Schatten der Vergangenheit von Pragoma ================================================================================ Kapitel 13: Missbraucht / 4 --------------------------- Lauf weg, schrie es laut in meinem Kopf, doch ich konnte mich weder bewegen noch anders entscheiden. Mein Körper folgte meiner Vergangenheit, direkt in mein Verderben. Alles in mir sträubte sich, dennoch setzte ich einen Fuß vor den anderen und näherte mich dem Riesenrad. Den Blick starr gerade aus, innerlich aber wollte ich jedoch suchen, abschätzen, wo dieses Monster stand und wartete. Wo steckte er? Sah er mich gerade und leckte sich bereits die Finger? Ein kalter Schauer überkam mich bei dieser Vorstellung und ließ mich wie ein in die Enge getriebenes Pferd fühlen. Danach handeln war nicht drin, ich musste noch einmal durch diesen Alptraum, ihn erleben. Immer weiter trugen mich meine Füße zu diesem Monster, Frauenschänder, Verbrecher und was man sonst zu solchen Typen sagen konnte. Mensch war er nicht. Menschen besaßen Anstand, ein Herz, Stolz und Würde. Menschen taten solche Dinge nicht, akzeptierten ein Nein und setzten sich nicht über den Kopf anderer hinweg. Besonders mischte man sich nicht in eine Gruppe ein, setzte sich ungefragt neben Personen, wenn man diese nicht kannte. Ekelhaft, dass meine Chefin da nicht den Riegel vorgeschoben und diesen Bastard in die Schranken gewiesen hatte. Schon jetzt wusste ich seine Blicke zu deuten, damals tat ich das nicht und dachte, er sei ein netter Kerl. Falsch gedacht. Ich war mir sicher, dass er schon genau wusste, dass ich sein Opfer war, er mein Leben zerstörte und dafür niemals belangt wurde. Damals hatte ich mich nicht getraut, ihn anzuzeigen und heute wusste ich nicht einmal mehr, ob dieser Unmensch überhaupt noch lebte. Ein schwerwiegender Fehler, den ich gerne ungeschehen machen würde, für den es jedoch zu spät war, denn Beweise gab ich lange schon keine mehr. Dumm von mir. Meine Angst hätte ich überwinden müssen und Anzeige erstatten. Er wäre dafür belangt worden, könnte sich keinem Mädchen mehr nähern und diesem wehtun. Schuldgefühle plagten mich seither genauso schlimm wie damals die Frage nach der Schuld. Heute wusste ich, dass ich keinerlei Anreiz gegeben hatte und Kleidung keine Rolle spielte. Genauso dieser eine Satz. Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf, rotierte bereits wie ein Mantra und doch war ich mir sicher, dass an diesem nie etwas dran war. Der Typ war nicht mein Schema, nicht die Art Männer, die ich attraktiv fand. Warum sollte ich ihm dann Signale schicken, noch dazu über Blicke oder Kleidung? Kein Kleidungsstück sagt je aus, dass man belästigt werden will. Ein Blick sagt niemals, fasse mich ungefragt an. Gesten sagen nicht, ich will dich! Nein heißt nein und keinesfalls ja. Sätze dürfen niemals missverstanden werden. Spar dir deine Sätze. Ich will und wollte es nie. Mit keinem Blick, Wort, einer Geste oder meiner Kleidung. Verschwinde endlich aus meinem Kopf, aus meinem Leben und lass mich endlich in Ruhe. Geh weg, hau ab, lass mich los. Fass mich nicht an. Hilfe, warum half mir keiner? Sah keiner die Gefahr, meine Blicke, das Zittern meines Körpers? Waren die Menschen um mich herum blind? Taub für meine Worte? Ging ich in all dem Trubel einfach unter und wirkte wie ein junges Mädchen, was sich austoben wollte? Mit 17 Jahren, fernab vom Elternhaus? Nein! Sie waren blind, feige und erkannten keines meiner Zeichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)