Die Vertretung und die Folgen von Iwa-chaaan (Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden) ================================================================================ Kapitel 28: Arbeitskontrolle ---------------------------- Sonntag, 11.09. „Nein Mokuba, wir fahren erst heute Nachmittag. Jetzt wird dein Bruder noch untersucht. Das hat mir der Arzt extra noch gesagt.“ „Aber Joey!“ „Es macht doch keinen Sinn, den halben Tag lang in einem leeren Zimmer zu sitzen. Außerdem muss ich noch arbeiten“, erklärte der Blondschopf und frühstückte in Ruhe weiter. In einer halben Stunde würde Yuuto auf der Matte stehen und bis dahin wollte er noch etwas vorbereitet haben. Mokuba schmollte ein wenig, während er die zweite Hälfte seines Brötchens aß, bis er auf einmal anfing zu grinsen. Was hatte der Kleine denn jetzt schon wieder? Er würde aber auch nicht fragen. Bei dem Grinsen war sich Joey sicher, dass er es nicht erfahren wollte. Also trank er stattdessen seinen Kaffee aus, der in den letzten Wochen zu seinem besten Freund geworden war und stand auf. „Wir fahren nach dem Mittagessen, ja?“ „Alles klar, kein Problem! Bis später!“, rief Mokuba und lief überraschend fröhlich in Richtung Wohnzimmer davon. Etwas gruselig war das ja schon in Joeys Augen. Den Kopf schüttelnd ging er in sein Arbeitszimmer und bereitete einige Unterlagen vor, als Yuuto nach einem kurzen Klopfen das Zimmer betrat. „Guten Morgen, Joey. Es ist 8 Uhr an einem Sonntagmorgen und du bist schon so fleißig? Wie war es denn gestern Abend?“, fragte er mit einem Lächeln und nahm auf einem der Stühle Platz. Joey blickte von den Unterlagen auf und musterte den Anwalt kurz. „Du warst gar nicht krank, oder? Du wolltest nur, dass ich den ersten öffentlichen Auftritt allein absolviere. Auch damit die Medien sehen, dass ich nicht vielleicht mit noch jemand anderem anbandel, während mein „Freund“ im Krankenhaus liegt.“ „Erwischt. Aber die Interviews hast du sehr souverän gemeistert. Ich bin stolz auf dich.“ „Ja ja, danke. Du hättest mir das auch einfach sagen können! Aber egal. Hast du die Verträge von Takahashi Industries dabei?“, lenkte Joey vom Thema ab und suchte ein paar Unterlagen zusammen. Wenn er Kaiba nachher wieder unter die Augen treten musste, wollte er bestmöglich vorbereitet sein, um ihm zu zeigen, dass er seine Arbeit sehr gut gemacht hatte. Er wollte ihm unbedingt beweisen, dass er nicht der Loser war, für den Kaiba ihn Zeit seines Lebens hielt. Und das hier war seine Möglichkeit, das zu tun. „Ja, habe ich. Sie sind fertig geprüft und sauber. Die können unterschrieben werden.“ „Sehr gut. Vorher will Kaiba sie garantiert noch prüfen.“ „Er ist aufgewacht?“, hakte Yuuto irritiert nach und der Blondschopf nickte abwesend. Wo hatte er noch gleich die Entwürfe hingelegt? Yuuto sagte etwas, doch er hörte erst gar nicht richtig zu. Erst als er noch mal ansetzte, bemühte er sich zuzuhören: „Das ist doch großartig, Joey!“ „Wie man’s nimmt. Es grenzt jedenfalls an ein Wunder, dass er letzte Nacht keinen Herzinfarkt bekommen hat, als Mokuba ihm alles erklärt hat. Stell dich drauf ein, dass er dich rund machen wird.“ Sein Gegenüber nickte nur lächelnd, sagte aber nichts dazu und bis zum Mittagessen um 14 Uhr gingen sie gemeinsam mit Roland, der ebenfalls noch auftauchte, noch Emails und andere Dinge durch, unter anderem auch das Konzept für die Hotline und die Reaktionen des Social Media Teams auf negative Kommentare. Sie aßen zusammen mit Mokuba zu Mittag und danach machten sie sich bereit für den Krankenhausbesuch. Joey schlenderte in sein Zimmer und wechselte noch das Hemd, da ihm warm war. Er hatte beschlossen, in Anzughose und Hemd bei Kaiba aufzutauchen, um ihm zu zeigen, dass er sehr wohl wusste, wie wichtig sein Auftreten derzeit war. Der Eisschrank würde einsehen müssen, dass ihm das Leiten dieser Firma – überraschenderweise – schon etwas im Blut lag. Dass er deswegen zu einem fast komplett anderen Menschen wurde, gehörte dazu. Dafür war sein bisheriges Ich einfach zu lodderig, um als Firmenboss durchgehen zu können. Und es machte ihm auch Spaß, sich so verwandeln zu können und andere zu verblüffen. Das konnte er nicht leugnen. Aus dem Arbeitszimmer holte er noch seine Aktentasche, in der alle wichtigen Unterlagen für Kaiba drin waren inkl. Laptop und Firmenhandy. Dann marschierte er nach unten, wo die anderen bereits auf ihn warteten. Roland fuhr den Wagen vor und Yuuto, Mokuba und er selbst stiegen entspannt ein. Kaum, dass der Wagen angefahren war, krempelte Joey die Hemdärmel bis unter den Ellbogen hoch. Es war einfach zu warm. Oder war das die Nervosität, dass er so schwitzte? Joey wusste es nicht, doch es spielte auch keine Rolle, denn es änderte nichts an der Tatsache, dass ihm warm war. Im Krankenhaus angekommen, lief Mokuba ohne anzuklopfen direkt ins Zimmer rein und neben den beiden Ärzten waren auch zwei Polizisten gerade bei ihm. Joey nickte ihnen lächelnd zu und ging direkt zu Kaiba ans Bett. Alles in ihm sträubte sich gegen das Kommende, aber was sollte er tun? Sie waren ein Liebespaar und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auch dementsprechend zu verhalten. Mokubas Lüge durften sie jetzt noch nicht auffliegen lassen, aber sein Herz schlug so schnell, dass er glaubte, dass er jederzeit umkippen würde. „Hallo Schatz. Wie fühlst du dich?“, fragte er so liebevoll, wie er das bei dem Eisblick hinbekam, den der Brünette ihm zuwarf und gab ihm ein kurzes Küsschen auf die – wie er feststellte – überraschend weichen Lippen. Himmel, was tat er hier nur? Wie war Mokuba nur auf diese dumme Idee gekommen? Eine kurze Sekunde sah Kaiba ihn geschockt an, dann verkniff er sich jeglichen Kommentar und sagte stattdessen: „Es wird besser. Die Ärzte haben mir auch gerade mitgeteilt, dass alles gut verheilt.“ „Das beruhigt mich zu hören“, erwiderte Joey lächelnd, strich Seto über die stumpfen Haare und setzte sich vorsichtig neben ihn auf das Bett. „Wenn es so weitergeht, dürfte Mr. Kaiba nächste Woche das Krankenhaus verlassen können. Aufgrund seiner Verletzungen wird er aber eine Reha brauchen und noch weitere Wochen Ruhe zu Hause. Vollständig arbeiten wird er wahrscheinlich erst in vier bis sechs Wochen wieder können. Je nach Heilung kann die Prognose noch nach oben oder unten korrigiert werden“, erläuterte einer der Ärzte und der Blonde nickte. Dann verabschiedeten sich die beiden Doktoren und verließen nach einer kurzen Verabschiedung den Raum. „Und Sie sind sicherlich wegen des Unfalls hier“, mutmaßte Joey und schaute die Polizisten an, die beide nickten. „Ja, wir haben Ihren Partner bereits befragt, aber hätten auch noch ein paar Fragen an Sie.“ „Natürlich. Was möchten Sie wissen?“ „Seit wann sind Sie mit Mr. Kaiba liiert?“, fragte einer und Joey seufzte innerlich. Na toll, jetzt musste er das Lügengerüst schnell glaubhaft rüberbringen. Perfekt. Danke Mokuba. „Im Oktober vor zwei Jahren sind wir zusammengekommen.“ „Ist Mr. Kaiba ein sicherer Autofahrer?“, wollte der andere wissen. „Ja, das ist er. Er ist ein sehr gewissenhafter Mann, der noch nie einen Unfall hatte. Zu erfahren, dass der Crash so ein schrecklicher war, hat mir den Boden weggerissen. Es war ein Schock“, murmelte Joey und nahm Setos Hand und streichelte sie vorsichtig. Sie war kalt, doch die Haut fühlte sich weich und gepflegt an. Um glaubhaft in der Rolle bleiben zu können, schaute er seinen „Partner“ lieber nicht an. Wahrscheinlich versuchte dieser ihn gerade zu erdolchen oder Ähnliches. „Ja, das glaube ich Ihnen. Wo waren sie zu der Zeit, als sich der Unfall ereignete?“ „Ich war in meiner Wohnung, als Mokuba mich anrief. Da wir beide unsere Privatsphäre sehr schätzen, habe ich noch immer eine eigene Wohnung. Damit ist es etwas einfacher, die Paparazzi zu täuschen.“ Die Polizisten nickten und der eine schrieb sich noch ein paar Notizen auf. „Gut, das war es erst einmal. Wir melden uns, wenn es Neuigkeiten gibt oder wir noch weitere Fragen haben sollten“, sagte einer und Joey und Seto nickten und verabschiedeten sich. Kaum, dass sie das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten, stand Joey ruckartig auf und überließ Mokuba das Feld, seinen Bruder zu begrüßen, der sich bis dahin ruhig an den Tisch gesetzt hatte. „Das war doch schon gar nicht so schlecht!“, lobte der Kleine grinsend und Joey sah finstere fünf bis sieben Wochen auf sich zukommen. So lange würde er das doch nie durchhalten … Der Todesblick, den Kaiba ihm zugeworfen hatte, ehe er geschaltet hatte, machte ihm nur zu deutlich, wie angewidert er von ihm war und wie Joey in dem Moment gemerkt hatte, tat ihm das weh. Mehr, als er zugeben wollte. „Mokuba, Wheeler. Ich muss mit Roland und Yuuto sprechen“, sagte Seto eisig und der Blondschopf nickte, dankbar, dass er aus dem Zimmer kam. „Ist gut, wir sind in der Cafeteria. Schreib uns, wenn du fertig mit Anbrüllen bist“, informierte er ihn und verließ mit dem Kleinen den Raum. Die Cafeteria befand sich zwei Stockwerke tiefer und Joey spendierte Mokuba ein Stück Kuchen und einen Kakao. Da der Kleine in Gedanken versunken war und nicht zu reden wollen schien, holte Joey den Laptop heraus und arbeitete noch etwas. Ein Blick auf die Armbanduhr verriet ihm, dass Kaiba wahrscheinlich gerade erst Fahrt aufgenommen hatte. Dementsprechend würde er noch einiges abarbeiten können. Es dauerte in der Tat fast eineinhalb Stunden, ehe Joey und Mokuba von Roland zurückgebeten wurden und die Zwei machten sich umgehend auf den Weg. Zufrieden stellte er fest, dass alle noch am Leben waren und sogar verhältnismäßig gute Laune hatten, bis auf Kaiba natürlich, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Aus seiner Aktentasche holte Joey zwei schmale Ordner, die prall gefüllt waren und legte sie Kaiba vorsichtig auf den Schoß. „Hier sind die Dokumente für die neue Generation der Duel Disk mit Angeboten von verschiedenen Produzenten für diverse Komponenten. Außerdem ein Vertrag mit Takahashi Industries, der geprüft und für gut befunden wurde, aber noch nicht unterschrieben. Die bisherigen Metallkomponenten beziehen wir monatlich für 585 Mio. Yen, das Angebot für eine zweite Komponente waren 500 Mio. Yen. In dem Vertrag sind 1,07 Mio. Yen für beide Komponenten plus Verhandlungen über 50.000 – 100.000 mehr Komponenten der zweiten Generation im nächsten Jahr. Im zweiten Ordner sind Designs für das neue Brettspiel, dass du entwickelst. Außerdem Storyideen und mögliche Marketingstrategien. Ich war so frei, Kommentare dazuzuschreiben. Außerdem noch Konzepte bezüglich des After-Sales-Supports, da es da derzeit Probleme gibt, insbesondere was negative Kommentare auf den Social-Media-Kanälen angeht. Schau es dir in Ruhe an.“ Kaiba schwieg, öffnete den ersten Ordner mit Informationen für die DuelDisk und studierte sie aufmerksam. Joey setzte sich an den kleinen Tisch am Fenster und holte sein Firmenhandy heraus. Er hatte eine WhatsApp Nachricht von Hiro bekommen, in der er schrieb, dass Kido ihm erzählt hätte, dass Kaiba wach sei und bat ihn, ihm gute Genesung zu wünschen. Joey bedankte sich bei ihm und versprach, dass auszurichten und steckte das Handy dann erst einmal wieder weg. Es war unnatürlich ruhig im Raum. Roland war nach draußen gegangen, um Besorgungen zu tätigen und Yuuto saß gegenüber von ihm am Tisch, während Mokuba neben Seto auf dem Bett saß und ihm ein paar Dinge zu den Akten erklärte. Das überließ er lieber dem Kleinen. Joey lehnte sich zurück und entspannte etwas, in dem er die Augen schloss und sich auf seine Atmung konzentrierte. Er hörte ab und zu das Schreiben von einem Kugelschreiber auf Papier und Mokubas leise Stimme. Eine ganze Weile konnte er so sitzen bleiben, bis plötzlich sein Firmenhandy klingelte. In der Stille klang es unnatürlich laut. Seufzend öffnete er die Augen und fischte es aus der Hemdbrusttasche. Sein Blick wanderte aus dem Fenster, als er abnahm, wohl wissend, dass Seto Kaibas Augen versuchten, ihn zu erdolchen. „Ah hallo, Mr. Kido. Schön, von Ihnen zu hören. Ich hoffe, der Abend war noch zu Ihrer vollen Zufriedenheit?“, fragte er freundlich und hörte am anderen Ende ein vergnügtes Glucksen. „Ja, alles bestens gewesen, vielen Dank! Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass Sie noch länger hätten bleiben können. Ich wollte mich mal erkundigen, wie es Ihrer besseren Hälfte geht, nachdem sie letzte Nacht noch ins Krankenhaus gefahren sind.“ „Seto ist auf dem Weg der Besserung. Die Ärzte sind zufrieden und ich bin sehr beruhigt darüber. Die letzten zwei Wochen waren unglaublich anstrengend. Diese Ungewissheit, wie lange er bewusstlos sein würde …“ „Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Umso schöner zu hören, dass er auf einem guten Weg ist. Ich möchte Sie dann auch gar nicht weiter belästigen. Meine Sekretärin wird Ihnen eine Einladung zu meiner Gartenparty in vier Wochen zuschicken. Es wäre mir eine Ehre, wenn Mr. Kaiba und Sie gemeinsam kommen könnten.“ Joey nickte gedankenversunken, als er antwortete: „Sehr gern. Ich hoffe, Seto ist bis dahin wieder soweit fit. Wenn ja, kommen wir sehr gern zu Ihrer Gartenparty. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag und vielen Dank für Ihre Anteilnahme“, sagte der Blondschopf und legte auf, nachdem sich Mr. Kido verabschiedet hatte. Er öffnete das Mailprogramm, in dem Wissen, dass alle anderen im Raum ihn anschauten, doch es gab dazu nichts weiter zu sagen. Sie hatten schließlich hören können, wer es war und um was es gegangen war. Da er aber im Augenwinkel bemerkte, dass sie den Blick nicht abwandten, beschloss er, in die Offensive zu gehen und sprach Seto direkt an: „Grüße von Mr. Kido. Er wollte wissen, wie es dir geht und wir sind in vier Wochen zu seiner Gartenparty eingeladen.“ „Als ob wir auf eine gemeinsame Gartenparty gehen würden. In vier Wochen sind wir längst getrennt“, stellte Kaiba mit eiskalter Stimme klar und Joey konzentrierte sich weiter auf die Emails, als er entgegnete: „Ich weiß, aber zumindest jetzt muss es sich ja noch nach Liebe anhören. Du solltest das für die nächsten Tage üben.“ „Du kannst mich mal.“ „Ja, ja, ich weiß. Wenn du dann bitte den Vertrag prüfen könntest. Ich würde den gern heute noch unterschreiben, um ihn morgen abschicken zu können. Außerdem müsstest du dir die Entwürfe für dein Spiel noch anschauen und abnicken oder deine Kommentare dazu schreiben, damit ich in dem Meeting morgen Nachmittag den Grafikern Bescheid geben kann und sie die Entwürfe nochmal überarbeiten können. Achja und hast du Kommentare wegen der Service Support Sache? Ich möchte das schnell in die Wege leiten, da ein schlechter Service einen schlechten Ruf zur Folge hat und dementsprechend auch mit Einbußen gerechnet werden müsste. Das willst du doch sicherlich vermeiden, oder?“, ratterte Joey herunter, während er eine Email las und er spürte, wie genervt Kaiba war, weil er ihn nicht einmal anschaute und ihm auch noch sagte, was er tun sollte. Es war pure Genugtuung für ihn, dass zur Abwechslung er dem großen Seto Kaiba einmal sagen konnte, was dieser zu tun hatte. Zu seinem Erstaunen schwieg der Brünette jedoch verbissen und widmete sich wieder den Akten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)