Star Trek - Timeline - 07-03 von ulimann644 (Finale auf Krendara) ================================================================================ Kapitel 2: Gestrandet --------------------- Der Planet Krendara Sternenzeit: 104809.6 Alpha-Quadrant in einem nicht erforschten Sektor Christina Carey-Dheran verspürte einen metallischen Geschmack im Mund, als sie mit Schmerzen an der linken Schläfe zu sich kam. Erst nach und nach setzte das bewusste Denken bei ihr wieder ein und sie erinnerte sich daran, was passiert war. Vermutlich hatte sie sich beim Absturz den Kopf angeschlagen. Außerdem schien sie sich auf die Zunge gebissen zu haben, denn zu dem Geschmack im Mund kam nun ein pulsierender Schmerz. „Von wegen butterweich. Das Einzige, was butterweich ist, ist mein Gehirn“, ächzte die Frau und sah sich um. Erst jetzt bemerkte sie den flackernden Lichtschein und sie vernahm ein Stechen in der Nase. Irgendwo in dem abgestürzten Raumschiff brannte es. Neben ihr hing Tar'Kyren wie leblos in seinem Sessel. Eine blutende Schnittwunde zog sich über seine Stirn. Inzwischen war das dunkelblaue Blut aber bereits weitgehend geronnen und so konnte die Wunde nicht allzu tief sein. „Verdammt, Tar“, murmelte Christina unterdrückt, nachdem sie bei ihrem Mann den Puls gefühlt hatte. „Du sammelst Narben, wie andere Leute Briefmarken.“ Dabei horchte die Frau auf, als aus dem hinteren Teil ein beunruhigendes Pochen und immer heller werdendes Summen an ihre Ohren drang. Sie wusste, dass sie und ihr Mann schleunigst aus dem Runabout heraus mussten. Der Warpkern destabilisierte sich und kündigte dies nun überdeutlich an. Sie warf nur kurz einen Seitenblick zu dem zerbrochenen Frontfenster. Beim Aufprall war es zu Bruch gegangen und einer der Splitter hatte offensichtlich die Stirn ihres Mannes gestreift. Dabei realisierte sie, dass alles auch schlimmer hätte ausgehen können. Fieberhaft suchte die Irin einige Gerätschaften zusammen, darunter eine Notausrüstung für sie beide. Mit einem raschen Griff klaubte sie auch den flachen Tricorder vom Boden, den Tar'Kyren zuvor achtlos hatte fallen lassen. Dann wuchtete sie den bewusstlosen Körper des Andorianers aus dem Sessel, wobei sie die Tatsache verfluchte, dass Leute stets doppelt so viel wogen, sobald sie das Bewusstsein verloren. Sie fragte sich ironisch, welche universelle Anomalie dafür wohl verantwortlich war. Um sich in den hinteren Bereich des Shuttles zu begeben und sich dort mit Phasern zu bewaffnen, blieb keine Zeit. Sie mussten schleunigst weg und jede Sekunde konnte entscheidend sein. Schließlich hatte Christina es geschafft sich sowohl beide Rucksäcke, als auch den Arm von Tar'Kyren, um die Schultern zu legen, und ächzend wuchtete sie ihn hoch. Bereits an der Seitenschleuse des Shuttles keuchte sie schwer, als sie die Klappe für den Hebel öffnete, der die Notsprengung des Außenschotts auslösen würde. Mit einem Ächzen riss sie den Hebel herunter. Das Schott wurde abgesprengt und wirbelte einige Meter davon. Mit übermenschlicher Anstrengung schleppte Christina sich, die Notausrüstung und ihren Mann ins Freie. Sollte es hier Keime geben die schädlich für den menschlichen oder den andorianischen Metabolismus waren, so hatten sie diese ohnehin bereits eingeatmet. Außerdem fehlten die Alternativen dazu, das Runabout schleunigst zu verlassen. Also schleppte sich die Frau mit der Last vorwärts. Beinahe ohne etwas wahrzunehmen – blind, fast wie ein Tier laufen würde. Als sie aus den Augenwinkeln einen Lichtschein wahrnahm, ließ sich Christina einfach fallen und legte schützend einen Arm um ihren Mann. Auch wenn der Frau in demselben Moment bewusst wurde, wie sinnlos diese Geste war. Fast gleichzeitig dröhnte ein Donnern über die Landschaft. Sirrend flogen einige Trümmerstücke über sie hinweg. Etwas streifte schmerzhaft ihr linkes Bein. Irgendwo weiter voraus, krachte ein Trümmerteil zu Boden und Christina spürte die Erschütterung. Dabei dankte sie allen Schutzengeln des Universums, dass dieses Trümmerstück sie verfehlt hatte. Instinktiv wartete Christina auf weitere Einschläge. Als sie ausblieben, wagte sie schließlich, den Kopf anzuheben und einen Blick über die Schulter zu werfen. „Tja, das war einmal ein Runabout!“, fluchte sie erbittert. Im nächsten Moment rührte sich der Andorianer an ihrer Seite und gab ein finsteres Brummen von sich. Orientierungslos sah er sich um, bis sein Blick auf dem Gesicht seiner Frau hängen blieb. Die Irin erwiderte mit gereizter Miene seinen fragenden Blick und grummelte: „Wenn es irgendwo eine Explosion gibt, dann scheint das genau dein Stichwort zu sein?“ Tar'Kyren Dheran ging nicht darauf ein. Stattdessen hob er leicht seine Augenbrauen und erkundigte sich, noch immer leicht irritiert: „Wo sind wir?“ „Na, da wo du unser Runabout bruchgelandet hast. Ich schätze die Ansiedlung, die wir ausgemacht haben, ist rund zehn Kilometer entfernt. Das Shuttle ist bestimmt noch ein ganzes Stück in seine Richtung geschlittert, bevor es uns um die Ohren flog.“ Der Andorianer richtete sich halb auf und sah auf die rauchenden Überreste des Shuttles. Gleichzeitig wurde ihm die volle Konsequenz der Geschehnisse bewusst. Er brachte es auf den Punkt, indem er feststellte: „Wir sind auf diesem Planeten gefangen. Für den Rest unseres Lebens, wenn kein Wunder geschieht.“ „Seit wann glaubst du denn an Wunder?“ Der Andorianer sah Christina vielsagend an und sie verstand ihn ohne Worte. Sie nickte deprimiert und fluchte leise: „Na toll.“ Erst jetzt schien ihr Mann zu erfassen, dass sie ihn bis hierhergeschleppt hatte und mit leisem Erstaunen in der Stimme meinte er: „Du hast mich vom Wrack bis hierher getragen, meine hübsche kleine Eisfee. Respekt.“ „Und das in Rekordzeit“, erwiderte Christina grimmig grinsend. „Sonst hätte dich die Schwarze Kreatur der Verdammnis bereits in den Fängen.“ Es sprach für die Mentalität des Andorianers, dass er sich einen Moment später bereits auf das Naheliegende konzentrierte und fragte: „Wie sind wir ausgerüstet?“ Christina kam auf die Knie und erwiderte: „Für jeden von uns eine Notfallausrüstung. Dann noch dein Tricorder. Unsere Kommunikatoren scheinen noch zu funktionieren.“ „Was ist mit Waffen?“ „Keine Waffen.“ Der Andorianer ließ sich von seiner Frau aufhelfen und brummte missgestimmt: „Das gefällt mir nicht. Aber vielleicht haben wir Glück und brauchen keine Waffen.“ Noch bevor sie sich entschieden hatten, welchen Weg sie zu der ausgemachten Ansiedlung einschlagen wollten, hörten sie ein helles Sirren in der Luft. Wenige Augenblicke später gerieten drei silbrig glänzende Fluggeräte in ihr Blickfeld. Die sechseckigen, etwa dreißig Meter durchmessenden, Maschinen näherten sich rasch und landeten schließlich, nur wenige Meter von ihnen entfernt. „Ich hoffe, du hast Recht“, gab Christina erst jetzt Antwort. „Wenn die uns an den Kragen wollen, dann werden wir nämlich wenig dagegen tun können.“ Schotts öffneten sich an allen drei Maschinen und zur Überraschung der beiden Notgelandeten entstiegen ihnen jeweils zwei schlanke - absolut humanoide Wesen. Sie sahen aus wie Menschen. Jedoch fielen sie sofort durch die violette Hautfarbe auf. Das Haar der Fremden war durchgehend von tiefstem Schwarz. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte Christina Dheran, dass die violette Haut der Fremden dunkle Streifen aufwies, dem Muster eines Tigers nicht unähnlich. Sie alle hielten Gegenstände in den Händen, die sie sofort als Waffen identifizierte. Sie bestanden offensichtlich aus demselben silbernen Material, wie die Außenhaut der Fluggeräte. Die Antennen des Andorianers bogen sich leicht nach innen – ein Zeichen dafür, dass er verärgert war. Dennoch blieb er ruhig und wandte den Fremden seine leeren Handflächen zu, während er gleichzeitig sagte: „Wir haben nichts Böses im Sinn. Unser Runabout geriet in einen Magnetsturm und wir mussten hier notlanden.“ Dem Andorianer war klar, dass zu viele Informationen nur Konfusion stiften würden, darum verschwieg er den Durchflug des Wurmloches. Vermutlich wussten die hiesigen Intelligenzen mit diesem Begriff ohnehin nicht viel anzufangen. Das grazil wirkende Wesen, dass dem Andorianer am nächsten stand, erwiderte etwas in einer melodischen Sprache, die der Kommunikator mit geringfügiger Verzögerung folgendermaßen übersetzte: „Mein Name ist Forill-Taan. Ich muss Sie beide bitten, mich an Bord eines unserer Gleiter zu begleiten. Wir haben Fragen.“ Das schien dem Andorianer schon fast zu glattzugehen. Misstrauisch wechselte er einen Blick mit Christina, bevor er sich wieder dem Wesen zu wandte, das sich ihm als Forill-Taan vorgestellt hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass es sich um ein weibliches Exemplar zu handeln schien. Dabei wirkte Forill-Taan etwas kräftiger, als ihre Begleiter. „Wir kommen mit Ihnen“, erwiderte der Andorianer. Zu seiner Erleichterung senkten die sechs Wesen die Waffen und Forill-Taan ging ihnen voraus zu dem Gleiter, dem sie zuvor entstiegen war. Während Tar'Kyren und Christina Dheran ihr folgten, fragte sich der Andorianer, woher dieses rasche Vertrauen herrühren mochte. Normalerweise waren Wesen, die mit einer fremden Spezies konfrontiert wurden, oder so wie in diesem Fall, mit gleich zwei fremden Spezies, wesentlich misstrauischer. Er hoffte, dass dieser Eindruck nicht trog und man sie nicht in eine Falle lockte. Doch entgegen seinen Erfahrungen mit fremden Spezies neigte der Andorianer dazu, dies nicht anzunehmen. Ohne sagen zu können, warum das so war. Vielleicht ergab sich ein klareres Bild, wenn sie dort waren, wohin die Fremden ihn und seine Frau zu bringen gedachten. * * * Eine halbe Stunde später standen Tar'Kyren Dheran und Christina in einem großzügig dimensionierten Raum an einer breiten Fensterfront und sahen hinaus auf die Stadt, zu der man sie geflogen hatte. Sie lag an der Küste eines Meeres und wurde hufeisenförmig von dicht bewaldeten Hügeln umschlossen. Lediglich zum Meer hin, fiel das Gelände flach ab. Der Andorianer sah für eine Weile schweigend auf die Landschaft, bevor er mit rauer Stimme zu Christina sagte: „Diese Leute haben uns zwar sehr bestimmt hierhergebeten, doch irgendetwas an dem Verhalten kam mir seltsam vor. Hast du nicht auch eine gewisse Unsicherheit bei denen gespürt? So, als wäre es ihnen fast peinlich uns festzusetzen.“ „Also geht es mir nicht allein so“, gab die Irin zustimmend zurück. „Ich habe im Grunde die ganze Zeit damit gerechnet, dass die sich dafür entschuldigen würden.“ Tar'Kyren Dheran wandte sich seiner Frau zu und schritt zu ihr. „Ich weiß, dass es riskant ist, aber ich habe das Gefühl, diesen Fremden vertrauen zu können. Ausgerechnet ich, der sonst immer das Misstrauen in Person gewesen ist, wenn mir Fremde zuerst einmal eine Waffe unter die Nase gehalten haben.“ „Bei der Nase“, spöttelte die Frau, um gleich darauf wieder ernst zu werden. „Du hast Recht, aber auch mir geht es so. Fast hatte ich vorhin den Eindruck, dass die uns hätten laufen lassen, wenn wir auf die Idee gekommen wären zu flüchten, anstatt mitzukommen. Irgendetwas an diesen Fremden ist seltsam.“ Hinter ihnen öffnete sich das Schott und jene Fremde, die sich ihnen bereits zuvor als Forill-Taan vorgestellt hatte, betrat den Raum. Diesmal war sie unbewaffnet und etwas überrascht von dieser Sorglosigkeit sah der Andorianer bezeichnend zu seiner Frau. Forill-Taan indessen schien dies nicht zu bemerken. Mit entspannt wirkender Miene kam sie geschmeidig auf die ihr fremden Wesen zu. Fast erweckte sie dabei den Eindruck, als würde sie jede Woche Besuch von den Sternen bekommen. Zwei Schritt vor Dheran und seiner Frau blieb Forill-Taan stehen und sagte mit gedämpfter Stimme: „Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass sich meine Spezies Krendaraner nennt. Sie befinden sich auf unserer Heimatwelt Krendara. Darf ich Sie beide nun fragen, wie sich Ihre Spezies nennt?“ Es war Christina, die nach einem kurzen Blickwechsel mit ihrem Mann antwortete: „Wir entstammen zwei verschiedenen Spezies, die beide zur Vereinten Föderation der Planeten gehören. Ich bin Christina Carey-Dheran, ein Mensch, und neben mir steht mein Mann, Tar'Kyren Dheran, ein Andorianer.“ Die Miene der Krendaranerin drückte gleichzeitig Faszination und Neugier aus, als sie sich erkundigte: „Ihre Gefühle füreinander haben die Unterschiede, die es sicherlich bei Ihren beiden Spezies gibt, also überwunden? Wie viele Spezies gehören der Föderation, die sie erwähnt haben noch an?“ Diesmal war es der Andorianer, der antwortete: „Der Föderation gehören annähernd zweihundert Welten an. Dabei ist die Anzahl der Spezies um etwa siebzig Prozent geringer, da zu den Mitgliedswelten auch eine Reihe von Kolonialwelten gehören.“ „Sehr interessant“, gab die Krendaranerin begeistert zurück, bevor sie sich straffte und mit einem bedauernden Unterton in der Stimme erklärte: „Ich hätte noch so viele Fragen an Sie beide, doch das wird warten müssen. Unsere Planetare Führerin wartet auf Sie. Auch sie hat einige Fragen.“ Als sie sich abwandte, folgten die Dherans ihr, wobei Tar'Kyren seiner Frau unterdrückt zu raunte: „Ist dir aufgefallen, dass sie sich fast ausschließlich auf dich konzentriert hat, als sie sprach? Von mir hingegen hat sie kaum Notiz genommen.“ „Ja“, gab Christina ebenso leise zurück, während sie den langen Gang durchschritten. „Vielleicht gefällst du der Dame nicht.“ „Ach was!“, schnappte der Andorianer und seine Antennen bogen sich leicht nach Innen. „Ich und nicht gefallen.“ Bevor Tar'Kyren Dheran noch mehr dazu sagen konnte, erreichten sie ein großes Schott, dass sich vor ihnen teilte. Unterwegs hatte es keinerlei Wachen gegeben und es wäre Christina und deren Mann ein Leichtes gewesen, Forill-Taan zu überwältigen und die Flucht zu ergreifen. Doch wohin hätten sie schon fliehen können? Hatten die Krendaraner vielleicht dieselben Überlegungen angestellt und deshalb auf Wachen verzichtet? Bevor Christina Carey-Dheran zu einer Lösung kam, trat Forill-Taan zur Seite und gab den Blick frei auf drei krendaranische Frauen. Wieder wechselte das Ehepaar bezeichnende Blicke miteinander und der Andorianer raunte grimmig: „Sprich du mit ihnen. Vielleicht gefällst du besser.“ Christina kam dem Vorschlag Dherans nach und fasste für die anwesenden drei Vertreterinnen der Krendaraner noch einmal zusammen, wie sie hierher verschlagen wurden. Außerdem gab sie einen kurzen Überblick darüber, wie die Föderation entstanden war und welchen Zielen sie sich verschrieben hatte. Nachdem die Terranerin geendet hatte, flüsterten die drei Planetaren Führerinnen miteinander, bevor sich die mittlere der drei Frauen an Christina wandte und erklärte: „Vielleicht ist Ihre Ankunft so etwas wie Schicksal. Sie müssen wissen, dass auf Krendara seit Jahrzehntausenden ein Männerüberschuss im Verhältnis von etwa 4:1 besteht, was bei unserem Volk gesellschaftlich sehr früh zur Bildung eines Matriarchats geführt hat. Zwar herrscht auf Krendara, seit Jahrhunderten schon, die Gleichberechtigung, jedoch wählt traditionell auch gegenwärtig noch immer ausschließlich die Frau, auf Krendara, ihre bis zu vier Ehepartner. Sowohl die politische, wie auch die militärische Gewalt, wird auf Krendara, seit vielen Jahrtausenden, von Frauen ausgeübt. Es hat auf Krendara jedoch zu keiner Zeit eine gewählte Zentralregierung gegeben - viel mehr ist die politische Macht bereits immer schon von einzelnen Großfamilien ausgeübt worden, was in den letzten zwei Jahrhunderten für ansteigende, gesellschaftliche Spannungen gesorgt hat. Vordringlich, weil sich die übrigen Krendaraner, die nicht einer dieser Familien angehören, zunehmend benachteiligt fühlen. Insbesondere, seit der Entwicklung von Massenmedien, über die Informationen sich innerhalb weniger Stunden auf dem gesamten Planeten verbreiten. Diese Spannungen haben sich besonders in den letzten einhundert Jahren stets verschärft, seit die weiblichen Oberhäupter dieser Familien endlich offiziell eine Regierung eingesetzt und gleichzeitig einen Amtssitz geschaffen haben.“ An diesem Punkt schaltete sich Tar'Kyren Dheran ein und fragte: „Hat es wegen dieser Spannungen Kriege gegeben?“ Die Krendaranerin wandte sich zum ersten Mal dem Andorianer zu und erwiderte nach einem langen Blick: „Nein. Unser Volk wäre zwar in der Lage, sich gegen Invasoren zu verteidigen, jedoch nicht dazu, gegen andere Krendaraner Gewalt anzuwenden. Für nicht entartete Krendaraner wäre das undenkbar.“ „Nicht entartete Krendaraner?“, echote Christina Carey-Dheran hellhörig werdend. „Dann gibt es also entartete Krendaraner. Was verstehen Sie darunter?“ Die drei Krendaranerinnen wechselten bedeutungsvolle Blicke miteinander, bevor nun die links sitzende Krendaranerin das Wort ergriff: „Es handelt sich nicht um eine biologische Entartung, sondern um eine geistige. Die Entartung besteht darin, dass diese Krendaraner dazu bereit und auch in der Lage sind, Gewalt gegen andere Krendaraner auszuüben. Einige von ihnen haben bereits andere Krendaraner ermordet. Das führte bei den gesunden Krendaranern zu einer Art mentaler Schockstarre, da dies allgemein als undenkbar gilt. In den letzten Jahren haben sich diese Entarteten organisiert und auf ein Archipel zurückgezogen. Dort haben sie eine alte Atomanlage übernommen. Dieses veraltete Atomkraftwerk ist vor langer Zeit stillgelegt worden, nachdem unsere Solartechnik so weit fortgeschritten war, dass wir auf diese gefährliche Technik verzichten konnten. Wir befürchten jedoch, dass die Entarteten dort seit einiger Zeit dabei sind, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Zudem ist diese Anlage Teil einer aufgegebenen Militärbasis. Wir trauen den Entarteten zu, dass sie dort Atomwaffen herstellen. In den letzten Monaten wurden dort zudem Raketentests durchgeführt. Vermutlich entwickelt man dort ein Trägersystem für diese Atomwaffen. Offensichtlich nehmen die Entarteten an, sie könnten einen atomaren Holocaust überleben.“ Wieder war es der Andorianer, der einhakte: „Entschuldigung, aber was tun sie gegen diese Entwicklung?“ Die hilflosen Mienen der anwesenden Krendaranerinnen sprachen Bände. Offensichtlich verbot sich ihnen, selbst gegen entartete Krendaraner militärisch vorzugehen. „Ich denke, wir verstehen nun Ihr Problem“, mischte sich Christina ein. „Sie sprachen eben davon, dass unser Absturz Schicksal sein könnte. Ich muss Ihnen jedoch sagen, dass es die Bestimmungen der Föderation…“ Die Irin unterbrach sich und sah den Andorianer an ihrer Seite unwillig an, als dieser fest ihren Unterarm umklammerte. Dabei sah er sie beschwörend an und raunte: „Die Föderation ist weit weg und wir riskieren hier die Auslöschung einer ganzen Spezies. Von uns beiden gar nicht zu reden. Keine Direktive der Föderation kann so etwas gutheißen. Außerdem gibt es da immer noch den Artikel Eins der Dienstanweisungen.“ „Du spielst also auf die Anweisung an zu überleben, soweit dies der Auftrag zulässt.“ Christina sah in die eindringlich blickenden Augen ihres Gatten, wobei sie einen inneren Kampf mit sich selbst ausfocht. Sie stand zu den Prinzipien der Föderation. Doch sie hatte sie auch einige Male selbst ignoriert, wenn sie den Eindruck gewonnen hatte, dass diese Prinzipien nicht greifen. Nichteinmischung würde in diesem Fall den Untergang einer ganzen Spezies bedeuten – Einmischung möglicherweise deren Rettung. Doch das würde auch unwägbare Konsequenzen nach sich ziehen. Dafür, dass die nicht entarteten Krendaraner nicht allzu kriegerisch veranlagt waren, gab es keine Beweise. Darum konnte sie nur nach ihrem Bauchgefühl entscheiden. Schließlich atmete sie tief durch und nickte Tar'Kyren zu, der sich darauf wieder an die krendaranischen Regierungsbeamtinnen wandte. „Was meine Frau meint ist: Die Prinzipien der Föderation verbieten uns eine Einmischung in Ihre internen Angelegenheiten. Würden Sie uns jedoch offiziell um Hilfe bitten und mit den notwendigen Vollmachten ausstatten, so könnten wir Ihnen helfen. Die Föderation verfolgt zwar eine Politik des Friedens und des Miteinander, doch wir haben nicht verlernt dafür zu kämpfen.“ Es war die Krendaranerin, die zuerst gesprochen hatte, die nun erwiderte: „Wir wären für jede Hilfe dankbar, die sie leisten können. Wir werden ihnen die notwendigen Vollmachten erteilen. Sagen Sie nur, was Sie brauchen. Aber sind Sie sicher, dass sie beide allein etwas bewirken können?“ Es war Christina, die darauf antwortete. „Versprechen können wir nichts, doch mein Mann ist so eine Art Spezialist für unmöglich erscheinende Kommandounternehmen. Er wird herausfinden, ob und wie wir helfen können. Doch dazu brauchen wir alle Informationen bezüglich der geografischen Gegebenheiten vor Ort. Außerdem wären Informationen in Bezug auf die Stärke des Gegners und seine Bewaffnung nicht schlecht.“ Tar'Kyren Dheran ergänzte: „Haben Sie hier so etwas, wie einen Konferenzraum, wo diese Informationen aufbereitet werden können?“ Die drei Regierungsverantwortlichen sahen gleichzeitig zu Forill-Taan, die sich der Menschenfrau und dem Andorianer zuwandte. „Kommen Sie bitte mit, ich werde Sie zu der entsprechenden Örtlichkeit bringen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)