Queen of the Clouds von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 13: Der Plan -------------------- „Bist du verrückt?“, fragte Taichi aufgebracht und sah seine Schwester ungläubig an. Diese hob auf seine Worte nur eine Augenbraue und erwiderte: „Nein, aber es geht mir wieder gut. Und Dr. Jo hat gesagt, ich darf nach Hause.“ „Ja, nach Hause. Und dort sollst du dich ausruhen. Du hattest grade eine so heftige Migräneattacke, dass sie einen epileptischen Anfall ausgelöst hat. Ich glaube, als er gesagt hat, dass du dich schonen sollst, meinte er nicht, dass du morgen zu dieser Party von Mama gehen solltest.“, sagte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Hikari dachte einen Moment über seine Worte nach. Sie wusste ja, dass er eigentlich Recht hatte. Doch ihre Mutter hatte die Party nicht abgesagt und nach dem, was Daisuke zu ihr gesagt hatte, ahnte sie nichts Gutes. Sie musste einfach hingehen. Hikari legte eine Hand auf den Unterarm ihres Bruders und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Und ich bin dir auch wirklich dankbar dafür. Aber hier geht es um meine Zukunft. Ich möchte das klären, bevor es zu spät ist und ich es später bereuen könnte, nichts getan zu haben.“, sagte sie. Taichi sah sie an. „Lass mich dir helfen. Ich kann doch mit Mama oder Daisuke reden.“, startete er einen letzten Versuch. Doch Hikari schüttelte nur den Kopf und erwiderte: „Ich weiß, du meinst es nur gut. Aber diese Sache muss ich selber klären.“ Einen Moment musterte sie ihr Bruder noch, dann seufzte er resigniert auf, löste seine verschränkten Arme und ergriff ihre Hand. „Na schön, aber wenn irgendwas ist, oder du dich nicht gut fühlst, dann sagst du mir Bescheid!“, verlangte er. Hikari lächelte ihn an und nickte. Am Freitagmittag durfte sie die Kido-Klinik verlassen. Jo hatte sie von oben bis unten durchgecheckt, auch das MRT hatten sie gestern gemacht. Die Ergebnisse waren zum Glück aber unauffällig. Hikari wurde nun wieder auf neue Medikamente umgestellt. Den gesamten Prozess hatte ausschließlich Jo als Arzt begleitet. Einerseits, weil er der Jenige war, der sie in der Nacht, als sie eingeliefert wurde, betreut hatte, andererseits, weil es ihr ausdrücklicher Wunsch war, als sie sich wieder mitteilen konnte. Ihm war auch aufgefallen, dass es bei den Medikamenten, die sie zuvor bekommen hatte, bei Patienten in vergangen Studien vermehrt zu epileptischen Anfällen gekommen war. Mit dem neuen Therapieansatz erhoffte er sich, dies in Zukunft zu vermeiden. Hikari vertraute ihm vollkommen. „Ach Taichi, jetzt, wo ich entlassen werde, bekomme ich da auch mein Handy wieder?“, fragte Hikari, als sie grade vor der Klinik standen und darauf warteten, dass sie ihr Fahrer abholte. Ihr Bruder zögerte einen Moment. Als er sie ins Krankenhaus gebracht hatte, hatten sie erst einmal nichts mitgenommen. Später, da wollte Hikari dann, dass Taichi ihr einige Sachen vorbeibrachte, doch bei ihrem Handy hatte er sich geweigert. Er wollte, dass sie Ruhe bekam und er wusste ganz genau, dass sie die mit diesem Gerät nicht hatte. Also ließ er es zuhause. Erst war sie wütend auf ihn, doch irgendwann verstand sie, warum er es getan hatte. Auf ihren Wunsch hin, rief er für sie Takeru an und erklärte ihm alles. Der junge Mann hatte schon etliche Male versucht, seine Freundin zu erreichen und begann, sich langsam wirklich Sogen um sie zu machen. Als Taichi ihm alles erzählte, wollte er sofort zu Hikari fahren. „Nein, bitte. Sie braucht jetzt wirklich Ruhe. Ich weiß, dass sie dich bestimmt auch sehen möchte. Und sie wird mich wahrscheinlich dafür hassen, dass ich dich jetzt darum bitte. Aber lass sie ein paar Tage für sich sein.“, sagte Taichi am Telefon. Takeru fiel es unglaublich schwer, doch am Ende sagte er: „Gut, ich verspreche dir, dass ich sie in Ruhe lasse. Richte ihr bitte gute Besserung und schöne Grüße von mir aus. Und sobald sie kann, soll sie sich bei mir melden, ja?“ „Das mache ich. Ach, Takeru? Danke. Du bist wirklich in Ordnung.“, sagte Taichi und legte auf. Der Ältere sah seine Schwester noch einen Moment an. Dann seufzte er und zog ihr Handy, das er vorsorglich heute schon mitgebracht hatte, aus seiner Tasche und reichte es ihr wortlos. Hikari lächelte ihn zum Dank an und entsperrte dann ihren Bildschirm. Sie hatte duzende verpasste Anrufe und Nachrichten. Als sie auf die Anrufliste klickte sah sie, dass fast nur Takerus Name erschien. Dass er versucht hatte, sie zu erreichen, wusste sie bereits von Taichi. Ein paar Mal las sie auch Daisukes Namen und sie spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg. Schnell wischte sie die Anrufliste weg und öffnete die ungelesenen Nachrichten. Die meisten davon waren Gruppenchats. In einigen hatten Mimi und Taichi die anderen über Hikaris Zustand informiert und ihre Freunde wünschten ihr gute Besserung. Eine Nachricht war auch von ihrer besten Freundin Miyako, die würde sie später beantworten. Dann öffnete sie den Chat mit Takeru überflog ihn kurz. Bevor er mit Taichi telefoniert hatte, schien er sich wirklich Sorgen um sie zu machen. Seine letzte Nachricht hatte er allerdings nach dem Telefonat verfasst: Bitte melde dich, sobald du kannst. Ich hoffe, dass es dir schnell wieder besser geht. Ruh dich auf jeden Fall aus! Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Dann tippte sie: Ich darf jetzt wieder nach Hause, aber meine Eltern sind auch da, darum können wir uns leider nicht sofort sehen. Ich rufe dich nachher an, wenn ich kann. Ich vermisse dich. Sie steckte das Handy in die Tasche, weil in diesem Moment ihr Fahrer den Wagen vorfuhr. Er stieg aus und begann, ihre Tasche in den Kofferraum einzuladen und hielt ihr dann die Tür auf, damit sie einsteigen konnte. Hikari und Taichi setzten sich nebeneinander und schnallten sich an. Auf der Rückfahrt sprachen sich nicht viel, jeder hing seinen Gedanken nach. Der morgige Tag würde ihnen einiges abverlangen und wahrscheinlich auch eine große Veränderung für sie beide bedeuten. Doch in welche Richtung diese Veränderung ging, das konnten sie zum jetzigen Zeitpunkt beide noch nicht sagen. Als sie zuhause ankamen, wurden die Geschwister bereits erwartet. Hikaris Eltern zogen sie nacheinander in eine lange Umarmung und ihr Vater musterte sie besorgt. „Wie geht es dir, meine Kleine?“, fragte er. „Alles in Ordnung Papa, wirklich.“, beteuerte sie und lächelte ihn an. Dann trat sie ihrer Mutter gegenüber und sah ihr mit erhobenem Kopf in die Augen, als sie sagte: „Ich soll mich noch etwas ausruhen. Aber wenn die Party morgen stattfinden soll, dann bin ich dabei.“ Yuuko ließ ihren Blick über ihre Tochter wandern, dann entschied sie: „Ja, das Event morgen ist äußerst wichtig. Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du dabei wärst. Aber nur, wenn du dich auch gut genug fühlst. Ich möchte auf keinen Fall, dass du dich übernimmst. Deine Gesundheit steht für mich an erster Stelle.“ Sie kam einen Schritt auf Hikari zu und legte ihr eine Hand auf den Oberarm. Nun lächelte die junge Frau auch ihre Mutter an. Trotz all ihrer Befürchtungen, sie wusste, dass ihre Eltern sie liebten und nur das Beste für sie wollten. Jedenfalls hoffte sie es innständig. „Danke Mama. Ich passe auf mich auf. Es geht mir wirklich gut. Und Jo wird morgen auch da sein, also bin ich bestens versorgt, sollte etwas passieren.“, sagte sie. Diese Tatsache schien nun auch die restlichen Zweifel bei allen Anwesenden zu beseitigen und Yuuko nickte ihrer Tochter noch einmal zu, ehe sie ihre Hand zurückzog. „Hikari…“, begann sie zögernd, schüttelte dann jedoch den Kopf und sagte: „Ach, schon gut. Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Verwundert sah Hikari ihre Mutter an, doch diese ging bereits an ihrem Mann vorbei und ins Wohnzimmer. Ihr Vater lächelte ihr noch einmal zu, ehe er seiner Frau folgte. Die junge Frau wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Mutter ihr noch etwas hatte sagen wollen. Einen Moment sah sie ihren Eltern noch nach, dann warf sie Taichi einen Blick zu und sah, dass auch er es bemerkt hatte. Doch als er den Kopf in ihre Richtung drehte, zuckte er nur mit den Schultern. Scheinbar wusste auch er nicht, was ihre Mutter hatte sagen wollen. Als Hikari alleine in ihrem Zimmer war, holte sie endlich ihr Handy hervor und wählte Takerus Nummer. Es dauerte nicht lange und er nahm ab. „Hikari. Wie geht es dir? Bist du gut Zuhause angekommen?“, fragte er direkt und ließ ihr keine Gelegenheit, ihn richtig zu begrüßen. Sie begann, leise zu kichern. „Ich habe dich auch sehr vermisst.“, erwiderte sie nur. Einen winzigen Moment schwieg Takeru, dann sagte er: „Du hast gar keine Ahnung, wie sehr du mir fehlst…“ Sie setzte sich auf ihr Bett und ließ sich nach hinten fallen. „Also wenn es dir so ähnlich geht wie mir, dann kann ich mir schon denken, wie sehr.“, gab sie zurück. Nun hörte sie, dass auch Takeru leise lachte. Das war schon besser. Sie mochte sein Lachen lieber, als den sorgenvollen Unterton in seiner Stimme. „Es geht mir übrigens wieder viel besser. Ich bekomme neue Medikamente und Jo hat alles im Blick.“, sagte sie, um ihm nun doch eine Antwort auf seine anfänglichen Fragen zu geben. „Dann ruhst du dich jetzt aus?“, fragte er. Sie zögerte einen Moment, da sie wusste, dass seine Frage auf etwas ganz Bestimmtes bezogen war. Schließlich seufzte sie. Es hatte keinen Zweck, es ihm zu verschweigen. Er musste es erfahren, also sagte sie: „Ja, heute ruhe ich mich noch aus. Aber morgen werde ich auf diese Party von meiner Mutter gehen.“ Sie hörte, wie Takeru am anderen Ende der Leitung scharf die Luft einsog. Ihre Antwort schien ich nicht zufrieden zu stellen, als sprach sie schnell weiter: „Ich habe die Befürchtung, dass morgen eine Entscheidung getroffen werden soll, die den Verlauf meiner Zukunft betrifft. Und ich muss einfach anwesend sein, um ihr zu sagen, was ich wirklich möchte. Und... Ich würde mich freuen, wenn du auch bei mir wärst.“ „Hikari, wie stellst du dir das denn vor? Wenn Daisuke da ist, wird er alles daran setzen, dass deine Eltern mich nicht reinlassen.“, gab Takeru zu bedenken. „Nun, dank eines wirklich genialen Einfalls einer sehr klugen Person, wird dich niemand erkennen.“, sagte Hikari geheimnisvoll und als Takeru sie nicht zu verstehen schien, fügte sie noch hinzu: „Ich schicke dir gleich eine Einladung mit allen nötigen Details zu, dann verstehst du es schon. Glaub mir, das wird funktionieren. Wir sehen uns dann morgen, okay?“ „Na gut, wenn du so überzeugt davon bist… Ich bin auf jeden Fall für dich da.“, sagte er. „Ich danke dir.“, erwiderte sie lächelnd. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)