Geburtstage am Heiligen Abend von Makoto17 (24.12 Fanfiction-Adventskalender 2021) ================================================================================ Kapitel 2: Geburtstag vs. Heilig Abend -------------------------------------- Anfang Dezember begann Martina, sich wegen ihres eigenen Geburtstags Gedanken zu machen. Sie hatte den anderen noch nicht gesagt, wann dieser genau war. Doch nun musste sie mit der Planung beginnen, wenn sie mit den anderen feiern wollte. Sie wusste, dass dies ein problematischer Tag war, weil dann viele Leute nicht konnten.   Wenn sie diesen Tag feiern wollte, musste sie zuerst überlegen, was sie gemeinsam machen konnten. Die anderen würden nichts für sie planen, das war ihr klar. Immerhin hatte keiner von ihnen nach dem Datum von ihrem Geburtstag gefragt. Vermutlich, weil die anderen sich schon so lange kannten, dass sie ihre Geburtstage so oft gemeinsam gefeiert hatten, ohne daran zu denken, dass Martina neu in der Gruppe war.   Außerdem gab es da noch ein ganz anderes Problem. Ein Teil ihrer Freunde hatte ein Auto, und sie wohnten alle nicht mehr als drei Städte voneinander entfernt. Aber die Busse fuhren nur bis Mittags, und an dem entsprechenden Abend ein Taxi zu bekommen, war nicht immer ganz einfach. Denn Martinas Geburtstag war am 24. Dezember, am Heilig Abend.   Sollte sie nicht vorher fragen, ob die anderen überhaupt Zeit hatten, bevor sie etwas plante? Was wäre, wenn alle bereits eine andere Verabredung hatten? Nur, weil es in ihrer Familie so geregelt war, dass sie erst ab dem 25. Dezember Weihnachten feiern, konnte sie nicht sicher sein, dass dies auch bei den anderen der Fall war. Dies musste Martina schon während ihrer Schulzeit erfahren. Also erst mal fragen, ob alle können, dann Feier planen, beschloss Martina.   ******   Am nächsten Morgen klopfte Martina an Marinas Tür. Sie öffnete diese und trat ein, noch bevor Marina reagieren konnte. Marinas Büronachbarin Bernadette schaute von ihrem Schreibtisch aus sowohl zu Marina wie auch zu Martina. Marina selber telefonierte gerade. Daher winkte Martina nur, und beschloss, nachher noch einmal zu Marina zu gehen.   Beim zweiten Versuch vergewisserte sich Martina zuvor, ob eine der beiden mit irgendeinem Programm telefonierte. Marina hatte offenbar aufgelegt, und bevor sie den nächsten Anruf startete oder entgegennahm, ging Martina erneut in das Büro ihrer Kollegin.   „Hallo Tina, Beruflich oder Privat?“, erklang die vertraute Frage von Marina. Diese Frage war längst so etwas wie ein Code zwischen ihnen geworden.   „Privat“, entgegnete Martina nur knapp.   Bernadette schaute zwischen ihren Kolleginnen hin und her. Wenn die beiden über privates sprachen, fühlte sie sich irgendwie fehl am Platz. Ihrer Meinung nach war es schwierig, sowohl Kollegen wie auch Freunde zu sein, da man auch die Probleme in der Freundschaft im Büro austragen könnte. „Bin mal eben Kaffee holen.“, sagte sie nur kurz, ehe sie den Raum verließ.   Martina holte den Hocker unter dem Tisch hervor. Diesmal konnte sie nicht einfach so den fremden Stuhl besetzen, weil ihre Kollegin theoretisch jederzeit wieder zurück kommen konnte. Auch wenn sie genau wusste, dass der Kaffee nur eine Ausrede von Bernadette war, um den beiden Freundinnen die Gelegenheit geben zu können, sich privat zu unterhalten. Allerdings würde Bernadette nicht allzu lange in der Kaffeepause verweilen.   „Ich wollte dich fragen, ob zu Lust und Zeit hast, meinen Geburtstag mit mir zu feiern?“, fragte Martina daher gerade heraus.   Erst da fiel Marina auf, dass sie gar nicht wusste, wann der Geburtstag ihrer Freundin und Kollegin war. Das Thema mit der Lust war nicht die Frage. Aber die Frage nach der Zeit konnte sie daher nicht beantworten. Also stellte sie die schon längst überfällige Frage: „Wann hast du denn eigentlich Geburtstag?“   „Tja, das wird das Problem.“ Martina wusste genau, dass die wenigsten an diesem Tag Zeit hatten. Daher wollte sie ihre Antwort kurz halten: „Am 24. Dezember, also am Heilig Abend.“   Marina stutzte. Das war tatsächlich ein Problem. Denn auch wenn sie nicht mehr in ihrem Elternhaus wohnte, so war es in ihrer Familie Tradition, die Weihnachtstage gemeinsam zu verbringen. Daher war sie auch in diesem Jahr an dem Tag bereits verabredet. „Tut mir leid, Tina. Aber an dem Tag kann ich tatsächlich nicht.“ Sie machte eine kleine Pause. „Eigentlich nie, weil wir nur an diesen Tagen mit der ganzen Familie zusammenkommen. Du weißt doch, dass dieses Zusammenkommen meinen Eltern extrem wichtig ist, weil es das einzige mal im Jahr ist, an dem alle Kinder von ihnen können.“, versuchte Marina ihre Situation bezüglich Weihnachten zu erklären.   Resigniert ließ Martina ihren Kopf in die Hände sinken. Sie hatte es doch schon geahnt, und nun die Bestätigung seitens Marina erhalten. Bei den anderen Freunden in ihrem Freundeskreis machte sie sich zwar genauso wenig Hoffnung, wollte es aber dennoch versuchen. „Ich hab's befürchtet.“, antwortete Martina nur. „Du weißt nicht zufällig, wie es bei den anderen aussieht?“   „Mareike und ich fahren zusammen zu unseren Eltern, und werden auch bei ihnen übernachten. Nadine und Alex werden Weihnachten auch bei ihren Eltern verbringen.“, überlegte Marina, während sie in Gedanken ihren gemeinsamen Freundeskreis durchging. „Bei Yasmin könntest du Glück haben. Sie feiert kein Weihnachten, hat sie noch nie gefeiert.“   Dies hörte sich doch gut an. Wenn nicht alle in der Gruppe den 24. standardmäßig verplant hatten, könnte sie vielleicht doch feiern. Gedanklich setzte sie hinter Yasmins Namen einen Haken.   „Bei den anderen weiß ich nicht, in wie weit sie diesen Tag feiern.“, setzte Marina ihre Überlegungen fort.   Beide hörten das unverkennbare Klopfen ihrer Kollegin Bernadette, die immer viermal gegen den Türrahmen schlug. Diese würde gleich die Tür öffnen, und wieder mit einer vollen Tasse Kaffee ihren Platz aufsuchen. Damit war ihre Plauderei erst mal zu Ende.   „Trotzdem danke für die Info. Werd dies am Freitag ansprechen, wenn wir uns eh alle wiedersehen.“ Martina stand von dem Hocker auf und umarmte ihre Freundin, bevor sie zur Tür ging, um wieder in ihr eigenes Büro zurückzukehren.   ******   Da das Wetter an dem entsprechenden Freitag beschlossen hatte, nass und kalt zu werden, trafen sie sich alle bei Phillip zu Hause. Er wohnte in der Nähe einer Bahnhaltestelle, die als Knotenpunkt fungierte. Die Bahnen fuhren von dort aus in die verschiedenen Richtungen, in denen die Wohnungen seine Freunde verteilt lagen.   Sie wollten gemeinsam kochen. Jeder von ihnen brachte irgendeine Gemüsesorte mit. Um was es sich dabei handelte, hatte die Gruppe zuvor nicht abgesprochen. Sie würden erst beim Feststellen der einzelnen Gemüsearten und Mengen entscheiden, was genau sie kochen würden.   Als sie alle gemeinsam ihr Gemüse auspackten, stellten sie fest, dass sie dieses mal zweimal Paprika, eine Kohlrabi, einmal Rosenkohl, Lauch und Tomaten hatten. Keiner von ihnen konnte sich ein Gericht vorstellen, dass man mit all diesen Zutaten erstellen konnte.   Phillip fuhr seinen Rechner hoch, um im Internet nach Rezepten zu suchen, während Alexander, Marina und Yasmin anhand der vorliegenden Zutaten versuchten, sich etwas auszudenken. Keine der beiden Kleingruppen war erfolgreich, weshalb sie beschlossen, eine Suppe und ein Hauptgericht aus diesen Zutaten zu erstellen. Sie teilten die Zutaten zwischen Suppe und Hauptgericht auf, und fingen an, diese in kleine Stücke zu schneiden.   „Habt ihr am 24. schon was vor?“, fragte Martina, während sie den Wasserkocher einschaltete.   „Meinst du diesen Monat?“, kam die Gegenfrage von Thorben.   „Klar meine ich diesen Monat.“ Martina wartete noch einen kurzen Moment, bis sie den Sinn hinter der Frage auflöste. „Hab dann nämlich Geburtstag.“   Alle anderen in diesem Raum stoppten mit den Vorbereitungen. Marina ließ das Messer sinken, mit dem sie die Paprika zerkleinerte. Alexander stellte den Topf ab, um den Reis nicht aus Versehen in dem ganzen Raum zu verteilen. „Oh!“ kam es von einer Seite. „Wirklich?“ von einer anderen. „Dann bist du ja ein richtiges Christkind.“, von einer dritten.   „Wie oft habe ich diesen Kommentar schon gehört?“ Martina richtete die Frage eher an sich selbst, und erwartete keine Antwort. Die anderen würden dies eh nicht beantworten können. Wie sollten sie auch. Sie hatten ja keine Erfahrung damit.   „Wie oft denn?“, fragte Yasmin, die die geflüsterte Frage durchaus gehört hatte. Inzwischen hatte sie die Verwunderung über diesen Umstand überwunden.   „Sehr oft.“ Martina atmete einmal tief durch. „Eigentlich sogar jedes Mal, wenn ich mein Geburtsdatum genannt habe.“   „Und dann wundert dich dieser Kommentar noch?“ Leicht boxte Mareike Martina mit dem Ellbogen gegen die Rippen.   „Nicht wirklich. Es ist nur frustrierend, immer wieder dieselben Kommentare zu hören.“, gab Martina zu.   „Hab an dem Tag schon was vor. Wir fahren zu meinen Eltern.“, entschuldigend hob Mareike die Arme.   „Hat deine Schwester mir schon gesagt.“ Martina richtete den Blick über den Tisch zu den anderen. „Und ihr?“ Sie hoffte wirklich, dass zumindest einer von ihnen Zeit hatte.   „Nein, leider nicht. Fahre am Abend davor schon zu meinen Eltern.“, berichtete Nadine.   „Bin an dem Tag auch bei meiner Familie.“, erklärte Thorben.   „Ich auch nicht, muss arbeiten.“ Yasmin hatte sich extra die Schicht für die Weihnachtstage geben lassen, weil sie sowieso nicht feiern würde.   „Ich leider auch nicht. Bin an dem Tag schon verabredet.“ Auch Phillip hatte sich für diesen Tag schon etwas vorgenommen.   „Fahre auch zu meinen Eltern. Du weißt doch, dass an dem Tag die Busse nur bis zwei fahren.“ Damit ließ Alexander als letztes die Hoffnung auf eine kleine Geburtstagsfeier unter Freunden platzen.   „Oh, ja, dass weiß ich. Immerhin musste ich im letzten Jahr schon gegen Mittags zu meinen Eltern fahren, weil danach nichts mehr gefahren wäre.“, stimmte auch Martina zu.   „Ihr immer mit euren Bahnproblemen.“, demonstrativ drehte Thorben seinen Autoschlüssel in der Hand.   „Nur weil du ein Auto hast, brauchst du nicht davon auszugehen, dass alle eines haben.“ Normalerweise war es Alexander egal, ob jemand den Führerschein, oder ein Auto besaß. Aber das demonstrative zur-Schau-stellen eines Autoschlüssels konnte er nicht ausstehen. „Außerdem will ich mir keine Gedanken machen, ob ich am Abend noch fahren kann.“   „Mit anderen Worten, keiner von euch hat an dem Tag Zeit.“, stellte Martina enttäuscht fest. Nun musste sie sich etwas anderes überlegen. Sollte sie an dem Tag doch zu ihren Eltern fahren, um nicht alleine zu sein? Doch dann fiel ihr ein, dass ihre Eltern dieses Jahr zur Weihnachtszeit wegfahren wollten. Sie wollten eine Freundin ihrer Mutter besuchen.   „So wie es aussieht, leider nicht.“, bestätigte Yasmin. Sie fühlte sich unwohl bei den Gedanken, dass das neueste Mitglied ihres Freundeskreises ihren Geburtstag alleine verbringen würde, nachdem der von Nadine so gut vorbereitet gewesen war. Sie ärgerte sich darüber, dass sie Martina nicht nach ihrem Geburtsdatum gefragt hatte.   „Wollten wir nicht noch ein Abendessen vorbereiten?“, fragte Martina, weil sie auf andere Gedanken kommen wollte. Sie merkte, dass sie gerade kurz davor war, in Tränen auszubrechen, und wollte den anderen nicht zeigen, wie enttäuscht sie wirklich war.   „Stimmt.“ Phillip nahm ein Sieb aus dem Regal und goss den Reis ab. Dieser war bereits ganz matschig geworden. Auch die anderen setzten ihre Vorbereitungen fort. Am Ende kamen gefüllte Kohlrabi mit einer Lauch-Rosenkohl-Suppe als Abendessen heraus. Eine Kombination, bei der sich alle hinterher einig waren, dass sie sich beim nächsten Mal doch bezüglich der Zutaten vorher absprechen wollten.   ******   Zum ersten Mal verließ Martina eines ihrer Treffen als Erste. Sonst war dies immer Yasmin, weil diese am nächsten Tag früh zur Arbeit musste. Sie war ganz froh, wieder bei sich zu Hause zu sein. Den Rest des Abends bemühte sie sich, nicht weiter an ihren Geburtstag zu denken, was ihr nicht gut gelang. Auch die anderen hatten das Thema vermieden, während sie noch anwesend war. Martina war ihnen dankbar dafür, aber dennoch war ihre Stimmung entsprechend getrübt.   Den Rest des Abends kuschelte sie sich auf ihrem Sessel in einer Decke ein und ließ ihre Lieblingsserie laufen. Vor ihr stand eine große Tasse mit heißem Kakao. Sie dachte erneut darüber nach, ob sie ihre Eltern oder ihre Geschwister anrufen sollte. Während sie noch überlegte, nahm sie ihr Handy in die Hand. Doch als sie die Nummer ihrer Mutter aufgerufen hatte, schaltete sie es wieder aus, noch bevor die Verbindung aufgebaut werden konnte. Sie legte das Handy auf dem Tisch, und nahm stattdessen die Tasse mit dem Kakao, um sich daran festzuhalten.   ******   „Habt ihr gerade auch ein schlechtes Gewissen gegenüber Tina?“, fragte Yasmin, kurz nachdem Martina das Treffen verlassen hatte.   „Ja“ Thorben nickte Yasmin zu. „War mir nicht sicher, ob ich es ansprechen sollte, dass wir sie nicht nach ihrem Geburtsdatum gefragt haben.“   „Ich habe auch beschlossen, nicht weiter nachzufragen. Ob Tina deshalb so früh gegangen ist?“ Mareike stellte die Teller zusammen, um diese in die Küche bringen zu können.   „Vermutlich schon. Irgendwie schade.“ Marina schnappte sich ein paar Gläser und folgte ihrer Schwester.   „Aber andererseits können wir jetzt auch besprechen, was wir mit ihrem Geburtstag machen.“ Nadine nahm den Topf. In der Küche wurde es langsam recht voll.   „Meinst du nicht eher, ob?“, fragte Marina etwas irritiert.   „Nein, ich meine schon was.“, bestätigte Nadine ihre vorherige Aussage. Sie wollte ihr schlechtes Gewissen gegenüber Martina so schnell wie möglich loswerden. Und eine Möglichkeit bestand darin, doch noch eine kleine Feier für Martina zu planen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass sie diesen Tag nicht alleine verbringen würde.   „Auch wenn keiner von uns kann? Oder willst du deinen Eltern absagen?“ Mareike zweifelte daran, dass es eine Möglichkeit gab, etwas für Martina zu planen.   „Geht nicht. Das verzeihen die mir nie.“ Nadine wollte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sie ihren Eltern so kurz vorher doch absagte. Diese würden ihr Vorwürfe machen. Sie würden ihr vorhalten, dass dies eventuell das letzte Weihnachten war, was sie mit ihnen zusammen verbringen konnte, auch wenn es keinen Anlass zu dieser Vermutung gab.   „Reinfeiern können wir auch nicht, da die meisten von uns schon am 23. wegfahren.“ Alexander öffnete die Spülmaschine und räumte die Teller ein, die Mareike und Phillip in die Küche brachten.   „Ich werde meine Verabredung fragen, ob sie etwas dagegen haben, wenn ich jemanden mitbringe.“ Da Phillip im Gegensatz zu allen anderen nicht zu seinen Eltern oder zur Arbeit fahren würde, hatte er die Möglichkeit, sich mit Martina zu treffen, auch wenn er bereits mit einigen anderen verabredet war.   „Meinst du die Gruppe, die explizit alle Weihnachtsfeiern verweigert?“ Yasmin hatte eine Ahnung, wen Phillip mit Verabredung meinte.   „Ja.“, bestätigte Phillip knapp.   „Und glaubst du, dass Tina sich dort wohlfühlen wird?“ Noch wusste die Gruppe nicht, wie Martina zum Thema Weihnachten stand. Doch Yasmin wollte Martina den Umstand ersparen, sich mit einer Gruppe auseinandersetzen zu müssen, die in diesem Punkt komplett gegensätzlich zu Martinas Einstellung war.   „Keine Ahnung, aber besser, als alleine zu sein.“, stimmte Thorben Phillips Vorschlag zu.   „Aber wenn das Thema doch eher Vermeide-Weihnachtsfeiern statt Feiere-deinen-Geburtstag ist? Hältst du es dann immer noch für eine gute Idee?“ Marinas Meinung nach war es dies nicht.   „Ich schon, zumindest was das Thema Fragen angeht. Sonst bringst du sie einfach mit und niemand rechnet mit einem weiteren Mitglied der Runde.“ Alexander wollte dieser Idee eine echte Chance geben.   „Ja, und wenn Phillip mit denen darüber spricht, dass er ein Geburtstagskind mitbringt, bereiten sie vielleicht auch eine kleine Feier vor.“, spann Thorben die Idee weiter.   „Ach, und wie willst du eine Feier für jemanden vorbereiten, den du gar nicht kennst?“ Mareike konnte sich nicht vorstellen, dass dies auch nur ansatzweise funktionieren könnte.   „Dann muss Phillip eben die entsprechenden Infos liefern. Oder mit denen gemeinsam die Feier planen.“ Dieser Gedanke war für Thorben so offensichtlich, dass er sich fragte, warum Mareike nicht von selbst darauf gekommen war.   „Hey, wer sagt denn, dass wir dann auch miteinander feiern?“ Phillip hatte den anderen nie viel von dem erzählt, was diese Gruppe so veranstaltete.   „Was macht ihr denn sonst?“ Nicht nur Yasmin wurde langsam neugierig. Auch die anderen drehten sich zu Phillip um und warteten gespannt auf seine Antwort.   Darauf wusste auch Phillip nichts zu sagen, auch wenn er die letzten vier Weihnachtsabenden innerhalb dieser Gruppe verbracht hatte. „Feiern tun wir schon meist, nur komplett ohne Weihnachtsbezug. Oder ein Filmabend, oder einfach nur etwas miteinander trinken.“   „Klingt aber schon danach, als wenn ihr da auch eine Geburtstagsfeier organisieren könntet.“, fand Yasmin. Sie war zwar immer noch etwas skeptisch bezüglich dieses Vorschlags, freundete sich aber langsam mit dem Gedanken an.   „Ich werde morgen mal innerhalb der Gruppe nachfragen. Vielleicht sind die anderen einverstanden.“ Tatsächlich ging Phillip fest davon aus, dass keiner von ihnen etwas dagegen hätte.   ******   Ein paar Tage später schickte Phillip Martina eine Nachricht per Handy: „Hi, Tina, wenn du willst, kannst du am 24. mit zu uns kommen. Phillip“   Martina überlegte, ob sie bis zu ihrem regulären Treffen warten sollte, doch dann wollte sie nicht länger warten. Sie wollte wissen, was Phillip geplant hatte. Nur so konnte sie entscheiden, ob sie zu diesem Treffen mitkommen wollte. Sie griff daher nach ihrem Handy und wählte Phillips Nummer.   „Und, hast du es dir überlegt, Tina?“ Phillip ahnte, weshalb seine Freundin ihn anrief.   „Gegenfrage, was genau habt ihr denn vor?“ Da Martina sich gerade alleine zu Hause befand, schaltete sie den Lautsprecher ihres Mobiltelefons an. Sie wollte sich an ihrem Geburtstag mit nichts beschäftigen, was ihr ohnehin keinen Spaß bereiten würde.   „Tatsächlich nichts besonderes, etwas essen und einen Horrorfilm schauen. Aber die anderen haben nichts dagegen, wenn ich jemanden mitbringe.“ Auch Phillip hatte den Lautsprecher eingeschaltet, und legte sein Handy zur Seite, um nach einem Stift zu greifen.   „Was für einen Horrorfilm denn?“ Horrorfilme gehörten definitiv nicht zu Martinas Lieblingsfilmen. Es gab ein paar, die waren OK. Aber so richtig blutiges Zeug wollte sie sich an diesem Tag nicht antun. Daher wollte sie zumindest wissen, um welche Art Horrorfilm es sich handelte.   „Keine Ahnung. Leonie sucht ihn aus, und ich kenne ihren Filmgeschmack noch nicht.“ Phillip kritzelte einige Dreiecke auf einen Briefumschlag, welchen noch ungeöffnet auf dem Tisch lag.   Martina überlegte. Sollte sie das Risiko eingehen, sich mit zehn unbekannten Leuten einen Film anzuschauen, den sie nicht ausstehen konnte, nur, um an dem Tag nicht alleine zu sein? Ihre Lust hielt sich eindeutig in Grenzen. „Kann ich mir das noch überlegen?“, fragte sie daher. Sie wollte die Entscheidung auf später verschieben.   „Kannst du. Aber spätestens am 20. brauchen wir Bescheid.“ Phillip wartete kurz, bevor er mit der Erklärung fortfuhr: „Damit wir wissen, wie viele Snacks wir besorgen müssen.“ Das Zwinkern konnte Martina durch das Handy natürlich nicht sehen.   Martina entschied sich, nicht an diesem Treffen teilzunehmen. Sie würde ihre Eltern anrufen, um zu fragen, ob sie wirklich zu der Freundin von ihrer Mutter fahren würden. Wenn nicht, könnte Martina ihrem Geburtstag mit ihnen verbringen.   ******   Als Martina am Morgen des 23. mit ihren Eltern telefonierte, musste sie feststellen, dass diese sich bereits auf dem Weg zu deren Freundin befanden. Auch ihre Schulfreunde hatten für den morgigen Tag eigene Verabredungen. Als nächstes versuchte sie es bei ihren Geschwistern. Zuerst bei ihrer älteren Schwester, auch wenn diese bereits eine eigene Kleinfamilie hatte, dann bei ihrem jüngeren Bruder, der dieses Jahr mit der Ausbildung begonnen hatte und das erste Mal Weihnachten mit seinen Freunden verbringen wollte. Dies hieß mit anderen Worten, auch ihre Familie hatte an diesem Tag keine Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)