Ärgerliche Änderung von Varlet ================================================================================ Kapitel 1: Ärgerliche Änderung ------------------------------ Jodie hörte ein Piepen. Es begann ganz leise und wurde dann immer lauter. Das Geräusch wurde unerträglich und sie hatte keine Ahnung, wie sie es ausschalten konnte. Außerdem kreischte es in ihrem Kopf. Jodie fühlte sich benebelt und hatte keine Ahnung, was passiert war. Die Agentin versuchte ihre Erinnerungen aufzufrischen, doch in ihrem Kopf machte einfach nichts Sinn. Ganz langsam öffnete Jodie ihre Augen. Sie nahm die Umgebung verschwommen war, doch je mehr Zeit verging, desto besser wurde ihr Sichtfeld. Dennoch blendete sie das grelle Licht im Zimmer. Für einen kurzen Augenblick schloss Jodie ihre Augen und öffnete sie anschließend. Die Agentin starrte an die weiße Decke. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass auch der Rest des Zimmers sehr steril aufgebaut gewesen ist und dennoch konnte sie die Situation nicht gänzlich erfassen. Als Jodie ihren Kopf versuchte zu bewegen, spürte sie einen peitschenden Schmerz. Es schmerzte so sehr, dass sie das Gefühl hatte, ihr würde gleich wieder schwarz vor Augen. Die Agentin versuchte etwas zu sagen, merkte aber, dass kein Ton über ihre Lippen kam. Unruhe durchströmte sie. Was war passiert? Warum konnte sie sich nicht bewegen? Warum schmerzte ihr Kopf und wo war sie? Jodie versuchte sich erneut zu bewegen, doch urplötzlich erschien James im Raum. Sie konnte nicht sagen, ob er nicht bereits die ganze Zeit in der Nähe war oder eben erst reinkam. Da Jodie so gut wie gar nicht auf ihn reagierte, beugte er sich über sie. Er redete mit ihr, aber Jodie verstand kein Wort. Sie schluckte. Warum verstand sie seine Worte nicht? Was war los? James hatte sich dann nach hinten gewandt und Jodie versuchte seinen Bewegungen zu verfolgen, schaffte es aber auch nicht. Einen Moment später erschien Shuichi in ihrem Blickfeld. „Jodie? Kannst du verstehen, was ich sage?“ Sie starrte ihn an und versuchte ein Wort mit ihren Lippen zu formen. Erst dann bemerkte sie seinen besorgten Blick. Irgendwas stimmte nicht. Etwas stimmte nicht mit ihr. Und zum ersten Mal in ihrem Leben strahlte Shuichi keine Ruhe aus. Jodies Atmung ging schneller und sie hatte das Gefühl, bald keine Luft mehr zu bekommen. In ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, was zu tun war, wenn man hyperventilierte, aber nun scheiterte es an der Anwendung. Dabei versuchte sie es. Die Agentin schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Nach einer Weile half es und sie setzte langsam die Erinnerungslücken zu einem Puzzle zusammen. Keine 48 Stunden zuvor hatte Jodie eine Zeugin nach Hause begleitet und sich dann auch auf den Weg zu ihrer Wohnung gemacht. Ihr Weg führte sie an einer bekannten Jogging-Strecke entlang, weswegen sich Jodie auch eigentlich keine Sorgen machte. Dennoch war sie auf der Hut, denn man konnte nie wissen, wann man überfallen wurde. Bereits während sie den Weg entlang schritt, stellten sich die Härchen auf ihren Armen auf und ein ungutes Gefühl überkam sie. Doch sie konnte es nicht richtig einschätzen und war weitergegangen. Auf dem letzten Abschnitt der Strecke hatte sie bemerkt, dass sie verfolgt wurde. Irgendjemand war hinter ihr und es war kein Jogger. Ging sie langsamer, tat er das gleiche, ging sie schneller, folgte er ihr ebenso schnell. Er machte keine Anstalten sie zu überholen, stattdessen hatte er sich ihrem Tempo und ihrem Weg angepasst. Manchmal war der Unbekannte ihr so nah, dass sie seinen Schatten auf dem Boden wahrnahm. Jodie war nicht ängstlich – das passte schließlich auch nicht zu ihrem Beruf – dennoch war ihr die Situation suspekt gewesen. Ach was, das ist sicher alles Einbildung, sagte sie dauernd zu sich selbst. Sie versuchte eine logische Erklärung für das Verhalten des Unbekannten zu finden, scheiterte aber an den Möglichkeiten. Augenblicklich ging sie in ihrem Kopf alle Szenarien durch, die zu einem Angriff führen würden und wie sie darauf reagieren würde. Schreien. Treten. Schlagen. Weglaufen. Vermutlich war weglaufen sogar die bessere Idee, denn mittlerweile waren kaum Menschen in der Nähe. Doch dann ging alles sehr schnell. Jodie spürte einen harten Schlag auf den Hinterkopf und fiel nach vorne. Sayonara, hörte sie die Stimme eines Mannes. Sie versuchte einen Blick auf ihn zu erhaschen, doch ihr Körper machte nicht mit. Sie fühlte sich schwach und hilflos. Dann war da noch etwas Warmes. Blut lief an ihrem Kopf herunter und bildete eine Lache auf dem grauen Boden. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie sich der Unbekannte entfernte. Langsam wurde ihr Sichtfeld kleiner und kleiner. Ihr wurde schwarz vor Augen. Auch die Schmerzen spürte sie kaum noch. Ihr Körper konnte nicht mehr. Wach auf oder du bist tot, hörte sie Shuichis Stimme in ihren Gedanken. Aber er war nicht da. Er konnte ihr nicht helfen. Nein. Er half ihr bereits. Für einen kurzen Moment schoss das Adrenalin durch ihren Körper und Jodie mobilisierte all ihre Kräfte. Mit letzter Kraft griff sie in ihre Jackentasche und holte das Handy heraus. Dass das Display ihres Handy einen Riss hatte, bemerkte sie nicht einmal, aber es war nicht wichtig. Wie in Trance drückte sie die Taste 1, die Kurzwahl von Shuichis Nummer. Als sie einen Augenblick später seine Stimme hörte, musste sie lächeln. Jodie versuchte etwas zu sagen, doch sie war nicht mehr dazu in der Lage und irgendwann wurde alles schwarz. Jodie öffnete ihre Augen. Sie erinnerte sich an den Schlag auf den Hinterkopf, an Shus Stimme und dann war sie hier. Im Bett. Vermutlich Krankenhaus, was auch den Arzt erklären würde, der nun ebenfalls im Zimmer stand und mittlerweile mit einer kleinen Taschenlampe in ihre Augen leuchtete. „Frau Starling? Können Sie mich hören und verstehen?“ Jodie versuchte zu nicken, doch der Schmerz in ihrem Kopf war da. „Ich verstehe“, murmelte der Mann. „Es ist alles in Ordnung, sie werden wieder gesund. Sie dürfen sich jetzt nur nicht überanstrengen.“ „Was ist mit ihr?“, wollte James wissen. Der Arzt blickte besorgt drei. „Ich möchte noch ein paar Tests abwarten, ehe ich die Diagnose stelle“, entgegnete er und sah wieder zu Jodie. „Sie hatten wirklich großes Glück gehabt. Einen Kopfschuss überlebt nicht jeder.“ Kopfschuss? Man hatte ihr in den Kopf geschossen? Wann? War dies der dumpfe Schlag den sie spürte? Durch ihre eigene Arbeit wusste sie, dass Kopfschüsse zu einer der häufigsten Schussverletzungen gehörte, die zum Tode führten. Nur unter bestimmten Umständen war es möglich einen solchen Schuss zu überleben. Und Jodie sollte tatsächlich einer dieser Menschen sein, die das Glück hatten? „Wie geht es jetzt weiter?“, kam es sogleich von James. „Wie gesagt, wir werden einige Tests machen, ehe ich die Diagnose stellen kann. Allerdings vermute ich, dass eine lange Reha auf sie zukommen wird. Ich möchte nicht ausschließen, dass sie die grundlegendsten Tätigkeiten wie lesen, schreiben, gehen neu erlenen muss.“ James wurde blass und auch Shuichi wirkte mit einem Mal sehr besorgt. Jodie versuchte ihre Gedanken richtig einzuordnen und Worte zu bilden, aber es funktionierte noch immer nicht. Stattdessen gab sie nur komische Laute von sich. Zaghaft nahm James ihre Hand. „Sch… überanstreng dich nicht. Du brauchst jetzt Zeit. Es wird alles wieder gut. Du wirst gesund.“ Jodie schossen die Tränen in den Augen. Sie war hilflos und würde es möglicherweise für den Rest ihres Lebens noch sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)