Worker Bees von Komaki ================================================================================ Kapitel 15: Bonus Kapitel: you will alway be in my heart (Tsengs perspective) ----------------------------------------------------------------------------- Ich betrat entschlossen die Räumlichkeiten in denen sich Reno und Rude ausgebreitet hatten. Der Rothaarige war gerade dabei das Papierchaos auf dessen Schreibtisch ein wenig zu beseitigen. Mit einem strahlenden Lächeln drehte er sich zu mir um, als er mich bemerkte. Doch dieses Lächeln, welches mir die Welt bedeutete, würde nicht lange anhalten. Und ich würde der Grund dafür sein. „Kann ich rein kommen?“, frage ich. Mit einem nicken gab mir mein Second zu verstehen, dass es okay für ihn war. Also trat ich ein und besiegelte damit sein und mein Schicksal. Ich reichte ihm meine Mitschriften der heutigen Sitzungen. „Die hättest du doch nicht extra vorbei bringen müssen. Die hätte ich mir abholen können oder du hättest sie mir einfach per Mail schicken können“, sagte mein Gegenüber während er die Unterlagen Ordnungsgemäß weg sortierte. Bahamut gib mir kraft! „Das ist schon okay. Ich bin eben erst damit fertig geworden. Außerdem wollte ich sowie so noch in Ruhe mit dir sprechen“, kam ich zum Anliegen meines Besuchs. Es war besser die Sache schnell hinter mich zu bringen. So kurz und schmerzlos wie eben möglich. Für uns beide. „Wie du ja wahrscheinlich mitbekommen hast, haben Elena und ich uns schon ein paar Mal getroffen. Wir wollen es gerne miteinander versuchen.“ Da war er nun, der Augenblick mit dem ich es geschafft hatte mit nur wenigen Worten ihm das Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. Irritiert und verletzt schaute er mich an. Oh wie ich diesen Moment hasste und doch war es nötig. „Wa…“, mehr schien der Rothaarige nicht heraus zu bringen. Ich kam etwas näher auf ihn zu um den Abstand zwischen uns ein wenig zu verkürzen. „Sie ist eine gute Partie. Die Verbindung mir ihr bringt mir viele Vorteile und ich denke wir passen auch ganz gut zu einander.“ Ich sah wie etwas in ihm zerbrach. Und auch in mir ging dabei etwas kaputt. Nach diesem Gespräch würde nichts mehr so sein wie es war. Trotzdem versuchte ich meine Haltung zu wahren. Es war an dieser Stelle noch nicht vorbei. „Aber...“, startete Reno einen weiteren Versuch. „Ich möchte ehrlich zu dir sein. Ich wollte das du es als erster Erfährst. Von mir Persönlich. Das ist nach all dem nur Fair“, sagte ich während ich die letzten Meter die noch zwischen uns lagen überbrückte und nun ganz dicht vor ihm stand. Es war egoistisch vom mir aber ich musste ihn einfach noch einmal berühren. Nochmal seine zarte Haut unter meinen Fingern spüren. Saft strich ich ihm über das Gesicht. Ich legte so viel Wahrheit wie ich mir einzugestehen vermochte in meine nächsten Worte. „Reno die Zeit mit dir war wirklich schön, das will ich gar nicht bestreiten. Aber versteh doch, du musst mich endlich los lassen. Ich muss dich endlich loslassen. Wir müssen beide nach vorne Blicken. Wir werden keine gemeinsame Zukunft haben. Die hatten wir nie.“ Der rothaarige Turk wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen als ich mich zu ihm vor beugte und meine Lippen ein letztes Mal auf seine drückte. Ich weiß es war überhaupt nicht angebracht in dieser Situation. Und das diese Geste mich wie den letzten Arsch da stehen lassen würde, war mir auch bewusst. Aber es würde unser letzter Kuss sein und ich würde ein Leben lang von diesem Kuss zehren müssen. Also kostete ich ihn so lange wie möglich aus und legte all meine Gefühle für ihn hinein. Nach einer gefühlten Ewigkeit lies ich endlich von ihm ab. Die Zeit des Abschieds war gekommen. Mein Herz zog sich unangenehm in meiner Brust zusammen. Ich prägte mir noch einmal jedes Detail seines Gesichtes ganz genau ein. Denn nach dem Heutigen Abend würde er mich nie wieder so anschauen wie jetzt. Ein stummes Ich liebe Dich lag mir auf der Zunge. Doch diese Worte würden meine Lippen nie verlassen. Ich konnte - nein durfte sie nicht aussprechen. Es würde alles nur noch verkomplizieren und uns die Sache unnötig schwer machen. Reno brauchte einen deutlich Cut, dass hatten mir die Vergangen Ereignisse gezeigt. Also würgte ich stattdessen ein „Machs gut“ heraus und versuchte meine Stimme so kalt und abweisend wie möglich klingen zu lassen. Die Worte mussten so hart klingen. Reno war zu kämpferisch und würde nicht einfach so aufgegeben, wenn noch das winzigste Fünkchen Hoffnung bestand. Aber die gab es nicht. Er musste das endlich verstehen. Das war auch der Grund, warum ich ihm nie die komplette Wahrheit über die endgültige Trennung von ihm erzählen würde. Er würde es als quatsch ab tun und sich davon nicht einschüchtern oder gar abbringen lassen. Ich bemühte mich gelassen und in gemäßigtem Tempo das Zimmer zu verlassen. Ich versuchte starr gerade aus zu schauen, was mir alles andere als leicht viel. Ich durfte mich nicht umdrehen, weil ich nicht wusste ob ich dann noch stark genug war die Sache bis zum Ende durch zu ziehen. Ich zog mich in mein eigenes Büro zurück. Lehnte mich mit dem Rücken an die geschlossene Tür. Heiße Tränen liefen mir nun meine Wangen herunter. Tränen die ich nicht länger zück halten konnte. Tränen des Abschieds. Es war besser so, versuchte ich mir ein zu reden. Wir waren nicht für die Ewigkeit bestimmt. Gerade weil ich ihn mehr als alles andere auf der Welt liebte. Ich hatte ihn einfach nicht verdient. Und ich durfte ihm die Chance mit einem anderem Glücklich zu werden nicht verwehren, nur weil ich zu schwach war ihn gehen zu lassen. Das war meine persönliche Strafe für all die Sünden die ich mir im laufe der Zeit bei Shin-Ra aufgeladen hatte. Meine Buße an die Menschheit und den Planeten. Für das was wir ihm genommen hatte. Als Mitglied der Shin-Ra Company hatte ich unweigerlich einen Teil dazu beigetragen. Das sollte das Gleichgewicht wieder ein klein wenig gerade zu rücken. Auch wenn mir bewusst war, dass mein Opfer im Großen und Ganzen nur ein minimaler Beitrag war. Sicherlich nicht viel ausrichten konnte. So hoffte ich trotzdem, dass mir irgendwann verzeihen werden konnte und man mich bei meinem ableben in den Lebensstrom aufnahm. Und so dem Planeten wieder etwas Energie zurück geben wurde, auch wenn es nicht sonderlich viel war. Mir war durchaus bewusst, dass ich ihn mit meiner Aktion für den Moment ebenfalls verletzte, aber langfristig gesehen war es einfach besser so. Es würde gewiss eine weile dauern, aber irgendwann würde er darüber hin weg kommen. So war er einfach. Meine kleine Frohnatur. Ein lauter knall ein paar Türen weiter lies mich zusammen zucken. Dem klang nach zu Urteilen war gerade etwas schweres umgefallen. Ich lauschte weiter in die Stille hinein während mir unaufhaltsam die Tränen weiter mein Gesicht herunter liefen. Als sich der Krach legte und ich einige Zeit später Schritte auf dem Flur hörte hielt ich unwillkürlich die Luft an. Mein Herz begann wie Wild in meiner Brust zu schlagen. Wenn er jetzt die Tür zu meinem Büro öffnen würde, wäre ich geliefert. Ich konnte ihm keine Plausible Erklärung für meinen desolaten Zustand liefern. Dann wäre alles um sonst gewesen. Doch die Schritte entfernten sich glücklicherweise, führten Richtung Aufzug. Ich wartete noch etwas ehe ich mich heraus wagte. Mittlerweile hatte ich mich auch wieder ganz gut unter Kontrolle. Ich lief zurück zum Büro meines Second, um nach dem Rechten zu sehen. Hier herrschte wie erwartet das reinste Durcheinander. Der Rothaarige war nun mal recht impulsiv. Er hatte den Schreibtisch mitsamt Computer umgeworfen. Ersteren stellte ich ohne Probleme wieder auf, letzterer war Schrott. Achtlos lies ich ihn wo er war liegen. Gut dass alle Dateien direkt in einer Firma internen Server Datenbank landeten. Das bedeutete schon mal kein Datenverlust. Sämtlicher Papierkram lag verstreut am Boden, welchen ich sogleich auf zu heben begann. Somit hatte ich das gröbste Chaos zu beseitigt. Den Rest würde ich morgen in aller Früh vom Reinigungspersonal aufräumen zu lassen. Auf direktem Weg fuhr ich nach Hause, auch wenn ich heute sicherlich Nacht keinen Schlaf mehr finden würde. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte kaum mein Büro in der 69. Etage des Shin-Ra Hauptquartiers betreten, als das Telefon auf meinem Schreibtisch auch schon klingelte. „Guten morgen, Sir“, nahm ich den Anruf vom Präsidenten entgegen. „Tseng, gut dass ich dich erreiche. Mir ist soeben mitgeteilt worden das es zu Komplikationen am Nordkrater gekommen ist. Sei so lieb und schick zur Unterstützung jemanden von deinen Leuten unverzüglich mit einem Helikopter dahin“, teilte mir Rufus Shinra mit. „Was ist passiert?“ „Rude meinte der Helikopter ist Kaputt und Reno sei verletzt, mehr weiß ich derzeitig auch noch nicht. Die Verbindung war nicht sonderlich gut“, antwortete mir der Präsident sachlich. Mein Herz machte einen Satz und stolperte kurz. Hatte ich da richtig gehört? Reno war verletzt worden. Das war nicht gut. Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl bei der Sache gehabt und hätte die Aktion am liebsten im Keim erstickt. Aber Rufus war nun mal der Chef des Konzerns und nicht ich und es war sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, gerade diese beiden Turks auf diese gefährliche Mission zu schicken. Der Präsident meinte sie seinen prädestiniert für den Auftrag gewesen. Und ich muss eingestehen, sie waren gut in dem was sie taten. Nicht umsonst war Reno mein Stellvertreter und auch auf Rude konnte man sich immer verlassen. Dennoch wäre mir wohler dabei gewesen, wir hätten jemand anderen dahin schicken können. Am Nord Krater kam nie etwas gutes bei rum. Und Reno zog Gefahren gerade zu magisch an. „Verstehe, ich mach mich direkt auf den Weg.“ „Nein, nicht du“, entgegnete mir Rufus. „Ich brauch dich hier, Tseng. Außerdem kann ich nicht riskieren meine besten Männer alle auf einmal zu verlieren. Die Lage ist ernst. Wir wissen nicht was am Krater vor sich geht.“ Und in welchem Zustand sich die beiden befinden, beendete ich seinen Satz in Gedanken. Deshalb stand für mich von Anfang an fest, dass dafür kein anderer außer mir in Frage kam. Ich musste dahin, wollte nein musste mich selbst davon überzeugen, dass der rothaarige Turk noch am leben war. Außerdem zählte vermutlich jede Sekunde, da war keine Zeit für große Erklärungen. Ich würde da hin fliegen, komme was da wolle. „Rufus, bitte. Lass mich fliegen. Ich muss zu ihm.“ Es war die Wahrheit. Ich wollte ihn sehen. Jetzt. Musste bei ihm sein, in dieser schweren Stunde. Ich kannte mich, ich würde mich sowieso nicht richtig auf das hier und jetzt konzentrieren können, weil ich damit beschäftigt wäre mir sämtliche Horrorszenarien immer und immer wieder in meinem Kopf vorzustellen. Eine schlimmer als die andere. Der Präsident und ich arbeiteten schon sehr lange zusammen und kannten uns dementsprechend recht gut. Er wusste, dass ich ihn normalerweise nie mit seinem Vornamen an sprach, aber ich versuchte ihm dadurch klar zu machen wie wichtig mir das gerade war. Ich bat so selten um etwas für mich. Einen unendlich langen Moment war es Still am anderen Ende der Leitung. „In Ordnung. Aber kommt mir ja alle heil wieder. Nicht auszudenken was für ein Chaos hier ausbrechen wird wenn ich meinen First und Second gleichzeitig verliere.“ „Vielen Danke, Sir.“ Ich ließ alles stehen und liegen, schnappte mir meine Turk Sachen und hetzte zum Hangar um meinen Helikopter einsatzbereit zu machen. Ich versuchte Rude an zu funken. Es bedarfte einiger Versuch bis ich ihn endlich erreichte und ihm Bescheid sagen konnte, dass ich auf dem Weg war. Aber die Verbindung war gelinde gesagt wirklich graußig und ich hoffte dass er mich überhaupt verstanden hatte. Bahamut steht mir bei! Den ganzen Flug bis zum Nordkrater machte ich mir so wahnsinnige Sorgen und malte mir die tatsächlich die schlimmsten Szenarien aus. Was wenn ich zu spät kam und er bereits tot war?! Oder er mir im Flugzeug weg starb? Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. Nein, dass durfte ich jetzt nicht denken. Ich musste mich auf dem Flug konzentrieren. Alles weitere würde ich sehen, wenn ich angekommen war. Es fiel mir schwer im Bezug auf Reno einen klaren Kopf zu behalten. Ich atmete ein paar mal tief ein und aus. Versuchte nicht an ihn zu denken. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich auch endlich den Nord Krater und die Koordinaten die der Dunkelhäutige mir durch gegeben hatte. Ich war mir, anhand des Verbindungsproblems nicht hundertprozentig sicher gewesen, ob ich sie richtig notiert hatte. Aber da war ich nun. Wurde sehnsüchtig von Rude in Empfang genommen. „Ifrit sei dank, da bist du ja endlich!“, stieß er erleichtert aus. Er war genauso ein Nervenbündel wie ich, nur dass man es mir im Gegensatz zu ihm nicht auf den ersten Blick anmerken würde. „Wo ist er?“ Der Glatzköpfige führte mich zu ihrem Lagerplatz. In dem kleinen behelfsmäßigen Zelt lag er gut eingepackt in einen Schlafsack. Er schien nicht bei Bewusstsein zu sein, zumindest war er gerade nicht ansprechbar. Zudem war er leichenblass und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Rude hatte ihn in eine stabile Seitenlage gebracht. Eine unglaubliche schwere legte sich plötzlich auf meine Schultern. Wir durften keine Zeit verlieren. Gefahr war in Verzug. Mit Rudes Hilfe verfrachteten wir ihn so vorsichtig wie möglich in meinen Helikopter. Anschließend verstauten wir die Restlichen Ausrüstungsgegenstände. Den kaputten Schrotthaufen von einen Flugzeug ließen wir kurzer Hand am Nord Krater zurück. Sollten sich die Monster doch über ihn hermachen. Mein Untergebener brachte mich knapp auf den aktuellen Stand der Dinge. Auf dem Rückflug zum Hauptquartier funkte ich Rufus an um ihn wissen zu lassen, dass wir unterwegs waren. Genaueres würden wir dann vor Ort besprechen. Anschließend orderte ich ein Ärzteteam an. Welches sich uns auch gleich annahm als wir unser Ziel - das Shin-Ra Hauptquartier - erreichten. „Er stirbt doch nicht, oder?“, stellte Rude die Frage, die auch mir im Kopf herumspukte, als Reno Abtransportiert wurde. Ich schaute zu seinem Partner herüber. In seinem Gesicht erkannte ich die gleichen Gefühle die auch gerade in mir tobten. Unendliche Liebe zu dem Rothaarigen und unsägliche Sorge. Wir stiegen aus dem Helikopter aus und ich gab dem Oberarzt durch Blickkontakt zu verstehen, dass er noch kurz auf mich warten sollte. „Nein. Sei unbesorgt. Uns steht das beste Medizinische Personal zur Verfügung was man sich nur vorstellen kann“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Der Präsident erwartet uns bereits. Geh doch schon mal vor, ich komme auch gleich nach.“ Der Dunkelhäutige nickte und machte sich widerwillig davon. Als Rude außer Hör- und Sichtweite war, lief ich zum Oberarzt herüber und packte ihn am Kragen seines Kittels. Ich sah ihm Tief in die Augen. „Seht zu, dass Ihr ihn wieder hin bekommt. Wenn Ihr Reno verliert werden Köpfe rollen, dass verspreche ich Euch“, spie ich dem Arzt entgegen und stieß ihn unsanft von mir weg. Ich durfte ihn nicht verlieren. Nicht auch noch auf diese Weise. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte soeben ein Telefonat von Rufus erhalten, dass mein Second vor wenigen Minuten seine Abschlussuntersuchung beim Arzt gehabt hatte und von diesem wieder die Freigabe zum Arbeiten bekommen hatte. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er es sich nicht nehmen lassen würde und seinem Partner einen Besuch abstatten würde. Und ich hatte natürlich recht gehabt welches mir ein Blick in die Überwachungskameras, die sich in fast sämtlichen Fluren des Gebäudes befanden, gezeigt hatte. Ich hatte Reno seit der Mission am Nord Krater nicht mehr zu Gesicht bekommen und wollte mich selbst davon überzeugen wie es ihm jetzt ging. Ich hatte das Zeitfenster in dem er noch bewusstlos war verpasst um ihn zu besuchen und als er wach war hatte ich ehrlich gesagt nicht gewusst wie ich ihm Gegenübertreten sollte. Ich wollte nicht das er mir ansah, was er mir immer noch bedeutete. Immer bedeuten würde. Und ich war mir sicher dass ich es nicht hätte verbergen können, wenn ich ihn so hilflos im Krankenbett hätte liegen sehen. Stattdessen habe ich mich mehr als sonst in die Arbeit gestürzt. Ich war so erleichtert gewesen, als mich die Nachricht erreicht hatte, dass er über den Berg war. Der Rothaarige war wirklich mit üblem Zeug in Berührung gekommen und hatte echt verdammtes Glück gehabt. Hatte einen guten Schutzengel gehabt. Ich wusste nicht, was ich getan hätte, wenn er tatsächlich gestorben wäre. Sicher, irgendwann würde ich mich damit auseinander setzen müssen. Niemand lebte ewig und unser Beruf war zudem sehr gefährlich. Dennoch setzte ich meine Hoffnung einfach darauf, dass ich die Reise vor ihm antreten würde. Was allerdings ebenfalls sehr schlimm war, wir wussten immer noch nicht was am Nord Krater eigentlich genau abging. Wer Verantwortlich für Renos Verletzung war. Eines stand jedoch fest, wenn ich ihn je in die Finger bekam würde er den Tag nicht überleben. Dafür würde ich schon sorgen. Der Präsident wollte noch etwas die Füße stillhalten, aber früher oder später würde sich jemand das Gebiet nochmal anschauen müssen. Ich hatte bereits einige Gespräche mit Rufus darüber geführt und mich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Ich hatte die Freigabe noch nicht, aber wir wussten beide, dass ich der einzige war der dafür noch in Frage käme. Und ich war mehr als bereit dazu. Tja und nun sahs ich hier in meinem Büro und war sogar ein klein bisschen aufgeregt, weil ich Reno gleich anrufen würde. Weil ich endlich dem Menschen der mir der wichtigste auf dieser Welt war, wieder von Angesicht zu Angesicht gegen über stehen konnte. Natürlich war Elena einfach nur bezaubernd und wirklich eine Seele von Mensch, das stand hier gar nicht zur Debatte. Ich konnte froh sein, dass sie mir gegenüber nicht abgeneigt war, obwohl ich von Anfang an mit offen Karten gespielt hatte und ihr vom allem erzählt hatte, hatte sie der Verbindung letztendlich zu gestimmt. Und ich war mir sicher dass ich sie irgendwann würde in mein Herz schließen können, auch wenn ich sie nie so lieben würde, wie sie mich. Und wie sie es verdiente. Reno war nun mal die Liebe meines Lebens gewesen. Würde es immer sein. Trotzalledem würde ich mir mit ihr ein Leben aufbauten, eine Familie gründen. Denn solange es für sie in Ordnung war, war es das für mich allemal. Zwischen uns gab es keine Geheimnisse. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“, nahm der Rothaarige den Telefonhörer ab. Es tat so gut ihn wieder sprechen zu hören. Eine Gänsehaut breitet sich, wie jedes Mal, ganz automatisch auf meinem Körper aus, sobald meine Ohren den dunklen Bariton in seiner Stimme wahr nahmen. „Wie wäre es zunächst einmal damit wenn du meine geschätzten Mitarbeiter nicht länger von der Arbeit abhalten würdest“, teilte ich ihm mit. „Komm doch stattdessen lieber in mein Büro.“ „Nichts lieber als das.“, antwortete Reno sarkastisch und legte auf. Ich studierte gerade den Arztbericht den ich per Mail zugeschickt bekommen hatte als es an der Tür klopfte. Er durfte also ab Montag wieder arbeiten, würde lediglich eine Narbe an der linken Seite zurück behalten. Ansonsten war alles dem Anschein nach wieder in bester Ordnung. Gut, gut. Vielleicht war dennoch ein zusätzliches Training nicht verkehrt. Er musste wieder in seine alte Form zurück finden, sonst würde ich ihn auf keine weitere Mission gehen lassen. Gerade weil ich wusste wie gerne der Rothaarige sich in unüberlegte, oftmals sogar gefährliche Situationen brachte und natürlich wusste ich auch wie gern er seinem Job nach ging und das Adrenalin wie die Luft zum Atmen zu brauchen schien. „Komm rein, Reno“ sagte ich und der angesprochene drückte augenblicklich die Klinke herunter um ein zu treten. „Mach die Tür bitte zu und setzt dich.“ Unmittelbar danach setzte sich der Rothaarige mir gegenüber in den Bürostuhl. Erleichtert stellte ich fest, dass er das blühende Leben selbst war. Nichts im Vergleich zu dem Häufchen Elend welches ich am Nordkrater aufsammeln musste. Die letzte Last wurde mir von den Schultern genommen. Es war einerlei etwas nur zu lesen oder sich selbst davon überzeugen zu können, dass alles in Ordnung war. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“ wiederholte Reno seine Worte vom Telefonat. Es war ihm anzusehen, dass er angefressen war und sichtlich keinen Bock auf dieses Gespräch mit mir hatte. Was ja auch kein Wunder war, wenn man bedachte was ich ihm in der Vergangenheit alles zugemutet hatte. Doch da musste er da jetzt durch. Wir beide mussten da durch. Es half nichts. Ich war sein First und er mein Second, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass wir mal eine Liebesbeziehung geführt hatten. Er musste beruflich unweigerlich mit mir auskommen, ob er wollte oder nicht. Aber Reno war schon immer mehr der emotionalere von uns beiden gewesen und hatte den Balanceakt zwischen beruflichem und privatem nie sonderlich gut hinbekommen. „Ich habe gerade einen Anruf vom Präsidenten erhalten. Er und der Arzt haben dir das ok gegeben den Dienst ab Montag wieder anzutreten. Ich bitte allerdings darum, dich noch ein bisschen zurück zu nehmen“, arbeitet ich mich zunächst einmal durch den Pflichtteil dieses Gespräches. Das waren Worte die ich so an jeden X-beliebigen meiner Mitarbeiter gerichtet hätte. Worte die von mir als Chef der Turks erwartet wurden. Was jedoch nicht von mir erwartet wurde war die Frage: „Wie geht’s dir denn?“ Die mir irgendwie so über die Lippen gerutscht war. Denn es interessierte mich wirklich wie es ihm ging. Ich wollte die Worte, dass alles in Ordnung mit ihm war, lieber auch nochmal persönlich aus seinem Mund hören. War ich doch die letzten Tage trotz allem sehr angespannt und besorgt gewesen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihm vermutlich die Auszeit noch um ein paar Tage verlängert. Ich erntete jedoch nur einen bösen Blick und eine schnippische Antwort. „Meinen Gesundheitszustand können Sie dem Arztbericht entnehmen. Der sollte Ihnen ja mittlerweile vorliegen. Wenn es sonst nichts mehr gibt würde ich dann jetzt auch gerne gehen.“ Ich verdrehte innerlich die Augen. Jetzt siezte er mich auch noch. Wer war ich? Der Präsident höchstpersönlich?! Lächerlich. Das war so albern und doch so typisch für ihn. Er zeigte mir damit deutlich wie sehr ich es verbockt hatte. „Reno, was soll der Mist?!“ Mein Second stand vom Bürostuhl auf und bewegte sich Richtung Tür. Mit ernster Miene schaute er mich an. „Tseng, ganz ehrlich DU warst doch derjenige der sich für jemand anderen entschieden hat. Jetzt lebe auch mit den Konsequenzen“, sagte er während er sich wieder vom mir weg drehte und augenblicklich mein Büro verließ. Das hatte gesessen. Und er hatte nicht ganz unrecht. Im Grunde war ich ja selbst schuld. Ich stützte meinen Kopf mit den Händen ab und starrte einen Moment lang die Tür vor mir an. Seufzte. „Reno, ich wünsche dir von ganzem Herzen dass du bald jemanden findest der dich Glücklicher macht als es mir jemals möglich gewesen wäre. Du hast es dir verdient.“, murmelte ich die Worte leise vor mich. Worte die er nie zu hören bekommen würde. „Ich Liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)