Sommerfest von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- “Hey Mario”, hörst du mir eigentlich zu?” “Was?” Der Angesprochene dreht sich zu seiner Begleitung herum. “Was ist denn so interessant, dass du mir gar nicht mehr zuhörst?” Mario wird rot. Er kann seiner Cousine jetzt doch nicht sagen, dass er gerade einer jungen Frau hinterher gesehen hat. “Ich bin einfach nur von dem allen hier überwältigt”, versucht er sich an einer Ausrede. “Entweder das oder du blickst jemanden hinterher. Sollte ich da was wissen?” Kumiko zwinkert ihm zu, kann ein breites Grinsen nicht unterdrücken. “Okay, okay.” Ihr Cousin hebt ergebend seine Hände, als sie direkt ins Schwarze trifft. “Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, die ich kennen würde.” “Aha, eine sie.” “Mädel …” Sie lacht auf sein Augenverdrehen. “Na gut, ich lass dich ja schon. Und kanntest sie wirklich? Sollen wir nochmal in die Richtung gehen, dass du dir sichergehen kannst?” “Ich bin mir nicht sicher, vielleicht ja nur vom sehen irgendwoher. Jetzt komm, du wolltest mir noch die Büros zeigen.” “Gut, da müssen wir hier entlang.” Froh darüber, dass Kumiko ihn nicht weiter löchert, folgt Mario dieser, trotzdem blickt er nochmal in die Richtung, in der er die Frau gesehen hat, von der denkt, dass er sie kennt. Es fällt ihm jedoch einfach nicht ein, woher sie ihm so bekannt vorkommt, er kann sie nicht einordnen. Doch nun sollte er sich auf das konzentrieren, was seine Begleitung ihm zeigt und erzählt. Er schließt zu seiner Cousine auf und lässt seinen Blick über alles schweifen. Die Firma, in der Kumiko arbeitet, veranstaltet einmal im Jahr ein großes Sommerfest, in der alle Mitarbeiter Familienmitglieder und Freunde mitbringen können. Man kann in jedes der drei miteinander verbundenen Gebäude hineingehen und sich umsehen. Es werden verschiedene Aktionen angeboten, auch viel für Kinder, von denen hier einige herumspringen, das Unternehmen ist sehr familienfreundlich. Zudem, und das ist vermutlich das Highlight des ganzen Festes, gibt es in sehr vielen Ecken Essensangebote. Ein paar Imbisswagen stehen in dem kleinen, angelegten Park in der Mitte der Gebäude, die diesen umgeben und in dem die Mitarbeiter an normalen Arbeitstagen ihre Pausen verbringen können. Ebenso gibt es Angebote in der großen Kantine und nicht zuletzt auf den großen Dachterrassen der Gebäude und das unglaublichste daran, alles ist umsonst. Mario bekommt seinen Mund vor Staunen kaum noch zu, er will nicht wissen, was das alles kostet. “Komm mit, mein Büro ist da drüben”, reißt ihn Kumiko aus seinen Gedanken und deutet in einen Flur, der zu ihrer rechten abgeht. “Ich komme schon.” Und schon eilt der Gerufene zu seiner Cousine, die auf ihn wartet. ~~~ Elsa ist zufrieden. Das Sommerfest haben sie und ihre Geschäftspartnerin, die gleichzeitig ihre beste Freundin ist, gut organisiert bekommen. Sie haben schon aus jeder Ecke Lob erhalten, auch vom Senior-Chef und das muss etwas heißen, da dieser normalerweise nicht so leicht zu beeindrucken ist. Bisher gab es keine Probleme, zumindest keine, die irgendetwas beeinträchtigen würden. Nur ein paar kleinere Dinge, die aber schnell geklärt waren. Unter anderem eine falsche Raumbelegung, weil ein paar der Mitarbeiter etwas verwechselt hatten, eine falsche Lieferung, aber auch das war kein Problem. Und noch ein paar andere Kleinigkeiten, alles schnell und leicht zu regeln. So könnte es ruhig bei jedem anderen Fest auch sein, das sie organisieren. Nun will sie das Fest auch genießen. Vielleicht holt sie sich draußen am Bubble Tea Stand einfach ein Getränk, das ist mit eines ihrer Highlights. Doch, warum auch nicht? Sie greift nach ihrem Handy und schreibt ihrer besten Freundin eine kurze Nachricht. Bubble Tea? Ich hol mir einen ^^ Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Entschuldige, mussten noch zum alten Herrn. Kommen aber sicher auch bald … hoffentlich. Lachend liest Elsa die Nachricht, ehe sie sich auf den Weg in den Park macht. Das könnte tatsächlich noch ein wenig dauern. Kurz darauf steht sie in der Schlange vor dem Bubble Tea Stand. Mit ihrer Hand fächert sie sich kühle Luft zu. Es ist einfach nur warm, okay, es ist Juli und natürlich ist es in dieser Jahreszeit warm, aber heute hat es über 30 Grad und damit ist es schon fast heiß. Das macht einen Bubble Tea mit Eiswürfeln nur noch begehrenswerter. Mit einer Hand fährt sie unter ihre langen braunen Haare und hebt diese etwas an, so dass Luft an ihren Nacken kommt. Warum hat sie sich heute keinen Zopf gemacht, wie sonst so oft? Und ein Haargummi hat sie auch nicht dabei, das war von ihr wohl nicht durchdacht gewesen. Hmm, drüben in ihrem Büro hätte sie eines, aber deshalb ihren Platz in der Schlange aufgeben und damit noch länger auf das begehrte Getränk warten müssen? Ihr Blick fällt auf ihr Handgelenk, um das sie ein langes, dünnes Lederband als Armband gebunden hat. Dieses müsste lang genug sein. Kurzerhand löst sie es und klemmt es zwischen die Lippen, ehe sie mit beiden Händen ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammen nimmt und kurz darauf das Band darum schlingt, ehe sie es zu einer Schleife bindet. Ein zufriedenes Seufzen verlässt ihre Lippen, so ist es doch schon viel besser. Und nur noch zwei Leute vor ihr, nicht mehr lange, ehe sie ihr Lieblingsgetränk in den Händen hält. Elsa lässt ihren Blick schweifen und hält inne, als er auf ein paar dunkle Augen trifft. Unbewusst entkommt ihr ein Lächeln, das gleich darauf erwidert wird. Sie hat diesen Mann heute tatsächlich schon öfter getroffen. Das wievielte Mal ist das jetzt? Das vierte oder sogar schon fünfte Mal? Er sieht gut aus. Schwarze, kurze Haare, dunkle Augen, ein kantiges Kinn und ein sehr hübsches Lächeln. Er ist vielleicht fünfzehn Zentimeter größer als sie, wirkt sportlich, was durch das weiße, eng anliegende T-Shirt unterstrichen wird, das er trägt. Er scheint muskulös zu sein, nicht zu übertrieben, genau richtig. Er ist attraktiv und gutaussehend. Jedes Mal, wenn ihre Blicke sich getroffen haben, wenn sie sich in den Gebäuden über den Weg gelaufen sind, hat er sie angelächelt und sie konnte nicht anders als zurück zu lächeln. Und jedes einzelne dieser Male hat sie das Gefühl, ihn zu kennen, doch sie weiß nicht, woher. Gerade, als sie wieder versucht, sich daran zu erinnern wer er ist, wird sie aus ihren Gedanken gerissen. “Elsa, was darf es für Sie sein?” “Montaro”, sie dreht sich dem Besitzer des Bubble Tea Standes um und gibt diesem ihre Bestellung durch. “Läuft bei Ihnen alles gut?”, fragt sie, während der junge Mann ihr Getränk zubereitet. “Es läuft super. Der Bubble Tea kommt gut an, erst recht bei diesem Wetter.” “Ich wusste, dass es genau die richtige Idee war, Sie zu fragen, ob Sie herkommen würden.” Elsa lacht und auch ihr Gegenüber nickt schmunzelnd. “Für uns lohnt es sich wirklich. Danke, dass Sie gefragt haben. Wenn sie das nächste Mal wieder bei uns im Laden vorbeikommen, geht der Bubble Tea auf uns.” “Uh, da freue ich mich ja nur noch mehr.” “Das glaube ich, Elsa.” Ein vergnügtes Augenzwinkern wird an diese gerichtet. “Dann vielen Dank. Sie melden sich, wenn es irgendwas gibt, ja?” “Natürlich, aber ich bezweifle es, bisher klappt alles super.” “Das wäre am besten. Ansonsten sage ich schon mal bis später, das wird heute sicherlich nicht mein letztes Mal gewesen sein.” Sie hebt ihren Becher an, ehe sie zur Seite läuft, dass die nächsten Personen ihren Bubble Tea holen können. Sie zieht ihr Handy hervor und schreibt eine kurze Nachricht an ihre beste Freundin und schickt dieser ein Foto von ihrem Becher, ehe sie noch ein wenig durch den kleinen Park schlendert und beobachtet, wie die Leute vor den Ständen stehen und sich alles mögliche zum Essen und trinken holen. Kurz darauf sucht Elsa sich einen Platz auf einer der Bänke, die inmitten des Parks stehen. Von hier aus kann man Kinderlachen hören, da in nur ein paar Metern Entfernung das große Bällebad aufgebaut ist, dahinter befindet sich eine der Kinderstationen. Sie sieht sich weiter um und erneut trifft ihr Blick den des Mannes von vorher. Er scheint zu zögern, dann kommt er direkt auf sie zu. Seine Begleitung von den letzten Malen ist nicht zu sehen. “Hey”, sagt er, als er vor Elsa zu stehen kommt. Diese sieht von ihrer Bank zu ihm auf und lächelt. “Hey”, erwidert sie. “Entschuldige bitte, dass ich dich einfach so anspreche”, erklärt er mit einem schiefen Grinsen, “aber … ich habe irgendwie die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich dich irgendwoher kenne …” “Echt?” Elsas Blick weicht Erstaunen. “So geht es mir auch. Kommst du von hier?” Er deutet auf die Bank und nach einem zustimmenden Lächeln setzt er sich neben sie und rollt seine Eistee-Flasche zwischen den Händen hin und her. “Nicht direkt. Also ich habe als Kind und Anfang der Mittelschule hier gewohnt, dann sind meine Eltern mit mir umgezogen.” “Ah, okay. Hmm, dann vielleicht ja von da. Auf welche Schule bist du denn gegangen?” “Ähm, auf die Mittelschule des siebten Bezirks und davor auf die Kitahara Grundschule, wo ich …” “Da war ich auch! Auf der Kitahara”, fällt ihm Elsa ins Wort und sieht ihn mit leuchtenden Augen an. “Wirklich? Wann denn?” Als sie die Jahreszahlen nennt, weiten sich seine Augen. “Ehrlich? Ich auch! Das heißt, wir kennen uns vermutlich von da. Wie heißt du denn?” “Elsa Daichi. Und du?” Seine Augen weiten sich noch mehr, ehe er laut lachen muss. “Vielleicht hätten wir damit anfangen sollen, uns unsere Namen zu nennen. Ich bin es, Mario. Wenn du überhaupt noch weißt, wer ich bin.” Nun weiten sich auch ihre Augen und sie schlägt eine Hand vor ihren offenstehenden Mund, ehe sie sie vor ihre Augen schiebt. “Oh Gott ist das peinlich!” “Was genau?”, fragt Mario belustigt. “Dass ich den Jungen, in den ich jahrelang so sehr verliebt war, nicht erkenne.” “Frag mich mal.” Wieder lacht er, während sie ihren Kopf schräg legt und schmunzelt. “Was genau soll ich dich fragen?” Er zuckt grinsend mit seinen Schultern. “Dass ich das Mädchen, in das ich so sehr verknallt war, ebenfalls nicht erkenne.” “Peinlich, nicht wahr?” “Oh ja.” Beide lachen, ehe Elsa ihren Becher in seine Richtung hebt. “Na dann auf unser Wiedersehen.” Mario hebt auch seine Flasche und stößt damit leicht gegen den Becher. “Auf unser Wiedersehen.” Sie trinken beide, ehe Elsa ein Bein überschlägt und ihren Oberkörper in seine Richtung dreht. “Und was genau machst du hier? Du arbeitest zumindest nicht hier, oder? Ich glaube, sonst hätte ich das schon mitbekommen.” “Da hast du recht, ich arbeite tatsächlich nicht hier. Bisher zumindest nicht.” “Bisher zumindest nicht?” “Richtig.” Wieder lacht er leise. “Meine Cousine arbeitet hier und da ich ebenfalls Informatik studiert habe, versucht sie mich davon zu überreden, hier anzufangen.” “Und wie läuft ihr Versuch bisher so?” “Erstaunlich gut. Ich muss sagen, ich bin begeistert von allem. Also nicht nur deswegen”, er hebt seine Flasche und deutet damit in die Richtung, in der die Stände stehen, “sondern generell. Die Stimmung wirkt sehr familiär, alle gehen so offen miteinander um, die Büros wirken nicht schlecht, nicht zu groß, genau richtig. Zudem ist das, was hier gemacht wird auch das, was mich interessiert.” “Tja, Bubble Tea gibt es hier nicht immer.” Elsa schmunzelt, ehe sie sich auf eine Hand nach hinten stützt. “Aber ja, hier arbeitet man gerne, es herrscht eine tolle Atmosphäre.” “Arbeitest du hier?”, fragt Mario und wippt mit seinem Fuß, den er auf seinem anderen Knie abgelegt hat, während er die neben sich Sitzende genau mustert.. Schon schüttelt Elsa ihren Kopf. “Nein, tue ich nicht, zumindest nicht in der Firma.” Irgendetwas in Mario zieht sich unangenehm zusammen und er runzelt seine Stirn. “Bedeutet das, dass du mit jemanden hier bist? Vielleicht deinem Freund?” “Nein.” Sie lacht. “Ich bin Eventmanagerin.” “Und das bedeutet was genau?” “Das alles hier”, sie zeichnet ebenfalls durch die Luft, “haben meine Geschäftspartnerin und ich organisiert. Diese hat, ganz zufällig, in die Geschäftsleitung der Firma eingeheiratet. Dadurch und auch dadurch, dass wir in dem Gebäude da drüben”, sie deutet auf das Gebäude, das sie meint, “unser Geschäftsräume haben, bekomme ich viel mit.” “Ah, okay, das ist ja toll.” “Du sagst es. Als wir nach unserem Studium und unseren ersten Arbeitserfahrungen entschieden haben, dass wir uns mit unserer eigenen Eventfirma selbstständig machen möchten, hat uns ihr Mann, damals noch ihr Verlobter, die Räume organisiert. Für uns ist das ideal gewesen und wir bekommen auch den ein oder anderen großen Auftrag ab.” Wieder deutet sie mit ihrem Becher durch die Gegend. “Das bedeutet, das alles hier”, mit großen Augen dreht Mario seine Hand durch die Luft, “das ganze Fest, alles was damit zusammenhängt, habt ihr allein organisiert?” Sie nickt mit leuchtenden Augen. “Oh ja, das haben wir. Und sag es ja nicht weiter, ich bin doch ein wenig stolz auf das alles.” “Das kannst du sein.” Bewundernd sieht Mario die junge Frau neben sich an. Sie müsste jetzt wie er 26 sein, das ist wirklich ein Erfolg. Eine eigenen Firma und dazu dieses riesen Fest. “Ach”, sie sieht ihn mit einem Funkeln in den Augen an, “ich habe übrigens keinen Freund, um auf deine Aussage von vorher noch einzugehen.” Marios Augen weiten sich und gerade als er den Mund aufmacht, um etwas zu sagen, taucht eine Person vor ihnen auf. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- “Mario Hongo?”, erklingt eine tiefe Stimme erstaunt und sofort sehen die beiden auf der Bank Sitzenden auf. “Viktor? Viktor Uesugi?”, fragt der Angesprochene erstaunt und steht gleich darauf auf, als vor ihm ein tiefes Lachen erklingt. Die beiden Männer reichen sich die Hände. “Oh ja, wie er leibt und lebt. Was machst du denn hier?” “Meine Cousine arbeitet hier und führt mich gerade herum. Und du?” Noch ehe Viktor antworten kann, taucht neben ihm eine Frau auf und hebt einen Bubble Tea-Becher hoch. “Beste Entscheidung ever, Elsa!” “Sag ich doch!”, lacht diese, während die gerade Angekommene sich neben sie auf die Bank fallen lässt. Kaum dass sie miteinander angestoßen haben, wendet sich Elsa dem vor ihr Stehenden zu. “Mario, das ist Maya, Mayumi, meine bessere Hälfte.” “Und meine schlechtere!” Sofort hebt sich Elsas Blick zu Viktor und schüttelt ihren Kopf, während sie auf ihn deutet. “Von wegen, du bist hier die schlechtere Hälfte, Maya ist eindeutig die bessere.” “Das heißt, bei euch bist du die schlechtere?” “Nein, ist sie nicht.” Mayumi legt einen Arm um die Schultern ihrer besten Freundin. “Wir sind beide die besseren. Ansonsten stimme ich ihr zu.” Während die Frauen lachen, wendet sich Viktor erneut an Mario. “Das ist übrigens meine Ehefrau, nur so zu Info. Und auch wenn ich ihr ungern zustimme, sie ist wirklich meine bessere Hälfte.” “Na hoffentlich”, fügt diese schmunzelnd hinzu. “Dann bist du Elsas Geschäftspartnerin?”, fragt Mario sie und blickt in ihre Richtung. “Genau. Und wie war das? Du heißt Mario?” “Richtig. Ich kenne Elsa von der Grundschule und Viktor ebenfalls.” Als Mayumi fragend ihre Stirn runzelt, immerhin weiß sie, dass Elsa und Viktor nicht an derselben Grundschule waren, fällt ihr Mann bereits ein. “Mario war Torwart der Kickers und damit einer der stärksten Gegner der Teufel.” “Ah, dann warst du mit Gregor in einer Mannschaft?” Mayumis Blick huscht von Mario zu Elsa. “Dein Bruder war doch bei den Kickers oder habe ich das falsch im Kopf?” Sofort nickt die Gefragte. “Alles richtig beibehalten. Mario war Torwart und Kapitän der Kickers und mit mir in einer Klasse.” “Richtig”, stimmt Mario zu. “Spielt dein Bruder noch Fußball?”, fragt er anschließend am Elsa gerichtet. “Wie als ob der jemals aufhören würde”, brummelt Viktor da schon. “Ach komm schon, wenn er nicht mit dir in einer Mannschaft wäre, hättest du Angst vor ihm.” Elsa grinst breit, während sie den Ehemann ihrer besten Freundin ansieht. Dieser lacht und nickt. “Da hast du vollkommen recht.” Anschließend wendet sich die eigentlich Gefragte wieder Mario zu. “Er will später noch mit Conny und ihrer Tochter vorbeikommen.” “Oh wow, Gregor hat ein Kind? Und er ist wirklich mit Conny”, nun sieht Mario Viktor an, “zusammen?” “Oh ja, seit vier Jahren sind die beiden schon verheiratet. Ich weiß auch nicht, wie meine Schwester das aushält. Autsch!” Viktor macht einen Satz nach hinten und sieht die beiden Frauen an, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen mustern. Beide haben ihm gegen das Schienbein getreten. “Sie scheinen ihn zu mögen.” Mario deutet hinter sich und entlockt dem Älteren ein Lachen. “Ja, das tun wir alle, glaube mir. Nur sag ihm nichts, der bildet sich nachher noch etwas darauf ein.” “Das ist nur deine Spezialität, Schatz, Gregor ist da ganz anders.” “Oh ja.” Elsa lacht und lehnt sich leicht gegen ihre beste Freundin, ehe sie sich wieder Mario zuwendet. “Spielst du noch Fußball?” Der Gefragte streicht sich mit der Hand über den Hinterkopf, ehe er sich kurzerhand wieder neben Elsa auf die Bank setzt. “Ach, nur noch ein wenig so zum Spaß. Also schon regelmäßig, aber wir nehmen jetzt nicht an Turnieren teil.” “Wenigstens hast du nicht ganz aufgehört, du warst zu gut um nicht mehr zu spielen!” Mit großen Augen sehen Elsa und Mayumi den vor ihnen Stehenden an. “Ernsthaft? Mario”, zweitere wendet sich diesem zu, “du musst echt gut sein, denn ein Lob höre ich noch selten aus dem Mund meines Ehemannes.” “Das ist Quatsch!”, weigert dieser sich sofort. “Er war aber wirklich gut”, stimmt Elsa zu und lächelt, als sie an früher denkt. “Du warst unglaublich gut. Ich war damals echt stolz auf euch, als du den, oh man, wie hieß es? Das Teufelsdreieck?” “Teufels-Dreier”, fallen Viktor und Mario ihr ins Wort. Elsa winkt ab. “Wie auch immer. Auf jeden Fall war ich echt stolz auf dich, als du ihn so auseinander genommen hast.” “Oh, dankeschön.” Die nebeneinander Sitzenden sehen sich an, während ihre Wangen einen sanften Rotschimmer erhalten. In dem Augenblick piepsen die Handys der beiden Eventmanagerinnen gleichzeitig. “Oh.” Sie wechseln einen Blick, ehe sie seufzend die Geräte hervorholen und die Nachricht lesen. “Na gut, das war es mit der wohlverdienten Pause, unser Typ wird verlangt.” Mayumi steht auf, ebenso Elsa. Diese wendet sich Mario zu. “Ähm … sehen wir uns vielleicht nachher nochmal? Ich fände es schön, noch ein wenig über dich erfahren zu können, wir haben uns wirklich Ewigkeiten nicht mehr gesehen.” Schon nickt er lächelnd. “Das fände ich ebenfalls schön. Warte kurz.” Er streckt seine Hand nach dem Handy aus, das sie noch in ihrer Hand hält, nimmt es ihr aus der Hand und ehe sie es sich versieht, hat er seine Nummer eingespeichert. “Jetzt macht, dass ihr wegkommt und wir treffen uns nachher einfach wieder zum Abendessen. Solange nehme ich mich ihm an.” Viktor wedelt mit seiner Hand durch die Luft, ehe er seine Ehefrau an sich zieht und ihr noch einen schnellen Kuss auf die Lippen drückt, ehe die beiden Frauen davon eilen. Der Ältere blickt ihnen noch einen Augenblick nach, ehe er sich wieder Mario zuwendet. “Wurdest du schon herumgeführt?” “Ja, von meiner Cousine. Die steht da drüben und redet mit jemanden.” “Hey”, ruft Viktor dieser in dem Augenblick schon zu und hebt eine Hand in Kumikos Richtung, “ich nehme den hier”, nun zeigt er auf Mario, “mit, ja?” “Oh, ähm, natürlich Herr Uesugi”, stottert Marios Cousine, woraufhin dieser seine Stirn verwundert runzelt. So wie er bisher mitbekommen hat, duzen sich hier doch fast alle, warum siezt Kumiko Viktor denn dann? “Na dann, komm mit. Ich zeig dir die wirklich heißen Ecken hier.” “Was genau meinst du denn?”, fragt Mario, springt auf und eilt Viktor hinterher, der bereits losgelaufen ist. “Na die Ecken, die dir deine Cousine vermutlich nicht gezeigt hat.” “Solange du nicht die Herrentoiletten meinst.” Auf diese trockene Aussage muss Viktor laut lachen und schüttelt gleich darauf seinen Kopf. “Keine Sorge, die meinte ich tatsächlich nicht.” “Stop.” Mario bleibt stehen und sieht den Älteren an, der ebenfalls stehen geblieben ist und zu ihm nach hinten sieht. “Elsa meinte vorher, dass ihre Geschäftspartnerin in die Geschäftsführung eingeheiratet hat. Damit hat sie dich gemeint!” Ein Schulterzucken folgt. “Naja, die Firma gehört meinem Vater und meinem Onkel. Ich werde sie vermutlich später übernehmen.” “Oh, wow.” Kopfschüttelnd kommt Mario auf ihn zu. “Damit hätte ich nicht wirklich gerechnet. Klar habe ich gesehen, dass die Geschäftsführer Uesugi heißen und dabei auch kurz an dich gedacht, aber trotzdem habe ich dich nicht mit ihnen in Verbindung gebracht.” “Macht doch nichts, warum solltest du auch? Und deine Cousine hat dich hier einfach nur herumgeführt oder hatte sie irgendeinen Hintergedanken.” “Ja, so sieht es aus.” “Und wie genau?” “Ich habe Informatik studiert und wohne und arbeite ungefähr zweieinhalb Stunden von hier weg. Sie versucht schon länger, mich hierher zu bekommen, also hier in die Firma. Bei ihrer neuen Anfrage habe ich jetzt zugesagt, dass sie mir hier mal alles zeigen darf. Meine Eltern sind vor ein paar Jahren wieder hergezogen, also verbinde ich das miteinander. Ich besuche die beiden und lasse Kumiko endlich machen, was sie schon eine ganze Weile will. Daher bin ich hier.” “Hmm … bist du gut?” “Was meinst du?” Mario sieht Viktor, der ihn nachdenklich mustert, fragend an. “Na ob du gut in deinem Job bist. Wir freuen uns immer über gute neue Mitarbeiter und wenn du gut bist, dann hast du doch schonmal den ersten Teil geschafft.” “Was willst du damit sagen?” Nun grinst Viktor breit. “Kannst du dir das nicht denken? Ich sehe es wie deine Cousine. Komm doch einfach zu uns, wir freuen uns, ich würde mich freuen. Und wenn ich die beste Freundin meiner Frau richtig beobachtet habe, dann freut sie sich sicher auch darüber.” Marios Wangen werden warm. “Fang einfach nur damit an, mir mehr über deine Firma zu erzählen, als mit irgendwelchen anderen Gedanken anzukommen.” Ein lautes Lachen ertönt, ehe Viktor Mario zuwinkt, ihm wieder zu folgen. “Na gut, dann komm einfach mit. Ich erzähle dir mal, was wir alles für Mitarbeitervergünstigungen haben. Dann kann ich dir noch was über die Stundenanzahl, die Arbeits- und auch Urlaubsregelungen erzählen. Nicht zu vergessen, das Gehalt, das ist ja meistens auch ganz interessant. Und falls du noch etwas über Elsa wissen willst, nur her mit deinen Fragen, ich bin mir sicher, über sie weiß ich ebenfalls einiges.” ~~~ “Ah, da sind sie ja.” Auf die erfreute Tonlage Viktors sieht Mario, der über eine Stunde mit dem Älteren unterwegs war, in die Richtung, in die auch dieser blickt. Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen, als er Elsa erkennt, die auf dem Boden kniet und beide Arme ausgebreitet hat. Im nächsten Moment wirft sich ein ungefähr zweieinhalb Jahre altes, kleines Mädchen in ihre Arme. Elsa steht mit diesem auf und wirbelt sie im Kreis. Mayumi tritt neben ihre beste Freundin und gleich streckt das Mädchen ihre Arme zu dieser aus. Lachend wird sie von der zweiten Frau entgegen genommen. “Ah, ist das …”, beginnt Mario und noch ehe er die Frage aussprechen kann, nickt der neben ihm Laufende bereits. “Ja, das ist Connys und Gregors Tochter Hideko. Das heißt, meine Schwester und mein Lieblingsschwager sind auch da.” “Lieblingsschwager?” “Naja, ist mein einziger. Maya ist ein Einzelkind, also keine Geschwister, Conny kann nur einen Mann haben, also zur gleichen Zeit, daher ist er aktuell mein Lieblingsschwager. Je nachdem, wie er bei unseren Spielen drauf ist, kann sich das auch ändern.” Ein lautes Lachen entkommt Mario, in das Viktor einstimmt. Neugierig drehen sich einige Köpfe in die Richtung der beiden Männer und auch Hideko scheint ihren Onkel gesehen zu haben, denn sie strampelt aufgeregt in Mayumis Armen und ruft laut “Onkel Vito, Onkel Vito!” Als Mayumi ihren Ehemann sieht, lässt sie das Mädchen herunter, das sofort in dessen Richtung rennt. Viktor fängt sie auf und wirbelt sie durch die Luft. “Hallo kleine Dame”, gibt er von sich, kaum dass er sie wieder ruhig hält. Gemeinsam geht er mit Mario und dem Kind zu den beiden Frauen, die sie anlächeln. Elsas Blick liegt auf Mario und gerade als sie den Mund aufmacht, da sie etwas sagen will, erklingt eine Stimme ungläubig. “Mario?” Der Angesprochene dreht sich herum und erkennt seinen früheren Freund. “Hey Gregor.” Der sieht ihn einen Moment noch überrascht an, dann kommt er auf ihn zu und umarmt ihn, während er ihm auf den Rücken klopft. “Oh wow, wie cool ist es denn, dich hier zu sehen. Was machst du hier?” Mario lacht laut. “Meine Cousine hat mich herumgeführt. Und wie ich gehört habe, bist du ein Teil der Familie der Geschäftsführung.” Gregor macht einen Schritt zurück und schmunzelt, während er seine Tochter in den Arm nimmt, die nun ihre Arme nach ihm ausstreckt. “Deshalb kommen wir auch in diesen tollen Genuss hier. Gut gemacht, Schwesterherz. Und Schwägerin.” Er grinst seine Schwester und Mayumi an. “Klar, Brüderchen.” Elsa zwinkert ihm zu. “Und du bist Vater, unglaublich.” Mario sieht das Kind in Gregors Armen an, ehe er diesem in die Augen blickt. “Oh ja, sie und Conny sind das Beste in meinem Leben.” Ein sanftes Lächeln und ein Leuchten in seinen Augen zeigen an, wie ernst es Gregor ist, der gleich darauf seine Aufmerksamkeit wieder seinem früheren Freund widmet. “Und wie sieht es mit dir aus? Frau, Kind, Kegel und natürlich das Wichtigste, Fußball?” Ein breites Grinsen erscheint auf Marios Zügen. “Frau, nein, Kind wüsste ich nichts von und hoffe auch dass nicht, denn das würde bedeuten, dass ich nichts davon weiß und Kegel … ähm, fällt mir nichts ein. Fußball leider nur noch zum Spaß, aber Viktor versucht, mir eure Mannschaft schmackhaft zu machen, auch wenn ich erstens, nicht so in Übung bin wie ihr und zweitens, ich mit ihm als Stammtorwart sowieso nie eine Chance hätte zu spielen.” “Da könnte was dran sein.” Wieder grinst Gregor breit. Ein paar Minuten unterhalten sich die beiden Männer noch angeregt miteinander, als eine helle Stimme erstaunt erklingt. “Oh, Mario, bist das wirklich du?” “Okay, das macht es nur noch peinlicher.” Mario langt sich an den Hinterkopf und lacht leise. “Macht es wirklich.” Auch Elsa lacht und legt eine Hand dazu vor ihren Mund. “Was genau wollt ihr damit sagen?” Gregor sieht verwundert zwischen den beiden hin und her. “Naja, du und sogar Conny erkennt ihn auf den ersten Blick und dafür dass ich früher ganz schön in Mario verliebt war, ist es eben peinlich, dass ich ihn nicht erkannt habe. Erst als wir uns unsere Namen genannt haben, war es uns beiden klar, wen wir da eigentlich vor uns stehen haben”, erklärt Elsa ihrem Bruder. Der sieht mit großen Augen von ihr zu dem Mann, um den es gerade geht, ehe er laut lachen muss. “Okay, das ist wirklich peinlich! Mario, du warst in der Grundschule so sehr in meine Schwester verschossen, auch noch in der Mittelschulzeit, wenn ich es richtig weiß und jetzt erkennst du sie nicht mehr?” “Was denn?”, versucht sich dieser zu verteidigen. “Das ist bereits fast 13 Jahre her. Früher war sie süß und hübsch und heute sieht sie so gut aus, da kann es doch passieren, dass ich sie auf den ersten Blick eben nicht erkenne.” Elsas Wangen färben sich auf sein Kompliment hin rot. “Es waren schon mehrere Blicke”, murmelt sie und als Mario sie anlächelt, kann sie nicht anders, als das zu erwidern. “Ihr seid unglaublich.” Viktor lacht laut und alle stimmen mit ein. “So scheint es wirklich zu sein.” Mario schmunzelt und wechselt erneut einen Blick mit Elsa, die ebenso wie er sehr amüsiert wirkt. “Na gut, gehen wir was essen, deshalb sind wir doch gekommen.” Gregor legt einen Arm um seine Ehefrau, nachdem er seine Tochter heruntergelassen hat, die sofort zu Mayumi rennt und diese in Beschlag nimmt. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- “Wie sieht es mit dir aus?”, richtet Elsa an Mario, der sich auf der Suche nach seiner Cousine umsieht. “Ähm, ich wollte noch kurz mit Kumiko reden, was sie geplant hat, aber grundsätzlich würde ich mich schon noch gerne mit zu euch setzen. Ich habe euch alle echt schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen und es ist toll, euch hier getroffen zu haben.” “Das finde ich auch.” Die beiden sehen sich in die Augen und lächeln, bis Mario schließlich seinen Blick abwendet und nochmal herum sieht, bis er die Gesuchte schließlich findet. “Ah, da ist sie ja. Komm mit, ich stelle dich vor.” Und ehe Elsa es sich versieht, schließt sich Marios Hand um ihre und zieht sie mit sich. Ihr Herz schlägt schneller. Ihre Hand scheint perfekt in seine zu passen, zudem ist seine Haut so weich. Es ist schön. Zu ihrem Bedauern lässt er ihre Hand jedoch wieder los, als er vor seiner Cousine ankommt. Diese steht mit ein paar ihrer Kollegen zusammen und sieht von ihrem heutigen Begleiter zu der Frau neben ihm. “Elsa, das ist Kumiko, meine Cousine, die hier arbeitet und mich heute mitgebracht hat. Kumiko, das ist Elsa, die Person, von der ich vorher überlegt habe, ob und woher ich sie kenne. Und ich kenne sie tatsächlich, wir waren zusammen in der Grundschule.” Kumiko wirkt überrascht, ehe sie ihren Kopf leicht schräg legt. “Ähm, gab es in der Grundschule nicht auch eine Elsa, die du, nennen wir es mal, sehr gemocht hast?” “Ähm …” Ein Kichern entkommt Elsa, als die Wangen des neben ihr Stehenden sich röten. “Ah, ist sie das etwa?” Kumiko schlussfolgert auf die Reaktion Marios richtig und ihre Augen weiten sich, ehe sie seufzt. “Ernsthaft? Du warst damals total verknallt und jetzt erkennst du deine erste große Liebe nicht mehr? So groß kann diese Liebe wirklich nicht gewesen sein.” “Halt die Klappe”, brummt Mario, dem das sichtlich unangenehm ist. “Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass es mir genauso ging. Ich habe ihn auch nicht erkannt, obwohl er meine, was sagtest du? - erste große Liebe war. Also verzeih es ihm”, mischt sich Elsa ein. Kumiko blinzelt verwundert, ehe sie laut lacht und auf die beiden deutet. “Ihr beide passt zusammen. Na dann, schön, dass ihr euch wieder gefunden habt.” Elsa und Mario wechseln einen Blick, ehe sie beide nicken. “Ja, das denke ich auch.” “Ich ebenso.” “Na gut. Mario, ich würde mich auf den Heimweg machen. Kommst du mit oder willst du hier bleiben?” “Ähm …” Seine Cousine lacht, als Mario Elsa nachdenklich ansieht. “Gut, ich habe verstanden. Viel Spaß euch noch. Und du”, sie blickt Elsa an, “überrede ihn, hierher zu wechseln. Ich fände es cool, wenn er hier arbeiten würde und wer weiß, du ja vielleicht auch.” “Das könnte tatsächlich sein.” Elsa zwinkert ihr zu und tippt Mario an. “Kommst du dann mit mir mit?” “Klar.” Er verabschiedet sich noch von seiner Cousine, ehe er mit Elsa zu den anderen geht, die bereits an einem Tisch sitzen und sich etwas zu essen geholt haben. “Holt euch noch was, ehe alles weg ist.” Viktor deutet auf die Stände, wo das große Barbecue aufgebaut ist. “Da mache ich mir gar keine Sorgen”, erwidert Elsa. “Eindeutig nicht. Wir sind es gewohnt mit Horden an Fußballern zu grillen, daher wissen wir, dass man immer mehr Essen ordern sollte. Das haben wir glücklicherweise auch gemacht”, erklärt Mayumi und alle am Tisch beginnen zu lachen. Nun ist es Elsa, die ihre Hand in Marios schiebt. “Na dann, komm, stellen wir uns in der Schlange an.” Als die beiden davon gehen, sehen die anderen ihnen hinterher. “Das kommt mit ungefähr 15 Jahren Verspätung … vielleicht auch ein paar Jahre weniger.” Gregor legt sein Kinn auf seiner Hand ab. “Tja, wie sagt man? Was lange währt wird endlich gut.” Viktor zuckt mit seinen Schultern. “Wann ist er weggezogen?”, fragt Mayumi. “Ähm, da war er vierzehn? Vielleicht auch gerade fünfzehn, also vor ungefähr elf, zwölf Jahren.” “Das müsste passen”, stimmt Viktor seinem Schwager zu. “Also kurz bevor ich in Elsas Klasse kam. Aber selbst ich wusste von ihm. Schon lustig, dass sie sich nicht erkannt haben.” Mayumi grinst vor sich hin und erhält Zustimmung der Männer. “Wer weiß, vielleicht entstehen die Gefühle von damals gerade wieder neu, zumindest wirken sie schon etwas verliebt, meint ihr nicht?”, fragt Conny, die gerade ihrer Tochter etwas zu essen klein schneidet. “Ja, irgendwie schon.” Mayumi schmunzelt zufrieden. Es ist doch schön, wenn ihre beste Freundin endlich auch ihre große Liebe findet. Und vielleicht ist das ja ihre Liebe aus Kindertagen, wer weiß. “Warten wir doch einfach mal ab, was passieren wird, die haben alle Zeit der Welt. Und ich will jetzt essen”, erklärt Viktor und wendet sich seinem Teller zu, was ein erneutes Lachen am Tisch auslöst. ~~~ “Vielen Dank Frau Daichi.” “Sehr gerne, Frau Hameda und Herr Kito. Ich freue mich, dass Sie sich für uns entschieden haben.” Elsa verabschiedet das Paar, das sich gerade bei ihr als Hochzeitsplanerin informieren hat lassen und gleich den Vertrag unterschrieben hat. Heute ist wirklich ein erfolgreicher Tag, das ist schon ihr zweiter Vertragsabschluss und es ist erst halb 11. Ach, generell sind die Tage erfolgreich gewesen. Mit einem Lächeln auf den Lippen muss sie an das Wochenende denken. Am Samstag war das große Sommerfest, das bis auf ein paar Kleinigkeiten hervorragend gelaufen ist. Dort ist sie auf Mario gestoßen und allein der Gedanke daran lässt ihr Herz wieder einen Satz machen. Es war einfach schön, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Sie hatten eine tolle Zeit miteinander. Sie hatten den kompletten restlichen Tag, oder sollte man sagen, die Nacht? - miteinander verbracht. Nach dem großen Barbecue hatte es noch Musik gegeben und man konnte tanzen, was sie beide sicher fast zwei Stunden gemacht hatten. Danach waren sie noch lange zusammen gesessen und haben über die letzten Jahre geredet, in denen sie sich nicht mehr gesehen hatten. Gestern hatten sie sich kurzerhand zum joggen verabredet und waren am Strand gelaufen, in den Park bis zu der Stelle, an der die Kickers früher trainierten. Sogar bei der Kitahara hatten sie vorbeigeschaut. Zusammen waren sie ein Eis essen und Elsa muss zugeben, dass sie die Zeit mit ihm mehr als genossen hat, es war wirklich schön mit ihm und es ist keine Sekunde langweilig gewesen. Sie wollen sich dieses Wochenende wieder treffen, vielleicht würde sie zu ihm fahren, auch wenn es ein gutes Stück von hier entfernt ist. Gilt das eigentlich als Date? Das haben sie nicht so richtig besprochen, aber was soll es sonst sein? Er wird es doch nicht anders als sie empfinden, oder? Warum sonst sollte er sich mit ihr treffen wollen? Wenn es nur um das eine gehen würde, dann wäre das sicher schon dieses Wochenende passiert. Elsa lächelt immer noch. Ach, sie wird es sicher herausfinden, gemeinsam mit ihm. Sie nimmt die Blätter des gerade unterschriebenen Vertrags zusammen und tritt aus ihrem Zimmer in den Vorraum, wo eine große Theke steht, an der ihre Empfangsdame sitzt. “Hey Minah, kannst du das hier einscannen und einen Ordner anlegen? Und dem Paar anschließend eine Kopie zukommen lassen? Im Kalender habe ich es schon eingetragen, aber vielleicht könntest du das nochmal überprüfen”, richtet sie an die junge, dort sitzende Frau und reicht dieser den Vertrag über die Theke hinweg. “Klar, mach ich, Elsa.” Minah nimmt ihr die Papiere aus der Hand, ehe sie zur Seite in ihren Empfangsbereich deutet. “Da ist jemand für dich.” Erstaunt dreht Elsa sich herum und gleich darauf weiten sich ihre Augen. “Oh, Mario.” “Hey Elsa.” Er steht auf und kommt auf sie zu. “Hast du vielleicht Zeit für einen Kaffee?” Mit großen Augen blickt sie ihn an. Er trägt einen Anzughose, dazu ein helles Hemd und wirkt damit doch ein wenig anders als am Wochenende in der legeren Kleidung. “Ähm, ja doch, ich denke schon. Minah, wann ist mein nächster Termin?”, wendet sie sich nochmal an ihre Empfangsdame. “In zwanzig Minuten”, antwortet diese nach einem kurzen Blick in den Kalender. Erneut wendet sich Elsa Mario zu. “Es reicht für einen Kaffee, aber ist es für dich okay, wenn wir den hier trinken?” “Klar”, antwortet Mario lächelnd und beobachtet, wie sie in die Ecke läuft, wo er gerade noch auf einem gemütlichen Sessel gewartet hat. An der Wand steht eine große Kaffeemaschine, die sehr edel wirkt. “Viktor hat uns das gute Ding damals als Einweihungsgeschenk besorgt. Er hat gesagt, wir dürften uns wünschen, was wir wollten. Und nachdem eine Malediven-Reise dann doch nicht das richtige war, in seinen Augen übrigens”, sie zwinkert Mario zu, der lachen muss, “hat Maya gemeint, dass sie gerne die gleiche Kaffeemaschine wie ihr Ehemann beziehungsweise damals noch Verlobter, hätte. Natürlich konnte er uns nicht die gleiche Kaffeemaschine, wie sie bei ihnen drüben steht, schenken, das Ding ist ja riesig, hast du sie am Samstag beim Sommerfest gesehen? Die in der Kaffeebar in der Ecke der Kantine.” “Oh, ja, die habe ich gesehen. Und auch einen Kaffee davon getrunken, der war gut.” “Sehr schön zu hören, denn die hier”, Elsa klopft auf die Maschine, “ist quasi die kleine Schwester, ein um einiges kleineres Modell, macht aber genauso guten Kaffee. Also, was willst du haben?” Ein paar Minuten später sitzen sie gemeinsam in Elsas Büro und Mario lässt seinen Blick interessiert über alles gleiten. Es ist hell eingerichtet. Auf einer Seite steht ihr Schreibtisch mit einem flachen PC-Bildschirm, auf der anderen Seite des Raumes steht ein helles Sofa, diesem gegenüber zwei Sessel und dazwischen ein Couchtisch. An den Wänden hängen Bilder und hinter dem Schreibtisch stehen Regale an der Wand. Es gefällt ihm. “Also, was führt dich her?” Elsa lässt sich neben Mario auf das Sofa sinken und stellt ihre Cappuccino-Tasse auf den Couchtisch, wo auch Marios Kaffeetasse steht. “Das hier”, erklärt der Gefragte und zieht die Tasche heran, die vorher über seiner Schulter gehangen hat und die er neben das Sofa gestellt hat, ehe er sich auf dieses setzte. Er zieht einen dünnen Stapel Blätter hervor und reicht sie Elsa, die diese neugierig entgegennimmt. >Arbeitsvertrag< prangt ihr entgegen. “Oh, fängst du wirklich hier an?”, fragt sie ihn mit leuchtenden Augen. “Ja.” Er lächelt. “Weißt du, die Führung von Kumiko hat mir sehr gefallen, eigentlich sehr viel, wenn nicht sogar alles an der Firma. Zudem, vielleicht habe ich es ja schon gesagt, das Thema, das sie behandeln und bearbeiten interessiert mich sogar sehr. Und wieder hier zu wohnen hat auch einige Vorteile. Meine Eltern sind ja vor fast zwei Jahren wieder zurückgezogen, dann könnte ich sie öfter sehen. Meine alten Freunde wohnen ja auch noch hier und ich würde mich freuen, sie wieder zu treffen. Viktor und Gregor wollen, dass ich bei ihnen in der Fußballmannschaft mitspiele, Viktor meinte, Maya, ähm, Mayumi freut sich sicher, wenn er nicht jeden Sonntag auf irgendeinem Fußballfeld herumhampelt. Und dann ist da noch etwas …” Elsas Herz nimmt bei seinem Blick einen erneuten Takt zu. “Und das wäre?”, fragt sie leise. Ihre Augen weiten sich, als sich seine Hand auf ihre legt. “Du, Elsa. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin unglaublich froh, dich wieder getroffen zu haben und dieses Mal will ich meine Chance, wenn ich denn eine habe, nicht vertun. Ich will dich kennenlernen, vielleicht, nein, ziemlich sicher auch mehr als das. Ich will, dass du ein Teil meines Lebens bist. Dich wieder getroffen zu haben, irgendwie hat sich das mehr nach Nachhausekommen angefühlt, als alles jemals zuvor. Ich fühle mich bei dir unglaublich wohl und ich will es nicht nochmal riskieren, dich noch einmal zu verlieren. Ja, ich weiß, es ist vermutlich viel zu früh, das zu sagen, immerhin haben wir uns erst am Samstag wieder getroffen und das nach so langer Zeit, aber mein Herz sagt mir, dass du die Richtige bist.” Seine Augen sind die ganze Zeit über ernst auf ihre gerichtet. Erneut macht Elsas Herz einen Satz und sie kann nicht anders als zu lächeln. “Du hast eine Chance, Mario. Mehr als dass es nur eine Chance ist, denn mir geht es auch so. Ich … du weißt nicht, wie glücklich du mich gerade machst.” Auch seine Augen beginnen zu leuchten. “Vielleicht habe ich eine Ahnung”, schmunzelt er, ehe er sich zu ihr beugt. “Dann darf ich das?” “Du darfst nicht nur, du sollst”, erwidert Elsa leise, und greift nach seinem Hemdkragen, ehe sie den letzten Abstand überwindet und dann treffen sich, nach so vielen Jahren, endlich ihre Lippen. ~~~Ende~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)