Eine Geschichte ohne Ende von phean (Kleiner Engel lerne fliegen) ================================================================================ Kapitel 8: Eingesperrt ---------------------- Es war einfach viel zu kalt. „Mensch, wer kommt denn bitte auf diese bescheuerte Idee?“, beschwerte sich Mimi und zog die Decke um ihre Schultern enger. Sie war eingemummelt in eine Winterjacke, unter der sie einen dicken Pullover sowie ein T-Shirt trug. Zudem waren ihre Füße in weichen und wärmenden Winterschuhen verschwunden. Ein breiter und langer Schal war um ihren Hals gewickelt und dazu trut sie noch eine gehäkelte Mütze auf ihrem Kopf. Koushiro neben ihr lachte und reichte ihr den Becher der Thermoskanne, darin dampfte der heiße Tee, den er wohlwissend zuvor gerichtet hatte. Tief sog die einstige Tachikawa den Duft ein und seufzte. Ein kurzes Nippen, doch die Stimmung blieb. „Kommt, wir machen ein Fußballspiel ... mitten ... im ... arschkalten ... Winter“, knurrte sie. Sie erntete ein amüsiertes Lachen. Hinter dem Paar saßen Hikari, Miyako und Meiko. Auch ihnen war kalt, doch sie hielten sich dann weiter zurück. Daisuke stand mit Ken ganz vorn und sie diskutierten um die perfekte Aufstellung. Hierbei waren beide in ihrem Element. Auch wenn sie sich beruflich vom Fußball distanziert hatten, so liebten sie den Sport nach wie vor. Das konnte auch von Miyako nur belächelt werden. „Sie sind und bleiben doch immer die gleichen“, seufzte die Lilahaarige, dabei zog sie sich ihren Schal enger um den Hals. Vermutlich wünschten sie sich alle einen wärmeren Ort hierfür, leider war ihnen keine Ausrede eingefallen. Zumal die zwei diskutierenden Männer hier sein wollten und Meiko hier sein musste. Sie konnten die Dunkelhaarige nicht alleine leiden lassen. „Yagami, wenn du den Scheiß nicht gewinnst, bring ich dich mit meinen erfrorenen Fingern eigenständig um ...“, holte Mimi die Freunde aus ihren Gedanken. Nicht nur die, viele weitere begeisterte Fans um die Gruppe herum starrten die Brünette erschrocken an. Es waren doch mehr als gedacht, die sich bei diesen Temperaturen hinaus wagten und einem Fußballspiel zusahen. Verrückt, dass es stattfand. Hikari rieb sich die Hände. Es war eindeutig zu kalt, die Gänge waren wärmer gewesen. „Ich geh kurz zur Toilette“, informierte sie die zwei Frauen neben sich. „Aber beeil dich, es geht gleich los.“ Nickend erwiderte sie die Worte von Meiko und wandte sich dann ab. Gerade in dem Moment kamen ihr Yamato, Sora und Takeru entgegen. Während das Ehepaar sie grüßte, aber weiter ging, blieb der Takaishi vor ihr stehen. Mit großen Augen sah sie auf. Seit den Nachrichten in der Nacht, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen oder geschrieben. Das war nun auch wieder vier Tage her. Seither spukten so viele Gedanken in ihrem Kopf herum. Alle hingen mit den Worten ‚was wäre wenn ...‘ zusammen. Je länger sie ihn anstarrte, desto lauter und schneller begann ihr Herz zu schlagen. Schwer schluckte sie und blinzelte mehrmals, um wirklich den Blick abwenden zu können. Schnell sah sie hinter sich, ob das irgendjemandem aufgefallen war. Dann trat sie einen Schritt zur Seite und an ihm vorbei. Dabei bemerkte sie seinen eigenen Blick nicht und auch nicht das Zucken, welches durch seinen Arm fuhr. Fast hätte er sie aufgehalten. Hikari wollte dabei nur möglichst viel Abstand zwischen sie bringen. Der Kuss und die Nachrichten hatten sie aufgewühlt. Er hatte etwas geschrieben, was ihr Herz schneller hat schlagen lassen. Und es schmerzte. Hätte sie auf ihn warten können, ohne zu wissen, wie lange es dauert? Erst, als sie sich die Hände wusch, atmete sie wieder richtig durch. Sie wusste, weshalb sie öffentliche Toiletten mied. Aktuell war das hier aber eine Art Zufluchtsort. Er schützte sie vor ihm und ihrem Verlobten. Nachdenklich sah sie auf das fließende Wasser, welches über ihre Hände lief. Kurz sah sie auf und atmete erneut tief durch. Ohne weiter darüber nachzudenken, senkte sie ihren Kopf und warf es sich ins Gesicht. Ihr Vorteil war in diesem Moment, dass sie heute zu faul war, sich zu schminken. Dann käme sie nicht als Monster zurück zu den anderen. Dieser Gedanke ließ sie jedoch trotzdem lachen. Es wäre sicherlich ein schöner Augenblick, die anderen zu erschrecken, aber das wäre es nicht wert. Sie fuhr sich nochmal übers Gesicht, um alles überflüssige Wasser, wegzuwischen. Dann hob sie den Kopf wieder und griff nach den Papiertüchern. Der Ton der Tür erklang. Hikari hoffte, dass es nicht zu seltsam war, dass sie sich gerade das Gesicht gewaschen hatte. Ein weiterer Ton war zu hören, den sie nicht gänzlich zuordnen konnte. Die Toilette hier hatte vor dem eigentlichen Raum mit den Waschbecken und den Kabinen, einen kleinen Vorraum mit zwei Automaten. Die wichtigen Dinge gab es dort ... Schnell nahm sie die Tücher und warf sie weg. An sich dauerte es viel zu lange, bis die Frauen hereinkamen, vielleicht wollten sie aber auch nur zu besagten Automaten. Die Brünette hob den Blick wieder in den Spiegel. Ein Zucken ging ihr durch den gesamten Körper. Ruckartig wandte sie sich mit aufgerissenen Augen herum. „Was ...?“ „Wir müssen reden!“, erwiderte der Blonde mit festem Blick. In seinen Augen war die Entschlossenheit hinter seinen Worten zu erkennen. Das machte ihr glatt etwas Angst, denn sie versuchte diese Augenblicke zu verdrängen und zu vergessen. „Nicht jetzt ... das hier ist die Frauentoilette ...“, ihre Stimme zitterte. „Das ist nur eine Bezeichnung ...“ „Wieso tust du das?“ Takeru trat näher an sie heran. Sie selbst drängte sich gegen die Armatur, am liebsten würde sie zurückweichen, doch mehr ging nicht. Stattdessen wurde der Abstand immer kleiner. Schier verängstigt sah sie sich nach einem Fluchtweg um, doch außer der Tür sah sie nichts und dabei musste sie an ihm vorbei. Mittlerweile war er jedoch bei ihr angekommen. Sie müsste ihre Hand nur heben und leicht ausstrecken, dann könnte sie ihn berühren. „Wir müssen reden ...“, wiederholte er. „Über was?“, fragte sie möglichst gelassen. Ein Schatten rannte über sein Gesicht und sein Blick verdüsterte sich leicht. Er schien innerlich mit sich zu ringen und Hikari konnte nicht sagen, welche Gedanken gerade gegeneinander kämpften. „Du hast den Kuss erwidert ...“, wiederholte er seine Nachricht. Der Blick der Jüngeren sprang von einem Punkt zum nächsten in seinem Gesicht. Er war damals schon sehr erwachsen, doch bis zum heutigen Zeitpunkt hatten sich seine Gesichtszüge noch weiter herauskristallisiert. Erneut begann ihr Herz dabei schneller zu schlagen. Sie biss sich auf die Unterlippe und bemerkte dabei, wie sein Blick dorthin glitt. Ebenfalls hob er die Hand und befreite ihre Lippe von ihren Zähnen. Dabei fuhr sein Daumen darüber und erzeugte eine Gänsehaut. Statt eine Antwort von sich zu geben, starrte sie den Älteren lediglich an. Auch sie kämpfte innerlich um ihre Beherrschung. Seine Nähe machte sie nervös. So hatte sie sich zuletzt vor ihrem ersten Kuss gefühlt. Dann ging es viel zu schnell. Ehe sich Hikari versah, fand sie sich in seinen Armen wieder und seine Lippen auf ihren. Begierig. Keine Scheu. Keine Zurückhaltung. Auf keiner Seite. Die Finger der Jüngeren krallten sich in seine Winterjacke, während sie hungrig seine Zunge begrüßte. Dabei drückte er sie enger an sich, während er sie gleichzeitig nach hinten drängte. Kurz darauf saß sie auf der Armatur. Ihre Gedanken hatten sich komplett abgeschalten, sonst hätte die Yagami vermutlich nicht ihre Beine um ihn geschlungen, um ihn noch näher zuziehen. Es war keine Zurückhaltung mehr zu erkennen, als er seine Hände über sie gleiten ließ und sich diese unter die geöffnete Jacke der Jüngeren schoben. Erneut breitete sich eine Gänsehaut bei ihr aus und zog sich kribbelnd über ihren Körper und zwischen ihren Beinen zusammen. Es war ein Schieben, dass Hikari zurückschrecken ließ. Stimmen erklangen, als sich jemand beschwerte, dass sich die Tür nicht öffnen ließ. Sie sah zum Durchgang zum Vorraum und zu dem Blonden vor sich. „Sie ist versperrt“, erklärte er leise, in der Hoffnung, dass niemand sie hörte. Schwer atmend wandte sich Hikari ihm zu. Ihr Herz schlug bis in ihren Hals. Sie hatte Angst, gleich durchzudrehen. Das hier war falsch. Es war ... falsch. Sie war verlobt. Mit Daisuke. Aber es war Takeru. Und er senkte seinen Kopf wieder zu ihrem. Seine Hände schoben sich an ihrer Taille entlang und zogen sie näher, während seine Lippen ihre fanden. Wie konnte man diesem Drang wiederstehen? Wie konnte sie ...? Gar nicht. Ihr Herz konnte nicht aufhören ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)