Kuchenchaos von irish_shamrock (Wenn Meister nicht vom Himmel fallen - Eine Uchiha-Clan-Familiengeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Kuchenchaos ~ Wenn Meister nicht vom Himmel fallen ------------------------------------------------------------- Kuchenchaos Wenn Meister nicht vom Himmel fallen Ratlos blickten die kleinen, dunklen Augen dem Ei hinterher, das über den Tisch hinweg trudelte, um den Weg in Richtung Boden einzulenken. Zu langsam – nicht schnell genug, keimte ihm der Gedanke, doch es gelang ihm nicht mehr, das Unvermeidliche ungeschehen zu machen. Er fuhr zusammen als ein Platschen erklang und sich so eine weitere Zutat zu anderen auf den Fliesen gesellte. Ihm sanken die Mundwinkel herab wie der Mut, den er noch zu Beginn seines Vorhabens aufgebracht hatte. Mutter fragen, wie er aus dieser Miesere wieder herauskam, traute er sich nicht. Vielleicht sollte er einfach in den Laden der Yamanakas gehen und eine Blume für Itachi kaufen? Nichts großes, ein Blümchen, das sein Taschengeld nicht gleich bis zur Gänze schröpfte. Noch immer sah er dem zerbrochenen Ei zu, wie sich das Dotter mit der weißen, glibberigen Masse vermengte. Die Finger krallte er um den Rand der Arbeitsplatte und versuchte so, das Gleichgewicht auf dem Küchenstuhl nicht zu verlieren, der ihm als Hocker diente. Vielleicht konnte er den Kuchen aus den Resten fertigen, die auf dem Boden verstreut lagen? Nein, schalt er sich. Das würde nicht schmecken und Mutter – oder schlimmer noch – Vater wären furchtbar böse mit ihm. Verhindern, dass ihm Angst und Frust die Kehle hinaufquollen, ihm plötzlich Tränen in die Augen schossen, konnte er nicht. Er durfte nicht weinen. Wenn Itachi ihn wieder beim Weinen erwischte, würde er sich über ihn lustig machen. Und dabei tat er all das doch für seinen großen Bruder. Itachi, den er so bewunderte, zu dem er aufsah. Mit dem Ärmel seines Pullovers rieb er sich erst die Augen, dann wischte er sich die Nase ab. Tief sog er die warme Luft ein. Er würde nicht aufgeben. Immerhin war es Itachis Ehrentag und er würde ihm ein Geschenk überreichen, komme, was da wolle! Resignieren kam für ein Mitglied des Uchiha-Clans nicht infrage. Dennoch, als er den Blick über das Chaos schweifen ließ, das er veranstaltet hatte, gruben sich ihm die Zähne in die Unterlippe. Er brauchte einen Plan. Ob er nicht doch Mutter zurate ziehen sollte? Der Vorrat an Eiern hatte bereits erhebliche Einbußen erfahren. Rasch hüpfte er von dem wackeligen Stuhl, war bemüht, den Pfützen aus Eiern, geschmolzener Butter und Milch auszuweichen. Von dem typischen, rabenschwarze Haar seiner Familie war nicht mehr viel zu erkennen, da Mehlstaub sich, einer Wolke gleich, über die gesamte Küche legte. Stolpernd hastete er in den Flur und erschrak. Vor ihm ragte eine Gestalt auf, deren Gesicht Skepsis zierte, der Mund jedoch amüsiert verbogen war. »Mutter«, rief er erschrocken aus. »Ich war neugierig, was mein kleiner Sasuke so Geheimnisvolles plant, wenn er mich schon der Küche verweist.« Mikoto hockte sich vor ihren jüngsten Spross und wuschelte ihm durchs Haar. »Du wolltest einen Kuchen backen?« Mit großen Augen sah er zu ihr auf, senkte dann den Blick und nickte betreten. Mikoto lachte leise. »Mit dem, was sich in deinen Haaren befindet, ließen sich gleich drei Kuchen backen, Sasuke.« Die Wangen brannten ihm, Tränen drängten ihm aus den Augenwinkeln. Leise schniefend kam er diesen fiesen, gemeinen Tränen zuvor und wischte sich abermals die Augen. »Ich – ich … ich schaffe es nicht.« Ein mildes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Möchtest du, dass ich dir helfe?« Vor wenigen Stunden noch hatte er ihr Angebot abgelehnt, denn er war sich sicher, so etwas Einfaches allein bewältigen zu können. Ungern gestand er sich sein Scheitern ein. Ein knappes, kaum merkbares Zugeständnis veranlasste Mikoto dazu, sich aufzurichten. Sie warf einen Blick in die Küche und seufzte nicht weniger leise, als ihr Kind wenige Sekunden zuvor. »Es tut mir leid, Mutter.« Ihm bebten die Lippen vor Wut und Schmach. »Du darfst nicht aufgeben, hörst du, Sasuke?« Ihre Worte ließen ihn aufhorchen. »Nur weil etwas nicht auf Anhieb funktioniert bedeutet das nicht, dass sich nicht doch ein Weg finden lässt, um ans Ziel zu gelangen.« Mikotos Lächeln sollte ihm Zuversicht und Hoffnung schenken. Bejahend nahm Sasuke ihren Rat auf. »Hier.« Sie reichte ihm einen kleinen Beutel, dessen Inhalt verriet, dass dieser ein paar Ryou barg. »Geh und kauf neue Eier und etwas Butter. In der Zwischenzeit werde ich das kleine Chaos beseitigen und dann knöpfen wir uns diesen gemeinen Kuchen vor.« Die Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, doch ehe er sich zum Gehen wandte, hielt Mikoto ihn zurück. »Wasch dir noch schnell das Gesicht.« Mit einem eifrigen Nicken kam er ihrer Bitte nach, erst dann machte sich Sasuke auf den Weg. Als er, still und leise, den langen Flur betrat und vor der Tür zur Küche hielt, spähte Sasuke, einem wahren, angehenden Ninja gleich, durch den kleinen Spalt, der es ihm erlaubte, einen Blick in den Raum zu werfen. Wie von seiner Mutter versprochen, war nichts mehr von dem Unglück zu erkennen. Der Boden war gefegt und gewischt, Tisch und Stühle an ihren Plätzen. »Hast du alles bekommen?« Knapp fuhr er zusammen. Natürlich hatte sie ihn bemerkt, lang schon, bevor er sich vor der Tür herumdruckste. Mikoto war zwar nicht mehr aktiv, eine Jonin blieb sie dennoch. Vorsichtig betrat er die Küche. Obschon er noch nicht die erforderliche Körpergröße erreicht hatte, konnte er auf der Arbeitsplatte deutlich Schüsseln erkennen, deren Inhalt ihm jedoch verborgen blieben. Mikoto wandte sich zu ihm um, nahm ihm die Tüte mit den Eiern und der Butter ab. Unaufgefordert reichte Sasuke ihr ebenso den Beutel mit dem restlichen Geld. Wieder zierte ihre Lippen ein zufriedenes Lächeln. »Gab es Schwierigkeiten?« Er schüttelte den Kopf. Bejahend nahm sich Mikoto des Beutels an und schob einen der Stühle neben sich. Sasuke begriff und kletterte auf die Sitzfläche. Nun, einige Zentimeter über dem Boden, konnte er sich der vielen Utensilien versichern, die Mikoto bereitgelegt hatte. »Hast du dir überlegt, welchen Kuchen du backen möchtest?«, fragte Mikoto. Gern erinnerte er sich an die Kuchen, die Mikoto anlässlich seines Geburtstages buk, jedoch sollte dieser Kuchen für Itachi sein und Sasukes Wunsch überraschte Mikoto kaum. »Aber diesen Kuchen backe ich ihm doch jedes Jahr.« Ihr Lachen ließ seine Mundwinkel hinabfallen. Doch Mikoto besann sich. »Ich weiß, mein kleiner Sasuke, dass du ihn für Itachi backen möchtest.« Die Lippen zu einer Schnute verzogen, ließ Sasuke nur ein kleines Nicken erkennen. »Also gut, dann fangen wir mit dem Einfachen an.« Mikoto schob ihren Sohn, samt Stuhl, noch etwas näher an die Arbeitsplatte heran, reichte ihm Schüsseln und Zutaten und achtete darauf, dass nicht wieder ein Malheur nach dem anderen geschah. Unter den weisenden Worten seiner Mutter gelang es ihm, einen ansehnlichen Teig zu bereiten, der sich schwappend in eine Kuchenform ergoss. Mikoto war ihm beim Befüllen behilflich, sorgte jedoch dafür, das noch genug Teig in der Schüssel zurückblieb, damit sich Sasuke seines Triumphs gewiss sein durfte, dass dieses Mal ein stimmiges Gesamtbild entstanden war. Der süßliche Duft wehte durch die Flure. Bald schon wäre der Kuchen fertig gebacken und würde eigenhändig von Sasuke verziert werden. Dieser hatte jedoch nicht mit der Ankunft seines Bruders gerechnet, der viel zu früh von seinem harten Training heimgekommen war. Alarmiert schreckte Sasuke auf, als er Schritte vernahm und noch bevor Itachi die Küche erreichte, stellte er sich seinem großen Bruder in den Weg. »Backt Mutter wieder Kuchen?« Die dunklen Augen Itachis huschten von der Tür zu Sasuke, dessen Miene verbissen wirkte. »Nein«, protestierte Sasuke. Itachi reckte die Nase in die Luft und schnupperte. »Aber es duftet nach Kuchen. Den, den Mutter immer zu meinem Geburtstag macht. Das ganze Haus riecht danach.« Wieder verneinte Sasuk und machte Anstalten, seinen Bruder von der Küche fernzuhalten. »Geh!« »Sasuke?« Mikotos Stimme wehte zu ihren Söhnen herüber, ehe sie die Tür zur Küche aufschob und verwundert den Kopf neigte. »Itachi? Du bist schon zurück?« »Pünktlich, Mutter«, gab dieser zurück, während Sasuke prüfend Bruder und Mutter im Wechsel betrachtete. »Ist es schon so spät?« Hinter sich blickend, versicherte sich Mikoto der genauen Uhrzeit. »Du hast recht, Itachi. Geh und wasch dir die Hände. Das Abendessen ist gleich fertig.« Wortlos starrte Sasuke seinem Bruder nach, als dieser der Bitte Mikotos nachkam. Diese schüttelte den Kopf. »Ich hatte die Zeit gar nicht mehr im Blick.« »Es tut mir leid, Mutter«, murmelte Sasuke, spürte jedoch das federleichte Gewicht einer warmen Mutterhand auf seiner Schulter. Mikoto lächelte. »Komm, Sasuke, sobald der Kuchen abgekühlt ist, darfst du dich um die Verzierung kümmern.« Sasuke starrte den Kuchen an, als könne er ihn hypnotisieren und so befehlen, schneller auszukühlen. Mikoto bereitete das Abendessen zu und kam nicht umhin, über ihren jüngsten Sohn den Kopf zu schütteln. Er schien ganz versessen darauf zu sein, etwas für seinen Bruder tun zu dürfen und es wärmte ihr das Herz. So klein Sasuke auch sein mochte, sein Wille war stark und eine gewisse Spur von Beharrlichkeit wohnte ihm bereits inne. Still wurde das Essen zu sich genommen. Sasuke schwieg sich über seine missglückten Versuche, einen Geburtstagskuchen backen zu wollen, aus und auch Mikoto blieb wortlos, was die chaotischen Zustände am Nachmittag anbelangte. Als das Mahl beendet wurde, blieb ein skeptischer Itachi zurück, war er es doch gewohnt, dass ihm Sasuke, nach dem Essen, auf den Fersen blieb um sich nach ihm und dem Vorankommen im Training zu erkunden. Dieser blieb jedoch bei Mikoto in der Küche und Itachi wurde unlängst diesen Teil des Hauses bis zum nächsten Morgen verbannt. Mehr schlecht als recht gelang es Sasuke, ein paar Kleckse Zuckerguss und Schokoladenglasur auf der Oberfläche zu verteilen. Neidvoll entsann er sich dem schönen, gleichmäßigen Dekor, das Mikoto für diese Anlässe scheinbar aus dem Ärmel schüttelte, als sei es das Leichteste der Welt, einen Kuchen zu schmücken. Erschöpft wischte sich Sasuke die Stirn und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken, das sich seines kleinen Körpers bemächtigte. Zufrieden war er nicht, da das Ergebnis seines Werks der Kunst Mikotos bei weitem unterlag. »Es ist selbstgemacht, mein kleiner Sasuke. Und nur darauf kommt es an. Es wird noch viele Geburtstage und Kuchen geben, an denen du dich ausprobieren kannst.« Ihr aufmunterndes Lächeln, das jedoch nicht weniger von Müdigkeit geprägt war, ließ Sasuke schwach nicken. »Und wenn er ihm nicht schmeckt?« Sasuke hasste es, unsicher zu sein. Doch vielleicht hatte Mikoto recht und es würden sich noch viele Gelegenheiten bieten, sich zu verbessern, auch wenn ihm das Backen nicht leicht von der Hand gehen mochte. »Er wird ihm schmecken«, sagte Mikoto, strich ihrem Kind einmal mehr die wirren, dunklen Strähnen aus der Strin und scheuchte ihren Sohn ins Bett. Sasuke glaubte ganz fest an die Worte seiner Mutter und hoffte, dass er seinem großen Bruder eine Freude machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)