I wish I could save you von LadySakura3 ================================================================================ Prolog: -------- Mit den strahlend blauen Augen war sie ihm sofort aufgefallen. Blaue Augen, die zu ihrem schwarzen, langen Haar, einen enormen Kontrast bildeten. Dabei hätte er sich eigentlich den Tempel ansehen sollen, den Kuririn ihm zeigte. Während dieser immer weiterbrabbelte, verfolgte Trunks die junge Schönheit mit den Augen. Im Gegensatz zu ihm sah sie sich nämlich den Tempel und die blühenden Mandel- und Kirschblütenbäume an, die am Rande des Innenhofs verteilt standen. Dabei schlenderte sie mal hier und mal dort hin. In der Hand hielt sie einen Flyer, den sie hin und wieder aufschlug und hineinsah. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Kuririn stieß Trunks den Ellenbogen in die Seite. Dieser zuckte daraufhin zusammen und sah zu seinem Freund hinab. „W-was?“, stammelte er. „Wo bist du denn nur mit deinen Gedanken?“ Kuririn stellte sich auf die Zehenspitzen und musterte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen. Schließlich ließ er dann selbst den Blick durch den Innenhof schweifen. Als er ebenfalls das junge Mädchen erblickte, hellte sich seine Miene wissend auf und ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Aha, daher weht also der Wind. Das hübsche Mädchen lenkt dich ab.“ Trunks wurde augenblicklich rot um die Nasenspitze. „Stimmt… stimmt doch gar nicht“, sagte er, über seine eigenen Worte stolpernd. „Ich hab´ mir die Bäume angesehen.“ Beschämt starrte er zu Boden. Die Ausrede klang selbst in seinen Ohren unglaubwürdig. „Ja, ja“, sagte Kuririn und grinste noch breiter. „Gib es ruhig zu. Aber ich muss dir zustimmen, sie sieht wirklich süß aus.“ Trunks beschloss, nichts mehr darauf zu sagen, da er sich sonst nur noch mehr in die Bredouille gebracht hätte. Kuririn schien es ebenfalls dabei belassen zu wollen, denn er fing den Faden seiner vorherigen Erzählung wieder auf. Doch Trunks´ Aufmerksamkeit schweifte schon nach dem ersten Satz wieder ab. Zurück zu dem hübschen Mädchen. Sie musste etwa in seinem Alter sein. Das schwarze Haar fiel ihr in sanften Wellen um die Schultern und um den Hals trug sie ein rotes Tuch. Ein senfgelbes Kleid schwang bei jedem Schritt um ihre Knie. Quer über ihrem Körper hing eine kleine Umhängetasche und an den Füßen trug sie schwarze Boots, was irgendwie nicht zu ihrer zarten Erscheinung passen wollte. Aber es machte sie interessanter. Während Trunks ganz automatisch Kuririn folgte, beobachtete er, wie sie an einen der Kirschblütenbäume herantrat und einen Fotoapparat hob, um von den hübschen Blüten ein Bild zu machen. Ohne es bewusst zu wollen, trugen seine Beine ihn hinüber zu ihr. Es schien, als zöge ihn etwas unsichtbares zu ihr hinüber. Er blieb neben ihr stehen und wartete. Worauf genau, wusste er nicht, aber ihm bleib auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn da hatte sie ihn schon bemerkt. Sie hielt inne und wandte sich zu Trunks um. Mit ihren blauen Augen musterte sie ihn verstohlen von der Seite. Ein Ruck schien durch sein Herz zu gehen, denn es stolperte, um gleich darauf in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen, als sich ihre Blicke trafen. „Dort, wo ich herkomme, gibt es in der Stadt kaum noch Kirschblütenbäume“, sagte Trunks völlig unvermittelt. Das Mädchen betrachtete ihn noch ein wenig eingehender. „Und woher genau kommst du?“, wollte sie von ihm wissen. Trunks zuckte unmerklich zusammen. So etwas hatte er eigentlich nicht sagen wollen. Wie sollte er nun wieder aus dieser Situation rauskommen? Er lachte verlegen auf, um den unangenehmen Moment zu überspielen, aber sie betrachtete ihn weiterhin eingehend und schien auf eine Antwort zu warten. Diese Augen… sie waren von einem solch wunderschönen azurblau, wie er es bisher nur an einem See in den Bergen gesehen hatte. „Ach, weißt du…“, setzte er an und wurde wieder ernst. „Von weit her.“ Eine bessere Antwort war ihm nicht eingefallen. Und es stimmte ja auch. „Aha“, machte sie nur und zog kritisch die Augenbrauen zusammen. Die Antwort schien sie nicht gänzlich zufrieden zu stellen. „Ist schwer zu erklären, aber jedenfalls haben wir dort kaum noch Mandel- oder Kirschblütenbäume. Diese hier sind wirklich wunderschön.“ Trunks betrachtete die weißen und rosafarbenen Blüten. Sie zauberten ihm ein sanftes Lächeln auf die Lippen. Mit den Fingern berührte er sacht eine aufgeblühte Kirschblütenknospe, als sie plötzlich abbrach und in seine Hand fiel. Er musterte sie und wandte dann den Blick wieder auf das Mädchen. Sie hob den Blick von der Blüte in seiner Hand zu seinem Gesicht. „Hier, für dich“, sagte Trunks mit ruhiger Stimme und bot ihr die Hand an. Ihre Wangen färbten sich zartrosa, während sie ebenfalls die Hand hob und Trunks die Kirschblüte in ihre Handinnenfläche fallen ließ. „Ich heiße übrigens Trunks.“ Das Mädchen betrachtete noch einen Moment das kleine Geschenk, dann sagte sie: „Ich bin Ayumi.“ „Ein… ein schöner Name“, entgegnete Trunks und schluckte unwillkürlich. Seine Kehle war staubtrocken. Ein sanfter Windhauch kam auf und blies die Blütenknospe von Ayumis Hand. Sie sahen ihr beide nach, wie sie im Meer aus weiteren Blüten und einzelnen Blättern verschwand und in einem Strudel gen Boden sank. „Danke“, sagte sie dann und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu. „Bist du ganz alleine hier?“, fragte er. Ayumi nickte. „Ja, ich habe heute meinen freien Tag und wollte nicht Zuhause hocken.“ Trunks betrachtete sie noch ein wenig genauer. Sie hatte einen kleinen Mund und eine Stupsnase, an der linken Augenbraue entdeckte er eine kleine Narbe. Aber diese Augen… sie zogen ihn magisch an. Es war ihm, als könnte er in ihnen versinken. „Was arbeitest du denn?“, fragte er weiter und war beinahe erstaunt über sich. So neugierig kannte er sich gar nicht. Ayumi zuckte mit den Schultern und wirkte etwas verlegen, als sie antwortete. „In einem Kiosk. Wir verkaufen Dorayaki.“ Dorayaki waren kleine Pfannkuchen, meist gefüllt mit roter Bohnenpaste. Manchmal gab es sie auch mit Schokoladen- oder Vanillefüllung und in lustigen Fischformen. Diese hießen dann aber meist Taiyaki. Trunks kannte sie aus seiner Zeit ebenfalls, auch wenn er sie nur noch selten zu Gesicht bekam, da in der Gegend, in der er mit seiner Mutter lebte, kaum noch solche Buden vorhanden waren. Was skurril war, wo er sich doch gerade in derselben Stadt befand und alles irgendwie so vertraut und doch so fremd wirkte. „Die kenne ich, habe aber schon lange keine mehr gegessen.“ Ayumi lächelte ihn an. Ihr Blick war forschend, verwirrt und keck zugleich. Verwundert sah Trunks dabei zu, wie Ayumi anschließend in ihrer Tasche kramte. „Wir haben Visitenkarten mit unserer Adresse drauf. Wenn du möchtest, komm doch mal vorbei und probiere einen. Ich arbeite morgen wieder dort.“ Sie hielt ihm eine kleine Karte entgegen, die Trunks nur allzu gerne entgegennahm. Ihm wurde erst in diesem Moment bewusst, wie froh er darüber war, eine Möglichkeit geboten zu bekommen, wie er erneut in Kontakt mit ihr treten konnte. So musste er sich nicht krampfhaft überlegen, wie er sie bei ihrer Verabschiedung fragen konnte, ob sie sich wiedersehen würden, denn er musste sie unbedingt wiedersehen. „Danke.“ Trunks betrachtete die Karte in seiner Hand. In geschwungenen Lettern stand dort Kai-Suki, dann die Adresse und die Telefonnummer des Kiosks. Im unteren rechten Eck war eine kleine Tanne abgedruckt. „Und was machst du so? Arbeitest du auch?“, ergriff Ayumi das Wort wieder und musterte ihn interessiert. „Oh, nein, ich bin… ich bin nur zu Besuch hier“, stotterte der Halbsaiyajin. „Na, da wo du herkommst, wirst du doch etwas arbeiten, oder? Oder gehst du noch zur Schule?“ „Nein, zur Schule gehe ich nicht mehr.“ Jetzt musste ihm nur noch eine gute Ausrede einfallen. Er konnte ihr ja schlecht erzählen, dass er aus der Zukunft kam, die alles andere als schön war. Dass er in dieser gegen schrecklich starke Cyborgs kämpfte und nur hier war, weil er die Vergangenheit derart verändert hatte, dass sie jetzt eine weitere Bedrohung vor sich hatten, die es zu beseitigen galt. „Ich gebe Unterricht im Kampfsport.“ Puh, gerade nochmal gerettet, dachte er. „Ah, cool. Hätte ich mir fast denken können, du wirkst ziemlich gut durchtrainiert.“ Trunks´ Wangen fingen an zu glühen. „Dankeschön.“ Er verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Gehst du neben der Arbeit noch zur Schule?“ „Nein, ich habe meinen Abschluss Anfang des Jahres gemacht.“ Plötzlich piepte etwas in ihrer Tasche. Ayumis Gesichtsausdruck verzog sich überrascht, dann kramte sie in ihrer Tasche nach dem Verursacher des Piepens. Schließlich zog sie ein kleines Handy heraus und betrachtete das Display. Sie biss sich dabei auf die Unterlippe und verzog die Augenbrauen nachdenklich. Ihre Schultern sanken herab und sie wirkte bedrückt. Trunks hätte zu gerne gewusst, was sie dort erblickt hatte. Als sie wieder zu ihm aufsah, überspielte sie die Niedergeschlagenheit geschickt. „Tut mir leid, ich muss los, aber vielleicht sehen wir uns ja mal beim Kiosk.“ Sie steckte das Handy zurück in ihre Tasche und entfernte sich rückwärts von ihm. „Ich komme auf jeden Fall vorbei!“, rief er ihr nach. Er wollte es ihr beinahe versprechen, hielt sich aber gerade noch zurück. Warum, wusste er auch nicht, er wollte ihr gern etwas geben, woran sie sich festhalten und worauf sie sich freuen konnte. Aber vielleicht reichten diese Worte auch schon aus, um das zu erreichen. „Ich freu mich drauf! Tschüss, Trunks!“ Er wollte ihr noch eine Verabschiedung nachrufen, aber da war sie schon in der Menge verschwunden. Wie schön sie seinen Namen gesagt hatte. Weich und seidig, wie Honig, der einem den Hals hinablief. Eine wohlige Gänsehaut rieselte über seinen Rücken und füllte seinen Bauch mit einem warmen Gefühl. Trunks ließ den Blick auf die Visitenkarten in seiner Hand sinken. Er wusste schon, wohin er morgen auf jeden Fall gehen würde. Kapitel 1: ----------- Die Sonne schien satt und voll vom Himmel, während Trunks und Kuririn auf dem Weg zur Capsule Corp. waren. Eigentlich wäre heute der perfekte Tag, um an irgendeinem See schwimmen zu gehen. Zeit dafür hätten sie; mal sehen, vielleicht würde Trunks diese Idee noch in die Tat umsetzen. Auch wenn es eigentlich klüger wäre, zu trainieren. „Nun sag schon.“ Kuririn, der neben ihm lief, stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Wer war das hübsche Mädchen?“ Trunks schüttelte einmal verwirrt seinen Kopf. Er hatte seinen Begleiter beinahe vergessen. „Was? Ach so, Ayumi…“ „So so, du weißt also, wie sie heißt.“ Kuririns Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen, während Trunks rot anlief. „Ja, na und?!“, wehrte er ab. „Ich hab´ mich ja auch mit ihr unterhalten.“ Kuririn grinste ihn immer noch an, während er weitersprach. „Hast du sie zum Essen eingeladen?“ „Nein, hab´ ich nicht.“ Trunks´ Wangen glühten immer mehr. Jetzt nahm Kuririns Miene einen irritierten Ausdruck an. „Und wieso nicht? Wenn sie dir doch gefallen hat…“ „Sie hat mir gesagt, wo sie arbeitet. Sie verkauft Dorayaki in einem Kiosk hier in der Stadt“, erklärte Trunks ausweichend. Er war Kuririn eigentlich keine Rechenschaft schuldig und wollte außerdem auch nicht zu viel erzählen. Andererseits war es ganz schön, einen Freund daran teilhaben zu lassen. Zuhause hatte er nur seine Mutter, all seine Freunde waren von den Cyborgs getötet worden. Und überdies beschämte es ihn, wenn er daran dachte, mit seiner Mutter über Mädchen zu sprechen. „Na, dann nichts wie hin, dann kannst du sie fragen. Wo genau ist das?“ Trunks fuchtelte abwehrend mit den Händen in der Luft herum. Sollte er das wirklich machen, würde er sie garantiert nicht fragen, wenn Kuririn danebenstand. „Sie hat heute frei.“ Zum Glück entsprach das der Wahrheit, denn Trunks log überhaupt nicht gerne. „Dann eben morgen“, gab Kuririn vergnügt zurück, ehe sich sein Gesichtsausdruck erneut verdüsterte. „Ich hätte auch gerne eine Freundin. Die letzte war… Na ja…“ Trunks betrachtete seinen Freund. Kuririn wirkte auf einmal sehr geknickt und traurig. „Du wirst schon noch die Richtige finden, glaub mir.“ Er legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter und war erleichtert, dass Kuririn sich nicht für den nächsten Tag als Begleiter angemeldet hatte. Kuririn kam noch mit rein, als sie zurück bei der Capsule Corp. waren. Bulma begrüßte die beiden vergnügt mit dem kleinen Trunks auf dem Arm. Es war immer noch komisch, sich ständig selbst als Baby zu sehen. Dieses Gefühl würde er wohl nie wirklich beschreiben können. „Na, wie hat es dir gefallen, Trunks?“ Bulma führte die beiden in die Küche und setzte dort das Baby in einen Laufstall, um sich dann an der Anrichte zu schaffen zu machen. „Ich glaube, besser, als erwartet“, verkündete Kuririn verschmitzt und Trunks hätte ihn dafür am liebsten erwürgt. „Wieso?“, wollte Bulma wissen und drehte sich mit zwei mit Limonade gefüllten Gläsern zu ihnen um. Sie reichte zuerst Kuririn und dann Trunks ein Glas und musterte sie neugierig. „Trunks hat ein Mädchen kennengelernt. Ayumi. Sie arbeitet in einem Dorayaki-Laden in der Stadt und Trunks hat von ihr eine Visitenkarte bekommen.“ „Kuririn, halt die Klappe“, zischte Trunks drohend. Jetzt bereute er es doch, dass er Kuririn zu viel erzählt hatte. Bulma überhörte das gekonnt. „Was, wirklich? Wie sieht sie aus? Hast du mit ihr gesprochen?“ Damit er nicht gleich antworten mussten, trank Trunks das Glas in einem Zug leer. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, Bulma, nachdem sie zurückgekommen waren, direkt alles brühwarm zu erzählen. Auch gegenüber der jüngeren Varianter seiner Mutter schämte er sich, über Mädchen zu sprechen. „Mutter…“, sagte er ausweichend. „Erzähl schon“, forderte Bulma ihn erneut auf und stupste ihn an. Doch ihr Sohn blieb still. „Na schön, ich seh´ schon. Du willst die Details erstmal für dich behalten, das verstehe ich. Aber wenn du willst, dann lad sie doch zu unserem Grillfest ein.“ „Mal sehen“, wich Trunks aus und stellte das Glas auf den Tisch. Das ging ihm dann jetzt doch entschieden zu weit. „Ich gehe noch eine Runde trainieren.“ Die Idee mit der gemütlichen Pause am See verwarf er wieder. „Der Gravitationsraum ist aber besetzt.“ „Das hab´ ich mir gedacht. Ich flieg raus aus der Stadt.“ Zum Abschied hob Trunks noch die Hand, dann verließ er das Haus auf direktem Weg. Er wollte nicht auch noch seiner Großmutter begegnen, die zwar unheimlich liebenswürdig und nett war, aber auch sehr anhänglich und wissbegierig. Mit grimmigem Blick hieb und schlug er mit den Fäusten und Füßen in die Luft. In seinem Kopf war dabei ständig das Bild von Cell, doch immer öfter wurde dieses von einem jungen Mädchen mit schwarzen Haaren und den schönsten blauen Augen verdrängt, die er je gesehen hatte. Er keuchte auf und hielt einen Moment inne. Er durfte sich wirklich nicht ablenken lassen, der Kampf gegen Cell war wichtig. Sehr wichtig. Sollten sie verlieren, dann wäre die gesamte Welt dem Ende geneigt. Und das durfte nicht passieren. Er war nicht extra in die Vergangenheit gereist, um Son Goku das so wichtige Medikament zu geben, um am Ende dann doch zu scheitern. Vor allem, da sie schon so weit gekommen waren. Außerdem wusste er nicht, was mit seiner Zukunft geschehen würde, wenn Cell gewann. Vermutlich gar nichts, denn in seiner Zukunft waren die Cyborgs immer noch da. Diesen Zeitstrahl konnte er nicht mehr verändern, dafür war schon so viel anderes passiert. Er konnte nur hier und jetzt alles tun, damit die Zukunft dieser Zeit eine andere war und sein Ich in dieser Zeit eine unbeschwerte Kindheit und Jugend hatte. Mit den Cyborgs in der Zukunft würde er dann schon fertig werden, mittlerweile war er stark genug. Während er so über alles nachdachte, schwebte er an Ort und Stelle über dem Boden und starrte Löcher in die Luft. Der Anblick von Ayumi vor seinem geistigen Auge half ihm gar nicht. Im Gegenteil. Und doch war sie immer zu da, seit er sich mit ihr unterhalten hatte. Er wusste auch, dass er sie morgen auf jeden Fall besuchen würde. Dazu hatte sie einen viel zu bleibenden Eindruck hinterlassen. Was er sich davon versprach, konnte er allerdings nicht sagen. Er verbot sich jedoch, darüber nachzudenken. Erst, als es bereits dämmerte und er nicht mehr lange genug Licht hatte, um zu trainieren, flog er zurück nach Hause. Im Inneren des Hauses roch es köstlich und sein grummelnder Bauch trieb ihn direkt in die große Küche. Dort saß bereits Vegeta am Tisch und aß. Ihm gegenüber Bulma, die ebenfalls aß. Sein kleines Ich schlief in dem Laufstall in der Ecke. Als Bulma ihren Sohn hereinkommen sah, hielt sie in der Bewegung inne. „Oh, hi Trunks. Du kommst gerade rechtzeitig. Setz dich, ich hol dir einen Teller.“ „Danke.“ Trunks schielte verstohlen zu seinem Vater, während er sich seitlich von ihm auf einen Stuhl setzte. „Wie war das Training?“ Statt einer Antwort bekam Trunks ein miesgelauntes Brummen zur Antwort. Wie üblich. Vegeta war wirklich kein gesprächiger Zeitgenosse… „Ah, doch so gut“, gab er schnippisch zurück. Er konnte es nicht vermeiden, es war ihm einfach so herausgerutscht. „Werd´ bloß nicht frech“, knurrte Vegeta zwischen zwei Bissen und sah mit finsterem Blick zu ihm hinüber. Trunks hatte sich so sehr auf die Begegnung mit seinem Vater gefreut, da er ihn in seiner Zeit nie kennen gelernt hatte. Und auch wenn seine Mutter ihn vorgewarnt hatte, war er doch überrascht gewesen, wie unausstehlich sein Vater war. Zerfressen von seinem Eigensinn und seinem unglaublichen Stolz. Zwar beeindruckte Trunks diese Ausstrahlung und den unbedingten Willen, immerzu kämpfen und siegen zu wollen, aber Vegeta war in der Hinsicht viel zu verbissen. Fast schon krankhaft stolz. Ihm hatten sie es zu verdanken, dass Cell C18 absorbiert hatte. Weil er sich von Cell hatte provozieren lassen. Dieser hatte genau gewusst, wo er Vegeta packen musste, um an sein Ziel zu kommen. Wenn er darüber nachdachte, macht ihn das immer noch rasend vor Wut. Und trotzdem… Vegeta war sein Vater und dass er hier mit ihnen saß und zu Abend aß, war in seinen Augen ein Zeichen dafür, dass ihm seine Familie doch nicht ganz egal war. Trunks begann stumm zu essen. Er lauschte lieber seiner Mutter, die den ganzen Tag mit ihrem Vater in der Werkstatt verbracht hatte, um den defekten C16 wieder auf Vordermann zu bringen. Ob sie ihn umprogrammieren konnten, damit er nicht mehr so eingestellt war, Son Goku töten zu wollen, stand auf einem anderen Blatt. Sie gaben jedenfalls alles und ein weiterer Kämpfer in ihren Reihen konnte wirklich nicht schaden. Kurz darauf war Vegeta fertig mit dem Abendessen, schob energisch seinen Stuhl nach hinten und erhob sich. Mit einem abfälligen Schnauben verließ er die Küche. Trunks würde alles daraufsetzen, dass er auf direktem Weg in den Gravitationsraum war, um noch eine Weile zu trainieren. Er bewunderte zwar seine Ausdauer, aber Trunks sah es ähnlich wie Son Goku – Ruhe und Erholung gehörten genauso zum Training dazu, wie ständig die Fäuste fliegen zu lassen. „Nimm dir das nicht so zu Herzen“, unterbrach Bulma Trunks´ Gedanken. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgehört hatte zu essen und immer noch auf die Tür starrte, durch die Vegeta vor wenigen Minuten verschwunden war. „Er ist nicht ganz so herzlos, wie es den Anschein macht.“ „Schwer zu glauben“, murmelte Trunks und warf einen Blick auf seinen halbvollen Teller. Der Appetit war ihm vergangen. „Ich weiß. Und glaub mir, ich könnte ihn genauso dafür erwürgen, dass er zugelassen hat, dass Cell C18 absorbiert, aber da steht ihm manchmal einfach sein übergroßes Ego im Weg. Wenn das alles endlich vorbei ist, wirst du sehen, dass Vegeta auch anders sein kann, wenn er entspannt ist.“ „Ich lasse mich überraschen“, seufzte Trunks und ließ sich nach hinten gegen die Stuhllehne fallen. Bulma griff nach seiner Hand und drückte sie. „Ich bin jedenfalls froh, dass du die Gelegenheit hast, ihn kennenzulernen.“ Ein sanftes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Trunks erwiderte es kurz, dann musterte er seine Mutter eine kurze Weile mit ernster Miene. „Versprichst du mir was?“ Fragend sah sie ihn an. „Wenn das alles vorbei ist und Cell hoffentlich in der Hölle schmorrt – lass mein Vergangenheits-Ich nicht so kalt werden wie Vegeta.“ Bulma presste die Lippen zusammen und drückte erneut seine Hand. „Hör auf, so was zu sagen. Der kleine Trunks wird einmal genauso, wie der große Trunks. Liebevoll, fürsorglich, zuverlässig und mutig. Und vergiss nicht, auch wenn du in deiner Zeit Vegeta nie kennengelernt hast, schlummert auch in dir viel von ihm. Und du bist genau richtig so.“ Nach einer ausgiebigen Dusche lag Trunks wenig später auf dem Bett in seinem Zimmer. Oder jedenfalls in dem Raum, der in der Zukunft einmal sein Zimmer sein würde. Hier und jetzt war es nur ein schmuckloses Gästezimmer. Bis auf sein Schwert und den wenigen Klamotten, hatte er nichts Persönliches bei sich. Einzig ein Bild von seiner Mutter und ihm lag auf dem Nachttisch neben dem Bett. Er hatte es Bulma nicht gezeigt, aus Angst, sie könnte sich als zu alt empfinden und in eine Krise stürzen. Er kannte ja seine Mutter, sie war schon immer eitel gewesen. Als junge Frau vermutlich noch mehr, als später. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er auf dem Kissen und betrachtete die Lichtreflexionen an der Decke, die durch das Fenster neben dem Bett hereingeworfen wurden. Er genoss es sehr, seine Heimatstadt zu einem Zeitpunkt kennenlernen zu können, an dem alles noch okay war. Wenn er daran dachte, wie es bei ihm Zuhause aussah… zerstörte Gebäude, überall Trümmer, abgeknickte Straßenlaternen, schlimmstenfalls Leichen oder das, was von ihnen übrig war. Es gab kaum noch jemanden, der sich um die Toten kümmerte. An Essen kam man an manchen Tagen nur schwerlich ran, gewisse Dinge gab es schon seit längerem nicht mehr. Kleider konnte man sich entweder einfach aus den Geschäften holen, die zerstört waren, insofern noch etwas da war, andernfalls musste man auf gut Glück in andere Städte fahren und sich dort nach intakten Läden umsehen. Es war wie im Krieg. Trunks wollte mit allen Mitteln verhindern, dass es in dieser Zeit auch so weit kam. Noch hatten sie ja einige Tage Zeit, um zu trainieren, damit sie Cell besiegen konnten. Er setzte große Hoffnungen in Son Goku und nach allem, was er zu ihnen gesagt hatte, als er sich mit Son Gohan bis zum Beginn der Cell-Spiele verabschiedet hatte, war diese Hoffnung auch nicht unbegründet. Auch wenn er zu gern gewusst hätte, was für eine Entdeckung Son Goku gemacht hatte, die ihn so zuversichtlich auf den Kampf gegen Cell blicken ließ. Warum er sich in Anbetracht dieses Dramas überhaupt dazu hinreißen ließ, sich von einem Mädchen zu beeindrucken, wusste er auch nicht. Aber es war da, dieses Gefühl. Ein Drang, Ayumi unbedingt wiederzusehen. Kapitel 2: ----------- Kapitel 3 Trunks war voller Vorfreude und fürchtete sich gleichzeitig schrecklich. Seine Hände waren schweißnass und ein trockener Kloß in seinem Hals schien ihm die Luft abzuschnüren, als er tags drauf am Rande der Straße stand, in der sich der Laden befand, in dem Ayumi arbeitete. Er fühlte sich einerseits überhaupt nicht wohl, andererseits konnte er es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen. Hoffentlich würde sie sich freuen ihn zu sehen. Um nicht noch länger unschlüssig in der Gegend herumzustehen, gab er sich endlich einen Ruck und ging los. Er entdeckte den Laden von weitem bereits an der seitlich am Gebäude aufgemalten dunkelgrünen Tanne. Es war ein kleiner Anbau an einem größeren grauen, unscheinbaren Gebäude. So schmucklos wie es aussah, war es vermutlich ein Bürokomplex. Sein Herz schlug immer schneller, desto näher er kam. Er ließ sich jedoch nicht davon beeindrucken und betrat entschlossen den kleinen Kiosk. Der Halbsaiyajin fand sich in einem hellen Verkaufsraum wieder. Ihm gegenüber war eine Verkaufstheke, in dessen Auslage er allerlei angebotene Dorayaki aufgeschnitten mit der entsprechenden Füllung entdeckte. Sie waren aus einem künstlichen Material hergestellt, um den Kunden aufzeigen zu können, was genau es hier zu kaufen gab. Auf einem kleinen Schild vor jedem der Dorayaki stand die Beschreibung der Füllung und der jeweilige Preis darauf. Über der Theke hing ein Schild, auf dem ebenfalls nochmal alles fein säuberlich aufgelistet war. Man konnte hier außerdem Kaffee, Tee und einige Softdrinks kaufen. In einer Ecke standen drei kleine Stehtische, an denen sich aber gerade niemand aufhielt. Vor ihm waren noch zwei weitere Kunden an der Reihe, hinter denen er sich jetzt versteckte. Er lauschte und versuchte die Umgebungsgeräusche auszublenden und tatsächlich – er vernahm Aymuis Stimme ganz deutlich. Sie verabschiedete sich gerade von einem der beiden Kunden, die noch vor ihm an der Reihe waren. Als dieser dann durch die Tür ins Freie trat, hatte Trunks freie Sicht auf das Geschehen hinter dem Tresen. Ayumi trug eine weiße Schürze über einer dunkelblauen Latzhose und einem senfgelben T-Shirt. Sie schien die Farbe zu mögen. Das rote Tuch, welches sie gestern noch um den Hals getragen hatte, war heute um ihren Kopf gebunden, um die Haare zurückzuhalten. Sie war gerade im hinteren Teil des Ladens beschäftigt und hatte Trunks noch nicht bemerkt. Er hielt sich extra weiterhin hinter dem Kunden, als sie sich umdrehte und ihn bediente, um gleich, wenn er dann an der Reihe war, ungestört mit ihr reden zu können. Glücklicherweise war nach ihm niemand mehr hereingekommen. Als der Kunde bezahlt hatte und mit einer Papiertüte voller verpackter Dorayaki das kleine Geschäft verließ, schluckte Trunks. Ayumis Blick war noch auf etwas vor ihr gerichtet und ehe sie aufsah, fing sie schon an ihn zu begrüßen. „Guten Tag, herzlich Willkommen im Kai-Suki, was ka-…“ Sie brach ab, als sie aufblickte und Trunks entdeckte. Ihr Gesicht verzog sich zuerst überrascht, dann lächelte sie ihn freudig an. „Oh, hallo Trunks! Du bist gekommen!“ „Ja. Hallo, Ayumi.“ Er hob zusätzlich eine Hand zum Gruß. Seine Knie zitterten leicht, als er sprach. „Wie schön!“ Sie lächelte immer noch, während Trunks fieberhaft überlegte, was er als nächstes sagen sollte. Er war wirklich nicht gut in solchen Dingen… „Ja, also…“, fing er langsam an. Ihre blauen Augen blitzten ihn derart an, dass er kurzzeitig vergaß, wo er sich gerade befand. Nur schwerlich konnte er sich von dem Anblick losreißen. „Ich… also…“, stammelte er erneut und besah sich eingehend die Auslage. Sein Kopf musste hochrot angelaufen sein. Wieso bekam er heute keinen geraden Satz mehr heraus?! „Du kommst gerade rechtzeitig, ich hab´ jetzt Pause!“, verkündete Ayumi. Sie schien sich von seiner Unsicherheit nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Trunks´ Kopf schoss nach ihren Worten wieder in die Höhe. Konnte er tatsächlich so viel Glück haben, dass er zum richtigen Zeitpunkt hier aufgetaucht war?! „Ehrlich?“, hakte er so überrascht nach, wie er war. „Ja!“ Ayumi lächelte ihn immer noch an. Von der Schwermut, die er gestern kurz vor der Verabschiedung an ihr bemerkt hatte, war rein gar nichts mehr zu sehen. „Wenn du möchtest und Zeit hast, können wir uns in einen Park setzen. Ich pack uns ein paar Dorayaki ein.“ Jetzt konnte auch Trunks nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel erfreut auseinanderzogen. „Sehr gerne.“ „Super! Dann warte doch draußen kurz auf mich, ich komme gleich raus.“ Trunks lehnte neben dem Eingang an der Wand und beobachtete die vorbeigehenden Menschen, während er auf Ayumi wartete. Irgendwo tief in ihm wisperte ihm eine nervige Stimme zu, dass das hier alles doch zu rein gar nichts führte und er die Zeit eigentlich viel eher fürs Training nutzen sollte. Doch er ignorierte die Stimme geflissentlich. Er wollte hier sein und mit Ayumi auf einer Parkbank Dorayaki essen. Nicht darüber nachdenken, was er stattdessen tun sollte und was in einigen Tagen auf ihn wartete. Er hatte es verdient, auch mal die Seele baumeln zu lassen. „So, da bin ich.“ Ayumi tauchte mit einer Papiertüte in der Hand neben ihm auf und riss ihn aus seinen Gedanken. Augenblicklich erlosch das schlechte Gewissen, welches sich langsam in ihm breit gemacht hatte. Ayumi trug jetzt keine Schürze mehr und das Tuch hatte sie sich ebenfalls wieder um den Hals gebunden. Die schwarzen Haare fielen ihr offen über die Schultern und glänzten in der Sonne. Ihre blauen Augen funkelten ihn freudestrahlend an. „Du bist…“, setzte er an, brachte es aber nicht fertig, den Satz zu vollenden. Gerade, als er sah, wie Ayumi zu einer Nachfrage ansetzen wollte, ergriff er schnell wieder das Wort, um nicht erklären zu müssen, was er im Begriff gewesen war zu sagen. „Lass mich die Tüte nehmen.“ Die ersten Schritte gingen sie schweigsam nebeneinander her. Ayumi steuerte eine Gasse zwischen zwei Gebäuden an. „Dahinter gibt es einen kleinen Park voller Kirschblütenbäume. Ich dachte mir, da es bei dir nicht mehr so viele davon gibt, möchtest du vielleicht gerne dorthin.“ „Ja, total“, bestätigte Trunks und lächelte sie an. „Wie lange hast du Pause?“ „Eine Stunde.“ Okay, das war zwar keine Ewigkeit, aber eine Stunde war besser als nichts. Nur fiel Trunks nichts ein, worüber er sich mit ihr unterhalten könnte. Sein Kopf war so voll und gleichzeitig so leer, dass er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. Er spürte aber, wie wohl er sich in ihrer Nähe fühlte und dass er auch kein Problem damit gehabt hätte, einfach nur eine Stunde lang still neben ihr zu sitzen und Dorayaki zu essen. Was den Park anbetraf, so hatte Ayumi vollkommen recht. Überall blühte es weiß, zartrosa und pink. Die Kirschblüten waren wirklich wunderschön und Trunks bestaunte die Bäume mit offenem Mund. „Wunderschön, oder?“, merkte Ayumi an, die seine Reaktion bemerkt haben musste. „Oh ja, und wie“, gab er ehrfürchtig zurück. Ihn überwältigte die Schönheit dieses Parks inmitten der grauen Gebäude beinahe. „Lass uns ein Plätzchen suchen, wo wir uns hinsetzen können.“ Ayumi lotste ihn auf den gepflegten Wegen zwischen den Kirschblütenbäumen hindurch. Überall standen Menschen herum und fotografierten sich vor der wundervollen Blütenbracht oder saßen auf dem Boden und unterhielten sich oder aßen etwas. Die Stimmung war friedlich. Hier war nichts von der drohenden Gefahr zu spüren. Trunks versuchte all das in sich aufzusaugen, ehe er bemerkte, dass Ayumi sich unter einem der Bäume ins Gras niederließ. Er setzte sich neben sie und stellte die Tüte zwischen ihren beiden Beinen ab. Ayumi griff hinein und beförderte eine Pappschalte zutage. Sie öffnete sie und hielt sie Trunks unter die Nase. „Also, hier vorne haben wir vier mit Bohnenfüllung. Dahinter die beiden sind mit Vanille gefüllt. Die in der Fischform sind mit Schokolade gefüllt und zum Schluss hätten wir noch welche mit Kirschblütenfüllung.“ „Wie schmeckt denn Kirschblüte?“ Ayumi zuckte mit den Schultern. „Eigentlich ganz gut, aber ob die Blüten tatsächlich so schmecken, sei mal dahingestellt. Ist eine besondere Mischung unserer Chefin. Nicht mal ich kenne das Rezept. Sie bringt uns jeden Morgen zwei große Behälter davon. Die verkaufen sich rasend schnell. Nur im Herbst und im Winter haben wir diese Sorte nicht.“ Trunks griff beherzt zu und nahm sich einen der Dorayaki mit Kirschblütenfüllung. Er war wirklich neugierig darauf. Ayumi nahm sich ebenfalls ein solches aus der Schachtel heraus, schloss den Deckel wieder und legte sie in die Papiertüte zurück. „Na dann, lass es dir schmecken.“ Sie stieß mit ihrem Pfannkuchen gegen seinen, als hätten sie Gläser in der Hand und würden sich zuprosten. Dann biss sie in das Gebäck und schloss genießerisch die Augen. Trunks beobachtete sie dabei gespannt und registrierte, wie sehr sein Herz in seiner Brust schlug. Bis ihm auffiel, dass er selbst mal in den Pfannkuchen beißen sollte, um ein Urteil abgeben zu können. Der Teig war fluffig und leicht süßlich. Dann breitete sich eine sanfte Süße in seinem Mund aus, die durchaus etwas blumiges hatte. Er konnte sehr gut nachvollziehen, warum diese Dorayaki der Verkaufsschlager waren. „Und?“, fragte Ayumi neugierig nach. „Das ist wirklich super lecker.“ Begeistert wandte er sich zu ihr um. Ayumi lächelte ihn freudig an. „Ich gebe das Kompliment gerne an meine Chefin weiter.“ „Macht ihr alles selbst? Jede Füllung und den Teig?“ Ayumi nickte und kaute auf dem letzten Bissen herum, ehe sie antworten konnte. „Ja. Unsere Chefin kümmert sich um die Füllungen, und der Chef macht den Teig. Gefüllt werden sie dann im Laden.“ „Wer arbeitet noch dort?“ „Außer den Besitzern und mir noch deren Tochter und ihr Ehemann. Heute bin ich allerdings alleine. Was in der Mittagspause stressig werden kann, wenn dann die Menschen aus den Büros kommen.“ „Macht dir diese Arbeit Spaß?“ Ayumi lächelte ihn offenherzig an. „Ja“, bestätigte sie. „Ich finde es schön, zu sehen, wie sich die Menschen an etwas so Banalem erfreuen können, wie Dorayaki. Wir bekommen viele Komplimente, weil die Besitzer ihr Handwerk wirklich verstehen. Zu sehen, wie sich die Gesichter freudig erhellen, wenn die Menschen in ein Dorayaki beißen, lässt mein Herz höherschlagen.“ Trunks lauschte Ayumi ganz gespannt, während sie erzählte. Dass jemand einem kleinen Pfannkuchen so viel Bedeutung beimaß, war neu und ungewohnt für ihn, aber es gefiel ihm, wie sie ihm davon erzählte. Also war es für sie wohl nicht einfach nur Arbeit, sondern richtiges Vergnügen. „Hast du nicht gesagt, du unterrichtest Kampfsport?“, unterbrach Ayumi seine Gedanken. „Ja, wieso?“ Ayumi griff erneut in die Tüte und holte die Pappschachtel heraus. Während sie den Deckel öffnete und ihm hinhielt, sprach sie weiter. „Weil du auf deiner Jacke das Zeichen der Capsule Corp. trägst. Wie kommts?“ „Ach so, das…“ Trunks suchte fieberhaft nach einer Ausrede, während er sich überlegte, welchen der kleinen Pfannkuchen er als nächstes probieren wollte. „Weißt du, meine Mutter arbeitet für die Capsule Corp., von ihr hab´ ich die Jacke.“ Das war ja noch nicht mal gelogen, Trunks war stolz auf sich. „Dann seid ihr zu Besuch bei der Hauptzentrale?“ Mist, er hatte sich ja noch gar keine Gedanken gemacht, wie er ihr seinen Besuch erklären sollte, von dem er gestern bei ihrem ersten Treffen gesprochen hatte. Ihre Annahme kam ihm daher gerade recht. „Ja, genau. Meine Mutter wurde eingeladen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Ich dachte mir, ich seh´ mir mal die Stadt an.“ Ayumi nickte verstehend. „Lebt ihr sehr weit im Norden?“ Sie griff in dem Moment in die Schachtel, als auch Trunks hineinlangte. Ein Zucken durchfuhr Trunks´ Körper wie einen Stromschlag, als sich ihre Finger berührten. Überrascht sah er auf und blickte direkt in ihr Gesicht. Allem Anschein nach hatte sie etwas ähnliches gespürt, denn ihre Augen waren weit geöffnet und der Mund stand zu einem stummen „Oh“ auf. Die kleinen Härchen auf seinen Armen stellten sich auf und er schluckte trocken. „N-nimm du zuerst“, stammelte er und spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss. Sie schenkte ihm ein dankendes Lächeln und nahm sich ein Dorayaki. Um ihre Nase konnte er ebenfalls eine zarte Röte schimmern sehen. Trunks konnte immer noch nicht den Blick von ihr abwenden, als sie einen Bissen nahm. Ein sanfter Windhauch kam auf und blies ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht. Einem inneren Impuls folgend, wollte er gerade die Hand heben, um ihr die Strähnen hinters Ohr zu streichen, als sie das selbst übernahm. Beschämt ließ er schnell wieder die Hand sinken und griff nach einem Dorayaki. „Lebt ihr denn nun sehr weit im Norden?“, wiederholte Ayumi ihre Frage von gerade eben. Was Trunks vor wenigen Sekunden beinahe im Begriff gewesen war zu tun, war ihr entgangen. Zum Glück, dachte Trunks, er wollte wirklich nicht zu voreilig sein und sie verschrecken. „Wie kommst du darauf?“, fragte er zurück, ohne sich noch weiter von der Situation gerade eben beeinflussen zu lassen. „Weil du sagtest, dass es bei euch kaum Kirschblüten gibt.“ Mist, sie merkte sich aber auch wirklich alles. Konnten sie nicht einfach wieder über Dorayaki sprechen? Oder das Wetter? Irgendwas unverfängliches, damit er sie nicht die ganze Zeit belügen musste. „Ja, genau, Norden“, antwortete er knapp. Bloß nicht zu viel falsches Zeug erzählen, sie schien ja ein sehr gutes Gedächtnis zu haben… „Und dort ist es Mode, dass sich die Jungs ihre Haare lila färben?“ Ayumi zwinkerte ihm keck zu und deutete auf seine Haare. „Das ist lavendel, und nicht lila“, wehrte er schon ganz automatisch und einen Hauch genervt ab. Mit der Annahme, seine Haare seien lila, wurde er immer wieder konfrontiert und aufgezogen. Das stimmte aber nicht, denn sie waren nun mal lavendelfarben. Daher konnte er nichts dagegen tun, dass der Ärger ganz automatisch in ihm aufkam. Als ihm jedoch bewusstwurde, wer hier neben ihm saß, schalt er sich und blinzelte sie an. Trunks wollte vor Ayumi ganz bestimmt keine Szene wegen seiner Haarfarbe machen. Sie biss ihre Lippen krampfhaft zusammen, dennoch konnte man in ihrem Gesicht die Belustigung ganz deutlich sehen. Als Trunks klar wurde, dass sie sich sehr zurückhielt, um nicht loszulachen, konnte er nicht anders, als einmal kurz zu lachen. Das brach den Bann und auch Ayumi fing an zu kichern. Er stieg mit ein und so saßen sie eine Weile beieinander und lachten wie verrückt. „Du nimmst es ja sehr genau“, gluckste sie. „Na ja, es stimmt ja auch.“ Jetzt kam sich Trunks beinahe schon etwas blöd dabei vor, weshalb er wieder rot anlief und sich am Hinterkopf kratzte. Ayumi hatte ihm einfach mal so den Wind aus den Segeln genommen, was das ewige Missverständnis mit seiner Haarfarbe anging. „Mir gefällt es, ich mag es gerne bunt.“ Herrje, dachte Trunks, ich krieg gleich eine hochrote Birne. „Danke“, murmelte er scheu. „Auf dich und deine lavendelfarbenen Haare, Trunks.“ Als er aufsah, entdeckte er Ayumi mit einem verschmitzten aber offenherzigen Lächeln im Gesicht und ihrem erhobenen Dorayaki in der Hand. Er stieß mit seinem dagegen, wie sie es vorhin bei ihm getan hatte. „Auf die Farbe bunt“, erwiderte er und lächelte ebenfalls. Kapitel 3: ----------- Kapitel 4 Leider ging die Stunde viel zu schnell vorbei. Sie hatten sich ganz wunderbar unterhalten und viel gelacht. Von Minute zu Minute hatte sich Trunks immer wohler in ihrer Gegenwart gefühlt und jede Veränderung in ihrer Gestik und ihrer Miki wie ein Schwamm in sich aufgesogen. Hin und wieder war er rot angelaufen, wenn er sie derart intensiv beobachtet hatte, dass ihr das aufgefallen war. Aber wie konnte er auch nicht?! Sie war ein so außergewöhnliches Mädchen. Trunks begleitete Ayumi zurück zum Laden. Die Dorayaki waren alle aufgegessen und die Tüte samt Schachtel hatten sie unterwegs bereits entsorgt. Vor dem Eingang angekommen, fehlten ihm dann plötzlich die Worte. „Also…“, setzte Ayumi an und schien ebenfalls zu überlegen, was sie sagen sollte. „Vielen Dank für deinen Besuch, ich hab´ mich sehr gefreut.“ An Trunks´ Mundwinkeln zupfte ein zaghaftes Lächeln. „Ich habe zu danken, das war wirklich lecker und sehr schön.“ Unbeholfen lächelte sie zurück. Trunks wollte gerne noch so viel sagen und sie so viele Dinge fragen, aber ihm blieb jedes Wort im Hals stecken. Eine bleierne Schwere ergriff Besitz von ihm, die er so nicht kannte. Abschiede hatte er noch nie gemocht, aber jetzt gerade fiel es ihm unsagbar schwer, sich auch nur vorzustellen, gleich wieder zu gehen. „Ich sollte dann…“ Ayumi deutete mit einem Daumen hinter sich. „Ja… klar… ich will dich nicht aufhalten…“, erwiderte Trunks mit langgedehnten Worten. Ayumi biss sich auf die Unterlippe, ehe sie sich blitzschnell umdrehte, die Tür zum Laden aufschloss und eilig darin verschwand. „Mach´s gut“, murmelte sie und ließ die Glastür zufallen. Jetzt war sie fort. Trunks blickte nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt der Tür und wusste nicht so recht, wie er sich fühlen sollte. Glücklich, weil er Ayumi wiedergesehen hatte und sich getraut hatte, in den Laden zu gehen? Traurig, weil sie nur eine Stunde zusammen gehabt hatten? Wehmütig, weil sie sich schon wieder trennen mussten? Sollte er ihr hinterhergehen und sie fragen, ob sie sich wiedersehen würden? Doch wäre das eine gute Idee? In ihm wurden Zweifel laut. Diese waren es auch, die ihn dann schließlich ein paar Schritte wegführten. Er blendete alle Menschen um sich herum aus, während er die Straße entlanglief. Doch als er hinter sich ein verräterisches Geräusch vernahm, drehte er sich mit aufkeimender Hoffnung in der Brust nochmal um. Ayumi war aus der Tür getreten, das rote Tuch bereits wieder um den Kopf und die Schürze über die Latzhose gebunden. „Ich habe um 18 Uhr Feierabend“, rief sie ihm nach. Einfach so, ohne noch ein weiteres Wort der Erklärung anzuhängen. „Okay“, rief Trunks zurück, der sofort Bescheid wusste. „Ich werde da sein.“ Statt einer Antwort strahlte Ayumi einfach nur mit der Sonne um die Wette. Trunks erwiderte es und beobachtete sie, wie sie erneut im Laden verschwand. Er konnte nicht verhindern, dass sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Er war sich sicher, jeder in dieser Straße konnte es hämmern hören. * Trunks entschied sich dazu, bis um 18 Uhr zu trainieren. Dazu flog er erneut raus aus der Stadt, zur gleichen Stelle, an der er gestern schon gewesen war. Es war hier so schön, dass er sich überlegte, Ayumi mal hierher mitzunehmen. Sofern sie sich denn nach heute Abend wiedersehen würden, was er sehr hoffte. Das Meer war nicht weit weg, sie könnten es sich mit ein bisschen Verpflegung am Wasser gemütlich machen und plaudern. Er wollte sie gern nach ihrer Familie fragen, was sie am liebsten aß und was ihre Lieblingsfarbe war. Wobei Letzteres wusste er ja eigentlich schon, sie liebte es bunt. Trunks musste schmunzeln, als er daran zurückdachte. Ja, sie war wirklich ein farbenfrohes Mädchen, das auffiel. Nicht zuletzt wegen ihrer wunderschönen Augen, in die er so gerne sah. Beinahe hätte er vergessen zu trainieren, während er seinen Gedanken nachhing. Er musste sich zwingen, an Cell zu denken, um richtig in Rage zu kommen. Als er dann aber in Fahrt war, kam er sehr gut voran. Er verwandelte sich in einen Super Sajyajin und ließ seinem Zorn freien Lauf. * Keuchend ließ er sich nach einem Angriff auf einen imaginären Gegner auf den Boden zurücksinken. Es war bereits einige Zeit vergangen, in der er trainiert hatte. Er fühlte sich gut, stark und zuversichtlich. Sie würden das schaffen, Cell war bald Geschichte und dann würde alles wieder gut werden. Daran musste er einfach glauben, denn was sonst blieb ihm, um sich daran festzuhalten? Bis er wieder bei Atem war, blieb er im Gras sitzen und beobachtete zwei Eichhörnchen, die sich um einen Baum in seiner Nähe jagten. Dabei musste er unwillkürlich an C16 denken, der eine enorm große Sympathie für Tiere hegte. Hoffentlich war seine Mutter schon weitergekommen und hatte ihn reparieren und umpolen können. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er noch Zeit hatte, um sie zu fragen, ehe er Ayumi abholen wollte. Was sie dann noch machen wollten, wusste er zwar nicht, aber das würde er schon herausfinden. Mit einem Satz war er auf den Beinen, verwandelte sich zurück, schnappte sich sein Schwert und flog zurück in die Stadt. Bei der Capsule Corp. angekommen, nahm er einen Umweg und warf durch ein Bullauge einen Blick in den Gravitationsraum. Wie er erwartet hatte, trainierte dort drin sein Vater wie ein Verrückter. Trunks beobachtete ihn ein paar Minuten, doch dann setzte er seinen Weg fort. Er wollte nicht, dass Vegeta ihn beim heimlichen Beobachten erwischte. Er würde ihm sonst vermutlich die Hölle heiß machen. In den nächsten Tagen würde er sich ihm ohnehin im GR anschließen, schließlich hatte das gemeinsame Training im Raum von Geist und Zeit auch ganz gut geklappt. Trotz Vegetas immerwährender schlechter Laune. Außerdem wollte er seinem Vater nahe sein, ihn kennenlernen. Auch wenn er ihn in den vergangenen Tagen und im verlorengegangenen Kampf gegen Cell vor dessen Ankündigung, ein Turnier zu veranstalten, am liebsten eigenhändig erwürgt hätte. Eine weitere Gelegenheit dazu würde sich in dieser Zeit nicht mehr bieten. Er konnte nicht beliebig oft in die Vergangenheit reisen, das würde zu viel Chaos in den Zeitsträngen verursachen, wie er ja bereits gemerkt hatte. Während er seinen Weg ins Labor fortsetzte, kam er an einem Raum vorbei, in dem er seine Großmutter mit seinem kleinen Ich reden hörte. Er warf auch hier einen schnellen Blick ins Zimmer. Der kleine Trunks saß auf dem Boden vor seiner Großmutter und lachte sie an. Mrs. Briefs spielte mit einem kleinen Stoffdinosaurier vor seinem Gesicht und verstellte dabei ihre Stimme. Da musste selbst der große Trunks die Mundwinkel verziehen, so lustig hörte sich das an. Hoffentlich würde er seiner Mini-Version in dieser Zeitebene eine schöne Zukunft bereiten können. Auf seinem restlichen Weg zum Labor begegnete ihm keine Menschenseele auf den Gängen. Desto näher Bulmas Arbeitsbereich kam, desto eher sah es auch danach aus. Keine Bilder an den stahlgrauen Wänden, keine Topfpflanzen und keine Teppiche auf dem Linoleumboden. An kleinen Schildern neben den Bürotüren las er die Namen einiger Mitarbeiter der CC ab und fragte sich, wo die wohl alle waren. In den letzten Tagen war ihm immer mal jemand begegnet, sobald er sich im Labortrakt des Gebäudes aufhielt. Nur heute war es mucksmäuschenstill. Diese Stille kannte er aus der Zukunft nur allzu gut. Dort waren mittlerweile längst keine Mitarbeiter mehr da. Entweder waren sie alle geflohen, oder von den Cyborgs getötet worden. Er und Bulma waren die alleinigen Bewohner der Capsule Corp., die zum Großteil bedauerlicherweise bereits zerstört war. Auf wundersame Weise war der Labortrakt bisher verschont geblieben und Trunks hoffte, dass das auch weiterhin noch der Fall war. Er durfte gar nicht anfangen, darüber nachzudenken, dass er seine Mutter ganz alleine zurückgelassen hatte. Sie war zwar blitzgescheit und ließ sich nicht so schnell einschüchtern, aber gegen die Cyborgs hatte sie nicht die geringste Chance. Als er im Labor ankam, lag C16 in seinem schwarzen Kampfanzug auf einem Stahltisch. Über seinem Kopf war eine Art Röntgengerät angebracht, mit dem Bulma und ihr Vater jedes noch so kleine Detail in C16 Kopf sehen konnten. Trunks kam nicht umhin, daran zu denken, dass das einer Autopsie gleichkam. Auf der rechten Seite seines Schädels klaffte immer noch ein großes Loch und gab den Blick auf graue Elektronik und ein paar rote, blaue und gelbe Kabel frei. Es schauderte ihn ob des Anblicks dieser Maschine. Er sah so perfekt menschlich aus, dass man nie auf die Idee gekommen wäre, dass da rein gar nichts menschliches drinsteckte. Umso unfassbarer, dass C16 so ein großes Herz für Tiere hatte. Oblagen derlei Gefühle nicht eigentlich den Wesen auf Erden, die eine Seele hatten? Da kam ihm die Stimme seiner Mutter in den Sinn, die schon immer der Meinung war, dass auch jedes fertiggestellte elektronische Teil eine Seele hatte. Vielleicht lag sie damit gar nicht so falsch. Die beiden bemerkten Trunks gar nicht, als er hereinkam, so vertieft waren sie in ihre Arbeit. Er musste sich kurz räuspern, bevor sich sein Großvater von C16 Kopf erhob. Bulma, die hinter ihm an einem PC saß, drehte sich erst um, als ihr Vater sich erneut räusperte, dieses Mal lauter. Ihre Miene hellte sich sofort auf. „Hallo Trunks“, sagte Bulma lächelnd, als sie ihren Sohn aus der Zukunft erblickte und stand auf. „Hallo“, grüßte er zurück und trat näher. „Wie kommst du mit dem Training voran?“ Sie fischte aus den Untiefen ihrer Hosentaschen eine Haarklammer und klemmte sie sich zwischen die Lippen. Dann zwirbelte sie mit den Fingern ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen und befestigte die Haarklammer so, dass alles hielt. „Ganz gut. Und wie läuft es bei euch?“ Bulma und Trunks traten beide an den Tisch heran und sahen auf C16 hinab. „Gar nicht mal so gut“, gab Bulma seufzend zu. „Dr. Gero hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Er war wirklich ein Genie, das muss man ihm lassen. Diese Elektronik ist so kleinteilig und so verworren eingebaut, dass wir noch ein paar Tage brauchen werden, bis wir alles auseinandergenommen haben. Und dann müssen wir ihn ja noch zusammensetzen.“ Bulma zog das Vergrößerungsgerät heran und winkte Trunks noch näher. Er beugte sich mit ihr zusammen über den Bildschirm. „Siehst du die Drähte hier hinter der Platine?“ Mit einer großen Pinzette, die sie aus ihrem Overall zutage gefördert hatte, deutete sie auf besagte Drähte. Trunks nickte. „Wir müssen versuchen, Drähte der gleichen Stärke zu finden, um das Loch zu reparieren. Aber das muss eine Eigenanfertigung von Dr. Gero sein, bisher haben wir nämlich noch kein vergleichbares Material gefunden.“ „Hm“, machte Trunks. „Wenn ich das jetzt so sehe, wäre es vielleicht nicht schlecht gewesen, ich hätte ein paar Teile aus der Zukunft mitgebracht.“ „Du konntest ja nicht wissen, was passieren wird und was wir gebrauchen könnten“, wehrte Bulma ab. „Ich werde das schon schaffen.“ „Ja, wenn jemand das schaffen kann, dann du.“ Trunks lächelte sie an. Bulma erwiderte das Lächeln stolz. „Sag, behalte ich mein außergewöhnliches Talent?“ Trunks richtete sich wieder auf. Seine Brust schwoll vor Stolz auf seine Mutter sogar ein bisschen an. „Natürlich, immerhin hast du eine Zeitmaschine gebaut“, bestätigte er. „Du hast recht.“ Bulma lachte. „Ich bin wirklich ein Genie.“ Trunks mochte es, wie selbstsicher seine Mutter war. Das war sie in der Zukunft definitiv auch. Und sie konnte sich das ja auch leisten, immerhin war sie der intelligenteste Mensch, den Trunks kannte. „Ich würde zu gerne die Zeitmaschine auseinanderbauen, um zu sehen, was ich da in ein paar Jahren zustande bringe. Aber ich will dir nicht die Möglichkeit nehmen, zurück nach Hause zu kommen.“ Trunks nickte und lächelte verstehend. „Du wirst es auch so schaffen, glaub mir.“ Er beobachtete Bulma und ihren Vater ein paar Minuten dabei, wie sie in den Kopf des Cyborgs schauten und sich berieten. Dabei warf er einen Blick auf die Uhr. Es war immer noch Zeit, um schnell zu duschen und zurück in die Stadt zu fliegen. Wenn er es geschickt anstellte, könnte er vielleicht sogar ohne Gleiter fliegen, er musste nur vorsichtig sein und in einer menschenleeren Gasse landen. „Warum bist du überhaupt schon so früh zurück?“, wollte Bulma wissen und lenkte seine Gedanken damit wieder auf die Gegenwart. „Äh…“, machte Trunks und riss ertappt die Augen auf. „Hast du noch was vor?“ „Ja… kann man so sagen“, antwortete er ausweichend und bewegte sich langsam zum Ausgang zurück. „Hat es was mit diesem Mädchen namens Ayumi zu tun, von dem Kuririn gestern erzählt hat?“ Bulmas Mund verzog sich zu einem spitzbübischen Grinsen. Trunks lief rot an und war froh, bereits bei der Tür angekommen zu sein. Er beeilte sich, hinauszukommen. „Ich muss los. Wartet nicht mit dem Essen auf mich“, rief er ihnen noch zu, während er den Gang entlang rannte, auf direktem Weg zu seinem Zimmer. Als er eine viertel Stunde später auf dem Weg hinter das Haus war, begegnete ihm Vegeta. Das hätte natürlich anders laufen sollen. Trunks hatte gar keine Lust, vor seinem Vater Rechenschaft abzulegen, aber er kam wohl nicht drum herum, das konnte er bereits an dessen Gesichtsausdruck sehen. „Wohin gehst du, Bengel?“, wollte er prompt wissen, die immer gleichbleibende grimmige Miene zur Schau tragend. „N-Nochmal raus.“ Seinem Vater wollte er nun wirklich nicht erklären, dass er sich gleich mit einem Mädchen treffen würde, daher sollte diese Antwort genügen. Vegeta würde es nämlich nicht nachvollziehen können. Trunks erwartete das auch gar nicht, aber für eine Standpauke hatte er wirklich keine Zeit. „Du solltest trainieren, du Narr.“ Giftige Blicke schossen Trunks entgegen. Wie Pfeile, die sich in seine Haut bohrten und ein schlechtes Gewissen auslösten. Eilig ging Trunks weiter, um weiteren Pfeilen auszuweichen. „Das mache ich! Versprochen!“ Er trat hinaus ins Freie, während er Vegeta abfällig Schnauben hörte. Sein Vater hatte ja recht, so viel musste Trunks sich eingestehen. Ohne Training würde er nicht stärker werden. In seiner jetzigen Form konnte er Cell nicht besiegen. Aber da war nun mal Ayumi… Er konnte sich ja noch nicht mal selbst erklären, was er hier eigentlich tat. Sobald der Kampf gegen Cell vorbei war, würde er sowieso zurück in die Zukunft reisen müssen. Ayumi würde zurückbleiben. Sie gehörte hierher, und nicht in die Zukunft. Wer wusste schon, was passieren würde, wenn er sie mitnähme. Nein, das war überhaupt keine Option. Der vernünftige Teil in ihm sagte ihm, dass er sie vergessen und sich nur aufs Training konzentrieren sollte. Dass jedes weitere Treffen mit Ayumi nur Zeitverschwendung war. Aber etwas anderes, etwas Stärkeres, übertönte die Stimme der Vernunft und trieb ihn weiter an. Trunks verbannte alle anderen Gedanken daran, was aus ihnen werden würde, sobald er zurückreisen würde. Und vor allem, wie er ihr das erklären sollte. Hier und jetzt freute er sich auf das erneute Treffen mit Ayumi, und das wollte er sich durch nichts und niemanden kaputtmachen lassen. Er schaffte es, in einer schmalen Straße blitzschnell zu landen, ohne gesehen zu werden. Während er zu dem kleinen Dorayakigeschäft ging, kam er an einem Supermarkt vorbei. Er blieb davorstehen und betrachtete sich einen Moment in der verglasten Frontscheibe und ordnete seine Haare, die von dem kurzen Flug über die Stadt zerzaust waren. Da kam wohl die Eitelkeit seiner Mutter in ihm durch. Wie am Mittag auch, wummerte sein Herz heftig gegen seine Rippen, als er dem Laden immer näherkam. Sein Mund war trocken und er fragte sich, ob er ihr nicht vielleicht Blumen hätte mitbringen sollen. Machte man das nicht so? Er hatte echt keine Ahnung, in seiner Zeit hatte er sich bisher nie mit Mädchen getroffen, weil sie entweder alle die Stadt verlassen hatten oder… tot waren. Schnell schüttelte Trunks den Kopf. Daran sollte er nun wirklich nicht denken. Ein bisschen trottelig kam er sich dennoch vor. Über ein kleines Geschenk hätte er sich früher Gedanken machen müssen, jetzt war es bereits zu spät. „Hallo?! Erde an Trunks.“ Eine Stimme rechts neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte ruckartig den Kopf um und lief knallrot an, als er in Ayumis hübsches Gesicht blickte. „A-Ayumi“, stammelte er völlig unvorbereitet. „Ja, hi“, grüßte sie ihn und grinste. „Wo warst du nur gerade mit deinen Gedanken?!“ „Äh… tja…“ Trunks lachte unbeholfen auf. „Jedenfalls nicht hier.“ Sie lächelte ihn keck an. „Das habe ich gemerkt. Willst du noch kurz mit deinen Gedanken allein sein, oder können wir los?“ „Nein, nein, schon gut, lass uns gehen.“ Trunks winkte ab und folgte ihr, als sie loslief. „Wie war dein Tag noch?“, fragte er schnell, ehe sie auf die Idee kam, ihn weiter auszufragen. „Na ja, heute war nicht so viel los. Aber das ist an solchen Tagen wie heute oft so, deswegen war ich auch den ganzen Tag allein“, erklärte sie und führte ihn in eine Richtung, die er nicht kannte. „Was meinst du mit an solchen Tagen wie heute?“ „Wenn die Kirschblütenbäume so schön blühen, haben viele Menschen frei und nutzen die Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden in den Parks. Und da wir hier in einem Arbeitsviertel mit vielen Bürogebäuden sind, sind nicht so viele Angestellte unterwegs, die zur Mittagspause Dorayaki essen wollen.“ Trunks nickte verstehend. Diese Welt hier war so anders, das wurde ihm erst jetzt bewusst, wo ihn Ayumi auf die einfachsten Dinge hinwies. Er kannte nur den Kampf ums Überleben, so etwas wie Normalität gab es in seiner Zeit nicht. Für ihn war eine zerstörte, leblose Stadt Normalität, da gab es keine Angestellten mehr, die arbeiteten. Bisher hatte er in einer Blase aus Cyborgs, Katastrophen und Kämpfen gelebt, da war ihm natürlich der Blick auf das Leben hier verwehrt geblieben. Er konnte nicht leugnen, dass er es schön fand, diese Schonfrist bis zu den Cell-Spielen zu haben, um all das kennenzulernen. Ein Stupsen in seine Seite ließ seinen Kopf herumwirbeln. „Wo bist du nur wieder?!“ „Entschuldige.“ Trunks lächelte sie scheu an und kratzte sich am Hinterkopf. „Das ist eigentlich gar nicht meine Art.“ Ayumi winkte ab. „Kein Problem, ich kenn das. Also, was hast du heute noch so getrieben?“ „Oh, ich war trainieren, außerhalb der Stadt.“ „Kannst du mir mal was von deinen Kampfkünsten zeigen?“ Ihre Augen leuchteten, als sie ihn das fragte. Trunks wurde es bange bei ihrer Frage. Sie würde den Schock ihres Lebens bekommen, wenn er ihr demonstrierte, was er konnte. Ganz zu schweigen davon, wie sie reagieren würde, wenn er sich in einen Super Saiyajin verwandeln würde. „Ja, klar“, waren dennoch die Worte, die seinen Mund verließen. Er hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Na gut, dann musste er sich eben enorm zügeln, wenn er ihr etwas vorführte. „Cool! Gleich morgen? Da hab´ ich überraschend frei bekommen.“ Ein leises Stimmchen in Trunks´ Inneren schimpfte mit ihm. Er konnte sich nicht noch einen Tag Auszeit gönnen, das war zu viel. Aber er überhörte die protestierenden Laute in seinem Kopf gekonnt, als er ihr zusagte. Kapitel 4: ----------- Kapitel 5 „Wohin gehen wir denn eigentlich?“, wollte Trunks wissen, nachdem sie bereits einige Minuten gegangen waren. „Hast du schon was gegessen?“, stellte Ayumi die Gegenfrage. „Nein, bisher noch nicht.“ „Sehr gut.“ Ein zufriedener Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Ich habe nämlich ordentlich Kohldampf. Wie wäre es mit Ramen?“ Sie wollte mit ihm essen gehen? Galt das nicht schon als Date? Er war überfordert. Allerdings wirkte sie völlig gelassen, so dass er sich fragte, ob er die Sache höher hängte, als sie eigentlich war. „Klingt super.“ Ayumi nickte lächelnd und führte ihn ein paar Straßen weiter zu einem kleinen Lokal in einer Seitenstraße. Sie erklärte ihm, dass sie nach der Arbeit öfter hierherkam, weil das Restaurant auf ihrem Heimweg lag. Außerdem versprach sie, dass er nirgendwo sonst in der Stadt bessere Ramen bekommen würde. „Da bin ich ja mal gespannt.“ „Also, bessere Ramen macht eigentlich nur meine Großmutter“, erklärte sie und Trunks entging nicht, dass in Ayumis Stimme bei dieser Aussage noch etwas anderes mitschwang als Stolz. Es fühlte sich schwer an und über ihre Miene huschte ein dunkler Schatten. Doch er hatte keine Zeit, um nachzufragen, denn sie waren vor dem Lokal stehen geblieben und Ayumi schien die kurzzeitige Schwermut abgeschüttelt zu haben. Auf einem Schild über einem großen Automaten konnte man ablesen, was es dort alles zu essen gab. Dahinter stand dann eine Nummer, die man in den Automaten eintippen musste. Wenn man damit fertig war, erschien auf einem Display der Preis des Menüs und man musste Geld einwerfen. Anschließend kam ein kleiner Zettel aus einem Fach, auf dem feinsäuberlich die gesamte Bestellung abgedruckt war. Ayumi führte es ihm vor, da sie bereits wusste, was sie essen wollte und Trunks ohnehin überfordert war. „Und den gibst du dann drinnen beim Personal ab. Sie bereiten alles zu und bringen es dir an deinen Platz. Das ist vollkommen komplikationslos.“ „Echt irre“, merkte er fasziniert an. Ayumi legte den Kopf schräg und musterte ihn mit verwundert dreinblickenden Augen. „Dass du das nicht kennst… Woher kommst du nur?“, fragte sie mit einem nachdenklichen Unterton in der Stimme. Da Trunks nicht wusste, was er darauf sagen sollte, ohne sich zu verraten, blinzelte er sie nur stumm an. Ein beklommenes Gefühl des Ertappens kroch dabei seine Glieder empor. „Na ja, ist ja auch nicht so wichtig. Also, was möchtest du essen?“ Ayumi winkte ab und Trunks atmete erleichtert aus. Wie aufs Stichwort brummte Trunks´ Magen. Er schüttelte das unangenehme Gefühl, jeden Moment aufzufliegen, ab und lächelte verlegen, ehe er sich dann auf die Auswahl konzentrierte. Es war gar nicht so einfach, denn hier gab es allerlei leckere Gerichte. Letzten Endes entschied er sich für Ramen mit Schweinefleisch, Gemüse, Ei und Seetang, außerdem bestellte er sich noch ein paar Gyoza mit Gemüsefüllung dazu. Ayumi begrüßte das Personal hinter der Theke freundlich und reichte ihren Bestellzettel an einen jungen Mann in weißer Kochkleidung weiter. Trunks tat es ihr nach und folgte ihr in den hinteren Teil des Restaurants. Sie ließ sich an einem kleinen Tisch nieder, der nur Platz für zwei Personen bot. Sofort kam ein anderer Mitarbeiter herbeigeeilt und stellte ihnen einen großen Krug Wasser und zwei Gläser bereit. Außerdem reichte er ihnen auf einem Tablet zwei aufgewärmte, klein zusammengerollte Handtücher und Trunks war froh, wenigstens in der Situation Bescheid zu wissen. Selbst in der Zukunft war es vor der großen Zerstörung der Stadt in den Restaurants üblich gewesen, dass man vor einer Mahlzeit ein solches Handtuch gebracht bekam. Damit sollte man sich die Hände und das Gesicht saubermachen. Als Trunks mit dem Tuch über sein Gesicht fuhr und es dann wieder sinken ließ, bemerkte er, dass Ayumi ihn aufmerksam beobachtete. „Ist irgendwas?“, fragte er. Ihn beschlich ein unangenehmes Gefühl, als hätte er irgendwas falsch gemacht, worauf Ayumi ihn gleich aufmerksam machen würde. „Oh, nein, nein“, wehrte sie ertappt ab. „Ich wollte nur mal sehen, ob du weißt, was man mit dem Handtuch macht.“ „Klar“, erwiderte er, „ganz so weltfremd bin ich dann doch nicht.“ Er zwinkerte ihr zu, woraufhin sie kicherte. Seltsam, in manchen Situationen kam sich Trunks sehr selbstsicher vor und benahm sich auch so. Und in anderen war er wiederum völlig überfordert und verlegen, so dass ihm ständig die Hitze in die Wangen schoss. Sie brachte ihn ständig aus dem Konzept und er wusste nie, wie er darauf reagierte. Während sie auf das Essen warteten, plauderten sie ein bisschen. Ayumi erzählte ihm von ihren Kunden und was sie schon alles mit ihnen erlebt hatte. Da gab es so einige Geschichten, die meisten davon urkomisch, so dass sie sich bald vor Lachen die Bäuche hielten. Trunks war froh darum, denn so neugierig, wie er sie bisher kennengelernt hatte, hatte er befürchtet, sie würde ihn weiterhin mit Fragen löchern, auf die er nur ausweichend und/oder mit Lügen antworten konnte, was ihm gar nicht recht gewesen wäre. So allerdings lockerten ihre Geschichten die Stimmung zwischen ihnen weiter auf und Trunks fühlte sich wohl und gelöst. Als dann weniger später das Essen kam, lief Trunks bei dessen Anblick das Wasser im Mund zusammen. „Köstlich“, nuschelte er, nachdem er den zweiten Bissen im Mund hatte. „Nicht wahr? Es ist unglaublich gut.“ Sie aßen beide in stiller Begeisterung und Trunks war wirklich hin und weg. So eine gute Nudelsuppe hatte er ewig nicht gegessen. Auch die Gyoza waren unheimlich lecker und er musste sich zusammenreißen, um nicht zu sehr zu schlingen. „Mann, war das gut“, lobte er das vorzügliche Mahl, nachdem er den letzten Tropfen Suppe getrunken und die letzte Teigtasche verdrückt hatte. Ayumi strahlte erfreut. „Super! Du musst unbedingt deine Mutter hierherbringen, dann kann sie auch mal probieren.“ „Das mach ich.“ Trunks nickte. „Sie wird genauso begeistert sein. Aber du sagtest, deine Großmutter macht noch bessere Ramen?“ Das Mädchen nickte stolz, doch wieder entging Trunks nicht, dass ihre Miene für einen winzigen Sekundenbruchteil erstarrte. Während er darauf wartete, dass sie etwas dazu sagte, verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck immer mehr. Zwar zierten ihre Lippen weiterhin ein stolzes Lächeln, doch es erreichte längst nicht mehr ihre Augen. „Alles okay, Ayumi?“ Ihre Schultern sackten ein wenig herab, obwohl sie versuchte, ihr tapferes Lächeln weiter aufrecht zu erhalten. „Ja, alles okay.“ Trauer kam in ihren azurblauen Augen zum Vorschein. „Es ist nur…“ Sie druckste herum und sah auf ihre Finger herab, die in ihrem Schoß lagen und nervös miteinander spielten. „Sie hat schon lange keine Ramen mehr gekocht.“ Der Halbsaiyajin spürte, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Er wollte gerade nachhaken, als sie ihm erneut ein tapferes Lächeln schenkte. Doch auch dieses Mal schien es ihr schwer zu fallen, denn der Rest ihres Gesichtes wollte dem Lächeln nicht folgen. Ganz besonders ihre Augen bekamen einen trüben Glanz und verloren von der fröhlichen Ausstrahlung. „Warum nicht?“, fragte er sanft nach und hoffte, er drängte sie damit nicht zu sehr. Immerhin kannten sie sich gerade mal einen Tag, was Trunks seltsam vorkam, denn für ihn fühlte es sich so an, als würden sie sich bereits seit längerer Zeit kennen. Jetzt erlosch das Lächeln gänzlich und zurück blieb Trauer und Schmerz. Sie zuckte mit den Schultern und senkte den Blick wieder. „Sie ist sehr krank“, murmelte sie. Von der fröhlichen Ayumi von vor ein paar Minuten war nichts mehr zu sehen. Der Rücken war krumm, als trüge sie eine tonnenschwere Last auf den Schultern, die schwarzen Haare fielen ihr vors Gesicht, so dass es Trunks schwerfiel, ihr in die Augen zu sehen. „Kümmert sich jemand um sie?“, hakte er behutsam nach. „Ja, ich.“ Sie hob den Kopf und ein schiefes und bitteres Lächeln zupfte an einem Mundwinkel. Trunks sackte nun ebenfalls in sich zusammen. Bedeutete das etwa…? „Was ist mit deinen Eltern?“ Ayumi schüttelte sich kurz, als würde sie sich von der schweren Last und der Trauer befreien wollen, doch in ihrer Miene konnte er all diese Emotionen weiterhin ablesen. Dennoch wirkte ihre nun aufrechte Haltung sehr stark auf ihn. Als könnte sie nichts und niemand in die Knie zwingen. Ehe Ayumi antwortete, griff sie nach ihrem Glas und trank einen Schluck Wasser. „Die leben beide schon lange nicht mehr. Ich bin größtenteils bei meiner Großmutter aufgewachsen.“ Da war Trunks baff. Mit so einer schrecklichen Geschichte hatte er nicht gerechnet. Er fühlte, wie eine unglaubliche Zuneigung und großes Bedauern in ihm aufstiegen. Doch er wollte diese Enthüllung nicht mit einem lapidaren „Das tut mir leid“ abspeisen, dafür war es eine zu große Sache. Irgendwie wollte er aber trotzdem zum Ausdruck bringen, wie leid ihm das tat, weil er sehen konnte, wie sehr Ayumi das belastete. Vor allem, da er ihre Trauer mehr als gut nachvollziehen konnte. Er selbst hatte unglaublich viel Leid ertragen müssen, als die Cyborgs in seiner Zeit aufgetaucht waren. Ohne darüber nachzudenken, griff Trunks über den Tisch nach ihrer Hand und hielt sie fest. Er drückte sie und hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Ayumi war für eine Millisekunde zusammengezuckt und betrachtete nun ihre beiden Hände, die auf dem Tisch lagen, ehe sie aufsah. „Danke“, sagte sie leise. Jetzt war Trunks derjenige, der ihr ein Lächeln schenkte. Und zwar eins der aufmunternden Sorte. Mit Freude stellte er fest, dass es bei ihr ankam und sie es erwiderte. Die schwere Trauer in ihren Augen war zwar nicht weg, wog aber längst nicht mehr so schwer. Vermutlich auch, weil sie einfach ein starkes Mädchen war. Das konnte gar nicht anders sein, denn wer in ihrem Alter keine Eltern mehr hatte und sich um eine kranke Großmutter kümmerte, der musste stark sein. Ayumi trank einen weiteren Schluck Wasser und spülte damit jedwede Traurigkeit hinfort, die bis eben Besitz von ihr ergriffen hatte. Sie schien sich eine imaginäre Rüstung anzuziehen, um nicht zusammenzubrechen. „Na ja, jedenfalls geht es ihr seit einer Weile sehr viel schlechter. Sie braucht ständig Hilfe bei allem. Wir haben eine Nachbarin, die mir ab und zu hilft. Damit ich arbeiten gehen kann oder um mir mal frei zunehmen, wie Frau Sato sagt. Deswegen arbeite ich auch in dem Dorayaki-Laden, weil ich mir eine Ausbildung oder den Besuch einer Uni nicht leisten kann. Also, zeitlich gesehen. Aber es ist okay, es geht uns soweit gut“, sprudelte es aus ihr heraus, als hätte sie nur in diesem einen Moment die Kraft dazu, all diese Worte auszusprechen. Trunks presste die Lippen aufeinander und bemühte sich, ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Sie war ein starkes Mädchen, doch dieses Schicksal war nicht fair. Sie sollte zur Uni gehen können, studieren, was auch immer sie studieren wollte, Zeit mit Freunden verbringen und das Leben genießen. Stattdessen war sie an ihre Großmutter gefesselt, um die sie sich kümmern musste und arbeitete in einem kleinen Laden, der gefüllte Pfannkuchen verkaufte. Allem Anschein nach hatte sie sich mit dieser Situation arrangiert und konnte der Arbeit in dem kleinen Kiosk sogar etwas Schönes abgewinnen, aber dennoch, es war ungerecht. Sicher, Trunks verstand, dass sie an ihrer Großmutter hing und es außer ihr niemanden gab, der sich um sie kümmern konnte, er würde es genauso machen. Aber trotzdem lebte Ayumi ein Leben, das mit vielen Widrigkeiten und Verzicht gespickt war. Und dabei wirkte sie auch noch so unendlich fröhlich, wenn sie nicht gerade von ihren Gefühlen übermannt wurde. Es verlangte Trunks sehr viel Respekt ab. Ein solch tragisches Schicksal hatte er nicht erwartet und es beeindruckte ihn, wie sie damit umging. „Das ist aber schön, dass eure Nachbarin euch hilft“, sagte er. Es schien ihm am unverfänglichsten. Eine läppische Entschuldigung kam ihm immer noch nicht angebracht vor. Plötzlich fiel ihm auf, dass er immer noch ihre Hand hielt. Ihre warmen Finger hielten seine sanft fest; sie machte keine Anstalten, die Umklammerung zu lösen. Allerdings fing sein Herz nun kräftig an zu schlagen, als ihm die Berührung derart bewusstwurde. Hitze schoss ihm in die Wangen und er hätte gerne mit dem mittlerweile abgekühlten, feuchten Handtuch über sein Gesicht gewischt. Auch Ayumi bemerkte nun, dass sie sich immer noch bei der Hand hielten und wurde ebenfalls rot um die Nasenspitze. Gleichzeitig lösten sie langsam ihre Hände voneinander und starrten einen Moment verlegen die Tischplatte an. „Ja“, sagte Ayumi dann und räusperte sich. Ihre Stimme war seltsam belegt. „Frau Sato ist wirklich ein Engel. Aber ich müsste langsam nachhause und nach meiner Großmutter sehen.“ „Ja, natürlich.“ Trunks´ Kopf schoss hoch. „Ich begleite dich.“ „Sehr gerne“, freute sie sich und lächelte scheu. Sie ließen die Schwere und die Traurigkeit des Gesprächs zurück, packten ihre Sachen zusammen, verabschiedeten sich vom Personal und verließen das Restaurant. Da erst wurde Trunks bewusst, dass er sie ja gar nicht eingeladen hatte. Er war doch wirklich ein Trottel! „Mist“, fluchte er leise und zog vor lauter Zorn auf sich selbst die Augenbrauen zusammen. Nicht mal daran hatte er sich gehalten. Zuerst vergaß er ein kleines Geschenk zu besorgen, und dann lud er sie nicht mal ein. „Was ist los?“, wollte sie sofort wissen. „Ach… Ich Depp hab´ dich gar nicht eingeladen.“ Ayumi machte eine wegwerfende Handbewegung und kicherte. „Ist doch nicht so schlimm.“ „Doch, das gehört sich so. Ich ärgere mich wirklich.“ Als er eine Hand an seinem Oberarm spürte, blickte er auf und sah in wunderschöne azurblaue Augen, die in den leuchtenden Straßenlaternen mit den Sternen am Himmel um die Wette funkelten. „Mach dir keinen Stress, Trunks.“ Da, da war es wieder. Dieses Gefühl, wenn sie seinen Namen aussprach. Wie eine wohltuende Streicheleinheit für sein Herz. Ein warmes Gefühl rann seine Wirbelsäule hinab und verursachte ein Kribbeln in seinem Bauch. „Du warst ja nicht darauf vorbereitet. Das nächste Mal, ja?“ Ayumi schmunzelte kess. Er blinzelte sie mit großen Augen an. Sie hat von einem nächsten Mal gesprochen, fegte es durch Trunks´ Gedanken. „Auf jeden Fall“, versprach er ernst, ließ sich dann aber von ihrem Schmunzeln anstecken. Keine Sekunde später überrumpelte sie ihn dann damit, dass sie sich bei ihm unterhakte. Sie lief so dicht neben ihm, dass ihm ihr Duft in die Nase stieg. Sie roch nach dem Ramenrestaurant, nach würziger Sojasoße und etwas Gebratenem, gleichzeitig kam aber ein blumiger Geruch darunter hervor, der sich ihm einbrannte. Er könnte schwören, dass sie nach den Kirschblüten duftete, unter denen sie heute Mittag gesessen hatten. Für die ersten paar Minuten versteifte er sich unwillkürlich, da ihm ihre Nähe überdeutlich bewusst war und er gar nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Doch ziemlich schnell gewöhnte er sich daran und genoss es, wie es sich anfühlte, dass sie so dicht neben ihm lief. Es war schlicht und ergreifend einfach schön. Während des restlichen Heimwegs erzählte ihm Ayumi von ihren anderen Lieblingsgerichten des gerade besuchten Restaurants und was ihre Großmutter noch so gut kochen konnte. Jetzt, da das Geheimnis gelüftet war, schien sie viel freier darüber reden zu können. „So, da wären wir“, verkündete sie und blieb in einer kleinen, schmucklosen Seitenstraße vor einem winzigen Häuschen stehen. Angrenzend befand sich ein identisches Haus. Beide waren grau und fielen unter den vielen anderen grauen Häusern überhaupt nicht auf. Jedoch stach das Haus, vor dem sie standen, durch einen länglichen Blumenkübel vor dem Eingang heraus, in dem ein paar Alpenveilchen wuchsen. „Meine Großmutter liebt diese Blumen“, erklärte sie, als sie Trunks´ Blick bemerkte. „Und sie pflegt sie auch selbst, das lässt sie sich nicht nehmen. Hier nebenan wohnt Frau Sato, aber sie sitzt jetzt vor dem Fernseher und sieht sich ihre Lieblingsrateshow an. Dabei will sie nicht gestört werden.“ Ayumi kicherte leise und löste sich von Trunks. Er spürte sofort, dass ihm etwas fehlte. Dass ihm jemand fehlte. Er hatte es so genossen, dass sie so nah bei ihm gewesen war. Gerne hätte er wieder nach ihrer Hand gegriffen, aber jetzt traute er sich nicht mehr. Bei ihrem Anblick fragte er sich jedoch, ob sie darauf wartete, dass er das tat. In ihren Augen blitzte etwas auf, dass fast nach Hoffnung aussah. „Und was machst du jetzt noch?“, wollte er wissen, um sich von seinem inneren Kampf abzulenken. „Nachdem ich nach meiner Großmutter geschaut habe, werde ich nur noch duschen gehen und schauen, was noch zu tun ist. Da Frau Sato aber sehr gründlich ist, werde ich nicht mehr viel zu tun haben. Und du?“ „Ich? Na ja, auch nicht mehr viel. Vielleicht ein bisschen lesen.“ „Was liest du denn?“, hakte Ayumi nach und trat einen winzigen Schritt auf ihn zu. Trunks bemerkte das und fragte sich, was jetzt gleich passieren würde. Die Luft zwischen ihnen schien elektrisch aufgeladen zu sein, so sehr, dass er es beinahe knistern hörte. In seinem Hals bildete sich ein Kloß und er räusperte sich, ehe er antwortete. „Keine Ahnung, vielleicht einen Krimi.“ „Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei. Wir sehen uns morgen?“ Ein weiterer kleiner Schritt Ayumis. Es fehlte nicht mehr viel und sie stünden Brust an Brust. „Morgen?“, fragte Trunks nach. Er war so überfordert mit der Situation, dass er gar nicht mehr daran dachte, dass sie sich ja für morgen verabredet hatten. Gleichzeitig verschwamm die Welt um ihn herum. Die Geräusche der Straße verblassten, der Boden unter seinen Füßen fühlte sich schwammig an, als würde er auf einer Wolke stehen. „Ja, du wolltest mir deine Kampfkünste zeigen“, erwiderte sie so leise, dass nur er es verstehen konnte, weil sie sich so nah waren. Trunks schluckte. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. „Und was ist mit deiner Großmutter?“ „Die ist versorgt, ich hätte ja morgen eigentlich arbeiten sollen. Also? Steht unsere Verabredung?“ Wieder musste er schlucken, bevor er was sagen konnte, da er sich nicht sicher war, ob aus seinem staubtrockenen Mund ein Ton herauskommen würde. „Ja“, antwortete Trunks kurz und knapp und ebenso leise. Er war gar nicht in der Lage, noch mehr zu sagen, denn er verlor sich gerade in ihren blauen Augen. Als würde er kopfüber in einen Ozean eintauchen, auf die Gefahr hin, nie wieder herauszukommen. Ein metallisches Klappern hinter ihnen ließ sie wie die Käfer bei angehendem Licht auseinanderstoben. Auf der anderen Straßenseite hatte ein junger Mann sein Fahrrad fallen lassen, allerdings beachtete er Trunks und Ayumi überhaupt nicht. Der junge Halbsaiyajin bemerkte jetzt allerdings, wie heftig sein Herz wummerte. Sämtliche kleinen Härchen auf seinem Körper standen zu Berge. Nachdem er einen Blick auf seine Begleiterin warf, fiel ihm auf, dass sie ähnlich aufgeregt zu sein schien und vor allem genauso erschrocken war wie er. Das junge Mädchen schüttelte sich unmerklich. „Wäre dir 12 Uhr recht? Ich mache uns etwas zu essen“, nahm sie den Faden von eben wieder auf, ohne ihm aber wieder näher zu kommen. „Ja, perfekt. Ich hole dich ab.“ „Sehr gerne. Dann bis morgen, Trunks.“ Ayumi ging zur Haustür und schloss auf. Als sie bereits in der offenen Tür stand, drehte sie sich nochmal zu ihm um. „Ich freu mich.“ „Ich freu mich auch, Ayumi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)