Spiel des Schicksals von xRiLey ================================================================================ Kapitel 17: Trauer ------------------ Eri ihre Augen weiteten sich, als würde Ran ihr eine Ohrfeige mitten ins Gesicht verpassen. "Ich habe eine Menge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen, als ich wütend und voller Trauer war, das gebe ich zu. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass du deiner Großmutter und mir viel Kummer bereitet hast. "Kummer? Ich habe dir Kummer bereitet? Das ich nicht lache!" "Wie bitte?" Die Augen ihre Mutter blitzten vor Wut auf, als sie einen Schritt auf sie zumachte. Aber sie hinderte sich selbst daran. "Findest du das lustig, Ran?" "Ich finde es lustig, wie arrogant du dich aufführst, während du einen Teenager schickanierst! Als ich Paps verloren habe und du so gnädig zu mir warst, hast du mir nur mein Leben zur Hölle gemacht! Ich musste pünktlich um halb Sechs zu Hause sein, ohne Ausnahmen. Alles was ich tat, wurde überwacht. Jede E-Mail. Jede SMS. Jeder Telefonanruf. Ich konnte nicht einmal mit meinen Freunden abhängen!" Ran schüttelte ihren Kopf und erinnerte sich an den militaristischen Lebensstil, zu dem ihre Mutter sie gezwungen hatte. "Du nanntest mich schwach! Als ich Hilfe brauchte, nanntest du mich schwach! Nutzlos! Eine Schande!" "Ich habe es ertragen, dass du dich aufspielst! Ein Jahr lang!" "Ich habe nur angefangen, mich aufzuspielen, weil du alles getan hast, was du konntest, um mein Leben zu kontrollieren!" "Diebstahl, Drogen, Alkohol." Das Eis in der Stimme ihrer Mutter brach, als sie mit einem anklagenden Finger auf ihre Tochter zeigte. "Die Schule schwänzen! Ich habe das alles toleriert!" Das Herz hämmerte Ran in ihrer Brust. Sie fühlte, wie die Dolche der Wahrheit sie durchbohrten. "Deine Großmutter hat dich geliebt, deshalb hat sie so viele Ausreden für dich erfunden. Was mich betrifft, so habe ich getan, was ich konnte, aber als du dich geweigert hast, dich formen zu lassen und erwachsen zu werden, habe ich getan, was ich tun musste!" "Du hast mich im Stich gelassen! Was du tun musstest, war mich zu verlassen, weil ich dir peinlich war?" "Das warst du! Du hast getan, was du konntest, um Chaos zu stiften! Und genug ist genug! Ich verstehe, dass jeder Mensch Trauer anders verarbeitet, aber du? DU bist völlig aus der Reihe getanzt." Ein kalter Wind blies noch einmal über Ran und ihre Mutter hinweg, während sie fühlte, wie ihre Wut stärker wurde. Mit ihren Fäusten wischte Ran sich die Tränen weg, während sie hart schluckte und versuchte, nicht zu weinen. "Wage es nicht zu weinen. Es gibt absolut nichts, weswegen du weinen müsstest." Ran versuchte zu sprechen, ihrer Mutter zur Rede zu stellen, aber die Worte waren n ihrem Sturm der Gefühle gefangen. "Ran." Die junge Mori keuchte, während die Wolke der Wut, die sie umgab, sich bei dem Klang ihres Namens langsam auflöste. "Ran, komm schon. Lass uns gehen." Wieder einmal legte Shinichi seinen arm um ihre Schultern und er führte sie sanft von ihrer Mutter weg. "Shinichi, ich will Antworten von ihr. Von dieser emotional manipulativen Schlange!" "Ran, sie ist es nicht wert. Wenn sie nicht zuhören will, wird sie nicht zuhören." "Ich will nur wissen, warum sie mich so sehr hasst!" "Manche Menschen werden einfach ohne Herz geboren." Während Ran und Shinich weggingen, warf sie einen letzten Blick zurück auf ihrer Mutter. Sie war sich nicht sicher, ob das, was sie sah, echt war oder nicht. Aber Ran konnte schwören, dass sie in ihren Augen Schuld erkennen konnte. Die Fahrt zurück zur Gintama High war unerträglich still und erstickte Ran, während sie versuchte, dem Denken auszuweichen. Nicht zu denken war eine der schwierigsten Aufgaben, besonders in einem so dunklem Geist wie dem ihrer. Ihr Herz taumelte bei dieser Dunkelheit und Ran schloss ihre Augen, um ihr Bestes zu tun, nicht zu weinen. "Shinichi, hasst du mich auch?" "Was zum Teufel?" Shinichi erstarrte bei ihren Worten und als Ran sich zu ihm drehte, sah sie, wie er sie mit wütend glühenden Augen ansah. "Warum zum Teufel sollte ich dich jemals hassen?" "Na ja, offenbar bin ich eine unverschämte Göre. Ich meine, ich habe bei der Beerdigung meine Großmutter einen Streit angefangen." Die junge Mori lehnte ihren Kopf gegen das Fenster des Wagens und starrte in den leeren Himmel. "Vielleicht, nur vielleicht, habe ich alles verdient, was mir passiert ist. Vielleicht sollte ich allein sein, weil ich so verrückt und unvernünftig und dumm bin." "Ran." Sie hörte ein Klicken und dann quietschendes Leder, als Shinichi neben sie rutschte. Er schnallte sich wieder an, bevor er einen Arm um ihre Schulter legte und sie an sich heranzog. "Was du getan hast, war..." "Was ich getan habe, war unreif. Ich dachte, dass ich erwachsen geworden bin und dass ich auf mich selbst aufpassen könnte, aber anscheinend bin ich nur eine unreife Göre." "Was du getan hast, war mutig. Nicht, deine Mutter anzuschreien, sondern zur Beerdigung deiner Großmutter zu gehen. Du bist gegangen und hast dich dem Tod deiner Großmutter gestellt. Und du hast dein Bestes getan, um zu trauern. Dem Tod und dem Verlust so gegenüberzutreten erfordert viel Mut, besonders weil deine Mutter dabei war." Da war eine Stärke in Shinichi seiner Stimme, ein feuriger Funke von Wärme in einer ansonsten kalten Situation. "Was die Frage betrifft, ob du dich wegen deiner Streitigkeiten mit deiner Mutter schuldig fühlen sollst... ich.. ich weiß es nicht. Ich meine, ich bin derjenige mit den Wutausbrüchen, also steht es mir nicht zu, darüber zu urteilen." Während er das sagte, zog Shinichi sie an sich und Ran schloss bei seiner Berührung die Augen. "Und fühl dich nicht schuldig, weil du mich mitgenommen hast. Ich habe dich zu meinem Haus geschleppt und du musstest dich mit Jugo herumschlagen, als ich dachte, er sei auf einer Geschäftsreise." Bevor Ran irgendetwas sagen konnte, hielt das Auto an. Ran blickte hinaus, um ein Cafe zu sehen. "Hier sind wir, Mr. Kudo." "Was ist hier los?" "Ich habe mit Tomoaki gesprochen und ihm gesagt, dass du es bei der Beerdigung nicht leicht hattest. Wenn du willst, können wir uns einfach, du weißt schon, einen Becher Kaffee holen und eine Stunde lang so tun, als wären wir normale Menschen." Die junge Mori blinzelte einmal, während ihr Herz vor tiefer Dankbarkeit anschwillte, als sie von Tomoaki zu Shinichi schaute. Sie schluckte ihre Tränen hinunter, während sie darum kämpfte, ihre Gedanken und ihre Stimme zu finden. "Sind sie sicher, dass das okay ist, Tomoaki?" "Absolut, Miss Mori. Ich habe dafür gesorgt, ihnen und Mr. Kudo ausreichend Zeit zu ermöglichen, also nehmen sie, was sie brauchen." Zum ersten Mal flatterte heute ein kleiner Funken Hoffnung in ihrer Brust, während sie Shinichi ansah. "Okay, los geht's." Shinichi lächelte, bevor er sich über ihren Körper beugte und die Tür öffnete. Er zwinkerte ihr zu, bevor er sie abschnallte. "Nach dir, neues Mädchen." Zu sagen, dass das Cafe rosa war, wäre eine Untertreibung. Es war pink. Pinker als Pink. "Ähm, Shinichi? Ich wusste nicht, dass du pink magst." Der junge Kudo schüttelte den Kopf, als er die rosa Wände, die rosa Tische und die rosa Kuchen anstarrte. "Willst du ein Geheimnis wissen? Ich liebe die Farbe pink, weil ich alle Farben liebe, aber das ist viel zu viel für mich." Während er das sagte, sah Ran ihn lächeln, bevor er ihre Hand nahm und sie zur Kuchenvitrine führte. Ran schluckte heftig und ihr Herz hüpfte, während er ihre Hand so lässig nahm, als ob die Beiden auf einem Date wären. "Sieh dir die Törtchen an, Ran!" Er grinste von Ohr zu Ohr, als er auf einen Erdbeerkuchen mit Mürbteig in der Vitrine zeigte. "Wow.. dieser Kuchen sieht sehr einfach aber lecker aus." "Irgendwie stehe ich auf dieses Cafe." "Moment mal, was?" "Ich meine, ja. Es ist super mädchenhaft, aber Ayumi wird vor Glück sterben, wenn ich die Gelegenheit kriege, sie hierherzubringen." Ran sah pure Freude in Shinichi seinen Augen, als er über seine kleine Schwester sprach. Nachdem die Zwei die Kuchen bewundert hatten, bestellten sie ihre Getränke. "Ich nehme einen doppelten Milchkaffee, bitte. Extra Schaum mit Sojamilch." "Und ich hätte gerne einen doppelten Latte." "Sag mir nicht, dass du mich nachmachst, neues Mädchen." "Hey, es ist nicht meine Schuld, dass ich meine Lattes mit einem extra Kick mag." Nachdem die Getränke eingetroffen waren, machten sie sich auf den Weg zu einem ruhigen Tisch und setzten sich hin. Während Ran sich setzte, beobachtete sie, wie Shinichi sein Skizzenbuch herausholte. "Ich habe eine Frage an dich, Ran. Was hältst du davon?" Es war eine Skizze von einem Kleid. "Ich finde es bunt. Ich liebe das Blau und Geld und die orangefarbenen Kleckse. Es erinnert mich an den Sonnenuntergang." Shinichi kicherte, als er die Skizze zurücknahm und sie sich ansah. "Ayumi wollte, dass ich ihr ein Kleid zeichne, also habe ich es getan. Ich nehme an, es ist für die Märchenprinzessin, die sie sich zu sein wünscht." Die junge Mori lachte auch ein wenig, bevor sie einen Schluck von ihrem Getränk nahm und darüber lächelte, wie Shinichi lächelte. Der Rest der Stunde verging wie im Flug, während die Beiden einfach nur da saßen und redeten. Es war leicht zu vergessen, dass Ran und Shinichi zwei junge Menschen mit einer schlechten Vergangenheit waren. "Miss Mori? Miss Kudo?" "Verdammt, müssen wir schon wieder zurück?" "Tja, das war es wert." Shinichi lächelte bei ihren Worten, ehe er nickte. "Jede Chance, einfach ein wenig Zeit mit dir zu verbringen, ist es wert." Die Fahrt zurück zur Gintama High war eine ruhige, aber diesmal war die Ruhe erträglich. Ran lächelte, während sie sich sanft rüber streckte und ihre Finger mit Shinichi seinen verschränkte. Als sie aus dem Auto steigte und wieder in Richtung Gintama High lief, griff Shinichi nach ihrer Hand. "Ran, warte. Ich möchte dir noch etwas sagen." "Shinichi, was denn? Hättest du es mir nicht im Auto sagen können?" "Ich habe nicht darüber nachgedacht, bis wir aus dem Auto gestiegen sind. Das ist ein Fall von, Tu was ich sage, nicht was ich tue, okay?" "Ähm.. okay?" "Die Sache ist die, immer wenn Conan und Ayumi gestresst sind, sage ich ihnen, sie sollen dieses Spiel spielen, um sich zu beruhigen." "Welches Spiel?" "Ein Denkspiel. Immer wenn du anfängst, dich in einer Spirale zu drehen, denkst du an eine gute Sache, die dir passiert ist. Es kann etwas Dummes sein wie, ich bin aufgestanden und habe geduscht." Shinichi zuckte mit den Achseln, aber man sah an der Art, wie er dastand, das es etwas war, an das er glaubte. "Das ist eine gute, positive Sache, an der man sich festhalten kann. Es klingt vielleicht dumm, aber ich schwöre es funktioniert." "Eine gute, positive Sache." Ran wiederholte seine Worte, bevor sie tief einatmete und schwach lächelte. "Danke." "Dank mir nicht. Ich will nur sichergehen, dass es dir gut geht." Während Shinichi das sagte, hielt er ihre Hand und sie bemerkte, dass sie ihre Hand auch nicht aus seiner lösen wollte. Nach allem, was passiert war, wollte sie sich an etwas Gutes klammern. Eine glückliche Erinnerung. "Shinichi?" Ihre Stimme zitterte vor Zweifel und Nervösität und sie biss sich auf ihre Innenseite der Lippe. "Ja?" "Das ist superschräg, aber .. bitte küss mich." Das Licht in seinen Augen schien ein bisschen heller zu leuchten, während er nervös lächelte. "Das ist eine Premiere." Ihre Wange erröteten leicht, während sie zur Seite schaute und schwer schluckte. Trotzdem konnte Ran nicht anders, als ein bisschen zu kichern, bevor sie sich umdrehte, um Shinichi anzuschauen. "Was ist eine Premiere?" "Ich war wirklich noch nie in der Situation, wo einer den anderen um Erlaubnis für einen Kuss gebeten hat. Ich weiß nicht, das ist das erste Mal für mich, aber.. es gefällt mir. Die meisten meine Küsse waren, ich weiß nicht, betrunkene Küsse, die nie etwas bedeutet haben." Während er dies sagte, machte Shinichi einen Schritt auf sie zu und ihr Atem stockte, während seine Finger über die Seite ihres Gesichtes strichen. "Bist du sicher, dass du das willst, Ran?" "Ich bin mir mehr als sicher." Das war alles, was Ran zu sagen hatte, bevor Shinichi seine Lippen perfekt auf ihre trafen. Es war ein Kuss, der so süß war wie Regen und die junge Mori saugte jeden Moment davon auf und sie genoss seinen Geschmack. Ihr Herz flatterte in ihrer Brust, als einer von Shinichi seinen Armen sich um ihre Taille schlang und er sie an sich zog. Der Kuss war irgendwie eine perfekte Kombination aus Süße und Verlangen. Als die Körper perfekt aneinander geschmiegt waren, ihre Lippen unschuldig vereint, spürte sie, wie ihre Seele zu summen begann. "Und los geht's." Seine Worte kribbelten auf ihre Lippen, als er sich zurückzog, Ran lächelte schwach, als sie zu ihm aufschaute. "Ich danke dir." Als die Zwei sich zurückzogen, lächelte Shinichi, bevor die Beiden wieder an die Gintama High zurückkehrten. Gemeinsam, Hand in Hand, gingen die Beiden durch die Tore der Hölle. Die nächsten Wochen vergingen in einer tauben, emotionalen Unschärfe, bei der an nicht ganz sicher war, wie sie damit umgehen sollte. Es war Freitag, der Unterricht war vorbei und die Schüler waren in der Cafeteria und warteten auf den Rest ihrer Freunde. Als Ran ihr Vater starb, hatte sie heftig gefeiert, rebelliert, wurde wütend, hatte Dinge zerstört. Als ihr Großmutter starb, hatte sie nichts gefühlt. Und vielleicht war das der Grund, warum sie so heftig gefeiert hatte und selbst hier gelandet war. Sie atmete aus und umarmte sich selbst fest, während sie auf ihre Hausaufgaben starrte. Es war besser, sich wütend und betrunken zu fühlen, als einfach nichts zu fühlen. Ran schloss ihre Augen und hoffte, dass die Dunkelheit übertönt würde. In den letzten Wochen hatte sie auch Shinichi seinen Rat befolgt. Sie musste an eine positive Sache denken, damit sie nicht wieder in eine Spirale geriet. Die junge Mori kicherte schwach vor sich hin, als ein Bild von Shinichi seinem Lächeln in ihrem Kopf erschien. Es war seltsam, wie sie immer an Shinichi denken musste, wenn sie nach einer positiven Sache suchte. Anderseits war Shinichi von allen, die sie kannte, der Einzige, der alle Seiten von ihr kannte. Er hatte sie an ihrem Tiefpunkt gesehen und an ihren besseren Tagen. Zudem versuchte er, ein besserer Mensch für Ran zu sein. Selbst, als dieser positive Gedanke in ihr herumschwirrte, konnte sie nicht anders, als zu einer Sache zurückzukehren. Dieser Blick in Eri ihren Augen, als ihre Tochter die Beerdigung verließ. Es war schon Wochen her. Trotzdem konnte Ran nicht anders, als immer noch daran zu denken, wie sie für diesen kurzen Moment traurig aussah. "Ran?" Die junge Mori verzog ihr Gesicht und ihr Blut geriet vor Wut in Wallungen. Was wollte Shiho ihr Lakai von ihr? "Geh mir verdammt noch mal aus den Augen, Momiji. Ich bin nicht in der Stimmung, mich mit dir zu beschäftigen." Die junge Mori drehte sich zu dem Mädchen um und schloss die Augen, während sie mit gesenktem Kopf auf ihre Stöckelschuhe schaute. "Ich weiß, dass du nicht mit mir reden willst. Zur Hölle, ich würde nicht mit mir reden wollen, aber.." Momiji schluckte, als sie endlich aufschaute und Ran sah, dass es ihr alles abverlangte, nicht zusammenzubrechen. "Es tut mir leid, was mit deiner Großmutter passiert ist. Ich.. ähm.. ich habe davon durch die Gerüchteküche gehört und es tut mir wirklich, wirklich leid." Es lag eine Aufrichtigkeit in Momiji ihre Stimme, mit der Ran sich verbunden fühlte. Dennoch konnte Ran ihr nicht trauen, nicht nach all dem, was geschehen war. Sie rüstete sich als sie Momiji in die Augen sah und ihr den Stinkefinger hinhielt. Ihre Augen weiteten sich, bevor sie ihren Kopf fallen ließ. "Nach allem, was Shiho, Akako und ich dir angetan haben, habe ich das verdient. Es tut mir wirklich leid für deinen Verlust, Ran." Die junge Mori schaute zu, wie Momiji wegging. In ihrem Magen spürte sie gemischte Gefühle. Vielleicht war Momiji gar nicht so ein schlechter Mensch. Sie hatte versucht, sich zu entschuldigen und Verständnis für die junge Mori zu haben. Mit zusammengepressten Lippen seufzte Ran, ehe sie ihren Rucksack packte und aufstand. Irgendwie führte ihr Weg zum Haupteingang, während sie gedankenverloren umherwanderte. Momiji, eine von Shiho ihren Lakaien, entschuldigte sich und versuchte sich in ihre Probleme einzufühlen. All das wirkte wie eine Falle. Ran wollte an das Gute in den Menschen glauben, aber sie hatte einfach schon zu viele Zusammenstöße mit Shiho. Solange es keinen weiteren Beweis dafür gab, dass Momiji aufrichtig war, würde Ran ihr nicht glauben können. Während die junge Mori einatmete, um einen klaren Kopf zu kriegen, erhaschte sie aus dem Augenwinkel einen Blick auf jemanden. Ihr Herz bleib bei dem Anblick von ihm stehen. Ginzo, ihr Ex- Freund, der Junge, den sie in einem anderen Leben geliebt hatte. Langsam fühlte Ran, wie alles um sie herum bei dem Anblick von ihm Stück für Stück zerfiel. Erinnerungen an das letzte Mal, als sie Ginzo gesehen hatte, spielten in ihrem Kopf ab. Eine Mischung von Emotionen durchströmten sie, während Ran sich ohne nachzudenken in Bewegung setzte. In der einen Minute stand sie am Ende des Platzes. "Was zum Teufel machst du hier, Ginzo?" Und in der nächsten stand sie vor einem sehr verwirrten Jungen. "Hey! Warte! Wer bist du?" Aus irgendeinem seltsamen Grund legte sich ein bitterer Geschmack der Enttäuschung auf ihre Zunge, während Ran hart schluckte. "Ich bin es! Ran Mori! Du weißt schon, dass Mädchen, mit dem du dich seit der neunten Klasse verabredet hast? Das Mädchen, das du nach dem Tod ihres Vaters verlassen hast?" Nach einer Pause fiel es Ginzo wie Schuppen von den Augen. "Oh mein Gott, Ran." Die Brünette zuckte bei seinem Lächeln zusammen, trat defensiv zurück, während sie die Arme über ihre Brust verschränkt hielt. "Ran, ich... ich.." "Du bist hier, weil?" "Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte!" "Richtig und vor einigen verdammten Monaten hast du gesagt, dass du mich nie wieder sehen wolltest!" Ginzo zuckte bei ihren Worten zusammen, bevor er die Stirn runzelte und zur Seite schaute. "Ich habe von deiner Großmutter gehört. Ich bin zu deiner Mutter gegangen, um mit ihr zu reden und sie sagte mir, dass sie dich hierher geschickt hat." Während er das sagte, lag ein defensiver Ton in seiner Stimme. Es war dieselbe Abwehrhaltung, die Ran vor Monaten gehört hatte. "Und wenn man bedenkt, wie du mich abserviert und im Stich gelassen hast, stimmst du die Meinung meiner Mutter zu, hm?" "Hör dir doch mal zu, Ran!" Ginzo schnappte, während er Ran ansah. In seinen Augen konnte sie erkennen, dass er gekränkt war. "Es tut mir leid, dass ich mit dir Schluss gemacht habe, aber das liegt daran, dass ich kaum etwas tun konnte, um dir zu helfen! Ich wollte für dich da sein als dein Freund und als ein Freund, nicht als Therapeut oder Babysitter!" Als er das sagte, schüttelte Ginzo den Kopf und man konnte das Schuldgefühl und die Traurigkeit in seinen Augen sehen. "Mit dir Schluss zu machen war eines der schwierigsten Dinge, die ich tun konnte, aber du hast dich einfach weiter gedreht. Ich wollte dich nicht im Stich lassen, aber was hätte ich tun können?" "Du hättest mit mir reden können." "Ich habe es versucht, Ran! I.." Hier schüttelte er den Kopf, bevor er seine Augen schloss, als ob er verzweifelt nach etwas suchte, das er sagen könnte. "Es tut mir leid." Es lag ein unterlegener Tonfall in seinen Worten, als er sich einen Schritt von ihr entfernte. "Du bist immer noch verletzt. Ich hätte nicht kommen sollen." Gerade als er einen Schritt zurücktrat, griff Ran nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest. "Nein." Ihre Stimme zitterte bei diesem Wort und sie war nicht einmal sicher, warum sie nicht wollte, dass er ging. Vielleicht lag es daran, dass ihn zu sehen eine Erinnerung an die Vergangenheit war und an die guten Dinge, die sie verloren hatte. Oder vielleicht lag es daran, dass sie es satt hatte. Sie hatte es satt, die ganze Zeit so wütend zu sein. "Ginzo, lass uns reden. Lass uns einfach.. einen Moment zum Reden nehmen." Ginzo zögerte einen Moment, bevor er schwach lächelte und ihre Worte mit einem Nicken bestätigte. "Das ist wirklich alles, was ich hier wollte. Sichergehen, dass es dir gut geht und reden." Nachdem die junge Mori im Büro Ginzo als Besucher angemeldet hatte, machten die Zwei einen Spaziergang über das Schulgelände. "Das ist das Gewächshaus. Es ist nicht viel, aber es ist der Ort, wo wir manchmal nach abends hingehen, um zu feiern." "Die Wachen lassen euch hier feiern?" "Nicht wirklich. Wir tun unser Bestes, uns unauffällig und ruhig zu verhalten." Ginzo pfiff, als er sie die Graffiti- Kunst, die das Gewächshaus bedeckte, ansah. Seine Augen glänzten vor Anerkennung. "Wer auch immer die gemacht hat, ist sehr talentiert." Die Blauäugige lächelte schwach über Ginzo sein Kompliment für Shinichi seine Kunst. "Die Person, die all das gemalt hat ist Shinichi, ein sehr guter Freund von mir." "Ein guter Freund?" Da war ein verspielter Ton in seiner Stimme, als er das sagte, gemischt mit einem Hauch von Eifersucht. "Klingt nach einem sehr talentierten und glücklichen Kerl." "Er ist sehr talentiert. Ich meine, wenn du denkst, dass das Zeug hier drin fantastisch ist, solltest du sein Skizzenbuch sehen." "Ich wusste nie, dass du auf den Künstlertyp stehst, Ran." Ihr Gesicht errötete schwach bei Ginzo seinen Worten, bevor sie ihre Arme über ihre Brust verschränkte. "Du magst ihn, nicht wahr?" Er neigte den Kopf zur Seite, als er das sagte. Sein Lächeln deutete jetzt eine gewisse Traurigkeit an. "Ich weiß, dass er mich versteht. Und ich mag es, dass er mich verstehen kann. Ihm muss ich nichts erklären." Für einen langen Moment starrte Ginzo seine Ex- Freundin an, bevor er ihr zunickte. "Ich bin zumindest froh, dass du jemanden gefunden hast, der auf eine Art und Weise für dich da sein kann, wie ich es nicht kann." Ginzo seufzte, als er zu der mit Weinreben bewachsenen Decke des Gewächshauses hinaufschaute, ehe er zu ihr hinunterblickte. "Ich weiß, dass wir niemals das haben könne, was wir einst hatten, bevor dein Dad starb.. aber das bedeutet nicht, dass wir jetzt keine Freunde sein können, dass ich nicht wenigstens versuchen kann, ein Teil deines Lebens zu sein. Als ich mit dir Schluss gemacht habe, war ich es leid." Er schluckte schwer, als er sich gegen den Tisch lehnte, halb sitzend, halb stehend. "Ich hatte das Streiten satt. Ich war müde zu sehen, wie du außer Kontrolle gerätst. Müde zu sehen, wie du dein Leben zerstörst. Ich war es leid, dir nicht helfen zu können... was hätte ich tun können? Ja, ich hätte für dich da sein können, aber was hätte ich noch tun können?" Eine erderschütternde Stille hallte durch das Gewächshaus, während Ran die Schwere von seinen Worten bewusst wurde. "Ich versuche mein Bestes, dir ein guter Freund zu sein. Ich versuche, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Aber am Ende des Tages, Ran, bist du die Einzige, die die Entscheidung treffen kann, zu heilen." Ran schloss ihre Augen, während ein paar Tränen über ihre Wangen auf den Boden tropften. Sie versuchte zu sprechen, konnte es aber nicht. Nicht, als ihr klar wurde, wie sehr ihre Trauer sie verändert hatte. "Ist schon gut, Ran. Es ist in Ordnung." Während Ginzo das sagte, fühlte Ran seine Hand sanft auf ihre Schulter ruhen, als sie wegen ihrer Vergangenheit weinte. "Ich habe alle immer wieder weggestoßen.. jeden von euch." Als nächstes lag sie in seinen Armen, während sich die Erinnerungen an ihr vergangenes Leben überfluteten. Von den glücklicheren Zeiten, als Ran die Freundin von ihm war, das Leben perfekt, normal und glücklich war bis zu den finsteren Zeiten, als sie außer Kontrolle geriet und Ginzo sie verzweifelt angefleht hatte, aufzuhören. Ein Zweig brach. Die hübsche Mori riss sich aus Ginzo seinen Armen los, ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie ihn aus dem Augenwinkel sah. Shinichi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)