Lass mich nicht los von PanicAndSoul (Vorgeschichte zu Zimtsterne) ================================================================================ Kapitel 1: Beschützt -------------------- Hätte man mich bis zum heutigen Tage gefragt, wie ich mein Leben beschreiben würde, hätte ich es mit einem Wort zusammenfassen können: Perfekt. In diesem Moment hatte ich einfach alles, was ich brauchte, um glücklich zu sein. Vor meinen Augen tauchte ein Bild meiner Familie auf. Mein Bruder und ich waren noch klein und meine Eltern hielten uns einfach nur im Arm. Ich konnte ihre Liebe förmlich spüren. Meine Gedanken glitten weiter zu meinen wundervollen Freunden. Ich sah sie vor mir, wie sie lachten und sich ausgelassen unterhielten. Jeder einzelne von ihnen bedeutete mir so viel. Und dann tauchte ein Bild von ihm vor mir auf. Wie er mich anlächelte, wie er mir liebevoll eine Haarsträhne hinter mein Ohr schob. Und wie er mich küsste. Takeru… War das jetzt dieser berühmte Augenblick, wenn man starb und in dem man sein Leben an sich vorbeiziehen sah?   24 Stunde zuvor „Ich weiß nicht, wir könnten auch einfach nur zu zweit feiern.“, überlegte ich und trank einen Schluck Rotwein. Takerus grinste. „Ja, das klingt sehr verlockend. Aber es ist ja nicht nur unser Jahrestag, sondern auch dein Geburtstag.“, gab er zu bedenken. Ich seufzte. „Ich hatte mich eigentlich auf etwas Zweisamkeit mit dir gefreut.“ Bei meinen Worten kam ich mir vor, wie ein schmollendes Kind. Doch mein Freund lehnte sich zu mir herüber und sah mir in die Augen. Er streckte seine Hand aus, um mir eine meiner Haarsträhnen hinter mein Ohr zu streichen und ließ sie dann auf meiner Wange liegen. „Wir holen es nach, versprochen.“, sagte Takeru und beugte sich noch weiter vor, um mich zu küssen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hörte ich bereits Geräusche aus einem anderen Raum. Mit geschlossenen Augen tastete ich die Bettseite neben mir ab, doch wie ich bereits vermutete hatte, war sie leer. Mit einem Seufzer rollte ich mich auf die leere Seite und kuschelte mich in Takerus Decke. Ich sog seinen Duft ein, der mich nun von allen Seiten umhüllte und genoss das Gefühl von Sicherheit, das ich verspürte. Er roch einfach nach Zuhause. Ich war vermutlich noch einmal eingeschlafen, doch irgendwann spürte ich, wie Takeru sich auf die Bettseite neben mich legte. Er hob langsam die Decke, in die ich mich eingewickelt hatte, an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Guten Morgen.“, sagte er und begann, mir über mein Haar zu streicheln. „Guten Morgen.“, murmelte ich und schlang die Arme um seinen Bauch. Er lachte leise, hörte aber nicht auf, mich zu streicheln und ich genoss die Berührung. Irgendwann sagte er: „Ich habe Frühstück gemacht, hast du Hunger?“ „Hmm.“ „Es gibt auch Kaffee.“, fügte er hinzu, was mich auf jeden Fall direkt wacher werden ließ. Er wollte bereits aufstehen, doch ich ließ ihn nicht, ohne vorher noch einen Kuss von ihm zu bekommen. „Du bist unmöglich.“, sagte er, jedoch hörte ich an seinem Tonfall, dass er wieder lachte. An den Wochenenden, wenn ich nicht früh raus musste, blieb ich gerne mal länger liegen. Takeru wusste das, aber für ihn war das auch nicht weiter schlimm. Er hatte mir mal gesagt, dass er es eigentlich sogar genoss, mir Frühstück zu machen, weil er mir so auch mal eine Freude machen konnte. „Wann triffst du dich nachher mit Tai?“, fragte Takeru und biss in seinen Toast. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor halb 12. Ich hatte wirklich lange geschlafen. „Erst um 15 Uhr.“, sagte ich und bestrich meinen eigenen Toast mit Marmelade. Ich freute mich darauf, den Tag mit meinem Bruder zu verbringen. Seit ich vor einem Jahr mit Takeru zusammengezogen war, wohnte ich etwas weiter weg von ihm, als noch zuvor. Dadurch sahen wir uns nicht mehr ganz so häufig wie früher. Und jetzt, da Mimi und er auch noch bald heiraten wollten, schien er sowieso kaum noch Zeit für etwas anderes, als die Hochzeitsvorbereitungen zu haben. Takeru betonte immer wieder, dass ich Verständnis haben sollte, immerhin würde es ja nach der Hochzeit auch wieder ruhiger für die beiden. Aber ich vermisste es, Zeit mit Tai zu verbringen. Und so gern ich Mimi auch hatte und so sehr ich mich auch freute, dass sie bald offiziell zur Familie gehörte, manchmal brauchte ich meinen Bruder auch einfach mal für mich alleine. Daher war heute auch so ein besonderer Tag. Nur wir beide, das hatte mir Tai fest versprochen. Als wir fertig waren mit dem Frühstück, räumten Takeru und ich zusammen auf. Den restlichen Vormittag verbrachten wir damit, einen Film anzuschauen. Als ich dann losmusste, wollte ich bereits zur Tür hinaus, als Takeru plötzlich hinter mir im Flur stand. Ich drehte mich zu ihm um und gab ihm einen Abschiedskuss. „Fahr vorsichtig.“, sagte er und sah mich durchdringend an. „Natürlich.“, gab ich zurück und schenkte ihm ein Lächeln. Ich winkte ihm noch einmal zum Abschied und er schloss erst die Tür, als ich im Fahrstuhl stand. Irgendwie wirkte er beunruhigt…, schoss es mir durch den Kopf. Doch als ich den Fahrstuhl verließ, war der Gedanke auch schon wieder verschwunden und ich ging zu meinem Auto, um zum verabredeten Treffpunkt mit Tai zu fahren. Ich war ein paar Minuten früher als er da, darum stellte ich verwundert fest, dass Mimi am Steuer saß und Tai auf dem Beifahrersitz. Würde sie etwa doch mitkommen? Doch sie ließ ihn nur aussteigen und winkte mir eifrig zu, dann fuhr sie bereits wieder los. Tai kam zu mir herüber und umarmte mich. „Hallo Schwesterchen.“, sagte er und ließ mich los. „Hallo, wo ist denn dein Auto?“, fragte ich ihn. Er seufzte und wir setzten uns in Bewegung. „Das ist in der Werkstatt. Irgendwie hat es den Geist aufgegeben und jetzt muss Mimi mich immer fahren.“ Ich musste an Tais uraltes Auto denken und sagte: „Na, bei dem Schrotthaufen war es ja auch nur eine Frage der Zeit, bis es den Geist aufgibt.“ Seine Augen weiteten sich und empört rief er aus: „Das ist kein Schrotthaufen, das ist ein Oldtimer! Du hast einfach nur keine Ahnung von Autos.“ Ich kicherte und hakte mich bei ihm unter. „Ja mag sein, aber Fakt ist, mein Auto  funktioniert ganz wunderbar und das, obwohl ich ja angeblich keine Ahnung habe.“ Er verdrehte die Augen, sagte aber nichts mehr. Wir verbrachten den Nachtmittag, in dem wir durch die Stadt spazierten und uns unterhielten. Wir kauften uns Eis, gingen durch die Geschäfte und ich probierte sogar das ein oder andere Kleid an, welches auf Mimis Beschreibung für mein Brautjungfernkleid zutraf. „Vielleicht solltest du lieber nochmal mit ihr zusammen losziehen und eins aussuchen.“, beschloss Tai und sah auf die Liste, die seine Verlobte mir zusammengestellt hatte. „Ja, wahrscheinlich ist das besser. Eigentlich kann ich nur das falsche kaufen.“, stimmte ich ihm zu. „Sie hat da Farben aufgezählt, von denen ich nicht mal wusste, dass wir sie auf der Hochzeit mit eingeplant haben.“, sagte er und runzelte die Stirn. Ich lachte. Das war so typisch Mimi. Am Abend bekamen wir beide Hunger und gingen in ein Restaurant. Tai hatte sich Sushi gewünscht, wogegen ich absolut nichts einzuwenden hatte. Während wir aßen, erzählte er mir, was sie bereits für die Hochzeit geplant hatten. Oder, was er dachte, was sie geplant hatten. Bei Mimi wusste man ja nie so genau, ob sich das nicht innerhalb von Stunden ändern konnte. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. „In 2 Monaten ist es schon so weit.“, stellte ich fest. Tai ließ seine Stäbchen sinken und nickte. „Bist du aufgeregt?“, fragte ich. Nun lächelte er mich ebenfalls an. „Und wie. Aber im positiven Sinne. Ich weiß, dass Mimi einfach meine große Liebe ist. Und ich möchte keinen einzigen Tag mehr ohne sie sein. So lange ich lebe.“, erwiderte er. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie leicht, als ich sagte: „Ich freue mich so für euch!“ Tai legte seine andere Hand auf meine und antwortete: „Danke Schwesterchen. Weißt du eigentlich, dass ich dich sehr lieb habe?“ „Ich habe dich auch sehr lieb.“ Einen Moment verblieben wir so und sahen uns einfach nur an. Mein großer Bruder, der mich immer vor allem beschützt hatte, würde bald heiraten. Manchmal staunte ich, wie erwachsen er geworden war. Tai tätschelte noch einmal meine Hand, dann sagte er: „Aber jetzt habe ich noch Hunger.“ Ich lachte auf, dann ließ ich seine Hände los und er begann sofort, wieder zu essen. Manches änderte sich zum Glück nie. Ich hatte bereits das Gefühl, ich müsse platzen, so viel hatte ich gegessen, doch mein Bruder schaffte bestimmt noch 4 weitere Runden. Als auch er seine Stäbchen schließlich beiseitelegte,  lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich über den Bauch. „Puh, jetzt bin ich satt.“, verkündete er zufrieden. Ich kicherte. „Gut, dass es ein All-you-can-eat ist, sonst wärst du schon vor der Hochzeit pleite.“, sagte ich und winkte dem Kellner, um zu bezahlen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)