Queen of the Clouds von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 18: Überrascht ---------------------- „Das kann nicht sein. Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist.“, murmelte Hikari und starrte Takeru fassungslos an. Er versuchte, einen Schritt auf sie zuzugehen, doch als er bemerkte, wie misstrauisch sie ihn beobachtete, verblieb er an Ort und Stelle. „Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen…“, begann er, doch Hikari schüttelte nur heftig den Kopf und unterbrach ihn, indem sie rief: „Bitte nicht. Das kann nicht sein. Wieso nur?“ Sie machte einen Schritt nach vorne, um an Takeru vorbei zu gehen. Sie wollte einfach nur weg von ihm. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm war, spürte sie, wie sie ein heftiger Schwindel überkam und sie taumelte ein Stück nach vorne. Sofort wurde sie von zwei Händen gestützt, doch als sie aufsah, war es zu ihrer Überraschung nicht Takeru, der sie aufgefangen hatte, sondern Daisuke. „Na komm, ich bringe dich zu deinem Bruder.“, sagte er und in diesem Moment klang er so sehr, wie der Mann, den sie von früher kannte, dass sie einfach nur nickte und zuließ, dass er sie weiter stützte. Als sie durch den Raum gingen, um Taichi zu suchen, traute Hikari sich nicht, sich noch einmal umzudrehen, um nach Takeru zu sehen. Doch sie war sich sicher, dass er ihr hinterher sah. Er gehörte zu den Ishidas. Der Familie, die keine Gelegenheit ausließ, den Namen ihrer Familie, oder der Firma ihrer Mutter, durch den Dreck zu ziehen oder sich irgendwelche haltlosen Gerüchte über sie auszudenken. Wie konnte er ihr das nur verheimlichen? Vielleicht hatte er sie sogar die ganze Zeit über ausspioniert, um an Informationen für neue Storys zu kommen. Aber nein, das würde er doch nicht tun, oder? Konnte man sich etwa so sehr in einem Menschen täuschen? Das konnte und wollte Hikari einfach nicht glauben. Erst nach einer Weile fiel ihr auf, dass Daisuke sie in den Garten geführt hatte. Verwirrt sah sie sich um. „Warum sind wir hier draußen? Wollten wir nicht meinen Bruder suchen? Er müsste irgendwo drinnen sein. Ich…“, begann sie, doch in diesem Moment ergriff Daisuke plötzlich ihre Hand und sie unterbrach ihren Satz. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit, als er sie mit einem Lächeln bedachte. Und dann ging er, völlig ohne Vorwarnung, vor ihr auf die Knie. Im ersten Moment realisierte sie noch nicht, was genau grade passierte, doch als dann die Lichter um sie herum angeschaltet wurden, sah sie auch endlich die ganzen Menschen um sich herum. Hikari hob den Kopf und blickte sich hilfesuchend um. Doch in dem schwachen Licht konnte sie keine konkreten Personen ausmachen. Daisuke, der noch immer vor ihr kniete und ihre Hand hielt, räusperte sich leise, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Als Hikari zu ihm hinabsah, hielt er ein kleines Kästchen in seiner anderen Hand. Wann hatte er das denn hervorgeholt? „Hikari Yagami. Wir sind jetzt schon eine ganze Weile zusammen. Und auch, wenn unser erstes Treffen, durch unsere Eltern arrangiert wurde, so wusste ich vom ersten Moment an, dass du eine absolut umwerfende und einzigartige Frau bist.“, begann Daisuke. Ach du heilige Scheiße, dachte Hikari. „Du bist der Mensch, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Und darum bin ich so froh, dass du bereits eingewilligt hast, meine Frau zu werden.“, sagte er. Sie hatte bitte was getan? „Trotzdem finde ich, dass so ein besonderer Mensch wie du, auch noch einen ganz besonderen Moment verdient, denn unsere Hochzeit soll nicht nur eine Formsache sein. Sie ist vor allem ein Zeichen unserer Liebe. Und darum, möchte ich dir heute, vor all diesen Menschen noch einmal diesen Ring an den Finger stecken. Als Zeichen, meiner ewigen Liebe.“ Daisuke ließ Hikaris Hand los und öffnete das Kästchen, um ihr den darin befindlichen Ring zu präsentieren. Ein Raunen ging durch die Menge, als er das Schmuckstück herausnahm, erneut ihre Hand ergriff und dann sagte: „Hikari Yagami, hiermit schwöre ich, dass ich dich immer lieben werde. Egal, was auch passiert.“ Sie wollte sich ihm entziehen, doch er hielt sie fest und lächelte sie dabei an. Mit der freien Hand schlug sie sich vor den Mund, Tränen standen in ihren Augen. Die Menschen um sie herum mussten ihre Reaktion als Freude deuten, denn als Daisuke nun den schmalen, silbernen Ring mit dem Diamanten auf ihren Finger schob, begannen sie, vor Freude zu applaudieren. Dann erhob er sich und schloss sie in die Arme. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Einerseits, war er viel stärker als sie, andererseits, war sie viel zu geschockt, von dem, was noch vor wenigen Augenblicken mit Takeru passiert war. Und nun hatte Daisuke diese Situation schamlos für sich ausgenutzt. Hätte Daisuke sie nicht gestützt, dann wäre sie sicher zusammengebrochen. Doch selbst zum weinen fehlte ihr momentan die Kraft, also starrte sie einfach nur die Umrisse der Personen vor sich an und hoffte inständig, dass bald jemand kommen und sie aus dieser Situation erlösen würde. Und tatsächlich dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Leute zu ihnen kamen, um ihnen zu ihrer Verlobung zu gratulieren. Daisuke hatte seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und sie eng an sich gezogen. Hikari starrte einfach nur stumm vor sich hin, während er sich mit den Gratulanten unterhielt. Sollte sie etwas sagen? Ihn vielleicht auffliegen lassen? Aber was würde das schon bringen. Hinterher gab sie nur der Presse einen Grund, über ihre Familie her zu ziehen. Der Presse… Ob Takeru noch hier war? Langsam hob sie ihren Kopf und sah sich um. Als sie plötzlich eine sehr vertraute Person auf sich zukommen sah, schlug ihr Herz schneller und sie fühlte sich tausendmal leichter. „Entschuldigt mich.“, murmelte sie und begann, sich durch die Menge zu schlängeln. „Hikari?“, hörte sie Daisuke noch sagen, doch sie ignorierte ihn. Als sie endlich bei ihrem Bruder ankam, nahm er sie sofort in die Arme. „Nicht hier. Die Leute denken sicher, ich gratuliere dir. Aber reiß dich bitte noch einen Moment zusammen.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie nickte, doch es fiel ihr unglaublich schwer, noch länger stark zu bleiben, jetzt, da er bei ihr war. Seine Anwesenheit gab ihr Sicherheit. „Warte noch einen ganz kleinen Moment, dann können wir hier weg.“, sagte Taichi. Hikari verstand nicht, was er meinte, doch sie vertraute ihrem Bruder, also wartete sie. Im nächsten Moment schalteten sich alle Lichter aus und ein Raunen ging durch die Menge. „Los jetzt. Wir haben nicht viel Zeit, bis jemand merkt, dass du weg bist. Sie wird sie nicht ewig ablenken können.“, rief Taichi und zog an Hikaris Hand. „Sie?“, fragte die junge Frau verwirrt. Doch im nächsten Moment gingen ein paar der Lichter wieder an und durch ein Mikrofon hörte sie plötzlich, wie jemand sagte: „Meine sehr verehrten Damen und Herren. Als ganz spezielle Showeinlage, werde ich nun ein Lied für Sie singen.“ „Ist das nicht Mimi Tachikawa?“, fragte jemand aus der Menge. Und jemand anderes rief: „Ja, das ist sie! Ich liebe ihre Kochshow! Und ihre Gesangseinlagen sind immer so unterhaltsam.“ „Oh Mimi.“, flüsterte Hikari und spürte, wie sie eine Woge der Dankbarkeit für ihre Freundin überkam. Als die Musik einsetzte, achteten alle nur noch auf den YouTube Star und die Yagamigeschwister konnten sich unbemerkt an den Leuten vorbei in das Haus begeben. Alle Gäste waren draußen, darum war die Villa komplett verlassen und es war leicht für sie, Hikari in Richtung Treppe zu bringen. Doch als sie bereits ein paar der Stufen hinaufgestiegen war, hörte sie plötzlich, wie jemand ihren Namen sagte und blieb stehen: „Hikari. Bitte, können wir reden?“ Auch ohne sich umzudrehen wusste sie, wer ihr gefolgt war. Takeru stand am Fuße der Treppe und sah flehend zu ihr hinauf, doch sie hatte ihm noch immer den Rücken zugedreht. Einen kurzen Moment überlegte sie, zu ihm hinunterzulaufen und sich ihm in die Arme zu werfen. Doch dann fiel ihr wieder ein, wie sehr sie die Ereignisse des heutigen Abends mitgenommen hatten. Taichi stand neben seiner Schwester und sah zwischen Takeru und ihr hin und her. Er wusste nicht, was vorgefallen war und wirkte sichtlich verwirrt. Als Hikari ihm nun einen Blick zuwarf, richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie. Langsam schüttelte sie den Kopf, dann setzte sie sich wieder in Bewegung und stieg weiter die Stufen hinauf. Als Takeru ihr folgen wollte, versperrte Taichi ihm den Weg und sagte zu ihm: „Tut mir leid. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist. Aber sie hat grade eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie nicht mit dir reden möchte.“ Der Blonde sah aus, als hätte man ihn geschlagen. Er tat einen Schritt zurück und ging eine Stufe hinunter, während er sich mit einer Hand durch sein Haar fuhr. „Ich glaube, ich habe sie für immer verloren.“, murmelte er und er wirkte dabei so verzweifelt, dass es Taichi fast das Herz brach. Der Ältere kam eine Stufe herunter und legte Takeru eine Hand auf die Schulter. „Ich werde mit ihr reden, versprochen. Aber bitte, geh jetzt.“, sagte Taichi. Einen Moment sah Takeru ihn prüfend an, dann nickte er und sagte: „Ich danke dir. Bitte sag ihr… dass alles echt ist. Dass mit ihr alles echt ist.“ Auch wenn Taichi nicht so recht wusste, was er damit meinte, stimmte er zu, Hikari die Nachricht zu überbringen. Als Takeru ging, sah er ihm noch einen Moment nach. Was war nur in der kurzen Zeit geschehen, in der er seine Schwester alleine gelassen hatte? Entschlossen drehte er sich um und stieg nun ebenfalls die Stufen empor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)