Die Vertretung und die Folgen von Iwa-chaaan (Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden) ================================================================================ Kapitel 44: Familienbruch ------------------------- Freitag, 23.09. Es war Freitagmorgen und Joey lag glücklich neben Seto, in dessen Privatschlafzimmer. Nachdem sie Dienstag das erste Mal miteinander geschlafen hatten, hatten sie das die letzte Nacht ebenfalls getan und so war sich der Blonde mittlerweile sicher, dass die Liebe auf Gegenseitigkeit beruhte und er hatte sich noch nie in seinem Leben so wohl und beschützt gefühlt. Da heute Feiertag war, hatten sie beschlossen, den Wecker um zwei Stunden nach hinten zu stellen, doch der Blonde war zur üblichen Zeit wach geworden. Der Blauäugige neben ihm schlief noch und er beobachtete ihn eine Weile dabei. Er konnte noch immer nicht glauben, dass er sich in Seto Kaiba verliebt hatte, den lebenden Eisschrank. Wobei er diesen auch nur nach außen hin gab. In Mokubas und mittlerweile auch in seiner Gegenwart benahm er sich anders, herzlicher, wärmer und Joey liebte diese Seite an dem Firmenchef. Entspannt kuschelte er sich weiter an ihn und döste noch eine Weile, als es plötzlich an der Tür klopfte. Seto gähnte, strich Joey kurz durch die Haare, der ihn anlächelte, und rief „Herein!“. Sofort wurde die Tür aufgerissen und Mokuba kam rein gerannt. „Guten Morgen!“, rief er fröhlich grinsend und sprang aufs Bett. „Morgen Moki“, murmelte Seto noch immer gähnend und Joey grinste den Kurzen ebenfalls an. Offenbar war der Kleine bester Laune. „Machen wir einen Wochenendausflug?“, wollte er aufgeregt wissen und Joey schaute zu Seto auf, der langsam wach zu werden schien. „Was für einen Ausflug?“, wollte Seto schläfrig wissen und strich dem Blondschopf mit einer Hand über den Rücken, was dieser leise schnurrend wahrnahm und sich weiter ankuschelte. „Ans Meer! In unser Ferienhaus!“, rief Moki und schaute sie beide mit erwartungsvollen Augen an. Seto wandte den Kopf wieder zu ihm und fragte: „Ist das okay für dich?“ „Ja klar. Ich war schon ewig nicht mehr am Meer.“ „Juhuuu!“ Mokuba sprang wieder vom Bett und ehe sie noch etwas sagen konnten, rannte er auch schon raus, um wahrscheinlich ein paar Sachen zu packen. Joey grinste ihm hinterher und widmete sich dann noch dem Brünetten und verwickelte ihn in einen heißen Kuss, den dieser bereitwillig erwiderte. Nach ein paar Minuten lösten sie sich wegen Luftmangels voneinander und am liebsten hätte der Blondschopf ihn gleich noch mal geküsst, jedoch klingelte plötzlich sein Privathandy und irritiert drehte er sich um. Er erkannte die Melodie, es war Serenitys Klingelton und lächelnd griff er es und nahm sofort ab. Was für eine schöne Überraschung, dass sie sich meldete! „Hallo Schwesterherz. Wie geht es dir?“ Seto musterte ihn leicht lächelnd, doch Joey gefror das Blut in den Adern, als er die Stimme am anderen Ende hörte. Sein eigenes Lächeln schwand und seine Augen weiteten sich vor Überraschung und Schock. „Joseph Jay Wheeler! Ich fass es nicht!“, kreischte seine Mutter in den Hörer und der Blonde spürte, wie sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich. Er krallte das Handy fest, damit er es nicht aus Versehen fallen ließ, als sich ein Kloß in seinem Hals und Magen bildete und sein Herz tonnenschwer wurde. Das durfte doch nicht wahr sein. Gerade hatte er das mit Kaiba auf die Reihe bekommen und jetzt direkt ein neues Problem? Konnte er nicht mal ein paar Monate ohne irgendetwas genießen? Verkrampft setzte sich der Blonde auf, hatte das Gefühl, sein Smartphone zu zerquetschen, doch er konnte seine Muskeln gerade nicht entspannen. Es war einfach unfassbar, dass sie das Handy seiner Schwester genommen hatte! Seto setzte sich neben ihm ebenfalls auf, schaute ihn leicht besorgt an und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Mutter. Was gibt es?“ Während er ihrer aufgeregten Stimme lauschte, kaute er auf seiner Unterlippe herum und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. „Was es gibt? Die Frage kann nicht ernst gemeint sein! Was hast du an dem Wort Kontaktverbot nicht verstanden? Da war ich so nett, es nach ihrer OP zu lockern und du! Du bringst sie in solche Gefahr! Nach allem, was du Serenity angetan hast, belästigst du sie noch immer?“ „Angetan? Was zur Hölle meinst du? Yugi und mir hast du zu verdanken, dass wir ihre OP bezahlen konnten! Angetan hast du uns nur, dass du uns als Kinder getrennt hast!“, verteidigte sich Joey mit zittriger Stimme und versuchte halbwegs ruhig zu bleiben, doch er schaffte es kaum. Das war einfach gerade zu viel für ihn. Was fiel ihr ein, ihn so anzumachen!? „Serenity hat noch immer Alpträume von diesem dämlichen Turnier, zu dem du sie mit geschliffen hast! Und anstatt sie in Ruhe zu lassen, drängst du sie weiter dazu, Kontakt zu haben! Noch ein einziger Anruf, Joseph, und ich werde Anzeige erstatten!“ Sie legte auf und Joey ließ das Handy achtlos aus seiner Hand auf das Bett fallen. Es glitt einfach aus seinem Griff, doch er nahm das gar nicht richtig wahr. Seto nahm es und legte es auf seinem Nachtschränkchen ab, aber der Blonde realisierte auch das gar nicht richtig. Warum war seine Mutter so? Was hatte er verbrochen, dass sie ihn so behandelte? „Joey? Was ist los?“, fragte der Brünette ruhig und der Angesprochene brauchte ein paar Sekunden, um sich so weit zu sammeln, dass er antworten konnte. Er wollte nicht weinen. Nicht wegen seiner Mutter, die ihn offensichtlich so verabscheute. Aber es fiel ihm schwer und die ersten Worte waren mehr gekrächzt als gesprochen, bis er sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass seine Stimme halbwegs funktionierte. „Meine Mutter besteht auf dem Kontaktverbot, dass sie gegen meinen Vater und mich bereits nach der Scheidung erwirkt hatte. Serenity und ich hatten deswegen jahrelang keinen Kontakt, bis ich von ihr kurz vor dem Königreich der Duellanten ein Video bekommen habe, wo sie mir mitteilte, dass sie mich gern noch einmal wiedersehen würde, bevor sie erblindete. Yugi spendete großzügiger weise das Preisgeld, das er gewonnen hatte und so konnte meine Schwester operiert werden und es konnte verhindert werden, dass sie erblindete. Mutter schien für die Zeit das Kontaktverbot auszusetzen, doch jetzt sagt sie, dass Serenity Alpträume vom Battle City Turnier hat und dass ich mich nie wieder bei ihr melden soll.“ Joey legte seine Hände auf das Gesicht und versuchte sich weiter zu beruhigen. Er liebte seine Schwester und wollte, dass es ihr gut ging und dass er sie sehen durfte. Da sie sowieso nach Miami ausgewandert waren, war es für ihn eh kaum möglich, sie zu sehen. Doch jetzt durfte er sie nicht einmal mehr anrufen? Wahrscheinlich nicht mal einen Brief schreiben … Was sollte das nur? Er konnte doch nichts dafür, was beim Battle City Turnier passiert war. Das war nicht seine Schuld! Seto schwieg und strich ihm noch immer über den Rücken, doch der Blonde wollte jetzt einen Moment allein sein. Er murmelte ein „Entschuldigung“ und verschwand dann im Badezimmer, stellte sich unter die Dusche und fing dann hemmungslos an zu weinen. Er rutschte an der Wand herunter und ließ sich vom Wasser nassregnen, doch er spürte das kaum. Sein Herz hatte sich schmerzhaft zusammengezogen und er konnte sich einfach nicht vorstellen, Serenity nie wieder zu sehen. Was sollte er nur tun? Joey wusste nicht, wie lange er da so gesessen hatte, aber irgendwann hatte er sich halbwegs beruhigt und wieder auf die wackeligen Beine gekämpft. Er duschte noch richtig, dann verließ er sie nach einer gefühlten Ewigkeit, putzte sich die Zähne und zog sich an. Er wollte Mokuba nicht den Ausflug vermiesen, doch seine Laune war im absoluten Keller angekommen. Ihm zuliebe würde er versuchen, sich zusammenzureißen, jedoch konnte er für nichts garantieren. Andererseits würde ihm vielleicht auch das Meer jetzt guttun und konnte ihn etwas von der Situation ablenken. Mal ganz davon abgesehen, dass sich der Knirps so sehr auf diesen Ausflug freute, was er ihm nicht verdenken konnte, denn wann stimmte Seto schon freiwillig zu, die Arbeit Arbeit sein zu lassen? Langsam trottete er in die Küche, wo die Kaiba Brüder bereits saßen und mit dem Frühstück offenbar auf ihn gewartet hatten. Er zwang sich zu einem Lächeln und setzte sich dazu. „Ihr hättet doch nicht auf mich warten müssen“, murmelte er, doch Mokuba bestand darauf und wünschte ihm einen guten Appetit. Joey erwiderte das, war sich aber sicher, dass er nicht einen Bissen herunterbekam. Also trank er ablenkend einen Schluck Kaffee und beobachtete, wie Seto sich an seinen kleinen Bruder wandte. „Hast du deine Sachen schon zusammengepackt?“ „Ja, alles fertig!“ „Ich muss noch eben etwas für die Arbeit erledigen, aber ich bin spätestens in einer Stunde fertig. Dann fahren wir direkt los.“ Mokuba nickte nur leise grummelnd, beließ es aber dabei. Joey lächelte den Kleinen leicht an und verabschiedete sich auch kurz, um noch Sachen für den Ausflug zusammenzupacken. Er hatte überhaupt keine Lust oder Kraft dafür, doch er wollte dem Kurzen das nicht versauen. Er freute sich so sehr darauf, dass er es wenigstens versuchen wollte. Ohne einen Bissen gegessen zu haben, verschwand er im ersten Stock. Er packte ein paar Klamotten ein, inklusive Badehose, und schaute noch eine Weile das Sperrbild seines Handys an. Serenity und er lachten glücklich in die Kamera und er fing an zu weinen, als er daran dachte, dass das womöglich ihr letztes gemeinsames Bild sein könnte. Das konnte seine Mutter ihm doch nicht antun. Hatte sie nicht schon genug angerichtet, indem sie ihn bei ihrem Ex-Mann gelassen hatte? Sie war schuld, dass er eine beschissene Kindheit gehabt und so unter seinem Vater gelitten hatte. Wie oft hatte er sich vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn er mit ihr gegangen wäre. Nein, das war falsch. Wie oft hatte er sich vorgestellt, dass sie ihn mitgenommen hatte? Doch es war egal. Belanglos. Denn so war es nicht gekommen. Und er lebte immer noch und hatte es geschafft. Die Tyrannei seines Vaters war vorbei, weil er vor ein paar Monaten auf die einzig logische Weise abgetreten war. Die Tränen versiegten ein weiteres Mal und Joey trottete ins Bad und wusch sich das Gesicht. Jetzt hatte er die Chance, sich etwas abzulenken und er sollte das nutzen. Ein paar Minuten später schlenderte er zu Mokuba ins Wohnzimmer und unterhielt sich mit ihm, bis Seto wohl bald runterkommen würde, um sie abzuholen. „Ist alles in Ordnung, Joey?“, erkundigte sich der Kurze leicht besorgt und fügte direkt an: „Hast du doch keine Lust ans Meer zu fahren?“ „Doch, doch. Ich freue mich auf das Meer. Es ist wirklich schon lange her, dass ich dort war. Es ist glaub ich einfach etwas viel gerade. Mein Leben wurde immerhin komplett umgekrempelt und das zu realisieren, braucht einfach etwas Zeit“, antwortete Joey leicht lächelnd und wuschelte ihm durch die Haare. Er wollte Moki nicht mit seinen Problemen belasten und es stimmte ja auch, dass sein Leben praktisch eine 180 Grad Drehung hingelegt hatte. Insofern war das nicht einmal gelogen, auch wenn es gerade nicht sein Topthema war. „Aber … es ist gut so, oder? Oder hättest du es gern anders?“ „Nein, es ist absolut großartig! Ich habe in den letzten Wochen so viel Verschiedenes gelernt, dass ich mir nichts Besseres vorstellen könnte. Mach dir darüber keinen Kopf, okay?“ „Okay gut!“ Der Kurze umarmte ihn stürmisch und er strich ihm über die Haare, freute sich darüber, dass Moki ihn so ins Herz geschlossen hatte. Dennoch war da die Trauer über den Anruf seiner Mutter, der ihm dieses Wochenende wohl ziemlich verhageln würde. So eine Scheiße! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)