Die Vertretung und die Folgen von Iwa-chaaan (Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden) ================================================================================ Kapitel 29: Nur ein Traum!? --------------------------- Sonntag, 11.09. Er durfte Wheeler nicht töten. Das würde unnötig Scherereien machen. Aber er konnte Yuuto, der ihm mit seinem Grinsen gerade genauso auf die Eier ging, selbiges aus dem Gesicht prügeln. Das war doch legitim, oder? Obwohl der Köter in seinem Outfit nach Geschäftsmann aussah und an seinem Handy auch so geschäftig tat, konnte Kaiba nicht glauben, dass er das wirklich war. Entweder hatte sich da jemand als Wheeler verkleidet oder er war noch gar nicht wach und hing in einem Alptraum fest, aus dem er schnellstmöglich aufwachen wollte. Nein, das konnte einfach nicht die Wahrheit sein! Als der Blonde ihn auch noch aufforderte, die Dinge zu prüfen, war er kurz davor auszurasten – niemand, und erst recht nicht der Köter, gab ihm Befehle! –, doch Mokuba legte ihm eine Hand auf den Unterarm und schaute ihn mit diesen Kulleraugen bittend an. Mit leichten Schmerzen hob er seinen Arm, atmete sehr tief durch und massierte sich seine Nasenwurzel. Nein, das war nur ein Traum. Anders konnte das einfach nicht sein. Wheeler und Geschäftsmann. Beinahe hätte er hysterisch losgelacht, doch Moki sah ihn so besorgt an, dass ihm das Lachen förmlich im Halse stecken blieb und seufzend konzentrierte er sich stattdessen wieder auf die Unterlagen. Das klappte auch ganz gut, bis er sich unbewusst über die Lippen leckte und an das sanfte Küsschen des Köters dachte. Obwohl es nur kurz und kaum zu spüren gewesen war, hatte Seto eine Gänsehaut bekommen. Das würde er natürlich nie zugeben, aber die weichen, vollen Lippen hatten ihm sehr gefallen. Himmel, es musste wirklich ein Traum sein, wenn ihm die Lippen des Köters irgendwie gefallen hatten. Oder er musste sich selbst einweisen. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, dass er asexuell war, hatte er immer mal wieder One Night Stands, früher mit Frauen, mittlerweile nur noch mit Männern. Es hatte sich vor gut einem Jahr ergeben, dass er mit einem Mann geschlafen hatte und seitdem wusste er, dass ihn das eigene Geschlecht mehr anturnte. Während viele andere ein Problem damit hatten, sich einzugestehen, schwul zu sein, hatte er selbst sich sofort umgestellt. Immerhin wollte er die wenigen Male, die er sich dafür Zeit nahm, auch richtig genießen können und wenn das mit Männern für ihn befriedigender war, dann schlief er halt mit Männern. In der Öffentlichkeit gab es diese Gerüchte, aber er hatte dafür gesorgt, dass etwaige Bettbekanntschaften nichts verrieten, denn das war das letzte, was er wollte. Das war eine sehr intime Angelegenheit, die nur ihn und den anderen etwas angingen. Zum Glück waren seine Drohungen bisher immer sehr wirkungsvoll gewesen, sodass er bislang nichts Derartiges von sich lesen musste. Doch gerade bildeten sich ganz andere Fragen in seinem Kopf, ohne dass er es verhindern konnte. Ob Joey Männer auch attraktiv fand? Hatte er schon mal Sex gehabt? War er doch eher hinter Frauen her? Wahrscheinlich letzteres, denn immerhin schien er – zumindest während des Battle City Turniers – in Mai verknallt oder zumindest gewesen zu sein. Aber das war ja auch alles egal, denn er würde nie mit einem Köter im Bett landen. Der Flohplage würde er nie wieder Herr werden können. Es verging einige Zeit, zumindest glaubte er das, da er nicht auf die Uhr schaute, als er den von Joey ausgehandelten Vertrag in der hand hatte. Yuuto hatte extra noch eine Notiz dran geklebt, dass er von ihm aus freigegeben war. Je mehr er las, desto größer wurde die Falte zwischen seinen Augenbrauen. „Wie hast du es geschafft, dass die alte Takahashi auf 15 Millionen Yen pro Monat verzichtet? Das ist Wahnsinn“, kommentierte Kaiba, als er es im Vertrag schwarz auf weiß las. Wheeler, der gerade am Smartphone tippte, hielt es noch immer nicht für nötig, ihn beim Reden anzusehen. Irgendwann würde er ihm mal richtig Manieren beibringen! „Immerhin haben sie jetzt – wenn du zustimmst – zwei Aufträge von uns. Außerdem glaube ich, liegt das zum einen daran, dass Hiro und ich auf einer ähnlichen Wellenlänge sind und zum anderen geht Misses Takahashi wohl davon aus, dass sie das durch den zusätzlichen Vertrag nächstes Jahr wieder reinholen kann. Aber das liegt dann ja in deiner Hand.“ Joey steckte das Smartphone weg und lächelte ihn auf eine ekelhafte, zuckersüße Art und Weise kurz an. Seto schwieg verbissen, bevor er etwas Falsches sagte und vertiefte sich erneut in die Dokumente. Er hatte keine Lust, einen Anschnauzer von Mokuba zu riskieren. Dafür fühlte er sich noch lange nicht fit genug, auch wenn er das nie zugeben würde. Was er hier bei den weiteren Unterlagen sah – inklusive der Kommentare von Joey – hatte bis auf kleine Ausnahmen Hand und Fuß. Er wusste nicht, wie viel davon von dem Blonden selbst gemacht worden war oder von Roland und Yuuto, doch entgegen seiner Erwartung war es gut. Egal von wem genau das war. Der Brünette bemerkte im Unterbewusstsein, dass Yuuto und Mokuba das Zimmer verließen. Kaiba hatte nicht zugehört, was sie vorhatten, aber es interessierte ihn auch nicht. Denn gerade hatte er etwas gefunden, was ihn stutzen ließ. „Warum wurde die Zusammenarbeit mit der Marketing-Agentur beendet? Sie ist eine der –“ „Bevor du dich hier in Lobeshymnen verlierst, möchte ich dazu nur sagen, dass Herr Oda mich beim Businesslunch am Oberschenkel begrapscht hat. Sorry, aber da können sie meinetwegen die weltbeste Kampagne ausarbeiten, aber die kriegen keinen Yen, wenn die sich so scheiße verhalten.“ Wheelers Stimme klang ungewohnt hart und schweigend musterte er ihn einen Moment lang, wie er da, wie eine Bogensehne gespannt, saß. Konnte er ihn sonst immer ganz gut lesen, hatten sich seine Haselnussbraunen Augen nun komplett vor ihm verschlossen und wahrscheinlich war es deswegen, dass er sich jeglichen abfälligen Kommentar – wer wollte schon einen Köter begrapschen!? – verkniff und nickte. Er hatte keinen Grund, an seiner Geschichte zu zweifeln, denn wenn er eins über den Blonden wusste, dann dass er ein, von Grund auf, aufrichtiger Mensch war, der sich solche Geschichten nicht ausdachte. Dafür wirkte er auch viel zu getroffen. „Wenn das so ist, veranlasse eine Bemerkung in der Kreditorenabteilung, damit es nie wieder zu einer Zusammenarbeit kommt. Yuuto hat eine Anzeige bereits aufgegeben, nehme ich an?“ „Nein, hat er nicht.“ Überrascht lupfte Kaiba eine Augenbraue und schaute Wheeler weiter an, obwohl er sich gerade den zweiten Ordner greifen wollte. „Warum nicht?“, fragte er scharf, hatte Wheeler doch jeden Grund dazu und eins der weltbesten Anwaltsbüros auf seiner Seite. So eine Sache würde Yuuto noch vor dem Frühstück durchbosen und der Herr Oda keinen Fuß mehr auf die Erde bekommen. Joey seufzte, strich sich mit einer Hand durch die Haare und starrte die Tischplatte an. Dann drehte er ruckartig den Kopf in seine Richtung und Kaibas Herz machte einen kleinen Aussetzer, als er den verletzten Blick sah. Was war nur mit ihm? Der Blonde öffnete den Mund, doch es kam kein Wort heraus, also räusperte er sich und sagte dann: „Das bringt doch nichts. Keiner kann die eigentliche Bewegung bezeugen, weil sie unter der Tischplatte stattgefunden hat und ich habe keine Lust, dass ich in der Presse als Weichei zerrissen werde. Die Medienaufmerksamkeit ist derzeit schon beschissen genug. Da will ich nicht noch Öl ins Feuer gießen. Außerdem würde das auch ein Schlaglicht auf die Kaiba Corporation werfen. Du siehst doch die Schlagzeile genauso vor deinen Augen, oder? „Lebensgefährte von Seto Kaiba, derzeitige Vertretung des CEOs der Kaiba Corp. beschuldigt Geschäftspartner der sexuellen Belästigung“. Nein, das erspare ich mir und der Firma. Viel wichtiger ist doch, dass sie alle über die neue Generation der DuelDisk berichten werden.“ „Wheeler, es ehrt dich, dass du dabei an die Firma denkst, aber es geht hier um deine körperliche Autonomie, die wissentlich verletzt wurde. Das gehört bestraft“, erwiderte Seto eisern, aber Joey winkte ab und er sah ihm so deutlich an, dass er nicht darüber reden wollte, dass er es für den Moment beruhen ließ, machte sich aber gedanklich eine Notiz, dass er mit Yuuto darüber sprechen würde. Der Blondschopf konnte ja nicht wissen, dass sein Anwalt das auch sehr diskret abwickeln konnte. Also widmete sich Kaiba dem zweiten Ordner, den Wheeler ihm noch hingelegt hatte. Interessiert studierte er die Zeichnungen für das Brettspiel und las sich aufmerksam die Kommentare dazu durch. Ihm war das vorher nie aufgefallen, aber das Köterchen hatte eine gut lesbare, leicht geschwungene Handschrift. Irgendwie hatte er da immer mehr Hieroglyphen erwartet, die er selbst nicht hätte lesen können. „Wie stellst du dir hier die Änderungen vor?“, wollte er von Wheeler wissen und dieser stand auf und setzte sich ungeniert einfach auf das Bett, wo bis eben noch Mokuba gesessen hatte. Der Kleine wurde allmählich zu mutig. Das musste er unterbinden, doch aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht kannte, sagte er nichts. Er ließ ihn gewähren und ohen Scheu beugte sich der Blonde zu ihm und begann ihm die einzelnen Aspekte zu erklären, ohne ins Schwafeln zu kommen. Seto schob seine Gedanken darüber, dass ausgerechnet der Köter sein Stellvertreter war, beiseite und lauschte der melodischen, sachlichen Stimme in Ruhe. Während der Blonde alles erläuterte, konnte Seto die Probleme nachvollziehen und nickte zu den Lösungsvorschlägen. Er ließ sich dann auch die Kommentare der anderen Bilder erklären und musste zugeben, dass Joey ein sehr gutes Auge für Bilder und deren Wirkung hatte. Unter Umständen war der Köter doch zu mehr zu gebrauchen, als er anfangs angenommen hatte. Danach sprachen sie noch über die beiden Kundendienstthemen, die der Blonde erwähnt hatte, aber Seto merkte, dass er unaufmerksamer wurde, schläfrig. Er musste sich ausruhen. Immerhin hatten sie, wie ein Blick auf die Uhr verriet, bereits über drei Stunden Akten gewälzt. Und auch die Schmerzen schlichen langsam, aber unaufhörlich wie eine Raubkatze durch seinen Körper, kaum, dass seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf den Dokumenten lag. „Das reicht für heute. Den Vertrag kannst du unterschreiben, mit den Vorschlägen zu den Bildern bin ich einverstanden, das Konzept für die Hotline muss noch mal überarbeitet werden, im anderen Ordner sind noch Kommentare. Ich verlasse mich darauf, dass das weiterhin so gut läuft, sonst werde ich dich persönlich in der Hölle schmoren lassen, Köter.“ „Schon verstanden, du Geldsack. Sieh du lieber erst mal zu, dass du auf die Beine kommst, bevor du große Reden schwingst“, konterte Joey und rutschte vom Bett. Er nahm die beiden Ordner und verstaute sie wieder in der Aktentasche, während Seto es sich halbwegs gemütlich machte und den Kommentar des Köters gepflegt ignorierte. Es war kaum zu glauben, aber er war selbst viel zu müde, um jetzt noch etwas zu diskutieren. Er hatte die Augen schon geschlossen, als er Joeys Schritte Richtung Tür hörte, als sie abrupt endeten und seine leise Stimme die aufkommende Stille durchbrach: „Schlaf gut und weiterhin gute Besserung.“ Kaiba brummte etwas und hörte schon gar nicht mehr, dass der Blonde die Tür schloss. Sein Duft lag noch wie eine Wolke über ihm und verschlafen dachte er daran, dass es das wohl billigste Deo war, doch komischerweise störte es ihn nicht. Es passte zu Wheeler und sein Kopf wurde seltsam klar, als er in den Schlaf glitt. Er träumte davon, wie Joey und er auf der Gartenparty von Mr. Kido waren und wie der Blondschopf ihn liebevoll anlächelte und seine kalte Hand mit seinen wärmte. Irgendwann waren sie auf der Tanzfläche, gaben sich dem Takt hin und Seto spürte diese innere Ruhe, wenn er in Joeys Nähe war. Die anderen Anwesenden waren beinahe schon nervig und lästig, störten sie doch ständig, weil sie sich unterhalten wollten oder mit ihnen Fotos machen. Am liebsten wäre er mit Joey an einen Ort abgehauen, wo sie allein waren, doch Mr. Kido konnte es einem sehr übelnehmen, wenn man nicht ohne gute Begründung früher verschwand. Also gab Seto sein bestes, höflich zu bleiben, legte einen Arm um Joeys Hüfte, der sich sofort lächelnd an ihn lehnte und versuchte nicht jede Sekunde einzeln zu zählen, bis sie endlich gehen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)