Glad You Came von Aphrodi ================================================================================ Kapitel 2: The First Step Is The Hardest ---------------------------------------- „Und? Haste schon Ideen, Endeavor-san?“, fragte Hawks, als er sich die Schaufenster der ersten Läden ansah, die sie passierten. Auch Enji warf einen Blick auf sie. Kleidung, Kosmetikprodukte und Sportschuhe waren die ersten Produkte, die ihm ins Auge fielen. Er schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Ernsthaft?“, kam es überrascht von Hawks, „Du hast keine einzige Idee? … Was wünschen sie sich denn?“ Die Frage von Hawks stieß auf Schweigen. Enji bemerkte, dass ihn der jüngere noch weiter ansah – abwartend, fragend, neugierig. Aber was für eine Antwort konnte er ihm schon geben? Enji wusste es nicht. Seine Söhne sprachen kaum bis gar nicht mit ihm – wenn, dann das Nötigste, doch sie hatten nie in einer einzigen Situation über ihre Wünsche gesprochen. Er musste sich eingestehen, dass er nahezu nichts über sie wusste. Er wollte es ändern, wirklich! Seine Söhne allerdings waren in der Hinsicht genau so verschwiegen wie er und Enji wusste, dass er es verdient hatte. Er schüttelte den Kopf. Hawks verstand, der Blick auf seinem Gesicht wurde für einen Wimpernschlag trübselig – kaum zu bemerken, wenn man nicht genau hinsah. Enji bemerkte es. Viel zu schnell allerdings wurde diese Mimik ausgetauscht von dem altbekannten viel zu selbstbewussten Grinsen, das ihm Enji manchmal gerne aus dem Gesicht wischen würde. Er spürte einen sanften Schlag auf seinem Schulterblatt und grummelte. Dieser Kerl… „Keine Sorge, auch das kriegen wir hin. Du hast ja schließlich nen Experten an deiner Seite!“, gab er selbstbewusst von sich und warf wieder einen Blick auf die Schaufenster. „Für den jungen Shouto hab ich sogar schon ne Idee. Ein Must-Have für Jeden, der sich sportlich betätigt.“ Enji hob eine Augenbraue, wusste nicht, was für ein „Must-Have“ das sein würde, doch er widersprach Hawks nicht. Wenn der Blonde dieser Ansicht war, schaute er sich das mal an. Und so trottete Enji Hawks hinterher, vorbei an Geschäft um Geschäft, bis hin zu einem Technik-Geschäft. So würde Enji es jedenfalls beschreiben. Vor einem Aussteller mit Armbanduhren blieben sie stehen, Hawks war direkt fokussiert auf die verschiedenen Modelle, während Enji selbst einfach erst einmal nur dastand. Sie sahen im Großen und Ganzen alle gleich aus. Der einzige Unterschied, der ihm ins Auge fiel, war die Form des Displays. Manche waren rund, manche eher quadratisch und andere wiederum rechteckig und schmal. Farblich unterschieden sie sich auch, offensichtlich. „Endeavor-san!“, forderte Hawks seine Aufmerksamkeit. „Ich hab sie gefunden.“ Stolz grinste der Blonde zu ihm herüber und Enji sah sich aufgefordert, zu ihm zu kommen, damit er ihm seinen Fund präsentieren konnte. Er hatte ehrlich keine Ahnung, was Shouto mit einer Uhr sollte. Aber wenn sie „hip“ war… Das, was auf dem Schild neben der Uhr stand, gab ihm ehrlich gesagt auch nicht so viel Informationen, die weiterhalfen, bis auf den Preis. „Du siehst nicht beeindruckt aus“, stellte Hawks fest. „Es ist eine Uhr“. Und nicht die Art von Uhr, die Enji optisch bevorzugen würde. Er mochte seine klassisch mit einem Metallarmband. Aber zugegeben, selten trug er eine, vor allem nicht bei der Arbeit. Es gab eben keine, die seinen Flammen standhalten konnte. „Oh, sie ist viel mehr als das~“, widersprach Hawks amüsiert. „Sie überprüft den Puls und zählt deine Schritte… Du kannst sie mit deinem Smartphone verbinden und damit auch mit personalisierten Trainings-Apps. So haste deine Trainingsleistung und deinen Fortschritt immer im Blick. Und wenn dein Körper mal nen Tag Trainingspause braucht, wird dir das auch angezeigt. Dieser Hersteller bietet zu seinen Modellen eine extra große Auswahl passender Armbänder an. Die kann man immer gut seinem Stil anpassen. Sie passt zu allem, ob sportlich oder chic, glaub mir! Und als Krönung ist sie leicht zu bedienen – selbst ein kleines Kind könnte das. Super easy~“ Enji bemerkte, wie dem Mann am Aussteller – offensichtlich ein Mitarbeiter – sprachlos in ihre Richtung schaute. Er verstand den Mann. Absolut tat er das. „Du hast auch so eine“, schlussfolgerte Enji, denn ehrlich, so sehr wie Hawks sich damit auskannte, lag es förmlich auf der Hand. Hawks grinste ertappt, schob seinen Ärmel ein Stückchen hoch und hielt ihm sein Handgelenk entgegen an dem die Uhr mit einem roten Lederarmband festgezurrt war. Enji packte das – zumindest für seine Verhältnisse – schmale Handgelenk und warf einen genaueren Blick auf das Display. Als Antwort für sein stummes Starren ertönte ein Piepen und Enji zog eine Augenbraue hoch. „Dein Puls ist hoch“, kommentierte er und warf einen Blick auf Hawks dessen Federn irgendwie aufgeplustert aussahen. Enji ließ den Blonden los. Hawks versteckte die Uhr direkt wieder unter seinem Ärmel und lachte – irgendwie klang es aufgesetzt. „Natürlich! Ich bin ja auch mit der Nummer 1 beim Weihnachtseinkauf“, sagte der Blonde, als wäre das eine völlig logische Erklärung. Das typisch alberne Grinsen machte Enji nur skeptischer. Schweigend starrte er Hawks noch einen Moment an, während sich dessen Mundwinkel um keinen Millimeter verzogen. „Okay. Ich kauf ihm eine“, beschloss Enji schließlich und löste damit die Stille auf, auch wenn er immer noch nicht wirklich einen Mehrwert in dieser Uhr sah. Er brauchte so etwas nicht, um sein Training im Blick zu behalten. Aber wenn es bei den jungen Leuten so ankam wie bei Hawks, dann würde sie Shouto gefallen. Und das war die Hauptsache.     Sie waren noch keine halbe Stunde im Einkaufszentrum, da hatten sie eins von drei Geschenken schon abgehandelt. Wenn das so weiter ging, war ein nahes Ende in Sicht, worüber Enji ehrlich froh war. Hawks schien immer noch voll in seinem Element und hatte direkt die nächsten Ideen, wie er ihm mitteilte: „Schauen wir als nächstes für deine Tochter… Fuyumi, richtig?“ Enji nickte. „Geschenke für Frauen sind vermeidlich einfach. Schmuck, Parfum oder Handtaschen, das sind wohl die Klassiker. Aber auf der anderen Seite sind sie ziemlich riskant. Das Problem ist: Du musst ihren Geschmack kennen. Denn wenn du das nicht tust, kann’s ziemlich nach hinten los gehen. Ein Geschenk, das ihr nicht gefällt, ist schlimmer als gar kein Geschenk… Glaub mir!“ Zugegeben, er wusste es nicht. Bisher hatte er an Fuyumi nie Schmuck wahrgenommen. Aber hatte er überhaupt richtig hingesehen? Enji konnte es nicht sagen. Auch das Parfum, das sie benutzte, kannte er nicht. Er hatte bis hier hin nicht darüber nachgedacht. Es gab auch keinen Grund, darüber zu reden. Abwartend sah Hawks ihn an, so als wartete er darauf, dass Enji eine Idee in den Sinn kam. Irgendeine Kleinigkeit, die weiterhalf. Als ihre Blicke sich trafen, wurde Hawks klar, dass er vergeblich gewartet hatte. „Okay, keine Option also. Ich würde kein Risiko eingehen an deiner Stelle. Gibt es etwas Anderes, das sie mag?“, fragte er schließlich mit hoffnungsvollem Ton. Hawks wirkte nach wie vor optimistisch genug, um Enji das Gefühl zu geben, dass alles gut werden würde. Und tatsächlich… „Sie kocht sehr gerne.“ „Okay, nicht gerade ein elegantes Geschenk und absolut nicht mein Spezialgebiet, aber da finden wir was. Gibt schließlich genug Küchenmaschinen da draußen, die einem das Leben einfacher machen sollen.“ Einfacher. Das konnte Fuyumi gut gebrauchen, fand Enji. Sie hatte schon viel zu tun in ihrem Job als Lehrerin und kümmerte sich dann noch – schon ewig – um das Essen. Enji wäre froh, wenn ihm dieses Gerät etwas an Arbeit abnehmen könnte. Sie hatte es mehr als verdient. Tatsächlich überließ Hawks das Verkaufsgespräch dieses Mal einem Mitarbeiter des Geschäfts. Am Ende wurde es ein elektronischer Dampfgarer und gratis obendrauf gab es noch ein Kochbuch mit einer Vielzahl an Gerichten, die für dieses Gerät empfohlen wurden. Enji war erleichtert. Nun fehlte nur noch ein Geschenk. Doch bevor sie dazu kamen, bemerkte er, dass Hawks‘ Aufmerksamkeit irgendwie abgeschweift war. Aufmerksam, mit ziemlich fokussiertem Blick sah der Blonde gebannt in das Schaufenster eines Juweliers. „Endeavor-san, ich geh kurz was besorgen“, sprach er schließlich und bevor Enji sich versah, hatte Hawks ihn stehen lassen. Was sollte er tun? Hier warten? Ihm nachgehen? Zugegeben, Enji fragte sich, was an diesem Schaufenster so besonders war. Doch ein Blick hinein verriet es ihm nicht. Da war… Schmuck. Er verstand nicht, warum Hawks Augen so geleuchtet hatten. Aber Enji wollte es wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)