegangen und hab sie schlafen lassen, schließlich hatte ich eine volle Bude zuhause, fast zumindest, du warst schließlich nicht mehr da und die geheimnisvolle Frau war auch verschwunden. Willst du mir da vielleicht etwas sagen, Mario?” Viktor hebt seine Augenbrauen und ist irgendwie froh, das nutzen zu können, um das Gespräch von sich und Elsa ablenken zu können. Mario grinst auf die Frage breit und hebt seine Kaffeetasse an. “Ein Gentleman genießt und schweigt.” Und damit trinkt er von dem wach machenden Getränk. “Ernsthaft? Du hast sie echt abgeschleppt? Wobei das ja mehr danach aussah, als hätte sie dich abgeschleppt und es erklärt auch, warum du noch dasselbe wie gestern trägst.” “Wie gesagt, ich sage nichts, Viktor.” Der knirscht leicht mit den Zähnen, ehe er breit grinst und sich nach vorne lehnt. “Zwei Punkte. Wenn da was lief, wovon ich ausgehe, war das erst deine zweite Frau in deinem bisherigen Leben und zweitens hoffe ich, dass du sie zufriedenstellen konntest, denn du weißt ja bisher auch nur, was die eine Frau zufriedengestellt hat.” “Ich denke”, Mario lehnt sich zurück, “es gibt nichts, worüber man sich beschweren kann und zweitens, du hast Elsa gehört - ich bin sehr gut, in dem was ich tue, egal, um was es sich handelt. Übrigens auch auf dem Fußballfeld, wie wir euch ja schon klar gemacht haben.” “Das würde ich jetzt nicht unbedingt so sagen, immerhin war ich auch lange Zeit weg, die Teufel müssen sich erstmal wieder daran gewöhnen, dass ihr Boss zurück ist.” Ein lautes Lachen entkommt Mario, während Viktor breit grinst und sich zufrieden nach hinten lehnt. In dem Augenblick piepst Marios Handy und sofort beugt sich Viktor wieder nach vorne. “Deine neue Bekanntschaft?” “Eher nicht, wir haben unsere Nummern nicht getauscht.” Mario zieht sein Handy hervor und hebt erstaunt seine Augen, als er erkennt, dass er eine Nachricht von seiner Ex-Freundin bekommen hat. “Elsa”, erklärt er verwundert und während er die Nachricht liest, heben sich seine Augenbrauen immer mehr. “Was ist los? Schreibt sie etwas wegen mir? Hat sie etwas wegen dem Fast-Kuss gesagt?” Sofort beugt sich Viktor noch weiter über den Tisch und versucht einen Blick auf das Handy und damit die Nachricht seines Gegenübers zu erhaschen. “Ähm, nicht direkt zumindest. Warte kurz. Und sei bitte still.” Mario tippt auf sein Handy und legt es anschließend mit eingestelltem Lautsprecher vor sich auf die Tischfläche. Ein Tuten erklingt und dann … “Mario?” “Hey Liebes, alles okay bei dir?” “Ich weiß nicht …” Elsas Stimme klingt belegt. Viktor macht den Mund auf, um etwas zu sagen, da hebt Mario schon seine Hand, um ihn davon abzuhalten. “Was ist los?” “Hast du mich gestern nach Hause gebracht? Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin, geschweige denn, was passiert ist, ich scheine voll den Filmriss zu haben. Ich habe furchtbare Kopfschmerzen und mir ist kotzübel.” “Du hast gestern auch einiges getrunken, Viktor hat dich abgefüllt.” Der will sich gerade beschweren, als Elsas Stimme durch den Lautsprecher hallt. “Wenn ich den in meine Finger bekomme! Mir ist einfach nur so schlecht und ich hab mich auch schon übergeben. Hab ich irgendwas angestellt, irgendetwas peinliches gemacht? Bitte sei ehrlich zu mir, Mario. Wir haben gesagt, dass wir immer ehrlich zueinander sein werden.” Der lacht auf. “Also du hast ziemlich viel geredet. Und du hast versucht, mich den Frauen anzupreisen. Du hast erzählt, dass ich im Bett wirklich gut bin und dich immer befriedigt habe.” Als er den Satz beendet hat, herrscht erst einmal Stille in der Leitung, während Mario selbst versucht, nicht zu lachen. “Oh mein Gott, das tut mir so unfassbar leid, Mario. Entschuldige bitte, ich … ich weiß nicht, was ich da getan habe …” “Du hast mich zumindest nicht schlecht dastehen lassen, das reicht mir, Liebes. Ansonsten, Viktor hat dich nach Hause gebracht. Ich habe erklärt, wenn er dich abfüllt, dann muss er auch für dich Sorge tragen.” “Hmm …” “Was heißt hier Hmm?” “Naja, hätte er mich nicht abgefüllt, dann würde es mir nicht schlecht gehen. So ein Vollhorst, ich glaube, mit dem muss ich ein ernstes Wörtchen reden!” Mario sieht von seinem Handy zu seinem Gegenübersitzenden auf, dem man ansehen kann, dass er von diesem Telefonat angenervt ist. Er knirscht mit seinen Zähnen und seine Augen sind fast schwarz. Die Arme hat er verschränkt und sich in seinem Stuhl ganz nach hinten gelehnt. Aber immerhin hält er sich zurück und sagt kein Wort. “Hey, er hat es ja nicht böse gemeint, du hättest ja nichts trinken müssen, es ist also deine eigene Schuld.” “Du hättest mich aufhalten können!” “Das liegt nicht mehr in meinem Aufgabenbereich.” “Depp. Du machst es dir einfach.” “Immer, Liebes. Aber mal im ernst, du bist erwachsen, das hättest du selbst steuern müssen. Und außerdem hat Viktor dich wohlbehalten nach Hause gebracht.” “Ach ja … du hast ja recht, Mario. Und immerhin nutzt er so etwas nicht aus, er ist halt ein guter Freund.” Auf diese Aussage verdüstert sich der Blick desjenigen, über den Elsa gerade redet, noch mehr. “Er ist ein sehr guter Kerl, das weißt du, Elsa.” “Ich weiß, trotzdem, abfüllen hätte er mich nicht müssen.” “Nein, das hätte er nicht und das ist ihm hoffentlich auch klar.” Viktor sieht auf und verdreht seine Augen, als er Marios Blick auf sich gerichtet bemerkt. “Na gut. Hab ich sonst noch irgendetwas peinliches gemacht?” “Kannst du dich erinnern, jemanden geküsst zu haben? Oder zumindest fast geküsst zu haben?” Die Augen von Marios Gegenüber weiten sich und er wedelt wild mit den Händen durch die Luft, um jedes weitere Wort zu unterbinden. “Uh, nein! Ich hoffe nicht! Ich habe gekotzt, wenn ich richtig davon ausgehe, da küsse ich niemanden! Oder habe ich auf der Party noch irgendetwas angestellt, an das ich mich nicht erinnere?” “Naja, außer den Frauen zu sagen, dass ich eine sehr geschickte Zunge habe, hast du nichts angestellt.” Wieder herrscht Stille. “Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!” “Frag mich mal, wie ich mich dabei gefühlt habe.” “... ist wenigstens eine darauf angesprungen?” Nun lacht Mario wieder. “Und das erzähle ich dir, wenn wir uns mal persönlich sehen.” “Also ja.” “Ich sage nichts.” “Oh mein Gott, Mario Hongo, du hast mit einer anderen Frau geschlafen!” “Warum so schockiert? Wir sind nicht mehr zusammen …” “Ich weiß und das meine ich gar nicht, es ist nur … komisch …” “Ein bisschen, ja.” “Hmm … war sie besser als ich?” “Und jetzt kommt der Punkt, an dem ich das Gespräch für beendet erkläre, Liebes.” “Vielleicht besser so. Ansonsten, gut gemacht, Tiger.” “Elsa, schlaf deinen Rausch aus.” Und damit beendet Mario das Telefonat einfach. “Was war das?”, fragt Viktor aufgeregt, als er endlich wieder zu Wort kommt. “Elsa hat mir eine leicht panische Nachricht geschickt, dass ich sie anrufen soll, also habe ich das gemacht.” Viktor sieht mit gerunzelter Stirn wieder auf Marios Handy, das nun mit schwarzem Bildschirm vor ihnen auf dem Tisch liegt. “Sie erinnert sich nicht.” “Nein, das tut sie nicht.” “Ach verdammt. Es hätte so einfach sein können. Wir küssen uns, sie weiß es noch und wir reden, ich sage ihr, dass ich Gefühle für sie haben und dann schauen wir, wie es weiter geht.” “Tja, manchmal ist es eben nicht so einfach.” Mario greift nach seinem Handy und schiebt es zurück in seine Hosentasche. “Und jetzt?” “Jetzt machst du es, wie jeder andere Mensch auch, der sich in jemanden verliebt hat.” “Und das wäre?” “Du fragst sie nach einem Date. Das wirst du ja wohl hinbekommen, du bist Viktor Uesugi!” ~~~ Elsa lässt ihr Handy wieder sinken, als ihr das gleichmäßige Tuten bedeutet, dass Mario das Telefonat einfach beendet hat. “Oh Gott”, murmelt sie und schlägt beide Hände vor ihr Gesicht. Sie wird den Leuten, die auf Viktors Einweihungsfeier waren, nie wieder unter die Augen treten können. Wie hat es passieren können, dass sie erzählt hat, dass Mario eine, was hat er gerade gesagt? - eine geschickte Zunge hat? Oh Gott! Sie redet nie über solche Sachen! Und auch wenn es eine Tatsache ist, was sie da wohl gesagt hat, das darf ja wohl nicht wahr sein! Wie hat sie es soweit kommen lassen? Wie hat sie zulassen können, dass Viktor sie abfüllt? Und warum hat er sie überhaupt abgefüllt? Da kommt ihr etwas in den Kopf, das Mario gerade gesagt, vielleicht auch nur angedeutet hat: Er hat mit einer anderen Frau geschlafen. Etwas in ihr zieht sich zusammen. Die Vorstellung, dass er tatsächlich mit einer anderen Frau zusammen war, ist komisch. Es sollte ihr egal sein, sie sind immer nicht mehr zusammen, trotzdem fühlt es sich nicht gut an. Ein lautes Seufzen entkommt ihr. Sie sollte sich darüber keine Gedanken machen, er kann machen was er will, mit immer wem er will, es geht sie nichts mehr an. Was sie jetzt machen wird, ist eine Dusche nehmen, danach wird es ihr sicherlich besser gehen! ~~~ Als es an ihrer Wohnungstüre klingelt, ist sie gerade unter der Dusche hervor getreten, die ihr tatsächlich sehr gut getan hat. Auch die Kopfschmerzen haben nachgelassen, ebenso die Übelkeit. Mit dem um sich geschlungenen Handtuch tritt sie in den kleinen Wohnungsflur und geht an die Gegensprechanlage. “Ja?” “Hey Elsa, ich bin es, Viktor. Ähm … ich … also ich wollte wegen gestern …” Noch bevor er aussprechen kann, fällt Elsa ihm ins Wort. “Komm hoch.” Sie öffnet ihre Wohnungstüre ein Stück und geht ins Badezimmer, um sich abzutrocknen. Schneller als sie erwartet hat, öffnet sich die Türe bereits und der Ältere kommt herein. “Elsa?”, erklingt seine Stimme unsicher, als ihm niemand entgegen kommt. “Ähm, ich bin noch im Bad, geh du doch schon mal ins Wohnzimmer, hol dir was zu trinken in der Küche”, erklingt ihre Stimme aus dem Badezimmer, das man direkt vom Flur aus erreicht. “Mache ich.” Viktor zieht seine Schuhe aus und geht wie von Elsa angewiesen ins Wohnzimmer, von wo aus er auch die Küche erreicht. Er kommt gerade mit einem Glas Wasser aus dieser, als Elsa durch den Raum huscht. Sein Herz nimmt einen Takt zu, seine Augen weiten sich und seine Hand verkrampft sich um das Wasserglas herum. “Entschuldige bitte”, murmelt Elsa und hält das Handtuch fest, um nicht im nächsten Augenblick nackt vor ihrem Besucher zu stehen. “Ich war duschen und hatte keine Wechselklamotten dabei, da ich niemanden erwartet habe. Ich gehe mich noch schnell umziehen und dann bin ich gleich wieder bei dir.” Und schon verschwindet sie durch die Türe, die zu ihrem Schlafzimmer führt, dass ebenfalls durch das Wohnzimmer zu erreichen ist. “Mein Herz”, murmelt Viktor, dessen Blick auf der nun geschlossenen Schlafzimmertüre liegt. Elsa, nur in ein Handtuch gewickelt, das genug nackte Haut übrig gelassen hat, um auf unartige Gedanken zu kommen. Es sind nur wenige Minuten, ehe Elsa zurückkommt. Sie rubbelt sich mit einem Handtuch durch die noch feuchten Haare, um sie zu trocknen. Vor Viktor, der nun auf dem Sofa sitzt, bleibt sie stehen, verschränkt ihre Arme und sieht ihn von oben herab an. “Was gibt es?”, fragt sie mit einer Stimme, die ihm klar macht, dass sie ihm gewisse Dinge vorhält und mit gewissen Dinge meint sie ganz eindeutig den Alkohol von gestern. “Ähm, eigentlich bin ich hier, um mich bei dir zu entschuldigen”, gibt er pflichtgemäß mit einem schlechten Gewissen von sich. “Aha. Das bedeutet was genau?” Viktor richtet sich auf, sieht zu ihr nach oben. “Dass es mir leid tut, dir zuviel Alkohol eingeschenkt zu haben, wobei ich nichts dafür kann, dass du alles gekippt hast.” Ihre Augen weiten sich, ehe sie lacht und sich neben ihm aufs Sofa fallen lässt. Ihr Oberschenkel berührt seinen und lässt einen Blitz durch ihn fahren. “Okay, da hast du eindeutig recht. Aber wie ich gehört habe, war es für Mario peinlich … mehr oder weniger zumindest. Also gut”, sie klopft auf den Oberschenkel des neben ihr Sitzenden, “Entschuldigung angenommen.” “Hmm, das ist noch nicht alles.” Viktor schließt seine Hand um Elsas, die noch auf seinem Bein liegt. “Und das bedeutet?” “Ich würde dich, als weitere Entschuldigung gerne ins Kino einladen.” “Oh.” Elsas Augen weiten sich, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Das musst du nicht, Viktor, so schlimm wird es hoffentlich nicht gewesen sein.” Er lacht auf und schüttelt den Kopf. “Wie gesagt, nicht für dich.” “Dann solltest du Mario einladen. Wobei, der …” Noch ehe sie aussprechen kann, fällt Viktor ihr ins Ohr. “Ich will dich einladen, Elsa. Also, darf ich bitte? Es tut mir leid, dass ich dich abgefüllt habe und daher will ich es einfach.” “Hmm …” “So als Date.” Er zwinkert ihr zu, woraufhin sie schmunzelt und erneut ihren Kopf schüttelt. “Als Date, so so. Na gut, dann darfst du mich ins Kino einladen, wenn es dein schlechtes Gewissen beruhigt.” Sie klopft ihm erneut auf den Oberschenkel und erhebt sich. “Dann haben wir ein Date.” Viktor grinst und sein Herzschlag hat erneut zugenommen, irgendwie sorgt sie gerade ständig dafür. “Klar, ein Date.” Sie zwinkert ihm breit grinsend zu, ehe sie auf ihre Küche deutet. “Hast du Hunger? Ich brauche eine Kleinigkeit, sonst bringt mein Magen mich noch um.” “Ähm, ne Kleinigkeit würde ich auch nehmen”, antwortet der Gefragt und folgt ihr mit seinem Blick in den anderen Raum, während er seine Stirn runzelt. Warum hat sie so gegrinst, als sie von Date geredet hat? Denkt sie etwa, er meint es nicht ernst? Oh, vermutlich geht sie davon aus, dass es wirklich eine reine Entschuldigung ist, daher sollte er ihr bei dem Date doch klarmachen, dass es eindeutig eines ist. Kapitel 7: Kapitel 6 -------------------- “Okay, ich hab die Karten. Willst du noch was haben? Popcorn vielleicht? Oder lieber Nachos?” Viktor steht vor seiner Begleitung, die gerade auf ihr Handy gesehen hat und dies nun wieder in ihre Handtasche gleiten lässt. “Wenn ich es zahlen darf?” “Nein, ich lade dich ein.” “Viktor, das musst du wirklich nicht.” Elsa sieht ihn ernst an, was von ihm jedoch nur abgewunken wird. “Ich weiß dass ich nicht muss, aber ich will. Also musst du da jetzt durch.” Ein Augenzwinkern begleitet seinen Satz und entlockt ihr ein Schmunzeln. “Na gut. Ich wäre für Popcorn und eine große Cola.” “Okay, dann hole ich es. Hier, halte das.” Er drückt ihr die Kinokarten in die Hand. “Ich bin gleich wieder da.” Immer noch schmunzelnd sieht Elsa dem Älteren hinterher, ehe sie ihren Kopf durch den großen Vorraum des Kinos gleiten lässt. Es ist einiges los, das hier ist das größte Kino ihrer Stadt mit mehreren Vorführräumen. Ihr Blick fällt auf das Poster des Filmes, den sie nun schauen werden. Sie freut sich schon sehr darauf, da sie ihn unbedingt sehen wollte. Viktor hat sofort zugestimmt, als sie ihn vorgeschlagen hatte. Vermutlich hätte er allem zugestimmt, was kein Liebesfilm ist, zumindest schätzt sie ihn so ein. Ihr Blick schweift weiter und hält abrupt inne. Das ist doch … Der Mann, den sie gerade entdeckt hat, blickt auf und seine dunklen Augen landen direkt auf ihren. Kurz weiten diese sich und er scheint, als ob er erstarrt, dann erscheint ein breites Grinsen auf seinen Zügen und er kommt auf sie zu. “Hey Elsa”, richtet er an sie, als er vor ihr zu stehen kommt. “Mario”, erwidert sie und lächelt. “Du siehst dir den Film vermutlich auch an, oder?” Mit dem Daumen deutet sie über ihre Schulter auf das Plakat an der Wand. “Genau, ich konnte ihn mir ja nicht entgehen lassen.” “Sehr gut.” Elsa lacht, doch sie erstarrt kurzfristig, als … “Hey Mario, hier ist das Popcorn.” Eine helle Stimme erklingt neben ihnen. Mit geweiteten Augen dreht Elsa ihren Kopf und erkennt eine blonde Frau neben Mario, die diesem gerade eine Packung Popcorn und ein Getränk in die Hände drückt. “Suki?”, bringt Elsa erstaunt hervor. “Oh, Elsa”, erwidert diese, ehe ihre Wangen sich rot färben. Verwirrt sieht Elsa zwischen ihrem Ex-Freund und der jungen Frau hin und her, ehe es bei ihr Klick macht. “Warte, Suki ist diejenige, die …” Sie deutet auf die Genannte und blinzelt ungläubig. Das letzte Mal hat sie Suki an Viktors Einweihungsfeier gesehen. “Ich hoffe, es ist für dich okay”, sagt diese in dem Moment. “Du hast ja gesagt, dass ihr getrennt seid und hast bei Viktors Party ständig so von ihm geschwärmt und gemeint, dass er zu haben ist. Zudem hast du Dinge von ihm erzählt, das musste ich einfach selbst nachprüfen und … ähm …” Mit roten Wangen sieht Suki zu Mario, dessen Blick nachdenklich auf seiner Ex-Freundin liegt. “Oh Gott, ich glaube, da muss ich mich wieder und wieder entschuldigen. Ich habe an dem Abend echt zu viel getrunken.” Elsa legt einen kurzen Augenblick ihre Hände vor ihr Gesicht, ehe sie diese wieder sinken lässt. “Oh, wolltest du also gar nicht …” Suki sieht aus, als würde sie sich nicht wohlfühlen und auch ihr Begleiter runzelt seine Stirn. Doch schon hebt Elsa ihre Hand mit ausgestreckter Handfläche vor sich. “Alles okay, geh nur mit ihm aus, er ist Single, wie gesagt. Und er hat mir gesagt, was ich anscheinend alles gesagt habe … laut … und eventuell peinlich für ihn. Irgendwie auch für mich.” Ihr Blick fällt auf Mario. “Du weißt, wer eigentlich schuld daran ist.” Nun schmunzelt ihr Ex-Freund und nickt. “Ich weiß. Er hat auch schon einen Tritt von mir dafür bekommen, keine Sorge.” “Sehr gut, hat er verdient.” Sie sieht wieder zu Suki. “Mario ist ein Guter, glaube mir. Nein, er ist der Beste, genieße die Zeit mit ihm.” Nun lächelt Marios Begleiterin. “Das werde ich, danke dir. Oh, und übrigens, du hattest natürlich recht, mit allem.” Elsa kichert mit roten Wangen und hebt eine Hand vor ihr Gesicht. “Uh, das auf jeden Fall. Wie gesagt, er ist der Beste, in allen Dingen.” “Ach Mädels”, seufzt Mario, gleichzeitig ertönt noch eine weitere Stimme. “Redet ihr von mir?” Elsa ist die Einzige, die nicht erstaunt hinter sich sieht. “Sie haben von mir geredet”, erklärt Mario trocken. “Sie haben von dem Besten geredet, das war ja wohl eindeutig auf mich bezogen.” Sowohl Elsa als auch Suki schütteln ihre Köpfe. “Haben wir nicht”, erklärt Elsa. “Das kann ich zwar nicht glauben, aber gut, ich lasse es ausnahmsweise mal durchgehen.” Viktors Blick gleitet von Mario zu Suki und zurück. “Ah, ist sie die eine … oder sollte ich eher sagen die zweite?” “Alter, halt die Klappe.” Der Gefragte verdreht die Augen. “Das glaubst du doch selbst nicht, Mario. Hier Elsa, sie hatten nur süßes Popcorn, ich hoffe das passt, ich habe dich vorher auch gar nicht gefragt.” “Alles gut.” Elsa lächelt, als sie ihrem Begleiter in die Augen sieht. “Ich mag süßes Popcorn viel lieber, danke, dass du es geholt hast.” “Immer doch gerne.” “Oh, habt ihr beide etwa ein Date?” Sukis Stimme klingt begeistert und aufgeregt, als sie sie mit leuchtenden Augen anblickt. Auch Mario grinst breit, immerhin ist es ihm klar gewesen, als sein Freund hinter Elsa aufgetaucht ist. Viktor nickt auf die Frage und öffnet gerade seinen Mund zum sprechen, als eine Antwort erklingt, die er so nicht erwartet hat, eindeutig nicht. “Nein, kein richtiges zumindest. Viktor will sich mit dem Kinobesuch bei mir dafür entschuldigen, dass er mich an seiner Einweihungsfeier abgefüllt hat. Naja, zumindest hat es ja für einen von uns etwas Gutes gehabt.” Ihr Blick landet mit hochgezogenen Augenbrauen auf ihrem Ex-Freund. Dieser zuckt nur mit seinen Schultern. “Ach, so würde ich es jetzt nicht sagen.” “Schade drum, ihr beide würdet auch ein süßes Pärchen abgeben.” Auf Sukis Aussage entkommt Elsa ein lautes Lachen und ohne sich herumzudrehen, stößt sie Viktor sanft ihren Ellenbogen zwischen die Rippen. “Hast du gehört? Wir beide würden ein süßes Pärchen abgeben. Wobei ich dich jetzt nicht als süß bezeichne.” Mario hat seine Stirn gerunzelt. Ist Elsa wirklich so blind? Sein Blick gleitet zu Viktor, der seine Zähne aufeinander presst und von dieser Aussage alles andere als begeistert wirkt. Auf der einen Seite passt ihm der Satz nicht, auf der anderen Seite wirkt er tief getroffen, aber das ist doch auch verständlich. “Hey Viktor, ich hätte noch kurz eine Frage zu unserem nächsten Spiel. Wenn du gerade hier bist, kann ich dich doch gleich fragen.” “Muss das sein?”, fragt dieser genervt und Mario ist klar, dass der Ältere ihn und seine Ausrede durchschaut hat. “Klar, warum nicht? Ehe ich es vergesse. Und unsere Begleiterinnen unterhalten sich gerade auch so nett, also komm.” Und ehe Viktor protestieren kann, greift Mario ihn am Arm und zieht ihn ein paar Schritte mit sich. “Was ist denn?” Viktor wirkt genervt und sein Gesprächspartner kann es ihm nicht einmal verdenken. “Ist es Elsa klar, dass das hier ein Date sein soll? Das Gefühl habe ich nämlich nicht.” “Du hast die Antwort doch gerade gehört, oder? Als ich meinte, dass das hier ein Date ist, hat sie nur gelacht und mir zugezwinkert. Sie denkt wohl wirklich, dass ich das mit Date nur als einen Scherz gemeint habe.” “Dann solltest du ihr mal klar machen, dass das hier kein Scherz ist und du es ernst meinst.” “Oh, vielen Dank auch Mister ich weiß besser, wie man Frauen rumbekommt.” Mario hebt seine Augenbrauen auf diese miesepetrige Entgegnung. “Naja, ich habe erst zwei Frauen in meinem Leben um ein Date gebeten und beide haben zugesagt und es verstanden, also ist es, trotz der geringen Teilnehmerzahl, ein hundertprozentiger Erfolg.” “Gott, du nervst, Alter!” “Immer wieder gerne. Also geh jetzt zurück und leg dich ins Zeug, wenn du wirklich mehr von ihr willst.” Ein Seufzen entkommt Viktor. “Habe ich schonmal gesagt, wie sehr es mich nervt, dass du alles besser weißt?” “Und auch besser machst, ja, ich habe dunkle Erinnerungen daran, dass das schonmal vorgekommen ist …” “Du nervst wirklich.” Gemeinsam gehen die beiden Männer zu ihren Begleiterinnen zurück, die in ein angeregtes Gespräch verwickelt sind. Elsa dreht sich herum und sieht ihren Ex-Freund an, als er und Viktor bei ihnen ankommen. “Mario, ich mag Suki, versau dir das bloß nicht, sie ist cool.” Er lächelt und blickt zu seinem Date. “Ich mag sie auch, keine Sorge, ich gebe mir Mühe.” “Na also.” Während sich Sukis Wangen röten, lacht Elsa und sieht zu Viktor auf. “Na, alles Fußballmäßige besprochen? Wenn ja, der Film fängt in ein paar Minuten an.” “Dann lass uns reingehen.” Viktor nickt den anderen beiden nochmal zu, ehe er Elsa einfach vor sich her schiebt. “Wir sehen uns.” “Das werden wir.” Auch Mario nickt, Suki winkt ihnen zu, was Elsa erwidert. Mit ihrem Finger deutet sie auf ihren Ex-Freund und formuliert lautlos das Wort Tiger, das ihn zu einem Augenrollen und sie zu einem Lachen bringt. “Schade, dass die beiden kein Date hatten, das wäre schon irgendwie cool, oder?”, richtet Suki an Mario und sieht ihn erst nach ihrer Frage an, erkennt, dass er seinen Freunden nachdenklich hinterher blickt. “Wir werden sehen”, richtet er an sie und wendet ihr seine ganze Aufmerksamkeit zu. “Suki”, bringt er hervor und bemerkt, dass diese erstarrt. Vielleicht hätte er das Gespräch anders ins Rollen bringen müssen, aber dazu ist es jetzt zu spät. “Elsa und ich sind kein Paar mehr, trotzdem ist sie ein Teil meines Lebens und wird es immer sein. Ich will, dass du das weißt und will dir auch klar sagen, dass du dir keine Gedanken um sie machen musst. Sie ist wie eine Schwester für mich. Das was wir einmal hatten, das ist nicht mehr da, wir werden aber immer eng verbunden sein.” Er sieht bei dieser Aussage so ernst aus, dass Suki ihn mit großen Augen ansieht, ehe sie sanft lächelt. “In Ordnung, damit kann ich leben. Ich mag sie, dich mag ich noch mehr. Dann lass wenigstens uns beide unser Date haben. Das ist doch ein Date, oder?” Ein Augenzwinkern ist an Mario gerichtet, das diesen zum lachen bringt. “Keine Sorge, mir ist das bewusst, aber immerhin habe ich dich auch richtig nach einem Date gefragt, oder?” “Oh ja, das hast du. Und jetzt rein mit uns, der Film beginnt gerade.” ~~~ “Der Film war wirklich gut, trotzdem bin ich froh, jetzt wieder raus zu sein. Zwei Stunden nur da sitzen ist einfach nichts für mich.” Elsa lacht, als Viktor seine Arme nach oben streckt und sich dehnt. “Genau deshalb ist Gregor eher selten im Kino, der hält das nämlich nicht aus”, erklärt sie und legt ihren Kopf schräg. “Wundert mich bei dir deshalb nicht wirklich.” “Ach ja? Mich wundert es bei ihm nicht, aber ab und an sehe ich ganz gerne einen Film an.” “Sehr gut, dann können wir das ja wiederholen.” Die Augen des Älteren weiten sich und erstaunt sieht er seinen Begleitung an, sein Herz nimmt einen Schlag zu. “Weißt du, bisher bin ich immer mit Mario ins Kino gegangen, das fällt jetzt aber natürlich flach, wenn ich stattdessen dich als Begleitung habe, ist das doch auch gut”, zerschmettert sie mit ihrem Satz seine Hoffnungen jedoch gleich wieder. “Elsa”, seufzt er, woraufhin sie ihn verwundert ansieht. “Oh, willst du etwa nicht? Dann entschuldige bitte, du musst natürlich nicht-” “Hey, ich gehe gerne mit dir ins Kino, das meinte ich gar nicht. Eigentlich wollte ich …” Er sieht sie nachdenklich an, ehe er seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen hochzieht und den Satz nicht beendet. “Hast du noch Hunger? Wir könnten noch etwas essen gehen, fände ich ganz nett.” “Hmm, warum eigentlich nicht?” Elsa hängt sich bei ihm ein. “Worauf hast du Lust?” “Was hältst du von Burgern?” “Klingt gut.” “Na dann komm.” Kurzerhand umgreift Viktor ihre Hand und zieht sie hinter sich her, was ihr ein lautes Lachen entlockt. “Du scheinst wirklich Hunger zu haben. Unersättlich oder wie?” Kurz sieht er über seine Schulter und seine fast schwarzen Augen blitzen auf. “Wenn du wüsstest.” Kurz stockt Elsa und ihr Herz macht einen eigenartigen Satz, ehe sie seine Hand drückt. “Na dann lass uns schnell gehen, ehe du verhungerst.” ~~~ Die junge Frau ihm gegenüber dippt ein Pommes in das Ketchup auf ihrem Teller und schiebt es in den Mund um daran zu knabbern, während sie nachdenklich aus dem Fenster sieht. “Alles okay? Du siehst so nachdenklich aus.” Viktor trinkt von seiner Cola. “Was?” Fragend sieht Elsa auf, ehe sie ihren Kopf schüttelt. “Nein, nein, alles okay.” “Wirklich? Denkst du an Mario? Daran, dass er ein Date hat?” Ihre Wangen färben sich rot und deuten damit an, dass er tatsächlich ins Schwarze getroffen hat. Ein Seufzen entkommt Elsa, ehe sie ihren Teller zur Seite schiebt und ihre Hände um ihr Glas legt. “Ich weiß nicht so recht, irgendwie ist es halt komisch …” Sie bemerkt nicht, dass sich Viktors Blick verfinstert. “Warum? Wird dir gerade etwa klar, dass du ihn doch zurück willst?” “Was? Nein, das nicht. Es ist nur …” Sie sucht nach Worten, runzelt ihre Stirn und ein weiterer Seufzer entkommt ihr, ehe sie einen Schluck nimmt und das Glas wieder abstellt. “Es fühlt sich seltsam und komisch an. Dass er mit einer anderen Frau geschlafen hat war schon seltsam, aber dass er jetzt wirklich Dates hat, mit einer anderen Frau ausgeht, das zeigt, dass es für ihn doch etwas ernsteres ist. Es ist nochmal so ein eindeutiges Zeichen dafür, dass unsere Beziehung vorbei ist, dass das Leben weitergeht, zumindest seines.” “Ach, ist es das? Dass sein Leben weitergeht, er wieder Frauen kennenlernt? Hast du etwa gedacht, dass du die erste von euch beiden ist, die einen neuen Partner hat?” Viktor sieht sie an, hält ihren Blick fest, als sie ihren Kopf hebt.Ein Schmunzeln erscheint auf ihren Zügen. “Nein, das habe ich nicht gedacht. Ehrlich gesagt, habe ich die Vorstellung, den Gedanken daran, dass einer von uns einen anderen Partner findet, von mir geschoben. Nicht, weil ich mir das nicht vorstellen wollte, nein, weil es für mich einfach noch nichts greifbares ist. Aber das ist es jetzt. Mario hat eine tolle Frau kennengelernt und ich mag sie wirklich gerne, sie ist sehr nett und lustig, aber trotzdem … Weißt du, wir haben uns zwar getrennt, aber trotzdem konnte ich jederzeit zu ihm kommen, konnte ihn anrufen und das wird vermutlich wegfallen, wenn er jetzt jemanden an seiner Seite hat.” Ein Lächeln erscheint auf Viktors Zügen. Mit einer Hand greift er über den Tisch, legt sie auf Elsas an ihrem Glas und schiebt seine Finger zwischen ihre, was sie erstaunt zulässt. “Elsa, du musst dir keine Sorgen darum machen, dass du Mario plötzlich nicht mehr wichtig bist. Er hat vor gar nicht allzu langer Zeit zu mir gesagt, dass du immer ein Teil, sogar ein sehr wichtiger Teil seines Lebens sein wirst und er immer für dich da sein wird. Also mach dir darüber keine Sorgen. Auch wenn ihr kein Paar mehr seid, ihr beide werdet immer Freunde sein, sehr enge und gute Freunde.” Auf auf ihren Zügen erscheint ein Lächeln und gleich darauf drückt sie seine Hand sanft. “Ich danke dir, Viktor. Deine Worte helfen mir wirklich, du bist ein toller Freund.” Kapitel 8: Kapitel 7 -------------------- “Machst du schon schlapp?” “Ach halt die Klappe, Viktor!” Elsa, die ein Stück hinter ihrem Begleiter stehen geblieben ist, winkt mit einer Hand ab, ehe sie auch diese auf ihr zweites Knie legt und nach Atem schnappt. “Ich verstehe nicht, wie ich mich von dir dazu überreden lassen konnte.” “Hey, du warst es, die geschrien hat “ich bin dabei”, daran erinnere ich mich ganz genau.” Breit grinsend tritt er neben sie und weicht lachend ihrer Faust aus, die in diesem Moment in seine Richtung schlägt. “Ja, beim joggen. Joggen! Ich kann es dir gerne buchstabieren. Ich habe mich nirgends zu Powersprints angemeldet!” Immer noch keuchend richtet Elsa sich auf und wischt sich den Schweiß von der Stirn. “Denkst du etwa, dass mein Training pillepalle ist? Denn das ist es nicht.” Schon richtet Elsa sich auf und stemmt beide Hände in die Hüften. “Ich bin aber keiner deiner Fußballer!” “Du bist fit.” “Fit und durchgeknallt sind zwei verschiedene Begriffe!” Überrascht blinzelt Viktor auf diese Aussage, ehe er laut lacht. “So langsam erklärt es sich mir, warum Mario sich von dir getrennt hat und - aua!” Elsa erhebt ihre Faust noch einmal, die sie dem Älteren in den Magen geschlagen hat. “Wage es noch einmal!”, droht sie ihm, woraufhin er lachend seine Hände vor sie hält. “Erbarmen, Erbarmen!”, fleht er und lässt sich dann kurzerhand in den Sand sinken, was Elsa ihm gleich darauf gleich tut. “Als ich das erste Mal mit Mario gesprochen habe, nachdem du mir von eurer Trennung erzählt hast, habe ich zu ihm gemeint, dass du vermutlich die Einzige bist, die seine Macken aushält.” “Du meinst eure Fußballer-Macken?” “Warum schiebst du es jetzt auf alle Fußballer?” Viktors Frage ignorierend, lacht Elsa leise. “Ich muss sie ja nicht mehr ertragen, das darf jetzt Suki machen.” Sie stützt sich auf ihren Händen nach hinten in den Sand und sieht aufs Meer hinaus. “Hmm”, meint sie nachdenklich, “denkst du sie hat es schwieriger oder Conny?” Auch Viktor lacht. “Diese Frage muss man eigentlich gar nicht beantworten, das ist nämlich eine Fangfrage. Wir wissen beide, dass Conny es mit deinem Bruder anstrengender hat.” Nun lässt er sich ganz nach hinten in den Sand fallen, stützt sich noch auf seinen Unterarmen ab und sieht ebenfalls zum Meer hinaus. Elsas nächste Aussage fühlt sich für ihn an, wie als ob sie ihn in den Magen schlagen würde. “Ich denke manchmal, dass es vielleicht ganz gut ist, keinen Fußballer mehr als Freund zu haben.” “Was?” Mit großen Augen sieht er sie ungläubig an, während sie sich ebenfalls neben ihn in den Sand legt, ihre Arme unter ihrem Kopf verschränkt und zum Himmel hinauf sieht. “Ach, es war manchmal schon kompliziert. Das Training hat doch eine Menge von Marios Freizeit geschluckt und nicht nur das. Da waren dann ja auch die Zeiten, wo er mit Gregor zusammen Trainingspläne geschrieben hat und jedes Gespräch hat sich irgendwann um Fußball gedreht. Nicht zu vergessen, dass ich fast jeden Sonntag auf dem Fußballplatz war, um ihn bei seinen Spielen anzufeuern. Es ist eindeutig nicht so, dass ich es vermisse, Sonntags nicht ausschlafen zu können. Ach ja, trotz fast sieben Jahre Beziehung mit einem Vollblut-Fußballer, komisch finde ich sie trotzdem.” Viktor blinzelt immer noch, ehe er sich aufsetzt und sich über Elsa beugt, die nun unter ihm im Sand liegt. “Ich bin auch ein Fußballer.” Ihr Blick verändert sich, ehe sie schmunzelt und eine Hand hebt, um ihm auf die Schulter zu klopfen. “Keine Sorge, ich mag dich trotzdem Viktor, auch wenn du komisch bist.” In dem Augenblick piept ihr Handy und sie dreht sich unter ihm weg, um sich aufsetzen zu können, ohne ihren Kopf an seinen zu schlagen, bekommt daher seinen finsteren Blick nicht mit, der sich auf ihre Aussage geändert hat. Sie zieht das Gerät aus der Tasche ihrer Jogginghose und blickt darauf. “Oh, wenn man vom Teufel spricht.” “Eigentlich bin ich hier.” Viktor seufzt während auch er sich aufsetzt. “Mario?” Erstaunt über seinen knurrenden Tonfall blickt Elsa auf und schüttelt ihren Kopf. “Nein, mein Bruder. Er lädt mich heute Abend zu einem Spieleabend ein, zudem auch Mario und Suki kommen wollen. Und dein Name steht auch in seiner Nachricht.” Eine Augenbraue hebend, sieht Viktor sie verwirrt an. “Häh?” In dem Augenblick piept auch sein Handy und nach einem kurzen Blick nickt er zustimmend. “Jap, bin auch eingeladen. Conny hat mir geschrieben. Wie sieht es aus, gehst du hin?” Sofort nickt Elsa. “Klar. Ich habe nichts zu tun und ich freue mich, alle zu sehen, die kommen.” “Na dann.” Viktor runzelt seine Stirn, ehe er aufsteht. Eigentlich hatte er einen anderen Plan für den Abend, der nur sie und ihn betroffen hat und von dem sie noch nichts wusste. Aber gut, so ist es nun eben. “Okay, dann gehe ich auch. Laufen wir zurück? Und dann kann ich dich nachher abholen, wenn du magst.” “Das klingt gut. Und Viktor?” Er sieht sie fragend an, woraufhin sie breit grinst. “So komisch finde ich dich gar nicht. Nur ein bisschen.” Und darauf fängt er laut schallend an zu lachen. Als er sich wieder beruhigt hat, tritt er zu ihr, legt einen Arm um ihre Schultern, um sie an sich zu ziehen. “Gut, dass ich dich auch nur ein bisschen komisch finde.” “Und warum das?” Ihre Augenbrauen heben sich skeptisch. “Weil du mir widerstehen kannst. Dabei bin ich doch unwiderstehlich.” Und schon tätschelt sie sanft seine Wange. “Wie heißt es so schön, Viktor? Ausnahmen bestätigen die Regeln. Und ich bin eben deine Ausnahme. Also los jetzt, keine Müdigkeit vortäuschen.” Und schon läuft sie los. Der Stehengelassene sieht ihr hinterher. Seine Ausnahme der Regel … dabei will er doch gar nicht, dass sie die Ausnahme ist, auch nicht, dass sie die Regel ist. Er will einfach nur, dass sie zu ihm gehört. Ganz. ~~~ “Elsa, da bist du ja!” “Was ist denn hier los?” Elsa umarmt ihre Freundin zur Begrüßung, ehe sie ihren Kopf erstaunt zum Esstisch gleiten lässt, wo die bereits anwesenden Männer zahlreiche Zettel verteilt haben, über denen sie brüten. “Die beiden haben gedacht, wenn sie sich gerade sehen, dann können sie doch nochmal einen Blick auf die Trainingspläne werfen und dann hat Gregor gemeint, dass sie doch noch was einbauen können, was sie aber wohl total durcheinander bringt. Auf jeden Fall sitzen sie jetzt gefühlt schon Stunden da und ignorieren uns!” Conny verschränkt beleidigt ihre Arme vor ihrem Oberkörper. “Oh, okay.” Elsa seufzt, die beiden werden sich nie ändern. “Hallo Elsa”, erklingt eine helle Stimme, die ihr ein Lächeln entlockt. “Hallo Suki. Na, gleich mal erleben, wie die beiden so drauf sind? Herzlich Willkommen in dieser Welt.” Die gerade Angekommene deutet zum Esstisch. “Ja, irgendwie hatte ich das nicht erwartet …” Suki kichert leise, legt dazu eine Hand vor ihren Mund. “Ich wiederhole Elsas Worte gerne, willkommen in dieser Welt. Sie hat vorher übrigens auch gesagt, dass sie froh ist, dass nun du Marios Macken ertragen musst.” Viktor legt einen Arm um Elsas Schultern und blickt zu seinen Freunden am Esstisch. In seinen Fingern zuckt es, sich dazu zu setzen und sich ebenfalls um die Trainingspläne zu kümmern. In dem Augenblick legt sich eine Hand auf seine und drückt diese leicht zusammen. “Du bleibst, wo du bist.” “Was genau willst du damit sagen?” Viktor sieht erstaunt auf die neben sich Stehende herunter, weigert sich jedoch, sich nur einen Zentimeter zur Seite zu bewegen, er genießt es, sie so im Arm zu haben, ihre Hand um seine. “Ich weiß genau, dass du nichts anderes willst, als dich dazu zu setzen.” “Ähm …” “Unrecht hat sie sicherlich nicht, großer Bruder.” Sein Blick schweift zu Conny, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen im Blick hat. Ein Lachen entkommt ihm. Die beiden kennen ihn wohl. “Okay, ich bleibe hier.” “Und was jetzt? Hast du eine Lösung, Elsa? Auf uns haben sie nämlich nicht gehört.” Suki deutet von sich auf Conny, ehe sie ihre Hand wieder fallen lässt. “Ja, habe ich.” “Sieh zu und lerne”, richtet Viktor an Marios neue Freundin, als Elsa sich nun leider doch aus seiner halben Umarmung löst und zu den beiden Fußballern geht, die jetzt wohl ihr grünes Wunder erleben werden. “Aber schau mal, wenn wir das hier so verschieben und das auf Donnerstags, dann klappt es.” Gregor tippt mit seinem Finger auf eine Tabelle, die er vor sich liegen hat. “Wir machen das gleiche auch am Freitag, also zwei Tage hintereinander, das macht keinen Sinn. Wenn wir das aber auf Dienstag verschieben können-” Mario zieht ein weiteres Blatt heran, als er unterbrochen wird. “Die Trainingsplanbesprechung ist hiermit unterbrochen und zwar auf der Stelle.” Erstaunt sehen die beiden Männer auf und erkennen ihre Schwester beziehungsweise Ex-Freundin, die einen Gegenstand über den Tisch und damit ihre Unterlagen hält. “Schwesterherz.” “Oh, hallo Elsa.” “Können wir nur noch ganz kurz und-” “Ihr seid jetzt sofort fertig, klar? Sammelt die Sachen unverzüglich ein, sonst kipp ich das hier um!” Beide Männer sehen auf die Glaskaraffe, die mit Wasser gefüllt ist und die Elsa am Henkel über den Tisch hält. “Ähm …” “Okay …” Sofort wird gemacht, was die junge Frau will und in Minuten ist der Tisch aufgeräumt. Zufrieden stellt sie die Karaffe wieder ab. “Ach ja, ich weiß nach all den Jahren immer noch nicht, ob ich diese Seite an dir mag oder nicht”, richtet Mario an Elsa, während er sie zur Begrüßung schnell an sich drückt. Lachend tätschelt sie ihm für einen Moment die Brust. “Du hast sie geliebt.” “Vermutlich.” “Schwesterherz, ich liebe diese Seite an dir eindeutig nicht!” Auch Gregor umarmt seine Schwester zur Begrüßung, kann ein Grinsen dabei nicht unterdrücken. “Was genau war das jetzt?”, flüstert Suki in Connys Richtung, da sie nicht versteht, was hier genau passiert ist. “Ach, diese Situation kennen wir bereits zur Genüge”, erklärt Conny Marios Freundin. “Und Elsa war die Sache einmal zu dumm. Als die beiden nicht auf sie gehört haben, hat sie ihnen gedroht, Wasser über die Unterlagen zu kippen. Sagen wir mal so, danach haben sie die Sachen immer sofort weggeräumt, wenn sie es angedroht hat.” Viktor grinst breit. “Ja, den Fehler haben sie nur einmal gemacht.” Conny kichert leise. “Wie gesagt, von Elsa kannst du noch einiges lernen. Sie gibt dir sicherlich Tipps, um das Leben mit Mario einfacher zu haben.” Viktor zuckt mit seinen Schultern. “Das glaube ich eher nicht.” Elsa zwickt dem Älteren in die Seite, ehe sie sich Suki zuwendet. “Wenn du mal etwas wissen willst, dann bin ich gerne für dich da, aber im Großen und Ganzen finde ich, dass du Mario selbst kennenlernen musst.” “Das denke ich auch. Also danke, Liebes, dass du dich nicht einmischt.” Der Mann, um den es geht, erscheint neben ihr. “Gib dir einfach Mühe und sei lieb zu ihr, dann muss ich das auch nicht, Mario.” Das Ex-Paar grinst sich an, ehe Conny in die Hände klatscht. “So, jetzt wo der Tisch frei ist, können wir beginnen. Also setzt euch, Gregor, du holst die Getränke.” “Häh, ich dachte ich soll hinsitzen.” “Du bist Gastgeber, nicht Gast. Hol die Getränke.” “Okay Conny, mache ich sofort.” Und schon ist ihr Verlobter wieder aufgesprungen. Elsa lacht und lässt sich zwischen Suki und Viktor an den Tisch sinken. “Wie gesagt, willkommen, Suki”, richtet sie an diese. “Ja, willkommen im Chaos, noch kannst du es dir überlegen.” Viktor lehnt sich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl nach hinten und grinst breit. “Alter.” Mario verdreht seine Augen, während Elsa lacht. “Ich denke, das schaffe ich schon. Ich habe ja Unterstützung.” Suki zwinkert Elsa zu, die zustimmend nickt. “Die hast du.” “Zwei gegen eins, das klingt unfair.” Elsa beugt sich an Suki vorbei und tätschelt ihrem Ex-Freund auf den auf dem Tisch liegenden Unterarm. “Das hältst du schon aus, bist ja ein großer Junge.” “Du meinst, ich war mit dir zusammen, ich werde also fast alles ertragen können.” Auf diese Aussage blinzelt Elsa im ersten Augenblick fassungslos, ehe sie wieder laut lacht. Mario stimmt gleich darauf ein, während die anderen beiden nur ihren Kopf schütteln. Die zwei haben ihre ganz eigene Beziehung zueinander und werden es wohl auch immer haben. ~~~ “Hey, alles okay? Du siehst so, mh, unglücklich aus.” Mario tritt neben Viktor und reicht diesem eine Bierflasche. “Danke.” Der Angesprochene nimmt das Bier entgegen und sieht wieder aus dem Fenster hinaus. Sein Freund sieht nochmal zur Seite, doch die anderen vier sind weit genug entfernt, um nicht zu hören, was sie hier sprechen. “Also, was ist los? Als du zusammen mit Elsa angekommen bist, dachte ich, du hast es endlich geschafft, mit ihr zu sprechen, aber was ich die letzten Stunden mitbekommen habe, hat sich zwischen euch nichts geändert.” Ein trockenes Lachen entkommt dem Älteren, ehe er mit einer Mischung aus Frustration und genervt sein seinen Kopf schüttelt. “Mario, will deine Ex-Freundin es einfach nicht kapieren oder ist sie zu dumm dazu, es zu verstehen, dass ich mehr von ihr will als Freundschaft?” Die Augen des Gefragten weiten sich im ersten Moment, er muss ein Lachen verkneifen und presst seine Lippen einen Augenblick aufeinander. “Was genau meinst du damit?” Viktor sieht ihn finster von der Seite aus an. “Ich sehe, dass du dir ein Lachen verkneifst, Alter!” Nun kann Mario nicht mehr anders, als breit zu grinsen. Viktor geht darauf gar nicht weiter ein und nimmt einen tiefen Schluck aus seiner Flasche, ehe er sein Gesicht verzieht. “Egal was ich tue, immer wieder weist sie mich daraufhin, was für ein guter und toller Freund ich doch bin. Heute hat sie den Vogel abgeschossen: Sie meinte, sie ist eigentlich ganz froh, dass sie keinen Fußballer mehr als Freund hat, du hast sie wohl fertig gemacht.” “Ich soll sie was haben?” Ein Abwinken folgt als Antwort auf Marios Frage. “Wüsste ich es nicht besser, würde ich davon ausgehen, dass sie mir einen Korb nach dem anderen gibt, aber mir ist klar, dass es ihr wohl nicht einmal bewusst ist, dass ich etwas von ihr will, denn wenn sie mir eigentlich einen Korb geben wollen würde, dann würde sie nicht so viel mit mir machen. Vermutlich sieht sie mich wirklich nur als guten Freund. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich es ihr noch klar machen soll, dass ich etwas anderes in ihr sehe und auch, dass sie nicht wie die anderen Frauen ist, mit denen ich bisher zusammen war. Ich meine es ernst mit ihr. Ich wäre ja auch schon schön blöd, wenn ich es mir ausgerechnet mit der Schwester meines baldigen Schwagers verscherzen würde.” “Ja, so kann man es wohl sagen, aber ich denke, du bist auch so blöd.” “Du immer mit deinen Komplimenten, Mario!” Augenverdrehend nimmt Viktor erneut einen Schluck seines Bieres, ebenso wie der neben ihm Stehende, der sich erneut kein Grinsen verkneifen kann, es auch gar nicht will. “Viktor, hast du ihr ein einziges Mal gesagt, dass du sie magst und mit ihr zusammen sein willst? Hast du es ihr richtig ins Gesicht gesagt, es nicht nur angedeutet?” Als auf diese Aussage keine Antwort kommt, nickt Mario. “Und da hast du dein Problem und auch deine Lösung, Viktor. Ich gehe davon aus, dass es Elsa einfach nicht klar ist, was du für sie empfindest geschweige denn, dass du überhaupt Gefühle für sie hast.” “Okay, und was ist deiner Meinung nach die Lösung?” “Ist doch klar, oder?” Marios Blick landet auf Viktors. “Du sagst es ihr direkt ins Gesicht. Keine Ausflüchte, kein drumherum reden mehr. Du sagst ihr, was du für sie empfindest und dass du mit ihr zusammen sein willst, so einfach ist es.” Kapitel 9: Kapitel 8 -------------------- “Gib mir mal die Chips.” Mit einem Tippen an den Oberarm ihres Nebensitzers richtet Elsa die Bitte an diesen. “Klar, hier.” Viktor greift nach der Schüssel mit dem Gewünschten und reicht diese weiter. “Danke.” Elsa nimmt diese dankbar an und versenkt ihre Hand in dem salzigen Genuss. “Das ist echt so lustig, ich bin froh, dass du die Serie vorgeschlagen hast. Es ist immer besser, etwas anzusehen, was einem auch gefällt.” Kichernd deutet sie auf den Fernseher vor sich, ehe sie sich einen Chip in den Mund schiebt. “Ja, finde ich auch.” Würde Elsa jetzt aufsehen, würde sie erkennen, dass Viktors Blick nicht auf dem Fernseher an der Wand liegt sondern allein auf ihr. Sie ist hier, bei ihm. Sitzt, liegt mehr direkt neben ihm auf dem Sofa, hat ihren Kopf sogar an seiner Schulter angelehnt, wirkt völlig entspannt. Wäre sie das, wenn sie ihn nicht mögen würde? Er kann es sich einfach nicht vorstellen. Ein Seufzen unterdrückend, zwingt er sich, nach vorne zu sehen, seine Konzentration ebenfalls auf das Geschehen auf den Bildschirm vor sich zu richten. ~~~ “Die Stelle war gut, oder Elsa?” Als keine Reaktion erfolgt, dreht Viktor verwundert seinen Kopf zur Seite und sieht hinunter. Ein Lächeln erscheint, als er bemerkt, dass sie eingeschlafen ist. Ihr Kopf liegt an seiner Schulter, ihre Augen sind geschlossen, ihre Wimpern liegen fächerartig auf ihren Wangen. Sie sieht so süß aus, wenn sie schläft, wirkt ganz entspannt. Oh Gott, sein Herz quillt über von den Gefühlen für sie, wenn er sie so sieht. Sie ist einfach wundervoll. ~~~ Ein sanftes Gefühl, das sie nicht sofort zuordnen kann, ist das erste, was Elsa spürt, als sie aufwacht. Es dauert nur einen kurzen Augenblick, als ihr klar wird, dass eine Hand immer wieder sanft über ihren Kopf und ihre Haare streichelt. Blinzelnd öffnet sie ihre Augen und sofort stockt die Streicheleinheit. “Oh, du bist wieder wach.” Langsam richtet sich Elsa auf und ihr wird bewusst, dass ihr Kopf auf Viktors Schoß gelegen hat und dessen Blick nun auf sie gerichtet ist. Gähnend streckt sie sich. “Oh, ich bin wohl eingeschlafen, entschuldige bitte.” “Alles gut, vielleicht hast du den Schlaf einfach gebraucht, es ist auch schon spät. Wenn du magst, kannst du gerne hier schlafen, dann musst du nicht mehr nach Hause laufen.” Sie zieht ihre Augenbrauen leicht zusammen. Ist er wirklich unsicher? Zumindest wirkt die Frage kurz so, doch das schiebt sie von sich. Ein Viktor Uesugi ist doch nicht unsicher. “Warum eigentlich nicht? Bei dir muss ich mir ja keine Sorgen machen, dass du irgendwelche Hintergrundgedanken hast. Bist ja ein guter Freund.” Ihm zuzwinkernd schmunzelt Elsa. Doch das Schmunzeln vergeht ihr sofort wieder, als sich seine Hände plötzlich um ihre Oberarme legen und sie an ihn gezogen wird. “Ernsthaft? Guter Freund?” Ihre Augen weiten sich erschrocken. Warum ist er denn plötzlich so wütend? Seine eigenen Augen blitzen regelrecht und er knirscht mit den Zähnen, wodurch seine Wangenknochen noch stärker als sonst hervortreten. “Verstehst du nicht oder willst du es nicht verstehen?”, spuckt er ihr schon regelrecht entgegen. “W-was?”, bringt sie verunsichert hervor. “Ich will nicht nur ein Freund sein, Elsa! Ich will nicht nur ein guter Freund an deiner Seite sein, verdammt nochmal. Ich will mehr. Viel mehr!” Und damit zieht er sie an sich und dann liegen seine Lippen auf ihre. Viktor hat seine Augen geschlossen, genießt einfach das weiche Gefühl ihrer Lippen, ihre Wärme, die auf ihn überstrahlt, ihr Geruch und auch Geschmack, die ihm so nahe sind wie noch nie. Sie, seine Lippen auf ihren, sie beide und … Da wird es ihm bewusst. Elsa erwidert den Kuss nicht, sie ist wie erstarrt, bewegt sich keinen Millimeter. Langsam löst sich Viktor von ihr, lehnt sich nach hinten, öffnet dabei seine Augen, um sie ansehen zu können. Ihre Augen sind weit aufgerissen und verschiedene Gefühlsregungen huschen über ihr Gesicht. Sie scheint überrascht zu sein, was ja auch klar ist, sicherlich auch überfordert, doch mit was er am wenigsten gerechnet hat, ist eindeutig die Angst, die sie ausstrahlt. Da kommt wieder Leben in sie. Sie springt vom Sofa auf und weicht nach hinten. “Ich … ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe!”, presst sie hervor, vermeidet jeden weiteren Blick auf ihn. Mit fahrigen Händen packt Elsa ihre Sachen ein und verschwindet im Wohnungsflur. Viktor kann sich den ersten Moment nicht regen, sieht ihr nur ungläubig hinterher. Was war das? Nach ein paar Minuten springt er ebenfalls auf und folgt ihr in den Wohnungsflur, wo sie gerade ihre Schuhe anzieht. “Elsa, lass uns bitte reden”, bringt er flehend hervor. Immer noch verweigert sie jeden Blick zu ihm, schüttelt nur ihren Kopf. “Bitte Elsa. Geh jetzt nicht, lass uns darüber reden.” Sie reagiert immer noch nicht auf ihn, greift nach der Wohnungstüre und zieht diese auf. “Ich habe mich in dich verliebt.” Auf diese Aussage reagiert sie nun doch. Mit großen Augen dreht sie ihren Kopf zu ihm, öffnet und schließt ihren Mund, will etwas sagen, findet jedoch keine Worte, schüttelt erneut nur ihren Kopf und flüchtet anschließend regelrecht aus Viktors Wohnung. Dieser steht immer noch im Flur und sieht auf die offenstehende Türe. Was war das? ~~~ “Okay, du siehst schrecklich aus.” Als diese Worte erklingen, dreht Elsa ihren Kopf, ohne etwas zu entgegnen. “Der ist für dich. Und jetzt erzähl, was ist passiert, Elsa?” Mario drückt seiner Ex-Freundin einen Becher mit Kaffee in die Hand, ehe er sich neben sie auf die Bank sinken lässt, zu der sie ihn gebeten hat. Sie schweigt immer noch, sieht nur auf den Kaffeebecher in ihren Händen. Doch der nun neben ihr Sitzenden kennt sie gut genug, ihm ist klar, dass sie reden wird, wenn sie dazu bereit ist. Warum also sollte er sie jetzt bedrängen oder unter Druck setzen? Er ist froh, dass sie trotz ihrer Trennung immer noch zu ihm kommt, wenn es ihr nicht gut geht. Daher schweigt er ebenfalls und setzt nur seinen eigenen Kaffeebecher an seinen Mund, um den Inhalt zu sich zu nehmen. Es dauert einige Minuten, dann bricht Elsa das Schweigen endlich. “Viktor hat mich geküsst …” “Echt?” Auf Marios Zügen erscheint ein breites Grinsen. “Na endlich. Ich muss sagen, ich hatte schon fast nicht mehr erwartet, dass er es noch auf die Reihe bekommt, aber gut, was lange währt wird endlich gut.” “Was?” Auf den entsetzten Aufschrei neben sich dreht Mario sich herum. “Du hast es gewusst?” Verwundert über Elsas Tonfall legt er seinen Kopf schräg. “Was genau meinst du damit, Liebes?” “Was ich meine?” Elsa schüttelt ihren Kopf. “Was sollte deine Aussage bedeuten, dass er es endlich auf auf die Reihe bekommen hat? Was willst du damit sagen? Hat er dir gegenüber etwa etwas gesagt?” Mario runzelt seine Stirn. “Elsa, ich weiß schon eine ganze Weile, dass Viktor in dich verliebt ist und ich habe ihm schon oft gesagt, dass er offen mit dir darüber reden und dir seine Gefühle gestehen soll. Das hat er jetzt doch gemacht, oder? Also wo ist jetzt das Problem? Du magst ihn doch auch, oder?” “Du … Er hat mit dir darüber geredet? Hat er dich etwa um Erlaubnis gebeten?” “Nein, natürlich nicht!” Entschieden verneint Mario Elsas Frage. “Du bist diejenige, die eine Erlaubnis geben kann, nicht ich. Es ist dein Leben, da habe ich doch nichts mehr zu entscheiden und eigentlich auch schon nicht, als wir noch zusammen waren. Aber ich verstehe es gerade nicht, warum du so entsetzt bist, zumindest wirkst du so.” Sie ignoriert Marios letzte Aussage. “Wann hat er dir gesagt, dass er Gefühle für mich hat? Mir hat er nämlich auch nur ein einziges Wort diesbezüglich verlauten lassen! Gestern hat er das erste Mal etwas gesagt und davor hat er mich geküsst!” Ihre Wangen laufen rot an, als die Erinnerung zurückkommt. “Ähm, lass mich überlegen. Das war glaube an seiner Einweihungsparty.” “Was? Das ist schon ein paar Monate her! Warum hat er nichts gesagt?” “Mädel, er hat dich ständig um Dates gebeten und hat wirklich viel mit dir unternommen. Dir hätte doch klar sein können, dass da mehr ist. Von seiner Seite auf jeden Fall.” “Was?” Ihre Wangen werden noch dunkler. “Das … aber … das …” “Elsa.” Mario greift nach ihrer Hand, nimmt diese in seine. “Was empfindest du?” Ihre Augen weiten sich auf diese Frage noch mehr. “Ich …” “Du?” “Ich … ich weiß es nicht …” Sie zieht ihre Hand zurück und dreht sich zur Seite. “Ich habe nie darüber nachgedacht. Es … Er ist mein Freund. Also ein guter Freund, ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Er … er ist doch … Er ist Viktor. Verdammt, Mario!” Sie wendet sich ihrem Ex-Freund zu. “Er ist Connys Bruder, er wird bald Gregors Schwager sein und zudem, er ist dein Freund!” “Ja. Und er ist auch schon lange ein Freund von dir. Du weißt, dass er ein guter und toller Typ ist. Er ist zuverlässig, vertrauenswürdig, immer für einen da, wenn du Hilfe brauchst kommt er sofort. Und ich habe jetzt oft genug gehört, meistens von ihm selbst, dass er wohl ansehnlich ist oder es mit seinen Worten auszudrücken: Dass er sehr gut aussieht und heiß ist.” “Das … das hat doch nichts zu bedeuten!” Verzweifelt wirft Elsa ihre Hände in die Luft. “Was bedeutet er dir?” Marios Stimme ist sanft und das Lächeln ist ihm nicht nur anzusehen sondern auch anzuhören. “Ich weiß es nicht!”, bricht aus seiner Ex-Freundin hervor. Eine kurze Weile herrscht Stille, die dieses Mal von Mario unterbrochen wird. “Er hat dich geküsst, ja?” “Das habe ich dir doch gerade erzählt.” “Na gut, dann machen wir das jetzt so:” Mario dreht sich zur Seite, umfasst mit beiden Händen Elsas Gesicht, um diese zu sich zu ziehen. “W-was hast du vor?”, stottert sie, als er sich zu ihr beugt. “Ganz einfach, das.” Und damit drückt er seine Lippen auf Elsas und es ist das zweite Mal innerhalb ein paar Stunden, dass sie wie erstarrt ist, als ein Mann sie küsst. Als Mario sich wieder von ihr löst, blickt sie ihn ungläubig an. “Was war das?” “Na was wohl.” Er schmunzelt. “Ich habe dich geküsst, er hat dich geküsst. Was hat das in dir ausgelöst? Mein Kuss, Viktors Kuss. Sind da irgendwelche Gefühle in dir?” Er sieht sie erwartungsvoll an. Als von ihr nichts kommt, runzelt er seine Stirn. “Sag mir bitte nicht, dass da noch Gefühle für mich sind … Das … das wäre blöd, denn da ist Suki und ich-” “Hast du noch Gefühle für mich?”, fragt Elsa frei heraus. Sofort schüttelt Mario seinen Kopf. “Nein, wirklich nicht. Also, doch, du bist mir wichtig, aber du löst jetzt keine Gefühle mehr in mir aus, die über Freundschaft hinausgehen.” “Das ist gut, du bei mir nämlich auch nicht.” Auf Elsas Worte wirkt er erleichtert. “Und Viktors Kuss?” Ihre Zähne treffen auf ihre Unterlippe, ehe sie ihre Augen schließt, dabei nachdenklich wirkt. “Ich glaube, ich sollte mit ihm reden.” “Ja Liebes, das solltest du.” Mario lehnt sich wieder nach hinten, nimmt den Kaffeebecher, den er bei seiner Aktion vorher einfach neben sich gestellt hat und trinkt einen Schluck daraus. “Er ist ein guter Typ.” “Ich weiß, Mario. Er ist ein wirklich guter Typ, vielleicht auch besser als das.” “Vermutlich.” Sie seufzt und lehnt sich an ihn, lässt ihren Kopf auf seine Schulter fallen. “Danke Mario, dass du für mich da bist.” Seine Hand landet auf ihrer, drückt diese sanft. “Das werde ich immer sein, Liebes. Immer.” Keiner von ihnen bekommt mit, dass ein gutes Stück weiter ein Mann steht, der sie beide beobachtet, ehe er sich herum dreht und davon läuft. Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- “Sag mal, nach wem hältst du denn so Ausschau?”, fragt Conny, als Elsa ihren Kopf wieder sofort zum Eingangsbereich von der Wohnung ihres Bruders und seiner Verlobten dreht, kaum dass die Türklingel ertönt. “Ähm …” Schon läuft die Gefragte rot an, wird aber glücklicherweise von ihrem Bruder unterbrochen, der die Türe geöffnet hat. “Conny, kommst du?” Diese dreht ihren Kopf zu in Gregors Richtung. “Bin auf dem Weg.” Mario blickt ihr einen Augenblick hinterher, ehe er sich Elsa zuwendet. “Du wartest auf Viktor, oder?” Mit roten Wangen nickt seine Ex-Freundin. “Ja, doch.” “Hast du überhaupt noch mit ihm reden können, seit der Sache?” Ein Kopfschütteln folgt auf die Frage. “Nein, überhaupt nicht. Er reagiert nicht auf meine Anrufe, antwortet nicht auf meine Nachrichten und wenn ich zu ihm nach Hause bin, hat er mir nicht geöffnet. Ich glaube, ich habe ihn mit meiner Zurückweisung wirklich verletzt.” Elsas Stimme ist leise und niedergeschlagen. “Weißt du denn, was du jetzt willst?” Suki, die neben ihrem Freund steht, mustert dessen Ex-Freundin, deren Wangen rot anlaufen. “Hat … hat Mario es dir gesagt?” “Dass er dich geküsst hat?” Suki hebt ihre Augenbrauen, während sie mit einer Hand ihrer miteinander verschränkten Arme auf Mario deutet. “Es tut mir wirklich sehr leid, Suki!” Elsa verbeugt sich tief vor ihr und richtet sich nach einem kurzen Moment wieder auf. “Du kannst mir glauben, dass da nichts mehr ist, wir sind wirklich nur Freunde und er wollte mir klarmachen, was ich tatsächlich empfinde. Aber für uns beide ist da nichts mehr außer Freundschaft.” Ein Lächeln erscheint auf den Zügen der Angesprochenen und sie lässt ihre Arme sinken, ehe sie eine Hand auf die Schulter der ihr Gegenüberstehenden legt. “Keine Sorge, Elsa, ich vertraue ihm und auch dir. Er hat es mir gleich gebeichtet, als er mich an dem Tag gesehen hat. Natürlich war ich zuerst alles andere als begeistert und auch ein wenig verletzt, aber schlussendlich hat er mir das Gleich gesagt wie du - ihr beide seid Freunde, da sind keine romantischen oder gar sexuellen Gefühle und damit komme ich klar. Aber falls es doch irgendwann doch wieder soweit kommen sollte”, ihr Blick wird ernst, “und wir sind noch zusammen, dann werde ich darauf bestehen, dass ihr keinen Kontakt mehr zueinander habt, dass dir das klar ist.” Sofort nickt Elsa, die ebenfalls ernst ist. “Dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber ich bezweifle es stark, dass da nochmal solche Gefühle entstehen werden. Wir waren lange zusammen und da hat sich nichts mehr getan, das wird nicht mehr kommen, keine Sorge.” “Ja, das kann ich unterschreiben”, mischt sich auch der Mann ein, um den sich das Gespräch ebenfalls handelt. Eine laute Stimme erklingt, die dafür sorgt, dass sich alles in Elsa zusammenzieht und sofort dreht sie sich in die Richtung, aus der die Stimme zu hören ist, um im nächsten Augenblick zu erstarren. Da steht der Mann, auf den sie gewartet hat, von dem sie die Hoffnung hat, mit ihm reden zu können … und er hat eine Frau neben sich stehen, einen Arm um sie gelegt und sie eng an sich gezogen. Sie lächelt gerade Conny und Gregor an, während Viktor sie den beiden wohl vorstellt. Da hebt er seinen Kopf und seine fast schwarzen Augen treffen auf Elsas, halten ihren Blick fest. Sie ist unfähig, ihren Blick abzuwenden, ihre Augen zu schließen. Und da zieht er seine Begleitung an sich, senkt seinen Kopf zu dieser hinunter und drückt seine Lippen auf die der Frau in seinen Armen, seine Augen immer noch auf Elsa gerichtet. Ein undefinierbarer Laut dringt aus Elsas Mund und schnell schlägt sie eine Hand davor. “Was ist das bitte?” Marios Stimme gleicht einem Knurren, während Sukis Hand erneut auf Elsas Schulter landet, sie dort drückt, ihr zeigt, dass sie nicht allein ist. “Der wird was erleben”, knurrt Mario und will gerade loslaufen, als Elsa ihn aufhält. “Lass es bleiben, lass ihn.” “Aber Liebes”, ihr Ex-Freund sieht sie mitleidig an, “was er da macht ist-” “Allein seine Sache”, unterbricht Elsa ihn. “Wenn er meint, dass er das notwendig hat, dann bitte. Vielleicht stärkt ihn das ja in seinem Ego!” Mit blitzenden Augen sieht sie den Mann an, um den es geht. Er scheint verstanden zu haben, was sie sagt, denn seine Augen blitzen wütend auf und er presst seine Lippen fest aufeinander. “Vielleicht fühlt er sich so ja besser. Anscheinend kommt er damit nicht klar, wenn eine Frau nicht direkt auf ihn anspringt, sodass er sich gleich mit einer anderen trösten und sich Bestätigung holen muss”, zischt sie, wendet ihren Blick nicht von Viktors, dessen Wangenknochen noch stärker hervortreten. “Ihr entschuldigt mich bitte.” Elsa nickt Mario und Suki zu, ehe sie davon läuft, in den hinteren Flur hinein, der vom Wohnzimmer abgeht und zu den restlichen Zimmern der Wohnung führt. Dort bleibt sie stehen, ballt eine Hand zur Faust und drückt sie gegen ihren Mund, während sie ihre Augen schließt und versucht, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Warum macht er das? Vor ein paar Tagen hat Viktor ihr noch erklärt, dass er sie in sie verliebt ist, hat sie geküsst und heute taucht er mit so einer Tussi auf? Von wegen er hat Gefühle für sie, dummer Vollidiot! Als hinter ihr ein Geräusch ertönt, dreht sie sich erschrocken um und erstarrt, als sie den dort Stehenden erkennt. Doch sofort verfinstert sich ihr Gesicht wieder. “Was willst du?”, fährt sie ihn an. Als Viktor nichts antwortet, beißt sie sich auf die Unterlippe. Nein, sie will nicht allein hier mit ihm sein, das muss sie sich nicht geben! Gerade als sie an ihm vorbeilaufen will, schließt sich seine Hand um ihren Oberarm und hält sie fest. Er sieht sie von oben herab an. “Mein Ego? Mir Bestätigung holen?”, zischt er. Elsa macht einen Satz nach hinten, reißt dabei ihren Arm aus seinem Griff. “Deshalb willst du dich beschweren? Unrecht habe ich damit doch gar nicht, oder?” Wut schleicht sich in ihren Tonfall. “Wie bitte?” “Ach komm schon, Viktor.” Elsa kneift ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. “Wie ernst konnte es dir sein, was du mir gesagt hast? Du behauptest, du hast dich in mich verliebt, rennst dann aber sofort zu einer anderen und küsst sie dann auch noch vor mir, der Frau, für die du doch angeblich Gefühle hast! Das ist lächerlich und kannst du dir wirklich sparen! Wie als ob ich etwas von einem Mann wollen würde, der so wankelmütig ist und sofort eine andere hat.” “Bitte? Du hast wochenlang mit mir geflirtet und dann, wenn es ernst wird, dann rennst du wieder zu deinem Ex zurück!” “Wie kommst du jetzt auf Mario? Wir sind getrennt und er ist mit Suki zusammen! Und ich habe nicht mit dir geflirtet, nicht bewusst!” “Trotzdem habt ihr euch geküsst!” Als Elsa daraufhin nichts sagt sondern ihn nur mit großen Augen anblickt, schnaut Viktor. “Ich habe euch im Park gesehen, du kannst mir also erzählen was du willst. Ihr habt euch ganz eindeutig geküsst, ich kann mir da nichts eingebildet haben!” Blinzelnd muss Elsa einen Moment damit zurechtkommen, dass er sie tatsächlich gesehen hat, doch gleich sieht sie den Älteren wieder wütend an. “Ich will nichts von Mario! Er wollte mir damit nur klar machen, dass ich bei seinem Kuss nicht das Gleiche empfinde wie bei-” “Du willst damit sagen, dass du bei meinem Kuss etwas empfunden hast?” Hoffnung erscheint in Viktors Blick und schwingt auch in seiner Stimme mit. Kopfschüttelnd macht Elsa einen Schritt nach hinten. “Es ist völlig egal! Du bist mit einer Frau hier, es interessiert dich doch überhaupt nicht, was andere fühlen! Das geht nicht! Man kann anderen Menschen auch Zeit lassen, erstmal damit klar zu kommen, dass da Gefühle für jemanden sind, die man bis dahin gar nicht wahrgenommen hat und präsentiert ihnen nicht nach dem ersten Zwischenfall jemand anderen!” “Du sagst damit, dass du auch Gefühle für mich hast?” Viktor tritt auf Elsa zu, die mit dem Rücken gegen die Wand stößt und damit keine Chance mehr hat, ihm weiter auszuweichen. Ihre Wangen laufen rot an, als Viktor ihr näher kommt. “Ist doch völlig egal, oder? Du hast da draußen”, ihre Hand zeigt Richtung Wohnzimmer, “eine Frau mitgebracht. Und nur zu Erinnerung, falls du es schon vergessen hast, du hast ihr gerade noch deine Zunge in den Mund gesteckt!” Mit einer Hand winkt der vor ihr Stehende ab. “Sie ist nur dabei, um dich eifersüchtig zu machen.” “Was?” Wieder weiten sich Elsas Augen ungläubig. “Ich hab mich an dem Abend nach deiner Abweisung in einer Bar volllaufen lassen und sie ist die Barkeeperin dort. Ich habe ihr mein ganzes Leid geklagt und sie meinte, dass ich dich eifersüchtig machen soll, hat sich dazu angeboten. Deshalb ist sie heute dabei und der Kuss gerade eben war der erste, den ich mit ihr getauscht habe, Ehrenwort.” Er legt beide Hände rechts und links von Elsa gegen die Wand, um noch näher an sie heranzukommen. Elsa blinzelt, presst ihre flachen Hände gegen seine Brust, da sein Gesicht nur noch ein paar Zentimeter von ihrem entfernt ist und dann drückt sie ihn von sich. “Es ist sowas von egal, dass sie das nur vorspielt! Wenn du wirklich etwas für mich empfindest, dann kannst du nicht etwas mit einer anderen anfangen, auch wenn das nicht ernst gemeint ist. Jeder Kuss ist ein Betrug!” “Das sagt ausgerechnet die Frau, die ihren Ex-Freund geküsst hat!” Ein Knurren klingt in Viktors Stimme mit. “Mir war bis zu diesem Augenblick doch noch gar nicht klar, dass ich etwas für dich empfinde!”, schreit Elsa regelrecht. “Das hat mir Mario erst mit dieser Aktion klar gemacht!” Auf Viktors Züge tritt ein Grinsen und er beugt sich wieder zu ihr hinunter. “Du empfindest etwas für mich? Hast du Gefühle für mich, Elsa? Hast du dich auch in mich verliebt?” Wieder schließt sie ihre Augen zu Schlitzen und feuert daraus wütende Blick auf den ihr Gegenüberstehenden. “Hast du mir eigentlich zugehört? Warum sollte ich etwas von einem Kerl wollen, der beim geringsten Widerstand eine Andere mitnimmt?” “Das hätte ich nicht getan, wenn du mich nicht so verunsichert hättest. Außerdem weiß ich ja, dass ich nur in dich verliebt bin. Du bist einfach toll, der beste Mensch und auf der Welt und siehst unglaublich gut aus. Du passt perfekt zu mir.” “Du bist einfach unglaublich eingebildet und …” “Und du unglaublich unmöglich! Du könntest dir einfach ein Kompliment machen lassen, Elsa. Warum bist du so anstrengend?” Ihre Augenbrauen heben sich. “Du solltest dir gut überlegen, ob das jetzt gerade eigentlich eine Liebeserklärung oder eine Beleidigung sein soll!” Auf ihre Aussage, stockt Viktor. “Was?” “Musst du wissen.” Elsa zuckt mit ihren Schultern und will gerade unter seinen Armen durchtauchen, als er sie festhält, einen Arm um ihre Mitte schlingt und sie eng an sich zieht. “Ich weiß, was ich will, Elsa. Dich, nur dich!” Und noch ehe sie etwas erwidern kann, presst Viktor seine Lippen fest auf ihre. Dieses Mal ist es anders als beim letzten Mal, als er sie geküsst hat. Elsa ist zwar einen ganz kurzen Moment wie erstarrt, doch dann wird sie ganz weich, schmiegt sich an ihn und das Wichtigste: Sie erwidert seinen Kuss. ~~~ “Na also. Euch ist schon klar, dass ihr das einfacher hättet haben können?”, fragt Mario und deutet mit seinem Finger von Elsa zu Viktor und zurück. “Also mir musst du das nicht sagen.” Der Angesprochene zieht die Frau, dessen Hand er in seiner hält, an sich, schlingt den Arm stattdessen um ihre Mitte. “Halt die Klappe, Viktor”, murmelt sie, ehe sie ihren Kopf mit roten Wangen zur Seite dreht, um den überraschten und ungläubigen Blicken auszuweichen. “Was ist das denn?”, fragt Gregor und zeigt ebenfalls auf das gerade aufgetauchte Paar. Sein Blick huscht von seiner Schwester zu seinem baldigen Schwager und wieder zurück, wieder und wieder. “Das frage ich mich auch. Ihr seid ein Paar?” Connys Augen sind weit aufgerissen. “Ja, endlich. Hätte schon viel früher so sein können, wenn diese Frau hier”, Viktor drückt Elsa erneut enger an sich, “es früher geblickt hätte.” “Du hättest einfach deinen Mund aufmachen müssen, damit hättest du es euch allen vereinfacht”, wirft Mario trocken in die Runde, was ihm nur einen wütenden Blick einheimst. “Mario hat vollkommen recht! Rede in Zukunft gefälligst Klartext!”, stimmt Elsa ihrem Ex-Freund sofort zu. “Bitte?” Viktor hebt seine Augenbrauen. “Du hast doch nichts kapiert!” “Wie denn auch? Mir war nicht klar, dass du-” “Okay, das reicht! Ihr müsst hier nicht gleich streiten, muss wirklich nicht eure erste Amtshandlung als Paar sein”, mischt sich Mario erneut ein. “Das … stimmt wohl.” Viktor fährt sich mit einer Hand durch seine langen Haare, ehe er Elsa erneut an sich zieht. “Das hier ist die bessere erste Amtshandlung.” Und schon presst er seine Lippen auf ihre. Als er sich wieder von ihr löst, sieht er sich um und deutet gleich darauf über seine Schulter. “Ich muss noch kurz etwas abklären.” Elsa folgt der Richtung, in der er zeigt und erkennt die Frau, mit der er vorher angekommen ist. Ihr Blick verdüstert sich. “Wäre besser für dich.” “Du bist besser für mich.” Und wieder küsst Viktor sie atemberaubend, eher davon geht, kaum dass er sich von ihr gelöst hat. “Okay, was genau ist da los?”, erklingt Connys Stimme neben ihrer Freundin. Diese zuckt zusammen. “Ähm … also wir beide … anscheinend sind wir … jetzt irgendwie zusammen.” Elsa beißt sich mit roten Wangen auf die Unterlippe. “Irgendwie …”, schnaubt Mario. “Du hast das gewusst?” Gregor wendet sich aufgebracht seinem besten Freund zu. Der zuckt mit seinen Schultern. “Ja, schon irgendwie.” “Irgendwie?” “Mit irgendjemanden mussten die beiden ja über ihre Gefühle reden.” “Aber warum mit dir? Elsa ist meine Schwester, Viktor Connys Bruder. Wir stehen den beiden doch viel näher als du!” “Tja, jetzt solltest du dir Gedanken machen.” Breit grinsend sieht Mario den Jüngeren an. “Alter!”, murrt dieser, während seinem besten Freund nun ein lautes Lachen entkommt. “Sei nicht so gemein.” Suki stößt ihrem Freund ihren Ellenbogen in die Rippen, der noch lauter lacht, ehe er Elsa ansieht. “Ach, ich denke, die beiden haben sich genau die richtige Person ausgesucht, die ihnen den Kopf gewaschen hat.” Elsa schmunzelt, ehe sie ihren Kopf hin und her neigt. “Da bin ich jetzt hin und hergerissen.” “Siehst du?” Nun ist es Gregor, der seinem besten Freund in die Seite stößt. “Alles ist gut so, wie es ist”, erwidert dieser und lächelt Elsa immer noch an, die ein lautloses “Danke” mit ihren Lippen formt und an ihn richtet. Während Mario seinen Kopf leicht neigt, lässt sich jemand neben Elsa fallen und legt einen Arm um sie. “Mario hat recht, jetzt ist alles so gut, wie es ist”, erklingt eine tiefe Stimme und dann werden ihre Lippen erneut von Viktors bedeckt. Kapitel 11: Kapitel 10 ---------------------- Fünf Monate später “Es ist echt schön geworden. Das hast du gut gemacht, Elsa.” Mario taucht neben seiner Ex-Freundin auf und lächelt diese an. Mit roten Wangen winkt sie ab. “Ich habe doch gar nicht wirklich etwas gemacht.” “Soviel ich weiß, hast du deinen Bruder und deine Schwägerin doch tatkräftig unterstützt, aber gut, als angehende Eventmanagerin bist du da ja auch die richtige Ansprechpartnerin und die perfekte Wahl als Trauzeugin.” “Oh Mario. Bedeutet wohl übrigens, dass dein Job als Trauzeuge nur ein Freundschaftsgefallen ist.” Ein Lachen entkommt Elsa und sie stößt ihm sanft ihren Ellenbogen in die Seite. “Sei nicht gemein, freu dich einfach über das Lob.” Mario greift nach ihrem Ellenbogen und drückt diesen sanft, entlockt ihr ein Schmunzeln. “Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du heute sehr gut aussiehst? Natürlich, die Braut kannst du nicht schlagen, aber du bist nahe dran.” “Danke dir. Du siehst auch sehr gut aus, Mario, der Anzug steht dir.” Mit beiden Händen greift Elsa nach der Krawatte ihres Ex-Freundes und richtet diese. Noch während sie das tut, erscheint jemand neben ihnen. “Elsa, Mario! Das ist aber eine Freude, euch beide hier zu sehen. Mädchen, du siehst so hübsch aus, nicht wahr junger Mann?” Ein Augenzwinkern wird an Mario gerichtet, während Elsa ein Lachen unterdrückt. “Großtante Eriko.” “Das habe ich ihr tatsächlich gerade gesagt. Elsa ist heute wirklich sehr hübsch”, stimmt Mario der älteren Frau zu, die eine Schwester von Elsas Oma ist. “Aber”, schon nimmt diese Elsas Hand in ihre und hebt sie nach oben, “ich sehe hier immer noch keinen Ring, junger Mann.” Ihr Blick richtet sich durch die dicken Brillengläser hindurch auf Mario, während sie Elsas Hand wieder aus ihrer entlässt. “Jetzt ist sogar schon ihr Bruder verheiratet, der zudem jünger ist, als sie. Du musst Elsa endlich zu einer ehrbaren Frau machen, jünger wird sie schließlich auch nicht. Mach ihr auch endlich einen Heiratsantrag und dann heiratet bald.” Mit großen Augen starren Elsa und Mario die Großtante an, während sie nicht so ganz wissen, was sie darauf sagen sollen. Doch die Rettung eilt in Gestalt eines großen, sportlichen und gutaussehenden Mannes auf sie zu. Neben Elsa bleibt er stehen, legt einen Arm um sie und zieht sie an sich, um sie anschließend direkt vor ihrer Großtante zu küssen. Dieser steht vor Überraschung der Mund auf, die Augen sind weit aufgerissen. “Großtante Eriko”, kaum dass Viktor den Kuss gelöst hat, wendet sich Elsa dieser zu, wirkt dabei peinlich berührt, “das ist mein Freund Viktor.” “Guten Tag, es ist schön, sie kennenzulernen.” Viktor neigt respektvoll seinen Kopf vor der älteren Frau. “Das … also …”, bringt sie stotternd hervor. “Mario und ich”, Elsa wirft einen kurzen Blick zu ihrem Ex-Freund, dem sie ansieht, dass er sich wirklich zusammenreißt, das erkennt sie an seinen aufeinander gepressten Lippen, “wir sind schon eine lange Zeit kein Paar mehr.” “Aber …” Ungläubig huscht der Blick zu Mario. “Ich dachte, da er da ist … und ihr beide gerade eben … ihr saht so vertraut aus und …” “Mario ist Gregors bester Freund, daran hat sich durch unsere Trennung nichts geändert, Großtante Eriko, zudem sind er und ich Freunde geblieben, wir verstehen uns sehr gut. Er hat, ebenso wie ich, inzwischen jemand anderen, eine bezaubernde Frau an seiner Seite und wir sind beide sehr glücklich, das darfst du uns glauben.” “O-okay.” Immer noch huscht der Blick der älteren Frau zwischen ihnen drei hin und her, ehe sie nickt. “Gut, das … freut mich. Dann mache ich mal auf den Weg zu meinem Platz.” Und noch ehe jemand etwas erwähnen kann, dreht sie sich herum und läuft schnell davon. Kaum dass sie außer Reichweite ist, bricht Mario in lautes Gelächter aus und auch Elsa kann sich ein Kichern nicht verkneifen. Nur Viktor hebt seine Augenbrauen. “Also, wenn ich deine Aussage richtig verstanden habe, dann hast du, ebenso wie Mario, eine bezaubernde Frau an deiner Seite?” Seine Aufmerksamkeit ist auf Elsa gerichtet. “Hast du dich schon mal von hinten gesehen, Viktor? Mit den langen Haaren gehst du auf jeden Fall als Frau durch!”, antwortet allerdings Mario an Elsas statt, die daraufhin prustet. Als sie Viktors Blick sieht, schüttelt sie schnell ihren Kopf. “Keine Sorge mein Schatz, du bist der ähm … männlichste Mann, den ich je gesehen habe, da machen auch die langen Haare nichts.” Sie versucht ernst zu bleiben, schafft es aber nicht, als Mario noch lauter lacht. “Ihr seid unmöglich”, seufzt der Älteste von ihnen, ehe er Elsa ansieht. “Schatz, wir sollen langsam alle an unsere Plätze sitzen.” “Na dann machen wir das doch”, stimmt Elsa zu, wendet sich jedoch noch schnell Mario zu, als Viktor losläuft. “Du bist auch sehr männlich, keine Sorge.” “Na ein Glück”, grinst dieser. “Ich kann euch hören! Los jetzt, auf eure Plätze.” “Natürlich sofort.” “Aye, Käpt´n!” Viktor sieht über seine Schulter und erkennt dort das Ex-Paar stehen, das ihm salutiert. Anstatt etwas zu entgegnen, verdreht er nur stöhnend seine Augen und läuft einfach los. Die werden schon von selbst kommen, er ist nicht ihr Aufpasser. ~~~ Es ist bereits spät, das Hauptprogramm ist vorbei. Reden wurden gehalten, Spiele gespielt und das Brautpaar gefeiert. Conny und Gregor sind auf der Tanzfläche, umgeben von ihren Freunden und Familienmitgliedern, die ebenfalls tanzen. “Hey, ganz allein hier?” Elsa stellt ihr Glas auf den Tisch, zieht den Stuhl neben dem zurück, auf dem Mario sitzt und setzt sich ebenfalls. Der Angesprochene hat vor sich ein Glas stehen und sein Blick ist auf die Tanzfläche gerichtet, wo seine Freundin gerade mit ein paar anderen Frauen zusammen tanzt. “Ich habe eine Pause gebraucht”, erklärt er und schiebt ihr die auf dem Tisch stehende Weinflasche zu. Elsa ergreift diese und schenkt sich ein, ehe sie einen Schluck nimmt. “Du und eine Pause? Du hast doch Ausdauer, bist du nicht angeblich ein ziemlich guter Fußballspieler?” Auf diese provokante Aussage grinst Mario und nimmt einen Schluck aus seinem eigenen Glas. “Ach, zwischen tanzen und Fußball spielen gibt es einen Unterschied. Und du weißt ja, ich tanze eigentlich nicht so wirklich gerne.” Nachdenklich dreht Elsa ihr Glas am Stiel vor sich auf dem Tisch hin und her, während ihr Blick vor sich auf die Tanzfläche gerichtet ist. “Du machst es aber. Für Suki.” Einen Augenblick herrscht Stille, dann nickt Mario. “Ja, das tue ich.” Seine Fingerspitzen tippen auf das Tischtuch. “Hmm, findest du es auch seltsam, dass es auch unsere Hochzeit sein könnte? Vielleicht ist es doof, aber heute habe ich doch das ein oder andere Mal daran gedacht, gerade als deine Großtante vorher wieder damit begonnen hat …” “Ich auch.” Elsa beugt sich nach vorne. “Und trotzdem, ich bereue nichts. Wir beide sind glücklich, nicht wahr? Wenn auch nicht mehr miteinander.” “Du sagst es.” Mario lehnt sich wieder nach hinten, wirkt zufrieden. “Und ich bin froh, dass wir Freunde sind. Dich ganz zu verlieren wäre schrecklich gewesen, aber so ist es gut.” “Da kann ich dir nur zustimmen. Magst du mich jetzt, wo wir nicht mehr zusammen sind, eigentlich mehr als früher?” Nachdenklich sieht der neben ihr Sitzende sie an, ehe er entschieden den Kopf schüttelt. “Elsa, ich mag dich nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich mag dich einfach anders als früher, auf eine andere Art und Weise.” “Das hast du schön gesagt und triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf.” Elsa hebt ihm ihr Glas entgegen, so dass er mit ihr anstoßen kann, was er auch tut. Im Gegensatz zu ihr trinkt er sein Glas leer, ehe er es auf den Tisch zurückstellt. “Genug Pause, ich mache mich jetzt mal wieder auf den Weg zu der schönsten Frau der Welt.” Er stockt, sieht zu Elsa. “Ist es für dich eigentlich seltsam, wenn ich das über Suki sage? Ich meine, das habe ich immerhin auch einmal zu dir gesagt.” Ein leises Lachen erklingt und ein Kopfschütteln. “Nein, ist es nicht. Es ist Suki, die jetzt diesen Platz an deiner Seite hat und es wäre seltsam, wenn du sie nicht so sehen würdest. Mario”, sie sieht ihn ernst an, legt ihre Hand auf seinen Unterarm, “halte sie fest. Sie ist ein wundervoller Mensch und sie passt perfekt zu dir. Ich bin froh, dass du sie gefunden hast. Auch, wenn es eigentlich ich bin, die dafür gesorgt hat, dass sie auf dich zugegangen bist.” “Egal wie, du solltest trotzdem nicht zu viel Alkohol zu dir nehmen, da machst du komische Dinge … und eine Freundin reicht mir, nicht, dass du mir noch mehr Frauen auf den Hals hetzt.” “Das werde ich natürlich nicht! Damals warst du Single, bist du heute nicht mehr, also mach dir keine Sorgen. Halte sie einfach nur fest.” “Das werde ich, versprochen.” Und damit steht Mario auf, um zu seiner Freundin auf der Tanzfläche zu gehen. “Hey, willst du das eigentlich nicht entgegnen?” Verwundert sieht er seine Ex-Freundin an. “Was meinst du?” “Dass ich Viktor nicht mehr gehen lassen soll …” Einen Augenblick sieht Mario Elsa nur an, dann lacht er laut schallend los und deutet mit seinem Finger auf sie. “Elsa, das sage ich nicht, das muss ich auch gar nicht. Den Kerl wirst du nie wieder los, egal was du auch tust. Seine Schwester hat deinen Bruder geheiratet, er ist jetzt sowieso ein Teil deiner Familie, ob du magst oder nicht. Wobei ich weiß, dass du das magst. Oh, und ich weiß, dass er dich glücklich macht, das ist das, was es wirklich gut macht und was zählt.” Ein Lächeln erscheint auf Elsas Zügen. “Das macht er mich wirklich.” “Ich weiß.” Und damit dreht sich Mario endgültig um und geht davon, während Elsa ihm mit ihrem Blick folgt. Ja, Viktor macht sie glücklich, sehr, auch wenn sie niemals damit gerechnet hätte, sich so schnell wieder zu verlieben und dann auch noch ausgerechnet in ihn … Noch dazu wieder einen Fußballer. Ein Seufzen entkommt ihr. Tja, vermutlich wird sie niemals davon wegkommen, schade um die Sonntagvormittage, die sie im Bett verbringen könnte. Und dann erscheint wieder ein Lächeln auf ihren Zügen, denn da kommt der Mann, der ihr Herz gestohlen hat. “Hallo hübsche Frau”, gibt er von sich, als er bei ihr ankommt und beugt sich zu ihr hinunter, um sie sanft zu küssen.” “Hallo du gutaussehender Mann”, erwidert sie, ebenso den Kuss. “Alles gut bei dir?”, fragt er und lässt sich auf den Stuhl fallen, auf dem bis vor ein paar Minuten noch Mario gesessen ist. “Ja, ist es. Ich habe mich gerade noch mit Mario unterhalten.” “Das habe ich gesehen. Und da er gegangen ist, dachte ich, leiste ich dir auch Gesellschaft.” Lächelnd sieht Elsa neben sich. “Ach ja?” “Natürlich. Okay, vielleicht war es auch ich, der unbedingt deine Gesellschaft genießen wollte.” “Also ich genieße deine Gesellschaft sehr gerne, daher bin ich froh, dass du hier bist.” Elsas Hand schließt sich um Viktors, der diese drückt, während er sanft lächelt. “Da sind wir dann schon zu zweit.” Ein paar Minuten sitzen sie schweigend nebeneinander, beobachten ihre Geschwister auf der Tanzfläche, Braut und Bräutigam. Die beiden wirken sehr glücklich und sie sind es sicherlich auch. “Mario und ich haben vorher kurz darüber geredet, dass das auch unsere Hochzeit hätte sein können”, gibt Elsa leise von sich und spürt sofort, wie sich seine Finger um ihre herum anspannen. “Großtante Eriko hat vorher gedacht, er und ich wären noch ein Paar und hat damit angefangen, dass er mir dringend einen Ring anstecken muss, um mich endlich zu einer ehrbaren Frau zu machen, da ich ja auch nicht jünger werde …” “Ja, ich habe gesehen, wie sie deine Hand begutachtet, da habe ich mir so etwas schon gedacht und bin deshalb zu euch gekommen.” Viktors Stimme ist sehr dunkel und ein leises Knurren klingt darin mit, die auf die Eifersucht hinweist, die bei Elsas Worten in ihm tobt, auch wenn es total unlogisch ist, er weiß doch, wie sie und ihr Ex-Freund zueinander stehen. “Sie hat auf jeden Fall sehr schockiert gewirkt.” Elsa kichert leise und auch Viktor muss kurz schmunzeln. “Aber … irgendwie hat es wohl etwas in uns beiden ausgelöst, in Mario und mir. Darüber haben wir geredet, wie wir uns fühlen. Und soll ich dir etwas sagen?” “Will ich es wirklich hören.” Ein leises Lachen entkommt Elsa, die seine Hand drückt. “Wir sind glücklich, so wie es ist. Ja, vielleicht hätten wir beide es sein können, die heute heiraten, aber wir wären nicht glücklich gewesen. Wir sind es jetzt. Er mit Suki und ich”, sie dreht ihren Kopf zu Viktor, der aufblickt, seine fast schwarzen Augen auf ihre richtet, “mit dir. Ich will niemand anderen an meiner Seite haben als dich.” Nun tritt das Lächeln auch auf seine Züge und in seine Augen. “Ich will auch niemand anderen als dich haben.” “Das ist gut.” Elsa sieht wieder nach vorne, während sich ihre Mundwinkel noch mehr heben. “Ich habe zu Mario gemeint, dass er Suki nicht mehr hergeben darf. Und er meinte”, das Grinsen wird breiter, “dass ich dich sowieso nicht mehr loswerde und dich für immer an der Backe habe.” Ihr Freund lacht schallend los. “Ja, ich würde sagen, er kennt mich.” Schon beugt er sich zu ihr, kommt ihr mit seinem Gesicht so nahe, dass sich ihre Lippen fast berühren. “Du wirst mich wirklich nicht mehr los.” Elsa schiebt ihre Hände in seine langen Haare, die schwarzen Haarsträhnen zwischen ihren Fingern. “Das will ich nicht, niemals”, erwidert sie und zieht ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen und ihm durch diese Berührung klar zu machen, wie sehr sie ihn liebt. Epilog: Epilog -------------- “Liebe Gäste, allen voran die unverheirateten Frauen unter euch.” Elsa lächelt in die Menge hinein, während sie das Mikrofon vor ihren Mund hält, um den nächsten Programmpunkt anzukündigen. “Jetzt ist es soweit, gleich wird Conny ihren Brautstrauß werfen. Darum bitte ich alle unverheirateten Damen auf die Tanzfläche.” Elsa deutet auf diese, ehe sie das Mikrofon ausschaltet und an den DJ zurückgibt, der heute für die Musik zuständig ist. Es dauert nicht lange, dann drängeln sich einige Frauen auf der Tanzfläche. Die meisten von Connys Freundinnen und auch Cousinen von ihr und Gregor sind nicht verheiratet, immerhin sind die beiden selbst gerade erst 22 und 23 Jahre alt. “Hey Elsa, du musst auch!”, ruft Suki von der Tanzfläche aus und winkt der Gerufenen zu. “Suki hat recht, los mit dir.” Conny legt ihrer Freundin und Trauzeugin die Hand auf den Rücken, um diese zu den anderen Frauen zu schieben. “Aber ich sollte doch hier bei dir-” Elsa blinzelt mit großen Augen und darf nicht einmal aussprechen, denn die Braut schüttelt nur ihren Kopf. “Keine Ausreden, Elsa! Du bist unverheiratet und damit genau die richtige Zielgruppe, also los!” Conny deutet auf die anderen Frauen auf der Tanzfläche. “Und ich werfe den Strauß erst, wenn du dort bist, mach dass du dahin kommst!” Elsa überlegt noch einen Augenblick, ob sie sich wehren kann, doch ihr ist klar, dass sie keine Chance dazu hat, also seufzt sie nur und zuckt mit ihren Schultern. “Okay, aber werfe ihn nicht direkt in meine Richtung, soweit sind dein Bruder und ich noch nicht.” “Ich werfe ihn mit geschlossenen Augen über meine Schulter nach hinten, ich kann so doch nicht zielen.” Conny lacht und schiebt sie noch einmal an. “Ich geh ja schon!” Elsa lacht und läuft zu den anderen Frauen, von denen einige aussehen, als hätten sie gar keine Lust hier zu stehen und andere, als könnten sie es gar nicht erwarten, den Strauß aufzufangen. “Da bist du ja! Hast du dich nicht getraut?” Suki greift nach Elsas Unterarm und zieht diese neben sich. “Das nicht, aber ich bezweifle stark, dass ich die nächste bin, die heiraten wird, also macht es doch auch gar keinen Sinn, den Brautstrauß zu fangen.” “Ach, Mario und ich sind auch noch nicht soweit, aber es ist doch lustig. Also los, komm Elsa. Außerdem, sind es nicht unsere Männer, die Torwarte sind? Wir sollten ihnen beweisen, dass wir es auch drauf haben.” Im ersten Moment blinzelt Elsa nur fassungslos, ehe sie laut lachen muss. “Suki, du hast vollkommen recht. Na dann, wir werden sehen, wer von uns beiden mehr von ihrem Mann gelernt hat.” Sie stößt der neben sich Stehenden noch sanft mit ihrem Ellenbogen in die Rippen, dann richtet sie den Blick auf die Braut, die ihnen allen inzwischen den Rücken zugekehrt hat. Sie geht leicht in die Knie, hebt ihre Hände vor sich und visiert den Brautstrauß durchgehend mit ihren Augen an. Sie hat viel von ihrem Freund und ihrem Ex-Freund gelernt. Ihr Blick folgt dem Brautstrauß in Connys Händen und deren Bewegungen akribisch. “Los geht es”, ruft Conny laut und hebt den Brautstrauß über ihren Kopf. “Eins!” Sie schwingt ihn nach unten und wieder nach oben. “Zwei!” Die gleiche Bewegung. “Drei!” Und kaum dass sie diese Zahl sagt, lässt sie ihren Brautstrauß los, als sie ihn über dem Kopf nach hinten schwingt. Elsa sieht, wie der Strauß einen leichten Rechtsdrall bekommt, er fliegt nicht direkt in ihre Richtung, sie muss also … Und noch ehe sie ihre Hände ausstrecken kann, kommt ein schwarzer Schemen vor ihr an, huscht an ihr vorbei. Hände strecken sich nach dem Brautstrauß aus, erwischen ihn in der Luft und halten ihn fest. Ein lautes Raunen erklingt, das durch noch lauteres Gelächter abgelöst wird. Elsa sieht ungläubig auf den Mann, der mit einem Knie auf dem Boden hockt und der sich breit grinsend nach hinten dreht und sie ansieht, während er sich aufrichtet. Dabei schwenkt er den gefangenen Brautstrauß mit einer Hand, während er mit der anderen die langen Haare nach hinten streicht. “Viktor”, bringt sie hervor und sieht ihn mit großen Augen an, als er auf sie zukommt und ihr den Brautstrauß in die Hände drückt. “Elsa”, beginnt er, während seine fast schwarzen Augen unnachgiebig auf ihre gerichtet sind, “das hier ist kein Ring und auch keine Verlobung, aber es ist ein Versprechen. Das Versprechen, immer an deiner Seite zu sein, dich für immer und ewig zu lieben. Du bist die Liebe meines Lebens und das wirst du immer sein, versprochen.” Immer noch sieht sie ihn mit großen Augen an, in denen Tränen erscheinen, die langsam über die Schwelle treten und sich einen Weg über ihren Wangen bahnen. Und schon fällt sie ihm um den Hals, klammert sich an ihm fest. “Ich liebe dich auch, Viktor. So, so sehr. Ich habe zwar eine Weile gebraucht um zu kapieren, dass du der eine bist, aber du bist auch meine große Liebe und du wirst es ebenfalls immer sein.” “Na also”, erklingt hinter ihnen belustigt und beide können die Stimme sofort Mario zuordnen, der zu seiner Freundin getreten ist und diese an sich gezogen hat. Auch Suki lächelt, wie auch der Rest, der Leute, die da sind und das Paar vor ihnen betrachtet. Elsas Blick wendet sich wieder Viktor zu. “Du hast etwas vergessen.” “Und was?” Verwundert blickt Viktor sie an. “Etwas sehr wichtiges.” Seine Stirn runzelt sich. “Etwas sehr wichtiges? Was denn?” Ein Lachen entkommt Elsa, ehe sie ihre Umarmung festigt. “Küss mich endlich.” ~~~Ende~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)