Wo die Liebe hinfällt von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Da ist er wieder. Zurück, nach fast zweieinhalb Jahren. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht drückt Viktor die Klingel unter dem Namensschild >Daichi/Uesugi<. “Ja?”, erklingt eine Stimme durch die Sprechanlage des Mehrfamilienhauses. “Hey, ich bins.” “Viktor! Komm hoch!” Der Stimme seiner Schwester ist die Begeisterung anzuhören. Nachdem er die vier Stockwerke hinauf gelaufen ist, kommt Conny ihm im Hausflur schon entgegen. “Bruder!”, ruft sie laut und wirft sich ihm im nächsten Augenblick in die Arme. “Schwesterchen”, gibt er von sich und drückt sie an sich. “Du bist endlich wieder da!” “Ja, so sieht es aus.” Dem Älteren entkommt ein Lachen. “Hast du mich etwa vermisst?” Beleidigt pustet die Jüngere ihre Backen auf. “Wenn ich dich reinlassen soll, dann sei jetzt lieber nett zu mir.” Auf diese Aussage lacht Viktor auf und legt einen Arm um seine Schwester. “Ach Schwesterchen, sieh es so: Ich zumindest habe dich vermisst und ich freue mich, dich zu sehen.” Sie kichert auf die Beichte. “Ich dich natürlich auch, großer Bruder. Und nicht nur ich. Komm mit, du wirst da drinnen schon sehnsüchtig erwartet.” “Das glaube ich sofort. Ist er heute überhaupt mal ruhig irgendwo gesessen?” Zusammen gehen die Geschwister zu der geöffneten Wohnungstüre. “Natürlich nicht! Ich meine, das macht er ja sowieso nie, du kennst ihn. Aber heute war er noch aufgedrehter als sonst”, antwortet Conny schmunzelnd. “Etwas anderes war nicht zu erwarten.” Die beiden Uesugis müssen schmunzeln. Sie kennen Connys Verlobten schon lange genug und wissen, wie er ist. Kurz darauf stehen sie in dem großen und geräumigen Wohn-Esszimmer von Connys und Gregors Wohnung. “Viktor!” Und schon steht Gregor begeistert und mit leuchtenden Augen vor seinem Mentor. “Gregor. Schön, dich wieder persönlich und nicht nur über einen Bildschirm zu sehen.” “So sehe ich das genauso. Und dass du wieder hier bist, bedeutet auch”, zufrieden reibt der Jüngere mit blitzenden Augen seine Handflächen gegeneinander, “dass ich bald wieder gegen dich antreten und dir ein Tor nach dem anderen in den Kasten hauen kann.” Auf diese Kampfansage blitzen auch Viktors Augen zufrieden auf. “Du wirst keine Chance haben, das kann ich dir sagen!” “Wenn du wüsstest!” Die beiden Männer wirken sehr zufrieden, schon allein bei dem Gedanken, bald wieder gegeneinander antreten zu können. “Ihr könnt wirklich an nichts anderes als an Fußball denken, oder?”, erklingt eine amüsierte Stimme und zieht die Aufmerksamkeit des Rückkehrers auf sich. “Oh, Elsa.” Mit einem breiten Grinsen geht er auf die junge Frau zu und schließt sie in die Arme. “Schön dich zu sehen.” Nachdem er die Umarmung gelöst hat, sieht er sich fragend um. “Wo ist denn deine bessere Hälfte?” Als er Elsa wieder anblickt, erkennt er, dass diese ihr Gesicht etwas gezwungen verzieht. “Falls du Mario meinst, von dem ich gerade ausgehe, er ist nicht da.” “Nicht?” Verwundert mustert Viktor sie. “Ihr seid doch eigentlich immer zusammen.” “Nicht mehr. Wir haben uns vor fast drei Monaten getrennt.” Diese Nachricht trifft den Älteren, überfährt ihn regelrecht. Seine Augen weiten sich schockiert. “Ihr … was?” Sie zuckt mit ihren Schultern, grinst nun schief. “Du hast es schon richtig verstanden, aber es ist alles okay so.” “Was soll daran bitte okay sein? Wie könnt ihr beide euch getrennt haben? Ihr wart doch immer ein Traumpaar!” Ein Seufzen entkommt Elsa, die sich herum dreht und zum Sofa geht, auf das sie sich sinken lässt. Viktor folgt ihr und setzt sich mit etwas Abstand zu ihr, lässt den schockierten Blick nicht eine Sekunde von ihr weichen. “Vielleicht ist das ja mit ein Grund, dass alle immer denken, dass wir ein Traumpaar sind. Es hat es uns zumindest nicht einfacher gemacht …” Sie runzelt leicht ihre Stirn, ehe sie Viktor mit schräg gelegtem Kopf ansieht. “Wir haben uns in Freundschaft getrennt, zwischen Mario und mir ist wirklich alles gut. Wir haben beide, unabhängig voneinander, bemerkt, dass wir nicht mehr glücklich sind, dass unsere Beziehung uns nicht oder nicht mehr das gibt, was wir erhoffen, erwarten … Wir haben gemeinsam beschlossen, drei Wochen Pause einzulegen und ich habe bei meinen Eltern gewohnt, er ist in unserer Wohnung geblieben. In der Zeit hatten wir keinen Kontakt. Nach den drei Wochen haben wir uns dann getroffen und miteinander geredet. Es …”, sie stockt und sucht nach Worten, ehe sie leise lacht, “es war seltsam. Wir beide haben uns in dieser Zeit so befreit gefühlt. Es ging uns viel besser und wir haben uns gegenseitig nicht wirklich vermisst. Schlussendlich haben wir dann entschieden, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Aber nur unter unserer Beziehung, nicht unter unsere Freundschaft.” Elsas Finger verschränken sich ineinander und ihr Blick wird traurig. “Am nächsten Morgen habe ich ihm geschrieben. Ich habe die Nacht und auch die folgenden Tage nur weinend verbracht. Ich habe allerdings nicht geweint, weil ich es für einen Fehler gehalten habe, dass wir uns getrennt haben, sondern deshalb, weil es mir bewusst wurde, dass es wirklich zu Ende war. Wir waren immerhin fast sieben Jahre zusammen, wir haben viel, eigentlich fast alles miteinander erlebt. Er war fast ein Drittel meines Lebens an meiner Seite. Und das war es, was weh getan hat. Ich sehe es immer noch als die richtige Entscheidung an, dass wir uns getrennt haben, es geht uns beiden gut mit dieser Entscheidung, aber trotzdem, es ist auch irgendwie hart, wenn eine Person eigentlich immer um einen herum war und dann von einem auf den anderen Tag plötzlich nicht mehr.” Als sie schweigt, lässt sich Viktor kopfschüttelnd gegen die Lehne des Sofas fallen. “Ich habe mit viel gerechnet, aber nicht mit so einer Nachricht, Elsa, eher damit, dass ihr euch auch endlich verlobt habt und damit meiner Schwester und deinem Bruder gleichzieht aber nicht mit einer Trennung. Ich bin wirklich schockiert.” Ein Lachen entkommt der jungen Frau. “Das glaube ich dir sofort. Wir haben alle in unserem näheren und auch entfernteren Umfeld schockiert. Jeder hat wohl mit einer Verlobung gerechnet, keiner damit, dass sich unsere Wege, vor allem nach dieser langen Zeit, trennen. Aber es war für uns das richtige, ist es auch immer noch. Wir sehen uns auch noch häufig und freuen uns immer, uns zu sehen. Er ist für mich so etwas wie ein bester Freund, schon fast Bruder, aber nicht wie ein Geliebter. Ihm geht es, was mich betrifft, genauso. Wir sind Freunde und ich bin wirklich froh darüber. Wenn wir die Beziehung fortgesetzt hätten, einfach weil wir das Gefühl haben, wir müssen, wir dürfen uns nicht trennen, dann hätte es irgendwann geknallt. Ich bin froh, dass wir es nicht soweit haben kommen lassen.” “Aber sollte man für eine Beziehung nicht kämpfen?” “Für was hätten wir kämpfen sollen, Viktor? Für Gefühle, die nicht mehr da sind? Dafür, etwas mit Gewalt zu halten, was uns schon längst entglitten ist? Es geht uns gut so, wie es ist und wir sind glücklich, ist das nicht wichtiger?” Viktors Stirn ist gerunzelt. “Ich weiß es nicht. Vermutlich hast du recht. Trotzdem …” Elsa beugt sich zu ihm und legt ihre Hand sanft auf seinen Unterarm. “Verdau die Nachricht, Viktor. Wir haben dir absichtlich noch nichts gesagt, weil wir dir deine letzten Monate nicht versauen wollten. Und sieh es so, da Mario und ich Freunde geblieben sind, musst du dich für keine Seite entscheiden, du kannst uns weiterhin beide mögen.” Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. “Na wenn du das so sagst.” Er wurde wieder ernst. “Ich muss es trotzdem erst verdauen.” “Tue das. Und bis dahin, lass uns essen. Gregor sieht schon die ganze Zeit in unsere Richtung, ich glaube, der verhungert gleich.” Damit steht Elsa auf. Auch Viktor dreht seinen Kopf zu Elsas Bruder. Dieser und Conny stehen in der Küche, vermutlich haben die beiden ihnen Zeit gelassen, dass Elsa ihm erzählen konnte, was los ist. Ihm ist nur nicht klar, ob er dafür dankbar sein soll oder nicht. Dass sich ausgerechnet Elsa und Mario trennen … Diese Neuigkeit macht ihn irgendwie traurig. Doch wenn es den beiden gut geht, sollte es für ihn dann nicht okay sein? Er kann seine Gefühle nicht richtig einschätzen. Sein Blick ruht auf der braunhaarigen Frau, die bei ihrer beider Geschwister angekommen ist. Schöne Nachrichten wären ihm lieber gewesen … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)