Kagome unter Anklage von Hotepneith (Der 32 und letzte Fall Lord Sesshoumarus) ================================================================================ Kapitel 6: Lösung ----------------- Die Halbbrüder wurden unverzüglich zum Fürsten durchgelassen. Dieser war im Gespräch mit dem Burgvogt, erhob sich jedoch höflich. „Habt Ihr eine Frage?“ Shoji Kamura verneigte sich. „Kagome ist unschuldig“, platzte Inu Yasha heraus. „Lasst sie frei.“ Sesshoumaru zwang sich dazu dies zu ignorieren, statt sich mit handgreiflichen Erziehungsmethoden durchzusetzen. „Fürst Kanouchi, wollt Ihr wissen, wie Euer Schatz verschwand?“ „Selbstverständlich. Wart Ihr bereits in der Lage, ihn zu finden?“ Der Hausherr war überrascht. „Ich werde Euch sagen, was sich zugetragen hat.“ „Ich bitte darum, Lord Sesshoumaru.“ Inu Yasha war ebenfalls neugierig, hütete sich aber etwas dazu zu sagen, um den Fürsten nicht seine Ahnungslosigkeit zu verraten. Sesshoumaru begann als würde er einen Text von der Wand ablesen. „Die offensichtlich zu ziehende Schlussfolgerung aus dem Diebstahl war, dass es sich nicht um einen Täter handeln konnte, sondern mehrere, mindestens drei, daran beteiligt sein mussten. Einer von ihnen kannte sich im Schloss sehr gut aus, war also mit Sicherheit ein Mitglied des Kanouchi-Clans.“ Der Schlossherr holte Atem. „Wie kommt Ihr…“ „Ich rede!“ In den zwei ruhigen Worten lag eine kaum zu überhörende Drohung. „Das erfordert die Logik. Die Täter kannten nicht nur den doch recht ungewöhnlichen Platz, an dem der Schatz aufbewahrt wurde, sie wussten ebenso über die Postierung der beiden Samurai Bescheid, ja, deren Empfänglichkeit für gewisse Getränke. Solch ein Wissen konnte nur jemand haben, der sich dauernd in diesem Schloss aufhält, kein zufälliger Gast. Somit scheidet Kagome von vornherein aus. Der eine Täter, der Verräter, befand sich also unter den Gästen, sorgte gewiss dafür, dass ihn jedermann sah, sein Alibi bestätigen konnte. Der zweite Täter sah nur kurz in die Empfangshalle. Er trug schwarze Festkleidung, zum Einen, um für einen Gast gehalten zu werden, zum Anderen, weil er so bei seinem Weg über den nur von Laternen beleuchteten Hof schwerer zu entdecken war. Eine Frau und Ihr, Burgvogt, bemerkten ihn zufällig, als er bereits vor der Rede des Fürsten die Halle verließ. Der … mein Halbbruder hörte ihn über den Hof laufen, dachte sich zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts dabei.“ Er unterdrückte das „wie immer“, das ihm auf der Zunge lag und warf einen Blick in die Runde. „Dieser Täter nahm den Weg Richtung Garten, um so hinter die Stallungen zu kommen. Der vor dem Küchentrakt postierte Samurai hätte ihn nur für einen kurzen Moment bemerken können, wenn er nach rechts geblickt hätte. Um dies zu verhindern, wurde der dritte Komplice in diesem Augenblick zu dem Samurai geschickt. Enaki kannte ihn als Mitglied des Küchenpersonals und öffnete arglos die Tür. Während dieser hineinging, nun die beiden Samurai begrüßte, ihnen vermutlich angeblich im Eurem Auftrag, Fürst Kanouchi, die Becher mit Wein hinstellte, damit sie ihn auch gewiss tranken, gelangte der zweite Täter hinter den Küchentrakt. Die Gitter an den Fenstern wurden mit Nägeln von außen befestigt, so dass es nicht schwierig war sie zu ziehen. Die Posten vor der Tür hörten es nicht, waren sie doch im Gespräch mit dem ihnen bekannten dritten Täter, tranken auch den Wein. Dabei war den Dieben allerdings ein Fehler unterlaufen. Der Erste wusste, dass diese beiden Posten keinen Wein vertrugen, nahm an, sie würden dann einschlafen, so überhören, dass das Fenstergitter beseitigt wurde, aber den Mund halten um nicht wegen Trunkenheit im Dienst bestraft zu werden. Der zweite Täter hatte dies offenbar nicht erfahren und darum ein Schlafmittel in die Becher geschüttet. Eine fatale Mischung für die Samurai. Der Heiler bestätigt, dass ein Kräutertrank und der Wein gemeinsam für die lange Betäubung sorgten. - Inzwischen war das Gitter vom Fenster entfernt worden.“ „Ja, aber…das Fenster ist zu klein, Lord Sesshoumaru“, erklärte Shoji Kamura, wenngleich mit einer tiefen Verbeugung. „Kein Mann kommt da durch.“ „Sehr richtig. – Der dritte Täter wartete, bis die Samurai eingeschlafen waren und verließ eilends den Küchentrakt, um zu seinem Komplicen zu gelangen. Wie der Burgvogt bereits erwähnte, kann man aus der Größe des Fensters schließen, dass einer der Täter überaus klein sein muss. Er stieg in den Raum, reichte den Schatz hinaus, kehrte zurück und verschwand. Währenddessen schloss der andere Täter das Gitter wieder und nahm die Juwelen an sich. Er ging davon aus, dass er das Schloss am nächsten Morgen auf dem gleichen Weg verlassen konnte, wie er eingetroffen war, verkleidet als einer der Lieferanten. Der erste Täter ist laut Mitteilung des Burgvogtes zuständig für Einkäufe, Lieferungen. Niemand hatte den dritten Täter erkannt. Nun, in zwei Jahren kann man das Aussehen auch gut verändern.“ „Ogata!“ brachte Fürst Kanouchi hervor: „Hasui, der sich auskannte, Kyo, das Kind, das in der Küche ein und ausgeht, durch ein Fenster passt und….und dieser Bastard, den ich vor zwei Jahren des Landes verwies.“ „In der Tat. Man sollte Leute töten, die man nicht wieder sehen will.“ „Wo sind die Juwelen? Und wo ist Ogata?“ „Hasui Ogata trägt einen Verband, da …“ Der Burgvogt brach nicht nur ab, sondern in die Knie, da ihm gerade dämmerte, dass er gleich zwei Fürsten vorgegriffen hatte, ja, seinen eignen Herrn vor dem fremden bloßgestellt hatte. Fürst Kanouchi schüttelte allerdings nur den Kopf und blickte zu Sesshoumaru. „Er hat in der Tat ein Alibi, denn er befand sich mit meinen ältesten und vertrautesten Beamten dauernd im Raum. Allerdings kam auch der Dieb unbemerkt hinein….“ „Dieser wollte Essen stehlen,“ erwiderte der Hundefürst prompt. „Er wird schon vor der Feier in den Saal geschlichen sein. Für ihn schlecht wurde das Essen erst aufgetragen, als die Gäste schon im Saal waren und er sich zurückziehen musste. Ein Beweis, übrigens, wie wenig er sich in diesem Schloss und seinen Abläufen auskennt. Ich teile allerdings Eure Meinung, dass die Beamten samt Ogata gemeinsam den Raum betraten. Er kannte die Abläufe und hatte durch seinen, sicher vorgeblichen, Unfall dafür gesorgt, dass er hier unter ständiger Beobachtung stand. Nein, die Diamanten sind woanders.“ Da er den fragenden Blick kaum übersehen konnte: „Ich vermute bei dem zweiten Ogata, der mit den anderen Lieferanten kam. Sein Bruder konnte unauffällig dafür sorgen, dass er das Schloss betreten konnte. Nachdem der Diebstahl entdeckt worden war, durfte niemand das Schloss mehr verlassen. – Die Diebe gingen davon aus, dass das Küchenpersonal keinen Verdacht schöpfen würde, dass etwas gestohlen worden wäre, sondern den Schlaf der Samurai dem Wein zuordnen würde. Hazu war zu aufmerksam dazu.“ „Das klingt überaus schlüssig,“ erwiderte der menschliche Fürst mit einer leichten Verneigung. „Ich habe nur eine Frage, äh … großer Bruder.“ Inu Yasha wollte sich ja schließlich nicht blamieren, wenn hier alle schon so auf altmodische Höflichkeit machten. Sesshoumaru war tatsächlich dermaßen irritiert über diese Anrede, dass er zur Seite blickte. „Das mit dem Fenster und dem kleinen Jungen ist ja logisch, aber ...warum zerrt der Kerl auch noch seinen Sohn oder der andere seinen Neffen hinein?“ Es stand schließlich nirgendwo geschrieben, dass kleine Kinder nicht zu bestrafen wären, das wusste er aus eigener Erfahrung, in letzter Konsequenz war ER aus dem mütterlichen Clan geworfen worden. „Die einzige Möglichkeit. Die Kammer war nicht nur durch drei Samurai, vor den jeweiligen Türen, bewacht, sondern besitzt auch noch ein Schloss, zu dem nur sehr wenige Personen, wie Kamura – und ich vermute auch Ihr, Fürst Kanouchi – ,den Schlüssel besitzen. Vermutlich haben sie dem Kind eingeredet, sein Vater sei gekommen um ihn zu holen und mitzunehmen. Was im Übrigen sicher auch geschehen wäre, schon, um den Zeugen auszuschalten. Ogata hätte ausgesagt, der Kleine sei aus Verzweiflung weggelaufen oder sonst etwas. Niemand hätte ihm das Gegenteil beweisen können.“ „Ich danke Euch vielmals, Lord Sesshoumaru,“ sagte Fürst Kanouchi höflich. „Kamura, lasse das Mädchen aus dem Keller holen und den kleinen Fuchs ebenso. Und natürlich alle Ogatas verhaften. - Ich vermute, Ihr wünscht Euch nicht mehr hier aufzuhalten?“ Darauf konnte er Gift nehmen, dachten die Halbbrüder seltsam einig.   Kagome teilte ausnahmsweise die Meinung aller zwei Hundejungen und machte, dass sie mit ihnen davon kam, nachdem sie sich höflich bei denen und auch Fürst Kanouchi bedankt hatte. Allerdings war sie mehr als überrascht, dass sich Sesshoumaru als schweigender Schatten Inu Yashas entpuppte. Nun, genauer, er ging neben ihm und ein eisiger Blick hatte sie in die zweite Linie gescheucht. Was war da nur zwischen diesen beiden vorgefallen? Was hatte ihr Halbdämon zusagen müssen, dass der Ältere ihm dabei half sie aus dem Kittchen zu bekommen? Das fragte sich allerdings auch Inu Yasha, dem diese neue Begleitung buchstäblich an seiner Seite alles andere als zusagte. Da kam doch noch etwas? Wollte dieser Riesenhundeidiot jetzt eine Belohnung? Welche? Myouga sollte ihm zwischen die Klauen kommen! Aber der alte Floh hatte schon längst das Weite gesucht. Immerhin sagte der Herr Halbbruder nichts, auch leider nicht, wie er den wieder weg brachte. Auf was wartete der? Einen Fehler? Welchen? Er hatte ihm doch nichts versprochen?   Da es langsam dämmerte, blieb der Halbdämon an einem Teich stehen. „Ich hole dir Fisch,“ meinte er zu Kagome, die das mit einem Seufzer quittierte, ehe sie sich mit Shippo Äste suchte für ein Grillfeuer. Wenigstens das war wie immer. Denn der große, schweigsame Dämon, der sich da ein wenig abseits von ihr an das Ufer stellte und irgendwohin guckte, war ihr nicht ganz geheuer. Da kam doch etwas? Irgendetwas? Aber selbst, als sie die Fische grillte und wie immer mit dem Halbdämon und dem kleinen Fuchs teilte, bewegte sich der stille Hundedämon nicht um einen Zentimeter, sondern betrachtete die Gegend jenseits des Teiches als wäre sie sonst wie interessant. Dabei handelte es sich nur um eine Wiese, sie hätte gesagt, groß wie ein Fußballfeld, naja, eher zwei, dann kam dort auch wieder der Wald, der auf dieser Seite deutlich näher an das Wasser gerückt war. Allerdings verspürte sie, wie immer in Inu Yashas Gegenwart, keinerlei Furcht. Er würde es merken, käme da Dämon oder Mensch. Allerdings würden sich vermutlich Dämonen, die auch nur etwas Überlebensinstinkt besaßen, weiträumig um Sesshoumaru herum bewegen. Die Aufregungen des letzten Tages forderten zudem ihren Tribut und so legte sie sich, den warmen Fuchs im Arm, hin und war auch bald eingeschlafen.   Inu Yasha warf ihr einen Blick zu, ehe er aufstand. „So,“ meinte er leise. „Jetzt kannst du mal rausrücken, warum du den ganzen Tag neben mir läufst. Ja, ich schulde dir was. Also?“ Ach, wie vorhersehbar der Bastard war! Allerdings, bedachte der Hundefürst, sollte er ihm besser nicht erzählen, dass ihn eine Erinnerung an Vaters Benehmen überkommen hatte. Ja, es war schön, wenn man einen Sohn, oder auch einen jüngeren Bruder, hatte, der einem pflichtschuldigst lästige Sachen abnehmen musste. Inu Yasha würde bei einer Andeutung natürlich prompt dagegen sein. Benehmen und klare Rangordnungen kannte der einfach nicht oder wollte sie nicht kennen.Aber nun gut, er selbst hatte doch dazu gelernt in den letzten Jahren. Welpen musste man ködern. Und diesen speziellen, misstrauischen, Welpen besonders. Nicht, dass er nicht zugab, dass Vaters zweiter Sohn Grund hatte ihm gegenüber misstrauisch zu sein. „Dir hat diese Ermittlung Vergnügen bereitet.“ „Äh…“ Der Halbdämon wusste, dass das keine besonders intelligente Antwort war, aber das war nicht das, was er erwartet hatte zu hören. Nichts von „dämlicher Bastard, ich bringe dich um“? „Naja, du hast wohl ziemlich mehr Erfahrung,“ gab er dann ehrlich zu. „Aber es hat Spaß gemacht dir zuzuhören.“ Sesshoumaru musste unwillkürlich an ein Menschenmädchen vor Jahrhunderten denken. Schon Sakura hatte gesagt, ihr mache es Spaß ihm bei seinen Lösungen zuzuhören. War es wirklich möglich… „Willst du lernen?“ „Ermitteln?“ Der Jüngere wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte. Das war ein ernst gemeintes Angebot. Sesshoumaru war ein Misthund, aber lügen war unter dessen Würde. Wieso zuckte da etwas um den Mund seines Halbbruders? „Vielleicht zunächst einmal Schwerttechniken.“ „Du willst mit mir ...üben?“ Hoffentlich klang das nicht so, wie er sich fühlte. „Nun?“ „Naja, nach der ganzen Aufregung ….“ Der Halbdämon warf einen Blick auf das schlafende Mädchen und Shippou, der natürlich zuhörte. Natürlich! „Ich könnte ein Duell gegen einen belastbaren Gegner schon brauchen.“ Der Dämonenfürst war mit einem weiten Sprung jenseits des Teiches auf der Wiese und wandte sich um. Ja, ein belastbarer Gegner. Vielleicht hatte er deswegen Vaters Bastard nie umgebracht. Es machte einfach zu zweit einfach zu viel Spaß. Womöglich alles.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)