Wo die Liebe hinfällt von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- “Was machst du da? Das ist rosa! Rosa, Gregor! Denkst du wirklich, ich will eine rosa Wand in meinem Schlafzimmer haben?” Der Angesprochene, schon fast Angeschriene hebt eine Hand an den Hinterkopf und reibt diesen, während er den Farbeimer mit der rosa Farbe vor sich betrachtet und anschließend die bereits damit gestrichene Wand begutachtet. “Ich habe mich ja ehrlich gesagt auch schon gewundert.” Elsa kann ihr Lachen nicht mehr verkneifen, ebenso Conny an ihrer Seite. Sie sind hier, um Viktor zu helfen, seine neue Wohnung herzurichten, beziehungsweise zu streichen. Für sein Schlafzimmer hatte Viktor eine Wand in rot vorgesehen gehabt, für die die Farbe auch bereit gestanden hat. Nur dass Gregor, dessen Aufgabe es gewesen war, genau diese rote Wand zu streichen, die rote mit weißer Farbe vermischt hat und daraus wird, wie alle wissen, rosa. Als Viktor das bereits Geschehene gesehen hat, hat er nicht gewusst, was er tun sollte: Lachen oder lieber weinen. Schlussendlich hat er sich für schreien entschieden. “Rosa! Verdammt Gregor, rosa!” “Hey, du hast doch erklärt, dass man die bunten Farben mit der weißen mischen soll”, versucht Gregor sich zu verteidigen. “Das galt doch nur für die blaue Farbe für den Flur, um diese heller zu machen! Nicht für das Schlafzimmer!” Viktors Augen sprühen regelrecht Funken und seine Laune wird nicht besser, da die beiden Frauen hinter ihm ihm Türrahmen immer noch laut lachen. “Komm schon Viktor, rosa ist doch ganz nett. Du brauchst halt nur eine Frau, die es auch mag, dann musst du schon nicht mehr umstreichen, wenn sie mal bei dir einzieht.” Schon liegt Viktors Blick auf Elsa, die ihn breit angrinst. “Ich schlaf doch nicht in einem Zimmer mit einer rosa Wand! Ist mir doch völlig egal, was meine zukünftige Freundin mag!” Elsa schmunzelt und zuckt mit ihren Schultern. “Tja, dann bleibt dir nur eines übrig: Warten bis die rosa Farbe trocken ist und dann nochmal neu streichen. Ansonsten, ich finde es gar nicht so schlimm, aber du hast natürlich recht”, ihre Augen funkeln vergnügt, “zu dir passt rosa nicht das kleinste bisschen, du bist viel zu männlich dafür.” Und mit diesen Worten dreht sie sich herum und verlässt den Raum, um im Wohnzimmer weiterzumachen. “Da hat sie wohl recht, Bruderherz.” Conny folgt ihrer Freundin, nachdem sie Viktor zugezwinkert hat. Der steht da und seufzt. Elsa hat wohl recht, das ist das einzige, was ihm übrig bleibt. Und vorher sollte er nochmal rote Farbe kaufen, vielleicht auch weiße, denn Gregor hat die gesamte bunte Farbe in den Eimer mit der weißen Farbe gekippt, die für die anderen drei Wände des Schlafzimmers vorgesehen gewesen war. “Es tut mir echt leid, Viktor. Ich hätte echt besser drüber nachdenken müssen”, richtet Gregor da an ihn. Der Ältere zuckt mit seinen Schultern. “Ist halt jetzt passiert, Gregor. Aber”, er blickt von der rosa Wand auf den noch mehr als zu zwei Drittel gefüllten Farbeimer, “braucht ihr in eurer Wohnung noch rosa Wände? Ich hätte jede Menge Farbe übrig.” ~~~ Sie sind, mit Ausnahme der rosa Wand in Viktors zukünftigen Schlafzimmer, schon sehr weit gekommen. “Die Wand streich ich selbst nochmal, du bleibst lieber auf Abstand dazu”, richtet Viktor an seinen zukünftigen Schwager. “Hey, ich habe mich schon ein paar Mal entschuldigt”, entrüstet sich dieser. “Und ich habe dir auch verziehen, aber du wirst das nicht mehr los. Warte nur darauf, was für eine Rede ich an eurer Hochzeit halten wird.” Der Älteste deutet mit seiner Bierflasche auf seinen Freund, während er breit grinst. Gregor verzieht auf diese Aussage sein Gesicht, Conny seufzt und Elsa lacht neben ihrem Bruder. “Vielleicht sollten wir beide uns da mal zusammensetzen, ich habe da auch noch so ein paar Anekdoten auf Lager”, richtet Gregors Schwester an den Ältesten der kleinen Runde. “Oh, das finde ich eine sehr gute Idee.” “Ich überhaupt nicht”, murmelt Gregor, als er die funkelnden Augen der beiden älteren Geschwister erkennt. “Brüderchen, lass uns einfach machen.” Elsa tätschelt seine Schulter, ehe sie den letzten Schluck aus ihrer Bierflasche nimmt und diese in die Kiste zurück stellt, die Viktor als Verpflegung organisiert hat, zusätzlich zu den anderen Getränken. Sie steht auf und streckt sich, ehe sie sich den anderen zuwendet. “Na gut, ich mache mich mal auf den Heimweg. Bis ich geduscht und die Farbe los bin, die eigentlich auf die Wand und nicht auf mich gehört, dauert es vermutlich noch und ich muss morgen an die Uni.” “Du hast vollkommen recht, das sollten wir vermutlich auch.” Auch Gregor steht auf und streckt seiner Verlobten eine Hand entgegen, um dieser aufzuhelfen. Kurz darauf verlassen sie gemeinsam das Haus, in das Viktor in ein paar Tagen einziehen will, vorausgesetzt, er wird mit allem rechtzeitig fertig. “Hey Elsa”, richtet dieser an die junge Frau, die er kurzerhand nach Hause begleitet, auch wenn sie ihm erklärt hat, dass er das nicht muss, trotzdem will er es so. “Viktor?” Fragend dreht sie ihren Kopf zu ihm. “Hast du morgen nochmal Zeit und Lust zu streichen? Du hast das heute ziemlich gut gemacht. Und da gäbe es noch so eine rosa Wand, die rot werden muss.” Ein Schmunzeln erscheint auf ihren Gesichtszügen. “Also ich mag die rosa Wand. Willst du dir nicht die Zeit und das Geld sparen und sie so lassen?” “Hey, du warst es doch, der gesagt hat, ich bin zu männlich, um eine rosa Wand zu haben.” “Da war was.” Wieder entkommt ihr ein Lachen. “Aber klar, ich kann dir morgen gerne noch einmal helfen.” “Sehr gut. Wir könnten auch die ein oder anderen Möbel aufbauen, wenn du magst, die anderen Wände sind bis dahin hoffentlich schon trocken.” “Sei ehrlich, du suchst nur eine günstige Arbeitskraft.” “Klar, das ist der Hauptgrund meiner Frage.” Grinsend sehen die beiden sich an, ehe Elsa erneut nickt. “Warum nicht, ich habe seit ein paar Monaten sehr viel mehr Freizeit. Also, sag mir, wann ich wo, ähm, wann ich bei dir sein soll. Ich bin gut im Möbel aufbauen, frag Mario, der kann das bestätigen, im Gegensatz zu ihm kann ich das nämlich gut.” “Weiß er das auch? Also dass du besser ist als er.” “Klar weiß er das, das kam oft genug von ihm.” “Jetzt muss er das wohl selbst erledigen.” “Oder er ruft mich an. Ich helfe ihm gerne und ziehe ihn auch weiterhin gerne auf.” Elsa zwinkert Viktor zu, dem ein kurzer Schatten über die Augen huscht. Es ist ihm immer noch suspekt, dass die beiden kein Paar mehr sein sollen, doch Elsa hat es ihm ja gesagt - es ist wohl gut so, wie es ist. Kurz darauf stehen sie vor dem Haus, in dem Elsa nach der endgültigen Trennung von Mario eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung bezogen hat und das tatsächlich gar nicht weit von Viktors zukünftiger Wohnung entfernt ist. Vor der Haustüre bleiben sie stehen und Viktor steckt seine Hände in seinen Hosentaschen, während er seinen Kopf hebt und die Hauswand vor sich betrachtet. “Hast du eine rosa Wand?”, fragt er plötzlich. “Was?” Elsa blinzelt verwirrt, ehe sie laut lacht und ihren Kopf schüttelt. “Nein, habe ich nicht. Und ich will auch keine, bevor du auf die Idee kommst, jetzt mir die rosa Farbe zu vermachen, die Gregor so großzügig angerührt hat.” “Tja, schade.” Viktor schmunzelt, ehe er sich Elsa zuwendet. “Vielen Dank für deine Hilfe heute, das war wirklich super.” “Gerne. Wie gesagt, ich habe Zeit und wenn ich die nutzen kann, um anderen zu helfen, mache ich das noch lieber.” “Gut für mich. Also dann bis morgen, ich schreibe dir, wenn wir starten können.” “Mach das. Gute Nacht, Viktor.” “Gute Nacht, Elsa.” Und dann bleibt er stehen und wartet, bis Elsa im Haus verschwunden ist. Erst als das Licht im Hausflur, das durch die Haustüre aus Glas gedrungen ist, erlischt, dreht sich Viktor herum und macht sich auf den Weg zu seinem Auto, das noch vor seinem zukünftigen Zuhause steht. ~~~ “Du machst das sehr viel besser als dein Bruder.” “Soll ich das als Lob werten?”, fragt Elsa über ihre Schulter, ehe sie sich wieder darauf konzentriert, die rosa Wand in die von Viktor gewünschte rote zu verwandeln. “Würde ich schon sagen. Du kannst vermutlich vieles besser, außer Fußball zu spielen.” “Bist du da sicher?”, fragt sie. “Hmm, hast du irgendwelche Talente, von denen ich nichts weiß?”, fragt nun Viktor, der mit einer Teleskopstange und einer daran befestigten Rolle die anderen Wände mit weißer Farbe behandelt. “Viele Viktor, viele.” “Na dann, welche denn?” “Das verrate ich dir nicht. Wie soll ich sonst geheimnisvoll bleiben?” “Ach, bist du etwa geheimnisvoll?” “Jetzt schon.” Viktor lacht laut los und Elsa stimmt gleich darauf ein. “Aber jetzt im ernst, du machst das wirklich gut, Elsa. Ich bin dankbar für deine Hilfe.” “Schon gut, ich mache das gerne. Und wenn du dich revanchieren willst, dann …” “Streiche ich deine Wände gerne rosa, du weißt ja, ich habe noch …” “Farbe, ich weiß. Ich brauch trotzdem keine rosa Wand, meine Wohnung ist schon fertig, danke für das Angebot.” Ein Seufzen erklingt dem Älteren, der so langsam befürchtet, die Farbe nie wieder loszuwerden. “Ich verstehe immer noch nicht, wie dein Bruder aufgerechnet darauf gekommen ist …” “Versuche es gar nicht erst, Viktor. Niemand versteht Gregor und wenn du seine Gedankengänge nachvollziehen kannst, muss ich mir Sorgen um dich machen.” “Ich sehe schon, große Geschwisterliebe bei euch beiden.” Viktor grinst breit, während er die Farbrolle in der weißen Farbe wälzt. “Die größte. Nein, im ernst, Gregor ist ein toller Bruder, der beste der Welt.” “Tut mir leid, der bin schon ich. Gregor kann nur der zweitbeste Bruder der Welt sein.” Auf Viktors Aussage grinst Elsa ihn an. “Ich weiß nicht, was Conny nun sagen würde - du oder Gregor?” “Okay, unentschieden, ich will gar nicht, dass sie sich zwischen ihm und mir entscheiden muss.” “Und das höre ich noch lieber.” Elsa schmunzelt, ehe sie ein paar Schritte zurück macht und die Wand vor sich zufrieden betrachtet. “Na also, das ist doch schon besser.” “Sehr viel besser, Elsa!” Auch Viktor klingt zufrieden und betrachtet die nun in einem satten rot glänzenden Wand. Elsa sieht kurz zu ihm auf, ehe sie wieder vor sich blickt. “Ja, ich kann das besser als Gregor.” Und da tropft plötzlich etwas auf ihrem Kopf und etwas feuchtes fließt über ihre Stirn, ihre Nase entlang und tropft von da an zähflüssig auf den Boden. Elsa blinzelt fassungslos. “Viktor …” Der ist wie erstarrt, ehe er schallend zu lachen beginnt. “Du hast da etwas Farbe”, bringt er zwischen den Lachern hervor. Sie hebt ihren Kopf und erkennt, dass Viktor die Farbrolle direkt über sie gehalten hat, wenn auch nicht absichtlich, zumindest will sie das hoffen - für ihn! “Du …” Schon dreht sie sich herum und malt mit der Farbrolle, die sie noch in der Hand hält, quer über seinen Brustkorb. Mit großen Augen sieht der Ältere sie fassungslos an. “Das war die Rache! Und falls du auf die Idee kommen solltest, dich ebenfalls zu rächen, dann verspreche ich dir, dass deine Wand schneller wieder rosa ist, als du gucken kannst!” Nach einem Moment hebt Viktor seine freie Hand mit der Handfläche vor sich ergebend zu seiner Helferin. “In Ordnung, ich bleibe brav, aber nur”, er hebt seine Augenbrauen und beugt sich zu ihr vor, “weil ich die rote Wand so um einiges schöner finde, als wenn sie rosa wäre.” Elsa nickt. “Damit kann ich leben. Und jetzt”, sie dreht sich und sieht die Wand wieder an, “weiter gehts, viel ist hier ja nicht mehr zu tun.” Es ist über eine Stunde später, als es an der Türe klingelt. “Ah, die Verstärkung.” Zufrieden reibt sich Viktor die Hände. “Verstärkung?”, fragt Elsa, die inmitten von Möbelteilen auf dem Boden sitzt, in einer Hand einen Schraubenzieher, die andere liegt auf der Bauanleitung vor sich. Im Gegensatz zum Älteren sieht sie sich diese nämlich an. “Das hier ist doch mehr, als ich gedacht habe”, Viktor deutet über die zahlreichen Möbelverpackungen, die auf dem Boden liegen, “und zudem hat dein Bruder geschrieben und gefragt, ob er noch helfen kann. Da er dabei versprochen hat, keinen Pinsel in die Hand zu nehmen, habe ich gesagt, dass er kommen soll.” “Du weißt schon, dass er es schafft, auch Möbel falsch herum aufzubauen? Da sind die Türöffner der Schränke nachher auf dem Boden.” Ein lautes Lachen entkommt Viktor. “Ihr beide seid wirklich herrlich zusammen.” Mit diesen Worten lässt er die junge Frau auf dem Boden sitzen und lässt deren Bruder herein. Ein paar Minuten später erklingen laute Stimmen, die Elsa beide sofort zuordnen kann. Erstaunt sieht sie auf, als nicht nur Gregor sondern auch Mario in das zukünftige Wohn-Esszimmer eintritt. “Hey, was machst du denn hier?”, fragt sie und steht auf, um ihren Ex-Freund zur Begrüßung zu umarmen. Mario erwidert dies ohne zu zögern. “Wir hatten Training und dann bin ich mit deinem Bruder mit, weil ich davon ausgegangen bin, dass etwas mehr Hilfe nicht schaden kann. Zudem habe ich das mit der rosa Wand mitbekommen, da wollte ich nichts riskieren.” Während Elsa und Viktor auf diese Aussage lachen, schnaubt Gregor nur. “Na wunderbar.” “Das wirst du nicht mehr los, hab ich doch gestern schon gesagt”, richtet Viktor an seinen zukünftigen Schwager. Während die beiden sich kappeln, mustert Mario Elsa. “Also in den fast sieben Jahren, die wir zusammen waren, hab zumindest ich noch nie für graue Haare bei dir gesorgt. Seit wann ist Viktor wieder im Land? Denn der schafft es anscheinend.” Er grinst und tippt Elsa auf die Haare. Diese blinzelt, streicht mit ihrer Hand über die von ihm angetippte Stelle, bemerkt, dass die Farbe, die vorher von Viktors Farbrolle auf sie herunter getropft ist, ihre Haare weiß eingefärbt hat, ehe sie eine Faust ballt und diese in Marios Rippen stößt. “Depp”, gibt sie lachend von sich, ehe sie ihm zuzwinkert. “Vielleicht habe ich mir die letzten Jahre schon die Haare gefärbt.” “Das hätte ich mitbekommen, Liebes.” Viktor steht bei Gregor, der irgendetwas sagt, was der Ältere gar nicht mitbekommt. Sein Blick liegt auf Elsa und Mario, die so sorglos miteinander umgehen und lachen. Ein seltsames Gefühl breitet sich in ihm aus, das er nicht zuordnen kann. Er zwingt sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf Gregor zu richten, kann es aber nicht lassen, doch immer wieder zu Elsa hinzusehen, die sich gemeinsam mit ihrem Ex-Freund daran gemacht hat, die Kommode aufzubauen, mit der sie vorher schon begonnen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)