The best part of me von PanicAndSoul (Is you) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- „Klopf du an.“, forderte Hikari und stellte sich ein Stück hinter Takeru. „Wieso denn ich?“, fragte er und drehte sich zu ihr. „Na weil… weil du der Mann bist.“, sagte sie. „Im Moment bist du aber eindeutig männlicher als ich.“, erwiderte er mit hochgezogener Augenbraue. Sie sah ihn an. „Dann mach es, weil ich dich darum bitte?“, fragte sie. Takeru seufzte und tat einen Schritt nach vorne. „Hast du ein Glück, dass ich dir einfach keine Bitte abschlagen kann.“, brummte er und klopfte bereits an der Tür. Dann tat er einen Schritt zurück und spürte, dass Hikari seinen Arm umklammerte. Gespannt warteten die beiden. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür, doch es war nicht die alte Dame, die sie am Tag zuvor bewirtet hatte, die darin stand. Es war eine etwas jüngere Version von ihr, sie musste etwa im Alter von Hikaris und Takerus Eltern sein, sah ihr aber wirklich sehr ähnlich. „Kann ich euch helfen?“, fragte sie mit gerunzelter Stirn und sah die beiden an. Takeru ergriff das Wort: „Ja, entschuldigen Sie die Störung. Wir waren gestern hier um zu essen und sind auf der Suche nach der Besitzerin des Restaurants. Ist sie vielleicht da?“ Die Frau sah die beiden vor sich noch einmal prüfend an, dann seufzte sie und antwortete: „Ihr sucht sicher meine Mutter. Was hat sie denn dieses Mal wieder angestellt? Kommt rein. Ich hole sie.“ Dann drehte sie sich bereits um und verschwand im Restaurant. Perplex starrten sich Takeru und Hikari einen Moment an, ehe sie der Frau in den Laden folgten. Es sah noch genauso aus, wie am Tag zuvor. Vor der Verkaufstheke blieben die beiden stehen und warteten. Nach ein paar Minuten kam die etwas jüngere Frau aus dem Raum hinter dem Tresen, gefolgt von der Ladenbesitzerin. „Ah, das hübsche Nicht-Pärchen von gestern.“, sagte sie zur Begrüßung. Takeru nickte ihr zu, dann fragte er: „Können Sie uns vielleicht erklären, was mit uns passiert ist?“ Er hatte den Eindruck, dass er besser war, wenn er offen mit ihr sprach. Und er schien recht zu behalten, denn die alte Frau lächelte ihn auf seine Frage hin wissend an. „Oh ja, das kann ich sehr wohl.“ Die Tochter der Ladenbesitzerin schnaubte und verließ kopfschüttelnd den Raum. Ihre Mutter sah ihr hinterher, lächelte aber immer noch. Als die drei alleine waren, sprach die Dame weiter: „Meine Nudelsuppe hilft den Menschen dabei, zu verstehen, was sie wirklich brauchen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Diese Antwort war Hikari zu kryptisch. Sie tat einen Schritt nach vorne und fragte: „Aber was heißt das genau? Und wie können wir das wieder umkehren?“ Sie zeigte auf Takeru und auf sich. Die Frau musterte die beiden genau, ehe sie sagte: „Wenn ihr verstanden habt, was der andere braucht, wird ein Akt wahrer Liebe euch helfen, den Zauber wieder umzukehren. Mehr kann ich euch dazu nicht sagen.“ Dann drehte sie sich um und ging zurück in den Raum, aus dem sie gekommen war. Hikari wollte ihr bereits hinterhergehen, doch da kam die Tochter zurück und sagte bestimmt: „Ihr solltet besser gehen.“ Takeru nahm Karis Arm und widerwillig ließ sie sich von ihm nach draußen begleiten. Als sie bereits ein Stück vom Restaurant entfernt waren, blieben sie stehen und sahen sich an. „Das ergibt alles keinen Sinn. Was meint sie denn damit, dass wir verstehen sollen was wir brauchen? Und was ist mit einem Akt wahrer Liebe gemeint? Meint sie etwa einen Kuss?“, überlegte Takeru laut und spürte, wie seine Wangen sich rot färbten. Doch Hikari schritt ungeduldig auf und ab und sah ihn nicht an. „Es könnte aber auch wie im Film „Die Eiskönigin“ sein. Da ist der Akt wahrer Liebe eine Umarmung unter Schwestern.“, sagte sie und blieb vor ihm stehen. Takeru stöhnte auf. Dieser Film gehörte zu Karis absoluten Lieblingsfilmen und er hatte ihn bestimmt schon 15 Mal mit ihr angeschaut. „Aber musst du dann deinen Bruder in meinem Körper umarmen, oder meinen Bruder? Das ist ziemlich verwirrend. Und das Rätsel um den ersten Teil, zu verstehen, was wir wirklich brauchen, ist auch noch nicht gelöst.“, gab T.K. zu bedenken. Kari seufzte. „Stimmt wohl. Lass uns erst einmal nach Hause gehen, wir müssen nämlich gleich zur Uni.“, sagte sie und wollte sich, wie immer bei ihm unterhaken. Doch es fühlte sich seltsam an, da sie jetzt größer war, als er. Als Takeru ihr Zögern bemerkte, schob er seinen Arm zwischen ihren und verschränkte ihn dort. Aber auch das kam ihnen nicht richtig vor. Als sie eine Weile so schweigend neben einander hergelaufen waren, löste Takeru seinen Arm aus ihrem und sie ließ ihre Hand ebenfalls nach unten wandern. Ihre Hände berührten sich und für einen kurzen Moment überlegte Hikari, sie einfach wegzuziehen. Doch stattdessen folgte sie einem Impuls und ergriff Takerus Hand. Im ersten Augenblick dachte sie, er würde sie sofort wieder loslassen, doch zu ihrem Erstaunen verschränkte er seine Finger mit ihren. Wortlos und darauf bedacht, einander nicht anzusehen, gingen die beiden zurück zum Studentenwohnheim. Bei beiden hatte sich ein unverkennbarer rötlicher Schimmer über die Wangen gelegt. Doch irgendwie fühlten sie sich nun besser, als zuvor. Als sie am Mittag in ihre erste Vorlesung mussten, besprachen sie noch einmal, wie sie sich nun verhalten wollten. Zum Glück war heute ein kurzer Tag und sie hatten die meisten Kurse zusammen. „Also, zu niemandem ein Wort, abgemacht?“ Takeru hielt Hikari seinen kleinen Finger hin. Sie streckte ihm ihren entgegen und verschränkte ihn mit seinem. „Abgemacht.“, sagte sie. Diesen Schwur leisteten die beiden schon seit sie klein waren und sie hatten ihn noch nie gebrochen. Er war wie ein heiliges Symbol ihrer Freundschaft. Einmal hatte Takeru aus Versehen Tais Lieblingstasse fallen gelassen. Hikari und er beseitigten alle Beweise und schworen sich mit dem kleinen Fingerschwur, dass sie nichts verraten würden. Tai hatte seine Schwester wochenlang bearbeitet, um die Wahrheit herauszufinden. Erst fing er an, sie fürchterlich durchzukitzeln, später ignorierte er sie sogar eine ganze Zeit und am Ende schrie er sie sogar einmal an. Aber das Mädchen blieb standhaft und verriet ihren besten Freund nicht. Irgendwann gab Tai auf und bohrte nicht mehr nach. Takeru schenkte ihm zum Geburtstag eine neue Tasse, was Tai zwar verriet, dass er es gewesen sein musste, der seine alte zerstört hatte, aber er ließ es auf sich beruhen. „Und vergiss nicht, du steckst in meinem Körper, also…“, flüsterte Takeru, wurde jedoch unterbrochen, als ein fröhliches „Hallooooo“, hinter ihnen ertönte. Es war Davis, der sich nun zwischen sie drängte und ihnen jeweils einen Arm um die Schultern legte. „Na, was tuschelt ihr beiden denn?“, fragte er und grinste einen nach dem anderen an. Etwas unbehaglich tauschten sie einen Blick, dann lächelte Hikari und antwortete: „Ach, das übliche Zeug, Kari wollte gestern mal wieder so einen komischen Film mit mir gucken und da hab ich ihr grade gesagt, wie unrealistisch das war.“ Takeru sah sie erstaunt an. „Also ich finde, dass Freaky Friday gar nicht unrealistisch ist. Ich sag nur, Karma.“, erwiderte er. Das brachte Kari zum Grinsen. Daisuke sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Es war nichts ungewöhnliches, dass er ihren Unterhaltungen nicht folgen konnte, daher nahm er seine Arme von ihren Schultern und seufzte theatralisch. „Soll da noch einer mitkommen.“, brummte er und betrat bereits den Hörsaal, in dem ihre gemeinsame Vorlesung stattfand. Hikari und Takeru tauschten einen Blick und lächelten wissend. Manchmal war es echt von Vorteil, wenn man einander so gut kannte, wie die beiden. T.K. konnte der Vorlesung kaum folgen. In Gedanken ging er immer wieder durch, was er bereits wusste und schrieb es sorgfältig auf. Neben ihm saß Hikari und warf immer mal wieder einen Blick auf seine Notizen, auch ihr schien es schwer zu fallen, aufzupassen. Daisuke, der auf dem Platz ganz außen neben Kari saß, verwickelte sie in ein Gespräch über das anstehende Sportfest. Takeru tippte mit dem Stift auf seinen Notizblock, als ihm von seiner Sitznachbarin plötzlich ein zusammengefalteter Zettel gereicht wurde. Mit gerunzelter Stirn nahm er ihn entgegen und sah sie fragend an, doch sie grinste nur und deutete auf einen jungen Mann, eine Reihe über ihnen. Es war Hideki, wie Takeru feststellte und als er sah, dass er den Zettel hatte, schenkte er ihm ein Lächeln. Verwirrt drehte er sich wieder nach vorne und faltete das Blatt auseinander. Darauf stand: Hallo Kari, du bist mir schon häufiger aufgefallen, wollen wir mal ausgehen? Takerus Augen weiteten sich. Aber sicher, er steckte ja in Hikaris Körper. Die Nachricht war also gar nicht an ihn, sondern an sie. Einen Moment rang er mit sich. Was sollte er nun tun? Er war ganz klar nicht der Empfänger der Nachricht, also sollte er sie eigentlich an sie weitergeben. Doch etwas in ihm sträubte sich sehr dagegen. Noch einmal starrte er auf die Worte, doch dann entschied er, dass es nicht fair war, sie Hikari nicht zu zeigen und reichte sie, so unauffällig wie möglich, an sie weiter. Sie warf einen kurzen Blick darauf, nahm sich dann einen Stift und kritzelte hastig eine Antwort auf die Rückseite. Dann faltete sie das Blatt so, dass Takeru nicht lesen konnte, was darauf stand und gab es ihm zurück. Mit einer kleinen Bewegung ihres Kopfes bedeutete sie ihm, die Nachricht weiter zu geben, was er auch tat. Als er sich nach einer Weile umdrehte, sah Hideki nicht mehr zu ihm. Nach der Vorlesung, blieb Takeru noch sitzen und als Hikari aufstehen wollte, hielt er ihren Arm fest, um auch sie aufzuhalten. „Was hast du ihm geantwortet?“, fragte er. Davis war bereits auf dem Weg nach draußen. Sie vermied es, ihrem besten Freund in die Augen zu sehen. „Ist das wichtig?“, fragte sie. „Naja, wenn er denkt, dass ich das geschrieben habe, dann schon.“, antwortete er. Sie seufzte. „Ich habe nur geschrieben, dass ich mich geehrt fühle, aber kein Interesse habe. So wie immer.“, sagte sie, leicht genervt. „So wie immer?“ Takeru sah sie erstaunt an. Hikaris Augen weiteten sich, als sie bemerkte, was sie gesagt hatte. „Wie oft ist das denn schon vorgekommen?“, hakte er nach. „Können wir das Thema bitte jetzt vergessen?“ Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie unangenehm ihr diese Unterhaltung war. Takeru musterte sie noch einmal und beschloss dann, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Jedenfalls für diesen Moment. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)