Stichflamme von Coronet (Der Aufstieg des Phönix) ================================================================================ Kapitel 27: Mo Chridhe ---------------------- Wachsendes Grün. Verdunstende Regentropfen. Zaghafte Sonnenstrahlen. Minerva roch feuchtes Gras; hörte Wasser von Blättern perlen. Da stand ein Fenster neben ihr offen. Sie musste nur den Kopf drehen und hinaussehen. Unter dem grauen Himmel erstreckte sich ein Garten, in dem alles querbeet wuchs – Springbohnen neben Hortensien, Sonnenblumen zwischen Alihotsi. Geborgenheit. Etwas daran kam ihr schrecklich bekannt vor, aber ihr fiel nicht ein woher. Erinnerungen an dampfenden, pinken Zaubertrank und ... vor allem jemanden stiegen in ihr auf und verschwanden sogleich. Der Versuch, einen dieser Gedanken zu fassen, gestaltete sich so schwer wie Wasser mit den Händen zu schöpfen. Wieder und wieder entglitt ihr die Erkenntnis. Sie wollte nur in dem warmen Licht baden, die Geborgenheit genießen ... wenn da nicht dieses Ziepen an ihrem Bewusstsein wäre. Wie ein Ziehen an den Haaren, nur in ihrem Kopf. Nach und nach vermischten sich andere Empfindungen mit dem Pflanzengeruch, angenehme wie unangenehme. Etwas Weiches an ihrer Wange. Der Geschmack von Eisen im Mund. Sanfte Wärme unter den Fingern. Kälte in den Beinen. Ihr Hinterkopf schien in Wolken gebettet und dennoch schmerzte jede Faser ihres Körpers bis in die Fingerspitzen hinein, schlimmer als nach einer Begegnung mit dem Quidditch-Torpfosten bei voller Besengeschwindigkeit. Ferne Schreie hallten durch ihre Erinnerung – ihre Schreie. In der Dunkelheit ihres Bewusstseins traf Minerva der Gedanke an den Cruciatus-Fluch mit der Wucht eines wütenden Erumpents. Es wartete kein Garten voller Wärme und Geborgenheit in der Schwärze hinter ihren Lidern, sondern das Nichts riss an ihr, bereit, sie zu verschlingen ... Sie ertrug es nicht eine Sekunde länger, in der Zwischenwelt zu schweben. Entgegen der bleiernen Schwere zwang sie sich, die Augen ein Stück zu öffnen. Was war da? Wo ... und wer? Der winzige Ausschnitt der Realität vor ihr war verschwommen, grau, bewegte sich kaum merklich ... Sie blinzelte. Einmal, zweimal. Ihr Blick traf auf dunklen Wollstoff. »Minerva?« Langsam wanderten ihre Augen den Umhang hinauf, bis sie ein helles Gesicht erkannte. Elphinstone. Anscheinend hielt er sie in den Armen, während ihr Oberkörper auf seinem Schoß ruhte. Das mussten seine Fingerspitzen sein, die in kleinen Kreisen über ihren Oberarm fuhren. »Merlin sei Dank«, seufzte er. Seine Stimme kam ihr unter dem Dröhnen aus Pein unglaublich leise vor. »Bei den Gründern, ich hatte solche Angst, dass du nicht wieder aufwachst. Du warst bestimmt zwei Stunden ohne Bewusstsein.« Sanfter Druck breitete sich auf ihrer Hand aus und sie stöhnte, als ein Schmerzblitz bis in ihre Schulter jagte. Rasch wollte Elphinstone die Finger fortziehen, doch sie hielt ihn trotz protestierender Muskeln fest. Wie schon ihre Augen schienen auch Minervas Lippen mit einem Klebefluch versiegelt zu sein. Sie zwang sich, sie einen winzigen Spalt auseinanderzubringen. Bis auf ein Rinnsal Blut war ihr Mund staubtrocken, ihre Zunge ein pelziges Ungetüm darin. »Mir ... geht’s gut«, hauchte sie kaum hörbar. Ihre Stimmbänder mussten eine Begegnung mit der Küchenreibe hinter sich haben, so zerfetzt klangen die wenigen Worte. »Sag das nicht.« Elphinstone schüttelte den Kopf. »Ich war schließlich dabei. Und ich weiß, wie gefährlich dieser Fluch ist.« Er löste vorsichtig seine Finger aus ihren, um eine Haarsträhne aus ihrer Stirn zu streichen. Auf seinem Handrücken prangten in Form blutiger Sichelmonde die Spuren von Fingernägeln. Ihrer Fingernägel, wie Minerva nach einer Sekunde der Irritation bewusst wurde. Sie schluckte schwer, eine Tat, die neuerliche Flammen ihre Kehle hinabschickte. »Erwischt.« Irgendwie erinnerten sich ihre Muskeln daran, wie man die Mundwinkel zu der Andeutung eines Lächelns hob. »Tut beschissener weh ... als ein Klatscher. Oder drei. Auf einmal.« Allein diese Worte schmerzten, als würde sie Glasscherben hochwürgen. »Ich fürchte, da kann ich als ewiger Zuschauer nicht mitreden«, entgegnete Elphinstone mit einem kleinen Lächeln. »Vermutlich zu meinem Glück.« Erst langsam, auf der Suche nach einer Antwort, für die ihr die Worte fehlten, dämmerte es Minerva. Er hatte nicht auf Englisch gesprochen, zumindest nicht ausschließlich. Genauso wenig wie sie. Im dumpfen Betäubungszustand war ihr nicht einmal aufgefallen, dass er Gälisch sprach, durchmischt mit einigen englischen Brocken, und sie hatte wie von alleine geantwortet. Obwohl sie seit Jahren kaum Gelegenheit bekam, mehr als ein paar gälische Flüche zu verwenden. Ihr Erstaunen blieb nicht unbemerkt. »Mindestens einer von denen steht immer draußen vor der Tür, ich habe die Schritte gehört. Ich traue ihnen zu, hin und wieder mit einem Abhörzauber zu lauschen. Aber ich würd meinen Besen fressen, wenn auch nur einer von denen uns so versteht. Es hat seine Vorteile, noch eine zweite Sprache zu kennen, die am Aussterben ist.« Mit einem Ziehen in den Wangen vertiefte sich Minervas Lächeln. »Clever. Ich hätte nie gedacht, dich mal so viel Gälisch sprechen zu hören.« Aus ihrer Kehle entrang sich ein trockenes Husten und sie stöhnte erneut auf, eine Hand an die Rippen gepresst. »Vermutlich wusste ich nicht einmal, dass du mehr als fluchen kannst. Verflucht, ich wusste nicht einmal, dass ich noch mehr außer fluchen kann.« Die Fältchen um Elphinstones Augen gruben sich tiefer in seine Haut. »Schottischer Stolz bis zum bitteren Ende.« »Lass uns nicht davon ausgehen, dass es das Ende ist, ja?« »Natürlich nicht, entschuldige.« Minerva nahm einen tiefen Atemzug, der tausende Nadeln in ihre Lunge jagte. »Was ist passiert nachdem ... ich weg war?« Sie sah, wie Elphinstones Adamsapfel auf und ab hüpfte. »Nichts. Rowle hat sich einfach umgedreht und ist gegangen. Seitdem sitze ich hier mit dir im Arm.« Für einen Moment musste Minerva die Augen schließen. Flirrende Lichter und dunkle Flecken schwebten durch ihr Blickfeld und blieben selbst in der Dunkelheit vor der Innenseite ihrer Lider. Sie wollte nichts lieber als schlafen. Aber solange sie nicht alles wusste, erlaubte sie es sich nicht. »Phin, was ist im Haus der Winters passiert, bevor ich dazu kam?« »Wir wurden überwältigt, ehe wir dem Plan folgen konnten. Draußen im Garten warteten Wachtposten unter Tarnumhängen, die Mulcibers Gruppe angegriffen haben. Als er sein Foemicus-Band aufgelöst hat, wollte ich ihm zur Hilfe eilen. Aber wir kamen zu spät, sie hatten seine Begleiter schon überwältigt. Mulciber muss gerade so entkommen sein ... Jedenfalls haben die Zauberer mich entwaffnet und ins Wohnzimmer geschleift. Nachdem ich auf Muggelart versucht habe, einen von ihnen zu überwältigen, kam ihre Anführerin –« »Bellatrix. Nenn sie ruhig beim Namen.« Kurz hielt Elphinstone darin inne, Kreise auf Minervas Oberarm zu beschreiben. »Ja. Bellatrix ist dazugekommen und hat den Foemicus-Zauber aufgelöst, um mich als Lockmittel zu benutzen. Sie wusste, dass irgendwo noch mehr von uns sein müssen und nachdem sie mich nicht zwingen konnte, hat sie einfach den ganzen Zauber beseitigt.« Aus den Kreisen wurden Schlaufen, die er gedankenverloren mit den Fingerspitzen zeichnete. »Einem der Polizisten gelang es noch, einen ihrer Komplizen zu erschießen, bevor sie mich geschockt hat.« »Und Mrs. Winters? Was ... was haben sie ihr angetan?« Elphinstone lehnte den Kopf zurück. Das Beben seiner Stimme reichte auch so, um zu merken, wie sehr ihn die Erinnerung anwiderte. »Ich war nicht dabei, aber ... sie haben das Kind geholt, wie Bellatrix es in der Polizeiaufnahme angedroht hat. Als wir aufgegriffen wurden, sind zwei Zauberer mit den Kindern geflohen.« »Aber sie leben? Jonathan und das Baby? Du hast sie gesehen?« »Ja, kurz. Nach allem, was ich aus den Gesprächen unserer Entführer schließen kann, sind die Kinder beide wichtig für dieses ... Experiment. Ich glaube nicht, dass Bellatrix ihnen etwas antun wird, zumindest nichts, das ihr Leben unmittelbar gefährdet.« »Das ist gut. Dann können wir wenigstens sie noch retten.« Eine Träne löste sich aus Minervas Augenwinkel und tropfte in ihr Haar. »Wenn ich schon niemand anderen retten kann ...« »Hey ...« Elphinstone fing die nächste Träne mit den Fingerspitzen auf. »Sag so etwas nicht. Du hast mich gerettet. Und die Alditchs, Mr. Winters. Sämtliche Polizisten. Du hast alles getan, was du konntest. Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich dafür bewundere?« Minerva sog die Luft ein. »Aber Detective Hammond –« »Hat etwas sehr Heldenhaftes getan. Aus freien Stücken. Wir werden ihn ehren, wenn es so weit ist. Jetzt müssen wir erstmal an uns denken, Min.« »Gerade davor habe ich Angst.« Sie blinzelte gegen die Tränen an, doch sein Gesicht verschwamm unaufhaltsam vor ihren Augen. »Ich doch auch. Aber wir schaffen es hier raus. Gemeinsam.« Trotz des flüssigen Feuers, das bei jeder Bewegung neuerlich ihre Glieder in Brand setzte, tastete Minerva nach seiner Hand und schloss wieder die Finger darum. »Danke, Phin. Für ... so vieles.« »Shhh, alles gut. Etwas anderes könnte ich nie tun.« Sacht legte er seine Lippen auf ihre Stirn, eine Berührung so flüchtig wie das Streifen einer Feder. »Dhutsa mo chridhe«, flüsterte er und hob ihre Hand an seine Brust, »tha mi a ’gèilleadh.« Denn dir ergebe ich mein Herz. Erneut stockte Minerva der Atem, allerdings nicht vor Pein dieses Mal. Etwas flackerte in ihrem chridhe, dem gälischen Herzen, auf. Als würde ein Schnatz ihre Fingerspitzen streifen und sie dazu herausfordern, ihn zu ergreifen. Ein warmes Gefühl, kein Vergleich zu dem Dämonenfeuer, das der Cruciatus entzündet hatte. Sanft wie die ersten Sonnenstrahlen nach einem Regentag. So fest es ihr möglich war, drückte sie Elphinstones Hand und bemühte sich, erneut zu lächeln. Einen Wimpernschlag lang war der flammende Schmerz restlos vergessen. »Ich würde es genauso für dich tun. Nur, dass du es weißt. Du bist ebenso wichtig für mich.« »Selbst wenn nicht, würde das nichts für mich ändern.« Müde sanken ihre Lieder wieder nach unten, doch das Lächeln blieb. »Ich bin so froh, dass du hier bist, Phin.« »Und ich bin ebenso froh, dass ich bei dir sein kann. Ruh dich aus, Min. Ich passe auf und wecke dich, falls etwas passiert.« Ihre Wange an seinen Oberkörper gelehnt, atmete sie langsam ein und aus. Sie wollte immer noch nicht schlafen, aber der Kampf gegen den Fluch forderte erbarmungslos seinen Tribut. Umgeben von Elphinstones so vertrauter Wärme versank sie wieder in Schwärze.   Das Quietschen ihrer Zellentür riss Minerva Stunden später ein weiteres Mal aus der Dunkelheit zurück in die Arme von Elphinstone. Dieses Mal schälte sich die Realität schneller aus den Schatten vor ihren Augen. In der Zelle standen zwei Silhouetten, eine davon den Zauberstab auf sie gerichtet. »Gut gemacht. Sieh dir an, wie er sie festhält. Begreifst du jetzt, warum sie zusammen in dieser Zelle sind?« Bellatrix. »Damit er zusehen kann?« Und Rowle, natürlich. »Das ist ja wohl offensichtlich. Nein, wovon ich rede, ist Hoffnung.« Die größere Gestalt, vermutlich Rowle, zuckte mit den Schultern und schwenkte ihren Zauberstab auf und ab, anscheinend begierig darauf, ihn zu verwenden. »Hoffnung, dass er sie retten kann«, fuhr Bellatrix fort. »Das wahre Vergnügen liegt darin, den Moment zu erkennen, in dem diese Hoffnung stirbt, wenn du sie wieder und wieder schreien lässt. Simples Zusehen kann eine ebenso mächtige Waffe sein wie die Unverzeihlichen, Thorfinn. Brich ihren Geist, nicht bloß ihren Widerstand.« Minerva schluckte glassplitterscharfe Angst. Sie suchte Elphinstones Augen, doch er sah nicht zu ihr, sondern zu ihrer Kerkermeisterin. Auf ihrem Oberarm beschrieben seine Finger dieselben zarten Muster wie Stunden zuvor. »Ihr könnt Minerva nicht anrühren.« Mit einem Schnauben legte Rowles Schatten den Kopf schief. »Sonst was?« »Sonst stirbt sie. Und dann ist euer Spaß – oder eure Lehrstunde – oder was auch immer – vorbei.« Rowle lachte leise. »Hast doch nicht so viel gelernt, hm? Ich hab hier den Zauberstab –« Bellatrix drückte seine erhobene Zauberstabhand nach unten. »Warum bist du da so sicher, Urquart?« »Er hat den Cruciatus für fast eine Stunde angewandt. Sie hat infolgedessen das Bewusstsein verloren. Seitdem sind mehrere Stunden vergangen, in denen sie keine heilende Hilfe bekommen hat.« Elphinstone spuckte ihnen die Worte geradezu vor die Füße. »Es ist Fakt, dass jeder weitere Fluch sie umbringen kann, wenn sie nicht längst innere Blutungen oder Nervenschäden hat. Und das wollt ihr schließlich nicht, oder? Noch nicht.« Stimmte das? War es eine Stunde gewesen? Nur? In Minervas Erinnerung schien Rowles Folter den halben Tag gedauert zu haben. Gleichzeitig konnte sie sich kaum vorstellen, dass sie überhaupt mehrere Minuten derartigen Schmerz ertragen hatte. »An dir ist auch ein Heiler verloren gegangen, hm?« Erneut hob Rowle den Zauberstab. »Nein, aber ich habe lange genug mit einem Heiler zusammengelebt und ihm bei seiner Examensvorbereitung geholfen«, erklärte Elphinstone. »Davon abgesehen hatte ich in meiner Karriere bereits einen Cruciatus-Fall auf dem Schreibtisch, der nicht gut ausgegangen ist.« Jedes seiner Worte schnürte sich eng um Minervas Herz. Elphinstone sprach nüchtern, doch sie kannte ihn lange genug. Er zeigte seine Fassade des Strafverfolgers, die sonst dem Gamot vorbehalten war. Im Gerichtssaal zählten Fakten. Seine Arme indes drückten ihren Oberkörper immer fester an seine Brust und die Fingerspitzen hörten nicht damit auf, über ihre Schulter zu streichen. »Es ist zu eurem Besten, wenn ihr sie nicht anrührt«, setzte er gefasst hinzu. »Sie muss erst heilen oder ihr verliert jegliches Druckmittel.« Rowle ertränkte seine letzten Worte in Gelächter. »Das wünschst du dir, he? Glaubst du, du kannst mich hinhalten? Was planst du?« Knall auf Knall durchbrachen Bellatrix‘ Absätze auf dem Steinboden seine bemühte Machtdemonstration. Die Anführerin des Trollballetts trat vor und schlug ihrem Adjutanten den Stab aus der Hand. »Er hat recht. Nutz einmal dein Billywighirn! Wenn du gierig wirst, bestraft dich der Tod mit einem nutzlosen Opfer. Eine Stunde – das ist definitiv zu lange. Du musst es sanft machen! Hast du denn gar nichts begriffen?« Die Hände in die Hüften gestemmt, schalt Bellatrix Rowle, der wie ein Mondkalb vorm Berg dastand. Wenn das ihre Lehrmethoden waren, wunderte es Minerva kaum, dass Rowle offensichtlich nichts gelernt hatte. Beleidigungen lehrten niemanden. Schimpfen hingegen, das konnte Bellatrix. »Es gibt so viele andere Zauber, die man zwischendurch einbringen kann, um die Behandlung zu strecken ... denk an Diffindo oder andere Trennzauber! Wird das wohl in deinen Schädel gehen?« Unwirsch wandte Bellatrix ihm den Rücken zu und trat einen Schritt näher an Elphinstone. Ihr Blick huschte hinab und traf auf Minervas. Einen Moment war diese versucht, die Augen zu schließen, doch es war zu spät. Langsam hob ihre ehemalige Schülerin einen Mundwinkel. »Thorfinn, du gehst jetzt hoch und holst einen großen Heiltrank für unsere Besucherin. Bring auch gleich einen Blutbildungstrank mit. Dann können wir die Lektion fortsetzen.« Nur unter größtem Murren verschwand Rowle und ließ sie alleine. »So einfach, wie Urquart uns das weismachen will, sind Sie nicht totzukriegen, nicht wahr, Professor McGonagall?« Kopfschüttelnd verschränkte Bellatrix die Hände hinter ihrem Rücken. »Sie waren schon in meiner Schulzeit schrecklich hartnäckig.« Minerva fühlte, wie Elphinstones Blick zu ihr zuckte. Er keuchte leise auf und sie drückte seine Hand, ohne von Bellatrix fortzusehen. »Eine Katze landet eben immer auf ihren Füßen, Mrs. Lestrange.« Jetzt hob Bellatrix auch den zweiten Mundwinkel zu einem Lächeln. »Und sieben Leben haben Sie ebenfalls, nehme ich an. Ihr Triumph sei Ihnen gegönnt. Der Junge braucht die Lektion. Erst einmal ist ohnehin Urquart an der Reihe.« Sie streckte eine Hand in seine Richtung aus, als wolle sie Elphinstone zu einem Tanz auffordern. »Wenn du mir die Ehre erweist?« Er straffte die Schultern und nickte. Der Anblick seiner geröteten Augen schlang einen Knoten in Minervas Inneres. So schön sie ihn fand, in diesem Moment schmerzte es, ihn anzusehen. Sie drückte seine Hand fester, konnte aber nicht verhindern, dass er seine Finger langsam zurückzog und sie behutsam von seinem Schoß auf den Boden schob. Plötzlich war nur noch der kalte Stein unter ihr. Elphinstone schlüpfte aus dem Umhang und breitete ihn über ihr aus. Während er so vor ihr kniete, streichelte er ihre Wange, sodass Bellatrix hinter ihm es nicht sah. »Mir wird nichts passieren«, flüsterte er auf Gälisch. »Nach dem Tod von Mrs. Winters brauchen sie ein anderes Reinblut, da werden sie mich nicht töten.« Um Tapferkeit bemüht, nickte Minerva. Ohne seine Wärme drang die Kälte unbarmherzig auf sie ein und mit ihr kam die Schwärze zurück. Am Boden liegend musste sie tatenlos zusehen, wie er zu Bellatrix trat und diese seinen Unterarm packte. Elphinstone gab keinen Laut von sich, als sie den linken Ärmel seines Hemdes mit einem Zauber zerschnitt. Er ließ es ebenso geschehen, dass sie sein Handgelenk ergriff, die Innenseite nach oben drehte und mit ihren dunkelroten Fingernägeln über die blasse Haut fuhr. »Eine gewisse Schwäche scheint in deiner Familie zu liegen«, seufzte Bellatrix. »Dabei habe ich deine Schwester Elladora einst bewundert, wusstest du das?« »Oh, Ella hat ihre Fehler«, erwiderte Elphinstone fest, »aber zum Glück keine solch gravierenden, dass der Verlust deiner Bewunderung eine Strafe wäre.« Bellatrix überging die Bemerkung. »Sie und Gideon – mein Onkel mütterlicherseits – waren oft zu Besuch bei uns, als ich noch jünger war. Damals sah ich zu ihr auf. Eine Frau, die nicht bloß ihrem Mann folgt, sondern ihren Weg selber gestaltet. Dachte ich.« Ihr entkam ein Schnauben. »Sie hätte sein sollen, wie ich sein wollte. Doch stattdessen musste ich herausfinden, dass sie sich von Caius – ausgerechnet! – erpressen lässt. Und weshalb? Wegen fleischlichen Vergnügens. Unfassbar ... lästig. Und so unwichtig im Gefüge dieser Welt!« Elphinstone schloss die Augen und atmete tief ein. »Ich bewundere deine Schwester nicht länger«, setzte Bellatrix nach, »ich bedauere sie.« »Niemand bedauert so sehr wie ich«, hauchte Elphinstone, noch immer ohne Bellatrix anzusehen. Die Worte richteten sich ohnehin nicht wirklich an sie. »Sie hätte so viel Besseres verdient.« »Da hast du zum ersten Mal recht.« Tiefer und tiefer bohrte Bellatrix ihre Fingernägel in Elphinstones Unterarm. Seine freie Hand ballte sich zur Faust, aber er sah über ihren Kopf hinweg und schwieg. »Ich würde Rodolphus leiden lassen, wenn er mich derart behandelt. Der Tod wäre noch gnädig für ihn, wenn er jemals denkt, mich besitzen zu können. Zu seinem eigenen Glück ist er kein Narr. Er hat begriffen, dass wir unsere Stärke bündeln müssen, um das magische Blut zu erforschen. Und wenn wir unseren Erfolg erst den Menschen dort draußen präsentieren, wird nicht einmal Gideon Rosier länger auf uns herabblicken, bloß weil wir ‚jung‘ sind. Er wird uns genauso fürchten lernen wie die Muggel und Schlammblüter.« »Also wollt ihr die Grausamkeiten der Walpurgisritter noch übertrumpfen?« Elphinstones Stimme bebte. »Ich glaube kaum, dass du Riddle in den Schatten stellen wirst. Dafür kenne ich seine Verbiegungen der Moral zu gut. Auch wenn er deinen Einsatz für die Reinblüter sicherlich zu schätzen wüsste.« Bellatrix‘ Finger zuckten bei der Erwähnung Riddles. Sie zog Elphinstone ruckartig näher, bis ihr Atem seinen Nacken streifen musste. Selbst im Dunkel des Kellers meinte Minerva, begehrliches Interesse über ihr Gesicht flackern zu sehen. Ihre Erwiderung blieb allerdings aus, denn die Tür schlug ein weiteres Mal scheppernd gegen den Stein und Rowle trampelte in die Zelle. Als wäre nie etwas geschehen, ließ Bellatrix von Elphinstone ab. Minerva bemerkte nur am Rande, wie Rowle eine Phiole in ihre Richtung rollte und sie gehässig aufforderte, den Rest selber zu erledigen. Der tiefrote Heiltrank schimmerte im Schein der Zaubersphäre vor ihr – gerade außer Reichweite. Erst nachdem Bellatrix Rowle anwies, ihr den Blutbildungstrank zu reichen, unternahm Minerva einen Anlauf, sich nach dem bauchigen Glas zu strecken, doch das Bild des Kellers kippte umgehend vor ihren Augen. Buntes Feuerwerk explodierte in ihrem Kopf und schmerzte beinahe so sehr wie Rowles Cruciatus. Stöhnend sank sie zurück und zog Elphinstones Umhang fester um ihre zitternden Gliedmaßen. Zur Reglosigkeit verflucht sah Minerva zu, wie Bellatrix Elphinstone den zweiten Trank reichte und er diesen stoisch schluckte. Während er sich des schlechten Geschmacks wegen schüttelte, langte Bellatrix in ihren Umhang. Im Schein der Zaubersphäre blitzte es silbern. Ein Dolch. Der Dolch. Minerva schmeckte Galle. Sie wollte nicht miterleben, was sie Elphinstone antun würde, nicht nach dem, was sie in Mr. Winters‘ Erinnerungen gesehen hatte. Dennoch war Fortsehen keine Option. Nicht einmal die Müdigkeit konnte sie in den imaginären Traumgarten zurückbringen. Erneut streckte Bellatrix die Hand in Rowles Richtung aus. Seelenruhig zog er ein winziges Fläschchen aus der Tasche und gab einen Tropfen der Flüssigkeit, die wie hunderte Schlangen zischte, auf die Schneide ihres Dolchs. Dann stellte er sich neben sie, die Beine breit auseinander, den Zauberstab fest im Griff. Sein Blick schoss immer wieder zwischen Elphinstone und Minerva hin und her. »Soll ich ihn festhalten, Bella?« »Erst wenn es nötig wird. Er kooperiert schließlich, richtig?« »Ich füge mich«, entgegnete Elphinstone. »Nimm mein Blut, wenn es dir so viel Freude bereitet. Aber ich sage dir gleich, dass es dieselbe rote Flüssigkeit ist wie bei allen anderen Menschen auch.« Bellatrix sah zu, wie der zischende Gifttropfen die Schneide entlang auf die Dolchspitze zulief. »Es mag den Anschein erwecken, aber des Blutes wahre Macht verbirgt sich in dem, was unser Auge nicht zu sehen vermag. Das wissen sogar die Muggel mit ihrer Biologie und der stümperhaften Gentechnik.« Lächelnd drückte sie die Klinge in Elphinstones Haut. Es klang wie reißendes Pergament, als sie der Länge nach Elphinstones Unterarm aufschnitt. Die Knöchel seiner rechten Hand traten weiß hervor, die Adern an seinem Hals pochten sichtlich, doch kein Laut entwich seinen Lippen. Nur Sekunden später tropfte Blut sein Handgelenk hinab, gehorchte einem Schwenk von Rowles Zauberstab und sammelte sich in einer leeren Phiole, die der frühere Ravenclaw aus seinem Umhang zog. Auf die Erste folgte eine zweite, eine dritte ... Elphinstones Stirn glänzte unter einem Film aus Schweiß. Was immer Bellatrix für ein Gift auf die Klinge gegeben hatte, es musste die natürliche Blutgerinnung blockieren. Die Muggel in Minervas Heimatdorf hatten eine hässliche Redewendung – Bluten wie ein Schwein. Anders konnte sie es wahrlich nicht bezeichnen, so unaufhaltsam quoll das Rot aus der Wunde. Endlich verkorkte Rowle die letzte Phiole. Bellatrix ließ dennoch nicht von Elphinstones Arm ab. Sie fuhr mit dem Zauberstab über den Schnitt, bis kein Blut mehr floss, aber ihr Griff um sein Handgelenk blieb beständig. »Sehr schön. Du bist gar nicht so schwach, wie es den Anschein erweckt. Viel weniger Wehleid als bei unserer Emily.« Über die Schulter warf sie Minerva einen Blick zu. »Selbst McGonagall hält ihre Klappe. Nun – das war schließlich auch erst Schritt eins. Es hätte mich enttäuscht, wenn ihr euch nicht so zäh erweisen würdet, nachdem ihr so verbissen gekämpft habt.« Sie legte Rowle den blutigen Dolch in die Hand und griff stattdessen – das Artefakt aus Gringotts. Minerva erkannte die markante silberne Spitze und den Glaskolben aus Robbies Zeichnung. Das hatte sie beinahe vergessen. Also soll seine Anwendung alleine nicht zwangsweise verletzen. Ihre eigenen Worte an Robbie hallten ihr durch den Kopf. Selten wollte sie in ihrem Leben so sehr recht behalten wie dieses Mal. Doch sie stutzte. Entgegen ihrer Annahme, dass die Apparatur zur Blutentnahme gedacht war, befand sich in dem Kolben bereits etwas. Als Bellatrix das Artefakt anhob, sah Minerva die Flüssigkeit darin schwappen, dunkelrot wie ... Blut. Es brannte, es schmerzte, aber Minerva stützte sich trotzdem auf den Unterarm. Sie schob sich an der feuchten Wand in ihrem Rücken hoch, bis sie wenigstens halbwegs aufrecht saß, eine Faust an ihre Brust gedrückt, in der das Herz raste. Bellatrix stieß die Spitze des Artefakts geradewegs unter Elphinstones Armbeuge. Keine erklärenden Worte, nicht einmal um sie zu verspotten. Einen Augenblick schien Elphinstone nicht zu begreifen, wie ihm geschah, dann kroch die Pein wie ein Schatten über sein Gesicht. Er keuchte leise und ein Zittern ging durch seinen Körper. Auf ein Nicken Bellatrix‘ hin stellte Rowle sich hinter ihn und packte ihn unter den Achseln. Bellatrix tippte das Artefakt mit dem Zauberstab an und wie Robbie prophezeit hatte, leuchtete der Kristall am Schaft auf. In dem Glaskolben wirbelte schwarzer Nebel hoch, der die Flüssigkeit darin verschlang – verwandelte? Minerva presste die Hände an den Stein in ihrem Rücken. Zumindest etwas, das nicht nachgab, schwankte oder ihre Sinne anderweitig betrog. Sie drückte sich dagegen, um nicht wieder gen Boden zu rutschen. Ihren Blick hielt sie unverwandt auf Elphinstone gerichtet. Machtlos sah sie zu, wie sich ein Strudel in dem Glaskolben bildete und die verwandelte Flüssigkeit durch die Nadelspitze in seine Adern zog. Alle zuvor getrockneten Tränen strömten ihr wieder über die Wangen, als Elphinstone der erste Schmerzenslaut entwich. Er schrie nicht wie sie unter dem Cruciatus. Er keuchte, er stöhnte ... »Bi làidir, Phin«, krächzte Minerva, »Tha mo chridhe leat.« Sein Blick flackerte zu ihr, Schmerz gemischt mit ... diesem Ausdruck, den Minerva nicht in allen Begriffen dieser Welt hätte beschreiben können. Sie hoffte inständig, dass er in ihren Worten einen Teil der Stärke, die er ihr geliehen hatte, wiederfand, wenn sie schon nicht an seiner Seite sein konnte. Ihr Herz war es in jedem Fall. Zumindest flackerte etwas in seinem Blick auf, als er die Lippen öffnete – »Na na.« Bellatrix umfasste Elphinstones Kinn mit spitzen Fingern und drehte seinen Kopf fort von Minerva. »Wenn du ihr antwortest, dann so, dass ich es auch verstehe, klar?« Elphinstone schloss die Augen, ohne etwas zu sagen. Seine Mundwinkel zitterten unaufhörlich und unter den Wimpern kämpften sich Schmerzenstränen ihren Weg frei. Minerva ballte die Hände zu Fäusten. Sie stellte sich vor, wie sie aufsprang, Bellatrix zu Boden schlug, dieses grässliche Artefakt zertrat – Rowle schnippte beiläufig mit dem Zauberstab. Nur einmal, den Bruchteil einer Sekunde. Schwarzes Feuer brannte sich durch sie. Erst nachdem der Widerhall ihres Schreis sie erreichte, begriff Minerva, was er getan hatte. Der Cruciatus, schon wieder. Ungesagt. Sie zitterte so stark, dass sie weder den Stein fühlen, noch ihre Hände erneut zu Fäusten ballen konnte. Stattdessen sah sie mit an, wie die letzten Reste des verwandelten Blutes in Elphinstones Adern drangen und er mit gesenktem Kopf in Rowles Armen zusammensackte. Bellatrix riss das Artefakt aus seinem Arm, sodass Blutstropfen den Boden sprenkelten. Sie wirkte zufrieden, als sie die ihr Werk musterte. Auf einen Fingerzeig ließ Rowle Elphinstone los, der schwankend rückwärts stolperte. Den verletzten Arm an den Bauch gedrückt, hob er den Kopf. Sein Keuchen wurde von den Steinwänden mannigfach zurückgeworfen. »Was ... was jetzt?«, presste er hervor. »Was ist Schritt drei des Plans?« »Oh, es ist noch etwas zu früh, dir das schon zu verraten.« Bellatrix lachte. »Aber wenn du gerne nachdenken möchtest – glaubst du, ohne die Magie in deinem Blut wird es immer noch so leicht sein, zu zaubern? Wenn doch jedes Blut gleich ist, dürfte es dir ja nichts ausmachen, wenn es nicht mehr ganz so rein ist.« Sie drückte Rowle das blutverschmierte Artefakt in die Hände und spazierte zur Zellentür hinaus. Der Junge folgte ihr rasch und beide verschwanden aus dem Keller, ohne Minerva eines weiteren Blickes zu würdigen. Elphinstone fiel auf die Knie, kaum dass sich die Tür geschlossen hatte. Einen Moment saß er vornübergebeugt da, die Arme um die Körpermitte geschlungen, dann hob er den Kopf. Sein Blick glitt zu Minerva, weiter zum Heiltrank und zurück. Sie bemühte sich, zu lächeln, aber die Tränen in ihren Augenwinkeln betrogen den Versuch. »Oh Phin ... ich ... es tut mir so leid –« »Nicht. Das ist nicht deine Schuld.« Die Worte wurden zusehends leiser und er räusperte sich. »Rowle ist ein geltungssüchtiger kleiner Gartengnom. Wenigstens konnte ich wirklich einen Heiltrank für dich rausschlagen.« Auf den Knien schob er sich mit der Phiole zu ihr. »Lass mich dir helfen.« Er zog sie wieder an sich, wobei er nicht verbergen konnte, dass seine Hände furchtbar kalt waren. Mit der Wange an seiner Brust ruhend, spürte Minerva, wie flach sein Atem war, auch wenn er es mit einem Lächeln zu kaschieren versuchte. Der Heiltrank schwappte gefährlich in der Phiole hin und her, während er sich daran machte, sie zu öffnen. Misstrauisch beäugte er den Trank und schwenkte ihn, wie andere es vielleicht mit einem erlesenen Elfenwein täten. »Dein Arm ...«, hob Minerva an. »Nicht der Rede wert.« Die Augen geschlossen, roch Elphinstone an dem Heiltrank. »Trink lieber das hier, es scheint okay.« »Nicht der Rede wert?« Minerva presste die Lippen zu dünnen Strichen zusammen. »Du brauchst auch Heilung! Was ... wenn das ein Fluch ist – oder schlimmer!« »Wir haben uns wohl geirrt, was das Artefakt angeht«, seufzte Elphinstone. »Aber wir können davon ausgehen, dass sie es an Mrs. Winters ausprobiert haben. Die nicht gestorben wäre, wenn Bellatrix sie nicht getötet hätte. Also wird es mir auch gut gehen, Min.« »Trotzdem! Du ... Wenigstens die Wunde muss doch heilen.« Zur Antwort entwich Elphinstone nur ein gepresstes Stöhnen und er lehnte den Kopf gegen die Mauer hinter ihm. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, die nicht von dem schwachen Licht der Zaubersphäre herrührten. Mit all ihrer verbliebenen Kraft umschloss Minerva sein Handgelenk und zog den Arm so, dass sie einen besseren Blick auf die Verletzung hatte. Was sie sah, trieb ihr wieder die Scherbensplitter den Hals hinauf. Ein tiefer Einstich prangte auf der Innenseite seines linken Unterarms, von Galleonengröße. Unnatürlich dunkles Blut quoll aus der Wunde, das in seiner Zähflüssigkeit an Honig erinnerte. Die letzten Tropfen grässlichen Muggelkaffees, die sie vor Stunden getrunken haben musste, rebellierten in ihrem Magen. Elphinstones Adern breiteten sich tintenschwarz unter der Haut aus wie die kahlen Äste eines Baumes vor dem Mond. Bis hoch zum aufgerollten Ärmel – wer wusste wohin noch. Vielleicht reichte die Spur längst bis zu seinem Herzen. Minerva legte die Fingerspitzen an seine Ellenbogenbeuge und obwohl sie ihn kaum berührte, zuckte er zusammen. »Erzähl mir nicht, dass es nicht wehtut!« Ihre Stimme klang ungewollt anklagend. »Bitte sag mir, wie es dir geht. Bitte sag irgendetwas!« »Ich bin in Ordnung, Min. Wirklich.« Er hob leicht die Mundwinkel. »Das ist nichts gegen den Cruciatus, glaub mir. Ja, es tut weh, aber ... das Schlimmste war wohl die Injektion. Jetzt brennt es nur noch fürchterlich im Arm und mir ist schwindelig. Du hingegen solltest die Wirkung des Cruciatus nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn mir deine Sorge viel bedeutet – denk lieber an dich. Bitte. Ich weiß, wovon ich rede.« »Von Archie?« »Mhm. Du hast es also mitbekommen. Ja, er ist Heiler geworden.« Minerva löste ihren Griff und richtete sich so weit in Elphinstones Umarmung auf, wie der Schmerz es ihr erlaubte. An ihn gelehnt, langte sie nach dem Heiltrank, der in seiner zitternden Hand überzuschwappen drohte. »Wir teilen den Trank«, beschied sie. »Denn in einem hat Bellatrix recht – ich bin verdammt hartnäckig! So leicht kriegt mich kein Fluch klein. Du brauchst ihn ebenso sehr wie ich. Falls es überhaupt ... dagegen hilft.« »Ich kann dich nicht von deinem Vorhaben abbringen, stimmt’s?« »Keine Chance.« Sein brüchiges Lachen brachte die Wärme zurück in ihr Gefängnis. Er stützte sie, während sie die Phiole zur Hälfte leerte. Die ganze Zeit strichen seine Fingerspitzen in zarten Mustern über ihre Schultern, auch dann, als er seinen Anteil des Tranks zu sich nahm. Eine weiche Decke breitete sich auf den Flammen des Schmerzes in Minervas Gliedern aus und sie rollte sich in Elphinstones Armen zusammen, deren Zittern nur langsam schwand, selbst nachdem sich die Wunden schlossen. Immerhin schlug sein Herz so kräftig wie Stunden zuvor. Zu diesem beruhigenden Gedanken überwältigte der Schlaf sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)