Star Trek - Timeline - 07-03 von ulimann644 (Finale auf Krendara) ================================================================================ Kapitel 1: Nachhall ------------------- Runabout - USS DITHREABHAIGH / NCC-72452 Sternenzeit: 104804.9 Alpha-Quadrant in einem nicht erforschten Sektor „Ich messe einen Magnetsturm an, Liebling“, rief Christina Carey-Dheran vom Sitz des Piloten aus nach hinten. Sie hörte ihren Mann dort nun seit einer Weile rumoren, weil die Trägheitsstabilisatoren seit etwa einer halben Stunde unregelmäßig arbeiteten. „Er wird uns in etwa zehn Minuten erreichen.“ Zunächst gab Tar'Kyren Dheran nur ein kurzes Knurren zurück, bevor er zurückrief: „Hast du auch positive Nachrichten, nar y´ner mai Kumari? Ich weiß nicht, was mit diesem blöden Scheißding los ist, doch ich ahne, warum das Sternenflottenkommando uns das Runabout so bereitwillig überlassen hat. Am Respekt vor unseren Leistungen für die Föderation hat es aber auf keinen Fall gelegen.“ „Vielleicht dachten die ja, du wärst ein weitaus besserer Techniker, als es offensichtlich der Fall ist“, stichelte die Irin. „Vielleicht hättest du auch gleich um einen Piloten und einen Techniker bitten sollen, als du damals um dieses Runabout ersucht hast.“ Der Andorianer ließ den Hydro-Schraubenschlüssel fallen, den er gerade in den Händen hielt. Polternd fiel er zu Boden. Gleich darauf grollte der Andorianer: „Als würde man denen heute noch beibringen wie man so eine Kiste richtig fliegt. Nein, danke.“ Damit klaubte der Fünfundachtzigjährige umständlich den Schraubenschlüssel vom Boden auf und machte sich wieder ans Werk. Das Thema wechselnd rief er nach einem Moment in Richtung seiner drei Jahre älteren Frau: „Ich soll dich übrigens herzlich von Pasqualina und Christian grüßen. Die Beiden haben uns zu Weihnachten nach Wien eingeladen. Was sagst du dazu?“ „Wenn deren vier Kinder, mitsamt der Enkel, auch da sind, dann dürfte es turbulent zugehen. Ich würde aber trotzdem gerne annehmen. Nach dem Krieg gegen die Kor-Naxa hat sich die Familie Sinemus ja ziemlich rar gemacht.“ Ein heiseres Lachen des Andorianers folgte. „Ja, Christian und Pasqualina haben für ziemlich viel Nachwuchs gesorgt. Als Schuljunge wollte ich auch mindestens vier Kinder haben. Inzwischen bin ich froh, dass wir es bei zwei belassen haben. Ich glaube, man sollte sich nicht mehr Kinder anschaffen, als man Hände hat.“ „Nicht, wenn sie so sind wie Nareen und Christopher“, stimmte Christina zu. „Aber gerechterweise ist der kleine Kel´Taron ganz wie sein Vater.“ Dheran schnaubte. „Wenn er das mal nur wäre. Ich glaube, der ist eher genauso quirlig wie seine Mutter Fia´Ryen. Die Angehörigen des Telev-Clans waren bekanntlich noch nie die ruhigen Typen, aber sag was du willst - mir gefällt unser Enkel.“ „Und das von dir?“, staunte Christina schmunzelnd. „Wo du doch diese sehr lebhafte Andorianerin zuerst gar nicht gemocht hast.“ „So habe ich das nie gesagt“, verteidigte sich der Andorianer. In demselben Moment durchlief eine kaum merkliche Erschütterung das Runabout, dass im Moment nicht auf Warp gehen konnte. Momentan steuerte Christina Carey-Dheran es vor dem sich nähernden Magnetsturm her. „Schatz, halt das Runabout ruhig!“, rief der Andorianer nach vorne. „Ich hoffe, dass ich diesen Trägheitsdämpfer wenigstens notdürftig wieder hinbekomme, bevor der Sturm uns ernsthaft Probleme bereiten kann. Wie ist der Schildstatus?“ „Voll einsatzbereit.“ „Schon was wert“, knurrte der Andorianer, der zu seiner Überraschung einen plötzlich aufbrandenden Ärger verspürte. Erst nach einem Moment wurde ihm klar, dass er selbst es gewesen war, der den Krieg gegen die Kor-Naxa erwähnt hatte. Zum Ende des Jahres 2403 waren die Kor-Naxa in den Bajoranischen Sektor vorgedrungen. Nach zwei Jahren Krieg hatte die Föderation kein wirksames Mittel gefunden, um die Biohüllen der Kor-Naxa-Raumschiffe zu durchschlagen. Admiral Valand Kuehn übernahm zu dieser Zeit den Oberbefehl über die Erste Flotte, die unter seinem Kommando stand, und die Fünfte Flotte, unter dem Kommando von Sylvie LeClerc-Kuehn – seiner Frau. Nachdem das Flaggschiff der Fünften Flotte, durch eine Kollision mit einem der Kor-Naxa-Raumschiffe, stark angeschlagen worden war, wobei fast dreiviertel der Besatzung ums Leben kam, aber auch das Bioschiff einigen Schaden erlitt, entschloss sich Sylvie zu einem verwegenen Kommandounternehmen. An der Spitze einiger Unverletzter und Leichtverwundeter, drang sie in das kor-naxanische Bioschiff ein und es gelang ihr und ihren Leuten, Proben zu erbeuten. Sowohl von den Kor-Naxa selbst, wie auch von ihrer Biotechnik. Der Trupp schaffte es, unter Verlusten, aus dem Bioschiff zu entkommen und die Proben auf ein Schiff der Fünften Flotte in Sicherheit zu bringen. Bei dieser Aktion starb Valands Frau, als sie, bereits zuvor schwer verwundet, den sicheren Rückzug des Trupps deckte. Valand litt damals unter dem Verlust. Sylvie war, nach Ahy´Vilara Thren, bereits die zweite Ehefrau, die er auf tragische Weise verlor. Nachdem der Krieg, nicht zuletzt dank der Analyse der Bioproben, im Jahr 2404 gewonnen werden konnte, nahm Valand überraschend seinen Abschied von der Sternenflotte. Kurze Zeit später verschwand er – zunächst spurlos. Erst einige Monate später überreichte der Schwiegervater von Valand Kuehns erster Frau ihm den Code-Schlüssel zu Valands Familiensitz, auf der Erde. Dort fand er einen Hinweis darauf, dass sich Valand in das Spiegeluniversum versetzt hatte, um dort das Spiegelbild seiner verstorbenen ersten Frau, Ahy´Vilara Thren, aufzusuchen. Um gemeinsam mit ihr dort einen positiven Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen, falls sie noch lebte. Valand war sich zu diesem Zeitpunkt darüber im Klaren gewesen, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein würde. Eine drastische Entscheidung des Freundes, die ihn wütend gemacht hatte, auch wenn er letztlich verstand, wieso Valand diesen Weg gegangen war. Er hatte den Code-Schlüssel im Anschluss Valands Schwester Alana zukommen lassen und ihr von der Entscheidung ihres Bruders berichtet. Zu seiner Überraschung erfuhr er, neun Jahre später, etwas vom Schicksal des Freundes. Durch Captain Denise Casparini. Drei Jahre zuvor war die WILLIAM RIKER, im All treibend und voller toter Crewmitglieder, aufgefunden worden. Von Captain Casparini und einigen anderen Personen fehlte jede Spur und drei Jahre lang galten sie als vermisst. Erst durch die Rückkehr der Vermissten erfuhr Dheran, dass seinerzeit Terraner aus dem Spiegeluniversum die WILLIAM RIKER überfielen und einige Crewmitglieder in dieses Paralleluniversum entführten. In ihrem Bericht erwähnte Captain Casparini, dass sie im Spiegeluniversum Valand Kuehn begegnet war. Nach dem Bericht der Frau hatte Valand nicht nur jene Ahy´Vilara Thren des Spiegeluniversums gefunden, sondern beide hatten dort geheiratet. Gemeinsam führten sie im Spiegeluniversum den Widerstand gegen das Terranische Imperium an, dass zu diesem Zeitpunkt wiedererstarkt zu sein schien. Damals war Dheran einerseits erleichtert darüber gewesen, zu erfahren, dass sein Freund noch lebte. Doch andererseits hatte es ihn auch traurig gestimmt, dass Valand nicht ins Primäruniversum zurückgekehrt war, obwohl er dazu die Gelegenheit gehabt hatte. Valand hatte Captain Casparini darum gebeten ihm zu erklären, dass er dort seinem Leben einen neuen Sinn hatte geben können. Doch das hatte es nicht wesentlich besser gemacht, was seine Emotionen in Bezug auf diese Entscheidung betraf. Vierzehn Jahre waren seitdem vergangen. Vierzehn Jahre, in denen er nichts mehr von Valand gehört hatte. Doch noch immer wühlte es ihn auf, wenn er an seinen besten Freund dachte. Er vermisste ihn unvermindert stark – und das würde sich auch niemals ändern, solange er lebte. Dessen war sich Dheran sicher und so abwegig das für eine Zeitlang gewesen war - er vermisste auch Sylvie, seit deren Tod. Als die ersten stärkeren Erschütterungen das Runabout durchliefen, kehrten die Gedanken des Andorianers in die Gegenwart zurück. Er schloss geräuschvoll die Wartungsklappe des Steuerbord-Trägheitsdämpfers und beeilte sich, wieder ins Cockpit zu gelangen. Noch während er sich in den Sitz des Co-Piloten warf, meinte er: „Ich hoffe die Schaltung hält, bis wir ein paar Lichtjahre weit weg sind, von diesem Magnetsturm. Ich schlage vor, wir wagen es.“ Die DITHREABHAIGH nahm wieder mehr Fahrt auf. Dieses gälische Wort bedeutete so viel wie Einsiedler. Christina hatte es für dieses Runabout ausgesucht. Vermutlich in einem Anfall von schrägem Humor, wie Tar'Kyren Dheran befand. Denn sie hatte einmal gemeint, dass dieses Runabout, getrennt von allen anderen Runabouts der Flotte, ein einsames Dasein fristen würde, als sie es überstellt bekamen. Die Erschütterungen nahmen an Intensität zu und der Andorianer sagte laut: „Wir werden es jetzt wagen auf Warp zu gehen!“ „Wir?“ „Es geht los!“ In demselben Moment betätigte Tar'Kyren die entsprechenden Schaltungen und das Arbeitsgeräusch der Aggregate erfuhr eine Steigerung. Fast gleichzeitig rief Christina aus: „Ich messe einen signifikanten Anstieg an Neutrinos! Direkt in unserer Flugrichtung!“ Hastig kontrollierte ihr Ehemann die Anzeigen seiner Konsole und sagte verdrießlich: „So ein verdammter…“ Er unterbrach sich, als sich vor dem Runabout ein grelles Licht ausbreitete und beinahe die Form einer fremdartigen Blume annahm. Ein ultrablauer Strudel bildete sich um das Licht und im nächsten Moment sah das Ehepaar durch die Frontfenster auf einen düsterroten Energiekanal. Die abstraktesten geometrischen Formen bildeten sich vor ihnen und verschwanden wieder. Dafür klang das Rütteln rasch ab. Durch den rötlichen Schein beleuchtet, der durch die Scheiben hineindrang, fragte Christina: „Was ist das, Tar? Irgendwie erinnert mich das da draußen an etwas, das ich schon einmal gesehen habe. Wenn ich nur wüsste, was es war.“ Die Frau hatte ruhig gesprochen. Ebenso ruhig erwiderte Tar'Kyren: „Ja, das da draußen hat entfernt Ähnlichkeit mit einem Wurmloch. Doch warum ist dies hier düster-rot?“ Bevor Christina antworten konnte, ruckte das Fahrzeug wild hin und her und die Computerstimme meldete: „Wurmloch instabil. Es kommt zu Energieschwankungen. Kohärenz kann nicht garantiert werden.“ Christina Carey, die es gewohnt war Realitäten anzuerkennen, fragte mit ruhiger Stimme: „Optionen?“ „Gute Frage“, versetzte ihr Mann. „Ich versuche, die Schilde zu verstärken und die Geschwindigkeit zu erhöhen. Vielleicht…“ Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ den Andorianer verstummen. Wieder begann das Runabout zu bocken, wie ein Wildpferd. Im nächsten Moment hörte es auf und das rote Glühen rings um das Kleinraumschiff verschwand abrupt. Für einen Moment sahen sich Tar'Kyren und Christina unsicher an, bevor der Andorianer meinte: „Wir sind durch, wie es scheint.“ Christina Carey fuhr sich mit den Fingern der Rechten durch das lange Haar und verlangte dann: „Computer: Standortbestimmung!“ „Standortbestimmung nicht…“ Mit einem trockenen Knall erstarb die Computerstimme und Funken regneten auf die beiden Insassen des Runabouts, bevor die Beleuchtung anfing zu flackern und gleich darauf erlosch. Im nächsten Moment schaltete sich die Notbeleuchtung ein und tauchte das Innere des Shuttles in ein gespenstisch düsteres Licht. „Was hast du vorhin eigentlich die ganze Zeit da hinten gemacht?“, erkundigte sich Christina ironisch bei ihrem Mann. „Jetzt ist das Ding vollkommen hin. Wir treiben.“ Tar'Kyren ging diesmal nicht darauf ein und erwiderte finster: „An deiner Stelle würde ich mit den Scherzen aufhören. Wenn der Computer nicht verreckt wäre, dann hätte er uns vermutlich gesagt, dass eine Standortbestimmung nicht möglich ist. Dir ist schon klar, was das bedeutet. Wir sind so weit vom erforschten Weltall weg, dass selbst der Computer keinerlei Referenzpunkte finden konnte.“ „Wenigstens funktioniert die künstliche Schwerkraft noch“, murrte Christina. Sie erhob sich und warf einen Blick zum Fenster hinaus. „Tar, sieh mal dort hinaus und sag mir, was du davon hältst.“ Der Andorianer sah durch eine der Scheiben. Erst nach einem Moment bemerkte er, was seine Frau zu der Aufforderung an ihn verleitet hatte. „Die Sterne scheinen hier ungewöhnlich dicht beieinander zu stehen.“ „Dann habe ich mich also nicht geirrt“, stellte die Irin fest. „Dieser Sternendichte nach könnten wir uns dicht am Kern des galaktischen Zentrums befinden. Die Frage ist nur wo. Befinden wir uns noch im Alpha-Quadrant oder hat es uns in einen der drei anderen Quadranten verschlagen?“ „Darauf kommt es im Moment nicht an, denn wenn du mal auf den kleinen, blauen Punkt da vorne siehst, dann bemerkst du, dass wir auf einen Planeten zu treiben. Offenbar gehört er zur Minshara-Klasse. Bis wir da sind, sollten wir das Runabout wieder hinbekommen haben. Oder aber wir werden spektakulär in der Atmosphäre verglühen.“ Christina folgte dem Blick ihres Mannes und stieß aus: „Dieser Planet ist mir gar nicht aufgefallen, bis du ihn erwähnt hast.“ „Wenn man alt wird“, spöttelte Dheran grinsend und kassierte dafür einen langen, warnenden Blick seiner Gattin. „Du bist auch keine zwanzig mehr“, konterte die Irin. „Sonst…“ Tar'Kyren Dheran sah aufmerksam werdend zu Christina, als sie sich abrupt unterbrach. Die Antennen auf sie richtend erkundigte er sich: „Sonst was?“ Die Frau warf ihr Haar zurück und meine ausweichend: „Ach, gar nichts.“ Christina wollte sich abwenden, doch ihr Mann zog sie an der Hand zu sich herum und trat dichter an sie heran. Forschend sah er in die Augen seiner Frau und er ahnte endlich, was sie ihm hatte sagen wollen, bevor sie sich selbst unterbrochen hatte. Tar'Kyren nahm sanft Christinas Gesicht in seine Hände und sagte rau: „Wir haben zwar nicht alle Zeit der Welt, aber das lasse ich mir nicht nochmal sagen.“ Im nächsten Moment küsste der Andorianer die Irin und sie erwiderte den Kuss ihres Mannes. Erst nach einer ganzen Weile löste er sich von seiner Frau und sie sah ihn auf jene besondere Weise an, die ihm zum ersten Mal aufgefallen war, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. Beinahe verschmitzt lächelnd meinte Christina: „Weißt du, manchmal überraschst du mich auch nach so vielen Jahren noch.“ Nach einem weiteren Kuss erwiderte Dheran: „Fortsetzung folgt. Jetzt müssen wir uns aber an die Arbeit machen, meine hübsche, kleine Eisfee, oder daraus wird nichts.“ * * * Die Dherans entwickelten eine emsige Betriebsamkeit, wobei Christina ein ums andere Mal zu fluchen begann, wenn eine ihrer Reparaturen nicht auf Anhieb den gewünschten Erfolg zeitigte. Was ihren Mann dazu veranlasste, hin und wieder ein flüchtiges Grinsen aufzusetzen, denn sie wirkte in diesen Momenten beinahe mehr, wie eine Andorianerin, denn wie eine Frau von der Erde. Das hatte er von Beginn an ihr gemocht und dies hatte sich nie geändert. Zwischendurch kam er darauf zu sprechen, was ihn in den letzten Wochen und Monaten bewegt hatte. Während der Andorianer am EPS-Flussregulator arbeitete, meinte er mit etwas angehobener Stimme zu Christina: „Ich hätte nie gedacht, dass Christopher eher Kinder haben würde, als Nareen. Hat sie mal mit dir darüber gesprochen, ob sie vielleicht gar keine Kinder haben will?“ Ein spöttisches Lachen klang auf, bevor Christina erwiderte: „Seit wann erzählt mir Nareen Dinge, die sie nicht zuerst dir erzählt? Nareen war immer deine Tochter. Ich fürchte, das wird sich auch nie ändern.“ Tar'Kyren bemerkte die leise Wehmut in ihrer Stimme und entgegnete: „Na, komm. Nareen liebt dich. Außerdem ist dir dafür Christopher nie von der Seite gewichen. Wenn er müde war, dann durftest doch nur noch du ihn anfassen.“ Christina lachte wehmütig. „Das waren noch Zeiten. Aber um nicht vom Thema abzukommen. Ich denke, Nareen hatte noch nie viel Sinn dafür, eigene Kinder zu haben. Außerdem reist sie mit ihrem Mann auf ganz Bajor herum. Ausgrabungen hier und Vorlesungen da. Die beiden sind einfach viel zu viel unterwegs.“ „Wie gut, dass wir zwei da ja ganz anders sind“, erwiderte Dheran ironisch. Er schloss die EPS-Leitungen, die er zuvor abgetrennt hatte, wieder an und brummte verdrießlich, als sie zu flackern begannen. Wütend schimpfte er: „Das gibt es doch gar nicht!“ Christina sah zu ihm und schmunzelte unterdrückt. „Weißt du, was einer meiner weiblichen Vorfahren in solchen Situationen immer zu sagen pflegte? Wenn die Nähmaschine bockt – kräftig draufhauen!“ Tar'Kyren Dheran war im Moment genau in der passenden Stimmung für solche flotten Sprüche und so nahm er den nächsten Hydro-Schraubenschlüssel, den er zu packen bekam und schlug damit kräftig auf den EPS-Flussregulator ein. Zu seiner maßlosen Überraschung stabilisierte sich das bläulich weiße Glühen, das von den EPS-Leitungen emittiert wurde und etwas verblüfft sah der Andorianer zu seiner Frau. Christina gab sich keinerlei Mühe, ihre Heiterkeit zu verbergen. Lachend deutete sie auf das funktionierende Bauteil und sagte: „Da hast du es!“ „Wenn wir den Rest nicht auch hinbekommen, bevor wir in die Atmosphäre des Planeten eindringen, nützt uns das gar nichts“, knurrte der Andorianer. Was würdest du schätzen – wie lange dauert es noch?“ Christina schritt zu einem der Fenster und sah auf den Planeten, der mittlerweile das gesamte Sichtfeld ausfüllte. Sie hatte bereits vor einigen Stunden festgestellt, dass es auf der Oberfläche Kontinente gab, die von weiten Wasserflächen eingerahmt wurden. Insgesamt wirkte der Planet sehr erdähnlich. „Vielleicht noch fünf Stunden, Liebling. Vielleicht auch sechs.“ „Sollte reichen“, gab Dheran zuversichtlich zurück. Pessimismus brachte in ihrer momentanen Lage nicht viel. Dazu war immer noch Zeit, wenn sie es nicht schafften, das Shuttle rechtzeitig wieder flottzubekommen. Er kümmerte sich um den Warpmatrix-Flux-Kompensator. Eine Stunde verging. Dann eine weitere – bis Christina ausrief: „Ich habe die Nebenaggregate wieder aktiv!“ Fast gleichzeitig verkündete Dheran: „Der Warpkern fährt wieder hoch. Wir haben es geschafft, Schatz. Jetzt aber keine Zeit vergeuden, wer weiß, wie lange diese Not-Reparaturen halten.“ „Oh nein!“, regte sich Christina auf. „Das ist doch wieder typisch mein Mann. Kaum ist alles in Ordnung, beschwört er neues Unheil herauf!“ Sie folgte jedoch rasch dem Beispiel ihres Mannes, als er sich in den Sessel schwang, um die Kontrollen des Runabouts zu aktivieren. Ernst sagte er dabei: „Kein Witz, meine hübsche, kleine Eisfee. Wir müssen da hinunter und landen – und zwar so schnell es geht.“ „Möchte wissen, ob es da intelligentes Leben gibt“, wich Christina aus. Sie merkte an dem feinen Unterton in der Stimme ihres Mannes, dass die Lage ernst war. „In dem Fall hätten wir vielleicht Hilfe, um wieder von hier wegzukommen.“ „Wenn die aber nicht zufällig wissen, wo genau die Erde liegt, nützt uns das nicht sehr viel. Selbst, wenn wir die DITHREABHAIGH wieder in einen einwandfreien Zustand bekommen sollten, was mehr als fraglich ist.“ Christina sagte nichts dazu. Sie war nicht bereit so schnell die Hoffnung aufzugeben. Tar'Kyren Dheran steuerte das Shuttle direkt auf einen der sichtbaren Kontinente zu. Da sie nicht wussten, ob es intelligentes Leben hier gab und wenn ja, wo es zu finden war, schien ihm ein Kontinent so gut wie der andere. Dabei murrte er: „Bei der Schwarzen Kreatur der Verdammnis, ich wollte, die Individual-Scanner wären nicht defekt. Schatz, ich schalte die Schilde auf ein Minimum, um Energie zu sparen und die Notschaltungen nicht zu sehr zu belasten. Achte bitte auf die Anzeigen und sag mir, wenn ich die Schilde verstärken muss.“ „Für dich doch immer, Schatz“, erwiderte Christina zuckersüß. Hauptsächlich, um die eigene Nervosität in den Griff zu bekommen. Der Andorianer lachte humorlos und beschleunigte das Shuttle. Er korrigierte den Kurs etwas und lenkte das Shuttle in steilem Winkel zum Planeten hinunter. Bereits wenig später wurden die ersten feineren Strukturen auf der Oberfläche erkennbar. Das Shuttle begann leicht zu vibrieren, als es in die tieferen Schichten der Atmosphäre eindrang. Wenig später begann die Zelle des Fahrzeugs zu schwingen, als Tar'Kyren Dheran es rasch immer weiter hinab zur Oberfläche steuerte. Regen trommelte gegen die Zelle des Shuttles und in Abständen von wenigen Sekunden zuckten grelle Blitze auf, als sie eine lokale Schlechtwetterfront durchflogen. Als das Rütteln stärker wurde, blickte Christina Carey zu ihrem Mann und meinte: „Versuch doch, das Shuttle ruhig zu halten, Schatz. Mir wird schlecht.“ „Ich gebe mir Mühe, Liebling“, erwiderte der Andorianer abwesend, während er fieberhaft versuchte, die Fluglage zu stabilisieren. „Wenn wir erst einmal unter der Sturmschicht sind, wird es sicherlich besser werden.“ „Hauptsache, du bringst uns sicher hinunter.“ Dheran grinste zuversichtlich. „Keine Sorge, meine hübsche, kleine Eisfee. Das wird eine butterweiche Landung werden.“ „Ich hatte schon keine Sorgen mehr, bevor wir zu dieser Reise aufgebrochen sind“, meinte die Irin scherzhaft. Dann wurde Sie wieder ernst und fragte: „Wie weit sind wir von einem halbwegs akzeptablen Landepunkt entfernt?“ Der Andorianer blickte kurz auf die eingeblendete Karte, auf seiner Konsole und erklärte: „Etwa zwanzig Kilometer vor uns ist eine günstige Stelle.“ Draußen brach die Sonne des Systems durch die Wolkenschichten. Außer einigen weiten Wäldern und einem hoch aufragenden Gebirgszug in der Ferne war jedoch kaum etwas zu erkennen. Nichts deutete bisher auf eine Ansiedlung hin. „Dort links sehe ich so etwas, wie eine Stadt“, rief Christina nach einigen Augenblicken aus. „Du musst nach links!“ „Ich bin ja schon dabei“, beruhigte Dheran und fügte gleich darauf mit unheilschwangerer Stimme hinzu: „Das Shuttle fängt an träge zu reagieren. Wir müssen rasch runter, denn es wäre nicht angenehm, wenn ich das Shuttle in eine Kurve steuern will und das verdammte Ding hätte plötzlich eine andere Idee.“ Christina wollte etwas darauf erwidern, doch sie kam nicht mehr dazu. Ein Titanenschlag durchlief die Shuttlezelle und das Raumfahrzeug begann erneut, zu vibrieren – diesmal sehr viel stärker, als vor einigen Minuten. „Tar, was…“ Zu mehr kam Christina Carey-Dheran nicht, denn in demselben Moment drang ein fürchterliches Kreischen überbeanspruchten Durastahls an ihr Ohr und alles vor ihren Augen begann, sich zu drehen. „Festhalten!“, brüllte der Andorianer, wobei er sich selbst an die Konsole krallte. Die Irin spürte, dass ihr Magen zu rebellieren begann. Für einen schrecklichen Moment der Erkenntnis realisierte sie, dass sie abstürzten. Im nächsten Moment erkannte sie durch die Sichtscheibe des Shuttles, wie der Boden förmlich auf sie zu raste. Eine grüne Mauer, die auf sie zuzukommen schien. Sie schrie, ohne es bewusst wahrzunehmen. Nur wenige Augenblicke später erfolgte ein fürchterlicher Schlag und löschte ihr Bewusstsein aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)