Your Song von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 1: Warten- YamatoXHikari -------------------------------- Und was mir Angst macht sind Jahre Seit denen du sagst, du kannst warten Hab' mich nie getraut zu fragen Was mir Angst macht sind Jahre Seit denen du sagst, du kannst warten Und „King Of Queens“ wieder vorm Schlafen Und keine Träume mehr Und keine Träume mehr Und immer morgens, wenn ich mich heiser Leise lege zu dir, verpasst hab' wie du einschläfst Hass' ich mich wieder dafür Hass' mich für alles, was ich geschafft hab' Bereu' den ganzen Tag Doch anstatt, dass ich mich änder' Tipp' ich im Dunklen diesen Satz   Yamato ging die Straße entlang und zog seine Kapuze weiter herunter, um sein Gesicht besser vor dem Regen zu schützen. Heute wehte auch noch ein eisiger Wind, der ihn unangenehm frösteln ließ und er wünschte sich, er hätte doch ein Taxi genommen. Doch die frische Luft tat auch gut, sie machte ihn wach. Bis vor einer halben Stunde hatte er noch im Studio gesessen, um mit seiner Band am neuen Album zu arbeiten. Seit sie das Plattenlabel unter Vertrag genommen hatte, arbeiteten sie fast ununterbrochen daran. Es war ihre Chance, endlich groß rauszukommen. Aber es war auch sehr zeitintensiv. An manchen Tagen verließ er schon morgens das Haus und kam erst mitten in der Nacht zurück. Und in den Nächten, in denen er überhaupt mal Schlaf fand, wachte er oft auf, weil ihm noch eine Idee für einen Song kam, die er unbedingt notieren wollte. Er sollte sich nicht beschweren. Die Musik war sein großer Traum und dieser war nun endlich zum Greifen nah. Endlich hatte er die Möglichkeit, ein Album aufzunehmen. Er sprudelte nur so über vor neuen Ideen. Alles in allem, die besten Voraussetzungen, um seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen. Aber in letzter Zeit dachte er auch immer häufiger daran, was er dafür würde aufgeben müssen. Wie lange würde sie das Ganze noch so mitmachen? Als sie zusammengekommen waren, war die Musik nur sein Hobby. Sie hatte ihn immer unterstützt, mehr aus sich zu machen und ihm gezeigt, dass sie an ihn glaubte. Sie war der Grund, warum viele seiner Lieder überhaupt so gut waren. Sie war die Liebe seines Lebens. Doch wie lange würde ihr dieses Leben noch reichen? Wie lange würde sie sich damit begnügen, dass er die Musik über alles andere stellte? Es war nicht so, dass ihm seine Karriere wichtiger war, als seine Beziehung, dafür liebte er sie einfach viel zu sehr. Sie waren nun bereits 10 Jahre zusammen. Mittlerweile war ihr Bruder glücklich verheiratet, hatte eine Familie gegründet. Und er spürte, dass sie das auch wollte. Doch das würde sie niemals zugeben, wenn er sie nicht offen darauf ansprach. Sie war der Mensch, der alle anderen immer zufrieden stellen wollte. Und was dabei aus ihr wurde, war für sie zweitrangig. Es war nicht so, dass er keine Familie mit ihr gründen wollte. Doch er war sich einfach nicht sicher, wie er das mit einer professionellen Musikkarriere vereinbaren sollte. Kurz bevor das Label sie unter Vertrag genommen hatte, wollte er ihr einen Heiratsantrag machen. Er hatte bereits konkrete Pläne, wollte die Beförderung, die man ihm bei der Firma, in der er zu der Zeit arbeitete, schon annehmen. Und dann kam das Angebot der Plattenfirma. Es änderte alles. Einer seiner Bandkollegen hatte ein Demo verschickt und am Abend, bevor Yamato ihr den Heiratsantrag machen wollte, bekam er die Nachricht. Sie wurden unter Vertrag genommen. Danach ging alles sehr schnell und sie begannen bereits, das Album aufzunehmen. Sogar über eine mögliche Tour wurden schon gesprochen. Und das veranlasste ihn dazu, den Ring, den er für sie gekauft hatte, wieder in seine Sockenschublade zu packen, wo er seit dem in seiner Schatulle ruhte. Der Regen wurde nun stärker und er beeilte sich. Es war nicht mehr weit, bis nach Hause. Als er die Tür aufschloss, zog er sich die Kapuze vom Kopf und strich sich durch das blonde Haar. Vorne, wo der Stoff es nicht hatte schützen können, war es nass geworden und Yamato schüttelte die Tropfen ab. Er ging die Stufen in die erste Etage hinauf und hielt vor der Wohnungstür inne. Sein Blick fiel auf das Klingelschild mit ihren beiden Nachnamen. Wie schön es doch wäre, wenn dort nur noch ein Name für sie beide stände, dachte er. Doch schon überkamen ihn wieder Zweifel. Kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, machte er ihn sich selber kaputt, in dem sein Gehirn Argumente fand, warum er ihr keinen Antrag machen sollte. Manchmal hasste er es, dass er immer alles bis ins Kleinste analysieren und zerdenken musste. Warum konnte er nicht mal spontan und mutig sein, so wie Taichi es war? Mit einem leisen Schnauben wandte er seinen Kopf vom Klingelschild ab und steckte nun den Schlüssel ins Schloss. Er drehte ihn so leise wie er konnte herum. Falls sie schon schlief, wollte er sie nicht aufwecken. Als er die Wohnung betrat, war alles dunkel und er schaltete die kleine Salzkristalllampe, die auf der Kommode im Flur stand, ein. Das warme Licht ließ ihn grade genug erkennen, um sich seine Jacke und die Schuhe ausziehen zu können und dabei nirgendwo anzustoßen. Er ließ die Lampe brennen und ging in Richtung Schlafzimmer. Der Raum war leer. Also zog er sich seine durchnässte Jeans aus und schlüpfte in die Jogginghose, die auf dem Stuhl neben dem Bett lag. Als er ins Wohnzimmer kam, sah er sich um. Der Raum war schwach beleuchtet dank einer Stehlampe, die neben dem eingeschalteten Fernseher stand. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Sie war mal wieder auf der Couch eingeschlafen. Er ging zu ihr hinüber, nahm sich die Fernbedienung und schaltete das Gerät aus. „Hey, ich guck das noch.“, murmelte sie verschlafen. Yamato ging zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hikari, du sollst doch ins Bett gehen, wenn du müde bist.“, sagte er liebevoll. Sie streckte ihre Arme nach ihm aus und er beugte sich zu ihr hinunter, so dass sie ihre Hände in seinem Nacken verschränken konnte. „Ich schlafe aber nicht gerne alleine in unserem Bett.“, sagte sie und sah ihn nun an. Yamato hatte sich mit einem Knie und einer Hand auf der Couch abgestützt und nun gab er ihr einen Kuss auf ihre Lippen. „Ich weiß.“, erwiderte er, als er sich von ihr löste. Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Sie war so schön. Er wusste noch ganz genau, wann er sich in sie verliebt hatte. Damals waren sie noch Freunde und eigentlich dachte er immer, sie würde etwas für seinen Bruder empfinden. Doch in diesem Sommer vor 10 Jahren, verbrachten Yamato und Hikari viel Zeit miteinander, lernten sich neu kennen und sie verliebten sich ineinander. Er wusste es von dem Augenblick, als er dieses eine Lied für sie gespielt hatte. Und auf ihre Worte hin, war es dann um ihn geschehen. „Deine Musik macht Menschen glücklich. Sie verdient es, gehört zu werden. Ich glaube an dich.“, hatte sie damals zu ihm gesagt. Und seit diesem Tag wusste er, dass er nur noch sie glücklich machen wollte.  Auf Hikaris Gesicht zeichnete sich ein Schmunzeln ab. Im nächsten Moment spürte Yamato, wie sie an ihm zog und er sein Gleichgewicht verlor. Nun lag er halb auf ihr. Er wollte sich bereits wieder hochstemmen, doch sie schlang ihre Arme um ihn und hielt ihn fest. „Ach Hikari, ich bin doch schwer.“, seufzte er. Sie kicherte und festigte ihre Umarmung noch etwas. Daraufhin gab Yamato sich geschlagen. „Rutsch mal rüber.“, sagte er und sie gehorchte. Er legte sich neben sie und schob seinen Arm unter ihren Körper, so dass sie mehr Platz auf der engen Couch hatten. Ihm zugewandt kuschelte sie sich an ihn und schloss ihre Augen. „Wie war die Aufnahme?“, fragte sie nach einer Weile. „Ganz gut. Sehr produktiv, würde ich sagen.“, antwortete er und begann, ihr über den Rücken zu streichen. „Hm. Schön.“, murmelte sie. Yamato lachte leise. „Das Streicheln oder meine Arbeit?“, fragte er. „Beides.“, erwiderte Hikari und schmiegte sich noch enger an ihn. „Wie war dein Tag?“, vernahm sie erneut seine Stimme. Sie ließ sich mit ihrer Antwort so viel Zeit, dass Yamato bereits glaubte, sie sei eingeschlafen. Doch dann sagte sie: „Im Kindergarten war es nicht so aufregend. Aber danach war ich noch bei Mimi und Taichi. Und rate mal: sie ist wieder schwanger.“ Als sie das erzählte, hielt er in seiner Bewegung so abrupt inne, dass sie ihre Augen wieder öffnete. Sie entfernte sich ein Stück von ihm und sah ihm nun in seine blauen Augen. Der Ausdruck darin überraschte und schockierte sie etwas. Yamato sah aus, als habe sie ihm grade vom Tod eines Angehörigen berichtet und nicht davon, dass ihre Schwägerin noch ein Kind erwarte. „Was hast du denn?“, fragte sie und die Unsicherheit war ihrer Stimme deutlich anzuhören. Er öffnete den Mund, um etwas zu antworten, schloss ihn dann aber wieder. „Rede mit mir.“, bat sie. Ihre braunen Augen sahen ihn durchdringend an und als er ihrem Blick nicht mehr standhalten konnte, wandt er sich von ihr ab und schaute in Richtung Zimmerdecke. „Es ist…“, begann er, brach dann jedoch wieder ab. Sie ließ ihm Zeit, sich zu sortieren, die richtigen Worte zu finden. Dann versuchte er es erneut: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das auch bieten kann.“, gab er schließlich zu. Hikari antwortete nicht. Yamatos Blick richtete sich wieder auf sie und er sah, wie sie über seine Worte nachdachte. „Ich möchte auch eine Familie mit dir haben, aber ich weiß einfach nicht, wie das zum jetzigen Zeitpunkt in mein Leben passt. Und ich habe riesige Angst davor, dass dir das bald nicht mehr reicht.“, sagte er und ein schmerzvoller Ausdruck trat in seine Augen. Hikari legte eine Hand auf seine Wange und antwortete: „Ich habe nie etwas anderes gebraucht, als dich. Wenn ich dich an meiner Seite habe, dann bin ich glücklich. Natürlich möchte ich eine Familie haben. Aber im Moment sieht unser Leben eben anders aus. Wir sind noch jung, uns stehen alle Möglichkeiten offen. Solange wir einander haben, ist mir das genug.“ Yamato legte seine Hand auf ihre. „Weißt du eigentlich, dass du das größte Geschenk für mich bist, Hikari Yagami?“, fragte er. Sie beugte sich zu ihm hinunter und legte sanft ihre Lippen auf die seinen. „Ja, manchmal kann ich schon ganz klasse sein.“, erwiderte sie schmunzelnd. „Aber jetzt ist mir kalt. Vor allem meine Füße, ich glaube, ich brauche dicke Socken.“, fügte sie hinzu und gab ihm noch einen raschen Kuss auf die Nasenspitze. Dann erhob sie sich und ging in Richtung Schlafzimmer. Auf Yamatos Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. Er wusste genau, warum er sie so liebte. Und eines Tages, da würden sie auch dazu bereit sein, den nächsten Schritt zu wagen. Gemeinsam. „Oh mein Gott. Yamato, ist das etwa…“, rief Hikari aus dem Schlafzimmer. Seine Augen weiteten sich. Die Sockenschublade. Das hatte er ganz vergessen. Nun gut, vielleicht war eines Tages schneller gekommen, als er geplant hatte. Aber Pläne änderten sich schließlich oft, oder? Mit einem Lächeln erhob er sich von der Couch, um zu Hikari zu gehen. Das Warten endete heute Nacht. Kapitel 2: Keine Angst- Takeru&Hikari ------------------------------------- Ich hab keine Angst vor dem Monster unter meinem Bett Denn in all den Jahren war es immer, immer da Und ich hab keine Angst vor dem Monster unter meinem Bett Denn in all den Jahr'n war es immer, immer da Ja, es war schon immer da Seit ich mich erinnern kann Schon damals, als wir Kinder war'n Das Monster im Zimmer, Mann Unter all mein'n Betten, immer da, so wie damals schon Doch es kann mich nicht mehr fressen, dafür bin ich zu weit gekommen Es ist garantiert noch wach, wenn ich von der Party komm Ich reich die Flasche runter und wir teilen den Appleton   Takeru ließ sich auf einem Stuhl an der Bar nieder. Er brauchte eine Pause vom Tanzen, also bestellte er sich ein Bier. Der Barkeeper schob ihm die Flasche rüber und strich den Betrag auf seiner Karte ab. Durstig setzte er die Flasche an und nahm einen großen Schluck. Die kühle Flüssigkeit rann seine Kehle hinab und sofort nahm er noch einen Schluck, weil es so gut tat. Als er sich auf dem Hocker umdrehte, versuchte er in der Menschenmenge nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten. Es dauerte nicht lange, da entdeckte er seine Freunde. Yolei war mit ihrem lilafarbenen Schopf kaum zu übersehen. Sie hatte sich eng an Ken geschmiegt und tanzte ausgelassen mit ihm, was dem Schwarzhaarigen etwas unbehaglich zu sein schien. Neben den beiden tanzte Davis. Ihm war egal, dass er die beiden mit seinen Bewegungen ständig anzurempeln schien, weshalb ihm Yolei auch durchweg böse Blicke zuwarf. Takeru musste schmunzeln. In all den Jahren hatten sie sich nicht geändert. Immerzu bekamen sie sich in die Haare. Und das, obwohl sie für den jeweils anderen durchs Feuer gehen würden, wenn es hart auf hart käme. Doch das würden sie natürlich niemals zugeben. Sein Blick ging weiter, wo war denn die letzte Person, die sie heute begleitete? Sie war eben noch bei Davis gewesen, als er zur Bar gegangen war. Plötzlich merkte er, wie ihm jemand die Flasche aus der Hand nahm. Es war Hikari, die nun ebenfalls einen großen Zug daraus trank. Takeru grinste seine beste Freundin an und lehnte sich zu ihr hinüber. „Vorsicht Hika, bei deinem Zug glaubt sonst keiner, dass du wirklich ein Mädchen bist.“, rief er über die Musik hinweg. Er hörte, wie sie lachte. „Ach Keru, bei dir brauche ich mir doch sowieso keine Mühe mehr geben.“, scherzte sie und gab ihm die Flasche zurück. Er wusste, worauf sie anspielte. Die beiden kannten sich, seit sie 8 Jahre alt waren, also mehr als ihr halbes Leben lang. Und genau so lange waren die beiden jetzt auch schon beste Freunde. Sie wurden oft damit aufgezogen, dass sie doch das perfekte Paar wären, aber als sie sich vor 2 Jahren, mit 16 einmal geküsst hatten, war das so seltsam, dass sie beschlossen hatten, lieber Freunde zu bleiben. Und es funktionierte wirklich toll. Es gab niemanden, der Takeru besser kannte, als Hikari. Und für sie war es, als habe sie neben Tai noch einen zweiten Bruder. Auch, wenn es die anderen nicht verstanden. Die beiden waren einander eben auf eine ganz andere Art und Weise die wichtigsten Menschen auf der Welt. Kari stieß den Blondschopf mit ihrem Ellenbogen an und deutete auf ihre Freunde. Sie hatte soeben bemerkt, wie Yolei auf Davis losgehen wollte und rief: „Wir sollten lieber mal dazwischen gehen.“ Seufzend erhob sich T.K. von seinem Hocker und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche, ehe er den Rest an seine beste Freundin weiterreichte. Sie leerte sie und stellte sie auf den Tresen. Dann nahm sie Takerus Hand, die er ihr hinhielt und folgte ihm durch die tanzende Menge, auf ihre Freunde zu. Als die beiden bei ihnen ankamen, brüllte Yolei dem Brünetten grade etwas Unverständliches entgegen. Dieser wollte bereits etwas erwidern, wurde jedoch davon unterbrochen, dass sich Hikari vor ihn schob und begann, mit ihm zu tanzen. Einen Moment schien er abzuwägen, ob er lieber mit Yolei weiter streiten sollte. Doch schon kurz darauf begann er sich wieder zur Musik zu bewegen und ließ sich von Kari ablenken. „Oh der macht mich sauer.“, rief Yolei an T.K. gewandt, welcher sie nur beschwichtigend anlächelte. Über ihre Schulter hinweg nickte er Ken zu und dann zur Bar hinüber. Dieser nickte ebenfalls und sagte etwas zu Yolei, woraufhin die beiden zum Tresen gingen. Das wäre geschafft. Er wollte bereits ebenfalls zurück zu seinem Sitzplatz gehen, als ihn jemand von hinten an der Schulter antippte. Takeru drehte sich um und stellte fest, dass es sich um ein Mädchen mit schulterlangen, blonden Haaren handelte. Sie grinste ihn an und begann, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Mit einem Lächeln tat er es ihr gleich. Sie hatten schon eine Weile getanzt, als Takeru plötzlich Davis bei Yolei und Ken an der Bar entdeckte. Aber Kari war nicht bei ihm. Im ersten Moment dachte er sich nichts dabei, doch sein Magen fing plötzlich an, zu rebellieren und eine unerklärliche Nervosität breitete sich in ihm aus. „Entschuldige.“, murmelte er und presste sich bereits an den tanzenden Menschen vorbei, um zu seinen Freunden zu gelangen. Die Blondine hatte ihn sicher nicht gehört, aber das war ihm egal. Vor Davis blieb er stehen. „Wo ist Kari.“, rief er. Der Braunhaarige starrte ihn perplex an. „Davis.“ Takerus Stimme, seine Haltung, alles wirkte nun plötzlich sehr bedrohlich. „Ich weiß nicht. Wir haben getanzt und dann war sie weg.“, gab Daisuke zurück und wirkte nun unendlich klein. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, drehte sich der Blonde um und drückte sich wieder durch die Menge. Dieses Bauchgefühl, welches er verspürte. Das hatte er schon einmal. Damals war Hikari in großer Gefahr gewesen und hatte eine riesen Angst verspürt. Wenn er nicht vollkommen verrückt wurde, dann bedeutete dass, was er jetzt wahrnahm, nichts Gutes. Hektisch sah er sich in der Menge um, ob er sie vielleicht entdeckte. Aber eigentlich war er sich schon sicher, dass er sie hier nicht finden würde. Also steuerte er in Richtung Ausgang. Als er aus dem Club stürmte, bemerkte er erst, wie stickig und heiß es dort gewesen war. Auch draußen war die Luft warm, doch im Vergleich zum Innenraum war die frische Luft draußen eine Wohltat. Vor der Tür blieb Takeru einen Moment stehen und schloss die Augen. Er versuchte, sich stärker auf sein Bauchgefühl zu konzentrieren. Nach links. Also öffnete er die Augen und rannte los. Die Nervosität in ihm wuchs immer mehr. Es war kaum auszuhalten. Während er lief, zog er sein Handy aus der Tasche und versuchte, sie anzurufen. Sie hob nicht ab. Ja, das wäre auch zu einfach gewesen, dachte er sich. Wieder nach links. Sie war nicht mehr weit weg, das spürte er, also blieb er stehen. Er fühlte wieder in sich hinein und sah sich um. Sein Blick fiel auf eine schmale Seitengasse und instinktiv wusste er, dass sie dort war. Er rannte wieder los. „Na, jetzt hab dich doch nicht so.“, sagte er und drängte sich ihr weiter auf. Hikari konnte nicht weiter zurückweichen, sie presste sich bereits mit dem Rücken gegen die Mauer. „Nein.“, protestierte sie schwach, doch sie hatte keine Kraft mehr. Was war denn nur mit ihr los? Schon wie sie hier her gekommen war, wusste sie nicht so genau. Alles war irgendwie nur noch nebelig und verschwommen. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie getanzt hatten. Und dann hatte er ihr etwas zu trinken geholt. Und dann… Sein Gesicht erschien wieder vor ihr und er versuchte erneut, seine Lippen auf ihre zu pressen. Sie drehte den Kopf zur Seite und schaffte es, ihn etwas auf Distanz zu halten. „Tzzz. Du zierst dich aber ganz schön, meine Süße. Vielleicht muss ich doch noch etwas warten, bis das Zeug richtig wirkt.“, hörte sie ihn sagen. Panik breitete sich in ihr aus. Aber das war auch schon das Einzige, was sie so richtig zuordnen konnte. Warum sie diese verspürte, wusste sie schon gar nicht mehr. Musste sie überhaupt Angst haben? Warum war sie nochmal hier? Und wer war das nochmal genau? Alles war irgendwie so dumpf. Bis auf… Takeru? Als er sie sah, tobte ein Wirbel der Gefühle in ihm: Erleichterung, sie gefunden zu haben. Wut, auf den Kerl, der bei ihr stand. Angst, was er alles hätte mit ihr machen können, wenn er nicht rechtzeitig bei ihr gewesen wäre. Er baute sich vor dem anderen Mann auf und packte ihn am Kragen. „Was hast du mit ihr gemacht?“, presste Takeru wutentbrannt hervor. „Nichts, sie hat einfach zu viel getrunken. Da, siehst du? Ich hab nichts gemacht.“, sagte er Typ und deutete auf Hikari. Als diese bedrohlich zu schwanken begann, ließ T.K. von dem Anderen ab und der machte sich sofort davon. Besorgt legte der Blonde seinen Arm um seine beste Freundin, um sie zu stützen. „Keru? Bist du vielleicht ein Engel?“, murmelte sie, dann verlor sie das Bewusstsein. Da er nicht wusste, was der fremde Typ ihr gegeben hatte, hatte Takeru Hikari lieber ins Krankenhaus gebracht. Sie wurde zur Beobachtung dort behalten. Als sie erwachte, sah sie, dass ihr bester Freund auf einem Stuhl neben ihrem Bett schlief. „Er ist nicht von Ihrer Seite gewichen.“, sagte eine Krankenschwester leise zu ihr, als sie bemerkte, dass Hikari wach war. Sie kam zu ihrem Bett und überprüfte ihre Infusion. „Fast wie ein Schutzengel.“, fügte sie noch augenzwinkernd hinzu. Die Brünette musste schmunzeln. Als sie schlief, da hatte sie von Takeru geträumt. Mit weißen Flügeln und eiserner Miene hatte er all die Monster, die sie verfolgten, verjagt. „Ja, er war schon immer mein Schutzengel.“, bestätigte Hikari und strich ihm sanft über das blonde Haar, was ihn aufweckte. Im ersten Moment sah er sich verwirrt um, dann erkannte er die Intensivstation und bemerkte, dass Kari wach war. „Hika, wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Hat er dir was getan? Ich schwöre, wenn er dir was getan hat, dann…“, begann Takeru seine Tirade, doch das Mädchen hob nur ihre Hand und lächelte den Jungen an. „Keru, alles in Ordnung. Du hast mich gerettet. Mal wieder, möchte ich dazu sagen. Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, Hikari sah ihn neugierig an. Er zuckte mit den Schultern. „Es war mein Bauchgefühl. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Und als Davis, der sich übrigens auch noch auf was gefasst machen kann, nicht wusste wo du bist, da bin ich einfach meinem Gefühl gefolgt. Ich habe, glaube ich, deine Angst gespürt.“, erklärte er. Hikari legte eine Hand auf die von Takeru. „Dann muss ich mich wohl bei dir und deinem Bauchgefühl bedanken.“, sagte sie. „Wenn ich daran denke, wie viel Angst du hattest…“ Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Doch sie lächelte ihn nur an und sagte: „Weißt du, wenn du bei mir bist, dann habe ich keine Angst. Du vertreibst die Monster unter meinem Bett. So war es schon immer. Und dafür muss ich dir danken, Keru.“   Kapitel 3: Trueman Show Boot- Sora ---------------------------------- Füße auf dem Sitz, S-Bahn, Fensterplatz Bin Club-Mate-wach, verstrahlt wie 'n Sendemast Will nur gucken, ob ich ins Gedränge pass Einmal noch dein Bild im Kopf, dann häng ich's ab Klappe groß wie 'n Frosch, Lunge voller Smog Ich leb im höchsten Turm in einer Stadt gebaut aus Schrott Keine Kraft, häng am Tropf, schneide ab, was mich bindet Tret in jeder Straße die Latern'n aus, dass mich keiner findet Softpack links, grüner Schein in den Nikes Camex, Smints, Handy leer, Lippen weich Charged up, Jacke Daun, Traubenzucker, zero-size Lebe in die Nacht hinein Wo fällt die Liebe hin? Wo muss ich steh'n, um sie zu fang'n? Gib mir was gegen die Angst und ich glaube kurz daran Einen Wodka lang Wo fällt die Liebe hin? Wo muss ich steh'n, um sie zu fang'n? Doch mein Truman Show Boot fährt im Sonnenuntergang Gegen eine Wand   Sie musste rennen, um noch ihre Bahn zu erwischen. Etwas außer Atem setzte sie sich auf einen freien Platz am Fenster und ließ sich gegen den Sitz sinken. Der Tag war die Hölle gewesen, jetzt noch den Anschluss zu verpassen, hätte sie wirklich nicht gebrauchen können. Als der Zug losfuhr, ließ sie ihren Blick aus dem Fenster wandern. Die vorbeiziehende Stadt wirkte genauso trist und trostlos, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ihr Herz verkrampfte sich. Sah so nun ihr Leben aus? Tag ein Tag aus, immer zu nur Schmerz und Leere? Sie begann, gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Der Druck, den ihre Zähne verursachten, fühlte sich tröstlich an und ließ sie spüren, dass sie noch fühlen konnte. Manchmal, wenn sie nervös war und nicht aufpasste, biss sie versehentlich zu fest zu. Das war auch der Grund, warum ihre Lippen so spröde und rissig waren, die blutigen Stellen hatten nie wirklich Zeit, zu verheilen. Der Zug fuhr eine Weile still vor sich hin. Es waren nicht viele andere Passagiere außer ihr anwesend. Sora starrte weiter aus dem Fenster und steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen. In der einen ertastete sie die Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug. In der anderen steckte ihr Handy, welches sie nun herauszog. Der Akku war fast leer, doch sie entsperrte das Smartphone trotzdem und öffnete den Ordner mit den Fotos. Als sie durch die Galerie scrollte, wischte sie die Selfies von sich und alle anderen Aufnahmen beiseite, bis sie zu dem Bild kam, welches sie suchte. Sie starrte auf das Handy und spürte dieses altbekannte Stechen im Herzen. Auf dem Bildschirm lächelte er ihr entgegen, so, wie er es immer getan hatte. Jedenfalls, bis er sich von ihr getrennt hatte. Mit dem Daumen und dem Zeigefinger tippte sie auf das Handy und zoomte ran. Sie hatte es immer geliebt, ihm mit ihren Fingern durch seine braunen, wuscheligen Haare zu fahren. Sie hatte es geliebt, wie er sie anlächelte und dabei ihren Namen sagte. Sie liebte einfach alles an Taichi. Als sie es nicht länger ertrug, sperrte sie ihr Telefon wieder und ließ es zurück in ihrer Jackentasche gleiten. Es war bereits 3 Monate her, dass er sie verlassen hatte, doch es fühlte sich mit jedem Tag schlimmer an. Und was am aller meisten schmerzte, war die Tatsache, dass ihm die Trennung nicht so viel auszumachen schien, wie ihr. Er wirkte noch genau so fröhlich und unbekümmert, wie er es immer tat, während sie sich jede Nacht in den Schlaf weinte. „Lass uns Freunde bleiben.“, hatte er damals zu ihr gesagt. Aber wie blieb man mit jemandem befreundet, den man so sehr liebte, wie sie ihn? Also hatte sie begonnen, Abstand zu halten. Nicht nur zu ihm, sondern auch zu allen anderen. Die Erinnerungen, die auch ihre Freunde in ihr auslösten, waren einfach zu viel für sie. Der Zug hielt an der nächste Station und Sora hob ihren Kopf. Am Bahnsteig warteten die Menschen, dass auch ihre nächste Bahn endlich einfuhr. Da erweckte eine bekannte Person ihre Aufmerksamkeit. Ihre langen, braunen Haare trug sie offen und sie schien sich mit jemandem zu unterhalten, den Sora nicht sehen konnte. Mimi lachte ihr kokettes Lachen und man sah ihr an, dass sie flirtete. Einen Augenblick überkam Sora Sehnsucht nach ihrer besten Freundin. Auch sie hatte sie seit der Trennung kaum noch gesehen, hatte ihre Anrufe ignoriert und Nachrichten, wenn überhaupt, nur sporadisch beantwortet. Aber immerhin schien es ihr gut zu gehen. Dass beruhigte sie. Ihr Zug setzte sich wieder in Bewegung und Sora lehnte sich neugierig nach vorne. Sie wollte sehen, mit wem Mimi sprach, wollte wissen, wer sie so zum Lachen bringen konnte. Und als sie die Person erkannte, war es, als reiße man ihr Herz noch einmal in tausend Stücke. Neben Mimi stand Taichi und lächelte die Brünette an. So, wie er Sora früher angelächelt hatte. Sie wollte den Blick abwenden, doch sie konnte nicht. Als der Zug weiterfuhr, schnellte ihr Kopf nach hinten und sie fixierte weiter die beiden Personen, von denen sie einmal gedacht hatte, dass sie die wichtigsten Menschen in ihrem Leben waren. Wieso passierte das nur? Hatte sie in ihrem Leben so viel Unrechtes getan, dass sie diesen Schmerz verdiente? Es fühlte sich für sie nur wie ein paar Sekunden an, dass der Zug bereits im nächsten Bahnhof einfuhr und kurz darauf zum stehen kam. Ohne zu überlegen, sprang sie auf und stürmte aus der geöffneten Tür. Sie achtete nicht auf ihre Umgebung, wusste nicht, wo genau sie eigentlich war, sondern lief einfach nur. Als sie nach einer Weile stehen blieb, brannte ihre Lunge und ihr Herz raste bedrohlich in ihrer Brust. Sie hob den Blick gen Himmel und blinzelte ein paar Mal in Richtung der grauen Wolkendecke. Sie spürte, wie sich Flüssigkeiten in ihren Augen zu sammeln begann und versuchte erfolglos, sie zurückzuhalten. Sora fühlte sich so verraten. Sie fühlte sich verlassen. Sie fühlte sich gebrochen. Die Tränen hinterließen eine heiße und feuchte Spur auf ihren Wangen, als sie ihnen freien Lauf ließ. Nach einer ganzen Weile, in der sie einfach nur stumm geweint hatte, fühlte sie sich, als sei sie innerlich ausgetrocknet. Als habe sie mit den Tränen auch all ihre Lebensenergie ausgeweint. Sie hob ihren Kopf und sah sich um. Dieser Teil der Stadt kam ihr nicht im Entferntesten bekannt vor, aber er wirkte dreckig und heruntergekommen. Sie begann, wie in Trance, einen Schritt vor den anderen zu setzen und lief ohne ein Ziel los. Es wurde bereits langsam dunkel, doch das war ihr egal. Eigentlich, war ihr alles egal. Als sie etwas gelaufen war, kam sie an einem Minimarkt vorbei. Sie blieb stehen und starrte auf die Neonbeleuchtung, die sie einlud, einzutreten. Ohne groß darüber nachzudenken, legte sie ihre Hand auf den Türgriff und betrat das Geschäft. Der Verkäufer, ein Mann im mittleren Alter, sah gelangweilt von seiner Zeitschrift auf und kümmerte sich nicht weiter um sie. Erst als sie vor ihm stand und eine Flasche auf dem Verkaufstresen abstellte, sah er zu ihr auf. Er blickte ihr ins Gesicht und musterte sie eingehend. „Kann ich deinen Ausweis sehen?“, fragte er, als er die Flasche mit dem Wodka abscannte. Sora kramte in ihrer Jackentasche und hielt ihm ihren Personalausweis, der sie als 24 kennzeichnete, hin und bezahlte den Alkohol. Als sie den Laden verließ, hielt sie auf den gegenüberliegenden Spielplatz zu. Dort ließ sie sich auf eine Bank nieder und starrte geradeaus. Sie spürte, wie der Schmerz drohte, sich seinen Weg an die Oberfläche zu bahnen und drehte kurzer Hand den Deckel der Flasche ab. Die Flüssigkeit brannte in ihrer Kehle und nach dem ersten Schluck musste sie husten. Doch sie setzte sofort noch einmal an und schon im nächsten Augenblick spürte sie, wie sich ein dumpfer Nebel auszubreiten begann. Noch einen Schluck. Und noch einen. Bis der Schmerz aufhörte. Was hatte sie nur getan, um so ein Leid zu verdienen? War sie wirklich so ein schlechter Mensch? Oder wollte das Leben sie einfach nur prüfen? Einmal testen, wie viel sie ertragen konnte? Viel mehr war es nicht. Mehr als das, hielt sie nicht aus. Wenn sie dachte, die Trennung habe sie zerstört, dann war das jetzt noch die Zugabe. Der Alkohol begann, ihre Sinne zu betäuben und sie spürte, wie sie sich langsam etwas besser fühlte. Leichter und schwerer zu gleich. Mit der einen Hand hielt sie die Flasche, die andere steckte sie in die Jackentasche, um nach der Zigarettenschachtel zu tasten. Etwas ungeschickt zog sie sie heraus und stellte den Wodka beiseite, um sich eine Kippe anzuzünden. Als sich ihre Lunge mit dem Rauch füllte, sog sie ihn tief ein und behielt ihn einen Moment bei sich, bevor sie ihn dann wieder ausstieß. Taichi wollte immer, dass sie mit dem Rauchen aufhörte. Sie hatte es auch lange Zeit geschafft, aber nach der Trennung hatte sie sofort wieder damit angefangen. Sie nahm noch einen tiefen Zug. Dann zog sie ihr Handy aus der anderen Jackentasche und drücke auf den Knopf. Doch dieses Mal leuchtete es nicht auf, der Akku war endgültig leer.   Sie seufzte frustriert auf und lehnte sich zurück. Würde dieser Schmerz jemals erträglicher werden?   Kapitel 4: Mit dir schlafen- TakeruXHikari ------------------------------------------ Ich will nicht sagen, dass ich mit dir schlafen will Aber ich will mit dir schlafen Es sind wieder einmal die Gedankenfilme Die mich hilflos versklaven Ich will nicht sagen, dass ich mit dir schlafen will Ich will nicht sagen, dass ich dich versklaven will Deshalb sitz ich in der Ecke und ich warte still Darauf, dass du mit mir schlafen willst Ich hab gehofft, wenn man älter wird, geht's nur noch um Liebe Doch in mir kocht immer noch ein Proteinshake Derselbe Blick war früher sexy, heut ist es ein Creep-Face Teenage Dirtbag, nur ohne das Teenage Dabei wollt ich doch zeigen, ich bin nicht wie diese Asozialen Dich als Menschen wertschätzen, ignorier den Sabberfaden Abgesehen davon bin ich feinfühlig: "Hi, grüß dich" Aber die Gedanken sind freizügig   Hikari seufzte und blickte sich im Raum um. Sie kannte hier, bis auf die Person, die sie mitgebracht hatte, nicht einen einzigen Menschen. Das Glas Wein, welches sie sich vor einiger Zeit geholt hatte, war auch schon fast ausgetrunken. So langsam fühlte sie sich wirklich nicht mehr wohl. Von ihrem Sitzplatz, auf einem der großen, roten Samtsofas aus, konnte sie den Raum gut überblicken. Auf der Party waren um die 20 Personen anwesend. Die Männer trugen Anzüge, die Frauen wirklich teuer aussehende Abendkleider. Sie warf einen Blick auf ihr eigenes Kleid und kam sich, mal wieder an diesem Abend, etwas underdressed vor. Als er gesagt hatte, er habe etwas Besonderes mit ihr vor und dass sie sich etwas schickes dafür anziehen sollte, hatte sie stundenlang vor ihrem Kleiderschrank gestanden, um ein passendes Outfit auszusuchen. Schließlich war ihre Wahl auf ihr liebstes Abendkleid gefallen, ein schlichtes rotes Etuikleid, welches ihr knapp bis zu den Knien ging. Ihr Blick glitt hinüber zu ihrer Begleitung und in diesem Moment, sah er ebenfalls zu ihr. Takeru lächelte sie an und unwillkürlich lächelte Hikari zurück. Sie konnte es nicht verhindern, so unwohl sie sich auf der Firmenparty, zu der er sie mitgenommen hatte auch fühlte, jedes Mal wenn er sie ansah, bekam sie dieses Kribbeln im Bauch. Sie gingen jetzt bereits seit einigen Monaten miteinander aus, kannten sich aber schon viel länger. Ihre Brüder, Tai und Matt, waren alte Schulfreunde und hatten in der Kindheit und Jugendzeit viel miteinander unternommen. Und wenn sie sich trafen, nahmen sie oft auch ihre jüngeren Geschwister mit. Doch im Laufe der Jahre hatten sie sich aus den Augen verloren, die Eltern von Matt und Takeru hatten sich scheiden lassen und die Brüder waren an unterschiedliche Orte gezogen, wodurch auch der Kontakt zu beiden abbrach. Und vor knapp 7 Monaten, da hatte Hikari den jüngeren der beiden ganz zufällig in einem Einkaufszentrum wiedergetroffen. Sie waren einen Kaffee trinken gegangen, hatten sich unterhalten und darauf folgten dann weiter Dates. Und nun, saß sie heute hier. Sie wollte noch einen Schluck Wein nehmen und bemerkte, dass ihr Glas leer war. Also stand sie auf, um sich an der Bar noch etwas zu trinken zu holen. Dieses Mal bestellte sie jedoch nur ein Wasser. Während sie auf ihr Getränk wartete, fiel ihr Blick wieder auf Takeru. Er trug einen dunkelgrauen Anzug mit einem weißen Hemd, ohne Krawatte und unterhielt sich grade mit einem älteren Mann. Als er lachte, schlug ihr Herz schneller. Wieder einmal ging ihr durch den Kopf, was für ein attraktiver Mann aus ihm geworden war. Sicher, man hatte auch in seiner Jugendzeit schon gesehen, dass er sehr hübsch war, doch nun, wo er älter war und eine gewisse Reife besaß, fand sie ihn regelrecht anziehend. Manchmal erwischte sie sich dabei, wie sie ihm in die Meer-blauen Augen schaute und sich fast darin verlor, so dass es ihr schwer fiel, dem Gespräch, welches sie grade führten, zu folgen. Und dann sein Körper. Dass er regelmäßig Sport machte, war ihm eindeutig anzusehen. Ohne zu überlegen konnte sie sagen, dass er der attraktivste Mann war, mit dem sie jemals ausgegangen war. Und eigentlich hatte sie sich von diesem Abend eine andere Wendung erhofft. Es war nicht so, dass sie nur auf das Eine mit Takeru aus war. Sie mochte ihn wirklich. Immerhin gingen sie jetzt schon seit Monaten miteinander aus und kannten sich auch schon etliche Jahre. Aber wenn ein Mann einer Frau sagt, er habe etwas Besonderes für sie geplant und dass sie sich zurecht machen sollte, dann erwartete sie eigentlich nicht, auf eine Firmenfeier mit ihm zu gehen. Dann suchte sie sich zusammenpassende Unterwäsche raus, rasierte sich die Beine und hoffte, dass ES endlich passieren würde. Als sie auf den Tresen sah, stand ein Glas Wasser für sie darauf. Sie bedankte sich und nahm direkt einen Schluck. Ob sie wohl den ganzen Abend hier bleiben würden? Hikari senkte das Glas und suchte automatisch wieder nach Takeru, doch er stand nicht mehr neben dem Mann, mit der er sich bis grade noch unterhalten hatte. Ihr Blick ging durch den Raum, doch sie entdeckte ihn nicht. „Also, warum steht eine so schöne Frau ganz allein hier herum?“ Seine Stimme plötzlich so nah an ihrem Ohr zu hören, verpasste ihr schlagartig eine Gänsehaut. Sie drehte den Kopf zur Seite, Takeru stand direkt neben ihr. „Hm, man hat mich einfach warten lassen.“, sagte sie und sah ihn aus ihren großen, braunen Augen an. „Das ist aber unhöflich.“, erwiderte er schmunzelnd. „Ja, oder?“, entgegnete sie und lächelte ebenfalls. Er trat noch einen Schritt näher an sie heran und sagte leise zu ihr: „Wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden?“ Ihr Herz begann von Neuem, wie wild zu rasen und sie nickte zur Bestätigung. Takeru hielt ihr seine Hand hin, welche sie ergriff und gemeinsam machten sie sich auf dem Weg in Richtung Garderobe. „Musst du dich nicht noch verabschieden?“, fragte Hikari, als er ihr grade in den Mantel half. „Ich habe meinem Chef vorhin schon gesagt, dass wir gehen werden. Er wusste, dass ich nur kurz vorbeikommen würde, weil ich eigentlich gar nicht kommen wollte.“, antwortete Takeru. Hikari sah ihn nun fragend an. Warum hatten sie herkommen müssen, wenn er es gar nicht wollte? Doch auf ihren Blick hin, begann Takeru wieder zu schmunzeln, tippte ihr auf die Nase und erklärte: „Nun ja, eigentlich hatte ich heute ein Date mit einer unglaublich tollen Frau. Und nur auf Drängen meines Chefs, weil er etwas sehr Wichtiges mit mir besprechen musste, habe ich zugesagt, kurz vorbei zu schauen.“ „Oh, warst du heute noch mit einer anderen als mit mir verabredet?“, scherzte Hikari und drückte den Knopf, um den Aufzug zu holen. Takeru lachte auf. „Ja und wenn ich dich weg gebracht habe, dann kann ich mich endlich mit ihr treffen.“, stieg er auf ihre Neckereien ein. „Aber jetzt mal im Ernst. Danke, dass du mitgekommen bist. Ich hätte dich wohl vorwarnen sollen, aber ich hatte Angst, dass du dann keine Lust hast, dich heute mit mir zu treffen.“, gestand er und warf ihr einen Blick zu. Sie sah ihn ebenfalls an und schon breitete sich wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch aus. Als sie ihm antwortete, versuchte sie dabei locker zu klingen, doch er verschlug ihr buchstäblich den Atem. „Ach schon gut, ich hatte heute Abend sowieso nichts anderes vor.“ Ein leises Ping ertönte und verkündete die Ankunft des Aufzugs. Für einen kurzen Moment konnte sie sich mal wieder nicht vom Anblick seiner wunderschönen, blauen Augen, lösen. Doch als es lächelte und sagte: „Na komm, wir sollten einsteigen.“, blinzelte sie ein paar Mal und folgte ihm dann in den Fahrstuhl. Als sie nebeneinander standen, kam sie sich ein wenig albern vor. In Takerus Nähe mutierte sie fast schon zu einem hormongesteuerten Teenager. Es war zum verzweifeln und am liebsten hätte sie laut aufgeseufzt. Doch plötzlich spürte sie, wie Takerus Hand ihre streifte. Im ersten Moment dachte sie sich nichts dabei, doch dann legte er seine Finger um ihre. Es war nicht ungewöhnlich, sie hatten bereits nach dem 3. Date begonnen, sich an der Hand zu halten. Also sah sie jetzt zu ihm auf und lächelte ihn an. Aber als sie in seine Augen sah, begann ihr Herz erneut zu rasen. Sein Blick hatte sich nun vollkommen verändert. Das Blau seiner Augen wirkte viel intensiver und ein Glanz lag darin. Mit der Hand, die ihre ergriffen hatte, schob er sie nun sanft in Richtung Fahrstuhlwand. Hikari spürte, wie das Verlangen in ihre wuchs. Begierig beugte sie sich ihm entgegen und im nächsten Moment fanden ihre Münder zueinander. Es war nicht ihr erster Kuss, aber mit solch einer Leidenschaft waren ihre Lippen noch nie aufeinandergetroffen. Hikari legte ihre Hände um Takerus Körper und zog ihn enger an sich. Er stemmte die seinen gegen die Wand des Fahrstuhls, links und rechts von ihrem Körper, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Seine Lippen fühlten sich weich an und schmeckten süß, verführerisch. Sie wollte mehr. Also strich sie mit ihrer Zunge sanft darüber, bis sie spürte, dass er ihr Einlass gewährte. In ihrem ganzen Körper fühlte sie kleine elektrische Impulse, als stünde sie unter Strom. Wann hatte sie jemals ein Kuss so um den Verstand gebracht? Als sie dann noch spürte, wie Takeru seine Hände auf ihre Hüfte legte, um den Abstand zwischen ihnen noch mehr zu verringern, durchfuhr sie ein wohliger Schauer. Oh, er könnte alles mit ihr machen, was er wollte. Jetzt, hier, auf der Stelle. Doch in diesem Moment erklang erneut ein leises Ping und verkündete, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Atemlos lösten sie sich voneinander und sahen sich einen kurzen Augenblick an. Dann legte sich ein Lächeln auf ihrer beider Lippen. Takeru ergriff Hikaris Hand und sie verließen gemeinsam den Fahrstuhl. Als sie auf das Taxi warteten, drehte sich Takeru zu ihr um sagte: „Also, die Frage was wir machen, hat sich grade erübrigt, denke ich. Jetzt müssen wir nur noch klären: Fahren wir zu dir, oder zu mir?“ Hikari sah ihn an und ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich würde sagen, wir fahren zu dir.“, antwortete sie und beugte sich erneut zu ihm, um ihre Lippen auf seine zu legen. Kapitel 5: Alles was ich hab- Taichi ------------------------------------ Gebe alles, was ich hab' für alles, was ich will Ich will 'ne ganze Menge, also geb' ich ganz schön viel Lebe für die Sache und weiß nicht mal, was sie ist Ist auch scheißegal, solange ich was fühl' Sag, wie lahm ist das Leben ohne Risiko? Ohne Wagen fahren Räder ohne Leben los Sag, wie lahm ist das Leben ohne Risiko? Ich tausch' 'n bisschen Mut gegen tolle Aussicht Und wie das geht? Digga, weiß ich auch nicht Wer's nicht versucht, ist irgendwann ganz traurig, ja Ich glaub', ich tausch' 'n bisschen Mut gegen tolle Aussicht Und wie das geht? Digga, weiß ich auch nicht Wer's nicht versucht, ist irgendwann ganz traurig Komm trau, trau, trau, trau, trau, trau Komm schon, trau dich   Langsam ließ er das Papier, welches er in der Hand hielt, sinken. Er starrte nun schon seit geschlagenen 20 Minuten darauf, ohne zu einer wirklichen Entscheidung gekommen zu sein. Warum musste das auch so schwer sein? Wieso durfte ein Blatt Papier über den Verlauf seiner restlichen Zukunft entscheiden? Er hob seinen Kopf und sah sich um. Seine Freunde schienen mit ihrer Wahl keine Probleme zu haben. Sie schienen sich alle bereits seit Jahren sicher zu sein, was sie später einmal machen wollten. Sein Blick fiel auf seinen besten Freund, der sich grade mit dessen Freundin unterhielt. Die beiden begannen zu lachen und unwillkürlich legte sich auch auf Taichis Lippen ein Lächeln. Yamato und Sora hatten wirklich lange gebraucht, um sich ihrer Gefühle füreinander bewusst zu werden. Doch nun waren sie seit gut einem Jahr ein Paar und waren so glücklich miteinander, dass es fast schon ansteckend war. Er hob noch einmal das Blatt Papier an und schielte auf die Zeilen. Immatrikulationsantrag. Er würde bald auf die Uni gehen und studieren. Aber was wollte er studieren? Mit einem frustrierten Aufstöhnen ließ er das Papier erneut sinken und schlug mit einer Hand flach auf den Tisch. Mit der anderen fuhr er sich durch das wuschelige, braune Haar und zerzauste es noch mehr. „Hey, alles okay?“, fragte Yamato, der auf Taichis Reaktion hin zu ihm herübergekommen war. Sora und er hatten ihre Unieinschreibungen bereits vor Wochen ausgefüllt und eingereicht. Sie wussten ganz genau, was sie in ihrem Leben machen wollten. Manchmal beneidete Taichi sie wirklich. Er hob den Kopf und sah seinen besten Freund an. „Hast du den Antrag immer noch nicht abgegeben? Die Frist läuft bald ab…“, begann Yamato, was seinem Gegenüber ein Schnauben entlockte. „Ach, was du nicht sagst. Ich weiß einfach nicht, wofür ich mich entscheiden soll.“, erklärte Taichi und klang dabei so frustriert, dass sein Freund ihn mit einem mitleidigen Blick bedachte. Nun kam auch Sora zu den beiden herüber, sie hatte das Gespräch mit angehört. „Hast du schon einmal versucht, eine Liste zu erstellen?“, fragte sie. Taichi sah sie ungläubig an. „Eine Liste?“, fragte er. Sora, die sich nun auf den Platz vor ihm setzte, lächelte ihn an, als sie antwortete: „Ja, eine Liste. Da kannst du dann aufschreiben, welcher Studiengang für dich in Frage kommt und warum. Und dann vergleichst du sie miteinander. So kannst du rausfinden, was am ehesten was für dich wäre.“ Er dachte einen Moment über ihre Worte nach. „Aber was, wenn ich nicht rausfinden möchte, was am ehesten etwas für mich ist, sondern, was perfekt für mich ist?“, sprach er seine Gedanken laut aus. Sora legte einen Finger an ihr Kinn, seine Worte brachten auch sie zum Nachdenken und sie schien nicht so recht zu wissen, was sie ihm darauf antworten sollte. Dafür ergriff Yamato das Wort: „Naja, wenn du so an die Sache herangehst, dann wirst du es wahrscheinlich nie herausfinden. Du warst nie der Typ, der zu sehr über etwas nachdenken durfte. Deine Entscheidungen kamen immer aus dem Bauch. Hör einfach mal in dich hinein und dann entscheide.“ Als Taichi an diesem Nachmittag nach Hause ging, war er um einige Ratschläge reicher, doch eine Entscheidung hatte er immer noch nicht treffen können. In der Mittagspause hatten sich auch seine anderen Freunde noch dazu geäußert, wie er ihrer Meinung nach am besten ein Studienfach für sich finden konnte. Koushiro war der Ansicht, er könne eine Analyse mittels eines Computerprogramms für ihn erstellen, mit dem er sofort herausfand, was das Richtige für Taichi war. Er hatte dankend abgelehnt. Als Mimi ihm vorschlug, alle in Frage kommenden Fächer auf einen Zettel zu schreiben, in einen Topf zu werfen und den Zufall entscheiden zu lassen, war er sogar kurz versucht, diesen Vorschlag in Betracht zu ziehen. Aber als sie sich kurz darauf als Glücksfee anbot, die das Los, welches über den Verlauf seiner Zukunft entscheiden sollte, zu ziehen, merkte er selbst, wie verrückt diese Idee war. Mimi war etwas stinkig, er habe sie verrückt genannt, doch als er sich zu ihr hinüberlehnte und ihr einen Kuss gab, um sie zu besänftigen, war alles schnell verziehen. So gut es seine Freunde auch meinten, wirklich weitergeholfen hatte ihm keiner von ihnen. Außer vielleicht Yamato. Sein bester Freund kannte ihn wirklich gut und es stimmte, die meisten von Taichis Entscheidungen traf er spontan und aus dem Bauch heraus. So hatte er zum Beispiel auch Mimi vor ein paar Monaten zu ihrem ersten Date eingeladen. Die beiden waren schon Jahre lang gute Freunde, bekamen sich eigentlich ständig wegen jeder Kleinigkeit in die Haare, aber Taichi hatte sie immer wirklich attraktiv und interessant gefunden. Und dann, eines Tages, als sie gemeinsam auf dem Weg nach Hause waren, da hatte er sie einfach gefragt, ob sie nicht Lust hätte, mal mit ihm auszugehen. Mimi war so überrascht, dass sie sofort zustimmte. Doch war das wirklich die richtige Herangehensweise, um über den Verlauf seiner Zukunft zu entscheiden? Hier ging es nicht darum, jemandem um eine Verabredung zum Abendessen zu bitten. Hier ging es immerhin darum, was er studieren wollte. Um seine Karriere. Aber grade in diesem Moment fühlte er sich einfach viel zu jung, um so einen schweren Schritt zu wagen. Manchmal wünschte er sich wirklich, er könnte wieder ein Kind sein. Dann müsste er sich um solche Dinge keine Gedanken machen, könnte sich treiben lassen und die Sachen auf sich zukommen lassen. Doch auch schon als Kind musste er schwere Entscheidungen treffen. Er hatte schnell erwachsen werden müssen, musste für andere da sein, musste mutig sein. Vielleicht war das auch ein Grund, warum er sich heute so schwer tat, dieses kleine Kreuz auf dem Blatt Papier zu setzen. Es bedeutete, dass seine Kindheit nun endgültig vorbei war. Er hing noch immer seinen Gedanken nach, als er die Wohnung betrat. „Da bist du ja, wie war dein Tag?“, begrüßte ihn seine kleine Schwester bereits, als er sich die Schuhe auszog. „Hallo Hikari, ganz okay. Und bei dir?“, antwortete Taichi und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Als er sich von ihr löste, bedachte sie ihn mit einem prüfenden Blick. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie mit ihrer ruhigen Stimme. Auf seinem Gesicht erschien ein kleines Lächeln. Er hatte vor ihr noch nie etwas verbergen können. Sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer und setzten sich gegenüber voneinander an den Tisch. Taichi stemmte eine Hand auf sein Kinn und musterte seine Schwester. Sie war zwar jünger als er, doch sie war bereits sehr reif und erwachsen für ihr Alter. „Es geht um mein Studienfach…“, begann er. Hikari nickte wissend, sie kannte seine Schwierigkeiten, denn sie unterhielten sich oft darüber. Nach einer Weile, in der Taichi geschwiegen hatte, fragte Hikari: „Was sagt dir denn dein Herz?“ „Mein Herz?“, fragte er und sah sie erstaunt an. Auf ihren Lippen erschien ein kleines Lächeln und sie sah ihm direkt in die Augen. „Du solltest vielleicht versuchen, herauszufinden, was du wirklich von Herzen gerne machen möchtest. In dieser Angelegenheit bringt es nichts, auf seinen Verstand zu hören oder aus dem Bauch zu entscheiden. Du musst auch wirklich mit dem Herzen dabei sein, sonst wirst du nicht glücklich mit dem, was du später einmal arbeitest.“, erklärte sie. Nun lächelte auch Taichi. Es erstaunte ihn oft, dass seine Schwester scheinbar immer die passenden Worte zu finden schien. „Danke, du hast mir wirklich geholfen!“, sagte er zu ihr und stand von seinem Platz auf. Als er an ihr vorbeiging, gab er ihr noch einen raschen Kuss auf ihr Haar und ging dann auf sein Zimmer. Hikari sah ihm nach, sie hoffte wirklich, dass ihm ihre Worte halfen. Als er an seinem Schreibtisch saß, lag das Blatt Papier wieder einmal vor ihm. Immatrikulationsantrag. Er schloss seine Augen und spürte in sich hinein. Seine Schwester hatte Recht. Dies war eine Entscheidung, die von Herzen kommen musste. Wenn er nicht bereit war, ein Risiko einzugehen um zu sehen, wo ihn sein Weg hinführte, dann würde er es für immer bereuen. Diese Sache erforderte seinen gesamten Mut. Dieses Mal hieß es, nicht auf Nummer sicher gehen, sondern mit ganzer Gewissheit das machen, was ihn für den Rest seines Lebens glücklich machen würde. Taichi öffnete seine Augen, führte den Stift in Richtung des Papiers und setzte sein Kreuz.     Kapitel 6: Fick ihn doch- Daisuke --------------------------------- Ich bin ein kleiner Spion in geheimer Mission Tarnjacke, Fernglas, Schatz, ich weiß, wo du wohnst Dass du gereizt von Verboten bist, beweise ich schon Bist du alleine im Zoo, bin ich verkleidet als Cro Ich hab Kostüme für alles, ich ermittle verdeckt Stichprobentest, die Leute finden's nicht so korrekt Dass ich dein' schwulen besten Freund zu einem Treffen auf Toilette ruf Äh, okay, der ist tatsächlich schwul Deinen Bettbezug bring' ich dir morgen rum Ich warte immer noch auf den Laborbefund Die sagen, du hast kein Gilette-Wachs benutzt Kombiniere, kombiniere, da ist etwas im Busch In Jalousie-bedeckter Wohnung amüsierst du dich alleine Du hörst Iggy Pop, dann fick ihn doch! Durch zeugenlose Wald und Wiesen gehst du Gassi mit dem Hund in einem Minirock Dann fick ihn doch! An euphorieberaubten Tagen frequentierst du eine Kirche und du sprichst mit Gott, Dann fick ihn doch! Alles tippitop, und das fickt mein' Kopf Dann fick ihn doch, fick ihn doch!   Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete er sie. Als er sie entdeckt hatte, war er einem Impuls gefolgt und hatte sich etwas hinter einer dieser großen Plakatwände zurückgezogen, damit sie ihn nicht entdeckte. Warum er das getan hatte, wusste er selber nicht so genau, aber von seiner Position aus, konnte er genau sehen, was sie in dem Geschäft tat und sie würde ihn nicht sofort entdecken, wenn sie nicht gezielt auf ihn achtete. Daisuke wurde langsam nervös. Sie war nun schon wirklich lange in dem Laden und unterhielt sich seit einer Weile mit einem Verkäufer. Er ballte seine Hand zur Faust. Wer brauchte denn so lange, um eine Kundin zu beraten? Sollte er vielleicht mal hineingehen und so tun, als sei er zufällig vorbeigekommen? Aber dann würde sich Hikari bestimmt von ihm kontrolliert fühlen. Und dieses Mal war er ihr ja wirklich nicht absichtlich gefolgt. Ja es stimmte, er konnte wirklich eifersüchtig werden. Und das war auch einer seiner Charakterzüge, die er selber am meisten an sich hasste. Doch manchmal verhielt er sich auch gar nicht bewusst so. Manchmal überkam es ihn einfach oder er geriet, so wie heute, zufällig in eine missverständliche Situation und dann reagierte er nur noch auf Geschehnisse. Was konnte er denn dafür, dass die Männer ständig mit seiner Freundin flirten mussten? Hikari ging nie darauf ein, dafür war sie viel zu anständig. Aber irgendwer musste den Typen ja mal die Leviten lesen. Und dafür war er zuständig. Doch Hikari hatte ihm schon mehrfach deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sein Verhalten unangebracht fand. Sie beteuerte, dass sie ihn liebte und mit keinem anderen zusammen sein wolle, außer mit ihm. Und natürlich glaubte er ihr, er vertraute ihr. Doch er vertraute den anderen Männern eben nicht. Dafür wusste er nur zu gut, was für eine tolle Frau seine Hikari war. Und wem er am allerwenigsten über den Weg traute, war ihr bester Freund Takeru. Jedes Mal, wenn sich die beiden trafen, wäre Daisuke am liebsten ausgerastet oder vor Eifersucht geplatzt. Die beiden kannten sich schon sehr lange und verstanden sich so gut, dass er allein schon auf ihre Freundschaft immer neidisch gewesen war. Manchmal fragte er sich, warum sie sich für ihn und nicht für Takeru entschieden hatte. Doch Hikaris Antwort darauf war einfach: weil sie auf diese Weise nicht füreinander empfanden. Daisuke konnte es manchmal nicht so recht glauben. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel riss ihn aus seinen Gedanken und er sah zum Geschäft. Hikari hatte es verlassen und ging jetzt, mit einer Einkaufstüte in der Hand, die Straße entlang. Einen kurzen Moment zögerte er. Sollte er ihr folgen? Eigentlich gab es keinen Grund dazu, sie hatte ihm gesagt, dass sie heute ein paar Besorgungen machen wollte. Doch irgendetwas in ihm drängte ihn dazu, sich in Bewegung zu setzen und ihr nach zu gehen. Immer darauf bedacht, genügend Abstand zu halten, damit sie ihn nicht entdeckte, lief er hinter ihr den Bürgersteig entlang. Ab und zu blieb sie stehen, um sich etwas in einem Schaufenster anzusehen oder wurde langsamer, als sie einen Blick auf ihr Handy warf. Als sie schon eine ganze Weile gelaufen war, klingelte ihr Telefon und sie nahm den Anruf entgegen. Sie blieb stehen und ging ein Stück an den Rand, damit sie nicht im Weg stand. Daisuke suchte schnell Schutz hinter einer nahe gelegenen Telefonzelle, von der aus er das Gespräch aber noch gut mit anhören konnte. „Hallo. Ja, ich war grade dort, danke für den Tipp. Nein, er weiß nicht, wo ich heute war.“, sagte Hikari zu der Person am anderen Ende der Leitung. Daisuke horchte auf. Sprach sie etwa über ihn? Sie sah auf die Uhr, die sie am Handgelenk trug und sagte dann: „Ja ich habe noch Zeit, er erwartet mich noch nicht zurück, also können wir uns noch treffen. Bis gleich.“ Dann legte sie auf, steckte ihr Handy wieder in ihre Handtasche und machte sich auf den Weg. Sie hatte tatsächlich über ihn gesprochen, denn nun war es 13 Uhr und Hikari hatte ihm gesagt, dass sie erst gegen 16 Uhr zuhause sein würde, weil sie Sachen erledigen musste. Sie hatte aber nicht gesagt, dass sie sich noch mit jemandem treffen würde. Daisuke setzte sich ebenfalls wieder in Bewegung, um ihr zu folgen. Es war gar nicht mehr weit bis zu dem Cafe, vor dem Hikari nun stehen blieb und wartete. Er wechselte die Straßenseite und beobachtete sie nachdenklich. Mit wem hatte sie gesprochen? Es vergingen ein paar Minuten und Daisuke beschloss, ihr eine Nachricht zu schreiben: Na, wie ist dein Tag? Was machst du grade Schönes? Er sah, wie Hikari ihr Handy aus der Tasche zog, als es piepte und sofort zurückschrieb: Ich habe immer noch nicht alles erledigt, ist ziemlich anstrengend. Freue mich auf später. Wie ist dein Tag? Einen Moment starrte er auf die Zeilen. Sie log ihn an. Warum erzählte sie nicht, dass sie sich noch mit jemandem traf? Er wollte schon zurückschreiben, dass er wisse, dass sie in ein Cafe ging und verabredet war. Doch da entdeckte er den Grund dafür, dass sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Die Person, mit der sie sich traf, kam grade an und begrüßte seine Hikari mit einer herzlichen Umarmung. Es war Takeru. Wut stieg in ihm auf. Wieso musste er ständig da sein und ihr Glück bedrohen? Die beiden betraten den Laden und suchten sich einen Sitzplatz in der Nähe des Fensters. Daisuke durchbohrte sie förmlich mit seinen Blicken. Hikari nahm sich die Karte und sah hinein, Takeru sagte etwas zu ihr und sie lachte. Das war genug. Er nahm sich sein Handy und drückte auf anrufen. Einen Moment später sah er, wie sie auf ihr Telefon blickte und dann etwas zu ihrem Gegenüber sagte. Und im nächsten Moment erklang das Besetztzeichen. Sie hatte ihn doch tatsächlich weggedrückt. Mit offenem Mund starrte Daisuke auf das Cafe. Er überlegte, ob er hinübergehen und Hikari zur Rede stellen sollte, doch im nächsten Moment drehte er sich um und ging einfach. Es war schon weit nach 16 Uhr, als sie nach Hause kam. Daisuke war noch eine Weile durch die Gegend gelaufen, um sich abzureagieren und es hatte für den Moment auch funktioniert. Doch als er jetzt hörte, wie sie die Wohnung betrat, sah er vor seinem inneren Auge wieder, wie sie mit Takeru in dem Cafe gesessen hatte. „Ich bin zuhause.“, hörte er Hikari sagen. Er reagierte nicht und starrte von seinem Platz auf dem Sofa einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand an. „Daisuke?“, fragte sie und betrat das Wohnzimmer um zu sehen, ob er da war. Noch immer war er nicht fähig, ihr zu antworten, weil er versuchte, seine Wut im Zaum zu halten. „Hey, da bist du ja. Ich…“ Sie kam auf ihn zu, doch als ihr Blick auf seine zu Fäusten geballten Hände und sein steinernes Gesicht fiel, stockte sie in ihrer Bewegung. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie verunsichert. Daisuke drehte langsam den Kopf in ihre Richtung. „Ja sicher, was soll denn sein?“, fragte er unnatürlich ruhig und leise. Hikari machte unwillkürlich einen Schritt zurück. „Du siehst aber nicht so aus, als wäre alles in Ordnung.“, gab sie zurück. Er stand langsam auf, blieb aber auf der Stelle stehen. Dann sah er ihr direkt ins Gesicht und sagte: „Frag doch Takeru, ob alles in Ordnung ist.“ Auf Hikaris Gesicht erschien ein verwunderter Ausdruck. „Wie bitte? Ich weiß nicht, was du meinst.“, sagte sie und ihre Augen weiteten sich. So langsam bereitete ihr sein Verhalten wirkliches Unbehagen. Daisuke entwich ein ungläubiges Schnauben. „Ach komm schon, leugne es nicht. Ich hab euch heute gesehen. Ihr habt euch getroffen und du hast mich deswegen angelogen.“ Nun weiteten sich ihre Augen noch mehr, doch dieses Mal vor Überraschung. Auf Daisukes Gesicht erschien ein spöttisches Lächeln. „Siehst du? Von wegen, ihr seid nur Freunde. Wenn du lieber mit ihm zusammen wärst, dann mach doch Schluss mit mir. Aber lüg mich nicht an.“, sagte er bitter. Hikaris Gesichtsausdruck veränderte sich. Plötzlich wirkte sie nicht mehr überrascht, sondern wütend. „Also erst einmal, habe ich dir schon so oft gesagt, dass du mir nicht nachspionieren sollst. Das hasse ich wie die Pest. Wenn du mich gesehen hast, hättest du mich auch ansprechen können.“, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Daisuke wollte etwas erwidern, doch sie sprach bereits weiter: „Und dann mein Lieber: Takeru und ich sind nur Freunde und er hat sicher kein Interesse an mir.“ „Ach ja, das sieht aber immer ganz anders aus.“, sagte Daisuke. „Oh nein, da bin ich mir ganz sicher. Denn das,“ Hikari holte ihr Handy heraus und tippte auf ihrem Bildschirm herum. Dann drehte sie es zu Daisuke und hielt ihm ein Foto hin. Es zeigte Takeru und einen dunkelhaarigen Mann. „Das ist nämlich sein neuer Freund.“, beendete sie ihren Satz. Daisuke starrte auf den Bildschirm. Die beiden Männer hielten sich im Arm und lächelten ihm entgegen. „Freund im Sinne von…“ „Fester Freund.“, bestätigte Hikari. „Seit wann steht er denn auf Männer?“, fragte Daisuke und blinzelte sie perplex an. „Schon seit wir uns kennen.“, sagte sie und zog ihr Handy wieder weg. Wie unangenehm. Das war ihm nie aufgefallen. „Warum hast du mir das nie gesagt?“, fragte er und sah sie an. Hikari zuckte mit den Schultern. „Es ist kein Geheimnis und ich dachte, du wüsstest es.“, sagte sie. Dass Daisuke ein Problem mit anderen Männern hatte, wusste sie, aber dass er auch auf ihren besten Freund eifersüchtig war, hatte er ihr nie klar und deutlich gesagt. „Und warum hast du mir dann nicht gesagt, dass ihr euch heute trefft? Oder was du heute machst?“, fragte er. Plötzlich kam sich Daisuke ziemlich mies vor. Hikari warf ihm noch einen Blick zu, dann seufzte sie und ging einen Schritt auf ihn zu. Als sie direkt vor ihm stand, tippte sie ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und sagte: „Weil du, mein Lieber, in zwei Wochen Geburtstag hast und ich dein Geschenk kaufen musste. Und Takeru hat mir einen Laden empfohlen, wo ich das heute abgeholt habe. Und damit du nichts merkst, weil du immer so neugierig bist, habe ich nichts gesagt.“ „Oh…“, gab er nur von sich und kam sich plötzlich noch bescheuerter vor, als ohnehin schon. „Ja, oh.“, sagte Hikari. Doch als sie in sein Gesicht sah und den schuldbewussten Ausdruck darauf bemerkte, legte sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. „Hab einfach mehr Vertrauen, mehr will ich gar nicht von dir.“, sagte sie. Daisuke nickte und erwiderte: „Ich gebe mir Mühe, versprochen.“ Und das meinte er auch so. Alles, was er tun konnte, war sich Mühe zu geben und ihr zu vertrauen. Denn dass sie ihn liebte, dass wusste er. Kapitel 7: Liebeslied- YamatoXSora, TaichiXMimi ----------------------------------------------- Bessa Bessa- YamatoXSora Aufhören zu rauchen war nie so meins An das Gute glauben war nie so meins Für Jemanden da sein war nie so meins Morgens schon am Start sein war nie so meins Aber mit dir glaub' ich, mit dir glaub' ich schon irgendwie Weil mit dir ist anders, irgendwie anders, anders irgendwie, anders Du bist so viel besser, besser, besser, besser, besser Weil du wärst vielleicht schon meins (vielleicht) Also nur, wenn ich deins wär' (vielleicht) Dann könnte deins meins sein (vielleicht) Und wir dann beide besser, besser, besser, besser, besser   Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, nahm Yamato das Fotoalbum in die Hand und schlug es auf. Auf dem ersten Bild strahlte ihm seine wunderschöne Braut entgegen. Das Bild war an ihrem Hochzeitstag entstanden und er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen. Er war so aufgeregt. In dieser Nacht hatte er kein Auge zu bekommen. Sora hatte bei ihrer Trauzeugin übernachtet, weil es angeblich so Tradition war. Aber er wusste noch genau, dass sie ihn irgendwann angerufen hatte, weil sie nicht schlafen konnte. Sie beklagte sich, dass Mimi einfach vor dem laufenden Fernseher weggeduselt war, obwohl sie ihr versprochen  hatte, sie abzulenken. Yamato musste unwillkürlich lachen. „Du machst dich über mich lustig.“, schmollte Sora. Yamato schmunzelte. „Ach was, aber wenn du möchtest, kann ich dich abholen kommen, dann lenke ich dich ab.“, bot er an. „Oh nein, wir dürfen uns vor der Hochzeit nicht sehen, das bringt Unglück!“, begehrte sie auf. „Ich wusste gar nicht, dass du so abergläubisch bist.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Normalerweise bin ich das auch nicht, aber morgen soll alles perfekt werden!“ „Solange du da bist, wird es auf jeden Fall perfekt.“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Und das meinte er auch so. Seit er Sora hatte, war alles anders, irgendwie besser. Durch sie war er zu einem besseren Menschen geworden. Und morgen würden sie ihr Glück vollkommen machen. Er hörte, wie Sora kicherte. „Naja, du solltest auch dabei sein, damit es perfekt werden kann.“ Das entlockte ihm ein Lachen. „Da hast du wohl Recht. Ich liebe dich. Und morgen wird bestimmt der absolut perfekteste Tag in unserem Leben.“ Yamato blätterte auf die nächste Seite und besah sich die Bilder. Ihre Hochzeit war der glücklichste Tag in seinem Leben, aber er war absolut chaotisch. Wenn er im Nachhinein daran dachte, konnte er darüber lachen und erzählte die Geschichte gerne. Doch an diesem Tag war so viel schief gelaufen, dass er wirklich glaubte, sie seien verflucht und über ihrer Ehe stünde ein schlechtes Omen. Zuerst kam Soras Stylistin nicht, weswegen Mimi spontan einspringen musste. Sie hatte zwar erstaunlich gute Arbeit geleistet, aber ab da war die Braut schon völlig fertig mit den Nerven. Dann verspätete sich am Standesamt auch noch Taichi, Yamatos Trauzeuge. Das war zwar nichts Ungewöhnliches für ihn, aber an diesem Tag eine absolute Vollkatastrophe, weil er die Ringe bei sich hatte. Und zu allem Überfluss fiel auch noch ihre Standesbeamtin aus, weil sie spontan in den Wehen lag. Und alle Vorgespräche, die sie mit ihr geführt hatten, waren umsonst und sie wurden von einem neuen Standesbeamten, der sie gar nicht kannte, getraut. Aber trotz all der Schwierigkeiten, als Yamato Sora in ihrem weißen Kleid hereinkommen sah, da stockte ihm der Atem. Sie war einfach wunderschön und perfekt. Und auch Taichi hatte es noch grade so geschafft, in letzter Minute anzukommen. Also waren auch Trauzeuge und Ringe anwesend. Auch der Standesbeamte gab sich viel Mühe, einige persönliche und schöne Worte an sie zu richten. Aber im Nachhinein erinnerten sie sich sowieso nicht daran, weil sie in diesem Augenblick nur aufeinander achteten. Der Moment, als sie sich gegenseitig die Ringe an den Finger steckten. Als sie sich das Ja-Wort gaben. Als sie sich das erste Mal als Mann und Frau küssten. Das waren die Erinnerungen, die blieben. Yamato blätterte auf die letzte Seite, auf der das Gruppenfoto von ihrer Hochzeitsgesellschaft zu sehen war. Ja, der Tag lief wirklich nicht optimal. Aber alles in allem, war er für sie beide perfekt. So, wie eigentlich ihr ganzes Leben es für sie war.   BabeBabe- TaichiXMimi Letzte Nacht war lit, Babe, Babe Was war das für 'n Trip, Babe, Babe? Ich sag', wie's ist, Babe, Babe Du bist verrückt, Babe, Babe, woof Das Auto geknackt, die Fahrt über Nacht, alles gemacht Letzte Nacht war dope, wir haben so viel gelacht Weißt du noch, wie es war, Babe, Babe? Los, lass nochmal, Babe, Babe, wouh Ey, nimm mich mit, ganz genauso wie letzte Nacht Ey, so 'ne Scheiße haben wir lang nicht mehr gemacht Mach es nochmal, uh, uh, uh Es tut so gut Ich nehm' dich mit, ganz genauso wie Freitagnacht Ey, so 'ne Scheiße haben wir lang nicht mehr gemacht Mach es nochmal, uh, uh, uh Hast du Samstag was zu tun?   Sie blinzelte ein paar Mal und zog dann die Decke über ihr Gesicht. Es war einfach viel zu hell und ihr Kopf tat viel zu sehr weh. Wie viel hatte sie denn gestern getrunken? Sie wollte sich grade wieder umdrehen, um noch einmal weiter zu schlafen, als sie neben sich ein Rascheln hörte. Mimi blieb reglos liegen und horchte auf. Da, schon wieder. Sie öffnete ihre Augen und schob langsam die Decke nach unten. Da überkam sie die Gewissheit: Sie war nicht alleine in ihrem Bett. Bruchstücke der letzten Nacht bahnten sich einen Weg an die Oberfläche und sie erinnerte sich: der viele Alkohol, die Bar, in der sie waren. Dann später der erste Kuss, der zum nächsten geführt hatte. Und dann seine Hände auf ihrem Körper. Wie konnte das nur passieren? Und was viel wichtiger war, was sollte sie jetzt nur tun? Langsam hob sie ihren Kopf, um zu sehen, ob er wach war. Er hatte sich von ihr weggedreht und sie konnte sein Gesicht nicht sehen, also auch nicht, ob er noch schlief. Wäre dies seine Wohnung, könnte sie einfach versuchen, sich heimlich aus dem Staub zu machen. Aber sie waren zu ihr gegangen, also blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten, dass er aufwachte und sich der Situation zu stellen. Es war nicht so, dass sie ihn nicht mochte. Eigentlich gefiel er ihr sogar sehr gut. Aber die beiden waren nun schon lange gute Freunde und sie hätte nicht gedacht, dass zu viel Alkohol ausreichen würde, damit sie all ihre Hemmungen fallen lassen und direkt mit ihm im Bett landen würde. Erneut vernahm sie ein Rascheln und sie versuchte so unauffällig wie möglich, in sein Gesicht zu blicken. „Mimi, wenn du das nicht lässt, dann gibt es gleich Ärger.“, sagte Taichi. Erschrocken fuhr sie zusammen. „Du bist ja wach.“, stellte sie fest. Er drehte sich zu ihr um und sah ihr direkt in die Augen. „Meinst du, ich kann schlafen, wenn du hier so rumgrübelst?“ Als er das sagte, grinste er sie an. „Ich grüble gar nicht.“, erwiderte sie und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Na, etwas schon. Bereust du etwa die letzte Nacht?“, fragte Taichi und stemmte seinen Kopf auf seine Handfläche. Mimi zögerte. „Und du?“, entgegnete sie. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und es war so warm, dass es Mimis Herz unwillkürlich höher schlagen ließ. „Keine Sekunde.“, antwortete er. Seine Worte ließen sie erröten. „Aber…wir sind doch Freunde.“, murmelte sie. „Und du möchtest, dass das auch so bleibt?“, fragte er. Darüber hatte sie noch nicht nachgedacht. Oder, wenn sie ehrlich war, hatte sie das eigentlich schon. Aber weil sie dachte, er würde nichts für sie empfinden, hatte sie sich nie irgendwelche Chancen ausgemalt. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Also, fändest du es gut, wenn wir mehr wären, als Freunde?“, hakte er nach. Mimi nickte. Sie vernahm wieder ein Rascheln und im nächsten Moment beugte sich Taichi über sie. Nun grinste er sie wieder an, als er sagte: „Das würde mir auch sehr gut gefallen.“ Auch auf ihren Lippen erschien nun ein Lächeln. Er beugte sich zu ihr hinunter und legte seine Lippen auf die ihren.     Kapitel 8: Regen - Taichi&Hikari -------------------------------- Mhm, wenn wieder Hausmannskost durch meine Straße weht Und aus'm Kellerfenster riecht man den Wasserschaden raus Wenn die Sonne meine Finger in den Teer klebt Ist das erste bisschen Wasser immer heiß in dem Schlauch Wenn nebenan Baumharz und Geruch von alter Haut lebt Dann bin ich zuhaus Dann bin ich zuhaus Lass dir gut geh'n, wenn's nach, wenn's nach Regen riecht Der Duft brennt sich ein Lass dir gut geh'n, wenn's nach, wenn's nach Regen riecht Wäsche riecht nach Liebe, Rasen nach daheim Lass dir gut geh'n, wenn's nach, wenn's nach Regen riecht Wäsche riecht nach Liebe, Rasen nach daheim Lass dir gut geh'n   „Gibst du mir die Kiste auch noch?“, fragte er und kam ihr mit geöffneten Armen entgegen. Sie reichte ihm den braunen Pappkarton und ihr Blick fiel dabei auf den Klebestreifen, auf dem mit Edding Kochbücher geschrieben stand. Das erklärte auch das Gewicht, dachte Hikari und musste lächeln. Ihre Mutter hatte beim Packen der Umzugskisten sowieso nicht so wirklich darauf geachtet, dass man sie vernünftig tragen konnte und so musste die junge Frau wohl oder übel Viele ihrem Bruder überlassen, weil sie sie gar nicht anheben konnte. Doch Taichi beschwerte sich nicht darüber, er hatte sich angeboten, seinen Eltern beim Umzug zu helfen, also hielt er sich auch an sein Versprechen. Jetzt, da ihre Kinder beide ausgezogen waren, war die Wohnung einfach zu groß für zwei Personen und die beiden beschlossen, sich zu verkleinern. Wehmut überkam Hikari. Mit dem Zuhause ihrer Kindheit verband sie so viele Erinnerungen. Ein lautes Poltern riss sie aus ihren Gedanken und sie eilte in den Flur, um nachzusehen, was passiert war. „So ein Mist.“, hörte sie ihren Bruder fluchen, der grade auf den zerrissenen Karton und die herausgefallenen Kochbücher starrte. Hikari konnte ein Kichern nicht unterdrücken und ging auf ihn zu, um ihm beim aufsammeln zu helfen. „Hör auf zu lachen, Mama hat die Kartons viel zu schwer gemacht.“, murrte Taichi und hielt ihr „Schnelle 5-Minuten-Gerichte“ entgegen. „Weißt du noch?“, fragte er nun und jetzt schlich sich langsam ein diabolisches Grinsen auf sein Gesicht. Hikari keuchte bei dem Gedanken an dieses Kochbuch kurz auf, musste dann jedoch ebenfalls lachen. „Oh bitte nicht. Da kommen schlimme Erinnerungen hoch.“, erwiderte sie. Taichi nahm das Buch in beide Hände und schlug nun zufällig eine der Seiten auf, die seine Mutter mit einem gelben Post-It markiert hatte. „Aaaah, Käsecracker aus der Mikrowelle, ein Klassiker.“, sagte er. Hikari verzog bei der Erinnerung an den einstigen Lieblingssnack ihrer Mutter das Gesicht. Eigentlich klang das Gericht ganz gut, wenn man es nach Anleitung zubereitete, aber Yuuko liebte Experimente. Mal gab es die Cracker mit Salbei, mal mit Zimt und Zucker. Und selbst, wenn sie sie normal zubereitete, schaffte sie es, sie so zu verbrennen, dass sie einfach nur wie kleine Kohlestücke schmeckten. Taichi blätterte weiter. „Der schnelle Thunfisch-Mais-Ananas-Chinakohlsalat. Danach habe ich sage und schreibe 3 Tage auf der Toilette verbracht.“ Die Erinnerung bereitete ihm auch heute noch Übelkeit. Hikari lachte auf und nahm ihm dann das Buch aus der Hand, um selber darin zu blättern. „Schau mal, das Dinkel-Vollkornbrot für Berufstätige, Mamas und andere mit wenig Zeit. Da hat sie sich gleich angesprochen gefühlt.“, sagte sie und hielt ihrem Bruder das Buch hin. Taichi nickte. „Ja und wenn sie es nach Rezept gebacken hätte, wäre das auch gar nicht so schlecht gewesen, wie ich grade lese. Aber was haben Kiwi und Tofu in einem Brot zu suchen?“ „Sie sagte immer, das macht es noch nahrhafter.“, antwortete Hikari und Taichi grinste sie an. „Man, ich bin wirklich froh, dass meine Frau besser kochen kann, als meine Mutter.“, sagte Taichi und ging ins Wohnzimmer, um nach einem neuen Umzugskarton für die Bücher Ausschau zu halten. Hikari kicherte. „Das solltest du Mimi aber nicht wissen lassen, das wird alles gegen dich verwendet.“, gab sie zu bedenken. Taichi lugte hinter die Tür, um zu schauen, ob er dort einen neuen Karton fand, als er antwortete: „Ach was, sie war doch früher auch ein paar Mal hier zum Essen. Sie weiß also, in was für Umständen ich aufgewachsen bin. Und dass es da kein Wunder ist, dass ich ihr Essen so liebe.“ Hikari verdrehte die Augen und reichte ihrem Bruder eine stabile Kiste, die sie gefunden hatte. „Jetzt tu mal nicht so, als ob uns Mama früher vergiften wollte.“ Taichi zuckte mit seinen Schultern und nahm die Kiste. „Vielleicht schon, mit ihrer Liebe?“, fragte er und lachte. Die Geschwister gingen zurück in den Flur und begannen, die Bücher nacheinander in die neue Kiste zu räumen. Dabei fiel Hikari eines der Backbücher ihrer Mutter in die Hände und sie hielt es ihrem Bruder entgegen. Dieser stöhnte auf. „Bitte nicht.“, sagte er in leidendem Tonfall. Die Erinnerung an den Selleriekuchen und den Selleriesaft ließen seinen Magen rebellieren. Hikari grinste ihn an und schlug nun auch dieses Buch auf einer zufälligen Seite auf. Es war das Rezept für einen einfachen Rührkuchen und ihre Mutter hatte in ihrer unordentlichen Handschrift etwas daneben geschrieben: Geburtstagskuchen für die Kinder. Unwillkürlich wurde die junge Frau wehmütig. Auch wenn ihre Mutter das Rezept immer etwas abgewandelt hatte, bei ihren Geburtstagskuchen durften sie sich stets aussuchen, was sie als Zutat mit hinzugeben sollte. Und er hatte auch mit Abstand immer am besten geschmeckt. Wortlos drehte sie das Buch ihrem Bruder zu und er warf einen Blick darauf. Auf seinem Gesicht erschien ein liebevolles Lächeln. Auch er erinnerte sich daran. „Deiner war immer mit Schokolade und bei mir war es entweder Zitrone oder ein Nusskuchen.“, sagte Taichi. Hikari nickt und sagte: „Und er hat wirklich geschmeckt. Sie hat sich an unseren Geburtstagen immer so viel Mühe geben.“ „Ja, das hat sie. Eigentlich, hat sie sich immer große Mühe gegeben. Und Papa auch. Wir hatten eine wirklich tolle Kindheit.“, gab er zurück  und schenkte ihr ein warmes Lächeln, das so voller Zuneigung war, dass sie es nur erwidern konnte. Einen Moment schwelgten sie noch in den Erinnerungen ihrer Kindheit, dann streckte Taichi Hikari die Hand hin, um das Backbuch ebenfalls in der Kiste zu verstauen. Die junge Frau warf einen kurzen Blick darauf und schüttelte dann leicht den Kopf. „Ich würde Mama gerne fragen, ob ich es mit nach Hause nehmen darf.“, sagte sie. „Oh, darf Takeru dann etwa demnächst auch einige deiner Experimente probieren?“, fragte Taichi und lachte bei dem Gedanken laut auf. Auch Hikari fing an zu lachen. „Wer weiß, vielleicht habe ich ja Mamas Talent geerbt.“, gab sie zurück. Doch sie wussten beide, dass sie das nicht hatte. Vor allem was das backen anging, hatte sie schon immer ein gewisses Geschick bewiesen und darum durfte sie auch seit einigen Jahren immer die Geburtstagskuchen für alle machen. Der nächste für ihren Bruder würde aber auf jeden Fall ein Nusskuchen nach dem Rezept aus dem Backbuch ihrer Mutter werden. Taichi packte auch die letzten Bücher in die neue Kiste und hob sie dann probeweise hoch. Sie war zwar immer noch schwer, aber dieses Mal würde sie auf jeden Fall halten, da der Karton stabiler war. Hikari ging noch ins Wohnzimmer und holte die Rolle mit dem Klebeband und einen Edding, um eine neue Beschriftung anzufertigen und klebte dann den Streifen längs darüber. Dann trug Taichi die Kiste nach unten und verstaute sie bei den anderen im Transporter. Es folgten noch ein paar weitere Kartons, sowie die restlichen Möbel ihrer Eltern, aber viel war es nicht mehr. Als sie fertig waren, standen die Geschwister in der leer geräumten Wohnung und sahen sich um. „Das war es nun.“, sagte Taichi und ließ seinen Blick schweifen. „Ja, das war es nun.“, erwiderte Hikari. Mit einem Lächeln sah sie ihren Bruder an und hielt ihm ihre Hand hin. Dieser ergriff sie und schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln. „Na komm, lass uns gehen.“, sagte er. Sie machten sich auf den Weg zur neuen Wohnung ihrer Eltern. Die Schlüsselübergabe für die alte Wohnung würde erst in zwei Wochen stattfinden, aber das würde dann ihre Mutter übernehmen. Ein Großteil der Möbel befand sich schon im neuen Zuhause, die Geschwister hatten heute nur noch ein paar kleinere Sachen und die letzten Kartons abgeholt. Taichi fuhr mit dem Sprinter, den sie gemietet hatten, auf den Parkplatz vor dem Wohnhaus. Dort erwarteten sie bereits ihre Eltern. „Hallo meine beiden Lieblinge.“, begrüßte sie ihre Mutter freudig und umarmte sie einen nach dem anderen. „Hallo Mama, hallo Papa.“, sagte Hikari und erwiderte die Umarmung. Auch Taichi begrüßte seine Eltern. „Danke, dass ihr uns geholfen habt!“, sagte ihr Vater und gab Hikari einen Kuss auf die Stirn. „Ach, kein Problem. Takeru hätte auch gerne geholfen, aber er musste leider noch arbeiten.“, erwiderte sie. „Ja und bei Mimi geht es grade nicht, ihr wisst ja.“, sagte Taichi und formte mit seiner Handfläche ihren runden Babybauch nach. „Dank euch haben wir den Umzug viel schneller geschafft, das reicht schon. Wie wäre es, wenn wir alle zusammen auspacken und ich euch dann etwas schönes koche?“, schlug ihre Mutter begeistert vor. Hikari und Taichi warfen sich einen Blick zu und mussten unwillkürlich anfangen, zu lachen. „Was habt ihr denn?“, fragte ihr Vater. „Ach, nichts.“, sagte Taichi und öffnete die Seitentür des Transporters, um mit dem Ausladen zu beginnen. „Nanu, was ist denn das für eine Kiste? Die habe ich aber nicht beschriftet.“ sagte ihre Mutter mit gerunzelter Stirn und schielte auf den Karton mit den Kochbüchern. Taichi, der gar nicht gelesen hatte, was Hikari darauf geschrieben hatte, warf seiner Mutter einen Blick über die Schultern und musste nun schmunzeln. Darauf stand in ihrer ordentlichen Handschrift: Kindheitserinnerungen.   Kapitel 9: Der letzte Song (Alles wird gut)- Takeru --------------------------------------------------- Ich würd' dir gerne deine Angst nehmen Alles halb so schlimm, einfach sagen Diese Dinge haben irgendeinen Sinn Doch meine Texte taugten nie für Parolen an den Wänden Kein Trost spenden in trostlosen Momenten Im Gegenteil, fast jede meiner Zeilen Handelt von negativen Seiten oder dem Dagegensein Ich hab' kein' sicken Flow und ich schreib' auch keine Hits Aber gib mir eine Strophe und die gute Stimmung kippt Ich wär' gerne voller Zuversicht Jemand, der voll Hoffnung in die Zukunft blickt Der es schafft, all das einfach zu ertragen Ich würd' dir eigentlich gern sagen Alles wird gut Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch Aber alles wird gut Das System ist defekt, die Gesellschaft versagt Aber alles wird gut Dein Leben liegt in Scherben und das Haus steht in Flammen Aber alles wird gut Fühlt sich nicht danach an aber alles wird gut   Er wusste nicht, was er sagen sollte. Das war auch der Grund, warum er schon seit etlichen Stunden einfach nur dasaß, ihn immer mal wieder ansah und mit ihm gemeinsam schwieg. Die Trauer seines Gegenübers war förmlich greifbar, doch er hatte keine Worte des Trostes. Gab es in solchen Situationen überhaupt Worte, die einen trösten konnten? Oder gab es nur Floskeln wie: „Das wird schon wieder.“ „Beim nächsten Mal klappt es ganz bestimmt.“ „Ihr seid noch so jung.“ Takeru hob seinen Kopf, als sich sein Bruder plötzlich von seinem Platz erhob. Seit Stunden hatte er sich nicht von der Stelle bewegt. Nicht, seit er die Nachricht erhalten hatte. Sora hatte eine Fehlgeburt. Es war bereits die Dritte in Folge, doch so lange wie jetzt, war sie noch nie schwanger gewesen. Dieses Mal war sie bereits in der 13. Woche, als sie heute ganz plötzlich feststellten, dass das Baby nicht mehr weitergewachsen war. Das junge Paar war dieses Mal so voller Zuversicht, dass es schwer war, sich nicht mit ihnen zu freuen. Und selbst Takerus sonst so realistischer Bruder, glaubte nach der kritischen 12. Woche auch endlich daran, dass dieses Baby bei ihnen bleiben würde. Und nun war es wieder geschehen. Für Yamato war eine Welt zusammengebrochen, er hatte sofort bei Takeru angerufen und dieser war auf direktem Wege zu ihm gekommen, um ihm Beistand zu leisten. Sora war noch für einige Untersuchungen ins Krankenhaus gefahren. Sie hatte ihren Mann gebeten, nicht mitzukommen und sie erst abzuholen, wenn sie fertig war. Es fiel ihr grade zu schwer, ihn bei sich zu haben und sie wollte einen Moment für sich sein. Yamato konnte sie verstehen. Ihr Traum, endlich eine eigene Familie zu gründen, rückte für sie in immer weitere Ferne. Takeru beobachtete nun, wie Yamato unruhig im Zimmer auf und ablief. Fieberhaft überlegte er, was er zu seinem Bruder sagen konnte, um ihm zu zeigen, dass er für ihn da war. Was er sagen konnte, damit es ihm besser ging. Doch da riss ihn plötzlich Yamatos Stimme aus seinen Gedanken: „Danke, dass du da bist. Ich glaube, ich würde sonst durchdrehen. Ich mache mir solche Sorgen um Sora.“ Takeru nickte nur und erwiderte: „Natürlich. Ich bin immer für dich da. Für euch beide. Du kannst immer anrufen, wenn etwas ist.“ Der Ältere nickte dem Jüngeren ebenfalls als Zeichen seines Dankes zu. Er hätte wirklich nicht gewusst, was er in dieser Situation ohne ihn hätte machen sollen. Yamato ging noch ein paar Mal auf und ab, ehe er sich wieder auf seinen Platz Takeru gegenüber fallen ließ. Er ließ den Kopf sinken und starrte auf den Boden. „Das ist wirklich nicht fair.“, murmelte er und hatte Mühe, die Tränen, die sich nun in seinen Augen zu sammeln begannen, zurückzuhalten. Takeru musste schlucken. Seinen großen Bruder so emotional zu sehen, ging auch ihm sehr nahe. „Nein, das ist es nicht.“, stimmte er ihm zu. Er wusste einfach nicht, was er sonst darauf erwidern sollte. Denn Yamato hatte Recht. Das Leben war nicht fair zu seinem Bruder und seiner Schwägerin. Sie wünschten sich so sehr ein Kind, eine Familie. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurde ihnen dieses Geschenk verwehrt. Sie versuchten es nun bereits seit 2 Jahren. Kurz nach ihrer Hochzeit wurde Sora das erste Mal schwanger. Damals war es eigentlich eher ein Versehen, doch die beiden waren überglücklich und teilten ihre Freude sofort mit allen. Doch schon nach 6 Wochen stellten sie fest, dass Sora das Kind verloren hatte. Lange Zeit schaffte sie es nicht, über den Verlust hinweg zu kommen und es dauerte ein ganzes Jahr, bis sie es erneut versuchten. Als der Test dann noch einmal positiv war, war die Freude wieder groß, doch die Sorge, dass wieder etwas passieren könnte, ebenso. Also behielten sie es dieses Mal für sich. Und schon nach 3 Wochen stellte der Arzt fest, dass auch dieses Kind nicht weitergewachsen war. Doch dieses Mal wollten die beiden nicht aufgeben. Seit dem versuchten sie es immer weiter, unterzogen sich allen möglichen Tests und Behandlungen, die es gab. Und vor 8 Wochen, stellten sie dann das dritte Mal fest, dass Sora schwanger war. Die anfangs verhaltene Freude wuchs mit jeder Woche, die verging, immer weiter und weiter. Bis dann die kritische 12. Woche überstanden war und sich das Paar endlich erlaubte, der engsten Familie von ihrem Kind zu erzählen. Takeru erinnerte sich, dass er, als er es erfahren hatte, so glücklich war. Und heute, genau eine Woche später, empfand er das genaue Gegenteil. Nein, das Leben war wirklich nicht fair, da hatte sein Bruder Recht. Doch wie konnte er ihm jetzt helfen? Er wollte ihm so gerne Hoffnung spenden, wollte ihm Mut machen. Yamato blickte auf, als er sein Handy klingeln hörte. Er stand auf und ging zum Tisch, auf dem das Telefon lag, um den Anruf entgegenzunehmen. Als er wieder zu seinem Bruder zurückkam, sagte er: „Ich fahre jetzt los, um Sora abzuholen. Sie bekommt Medikamente, die Wehen auslösen. Scheinbar muss sie das Kind… sie muss es trotzdem bekommen.“ Takeru verzog sein Gesicht. „Das klingt wirklich furchtbar. Soll ich vielleicht fahren?“, bot er an. „Nein schon gut. Ich melde mich, wenn etwas ist. Danke, dass du da warst.“, sagte er und umarmte Takeru, der grade aufgestanden war. Als sich die Brüder gegenüberstanden, zögerte der jüngere der beiden kurz, sagte dann aber: „Es wird alles gut, auch wenn jetzt alles ungerecht und falsch erscheint. Du wirst sehen, am Ende wird alles gut.“ Yamato zwang sich, seinen Bruder anzulächeln. Ein Jahr später: „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“, rief Takeru, der völlig außer Atem war. Yamato, der unruhig auf und ablief, hielt kurz inne und umarmte seinen Bruder. „Danke dir. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte.“, sagte er. „Dafür bin ich doch da. Weiß man schon mehr?“, fragte der Jüngere und sah auf die Tür. Yamato schüttelte den Kopf. „Sie untersuchen sie grade noch. Aber sie sagen mir Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt.“, erwiderte er. Takeru nickte. Er wollte etwas Aufmunterndes sagen, doch ihm fiel grade nichts ein, was nicht nach einer Floskel oder einfach nur abgedroschen klang, also schwieg er. Als er sich auf einen der Stühle im Warteraum setzte, ließ auch Yamato sich neben ihm nieder. So saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander und warteten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam jemand, um Yamato zu holen. „Bis gleich. Und Yamato?“ Auf Takerus Worte hin drehte er sich zu seinem kleinen Bruder um. „Denk dran: Es wird alles gut.“ Der Ältere nickte ihm zu und folgte dann der Person, die ihn holen sollte. Takeru saß auf seinem Stuhl und spürte, wie die Anspannung und Ungeduld von Minute zu Minute in ihm wuchs. Es vergingen weitere Stunden, Takeru schaute schon lange nicht mehr auf die Uhr, doch irgendwann kam Yamato zurück. Sofort sprang der jüngere Bruder von seinem Platz auf und lief auf den Älteren zu. „Und? Was ist? Gibt es Neuigkeiten?“, fragte er und sah ihn gespannt, aber auch forschend an. Einen Moment sagte Yamato nichts, dann atmete er einmal tief ein und ließ die Luft dann geräuschvoll entweichen. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht und er sagte langsam: „Oh ja, die gibt es. Ich bin endlich Vater.“ Takeru spürte, wie schlagartig alle Anspannung von ihm abwich und sich nun in pure Freude verwandelte. Er fiel seinem Bruder um den Hals und zog ihn in eine lange Umarmung. „Meinen Glückwunsch!“, rief er. Yamato, der die Geste glücklich erwiderte, antwortete: „Danke. Sora ist zwar noch etwas erschöpft, aber möchtest du den kleinen Mann vielleicht sehen?“ Takeru ließ seinen Bruder los und grinste ihn an. „Aber klar doch.“ Als sie das Zimmer betraten, lag Sora im Bett und hielt, ein Lächeln im Gesicht, ihren und Yamatos Sohn im Arm. Takeru ging auf sie zu und sagte: „Herzlichen Glückwunsch.“ Sie erwiderte das Lächeln ihres Schwagers und drehte sich dann so, dass er den Kleinen besser sehen konnte. „Hat er schon einen Namen?“, fragte der Jüngere nun an seinen Bruder gewandt. Dieser warf seiner Frau kurz einen Blick zu und als diese zur Bestätigung nickte, sagte er: „Wir haben gedacht, da du uns in unserer schwersten Zeit so viel Hoffnung geschenkt hast, würden wir ihn gerne Kibo nennen.“, antwortete Yamato. Takerus Augen weiteten sich. Dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus. „Das ist ein wirklich schöner und passender Name.“, sagte er und betrachtete den kleinen Kibo, die kleine Hoffnung von Yamato und Sora.   Kapitel 10: Irgendwo- TakeruXHikari ----------------------------------- Wenn ich alles tun könnte, was ich will Würd ich dich einpacken und verschwinden Gar nicht mal weit, einfach nur wir zwei, irgendwo, wo uns keiner findet Ja, irgendwo, wo uns keiner findet Wenn ich alles tun könnte, was ich will Würd ich dich einpacken und verschwinden Gar nicht mal weit, einfach nur wir zwei, irgendwo, wo uns keiner findet Gar nicht mal weit, einfach nur wir zwei, irgendwo, wo uns keiner findet Tagelang Sag mir wann Nur Palmen und Sand Kein Empfang Komm lass den Wagen an Einfach die Straße lang Voller Tank Immer Richtung Horizont Ja, mir egal wohin Nimm mich einfach mit Dorthin, wo die Ends zu Ende sind Nimm mich einfach mit   Ein letztes Mal warf sie einen Blick auf ihr kleines Geschäft, dann übergab sie dem Vermieter den Schlüssel. Sie erinnerte sich genau, wie sie vor 5 Jahren das erste Mal einen Fuß in den kleinen Laden gesetzt und sich sofort darin verliebt hatte. Und von da an war ihr klar, dass dies der perfekte Ort war, um hier ihr neues Leben zu beginnen. Doch heute war es an der Zeit, einen neuen Schritt zu wagen. Und dazu gehörte auch, dass sie ihre eigene Bäckerei aufgab und weiterzog. Sie hatte diesem Ort so viel zu verdanken. Hier hatte sie wieder gelernt, was es hieß, glücklich zu sein. Aber eine Sache hatte ihr immer gefehlt, in den letzten 6 Jahren, seit sie Japan verlassen hatte, um nach Deutschland zu kommen. Oder besser gesagt, jemand hatte ihr gefehlt. Und dieser jemand trat nun neben Hikari und ergriff ihre Hand. „Bist du bereit?“, fragte Takeru und schenkte ihr ein Lächeln. Sie nickte und erwiderte seinen liebevollen Blick. Ja, sie war bereit für ihr gemeinsames Leben. Als Takeru vor 10 Monaten, an Weihnachten, plötzlich vor ihr gestanden hatte, da war sie erst einmal mit all ihren Empfindungen maßlos überfordert gewesen. Die beiden hatten sich 5 Jahre nicht gesehen, um genau zu sein, seit Hikari Japan verlassen hatte, um den Tod ihres Bruders, für den sie sich lange Zeit die Schuld gegeben hatte, verarbeiten zu können. Doch genau, wie der Schmerz über Taichis Verlust, so war auch die Liebe zu Takeru nie gänzlich verschwunden. Er hatte sein Versprechen, dass er ihr bei ihrer Abreise gegeben hatte, wahr gemacht: dass er zu ihr zurückkehren würde. Es hatte lange gedauert, aber nun war sie bereit, alles noch einmal hinter sich zu lassen und einen weiteren Versuch zu wagen, von vorne anzufangen. Aber dieses Mal, mit Takeru an ihrer Seite. Dieses Mal würde sie ihn nicht wieder verlassen. Das Paar drehte der ehemaligen Bäckerei den Rücken zu und machte sich auf den Weg. Auch Hikaris Wohnung hatten sie bereits gekündigt und die meisten ihrer Sachen waren verkauft oder eingelagert. Für diesen Neuanfang hatten sie lange gespart und sich vor einiger Zeit einen ausgebauten VW Bulli gekauft. In dem grünen T4 konnte man sowohl fahren, als auch schlafen und sogar eine kleine Kochmöglichkeit war vorhanden. Für ihren Neuanfang hatten sie beschlossen, eine Weile auf Reisen zu gehen. Ohne Ziel, ohne eine festgelegte Route und ohne einen Zeitpunkt, wann sie zurückkehren würden. Takeru wollte dabei weiter als Schriftsteller arbeiten, Hikari hatte vor ein paar Monaten begonnen, einen ziemlich erfolgreichen Instagramkanal über ihre Reise zu betreiben, der ebenfalls einiges an Geld durch Werbeeinnahmen einbrachte. Sie band im Moment nichts an einen festen Ort. Also fuhren sie einfach drauf los.   Einen Monat später: „Hallo ihr Lieben. Hier sind wieder Takeru und Hikari. Wie ihr sehen könnt, sind wir grade in Cervo. Das ist eine Stadt an der Küste von Italien. Wunderschön hier und eine absolute Empfehlung meinerseits! Wenn ihr mal hier seid, dann esst auf jeden Fall ein paar Spaghetti Vongole, also mit Muscheln. Und trinkt einen Cappuccino. Beides sehr lecker. Also, bis bald.“ Hikari drückte auf posten und ihre Story wurde bei Instagram hochgeladen. Sie sah sich das Video noch einmal an und musste schmunzeln, als Takeru, der ihr gegenüber saß, kurz in die Kamera grinste. Dann legte sie ihr Handy weg, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und genoss das Rauschen des Meeres, welches zu ihnen hinaufwehte.   Zwei Monate später: „Was für ein schönes Bild von euch! Geht es euch beiden gut? Ich vermisse euch sehr, kommt mich ja bald mal besuchen, sonst komme ich euch holen. XOXO.“ Hikari lächelte, als sie den Kommentar unter ihrem Foto sah. “Schau mal.“, sagte sie zu Takeru und hielt ihm das Handy hin. Dieser sah auf das Bild, was sie beide vor dem Eifelturm zeigte und las dann den Eintrag darunter und schmunzelte. „Sie kommt uns holen?“, fragte er und klang dabei belustigt. Hikari begann, leise zu kichern. „Bei Mimi könnte ich mir das sogar wirklich vorstellen.“ Takerus Lachen war seine Bestätigung auf ihre Aussage. Er verschränkte seine Finger mit ihren und gemeinsam gingen sie durch die belebten Gassen von Paris, um sich einen Platz zu suchen, von dem aus sie das Silvesterfeuerwerk anschauen konnten.   Vier Monate später: „Hast du dich langsam entschieden, um was es in deinem neuen Roman gehen soll?“, fragte Hikari und griff nach Takerus Hand. Sie saßen eng nebeneinander vor ihrem Bulli und hatten eine Decke über ihre Beine gelegt. Vor ihnen stand eine Kerze und diente als einzige Lichtquelle. „Hmh.“, machte er leise, sprach aber nicht weiter. „Und?“, fragte sie und zog mit ihrem Daumen kleine Kreise über seinen Handrücken. „Ich habe überlegt, ob ich über uns schreiben soll.“, sagte er. „Über uns?“, erwiderte sie überrascht. „Ja, über unser Leben, unsere Reisen. Unsere Geschichte.“ Sie dachte über seine Worte nach. „Also, eine Autobiografie?“, fragte Hikari. Takeru lachte leise. „So in etwa. Aber schon, als Roman. Wäre das in Ordnung für dich?“ Nun sah sie ihn an und schenkte ihm ein Lächeln. „Ich freue mich schon darauf, ihn lesen zu dürfen.“, sagte sie.   7 Monate später: „Der Regen hört gar nicht auf. Ich wollte eigentlich zu Strand.“, murmelte Hikari. Sie lagen nebeneinander auf dem Bett im Bulli. Takeru lag auf dem Bauch, hatte seinen Laptop vor sich stehen und schrieb seit einer Weile an seinem Roman, also wollte Hikari eigentlich etwas unternehmen, um ihn nicht bei der Arbeit zu stören. Doch das Wetter hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Kalifornien ist öde, wenn es so schüttet.“, seufzte sie und drehte sich auf die Seite. Takeru schmunzelte, tippte aber weiter vor sich hin. Im nächsten Moment vernahm er ein Rascheln und dass Hikari sich bewegte und kurz darauf spürte er ihr Gewicht auf seinem Rücken. Sie senkte ihren Kopf hinab und ihr Haar streifte seinen Nacken, was ihm einen wohligen Schauer verursachte. Takeru drückte schnell auf Datei speichern und fragte dann: „Was wird das, wenn es fertig ist?“ Und im nächsten Moment hörte er, wie Hikari ganz nah an seinem Ohr flüsterte: „Mir ist langweilig und du lenkst mich jetzt ab.“ Er schloss seinen Laptop und drehte sich zu ihr um.   9 Monate später: „Hallo Mimi, wie geht’s dir?“, fragte Hikari in die Kamera. Mimi, die den Videochat angenommen hatte, rief: „Oh, Hikari, Takeru! Mir geht es super und euch? Wie ist die Reise?“ „Es läuft wirklich toll. Wir sind immer noch auf unserer USA Tour, hier gibt es ja so viel zu entdecken.“, erzählte Takeru. „Ja, nicht wahr? Ich war auch immer erstaunt, wie riesig dort alles ist. Wie läuft es denn mit deinem Roman?“, fragte Mimi. „Soweit klappt es ganz gut. Es gibt Tage, an denen bin ich produktiver und es gibt Tage, an denen lasse ich den Laptop auch mal zu.“, antwortete er schulterzuckend. „Na, so soll es auch sein. Ihr sollt ja immerhin auch eure Zeit zu zweit genießen.“ Auf Mimis Worte hin warfen sich Takeru und Hikari einen Blick zu. „Was? Was hab ich verpasst?“, fragte sie und sah die beiden misstrauisch an. Hikari lächelte und sagte dann: „Nun ja, viel Zeit zu zweit wird uns nicht mehr bleiben. Bald werden wir nämlich zu dritt sein.“   Zwei Jahre später: „Ich komme schon, mein Schatz.“, sagte Hikari und ging auf das Gitterbettchen zu, um ihre Tochter hochzunehmen. Langsam begann sie, sie in ihrem Arm hin und her zu wiegen und dabei zu summen. „Hattest du einen Alptraum meine Kleine?“, fragte sie, denn Hunger konnte sie nicht haben, da sie vor kurzem erst etwas bekommen hatte. Sofort beruhigte sich die Kleine, als sie die Wärme und Nähe ihrer Mutter spürte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Takeru leise und betrat nun auch das Zimmer. Hikari nickte und deutete vorsichtig mit ihrem Kopf auf das Mädchen, welches grade dabei war, auf ihrem Arm einzuschlafen. „Ich glaube, sie hat sich einsam gefühlt.“, sagte Hikari leise. Takeru stellte sich neben seine Ehefrau, legte eine Hand auf ihren Rücken und gab ihr einen Kuss auf ihr Haar. „Solange wir bei ihr sind, wird sie das niemals sein.“, erwiderte er. Sie sah Takeru an, beugte sich ihm entgegen und ihre Lippen fanden zueinander. „Ja, solange wir einander haben, wird niemand von uns jemals einsam sein.“, gab Hikari zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)