Sanctuary - 聖域 [OiKage] von Mina_Tara ================================================================================ Kapitel 5: V.*~* ----------------   Tiefe Schuhabdrücke zierten den Bürgersteig, den sie zuvor überschritten hatten. Inzwischen hatte die Intensität des Schnees weiter zugenommen. Man konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen. Dicke Schneeflocken rieselten auf die Erde nieder. Hand in Hand liefen sie durch die Straßen – dicht an dicht. Immer wieder fanden ihre Augenpaare zueinander. Es war so einfach - die Idee so simpel. Warum war Oikawa nicht von Anfang an darauf gekommen? Vor wenigen Minuten hatten sie sich auf den Weg gemacht. Kageyama hatte seinem Teamkapitän geschrieben, dass ihm nicht gut sei. Oikawa hingegen konnte zumindest bei seinem Vize-Kapitän reinen Wein einschenken:     Oikawa [20:25]: Du hattest Recht, danke für deine Hilfe. Werde wohl heute nicht mehr zu euch stoßen können. Bin mit Tobio bereits auf dem Heimweg. Lade dich demnächst auf einen Drink ein (づ。◕‿‿◕。)づ   Iwa-Chan [20:28]: Ich hab doch gesagt, dass du dir keinen Kopf machen sollst. Redet miteinander und dann wirst du sehen, wohin der Weg euch führt. Da bin ich mal gespannt, du schuldest mir eigentlich noch einen Kart-Bahn-Ausflug, einen Karaoke-Abend und eine Party-Pizza. Da warte ich heute noch drauf, die Liste wird immer länger :P   Oikawa [20:29]: Werde mir Mühe geben (。◕‿◕。)!! Oikawa {20:30]: ja, ja… ist nicht vergessen, versprochen!   Iwa-Chan [20:32]: Ich erinnere dich im neuen Jahr nochmal dran! Ach ja, deine Handschuhe bringe ich dir die Tage vorbei. Und nun kümmere dich um dein Date! Wünsche euch einen schönen Abend und versau es ja nicht!   Oikawa [20:33]: THX, du bist der Beste Iwa-Chan! Euch auch noch viel Vergnügen auf der Feier☆(❁‿❁)☆       Danach packte der Brünette schmunzelnd sein Handy zurück in die Tasche und sah zu dem Jüngeren auf, der wenige Meter vor ihm stand. Gemeinsam begaben sie sich zur Bushaltestelle, in die wenige Minuten später auch schon der Bus einfuhr. Schweigsam saßen sie nebeneinander. Kageyama hatte während der Fahrt zwischenzeitlich seinen Kopf an der Schulter des Größeren angelehnt und die Augen geschlossen. Er musste wohl von der Heimfahrt ziemlich fertig sein. Selbst der Stärkste brauchte auch mal eine kleine Pause. Behutsam legte Oikawa seinen rechten Arm um dessen Schultern und zog den Schwarzhaarigen noch näher zu sich. Zärtlich fuhr er mit seinen Fingern durch das seidig schwarze Haar und streichelte danach dessen Wange, die aufgrund der Kälte immer noch leicht errötet war. Der Kleinere genoss die zarten Berührungen, teilweise schlich sich ein kurzes Lächeln auf dessen Lippen und seine Wangen nahmen wieder diesen süßen rötlichen Ton an. Oikawa hatte den Jüngeren die ganze Zeit im Auge behalten. Es war selten, dass er einmal so einen Anblick zu Gesicht bekam. Inzwischen musste sich der Setter der Seijoh nun endgültig eingestehen, dass sein Nebenmann sein Herz gestohlen hatte. Leugnen war keine Option mehr.           Als sie eine halbe Stunde später vor Kageyamas Zuhause standen, gefror der Brünette schon an Ort und Stelle fest. Es war dunkel und finster. Ein eiskalter Schauer fröstelte ihn, als er das Gemäuer genauer unter die Lupe nahm. Langsam betraten sie das Anwesen. Je weiter sie voranschritten, desto mehr fuhr Oikawa die Kälte in die Glieder. Fröstelnd rieb er sich die Oberarme, als er die Halle begutachtete, die sie gerade durchschritten. Hier gab es nichts, was an ein gemütliches Zuhause erinnerte. Teure Möbel, zugezogene Vorhänge, aber zu Oikawas Entsetzen – keine Weihnachtsdekoration. Kein Raum war geschmückt. Es befand sich kein Weihnachtsbaum im riesigen Wohnzimmer. Der Brünette fühlte sich unwohl. Obwohl Weihnachten doch eher ein europäisches Fest darstellte, so hat sich diese Tradition in den letzten Jahrzehnten auch hier in Japan eingebürgert. Viele Familien hatten sich diese Tradition angeeignet. Feierten mit Kindern, Freunden und Verwandten. Diese Zeit galt der Familie und der Liebe. Gerade hier wollte der braunhaarige Setter nicht mit Kageyama verweilen. Die Atmosphäre und das Umfeld passten überhaupt nicht! Hatte der Schwarzhaarige überhaupt jemals Weihnachten gefeiert? Hatte er jemals ein herzlich beschmücktes Anwesen gesehen? Außerdem hatte der Jüngere doch morgen Geburtstag, wieso waren dann seine Eltern nicht da?   Zum ersten Mal war der Ältere stolz auf sein kleines Häuschen, in dem er mit seiner Mutter lebte. Alles war besser als hier. Es war eine gute Entscheidung, dass sie sich nur hier aufhielten, um Kageyamas Sachen abzuholen. Dieser emotionalen Kälte wollte er den jüngeren Setter nicht aussetzen. Nicht heute Abend! Nicht in dieser Nacht! Dem Jüngeren war währenddessen nicht entgangen, dass sich Oikawa hier nicht wirklich wohlfühlte. Entschuldigend wand der Schwarzhaarige seinen Blick Richtung Boden.   „Tut mir leid, meine Eltern halten nicht viel von dieser sagen wir mal… Tradition…“, traurig ließ Kageyama seine Schultern sinken.   Der Anblick tat weh. Der Brünette spürte, wie sich sein Herz schmerzlich zusammenzog. Immer wieder führte ihm die aktuelle Situation vor Augen, das Geld nicht alles im Leben war. Der Jüngere hatte so viel mehr verdient. Er hätte die wärmende Liebe einer Familie erfahren sollen, er hätte emotional anders erzogen werden müssen. Hätte Kageyama von Anfang an diese Erziehung genossen und die nötige Wärme, die zu einer richtigen Familie gehörte, erfahren können, vielleicht hätte er schon viel eher mit ihm anbandeln können. Hätte er dem Jüngeren dann von Anfang an eine Chance gegeben? Allein bei diesem Gedanken hielt Oikawa plötzlich inne. Warum dachte er so weit zurück? Wieso dachte er gerade an ihre erste Zeit zurück? Hatte er etwa schon damals ein Auge auf den Jüngeren geworfen und wusste es zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht? Hatte er es möglicherweise sogar verdrängt? Warum kamen ausgerechnet jetzt die alten Kamellen wieder hoch? Er wollte nicht an die Vergangenheit denken. Gerade stand Kageyama in Fleisch und Blut vor ihm. Traurig und einsam. Er musste für ihn da sein – dass allein, war seine heutige Mission!   „Macht ja nichts, ist ja nicht deine Schuld. Komm, wir packen ein paar Sachen zusammen, damit wir hier so schnell wie möglich verschwinden können“, nach diesen Worten schritt Oikawa an dem Kleineren vorbei und nickte ihm dabei aufmunternd zu. Zumindest durch diese Geste konnte er dem Jüngeren wieder ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubern. Gemeinsam packten sie ein paar Klamotten für den schwarzhaarigen Setter zusammen und drehten dem Anwesen wenige Minuten später den Rücken zu. Kageyama schulterte zuvor noch seinen Rucksack, sah ein letztes Mal zurück und schritt hinter dem Älteren her. Erst als Oikawa bemerkte, dass der Jüngere nicht neben ihm herlief, blieb er stehen und wartete bis sein Partner zu ihm aufgeschlossen hatte.             Gemeinsam durchquerten sie die Seitenstraßen und erreichten schließlich eine viertel Stunde später Oikawas Zuhause. Allein, als sie sich dem Anwesen nährten, wurden Kageyamas Augen immer größer. Sogar der Brünette musste schmunzeln, als sie vor dem leuchtenden Zaun standen, der aufgrund der umwickelnden Lichterkette in allen möglichen Farben aufleuchtete. Direkt dahinter befand sich ein Schlitten, auf dessen Rücksitz mehrere Geschenkepäckchen aufgestapelt waren. Der Schnee hatte bereits einen großen Teil der Deko unter sich begraben. Alles glitzerte wie helle Diamanten auf, besonders der Schnee, der aufgrund des Lichtspektakels reflektiert wurde. Das Rentier mit der roten Nase war natürlich der absolute Hingucker. Fasziniert blieb der Setter der Karasuno vor dem Tier stehen und tippte mehrmals gegen die rote Nase.   „Wieso ist die Nase denn rot?“   „Sag bloß, du hast noch nie von Rudolf mit der roten Nase gehört! Das ist ein bekanntes Kindermärchen.“   Auf die Antwort hin schüttelte der Jüngere nur den Kopf und wand traurig den Blick ab, woraufhin Oikawa sich am liebsten selbst in den Allerwertesten getreten hätte. Natürlich kannte Kageyama die Kindergeschichte nicht! Wie auch? Oikawa war mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten! Taktgefühl gehörte definitiv nicht zu seinen Stärken. Vorsichtig trat er daraufhin an den Jüngeren heran und versuchte ihm das Märchen zu erklären. Der Schwarzhaarige sah ihn dabei fasziniert an und hing regelrecht an seinen Lippen. Irgendwie kam sich Oikawa total dämlich vor, aber wenn er Kageyamas Bildungslücke hierdurch füllen konnte, hatte er zumindest eine gute Tat für den heutigen Abend vollbracht. Immer wieder stellte der Ältere fest, dass er noch einen langen Weg vor sich hatte. Kageyama wusste nichts über den Nordpol, er wusste nichts über den Weihnachtsmann. Alles, was man normalerweise kleinen Kindern schon erzählte, war für den schwarzhaarigen Setter Neuland. Er hörte diese Dinge zu Oikawas Entsetzen tatsächlich zum ersten Mal. Das Volleyball-Genie weist, was Weihnachten anbelangte, so viele Wissenslücken auf, dass es schon weh tat. Demnach musste der Brünette behutsam an die Sache rangehen. Aber dennoch war er guter Dinge. Schließlich war dies eine seiner heutigen Missionen.   Als der Größere die Tür aufgesperrt hatte, traten sie ein und legten ihre Jacken ab. Zuvor bat Oikawa den Jüngeren noch an Ort und Stelle stehen zu bleiben. Verwirrt legte Kageyama auf die Bitte hin den Kopf schief – blieb aber stehen und sah sich derweil um. Das Anwesen war kleiner als seins, aber dennoch fühlte er sich hier auf seltsame Art und Weise sicher und geborgen. Allein durch die Deko erlitt er jetzt schon den Kulturschock seines Lebens. Oikawa hingegen rannte ins Wohnzimmer und musste freudig feststellen, dass Takeru und seine Mutter sich mit der Dekoration viel Mühe gegeben hatten. Zu seinem Erstaunen hatten die Beiden den Weihnachtsbaum tatsächlich rot-gold geschmückt. Sofort wanderten seine Mundwinkel nach oben und er machte sich ran ans Werk.   Er zündete die vier Kerzen an, die sich auf dem Adventskranz befanden und legte noch Holz auf, damit es schön warm wurde. Schließlich waren sie gut durchgefroren. Der Brünette hatte eben schon festgestellt, dass Kageyama wie Espenlaub zitterte. Aber wen wunderts? Sie waren fast eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs gewesen und standen bis eben noch mindestens zehn weitere Minuten in der Kälte. Danach schaltete er die Lichterketten an, die sich am Baum befanden. Im Anschluss rannte er hoch in sein Zimmer und griff nach ein paar Decken, die er wenige Minuten später auf der Couch ausbreitete. Zufrieden verließ er das Wohnzimmer und machte sich zurück auf den Weg zu Kageyama, der immer noch an der Eingangstür verweilte. Zuvor stellte Oikawa sich hinter den Jüngeren und hielt ihm die Hände vor die Augen.   „Oikawa, was tust du denn da?!“   „Hey, beruhige dich. Es ist eine Überraschung~“, säuselte der Angesprochene in Kageyamas Ohr, der daraufhin leicht zusammenzuckte. Bestätigend nickend folgte er Oikawas Anweisungen und ließ sich von ihm führen.   Vorsichtig durchschritten sie den Flur und der Größere dirigierte den Schwarzhaarigen in die entsprechende Richtung. Kageyamas Herz schlug ihm derweil heftig gegen den Brustkorb. Er vertraute dem Setter der Seijoh, aber die Aufregung in seinem Innern stieg ins Unermessliche. Was hatte der Ältere bloß im Sinn? Nur sehr langsam kamen sie voran. Erst als sie plötzlich stehen blieben, entfernte Oikawa seine Hände. Aus Sicherheitsgründen hatte der Schwarzhaarige auch so schon seine Augen geschlossen.   „Hey, du kannst deine Augen öffnen~“   Erst auf die Anweisung hin hob Kageyama die Augenlider. Ein Meer aus bunten Lichtern war das Erste, was der Setter der Karasuno erblickte. Die Farben spiegelten sich in dem meeresblauen Augenpaar wider – glänzten regelrecht auf – erwärmten sein Innerstes innerhalb von Sekunden. Ein bunt beschmückter Weihnachtsbaum strahlte ihm entgegen, ebenso die Kerzen, die sich auf einem Kranz befanden, der mitten auf dem Glastisch ruhte. Vorsichtig trat der schwarzhaarige Setter näher. Noch nie hatte er so etwas Schönes gesehen. Noch nie zuvor hatte er überhaupt diese Art von Dekoration gesehen. Fasziniert blieb er Mitten des Raumes stehen. Oikawa hatte sich in der Zwischenzeit an den Türrahmen angelehnt und behielt die Reaktion des Schwarzhaarigen genau im Auge.   „Na? Ist meine kleine Überraschung gelungen?“, nach diesen Worten stieß sich der Ältere vom Rahmen ab und trat an den Jüngeren heran. Erst als er dicht neben ihm stand, sah er, dass sich Tränen in Kageyamas Augen angesammelt hatten. Dieser hatte Mühe sie zurückzuhalten und fuhr sich immer wieder mit dem grauen Pullover-Ärmel übers Gesicht.   „Hey, ist doch alles gut. Komm her…“, vorsichtig legte Oikawa wieder seinen Arm um Kageyamas Schultern und zog ihn zu sich. Ohne zu antworten, ließ sich der Jüngere mitziehen und befand sich schließlich in einer Umarmung wieder. Eine Weile verweilten die Beiden an Ort und Stelle. Kageyama hatte sich zwischenzeitlich an den hellblauen Pullunder festgekrallt und wich nicht von der Stelle. Sein Gesicht verbarg er, indem er seinen Kopf gegen Oikawas Oberkörper angelehnt hatte.   Der Kleinere wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was er sagen sollte, geschweige denn, wie er seinem Gegenüber danken sollte. Zu viele Emotionen durchfluteten seinen Körper. Schließlich war es der braunhaarige Setter, der die Umarmung löste, Kageyama an die Hand nahm und ihn zum Sofa führte. Zusammen ließen sie sich auf der Couch nieder und Kageyama war der Erste, der sich direkt in die Kuscheldecken wickelte. Oikawa sah dem Jüngeren amüsierend dabei zu und musste ein Kichern verkneifen.   „Was ist denn daran so lustig?“, fragend hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue.   „Ach nichts… nichts. Wenn du so kalt hast, dann kann ich dir gern behilflich sein~“, schnurrte Oikawa und trieb mit der Antwort erneut die Röte in Kageyamas Wangen, der einfach nur erstarrt an Ort und Stelle festfror. Mit so einer direkten Antwort hatte der junge Setter nun wirklich gar nicht gerechnet.   Zärtlich fuhr der Brünette mit seinem Zeigefinger über Kageyamas Oberarm, der unter diesen Berührungen zusammenzuckte. Die Impulse drangen bis zu seinem Inneren durch. Bevor der Schwarzhaarige wusste, wie ihm geschah, hatte Oikawa ihn auch schon zu sich gezogen. Nun verweilte sein Kopf an dessen Brustkorb und starke muskulöse Arme schmiegten sich um seinen Oberkörper. Sofort schoss dem Jüngeren die Röte zu Kopf. Er konnte Oikawas Herzschlag spüren und es schlug mindestens genauso schnell wie seins, wenn nicht sogar noch schneller. Gemeinsam wickelten sie sich in die Decken ein und schauten auf das Feuer, das vor ihnen im Kamin brannte. Es herrschte eine ruhige und stille Atmosphäre. Lediglich das Knistern des Holzes war zu hören. Jedoch beschäftigte Kageyama immer noch ihr letztes Gespräch, das sie vor der Halle geführt hatten. Das Thema ließ ihm einfach keine Ruhe. Unsicher sah der schwarzhaarige Setter auf.   „Du sag mal… kann ich dich was fragen?“   „Hm?“, kam es brummend von dem Größeren als Antwort.   Auf die Reaktion hin lehnte sich der Setter der Karasuno nach vorne und sah schließlich hinter sich. Er drehte sich fast komplett zu dem Braunhaarigen um und sah diesem erneut tief in die Augen.   „Du hast meine Frage von eben immer noch nicht beantwortet. Was ist das zwischen uns? Warum hast du mich mit zu dir genommen? Weicht das nicht von unserer Abmachung ab?“   Kurz hielt Oikawa inne, musste jedoch bei jeder weiteren Frage schmunzeln.   „Warum hast du dir diese ganze Mühe überhaupt gemacht?“   Kageyama wirkte, was dieses Thema anbelangte, sehr unbeholfen - Oikawa stellte es erneut in diesem Moment fest.   „Was genau bedeute ich dir?“   Nachdenklich schloss der Größere seine Augen und ging erneut tief in sich. War er aufgeregt? Ja. War er sich seiner Sache sicher? Nun ja fast – es kam auf die Reaktion seines Gegenübers an. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, oder? Danach öffnete Oikawa seine Augen und hob seinen rechten Arm an.   „Sei bitte ehrlich zu m-“, bevor Kageyama seine letzten Worte aussprechen konnte, hielt er inne, als er Oikawas Hand an seiner Wange spürte. Ungläubig weitete sich das blaue Augenpaar, als es mit leuchtenden nussbraunen Iriden konfrontiert wurde. Behutsam platzierte Oikawa auch seine linke Hand an der anderen Wange seines Gegenübers und kam ihm näher.   „Du willst also wissen, was zwischen uns ist?“   Zärtlich packte Oikawa Kageyama an der Hüfte und zog ihn zu sich auf den Schoss. Ungläubig ließ der Schwarzhaarige alles über sich ergehen. Vorsichtig platzierte der Brünette erneut beide Hände an dessen Wangen. Leise flüsterte er folgende Worte:   „Es ist wahr. Eigentlich hatten wir uns tatsächlich nur auf das Körperliche geeinigt und ich bin mehr als zufrieden, was dies anbelangt, aber…“   Währenddessen wanderte Oikawas Hand in Kageyamas Nacken und zog sein Gesicht noch näher zu sich. Ihre Lippenpaare trennte nun nur noch wenige Millimeter. Sie konnten schon den Atem des jeweils anderen auf ihrer Haut spüren.   „…mir reicht das Körperliche allein nicht mehr aus...“, die andere Hand wanderte den grauen Pullover hinunter und verweilte schließlich auf Kageyamas Brustkorb. Genau an der Stelle, wo ihm das Herz des Jüngeren entgegenschlug.   „… ich will dich komplett. Mit allem was du mir bieten kannst und auch bieten willst.“   Die blauen Iriden weiteten sich, je mehr Oikawa von sich Preis gab. Die Art und Weise, wie der Brünette zu ihm sprach – dessen Worte strahlten so viel Wärme aus. Seine Stimme war tiefer als sonst und gerade diese Tonlage mochte Kageyama am allerliebsten. Es lief ihm jedes Mal eiskalt den Rücken hinunter, wenn er den tiefen Bass zu hören bekam.   „Die letzten Tage haben mir so viel vor Augen geführt. Man bemerkt bekanntlich immer erst was einem wichtig war, wenn es einem fehlt, und du bist mir wichtig Tobio. Du warst mir schon immer wichtig.“, inzwischen verweilten beide Hände an Kageyamas Oberarme. Sie zitterten bereits und Oikawa musste stark an sich halten. Sein Kopf war gesenkt und die Worte brachen nur geradeso aus ihm heraus.   „Ich weiß, dass ich mich gerade, wie der letzte Vollidiot aufführe, aber ich kann einfach nicht anders. Es länger zu ignorieren, zerreißt mich. Es länger vor mir herzuschieben, wäre auch dir gegenüber nicht fair. Ich will nicht, dass du heute allein bist. Ich will nicht, dass du generell jemals wieder allein bist. Dass ich damals nicht für dich da war… werde ich mir wohl niemals verzeihen können. Ich habe zu lange meine Augen davor verschlossen. Verdammt nochmal was rede ich mir hier eigentlich für einen Stuss zusammen!!!“, knirschend biss Oikawa seine Zähne aufeinander, ehe er schließlich seinen Kopf hob. Funkelnde braune Augen sahen dem Jüngeren entgegen, der mehr als überfordert auf sein Gegenüber herabsah. Kageyama war wie gelähmt – konnte nicht realisieren, was sein ehemaliger Rivale ihm daraufhin leise entgegenhauchte.   „Ich liebe dich, Tobio…“   Da waren sie endlich – jene Worte, nach denen Oikawa so lange schon gesucht hatte. Die er schon so lange hätte sagen wollen. Denen er schon viel eher hätte Ausdruck verleihen sollen. Endlich kamen sie ihm über die Lippen. Einfach so. Aufrichtig und ehrlich. Oikawas Herz schlug ihm bis zum Hals, drohte seinen Kreislauf komplett aus der Bahn zu werfen. Erst sehr langsam sickerte die Erkenntnis zu ihm durch. Er hatte es tatsächlich gesagt – er hatte tatsächlich jene drei Worte gesagt, die er normalerweise nur aus Kitschfilmen kannte. Es waren jene Worte, die aus seinem tiefsten Innern zu seinem Gegenüber sprachen und dessen Schutzmauer nun endgültig zum Einsturz brachte.           EDIT:  22.Dec. 2021 - Happy Birthday, Tobio~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)